Nummer 4 Dezember 2015 - visoparents · Medienerziehung einen so hohen Stellenwert beimes-sen....

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Nummer 4 Dezember 2015 imago Medienkompetenz

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Nummer 4 Dezember 2015

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Medienkompetenz

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Fokus Medienkompetenz: Vom Bilderbuch zum Touchscreen 4 Standpunkt: Trotz Downsyndrom ein Facebook-Profil? 8 Soziale Netzwerke – auch für sehbehinderte Jugendliche 10

Gut zu wissen Frühförderung: Die Familie im Zentrum 13 Liste der Geburtsgebrechen wird angepasst 16 Jugendmedizin: Optimale Behandlung für alle 17 Tagesschule Neue Strukturen für den Schulalltag 18 Ein Tag im Leben von Brigitte Baumgartner 20

Verein Kinderhaus Imago nominiert für Bildungspreis 21 Informationen für Gönner 22

Aktuell Ein Netzwerk von Eltern für Eltern 23 Neu und nützlich 24

Kinder Ein Schneemann für alle Fälle 26 Kinderinterview 28

Veranstaltungen 29 Bestellformular 30

Pinnwand 31

Impressum 32

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Unser Kinderhaus Imagohat sich für den erstmalsverliehenen SchweizerPreis für frühkindliche Bil-dung beworben (BerichtSeite 21). Der Preis wirdgetragen vom Forum Bil-dung und weiteren Or -ganisationen, die in derSchweiz eine wesentli-che Stimme im Bereichder frühkindlichen Förde-rung besitzen.Zusammen mit drei wei-teren nominierten Kitas er-reichte unser KinderhausImago den zweiten Rangund erhielt eine Urkunde,eine Spielkiste und einenAnerkennungsbatzen. Damit wurde die heraus-ragende Pionierrrolle, dievisoparents schweiz mitdem Kinderhaus Imagoseit nunmehr sieben Jah-ren im Bereich der früh-kindlichen Bildung über-nimmt, erstmals öffentlichwahrgenommen. Jury-Mit-glied Prof. Sonja Perren,Lehrstuhl Entwicklung undBildung in der frühenKindheit, Universität Kon-stanz/PH Thurgau, beton-te in ihrer Laudatio, siehabe bei ihrem Besuch im

Kinderhaus Imago auf ein-drückliche Art sehen undlernen können, was es be-deute, auch unter heraus-fordernden Bedingungendem Leitprinzip «Inklusionund Akzeptanz von Ver-schiedenheit» zu folgen.Die Erwachsenen müsstensich mit den Eigenheitenjedes Kindes individuellauseinandersetzen. Und:«Die Verwirklichung vonChancengleichheit zu un-terstützen, bedeutet auch,Ungleiches ungleich zubehandeln. Jedes Kindmöchte sich zugehörigfühlen und braucht gleich-zeitig eine individuelle Be-gleitung auf seinem Wegin die Gesellschaft.» DasKinderhaus Imago setzedieses Prinzip mit hoherQualität und auf bemer-kenswerte Weise um.Solche Worte ehren unsmehr als jeder Preis undbeflügeln uns bei unsererweiteren Arbeit.

Carmelina Castellino,Direktorin

Auszeichnung für Pionierarbeit

Liebe Leserin, lieber Leser

Weihnachtsspende für ein besonderes KinderhausWir freuen uns, wenn Sie den beiliegenden Einzahlungsschein für eine Weihnachtsspende an das Kinderhaus Imago benutzen. Jeder Beitrag zählt und hilft mit, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam spielen, lachen und lernen können.

Herzlichen Dank!

Lebensweltrelevanz: Bereits Vorschulkinder haben inder Familie und im eigenen Zimmer Zugang zu ver-schiedensten Medien bzw. sie sehen, wie Eltern, grössere Geschwister und fremde Menschen ausser-halb der Familie diese ständig nutzen.

Prävention:Mit der Zunahme an Medienerfahrungensind neben vielfältigen frühen Kommunikationsmög-lichkeiten auch Risiken für die Entwicklung verbunden.Bei 3- bis 5-Jährigen zum Beispiel, die einen Fernse-her im Kinderzimmer haben, verdoppelt sich der täg-liche TV-Konsum nahezu. Diese Kinder sehen insge-samt zu späteren Tageszeiten und öfters unkontrolliertfern als Gleichaltrige ohne eigenes Gerät.

Fördermöglichkeiten: Mit dem Einsatz von elektroni-schen Medien im Rahmen pädagogischer und thera-peutischer Fördermassnahmen können kognitive, sen-sorische und sprachliche Kompetenzen gezieltgefördert werden: Zuhören, Fokussieren, Hinsehen,

sich Dinge merken, Bedeutungen und Symbole er-kennen, Nacherzählen und das Gehörte verstehenund spielerisch umsetzen, gehören dazu.

Qualitativ hochwertige Angebote:Medienkompetenzgilt in der Informationsgesellschaft als Schlüsselquali-fikation. Mit einem hochwertigen und breiten Angebotan Medien – Bilderbücher, CD, Hörcassetten, Appsusw. – tragen Kitas und Kindergärten zur Chancen-gerechtigkeit für Kinder aus sogenannt bildungsfernenund wirtschaftlich benachteiligten Familien bei. AuchKinder mit unterschiedlichen Behinderungen müssenZugang zu einem hochwertigen Medienangebot haben.

Erziehungspartnerschaft:Medienkompetenzförderungim Vorschulalter ist nur in enger Zusammenarbeit mitden Familien sinnvoll. Kitas und Kindergärten bietensich an, um für das Thema zu sensibilisieren und es mit niedrigschwelligen Angeboten zu bearbeiten.

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Medien spielen in Familien seit jeher eine bedeutendeRolle. Anders als heute war das Angebot früher aberüberschaubar: Bücher, Zeitungen, Radio und Fernsehenwaren die medialen Quellen für Entdeckungsreisen, In-formation und Unterhaltung. Heute wissen schon Zwei-jährige, dass man mit einem Handy nicht nur telefonie-ren, sondern auch Fotos machen und Musik hören kann.«Obwohl sie selber noch gar nicht sprechen können,führen manche Kinder gleich eine Hand ans Ohr, wennsie irgendwo ein Handy läuten hören», berichtet EstherBlöchliger, stellvertretende Leiterin des KinderhausesImago. «Auch die ganz Kleinen merken schnell, dassdieses Ding die Erwachsenen unheimlich fasziniert –manchmal sogar mehr als sie. Das weckt ihre Neugier,sie wollen wissen: ‹Was ist interessanter als ich?›»

Spielerischer Umgang in der Kita Elektronische Medien werden in der Kita Imago fürverschiedene Zwecke eingesetzt. Für die Kinder mitBehinderung sind sie wertvolle Hilfsmittel, etwa zurErleichterung der Kommunikation und zur Unterstüt-zung einer Fördermassnahme oder Therapie. Im Vor-dergrund stehen Tablets. Diese bieten auch für dieDokumentation der Tagesabläufe und Lernfortschritteviele Vorteile. Im Alltag werden den Kindern Medienauf spielerische Art näher gebracht. Es gibt Spiel-zeugtelefone, Musik- und Geschichten-CDs, und eswird über Filme gesprochen, die die Kinder zu Hausegesehen haben. Die grösseren Kinder dürfen hin undwieder auch selber Fotos machen. Mit Abstand dasMedium Nummer eins sind aber immer noch die Bil-derbücher. Zumindest in der Kita. «Wie die Familienzu Hause mit Medien umgehen, wissen wir nicht»,so Blöchliger. «In Bezug auf die Vertrautheit der Kin-der mit den Geräten merken wir aber schon Unter-

schiede.» Bei einigen Kindern sei spürbar, dass Fern-seher, Handys usw. zu Hause auch als «Erziehungs-hilfen» gebraucht werden – etwa um das Kind zu be-ruhigen oder als Babysitter-Ersatz.

Medienerziehung von Anfang anDas Interesse am Thema Mediennutzung ist bei denmeisten Eltern gross. Ein Infoabend des Kinderhauseswar entsprechend gut besucht. «Die Eltern hattenviele Fragen», erinnert sich Esther Blöchliger. «Man-che sind verunsichert und wollen wissen, was richtigund was falsch ist. Sie hören viel über Risiken, könnendiese aber nicht immer einordnen. Einige versuchen,ihr Kind von dieser Entwicklung abzuschotten. Aberfrüher oder später werden alle Kinder mit dieser Rea-lität konfrontiert. Wenn nicht in der eigenen Familie,dann eben bei ihren Freunden.»

In der Tat ist das Vordringen der digitalen Medien insämtliche Lebensbereiche nicht mehr aufzuhalten. Beider Nutzung durch Kinder geht es darum nicht mehrum Ja oder Nein, sondern darum, was altersgemässnötig und wünschbar ist. Weil elektronische Medienheute überall sind, findet die Begegnung damit prak-tisch von Geburt an statt. Viele Experten plädierendeshalb dafür, dass gezielte Medienbildung bereitsim Vorschulalter beginnt, namentlich auch in den Kitas.Eine Bestandesaufnahme aus Deutschland zur Me-dienkompetenzförderung1) beschreibt detailliert undeinleuchtend, warum Experten einer möglichst frühenMedienerziehung einen so hohen Stellenwert beimes-sen. Zusammengefasst sind es folgende Gründe:

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Wie die Grossen, so die Kleinen: Der Faszination eines Smartphones kann sich kaum jemand entziehen.

Digitale Medien dringen unaufhaltsam in alle Bereiche unseres Lebens vor. Erziehung bedeutet deshalb immer mehr auch Medienerziehung. Diese beginnt bereits im Kleinkind -alter – unabhängig davon, ob Eltern das anstreben oder nicht.

«Kleine Kinder wollen wissen: Was ist interessanter als ich?»

Medienkompetenz: Vom Bilderbuchzum Touchscreen

«Medienkompetenz» umfasst also weit mehr, als mitComputer und Handy versiert umgehen können. Ne-ben der Bereitschaft, sich die genannten Fähigkeitenanzueignen, gibt es für Medienkompetenz zwei über-geordnete Voraussetzungen: die Fähigkeit, gut lesenund schreiben zu können, und Zeit.

Digitale KluftVor allem an Letzterem fehlt es vielen beruflich einge-spannten Eltern, aber auch den Verantwortlichen inEinrichtungen für Kleinkinder und in Schulen. Dasssich das Angebot schnell weiter ent wickelt und immerwieder neue Anforderungen mit sich bringt, macht dieAufgabe nicht einfacher. Auch Sprachbarrieren undfehlende finanzielle Mittel begrenzen die Möglichkei-ten mancher Eltern, sich mit Medien auseinanderzu-setzen bzw. ihre Kinder hier gezielt zu begleiten.

Diese digitale Kluft oder Spaltung innerhalb der mo-dernen Gesellschaften bereitet Bildungs- und Sozial-politikern seit den neunziger Jahren Sorgen. Sie hatunter anderem dazu geführt, dass sich Staaten indiesem Bereich mit breit angelegten Aufklärungspro-grammen und Studien engagieren. In der Schweizwurde dieses Jahr das nationale Programm «Jugendund Medien» abgeschlossen, in dessen Rahmen seit

2011 umfangreiche Informationen für Eltern, Schulen,Fachpersonen andere Interessierte bereit gestellt wur-den. Das gesamte Angebot ist kostenlos im Internetzugänglich (siehe Link am Schluss des Artikels). Auchein Flyer mit «10 Goldenen Regeln» für Eltern stehtin 16 Sprachen zur Verfügung.An den Kitas, Kindergärten und Schulen ist es, Elternzu ermutigen, dieses Angebot zu nutzen und sichauch selber immer wieder mit dem Thema auseinan-derzusetzen. Bei der Unterstützung von Eltern ist einbesonderes Augenmerk auf benachteiligte Familienzu richten. In Bezug auf Mediennutzung gehören hierauch Familien mit behinderten Kindern dazu. DerBund hat im Rahmen des erwähnten Programms zwareinen speziellen Ratgeber für Institutionen für Men-

schen mit Behinderung geschaffen (siehe Seite 12).Eltern, deren behindertes Kind keine besondere Insti-tution besucht, sind beim Thema Mediennutzung abernoch häufig auf sich allein gestellt.

Angie Hagmann

Links und Literatur zum Thema

Schweizer Portal mit vielen Tipps, Infos und Links:www.jugendundmedien.ch

1) Hoffman B. et al.: Medienkompetenzförderung fürKinder und Jugendliche. Eine Bestandesaufnahme.Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen undJugend, Berlin 2013; ganze Studie auf www.bmfsfj.de

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Medienbildung kann dabei gut mit Themen wie Ge-sundheitsförderung, Konsum- und Bewegungserzie-hung oder Freizeitgestaltung verbunden werden.

