Praxishandbuch Sichtbeton

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Praxishandbuch Sichtbeton

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PERI GmbHSchalung Gerüst EngineeringRudolf-Diesel-Straße 1989264 Weiß[email protected]

Inhalt

Ausgabe 04/2018

Herausgeber

1 Einleitung 5

2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen 6

2.1 Das Sichtbeton-Team 6 2.2 Vorschriften zum Sichtbeton 8 2.3 Merkblätter 12

3 Sichtbeton – Ausschreibung, Vergabe und Realisierung 20

3.1 Aufgabenstellung in der Ausschreibung 20

3.2 Analyse der Ausschreibung 22

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen) 26

4.1 Wandschalungen 26 4.2 Säulenschalungen 42 4.3 Deckenschalungen 47

5 Schalhaut 50 5.1 Vorbemerkungen 50 5.2 Eigenschaften der

Schalhaut oberfläche 51 5.3 Holz als Schalhaut 56 5.4 Schalungshautplatten 62

6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau 72

6.1 Befestigungsmittel 72 6.2 Abdichten der Schalung 74 6.3 Ankerstellen bei Sichtbeton 76 6.4 Ausbildung von Fugen im

Sichtbeton 79 6.5 Geschalte Betonkanten 83 6.6 Geschalte Innenecken 85

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7 Trennmittel 86 7.1 Allgemeine Anforderungen

an das Trennmittel in Vor-schriften und Merkblättern 86

7.2 Anforderungen an das Trenn mittel 87

7.3 Wirkungsweise des Trennmittels 88

7.4 Auswahl des Trennmittels 89 7.5 Allgemeine Hinweise für

die Anwendung des Trennmittels 90

8 Betonierbarkeit und Betoneinbau 92

8.1 Betonierbarkeit der Betonbauteile 92

8.2 Betoneinbau und Verdichtung 94

9 LVB, SVB und Sichtbeton 96 9.1 Allgemeines 96 9.2 Frischbetondruck 98 9.3 Spezielle Anforderungen

des SVB an die Schalung 99

10 Beurteilung, Abnahme, Mängel 100

10.1 Beurteilung und Abnahme 100 10.2 Mängel 101 10.3 Darstellung einiger

typischer Mängel 102

11 Arbeitsanweisung Sichtbeton für die Baustelle 106

Wichtige Hinweise

Für die Anwendung unserer Produkte sind die in den jeweiligen Staaten und Ländern geltenden Gesetze und Vorschriften in der aktuellen Fas-sung zu beachten.

Die verwendeten Bilder in dieser Broschüre sind Momentaufnahmen von Baustellen. Deshalb kön-nen insbesondere Sicherheits- und Ankerdetails nicht immer als aussagekräftig bzw. endgültig betrachtet werden. Diese unterliegen der Gefähr-dungsbeurteilung des Unternehmers.

Darüber hinaus werden Computergrafiken ein gesetzt, die als Systemdarstellungen zu verstehen sind. Zur besseren Verständlichkeit

sind diese und die gezeigten Detaildarstellungen teil weise auf bestimmte Aspekte reduziert. Die in diesen Darstellungen nicht gezeigten Sicher-heitseinrichtungen müssen trotzdem vorhanden sein. Die dargestellten Systeme oder Artikel sind gegebenenfalls nicht in jedem Land verfügbar.

Sicherheitshinweise sowie Belastungsangaben sind genau zu beachten. Änderungen und Abwei-chungen bedürfen eines gesonderten statischen Nachweises.

Technische Änderungen, die dem Fortschritt dienen, sind vorbehalten. Irrtum, Schreib- und Druckfehler vorbehalten.

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1 Einleitung Definition des Begriffes „Sichtbeton”

Sichtbeton hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Heute sind sichtbar bleibende Betonoberflächen als Stilmittel und Gestaltungsform moderner Architektur sehr gefragt.

Ziel des Praxishandbuchs Sichtbeton ist es, die Komplexität des Themas Sichtbeton darzustellen. Der Schwer-punkt liegt dabei auf dem Bereich

Schalung; darüber hinaus werden Ein-flussfaktoren wie Beton und Trennmit-tel sowie vertragliche Punkte erläutert. Dieses Praxishandbuch dient in erster Linie als Ratgeber, um die ausführen-den Unternehmen bei der Auswertung der Ausschreibung, bei der Auswahl der Schalung sowie bei anderen Detail lösungen zu unterstützen, die dazu beitragen, das vertragliche Soll zu erreichen.

Bei sichtbar bleibenden Betonflächen, für die eine eindeutige und praktisch ausführbare Beschreibung vorliegt, spricht man von Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen. Das DBV-Merkblatt Sichtbeton stellt den aktuellen Stand der Technik dar und gibt konkrete Hinweise zur praktischen Ausführung.

DBV-Merkblatt Sichtbeton (Ausgabe 06/2015)Die Sichtbetonfläche ist der nach Fer-tigstellung sichtbare Teil des Betons, der die Merkmale der Gestaltung und der Herstellung erkennen lässt (Form, Textur, Farbe, Schalhaut, Fugen u. a.) und der die architektonische Wirkung eines Bauteils oder Bauwerks maß-gebend bestimmt. Sichtbetonflächen können durch den Einsatz von beson-derer Schalung, gezielter Betonzusam-mensetzung u. a. m. vielfältig gestaltet werden.

Sichtbetonflächen sollten in der Leis-tungsbeschreibung ausreichend, d. h. eindeutig und ausführbar, beschrieben werden. Als Sammelbegriff oder als Er-satz für eine eindeutige Beschreibung der Sichtbetonfläche reicht die alleinige Forderung nach „Sichtbeton“ nicht aus.

Nachträgliche Oberflächenbearbeitung durch:

■ Waschen ■ Spalten ■ Spitzen ■ Stocken ■ Scharnieren ■ Sandstrahlen ■ Absäuern ■ Schleifen ■ Polieren ■ Flammstrahlen ■ Walzen ■ Glätten ■ Besenstrich

Um eine Sichtbetonfläche ausführen zu können, sind u. a. folgende Fragen zu klären:

■ Welche Qualitätsmerkmale soll die Sichtbetonfläche auf-weisen? ■ Welche Anforderungen sind in der Ausschreibung vorzugeben? ■ Welche Anforderungen werden an die Schalung zur Gestaltung der Betonoberfläche gestellt? ■ Welche Anforderungen werden an Rezeptur, Herstellung und Verarbeitung des Betons ge-stellt?

Für die Sichtbetonflächen stehen folgende Gestaltungsmöglich-keiten zur Verfügung:

■ Schalungsabdruck (Schalhaut) ■ Oberflächenstruktur der Schal-haut ■ Befestigung der Schalhaut ■ Raster- und Fugenausbildung der Schalhaut ■ Raster und Ausbildung der Ankerstellen

■ Besondere Betonrezeptur ■ Auswahl des Zementes, der Zu-schlagstoffkörnung und -farbe, ■ Betonzusatzstoffe u. a. m.

■ Anstriche durch deckende oder lasierende Farben auf der Betonoberfläche

■ Farbzusätze im Beton ergeben einen durchgefärbten Beton

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2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.1 Das Sichtbeton-Team

Bei einem Bauwerk/Bauteil mit Anfor-derungen an die Betonoberfläche ist eine koordinierte Zusammenarbeit aller an der Planung und Ausführung betei-ligten Partner unerlässlich.

Die Vorstellungen und Anforderungen des Planers und des Bauherren müssen mit dem bei der Ausführung Machba-ren übereinstimmen. Ergänzend zum vertraglichen und rechtlichen Rahmen ist der Planer gut beraten, wenn er seine Vorstellungen im Rahmen eines Sichtbeton-Teams mit den ausführen-den Fachleuten abstimmt.

Natürlich sind i. d. R. in der Planungs-phase die Leistungen noch nicht vergeben und damit die Ausführenden nicht endgültig bestimmt. Es können, z. B. mit kom pe tenten Fachfirmen, Be-ratungsvereinbarungen abgeschlossen werden (z. B. mit Schalungs- und Schalhautherstellern).

Mit einem in der Bauausführung von Sichtbetonbauteilen erfahrenen Ingenieurbüro kann ein Beratervertrag abgeschlossen werden. Dieses Ingeni-eurbüro übernimmt dann die Rolle des Sichtbetonkoordinators im nachfolgend dargestellten Sichtbeton-Team. Die Partner sollten in einem Sichtbeton-Team zusammenarbeiten.1, 2

PlanungAusführungÜberwachung

1 K. Ebeling + G. Lohmeyer: „Sichtbeton – Planung, Ausschreibung, Beurteilung“ (Zeitschrift Baukultur 2/97)2 K. Ebeling: „Sichtbeton – Planungs- und Ausfüh-rungshinweise“ (Zeitschrift beton 4/98)

Architekt

Tragwerksplaner

Bauunternehmen

Sichtbeton- Team

Bauherr

Schalungsanbieter

Betonlieferant

Betoningenieur

Sichtbetonkoordinator

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Bauherr Gibt seine Wünsche für das Bauwerk/Bauteil sowie den finanziellen Rahmen vor.

