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1 Seminar: BP 3.1 – Sozialisation durch Beruf und Arbeit: Grundlagen und Konzepte beruflicher Sozialisation Dozentin: Catharina Suttkus Thema des Referats: Erarbeitung des interaktionistischen Modells von W. Lempert – Aspekte der wechselseitig wirkenden Strukturen sozialer Umwelten, Personen und Interaktionen Referentinnen: Ramona Wortmann, Anika Liedel Vortragsdatum: 01.07.2009 Portfolio: Die Interaktionistische Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert Einleitung: Die bereits kennen gelernten Sozialisationstheorien sind für die Erklärung des beruflichen Sozialisationsprozesses nicht ausreichend. Sie sind zu stark einseitig deterministisch: obwohl die Ansätze einander unterscheiden und sie unterschiedliche sozialisierende Schwerpunkte setzen, bleibt jeweils nur eine Seite der beruflichen Sozialisation berücksichtigt. Das interaktionistische Modell berücksichtigt dieses Problem und versucht ein umfassenderes Verständnis der sozialisierenden Einflussfaktoren zu liefern. 1 Vergehensweise im Referat: 1. Einführung: 1.1 Einleitung in das Thema 1.1 Vorgehensweise des Referats 1.2 Literaturhinweise 2. Hauptteil: 2.1 Einordnung unterschiedlicher Sozialisationstheorien in verschiedene Konzeptionen und die Relevanz dieser Theorien für die Rahmenkonzeption nach Lempert 2.2 Erarbeitung der interaktionistischen Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert unter Berücksichtigung der Umweltbedingungen, der Persönlichkeitsentwicklung und der Interaktionen 1 Vgl. Lempert, W. (2006), S. 32 f.

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Seminar: BP 3.1 – Sozialisation durch Beruf und Arbeit: Grundlagen und

Konzepte beruflicher Sozialisation

Dozentin: Catharina Suttkus

Thema des Referats: Erarbeitung des interaktionistischen Modells von W. Lempert –

Aspekte der wechselseitig wirkenden Strukturen sozialer

Umwelten, Personen und Interaktionen

Referentinnen: Ramona Wortmann, Anika Liedel

Vortragsdatum: 01.07.2009

Portfolio:

Die Interaktionistische Rahmenkonzeption von Wolfgang

Lempert

Einleitung:

Die bereits kennen gelernten Sozialisationstheorien sind für die Erklärung des

beruflichen Sozialisationsprozesses nicht ausreichend. Sie sind zu stark einseitig

deterministisch: obwohl die Ansätze einander unterscheiden und sie unterschiedliche

sozialisierende Schwerpunkte setzen, bleibt jeweils nur eine Seite der beruflichen

Sozialisation berücksichtigt. Das interaktionistische Modell berücksichtigt dieses

Problem und versucht ein umfassenderes Verständnis der sozialisierenden

Einflussfaktoren zu liefern.1

Vergehensweise im Referat: 1. Einführung: 1.1 Einleitung in das Thema 1.1 Vorgehensweise des Referats 1.2 Literaturhinweise 2. Hauptteil: 2.1 Einordnung unterschiedlicher Sozialisationstheorien in verschiedene Konzeptionen und die Relevanz dieser Theorien für die Rahmenkonzeption nach Lempert 2.2 Erarbeitung der interaktionistischen Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert unter Berücksichtigung der Umweltbedingungen, der Persönlichkeitsentwicklung und der Interaktionen

1 Vgl. Lempert, W. (2006), S. 32 f.

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3. Gruppenarbeit: 3.1 kurze Wiederholung wesentlicher Merkmale der am 17.06. vorgestellten vier Berufsbiographien 3.2 Einordnung dieser vier Berufsbiographien in das interaktionistische Modell 3.3 Vorstellung der Arbeitsergebnisse 4. Fazit/ Resumée Zusammengefasste Wiederholung der wichtigsten Sozialisationstheorien Lempert erläutert verschiedene Sozialisationstheorien, die drei Konzeptionen zuge-ordnet werden können: personalistische Konzeptionen, milieudeterministische Konzeptionen und interaktionistische Konzeptionen. Unter personalistischen Konzeptionen versteht er Theorien, die in besonderer Weise die individuellen Gegebenheiten wie z.B. ererbte Anlagen, starke Triebe, spezielle Eigenschaften bzw. genetisch bestimmte Entwicklungsprogramme berücksichtigen und diese mit der sozialisierenden Umwelt verknüpfen. Beide Bereiche werden allerdings nicht als gleichberechtigte, sozialisierende Größen verstanden, sondern der personelle Anteil wird stärker gewichtet. Diesem Ansatz ordnet Lempert die „strukturgenetische Theorie der Intelligenz-entwicklung“ von Jean Piaget, die Theorie nach Heinz sowie Luhmanns „System-theorie“ zu. Inhaltlich unterschiedlich vereinen sie sich in ihrem Verständnis einer personalistischen Sozialisation. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Lempert der Systemtheorie Luhmanns, die als personalistisches Extrem verstanden werden kann, da sie Sozialisation als Selbstsozialisation definiert.2 Hinter dem Begriff milieudeterministische Konzeptionen verbirgt sich nach Lempert vor allem die „strukturell-funktionalistische Theorie“ Parsons und die „arbeitspsychologische Handlungstheorie“ Hackers und Volperts. In der Theorie nach Hacker und Volpert geht es insbesondere um den Erwerb von technischen Qualifikationen. Die Theorie nach Parson betont die Internalisierung (Verinner-lichung) von sozialen Normen und Werten einer Gesellschaft. Es geht hierbei im weitesten Sinne um den Aufbau eines sozialen Rollenverständnisses und dessen Erfüllung. Der Begriff Sozialisationstheorie wird daher häufig gegen den der Rollentheorie getauscht.3 Lempert ordnet den interaktionistischen Konzeptionen zunächst seinen eigenen „strukturgenetischen Ansatz der moralischen Sozialisation im Beruf“ und die „soziologische Fortschreibung der personalistischen Theorie Piagets“ durch Lawrence Kohlberg zu. Exemplarisch geht er näher auf die „symbolisch-interaktionistische Rollentheorie“ Meads ein. Wie sich aus dem Namen bereits schließen lässt, geht es in dieser Theorie um die Interaktion zwischen zwei Größen: zwischen der zur Rollenerfüllung notwenigen gesellschaftlich determinierten Normen und Werte und der eigenen Bedürfnisse sowie der individuellen Umsetzung bzw. Interpretation einer jeden Person. Letztere zeichnen die Identität eines jeden

