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FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL OUR V ICES ems women’s network 2007 / 2008

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FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

OUR V ICESems women’s network

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2 OUR VOICES 2007/08

INHALTSVERZEICHNIS

Editorial Gabriele Mayer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

✼ FRAUENLEBEN MIT DER BIBELVom alltäglichen Umgang mit der Heiligen Schrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Frauenstimmen aus neun Ländern Gertrud Hahn und Gabriele Mayer

Die Bibel als Weggefährtin heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Das sind keine alten Geschichten Elisabeth Aduama, Ghana

Gottes Wort von Surabaya bis Tema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Beobachtungen und Fragen zur Frauen-Bibellesepraxis in neun LändernGabriele Mayer

✼ DIE BIBEL LESEN MIT DEN AUGEN ANDERER Überraschende Horizonte öffnen sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Das internationale EMS-Bibelleseprojekt hat Früchte getragen, Cornelia Hole

Braucht die Bibel eine gerechte Sprache? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Die Bibel lesen mit Augen für andere Ulrike Schmidt-Hesse

✼ BIBEL-SPIRITUALITÄT GESTALTENBible Sharing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Eine Methode des gemeinschaftlichen Bibellesens aus Südafrika

Mitten in unserer Angst wird es hell, weil Jesus auferstanden ist . . . . . . . . . . . . . 20Lehrerinnen gestalten mit ihren SchülerInnen einen Ostergottesdienst Gabi Bürkle und Bärbel Tesche

Was hat eine genähte Decke mit der Bibel zu tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Frauen in Brasilien verbinden ihr Leben mit der Bibel Heloisa Dalferth, Brasilien

✼ NEWS VOM EMS-FRAUENNETZWERKBerichte aus den EMS-Partnerkirchen in . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Ghana, Indien, Japan, Korea, Indonesien

Berichte aus deutschen Mitgliedskirchen und aus der EMS-Geschäftsstelle . . . . . . . . 25

✼ IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Länderkarte zum internationalen Frauennetzwerk

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OUR V ICESems women’s networkEDITORIAL

Liebe Frauen,liebe Schwestern im EMS-Netzwerk,

„FrauenLeben mit der Bibel“ – unter diesem Mottofinden Sie in OUR VOICES 2007/2008 unterschied-lichste Beiträge.

Im Zentrum stehen Rückmeldungen von Frauenaus neun Ländern – wie und warum sie die Bibellesen. Ihr Alltag lässt sich ohne Bibellektüre garnicht vorstellen.

Das Spektrum an Erfahrungen und Zugängen istbreit – kein Wunder bei so unterschiedlichenKontexten.

Was ist das Verbindende, wo unterscheiden sichdie Herangehensweisen ? Und wo können wir von-einander lernen? Diesen Fragen geht der Beitrag„Gottes Wort von Surabaya bis Tema“ nach.

Elisabeth Aduama aus Ghana stellt den Umgang mit der Bibel biographisch vor; dieBibel ist ihr Weggefährtin geworden.

Am EMS Projekt „Die Bibel lesen mit den Augen anderer“ haben weltweit über 80Gruppen teilgenommen. Cornelia Hole fasst zusammen, welche überraschendenHorizonte sich für viele geöffnet haben.

Ulrike Schmidt-Hesse, Leiterin der Abteilung Mission und Partnerschaft, stellt dasProjekt „Bibel in gerechter Sprache“ vor- eine neue Bibelübersetzung im deutsch-sprachigen Raum, die für viel Aufmerksamkeit, Diskussion und neues Interesse amBibellesen sorgt.

Heloisa Dalferth aus Brasilien beschreibt, wie arme Frauen zu eigenem Handeln in-spiriert werden – weil sie die Bibel mit ihrem Leben verbinden.

Immer wieder kommt die Suche und Sorge durch, wie denn Kindern undJugendlichen ein Zugang zur Bibel geöffnet werden kann. FünfGrundschullehrerinnen gestalteten mit ihren SchülerInnen einen Ostergottesdienst –Beispiele und Gebete haben die Kinder selbst formuliert. „Mitten in unsrer Angst wirdes hell, weil Jesus auferstanden ist“.

Die News aus dem Frauennetzwerk informieren über Aktivitäten und Anlässe zumFeiern in Ghana, Indien, Indonesien, Japan, Koreaund Deutschland.

Mit herzlichen Grüßen aus Stuttgart

Gabriele Mayer, Ph.D.EMS Stabsstelle Frauen und GenderJuni 2007

PS: Wir sind auf IhreSpende angewiesen, damitwir OUR VOICES weiterhinin drei Sprachen – deutsch,englisch und indonesisch –publizieren können.

4 OUR VOICES 2007/08

FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Vom alltäglichen Umgang mit der Heiligen Schrift

Frauenstimmen aus neun LändernWie leben Frauen mit der Bibel und was bedeutet sie ihnen? Auf diese Fragen erhieltenwir Antworten aus China, Japan, Indien, Ghana, Indonesien, Korea, Libanon, Deutschlandund Sudan. Gertrud Hahn und Gabriele Mayer aus dem Redaktionsteam von OUR VOICEShaben daraus Kurzporträts verfasst.

Die Bibel zeigt mir einen Weg. Mitacht oder neun Jahren bekam ich zumersten Mal eine Bibel in die Hand. Ichlas darin in der Sonntagsschule, spä-ter in der Familie und in der Schule.Gewöhnlich lese ich jetzt morgens inder Bibel, manchmal abends. Norma-lerweise lese ich allein, aber manch-mal auch mit meinen Eltern und ein-mal in der Woche mit meiner Bibel-arbeitsgruppe. Ich habe eine eigeneBibel, die nehme ich auch mit, wennich verreise. Ich benutze Bibeln in zwei Sprachen, indonesisch undenglisch. Manchmal ist der englische Text klarer für mich. Nichtnur die Theologen können die Bibel auslegen. Sie sind auch Men-

schen, die Fehler machen können. DerHeilige Geist leitet alle Gläubigen,

das hat Gott versprochen, under lügt niemals. Es ist sehr

wichtig, dass wir die bi-blischen Geschichten

an junge Menschenweiter geben. Ichlerne meinen Gottkennen, wennich die Bibel lese,und der HeiligeGeist hilft mir,die Botschaft aufmein Leben zuübertragen. Die

Bibel zeigt mir ei-nen Weg, der mich

aus meinen Pro-blemen heraus führt.

Teilnehmerin beimHIV/AIDS Seminar, Lehrerin

Bereits1629 gab es in Niederlän-

disch-Indien das Matthäus-Evan-gelium in malaiischer Sprache, 1668 das

ganze Neue Testament und die Genesis, 1701die Vollbibel. Diese Übersetzung blieb sehr lange

gültig. Der indonesische Archipel beherbergt vieleVölker mit eigenen Sprachen. Durch Entsendung vonSprachforschern bereitete die Niederl. Bibelgesellschaftim 19. Jh. Übersetzungen, zum Beispiel in Sumatra undSulawesi, vor. 1954 wurde das Indonesische Bibelinstitutgegründet. Es brachte 1974 eine neue indonesischeÜbersetzung heraus, die auch von der katholischenKirche offiziell übernommen wurde. Bibel und

Bibelteile sind heute in vielen Regionalsprachenvorhanden.

Klaus Zöller, ehemaliger EMS Mitarbeiter

Protestantische Kirche auf Bali, Indonesien

Die Bibel ist für mich eine Quelle derInspiration. Für mich war die Bibel das er-ste Buch, das mir meine Eltern in die Handgaben, als ich lesen lernte. In meiner Familiedamals wurde morgens und abends dieBibel gelesen, heute lese ich sie meist amspäten Abend. Auf Reisen nehme ich sienicht immer mit, sondern eine ArtLosungsbuch. Viele Kontexte der Bibel müs-sen sorgfältig gelesen werden, insbeson-dere Aussagen zum Verhältnis von Frauenund Männern. Solange wir sensibel fürLeitung sind, wird uns der Heilige Geist be-gleiten. Manche biblische Aussagen sindtatsächlich einengend, und ich habe denEindruck, dass Jesus manche Regeln ge-brochen hat; wodurch das Leben mensch-licher geworden ist.

Teilnehmerin beim HIV/AIDS Seminar, Ärztin, ein Kind

Bei einem HIV/ AIDS Seminar inSurabaya erhielt Andrea Pfeiffer,Regionalkoordinatorin für dasAktionsbündnis HIV AIDS, folgende Antworten:

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INDIEN

Die Bibel ist für mich tägliche spirituelle Nahrung.Als ich fünf Jahre alt war, hielt ich zum ersten Maleine Bibel in der Hand – und zwar Zuhause, in mei-ner Familie. Das Bibellesen gehört heute zu meinertäglichen Praxis. Unterschiedliche Bibelübersetzun-gen erlebe ich als hilfreich, da so die Bedeutung kla-rer wird. Die Bibel hilft mir, Leitung in der Familieund in der Kirche wahrzunehmen.

Wir haben hier nicht genügend Lernmöglichkeitenund Frauen haben nicht dieselben Chancen.

Greetha Jayapaul, 42, verantwortlich für Sonntagsschulen

Die Bibel brauche ich zur Ermutigung. Wenn immer ich von GottErmutigung und Leitung brauche, lese ich die Bibel. Die Sonntagsschulewar der Ort, wo ich zum ersten Mal eine Bibel in die Hand bekam. Undheute lese ich sie jeden Morgen und jeden Abend. Sie hilft mir, Problemedes Alltags zu bewältigen. Ganz in der Nähe gibt es hier eine Bibelschule,die Männer und Frauen besuchen.

Smt. Beena Murphy Soans, 2 Kinder, unterstützt den Dienst ihres Mannes in zwei Gemeinden

ImJahr 1944 wurde die In-

dische Bibelgesellschaft in Bangaloregegründet. Bis heute ist die Übersetzung

der Bibel ihr Arbeitsschwerpunkt.

Unter den indischen Frauen, die auf dem Lande leben,kann etwa die Hälfte weder lesen noch schreiben. Frauen

aus Kirchengemeinden werden als „Bibelfrauen“ ausgebil-det und gründen Gruppen, die sich wöchentlich treffen.