Kinder verstehen:Medienpädagogische Forschungenhaben gezeigt, dass auch Vorschulkinder von denMedien nicht einfach «eingewickelt» und «reizüber-flutet» werden. Vielmehr wählen Kinder Inhalte be-wusst aus und integrieren sie in ihren Alltag. Die For-schungen haben belegt, dass Kinder aktiveEmpfänger sind, das heisst, sie interpretieren vieleMedieninhalte ganz anders, als es Erwachsene tun.Dies macht die Medienerziehung von Kindern im Vor-schulalter nicht gerade leichter, denn die Schein -sicherheit von «pädagogisch gut» und «schlecht» istdadurch infrage gestellt. Ein kindorientiertes Urteilüber eine Sendung (oder andere Medienangebote)lässt sich ohne die Aussagen und Sichtweisen derKinder kaum finden. Gerade dies sehen die Expertenals wichtiges Argument für Medienerziehung in derKita und im Kindergarten, denn so kann die Arbeitmit den Kindern mit den medienerzieherischen Fragender Eltern verschränkt werden.

Eigenes Profil: Über «Medien und Medienkompetenz»liegen aus dem Vorschulbereich noch wenig Erfahrun-gen vor. Die Entwicklung von entsprechenden Kon -

zepten kann zur Schärfung des Profils von Einrichtun-gen für Kinder im Vorschulalter beitragen.

Was ist Medienkompetenz? Um «Medienerziehung» leisten zu können, müssenEltern und andere Erziehende zunächst einmal selberMedienwissen haben und (verantwortungs-)bewusstmit dem riesigen Angebot umgehen können. Aus denmittlerweile zahlreichen Ratgebern zum Thema lässtsich ableiten, dass «Medienkompetenz» viele ver-schiedene Fähigkeiten umfasst: • technisches Wissen: Hard- und Software, Bedienung (auch spezielle Angebote für NutzerInnen mit einer Behinderung!)• Medien verstehen und kritisch hinterfragen (Wie verlässlich ist die Information? Welche Interessen stehen dahinter? Wie beeinflussen die Medien mich bzw. die Kinder?)• den eigenen Medienkonsum reflektieren • Medien geniessen und gezielt nutzen können• über Medien (mit Kindern) sprechen können• eigene Medien (mit Kindern) herstellen • Regeln des Internets einhalten, Risiken kennenund vermeiden

• elektronische Medien abschalten können • wissen, wo man (verlässliche) Informationen, Rat und gute Produkte findet

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Umgang mit SpannungDas Erleben von Spannung ist bei Erwachsenenwie bei Kindern ein zentrales Motiv für die Nutzungvon Unterhaltungsmedien wie Film, Fernsehen, Li-teratur, aber auch Computerspielen. Ist eine Ge-schichte hochspannend, kann dies dazu führen,dass Kinder neben Spannung auch Angst undFurcht fühlen. Untersuchungen zeigen, dass KinderGeschichten umso besser bewerteten, je spannendersie diese erleben. Bedeutend für die positive Be-wertung der Geschichten war auch, wie die Span-nung am Ende aufgelöst wurde.Die Angst, die Kinder infolge von Film- und TV-In-halten erlebt haben, begleitet sie teilweise bis insErwachsenenalter und kann in gravierenden Fällenzu Albträumen oder Schlaflosigkeit sowie zu spe-ziellen Ängsten führen.

Zur Bewältigung bietensich bei älteren Kin-dern kognitive Strate-gien, also Erklärungender Medieninhalte undihrer Machart an. Fürjüngere Kinder sindnicht-kognitive Strate-gien, die auf körperli-che Nähe zielen, wichtig. SpannungsgeladeneMedien sollten nur gemeinsam mit den Eltern odervertrauten Erwachsenen angesehen werden.

(Quelle: Hennighausen C., Schwag F.: «Der König derLöwen in der Falle. Kinder zwischen Spannungs- undAngsterleben während der Medienrezeption». In: tv dis-kurs 63, 1/2013)

Kinder und Medien

47 % hören täglich oder fast täglich Musik.42 % sehen täglich oder fast täglich fern.37 % lesen täglich oder fast täglich Bücher.25 % gamen täglich oder fast täglich.21 % nutzen täglich oder fast täglich ein Handy.52 % haben ein eigenes Handy. 69 % nutzen mindestens ab und zu ein Handy. Obwohl viele Kinder noch kein Handy besitzen, ist es ihr Lieblingsmedium.67 % der Kinder nutzen mindestens ab und zu das Internet. Bei den 12-/13-Jährigen sind es 97 %. 9 % der Kinder, die das Internet nutzen, haben sich online schon einmal belästigt gefühlt.76 % der Mittelstufenschülerinnen und -schüler nutzen YouTube mindestens einmal pro Woche.YouTube ist noch vor WhatsApp und Instagram die beliebteste App.13 % der Kinder geben an, dass sie mindestens einmal pro Woche ihr Handy nutzen, wenn sie eigentlich schlafen sollten. Bei den 12-/ 13-Jährigen sind es 33 %.

Quelle: MIKE-Studie 2015, repräsentative Studieüber 6- bis 13-Jährige in der Schweiz

«Mit einem hochwertigen Medienangebot tragen Kitas zur Chancengerechtigkeit für

Kinder aus bildungsfernen und wirtschaftlichbenachteiligten Familien bei.»

Wir wissen, dass man sich mit Face -book in einem offenen Raum be-wegt. Was da veröffentlicht wird,ist vielen zugänglich, nicht nur densogenannten Freunden, sondernauch deren Freunden – und so weiter. Meine Tochter hat dasDownsyndrom und versteht nicht,in welchem Ausmass sie sich auf

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Facebook Spott und Häme preis-geben kann. Ich hoffe, dass ihre«Freunde» um ihre Kommunika -tionsmöglichkeiten wissen.

Gerade kürzlich hat sich dieFrage wieder gestellt, wieweit ich als Mutter kontrol-lierend einwirken kann, alsjemand mich wegen einesabwertenden Kommentarsdarauf angesprochen hat.Natürlich will ich mein Kindschützen vor allem Unbill.Doch mein Rat ist nicht ge-fragt. Selber machen, wie alle

anderen, ausprobieren und da-zugehören ist angesagt. Das kannfür einen speziellen Menschen wiemeine Tochter bedeuten, dass sieAufmerksamkeit erregt, sich der Lä-cherlichkeit preisgibt – ohne dassihr das bewusst ist – und dass siemöglicherweise verhöhnt und aus-gegrenzt wird. Glücklicherweise istdas bisher kaum passiert. Vielleichtauch, weil ich in kniffligen Situa -tionen da war, um sie zu beschü t -zen – indem ich meine ganze Ak-zeptanz und mein Wohlgefallen inden Raum strömen liess. Das istnicht immer möglich.Wir Normalo-Angehörigen meinen,dass es peinlich sein könnte, wenn

sie bei jeder Party ein Ständchendarbringen will und aus vollemHals, manchmal auch falsch, singt,wenn sie im Facebook Statementsabgibt, die jeder Rechtschreib-grundlage entbehren, und zum hun-dertsten Mal behauptet, der von ihrbewunderte Star sei ihr Freund, nurweil sie in seinem Facebook-Fan-club ist.

Wir selber sind penibel darauf be-dacht, uns ja nicht lächerlich zumachen. Wir bemühen uns, unan-tastbar zu bleiben und uns nichtin Situationen zu manövrieren, de-nen wir nicht gewachsen sind. Wirhaben es im Griff! Wir versuchen,uns im öffentlichen Raum und vorallem im Umgang mit sozialen Me-dien so zu äussern, dass wir nichtplötzlich den Spott einer ganzenMeute auf uns ziehen, die sichdann einen Spass daraus macht,gegen uns vom Leder zu ziehen.Solches hat schliesslich schon Teen-ager in den Selbstmord getrieben.Wir wissen, wie es läuft.

Darum ist es meine Pflicht, meineTochter zu schützen. Das stimmt na-türlich, und das Thema hat mir ein-mal mehr eine schlaflose Nacht be-schert. Was kann ich tun?

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Wenn wir von einer gewissen Ak-zeptanz Menschen mit einer Behin-derung gegenüber ausgehen undvon den, wenn auch zäh, doch fort-schreitenden Integrations- bzw. In-klusionsbestrebungen, dann musses möglich sein, dass ein Menschmit Downsyndrom einen Facebook-Account unterhalten kann – aufseine Art und Weise, mit seinensprachlichen Möglichkeiten –, ohnesich der Lächerlichkeit und demSpott preiszugeben. Oder?

Wenn wir darauf vertrauen, dassauch Menschen, die anders sindals wir und nicht in allem dieselbenMöglichkeiten und Fähigkeiten vor-zuweisen haben, trotzdem ein mög-lichst selbstständiges und würdevol-les Leben führen können, dannmüssen wir ihnen zugestehen, dasssie sich in diesem Leben und dieserGesellschaft bewegen dürfen; ohnedass wir sie auslachen und erwar-ten, dass sie sich so wie wir beneh-men, und eben ohne, dass wir fürsie Ghettos schaffen, wo sie nur un-ter sich sind und möglichst nichtspassieren kann, was uns tangierenund stören könnte. Das heisst doch,dass wir als Eltern unsere Kinder,auch erwachsene Kinder, dabei be-gleiten, ihren Platz zu finden, undihnen dabei zugestehen, sich der-selben Mittel zu bedienen wie alleanderen in ihrem Alter.

Meine Tochter hat ein iPhone, einiPad, einen PC. Sie schreibt gerneSMS an ihre Kollegen und Freundeund postet auf Facebook. MeineKontrollmöglichkeiten sind be-grenzt, und trotzdem sorge ichmich, dass sie irgendeinem Grüselauf den Leim geht oder gemobbtwird. Ich weiss nicht, ob ich sie,

gesetzt den Fall, schützen könnte.Wir reden immer wieder mit ihr da-rüber, aber ich bin mir nicht sicher,ob sie versteht, worum es geht. Viel-leicht will sie es einfach nicht vonmir hören. Darum delegiere ich sol-ches auch an ihre Wohngruppen-betreuerin. Freiwillig gewährt siemir auch keinen Einblick in ihreSMS oder ihren Messenger. Dassei schliesslich privat. Sie hat rechtund offensichtlich schon einen Sinnfür ihr eigenes Leben entwickelt,ein Leben, das uns nicht jederzeitetwas angeht. Das Risiko bleibt,dass sie sich mit ihren öffentlichenÄusserungen lächerlich macht. Siezeigt sich, wie sie ist, und kann ho-hen Standards nicht genügen.Doch wer setzt diese?

Ich hoffe, dass wer mit meinerTochter auf Facebook befreundetist und sie kommentiert, schonweiss, mit wem er es zu tun hat,und somit auch die nötige Akzep-tanz aufbringt. Darauf kann mansich nicht verlassen? Stimmt. Trotz-dem baue ich auf das Gute imMenschen. Der abfällige Kommen-tar, der diese ganzen Überlegun-gen überhaupt ausgelöst hat, istnämlich sehr schnell wieder ge-löscht worden. Da hat es jemanddoch noch gecheckt.Wenn ich das Vertrauen aufbringe,meine Tochter loszulassen, damitsie ein eigenständiges Leben führenkann, dann kann ich sie nicht vorallem beschützen. Das Risiko bleibt.

Über die AutorinIngrid Eva Liedtke ist Autorin, psycho-logische Beraterin und Coach. DieserBeitrag erschien erstmals im Mama -blog des Tages-Anzeigers. Wir dan-ken der Autorin und der Redaktion fürdie Nachdruckerlaubnis.

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Standpunkt

Trotz Downsyndrom ein Facebook-Profil?

Eltern wollen ihre Kinder schützen. Erst recht, wenn das Kind infolge einer BehinderungRisiken nicht erkennen oder nicht richtig einschätzen kann. Zum Beispiel bei den neuenMedien. Doch wo sind die Grenzen? Ein Gastbeitrag von Ingrid Eva Liedtke.

Das Internet fasziniert alle Jugend- lichen, ob mit oder ohne Behinderung. (Symbolbild)

Menschen mit einer geistigen Behin-derung sind durch das Internet oft überfordert (wie viele andereauch). Die Inhalte sind zu lang undzu kompliziert oder die Webseitensind zu komplex aufgebaut. Barrie-ren bilden vor allem Lese-, Verständ-nis- oder Kon zentra tions anforde run-gen. Eine Alternative sind leicht be-dienbare sowie «lese- und verständ-nisfreundliche» Webangebote, vondenen es aber erst wenige gibt.Ein Beispiel ist die Plattform insie-mePLUS der Elternvereinigung in-sieme schweiz. Es handelt sichdabei um eine Informations-, Spiel-und Kommunikationsplattform, diees Menschen mit einer geistigenBehinderung ermöglicht, sich mitder Welt des Internets vertraut zumachen. Einerseits wird bei dieserWebseite darauf geachtet, dassalle Elemente integriert werden,die zur Erleichterung der Kommu-nikation beitragen:Bild, Ton, Text, Videound die entspre-chende Navigation.Andererseits dientsie als Informations-(«Meine Rechte» ineinfacher Sprache)und Freizeitplattform(Videos, Spiele) undauch als Lern- undKommunikationsinstrument. Beson-ders lesenswert ist der Blog mit Tex-ten und Illustrationen von Be trof- fenen. (Das hier abgebildete Bei-spiel stammt von Blogger Joey.)

www.insiemeplus.ch

Das besondere Projekt: insiemeplus.ch

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FokusFokus

Lassen wir die Geschichte und denEinblick in das fiktive Leben vonLea mal so stehen. Nun drängt sichdie Frage auf: Was ist im Umgangmit und bei der Nutzung von di-gitalen Medien und sozialen Netz-werken für Jugendliche mit einerSehbehinderung anders?