2 Vgl. Lempert, W. (2006), S. 44-51 3 Vgl. Lempert, W. (2006), S. 52-55

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Individuums aus, dessen Voraussetzung ein kontinuierliches und einschätzbares Handeln ist.4 Zusammenfassend und bewertend schreibt Lempert folgendes über die drei vorangestellten Konzeptionen: „Als besondere Leistungen, die mit den drei hier betrachteten Sozialisationstheorien – über die Such- und Ordnungsfunktion sowie Ursachen-Wirkungs-Zuschreibungen der interaktionistischen Rahmenkonzeption hinaus – erbracht werden können, haben sich je spezifische Erklärungsmöglichkeiten erwiesen. Sie betreffen ganz unterschiedliche Aspekte der persönlichen Entwicklung. Das ist - im Falle des personalistischen Ansatzes von Luhmann die interne Rekonstruktion sozialer Systeme, das heißt auch: die Entfaltung einer rationalen Vorstellung von der eigenen Arbeitswelt, - bei der strukturell-funktionalistischen Rollen- und Sozialisationstheorie die Verinnerlichung genau definierter, strikt vorgegebener, sanktionsbewehrter und stabiler Normen sozialer, auch beruflicher und betrieblicher Rollen sowie - bei der symbolisch-interaktionistischen Konzeption des Rollenhandelns und der Sozialisation die Entfaltung von Grundqualifikationen, die eine erfolgreiche Inter-aktion in unklaren und widersprüchlichen, daher gestaltungsbedürftigen und gestaltbaren sozialen Rollen, auch in Arbeitsrollen, zwingend voraussetzt.“5 Was bei diesen Theorien zu kurz kommt ist, wie bereits erwähnt, der jeweils andere „Blickwinkel“. Lemperts Anliegen ist es daher eine Theorie zu finden, die alle Aspekte beruflicher Sozialisationsprozesse mit einbezieht und erklärt. Unter diesem Aspekt ordnet er den Theorien folgende Qualitäten bzw. Lücken-haftigkeit zu: Zu den Theorien des kognitiven Lernens in Arbeitsstrukturen zählt er besonders die „arbeitspsychologische Handlungstheorie“. Er beruft sich dabei auf Hacker und Volpert, ordnet ihr die Erklärung fachlicher Qualifizierungsprozesse sowie die Betonung intellektueller Regierung gegenstandsbezogener Tätigkeiten zu. Ihre Stärken seien die differenzierte Messlatte für Grade kognitiver Erfordernisse gegenständlicher Tätigkeiten, wobei die Entstehung und Verstärkung der Arbeits- und Lernmotivation sowie der des sozialen Handelns nicht oder nur unzureichend thematisiert wird. Diese Komponente schließt die von Melvin Kohn und Carmi Schooler weiter entwickelte Theorie mit ein, wobei ihr Fokus auf der sozialisierenden Wirkung der einzelnen Tätigkeiten und Arbeitsprozesse verhaften bleibt.6 Den Rollenbezogenen Sozialisationstheorien ordnet Lempert die soziologische Theorie der „Produktion des beruflichen Habitus“ nach Windolf und Bourdieu, die „marxistische Weiterentwicklung dieser Theorie“ von Ottomeyer und schließlich die „strukturell-funktionalistische Rollentheorie“ Parsons zu. Auf letztere geht er näher ein. Ihr Anspruch sei eine Erklärung auf den Erwerb normativer Orientierungen für die Erfüllung beruflicher und betrieblicher Rollen, wie beispielsweise Zuverlässigkeit, 4 Vgl. Lempert, W. (2006), S. 56-61 5 Lempert, W. (2006), S. 61-62 6 Vgl. Lempert, W. (2002), S. 34-35

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Zeitdisziplin und Genauigkeit, zu liefern. Ihre „Schwäche“ liege im harmonisierenden Gesellschafts- und Menschenbild, wodurch soziale Unterordnung, Macht, Herrschaft, Konflikt und Konkurrenz häufig unzulängliche Beachtung finden. Die konkurrierende „symbolisch-interaktionistische Rollentheorie“ nach Mead betone die häufig in Rollenkonflikten endende und durch das Individuum zu lösende „Schwäche“ dieser Theorie. Sie liefere gute Erklärungsansätze beruflicher Soziali-sationsprozesse, könne besonders in Fällen umfangreicher sozialer Anforderungen mit wechselnden Handlungssituationen angewandt werden und darüber Auskunft erteilen, wie in spezifischen Situationen die Regulation und Koordination einzelner Handlungen stattfände. Ihr „Lücke“ bestehe aber in der fehlenden Integration technischer, ökonomischer, rechtlicher und anderer einschränkender Bedingungen von Arbeitsprozessen, in der unzureichenden Berücksichtigung von Verlaufs-strukturen der Persönlichkeitsentwicklung sowie in der unbeachteten Interaktion sozialer Milieus mit Persönlichkeitsstrukturen.7 Lempert ordnet die „symbolisch-interaktionistische Theorie“ zu den individuen- und subjektbezogenen Theorien. Hierzu zählt er ferner die „Modernisierungs- und Individualisierungstheorie“ nach Beck und weitere. Becks Theorie eigne sich dazu die objektive, sozialstrukturelle Seite von Sozialisationsprozessen zu analysieren und dabei sowohl den gesellschaftlichen Zwang als auch die subjektive Freiheit, unter der ein Individuum steht, genauer zu betrachten. Zum einen bezieht sie Fähigkeiten (wie z. B. Planungskompetenz, Flexibilität, Risikobereitschaft, Durchsetzungsvermögen und Enttäuschungsfestigkeit) als individuelle Voraussetzungen, durch die ein Indivi-duum bestimmte biographische Entscheidungen trifft, mit ein und berücksichtigt die gesellschaftliche Seite subjektiver Lern-, Arbeits- und Lebenschancen, zum anderen bedarf sie (laut Lempert) allerdings der Ergänzung um handlungstheoretische und entwicklungspsychologische Erkenntnisse, da sie sonst einen einseitig objektivistisch akzentuierten gesellschaftlich, sozialisierenden Einflussfaktor aufweist.8 Nach diesen Erkenntnissen und Überlegungen zu bereits vorhandenen Sozialisationstheorien, gelang Lempert zu der Schlussfolgerung, für die Erklärung beruflicher Sozialisationsprozesse die bereits angerissene Interaktion zwischen sozialen Umwelt- und individuellen Persönlichkeitsstrukturen in Form einer „Landkarte“ mit den einzelnen Feldern Umwelt, Persönlichkeit und Interaktion zu entwickeln. Hinter dieser Landkarte verbirgt sich die „interaktionistische Rahmen-konzeption“ nach Lempert.9 Problemstellung: Die Interpretation der vier vorgestellten Berufsbiographien mittels der bisher erarbeiteten allgemeinen Sozialisations-Theorien ist aufgrund ihrer einseitigen Betrachtungsweise unzulänglich bzw. wirft Fragen auf, die mithilfe der Rahmenkonzeption zur umfassenden interaktionistischen Theorie der Persönlichkeitsentwicklung beantwortet werden sollen. Um sich die mangelnden Erklärungsversuche der sozialisierenden Faktoren genauer zu vergegenwärtigen, soll Lemperts Gedanke aufgegriffen werden, die vorgestellten Personen jeweils in eine andere der skizzierten Lehrstellen zu stellen. Anhand der tatsächlichen und angeregten illusionären beruflichen Sozialisationsverläufe und – 7 Vgl. Lempert, W. (2002), S. 35-37 8 Vgl. Lempert, W. (2002), S. 38-39 9 Vgl. Lempert, W. (2002), S. 39-40