Eine Bibel-Frau erzählt: „Zuerst habe ich einfach meineNachbarinnen eingeladen, mit mir zusammen die Kassettenzu hören.Viele waren sehr bewegt – und sie brachten neueGäste mit. Wir suchen uns meist einen schattigen Platz

unter einem Baum, singen zusammen und hören dannauf die Worte aus der Bibel!“

www.weltbibelhilfe.de/Indien

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Prime Sarojini, EMS-Liaisonfrau, übermittelte uns folgende Antworten:

Berglandschaft in Indien

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KOREAKim Su-Ji, eine junge Koreanerinder Presbyterianischen Kirche(PCK) erzählt:

Ich suche nach einer anderenBibelauslegung. Nach meiner Rückkehr nach Koreamöchte ich Theologie studieren. An-lass dafür war eine Predigt und Bibel-auslegung in einer koreanischenGemeinde, die mich ziemlich „über-raschte“.

Die Predigt befasste sich mit derGeschichte von David und Michal ausdem Alten Testament. Der biblischeErzähler beschrieb, wie David tanzteund Michal ihn „auslachte“. In derPredigt wurde daraus eine deutliche

Ermahnung an alle Frauen, Männernie auszulachen, weil sie sonst wieMichal bestraft würden. Ich war nichtnur über diese Auslegung „über-rascht“, sondern vor allem auch, wieviele Frauen aus der Gemeinde klat-schten und diese Abwertung unter-stützten. Seitdem steht für mich fest:ich möchte mich gründlicher mit bi-blischen Texten befassen, um durcheinseitige Bibelauslegungen nicht dasGeschlechterverhältnis weiter zu be-schweren.

FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Die Bibel ist für mich Licht auf meinem Weg. Ich will nie ohne siesein. Die erste Bibel, in der ich 1980 lesen konnte, war ein Neues Tes-tament mit Psalmen, als die Bibel in China nach der Kulturrevolution vomChinesischen Christenrat wieder gedruckt wurde. Aber gehört habe ich

Verse aus der Bibel zum ersten Mal von meiner Freundin während derKulturrevolution, als es in China keine Bibeln gab. Regelmäßig lese ichin der Bibel auch mit anderen Christen in meiner Kirche. Momentanstudiere ich Theologie (D Min.) über eine kirchliche Hochschule in USAund nutze sehr gerne unterschiedliche Übersetzungen.

Durch die Taufe haben wir alle Teil am „Priestertum aller Gläubigen“.So übernehmen in China jetzt mehr und mehr Laien wichtige Aufgabenin der Kirche. Sie predigen das Evangelium und bekehren Menschen zumChristentum. Es ist sehr wichtig, die biblischen Geschichten an die jungeGeneration weiter zu geben. In meiner Kirchelernen die Kinder in der Sonntagsschuledie biblischen Geschichten kennen miteiner farbigen Bilderbibel vom Chine-sischen Christenrat.

Ich glaube, dass Männer undFrauen unterschiedliche Gabenhaben. Als Frau ermutige ich im-mer Frauen, die Bibel mit unse-ren Augen zu lesen. Und es istwunderbar, wenn wir dann un-sere Sicht mit Männern teilenkönnen, aus unterschiedlicherPerspektive.

Kim Su-Ji arbeitet alsökumenischeFreiwillige inder PfälzischenLandeskirche

CHINAMeilin Chen, Stellvertretende Generalsekretärindes Chinesischen Christenrats und Laienpredigerinin der Community Kirche in Shanghai schrieb uns:

Währendder Kulturrevolution

war die Bibel lange Zeit ver-boten. Menschen, die Bibeltexte

auswendig kannten, trugen dazu bei,dass sie nicht völlig in Vergessenheit geriet.

Seit ca.1979 ist die Bibel wieder er-laubt und der Chinesische Christen-

rat legt einen großen Schwer-punkt auf die Herstellung

von Bibeln.

Junge Frauen nach dem Gottesdienstbesuch

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OUR V ICESems women’s networkFRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Die Bibel ist für mich wie ein Schatz. Ichhatte zum ersten Mal eine Bibel in der Hand,als ich 10 Jahre alt war. In der Sonntagsschulelernte ich darin zu lesen. Jetzt lese ich jedenAbend in meiner Bibel für mich alleine, undjeden Mittwoch in einer Gruppe. Ich nehmesie mit zum Gottesdienst und auf Reisen.Manchmal benutze ich verschiedene Über-setzungen, um besser zu verstehen. Ichdenke, dass nicht nur die Theologen, son-dern alle Gläubigen Christus verkündigenkönnen. Der Heilige Geist hilft uns, die Bibelzu verstehen.

Manche Aussagen der Bibel verlangen viel,z. B. Lukas 6, 27: „Liebet eure Feinde“. Unddas ist das oberste Gebot für Christen. Es istschwierig, die biblischen Geschichten anjunge Menschen weiterzugeben, aber je frü-her, desto besser. Wenn ich in der Bibel lese,habe ich Zeit, darüber nachzudenken, wasGott will, was ich tun soll. Die Bibel hat mirals Frau geholfen, meine Kinder zu erziehen.

SHIZUYO Hashizume, 62 Jahre, Pfarrfrau, vier Kinder

Die Bibel leitet mich in meinem Leben. Meine Familiewaren keine Christen. Ich begann in der Bibel zu le-sen, um die englische Sprache zu lernen. Das war ineiner englischen Bibelgruppe in der LutherischenKirche in Tokio. Jetzt lese ich täglich in der Bibel,morgens oder abends, für mich zu Hause. Ichhabe verschiedene Bibelübersetzungen, japani-sche und englische; manche sind leichter ver-ständlich.

Es sind meistens die Frauen, die die Bibel ken-nen lernen wollen. Als meine Kinder klein wa-ren, las ich ihnen aus der Bilderbibel vor undhatte selbst Spaß daran. Den Frauen ist es wich-tiger, die Botschaft an unsere Kinder weiter zugeben. Die Bibel hilft uns nicht nur als Frauen,sondern als Menschen überhaupt.

HONDA Noriko, 69 Jahre, ehrenamtlich tätigfür AusländerInnen, zwei Kinder

Japanhat immer schon größten

Wert auf Sprache und Schrift gelegt.Die Bibel spielte unter Intellektuellen eine

außerordentliche Rolle.

1873 wurde das Verbot des Christentums aufgehoben.1880 veröffentlichte die Scottish Bible Society eine Über-

setzung des Neuen Testaments – übersetzt durch ein Teamvon protestantischen Missionaren und Japanern.

Im 2. Weltkrieg wurde das Christentum „zur Religion derFeinde“. Ab 1950 bemühte sich die Japanische Bibel-gesellschaft um eine moderne Übersetzung. In den70/80er Jahren waren 70 ÜbersetzerInnen an einer

umfangreichen Revision beteiligt: seit 1987 liegt dieJapanische Interkonfessionelle Bibel vor, Symbol

für die ökumenische Bewegung in Japan.

www.bible.or.jp

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Japanischer Garten mit Teehaus lädt zur Stille und Besinnung ein

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SUGIMORI Yoko, EMS-Liaisonfrau, über-mittelte uns Antworten von Frauen, dieauch beim Projekt „Die Bibel mit denAugen anderer lesen“ mitgemacht hatten:

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FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Die Bibel gibt mir innere Kraft. Im Neuen Testament kenneich mich gut aus, allerdings lese ich nicht regelmäßig darin.Aber ich versuche, keinen Sonntagsgottesdienst und keineBibelstunde zu versäumen. In der Schule habe ich gelernt, inder Bibel zu lesen. Ich habe zwei Bibeln und ich benutze nureine Übersetzung. Jeder Mensch, der Gott in sich hat, kannglühen, geben, leuchten für andere. Nicht nur Theologen ha-ben die richtigen Antworten. Der Heilige Geist leitet alleGläubigen, auch wenn wir das nicht immer sehen. Ob uns dieAussagen der Bibel einengen? Kommt darauf an, wie man sieversteht. Je weiter der Horizont, desto weiter die Auslegung. Fürdie Weitergabe der biblischen Geschichten an die jüngere Generationbrauchen wir eine sehr gute und solide Struktur. Bei uns haben Männerund Frauen den gleichen Zugang zur theologischen Bildung.

Zeenalee Ayub, 44 Jahre, Grafikerin und Innenausstatterin

Die Bibel ist meine beste Freundin.Sie ist mir sehr wichtig. In der Schulelernte ich, in der Bibel zu lesen. Jetztlese ich täglich darin, morgens undabends, allein und in einer Gruppe.Ich habe meine eigene Bibel, dienehme ich mit, wo immer ich hin-gehe. Ich lerne viele Verse auswendigund streiche mir alles an, was mir ge-fällt. Andere Übersetzungen habe ichnicht. Der Heilige Geist leitet jede auf-richtig Glaubende in ihrem Leben.

Es ist sehr wichtig, die Jüngeren mitder Bibel vertraut zu machen, beson-ders in der Sonntagsschule. Die Bibelgibt mir Kraft in meinem Leben.

Leila Nseir, 75 Jahre, Mitarbeiterin in der Sonntagsschule,

fünf Kinder

Wadia Badr, Liaisonfrau und Verantwortliche derFrauenarbeit der National Evangelical Church inBeirut, befragte folgende Frauen:

LIBANONDie

liberale und multireli-giöse Metropole Beirut bot in den

letzten Jahrzehnten den notwendigenFreiraum für verschiedenste Projekte im

Nahen Osten.

So nehmen der Generalsekretär Mike Bassous undsein Team „Running for Bibles“ jährlich am Inter-nationalen Beirut Marathon teil. Die Bibelgesellschaftbeteiligt sich am Programm christlicher Fernseh- undRadiosender im Nahen Osten und veranstaltet in al-len größeren Städten Events für Jugendliche in den

Gemeinden und für Neugierige aus der arabi-schen Nachbarschaft christlicher Kirchen.

www.weltbibelhilfe.de

Blick auf den Strand bei Beirut

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Durch die Bibel erhalte ich Leitung für mein Leben.Sie stärkt meinen Glauben als Frau. Ich bin eine bibel-gläubige Christin, die jedes Wort der Bibel ernst nimmt.Darin zu lesen habe ich in der Schule und in der Kirchegelernt. Ich bin Laien-Schriftleserin in unserer Kirche. Ichhabe meine eigene Bibel und mache mir Notizen darin.Alle Glaubenden gehören zum „Priestertum“ und können

die richtigen Antworten geben. Ganz gewiss leitet derHeilige Geist alle Glaubenden. Die Aussagen der Bibel sind

dann einengend, wenn du nicht das Richtige tust.

