NR. 78 JULI 2011 PREIS 2 EURO C 44755 posıtıen - GDV€¦ · ktuell 3 titel 4 Auf Achse Die...

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SORGFÄLTIG Deutsche Reaktoren sind gut versichert – Dirk Harbrücker im Interview. SORRY! Fouls gehören zum Kicken dazu – auch im Mädchenfußball. posıtıonen ZU POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT SORGLOS Der Autoschutzbrief wird zum umfassenden Mobilitätspaket. NR. 78 JULI 2011 PREIS 2 EURO C 44755 Fast ein halbes Jahr fährt der Doppeldeckerbus der Versicherer mehr als 25 Städte an, hält auf Marktplätzen und in Fußgänger- zonen. So will man mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Ein Roadtrip der besonderen Art. HALLO, DEUTSCHLAND!

Transcript of NR. 78 JULI 2011 PREIS 2 EURO C 44755 posıtıen - GDV€¦ · ktuell 3 titel 4 Auf Achse Die...

  • SORGFÄLTIG Deutsche Reaktoren sind gut versichert – Dirk Harbrücker im Interview.

    SORRY! Fouls gehören zum Kicken dazu – auch im Mädchenfußball.

    posıtıonenZU POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT

    SORGLOS Der Autoschutzbrief wird zum umfassenden Mobilitätspaket.

    N R . 7 8 JULI 2011 P R E I S 2 E U R O C 4 4 7 5 5

    Fast ein halbes Jahr fährt der Doppeldeckerbus der Versicherer mehr als 25 Städte an, hält auf Marktplätzen und in Fußgänger-zonen. So will man mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Ein Roadtrip der besonderen Art.

    HALLO, DEUTSCHLAND!

  • Aktuell 3

    titel 4

    Auf AchseDie Versicherer touren mit einem

    Doppeldeckerbus durch Deutschland.

    HiNteRGRuND 10

    Pannenhilfe in SilberErstklassige Auto-Pannenhilfe – der Schutz-

    brief bietet ein Rundum-sorglos-Paket an.

    NACHGeFRAGt–DASiNteRVieW 12

    Dirk Harbrücker, DKVG:„Wir müssen keine Angst haben” –Fukushima und die Folgen

    HiNteRGRuND 16

    Blutgrätsche statt ZickenkriegWie sind junge Mädchen gegen Verletzungen

    beim Fußballspielen versichert?

    GeGeNpoSitioNeN 18

    Am Pranger

    SeRViCe 19

    letzteSeite 20

    Immer mehr Frauen und Mädchen kicken das Runde ins Eckige

    iMpReSSuM 20

    tHeMeNDieSeR

    AuSGAbe

    rolf-peter hoenen

    Präsident des GDV

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    WennSiediesertageeinenaltenbrombeerfarbenenDoppeldeckerbusaufdemMarktplatzihrerHeimat-stadtstehensehen–gehenSiehin,schauenSiesichdasan,stellenSieFragen,hörenSiezu.eswirdsichlohnen.

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    wer sich auf Reisen begibt in einem großen Dop

    peldeckerbus, noch dazu einem gepflegten engli

    schen Oldtimer, der lernt viele Menschen kennen.

    Er hört Geschichten, erfährt einiges über ihr

    Leben und ihre Träume.

    Wenn Sie, liebe Leser, dieser Tage einem alten

    brombeerfarbenen Bus begegnen, wenn ein sol

    ches Gefährt gar auf dem Marktplatz Ihrer Hei

    matstadt steht – gehen Sie hin, schauen, fragen,

    hören Sie. Es sind Kollegen, die im Zuge der Kam

    pagne der deutschen Versicherer unterwegs sind:

    Was ist den Menschen so wichtig, dass sie es

    schützen wollen? Die Passanten geben Auskunft,

    sprechen über ihre Erfahrungen, zeichnen ihre

    Wünsche auf große Schilder – und werden so Teil

    unserer Kampagne. „On Tour“ – die Titel

    geschichte berichtet von der erlebnisreichen

    Kampagnentour 2011.

    Sommerzeit ist Reisezeit: Wer mit dem Pkw ver

    reist, ist mit einem Schutzbrief seines Kraftfahrt

    versicherers bei Pannen und Unfällen bestens

    geschützt. Rund 24 Millionen Kunden haben be

    reits einen Autoschutzbrief ihres Versicherers.

    Welche Leistungen der neben der reinen Pannen

    hilfe abdeckt, erzählt ein Hintergrundbericht.

    Im beginnenden Sommer ist aber nicht nur Rei

    sen angesagt: Derzeit läuft die FußballWM der

    Frauen in Deutschland. Fußball wird immer be

    liebter bei Mädchen. Das spiegeln auch die Zah

    len bei den Sportunfällen wider. Das Risiko, sich

    im Verein oder in der Freizeit zu verletzen, sichern

    Unfallversicherungen ab. Der zweite Hintergrund

    bericht erzählt vom Boom des beliebten Mann

    schaftssports beim weiblichen Geschlecht.

    In Blogs und auf Webseiten von Anwälten und

    Sachverständigenbüros wird das Schadenmanage

    ment der Autoversicherer angeprangert. Zu Un

    recht, wie die Gegenpositionen dieser Ausgabe

    zeigen: Die deutschen Kraftfahrtversicherer regu

    lieren pro Jahr an die 10 Millionen Schäden – mit

    rund 20 Milliarden Euro. Fast alle Schäden wer

    den problemlos bearbeitet. Aber nur ein vernünf

    tiges Schadenmanagement erlaubt es den Ver

    sicherern, günstige Prämien anzubieten.

    Ihr RolfPeter Hoenen

    einblick

    2 positionen

  • WASSAGtMANDAzu?

    kurz positioniert

    „Wenndiebedingungenstimmen,stehendieprivatenGläubigersicherzurVerfügung.einedenkbareMöglichkeitwärebeispielsweise,wenndiepolitikstaatlicheGarantienzurAbsicherungeinesweiterenengagementsderbankeninGriechenlandgewährleistenwürde.“Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des

    Bundesverbandes deutscher Banken,

    am 21. Juni im Deutschlandfunk.

    „ichdenke,einefreiwilligebeteiligungvonbankenistSymbolpolitik.einbankvorstandkannjanichtfreiwilligaufMilliardenverzichten,dieerandererseitsbekommenkönnte.”Kai Carstensen, Ifo-Chefvolkswirt,

    am 20. Juni in der Zeit.

    „WirbraucheneinefreiwilligebeteiligungderprivatenGläubiger,dieerstenseinensubstan-ziellenbeitragzurStützungvonGriechenlandliefert,zumzweitenquantifizierbarundzumDrittenverlässlichist.”Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister, CDU,

    am 20. Juni in der Börsen-Zeitung.

    kurz gemeldet

    DeutliCHeSpluSbeilebeNSVeRSiCHeRuNGeN

    Die deutschen Lebensversicherer konnten auch 2010 ihre Beitragsein-

    nahmen gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern. Mit 90,4 Milliarden

    Euro (Vorjahr: 85,2 Milliarden Euro) stiegen die Bruttobeiträge um sechs

    Prozent. Dies geht hervor aus der neuen Broschüre des Gesamtver-

    bandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Die deutsche

    Lebens versicherung in Zahlen, die jetzt veröffentlicht wurde.

    Drei Stimmen zur Debatte um die Beteiligung privater

    Gläubiger in der griechischen Schuldenkrise:

    positionen3

    Beitragseinnahmen steigen auf 90,4 Milliarden Euro in 2010.

    SiCHeRHeitSpReiSANHAlleVeRlieHeNKeine Unfälle mehr durch einfache und kostengünstige

    Maßnahme.

    Die Unfallkommission Halle an der Saale ist am 9. Juni 2011 mit dem von

    der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und dem Deutschen Verkehrs-

    sicherheitsrat (DVR) gestifteten Sicherheitspreis „Die Unfallkommission”

    ausgezeichnet worden. Der Preis, der seit 2001 jährlich vergeben wird,

    ist mit 5.000 Euro dotiert, die für die Verkehrssicherheitsarbeit vor Ort

    zur Verfügung stehen. In Halle entschärfte die Unfallkommission

    kostengünstig und dennoch äußerst wirksam eine Unfallhäufungsstelle

    im Zuge der Bundesstraße 6 im Stadtgebiet.