ArchitektErarbeitet aus den Vorgaben des Bau-herren den Entwurf für das Bauwerk/Bauteil und definiert die Anforderungen an die Betonoberfläche.

TragwerksplanerBerechnet die ausführbare, tragende Konstruktion und erstellt die Ausfüh-rungspläne, bei SB 3 und SB 4 die Schalpläne idealerweise inkl. sämtli-cher Informationen, die zur Erstellung der Kubatur im Rohbau notwendig sind. Das sind: Arbeitsfugen, Anker-raster, Schalhautstöße, Einbauteile und Aussparungen jeder Größe (also auch Lichtschalter, Steckdosen etc.) für Wände und Decken.

BauunternehmenHat das vom Bauherren gewünschte Bauwerk, entsprechend dem Entwurf, der Konstruktion und mit dem verein-barten Preis, zu erstellen.Er bedient sich u. a. folgender Koopera-tionspartner:

SchalungsanbieterPlant nach den Vorgaben des Projektes die Schalung mit:

■ Auswahl des Schalungssystems und der Schalungshaut ■ Fugenanordnung und -ausbildung, sofern vom Planer nicht vorgegeben ■ Ankerraster und -ausbildung, sofern vom Planer nicht vorgegeben

Liefert die Schalung entsprechend der getroffenen Liefervereinbarung.

BetonlieferantLiefert einen Beton, der für das beschriebene Bauwerk/Bauteil die erforderlichen Eigenschaften hat.

Betoningenieur ■ Hat die notwendigen Kenntnisse über den Baustoff Beton bezüglich Zusammensetzung, Herstellung, Verarbeitung und Prüfung ■ Sorgt für und überwacht einen mate-rialgerechten und technisch mach-baren Einsatz des Baustoffes Beton und wählt geeignete Betonsorten aus ■ Sorgt für und überwacht die sorg-fältige Betonverarbeitung mit einem aus reichenden und geeigneten Schutz bis zum genügenden Erhärten (Nachbehandlung)

Sichtbetonkoordinator ■ Ist der Kopf des Sichtbeton-Teams und koordinierend zwischen den Partnern tätig ■ Begleitet und kontrolliert alle Pla-nungs- und Ausführungsphasen, u. a. Mängel und fehlende Angaben in der Planung und Leistungsbeschreibung ■ Empfiehlt dem Bauunternehmen / Schalungsanbieter die geeignete Schalung und Schalhaut ■ Prüft das Bauteil und die Bewehrung auf Betonierbarkeit

Die Rolle des Sichtbetonkoordinators kann sinnvoll mit der des Betoningeni-eurs kombiniert und von einem erfah-renen Ingenieurbüro übernommen werden. Der Bauherr sollte deshalb ein der artiges Büro mit dieser Aufgabe beauftragen. Leider fehlt auf den meis-ten Sichtbetonbaustellen der Sichtbe-tonkoordinator und damit geht die fach-liche Verbindung zwischen Planung und Ausführung weitest gehend verlo-ren. In der Folge kommt es zu den be-kannten Problemen und zu Differenzen zwischen den Vorstellungen der Bau-herrschaft, des Architekten und denen der Bauunternehmung, besonders be-züglich Qualität und Kosten.

Planung Ausführung Überwachung

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2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.2 Vorschriften zum Sichtbeton

2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.2 Vorschriften zum Sichtbeton

DIN-Nr. Titel

DIN 1045-3 Berichtigung 1:2013-07Ausgabedatum 2013-07

Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Teil 3: Bauausführung – Anwendungsregeln zu DIN EN 13670, Berichtigung zu DIN 1045-3:2012-03

VOB Teil C DIN 18299:2016-09 ATV Betonarbeiten, 0.2 Angaben zur Ausführung

DIN 18218:2010-01 Ausgabedatum 2010-01

Frischbetondruck auf lotrechte Schalungen

DIN 18202:2013-04 Ausgabedatum 2013-04

Toleranzen im Hochbau – Bauwerke

DIN 68791:2016-08 Ausgabedatum 2016-08

Großflächen-Schalungsplatten aus Stab- oder Stäbchensperrholz für Beton und Stahlbeton

DIN 68792:2016-08 Ausgabedatum 2016-08

Großflächen-Schalungsplatten aus Furniersperrholz für Beton und Stahlbeton

DIN 4235-1:1978-12 Teil 2 und Teil 4 Ausgabedatum 1978-12

Verdichten von Beton durch Rütteln ■ Verdichten mit Innenrüttlern ■ Verdichten von Ortbeton mit Schalungsrüttlern

DIN EN 12812:2008-12 Ausgabedatum 2008-12Traggerüste – Anforderungen, Bemessung und EntwurfDIN EN 12812 AnwRL:2009-08 Anwendungsrichtlinie für Traggerüste nach DIN EN 12812 Ausgabedatum 2009-08

Traggerüste – Anforderungen, Bemessung und Entwurf

Anwendungsrichtlinie für Traggerüste nach DIN EN 12812

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VOB Teil C, DIN 18331, ATV Betonarbeiten

Abschnitt 0.2Angaben zur Ausführung.

Abschnitt 0.2.4Bei sichtbar bleibenden Betonflächen u. a.:

■ Klassifizierung der Ansichtsflächen, ■ Oberflächentextur, erforderlichenfalls Beschreibung des Schalungs- und Schalhautsystems, Oberflächenaus-bildung nicht geschalter Teilflächen, ■ Farbtönung, ■ Flächengliederung, ■ Ausbildung von Fugen, Kanten, Ankern und Ankerlöchern sowie Schalungsstößen, ■ Anzahl der Erprobungsflächen, Auswahl der Referenzfläche

Anforderungen an die Ausführung von Schalungsstößen sowie Arbeits- und Scheinfugen und deren Anordnung bei sichtbar bleibenden Betonflächen.

Abschnitt 0.3 Einzelangaben bei Abweichung von den ATV.

■ Wenn für die Schalung eine be-stimmte Art oder eine bestimmte Ausführung vereinbart werden soll oder wenn an die Betonoberflächen bestimmte Anforderungen gestellt werden sollen, z. B. gebrochene Kanten, Entgraten

Abschnitt 3.4 Beton mit gestalteten Ansichtsflächen.Beton mit in der Projektbeschreibung angegebenen Anforderungen an das Aussehen.

Abschnitt 4.2.1 Umfang der bautechnischen Unterla-gen (1). Zu den bautechnischen Unterlagen gehören die für die Ausführung des

Bauwerkes notwendigen Zeichnungen, die statische Berechnung und – wenn für die Bauausführung erforderlich – eine ergänzende Projektbeschreibung sowie etwaige allgemeine bauaufsicht-liche Zulassungen und Prüfbescheide.

Abschnitt 4.2.4 Baubeschreibung.(1) Angaben, die für die Bauausführung oder für die Prüfung der Zeichnungen oder der statischen Berechnung not-wendig sind, die aber aus den Unter-lagen nach 4.2.2 und 4.2.3 nicht ohne Weiteres entnommen werden können, müssen in einer Baubeschreibung ent-halten und erläutert sein. Dazu gehören auch die erforderlichen Angaben für Beton mit gestalteten Ansichtsflächen.

Definitionen gemäß allgemeinem Stand der Technik

BetonflächenBetonflächen sind das Spiegelbild der Schalungshaut oder das Ergebnis nachträglicher Bearbeitung und/oder Behandlung. Die Schalungshaut ist entsprechend den Anforderungen an die Betonfläche zu wählen.

Betonflächen ohne besondere AnforderungenDie Art der Herstellung und der Scha-lung für diese Flächen bleibt dem Auftragnehmer überlassen. Eine Ober-flächenbearbeitung und -behandlung wird nicht verlangt, Ausbesserungen sind zulässig.

Betonflächen mit Anforderungen an das AussehenDies sind sichtbar bleibende Beton-flächen, für die eine eindeutige und praktisch ausführbare Beschreibung vorliegen muss. Der Vergleich mit ausgeführten Bauten kann dabei eine wirkungsvolle Hilfe sein. Musterstücke

können vereinbart und der Ausführung zugrunde gelegt werden. Bei einem Vergleich mit Musterstücken oder bestehenden Bauwerken ist zu berück-sichtigen, dass die geforderte An-sichtsfläche dem gewählten Muster nur bei gleichen Ausgangsbedingungen (Abmessungen, Ausgangsstoffe, Betonzusammensetzung, Schalung, Verarbeitung, Nachbehandlung, Witte-rung, Betonalter usw.) entsprechen wird. Soweit Fugenanordnung, -ausbil-dung und Ankerstellen Einfluss auf die Betonflächen haben, sind entsprechen-de Angaben erforderlich. Material- und fachgerechte Ausbesserungen sind zulässig.

Mit Schalungshaut gestaltete BetonflächenDurch den Einsatz einer entsprechen-den Schalungshaut ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten. In der Ausschreibung sind die Betonflächen-strukturen zu nennen.