Cecilia Ashiokai Dowuona, 52 Jahre, Schulsekretärin, fünf Kinder

FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Rebecca Dowuona , Liaisonfrauin Accra, schickte uns folgendeAntworten:

GHANA

Ich lese die Bibel, um mehr überGott zu erfahren. Ich bin eine bi-belgläubige Christin. Ich kenne dieBibel seit meiner Kindheit und habein der Schule gelernt, darin zu lesen.Ich lese täglich in der Bibel, aber auchin der Kirche, in der Frauengruppeund im Kindergottesdienst. Ich habeeine eigene Bibel, und ich nehme siemit, sogar wenn ich verreise. Ich habenoch eine englische Bibel, das hilftmir zum Verständnis und zur Aus-legung für andere.

Die Aussagen der Bibel engen michnicht ein, aber sie halten mich davonab, Böses zu tun. Es ist gut, die bi-blischen Geschichten an die Jüngerenweiterzugeben, um sie zu Gott hin-zuführen. Männer und Frauen habendie gleichen Möglichkeiten, sich the-ologisch weiter zu bilden. Als Frauhilft mir die Bibel, zu gehorchen unddemütig zu sein.

Dora Ogboo Mensah, 52 Jahre,Näherin, drei Kinder,

Kirchenälteste und Mitarbeiterin imKindergottesdienst

Frauen in einem Gottesdienst in Ghana

Wohldie meisten Christinnen

und Christen in Ghana könnensich einen Tagesbeginn ohne Bibel nicht

vorstellen.

In den einheimischen Sprachen hat die Bibel ei-nen großen Stellenwert, hat sie doch einen großenAnteil an ihrer Entwicklung zur Schriftsprache.

Bibelübersetzer wie Johann Gottlieb Christaller undJohannes Zimmermann aus der frühen Missions-geschichte Ghanas sind deshalb bis heute in gu-

ter Erinnerung (siehe auch Beitrag S. 11).

Bernhard Dinkelaker, EMS

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Die Bibel ist für mich Gottes „Gespräch“ mit mir. DasBibellesen habe ich im Mädchenkreis, im Mitarbeiterkreisund im Hauskreis gelernt. Ich lese nicht nach einem be-stimmten Plan oder zu einer bestimmten Zeit, sonderndann, wenn mein „Herz“ es mir sagt. Meine Bibel ist ganz„bunt“, weil ich Textstellen markiere. Ich habe schon ver-schiedene Übersetzungen gelesen, komme aber immer wie-der auf meine alte Luther-Übersetzung zurück. Im erstenAugenblick wirken manche Aussagen der Bibel einengend,aber wenn ich mich darauf einlasse, schenkt Gott mehr alser nimmt. Die Bibel ist für mich Gottes Gespräch mit mir,seine Wegweisung für mein Leben und auch ein StückZuwendung und Liebe, die er auch auf diesem Wege fürmich hat.

Renate Lenz, 53 Jahre,Pfarramtssekretärin,

zwei Kinder

SUDANAus der Frauenarbeit der PCOS Sudan erreichte uns folgende Antwort:

Ich kann mir eine Zeit ohne die Bibel nicht mehr vor-stellen. Sie ist meine ständige Begleiterin. Bei meinerTaufe bekam ich eine Bibel in die Hand. Zwei Jahre langkonnte ich die Schule besuchen. Als ich heiratete, wares mit dem Kirchbesuch erst einmal vorbei – und zwarfür 25 Jahre. Erst dann brach ich mit meinem Mann.Ich hatte das Schicksal geschlagener Frauen zwischenZuhause und Gefängnis geteilt. Jeden Morgen gegen 5Uhr lese ich die Bibel – ich bin stolz, eine zu haben. Inder Familie lesen wir die Bibel gemeinsam an Sonntagenund an Tagen der Angst, Not und Bedrängnis. Sieschenkt mir Trost.

Mitarbeiterin in der Frauenarbeit, vier Kinder.

FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Frauen im Sudan lesen gemeinsam die Bibel.

DEUTSCHLANDBärbel Wuthe, Mitarbeiterin in derStabsstelle Frauen und Gender, hat Frauenin ihrer Gemeinde angesprochen:

Dieerste, in Teilen erhaltene

Übersetzung in eine germanischeSprache stellt die gotische Bibel aus dem

4. Jahrhundert dar. 1522 legte Martin Lutherdie Übersetzung des Neuen Testaments vor,

1534 folgte das Alte Testament. Das Besonderedieser Übersetzung: Neben sprachlicher Genauigkeitsollte sie allgemein verständlich sein „Den Menschenbeim Reden aufs Maul schauen“ war Luthers Motto.Durch die zeitgleich aufkommende Buchdruckkunstkonnten Bibeln in größerer Menge hergestellt wer-den. Der Einfluss auf die deutsche Hochsprache

ist kaum zu überschätzen.

zusammengetragen von GabrieleMayer, EMS

Ländliche Gegend in WürttembergFo

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Die Bibel ist für mich ein Nachschlagewerk, das ichaufschlage, um Gottes Antwort auf ganz konkrete Fragenzu suchen. Erst seit September 2004 gehört die Bibelbewusst zu meinem Alltag. Morgens lese ich meine Bibelallein, und einmal in der Woche in einem Hauskreis.Anfangs habe ich mir wichtige Textstellen angestrichen,seit Januar 2007 führe ich ein Bibellese-Tagebuch.Manche Aussagen in der Bibel sind für uns heute ein-schränkend oder einengend, aber man muss die Zeitbedenken, in der sie geschrieben wurden. Die Bibel hilftmir als Mensch, als Schwester - aber „als Frau“? Dasspielt für mich keine Rolle.

Cornelia Heinze, 51 Jahre, Arzthelferin, ein Kind

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Die Bibel als Weggefährtin heuteDas sind keine alten Geschichten

Mit der Bibel bin ich aufgewachsen, sie war Teil un-seres normalen Familienlebens in Ghana. Ich liebtedie klar verständlichen Bibelgeschichten, die meineEltern erzählten und es machte mir Spaß Bibelverseauswendig zu lernen.

Große Freude machte es mir auch zur Sonn-tagsschule zu gehen. Die Geschichten ein zwei-tes Mal zu hören, machte es mir möglich, noch

mehr Fragen zu stellen. Meine Eltern ermutigten uns inder Bibel zu lesen und so war es keine Überraschung, dassich schon früh Lehrerin in der Sonntagsschule wurde, eineAufgabe, die ich noch heute sehr schätze.

Während meiner Ausbildungsjahre ver-brachte ich viel Zeit in Missionsschulen, woBibellesen, Morgen- und Abendandachtensowie Sonntagsgottesdienste zum norma-len Schulalltag gehörten.

Während meiner Jugendzeit nahm ich gernteil an Bibelkreisen, Christian fellowship ge-nannt, die in Schulen und auch währendder Ferien von Jugendlichen und Studentenund Studentinnen in den Städten undDörfern organisiert wurden. Diese Erfahr-ungen mit der Bibel sind Teil meines Lebensheute. Ich lese meine Bibel morgens vor demAufstehen und abends vor dem Schlafen-gehen. Ich lese sie in allen Situationen zurErmutigung, Orientierung, zum Trost undauch um Gottes Versprechen für mein Leben verstehenzu können. Ich versuche, die Bibel direkt zu mir persön-lich sprechen zu lassen und sie nicht als Geschichten derVergangenheit zu verstehen.

Ich besitze und lese auch Bibeln in unterschiedlichenÜbersetzungen und verschiedenen Ausgaben. Das hilftmir zum besseren Verständnis. Gern lese ich auchKommentare zur Bibel, nicht weil ich Pfarrerin bin, son-dern weil ich die Hintergründe verstehen möchte.

Ich glaube an die Worte der Bibel als Wahrheit aufgrundmeiner persönlichen Erfahrungen. Deshalb verschwendeich keine Zeit damit, die Authentizität der Geschichtenzu prüfen, sondern versuche vielmehr herauszufinden,wie ich mein Leben mit der Bibel leben kann. Ich spüredie Gegenwart des Heiligen Geistes in meinem Leben.Meist spiegelt sich meine gegenwärtige Situation in mei-ner Morgenandacht und ich bin ermutigt, dass Gott fürmich sorgt und so bleibe ich in einer Vertrauenshaltung.

Meines Erachtens sind Frauen Teil von Gottes Aufersteh-ungsplan und wir müssen nicht auf Männer oder Theo-logen warten. Gründe hierfür finde ich in der Erwähnungvon Frauen in der Bibel, in der biblischen Aussage vomPriestertum aller Gläubigen (1. Petrus 2, 9) und in mei-nen eigenen positiven Erfahrungen mit der Bibel.

Die Bibel macht mich reich und ist mir eine Weggefährtinund Freundin, die mich niemals im Stich lässt. Wenn sehrgute menschliche Freunde oder Freundinnen mich im Stichlassen, ich finde immer Trost in den Worten der Bibel.

Elisabeth Aduama ist Pfarrerin der Presbyterian Church inGhana. Seit drei Jahren arbeitet sie als ökumenische

Mitarbeiterin in der Pfalz.

Elisabeth Aduama

Wege zu Fuß können in Ghana weit sein... Foto

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FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

Gottes Wort von Surabaya in IndonesienBeobachtungen und Fragen zur Frauen-Bibellesepraxis in neun Ländern

Das Spektrum an Erfahrungenund Zugängen ist ziemlich breit –kein Wunder bei so unterschied-lichen Kontexten wie Indonesienund Ghana, oder Deutschlandund Libanon.

Lassen sich ähnliche Umgangs-weisen ausmachen? Wo unter-scheiden sich die Herangehens-weisen zur Bibel? Wo können wirgar voneinander lernen? (siehe auch Beitrag Seite 4-10)

BIBELLESEN MIT ANDEREN

Viele Frauen berichten, wie sie mitanderen, in Gruppen regelmäßigBibeltexte lesen. Inwieweit diese dortauch besprochen, diskutiert, unter-schiedliche oder gar gegensätzlicheSichtweisen verhandelt werden, lässtsich nur erahnen. Da scheinen diekirchlichen Traditionen weit ausein-ander zu gehen.