    Schon zu seinen Lebzeiten tuschelten die Menschen. Man munkelte, seine

    Geige oder gar er selbst sei mit dem Leibhaftigen im Bund, um so schön

    spielen zu können. Niccolò Paganini (1782–1840), diesen gespens tisch

    anmutenden, hageren, eher hässlichen Mann mit der spitzen Nase, küm-

    merte das Gerede wenig. Er spielte die Geige ohne Kinnhalter, legte das

    Kinn direkt auf die Resonanzdecke, und aufgrund der legendären Dehn-

    barkeit der Finger seiner linken Hand wurde „il cannone violino“, wie er

    selbst sein Instrument nannte, zu seiner Lieblingsgeige. In Paganinis Nach-

    lass fanden sich 15 Violinen, darunter sieben von Antonio Stradivari, vier

    von Giuseppe Guarneri und zwei von Nicola Amati. „Il cannone“ stamm-

    te von Giuseppe Guarneri, und Paganini schenkte sie seiner Heimatstadt

    Genua, „damit sie dort ewig aufbewahrt werde“. Seit 1851 liegt die Geige,

    zusammen mit anderen Erinnerungsstücken Paganinis, im Palazzo Tursi,

    Sitz der Genueser Stadtverwaltung. Die Hauptteile der „cannone“ sind bis

    heute unversehrt geblieben, inklusive Originallack. Auf Auslandsreisen zu

    Konzerten ist das berühmte Stück mit sieben Millionen Euro versichert.

    die schÖnste versicherungssache der welt

    DiekANoNeNVioliNe7.000.000 Euro

  • titel

  • Auf AchseMit einem Doppeldeckerbus, mit Foto- und Filmteams

    sind die deutschen Versicherer in ganz Deutschland unterwegs – und fragen die Menschen, was ihnen so wichtig

    ist, dass sie es versichern.

    Doppeldecker – Der Old-

    timer aus dem Jahr 1966 ist

    ein Bristol Lodekka. Spitzen-

    geschwindigkeit: 66 km/h.

  • in junger Punk sitzt vor einem

    der beiden Infozelte der deut-

    schen Versicherer und schreibt.

    Er hat einen schwarz-blond

    gefärbten Irokesenschnitt und

    trägt einen schwarzen Kapuzenpullover mit

    einem großen weißen Totenkopf auf der Brust.

    Durch Nasenflügel und Lippen hat er sich je

    zwei Ringe stechen lassen, unter den aufge-

    krempelten Ärmeln sind seine tätowierten

    Unterarme sichtbar. Vor ihm liegt ein großes

    rechteckiges Stück Papier, auf das er mit gro-

    ßen Buchstaben schreibt: „For my family and

    for my friends“.

    „Für mich ist es am wichtigsten, dass meine

    Familie und meine Freunde gut abgesichert

    sind“, sagt der Punk. Er heißt Silas Tiedtke und

    ist 20 Jahre alt. „Wenn ihnen etwas passiert,

    dann sind sie gut versorgt.“ Der junge Mann

    liebt seine auffällige Frisur, auch deshalb macht

    er eine Lehre als Friseur. Durch seinen Beruf

    weiß er, wie wichtig eine vernünftige Versiche-

    rung ist. Denn beim Tönen der Haare könne

    sehr leicht Farbe auf das T-Shirt eines Kunden

    geraten und es ruinieren, erzählt Tiedtke. Es

    komme auch vor, dass man jemandem ins Ohr

    schneidet. „Wenn man nicht versichert ist,

    dann kann so etwas sehr teuer werden“, sagt er.

    Einen Punk wie Silas Tiedtke würde man kaum

    an einem Informationsstand der deutschen

    Versicherungsunternehmen erwarten. Noch

    mehr überrascht, wie wichtig dem jungen Punk

    eher traditionelle, konservative Werte wie etwa

    das Wohl seiner eigenen Familie sind. Man

    hätte wohl eher vemutet, dass jemand wie er

    gegen alles und besonders die eigene Familie

    rebelliert und keinerlei Gedanken an die Zu-

    kunft verschwendet, sondern im Hier und Jetzt

    lebt. Das ist aber nur das Image, das Punks

    landläufig haben.

    Auch Versicherungen haben mit Klischees zu

    kämpfen. Hier ist es das Bild einer Branche in

    anonymen Glaspalästen, deren Produkte man

    nicht anfassen kann, deren Sprache viele oft

    nicht verstehen und die, wenn es darauf an-

    kommt, dann doch nicht zahlen. Dabei ist die

    große Mehrheit der Bevölkerung mit ihrem

    eigenen Versicherer und ihrem eigenen Ver-

    mittler zufrieden. Um diese Diskrepanz zwi-

    schen Nah- und Fernbild zu verringern, haben

    die Mitgliedsunternehmen des GDV 2009 eine

    Imagekampagne gestartet. Die Kampagne

    zeigt, dass Versicherungen Bestandteil unseres

    Lebens sind, dass ohne sie sprichwörtlich

    nichts geht.

    Herzstück der Kampagne ist eine Deutschland-

    tour, bei der Passanten wie Silas Tiedtke vor der

    Kamera interviewt werden. Grundsätzlich geht

    es darum: Was ist so wichtig, dass man es ver-

    sichert? Oft haben die Themen regionalen

    Bezug – in Flensburg geht es z. B. um Bootsver-

    sicherungen oder in Gelsenkirchen um die Ab-

    sicherung von Freizeitfußballern. Die Antwor-

    ten sind bundesweit in TV-Spots und im Inter-

    net zu sehen. Jede Woche gibt es einen neuen

    Spot, der in der Vorwoche gedreht wurde. Jede

    Stadt hat außerdem ihren „Local Hero“, der auf

    Plakaten in der Stadt und in den regionalen

    Medien zu sehen ist.

    Seit Ende April sind „Ihre deutschen Versiche-

    rer“ jetzt quer durch Deutschland unterwegs.

    Bis Ende September werden sie durch 26 deut-

    sche Städte getourt sein, von Flensburg bis

    Kempten und von Frankfurt/Oder bis Trier.

    Und so stehen an diesem Dienstag Ende Mai in

    Konstanz am Bodensee ein brombeerfarbener

    englischer Doppeldeckerbus, Infozelte in der-

    selben Farbe und ein Film- und ein Fernseh-

    Fotoaufnahme – Ein Konstanzer Pärchen hält gut gelaunt ein selbst gemaltes Plakat mit einer Sonne und Meereswellen in die Höhe. Das Wetter können Ver sicherungen natürlich nicht

    beeinflussen, aber sie bieten zum Beispiel umfassende Reiseversicherungen an, die einen Urlaub sorgloser machen können.

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    6 positionen

  • team in der Fußgängerzone. Mitten im Zen-

    trum der Stadt, im Schatten des Konstanzer

    Münsters.

    An Bord des Bristol-Lodekka-Busses und in

    einem Infozelt neben dem Bus informieren

    Experten vom Informationszentrum der deut-

    schen Versicherer neutral und anbieterunab-

    hängig über die unterschiedlichen Möglichkei-

    ten des Versicherungsschutzes. Je nachdem, ob

    der Passant sein Fahrrad gegen Diebstahl absi-

    chern, sich vor Berufsunfähigkeit schützen

    oder für das Alter vorsorgen will.

    Ganz bewusst haben die Kampagnenstrategen

    den alten englischen Bus (Baujahr 1966) mit

    der auffälligen Farbe als Kampagnenfahrzeug

    gewählt. „Der Bus schafft Aufmerksamkeit“, er-

    klärt Stephan Gelhausen, der das Informations-

    zentrum der deutschen Versicherer leitet. „Er

    zieht sich durch die ganze Kampagne. Ob im

    TV-Spot, in der Onlinewerbung oder auf dem

    Plakat im Bahnhof – der Bus ist immer zu sehen.

    Das ist ein Wiedererkennungseffekt.“ Der Bus

    soll auch Nähe symbolisieren: Die Versicherer

    kommen heraus aus ihren vermeintlichen Glas-

    palästen und stehen ihren Kunden mitten auf

    den Marktplätzen Rede und Antwort.

    „Ein englischer Bus ist in einer mittelgroßen

    Stadt wie Konstanz schon etwas Ungewöhnli-

    ches. Er ist sozusagen unsere Milka-Kuh“, sagt

    Stephanie Strauß, die in der Presseabteilung

    des Gesamtverbands der Deutschen Versiche-

    rungswirtschaft (GDV) für Marketing und PR

    zuständig ist und zusammen mit ihrer Kollegin

    Kathrin Jarosch die Kampagne betreut. Es ist

    kein Zufall, dass sich die Versicherer für ihre

    Kampagnentour mittelgroße Städte ausgesucht

    haben. „Dort ist es wahrscheinlicher, dass eine

    solche Aktion von den Menschen angenom-

    men wird“, sagt Strauß: „In einer mittelgroßen

    Stadt wie Konstanz ist ein Event mit einem

    Doppeldeckerbus aus dem Fernsehen ein Er-

    eignis, zu dem die Menschen hingehen.“

    Ein solches Ereignis ist auch für die Lokalpresse

    interessant. Die Journalisten vor Ort werden,

    schon Wochen bevor der Bus in die Stadt kommt,

    persönlich zu einem Pressegespräch am Bus ein-

    geladen. Nach einem Busstopp wird deshalb oft

    nicht nur über die Tour, sondern auch über Ver-

    sicherungsthemen berichtet, die für die Men-

    schen vor Ort aktuell von Interesse sind. In Erfurt

    war dies die Bedeutung von Elementarver siche-

    rungen aufgrund gerade in Ostdeutschland zu-

    nehmender Unwetterschäden im Zuge des

    Klima wandels. In Konstanz berichtete die Presse

    über die Gefahren von Pedelecs im Verkehr.