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effekte möchte er das Zusammenspiel von Umwelteinflüssen und persönlichen Eigenheiten sowie Entwicklungsprozessen stärker hervorheben.10 „Wie etwa wäre Dieter auf der Werft oder im Großbetrieb zurechtgekommen, und was wäre das Resultat gewesen? Oder: Wie hätte Gerhard sich verhalten und was hätte er gelernt, wenn er in der Gärtnerei gelandet wäre? Und so weiter. Eines dürfte jedenfalls feststehen: Es wären dann am Ende der Lehrzeit weder dieselben Personen herausgekommen wie aus den tatsächlich absolvierten Ausbildungsgängen, noch die gleichen Menschen wie jene, die diese Wege in Wirklichkeit beschritten. Vielleicht hätten sogar die betreffenden Lernmilieus etwas anders ausgesehen, je nach dem Verhalten und Handeln der lernenden Individuen. Allenfalls Dieter hätte auch in den drei anderen Lernmilieus wenig bewegt. Wahrscheinlich aber wäre man ihm zumindest im Großbetrieb mehr entgegengekommen als in der Gärtnerei; hier hätte man also auch auf ihn reagiert.“11 Nach diesem gedanklichen Experiment ist die folgende theoretische Schlussfolgerung von Lempert leicht nachzuvollziehen: „Sozialisationsprozesse würden verkannt, wenn wir sie deterministisch verstünden. Das kann einmal heißen, dass wir sie als „Einbahnstraßen“ zwischen sozialen Ursachen und psychischen Wirkungen interpretierten. Das wäre die „soziologische“ Fehlinterpretation. Es gibt aber, zweitens, auch ein „psychologisches“ Missverständnis der Beziehung zwischen sozialer Umwelt und Person. Diese Vorstellung ist zwar umgekehrt „gestrickt“, aber nicht minder „einäugig“ deterministisch: Danach wird die „Passung“ einzig und allein dadurch hergestellt, dass Individuen solange „sortiert“ werden oder selber herumsuchen, bis sie dort ankommen, wo sie aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur hingehören, oder auch: dass sie die Umgebung, in der sie nun einmal gelandet sind, solange ummodeln, bis diese ihnen „schmeckt“. In Wirklichkeit aber sind stets beide Seiten – die soziale, auch berufliche und betriebliche Umwelt einerseits und Persönlichkeitsstrukturen andererseits – an diesen Prozessen beteiligt; beide sind also Ursache und Wirkungen zugleich. Ihr Zusammenhang kann daher angemessen nur als Interaktion, das heißt als Wechselwirkung begriffen werden [...]. Sozialisation ist deshalb weder einseitige Prägung von Menschen durch ihre Umwelt noch nur das Gegenteil, sondern immer beides zugleich, nicht nur Fremdbestimmung, sondern auch Selbstsozialisation.“12 Diese Schlussfolgerung greift Lempert auf und entwickelt daraus seine Rahmenkonzeption der interaktionistischen Theorie der Persönlichkeitsentwicklung, in der er beide Faktoren als interagierende Größen berücksichtigt. Im Folgenden wird sein Konzept vorgestellt.

10 Vgl. Lempert, W. (2002), S. 31 11 Lempert, W. (2002), S. 31-32 12 Lempert, Wolfgang (2002), S. 31

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Interaktionistischen Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert: Bedingungen, Prozesse und Auswirkungen beruflicher Sozialisation

Bedingungen beruflicher Sozialisation: soziale Strukturen der beruflichen Umwelt (U)

Prozesse: Aspekte der sozialisierenden U-P-Interaktion

kurzfristige Operationen: Strukturelemente langfristig/ global: Phasen, Bereiche, Muster

Auswirkungen berufsbedeutsamer Sozialisationsprozesse auf individuelle

Persönlichkeitsstrukturen (P)

auf der Mikroebene: Personen usw. (Interaktionspartner/ -beziehungen, gegenständliche Bezüge)

auf der Makroebene: soziale Systeme (Berufe, Branchen, Arbeitsmärkte)

auf der Mesoebene: Institutionen, Organisationen (Schulen, Betriebe) und deren Untereinheiten (Abteilungen)

Wahrnehmung: sehen, hören, etc. Deutung: wählen, ergänzen, ändern

Verarbeitung:

kognitiv: reflektieren, urteilen, planen emotional: sich freuen, fürchten, etc.

Verhalten = reaktiv, impulsiv Handeln = überlegt, zielstrebig, o. ä.

Sozialisation für den Beruf (Elternhaus, Schule)

Sozialisation in

und durch den

Beruf

(Aus- und Weiterbildung, Erwerbstätig-keit)

beruflich

bedeutsame

außer-

berufliche

Sozialisation (privates u. öffentliches Leben)

allgemeine Persönlichkeitsmerkmale: Kompetenzen (z.B. moralische Urteilsfähigkeit) und Orientierungen (z.B. Kontrollbewusstsein)

berufsspezifische fachliche

Qualifikationen (z.B. Spezialkenntnisse) und

Kompetenzen (z.B. spezielle Kreativität)

arbeits- und berufsbezogene soziale

Kompetenzen (z.B. Kooperationsfähigkeit) und Orientierungen (z.B. Arbeiterbewusstsein)

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Erläuterung des interaktionistischen Modells nach Wolfgang Lempert:

Das Schaubild der Interaktionistischen Rahmenkonzeption13 von Wolfgang Lempert ist in drei Teile gegliedert: in die Umwelt, die Persönlichkeit und die Interaktion. Das oberste Feld umfasst die sozialen Bedingungen beruflicher Sozialisation, d.h. die Ebenen, Elemente und Strukturen, die sich auf die Entwicklung von Berufstätigen auswirken, wenn sie ihnen längere Zeit ausgesetzt sind. In Anlehnung an Urie Bronfenbrenner (1979) unterscheidet auch Lempert drei Ebenen der sozialen Umwelt: die übergeordnete Makro-, die mittlere Meso- und die konkrete Mikroebene. Die Makroebene umfasst zum einen den Beruf und die mit ihm zusammenhängen-den Berufsbranchen sowie den Arbeitsmarkt. Beruf wird in diesem Modell verstanden als „ein spezielles, durch Ausbildung erworbenes (und meist amtlich bescheinigtes) `Bündel´ von Kompetenzen, das an bestimmten Stellen gesellschaftlich organisierter Arbeit nutzbringend eingesetzt werden kann, und das für seinen `Besitzer´ eine langfristig verfügbare Erwerbsquelle darstellt.“14 Hier kommt es insbesondere auf die Merkmale Spezialqualifikation, Erwerbschance und Langfristigkeit an. Zum anderen gehören zur Makroebene auch die sozialen Systeme, wie das Erziehungs-, das politische, das Wirtschafts- und Wissenssystem. Zur Mesoebene werden sachliche, soziale und kulturelle Einheiten wie Institutionen und Organisationen (z.B. Schulen oder Betriebe), aber auch ihre Untereinheiten (z.B. einzelne Betriebsabteilungen) mit den immanenten Strukturen gerechnet. Zudem „sind der Mesoebene regelhafte, zeitliche Abfolgen beruflich sozialisierender Bedingungen zuzuordnen (T)“15, worunter das Lebenslaufmuster der Moderne (= Unterscheidung zwischen: Bildungs-, Ausbildungs-, Erwerbs- und Nacherwerbs-Phase) fällt. Die Mikroebene beschreibt schließlich konkrete soziale Beziehungen. „Es handelt sich dabei im Beruf um unmittelbare Kontakte wie Kommunikations-, Kooperations-, Konkurrenz-, Über- und Unterordnungs-, Tausch- und Täuschbeziehungen zwischen konkreten Personen (...)“16 Des Weiteren gehören zu dieser Ebene auch gegenständliche Bezüge, d.h. sozial verursachte und sozial folgenreiche materielle Bedingungen beruflichen Arbeitens (technische Mittel und Anlagen, ihre Entwicklung und ihr Einsatz), die soziale Fähigkeiten und Energien fördern, aber auch blockieren können. Alle drei Ebenen/ Dimensionen der sozialen Umwelt stehen in Bezug zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. Im unteren Teil des Schaubilds ist die andere Seite des beruflichen Sozialisations-Prozesses dargestellt: die Persönlichkeitsstrukturen, die ebenfalls in drei Kategorien differenziert werden. Lempert unterscheidet die berufsspezifischen gegenstands-bezogenen Qualifikationen und Kompetenzen, die arbeits- und berufsbezogenen sozialen Kompetenzen und Orientierungen und die allgemeinen Persönlichkeits-Merkmale. Zum ersten Bereich zählen Fertigkeiten, Kenntnisse und Wissen wie beispielsweise Spezialkenntnisse und spezielle/ berufsspezifische Kreativität. Unter arbeits- und berufsbezogene soziale Kompetenzen und Orientierungen fallen persönlichkeitsbezogene Fähigkeiten (z. B. Kooperationsfähigkeit) und Wertvor-stellungen, Motive, Interessen bzw. Emotionen, die mit dem Beruf verbunden sind (z.B. Lohnarbeiterbewusstsein, Beamtenmentalität). Allgemeine Persönlichkeits-merkmale stellen Kompetenzen und Orientierungen dar, die sich über den Beruf

13 Von Lempert wird dieses Schaubild auch als „Landkarte“ bezeichnet. (Vgl. Lempert, W. (2002), (2006)) 14 Lempert, W. (2002), S. 43 (Hervorhebung im Original) 15 Lempert, W. (2002), S. 42 16 Lempert, W. (2002), S. 41

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hinaus im privaten und öffentlichen Leben verfestigen. Hierzu zählen z.B. moralische Urteilsfähigkeit, Kontrollbewusstsein, soziale und personale Identität, Authentizität und Individualität/ Einzigartigkeit. Auch diese drei Bereiche stehen in Interaktion zueinander. So werden z. B. „im Beruf erworbene oder angesichts beruflicher Erfahrungen veränderte Fähigkeiten und Orientierungen auf die Privatsphäre und den politischen Bereich“17 transferiert. Der mittlere Teil der „Lempert´schen Landkarte“ betrifft das Kernstück des Modells: die Aspekte der sozialisierenden Interaktion zwischen beruflichen, betrieblichen (sozialen) Umwelten und den darin arbeitenden bzw. lernenden Personen. Lempert stellt zwei Zeithorizonte der Interaktion nebeneinander. Links stehen die kurzfristigen Operationen, also kurze sozialisierende Episoden, die untereinander in Beziehung stehen. Auf der rechten Seite sind die langfristigen, global sozialisierend wirkenden Phasen, Bereiche und Muster der Interaktion angegeben, die jahrelange Perioden bzw. u. U. lebenslange Zeiträume umfassen (Berufsverläufe, -biographien). Auch sie stehen in Interdependenz zueinander. Die links aufgeführten Interaktionselemente (Wahrnehmen, Deuten, Verarbeitung, Handeln, Verhalten) stellen ein (von oben nach unten abnehmendes) Komplexitäts-gefälle dar. Das heißt das uns umgebende Umfeld ist meist viel komplexer, als wir es wahrnehmen; die Wahrnehmung ist wiederum vielschichtiger als die kognitive Durchdringung und die Handlung/ das Verhalten weicht u. U. sogar von unserem Wissen und Wollen ab. „All diese Operationen hinterlassen unterschiedlich stabile Spuren in der Persönlichkeitsstruktur, je nach ihrem Verhältnis zu den vorhandenen Wahrnehmungs- und Deutungsmustern, Gefühlslagen, Denkgewohnheiten, Handlungsstilen und Verhaltenstendenzen.“18 (Pfeile zwischen mittlerem und unterem Feld) Die mehr oder weniger gefestigten Persönlichkeitsstrukturen sind wiederum von unserer sozialen Umwelt beeinflusst. (Verbindung des unteren und oberen Feldes über das

mittlere) Reaktionen aus dem Umfeld auf das geäußerte Verhalten und Selbst-Reflexion können auch immer zu einer Neuordnung der Persönlichkeitsstrukturen führen, die wiederum Auswirkungen auf zukünftiges Verhalten hat. (Pfeile vom oberen zum mittleren bzw. unteren Feld und umgekehrt)

Es wird deutlich, dass der mittlere Bereich der Interaktion das gesamte Modell in Beziehung setzt und sowohl Beeinflussungen als auch Rückwirkungen zwischen Umwelt und Persönlichkeit aufzeigt. Sozialisationsergebnisse müssen folglich als Interaktionsprodukte interpretiert werden.

