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skar o skar Informationsblatt Ausgabe 34 Juni 2006 Auf dem blauschwarzen Oberteil aus Seide glänzen von Hand aufgestickte Metallwollfäden, an deren Spit- zen Strasssteinchen glitzern - Renia Rieger hat ein Feu- erwerk im Nachthimmel über der Alster assoziiert. Inhalt Richter zu Besuch Tag der offenen Tür in der Jugendge- richtlichen Unterbrin- gung (JGU): Zwölf Jugendrichter, Ju- gendstaatsanwälte, Mitarbeiter der Jus- tizbehörde und des Strafvollzugs, der Jugendgerichtshilfe und Mitglieder der JGU Begleitarbeits- gemeinschaft ver- schafften sich einen Eindruck von der Ar- beit in der JGU - auf Seite 2 „Alstervergnügen“ lautete das Motto, an dem sich die Phantasie der Auszubildenden im Maßschneider- handwerk entzünden sollte. Ausgelobt wurde es von der Innung des Bekleidungshandwerks Hamburg zu- Auszubildende aus der Berufsbildung Abteistraße glänzte bei der Modenschau beim ersten gemeinsamen Verbandstag von Hamburg und Schleswig-Holstein Der Mantel aus schwarzem Samt, besetzt mit goldig schim- mernden, geflockten „Stern- schnuppen“, hat Schlitze, aus denen der blauschwarz schillern- de Seidenrock bei jedem Schritt wellenartig hervorfließt. Auf dem Oberteil glänzen aufgestickte Me- tallwollfäden, an deren Spitzen glitzern Strasssteinchen - ster- nenklarer Nachthimmel, Alster- wasser und Feuerwerk: so hat die 25-jährige Renia Rieger, die in der Berufsbildung Abteistraße im drit- ten Jahr ihre Ausbildung zur Da- menschneiderin absolviert, das Motto „Alstervergnügen“ modisch umgesetzt. Zum ersten Mal haben die In- nung des Bekleidungshandwerks Hamburg und die Landesinnung des modeschaffenden Hand- werks Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Verbandstag aus- gerichtet und dazu in die Hand- werkskammer Hamburg eingela- den. Vorträge, Diskussionen und ein lebendiger Markt der Möglich- keiten markierten das Programm am 22. April, dessen Höhepunkt sicherlich die Modenschau am frühen Abend war. burgisch sollte es sein“, erklärt sie, darum wurde beispielsweise das Thema „Weltmeisterschaft“ nach anfänglicher Begeisterung wieder verworfen. Zu den Auflagen für die Teilnahme am Wettbewerb gehör- te, dass die Auszubildenden ihr Glaserausbildung Im Rahmen der Glaserausbildung und als Vorbereitung auf die Gesellenprü- fung sind in der Berufsbildung Ber- gedorf prächtige Kunstverglasungen entstanden. Die Mo- tive dürfen sich die Jugendlichen selbst aussuchen. Favorit: Filmbösewicht Darth Vader aus Star Wars - Seite 4 „Alstervergnügen“: Dunkelblaue Wogen, Sternschnuppenhimmel und Feuerwerk sammen mit der Landesinnung des modeschaffenden Handwerks Schleswig-Holstein. Renia Rieger, Auszu- bildende aus der Berufsbildung Abteistraße, glänzte bei der Modenschau mit ihrem Modell. Der Mantel aus schwarzem Samt, besetzt mit goldig schimmernden, geflockten „Sternschnuppen“, hat Schlitze, aus denen der blauschwarz schillernde Sei- denrock bei jedem Schritt wellenartig hervorfließt. „Das Motto „Alstervergnügen“ haben acht Innungsmitglieder an einem Abend gemeinsam festge- legt“, berichtet Bärbel Matzner, Damenschneidermeisterin aus der BB Abteistraße, die dem Gre- mium angehörte. „Typisch ham- Modell in ihrer Freizeit herstellen und dass sie die Kosten selbst tragen mussten. Von ihren sieben Auszubilden- den in der BB Abteistraße ent- schloss sich nur Renia Rieger am Alster im Winter - als Eisprinzessin präsentiert sich dieses Modell. Lederkostüm und Fellmütze - ein Modell aus Schleswig Holstein. Corsagenkleid im Stil der 50er: Hamburger Skyline auf dem Rock. Alsterleuchten - das Lichtermeer spiegelt sich in der Alster. Alsterschwan - vom Spaziergänger zum Schwan verwandelbar. Wettbewerb teilzunehmen. Die junge Frau, die momentan mitten in ihrer Gesellenprüfung steckt, war spontan begeistert und ließ ihrer Phantasie - mit Unterstüt- zung ihrer Meisterin - freien Lauf. Fortsetzung auf Seite 3