Bearbeitete BetonflächenDies sind Betonflächen und ungeschal-te Flächen, die zusätzlich bearbeitet werden. Bearbeitungsarten sind z. B. Waschen, Spalten, Spitzen, Stocken, Scharnieren, Sandstrahlen, Absäuern, Schleifen, Polieren, Flammstrahlen, Walzen, Glätten, Besenstrich.

Nachträglich behandelte Beton-flächenDies sind Betonflächen, die bei beson-deren Anforderungen zusätzlich behan-delt werden, z. B. durch Fluatieren, Polieren, Versiegeln, Beschichten.

Betonflächen mit technischen AnforderungenDie Flächen haben bestimmte techni-sche Funktionen zu erfüllen und/oder dienen Nachfolgegewerken. Die je-weils zu berücksichtigenden Anforde-rungen sind in der Leistungsbeschrei-bung zweifelsfrei zu formulieren. Material- und fachgerechte Ausbesse-rungen sind zulässig.

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[mm]

30

25

20

15

10

5

0 [m]0,1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

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2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.2 Vorschriften zum Sichtbeton

DIN 18202:2013-04, Ausgabedatum 2013-04

In der DIN 18202 werden in der Tabelle 3 und im Bild 6 die Ebenheitstoleranzen festgelegt. Es sind Stichmaße als Grenzwerte in Abhängigkeit von den Messpunktabständen definiert. Für den Schalungsbau und damit für die geschalten Beton-oberflächen sind die Zeilen 5 bis 7 verbindlich.

Hinweis zu den ToleranzenToleranzen bei Betonflächen summie-ren sich, z. B. bei einer Wand, aus dem Anteil der Schalhaut, dem Schalungs-system, dem Ankersystem, den Messtoleranzen, den Durchbiegungen und Dehnungen aus der Belastung.

In Tabelle 3 und dem Bild 5 beträgt der geringste Messpunktabstand 0,1 m. Damit wird keine Aussage zu den Ver-sprüngen und Absätzen im Stoßbe-reich von Schalhaut und Elementen ge-troffen. Im DBV-Merkblatt Sichtbeton sind zu den Versprüngen und Absätzen im Stoßbereich in den Kriterien Textur/Schalelementstoß und Schalhautfuge Toleranzen festgelegt.

Spalte 1 2 3 4 5 6

Zeile Bezug

Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Messpunktabständen in m bis

0,1 11) 41) 101) 151)

5 Nichtflächenfertige Wände und Unterseiten von Rohdecken 5 10 15 25 30

6Flächenfertige Wände und Unterseiten von Decken, z. B. geputzte Wände, Wandbekleidungen, untergehängte Decken

3 5 10 20 25

7 Wie Zeile 6, jedoch mit erhöhten Anforderungen 2 3 8 15 20

1) Zwischenwerte sind den Bildern 5 und 6 aus DIN 18202 zu entnehmen und auf ganze mm zu runden.

Ebenheitstoleranzen von Wandflächen und Unterseiten von Decken. (Angabe der Zeilen nach Tab. 3)

Tole

ranz

en

Abstand der Messpunkte

Zeile 6

Zeile 5

Zeile 7

aus DIN 18202 / Bild 6

aus DIN 18202 , Tabelle 3 – Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen

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DIN 68791:2016-08, siehe Seite 8

In dieser Vorschrift werden u. a. die Qualitätsparameter der Platten festgelegt. Für den Sichtbeton sind besonders die Aussagen über zulässige Maßabweichungen von Bedeutung.

Sie betragen bei Sperrholzplatten, z. B. bei Länge und Breite ± 3,0 mm und in der Dicke +0,2 / -0,9 mm, wobei diese Werte zum Zeitpunkt der Lieferung der Platten ab Herstel-lerwerk gelten.

Durch das Quellen der Platten auf die Verarbeitungsfeuchte beim Einsatz auf der Baustelle können sich diese Werte noch vergrößern.

Diese zulässigen Maßabweichungen sind bei der Fugen-ausbildung der Schalhaut zu beachten.

DIN-Vorschriften der Schalhautplatten

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2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.3 Merkblätter

Vertragliche Einbindung von Merkblättern

Da die Merkblätter nicht zu den aner-kannten Regeln der Technik zu rechnen sind, muss bei der Einbindung von Merkblättern in Bauverträge bereits in den Ausschreibungsunterlagen für den Bieter nachvollziehbar beschrieben werden, welche Anforderungen des Merkblattes in den Vorbemerkungen und in den Leistungspositionen angesprochen sind. Ein allgemeiner Bezug auf die Merk blätter ist nicht aussagefähig.

DBV-Merkblätter (Deutscher Beton- und Bautechnikverein e. V.), die bei Sichtbeton mit beachtet werden sollten:

■ Sichtbeton (Fassung 06/2015) ■ Betonschalungen und Ausschal-fristen (Fassung 06/2013) ■ Trennmittel für Beton, Teil A und B (Fassung 03/1997 und 08/1999) (ersatzlos gestrichen) ■ Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton (Fassung 01/2014)

2.3.1 DBV-Merkblatt Sichtbeton

Das Merkblatt Sichtbeton des DBV/BDZ bietet eine gute Grund-lage für die Planung, Vergabe, Ausführung und Bearbeitung von Sichtbetonflächen.

Im Merkblatt Sichtbeton ist in Tabelle 1 eine Übersicht über die Sichtbetonklassen und die zuge-hörigen Anforderungs kriterien dargestellt. Die Anforderungskri-terien sind in weiteren Tabellen im Merkblatt erläutert.

Im Merkblatt werden 4 Sichtbeton-klassen definiert:

SB 1 ■ Betonflächen mit geringen gestalterischen Anforderungen (z. B.: Kellerwände oder Bereiche mit vorwiegend gewerblicher Nutzung)

SB 2 ■ Betonflächen mit normalen gestalterischen Anforderungen (z. B.: Treppenhausräume, Stützwände)

SB 3 ■ Betonflächen mit hohen gestalterischen Anforderungen (z. B.: Fassaden im Hochbau)

SB 4 ■ Betonflächen mit besonders hoher gestalterischer Bedeu-tung (z. B.: repräsentative Bauteile im Hochbau)

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1 2 3 4 5 6 7 8 9

Sichtbeton-klasse

Beispiele

Anforderungen an geschalten Sichtbeton nach Klassen bezüglich

Weitere Anforderungen

Porigkeit1

Farbton-gleich-mäßig-keit1, 2

Arbeits-fugen und

Schalungs-stöße

Erpro-bungen3

Scha-lungs-haut4

s ns s ns

1 SB1

Betonflächen mit ge-ringen gestalterischen

Anforderungen, z. B. Kellerwände oder Bereiche mit

vorwiegend gewerblicher Nutzung

T1 P1 FT1 E1 AF1freige-stellt

SHK1 niedrig

2 SB2

Betonflächen mit nor-malen gestalterischen

Anforderungen, z. B. Treppenhaus-

räume, Stützwände

T2 P2 P1 FT2 FT2 E1 AF2empfoh-

lenSHK2 mittel

3 SB3

Betonflächen mit hohen gestalterischen

Anforderungen, z. B. Fassaden

T2 P3 P2 FT2 FT2 E2 AF3dringendempfoh-

lenSHK2 hoch

4 SB4

Betonflächen mit besonders hohen gestalterischen

Anforderungen, z. B. repräsentative Bauteile

T3 P4 P3 FT3 FT2 E3 AF4erforder-

lichSHK3

sehr hoch

1 s = saugende bzw. ns = nichtsaugende Schalungshaut; s. Tabelle 42 Der Gesamteindruck einer Sichtbetonfläche ist i.d.R. erst nach längerer Standzeit (u.U. nach mehreren Wochen) beurteilbar. Die Farbtongleichmäßigkeit ist aus dem üblichen Betrachtungsabstand gem. Abschnitt 7 zu beurteilen.3 Anforderungen an Erprobungen s. a. Tabelle A.64 Anforderungen an Schalungshaut s. Tabelle 3

Hinweise für alle Sichtbeton- und Anforderungsklassen:Im Sinne dieses Merkblatts ist der Gesamteindruck einer Sichtbetonfläche das grundlegende Beurteilungskriterium für die vereinbarte Sichtbetonklasse. Die gestalterische Wirkung der Sichtbetonfläche ist grundsätzlich nur in ihrer Gesamtwirkung angemessen beurteilbar, d. h. nicht nach Maßgabe absolut erklärter Einzelmerkmale. Die Verfehlung von vertraglich vereinbarten Einzelmerkmalen soll nur dann zu einer Nachbesserungspflicht führen, wenn der Gesamteindruck des betroffenen Bauteils in seiner Gestaltungswirkung gestört ist.Bei der Beurteilung ist neben den Abschnitten 5.1.2 und 7 dieses Merkblattes auch zu beachten, dass jedes Bauteil als Unikat zu sehen ist. Geringe Unregelmäßigkeiten, z. B. der Textur und des Farbtons, sind in allen Sichtbetonklassen charakteristisch.