17 Lempert, W. (2006), S. 31 18 Lempert, W. (2006), S. 38

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Zusammengefasste Wiederholung der vier Berufsbiographien und Einordnung der Berufsbiographien in das interaktionistische Modell nach W. Lempert 19 Berufsbiographie: Dieter Körner Name: Dieter Körner Geschlecht: männlich Alter bei Ausbildungsbeginn: knapp 16 Jahre Beruf: Gärtner im Zierpflanzenbau Ausbildungsbetrieb: kleine, städtische Gärtnerei (öffentlicher Dienst) nahe der elterlichen Wohnung; Hauptaufgabe: Produktion von Grünflächen; keine Aufteilung in Abteilungen Ausbilder, Mitarbeiter und Vorgesetzte: 1Meister, 1 Vorarbeiter, 5 Gehilfen, einige Hilfskräfte und zeitweise 1 weiterer Lehrling Ausbildungsdauer: 3 Jahre Ausbildungsart: duale Ausbildung: betriebliche Ausbildung und außerbetriebliche in der Berufsschule; sporadische theoretische Ausbildung im Betrieb Betriebsklima: innerbetriebliche „Hackordnung“ mit autoritärem Vorarbeiter; im direkten Kontakt freundlich, hinter seinem Rücken wurde allerdings über ihn gelacht; Schikanen gegenüber eines geistig behinderten Kollegen Persönlichkeitsstruktur/ Lebenssituation: - Realschulabschluss - vor Ausbildungsbeginn: 14-tägiges Praktikum im obigen Betrieb - starker Einfluss des Elternhauses; wenig Individualität/ Selbstbestimmung - Orientierung an der Vaterrolle (Vater ebenfalls Beamter) - weiteres „Interesse“ an der Ausbildung zum Feinmechaniker + Lehrstelle - Entscheidung für den Lehrbetrieb primär durch äußere Faktoren determiniert: Nähe zur elterlichen Wohnung, öffentlicher Dienst - keine Beschaffung von Informationsmaterial über obigen Lehrberuf - „hochgespannte“ bis hin zu illusionären Erwartungen an die Ausbildung, die aufgrund von äußeren Bedingungen (früher Dienstbeginn, Achtstundentag, schwere, körperliche und monotone Tätigkeiten) in einem „Praxisschock“ mündeten - wenig kreative Gedankengänge - Durchhaltevermögen - Zielstrebigkeit - Unterordnung, Anpassungsfähigkeit - Umsetzung der an ihn gestellten Anforderungen/ Einhalten des Ausbildungs-„Plans“ - Lernbereitschaft (besonders in der Berufsschule) - gute schulische Fähigkeiten (Berufsschule) - Orientierung an Klassenkameraden, denen es in ihrem Ausbildungsbetrieb „schlechter“ geht - Eigeninitiative zur betrieblichen Theorievermittlung als Prüfungsvorbereitung - geringe soziale Kompetenz - Einfügen in die „innerbetriebliche Hackordnung“ - innerbetriebliche Rolle des Mitläufers bis hin zum Außenseiter - Ablehnung bzw. Solidarisierung gegenüber seiner Kollegen - teilweise wenig kollegiale Verhaltensweisen - wenig Durchsetzungsvermögen und geringe Konfliktfähigkeit - geringe Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit (?)

19 Die vier Berufsbiographien sind entnommen aus Lempert, W. (2002), S. 17 ff.

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- vorsozialisiert durch ein von Mittelschichtsnormen und Beamtenmentalität geprägtes Elternhaus Erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten im Rückblick zur Ausbildung: - vielfältige Kenntnisse über Pflanzenarten - nicht voll ausgeschöpfte Möglichkeiten fachlicher Qualifikationspotentiale - geringe Steigerung bzw. Weiterentwicklung seiner sozialen Kompetenzen und naiven sozialen Orientierungen - fehlende Aneignung selbstständig Entscheidungen zu treffen und sich ggf. gegenüber den Bezugspersonen abzugrenzen - in einer eher unbefriedigenden Situation das Gute zu sehen und durchzuhalten - vieles auszuhalten (z.B. eine Außenseiterposition) - Erwerb fachlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten - Steigerung des Schwierigkeitsgrades eigener Arbeitsabläufe bis hin zum selbständigen Arbeiten Erwerb guter theoretischer Kenntnisse - fehlende Identität mit dem Gärtnerberuf - Fähigkeit zur Rollendistanz - Steigerung der Eigenverantwortung durch Ergreifen der Initiative zur betrieblichen Prüfungsvorbereitung - Abbau des Vertrauens zu seinen Mitmenschen - Aufbau von Isolation - Verinnerlichung und Erfüllung betrieblicher Rollenerwartungen

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Berufsbiographie Edith Otto:

Übertragung von Dieter Körners Biographie in die interaktionistische Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert:

Gärtner im Zierpflanzenbau, Handwerk

kleine, städtische Gärtnerei 1 Meister, 1 Vorarbeiter, 5 Gehilfen, einige Hilfskräfte und 1 Lehrling (duales Sys., 3 J.)

Beziehung zu Ausbildern/Betriebsklima: innerbetriebliche „Hackordnung“ mit autoritären Vorarbeitern

- illusionäre Erwartungen � „Praxisschock“ - monotone, schwere Tätigkeit - unkollegiales Verhalten

fühlt sich wenig anerkannt (im direkten Kontakt sind seine Kollegen freundlich, ansonsten „reden sie über ihn“)

zunächst Abgrenzung, später Solidarisierung mit 2. Auszubildenden

von Beamtenmentalität geprägtes Elternhaus (Mittelschicht), Realschulabschluss, 14-tägiges Praktikum

-geringe soziale Kompetenz -Verinnerlichung beruflicher Rollenerwartun-gen, Aufbau von Rollendistanz, -Ein- und Unterordnung

-Orientierung an dem Vater -starker Einfluss des Elternhauses -Austausch mit Klassenkamera-den, denen es in ihrem Lehrberuf noch schlechter geht

- vielfältige Pflanzenkenntnisse (theoretisch) - fachliche Fähigkeiten + Fertigkeiten

- Durchhaltevermögen + Steigerung der Eigeninitiative (theor. Prüfungsvorbereitung) - Anpassungsfähigkeit

wenig Individualität/Selbstbestimmung, kaum soziale Kompetenzen und geringe Kommunikations- und Kontaktfähigkeit