Sehbehinderte im NachteilIm ersten Moment ist man versuchtzu sagen, gar nicht so viel. DieGeschichte von Lea könnte ebensofür eine sehende Jugendliche ste-

hen. Doch es gibt schon Unter-schiede. In Bezug auf alle visuellenElemente, und davon gibt es in derdigitalen Welt sehr viele, sind dieSehbehinderten stark im Nachteil.Bilder, Piktogramme und Formengeben den Sehenden innert weni-

ger Sekunden Orientierung auf ei-ner Website oder in Programmen.Diese Orientierung müssen sich diesehbehinderten Jugendlichen oft-mals in kleinen Schritten erarbei-ten. Das braucht unter Umständenviel Zeit und vor allem auch Ge-duld. Beides Dinge, die bei Jugend-lichen nicht immer im Übermassvorhanden sind. Da müssen die In-halte schon wirklich spannend undwichtig sein, dass man dran bleibt.Dazu kommt, dass das Navigierenein hohes Mass an Konzentration

erfordert, um innert nützlicher Fristan die gesuchten Informationen zukommen. Das kann ermüdend sein.Es wird offensichtlich, dass der Faktor Zeit ein zentrales Elementauch im Zusammenhang mit SocialMedia ist.

Zwischen Zeitfüller und ZeitfresserHier liegt auch ein gewisses Ge-fahrenpotential, das sich im Span-nungsfeld zwischen Zeitfüller undZeitfresser bewegt. SehbehinderteJugendliche sind oftmals wenigermobil und verbringen dadurch re-lativ viel Zeit allein. Diese Zeitkann durch den Konsum von digi-talen Medien gut gefüllt und da-durch kurzweiliger gestaltet wer-den. Auf der anderen Seite könnendigitale Medien durchaus zu Zeit-fressern werden. Dies kann bei-

spielsweise dann der Fall sein,wenn man von vielen Seiten mitBeiträgen aus dem Leben bedientwird. Wenn einem alle Freundegleichzeitig detailliert berichten,was sie gerade machen und wosie gerade sind, vielleicht gar noch

Erinnern Sie sich an Lea? Vor eini-ger Zeit haben wir darüber berich-tet, wie die (fiktive) Schülerin desSonnenberg in Baar Informations-und Kommunikationstechnologien(ITC) auf dem Schulweg und im Unterricht verwendet («imago»2/14). Doch auch in ihrer Freizeitkann Lea auf die Errungenschaftender Technologie zählen. Zuhausehat sie einen PC mit Internetzugangund den notwendigen Unterstüt-zungsprogrammen für ihre Sehbe-hinderung. Zudem nutzt sie auchgerne ihren Tablet-PC. Das gibt ihrBewegungsfreiheit innerhalb undausserhalb der Wohnung.

Nicht ohne mein SmartphoneDas wichtigste Gadget ist jedochauch für Lea, genauso wie für dieallermeisten Jugendlichen in derSchweiz, ihr Smartphone. Mit ihmhält sie Kontakt zu ihren Freundenund Bekannten. Sie ist in verschie-denen Whatsapp-Gruppen dabei.Hier erfährt sie, was läuft undwann, wer, wo, mit wem, was ab-macht oder erlebt hat. Das ist ge-nauso wie bei Sehenden. Nur mitgewissen Bildern, die im Chat plat-ziert werden, hat sie etwas Mühe,da die Auflösung oftmals zu kleinist. Den Text lässt sie sich jedochbequem vorlesen und ist dadurch

auf dem Laufenden, was in ihremUmfeld passiert. Auch ein Facebook-Profil hat Lea.Doch ist es für sie etwas mühsam,dieses aktuell zu halten, da einigeFunktionen nur mit einem gewissenAufwand für sie bedienbar sind.Am besten geht es, wenn mannicht die reguläre Startseite nutzt,sondern m.facebook.com. (DieseSeite ist eigentlich für mobile End-geräte gedacht und auf die we-sentlichen Punkte reduziert. Damitwird sie von den Hilfsmitteln blin-der und sehbehinderter User klarerdargestellt.)Toll sind die vielen Podcasts, dieLea abonnieren kann. Das Spek-trum reicht von spannender Un -terhaltung zum Entspannen über tagesaktuelle News bis hin zu Do-kumentationen, die Wissen auf an-genehme Weise vermitteln. Eineganze Menge digitale Inhalte also.

Lieber chatten als gamenDa den Überblick zu behalten istnicht immer ganz einfach. Einer-seits muss Lea herausfinden, wel-che Podcasts ihr gefallen, ande-rerseits muss sie sich auch immerwieder beschränken. Schliesslichsollte sie ja auch noch Hausauf-gaben machen, Klavier üben oderim Haushalt helfen. – Zumindest

wenn man ihre Eltern fragen würde.Gamen ist irgendwie nicht so LeasWelt. Ihr Mitschüler Frank hat sietrotzdem schon mehrmals onlineeingeladen, in seiner Game-Weltmitzumachen. Er baue an einerneuen Welt im Cyberspace und eswäre doch toll, wenn Lea ihn da-bei mit einem eigenen Profil unter-stützen würde. Verbündete zu ha-ben, wäre dabei total genial. FürLea klingt dies dann doch zu we-nig real. Lieber chattet oder skyptsie hin und wieder mit ihrer ehe-maligen Klassenkameradin, dienun in Deutschland studiert.

Austausch mit Gleichbetroffenen Ab und an ist Lea auch in Online-Foren anzutreffen. Dort trifft sie aufandere Sehbehinderte, die sichbeispielsweise über die neuestenund besten Anwendungen von di-gitalen Medien für Sehbehinderteaustauschen. Von dort hat sieschon viele nützliche Tipps undHinweise für die einfachere undeffizientere Nutzung ihres Smart -phones bekommen. Tipps von de-nen, die täglich mit ähnlichen Fra-gen konfrontiert sind wie sieselber. Da entstehen dann auchvirtuelle Kontakte mit jungen Leuten, die sie gerne auch einmal persönlich kennenlernen würde.

Soziale Netzwerke–auch für sehbehinderte Jugendliche

Rund 80 Prozent der Jugendlichen besuchen soziale Netzwerke wie Facebook, Whatsapp, Twitter oder Instagram täglich oder mehrmals pro Woche. Doch was ist mit Jugendlichen, die wenig oder gar kein Sehvermögen haben?

Auch blinde und sehbehinderte User mögen Facebook. Das Netzwerk ist von Barrierefreiheit aber noch weit entfernt.

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• Familienorientiertes Tun kann und sollte im Sinneines Handlungsmodells verstärkt auch am konkre-ten Verhalten der Fachkräfte festgemacht werden.

Vielfältige AnforderungenFür Fachpersonen der Frühförderung geht es darum,Familien an der Basis, bei sich zuhause, abzuholenund durch die verschiedenen Stadien ihrer Bewälti-

Unter dem Titel «Eltern sein plus – Begleitung vonKindern mit Unterstützungsbedarf» hatte die OltenerArkadis-Stiftung im November zu einer Fachtagungeingeladen. Aus Sicht der Eltern- und Fachberatungvon visoparents schweiz interessierte besonders das Referat zum Thema «Familienorientierte Unter-stützung» von Manfred Pretis. Pretis ist Professor fürtransdisziplinäre Frühförderung an der MedicalSchool in Hamburg und an verschiedenen Projektender EU beteiligt. Ein Fokus liegt dabei auf inklusions-und integrationsrelevanten Lebensbereichen von Menschen mit Behinderung. Dazu gehört auch dieFamilie als primäre Sozialisationsinstanz.

Keine einheitliche Definition «Familienorientierung» – im Unterschied beispiels-weise zur Fokussierung auf das Kind und seine Be-dürfnisse – ist kein neuer Ansatz. Der Begriff wird je-doch unterschiedlich definiert und in der Praxisentsprechend unterschiedlich umgesetzt. Über die Be-deutung der Familienorientierung bei frühen Förder-massnahmen besteht in der Fachwelt ein hoher Kon-sens. Zur Wirksamkeit gibt es bis heute aber nurwenige empirische Daten aus dem europäischen Raum.Ein Grund dafür ist, dass die praktischen Erfahrungenschwer zu operationalisieren sind. Folgende Merkmalesind laut Pretis charakteristisch für den Ansatz: • Fachkräfte sind in der familienorientierten Arbeit

mit hochindividuellen Situationen konfrontiert.• Trotz hoher Individualität basiert familienorien-

tiertes Tun auf einzelnen theoretischen Modell- vorstellungen. • Diese Modellvorstellungen divergieren möglicher-

weise zwischen Fachkräften, Eltern und Wissen-schafterInnen.

• Familienorientiertes Handeln macht einenUnterschied (z.B. zu kindfokussiertem Handeln).

Die Familie im Zentrum«Familienorientierung» kann den Erfolg der Frühförderung massgeblich beeinflussen. Was der Begriff beinhaltet und worauf Fachkräfte sich bei diesem Ansatz einlassen, warkürzlich Thema an einer Fachtagung.

Eltern kennen ihre Kinder selbst am besten.

Frühförderung

Gut zu wissen

ergänzt mit einer Voicemail-Auf-nahme vom Konzert, an dem mangerade ist. Da können dann Stun-den drauf gehen, bis man alles ge-hört und oder gelesen hat.

Medienkompetenz – auch für Erwachsene Für die Erwachsenen im Umfeldvon Lea und anderen Jugendlichengeht es darum, die Jugendlichenin ihrer Medienkompetenz zu stär-ken und zu einem adäquaten Um-gang zu befähigen. Dabei sinddieselben Dinge zu beachten wiebei allen anderen Jugendlichen.Es geht am Ende um eine aktiveAuseinandersetzung mit den Ju-gendlichen über Inhalt, Nutzungund Risiken von digitalen Medien.Die Erwachsenen sind angehalten,sich in Bezug auf die digitalen Me-dien selber à jour zu halten. Ge-schieht dies im Austausch mit denJugendlichen und einem echten In-teresse für die Inhalte, welche Ju-gendliche konsumieren, ist derGrundstein für die Entwicklung vonMedienkompetenzen bei Jugend-lichen (und gleichzeitig bei Er-wachsenen) gelegt. Nicht vergessen werden darf, dasswir als Erwachsene stets aufge -fordert sind, auf den individuellenEntwicklungsstand der Kinder undJugendlichen Rücksicht zu nehmen.Es geht darum, auf die aktuellenkörperlichen und geistigen Voraus-setzungen genauso einzugehenwie auf die persönlichen Interessenund Vorlieben der Jugendlichen.So entstehen offene Diskussionen,und die Entwicklung kann best-möglich unterstützt und begleitetwerden.

Peter Syfrig, Bereichsleiter WohnenSonnenberg Baar

Medienkompetenz -ein Schlüssel zur

gesellschaftlichen Partizipation

Digitale Medien sind längst einzentraler Bestandteil des Alltagsvon Kindern und Jugendlichen –auch von jungen Menschen mit Be-hinderung. Diese Medien könnenHandlungsräume erweitern, denregelmässigen Kontakt mit Freun-den, Bekannten und Familie för-dern und behinderungsbedingteBarrieren abbauen. Damit leistensie einen wichtigen Beitrag zurChancengleichheit.

Erziehungsverantwortlichein der Pflicht Kinder und Jugendliche vor digita-len Medien abzuschirmen, ist da-her nicht sinnvoll. Vielmehr müssendie jungen Menschen lernen, kri-tisch und verantwortungsvoll damitumzugehen. So können sie die Po-tenziale der Medien nutzen undsich vor den Gefahren schützen.Zur Erziehungs-, Bildungs- undSchutzverantwortung von Eltern,Lehr- und Betreuungspersonen ge-hört es, diesen Prozess aktiv zu be-gleiten.

Fachmitarbeitende von Institutionenfür Kinder und Jugendliche mit Be-hinderung sind in der Förderungvon Medienkompetenzen speziellgefordert. Je kompetenter sie sichin der digitalen Welt bewegen,desto wirkungsvoller können sie ih-ren Auftrag wahrnehmen: Kinderund Jugendliche mit besonderen Be-dürfnissen zu befähigen, am gesell-schaftlichen Leben teilzunehmen.

Standortbestimmung für FachpersonenUm diesem Personenkreis eineStandortbestimmung in Bezug aufihre eigene Medienkompetenz zuermöglichen, hat das Bundesamtfür Sozialversicherungen BSV zu-sammen mit Curaviva und der Be-rufs-, Fach- und FortbildungsschuleBFF Bern einen Leitfaden heraus-gegeben. Zielist es, dassFachpersonender Sozial-,Heil- und Son-derpädago-gik Medien -erziehung inihre spezifi-schen Hand-lungsfelder in-tegrieren undso die Kinderund Jugendli-chen befähi-gen können,sicher und verantwortungsvoll mitdigitalen Medien um zugehen undderen Entwicklungs potenzial kon-struktiv zu nutzen.