Tabelle 1, Merkblatt Sichtbeton: Sichtbetonklassen und zugehörige Anforderungsklassen

Sic

htbe

ton

mit

beso

nder

en

Anf

orde

rung

enno

rmal

en

Anf

orde

rung

en

Her

stel

l kos

ten

Text

ur

Ebe

nhei

t

gerin

gen

A

nfor

deru

ngen

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2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.3 Merkblätter

T2 ■ In den Schalelementstößen aus-tretender Zementleim/Feinmörtel bis ca. 10 mm Breite und ca. 5 mm Tiefe zulässig. ■ Versatz der Elementstöße bis ca. 5 mm zulässig. ■ Höhe verbleibender Grate bis ca. 5 mm zulässig. ■ Rahmenabdruck des Schalelementes zugelassen.

T3 ■ Glatte, geschlossene und weit-gehend einheitliche Betonfläche. ■ In den Schalelementstößen aus-tretender Zementleim/Feinmörtel bis ca. 3 mm Breite zulässig. ■ Feine, technisch unvermeidbare Grate bis ca. 3 mm zulässig. ■ Weitere Anforderungen (z. B. an An-kerausbildung, Schalungshaut stöße, Konenverschlüsse) sind detailliert festzulegen.

Elementstoßabdruck einer Rahmenschalung Trägerschalung mit Einzelbrettern

Elementstoßabdruck einer Trägerschalung mit Brettern als Schalhaut

Trägerschalung mit befilmten Sperrholztafeln

Erläuterungen zu den Kriterien aus der Sicht der Schalung: Textur, Schalelementstoß

T1 ■ In den Schalelementstößen aus tretender Zement/Feinmörtel bis ca. 20 mm Breite und ca. 10 mm Tiefe zulässig. ■ Rahmenabdruck des Schalele-mentes zugelassen.

Elementstoßabdruck einer Rahmenschalung

Elementstoßabdruck einer Trägerschalung

Für diese Anforderungen sind alle System-schalungen, die den Qualitätskriterien der „GSV Richtlinie Qualitätskriterien von Miet-schalungen“ entsprechen, bei sachgemäßem Einsatz anwendbar. Eine zusätzliche Abdich-tung der Schalhaut- und Schalelementfugen ist nicht erforderlich. Die Schalhautklasse ist gesondert zu bewerten (siehe DBV-Merkblatt, Tabelle 3).

Für diese Anforderungen sind alle System-schalungen, die den Qualitätskriterien der „GSV Richtlinie Qualitätskriterien von Miet-schalungen“ entsprechen, bei sachgemäßem Einsatz anwendbar. Auf einen ordnungsgemä-ßen Elementschluss in den Fugen ist beson-ders zu achten. Eine zusätzliche Abdichtung ist in der Regel nicht erforderlich. Der Beton muss ein gutes Wasserhaltevermögen besit-zen und darf nicht zum Bluten neigen. Die Schalhautklasse ist gesondert zu bewerten.

Der Einsatz von Rahmenschalungen ist nur möglich, wenn der Rahmenabdruck auf der Betonoberfläche ausdrücklich gestattet ist. Bei der Trägerschalung stößt die Schalhaut direkt aneinander. Eine zusätzliche Fugendichtung im Elementstoß durch Dichtungsbänder oder ähnli-ches Material muss bei T3 empfohlen werden, ist jedoch von der Kantengenauigkeit der Schalhaut abhängig. Diese Arbeit ist eine zusätzliche Leistung und entsprechend zu vereinbaren und zu vergüten. Der Beton muss ein gutes Wasser-haltevermögen besitzen und darf nicht zum Bluten neigen. Die Schalhautklasse ist gesondert zu bewerten.

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FarbtongleichmäßigkeitDie Schalhaut hat bei ordnungsge-mäßer Qualität nur einen geringen Einfluss auf die Farbtongleichheit der Betonoberfläche.

Einen Einfluss hat die Saugfähigkeit der Schalhaut. Je saugfähiger die Schal-haut, umso dunkler fällt der Farbton des Betons aus. Bei Holzoberflächen ohne Beschichtung zeichnet sich die Maserung durch das unterschiedliche Saugen von Früh- und Spätholz sowie von Hirnholz (Äste) ab. Phenolharzbe-filmte Platten haben ein sehr schwa-ches Saugverhalten. Mit steigender Einsatzzahl verstärkt sich jedoch das Saugverhalten, so dass hierbei die

Betonoberfläche zunehmend dunkler ausfällt. Platten mit einer Polypropylen-beschichtung bzw. Vollkunststoffplat-ten haben kein Saugverhalten. Damit tritt bei diesen Materialien mit steigen-der Einsatzzahl keine Farbveränderung der Betonoberfläche ein, die von der Schalhaut verursacht ist.

Die Rauigkeit der Schalhaut hat Ein-fluss auf das Fließverhalten der Beton-feinstteile und Wasser auf der Schal-hautoberfläche. Glatte Oberflächen begünstigen die Bildung von Schlepp-wassereffekten auf der Betonoberflä-che. Gegebenenfalls ist hier die Beton-zusammensetzung zu verändern.

Verschmutzungen auf der Schalhaut-oberfläche können durch ein klebendes oder überdosiertes Trennmittel stärker haften und zu Verfärbungen auf der Betonoberfläche führen. Mit steigenden Anforderungen an die Betonoberfläche ist daher die Schal-haut sorgfältig zu reinigen und bis zum Betoneinbau zu schützen.

Einfluss des Trennmittels: Auswirkun-gen des Trennmittels auf die Farbton-gleichmäßigkeit der Betonoberfläche siehe Abschnitt 7 Trennmittel.

EbenheitDie Ebenheitsanforderungen nach DIN 18202:2013-04, Tabelle 3, Zeile 5 und 6, sind bei sachgemäßem Einsatz des Schalmaterials und Einhalten des vorgegebenen Frischbetondrucks ohne erhöhten Aufwand erreichbar.

Höhere Ebenheitsanforderungen sind gesondert zu vereinbaren. Erforderliche Aufwendungen hierfür sind vom Auf-traggeber detailliert festzulegen.

Hinweis: Höhere Ebenheitsanforderungen, z. B. Zeile 7, sind technisch nicht zielsicher erfüllbar.

Im Einzelfall sind Maßnahmen in Ab-hängigkeit des gewählten Schalungs- und Schalhautsystems festzulegen und die möglichen Toleranzen, z. B. bei Wandschalungen

■ aus Quellen und Schwinden der Schalhaut, ■ aus dem Schalungssystem (Ferti-gungs- und Montagetoleranzen), ■ aus dem Ankersystem (Anker-dehnung), ■ aus dem Messsystem, ■ aus Montagetoleranzen auf der Baustelle,

■ aus der Verringerung der Schalhaut-steifigkeit durch Zunahme der Plattenfeuchtigkeit u. a. m.

abzuschätzen und Grenzwerte oder Zusatzmaßnahmen festzulegen. In der Regel werden besondere An-forderungen an den Versatz am Stoß der Schalhaut bzw. der Schalelemente gestellt. Zu den Toleranzen der Schalhaut siehe Seite 28 Sichtbeton-Schalungen.

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2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.3 Merkblätter

PorigkeitDie Porigkeit der Betonoberfläche ist von verschiedenen Faktoren abhängig. In Tabelle 2 des DBV-Merkblattes wird der Porenanteil einer Prüffläche von 0,50 x 0,50 m bewertet. Dabei bleiben Poren Ø < 2 mm unbe-rücksichtigt und Poren Ø > 15 mm sind ausgeschlossen.

Einflüsse aus der Schalhaut auf die Porigkeit der Betonoberfläche:

Beim Einsatz von RüttelbetonBeim Verdichten des Betons werden bei vertikalen bzw. geneigten Flächen

mit Wasser oder Luft gefüllte Poren und Feinstteile zur Schalungsober-fläche hin bewegt. An der Beton-oberfläche erhöht sich der Anteil an Luft- und Wasserporen. Bei einer nichtsaugenden Schalhaut wird kein Wasser aus dem Beton aufgenommen und die Poren werden auf der Beton-oberfläche sichtbar. Mit steigender Saugfähigkeit der Schalhaut wird Wasser aus der Beton oberfläche durch die Schalhaut aufgenommen. Damit wird der Anteil der Wasserporen auf der Betonoberfläche reduziert.

Rauigkeit der Schalhaut und Klebrigkeit des TrennmittelsJe geringer die Rauigkeit der Schalhaut und die Klebrigkeit des Trennmittels sind (sehr dünner Film eines schnell-trocknenden Trennmittels), umso weniger haften die Poren an der Schalhautoberfläche und steigen leichter nach oben. Um diesen Effekt auszunutzen, sind beim Betonieren von Sichtbetonwänden Schüttlagen geringer Höhe (0,30 m bis 0,50 m) einzuhalten und die Betonverdichtung nach DIN 4235-1:1978-12 Teil 2 und Teil 4, Ausgabe datum 1978-12, vorzu-nehmen.