ALLE SIND GEFRAGT – STATUSSPIELT UNTERGEORDNETE ROLLE

Fast alle bejahten ausdrücklich dasvon Luther so bezeichnete „Pries-tertum aller Gläubigen“, wonach je-der und jede Christin mit der Hilfedes Heiligen Geistes rechnen kannund nicht auf die Vermittlung oderAutorität hervorgehobener Menschenangewiesen ist. Luther selbst hat alseines seiner Übersetzungskriterien„dem Volk aufs Maul zu schauen“ ge-nannt. Er war um eine Übersetzungbemüht, die alle Menschen verstehenkonnten, weil diese Sprache ihrenWortschatz und ihre Erfahrungen auf-genommen hatte.

BIBELTEXTE VERSTEHEN WOLLEN

Die Suche nach Verstehbarkeit, nachAusbildung, nach Hilfsmitteln, umschwierige Texte in unsrer Zeit zu ver-stehen, klang ebenfalls bei vielen an.Hier unterscheiden sich allerdings dieHaltungen sehr. Da bekennt eine

Schreiberin: „Ich bin eine bibelgläu-bige Christin, die jedes Wort der Bibelernst nimmt“, während eine anderezu bedenken gibt: „Wir müssen dieZeit bedenken, in der die Bibeltextegeschrieben wurden“. Die dahinter-liegende Frage, mit welcher „Brille“die Bibel gelesen und auf das eigeneLeben bezogen wird, kommt imBeitrag auf Seite 14/15 zur Sprache.

LEBENSGRUNDLAGE BIBEL

Der stärkste Akzent in den erhaltenenRückmeldungen findet sich in demZeugnis, wie wichtig diesen Frauendie Bibel ist. Wenn wir Kernaussagensehen wie: „hat mein Leben verän-dert; je älter, desto wertvoller, Freun-din, Gottes Gespräch mit mir, beiProblemen, mein Schatz, Licht undKraft für mein Leben, tägliches Brot...“ – dann sind das sehr starke Bilder:diese FrauenLeben und ihr Alltag sindohne die Bibel nicht zu verstehen.

FREIRAUM PERSÖNLICHEBIBELLEKTÜRE

Gemeinsam ist vielen Frauen, dass siefür sich persönliche Zeiten des Bibel-lesens praktizieren. Bei einem oft äu-ßerst vollen Tagesablauf mit vielfäl-tigsten Verpflichtungen nehmen sichChristinnen einen Ort, und leben da-mit ein Privileg. Hier gibt es eine Un-terbrechung im Engagement für an-dere, hier setzen sie eine Grenze undlassen sich nicht pausenlos verein-nahmen.

War das nicht eine frühe Forderungder Frauenbewegung, dass Frauenauch einen eigenen Raum benötigenund beanspruchen ? Hier wird sie imAlltag praktiziert.

Beim Bibelstudium im Bibelkreisder Shitaya-Kirche, Japan

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Gleichzeitig ermöglicht dieser Ort Erfahrungen, woFrauen Kraft schöpfen, und Ermutigung für einen an-strengenden Alltag erhalten.

BIBEL BRINGT IN BEWEGUNG

Wozu bewegt die Bibellektüre Frauen? Zu welchemHandeln werden sie inspiriert?

Eine Frau schreibt: „Als Frau hilft mir die Bibel, zu ge-horchen und demütig zu sein“.

Eine andere hingegen empfindet „Ich bin stolz auf dasPriestertum aller Gläubigen, dass ich zur Gestaltung undVeränderung der Kirche beitragen kann“ – und sie schreibtdas als HIV AIDS- Aktivistin in einem Tabubereich ihrerKirche.

Viele Frauen finden sich in dem gemeinsamen Anliegen,der nächsten Generation einen Zugang zum Glauben undzur Bibel zu eröffnen. Eine schreibt direkt, „die Bibel hatmir geholfen, meine Kinder zu erziehen“.

BIBEL UND DIE GESCHLECHTERFRAGE

Erstaunlich, wie die Geschlechterfrage thematisiert wurde.Einige Frauen stellen deutliche Unterschiede im Verhaltenvon Frauen und Männern fest (z.B. ihre Lernbereitschaftoder das Interesse an der Weitergabe an die nächsteGeneration). Andere mahnen zur Vorsicht denn „mancheAussagen der Bibel muss man sorgfältig studieren, ins-besondere Aussagen über Mann und Frau.“ Einige sehensich ermutigt zu Gehorsam und andere zur aktivenVeränderung von Kirche.

Diese Antworten spiegeln die unterschiedliche Ein-schätzung der Geschlechterverhältnisse. Frag-würdig schei-nen mir allerdings Aussagen zu gleichen Chancen inKirchen, in denen Frauen noch nicht selbstverständlichGemeindeleitung wahrnehmen können. Möglicherweisewird diese Ungleichheit im Geschlechterverhältnis nichtbei der persönlichen Bibellektüre wahrgenommen.

Wie und wann wird ein Zusammenhang zwischen ei-ner bestimmten Lesart der Bibel und dem Akzeptierenvon ungerechten Strukturen (gerade auch in der Kirche)erkennbar? Wie kann ein Zusammenhang zwischen derWirkungsgeschichte bestimmter Bibeltexte und einer aus-grenzenden Kirchenpraxis ins Blickfeld rücken – und zuprotestantischem Handeln inspirieren?

Gabriele Mayer, PhD, Stabsstelle Frauen und Gender beim EMS

FRAUENLEBEN MIT DER BIBEL

bis Tema in Ghana?

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14 OUR VOICES 2007/08

Daran anschließend sollte jedeGruppe ein Rollenspiel für alle vor-bereiten. Die Rolle des Jesus wurdeunterschiedlich besetzt und inter-pretiert: von Männern und Frauen,mal einfach nur müde, apathisch underschöpft, mal arrogant oder völligabweisend. Ebenso die syrophönizi-sche Frau: mal verhielt sie sich her-ausfordernd, höflich bittend oder jäm-merlich weinend. Bemerkenswerter-weise wurde ihre Rolle nie von einemmännlichen Teilnehmer übernom-men. In jeder Variante wurde der je-weilige Kontext der Spielenden sicht-bar. So war Jesus in der koreanischenVersion eher eine Art älterer Berater,während er in der indischen Versiondie Frau wie eine „Unberührbare“,eine Dalitfrau, abwies. Hier wurde dieinternationale Zusammensetzung desWorkshops und die unterschiedlichenPerspektiven offensichtlich.

FÜR DIE ANSCHLIEßENDEREFLEKTIONSPHASE HABEN SICHFOLGENDE SCHRITTE BEWÄHRT:

vorbereitetes Rollenspiel im Plenum vorstellen

Zuschauende beschreiben dasGesehene, bewerten oder inter-pretieren es nicht

ROLLENSPIEL ALS MÖGLICHKEITINTERKULTURELLEN LERNENS

Beim Bible Sharing (beschrieben aufS.17) hatten sich die Teilnehmendendes Workshops mit der Begegnungzwischen Jesus und der Syrophöni-zierin (Markus 7, 24-30) beschäftigt.

„Jesus stand auf und wanderte weiterin das Gebiet der Hafenstadt Tyrus.Dort ging er in ein Haus hinein undwollte, dass niemand davon erfahre.Doch er konnte nicht unbemerkt blei-ben, sondern sofort hörte eine Frau vonihm, deren kleine Tochter einen unrei-nen Geist in sich trug. Die Mutter kamund warf sich vor Jesu Füßen nieder.Die Frau war eine Griechin, sie stammteaus Syrophönizien. Sie fragte ihn, ober ihre Tochter vom Dämon befreie. Dasagte er zu ihr: „Lass erst die Kindergesättigt werden, denn es ist nicht gut,das Brot der Kinder zu nehmen und esden kleinen Hunden hinzuwerfen“. Abersie antwortete und sagte unerschro-cken zu ihm: „Lehrer, auch die kleinenHunde unter dem Tisch essen von denBrotkrümeln der Kinder.“ Da sprach erzu ihr: „Wegen dieser Antwort geh hin!Der Dämon hat deine Tochter freige-geben!“ Und sie ging weg in ihr Hausund fand das Mädchen, wie es auf demBett lag, befreit vom Dämon.“

Im Rahmen des EMS-Projektes „Die Bibel mit den Augen anderer lesen“ wurden Gruppen weltweit eingeladen, über ihre Lebenserfahrung mit dem WortGottes zu erzählen und ihre Gedanken dazu miteinanderzu teilen. Über 80 Gruppen aus verschiedenenPartnerländern des EMS beteiligten sich an diesemProzess. Von Anfang war das Projekt so etwas wie einespannende Reise: eine Reise des Lernens, mit ganz überraschenden Lernorten und der Entdeckung von erstaunlichen Schätzen. Die nachfolgenden Beobachtun-gen stammen aus dem Internationalen Workshop in Tauberbischofsheim im Oktober 2006.

DIE BIBEL LESEN MIT DEN AUGEN ANDERER

Überraschende Horizonte öffnen sich Das internationale EMS-Bibelleseprojekt hat Früchte getragen

die Außenperspektive von derInnenperspektive unterscheiden,Zuschauende und Darstellende inihrer unterschiedlichen Sichtweisehören und wahrnehmen

den eigenen Kontext erfassen und den fremden Kontext besserverstehen

eine fremde Perspektive auf deneigenen Kontext erkennen

Positives übernehmen, eigeneHaltung modifizieren

In den verschiedenen Interpreta-tionen zu dieser Geschichte, die vordem Workshop schriftlich ausge-tauscht worden waren, hatten deut-sche Gruppen vielfach den Mut unddie Schlagfertigkeit der Frau betont:„Die Frau gibt nicht sofort auf, alsJesus sie beleidigt, sondern ist schlag-fertig und fordert Jesus heraus.”Wohingegen ghanaische Gruppen die

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OUR V ICESems women’s networkDIE BIBEL LESEN MIT DEN AUGEN ANDERER

Demut der Syrophönizierin unterstrichen haben „... siewar demütig selbst angesichts vollständiger Ablehnungund Erniedrigung.”