    Bei der Auswahl der Tourstädte kommt noch

    ein weiteres Kriterium hinzu, so Stephan Gel-

    hausen: „Wir steuern keine Stadt an, in der ein

    Versicherungsunternehmen seinen Hauptsitz

    hat, weil wir kein Mitgliedsunternehmen be-

    nachteiligen wollen.“ In den Gesprächen mit

    den Bürgern informieren die Berater auch nur

    grundsätzlich über die Versicherungstypen.

    Produktempfehlungen für einzelne Mitglieds-

    unternehmen geben sie hingegen nicht –

    schließlich vertreten sie alle Versicherer. >

    „ein englischer Doppeldeckerbus ist in einer Stadt wie Konstanz schon etwas Ungewöhnliches. er ist sozusagen unsere Milka-Kuh”, sagt Stephanie Strauß.

    Offene Gesprächsatmosphäre – Stephan Gelhausen und Mathias Zunk vom

    Informations zentrum der deutschen Versicherer im Dialog mit einer Konstanzer Bürgerin.

    Kinderpyramide – Die vier Mädchen und ihre zwei Mütter freuen sich auf den nächsten

    Sommerurlaub: „Baden“ im tiefblauen Meer und viel Sonne ist angesagt.

    Der nette Punk – Silas Tiedtke, 20 Jahre, tätowierte Unterarme, Piercings, wünscht sich,

    dass es seiner Familie und den Freunden gut geht.

    positionen 7

  • 8 positionen

    Mittlerweile ist Silas Tiedtke fertig mit seinem

    rechteckigen Papier. Mit Tesafilm klebt er es auf

    eine große Sprechblase aus Pappe. Die nimmt

    er in die Hand und geht um den Doppeldecker-

    bus herum. Dort steht Fotograf Harry mit sei-

    nem Team. „Kannst du die Sprechblase mal

    über deinen Kopf halten? So ist es gut … und

    bitte lächeln“, ruft er dem jungen Punk zu.

    Mehrmals blitzt es aus der Kamera. „Danke!

    Das war’s“, sagt Harry und drückt Silas die

    Hand. Wenn der Punk etwas Glück hat, wird

    sein Foto ausgewählt. Dann wird sein Konterfei

    in ein paar Wochen mitsamt der Sprechblase

    und der Aufschrift „For my family and for my

    friends“ in der Konstanzer Regionalzeitung und

    auf großen Plakaten in der ganzen Stadt zu

    sehen sein. „So wirkt das Event über den heuti-

    gen Tag hinaus“, sagt Stephanie Strauß. „Wenn

    ich meinen Nachbarn oder den Marktplatz auf

    einem Plakat wiedererkenne, dann weiß ich,

    dass die tatsächlich in meiner Stadt waren, auch

    wenn ich selbst nicht bei dem Event war.“

    Auch in den bundesweit ausgestrahlten TV-

    Spots spielt die Regionalität – neben den Men-

    schen selber – eine zentrale Rolle. Die nur 25

    Sekunden langen Spots zeigen ein Kaleidoskop

    der unterschiedlichen Dialekte, Temperamente

    und Städtebilder Deutschlands.

    Ein Filmteam hat die Passanten in der Fahrrad-

    stadt Konstanz vor der Kamera befragt, warum

    es für Radfahrer wichtig ist, versichert zu sein.

    Und da der Tourismus in Konstanz eine be-

    deutende Rolle spielt, kamen auch Touristen

    zu Wort – sie erzählten, wie sie ihr Hab und

    Gut zu Hause schützen. Zwölf Stunden war das

    Filmteam im Einsatz, Unmengen an Material

    sind zusammengekommen. Daraus wird ein

    Spot von 25 Sekunden zusammengeschnitten,

    der in ganz Deutschland im Fernsehen ausge-

    strahlt wird. So kann man u.a. jeden Mittwoch

    vor der Tagesschau, pünktlich um 19:59 Uhr,

    einen neuen Spot sehen.

    Darüber hinaus hängen an Flughäfen und in

    Bahn höfen sowie im Berliner Regierungsviertel

    Plakate, auf denen immer wieder ein anderer

    Aspekt aus dem breiten Leistungsspektrum der

    Branche „in Szene gesetzt“ wird.

    Neben dem rechten der zwei Zelte der Versiche-

    rer, dem Fotozelt, hat jetzt eine rothaarige Frau

    mittleren Alters Platz genommen. Regine Wen-

    zel malt ihren Versicherungswunsch auf das

    Papier: Die Erzieherin will sich selbstständig

    machen und einen Bauernhof mit Pferden,

    Kühen und Hunden gründen, als Betreuungs-

    objekt für mehrere Generationen. Dort sollen

    Omas und Opas unterkommen und Familien

    mit kleinen Kindern und wenig Geld ihre Frei-

    zeit verbringen können. „Für so ein Projekt ist

    es ganz entscheidend, dass man sich vorher

    richtig absichert“, sagt Wenzel. Ohne Versiche-

    rungsschutz lässt sich ein solches Vorhaben

    schlecht stemmen. Beispielsweise müsse sie sich

    für den Fall wappnen, dass ein Kind von einem

    Reitpferd stürzt und sich verletzt. Daher freut

    sie sich, dass die Versicherer mit ihren Beratern

    direkt zu ihr nach Konstanz gekommen sind.

    „Ich finde die Aktion richtig gut“, sagt sie und

    malt einen großen Hund auf das Papier.

    Das eher negative Image der Versicherungs-

    branche allgemein liegt nicht zuletzt daran,

    dass Menschen dazu gezwungen werden, sich

    Herzstück der Kampagne ist eine Bustour quer durch die Republik. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen in Deutschland.

    Mitten im leben – Nicht nur auf Marktplätzen und in Fußgängerzonen sind die Versicherer

    zurzeit präsent, auch in den Bahnhöfen der Republik hängen Plakate der Kampagne.

  • mit unangenehmen Lebensfragen wie Krank-

    heit, Tod oder Unfall auseinanderzusetzen. Sol-

    che Dinge verdrängen Menschen lieber. Hinzu

    kommt noch etwas anderes: „Versichern kostet

    erst mal Geld“, sagt Stephan Gelhausen. „Es ist

    ein Versprechen für die Zukunft. Ich zahle jetzt,

    um irgendwann, wenn etwas passiert, Schutz

    zu haben.“ Kein Wunder, dass Versicherungen

    weit davon entfernt sind, ein Statussymbol zu

    sein. Anders als bei der Einführung des iPads

    käme niemand auf die Idee, vor dem Büro sei-

    nes Vermittlers Schlange zu stehen, um eine

    Versicherung zu ergattern. Obwohl die eigene

    Lebensqualität in bestimmten Situationen un-

    gleich mehr von einer Versicherung abhängt als

    etwa vom neuesten Smartphone. Zum Beispiel

    wenn die Wohnung unter Wasser steht.

    Im Infozelt mit der Aufschrift „Sie fragen – Wir

    antworten“, das neben dem Fotozelt steht, lehnt

    Thomas Linz an einem langen Stehtisch. Der

    braun gebrannte Soziologiestudent mit dem

    Dreitagebart ist vor anderthalb Jahren Vater ge-

    worden, kürzlich ist er mit Freundin und Kind

    zusammengezogen. Eben ist er von der ande-

    ren Seite des Münsterplatzes hierhergekommen.

    Dort ist der Sitz des Kunstvereins Konstanz, wo

    Linz nebenher arbeitet. Er unterhält sich mit

    dem Versicherungsexperten Mathias Zunk. Hin-

    ter ihnen sieht man einen großen Bildschirm,

    auf dem ein Versicherungsspot läuft. Linz fragt,

    welche Versicherungen er für sich und seine Fa-

    milie im neuen Heim abschließen soll.

    „Haben Sie eine Privathaftpflichtversicherung?“,

    fragt der Versicherungsberater, der Jeans und ein

    weißes Hemd trägt. „Ja, vor Jahren habe ich eine

    abgeschlossen.“ – „Okay, dann gehe ich davon

    aus, dass Sie eine Single haftpflichtversicherung

    haben, und würde Ihnen empfehlen, sie in eine

    Familienhaftpflichtversicherung umzuwandeln“,

    rät Zunk. Danach rät er dem Studenten, seine

    Familie noch gegen Berufsunfähigkeit und Un-

    fälle abzusichern. Thomas Linz weiß diese In-

    formation durchaus zu schätzen: „Es ist mir sehr

    wichtig, dass meine kleine Familie umfassend

    geschützt ist. Meine Tochter ist ja gerade in dem

    Alter, in dem sie anfängt, alles kaputtzuma-

    chen.“ Von Mathias Zunk bekommt er mehrere

    Prospekte, damit er die Informationen zu den

    Versicherungen nachlesen kann.