Arbeits- und Schalhautfugen

AF 1 ■ Versatz der Flächen zwischen 2 Betonierabschnitten bis ca. 10 mm zulässig. ■ Diese Forderung ist mit allen PERI Systemschalungen bei sachgemäßer Anwendung ohne Zusatzmaßnahmen erreichbar.

AF 2 ■ Versatz der Flächen zwischen 2 Betonierabschnitten bis ca. 10 mm zulässig. ■ Feinmörtelaustritt auf dem vorgehenden Betonierabschnitt muss rechtzeitig entfernt werden, Trapezleisten o. Ä. empfohlen.

Diese Forderung ist mit allen PERI Systemschalungen bei sach-gemäßer Anwendung erreichbar. Besonderes Augenmerk ist auf die Anpressung der Schalung (durch die Schalungsanker, Stütze u. a. m.) des 2. Betonier-abschnittes an den 1. Betonier-

abschnitt zu richten. Zusätzliche Abdichtungsstreifen sind nicht erforderlich. Mit einer Trapezleiste im 1. Betonierabschnitt wird ein scharfkantiger, gerader Fugen-verlauf erreicht.

AF 3 ■ Versatz der Flächen zwischen 2 Betonierabschnitten bis 5 mm zulässig. ■ Feinmörtelaustritt auf dem vorher-gehenden Betonierabschnitt muss rechtzeitig entfernt werden. ■ Trapezleiste o. Ä. empfohlen.

Diese Forderung ist mit allen PERI Schalungssystemen bei sorgfältiger Planung und Ausführung besonders beim 2. Betonierabschnitt (Stützen- bzw. Ankeranordnung und -anspan-nung, Beschränkung der Durch-biegung) erreichbar. Zusätzliche Abdichtungsstreifen (z. B. aus Moosgummi) werden empfohlen. Trapezleisten o. Ä. wie bei AF 2.

AF 4 ■ Planung der Detailausführung erforderlich. ■ Versatz der Flächen zwischen 2 Betonierabschnitten bis ca. 5 mm zulässig. ■ Feinmörtelaustritt auf dem vorhergehenden Betonierab-schnitt muss rechtzeitig ent-fernt werden. ■ Weitere Anforderungen (z. B. Aus bildung von Arbeits- und Schalhautfugen) sind detailliert festzulegen.

Auf der Grundlage der genannten Anforderungen an die Fuge sind diese in Abhängigkeit des ge-wählten Schalungssystems und der Schalhaut detailliert zu pla-nen. Dabei ist besonders das Quell- und Schwindverhalten der Holzwerkstoffe (Schalhaut) zu beachten.

Page 17: Praxishandbuch Sichtbeton

17

Schalhautklassen

S 1 2 3 4

Z MerkmalSchalungshautklasse1

SHK 1 SHK2 SHK3

1 Bohrlöcher

mit Kunststoff- oder Holz-stöpsel oder mit geeignetem Reparatur verfahren ver-schließen

als Reparaturstellen zulässig2

nichtzulässig3

2 Nagel- und Schraublöcher zulässigohne Absplitterungen zulässig

nichtzulässig3

3Beschädigung der Scha-lungshaut durch Innenrüttler

zulässig nichtzulässig3 nichtzulässig

4 Kratzer zulässig

in SB 2 leichte Kratzer bis 1 mm Tiefe zulässig6, sonst als Reparaturstellen2 zulässig

nichtzulässig3

5 Beton- oder Mörtelreste7 keine flächigen Anhaftungen nichtzulässig nichtzulässig

6 Zementschleier zulässig zulässig nichtzulässig4

7

Aufquellen der Schalungs-haut in Schraub- bzw. Nagelbereichen oder Welligkeiten an Kanten-flächen („Ripplings“)

zulässigin SB 2 zulässigin SB 3 nichtzulässig4, 5 nichtzulässig5

1 Die Schalungshaut ist vor jedem Einsatz auf ihren definierten Zustand hin zu überprüfen.2 Reparaturen an der Schalungshaut sind sach- und fachgerecht durch qualifiziertes Personal vorzunehmen.3 Als Reparaturstellen2 in Abstimmung mit dem Auftraggeber zulässig.4 Nach Absprache mit dem Auftraggeber zulässig.5 Zu tolerieren sind werkstoffbedingte Dickentoleranzen im Kantenbereich.6 Siehe auch GSV-Merkblatt Mietschalung, Güteschutzverband Betonschalungen e.V., Ratingen [R17].7 Beton- oder Mörtelreste in Nagellöchern und zwischen Schalungshaut und Elementkante sind zulässig.

Erfahrungen zeigen, dass Auftraggeber häufig größere Toleranzen der Merkmale einer Schalungshaut zulassen. Soweit von den Fußnoten 3 und 4 dieser Tabelle Gebrauch gemacht wird, ist eine Absprache oder Abstimmung mit dem Auftraggeber erforderlich. Diese sollte spätestens im Angebotsstadium getroffen werden bzw. erfolgen.

Leicht verdichtbarer (F5 und F6) und selbstverdichtender Beton (SVB)Durch die fehlende Verdichtungsarbeit, die beim Rütteln entstünde, werden die Poren sowie die Feinstteile nicht zur Schalungsoberfläche hin bewegt. Der Porenanteil ist dadurch auf der Betonoberfläche nicht erhöht.

Die Saugfähigkeit der Schalhaut hat den gleichen Einfluss wie bei Rüttel-beton. Der Einfluss der Rauigkeit der Schalhaut sowie der Klebrigkeit des Trennmittels hat keine messbare Bedeutung.

Page 18: Praxishandbuch Sichtbeton

18

2 Grundlagen der Planung und Ausführung von Sichtbetonbauteilen

2.3 Merkblätter

Schalungshautklasse SHK 1

Schalhaut und Systemschalungen aus dem Mietpark, die der „Richtlinie Qualitätskriterien von Mietschalungen“ des Güteschutzverbandes Beton-schalungen e. V. entsprechen, können für diese Schalungshautklasse beden-kenlos eingesetzt werden.

Schalungshautklasse SHK 2

Schalhaut und Systemschalungen aus dem Mietpark, die der „Richtlinie Qualitätskriterien von Mietschalung“ des Güteschutzverbandes Beton-schalungen e. V. entsprechen, können für diese Schalungshautklasse beden-kenlos eingesetzt werden. Einzelne Elemente mit Beschädigungen durch Innenrüttler bzw. starke Kratzer sind gegebenenfalls zu reparieren bzw. die Schalungshaut auszu tauschen. Bei phenolharzbefilmten Platten, z. B. Fin-Ply, kann durch den unter-schiedlichen Einsatzgrad der Elemente der Beton im Farbton unterschiedlich ausfallen.

Schalungshautklasse SHK 3

Beim Einsatz von Systemschalungen aus dem Mietpark sind Elemente mit neuer, unbeschädigter Schalhaut einzu-setzen. Beim Einsatz von Rahmenscha-lungen mit der Forderung an Textur (Tabelle 2 des DBV-Merkblattes Sicht-beton) ist zu prüfen, ob der Rahmen-abdruck der Elemente toleriert wird.Objektbezogen zugerichtete Schalele-mente (Standardelemente oder speziell abgebundene Elemente) aus System-teilen mit neuer Schalhaut erfüllen bei sachgemäßer Ausführung die Anforde-rungen der SHK 3.Anmerkung: Wie lange eine Schalung für die jeweils vorgegebene Sicht-betonoberfläche eingesetzt werden kann, ist auf der Baustelle vor jedem weiteren Einsatz zu überprüfen.

2.3.2 DBV-Merkblatt Betonschalungen und Ausschalfristen (Fassung 09/2006)

Das DBV-Merkblatt enthält Hin-weise zur Bemessung, zur baulichen Durch bildung sowie zum Ausrüsten und Ausschalen.

In diesem Merkblatt sind die Abschnitte:4 Ausrüsten und Ausschalen,5 und Anhang A, Beispiele zur Ermittlung der Ausschalfristen und aufnehmbaren Lasten mit und ohne Hilfsunterstützungen, zu beachten, da in der DIN 1045-3 Berichtigung 1:2013-07; Ausgabe 07/2013, Abschnitt 5.6 Ausrüsten und Ausschalen, nur allgemeine Aussagen gemacht werden.

2.3.3 DBV-Merkblatt Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton (Fassung 2004, zurückgezogen 2014)

Dieses Merkblatt ist für die Prüfung der Betonierbarkeit des Bauteils aus-schlaggebend. Es werden Hinweise gegeben:

■ zur Bewehrungsanordnung unter Berücksichtigung der Betonierbarkeit (Betonieröffnungen, Rüttellücken, Stababstände von Betonstählen) ■ zur Betondeckung der Bewehrung, ■ zu Einbauteilen und Aussparungen, ■ zu Arbeitsfugen, ■ zur Bauausführung mit Einbau der Bewehrung und Betoneinbau.

Page 19: Praxishandbuch Sichtbeton

GSV - Publikation:

Empfehlungen zur Planung, Ausschreibung und zum Einsatz von Schalungssystemen bei der Ausführung von

„Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen“

Fassung Juni 2005

Güteschutzverband Betonschalungen e.V.