Beim Internationalen Workshop selbst entwickelte sichdann in einem der Rollenspiele folgende Dynamik:

Jesus wird von einem Deutschen gespielt, die syrophönizische Frau von einer Ghanaerin.

Jesus sitzt auf einem Stuhl. Offensichtlich ist er eingeschlafen. Die Frau nähert sich ihm undwirft sich auf die Knie. Er dreht sich langsam um und verspricht schließlich, die Tochter zu heilen.

Einige Zuschauerinnen finden, dass sich dieFrau zu demütig verhält, indem sie sich auf dieKnie wirft. Als die Darstellerin gefragt wird, wassie ausdrücken wollte und gefühlt hat, antwortetsie: „Das war für mich ein Mittel der Höflichkeit,um mein Ziel zu erreichen.”

Die Deutschen sprechen aus einem Kontext,in dem die Gleichberechtigung der Geschlechtereine große Rolle spielt. Den Ghanaern war derRespekt gegenüber dem traditionellen Gesell

schaftssystem wichtig und sie versuchten, durchAusnutzen der jeweiligen Regeln das eigene Zielzu erreichen.

Für beide Seiten war das Ziel, die Tochter wieder gesund zu wissen, das wichtigste, aber dieMittel und der Stellenwert bzw. das Verständnis von Demut waren verschieden.

WAS KÖNNTEN HIER LERNERFAHRUNGEN SEIN?

Für die ghanaische Darstellerin könnte die neue Herausforderung heißen, Respekt für gesellschaftliche Regelnund das eigene Selbstwertgefühl in einer guten Balancezu halten. Für manche der Zuschauenden war neu, dassDemut nicht notwendigerweise mit einem Minder-wertigkeitsgefühl verbunden sein muss, sondern dass essich schlicht um eine Form der Höflichkeit handeln kann.Die Herausforderung für deutsche Ohren könnte dannheißen, die Konnotation von Demut als Unterwürfigkeitzu überdenken: Letztlich kann man/frau wohl nur de-mü-tig sein, wenn man/frau gleichzeitig mutig ist.

Cornelia Hole, Theologiestudentin und EMS Jugendnetzwerkerin

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Bild rechts: Die Begegnung Jesus - Syrophönizierin,dargestellt durch Juliana Odjoh-Darko aus Tema,Ghana und Reena Christable aus Südindien

Bild unten: Interaktive Spiele erleichternmultiperspektivische Kommunikation

16 OUR VOICES 2007/08

Viele Frauen und Männer ha-ben seither in der neuen Bibel-ausgabe gelesen und die Texte mitanderen Übersetzungen verglichen.Sie haben neue Entdeckungen in den alten Texten gemacht und sind untereinander ins Gespräch gekommen darüber, was die Texte ihnen – uns – heute sagen.

DIE BIBEL LESEN MIT DEN AUGEN ANDERER

Die Bibel ist neu zum Themageworden. Die Kontroversensind lebhaft und die Kritik

zum Teil sehr scharf.

Was ist mit „gerechter Sprache“ ge-meint? Die mehr als 50 Theologinnenund Theologen, die die Texte über-setzt haben, nennen folgendeKriterien:

TextgerechtigkeitGeschlechtergerechtigkeitGerechtigkeit im Blick auf dasheutige Gespräch mit Jüdinnen und JudenSoziale Gerechtigkeit.

Textgerechtigkeit bedeutet, dassaus den biblischen Originalsprachen,dem Hebräischen und Griechischen,ins Deutsche übersetzt wurde. Nichtübersetzt wurde der EigennameGottes, der im Alten Testament mit

den vier Konsonanten j-h-w-h- (demTetragramm) geschrieben und nichtausgesprochen wird. Um den Got-tesnamen zu heiligen, wird z.B. „Ado-naj“ gelesen. In vielen Bibelüber-setzungen wird „Adonaj“ mit „Herr“wiedergegeben. Das Wort ist abereine Gott allein vorbehaltene Herr-schaftsbezeichnung und nicht – wieim Deutschen – eine höfliche Anredefür jeden Mann. In der „Bibel in ge-rechter Sprache“ werden neben„Adonaj“ weitere Lesemöglichkeitenfür den Gottesnamen vorgeschlagen:„der Ewige“, „die Ewige“, „der„Name“, „GOTT“, „der Lebendige“,„DU“, „der Heilige“, „die Heilige“.Damit soll auch ausgedrückt werden,dass Gott jenseits der Geschlech-terpolarität steht (vgl. Gen 1, 26-28,Dtn 4,16, Hos 11,9).

Geschlechtergerechtigkeit bedeu-tet, dass die Frauen in der Bibel und

ihre Rollen deutlich benannt werden.Im Römerbrief, Kapitel 16 wird Vers1 in der „Bibel in gerechter Sprache“übersetzt: „Ich möchte euch unsereSchwester Phöbe vorstellen, Diakoninder Gemeinden von Kenchreä…Sieist eine Autorität und hat vielenSchutz geboten, auch mir selbst.“ Imgriechischen Text steht „diakonos“.Bisher wurde hier meist „Dienerin“übersetzt, an anderen Stellen, an de-nen es sich um Männer handelt, hin-gegen Diakon.

Im weiteren Verlauf des Textes lässtPaulus zwei Personen grüßen, die inder Lutherausgabe Andronikus undJunias heißen, „…berühmt unter denAposteln“.

Nun haben Untersuchungen ge-zeigt, dass es den Namen Junias inder Antike nicht gab, Junia hingegenüblich war. Mit der Nennung der

Im Oktober 2006 wurde inFrankfurt/Main eine neue Bibelübersetzung vorge-stellt: die „Bibel in ge-rechter Sprache“. DieseVeröffentlichung hat eingroßes Echo ausgelöst.

ULRIKE SCHMIDT-HESSE SCHREIBT ZUR BIBEL IN GERECHTER SPRACHE:

Reaktioneneiniger Frauen aus

der Evang. Kirche der Pfalz:

„Wer sitzt denn im Gottesdienst? Dochvor allem Frauen. Und viele haben auf

diese Übersetzung gewartet.“„Ich würde so gerne den einen oder

anderen Psalm nach der neuen Über-setzung im Gottesdienst beten.Schade, dass im Gesangbuch nurdie Lutherübersetzung zur Verfü-

gung steht.“„‘Du, Gott, bist uns Vaterund Mutter im Himmel’ –

ich kann das gut sagen.“

Reaktionaus einer Frauen-

gruppe in Württemberg:

Die Bibel in gerechter Sprache habe ichin unserem Frauenkreis vorgestellt, wir müs-

sen uns aber noch weiter mit ihr beschäftigen,um besser beurteilen zu können. Ich finde esschade, dass die Übersetzung gerade so zerris-sen wird. Im Erwachsenkreis werden wir sie mitdrei anderen Übersetzungen vergleichen. Durchunsre Diakonin ist uns die Formulierung „dermütterliche väterliche Gott segne und be-

hüte dich“ sehr vertraut und wir findendiese „Weiblichkeit“ in Gott sehr

schön.

Braucht die Bibel eine gerechte Sprache?Die Bibel lesen mit den Augen anderer

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OUR V ICESems women’s network

männlichen Form des Namens geriet die Existenz einer Apostelinaus dem allgemeinen Bewusstsein. In der Grußlistewerden weitere Frauen in der Gemeinde in Rommit besondern Aufgaben und Verdienstengenannt. Ihre Tätigkeit wird mit „Schwerst-arbeit“ bezeichnet. Paulus verwendet dasgleiche griechische Verb, wenn er von sei-ner Missionsarbeit berichtet. So wird sicht-bar, dass Frauen in Gemeinde und Missionaktiv beteiligt waren.

Gerechtigkeit im Blick auf das heutigeGespräch mit Jüdinnen und Juden bedeu-tet, Erkenntnisse aus dem christlich-jüdi-schen Gespräch in der Übersetzungfruchtbar zu machen. Dies zeigt sich bei-spielsweise in der Übersetzung der sog.Antithesen der Bergpredigt. In bisherigen Über-setzungen heißt es: „Ich aber sage euch.“.Dieses „aber“ wurde oft so verstanden, als obsich Jesus gegen die jüdische Tradition wendet.Es handelt sich aber um eine von den Rabbinernverwendete Formel. Deshalb übersetzt die„Bibel in gerechter Sprache“: „Ich lege euchdas heute so aus.“

Gerechte Sprache bedeutet auch, dassdie für viele Menschen harte sozialeWirklichkeit deutlich werden soll, von derdie biblischen Geschichten handeln. Soist im Gleichnis von den Arbeitern imWeinberg in Mt. 20 von Arbeitslosen dieRede, die für einen Tag oder einigeStunden angestellt werden, nicht vonPersonen, die müßig auf dem Marktstehen. In der Übersetzung sollzum Ausdruck kommen, dassdie biblischen Texte von Men-schen erzählen, die Gott im Kampfum Gerechtigkeit und Befreiungstärkt. „Blinde sehen, Gelähmtegehen umher, Leprakranke wer-den rein und taube Menschenkönnen hören. Tote werden auf-geweckt, die Armen bringen die Freu-denbotschaft“ – so wird Mt 11,5 neuübersetzt. Sonst heißt es:„Den Armen wirddas Evangelium gepredigt“. Grammatik und lite-rarischer Zusammenhang sprechen für die neue Text-version. So wird deutlich, dass arme Menschen im NeuenTestament nicht nur Objekte von Verkündigung oderLiebestätigkeit sind, sondern Subjekte der frohen Botschaft.

Ich mache in Gesprächskreisen und in Gottesdiensten dieErfahrung, dass mit Hilfe der neuen Übersetzung vielen Menschender Charakter der Bibel deutlicher wird und dass die biblischenTexte neu zu uns sprechen. Es stimmt, dass sie als „Fremde ver-stehbar und herausfordernd nah, als Nahe und Bekannte neu

DIE BIBEL LESEN MIT DEN AUGEN ANDERER

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In Deutschland sind heuteüber 70 verschiedenedeutschsprachige Über-setzungen zu finden.

18 OUR VOICES 2007/08

und herausfordernd fremd wer-den“, wie es in der Einleitung zur„Bibel in gerechter Sprache“ heißt.