Der Leitfaden entstand im Rahmenvon Jugend und Medien, dem na-tionalen Programm zur Förderungvon Medienkompetenzen des BSV.Die Standortbestimmung kann auchonline vorgenommen werden.

www.medienundsozial-pädagogik.ch

Leitfaden für Institutionen

Familienorientierung ist also zweifellos ein wichtigerFaktor in der Frühförderung und der Frühtherapie.Dennoch ist sie aber «keine heilige Kuh», so Pretis,und nicht in jeder Situation der einzig richtige Weg.Das ist leicht nachvollziehbar, denn die Einbindungdes ganzen Familiensystems bedingt eine entspre-chende Bereitschaft eines jeden Mitglieds, sich aucheinbinden zu lassen. Diese Bereitschaft kann nicht im-mer als gegeben vorausgesetzt werden. Jede Familieist anders, hat eine eigene Geschichte, unterschiedlicheRessourcen und eigene Wertvorstellungen. Ihr Hand-lungsspielraum wird nicht nur von innerfamiliären, son-dern auch von zahlreichen äusseren Einflussfaktorenund Lebensbedingungen bestimmt (vgl. Grafik).

Mehr Evidenz notwendigFamilienorientierung müsste Pretis zufolge vermehrt Teildes Förder- und Behandlungsplanes sein: «Wenn dieFamilie eine solch grosse Rolle in der Entwicklung einesKindes spielt, wie wir annehmen, ist es schwer erklärbar,dass nur 3 bis 5 % der Förder- und Behandlungszieleauf die Umwelt des Kindes abzielen.» Und schliesslich:«Wenn Familienorientierung langfristig eine wichtigeRolle spielen soll, dann muss ihre Wirksamkeit auchverstärkt nachgewiesen werden.» (AH)

Tagungsunterlagen: www.arkadis.ch (Events)

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gungs- und Empowermentprozesse zu begleiten. So be-trachtet, kann Familienorientierung vieles beinhalten: … mit Wut und Verzweiflung umgehen;… sich auf die konkrete Umwelt der Familieeinlassen;

… neben den Eltern weitere enge Bezugs -personen wie Geschwister, Grosseltern usw. aktiv einbinden;

… sich mit den (unterschiedlichen) Wünschen, Erwar tungen und Bedürfnissen der Familie bzw. der Familienmitglieder auseinandersetzen;

… einem sozialen Rückzug der Familie entgegenwirken;

… Belastungen und Ressourcen der Familie einschätzen;

… als Fachperson mit unterschiedlichen Rollen-erwar tungen – zwischen HoffnungsträgerIn undRepräsentantIn der Behinderung – umgehen …

Ziel ist es letztlich, eine vertrauensvolle Erziehungs-partnerschaft aufzubauen und in diesem Rahmen fürverletzliche Kleinkinder lernförderliche Situationenherzustellen. «In dem Ausmass, in dem dies gelingt,ist Entwicklungsförderung möglich», so der Referent.Dabei muss der be- und erziehungsrelevante Raumdes Kindes beachtet werden, denn: «Ohne Berück-sichtigung dieses Beziehungsrahmens zeigt Förde-rung/Therapie bei Kleinkindern keine über die übli-che Erziehung hinausgehenden Effekte.»

Familienorientierung als HaltungEltern wollen wissen, was los ist mit ihrem Kind undwas sie und ihr Kind in der Zukunft voraussichtlicherwartet. Und sie wollen ihr Kind in aller Regel nachbesten Kräften fördern. Um Eltern bzw. das Familien-system erfolgreich zu unterstützen, brauchen Fach-

personen der Frühförderung deshalb Diagnose- undPrognosewissen sowie Wissen über Interventionen undVeränderungen. Entscheidend für den Erfolg ist dabeidie Haltung der Fachperson, namentlich die Überzeu-gung, dass die Eltern ihr Kind am besten kennen undnormalerweise auch das Beste für ihr Kind wollen.Die Familie ist die entscheidende Konstante im Lebendes Kindes, nicht die Fachperson. Mit anderen Worten:Dem Kind wird dann bestmöglichst geholfen, wennder Familie geholfen wird, das heisst, wenn auch dieelterlichen Kompetenzen gestärkt werden.

Erwartungen aus ElternsichtNeben der inneren Haltung entscheidet auch dasVerhalten der Fachperson über den Erfolg der Unter-stützung. Eltern haben auf der Beziehungsebene –bewusst oder unbewusst – konkrete Erwartungen andie Fachperson der Frühförderung: … Die Fachperson hält sich an Absprachen;… hört sich meine Sorgen/ Anliegen wirklich an;… erkennt die Stärken meines Kindes und meiner Familie;

… steht meinem Kind und der Familie positiv gegenüber; … erkennt die positiven Dinge, die ich als Elternteil tue;… versteht die Situation meiner Familie und meiner Kinder…

Teilhabeorientierte AspekteDie Familie hat die Möglichkeit zur Wahl und die Fä-higkeit zur Entscheidung. Die Fachperson bietet par-tizipativ Hilfe zur Selbsthilfe. Aus der Perspektive derEltern heisst dies zum Beispiel: … Die Fachperson hilft mir, aktiv zu sein, um er- wünschte Hilfe und Unterstützung zu bekommen;… versorgt mich mit Informationen, damit ich guteEntscheidungen treffen kann;

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Gut zu wissen

… reagiert auf meine Anliegen betreffend Rat und Hilfe;… hilft mir, mehr über die Dinge zu erfahren, die mich interessieren;… unterstützt mich in meinen Entscheidungen;… ist flexibel, wenn sich die Situation meiner Familie ändert…

Eltern als Experten ihres Alltags Dies bedeutet, dass die Vorstellungen und das Ver-ständnis der Familie der Ausgangspunkt allen Tunssein müssen und nicht die theoretischen Überlegungender Fachperson. «Fachliche Modelle der Familienori-entierung sollten mit den Vorstellungen der Eltern ab-gestimmt werden», so Pretis. Je besser dieser An-spruch erfüllt wird, desto zufriedener sind Familienmit der Unterstützung und desto besser gelingt dieBeziehung zwischen der Familie und der Fachperson.Für die begleitete Familie wird «Familienorientierung»erlebbar und beobachtbar; das einzelne Mitglied er-lebt sich selbst als aktiven Teil, der etwas beitragen,bewirken und bewegen kann und nicht nur passiverHilfeempfänger ist. Die Einbindung der Familie zeigt auch Effekte in Be-zug auf kognitive und soziale Lernfortschritte bei denKindern. Bei «aktiven Eltern» sind Effekte grösser alsbei «passiven».

(Quelle: Pretis / Simon 2013, nach Bronfenbrenner; MAK Wiki d)

Kein Kind, keine Familie und keine Fachkraft bewegt sich im bezugs-/beziehungsleeren Raum: systemisch orientierteUnterstützung am Beispiel der Frühförderung.

Gut zu wissen

Anliegen der Eltern

Der Wunsch der meisten Eltern, zu wissen, was los ist.

Der Wunsch der meisten Eltern, ihr Bestmögliches zur Entwicklung ihres Kindes beizutragen.

Der Wunsch der Eltern zu wissen, wie sich die Situation entwickeln wird.

Kompetenz der Fachkraft

Diagnosewissen

Interventions- und Veränderungswissen

Prognosewissen

Der Ausgangspunkt familienorientierten Handelns

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Gut zu wissen Gut zu wissen

Die obere Altersgrenze für die Be-handlung Jugendlicher in Kinder -kliniken liegt in der Regel bei 16Jahren. Davon ausgenommen sindPatienten mit einer chronischenKrankheit oder solche mit einer psy-chiatrischen Diagnose. Nach An-sicht medizinischer Fachgesellschaf-ten1) missachtet die Einteilung alleinaufgrund des chronologischen Al-ters wichtige Aspekte der biopsy-chosozialen Entwicklung währendder Adoleszenz (gemäss WHOvom 10. bis 19. Lebensjahr). DieseEntwicklung ist mit 16 Jahren nochnicht abgeschlossen. So zeigenneue wissenschaftliche Studien, dassjener Teil des Gehirns, der die Im-pulskontrolle und die Abschätzungvon Risiken steuert, sich bis etwains Alter von 25 Jahren entwickelt.

Unterschiede zwischen Jugend-und ErwachsenenmedizinDies kann dazu führen, dass Ju-gendliche mit 16 Jahren noch nichtdie volle Reife für eigenverantwort-liches Selbst-Management (z.B. Me-dikamenteneinnahme) erlangt ha-ben und im Kontakt mit dem Be -handlungsteam ihre Interessen nochnicht angemessen wahrnehmen

können. In der Erwachsenenmedi-zin betrachtet man eigenverantwort-liches Handeln und Selbst ständig -keit oft als Grundvoraussetzung füreine erfolgreiche Behandlung.Eine erfolgreiche Behandlung vonJugendlichen erfordert jedoch häu-fig einen familienbasierten Thera-pieansatz. Auch für akut erkrankteoder verunfallte Jugendliche, dieeine längere Behandlung benöti-gen, und solche mit psychischer Er-krankung ist es wichtig zu berück-sichtigen, wie die biopsychosozialeEntwicklung und die psychosozia-len Umstände sich auf die Gesund-heit auswirken und welchen Einflussdiese Faktoren auf die Behandlunghaben. In der stationären Behand-lung sind zudem die Berücksichti-gung schulischer Bedürfnisse undaltersangemessener Ressourcen in-klusive Tagesaktivitäten wichtig.Viele Erwachsenen-kliniken bieten je-doch keinen solchumfassenden Thera-pieansatz an. Für Jugendliche in derSchweiz im Altervon 16 Jahren undälter besteht deshalboft ein Mangel angeeigneten Behand-lungsmöglichkeiten.Damit jugendlichePatienten individuell

optimal behandelt werden können,empfehlen die Fachgesellschaftenneben der Anhebung der Alters-grenze, dass der Übergangsprozessvon der Pädiatrie in die Erwachse-nenmedizin frühzeitig geplant wird.Für den Zeitpunkt des Wechsels sol-len Fähigkeiten zum Selbst-Manage-ment sowie zur Interessenwahrneh-mung ausschlaggebend sein.

Fachkräfte gemeinsam schulenEine weitere Empfehlung betrifft dieAusbildung medizinischer Fach-kräfte. Diese ist von zentraler Be-deutung und sollte für alle involvier-ten Fachspezialisten Schulungenanbieten, auf deren Basis sie ge-meinsam altersangepasste Betreu-ungskonzepte entwickeln können. (AH)Quelle: Schweizerische Ärztezeitung2015;96(44):1629

Kinderkliniken in der Schweiz sollen die Behandlung für alle Jugendlichen neu bis mindestens 18 Jahre anbieten. Dies empfehlen medizinische Fachgesellschaften.

Jugendmedizin: Optimale Behandlung für alle

Kosten für medizinische Massnah-men sind in der Regel Sache derKrankenkasse. Nicht jedoch, wennein so genanntes Geburtsgebre-chen vorliegt: Dann ist bis zum20. Altersjahr des Kindes die In-validenversicherung (IV) für die Finanzierung von medizinischenMass nahmen zuständig. Andersals die Krankenkasse verrechnetdie IV dafür keinen Selbst behalt.Um die Chancen für eine spätereberufliche Eingliederung zu erhö-hen, ist die IV zudem bei bestimm-ten Leistungen grosszügiger. Fürbetroffene Familien spielt es alsoeine Rolle, welcher Kostenträgerzuständig ist.

Was ist ein Geburtsgebrechen?Geburtsgebrechen im Sinn desGesetzes sind Beeinträchtigungen,die ab Geburt bestehen und in derVerordnung auf der entsprechen-den Liste aufgeführt sind. ObwohlTrisomie 21 (Down Syndrom) ge-netisch bedingt, also angeborenist, gilt sie bis heute nicht als Ge-burtsgebrechen. Der Grund: Umals Geburtsgebrechen anerkanntzu sein, muss ein Leiden nicht nurseit Geburt bestehen, sondernauch behandelbar sein. Letzteresist bei der Chromosomenabwei-chung nicht der Fall. Gesundhei t -liche Probleme hingegen, die mitder Trisomie 21 einhergehen kön-

nen, zum Beispiel ein Herzfehler,gelten als Geburtsgebrechen. The-rapien und Medikamente zur Be-handlung des Herzfehlers werdendeshalb von der IV finanziert. Fürandere Massnahmen, zum BeispielPhysio- oder Ergotherapie, ist dieKrankenkasse zuständig – oderaber die Familie muss die Kostenselber tragen. Eine unbefriedigendeSituation, die viele Unsicherheitenund langwierige Abklärungen nachsich zog. Nach mehreren Vorstös-sen im Parlament ist der Bund nunbereit, Trisomie 21 in die Liste derGeburtsgebrechen aufzunehmen.Die Änderung soll nach Auskunft

des Bundesrates im nächsten Jahrin Kraft treten.