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Berufsbiographie: Edith Otto Name: Edith Otto Geschlecht: weiblich Alter bei Ausbildungsbeginn: 23 Jahre Beruf: Schilder- und Lichtreklamehersteller Ausbildungsbetrieb: Kleinbetrieb des handwerklichen Milieus Ausbilder, Mitarbeiter und Vorgesetzte: 1 Meister, 3 Gesellen (einer war der Juniorchef der Firma) und später 1 weitere, jüngere Auszubildende Ausbildungsdauer: 2 statt 3 Jahre, aufgrund ihres Abiturs Ausbildungsart: duale Ausbildung: betriebliche Ausbildung und außerbetriebliche in der Berufsschule Betriebsklima: anerkennend, fördernd, außerordentlich freundlich Persönlichkeitsstruktur/ Lebenssituation: - Abitur - abgebrochenes Studium, mehrfacher Wechsel des Studienfachs - instabile Partnerschaften - Mutter als erste und erziehende Bezugsperson, guter Kontakt - Spontanität und Entscheidungsfreudigkeit zu einer praktischen Ausbildung - Beschaffung von Informationsmaterial über obigen Lehrberuf - Fähigkeit sich eine eigenen Lehrbetrieb zu suchen/ Selbstbestimmung - Eigenverantwortliches und Selbstständiges Arbeiten - Umsetzung qualifizierter Arbeitsaufträge/ Zuverlässigkeit - Motivationsbereitschaft zur Arbeit (,,bezahlte Freizeit“) - Übernahme von Verantwortung gegenüber den Kunden und der jüngeren Auszubildenden - genaue Vorstellungen und Wünsche bezüglich der Lerninhalte - Durchsetzungsvermögen und Konfliktfähigkeit (gefestigte Meinung) - Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit - Vorsozialisiert durch ein gut ,,bürgerliches“ Elternhaus - etc. Erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten im Rückblick zur Ausbildung: - Steigerung der Selbstsicherheit und Selbstständigkeit, unter besonderer Berücksichtigung persönlich getroffener Entscheidungen - bei Entscheidungen auf ihr ,,Bauchgefühl“ Wert zu legen und sich ggf. gegenüber ihren Bezugspersonen abzugrenzen - Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit - Kontakte längere Zeit zu pflegen und aufrecht zu erhalten - Erwerb durchschnittlicher bis guter fachlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten - Steigerung ihres Arbeitstempos bis hin zum ,,schnellen“ Arbeiten - Einhalten und Erfüllen von Fristen, ggf. unter ,,pfuschender“ Arbeitshaltung - Fähigkeit zur Rollendistanz und Kooperation - Steigerung der Eigenverantwortung - Aufbau von Beharrlichkeit - ggf. Steigerung des Verantwortungsbewusstseins - etc.

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Einordnung der Berufsbiographien in das interaktionistische Modell Edith Otto:

Übertragung von Edith Ottos Biographie in die interaktionistische Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert:

Schilder- und Lichtreklameherstellerin Handwerk

privater Kleinbetrieb des handwerklichen Milieus duale Ausbildung � 2 statt 3 Jahre (Abitur)

1 Meister, 3 Gesellen, 1-2 Azubis Beziehung zu Ausbildern/Betriebsklima: anerkennendes, förderndes, außerordentlich freundliches Betriebsklima

Übernahme von Verantwortung, Motivation zur Arbeit � „bezahlte Freizeit“

- fühlt sich anerkannt und gefordert - fachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten durchschnittlich bis gut - Aufbau von Beharrlichkeit

Kooperation, Rollendistanz, Selbständigkeit, Anpassung an die Arbeitsqualität u. das -tempo

vorsozialisiert durch ein „gut“ bürgerliches Elternhaus, Abitur, abgebrochenes Studium (mit Fachwechseln)

Eigenverant-wortung, Rollendistanz, Durchhalte-vermögen, Vertrauen in eigene Bauchentscheid-ung, zielstrebig

guter Kontakt zur Mutter

Aufbau von durchschn. bis guten theoretischen u. praktischen Fähigkeiten u. Fertigkeiten; selbständiges und eigenverantwortl. Arbeiten durch Erfüllung der geforderten Anforderungen

zuverlässige Kommunikation/Kooperation, gefestigte Meinungen, Selbstbestimmung

Durchhaltevermögen, Selbständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit

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Berufsbiographie: Norbert Petersen Name: Norbert Petersen Geschlecht: männlich Alter bei Ausbildungsbeginn: wahrscheinlich über 18 Jahre Beruf: Schiffbauer Ausbildungsbetrieb: Großbetrieb (Werft), in dem Stahlschiffe mit einer Länge von 100 Metern gefertigt wurden Ausbilder, Mitarbeiter und Vorgesetzte: 500 Arbeiter und 100 Angestellte, 100 Lehrlinge verschiedener Berufe, darunter 25-30 Schiffbauer (von denen die meisten über 18 Jahre alt waren) Ausbildungsdauer: 2 statt 3 Jahre, das letzte Lehrjahr bekam er ,,geschenkt“ und späterer Einstieg in die Ausbildung Ausbildungsart: duale Ausbildung: betriebliche Ausbildung und außerbetriebliche in der Berufsschule, wobei die betriebliche Ausbildung in einzelne Abschnitte gegliedert war und zu dem wöchentlichen Berufsschulunterricht zweimal in der Woche betrieblicher Unterricht von Ingenieuren und technischen Zeichnern erteilt wurde Betriebsklima: bedingt durch die hohen Temperaturen geprägt durch gesteigerten Bierkonsum; übertarifliche und leistungsorientierte (nach Schulnoten und Akkordarbeit) Bezahlung der Auszubildenden sowie besondere Anerkennung durch ihren vollwertigen Arbeitseinsatz, ihre Möglichkeiten individuellen Lernens/ ,,selbstständigem, produktivem Arbeitens“/ Freiräume/ Chance auf zusätzlichen Kompetenzerwerb auf anderen Werften, die Zusage auf Arbeitsplätze nach Beendigung der Ausbildung, Möglichkeiten die Ausbildung trotz schlechter Schulnoten fortzusetzen (bzw. die gute Bezahlung); häufige Arbeitsunfälle mit Todesfolge wodurch eine starke Solidarisierung zwischen den Arbeitern stattfand; keine besonderen hierarchischen Strukturen/ direkter Kontakt zu den Vorgesetzten; gut funktionierender Betriebsrat; Mitgliedschaft aller Betriebsangehörigen bei der Gewerkschaft; rauer aber herzlicher Umgangston; überwiegend männliche und langfristige Mitarbeiter; aufgrund von Berufspendlern geringe private Kontakte zwischen den Mitarbeitern Persönlichkeitsstruktur/ Lebenssituation: - Realschulabschluss - mehrere berufsbildende Lehrgänge besucht - Gelegenheitsarbeiten ausgeführt - Wehrdienst abgeleistet - durch den Dienst bei der Bundeswehr ist er es gewohnt von zu Hause entfernt zu leben und von einem rauen, aber herzlichen Umgangston umgeben zu sein - Spontanität und Entscheidungsfreudigkeit zu einer Ausbildung - kreativ und musisch begabt (Malen, Gitarre spielen) - Vorliebe für Musikinstrumente - Flexibilität, z.B. bei der Auswahl des Lehrberufs (Erstwahl künstlerischer Beruf) - Keine Beschaffung von Informationsmaterial über obigen Lehrberuf - Fähigkeit sich eine eigenen Lehrbetrieb zu suchen/ Selbstbestimmung - Durchhaltevermögen (trotz Enttäuschung seiner ersten Erwartungen an die Ausbildung) - besondere Fähigkeiten in den Fächern Fachkunde und Mathematik, weniger dagegen in Sozialkunde - Abneigung gegenüber ,,lebensfernen“, systematischen Lernens und Arbeiten für die ,,Schrottkiste“, Vorzug von Maschinen gegenüber Handfeilen, - drückt sich vor bestimmten Kursen indem er selbstorganisierte ,,Betriebsbesichtigungen bzw. Materialbeschaffungen“ unternahm - schätzt die etwas abweichende Bauart der Schiffe die dadurch zu Unikaten würden