Es gibt Stellen, an denen michdie Übersetzung nicht überzeugt.Es gibt Texte, deren Wortlaut mirin der Lutherübersetzung lieb undwert ist und die ich deshalb gerneweiter in der vertrauten Form lese.Es ist sehr interessant, in Bibelge-sprächen oder in der Predigtvorbe-reitung die neue Übersetzung ne-ben die älteren zu legen. Hilfreichist auch das Glossar der „Bibel ingerechter Sprache“, in dem vielewichtige biblische Begriffe erläu-tert sind. Ich finde es überzeugend,dass die Übersetzung nicht den An-spruch hat, die einzig angemessenezu sein, sondern zu eigenem kriti-schen Lesen einlädt.

Wer übersetzt, muss immer wie-der Entscheidungen treffen zu-

gunsten von größerer Wörtlichkeit oder größerer Ver-ständlichkeit im anderen Kontext.Von daher gibt es keineneutrale Übersetzung. Wichtig ist es, die eigenen Voraus-setzungen und Kriterien transparent zu machen. Und das tutdie „Bibel in gerechter Sprache“.

Ich wünsche mir, dass die neue Übersetzung und dieDiskussion um sie dazu beiträgt, dass die Bibel für vieleMenschen zur frohen Botschaft wird von Heil und Leben, vonGerechtigkeit und Frieden und dass sie – dass wir gestärktwerden, dafür Zeuginnen und Zeugen zu sein.

Ulrike Schmidt-Hesse, Leiterin der Abteilung „Mission und Partnerschaft“ und stellvertretende

Generalsekretärin des EMS

Anmerkungen: vgl. Pressemitteilung von Pfarrerin Hanne Köhler zur Buchmesse

und Vorstellung des Projekts durch Dr. Claudia Janssen beim Studientag des

Leitenden Geistlichen Amtes der EKHN, Frankfurt/Main, 11/2006

DIE BIBEL LESEN MIT DEN AUGEN ANDERER

Die "Bibel ingerechter Sprache" ist

im Oktober 2006 erschienen.

Mehr als 50 Fachtheologinnenund -theologen haben die Bibelneu ins Deutsche übersetzt.

In der Gruppe können verschiedeneBibelübersetzungen verglichen werden

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OUR V ICESems women’s network

Bible SharingEine Methode des gemeinschaftlichen Bibellesens aus Südafrika

BIBEL-SPIRITUALITÄT GESTALTEN

Eine mögliche Vorgehensweise beim Bibelteilen:

1.Schritt: GebetDie Gruppenleitung oder ein anderesGruppenmitglied spricht ein freies oder vor-formuliertes Gebet. Es kann auch ein religiösesbzw. spirituelles Lied gesungen werden.

2.Schritt: Lesen des BibeltextesAlle Teilnehmenden erhalten den gleichenBibeltext. Eine Person liest ihn ein- oder auchzweimal vor. Im Anschluss folgt Stille, möglichstunter Zeitangabe (3 bis 5 Minuten).

3.Schritt: EindrückeDie Teilnehmenden werden aufgefordert einenSatz, ein Wort oder ein Satzfragment aus demBibeltext, der sie besonders angesprochen hat,laut in die Runde zu sagen. Dies geschieht ohneHast, mit kurzen Zeiten der Stille zwischen deneinzelnen Beiträgen.

4.Schritt: StilleDie Gruppenleitung gibt eine Zeit der Stille an(3-5 Minuten), um mögliche Unruhe (z. B. aufdie Uhr schauen) zu vermeiden. Hier kann derbiblische Text und die Impulse durch die aus-gesprochenen Worte nachwirken. Die Gruppen-mitglieder können sich in Meditation für GottesWort öffnen.

5.Schritt: Austausch, aufeinander hörenDie Teilnehmenden tauschen sich aus. Sie teilen sich mit,welcher Satz oder welches Wort sie besonders angespro-chen hat und warum. Sie teilen auch negative Gefühlemit. Es entsteht ein Gespräch. Hier können auch durchdie Gruppenleitung Impulse durch bestimmte Fragen alsLeitlinie gegeben werden. Auch Informationen aus demKontext des biblischen Textes können hier ihren Platz ha-ben, z.B.:

Wo spricht uns der Text an, wo löst er etwas aus?Wo schenkt er mir/uns Kraft oder wo rührt er

Schmerzhaftes an?Was wissen wir über den damaligen biblischen

Kontext?Welche Vision des Friedens bringt der Text für

unsere Situation?

Was sagt dieser Text unserer Gruppe im Blickauf unsere eigenen Erfahrungen mit Unfrieden?

Was motiviert mich/uns zum Handeln und zumEngagement für den Frieden?

Wichtig ist, dass es nicht darum geht, eine Diskussionüber theologisch „richtig“ oder „falsch“ zu führen. Zielist vielmehr herauszufinden, auf welche Weise biblischeTexte in unser Leben sprechen.

6.Schritt: GebetDas Bibelgespräch wird mit einem Gebet oder dem Singeneines Liedes abgeschlossen.

Eine aus Südafrika bekannte Methode der Bibelarbeit ist das sogenannte Bible Sharing.Mit dieser Arbeitsweise sollen alle Beteiligten die Möglichkeit erhalten frei zu äußern,wie der jeweilige Bibeltext sie anspricht.

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Teilnehmerinnen des Jugend-Workshops in Ghana beimintensiven Bibelstudium

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BIBEL-SPIRITUALITÄT GESTALTEN

Es ist kurz vor den Osterferien.Das Lehrerinnen-Team überlegtsich, wie sie Passion und Osternden Siebenjährigen so nahe bringen können, dass eine Brückezwischen der Welt der Kinder undden Texten aus dem Johannes-evangelium sichtbar wird.

Gemeinsam mit den Kindern werdenErlebnisse zusammengetragen undGebete formuliert. Beim Gottesdienstübernehmen es dann die Zweitkläss-lerInnen, die Erzählung vorzutragen.

Sie haben diesen Gottesdienst fürdie „Jüngeren“ vorbereitet, nämlichdie fünf ersten Klassen an der FreienEvangelischen Schule in Reutlingen.

In der Mitte des Raumes ist einHaufen faustgroßer grauer Steine auf-geschichtet.

1. Die Kinder singen ein Lied undbegrüßen sich.

2. Schwere Steine im Leben.

Einige Schülerinnen nehmen Bezugauf den großen aufgeschichtetenSteinhaufen und erzählen:

In meinem Leben ist manchmal etwasso grau und schwer wie ein Stein ...

... wenn mein Papa und meine Mama sich streiten und schlagen.... das war, als mein Haustier gestorben ist.... weil ich weiß, dass mein Freundbald wegzieht und ich ihn dann nicht mehr sehen kann.

3. Dann erzählen die Kinder:An Ostern war es auch so: Vieles warsehr traurig und schwer. Doch dannist etwas neu geworden. Hört dieGeschichte von Ostern:

Biblische Erzählung (nach Johannes 11/12,19/20)

Ihr habt schon viel über Jesus gehört.Er hat vielen Menschen geholfen. Blinde wurden sehend.Hungrige wurden satt.Traurige wurden froh.Er erzählte den Menschen von Gott.Er zeigte ihnen, wie lieb Gott uns Menschen hat.Die Menschen hörten ihm gern zu. Sie vertrauten ihm.Sie sagten: Jesus, du bist von Gott zu uns geschickt.

Viele Männer in der Regierung dachten anders:Was tun wir, wenn alle Leute auf Jesus hören und nicht mehr auf uns?

Er redet falsch über Gott. Das Beste wäre es, wenn er sterben würde.So nahmen sie Jesus gefangen. Sie wollten ihn töten.

Aber Jesus hatte nichts Falsches getan!Er war Gottes Sohn!Trotzdem ließ er es zu, dass die Menschen ihn gefangen nahmen und töteten. Jesus starb am Kreuz.

Dann kamen seine Freundinnen und Freunde. Sie waren sehr traurig. Sie legten den toten Jesus in eine Grabhöhle.Sie sagten zueinander: Wir konnten Jesus nicht retten. Das tut so weh. All das, was sie erlebt hatten, lag wie eine schwere Last, wie ein schwerer Stein auf ihnen. Aber halt! Wisst ihr es denn nicht?Jesus ist Gottes Sohn!Der Tod hat keine Macht über ihn!

Und so geschah es: Nach drei Tagen ist Jesus auferstanden.Er war nicht mehr in der Grabhöhle.Er kam zurück ins Leben!Jesus hat den Tod besiegt.Der Tod konnte ihn nicht festhalten.Jesus besuchte seine Freundinnen und Freunde.Zuerst waren sie sehr erschrocken.Aber dann konnten sie es immer mehr glauben:Jesus lebt! Er lässt uns nicht allein.Er liebt uns. Wir können ihm vertrauen.

4. In einem Dialog stellen die Kinder Fragen zu dieser Geschichte und er-zählen aus ihrem Leben: Dabei stehen sie bei dem großen Haufen aufge-schichteter Steine und fragen:

„Aber wie ist das denn bei uns? Vielleicht gibt es da auch so etwas wie eine

Mitten in unsrer Angst wird es hell, weil Jesus auferLehrerinnen gestalten mit ihren SchülerInnen einen Ostergottesdienst

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OUR V ICESems women’s networkBIBEL-SPIRITUALITÄT GESTALTEN

Ein Ostererinnerungsstein?

„Ja, so wie an Ostern. Mitten im Schweren, mitten imDunkeln, im Streit, in unsrer Angst, wird es hell. Weil Jesusauferstanden ist.“

6. Im Gebet erzählen die Kinder von ihren Sorgen undHoffnungen:

„Lieber Gott, manchmal ist das Leben ganz schön schwer.Mama und Papa, die sich streiten, mein Hase, der ge-storben ist und manchmal die Angst vor der Schule. Gut,dass du das kennst.

Du machst es wieder hell in mir. Ich kann dir vertrauen.Lieber Gott, manchmal fühl ich mich allein.

Mir fehlt jemand, der mir zuhört und mich lieb hat. Dannbrauch ich dich! Du hast mich lieb. Amen.“

7. In den einzelnen Klassen entstehen während derMalaktion bunte Ostersteine, die zu einem großenOstermuster gelegt werden und die Kinder durch dieOsterzeit begleiten.