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skaroskarInformationsblatt Ausgabe 34 Juni 2006

Auf dem blauschwarzen Oberteil aus Seide glänzenvon Hand aufgestickte Metallwollfäden, an deren Spit-zen Strasssteinchen glitzern - Renia Rieger hat ein Feu-erwerk im Nachthimmel über der Alster assoziiert.

Inhalt

Richter zu BesuchTag der offenen Türin der Jugendge-richtlichen Unterbrin-gung (JGU): ZwölfJugendrichter, Ju-gendstaatsanwälte,Mitarbeiter der Jus-tizbehörde und desStrafvollzugs, derJugendgerichtshilfeund Mitglieder derJGU Begleitarbeits-gemeinschaft ver-schafften sich einenEindruck von der Ar-beit in der JGU- auf Seite 2

„Alstervergnügen“ lautete das Motto, an dem sich diePhantasie der Auszubildenden im Maßschneider-handwerk entzünden sollte. Ausgelobt wurde es vonder Innung des Bekleidungshandwerks Hamburg zu-

Auszubildende aus der Berufsbildung Abteistraße glänzte bei der Modenschaubeim ersten gemeinsamen Verbandstag von Hamburg und Schleswig-Holstein

Der Mantel aus schwarzemSamt, besetzt mit goldig schim-mernden, geflockten „Stern-schnuppen“, hat Schlitze, ausdenen der blauschwarz schillern-de Seidenrock bei jedem Schrittwellenartig hervorfließt. Auf demOberteil glänzen aufgestickte Me-tallwollfäden, an deren Spitzenglitzern Strasssteinchen - ster-nenklarer Nachthimmel, Alster-wasser und Feuerwerk: so hat die25-jährige Renia Rieger, die in derBerufsbildung Abteistraße im drit-ten Jahr ihre Ausbildung zur Da-menschneiderin absolviert, dasMotto „Alstervergnügen“ modischumgesetzt.

Zum ersten Mal haben die In-nung des BekleidungshandwerksHamburg und die Landesinnungdes modeschaffenden Hand-werks Schleswig-Holstein einengemeinsamen Verbandstag aus-gerichtet und dazu in die Hand-werkskammer Hamburg eingela-den. Vorträge, Diskussionen undein lebendiger Markt der Möglich-keiten markierten das Programmam 22. April, dessen Höhepunktsicherlich die Modenschau amfrühen Abend war.

burgisch sollte es sein“, erklärt sie,darum wurde beispielsweise dasThema „Weltmeisterschaft“ nachanfänglicher Begeisterung wiederverworfen. Zu den Auflagen für dieTeilnahme am Wettbewerb gehör-te, dass die Auszubildenden ihr

GlaserausbildungIm Rahmen derGlaserausbildungund als Vorbereitungauf die Gesellenprü-fung sind in derBerufsbildung Ber-gedorf prächtigeKunstverglasungenentstanden. Die Mo-tive dürfen sich dieJugendlichen selbstaussuchen. Favorit:Filmbösewicht DarthVader aus Star Wars- Seite 4

„Alstervergnügen“: Dunkelblaue Wogen,Sternschnuppenhimmel und Feuerwerk

sammen mit der Landesinnung des modeschaffendenHandwerks Schleswig-Holstein. Renia Rieger, Auszu-bildende aus der Berufsbildung Abteistraße, glänztebei der Modenschau mit ihrem Modell.

Der Mantel aus schwarzem Samt, besetzt mit goldigschimmernden, geflockten „Sternschnuppen“, hatSchlitze, aus denen der blauschwarz schillernde Sei-denrock bei jedem Schritt wellenartig hervorfließt.