Solidarität mit betroffenen FamilienDie Änderung ist auch aus gesell-schaftlicher Sicht bedeutsam: DieZahl der Geburten von Kindern mitTrisomie 21 geht als Folge derimmer einfacheren pränatalen Dia-gnosemöglichkeiten stark zurück.Umso mehr brauchen jene Eltern,die bewusst auf entsprechende vor-geburtliche Abklärungen verzichtenoder sich trotz Trisomie-21-Diag-nose für die Geburt des Kindes ent-scheiden, die Solidarität der Ge -sellschaft. Die Anerkennung desDown-Syndroms als Geburtsgebre-chen setzt hier ein Zeichen, dasüber verbale Absichtserklärungenhinausgeht, so Ständerat RobertoZanetti in seiner Motion, die zur nungeplanten Änderung führte. «Mitder Anerkennung von Trisomie 21als Geburtsgebrechen werden nichtautomatisch Ansprüche gegenüberder IV ausgelöst. Es wird lediglichgewissermassen die Beweislast fürdie Auslösung von Leistungen der IVumgekehrt. Dies müssen uns Men-schen mit Trisomie 21 und ihre El-tern wert sein.» (AH)

Link zur Verordnung:www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19850317/index.html

Liste der Geburts-gebrechenwird angepasst

Trisomie 21 wird nach jahrzehntelangem Kampf von Eltern in die Liste der Geburtsgebrechen aufgenommen. Was hat es mit dieser Liste auf sich?

1) Stellungnahmen der SchweizerischenGesellschaft für die Gesundheit Adoles-zenter (SGGA-ASSA) und der Schwei-zerischen Gesellschaft für AllgemeineInnere Medizin (SGIM)

Was steht meinem Kind zu? In der Regel werden Eltern be-hinderter oder kranker Kindervon Kinderärzten und Spitä-lern über die Anmeldung beider Invalidenversicherung oderder Krankenkasse informiert.Da ein verspätetes Gesuch beider IV aber zum Verlust vonLeistungen führen kann, ist esratsam, sich frühzeitig mit die-sen Fragen auseinanderzuset-zen. Ein wert volle Hilfe ist hierder Elternratgeber von ProcapSchweiz, «Was steht meinemKind zu?». Bestellungen:www.procap.ch

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Alle Schülerinnen und Schüler derTagesschule leben mit stark er-schwerten Lernvoraussetzungen (Ko-gnition, Motorik, Sinnesbehinde-rung, Handeln…). Ungeachtet derBeeinträchtigungen gehört das Er-reichen der höchstmöglichen Selbst-ständigkeit zu den wichtigsten Lern-zielen. Dieses Ziel erfordert beiunseren Schülerinnen und SchülernIndividualität und Konstanz, damitsie Vertrauen und Sicherheit gewin-nen und sich Schritte in RichtungSelbstständigkeit auch zutrauen.

Ein GemeinschaftswerkUm den hohen fachlichen und or-ganisatorischen Anforderungen ei-ner individualisierten Beschulung

von schwer mehrfachbehindertenKindern und Jugendlichen gerechtzu werden, haben wir auf August2015 neue Strukturen für denSchulalltag eingeführt. Zuvor fan-den Aktivitäten häufig mit allen ge-meinsam statt. Augenfälligstes Zei-chen dafür war der täglicheMorgenkreis im grossen Raum mitallen Schülerinnen, Schülern undMitarbeitenden. Es gab viele Aus-flüge und spezielle Veranstaltun-gen mit allen sowie klassenüber-greifende Unternehmungen wieJugendgruppe, Turnen, Schwim-men usw.Die neuen Strukturen entwickeltenwir in Arbeitsgruppen mit Mitar-beitenden aus unterschiedlichen

Berufen. Auch die Zusammenar-beit mit dem Volksschulamt, Inputsaus unseren PartnerorganisationenTanne und Sonnenberg, Gesprä-che mit andern Schulleitungen undschliesslich eine grosse Literaturre-cherche hat uns zu den Strukturengeführt, wie wir sie jetzt haben.

Was ist für die Schüler neu?Die Schülerinnen und Schüler dür-fen neu bereits auf 8 Uhr an dieSchule kommen. Die Stunde biszum Schulbeginn um 9 Uhr ist fürindividuelles Ankommen gedacht.Diese Stunde ist freiwillig; zurzeitnutzen erst zwei unserer Schülerdas Angebot. Doch für diese bei-den ist diese Zeit sehr wertvoll,

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Tagesschule

Neue Strukturenfür den Schulalltag

Auch in einer heilpädagogischen Schule bleibt die Zeit nicht stehen. Neue Anforderungenführten dazu, dass die Tagesschule von visoparents schweiz ihre Strukturen angepassthat. Herausragende Merkmale sind Individualität, Ruhe und Beständigkeit.

Seit vier Jahrzehnten ein Ort der Geborgenheit für blinde, seh- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche: die Tagesschule von visoparents schweiz in Zürich-Oerlikon.

Tagesschule

denn sie können sich in Ruhe aufden Schulbetrieb einstellen.Der Morgenkreis findet in den neugebildeten Klassen statt. Seit Au-gust haben wir drei Vierer- undeine Fünfer-Klasse. Das heisst, dassunsere Kinder und Jugendlichenimmer mit den gleichen Klassen-kameraden, die im selben Altersind, die Lektionen besuchen.Auch das Team der Erwachsenenist konstant: Die Schülerinnen undSchüler haben immer die gleichenLehrpersonen, Therapeuten undKlassenassistenzen um sich. Nachspätestens vier Jahren wechseltman die Klasse und damit auchdie Lehrperson und das Klassen-team. Von der Basisstufe geht esin die Unterstufe, dann in die Mit-telstufe und schliesslich in dieOberstufe. Mit der Klasse wech-seln die Schülerinnen und Schülerauch die Räumlichkeiten.

Unsere TherapeutInnen arbeitenwenn immer möglich im Unterrichtintegriert. Doch natürlich ist es jenach Förderziel auch möglich, denSchüler, die Schülerin aus derKlasse zu nehmen.Dreimal in der Woche finden klas-senübergreifende Halbtage statt.So ist am Montagmorgen derSchwimm-, Snoezelen- oder Bewe-gungsmorgen angesetzt, am Mitt-wochnachmittag das Turnen oderReiten und am Freitagnachmittagder Waldnachmittag.

Was hat sich für die Mitarbeitenden verändert?Die Aufgaben der einzelnen Be-rufsgruppen sind nun genau defi-niert und in einheitlichen Stellen-beschreibungen festgehalten. DieVerantwortung der schulischen

HeilpädagogInnen als Klassenver-antwortliche ist grösser geworden,und es sind neue Aufgabenberei-che entstanden. Es gibt nun je eineverantwortliche Person für Kinaes-thetics, für den Jahrespraktikanten,für unterstützte Kommunikation undfür die Pflege an der Schule. Un-sere medizinischen TherapeutInnenleiten neu Gruppen wie Schwim-

men, Bewegung, Snoezelen, Tur-nen oder Reiten. Die gemeinsamenSitzungen mit allen Mitarbeitendenwurden auf eine pro Monat redu-ziert. Dafür gibt es neu monatlicheine Klassenteamsitzung und eineFachsitzung aller HeilpädagogIn-nen sowie aller medizinischen The-rapeutInnen.

In konstanten Teams kann intensivan den Förderzielen der einzelnenSchülerinnen und Schüler gear -beitet werden, und Abmachungenwerden besser von allen eingehal-ten. Die Beziehung zu den Kindernund Jugendlichen wird durch dieBeständigkeit intensiviert, undauch die Zusammenarbeit im klei-nen Team wird geschätzt und un-terstützt die Kinder und Jugendli-chen in ihrem Lernprozess.

Der Kontakt zu den Eltern findetvor allem über die klassenverant-wortlichen schulischen Heilpäda-gogInnen statt. Dabei kommt neuein Klassenhandy zum Einsatz.Diese Massnahme ist nicht zuletztunserem Konzept zur Präventionsexueller Gewalt geschuldet. Die-ses empfiehlt, Kontakte mit privatenElektronikgeräten zu unterbinden.

Auf gutem WegWir sind nach den Sommerferiengut mit diesen neuen Strukturen ge-startet. Bereits nach kurzer Zeit istRuhe eingekehrt, und der Schulall-tag funktioniert so, wie wir uns dasvorstellen. Natürlich müssen wirbei unseren Schülerinnen undSchülern weiterhin flexibel bleiben,da wir nie genau wissen, was anjedem neuen Tag auf uns zu-kommt. Aber die Ruhe und Bestän-digkeit kommt bei Kindern, Jugend-lichen, Eltern und Mitarbeitendensehr gut an. Sicher braucht esnoch Zeit, bis sich alle vollständigan die neuen Strukturen gewöhnthaben. Doch wir sind auf gutemWege und schauen mit einem po-sitiven Gefühl vorwärts.

Brigitte Baumgartner Schwarz

Kleinklassen und ein festes Betreuungsteam erleichtern das konzentrierte Lernen.

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Tagesschule Verein

Heute ist die Schulagenda im En-trée leer. Niemand ist krank. DerTelefonbeantworter hat keine Nach -richten. Es scheint ein ruhiger Tagzu werden. Als ich den Lift zu mei-nem Büro im 2. Stock nehmen will,entdeckt mich eine Mitarbeiterin.«Brigitte, häsch kurz Zyt?» Sicherdoch. Meine Standardantwort.Eine zweite Mitarbeiterin kommtmit einem Anliegen hinzu. Dannnoch eine. Auch die Ergotherapeu-tin muss dringend etwas wissen.«Jetzt stehen wir wieder malSchlange», witzelt sie. Stimmt.Doch die vielen kleinen Informa-tionen, die so noch vor dem Ein-treffen der Schülerinnen und Schü-ler hin und her gehen, sind wichtigfür eine optimale Vorbereitung auf den Tag. Die Überraschungenkommen dann von selbst.

Als ich in meinem Büro schliesslichdie Kaffeemaschine einschalte, zeigtdie Uhr 9.23. Um halb zehn stehtein Telefonmeeting mit einem mög-lichen Referenten an. Im Gesprächzeigt sich schon bald: Er ist der Rich-tige. Glücklich über die gute Wahlund voller Vorfreude, mit meinemTeam an der nächsten Klausur insThema «BewegungseinschränkendeMassnahmen» eintauchen zu kön-nen, öffne ich meine Mailbox. 63neue Nachrichten. Dabei war ich

nur einen Tag lang nicht hier. SeitAugust 2014 arbeite ich zu 60 Pro-zent als Schulleiterin an der Tages-schule von visoparents schweiz. DieArbeitstage gehen vorbei wie imFlug, denn ungeachtet der für denSchulbetrieb notwendigen Routineist letztlich kein Tag wie der andere.Neben dem «daily Business» gehtes immer darum, Raum zu findenfür spezielle Themen und Aufgaben,betreffen diese nun ein einzelnesKind, ein Mitglied des Teams oderdie Schule als Ganzes. Wir sindeine kleine Schule, die Verantwor-tung für unsere derzeit 17 schwerstmehrfachbehinderten Kinder und Ju-gendlichen und das ganze Team istjedoch gross.

Das Mittagessen nehme ich immerin der Schule ein. Ich freue michjedes Mal darauf, denn unsere Kö-chin versteht ihr Handwerk undverwöhnt uns mit kulinarischenKöstlichkeiten.

Am Nachmittag besuche ich zuersteine Lektion in der Basisstufe. Da-nach ist es Zeit für eines der grös-seren Projekte. Aktuell geht es umdas Rahmenkonzept, einen Auf-sichtsbesuch und um die Organisa-tion des Lagers. Zudem muss einStellenbeschrieb erarbeitet werden.Zwischendurch klopft immer mal

wieder jemand an und sucht michfür kleine Ratschläge oder Informa-tionen auf. Meine Türe ist eigentlichimmer offen. So bin ich näher amSchulalltag und bekomme mit, wiees den Schülerinnen und Schülerngeht und was sie machen. Wennes sich zeitlich einrichten lässt, ma-che ich auch gerne Vertretungen inden Klassen. So lerne ich unsereSchülerinnen und Schüler auch ausder Sicht einer Lehrperson kennen.Das ist mir wichtig.

Nach Schulschluss um 16 Uhr stehtoft noch eine Sitzung an – einschulisches Standortgespräch, einMitarbeitergespräch, eine Arbeits-gruppensitzung zu einem Thema,das ich gerne bearbeiten möchte,oder auch eine Teamsitzung. Vorhalb sechs am Abend komme ichselten aus dem Büro. Meistenswird es später.

Zu Hause geniesse ich zwei Stun-den lang meine Familie in vollenZügen. Nachdem ich meinen Sohnin den Schlaf gesungen habe, starteich nochmals meinen Compi. Andiesem Abend muss ich dringendden morgigen Elternabend vorbe-reiten. Dazu bin ich tagsüber nichtmehr gekommen.

Brigitte Baumgartner Schwarz

Ein Tag im Leben von

Brigitte Baumgartner

Brigitte Baumgartner Schwarz, 36, leitet seit eineinhalb Jahren die Tagesschule von visoparents schweiz. Nachfolgend gibt sie Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Familie Baumgartner Schwarz.