19

2.3.5 Publikation des GSV (Güteschutzverband Betonschalungen e. V.)Die GSV-Publikation wurde als Ergänzung zum DBV-Merkblatt Sicht-beton erarbeitet.Sie enthält Empfehlungen zur Planung, zur Ausschreibung und zum Einsatz von Schalungssystemen zur Herstellung von Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen gemäß aktuellem Stand der Technik.

Inhalt ■ Grundlagen der Planung/Überwa-chung und der Umwelt. ■ Merkmale von Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen als Abbild der verwendeten Schalung ■ Nichterfüllbare Forderungen. ■ Normative Regelungen und Definitio-nen des Begriffes „Sichtbeton“.

2.3.4 ZTV – Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen

Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat die ZTV-ING. „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten“ verbindlich eingeführt. Die bisherige ZTV-K (Kunstbauten) ist in die ZTV-ING. eingearbeitet.

Im Teil 3 Massivbau, Abschnitt 2 Bauausführung, ist zur Schalung Folgendes enthalten:

4.3 Schalungen4.3.1 Allgemeine Anforderungen(1) Die Anordnung der Schalung

muss den ordnungsgemäßen Ein-bau von Bewehrung und Spann-gliedern sowie das ordnungsge-mäße Verdichten des Betons ermöglichen.

(2) Die Schalung muss so beschaf-fen sein, dass der Beton beim Ausschalen weder erschüttert noch beschädigt wird.

(3) Es wird Schalung aus Holz, Stahl sowie aus Tafeln, die gegebenen-falls mit Kunststoff beschichtet sind, zugelassen. Die Verwen-dung von Schalung aus anderem Material (z. B. Hartfaserplatten, Wellblechtafeln, Streckmetall, Stahlbetonplatten) ist nicht zuge-lassen.

(4) Betonkanten sind durch Dreikant-leisten zu brechen.

(5) Eine Verankerung der Schalung mit Rödeldraht ist nicht zugelassen. Schalungsanker, die durchgehende Hohlräume hinterlassen, dürfen bei drückendem Wasser nicht verwen-det werden. Verankerungslöcher sind sorgfältig mit Feinbeton im passenden Farbton sauber begrenzt oder mit vertieft eingeklebten zementgebundenen Stopfen was-serundurchlässig zu schließen. Die vorgesehene Ausführung ist mit dem Auftraggeber abzustimmen.

(6) Verbleibende Ankerteile müssen mindestens 4 cm unter der Beton-oberfläche in kegelförmigen Aus-sparungen enden. Abstandshalter aus Holz sind nicht zugelassen.

(7) Vor dem Betonieren sind die Scha-lung und ihre Verankerung vom Auf-tragnehmer auf ihre Funktionsfähig-keit zu kontrollieren. Während des Betonierens sind sie ständig zu be-obachten, damit bei einem etwai-gen Nachgeben sofort Gegenmaß-nahmen getroffen werden können.

4.3.2 Schalungen für sichtbar bleibende Betonflächen(1) Bei besonderen Anforderungen an

die Gestaltung sind die Anordnung und Ausbildung der Schalung an Sichtflächen (z. B. Richtung der Schalbretter, Stöße, Stoßdichtungen, Schalungsklappen und -öffnungen) schematisch darzustellen. Die Erstellung des Planes ist in diesen Fällen in der Leistungsbeschrei-bung vorzusehen.

(2) Die Schalung ist bis 30 cm unter Geländeoberkante herzustellen.

(3) An sichtbar bleibenden Betonflächen sind Anker nach einem regelmäßigen Raster anzuordnen. Ihre Anzahl ist durch geeignete Ausbildung der Schalung möglichst zu beschränken.

(4) Verleimtes Holz ist bei Brettscha-lung nicht zugelassen.

(5) Bei einer Brettschalung sind scharf-kantige, unbeschädigte, mindes-tens 8 cm und höchstens 12 cm breite Bretter zu verwenden. Unge-hobelte Bretter müssen mindes-tens 24 mm, gehobelte mindestens 22 mm dick sein. Rundungen sind mit Riemchen zu schalen. Brettstö-ße sind gegeneinander zu verset-zen.

(6) Tafelschalung muss in dem Raster ihrer Stöße der Bauwerksform angepasst und gegebenenfalls auch in der Neigung nachge schnitten werden. Ergänzungen der Schalung durch Brettstreifen oder Zwickel sind an Sichtflächen nicht zulässig. Als Schaltafeln dürfen nur gleich-artige dünne Platten als Auflage auf einer steifen Unterschalung verwendet werden.

(7) In Gesimsen sind Verankerungslö-cher nicht zugelassen. Für Gesims-flächen ist Schalung ohne Längs-fuge zu verwenden.

Page 20: Praxishandbuch Sichtbeton

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3 Sichtbeton – Ausschreibung, Vergabe und Realisierung

3.1 Aufgabenstellung in der Ausschreibung

Grundvoraussetzungen für die Er füllung der Vor stellungen des Bauherren und der Architekten an die Sichtbetonfläche sind:

■ eine klare Aufgabenstellung, ■ ein Ausführungsangebot, das die Aufgabenstellung erfüllt, ■ eine Ausführungsplanung, die die Erfüllung der Aufgabenstellung ermöglicht.

Dies erscheint logisch, ist aber, wie die Praxis zeigt, überaus schwierig. In den nachfolgenden Ausführungen wird die Problematik dargestellt und mögliche Lösungswege werden aufgezeigt.

In der VOB Teil A, § 9 Beschreibung der Leistung, Allgemeines, wird gefordert:

„(1) Die Leistung ist eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben, dass alle Bewerber die Beschrei-bung im gleichen Sinne verste-hen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können.

(2) Dem Auftragnehmer darf kein ungewöhnliches Wagnis aufge-bürdet werden für Umstände und Ereignisse, auf die er keinen Einfluss hat und deren Entwick-lung auf die Preise und Fristen er nicht im Voraus abschätzen kann.

(3.1) Um eine einwandfreie Preiser-mittlung zu ermöglichen, sind alle sie beeinflussenden Umstände festzustellen und in den Verdin-gungsunterlagen anzugeben.

(3.2) Erforderlichenfalls sind auch der Zweck und die vor gesehene Beanspruchung der fertigen Leistung anzugeben.“

In der VOB Teil C, DIN 18331:2016-09 (Ausgabedatum 2016-09), ist fest-gelegt:

„0.2 Angaben zur Ausführung.0.2.4 Bei sichtbar bleibenden Beton-flächen u. a.

■ Klassifizierung der Ansichtsflächen, ■ Oberflächentextur, erforderlichenfalls Beschreibung des Schalungs- und Schalhautsystems, Oberflächenaus-bildung nicht geschalter Teilflächen, ■ Farbtönung, ■ Flächengliederung, ■ Ausbildung von Fugen, Kanten, Ankern und Ankerlöchern sowie Schalungsstößen, ■ Anzahl der Erprobungsflächen, Auswahl der Referenz fläche.“

In der DIN 1045-3, Berichtigung 1:2013-07, Ausgabedatum 07/2013 wird in Abschnitt 4.2.4 Baube-schreibung ausführlich auf Sicht-beton eingegangen:

„(1) Angaben, die für die Bauausfüh-rung oder für die Prüfung der Zeichnungen oder der statischen Berechnung notwendig sind, die aber aus den Unterlagen nach 4.2.2 und 4.2.3 nicht ohne Weite-res entnommen werden können, müssen in einer Baubeschrei-bung enthalten und erläutert sein. Dazu gehören auch die erforder-lichen Angaben für Beton mit gestalteten Ansichtsflächen.“

Page 21: Praxishandbuch Sichtbeton

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Diese Grundsätze sollten nicht nur bei Ausschreibungen und Vergaben nach VOB, sondern grundsätzlich befolgt werden. Nur wenn der Auftragnehmer weiß, was der Auftraggeber erwartet, kann er die notwendige Leistung anbie-ten und der Auftraggeber diese auch einfordern.

Aus [1]: „Die für die Ausführung nötigen Unterlagen sind dem Auftragnehmer zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört die Präzisierung des an die Ansichtsflä-che gestellten Bauwunsches ... Ohne nähere Vorgabe für die Sichtbetonquali-tät hat die Bauherrenseite ihre Bauher-renaufgabe nicht erfüllt. Der Unterneh-mer ist behindert. Der Unternehmer muss den Besteller vor der Ausführung zur Abklärung anhalten.“

Eine verbindliche Definition im techni-schen (z. B. in den DIN-Normen) oder rechtlichen Sinne, durch die der Leistungs umfang eines in Sichtbeton zu erstellenden Bauwerks oder Bauteils näher bestimmt wird, gibt es nicht. Dies ist ein Grund, warum es zwischen Vertragspartnern zu Differenzen kommt, ob der Auftragnehmer seinen vertraglichen Verpflichtungen bei der Erstellung eines Bau werkes/Bauteils aus Sichtbeton nachgekommen ist.