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- liebt die Arbeit an der frischen Luft und am Wasser - kann mit Schmutz und Gestank umgehen/ sie aushalten - Übernahme von Verantwortung gegenüber den Kunden und der jüngeren Auszubildenden - Empathie gegenüber den verletzten oder verunglückten Kollegen - starke Gefühlseindrücke durch die gesteigerte Unfallgefahr - Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit - wenig Ausbildungsplätze in den achtziger Jahren in seiner Heimatregion - Bereitschaft sich in lebensgefährliche Situationen zu begeben - stammt aus einer Arbeiterfamilie, daher genießt er es als selbiger zu arbeiten und ordnet sich nur ungern in das akademische Milieu ein - etc. Erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten im Rückblick zur Ausbildung: - Aufbau von theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten sowie Fertigkeiten - Steigerung der Fähigkeit zu Solidarität, Kooperation und Empathie - Aneignung von Fachwissen: besonders in den Fächern Fachkunde und Mathematik, weniger hingegen in Sozialkunde - wenig? Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit (die Ausbildung wurde verkürzt beendet (ggf. Versagen in der Berufsschule, daher Herabstufung zum Schiffbauhelfer?) - Kontakte längere Zeit zu pflegen und auch über weitere Distanzen gelegentlich aufrecht zu erhalten - Anwendung der erlernten Fähigkeiten zur Finanzierung des Studiums - Umstände zu akzeptieren, die er nicht bevorzugt (anfangs meidet er bestimmte Lernfelder, die er nach Beendigung der Ausbildung (Universität) akzeptieren und aushalten kann - Verbindung von ,,fachlichem Lernen“ durch qualifizierte Gesellen und ,,selbstständigem, produktivem Arbeitens“ - Produktionsstolz über seine Tätigkeiten und Fähigkeiten als produktiver Arbeiter - Identifikation mit dem Beruf - Fähigkeit zur Rollendistanz und Kooperation mit stets wechselnden Vorgesetzen, bzw. Ausbildern - Steigerung der Konfliktfähigkeit/-lösung und Akzeptanz von Sanktionen - Aushalten lebensgefährlicher Situationen und Konfrontation mit tödlichen Unfällen - Einstellen und - Unterscheidung zwischen fachlicher Kompetenz und betrieblich angemaßter Autorität - Mit Freiräumen sinnvoll und angemessen umzugehen - Kennen lernen des Gefühls von solidarischer Gemeinschaft und engen Kontakten - ggf. Steigerung des Verantwortungsbewusstseins - etc.

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Übertragung von (orbert Petersens Biographie in die interaktionistische Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert:

Schiffbauer (Stahlschiffe) Handwerk

Großbetrieb (Werft), Konstruktion von 100 m langen Schiffen, 500 Arbeiter, 100 Angestellte, 100 Lehrlinge � dual: 2 statt 3 J. + betr. Unterricht

Beziehung zu Ausbildern/Betriebsklima: schwere, körperliche u. gefährliche Arbeit; Solidarisierung mit Kollegen; „flache“ hierarchische Strukturen; individuelle Förderung und Anerkennung der Auszubildenden

Solidarisierung mit Kollegen durch (lebens-)gefährliche Arbeiten; wenig Ausbildungsplätze � spontanes Interesse

Aufbau von theoret. u. prakt. Fähigkeiten u. Fertigkeiten; mag rauen aber herzlichen Umgangston, starke Gefühlseindrücke �Anerkennung, Empathie

lehnt „lebensfernes“ Lernen u. Produzieren für die „Schrottkiste“ ab; eigene „Betriebsbesichtigungen“ bzw. Materialbeschaffungen; Übernahme von Verantwortung und selbstständiges Arbeiten

stammt aus Arbeiterfamilie; Dienst bei der Bundeswehr; Realschulabschluss, mehrere berufl. Lehrgänge besucht, Gelegenheitsarbeiten

Durchhaltever-mögen u. Zielstrebigkeit; Rollendistanz; Solidarität, schwierige Situationen „aushalten“

Vorsozialisa-tion durch Arbeitermilieu� genießt es als Arbeiterkind; mag kein akademisches Umfeld

Aufbau von praktischen Kompetenzen; gutes theoretisches Wissen in Fachkunde und Mathe