Ganz gereicht hat es am Endenicht: Der neu geschaffene «Schwei-zer Preis für Frühkindliche Bil dung»ging an die Kita Zwärglihuus desKantonsspitals Aarau. Doch für dasImago-Team war schon der Vorstossin die «Top Five» eine grosse Über-raschung. «Mit der Nominationwird unsere Pionierrolle als inklusiveKindertagesstätte auf nationalerEbene anerkannt», freut sich die Lei-terin, Sonja Kiechl. «Das ganzeTeam ist stolz und überglücklich!»

Ein einzigartiges KonzeptDas Kinderhaus Imago nimmt Kin-der mit und ohne Behinderung aufund betreut sie ab drei Monatenbis zum Eintritt in den Kindergar-ten. Alle Kinder sind willkommen;falls es die gesundheitliche Situa-tion eines Kindes erfordert, werdenseine Betreuungspersonen speziellgeschult. Der Anteil der Kindermit/ohne Behinderung liegt bei jeetwa 50 Prozent. Dieses inklusive,in der Umsetzung anspruchsvolleKonzept ist in der Schweiz einzig-artig. Entsprechend gross ist dieNachfrage bei Eltern. Auch dieAusbildungsplätze sind jeweilsschnell besetzt. Der Auszeichnungfür frühkindliche Bildung ist Teildes Schweizer Schulpreises. Die-ser wurde 2012 ins Leben geru-fen. Nun wurde erstmals eine In-

stitution gewürdigt, die, so dieAusschreibung, «Hervorragendesfür frühkindliche Bildung leistetund sich stetig weiterentwickelt.»Beurteilt wurden Krite rien aussechs Bereichen: 1. Pädagogisches Konzept, Bezugzur frühkindlichen Bildung.2. Bisherige Umsetzung und aktu-eller Entwicklungsstand.3. Institutionelle Absicherung despädagogischen Angebots (Lei-tung, Finanzierung, Qualität).4. Merkmale und Schwerpunkteder pädagogischen Arbeit.5. Lernende Institution (Qualitäts-entwicklung, Reflexion der Arbeit,Partizipation des Teams).6. Partizipation der Kinder (Alltagund Angebotsentwicklung).

Ein Expertenteam traf aus allen Be-werbungen eine Vorauswahl vonzehn Institutionen. Die Jury wähltedaraus fünf Finalisten aus. Diesewurden von Mitgliedern der Jurybesucht. «Die Jury-Mitglieder nah-men es sehr genau und begutach-teten unser Kinderhaus differen-ziert, immer aus dem Blickwinkelder frühkindlichen Förderung», be-richtet Sonja Kiechl.

Ein Meilenstein für visoparents Das Angebot auf Basis der Erfah-rungen und Bedürfnisse der Fami-

lien stetig weiterzuentwickeln, ge-hört zum Selbstverständnis von visoparents schweiz. «Die Nomi-nation ist ein weiterer Meilensteinin der über 50-jährigen Geschichtedes Elternvereins und die Bestäti-gung, dass wir auf dem richtigenWeg sind», freut sich DirektorinCarmelina Castellino. «Unser Teamim Kinderhaus leistet einen enormenEinsatz. Die Anerkennung, die mitdem Finalplatz verbunden ist, ist da-her mehr als verdient.» (AH)

Informationen zum Schulpreis: www.schweizerschulpreis.ch(Frühkindliche Bildung)

Kinderhaus Imago für Schweizer

Bildungspreis nominiert

Freuen sich über den Finalplatz: Nina Wetzel, Sonja Kiechl und Esther Blöchliger (von links).

Anfang Dezember wurde in der Schweiz erstmals ein Preis für frühkindliche Bildung verliehen. Das Kinderhaus Imago von visoparents schweiz in Dübendorf gehörte zu den Favoriten der Jury.

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Verein Aktuell

Anfang Januar 2016 bekommtunser Kinderhaus Imago ein Ge-schwisterchen. Das neue «Baby»von visoparents schweiz hat sei-nen Standort im zugerischenBaar. Der Nachwuchs ist die Fol -ge der erfreulichen Geschichtedes Kinderhauses Imago in Dü-bendorf. Dieses hat sich dankPioniergeist und einem engagier-ten Team in den sieben Jahrenseines Bestehens zu einem aner-kannten Angebot der integrati-ven Kinderbetreuung und Fami -lienentlastung entwickelt.

Im Kinderhaus Imago werdenKinder mit unterschiedlichstenBehinderungen gemeinsam mitKindern ohne Handicap im Sinneiner gelebten Integration vonklein auf betreut und gefördert.

Für Kinder mit Behinderungenist es wichtig, dass sie trotz ihrenEinschränkungen Zeit mit Gleich-altrigen verbringen können.Für die Eltern dieser Kinder wie-derum ist es sehr wichtig zu wis-sen, dass ihr Kind in der Kitavon speziell geschultem Personalliebevoll betreut wird. EinenKita-Platz zu finden, ist oftschwierig, denn nur wenige Ki-tas sind für die fachlichen undzeitlichen Anforderungen einge-richtet, die eine schwere Behin-derung mit sich bringen kann.Damit ihr Kind das KinderhausImago besuchen kann, müssenEltern daher oft einen weiten An-fahrtsweg auf sich nehmen. Das Imago-Konzept auch für be-troffene Familien in anderenKantonen nutzbar zu machen,

war daher ein naheliegenderSchritt. Mit dem Heilpädagogi-schen Schul- und Beratungszen-trum Sonnenberg in Baar habenwir dafür einen idealen Koope-rationspartner gefunden. Nebstdem regulären Kita-Betrieb bie-ten wir für Familien mit behin-derten Kindern auch in Baar Ent-lastungswochenenden an, andenen auch gesunde Geschwis-ter teilnehmen können.

Wir freuen uns, wenn Sie dasKinderhaus Imago mit einerWeihnachtsspende unterstüt-zen. Ihr Beitrag wird für die An-schaffung von speziellem Mo-biliar verwendet, vom Pflege -bettchen über Esshilfen bis zurbehindertengerechten Kinder-badewanne.

Postkontovisoparents schweiz8600 DübendorfPC 80-229-7

PostFinanceCH87 0900 0000 8000 0229 7Credit Suisse, ZürichCH05 0483 5062 2904 0100 1

Wissenswertes

für Gönner

Finanzielle Unterstützung durch Private wird für Organisationen derBehindertenhilfe immer wichtiger. visoparents schweiz ist es ein An-liegen, dass Gönnerinnen und Gönner wissen, wofür ihre Spendenverwendet werden. Im «imago» stellen wir Beispiele vor.

Nachwuchs bei visoparents schweiz

Helfen Sie mit und unterstützenSie den Aufbau des Kinderhau-ses Imago in Baar. Bei uns ist Ihre Spende in gutenHänden und schenkt ein heite-res Kinderlachen, eine stilleFreude oder einfach ein Zei-chen von Zufriedenheit.

Neu in Baar

Ihr Kind entwickelt sich anders alserhofft und erwartet? Was fehltihm, ist es krank? Antworten undentsprechende Ansprechpersonengibt es bei der Konferenz der Ver-einigungen von Eltern behinderterKinder (KVEB). In diesem Netzwerkhaben sich vor rund 15 Jahren Or-ganisationen der Elternselbsthilfezusammengeschlossen mit demZiel, Fragen, Erfahrungen und ihrWissen im Umgang mit behinder-ten und langzeitkranken Kindernauszutauschen und anderen Elternzugänglich zu machen. visoparents schweiz schätzt alslangjähriges Mitglied den regenAustausch mit den Vertreterinnender anderen Elternvereinigungen. Die einzelnen Organisationen bie-ten Dienstleistungen und innovativeProjekte an, um die Entfaltung zufördern, eine optimale Betreuungund Pflege der betroffenen Kinderzu gewährleisten und die Angehö-rigen zu entlasten und zu unterstüt-zen. Sie informieren sich gegen -seitig über aktuelle sozialpädago-gische, rechtliche und politische Ent-wicklungen und engagieren sich fürdie gesellschaftliche Inklusion derbetroffenen Kinder.

MitgliedsorganisationenDem Netzwerk gehören aktuell fol-gende Organisationen an:

• Vereinigung Cerebral Schweiz• insieme Schweiz, Vereinigungder Elternvereine für Menschenmit geistiger Behinderung

• Epi Suisse Schweiz, Vereini-gung der Eltern epilepsie-

kranker Kinder• KKHS Kinderkrebshilfe Schweiz• SBH Schweiz, Verein zugunstenvon Personen mit Spina bifidaund Hydrocephalus

• visoparents Eltern blinder, seh- und mehrfach behinderter Kinder• hiki Elternverein Hilfe für hirnverletzte Kinder• Autismus Schweiz Elternverein• EVHK Elternverein für das herzkranke Kind• Intensiv-Kids Eltern von Kindernund jungen Erwachsenen mit

komplexen Erkrankungen und besonderen Bedürfnissen

Wichtige Themen für ElternDie KVEB fördert gesamtschweize-risch die Anliegen der ihr angehö-renden Elternvereinigungen. AlsHauptaufgaben der Konferenz,die als einfache Gesellschaft or-ganisiert ist und von einem Bürovon drei Personen geführt wird, se-hen die MitgliedsorganisationenInformationsaustausch und Mei-nungsbildung. Im Zentrum stehenThemen, die für alle betroffenen

Eltern wichtig sind, insbesondere:• Betreuung und Entlastung • Heilpädagogische Früh -erziehung

• Schule und Integration • Berufliche Bildung • Arbeit und Beschäftigung• Wohnen• Freizeit • Weiterbildung • Medizinisch-therapeutischeMassnahmen

• Pränatale und präimplantativeDiagnostik

• Aktuelle sozialpolitische undversicherungsrechtliche Themen

Neue WebseiteKürzlich hat die KVEB ihre neueWebseite aufgeschaltet. Leicht zumerken ist ihr Name: behinderte-kinder.ch. Hier finden Eltern undweitere Interessierte ein Kurzpor-trät der KVEB und schnelle Linkszu den einzelnen Mitgliedsorgani-sationen und weiteren Angeboten.Das Netzwerk steht allen Eltern-vereinigungen offen, die sich fürdie gemeinsamen Ziele einsetzenwollen. Der Mitgliederbeitrag be-trägt 100 Franken pro Jahr. Diefranzösische Version der Websitewww.enfantshandicapes.ch wirdim Frühjahr 2016 aufgeschaltet.

www.behindertekinder.ch

In der Konferenz der Vereinigung von Eltern behinderter Kinder (KVEB) haben sich verschiedene Organisationen der Elternselbsthilfe zusammengeschlossen. Seit kurzem ist die neue Webseite behindertekinder.ch online.

Ein Netzwerk von

Eltern für Eltern

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Land. Die kleine Lotte läuft hinausund freut sich, als viele Schneeflo-cken auf ihren Mantel fallen undauf ihrem Gesicht schmelzen. DerSchnee knirscht unter ihren Schu-

hen. Auf diesemaussergewöhnli-chen Spazier-gang erlebenKinder mit undohne Behinde-rung den Win-terzauber taktilund optisch –

und tauchen sogar akustisch ineine liebevoll gestaltete Schnee-landschaft. Durch seine visuelleund haptische Ästhetik hat diesesBuch eine besondere Anziehungs-kraft auf alle Kinder. GemeinsamesBetrachten und Auseinandersetzenmit der Erlebniswelt von blindenund sehbehinderten Kindern helfenaus der Inklusionsidee Wirklichkeitwerden zu lassen. Irmeli Holstein, Minna Katela:«Winterzauber». 14 Seiten, davon6 taktil. Verkaufspreis subventio-niert für blinde und sehbehinderteKinder 45 Euro durch den VereinAnderes Sehen e.V. Kohlibri Ver-lag, Berlin 2015.www.anderes-sehen.de/ www.kohlibri.de

Anders lernen Dieses Studien- und Arbeitsbuchist eine praxisorientierte Einführung

in Fragen und The-menbereiche derallgemeinen Son-derpädagogik. Esbietet allen päda-gogischen Berufs-gruppen, beson-ders Lehrerinnenund Lehrern, Erzie-

herinnen und Erziehern und Stu-dierenden, konkrete Hilfen für denUnterricht an Sonderschulen oderin der Integration. Brigitte Geiger, Heinz Gruber, Vik-tor Ledl: «Wir lernen anders». 292Seiten, ca. Fr. 44.–, Verlag Jugendund Volk, Wien 2015

Ausbildung

Lehrlingsausweis Neu können auch junge Menschen,die eine praktische Ausbildungnach INSOS oder eine einjährigeBerufsausbildung absolvieren, einenLehrlingsausweis bestellen. Damitgibt es Vergünstigungen an der Kinokasse und anderswo. So, wiedies Jugendlichen in einer eidge-nössisch anerkannten Ausbildungzusteht. Informationen und Bestel-lungen: www.insos.ch (Dienstleis-tungen – Shop – Ausweise)