Anne Baur, Gabi Bürkle, Bärbel Tesche,Hildegard Walker, Gabi Zwissler-Schmid

standen ist

kleine Auferstehung? Dass etwas, das ganz dunkel undschwer wie ein Stein ist, wieder heller und leichter wirdund wir uns wieder lebendig fühlen?“

„Ja, das gibt es, z.B. wenn ich mit einer Freundin Streithabe und dann vertragen wir uns wieder. Da wird es rich-tig hell zwischen den Steinen.“

Ein Kind stellt eine Kerze zwischen die Steine.

„Wenn Eltern sich trennen, das ist auch sehr schlimm undtraurig. Und dann merkt man, dass es doch weitergehtund das Leben trotzdem noch schön ist und das Herz wie-der leichter wird.“

Ein Kind stellt eine Vase mit knospenden Zweigen zwi-schen die Steine.

„Wenn ich in der Schule etwas gar nicht verstehe unddann erklärt es mir meine Lehrerin und ich verstehe es aufeinmal ganz gut.“

5. Die Kinder singen ein Lied zur Auferstehung und la-den zu einer Malaktion ein.

„Schau mal meinen Stein an. Ich habe eine Seite des Steinesangemalt. Mit hellen und bunten Farben. Jetzt ist er einOstererinnerungsstein.“

Mit hellen und buntenFarben bemalt werdenSteine zum"Ostererinnerungsstein".

Schülerinnen formulierenihre eigenen Gebete

Fotos: Bärbel Tesche

22 OUR VOICES 2007/08

BIBEL-SPIRITUALITÄT GESTALTEN

Was hat eine genähte Decke mit der Bibel zu tun?Frauen in Brasilien verbinden ihr Leben mit der Bibel

Bunte Stoffreste werden zu einer wärmenden Decke zusammengenähtund später zu einer gemeinsamen Geste der Solidarität.

Um diese Methode des Bibellesensauch in anderen Kontexten durch-führen zu können, ist es sinnvoll, kon-krete Situationen zu vergegenwärti-gen. Zum Beispiel das Treffen vonFrauen aus einer Favela, einer Armen-siedlung. Sie bringen ihre eigeneGeschichte mit, wenn sie sich mit ei-nem Bibeltext beschäftigen.

Zum Beispiel in Santa Cruz: Eine Gruppe armer Frauen näht Stoff-reste und Stofffetzen zu einer Deckezusammen. Maura ist eine der Frauen.Ihr Kind nimmt am Straßenkinder-projekt „Freude und Hoffnung“ teil,einem Diakonischen Projekt derParóquia Evagélica Santa Cruz. Maurasieht eine Verbindung zwischen ihremZusammennähen von Stofffetzen,dem Bibellesen und ihrem Leben:

„Ich kann jedes Stück Stoff dieser Deckemit einem Vers eines Textes vergleichen.Ich kann nur schlecht lesen. Es gibt aberVerse in der Bibel, nicht wahr? Ihr sprechtja immer über Kapitel, Verse und Texte.

Der Text ist diese Geschichte, und dieGeschichte ist aus Stückchen, die zu-sammengehören, gemacht. Und jedesStückchen ist so wichtig wie jedes StückStoff. Sonst hätte unsere Decke ein Loch!So eine Arbeit machen nur Frauen.Männer würden so etwas niemals tun– auch wenn die Kinder frieren würden!Auch wenn sie selbst frieren müssten.“

Solch eine Herangehensweise an die Bibel kann in drei Schrittenbeschrieben werden:

Die meist armen Menschen beginnenmit ihrem Alltag, mit ihrem eigenenKontext, den sie mühsam zu bewäl-tigen haben. Das ist ihr Ausgangs-punkt des Bibellesens.

Dann erfahren sie durch die Grup-penleiterin vom damaligen Kontextdes Bibeltexts. Dazu gibt die Gruppen-leiterin ein paar Hinweise.

Am Ende des Nachmittags, als dieStoffreste zu einer wärmenden Deckegeworden sind, geben die Frauen dieDecke einem schwangeren, völligmittellosen Mädchen als Geschenk.Die gemeinsam hergestellte Deckewird zu einer gemeinsamen Geste ih-rer Solidarität.

Pfarrerin Heloisa Dalferth aus SantaCruz do Sul, Süd-Brasilien, z.Zt.

Lichtenstein-Holzelfingen,Württemberg. Sie ist Mitglied im

Frauenbeirat des EMS.

„Diegrößte Herausfor-

derung der ,Basis-Ge-meinde’ ist nicht die Bibel

zu interpretieren, sondern dasLeben mit Hilfe der Bibel zuinterpretieren,“

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„Leitura Popular da Bíblia“ isteine lateinamerikanisch-befrei-ungstheologische Art die Bibelzu lesen. Sie ist zugleich einefeministische Weise des Bibel-lesens. In dieser Form soll diebrasilianische bzw. lateinameri-kanische Art des Zugangs zumBibeltext zum Zuge kommen.Herausforderungen eines har-ten Alltags und die Suche nachLebensalternativen werden mitdem Bibeltext in Verbindunggebracht und interpretierensich gegenseitig.

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OUR V ICESems women’s network

GhanaRebecca Dowuona, Liaisonfrau in Ghana, berichtet u.a.:

„Die Presbyterianische Kirche in Ghana hat sich sowohlSpiritualität wie auch praktische Hilfe zur Aufgabe ge-macht.

Gemeinde soll gebaut werden wie in Matth. 28, 18-20 aufgetragen. Praktische Hilfe soll mehr Lebensqualität schenkenwie es in Johannes 10,10 gesagt ist.

Vor diesem Hintergrund bietet die Frauenarbeit, die be-reits seit 47 Jahren tätig ist, verschiedene Veranstaltun-gen an: z.B. Führungskurse, Konferenz der nationalenDelegierten, Frauenkonferenz. Darüber hinaus gibt es inallen Gemeinden Bibelkurse, die in diesem Jahr zu denBüchern Titus und Philemon angeboten werden. Es fin-den regelmäßig Besuche in den Krankenhäusern, inWaisenhäusern, Gefängnissen und PsychiatrischenKrankenhäusern statt….

Der Weltgebetstag wird nicht mehr nur von den Frauengefeiert, sondern ist fester Bestandteil der gesamtenKirche…“

NEWS VOM EMS-FRAUENNETZWERK

News vom EMS-FrauennetzwerkAuszüge aus Berichten der Liaisonfrauen der EMS-Partnerkirchen

JapanSUGIMORI Yoko, Liaisonfrau, berichtet aus der Frauen-organisation der Vereinigten Kirche Christi in Japan:

„Wir feierten den Weltgebetstag mit der Liturgie ausParaguay, die wir hier aus der englischen Sprache in diejapanische übertragen haben. Auch für 2007 wird die Über-

IndienPrime Sarojini, Liaisonfrau in Indien, berichtet u.a.:

„Die Frauenarbeit der CSI hat ein Programm zur Stärkungund Begleitung von Familien ins Leben gerufen „FamilyEnrichment Programme“. Folgende Themen werden be-handelt:

Geschlechtergerechtigkeit, Gesundheit und Hygiene, Familienberatung, voreheliche Beratung, Kommunikation und Konfliktmanagement, Verantwortung in Beziehungen, Persönlichkeitsentwicklung.

Die Frauenarbeit der CSI feiert ihr diamantenes Jubiläumim Mai 2007.“

24 OUR VOICES 2007/08

NEWS VOM EMS-FRAUENNETZWERK

Korea Chae Hae Won, Liaisonfrau, berichtet von ihrer neuenBeauftragung: Sie arbeitet seit kurzem beim NationalenKirchenrat von Südkorea für das „ÖkumenischeKonsortium für Frieden und Soziale Entwicklung aufder koreanischen Halbinsel“, das am 8. Dezember 2006in Hongkong gegründet wurde mit VertreterInnen vonKirchen und ökumenischen Einrichtungen weltweit.

Ziele des Konsortiums sind:Stärkung des Informationsaustausches innerhalb derökumenischen Gemeinschaft und Förderung der ökumenischen Beteiligung an der Friedens- und Versöhnungsbewegung auf der koreanischen Halbinsel sowie in Nordostasien.

Ermutigung der ökumenischen Gemeinschaft weltweit Ressourcen zu teilen.

Mobilisierung der begrenzten Ressourcen der öku-menischen Gemeinschaft in systematischer und effektiver Weise, um die soziale Entwicklung in Koreaverantwortlich und transparent voranzubringen.

Nutzung von Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen in Korea, nachhaltige

Indonesien40 Jahre Frauenarbeit der Toraja Kirche:Aus dem Bericht von Aleksander Mangoting, Mitglieddes Büros für Information und Kommunikation derToraja Kirche:

„Die Frauen in der Toraja Kirche verfügen über ein außer-gewöhnliches Potenzial.

Wenn Frauen heutzutage anders als Männer behandeltwerden, dann stellt dies eine Ungerechtigkeit dar, die dieGesellschaft aufgebaut hat“, so die Generalsekretärin desFrauenministeriums von Indonesien, Frau Dra. Hj. AndiKasmawati Paturusi, bei der 40 Jahr-Feier der Frauenarbeitder Toraja-Kirche am 4. Dezember 2006 in Rantepao.

Von den Frauen der Toraja Kirche wird erhofft, dass siedas Gesicht der Kirche innerhalb der Gesellschaft deutlichmachen, den Charakter der jungen Generation durch Kulturund Religion prägen, die Rolle der Frau in der Gesellschaftformen, da sie ja die ersten und wichtigsten Erzieherinnensind.

Die Vorsitzende, Pfarrerin D.M. Anggui, S. Th. konnteim Rahmen der Feierlichkeiten ein Erinnerungsbuch vor-legen, das zu einem Nachschlagewerk für den weiterenDienst der Frauenarbeit werden könnte.

Außerdem fand eine Podiumsdiskussion zur Rolle derFrauen in der Politik statt. Dieses Thema wurde zum ers-ten Mal in der Geschichte der indonesischen Kirchen an-gesprochen (PGI Kirchenbund).

Projekte zu fördern und zu unterstützen, eine ei-gene nachhaltige und alternative soziale Entwicklungin Korea aufzubauen.

Unterstützung der christlichen Gemeinde in Nord-korea, ihr Leben in ihrer Gesellschaft sichtbarer zumachen.