    Seit elf Uhr vormittags kommen immer wieder

    Konstanzer Bürger vorbei, um sich zu infor-

    mieren. Oder sie malen ihren Versicherungs-

    wunsch auf das rechteckige Papier. Oder sie

    machen beides. Gegen vier Uhr nachmittags

    beginnt es zu regnen. Die Letzten werden foto-

    grafiert, dann ist es Zeit, die Zelte abzubauen

    und die Kameraausrüstung in Sicherheit zu

    bringen. In einer halben Stunde ist alles in

    einem Kleinbus und einem Lkw verstaut. Die

    knapp dreißigköpfige Crew weiß genau, was

    sie zu tun hat: Konstanz war ja nicht die erste

    Station – und auch nicht die letzte.

    Dann setzt sich der Kampagnen-Doppeldecker

    in Bewegung. Langsam schaukelt er durch die

    Gassen der Konstanzer Altstadt. Ohne Servo-

    lenkung für den Fahrer nicht so einfach, und

    auch die Beifahrer im Fond müssen sich gut

    fest halten. Der Bus bahnt sich seinen Weg an

    den alten Häusern vorbei auf die Hauptstraße.

    Nächste Station ist Heilbronn. Das sind zwar

    nur etwas über 200 Kilometer, aber für die bei-

    den Fahrer dauert es trotzdem recht lang. Denn

    der Oldtimerbus aus dem Jahr 1966 schafft nur

    maximal 66 Kilometer pro Stunde.

    Die Tour lässt sich per Newsletter verfolgen

    unter www.ihre-versicherer.de/newsletter.u

    ns

    Mauritius Much und Alex Stefanidis sind freie

    Journalisten in München.

    Ansprechpartner: Stephanie Strauß,

    Tel. 030 / 20 20 51 12

    Austausch – Der Doppeldeckerbus und die Infozelte des GDV lockten an diesem schönen Nachmittag in Konstanz am Bodensee Neugierige an. Man kam ins Gespräch, malte Plakate, schoss Fotos,

    tauschte sich über Versicherungsfragen aus. „Ich finde die Aktion richtig gut“, sagte am Ende Regine Wenzel, eine der vielen Besucher des Stands.

    positionen 9

  • HINTERGRUND

    10 positionen

    s geschah auf dem Rückweg aus dem Skiurlaub. Auf einer

    verschneiten Autobahn in Österreich geriet ein Fahrer aus

    Berlin in eine Massenkarambolage. Front und Rahmen sei-

    nes Mercedes waren verformt, auf der Fahrerseite waren beide Türen

    eingedrückt. Zum Glück war der Kunde nicht verletzt. Knapp drei

    Stunden nachdem er sich bei seiner Versicherung gemeldet hatte,

    brachte ihm der Abschleppdienst einen Ersatzwagen und lud das de-

    molierte Auto auf. Als der Berliner auf dem Weg nach Hause war,

    überholte er den Pritschenwagen mit seinem Mercedes.

    Die Pannen- und Unfallhilfe ist die

    wichtigste Leistung des Autoschutz-

    briefes. Rund 500.000 Mal rückt der

    Abschleppdienst jedes Jahr aus, um

    Kunden beizustehen. In jedem dritten

    Fall reparieren die Mechaniker das

    Auto vor Ort. Wenn dies nicht gelingt,

    wird das Auto kostenlos abgeschleppt.

    Daneben zählen die Bergung, die Organisation der Weiterfahrt und

    drei Hotelübernachtungen zum Standard.

    Rund 80 Versicherer bieten den Autoschutzbrief an. Gemeinsam be-

    treuten sie im vergangenen Jahr rund 24 Millionen Kunden. Damit

    haben sich die Versicherer in einem Markt festgesetzt, der lange vom

    Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) beherrscht wurde.

    Ende der 1990er-Jahre begann die Branche, ihre Autoschutzbriefe im

    großen Stil zu vertreiben. „Die Firmen wollten näher an den Kunden

    rücken“, sagt Thomas Lämmrich, Abteilungsleiter Unfall- und Rechts-

    schutzversicherung, Assistance und Kriminalitätsbekämpfung beim

    GDV. Viele Versicherer bieten den Autoschutzbrief äußerst günstig an

    – auch deshalb, weil sie ihn oft an eine Kasko- oder Haftpflichtversi-

    cherung koppeln.

    Dafür bietet beispielsweise die HUK-Coburg nicht nur die Pannen-

    und Abschlepphilfe, sondern übernimmt auch Verschrottungs- und

    Zollkosten, sorgt für die Rückholung von Kindern und Haustieren

    oder organisiert den Transport von Kranken, wenn dies medizinisch

    notwendig ist.

    „Neu ist, dass wir unseren Kunden auch bei Lawinen, Erdbeben und

    anderen Naturkatastrophen helfen, beweglich und mobil zu bleiben“,

    sagt Alois Schnitzer, Leiter der Pressestelle.

    Die meisten Versicherer greifen im Inland auf den Pannenservice von

    Assistance Partner zurück. Der Dienstleister ist vor zehn Jahren von

    mehreren Assistance-Firmen gegründet worden. Seine Flotte besteht

    aus rund 1700, silberfarben lackierten Fahrzeugen. In Anlehnung an

    die gelben Engel des ADAC werden sie die silbernen Engel genannt.

    Die Pannenhelfer haben sich zum Ziel gesetzt, in dreißig Minuten vor

    Ort zu sein. Laut einer Kundenumfrage

    der HUK-Coburg gelingt das jedes zweite

    Mal. In 75 Prozent der Fälle erreichen die

    silbernen Engel den Einsatzort innerhalb

    einer Drei viertelstunde.

    Die Leistungen, die im Schutzbrief ent-

    halten sind, wechseln je nach Versiche-

    rer. Einige Schutzbriefe – so wie der der

    HUK-Coburg – gelten nur für das versicherte Fahrzeug. Andere sind

    personenbezogen und unabhängig vom Verkehrsmittel. Der Gel-

    tungsbereich erstreckt sich zumeist nicht nur auf das Inland, sondern

    auch auf das europäische Ausland. Die umfangreichsten Angebote

    gewährleisten Hilfe weltweit.

    Einen solchen Schutzbrief hat etwa die Allianz im Programm. Der

    bietet weltweiten Schutz für die ganze Familie bei allen privat genutz-

    ten Fahrzeugen. Auch bei Diebstahl, Krankheit oder Tod.

    Um zu gewährleisten, dass sich die Kunden im Schadenfall auch mel-

    den können, hat der GDV 1999 den Betrieb der 14.000 Notrufsäulen

    an deutschen Autobahnen übernommen. Außerdem können Autofah-

    rer ihren Pannendienst über die Nummer 0800 NOTFON D errei-

    chen. Für iPhones und Android-Smartphones hat die GDV-Tochter

    GDV-Dienstleistungs-KG außerdem die Gratis-Applikation PAKOO

    entwickelt, mit der der Kunde seinen Standort per GPS durchgibt.

    Serge Debrebant arbeitet als freier Journalist in London und München.

    Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19.

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    FO

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    AIF

    PANNENHILFE IN SILBERRund 24 Millionen Kunden vertrauen auf die Autoschutzbriefe der

    Versicherungswirtschaft. Neben der reinen Pannenhilfe decken diese auch viele andere Leistungen ab.

    GDV Position

    Der Autoschutzbrief gehört in jedes Handschuhfach.

  • GLÜCK IM UNGLÜCK Auf der

    Heimreise vom Urlaubsort war diese

    Kurve enger als gedacht, das Auto

    verlor die Bodenhaftung und stürzte

    die Böschung hinab. Passiert ist

    nichts Ernstes – nur Blechschaden.

    Die Pannenhelfer waren eine halbe

    Stunde später bereits bei der Arbeit.

  • „Wir müssen keine Angst haben“

    Nach Fukushima ist vor dem deutschen Atomausstieg. Die 30 Erst- und Rückversicherer der Deutschen Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG) versichern weltweit

    Nuklearrisiken – in Deutschland bis zu einer Höhe von 256 Millionen Euro pro Reaktor.Im Interview erklärt DKVG-Geschäftsführer Dirk Harbrücker, warum die

    DKVG trotz des deutschen Atomausstiegs kein Auslaufmodell ist.

    Herr Harbrücker, was machen Sie eigentlich in

    elf Jahren? Also 2022, wenn das letzte Atom

    kraftwerk in Deutschland abgeschaltet wird?

    Fragen Sie nicht nach mir persönlich, sondern nach

    der DKVG, denn die wird es auch weiter geben.

    Tatsächlich?