Aus [1]: „Weil der Sichtbeton mit Gestaltung zu tun hat, ist der planende Architekt gefordert, das Leistungs-paket zu schnüren, dessen Einhaltung ein bestimmtes Aussehen garantieren soll. Denn wie Sichtbeton auszusehen hat, muss festgelegt werden. Der Be-griff Sichtbeton, ist im Wesentlichen inhaltsleer.“

Dem ausschreibenden Architek-ten stehen 3 Ausschreibungs-varianten zur Verfügung:

■ Variante 1: Zielvorgabe ■ Variante 2: Wegvorgabe ■ Variante 3: Weg- und Zielvorgabe kombiniert

Variante 1 Der Architekt gibt als Zielvorgabe lediglich die Anforderungen an die Ansichtsfläche (Erfolgssoll durch Anforderungskriterien) an. Dem Auf-tragnehmer sind das Wie und damit der Weg zum Ziel (nämlich der Stoff und die Arbeitsweise) überlassen.

Variante 2 Der Architekt kann eine Sichtbeton-fläche durch die Wegbeschreibung (Bausoll durch Wegvorgabe) definie-ren. Die im LV beschriebene Art und Weise der Leistung beeinflusst das Erscheinungsbild und damit die Verwendungseignung. Was für die ausgeschriebene Art typisch und kennzeichnend ist, prägt demnach die vertraglich vorausgesetzte Verwendungseignung.

Variante 3 Der Architekt kann beides miteinan-der verbinden (Ziel und Weg). Das LV enthält dann die Vorgaben des Wie (Wegvorgabe, Arbeitsbeschreibung = Bausoll) und auch eine möglichst genaue Zielvorgabe (= Erfolgssoll). Der Planer macht bei dieser Metho-de detaillierte Angaben in Schal-werksplänen zum Schalmaterial, zum Trennmittel, zur Ausbildung der Fugen, Anker usw. und verbindet damit eine näher beschriebene Zielvorgabe.

Eine solche Ziel- und Wegvorgabe versetzt den Unternehmer in den Stand, Bedenken anzumelden, wenn beides nicht vollkommen aufeinander abgestimmt ist. Diese Art der Aus-schreibung sorgt für optimale Ergeb-nisse und dafür, dass die Aufgaben-verteilung sach- und rollengemäß erfolgt – der Auftraggeber sorgt für die Planung und der Unternehmer für eine fachgerechte Ausführung.

DBV-Merkblatt Sichtbeton

Der ausschreibende Architekt ist gut beraten, wenn er seine Gestaltungsvor-stellungen in eine der 4 Sichtbetonklas-sen des Merkblattes einordnen kann (Sichtbetonklassen und zugehörige An-forderungskriterien siehe Abschnitt 2).

Page 22: Praxishandbuch Sichtbeton

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3 Sichtbeton – Ausschreibung, Vergabe und Realisierung

3.2 Analyse der Ausschreibung

Liegt eine Ausschreibung für ein Sicht-betonbauteil oder -bauwerk zur Ange-botsbearbeitung vor, ist als 1. Schritt eine Analyse der Ausschreibung drin-gend erforderlich. Es ist zu prüfen, ob alle notwendigen Unterlagen mit den Anforderungen an die jeweilige Aufga-be, hier „Betonflächen mit besonderen Anforderungen“, übergeben bzw. zur Kenntnis gegeben werden. Dies können u. a. sein:

■ Allgemeine Technische Vorbemer-kungen ■ Leistungsbeschreibung / Leistungs-verzeichnis ■ Zeichnungen ■ Hinweise auf DIN-Vorschriften ■ Hinweise auf Anforderungen aus Merkblättern (Merkblätter gehören nicht zu den anerkannten Regeln der Technik. In den Ausschreibungs-unterlagen ist deshalb nachvoll-ziehbar zu beschreiben, welche Anforderungen angesprochen sind. Ein allgemeiner Bezug auf die Merk-blätter ist nicht aussagefähig.)

Liegt die Aufgabenstellung komplett vor, ist diese zu analysieren. Aus den übergebenen Unterlagen sind die einzelnen Anforderungen zu erfassen und dem jeweiligen „Erfüller“ zuzu-ordnen.

Dazu gehören Anforderungen an: ■ die Schalhaut einschließlich Befestigung, ■ das Schalungssystem, ■ das Ankersystem und -raster, ■ das Trennmittel ■ die Bewehrung (Ø, Abstände, Bewehrungsführung), ■ die Einbauteile, Aussparungen, Abschalungen usw., ■ die Betonrezeptur, ■ die Betoneinbautechnologie, ■ die Betonnachbehandlung, ■ die Abnahme und Bewertung.

Ist die Erfassung der Anforderungen erfolgt, müssen diese je „Erfüller“ bezüglich der Ausführbarkeit bewertet werden als:

Normal, ohne erhöhten Aufwand erfüllbar= Forderungen können gewährleistet werden.

Durch zusätzlichen Aufwand erfüllbar = Forderungen können gewährleistet werden.

Bedingt erfüllbare Forderungen= Forderungen, die nicht gewährleistet werden können.

Wenn eine Forderung technisch nicht gewährleistet werden kann, bedeutet dies, dass unter den Ausführungsbe-dingungen, die zum Zeitpunkt des Angebotes und der Auftragsvergabe nichtvollständig bekannt sind (z. B. Wetter), Einflüsse auftreten können, die ein anderes Ergebnis bringen (= Quellverhalten des Holzes, Sonnen-einstrahlung, u. v. m.). Leider werden diese unvorhersehbaren Einflüsse in vielen Ausschreibungen ignoriert und man hofft auf den Fall, dass nur positive Einflüsse auf das Ergebnis einwirken.

Nicht erfüllbare Forderungen = Leistung grundsätzlich ablehnen.

Nichterfüllbare Forderungen sind grundsätzlich abzulehnen. Nach VOB Teil A, § 9 (2), darf einem Auftrag-nehmer kein ungewöhnliches Wagnis aufgebürdet werden.

Hinweis: [1] „Wenn die Verwirklichung einer versprochenen Leistung an den technischen Möglichkeiten scheitert, es besser als abgeliefert nicht gemacht werden kann, dann entfällt die Sach-mängelhaftung nicht. Der Vertrag ist nicht wegen Unmöglichkeit unwirk-sam. Das Versprechen der Qualität (Er-folgssoll) wird zum Parameter für die Beurteilung der Mangelfreiheit der zur Ausführung gekommenen Leistung.“

Page 23: Praxishandbuch Sichtbeton

23

„Wer nur bedingt Erfüllbares unbedingt verspricht, geht rechtlich verbindliche Versprechen ein. Er steht für das Scheitern ein, weil der Vertrag an der Stelle nicht unwirksam ist und das Sachmängelrecht des Werkvertrages nicht am Verschulden und Machbaren anknüpft, soweit die Mängelbeseitigung und die Minderung betroffen sind.“

Erfüllbare und damit gewährleistbare Forderungen gehören in den Leistungs-vertrag nach VOB Teil A, § 5 (1).

Bedingt erfüllbare und damit nichtge-währleistbare Forderungen sind mit einem Ausführungsrisiko behaftet. Um das evtl. damit verbundene Kostenrisiko nicht beim Ausführenden zu belassen, sollten diese Forderungen in einem Selbstkostenerstattungsvertrag nach VOB Teil A, § 5 (3), erfasst werden:

„(3.1) Bauleistungen größeren Umfan-ges dürfen ausnahmsweise nach Selbstkosten vergeben werden, wenn sie vor der Vergabe nicht eindeutig und so erschöpfend bestimmt werden können, dass eine einwandfreie Preisermittlung möglich ist (Selbstkostenerstat-tungsvertrag).

(3.2) Bei der Vergabe ist festzulegen, wie Löhne, Stoffe, Gerätevorhal-tung und andere Kosten ein-schließlich der Gemeinkosten zu vergüten sind und der Gewinn zu bemessen ist.

(3.3) Wird während der Bauausführung eine einwandfreie Preisermittlung möglich, so soll ein Leistungsver-trag abgeschlossen werden. Wird das bereits Geleistete nicht in den Leistungsvertrag einbezogen, so ist auf klare Leistungsabgrenzung zu achten.“

Page 24: Praxishandbuch Sichtbeton

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3 Sichtbeton – Ausschreibung, Vergabe und Realisierung

3.2 Analyse der Ausschreibung

Beispiele von Ausschreibungstexten mit Forderungen, die nichtgewährleistbar bzw. nichtausführbar sind:

Beispieltext Bewertung Begründung

„Schalung aus neuen furnierverleimten Schaltafeln aus harzbeschichtetem Filmsperrholz, Mindeststärke 18 mm, ohne Stahlkantenschutz für ein vollkommen ebenes, mattes und strukturloses Betonbild.“

nichtausführ-bar, deshalb ablehnen

Schalhaut biegt sich durch;Schalhauttoleranzen aus, DIN 68792:2016-08, Ausgabedatum 2016-08 beachten, strukturloses Betonbild = Widerspruch zu mattem Betonbild = saugende Filmbeschichtung

„Schalungsstoß:Zwischen den Schaltafeln ist ein Neoprenstreifen einzulegen. Dieser ist auf 3 mm Breite zu komprimieren und soll bündig mit der Tafel abschließen. Das Ergebnis ist ein 3 mm breiter rauer Streifen auf der Oberfläche.“

nichtausführ-bar, deshalb ablehnen

Schalhauttoleranzen nach DIN 68792: 2016-08, Ausgabedatum 2016-08 (= ± 3 mm) lassen diese Fugengenauigkeit nicht zu.