Wir gratulieren Chae Hae Won und wünschen GottesSegen für ihre verantwortungsvolle Beauftragung!

setzungsarbeit wieder aufgenommen. Eine Frauengruppenahm aktiv teil am EMS Projekt „Die Bibel mit den Augenanderer lesen “, um die ökumenischen Beziehungen mitFrauen in der ganzen Welt zu fördern.

Wir werden weiterhin das Thema „Die Aufgaben vonmorgen als Teil des Leibes Christi“ voranbringen mit einem zusätzlichen Themenbereich „Das Gebet und dieSuche nach Frieden in der Welt“. Im Jahr 2009 wird dieFrauenarbeit ihr 40-jähriges Bestehen feiern mit 1.700Frauen und ökumenischen Gästen aus unserenPartnerkirchen.

Bitte betet weiterhin für uns, die wir als Christinnen ineiner Minderheit in unserer Gesellschaft leben...“

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OUR V ICESems women’s networkNEWS VOM EMS-FRAUENNETZWERK

DeutschlandEvangelische Kirche der Pfalz, Barbara Kohlstruck berichtet u.a.: „Ökumene: Anlässlich eines Besuches einer Delegation ausGhana im Spätsommer 2007 bieten wir zwei Veran-staltungen für Frauen an:

Juni 2007 „Frauenleben in der globalisierten Welt“mit Frauen aus Ghana, die in Deutschland leben.

September 2007 „Wie lebe ich meinen Glauben“ (Arbeit an Bibeltexten)“

Herrnhuter Missionshilfe, Renate Stierlen berichtet u.a.:Doppeljubiläum 2007: Die Herrnhuter Brüder Unität(Moravian Church) erinnert in diesem Jahr an die 550.Wiederkehr ihres Gründungstages im Frühjahr 1457. DieHerrnhuter Mission gedenkt der Aussendung der erstenMissionare zu den Sklaven auf die Karibikinsel St. Thomasdurch Zinzendorf vor 275 Jahren. Dazu sind verschiedeneVeranstaltungen geplant.

Seit März 2007 lebt und arbeitet wieder eine neueMitarbeiterfamilie (Sebastian und Annette Schneider mitihrer kleinen Tochter) im Behindertenzentrum auf demSternberg in Palästina.

Elisabeth P., Mitglied in der Toraja-Kirche sagte, dasssie jetzt erst ein Verständnis für Politik bekommen habe,die sie bisher immer als schmutzig angesehen habe. Essei also gut, wenn Frauen dem Wort Gottes gemäß in derPolitik aktiv werden....

RBM ist ein Programm, das das Ergebnis der 8. Frau-enkonferenz der Toraja Kirche im Jahr 1992 war, mit dembehinderten Kindern Aufmerksamkeit geschenkt werdensollte. Ende 2006 wurden fast 400 Menschen betreut.Verschiedenste Formen der Arbeit mit Behinderten wer-den heute praktiziert.

Die schwierigen politischen Umstände und die damitverbundenen Risiken auf der Zufahrt zum Zentrum machtees schon vor Jahren notwendig einen Teil der Arbeit aufdie umliegenden Dörfer zu verlagern. Dort leben die be-hinderten Kindern nun wieder bei ihren Familien, besu-chen die lokalen Kindergärten und Schulen und werdenregelmäßig von den Mitarbeiterinnen des Zentrums be-sucht und heilpädagogisch betreut. Es ist erstaunlich, mitwelchem Engagement hier unter widrigen Umständen dieSchwächsten der Gesellschaft unterstützt werden.

Evangelische Frauen in Württemberg, Karin Lindner berichtet u.a.: Ökumenischer Frauenkongress in Stuttgart: Am 20.10.2007werden in der Stuttgarter Liederhalle 2000 Frauen aus denACK-Kirchen Baden-Württembergs erwartet. Thema:‘Handeln aus der Fülle – Frauen gestalten Zukunft’.

Das Fernstudium Feministische Theologie läuft bereitsim zweiten Durchgang. Zahlreiche Veranstaltungen lau-fen zur Bibel in gerechter Sprache...

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Kristin Flach-Köhler schrieb u.a.:

Jahresthema 2006/07 „Frauen Körper / Glaube“

Jubiläum am 01.09.2007: 100 Jahre Evangelische Frauen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unter dem Motto: „Frischer Wind und starke Segel – Evangelische Frauen auf gutem Kurs“.

Zum Weltgebetstag fünf Seminare auf EKHN-Ebene ausgebucht.

Fernstudium Feministische Theologie wird 2008/09 angeboten.

Die OUR VOICES Redaktion freut sich über Ihr Echo!

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Stabsstelle Frauen & GenderEvangelisches Missionswerk inSüdwestdeutschland (EMS)Vogelsangstraße 62, 70197 StuttgartMail: [email protected]

26 OUR VOICES 2007/08

Neues aus der EMS-Geschäfts-stelle in Stuttgart

Ulrike Schmidt-Hesse, neue Abteilungsleiterin und stell-vertretende Generalsekretärin, stellt sich vor:

„Ich bin seit gut einem Jahr Leiterin der Abteilung „Missionund Partnerschaft“ und stellvertretende Generalsekretärindes EMS. Bevor ich in die Geschäftsstelle in Stuttgart kam,arbeitete ich als Studienleiterin im Zentrum Ökumene derEvangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Frankfurt/Main. Ich bin Pfarrerin und 50 Jahre alt. Mein Mann istebenfalls Pfarrer. Er hat einen halben Dienstauftrag in ei-ner Gemeinde und übernimmt in unserer Familie den größ-ten Teil der Hausarbeit. Unsere Tochter ist fünfzehn Jahrealt.

Die Hoffnungsgeschichten der Bibel sind für meinenGlauben und mein Leben wesentlich. Besonders gerneteile ich sie mit und in Gruppen von Frauen und Männernaus verschiedenen Lebenszusammen-hängen, Kirchen und Kulturen.

Ich freue mich auf den Austausch mitIhnen im Frauennetzwerk und hoffe,dass wir uns auch bald einmal persön-lich begegnen.“

NEWS VOM EMS-FRAUENNETZWERK

Gender-Leitlinien als Querschnittsperspektive im EMSverabschiedet, Gabriele Mayer berichtet:Als eine ökumenische Gemeinschaft von Christinnen undChristen glauben wir, dass Gott alle Menschen mit glei-chen Rechten geschaffen hat. Wir sehen aber, dass wir inBereichen wie Gender, HIV/AIDS und Korruption zumeistweit von unseren Überzeugungen entfernt leben.

Männer und Frauen sind nun auf dem Weg zu einer ge-rechten Gemeinschaft – und wir sind schon recht weit ge-kommen.

Der zurückliegende Weg führte von Gender-Seminarenim Libanon, Indonesien, Basel, Stuttgart zu einem breitenDiskussionsprozess in vielen Partner- und Mitgliedskirchen.Zahlreiche Rückmeldungen zum Entwurf der Gender-Leitlinien lagen dem Missionsrat vor, als er im November2006 die neuen Leitlinien („Gender Policy“) verabschie-det und ihre Umsetzung beschlossen hat.

In acht ausgewählten Arbeitsfeldern soll nun in den kom-menden drei Jahren eine schrittweise Veränderung voll-zogen werden – durch Training, Analyse, genauere Ziel-bestimmung, Umsetzung, und Evaluierung.

Im Fachbereich Medien ist schon früh die konkretesteCheckliste erarbeitet worden, wie in Zukunft in Spracheund Bild Klischees über Männer und Frauen unterbrochenwerden, Frauen nicht mehr „mitgemeint“, sondern als ei-gene Subjekte sichtbar werden, und beide, Männer undFrauen, in ihrer Vielfalt und Würde hörbar, sichtbar wer-den; auch da wo Unrecht und Leid sie in ohnmächtigenPositionen erscheinen lassen. Eine geschlechtergerechteSprache kann in ihrer sorgfältigen Vermittlung zu Ge-rechtigkeit beitragen.

Bärbel Wuthe, Mitarbeiterin in der Stabsstelle fürFrauen und Gender, berichtet: Der Weltgebetstag mit der Liturgie aus Paraguay wurde

auch in der EMS Geschäftsstelle inStuttgart gefeiert. Die weltweiteVerbundenheit mit allen Christinnenund Christen in Partner- und Mit-gliedskirchen wird bei dieser Gele-genheit besonders deutlich.

Die Nandutí-Spitze, die die Frauenaus Paraguay in diesem Jahr als Symbolausgewählt haben, steht für „Einheitin Vielfalt“. Auch die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter der Geschäftsstelle set-zen sich dafür ein: „Unter Gottes Zelt“sind wir alle miteinander verbunden.

Ulrike Schmidt-Hesse im Gespräch

María Victoria Servin, Unter Gottes Zelt vereint,

© Weltgebetstag derFrauen – Deutsches

Komitee e.V.

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OUR V ICESems women’s networkIMPRESSUM

OUR VOICES erscheint in englischer, indonesischer und deutscher Sprache für das internationale EMSFrauen-Netzwerk. Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Gabriele Mayer

REDAKTION: Gabriele Mayer (verantwortlich), Gertrud Hahn, Bärbel Wuthe

LAYOUT: Steffen Grashoff, Julia Theilmann

ADRESSE: Stabsstelle Frauen & GenderEvangelisches Missionswerk in Südwestdeutschland (EMS)Vogelsangstraße 62, 70197 StuttgartTel.: (07 11) 6 36 78 -38/ -43, Fax: (07 11) 6 36 78 -66Mail: [email protected]

DRUCK: Grafische Werkstätte der BruderhausDiakonie, Reutlingen, Juni 2007

ÜBERSETZUNGEN: aus dem Englischen – Bärbel Wutheaus dem Indonesischen – Margret Rein

TITELBILD: Indien, EMS/Lutz Drescher

IHRE SPENDE IST SEHR WILLKOMMEN BEI: Evang. Missionswerk in SüdwestdeutschlandKto 124 | BLZ 600 606 06 | Evang. Kreditgenossensschaft eG; Stichwort: OUR VOICES 422

Gabriele Mayer,Deutschland

Wadi’a Badr,Libanon

Rebecca Dowuona,Ghana

Joy Lotteriet,Südafrika

Prime Sarojini,Indien

Krise A. Rotti-Gosal,Indonesien

Yoko Sugimori,Japan

Chae-Hae Won,Südkorea

Die Liaisonfrauen des internationalen Frauennetzwerkes