Technik

Der Bundesrat will den Zugang zuWebseiten und elektronischen Do-kumenten des Bundes für Men-schen mit Behinderung weiter ver bessern. Dazu hat er einen Ak-tionsplan zur E-Accessibility bis2017 verabschiedet. Ziel ist, dieVorgaben zur Barrierefreiheit inalle relevanten Abläufe und Struk-turen der Bundesverwaltung zu in-tegrieren. Nähere Infos:www.news.admin.ch/message/in-dex.html?lang=de&msg-id=59001

Erstes Tablet für Blinde Blitab ist ein Braillegerät zum Le-sen und Schreiben, das ganz ohnemechanische Elemente eine ganze

Seite Braille-Text anzeigen kann.Es bietet ein innovatives Design-konzept eines Braille Multimedia-Gerätes, das auf Grundlage of-fener Gespräche mit blindenMenschen konzipiert wurde undauf einer neuen Technologie (IPProzedur) ba-siert. Es funk-tioniert wie einelektronischesBuch, das statt ei-nes Bildschirms zurTextvisualisierung kleinephysische Bubbles verwendet.Sie«poppen» von der Oberflächewie kleine Knöpfe auf und gene-rieren so Seiten im Braille-Code.Nähere Infos auf: blitab.com

In eigener Sache

Weihnachtsgrüsse,die doppelt Freude machen

Warum nicht einmal wieder Glück-wünsche per Post versenden?Überraschen Sie Ihre Lieben mitden originellen Illustrationen dervisoparents-Kinder. Die Karten imFormat A5 sind ab Fr. 4.– proStück erhältlich. Der Erlös kommtdem Kinderhaus Imago zugut. –Bestellungen:www.visoparents.ch(spenden – kaufen) oder per Mail:[email protected]

Medien

Bilder gegen den SchmerzMalo ist drei Jahre alt, als erschwer krank wird. Immer wiedermuss er Ärzte aufsuchen und insKrankenhaus. Sein Vater begleitetihn. Eines Tages hören sie im Ra-dio den Song «King of Pain» von

Sting. Und Malofindet Worte fürdas, was er erdul-den muss. SvenVölker, der Vatervon Malo, über-setzte die einzel-nen Liedzeilen inBilder. Als grafi-sches Hilfsmittelverwendete er le-diglich Dreieckemit scharfen Kan-

ten. In verschiedensten Kombina-tionen zusammengesetzt, entste-hen so eindrückliche und farb- intensive Bilder, die den Schmerzerstaunlich gut sichtbar machen. Sven Völker, Sting: «Da ist heuteein kleiner schwarzer Fleck auf der Sonne». Für Kinder ab ca. 7 Jahren. 44 Seiten, ca. Fr. 26.–, NordSüd, Zürich 2015

Selbstständig werden Wie ist es, wenn die ganze Familieeinem immer und überall hilft? BeimAnziehen am Morgen, beim Früh-stück, ja, sogar beim Zähneputzen?Total langweilig und nervig, findetHenry. Und so beschliesst er, dieDinge künftig selber in die Hand zunehmen… «Kleiner grosser Henry» ist eineebenso unterhaltsame wie lehrrei-che Geschichte über das Selbst-ständigwerden. Die liebevoll- witzi-

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gen Illustrationen machen das Buchdoppelt empfehlenswert. Linda Urban, Madeline Valentine:«Kleiner grosser Henry», 40 Seiten,ab 4 Jahren. Ca. Fr. 22.–, OrellFüssli, Zürich 2015

Kinder tröstenKindheit ist nicht frei von Frustra-tionen. Schon früh entwickeln Kin-der ganz eigene Strategien, ummit Zurückweisung, Schmerz undTrauer umzugehen. Ihre Hilferufesind manchmal kaum wahrnehm-bar – oder so grell, dass sie Elternüberfordern. Dieses Buch hilft, dieemotionalen Bedürfnisse von Kin-dern zu erkennen. – Trost verbin-det Kinder auch mit der Welt, inder sie leben. Wenn sie fremdesLeid miterleben, möchten sie es lin-dern. Im Trösten-wollen entfaltetsich ihr erstes soziales Engage-ment. Aber die emotionale Verant-wortung, die sie sich in Krisenzei-ten aufladen, kann auch zu schwerwiegen. Mit Beispielen aus ihrerpsychotherapeutischen Praxis zeigtdie Autorin, wie Eltern die richti-gen Gesten, Worte und Rituale desTröstens finden. Gundula Göbel: «Trost. Wie Kin-der lernen, Traurigkeit zu überwin-den». 128 Seiten, ca. Fr. 18.–,Beltz Verlag, Weinheim 2015

Neue taktile Kinderbücher: BärenjagdWer einen Bären fangen will, wirdeine Menge erleben. Aber was,wenn der grosse Bär den Spiessumdreht? Dann nichts wie nachHause und schnell ins warme Bettgekuschelt! – Diese spielbare Ver-sion der Bärenjagd-Geschichtelädt Kinder auf eine spannendesinnliche Abenteuerreise ein durchWiese, Fluss, Schlamm, Wald,Schnee … bis zur Höhle desBären. Der Text ist in Grossschriftund Braille geschrieben. DieBraille-Punkte sind mit Farbe unter-legt, damit sehende Eltern sieleichter «mit den Augen lesen»können. Das hilft ihnen, die Punkt-schrift zu erlernen und ihrem Kind die Schrift nahezubringen.

Michael Rosen: «Wir gehen aufBärenjagd». Hardcover, 22 Sei-ten, davon 10 taktil. Handgear -beitet. Verkaufspreis 74 Euro (sub-ventioniert für blinde und sehbe-hinderte Kinder durch den Ve reinAnderes Sehen. Kohlibri Ver lag,Berlin 2015.www.anderes-sehen.de/www.kohlibri.de

WinterzauberAn einem kalten Winterabend fegtein heftiger Schneesturm über das

Aktuell Aktuell

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Der Baum der JahreszeitenEin Baum verändert sich im Laufder Jahreszeiten und mit ihm dieTiere und die Natur des ganzenWaldes. Von den ersten Knospenbis zum Schnee, der den ganzenWald in einen tiefen Winterschlafhüllt, wandeltsich der Baumim Lauf derJahreszeiten –und mittendrinsitzt die kleineEule, die dasGeschehen umsie herum ausihrer Höhle imBaum beobachtet. In einfachen kindgerechten Reimenund mit farbenfrohen Illustrationenwird in diesem Buch Kindern einguter Einblick in die Natur und denWechsel der Jahreszeiten vermit-telt. Jede Jahreszeit ist ein Neube-ginn für sich. Die kleinen Guck -löcher im Baum bieten ausserdemeinen Blick auf die vielen verschie-denen Tiere wie Vögel, Eichhörn-chen und Bienen, die den Baumbewohnen, und zeigen so, wiesich dessen Äste im Kreislauf desJahres mehr und mehr mit Lebenfüllen. Ein liebevoll gestaltetesBuch, das mit seinen detailreichenBildern vor allem bei jüngeren Kin-dern ab etwa vier Jahren für vielSpass beim Entdecken sorgt. Diezweizeiligen Reime sind durch-wegs eingängig und laden Kinderüberdies dazu ein, das nächsteReimwort zu erraten.

Britta Teckentrup: «Der Baum der Jahreszeiten». 32 S., ca. Fr. 18.–. arsEdition, München 2015

* Auch gebrauchte Becher kön-nen ausgewaschen und so

wiederverwertet werden.

So geht es1. Als erstes nehmen wir zweiBecher, führen den Bostichzwischen die Öffnungen undheften die beiden Becher anei-nander. Dies machen wir sooft, bis ein Kreis entsteht.In der zweiten Reihe legen wirjeweils einen Becher zwischenzwei Becher der unteren Reiheund befestigen ihn. DiesesVorgehen wiederholen wir, bis eine Halbkugel entsteht. Für die zweite Hälfte derKugel drehen wir die Halbku-gel und wiederholen das Be-cher-Tackern. Der Boden wirdnicht ganz geschlossen. EinLoch von einem Durchmesservon ca. 10 cm bleibt offen,damit der Schneemann stehtund eventuell eine Lichtquellehinein gestellt werden kann.

2. Für den Kopf brauchen wir eineetwas kleinere Kugel. Daherschneiden wir die untere Hälftedes Bechers ab und verwendenden oberen Teil. Den unterenTeil benötigen wir später noch.Wir tackern so viele Becher an-einander, bis wir die so entstan-dene Gerade zu einem Kreis

zusammenfügen können. Diesekleine Kugel vollenden wir imgleichen Arbeitsprozess wie diegrosse Kugel. Bei dieser Kugelwird ein wenig mehr gedrücktund gezogen.

3. Nun befestigen wir den Schalam Kopf, indem wir ihn zwi-schen zwei Bechern hindurchziehen.

4. Um den Kopf auf dem Körperzu befestigen, suchen wir dieoptimale Stellung. Haben wirdiese gefunden, kleben wir dieKartonröhre in den unteren Be-cher der Idealstellung. Jetzt stül-pen wir den Kopf auf dieRöhre. Mit dem Schal könnenwir eventuell Ungleichgewichtekorrigieren.

5. Aus dem schwarzen Papierschneiden wir zwei Kreise ausfür die Augen. Aus dem oran-gen Papier rollen wir eineNase. Diese befestigen wirmit dem Universalkleber. Nunbrauchen wir die unteren Hälf-ten der Becher. Diese steckenwir in die offenen oberen Be-cher des Kopfes damit mannicht in den Kopf schauenkann. Fertig ist der wetterunab-hängige Schneemann!

Fadrina Putzi, Kinderhaus Imago

Ein Schneemann für

alle Fälle

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Bald fällt wiederSchnee vomHimmel und der

Winter ist da. Kin-der gehen aufdie verschnei-ten Wiesenund bauenSchneemän-ner. So zu-mindest solltees in dieser

Jahreszeit sein.Aber was, wenn das

Wetter nicht mitspielt oder man ausirgend einem Grund nicht nachdraussen kann? Unser Schnee-mann, ist ganz und gar wetterunab-hängig. Man kann ihn gut auch imWohnzimmer aufstellen. Mit einemLichtspot – von unten in die Kugelhinein – wirkt er besonders im Dun-keln sehr dekorativ.

Das braucht es• Weisse Plastikbecher (Partyarti-kel, 4-5 Packungen à 80Stück, je nach Grösse desSchneemanns)*

• Bostitch• Schere• Kartonröhre (z.B. Telapapier)• Universalkleber• Oranges Papier• Schwarzes Papier• Schal

Buchtipp

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Veranstaltungen

visoparents schweiz

Ausflüge für FamilienEine ideale Gelegenheit, Abwechslung und Farbein den Alltag zu bringen, sich auszutauschen undandere Familien kennenzulernen! Nächste Datenzum reservieren: Sonntag, 24. Januar: Technorama,Winterthur. Sonntag, 20. März, Schokoladengiess-kurs (Ort wird später festgelegt). Auskunft und An-meldung: Telefon 043 355 10 20, [email protected]. Oder online auf unserer Webseite:www.visoparents.ch (Rubrik Mitglieder)

Eröffnungsfest Kinderhaus Imago BaarAm Freitag, 1. April, feiern Gross und Klein gemeinsamdie Eröffnung des Kinderhauses Imago in Baar.Nähere Infos ab Januar auf www.visoparents.ch.Bitte den Termin reservieren.

Weiterbildung / andere Veranstalter

Kinderuni: Lernen mit Computern und Apps10. Februar, 15 bis 17 Uhr,Interkantonale Hochschule fürHeilpädagogik HfH, Zürich. – Der Heilpädagoge Felix Müller stellt eine Reihe vonLernprogrammen und Apps für Kinder der 1. bis 6. Klasse vor.Eintritt frei, Anmeldung an:

[email protected] (Anzahl Personen, Alter derKinder, Name, Adresse, Telefon). Gleiches Themafür Erwachsene: 17.30 bis 19 Uhr. AnschliessendApéro. www.hfh.ch

«Will unser Kind nicht oder kann es nicht mittun?» 24. Februar, 20 bis 21.45 Uhr, St. Gallen. Informa -tionsabend für Eltern von Kindern im Vorschul- undKindergartenalter über den Zusammenhang zwischenVerhalten und Wahrnehmung. – Eintritt frei, keineAnmeldung nötig. Infos: www.wahrnehmung.ch

Genetische Tests bei Kindern25. Februar, 17.30 bis 19 Uhr, Kantonsspital, Olten.Diskussionsabend mit Prof. Andrea Büchler, Rechts-wissenschaftlerin Universität Zürich, und Prof. PeterMiny, medizinischer Genetiker am UniversitätsspitalBasel, im Rahmen des Projekts «Mensch nach Mass».Eintritt frei. Keine Anmeldung nötig. Infos:http://menschnachmass.ch

Spielen bei Menschen mit Mehrfachbehinderung16. März, 18.30 bis 21.45 Uhr, Tagesschule visoparentsschweiz, Zürich. Leitung: Anna Cornelius, Robert Egli.Dieser praxisorientierte Workshop richtet sich an Mit-arbeitende aus Einrichtungen, Institutionen, Entlastungs-diensten, Eltern und Angehörige, die Kinder und Er-wachsene mit einer komplexen Mehrfachbehinderungbetreuen (Lebensalter ab 2 Jahren, kognitives Entwick-lungsalter bis ca. 3 Jahre). Kosten: Fr. 125. –. Anmeldeschluss 15. Februar.www.hfh.ch (Kurs 2016-69)

Wirksamkeit in der Heilpädagogik18. und 19. März, Interkantonale Hoch-schule für Heilpädagogik HfH, Zürich. –Diese Tagung will Antworten auf zweizentrale Fragen geben: Wann gilt etwasals wirksam? Was ist tatsächlich wirksamin der Praxis? Angesprochen sind Fach-personen der Bereiche schulische Heilpädagogik, Lo-gopädie, Psychomotoriktherapie, heilpädagogischeFrüherziehung sowie weitere Interessierte. Infos undAnmeldung: www.hfh.ch (Tagungen)

Grundlagenkurs Hirnverletzung1., 8. und 15. April, Fragile Suisse, Zürich. – Der Kursvermittelt Fachpersonen aus Beratung und BegleitungBasiswissen über das Gehirn und zeigt, welche vielfäl-tigen Folgen eine Hirnverletzung haben kann. Menschenmit einer Hirnverletzung wirken als Co-Referenten mitund schildern, wie sie mit den sichtbaren und unsichtbarenBeeinträchtigungen umgehen. Infos und Anmeldung:www.fragile.ch (Fachpersonen – Weiterbildung)

Agenda

Veranstaltungen

Auch in der Welt unserer Kinder nehmen elektronische Medien heute viel mehr Raum ein als früher. Simon (4 Jahre) aus der «Bärenbandi» des Kinderhauses Imago hat mit Betreuerin Fränzi Willi über Fernseher, Computer und Telefone gesprochen.