    Ja natürlich. Schließlich zeichnet die DKVG etwa

    zwei Drittel ihres Prämienvolumens im Ausland,

    und, verglichen mit dem Ausstiegskompromiss

    von Rot-Grün, hat sich ja im Wesentlichen nichts

    geändert. Auch wenn in Deutschland die Kern-

    kraftwerke abgeschaltet sind, geben wir weiter

    Deckungsschutz. Denn solange Brennelemente

    in den Anlagen sind, schreibt die Aufsichtsbe-

    hörde eine Deckung in unveränderter Höhe vor.

    Und bis zum endgültigen Rückbau bieten wir

    Versicherungsschutz an. Ich selbst – um Ihre

    Frage zu beantworten – werde mich meines

    Ruhestands erfreuen.

    Müssen Sie für den Ausstieg aus der Atom

    energie neue Versicherungen entwickeln?

    Wir decken bereits die abgeschalteten Werke in

    Würgassen, Obrigheim und Stade oder andere.

    Die Genehmigungsbehörde setzt fest, in wel-

    cher Höhe eine Deckungsvorsorge vorgehalten

    werden muss. Es ist vorstellbar, dass wir darüber

    hinaus gefragt werden, weitere Risiken aus dem

    Rückbau zu decken. Dafür müssen wir neue Kon-

    zepte entwickeln.

    Die DKVG ist also kein Auslaufmodell, son

    dern doch eher eine Art Brückentechnologie?

    Ach, klar ist jedenfalls: Das Aufgabenfeld wird

    sich ändern, die Prämieneinnahmen werden

    zurückgehen, und wir müssen auf die Kosten

    achten. Es wird also Änderungen geben.

    „Atomkraftwerke sind nicht versicherbar“,

    sagt Markus Rosenbaum, Geschäftsführer

    der Versicherungsforen Leipzig GmbH, eines

    Dienstleisters, der für die Versicherungsbran

    che Studien erstellt. Pro Reaktor seien 6000

    Milliarden Euro Versicherungssumme nötig,

    hat eine von ihm im Mai veröffentlichte Stu

    die errechnet. Sie versichern Atomkraftwerke.

    Was halten Sie davon?

    Ich kenne diese Studie. Das ist ein seriöses Insti-

    tut. Auftraggeber war in diesem Fall der Bundes-

    verband der Erneuerbaren Energien. Die Kolle-

    gen haben Schadenszenarien aus Studien aus

    den 80er-Jahren als gegeben angenommen und

    daraus den entsprechenden Versicherungsbe-

    darf errechnet. Kritisch sehe ich allerdings die

    zugrunde gelegten Eintrittswahrscheinlichkei-

    ten. Diese wurde zum Beispiel für einen Terror-

    anschlag mit eins zu eintausend definiert. Bei

    weltweit 440 Reaktoren bedeutet das, dass es

    alle zweieinhalb Jahre einen Anschlag gäbe.

    Diese Annahme ist durch nichts gerechtfertigt.

    Atomkraftgegner veröffentlichen Anzeigen,

    in denen steht: „Die Autos auf dem Park platz

    eines AKWs haben eine höhere Haftpflicht

    versicherung als der Reaktor. Atomkraftwerke

    müssen für alle Schäden eines SuperGAUs

    versichert werden.“ Sind sie das nicht?

    Nach dem deutschen Atomgesetz haftet der

    Betreiber eines deutschen Kernkraftwerks unli-

    mitiert für Schäden an Dritten. Die großen Ener-

    gieversorger stehen also mit ihrem ganzen Ver-

    mögen ein. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass

    2,5 Milliarden Euro pro Reaktor abgesichert sein

    müssen. Alles, was im Schadenfall darüber hin-

    aus bezahlt werden muss, muss der Betreiber

    des Reaktors selbst leisten. Und von den 2,5 Mil-

    liarden Euro deckt die DKVG pro Reaktor 255,645

    Millionen Euro. Der Rest sind Eigengarantien der

    Energieunternehmen.

    Mehrere Milliarden oder gar unlimitiert ver

    sichert also kein Versicherungsunternehmen

    ein AKW?

    Eine wirklich unlimitierte Deckung könnte kein

    Versicherer darstellen, weil er auch selbst nur

    begrenzte Mittel hat.

    Würden denn die 2,5 Milliarden Euro in

    einem Fall wie Fukushima ausreichen?

    Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen aus

    Japan würden die nicht ausreichen, nein.

    Wie haben Sie von Fukushima erfahren?

    Aus dem Radio. Und anschließend haben wir

    die Ereignisse im Internet verfolgt. Abgesehen

    von der menschlichen Seite, dieser furchtbaren

    Tragödie, hat uns die Katastrophe auch geschäft-

    12 positionen

    nachgefragt

  • 14 positionen

    Al

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    lich beschäftigt. Obwohl wir wussten, dass Erd-

    beben und Tsunamis Ausschlusskriterien für die

    Versicherungen waren, haben wir das noch ein-

    mal überprüft und bereits am Nachmittag den

    DKVG-Hauptausschuss informiert und nach dem

    Wochenende auch unsere Mitgliedsunternehmen.

    Hat es Sie privat auch bewegt?

    Natürlich. Das ist eine schlimme Katastrophe. Am

    meisten hat mich getroffen, dass man die Ka-

    tastrophe kommen sah und nichts tun konnte.

    Man ist machtlos.

    Zumindest wir im Ausland haben das kom

    men sehen.

    Man hat es auch in Japan kommen sehen. Das

    Land ist stark erdbebengefährdet, und die Kern-

    kraftwerke werden automatisch heruntergefah-

    ren, wenn ein Erdbeben droht.

    Das Verheerende schien ja aber der Tsunami

    zu sein.

    Da bin ich mir jetzt nicht sicher, weil es auch

    neue Meldungen gibt, dass bereits das Erdbeben

    Schäden angerichtet hat. Ich fand es am Anfang

    vor allem unverständlich, dass man keine ge-

    naueren Messwerte und Angaben bekommen

    hat. Aber stellen Sie sich vor: Das Kraftwerk war

    heruntergefahren, der Strom war abgeschaltet,

    und die Notaggregate liefen nicht. Niemand

    hatte die Kontrolle. Es war stockdunkel im Kon-

    trollraum. Alle Anzeigeinstrumente funktionier-

    ten nicht. Das war eine Katastrophe.

    Haben die Japaner die Anlage Ihrer Meinung

    nach eigentlich wieder unter Kontrolle?

    Ich hoffe, kann das aber nicht mit Sicherheit be-

    antworten.

    Waren Sie einmal in einem japanischen

    Atomkraftwerk?

    Nein. Die Japaner waren bisher sehr zurückhal-

    tend, ausländische Versicherer zu empfangen. Da

    waren wohl sprachliche Barrieren ein Grund. Wir

    hatten schon Ingenieure in den Anlagen und

    drängen jetzt darauf, dass wir regelmäßig Inspek-

    tionen durchführen.

    Den wichtigen internationalen Nuklearhaf

    tungskonventionen, dem Pariser und dem

    Wiener Übereinkommen, ist Japan ja nie bei

    getreten. Ein Fehler?

    Nein, denn es gibt in Japan ein Haftungssystem,

    das dem Wiener Übereinkommen stark ähnelt.

    Man liest auch, dass in Japan weniger die

    Sicherheitsvorkehrungen versagt haben als

    die Aufsichtsbehörden, die nicht ausreichend

    kontrolliert haben.

    Es ist noch zu früh, das zu beurteilen. Richtig ist,

    dass Tepco, der Betreiber von Fukushima, Anfang

    der 2000er-Jahre Meldevorschriften nicht ein-

    hielt. Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass

    es bereits verheerende Fehler in der Planung

    gab. Die Anlage wurde wohl im Verhältnis zum

    Meeresspiegel zu tief gebaut, und die Notstrom-

    aggregate hätten ganz anders abgesichert wer-

    den müssen; unter anderem nicht in einem, son-

    dern in verschiedenen Räumen. In Deutschland

    sind wir mit diesen Dingen sehr viel umsichtiger.

    Fukushima sei ein Einschnitt für die Welt, hat

    die deutsche Bundeskanzlerin recht bald

    nach dem Unfall gesagt. Haben Fachleute

    und Politiker die Risiken unterschätzt?

    Das glaube ich nicht. In Japan hat man das Zu-

    sammentreffen von Erdbeben und Tsunamis

    unterschätzt. Die Japaner wissen, dass ihr Land

    stark erdbebengefährdet ist, aber sie glaubten,

    mit dieser Gefahr umgehen zu können. Und nor-

    malerweise sind dort alle Gebäude sehr gut ab-

    gesichert.

    Ist man in Deutschland nicht ähnlich sicher

    gewesen, dass nichts passieren kann?

    Hier geht man von einem Worst-Case-Szenario

    aus, und selbst dann werden noch in sehr gro-

    ßem Umfang Sicherheitsreserven eingeplant.

    Wie hat sich Ihre Arbeit für die DKVG seit

    Mitte März verändert?

