Notizen 1769 3 2 Strukturbestimmung 3 4 Zur ...znaturforsch.com/ab/v34b/34b1769.pdf · Nach...

3
Notizen 1769 Sr3Al2Sn2 und Ba3Al2Sn2 - ternäre Stannide im Ta3B4-Strukturtyp Sr3Al2Sn2 and Ba3Al2Sn2 - Ternary Stannides in the Ta3B4-Structure Axel Widera und Herbert Schäfer* Abteilung II für Anorganische Chemie im Eduard-Zintl-Institut der Technischen Hochschule in Darmstadt, Hochschulstraße 4, D-6100 Darmstadt Z. Naturforsch. 34b, 1769-1771 (1979); eingegangen am 3. August 1979 Ternary Stannides, Crystal Structure The new compounds Sr3Al2Sn2 and Ba3Al2Sn2 crystallize in the orthorhombic system (Immm-Dfjj) with Sr3Al2Sn2: a = 446.5 ± 1 pm, b = 1979.5 ± 2 pm, c = 494.4 ± 1 pm, Ba3Al2Sn2: a — 459.4 ± 1 pm, b = 2063.4 ± 2 pm, c = 523.0 ± 1 pm, and build up an ordered variant of the Ta3B4- structure type. In früheren Arbeiten [1, 2] konnten wir zeigen, daß die ternären Verbindungen A3A12X2 mit A = Ca, Sr und Ba und X = Si und Ge in einer ge- ordneten Variante des Ta3B4-Strukturtyps [3] kri- stallisieren. Es ist uns nun gelungen, aus der Reihe der analogen Stannide die Sr- und Ba-Verbindung darzustellen und ihre Strukturen röntgenographisch aufzuklären. Darstellung Ebenso wie die bereits beschriebenen Silicide und Germanide ließen sich die Stannide in direkter Synthese aus den Elementen darstellen. Dazu wur- den stöchiometrische Gemenge der Elemente in Korundtiegeln unter Argonatmosphäre auf 1370 bis 1450 K erhitzt und unter Rühren eine Stunde bei dieser Temperatur belassen. Anschließend wurden die Ansätze innerhalb von 12 h auf Raumtempera- tur abgekühlt und wegen ihrer Zersetzlichkeit an feuchter Luft unter getrocknetes Paraffinöl ge- bracht. Aus den so erhaltenen Reguli ließen sich in beiden Fällen plättchenförmige, silbrig helle Kri- stalle isolieren, die sich auch unter trockenem Paraffinöl innerhalb weniger Stunden unter Ab- scheidung von Zersetzungsprodukten dunkel ver- färbten. Die Stöchiometrie stützt sich in beiden Fällen auf die vollständige Röntgenstrukturanalyse an Einkristallen. * Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. Herbert Schäfer. 0340-5087/79/1200-1769/$ 01.00/0 Strukturbestimmung Zur Strukturbestimmung beider Verbindungen wurden jeweils Einkristalle unter öl in Markröhr- chen eingeschmolzen und um die c- Achse als Dreh- achse justiert. Nach Weißenberg- (CuKa) und Precessionaufnahmen (MoKa) kristallisieren beide Verbindungen innenzentriert im orthorhombischen Kristallsystem. Nach Achsen (Tab. I) und Intensi- tätsverlauf der Reflexe sind beide Verbindungen untereinander und auch zu den formelanalogen Siliciden und Germaniden isotyp. Die Reflexinten- sitäten des Sr3Al2Sn2 wurden aus integrierten Precessionaufnahmen (MoKa) mikrodensitome- trisch bestimmt. Die Verbindung Ba3Al2Sn2 hin- gegen wurde an einem automatischen Zweikreis- diffraktometer (Stoe Stadi 2, MoKa-Strahlung, Graphitmonochr omator, w-scan, Winkelbereich 2 # 70°) vermessen. Die erhaltenen Intensitäts- werte wurden bezüglich der PLG-Faktoren und im Falle des Ba3Al2Sn2 auch bezüglich der Absorption entsprechend der Kristallgestalt korrigiert. Nach Mittelung über symmetrieäquivalente Reflexe ver- blieben 558 (Ba3Al2Sn2) bzw. 125 (Sr3Al2Sn2) Reflexe, die zur Strukturbestimmung herangezogen ! Sr, Ba \ auf ,'( ouf ! W&W 0,5 \ z ± 0.5 I Abb. 1. Projektion der Elementarzelle der Verbindun- gen Sr3Al2Sn2 bzw. Ba3Al2Sn2 auf die a,6-Ebene.