„Das Motto „Alstervergnügen“haben acht Innungsmitglieder aneinem Abend gemeinsam festge-legt“, berichtet Bärbel Matzner,Damenschneidermeisterin ausder BB Abteistraße, die dem Gre-mium angehörte. „Typisch ham-

Modell in ihrer Freizeit herstellenund dass sie die Kosten selbsttragen mussten.

Von ihren sieben Auszubilden-den in der BB Abteistraße ent-schloss sich nur Renia Rieger am

Alster im Winter - als Eisprinzessinpräsentiert sich dieses Modell.

Lederkostüm und Fellmütze - einModell aus Schleswig Holstein.

Corsagenkleid im Stil der 50er:Hamburger Skyline auf dem Rock.

Alsterleuchten - das Lichtermeerspiegelt sich in der Alster.

Alsterschwan - vom Spaziergängerzum Schwan verwandelbar.

Wettbewerb teilzunehmen. Diejunge Frau, die momentan mittenin ihrer Gesellenprüfung steckt,war spontan begeistert und ließihrer Phantasie - mit Unterstüt-zung ihrer Meisterin - freien Lauf.

Fortsetzung auf Seite 3

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Impressumoskar - Informationsblattdes LandesbetriebsErziehung undBerufsbildung (LEB),Conventstraße 14,22089 Hamburg

www.leb.hamburg.de

Verantwortlich im Sinnedes Presserechts:Bettina Bormann,Telefon 428.81-4804Fax [email protected]

Satz und Layout:Bettina Bormann

Druck: Hein&Co

Die neun Jugendlichen, die inder Jugendgerichtlichen Unterbrin-gung (JGU) Hofschläger Weg le-ben, übernahmen gern die Gast-geberrolle beim Tag der offenenTür: Freundlich und zuvorkom-mend berichteten sie über ihrenLebensort und ihren Alltag. EinJugendlicher präsentierte anhandvon gemeinsam vom Team undder Gruppe gestalteten Metaplan-wänden die Struktur und denTagesablauf in der Einrichtung.Sein Vortrag wurde mit Beifall be-lohnt.

Danach zeigten die Jugendli-chen voller Stolz ihre Werkstücke,die sie selbst unter fachmänni-scher Anleitung des Tischlers inder einrichtungseigenen Holz-werkstatt gebaut haben: Rahmenfür Bilder und Spiegel, zwei klei-ne Fußballtore für den Garten undein PC-Tisch mit drei Arbeitsplät-zen, der im Schulraum der JGUsteht.

Insgesamt zwölf Gäste - Ju-gendrichter, Jugendstaatsanwäl-te, Mitarbeiter der Justizbehördeund des Strafvollzugs sowie derJugendgerichtshilfe und aus derBegleitarbeitsgemeinschaft derJGU waren am 29. März der Ein-ladung gefolgt, einmal wieder dieEinrichtung zu besuchen und sicheinen Eindruck vom gelebten Kon-zept zu verschaffen. Beim regenFachaustausch und in den Dis-kussionen ging es um Themenwie die Belegungssituation, denallgemein starken Rückgang von

Kontakt:Jugendgerichtliche

Unterbringung (JGU),Hofschläger Weg 1,

Stefan Weber,Telefon 70 10 18 10

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Informationsveranstaltung für Fachleute am 29. März im Hofschläger Weg - Stefan Weber berichtet

Tag der offenen Tür in der Jugendgericht-lichen Unterbringung (JGU) HofschlägerWeg: Am 29. März waren Jugendrichter,Jugendstaatsanwälte, Mitarbeiter derJustizbehörde und des Strafvollzugs so-wie der Jugendgerichtshilfe und die Mit-glieder der JGU Begleitarbeitsgemein-schaft geladen, sich vor Ort ein Bild von

Jugendlichen in U-Haft im De-zember 2005 und natürlich auchum das Gerücht, die Einrichtungwürde geschlossen, das aber klarals solches entkräftet werdenkonnte. Es wird auch weiterhinPlätze zur Vermeidung von Un-tersuchungshaft für Jugendlichein Hamburg geben.

