POTENZIALE HERAUSFORDERUNGEN UND PERSPEKTIVEN … · Qualitätssicherung und –kontrolle...

Digitale [Lese-] Welten 23.09.2015 / Hannover www.uni-vechta.deProf. Dr. Nadia Kutscher

POTENZIALE, HERAUSFORDERUNGEN UND

PERSPEKTIVEN DIGITALER MEDIENFÜR KINDER UND JUGENDLICHE

Prof‘in Dr. Nadia KutscherUniversität Vechta

Digitale [Lese-] Welten 23.09.2015 / Hannover


MEDIENNUTZUNG VON KINDERNUND JUGENDLICHEN HEUTE

POTENZIALE UND AMBIVALENZEN


Kinder und Technologie – Diskurse

Das Kind als • „natürliche/r“ • „erfolgreiche/r“ • „erwachsene/r“ • „gefährliche/r“ • „gefährdete/r“ • „bedürftige/r“TechniknutzerIn

(Selwyn 2003)


Aufwachsen in der digitalen Gesellschaft


Ambivalente Potentiale Mobiler Medien

(Selbst)Unter-werfung

Raum-Produktion

Normierung

Autonomie


„Social Media“: Die neuen Räume im Netz


DIGITALES LESEN


Digitales Lesen (JIM-Studie 2014)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

regelmäßigselten

regelmäßigselten

Bücher lesen

E-Books

75

24

8 21

45

28

3 15

55

26

518

Mädchen

Jungen

gesamt

(MPFS 2014, 19)


Digitales Lesen

• Lesefähigkeit als…

– Voraussetzung von Internetnutzung

– Ergebnis interessegebundener digitaler Praktiken

• Voraussetzungsvoll : Reflexiver Umgang mit Gelesenem/Informationen

• Hypertextuelle Formen digitalen Lesens – andere Strukturen als bei linearen Formen Büchern

• Crossmediale Angebote als Anschlußkommunikation/Teil des digitalen Lesens

• Begleitung digitalen Lesens: Bücherauswahl, technische Bedienung, Kinder- und Jugenschutz, Datenschutz


MEDIENERZIEHUNG ALSUNGLEICHHEITSREPRODUZIERENDE

PRAXIS


Digitale Ungleichheit

Skills & democratic divide(Mossberger et al.)

NetzneutralitätHabitusdifferenzen

Soziales, kulturelles, ökonomisches Kapital

(Bourdieu)

Ungleichheiten in der Nutzung digitalerMedien, die durch soziostrukturelle

Ressourcenunterschiede und Habitusbedingt sind

Beteiligungsungleichheiten im Netz

Digitale [Lese-] Welten 23.09.2015 / Hannover www.uni-vechta.deProf. Dr. Nadia Kutscher(Wagner et al. 2013, 145)

Medienerziehungsstile


Medienbildung in der Schule

Ergebnisse ICILS 2013

• Computer spielen im Unterricht in Deutschland vergleichsweise selten eine Rolle

• Medienskepsis bei Lehrkräften verbreitet

• Soziale Herkunft – kulturelles und ökonomisches (und soziales) Kapital haben weitreichende Bedeutung für den Erwerb von computer- und informationsbezogenen Kompetenzen


Medienhabitus im Zusammenspiel von Schule und Familie

• Benachteiligte Eltern erwarten Medienbildung von der Schule

• Medienbezogene Bildungsimpulse werden in ressourcenreicheren Familien eher im heimischen Kontext fortgesetzt als in den anderen Familien

• Differenziertes bzw. kritisches Medialitätsbewußtsein wird in der Schule nicht entwickelt

• Beiläufige Bildungsimpulse vergrößern die Kluft

• Unterschiedliche Erziehungsstile spiegeln sich in der Mediennutzung der Kinder

(Henrichwark 2009)

1

Im Zusammenspiel von familialer Sozialisation und Schule wird digitale Ungleichheit reproduziert


Digitale Medien - Ambivalente Räume und Praktiken

Bewältigung von ganz normalen

Entwicklungs-aufgaben

(Schmidt et al. 2009)

Digitale Ungleichheit

(Zillien 2009, Kutscher/Otto 2014)

soziale Zugehörigkeit um

den Preis des Kontrollverlusts

über eigene Daten

Logiken der Algorithmen:

Big Data (Cukier/Mayer-

Schönberger 2014), predictiveanalytics

(Andrejevic 2011)

Neue Beteiligungs-möglichkeiten und -formen

(DJI/TU Dortmund 2011, Wagner et al.)