Transcript of Notizen 1769 3 2 Strukturbestimmung 3 4 Zur ...znaturforsch.com/ab/v34b/34b1769.pdf · Nach...

Notizen 1769

Sr3Al2Sn2 und Ba3Al2Sn2 -ternäre Stannide im Ta3B4-Strukturtyp

Sr3Al2Sn2 and Ba3Al2Sn2 -Ternary Stannides in the Ta3B4-Structure

Axel Widera und Herbert Schäfer* Abteilung II für Anorganische Chemie im Eduard-Zintl-Institut der Technischen Hochschule in Darmstadt, Hochschulstraße 4, D-6100 Darmstadt Z. Naturforsch. 34b, 1769-1771 (1979); eingegangen am 3. August 1979 Ternary Stannides, Crystal Structure

The new compounds Sr3Al2Sn2 and Ba3Al2Sn2 crystallize in the orthorhombic system (Immm-Dfjj) with Sr3Al2Sn2: a = 446.5 ± 1 pm,

b = 1979.5 ± 2 pm, c = 494.4 ± 1 pm,

Ba3Al2Sn2: a — 459.4 ± 1 pm, b = 2063.4 ± 2 pm, c = 523.0 ± 1 pm,

and build up an ordered variant of the Ta3B4-structure type.

In früheren Arbeiten [1, 2] konnten wir zeigen, daß die ternären Verbindungen A3A12X2 mit A = Ca, Sr und Ba und X = Si und Ge in einer ge-ordneten Variante des Ta3B4-Strukturtyps [3] kri-stallisieren. Es ist uns nun gelungen, aus der Reihe der analogen Stannide die Sr- und Ba-Verbindung darzustellen und ihre Strukturen röntgenographisch aufzuklären.

Darstellung Ebenso wie die bereits beschriebenen Silicide und

Germanide ließen sich die Stannide in direkter Synthese aus den Elementen darstellen. Dazu wur-den stöchiometrische Gemenge der Elemente in Korundtiegeln unter Argonatmosphäre auf 1370 bis 1450 K erhitzt und unter Rühren eine Stunde bei dieser Temperatur belassen. Anschließend wurden die Ansätze innerhalb von 12 h auf Raumtempera-tur abgekühlt und wegen ihrer Zersetzlichkeit an feuchter Luft unter getrocknetes Paraffinöl ge-bracht. Aus den so erhaltenen Reguli ließen sich in beiden Fällen plättchenförmige, silbrig helle Kri-stalle isolieren, die sich auch unter trockenem Paraffinöl innerhalb weniger Stunden unter Ab-scheidung von Zersetzungsprodukten dunkel ver-färbten. Die Stöchiometrie stützt sich in beiden Fällen auf die vollständige Röntgenstrukturanalyse an Einkristallen.

* Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. Herbert Schäfer.