Fränzi: Heute geht es um Fernse-her, Computer, Telefone und solcheDinge. Was meinst du, Simon, gibtes da etwas, was alle Menschenunbedingt brauchen?Simon: Ja! Den Film von Nemo.Und warum brauchen den alle?Der ist lustig. Das stimmt. Gibt es noch etwasanderes, das ganz wichtig ist?Bei mir zu Hause brauche ich alleFilme. Was hast du denn so für Filme –ausser Nemo, meine ich?Hundert! Alles Filme, die ich kenne! Kannst du mir ein Beispiel sagen?Ähm… der grüne Mensch. Ah, meinst du Shrek?Ja. Und Hulk. Und ähm… wieheissen die? Die haben so Hörneram Helm. Sind das vielleicht Wikinger? Nein. Das ist ein Film, und da gibtes auch ein Buch. Hm, dann weiss ich jetzt gradnicht, wen du meinst. Aber die Ge-schichte ist sicher spannend.Ja! Und Rapunzel hab ich auch. Rapunzel kenne ich auch. Das istdie Frau mit den langen Haaren.Wo schaust du denn deine Filme?Im Fernseher. Wir haben sogarzwei Fernseher. Einer ist bei MamisBett, damit ich da die Filme an-schauen kann. Bei mir im Zimmerhats keinen Fernseher. Aber in der

Stube hats noch einen. Einen gros-sen. Der bei Mami ist klein. Habt ihr auch einen Computer zuHause?Wir haben drei Computer! Einenfür mich, einen für die Mami undeinen für den Papi. Und was kannst du auf deinemComputer machen?Da kann ich Spiele spielen. Ich kannmit Supermann herumfliegen. Und deine Mami und dein Papi?Die machen auch Spiele auf demComputer. So wie ich. Hast duauch einen Computer?Ja. Habt ihr auch ein Telefon?Ja, sogar zwei!Hast du auch schon telefoniert?Ja, mit mir selber (lacht).Brauchen Kinder ein Telefon?Ja, ein Spielzeugtelefon. Dann kannich Mathi anrufen. Oder dich.Die Mama und der Papa, habendie auch ein Telefon?Ja, damit telefonieren die.Und ein Handy haben sie auch?Ja, aber nur eines. Das ist schwarz.Mit dem können die spielen. Was kann man mit dem Handyspielen? So ein Spiel, wo man die Bösenumschmeissen muss. Was sind denn das für Böse? Das sag ich dir nicht. Dass ist einGeheimnis (lacht). Okay. Geheimnisse muss man für

sich behalten. Aber sag mal, Simon,was wäre, wenn man kein Handyund auch keinen Fernseher hätte?Dann muss man die Filme eben imComputer anschauen. Und wenn man auch keinen Com-puter hat?Dann kann man nichts schauen.Dann muss man einen Fernseherkaufen gehen. Ist es denn schlimm, wenn mankeinen Fernseher hat?Nein, dann muss man einfacheinen kaufen.Ein Fernseher kostet aber Geld.Was ist, wenn man kein Geld hat?Dann ist man traurig.Was kann man dann machen?Dann muss man Geld holen.Und wo kann man Geld holen?Auf der Arbeit. Brauchen denn Kinder schon einenFernseher?Ja. Zum Filme schauen eben. Aberman kann ja auch etwas anderesspielen. Es gibt ja auch Rennautos. Mit was spielst du am alleraller-liebsten?Mit den Rennautos. Ich habe hun-dert Rennautos! Mama und Papaspielen auch mit meinen Rennautos.Aha, dann teilst du die auch. Dasist nett von dir. Schau, hier hat esauch Rennautos. Möchtest du jetztmit denen spielen?Ja!

«Alle Menschenbrauchen Nemo»

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MATERIAL ZUR SENSIBILISIERUNG

Simulationsbrillen für Kinder(Fr. 0.50/Stück ab 20 Ex.)

visoparents-Plüschbärli, ca.9 cm hoch (Fr. 10.– inkl. Porto)

DRUCKSACHEN

Info-Broschüre(n) Tagesschule

Info-Broschüre(n) Kinderhaus Imago Dübendorf und Baar

Info-Broschüre(n) Eltern- und Fachberatung

Jahresbericht von visoparents schweiz

Statuten

Leitbild

ZEITSCHRIFT IMAGO

Jahresabonnement imago (Fr. 50.– für 4 Ausgaben)

aktuellste Ausgabe imago (gratis)

Nachbestellung Einzelheft imago (Fr. 6.– inkl. Porto)Thema: (eine Themenzusammenstellung finden Sie auf unserer Webseite www.visoparents.ch)

Ich möchte das imago in meiner Praxis/in meinem Geschäft auflegen, bitte senden Sie mir jeweils kostenlos Exemplare

Ich möchte im imago ein Inserat schalten. Bitte schicken Sie mir die aktuellen Mediadaten.

SPENDEN/FUNDRAISING

Bitte schicken Sie mir Einzahlungsschein(e).

Bitte schicken Sie mir Informationen über Fundraising-Projekte von visoparents schweiz.

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Bitte kontaktieren Sie mich. Ich möchte doppelt Freude bereiten und eine HelpCard verschenken: www.visoparents.ch (Spenden)

MITGLIEDSCHAFT

Als Mitglied sind Sie immer nahe am Vereinsgesche-hen. Sie erhalten vierteljährlich die Zeitschrift imagound können an der Generalversammlung teilneh-men. Aktivmitglieder haben ein Stimmrecht und profitieren bei unseren Familienveranstaltungen voneinem ermässigten Preis von Fr. 30.– pro Familieund Anlass.

Aktivmitgliedschaft Fr. 60.–/Jahr

Passivmitgliedschaft Fr. 60.–/Jahr

Kollektivmitgliedschaft (für Firmen oder Organisationen) mind. Fr. 200.–/Jahr

Firma/Institution:

Name:

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Bitte nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Ich habe Fragen zum Thema:

Bestellen Sie jetzt!Bitte Anzahl angeben/ankreuzen. Gerne können Sie uns auch ein Mail schreiben: [email protected]

Formular bitte faxen oder per Post einsenden: Fax 043 355 10 25, visoparents schweiz, Stettbachstrasse 10, 8600 Dübendorf

Pinnwand

Campingbus im Miniformat Spielsachen gib es unendlichviele, aber der Lern- und Spiel-bus «Kampini» ist besonderspfiffig. Er ist ganz aus Kartonlässt sich ohne Kleben oderSchrauben im Nu aufbauen.Sogar Ablagen, Staufächer undein Geheimversteck für kleineSchätze hat er. Der Bus ist für Kinder im Alter von 2 bis 7Jahren gedacht und kostet 99 Franken inklusive Lieferung. www.kartoni.ch.

Auf der Zürcher Märchen-

bühne treibt derzeit der

Räuber Hotzenplotz sein

Unwesen. Polizist Dünkli-

moser und seine Helfer

Kaspar und Seppli wollen

ihn eigentlich einsperren,

aber ganz so einfach ist

das nicht. Der Bühnen-

spass nach dem Klassiker

von Otfried Preussler

eignet sich für Kinder

ab 4 Jahren. Gesprochen

wird Dialekt. Im Theater hat es Rollstuhlplätze.

Diese müssen unbedingt frühzeit ig reserviert

werden (Tel. 044 450 10 05 oder

[email protected]) – Spieldaten:

www.maerchenbuehne.ch

Räuber Ho tzenplo tz

Formel Fun: Spiel und Spass für die ganze Fam

ilie

Formel Fun in Bülach ist ein Indoor-Tummelpl

atz mit vielen kunter-

bunten Attraktionen. Kleine und grosse Kinde

r können hier tun,

wozu den Erwachsenen oft die Energie fehlt:

rumtoben, rennen,

hüpfen, mit anderen um die Wette witzeln. V

om Kletterdschungel

(auch für Grosse) bis zur Race-Car-Bahn ist a

lles da. Es gibt Kurse

und Events, zum Beispiel freitags und samsta

gs die Kinderdisco

für Knirpse ab 3 Jahren. Die Lounge bietet g

esunde Snacks und

frische Säfte und dient als Begegnungszentru

m für Mütter und

Väter, Gotten und Göttis, Onkel und Tanten.

www.formelfun.ch

IMPRESSUM

Herausgebervisoparents schweizEltern blinder, seh- und mehrfach behinderter KinderStettbachstrasse 108600 DübendorfTel. 043 355 10 20Fax 043 355 10 [email protected]

RedaktionAngie Hagmann (AH) [email protected]

RedaktionsgruppeCarmelina CastellinoRuth HaslerSonja KiechlHelen Streule

GestaltungAktiv Dialogmarketing GmbH8632 Tannwww.aktivmarketing.ch

DruckMeilen Druck AG8706 Meilenwww.meilendruck.ch

Auflage3000 Exemplare / vierteljährlich

RedaktionsschlussNr. 1.2015 31. Januar 2015Nr. 2.2015 30. April 2015Nr. 3.2015 31. Juli 2015Nr. 4.2015 31. Oktober 2015

ErscheinungsdatenNr. 1.2015 25. März 2015Nr. 2.2015 25. Juni 2015Nr. 3.2015 25. September 2015Nr. 4.2015 15. Dezember 2015

VISOPARENTS SCHWEIZ

Geschäftsstellevisoparents schweizEltern blinder, seh- und mehrfach behinderter KinderStettbachstrasse 108600 DübendorfTel. 043 355 10 20Fax 043 355 10 [email protected]

PC-Konto 80-229-7

GeschäftsleitungCarmelina Castellino (Direktorin)[email protected]

VorstandJakob Elmer, Winterthur (Präsident)Anita Coray, Lufingen (Vizepräsidentin)Stefanie Eichenberger, DübendorfJohannes Piessnegger, Riedt-NeerachChristophe Raimondi, BaarMarcel Schweizer, DietlikonMarianne Wüthrich, Zürich

Kinderhaus ImagoStettbachstrasse 10, 8600 DübendorfTel. 043 355 10 26Fax 043 355 10 [email protected]

Eltern- und FachberatungStettbachstrasse 10, 8600 DübendorfTel. 043 355 10 85Fax 043 355 10 [email protected]

TagesschuleRegensbergstrasse 121, 8050 ZürichTel. 044 315 60 70Fax 044 315 60 [email protected]

Spenden-Kontovisoparents schweiz, 8600 DübendorfPC 80-229-7

KONTAKTPERSONEN REGIONEN

Region NordwestschweizVerena WindischHinterdorfstrasse 37, 4334 SisselnTel. 062 873 14 07, [email protected]

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Louis KruythofSonnmattstr. 8, 9032 EngelburgTel. 071 278 32 49

Simone WanzenriedHohlweg 8, 8570 WeinfeldenTel. 071 622 39 66

Region ZentralschweizBruno und Beatrice DurrerRigiweg 1, 6052 HergiswilTel. 041 630 26 10

Yvette MoserHirzenmatt 4, 6037 RootTel. 041 450 20 84

Region ZürichKatharina Härry BachmannStotzstr. 67, 8041 ZürichTel. 044 481 60 65

RomandiePrésident: Henri Kornmannchemin des Graviers 2A, 1290 Versoixtél. 022 340 40 [email protected], www.arpa-romand.ch

TicinoA.G.I.C, Casella postale 10506850 Mendrisio [email protected], www.agic-ti.chPresidente: Cecilia Brennatel. 091 646 51 23Segretaria: Simona Soresinatel. 091 646 02 41ISSN 1663-4527