Als Gastredner waren Silke Neu-rath und Klaus Schippers vom So-cial Competence Center geladen.Sie erläuterten das soziale Kom-petenztraining, das seit Oktober2004 in der JGU veranstaltet wird.Einmal pro Woche ist es für alleJugendlichen in der JGU verpflich-

Die Jugendlichen, die in der Jugendgerichtlichen Unterbringung (JGU)Hofschläger Weg leben, übernahmen die Gastgeberrolle beim Tag deroffenen Tür. Y. präsentierte anhand von Metaplanwänden die Strukturund den Tagesablauf in der Einrichtung.

der Arbeit in der Einrichtung zu verschaf-fen. Die zwölf Gäste, die gekommenwaren, nutzten den Tag für einen regenFachaustausch und ließen sich gern vonden betreuten Jugendlichen über ihrenLebensort informieren. Stefan Weber,Leiter des KJHV Wilhelmsburg und derJGU, berichtet.

Jugendliche fühlten sich als Gastgeber in der JGU

Tag der offenen Tür in der BB Veringhof

Das Interesse der Gäste nach der Umgestaltung war groß; viele, die denTermin an dem Tag nicht wahrnehmen konnten, haben sich schon fürneue Besuche angekündigt. Fotos(4): Bormann

Friseurwerkstatt: Das Erlernen von Grundtechniken in Kombination mitbetrieblichen Praktika ist bereits für zehn Jugendliche zur Eintrittskartefür eine Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt geworden.

Tag der offenen Tür in der BBVeringhof: Am 26. April öffnete dieEinrichtung ihre Pforten und stell-

Ein gern belagerter Ort: Das liebevoll zubereitete und präsentierte Büffetfand schnell viele Freunde - die Catering-Crew hatte alle Hände voll zutun.

des LEB ein Bild davon machen,welche Leistungen für Umbauund Umzug vollbracht wurden. bo

tend. Sie erlernen dabei Kompe-tenzen, die ihnen helfen sollen,ein Leben ohne Gewalt und Straf-taten zu leben. Vor allem Gruppen-dynamiken werden gemeinsambearbeitet: Wie rede ich mit mei-nem Gegenüber - ohne zu provo-zieren oder ohne mich provozie-ren zu lassen. Auch zu lernen,nein zu sagen, und sich abzugren-zen sind immer wiederkehrendeThemen.

Zum krönenden Abschluss desTages servierten die beiden Ju-gendlichen, die in dieser Wochefür den Hauswirtschaftsbereichzuständig waren, belegte Bröt-

chen und Gulaschsuppe, die un-ter Anleitung der Hauswirtschaft-lichen Fachkraft zubereitet wur-den.

Unsere Gäste waren sehr an-getan von dem Besuch im Hof-schläger Weg und versprachen,ihren positiven Eindruck in ihre

te nach dem Umzug aus demMarmstorfer Weg ihr neues Ge-samtangebot für junge Frauen und

Männer vor. Einen Tag lang konn-ten sich die Gäste aus ARGE, Ar-beitsamt und ambulanten Teams

Das Team von Susanne Böhmcker kümmerte sich um das Catering. Die15 Jugendlichen, die im Veringhof eine SGB II-Maßnahme absolvieren,übernehmen gern Bewirtungen im Rahmen gemeinnütziger Aktionen.

Abteilungen und Behörden zutransportieren.

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zu begutachten und zu bewerten.Der Gerechtigkeit halber wurde je-des Ausbildungsjahr für sich prä-miert. Dabei ging es nicht nur umdie Idee, sondern natürlich auchum die Verarbeitung. Jedes Stückwurde auf dem Bügel hängend ge-nau in Augenschein genommen.

Darüber hinaus hatten die Teil-nehmerinnen auch eine Mappemit Zeichnungen, Stoffmaterialienund Erläuterungen zum Themaeinzureichen, also eine Dokumen-tation von der Ideenfindung biszum fertigen Stück. Und schließ-lich mussten die Auszubildendenihre Modelle auch noch selbst beider Modenschau präsentieren -für viele der aufregendste Teil desWettbewerbs!