0340-5087/79/1200-1769/$ 01.00/0

Strukturbestimmung Zur Strukturbestimmung beider Verbindungen

wurden jeweils Einkristalle unter öl in Markröhr-chen eingeschmolzen und um die c- Achse als Dreh-achse justiert. Nach Weißenberg- (CuKa) und Precessionaufnahmen (MoKa) kristallisieren beide Verbindungen innenzentriert im orthorhombischen Kristallsystem. Nach Achsen (Tab. I) und Intensi-tätsverlauf der Reflexe sind beide Verbindungen untereinander und auch zu den formelanalogen Siliciden und Germaniden isotyp. Die Reflexinten-sitäten des Sr3Al2Sn2 wurden aus integrierten Precessionaufnahmen (MoKa) mikrodensitome-trisch bestimmt. Die Verbindung Ba3Al2Sn2 hin-gegen wurde an einem automatischen Zweikreis-diffraktometer (Stoe Stadi 2, MoKa-Strahlung, Graphitmonochr omator, w-scan, Winkelbereich 2 # 70°) vermessen. Die erhaltenen Intensitäts-werte wurden bezüglich der PLG-Faktoren und im Falle des Ba3Al2Sn2 auch bezüglich der Absorption entsprechend der Kristallgestalt korrigiert. Nach Mittelung über symmetrieäquivalente Reflexe ver-blieben 558 (Ba3Al2Sn2) bzw. 125 (Sr3Al2Sn2) Reflexe, die zur Strukturbestimmung herangezogen

! S r , Ba \ auf ,'( o u f !

W&W 0,5 \ z ± 0.5 I

Abb. 1. Projektion der Elementarzelle der Verbindun-gen Sr3Al2Sn2 bzw. Ba3Al2Sn2 auf die a,6-Ebene.

1770 Notiz en

Tab. I. Die kristallographischen Daten der Verbindungen AaAl2Sn2 mit A = Sr, Ba. Der isotrope Temperatur-faktor ist als exp [— 8 n2 • U • sin2 #/A2], der anisotrope Temperaturfaktor als exp [—2 n2 (h2a*2Un + k2b*2V22 + l2c*2U33 + 2hla*c*VX3 + 2Ha*c*U2 3 + 2hka*b*V12) definiert.

Verbindung Kristallsystem Raumgruppe Achsen [pm]

Volumen der EZ [pm3] Zahl der Formeleinheiten Dichte röntg, [g/cm3] Atomparameter und Temperaturfaktoren

orthorhombisch Immm-Df{>

.R-Wert

Sr3Al2Sn2

446,5 ± 1 1979,5 ± 2 494,4 ± 1

4,3697 • 10« 2 4,21

Sr auf 4 g y = 0,1832(3) U - 130(10)

Sr auf 2 b U = 60(20)

Sn auf 4 g y = 0,3584(2) U = 40(20)

AI auf 4 h y = 0,9351(9) U = 10(30)

0,108 (125 symmetrieunabhängige Reflexe)

Ba3Al2Sn2

459,4 ± 1 2063,4 ± 2

523,0 ± 1 4,9579 • 108

2 4,71

Ba auf 4 g y = 0,1829(3) U n = 130(10) U22 = 93(6) U33 = 96(6) U2 3 = U13 = U12 = 0 Ba auf 2 b U u = 50(10) U22 = 101(9) U33 = 89(9) U23 = U13 = U12 = 0 Sn auf 4 g y = 0,3629(2) U n = 120(10) U22 = 107(7) U33 = 77(7) U2 3 = Ui3 - U12 = 0 AI auf 4 h y = 0,9378(4) U n = 180(40) U22 = 10(20) U3 3 = 10(10) U23 = U15 = u1 2 = 0 0,079 (558 symmetrieunabhängige Reflexe)

wurden. Zur Bestimmung der Atompositionen wurde von den Parametern der analogen isotypen Germanide ausgegangen; diese ließen sich nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate in weni-gen Cyclen verfeinern. Unter Berücksichtigung iso-troper (Sr3Al2Sn2) bzw. anisotrop aufgespaltener Temperaturfaktoren (Ba3Al2Sn2) ergaben sich die in Tab. I zusammengestellten optimierten Parame-ter [4].

Strukturbeschreibung Die gefundene Atomanordnung (Abb. 1) ent-

spricht der des Ta3B4, wobei die Erdalkaliatome die Plätze des Tantals, die AI- und Sn-Atome dagegen geordnet die Borpositionen einnehmen. Es ergeben sich plane, parallel der a,6-Ebene verlaufende Al-Sn-Zickzackketten, die sich in Richtung der 6-Achse, so einander annähern, daß unendliche Bänder aus planen Sechsecken entstehen, deren gegenüber-liegende gemeinsame Seiten jeweils von den AI-Atomen gebildet werden (Abb. 1).