    Wir haben vor allem sehr viele Anfragen und

    Anrufe von Journalisten beantwortet und regel-

    mäßig unsere Mitglieder über den technischen

    Stand informiert – mitunter haben wir sogar die

    Uhrzeiten angegeben, weil der sich ja stündlich

    änderte.

    Inwieweit waren deutsche Versicherer von

    Japan betroffen?

    Die Mitgliedsunternehmen der DKVG haben

    durch unsere Tätigkeit keinen Schaden in Japan

    zu beklagen. Aber natürlich sind international

    tätige Rück- und Industrieversicherer – und dazu

    zählen eben auch deutsche – von dem nicht-

    nuklearen Schaden betroffen. Das ist völlig nor-

    mal, Japan ist ein großer Markt.

    Als DKVG bewerten Sie die Nutzung der

    Kernenergie nicht, Sie berechnen vielmehr

    deren Risiken. Hat sich die Rechnung nach

    Fukushima geändert?

    Lassen Sie mich offen sein. So katastrophal Fuku-

    shima ist: Aber es gibt keinen Fehler in unserer

    Beurteilung oder Berechnung, denn Erdbeben

    sind vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.

    Und unsere Ingenieure überprüfen deshalb

    auch nicht, wie Anlagen gegen Erdbeben ge-

    schützt sind. Schließlich geben ja nicht die Ver-

    sicherer die grundsätzliche Erlaubnis zum Be-

  • trieb einer Anlage, sondern die Aufsichtsbehör-

    den. Wir überprüfen für uns als Versicherung

    relevante Sachverhalte: etwa die nukleare Sicher-

    heit oder den Feuerschutz des Kraftwerks.

    Warum decken Versicherungen Atomschäden

    nach Erdbeben und Tsunamis nicht ab?

    Wir folgen den gesetzlichen Auflagen. In Japan

    hat der Gesetzgeber definiert, dass er bei Erdbe-

    ben und Tsunamis einspringt. In Europa gilt das

    Pariser Übereinkommen. Das schließt die Haftung

    für Schäden aus Folgen einer außerordentlichen

    Naturkatastrophe aus. Das deutsche Atomgesetz

    ist strenger und bestimmt, dass der Betreiber sehr

    wohl dafür haftet. Wir als Versicherer haben das

    mit Zustimmung der Aufsichtsbehörden aus

    dem Versicherungsschutz genommen, unter an-

    derem weil wir hierfür international keine Rück-

    versicherung erhalten haben, und so haftet der

    Betreiber in Deutschland allein.

    Hypothetisch gefragt: Ohne internationale

    Übereinkommen und gesetzliche Vorschriften

    – glauben Sie, es hätte eine privatwirtschaftli

    che Versicherungslösung für AKWs gegeben?

    Nein, diese Konventionen sind eine gute Sache,

    da sie internationale Standards für die Deckung

    setzen und auch international für eine Gleichbe-

    handlung möglicher Opfer sorgen.

    Wie haben Sie Ihre Versicherungsnehmer, also

    Menschen aus den Energieunternehmen, seit

    Fukushima erlebt?

    Die Energieversorger haben das sehr nah ver-

    folgt; aus menschlichen, professionellen und

    politischen Gründen. Aus jedem Zwischenfall

    kann man ja auch lernen. Aber die politischen

    Auswirkungen sieht man in dieser Form nur in

    Deutschland.

    Wie erklären Sie sich denn die 180Grad

    Wende der deutschen Bundesregierung?

    Wir bieten Versicherungslösungen an und haben

    uns nie politisch zur Kernkraft geäußert. Wir wer-

    den das auch jetzt nicht tun.

    Sind die gesetzlichen Lösungen und die Lö

    sungen der Versicherungen für deutsche oder

    europäische Atomreaktoren nach Fukushima

    ausreichend? Muss nachgebessert werden?

    Dazu müssen wir den Stresstest komplett aus-

    werten. Bislang haben deutsche Kraftwerke alles,

    was technisch möglich ist, auch umgesetzt.

    Vor vier Jahren haben wir uns zuletzt getrof

    fen, und Sie sagten, dass „diese Technik – das

    ist meine feste Überzeugung – beherrschbar

    ist. Wenn wir das nicht glauben würden, wür

    den wir die Kraftwerke nicht versichern.“ Hat

    sich an Ihrer Einschätzung etwas geändert?

    Wir vertrauen nach wie vor auf die staatlichen

    Aufsichtsbehörden und auf unsere Ingenieure. Ich

    räume ein, dass wir in Japan möglicherweise zu

    einer neuen Bewertung kommen müssen, vor

    allem, wenn man das Krisenmanagement und die

    möglicherweise schwächeren technischen Aufla-

    gen sieht. Für Deutschland bin ich nach wie vor

    überzeugt, dass die Anlagen sicher sind und wir

    keine Angst haben müssen. Kleinere Zwischenfäl-

    le – ein Transistorbrand oder Ähnliches – gab es

    auch hierzulande, sie drangen auch an die Öffent-

    lichkeit, waren aber nie eine ernsthafte Gefahr.

    Gilt das auch für andere europäische Länder,

    oder möchten Sie einen Schwarzen Peter aus

    teilen?

    Nein, möchte ich nicht. Die Internationale Atom-

    energiebehörde macht Auflagen und überprüft

    weltweit die Anlagen. Anlagen, die wir kennen

    und versichern – von deren Sicherheit sind wir

    überzeugt.

    Finden Sie es als Bürger und Steuerzahler

    nicht merkwürdig, dass es zwar eine privat

    wirtschaftliche Lösung gibt, die im Extremfall

    aber nie ausreichen würde, und dass deshalb

    – wie jetzt in Japan – der Staat und eben die

    Steuerzahler einspringen müssen?

    Bei uns ist die Haftung des Staates begrenzt, er

    haftet subsidiär bis maximal 2,5 Milliarden Euro.

    Das heißt, wenn ein Teil der Absicherung ausfällt,

    haftet der Staat für diesen Teil innerhalb der 2,5

    Milliarden Euro. Darüber hinaus haftet einzig der

    Betreiber. Unternehmen wie E.ON oder RWE, die

    über oder bis zu 100 Milliarden Euro wert sind,

    haften mit ihrem ganzen Vermögen. Das zeigt,

    dass die Energieversorger der Sicherheit ihrer

    Anlagen trauen.

    Im Ernstfall reichen 2,5 Milliarden nicht, und

    es wird politisch kaum durchsetzbar sein, dass

    der Staat sich finanziell zurückhält.

    Da gebe ich Ihnen recht, aber das muss dann

    neu beurteilt werden. Wir müssen aber mit den

    heutigen gesetzlichen Grundlagen arbeiten.

    Hat Fukushima etwas verändert?

    Ja, ich glaube, dass es die Nuklearindustrie wach-

    gerüttelt hat, noch einmal kritisch die Sicherheit

    ihrer Anlagen zu überprüfen.

    Mit welchem Strom läuft eigentlich der Kühl

    schrank in Ihrer Küche zu Hause?

    Mit Strom vom lokalen Versorger. Also kein grü-

    ner, nuklearfreier Strom. Das fände ich nicht

    ehrlich – bei meinem Job.

    positionen 15

    Interview: Marcel Roth und Alexandros

    Stefanidis.

    Dirk Harbrücker ist 60 Jahre alt und Geschäftsführer der Deutschen Kernreaktor-

    Versicherungsgemeinschaft (DKVG). Außerdem ist er Vorstand der EXTREMUS

    Versicherungs-AG und vertritt die deutsche Versicherungswirtschaft in der

    Kommission für Atomrisiken des Europäischen Versicherungsverbandes (CEA).

    Harbrücker hat in Mainz sein erstes und in Frankfurt sein zweites juristisches

    Staatsexamen abgelegt. Seine Karriere führte ihn von der Aachener und Münch-

    ner Leben zur Aachener Rück, zur Gothaer Gruppe und vor 15 Jahren zur DKVG.

    Harbrücker ist verheiratet, wohnt in Köln. Er ist Jazzfan und interessiert sich für

    Bauhaus und Art déco.

  • Hintergrund

    16 positionen

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    ena vor, noch ein Tor! Lena, 12 Jahre, stürmt los. Geschickt

    dribbelt sie den Ball vor sich her. Just als sie abziehen will,

    grätscht ihr eine Spielerin der gegnerischen Mannschaft in

    die Beine. Lena stürzt, fasst sich ans Knie und humpelt vom Platz.

    Szenen wie diese lassen sich in Deutschland auf immer mehr Fußball-

    plätzen beobachten. Statt das Glück auf dem Rücken der Pferde zu

    suchen oder im Ballettsaal grazile Figuren einzustudieren, kicken

    Mädchen immer öfter auf dem Rasen. Für 2011 verbucht der Deutsche

    Fußball-Bund ein Plus von 10.000

    Frauen; insgesamt spielen in Deutsch-

    land derzeit 720.407 Frauen und

    338.583 Mädchen bis 16 Jahre Fußball.

    Tendenz: steigend.