Rund 250 Gäste saßen am 22.April im Publikum. Den Catwalkhatten die Teilnehmerinnen vorabin der Berufsschule geübt unddort auch die Musik ausgesucht.Bis es aber so weit war, lerntendie jungen Frauen die Hektik hin-ter den Kulissen kennen. Viele vonihnen hatten ihre Freunde einge-spannt zum Schminken, Frisie-ren, ihnen zur Hand zu gehen odereinfach nur, um ihnen Mut zuzu-sprechen. „Das Beste am Wett-bewerb war das Gemeinschafts-gefühl der Mädchen untereinan-der“, findet Renia. „Und natürlichder Applaus am Ende!“

„Renia hat durch die Teilnahmeam Wettbewerb extrem viel ge-lernt“, zieht Bärbel Matzner einFazit. „Vor allem hat es sie selbst-

Was auf der Zeichnung gut aus-sah, musste auch in der Realitätbestehen: „Allein den Kragen hatsie viermal am Muster auspro-biert, bis er so saß, wie Renia essich vorgestellt hatte“, erinnertsich Bärbel Matzner, die ihrerAuszubildenden während der ge-samten Zeit unterstützend zurSeite stand.

Drei Monate - von derIdeenfindung bis zurModenschau

Insgesamt drei Monate dauer-te der kreative Prozess von

der Ideenfindung bis zurModenschau. DasErgebnis ist abernicht nur für denLaufsteg geschaffen,sondern es ist auchalltagstauglich: Kleidund Mantel wirdRenia tragen, auch inKombination mit an-deren Kleidungsstü-cken.

Die vierköpfigeJury von Fachleu-ten beim Lehr-

lingswettbewerbauf dem erstengemeinsamenVerbandstagvon Hamburgund Schleswig-

Holstein hatte kei-ne leichte Aufga-

Präsenz zeigen: Andrea Dechau, Einrichtungsleiterin BB Abteistraße, AntjeScheller, Sozialpädagogin aus der BB Abteistraße, Christel Berger, Öffentlich-keitsarbeit für den Europäischen Sozialfonds (von links). Foto: Bormann

Fortsetzung von Seite 1

„Zunächst galt es, Assoziati-onsketten zu bilden“, schildertBärbel Matzner die Herangehens-weise: Alster, Schwäne, Osterspa-ziergang, Feuerwerk. Im nächs-ten Schritt konkretisierte ReniaRieger ihre Ideen, stellte Zeich-nungen her, ging schließlich zu-sammen mit Bärbel Matzner aufStoffsuche. Dann wurden Musterhergestellt, um die Ideen vorabauszuprobieren. Denn der Seiden-stoff, für den sich Renia entschie-den hatte, ist empfindlich.

Präsenz zeigen: ESF-Aktionswoche „Auf diePlätze, fertig, los!“ im EKZ Hamburger Straße

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Der Europäische Sozialfonds in Hamburg - Projekte stellen sich vor: vom 24. bis 28. April 2006

Catwalk in der Hamburger Handwerkskammer

An jedem Tag der Aktionswo-che vom 24. bis 28. April standein anderer thematischer Schwer-punkt im Blickfeld: beispielswei-se „Rein in den Arbeitsmarkt“,seitens des LEB vertreten vonden Berufsbildungen Thedestraßeund Bergedorf mit dem ESF-Pro-jekt Wiedereinstieg von Ausbil-dungsabbrechern in eine laufen-de Berufsausbildung. Oder: „Ausder Schule in den Arbeitsmarkt“,repräsentiert vom Projekt Kom-Pro & Lernen, das von der Berufs-bildung Moritzhof vorgestellt wur-de oder etwa „Qualifizierung undBeschäftigung für Jugendliche“,präsentiert von der BerufsbildungAbteistraße mit dem Projekt BOAfür junge Frauen.

Letztere waren hervorragendausgerüstet mit Laptop und Vi-deo-Beamer und hatten eigentlichgeplant, ihre Präsentation an dieLeinwand zu werfen. Ein anhal-tender Stromausfall machte diegute Idee zunichte. Spontan grif-fen die beiden BOA-Mädchen, diemitgekommen waren, um Gleich-altrige über die Maßnahme zu in-formieren, zu den klassischenElementen der Kommunikation:Mit Faltblättern ausgestattet spra-chen sie junge Leute direkt an.