Steigerung sozialer Kompetenzen Verantwortungsbewusstsein

kann mit Schmutz u. Gestank umgehen flexibel anpassungsfähig / kooperativ

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Berufsbiographie: Gerhart Reuter Name: Gerhard Reuter Geschlecht: männlich Alter bei Ausbildungsbeginn: ungefähr 19 Jahre (gerade Abitur erworben) Beruf: Industrieelektroniker mit Spezialisierung in Gerätetechnik Ausbildungsbetrieb: kommunales Großunternehmen der Energie- und Wasserversorgung Ausbilder, Mitarbeiter und Vorgesetzte: insg. ungef. 8.500 Beschäftigte, darunter insg. 400 Auszubildende unterschiedlichster Berufe: 100 Lehrlinge der Metall- und Elektrotechnik, 100 kaufmännische Auszubildende, 100 fortgeschrittene Lehrlinge in betrieblichen Außenstationen und die übrigen wurden in einem Ausbildungszentrum qualifiziert Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre Ausbildungsart: duale Ausbildung im Blocksystem: betriebliche Ausbildung und außerbetriebliche in der Berufsschule; theoretische Ausbildung im Betrieb mit besonderer Förderung von leistungsschwachen Lehrlingen Betriebsklima: zwischen einem rüden Umgangston innerhalb der Lehrlingsgruppe, bis hin zu einem sehr korrektem und distanziertem Verhalten der Ausbilder; Seminarfahrten zum besseren Kennen lernen unter den Lehrlingen; Möglichkeiten individuellen Lernens sowie des eigenverantwortlichen, selbstständigen Arbeitens mithilfe der Überwachung eines Facharbeiters; transparenter und organisierter Aufbau der Lehrgänge; weitgehende Abstimmung mit der Berufsschule; wenig bis ausbleibende Sanktionen bei fehlerhaftem Arbeiten; leistungsbezogene Auslese statt lernzielbezogene Rückmeldungen; betriebliche Jugendvertretung; Bewahren traditioneller Ausbildungsstrukturen Persönlichkeitsstruktur/ Lebenssituation: - Abitur - Vorliebe zur praktischen Ausbildung anstelle eines Studiums - betriebliche Lehre entspricht der Familientradition - Elternhaus unterstützt seine Berufswahl - Möglichkeit zur Konfliktlösung - Rückhalt durch Freunde aus seiner Schulzeit - Besondere Fähigkeit zur Aneignung theoretischen Wissens - handwerkliches Geschick - hohe Motivation und starkes Interesse, Lernbereitschaft (leistungsstarker Lehrling) - innovative Ideen (leistungsbezogene Auslese statt lernzielbezogene Rückmeldungen) und das nötige Durchsetzungsvermögen - Hilfestellungen annehmen können, z.B. bei zunächst unerfüllte Erwartungen an die Ausbildung aufgrund von äußeren Bedingungen (früher Dienstbeginn, Achtstundentag, unangenehme Tätigkeiten) - Durchhaltevermögen - Zielstrebigkeit - Anpassungsfähigkeit - Umsetzung der an ihn gestellten Anforderungen/ Einhalten des Ausbildungs,,plans“ - hohes Maß an sozialer Kompetenz (Konfliktfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Kommunikationsgeschick, Teamfähigkeit, Empathie, etc.) - Aufrechterhalten von Freundschaften (z. B. zu Klassenkameraden) - Eigeninitiative und Organisationsgeschick - Interesse an Demonstrationen, bzw. sich für seine Belange einzusetzen - Verantwortungsbewusstsein und Engagement - hohes Maß an Kontaktfähigkeit - etc.

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Erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten im Rückblick zur Ausbildung: - Aufbau hochqualifizierter Fachkompetenzen - Ausbau von handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten - Steigerung bzw. Weiterentwicklung seiner sozialen Kompetenzen (z.B. seiner Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstseins, Empathie) sowie seines Durchsetzungsvermögens, Verhandlungsgeschicks usw. - eine zunächst unangenehme Situation auszuhalten und mitzugestalten - Übernahme verschiedener Rollen, Möglichkeit Rollenkonflikte zu lösen, Aufbau von Rollendistanz, Verinnerlichung und Erfüllung betrieblicher Rollenerwartungen - Identifikation bzw. Reflexion seiner Tätigkeiten - ggf. mit Niederlagen zurecht zu kommen - Einsatz und Fürsorge für die Interessen der Lehrlinge - Empathie gegenüber leistungsschwächeren Lehrlingen - Erwerb betriebs- und gewerkschaftlicher Handlungsfähigkeit - Aufbau von Kenntnissen betrieblicher Herrschaftsstrukturen - Umgang mit Menschen unterschiedlicher Charaktere, Altersgruppen und Positionen - Vertrauensgewinn von seinen Mitmenschen - Aufbau von Isolation - etc.

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Übertragung von Gerhard Reuters Biographie in die interaktionistische Rahmenkonzeption von Wolfgang Lempert:

Industrieelektroniker mit Spezialisierung in Gerätetechnik; Handwerk

Großunternehmen Energie- u. Wasserversorgung; 8.500 Beschäftigte; 400 Azubis � davon 100 in der Metall- und Elektrotechnik; dual: 3,5 Jahre + betr. Unterricht

Beziehung zu Ausbildern/Betriebsklima: korrektes, distanziertes Verhalten der Ausbilder; rüder Umgangston innerhalb der Lehrlingsgruppe

- Enttäuschung durch unerfüllte Erwartungen (äußere Bedingungen der Ausbildung, betr. Jugendvertretung); - unterschiedliche Rollenerwartungen von Auszubildenden und Ausbildern (Jugendvertretung, Ausbildung)

- Aufbau von Kenntnissen betrieblicher Herrschaftsstrukturen; - Erwerb betriebs- und gewerkschaftlicher Handlungsfähigkeit

Übernahme verschiedener betrieblicher Rollen: - Jugendvertretung - Auszubildender

betriebliche Lehre entspricht der Familientradition; Abitur

Aufbau von Rollendistanz; Übernahme verschiedener betrieblicher Rollen

Rückhalt durch Freunde; Elternhaus unterstützt die Berufswahl

handwerkliches Geschick; hohes Maß an Motivation und Lernbereitschaft

hohes Maß an sozialen Kompetenzen; Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsgeschick

Vorliebe für praktische Ausbildung; Selbstbewusstsein; hohes Maß an Eigeninitiative

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FAZIT: Berufliche Sozialisation wird mit monokausalen (personalistischen bzw. milieu-deterministischen) Modellen nur einseitig verkürzt erfasst. Die subjektorientierte, interaktionistische Theorie der Persönlichkeitsentwicklung nach Lempert dagegen betrachtet die Teilaspekte (Umwelt und Person) nicht isoliert für sich, sondern stellt sie umfassend, zusammenhängend, in wechselseitiger Dependenz dar. Nur diese „interaktionistische Doppelperspektive“20 wird der Tatsache gerecht, dass sich Umwelt und Person stets wechselseitig bestimmen und zugleich durch die jeweils andere Seite bestimmt werden (aktive u. passive Wechselwirkung). Somit scheint Lemperts Modell „als besonders geeignete Rahmenkonzeption, wenn es darum geht, Bedingungen, Prozesse und Produkte beruflicher Sozialisation zueinander in Beziehung zu setzen (T)“21.

Literatur:

- Lempert, Wolfgang (2002): Berufliche Sozialisation oder was Berufe aus Menschen machen. Eine Einführung. Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 16. 2. überarbeitete Auflage. Baltmannsweiler. Kapitel 2 S. 17 – 51.

- Lempert, Wolfgang (2006): Berufliche Sozialisation. Persönlichkeitsentwicklung in der

betrieblichen Ausbildung und Arbeit. Band 5. 2., korrigierte Auflage. Baltmannsweiler. Kapitel 3 S. 21- 42.

20 Lempert, W. (2006), S. 32 21 Lempert, W. (2002), S. 33