    Damit erhöht sich allerdings auch die

    Zahl der jungen Sportlerinnen, die

    sich beim Fußball verletzen. Hohes

    Tempo, schnelle Bewegungen, kurze Sprints, Zweikämpfe, Kopfball-

    duelle: Fast jeder Spielzug birgt das Risiko einer Verletzung. Bei Jungs

    machen Verletzungen beim Kicken seit jeher die Hälfte aller Sportun-

    fälle aus. Seit einigen Jahren nimmt auch bei den Mädchen der Anteil

    an Fußballunfällen signifikant zu – das lässt sich aus der Unfall-Ge-

    samtstatistik des GDV herauslesen, in der die gemeldeten Unfälle der

    meisten Versicherer in Deutschland zusammengefasst sind. „Gemes-

    sen an allen Sportunfällen, betrug im Jahr 2004 bei den Mädchen der

    Anteil von Unfällen beim Fußball gut 9 Prozent, bis 2008 stieg der

    Anteil auf 16 Prozent“, sagt Werner Kustermann, der beim GDV Un-

    fallstatistiken auswertet. Die bislang neuesten Zahlen liegen für 2009

    vor: In diesem Jahr ging der Anteil auf 13 Prozent zurück. Allerdings

    rechnet der Statistiker damit, dass durch die Fußball-WM der Frauen

    in Deutschland im Sommer 2011 die Zahl der Mädchen, die Fußball

    spielen, weiter steigen und damit auch die Anzahl der Fußballunfälle

    wieder zunehmen wird.

    Schon heute hat der Fußball bei den Mädchen in der Unfallstatistik

    den Skisport von Platz zwei verdrängt. In Reichweite ist der erste Platz,

    den noch das Reiten mit 18 Prozent hält. Egal welchen Sport die Kinder

    ausüben, der GDV rät Eltern, sich zu informieren, ob im Verein des

    Kindes ein Versicherungsschutz besteht. Häufig verfügen Sportvereine

    über eine private Gruppenunfallversicherung. Deutschlands führen-

    der Sportversicherer ist die Düsseldorfer ARAG, die über die Landes-

    sportverbände nahezu jeden Verein und damit insgesamt

    21 Millionen Sportler und Funktionäre absichert. Allerdings gilt es

    dabei einen wichtigen Punkt zu beachten. „Abgesichert sind über die

    Unfall- und Haftpflichtversicherung für Sportvereine nur die Aktivi-

    täten im Verein“, sagt Ulrich Bertrams, Hauptabteilungsleiter der

    ARAG Sportversicherung. „Also zum Beispiel das Fußballspielen auf

    dem Platz des Vereins – die private

    Fahrradtour am Sonntagnachmittag

    jedoch nicht.“ Aus diesem Grund emp-

    fehlen Experten, für junge Sportler ei-

    ne private Kinderunfallversicherung

    abzuschließen. Denn nur diese bietet

    Versicherungsschutz rund um die Uhr,

    ganz egal, wo der Unfall passiert: in der

    Schule oder Kita, beim Vereinssport oder auf dem Klettergerüst zu

    Hause. „Sie sichert insbesondere dauerhafte Unfallschädigungen ab.

    In diesen Fällen gibt es eine Kapitalleis tung oder – bei größeren Schä-

    digungen – auch eine lebenslange Unfallrente“, sagt Beate Weiße, Spe-

    zialistin für private Unfallversicherung beim GDV.

    Je nach Alter verletzen sich Fußballer der ARAG zufolge unterschied-

    lich. Während in der Gruppe der Spieler im Alter zwischen 22 und 35

    Jahren das Knie am häufigsten betroffen ist, werden bei Kindern bis 14

    Jahre überwiegend Arme, Schulter oder Kopf in Mitleidenschaft gezo-

    gen. Denn meistens passieren die Unfälle durch einen Zusammenprall

    mit einem anderen Spieler oder aber durch einen unkontrollierten

    Sturz, den junge Spieler häufig mit einem nach hinten ausgestreckten

    Arm abzufangen versuchen.

    Eltern, die meinen, sie könnten ihr Kind durch den Verzicht auf den

    Sport vor Unfällen schützen, liegen jedoch falsch. Beate Weiße vom

    GDV sagt: „Gerade Kinder, die keinen Sport treiben, sind körperlich

    ungeschickter und stürzen infolgedessen unter Umständen häufiger

    und schwerer als sportliche Kinder.“

    Martin Langeder ist freier Journalist in München.

    Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19.

    L

    GDV Position

    Im Verein sind junge Sportlerinnen häufig über eine Gruppenunfallversicherung abgesichert. Für

    Risiken in der Freizeit sollte eine private Kinder- unfallversicherung abgeschlossen werden.

    Blutgrätsche statt Zickenkrieg

    Immer mehr Mädchen spielen Fußball – das belegen auch die Zahlen der Sportunfälle. Das Risiko, sich im Verein oder in der Freizeit zu verletzen, sichern

    Unfallversicherungen ab.

  • Mein Ball, Mein Sport Lena ist erst

    zwölf, aber sie spielt schon seit drei Jahren

    Fußball. Zur Frauen-Fußball-WM hat sie fast

    alle Panini-Bildchen ihrer Idole gesammelt:

    von Birgit Prinz bis Nadine Angerer.

    Lenas Ziel: die Frauen-WM 2019 – mit einem

    Klebebildchen, das ihr Konterfei zeigt.

  • gegenpositionen

    18 positionen

    ie Kraftfahrthaftpflichtversicherung muss dem Unfall

    opfer den erlittenen Schaden ersetzen. Der Geschädigte

    soll nach der Regulierung so gestellt werden, als wäre der

    Unfall nicht passiert. Und genau das geschieht.

    Dabei wird Schadenmanagement nicht zuungunsten, sondern

    zugunsten der Versicherten betrieben. Denn nur ein vernünftiges

    Schadenmanagement erlaubt es den Versicherern, günstige Prä

    mien anzubieten. Nur so kann ein Kraft

    fahrtversicherer auf dem hart umkämpften

    Markt bestehen. Der mögliche Wechsel des

    KfzVersicherers wird Jahr für Jahr durch

    Vergleichsrechnungen und portale kräftig

    angeheizt. Und in den zahlreichen Internet

    foren, Blogs und auf Webseiten von Anwäl

    ten und Sachverständigenbüros, die das

    Schadenmanagement der Autoversicherer

    anprangern, wird ebenfalls für Versicherer

    mit besonders günstigen Prämien geworben – mit Anzeigen, die

    oftmals mitten in genau dem Text platziert sind, der das Schaden

    management so vehement kritisiert.

    In diesem Zusammenhang wird – wen wundert’s – von Anwäl

    ten empfohlen, auf jeden Fall einen Anwalt zu konsultieren. Vom

    Verband der unabhängigen KfzSachverständigen ergeht der

    Rat, einen unabhängigen Gutachter zu beauftragen. Diese Form

    der Kundenakquise hat sicher ihre Berechtigung – und die be

    gründeten Kosten werden vom zuständigen Versicherer natür

    lich getragen. Unterstellt werden aber Probleme, die in der Rea

    lität nicht auftreten.

    Die deutschen Kraftfahrtversicherer regulieren pro Jahr an die

    10 Millionen Schäden. Die Entschädigungsleistung liegt bei rund

    20 Milliarden Euro. Weniger als 1500 Beschwerden von Versiche

    rungskunden und Geschädigten über Kraftfahrtversicherer ge

    hen pro Jahr bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsauf

    sicht (BaFin) ein. Das zeigt: Die große Masse der Schäden werden

    problemlos bearbeitet. Lässt der Kunde sein Fahrzeug reparieren,

    hat er zum Beispiel Anspruch auf die Erstattung der Kosten, die

    ihm die Werkstatt für die ordnungsgemäße Beseitigung des Un

    fallschadens in Rechnung gestellt hat. Der Geschädigte kann in

    einer Werkstatt seiner Wahl reparieren lassen – auch in marken

    gebundener Fachwerkstatt.

    Zu Diskussionen in der Schadenregulierung kommt es meist nur

    bei der Frage, welche Kosten einem Un

    fallopfer bei fiktiver Abrechnung erstat

    tet werden. Bei der fiktiven Abrechnung

    rechnet der Geschädigte geschätzte

    Schadenkosten ab. Diese muss er über

    einen Kostenvoranschlag oder ein Gut

    achten belegen. Der Versicherer kann in

    diesem Fall beispielsweise Lohnkosten

    zugrunde legen, die niedriger ausfallen

    können, als sie in dem Gutachten veran

    schlagt worden sind. Allerdings muss es sich um eine gleichwer

    tige und für den Geschädigten ohne Weiteres zugängliche Repa

    raturmöglichkeit handeln. Je nachdem, für welches Verfahren

    sich der Geschädigte entscheidet, kann die Leistung des Versiche

    rers also unterschiedlich ausfallen.