Veranstaltet wurde die Aktions-woche von der Behörde für Wirt-schaft und Arbeit, Abteilung Ar-beitsmarktpolitik und der JohannDaniel Lawaetz-Stiftung. bo

So ganz glücklich war derStandort vor dem Karstadt Kauf-haus im Einkaufszentrum Ham-burger Straße nicht gewählt, ob-schon in unmittelbarer Nähe derSchulbehörde gelegen - nur we-nige Vorbeieilende ließen sich lo-cken von den Informationsstän-den der 30 Projekte und Einrich-tungen, die ihre Aktivitäten rundum das Thema Beschäftigungund Qualifizierung präsentierten.Aber manchmal geht es eben ein-fach darum, Präsenz zu zeigen.Und da waren die Berufsbildungs-einrichtungen des Landesbe-triebs Erziehung und Berufsbil-dung, die vom EuropäischenSozialfonds geförderte Projekteanbieten, natürlich dabei!

bewusster gemacht.“ Die 25-Jäh-rige freut sich schon auf die Mo-demesse in Berlin, an der sie Mit-te Juli als Gast teilnehmen darf.Hotel und Fahrtkosten sind dieBelohnung für ihren Einsatz.

Inzwischen sind sich die ande-ren sechs Auszubildenden ausder Schneiderwerkstatt der Be-rufsbildung Abteistraße einig,dass sie beim nächsten Mal auchbeim Lehrlingswettbewerb mit-machen möchten, das haben sie

Schrittweise Verwandlung: Renia Rieger wird laufsteg-fein gemacht. Freundinnen schminkten und frisiertendie 25-Jährige.

Die Hektik hinter den Kulissen - kurz vor der Modenschau wird noch ge-schminkt, frisiert, zurechtgezupft, Modelle gebügelt. Viele der Teilneh-merinnen hatten Freundinnen dafür eingespannt.

schon angekündigt. In ihrer Nach-lese zum Verbandstag werden dieInnungen beraten, ob und wie esin dieser Kombination weiterge-hen soll.

Aber jetzt konzentriert sich Re-nia Rieger erst einmal auf ihre Ge-sellenprüfung: Momentan laufendie praktischen Tests, die Theo-rie - letzter Prüfungstermin - fin-det dann am 25. August statt -Daumen drücken!

bo

be: es galt, dieModelle von 23Teilnehmerinnen

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Als Vorbereitung auf die Gesellenprüfung entstanden prächtige Stücke in der Berufsbildung Bergedorf

Prächtige Kunstverglasungen sind in der Berufsbildung Bergedorf entstanden: ImRahmen der Glaserausbildung und als Vorbereitung auf die Gesellenprüfung lässtGlasermeister Helmuth Stromeyer seine Auszubildenden Bleifelder arbeiten. DasMotiv dürfen sie sich selbst aussuchen; dabei gibt es auch kulturell unterschiedli-che Vorlieben: Während deutsche Jugendliche Wert darauf legen, dass die Motiveklar erkennbar sind und sich mit Farben eher zurückhalten, schätzen junge Leuteaus anderen Kulturen opulente und farbenfrohe Muster, ein Motiv muss nicht un-bedingt erkennbar sein. Mädchen wiederum wollen sich nicht nach Vorgaben rich-ten, sondern entwerfen ihre Vorlagen gern selbst.

Darth Vader, der Bösewichtaus dem Filmklassiker Star Warsist ein beliebtes Motiv, aber auchder Boxer am Sandsack. HelmuthStromeyer, Glasermeister aus derBerufsbildung Bergedorf, kenntdie Vorlieben der Auszubildendenaus 21 Jahren seines Berufsle-bens im Landesbetrieb Erziehungund Berufsbildung: „Eine Zeitlangwaren die Smileys beliebt, späterdie Diddlmäuse.“ Wichtig sei es,dass die Jugendlichen ein Motivwählen dürfen, das ihnen gefällt,denn dann sind sie auch motiviert,den langwierigen Prozess der Blei-verglasung durchzuhalten.

Und der ist nicht ohne: Zu-nächst wählt man ein Motiv aus,das kann ein Bild sein oder auchnur ein Ausschnitt aus einem Bild.„Mädchen sind kreativer, diezeichnen gern selbst eine Vorla-ge“, schildert der Glasermeister.