In der Nahordnung haben sowohl die AI- als auch die Sn-Atome die Koordinationszahl 9. Sie liegen in der Mitte verzerrter dreiseitiger Prismen aus 6 Erd-alkaliatomen, über deren Seitenflächen auf gleicher Höhe mit dem Zentralatom noch je ein weiteres Atom lokalisiert ist (Tab. II). Die Erdalkaliatome der Lagen 4 g und 2 b sitzen dagegen im Zentrum fünf- bzw. sechsseitiger Prismen, über deren Seiten-flächen ebenfalls je ein weiteres Atom angeordnet ist. Außerdem gehören noch zwei Erdalkaliatome über den Deckflächen der Prismen zur Koordina-tionssphäre, so daß sich als Koordinationszahlen 15 + 2 bzw. 18 + 2 errechnen. Die Atomabstände in den jeweiligen Koordinationspolyedern sind in Tab. II zusammengefaßt.

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie dem Fonds der Chemischen Industrie danken wir für die Förderung dieser Untersuchungen.

Notizen 1771

Tab. II. Atomabstände (pm) und Koordinationszahlen. Die maximalen Standardabweichungen betragen für die Erdalkali-Erdalkali- und Erdalkali-Zinn-Abstände 0,2 pm (BaaA^Sng) bzw. 1,4 pm (Sr3Al2Sn2), für die Erd-alkali-Aluminium- und Zinn-Aluminium-Abstände 0,4 pm (Ba3Al2Sn2) bzw. 2,0 pm (Sr3Al2ln2) und für die Al-Al-Abstände 0,4 pm (Ba3Al2Sn2) bzw. 2,2 pm (Sr3Al2Sn2).

Sr3Al2Sn2 Ba3Al2Sn2 KZ

Atomabstände um die Sn-Atome Sr (4g) 4 X 343,1 Ba (4g) 4 X 360,7 9 der Lage 4 g Sr (4g) l x 346,8 Ba (4g) l x 371,4

Sr (2b) 2 x 373,7 Ba (4g) 2 x 385,2 AI (4h) 2 x 269,9 AI (4h) 2 x 276,8

Atomabstände um die AI-Atome Sr (4g) 2 x 340,5 Ba (4g) 2 x 360,9 9 der Lage 4 h Sr (2b) 4 x 357,0 Ba (2b) 4 X 371,1

Sn (4g) 2 x 269,9 Sn (4g) 2 X 276,8 AI (4h) l x 256,9 AI (4h) l x 257,1

Atomabstände um die Erdalkaliatome Sr (4g) 4 X 425,8 Ba (4g) 4 X 441,8 18 + 2 der Lage 2 b Sr (2b) 2 x 446,5 Ba (2b) 2 x 459,4 der Lage 2 b

Sn (4g) 4 X 373,7 Sn (4g) 4 X 385,2 AI (4h) 8 X 357,0 AI (4h) 8 X 371,1 Sr (2b) 2 x 494,4 Ba (2b) 2 x 523,0

Atomabstände um die Erdalkaliatome Sr (4g) 4 x 425,8 Ba (4g) 4 X 444,8 15 + 2 der Lage 4 g Sr (4g) 2 x 446,5 Ba (4g) 2 X 459,4 der Lage 4 g

Sr (2b) 2 x 425,8 Ba (2b) 2 x 441,8 Sn (4g) l x 346,8 Sn (4g) l x 371,4 Sn (4g) 4 X 343,1 Sn (4g) 4 X 360,7 AI (4h) 2 x 340,5 AI (4h) 2 x 360,9 Sr (4g) 2 x 494,4 Ba (4g) 2 x 523,0

[1] A. Widera u. H. Schäfer, Z. Naturforsch. 32b, [3] R. Kiessling, Acta Chem. Scand. 4, 209 (1950). 1349 (1977). [4] G. Sheldrick, Programmsystem SHEL-X-76,

[2] A. Widera, B. Eisenmann, H. Schäfer u. K. Cambridge, unveröffentlicht. Turban, Z. Naturforsch. 31b, 1592 (1976).