    Und von Dumpingtarifen, unter denen die Werkstätten zu leiden

    hätten, kann keine Rede sein. Versicherte haben in der Kaskover

    sicherung bei einigen Anbietern die Möglichkeit, einen günstige

    ren Tarif zu wählen, mit sogenannter Werkstattbindung. Hierfür

    haben Versicherer und Werkstätten eine Partnerschaft geschlos

    sen, von der beide gleichermaßen profitieren: Die Versicherer

    erleben bei den Kosten keine böse Überraschung, und die Werk

    stätten erweitern im Zweifel ihren Kundenkreis – durch die Ver

    sicherten ihres Partners.

    am pranger

    Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19,

    E-Mail: [email protected]

    Immer wieder steht das Schadenmanagement der Kfz-Versicherer in der Kritik:

    Bei diesem „perfiden Geschäft“ (Focus Online) würden den Geschädigten Ansprüche

    zu ihren Ungunsten vorenthalten. Mit Dumpingtarifen, so die Behauptung, gefährdeten

    Versicherer sogar die sichere Fahrzeuginstandsetzung nach einem Unfall.

    D

    „Perfides Geschäft”

    Focus Online.

  • positionen 19

    mehr als ein blechschadenWie verhalte ich mich nach einem

    Verkehrsunfall richtig?

    Jedes Jahr registriert die Polizei

    rund zwei Millionen Verkehrsun-

    fälle in Deutschland. Die meisten

    von ihnen gehen mit einem Sach-

    schaden relativ glimpflich aus. Bei

    fast jedem fünften Unfall werden

    jedoch Personen verletzt. Doch

    was ist nach einem Unfall zu tun?

    Welche Rechte und welche Pflich-

    ten haben Autofahrer nach einem

    Verkehrsunfall? Antworten gibt

    die Broschüre Ein Autounfall, was

    tun? mit vielen Anregungen, Tipps und Ratschlägen.

    Die Broschüre kann in Einzelexemplaren beim Informations-

    zentrum „Zukunft klipp und klar“ der deutschen Versiche-

    rer unter 0800 / 742 43 75 kostenlos bestellt werden. Unter

    www.gdv.de steht sie auch zum Download bereit.

    KlicKen sie hier!WWW.ampelini.de

    Die Internetseite für Kinder wurde beim

    Deutschen Kinder-Medien-Festival 2011

    mit dem „Goldenen Spatz“ als beste deut-

    sche Kinderwebseite ausgezeichnet. Die

    lustige und lehrreiche Seite wird initiiert

    und betreut von der Unfallforschung der

    Versicherer (UDV).

    Ill

    us

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    Kurz erKlärtstichwort:

    UnTERVERSIchERUnG

    „Unterversicherung“ ist ein Begriff aus dem

    Bereich der Sachversicherungen, zum Bei-

    spiel der hausratversicherung. hierbei ist

    die Versicherungssumme kleiner als der

    Wert aller versicherten Sachen. Bei Unter-

    versicherung wird im Falle eines Schadens

    die Entschädigung nur anteilig berechnet.

    Bei bestimmten Versicherungsarten kann

    der Versicherer einen Unterversicherungs-

    verzicht einräumen. Er verzichtet dann im

    Schadenfall darauf zu prüfen, ob eine Un-

    terversicherung vorliegt. Die Entschädi-

    gung ist aber dann in der Regel auf die

    Versicherungssumme begrenzt.

    barfuß am steuer – wird das wirklich teuer?

    Wieso ist das so?

    service

    Terminkalender die ereignisse der nächsten Wochen

    12. Juli 2011 GDV-Pressekonferenz in Köln zum Thema Versicherungsbetrug.

    Es ist wieder so weit: Die Temperaturen steigen, die Kleidung wird entspre-

    chend luftiger – auch an den Füßen. Dann kursiert die Behauptung: Die

    Autoversicherung zahlt nicht nach einem Unfall, wenn der Verursacher

    barfuß fuhr oder nur Flip-Flops trug. Das ist falsch. Die Leistung der Kfz-

    Versicherung ist nicht abhängig vom Schuhwerk an den Füßen. Die Kfz-

    haftpflichtversicherung des Unfallverursachers zahlt den Schaden des

    Unfallopfers natürlich immer – egal ob der Verursacher Flip-Flops, high

    heels oder gar keine Schuhe trug.

    Die Vollkaskoversicherung für den Schaden am eigenen Fahrzeug kann

    unter Umständen dann die Leistung verweigern, wenn grobe Fahrlässig-

    keit Ursache des Schadens war. Auch wenn im Einzelfall die Abgrenzung

    gegen einfache Fahrlässigkeit sehr schwierig sein kann: Allein das Fahren

    ohne Schuhe bedeutet wohl kaum ein so schwerwiegendes Außeracht-

    lassen der üblichen Sorgfalt. Trotzdem wurde hierüber im Rahmen von

    Bußgeldverfahren bereits gestritten. nicht verhandelt wurde, ob der Ver-

    zicht auf feste Schuhe eine grobe Fahrlässigkeit darstellt, die eine Leis-

    tungsverweigerung des Kfz-Versicherers rechtfertigt. Autofahrer sollten

    allerdings im eigenen Interesse möglichst rutschsichere, feste Schuhe tra-

    gen, die auch bei harten Bremsmanövern sicheren halt bieten. Unfälle und

    Verletzungen können so oftmals vermieden werden.

    Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19,

    E-Mail: [email protected]

  • HERAUSGEBER

    Gesamtverband der Deutschen Versicherungs wirtschaft

    VERANTWORTLICH

    Ulrike Pott

    KONZEPTION UND REALISATION

    Magazin Verlagsgesellschaft Süddeutsche Zeitung mbH

    DRUCK UND VERTRIEB

    Brandenburgische Universitätsdruckerei

    und Verlagsgesellschaft, Potsdam mbH

    TITELBILD

    Simon Koy

    REDAKTION

    Katrin Rüter de Escobar, Una Großmann (GDV),

    Alexandros Stefanidis, Thomas Kartsolis (Grafik)

    AUTOREN

    Serge Debrebant, Martin Langeder, Mauritius Much,

    Marcel Roth, Alexandros Stefanidis

    REDAKTIONSANSCHRIFT

    Gesamtverband der

    Deutschen Versicherungswirtschaft

    Presse und Information

    Wilhelmstraße 43 / 43 G, 10117 Berlin

    Telefon 030/20 20-51 18, Fax 030/20 20-66 04

    Fragen zum Abo: [email protected]

    BRANDENBURGISCHE UNIVERSITÄTSDRUCKEREI UND VERLAGSGESELLSCHAFT MBH

    KARL-LIEBKNECHT-STR. 24–25, 14467 GOLM

    POSTVERTRIEBSSTÜCK C44755, ENTGELT BEZAHLT

    IMPRESSUM

    DIE DEUTSCHLANDKARTE

    Trotzdem weltmeisterlich!

    Saarland

    15.577

    Baden-Württemberg

    150.983

    Thüringen

    7.572

    Brandenburg

    5.373

    Mecklenburg-Vorpommern

    3.832

    Schleswig-Holstein

    26.732

    Hamburg

    20.429

    Sachsen

    9.066

    Nordrhein-Westfalen

    317.472

    Bayern

    208.207

    Niedersachsen

    109.913

    Bremen

    4.347

    Hessen

    72.890

    Berlin

    11.599

    Sachsen-Anhalt

    7.655

    Rheinland-Pfalz

    87.343

    Immer mehr Frauen und Mäd-chen spielen Fußball. Der DFB verbucht mittlerweile über eine Million weibliche Mitglieder.

    Schade. Es hat nicht geklappt mit der Titel-

    verteidigung im eigenen Land. Das Sommer-

    märchen der Frauen ist ausgeträumt. Im Vier-

    telfinale war gegen Japans Frauen Endstation.

    Dennoch: Die deutsche Frauen-Fußball-

    nationalmannschaft um Birgit Prinz, Nadine

    Angerer oder Simone Laudehr hat in den

    letzten Wochen viele Sympathiepunkte

    gesammelt, Millionen fieberten vor den Bild-

    schirmen mit – das war vor zehn oder fünf

    Jahren noch undenkbar. Gleichzeitig ver-

    meldet auch der Deutsche Fußball-Bund eine

    neue Bestmarke: In 2011 gab es einen Zu-

    wachs von rund 10.000 Frauen im Verband,

    damit spielen in Deutschland 1.058.990

    Frauen und Mädchen organisierten Vereins-

    fußball. Die Zahl der Frauenmannschaften

    stieg um 145 auf 5486 Teams. Das ist ohne

    Zweifel weltmeisterlich!

    Anzahl der weiblichen Mitglieder im

    Deutschen Fußball-Bund im jeweiligen

    Bundesland. Quelle: DFB, 2011.

    78_Titel_U1.pdf78_Inhalt78_Titelstrecke78_Hintergrund178_Interview78_Hintergrund_278_Gegenposition78_AE_U4