Diskrepanz Aufgeklärtheit –

faktisches Handeln

(Wagner et al. 2011)

Normierung von Handeln

(Kutscher 2013)


BIG DATA


Big Data - Data Mining

Marketing KundensegmentierungResponseanalyse von WerbemittelnWarenkorbanalyseStorno-/Kündigungsanalyse

Beschaffung/Produktion MaterialbedarfsplanungQualitätssicherung und –kontrolle

Controlling ErgebnisabweichungsanalyseEntdecken von Controlling-Mustern

Finanzdienstleistungen KreditrisikobewertungKreditkartenmissbrauchBildung von Versicherungsrisikoklassen

(Bankhofer 2004,408, zit. nach Kühnle 2012, 340)


Beispiel E-Book-Reader

• Komfortabel – große Datenmengen in kleinem Gerät

• Beobachtung aus der Praxis: elektronische Geräte erhöhen Attraktivität des Lesens für weniger leseaffine Gruppen

• Personalisierte Auswertung einer Vielzahl von Daten, u.a.– Persönliche Interessen

– Leseverhalten (zuletzt gelesene Seite, Abbrüche, inhaltliche Präferenzen, Lesegeschwindigkeit, Anmerkungen, Markierungen…)

– Leseorte und –zeiten

– Nutzername und Gerätekennung


DIGITALE MEDIEN –HERAUSFORDERUNGEN UND

PERSPEKTIVENAutonomie Unsicherheit

Individualisierung von

Verantwortung

Ungleichheits-reproduktion

Reflexion der Kompetenz-orientierung

Erweiterte pädagogische und

politische Verantwortungsfragen

Neue Zugänge


VIELEN DANK FÜR IHREAUFMERKSAMKEIT

Kontakt:Prof. Dr. Nadia Kutscher

Universität VechtaDepartment I

Arbeitsbereich Soziale Arbeit und EthikE-Mail: [email protected]


Zum Weiterlesen:

Links:• http://www.klicksafe.de/• https://www.datenschutzzentrum.de/facebook/• http://www.surfer-haben-rechte.de/• Initiative Europe vs. Facebook: http://europe-v-facebook.org/DE/Bücher:• Constanze Kurz/Frank Rieger (2012): Die Datenfresser (http://datenfresser.info)• Oliver Leistert/Theo Röhle (2011): Generation Facebook. Bielefeld.• Glenn Greenwald (2014): Die globale Überwachung. München.• Zygmunt Bauman/David Lyon (2013): Daten, Drohnen, Disziplin. Frankfurt am Main.• Yvonne Hofstetter (2014): Sie wissen alles. München.• Angela Richter (2015): Supernerds. Berlin.• Markus Morgenroth (2014): Sie kennen dich. Sie haben dich. Sie steuern dich. München.• Kutscher, N./Otto, H.-U. (2014): Digitale Ungleichheit – Implikationen für die Betrachtung medialer

Jugendkulturen. Überarbeitete Fassung. In: Hugger, K.-U. (Hrsg.): Digitale Jugendkulturen. Wiesbaden. 2. überarbeitete Auflage, S. 283-298.

• Kutscher, N./Ley, T./Seelmeyer, U. (2015): Mediatisierung (in) der Sozialen Arbeit. Baltmannsweiler.Lesenswerte Romane: Cory Doctorow: Little Brother, Homeland Dave Eggers: The Circle Thore B. Hansen: Silent Control, Quantum Dawn

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