Mit Hilfe eines Overhead-Pro-jektors wird ein Entwurf 1:1 aufPapier gezeichnet. Daraus wie-derum wird eine Schablone her-gestellt, danach entsteht eine Ar-beitszeichnung auf Pergament.

Kunst- oder Bleiverglasung: Klassische Technikund künstlerische Facette des Glaserberufs

Auch dieses Stück hat Jahi Sahingeschaffen: Das florale Motiv be-sticht durch seine Klarheit.

Grafische Strukturen sind sehr an-spruchsvoll, denn beide Seitenmüssen symmetrisch sein.

Jahi Sahin aus Mazedonien hat sich für einbesonders farbenfrohes Motiv mit opulen-tem Muster entschieden.

Den Delfin hat eine junge Frau geschaffen.Besonderheit: es wurde nicht nur Glas ver-wendet, sondern auch Spiegel.

Sejhan Kantorowski aus Mazedonien hat flie-ßende Formen gewählt und sich mit der Far-bigkeit zurückgehalten.

Darth Vader entstand vor rund acht Jahrenfür eine Gesellenprüfung. Hier wurden be-sonders kleine Glasstücke verarbeitet.

Schließlich werden die Farbenfestgelegt und die Schablonen-zeichnung mit einer speziellenSchablonenschere, die den Blei-kern ausspart, so ausgeschnit-ten, wie die Glasstücke späterplatziert sein sollen. Damit das„Puzzle“ geordnet wird, erhaltendie Stücke Nummern. Die Perga-ment-Zeichnung wird dann auf ein

Brett gebracht, auf dem spätergebleit wird. Wichtig ist es, stän-dig zu kontrollieren, dass die Ab-stände gleichmäßig bleiben.

Im nächsten Arbeitsschritt wer-den die Gläser aussortiert, dieFarben ausgewählt und die Stü-cke zugeschnitten. Die werdenauf die Schablone gelegt und dannkommt das Ausbleien: Von Glas-stück Nummer 1 an wird die Ver-bleiung geknüpft. Zum Schlusswird das Bleifeld mit einem Rand-blei geschlossen. Wichtig: DieMaße müssen exakt sein! Dannwerden die Kanten herunter ge-strichen und die Knüpfpunkteverlötet. Rund 14 Tage reine Ar-beitszeit brauchen die Auszubil-denden für den Prozess.

Sechs bis acht solcher Blei-felder stellen die Jugendlichen imLaufe ihrer Ausbildung als Vorbe-reitung für die Gesellenprüfungher. Für die Prüfung müssen zweiVorschläge eingereicht werden.„Das Motiv arbeiten die Jugendli-chen zur Übung, damit sie mer-ken, wo sie aufpassen müssen.“Und: „Zu wissen, dass sie das

schon mal geschafft haben,macht sie sicherer“, erklärt Hel-muth Stromeyer. Denn in der Prü-fung muss das Stück unter Auf-sicht und in einer vorgegebenenZeit hergestellt werden. Das istauch der Grund, warum das Werk-stattarchiv von Helmuth Stro-meyer viele der Schätze birgt: „DiePrüfungsstücke dürfen die Ju-gendlichen behalten.“

Die Ausbildung im LEB ist pra-xisorientiert: So haben der Gla-sermeister und seine Jugendli-chen schon Fenster im Auftrageines Restaurants hergestellt undinnerhalb von zwei Jahren die ge-samte Treppenhausverglasung inder BB Abteistraße restauriert.Ferner absolvieren die Jugendli-chen Langzeitpraktika in Firmen,

Boxer am Sandsack - deutsche Ju-gendliche schätzen figürliche Mo-tive besonders.

Kontakt:Berufsbildung Bergedorf,

Helmuth Stromeyer,Telefon 428 92 566

tauschen auch schon mal unter-einander, um mehr kennen zu ler-nen. Damit alles gut klappt, be-sucht Helmuth Stromeyer die Be-triebe wöchentlich. Ein paar Malhat er so auch schon Auszubil-dende auf dem ersten Arbeits-markt unterbringen können.

„Das Schöne an diesem Berufist, dass klassische Technikenwie die Blei- oder Kunstverglasungebenso angewendet werden wiemoderne - beispielsweise die Pho-tovoltaik, denn die gehört auch zuunserem Handwerk“, sagt Hel-muth Stromeyer. bo