„Wellige Schalungsplatten oder Platten mit welligen Kanten dürfen nicht verwendet werden. Je Betoniereinsatz sind neue, ungebrauchte Schalplatten zu verwenden.“

nichtgewähr-leistbar

Durch die Forderung nach neuen Platten können durch Feuchteaufnahme über die Kanten Ripplings auftreten, die bei weiteren Einsätzen wieder verschwinden.

„Das Raster der Sichtbetonflächen beträgt: max. 3,00 m x 3,00 m für Decken bzw. max. 3,00 m x 1,50 m für die Wände. Das heißt, die Schalplattengröße liegt bei 2,999 m x 2,999 m für Decken und bei 1,499 m x 2,999 m für Wände und Brüstungen. Die Fugen sind umlaufend mit Moosgummi abzudichten. Der Moosgummi ist so zu wählen und anzu-bringen, dass eine 2 mm breite und 1 mm zurückgesetzte Fuge entsteht. Das heißt, der Moosgummi muss 1 mm über der Schalhautober fläche herausschauen.“

nichtgewähr-leistbar bzw. nichtausführ-bar

Siehe vorhergehende Zeilen zu Toleranzen der Schalhaut

Page 25: Praxishandbuch Sichtbeton

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Beispieltext Bewertung Begründung

„Es werden höchste Anforderungen an die Toleranzen gestellt. Es sind mindestens die Toleranzen gem. Tabelle 3, Zeile 7, der DIN 18202:2013-04, Ausgabedatum 2013-04, bei allen Sichtbetonbauwerken einzuhalten.“

nichtgewähr-leistbar

zusätzlich gefordert:Schalhaut von hinten verschrauben= 2 Schalhäute übereinander = doppelte ToleranzDBV-Merkblatt, Tabelle 2: „Höhere Ebenheitsanforderungen, z. B. DIN 18202:2013-04, Ausgabedatum 2013-04, Tabelle 3, Zeile 7, sind technisch nicht zielsicher erfüllbar.“

„Grundsätzlich sind alle Kanten scharfkantig auszubilden."Bei Sichtbetonflächen ist zu gewährleisten:

■ Nester- und Porenfreiheit, ■ Keine Schlierenbildung, ■ Farbgleichheit, ■ Keine sichtbaren Abdrücke aus Bewehrungsabstands-haltern.

nichtgewähr-leistbar

DBV-Merkblatt, Abschnitt 5.1.2 Ausführ-barkeit: „technisch nicht oder nicht zielsicher herstellbar:ungefasste, scharfe Kanten ohne kleinere Abbrüche und Ausblutungen, porenfreie Ansichtsflächen,gleichmäßiger Farbton aller Ansichts-flächen.“

„Die Schalung ist für den Silodruck des Frischbetons aus zulegen, wobei für den Beton eine zeitliche Verzögerung der Ansteifung zu berücksichtigen ist. Diese Zeit ist in Abstimmung mit dem Statiker und dem Betontechnologen des AN festzulegen.Die Schalung von Sichtbetonflächen mit hohen Anforderun-gen ist mittels spezieller Spanngeräte auf den entsprechen-den Betonierdruck vorzuspannen. Es sind Spannprotokolle anzufertigen und der Bauleitung vor Betonierbeginn vorzulegen.“

nichtausführ-bar

Für die Schalung gilt der Frischbeton-seitendruck nach DIN 18218:2010-01, Ausgabe datum 2010-01. Silodruck kommt bei Frischbeton nicht vor.

Das Vorspannen der Schalungsanker erfordert entsprechende Drucksteifen in der Schalung, die die Vorspannkräfte bis zum wirkenden Betondruck aufnehmen. Der Betondruck kann nicht genau ermittelt werden.

„Sämtliche Baumaße sind auf ± 3 mm genau herzustellen, Maßungenauigkeiten werden auf Kosten des Auftragneh-mers beseitigt.“

nichtausführ-bar

Bei einer Gebäudelänge von ca. 67 m wird die Toleranz ± 3 mm schon vom Mess mittel benötigt.

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540

575

1175

330

0

575

1650

575

575

270

0

120

0

325

25

2525

600

540

2400 1200 900

25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25

720 720 600 300

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4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

Im modernen Betonbau werden vorrangig Systemschalungen bzw. Schalungen, die überwiegend aus Systemteilen bestehen, eingesetzt. Konventionelle Schalungen und Sonderkonstruktionen haben eine untergeordnete Rolle und kommen nur bei speziellen Schalungsaufga-ben zum Einsatz.

Schalungssysteme werden nach ihren Hauptkonstruktionsmerkmalen in zwei Hauptgruppen eingeteilt:

■ Rahmenschalungen (bei Decken-Paneelschalungen), ■ Trägerschalungen (bei Decken-Flexschalungen).

Auf eine allgemeine Darstellung dieser Schalungssysteme muss an dieser Stelle verzichtet und auf die einschlägi-ge Fachliteratur (z. B. PERI Handbuch Schalung) verwiesen werden. Nach-folgend sind am Beispiel der PERI Schalungssysteme die Auswirkungen auf die Betonoberfläche und damit auf die Sichtbetonfläche beschrieben.

RahmenschalungenDas Prinzip der Rahmenschalung wird mit der PERI TRIO Rahmenschalung dargestellt. Andere Rahmenschalungs-systeme sind in ihrem Betonabdruck-bild ähnlich. Das Raster der Rahmen-tafeln und der Ankerpositionen ist zwischen den Systemen unterschied-lich. Hauptelemente sind die Rahmen-tafeln. In einem ausgesteiften Rahmen aus speziellen Metallprofilen ist die Schalhaut eingelegt. Das Rastermaß der Elementbreiten und -höhen beträgt im Allgemeinen 300 mm bzw. 250 mm.

Rahmenschalung TRIO – Elementübersicht Abdruckbild auf der Betonoberfläche

Maße in mm

Mehrzweck-element

Page 27: Praxishandbuch Sichtbeton

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Spezielle Schalungsschlösser verbin-den die Rahmenschaltafeln nach dem Prinzip „bündig-fluchtend-dicht“ mit-einander. Durch die überstehenden Randprofile der Elemente sind die Schalhautplatten kantengeschützt. Als Schalhaut kommen glatte, filmbe-schichtete nichtsaugende Schaltafeln zur Anwendung. Sperrholz dominiert als Trägermaterial. Teilweise werden Vollkunststoffplatten eingesetzt. Die Elementfugen ergeben einen für die Rahmenschalung typischen Abdruck.

Die Lage der Ankerlöcher zum Durch-führen der Schalungsanker ist in den Rahmenschaltafeln fest vorgegeben. Daraus ergibt sich ein systemspezifi-sches starres Ankerraster. Durch diese Anordnung in den Rahmentafeln wer-den nicht alle Ankerdurchführungen für die Schalungsverankerung benötigt. Sie müssen mit Kunststoffstopfen ver-schlossen werden und hinterlassen auf der Betonoberfläche einen Abdruck.

Betonwand mit PERI TRIO aus dem Mietpark geschalt, Schalhautklasse SHK 1

Abdruck der Ankerlöcher, die nicht benötigt und mit Kunststoffstopfen verschlossen sind

Rahmenabdruck der Schalelemente

Sachgemäß ausgeführte Reparaturstelle in der Schalhaut

Ankerloch unverschlossen

Detail aus Bild zuvor

Page 28: Praxishandbuch Sichtbeton

40

35 3630

24 25

18 20

WDA 5/6

WDA 5/6

WDA 5

25

24

30

36

35

40

18

20

WDA 5/6

WDA 5WDA 5

WDA 5/6 WDA 5/6

WDA 5/6

WDA 5/6

WDA 5/6

WDA 5

28

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

Die Ausbildung von Wandecken und Wandabgängen ist durch die speziellen Inneneckelemente und die Ankerdurch-führung im System konstruktiv festge-legt. Es ergibt sich ein typisches Bild der Elementfugen und Ankeranord-nung auch auf der gegenüberliegenden Betonseite.

Bei größeren Schalungshöhen werden die Rahmenschaltafeln aufgestockt angeordnet und es zeichnen sich Hori-zontalfugen analog zu den Vertikalfugen auf der Betonoberfläche ab. Durch die Standardelemente und das fest vorge-gebene Ankerraster ist die maximal zu-lässige Belastung der Schalung durch den Frischbetondruck fest vorgegeben.

Qualität der RahmenschalungenDie Rahmenschalungssysteme sind durch ihre Konstruktion sehr robust und für hohe Einsatzzahlen vorgese-hen. Sie werden von den Schalungs-anbietern in Mietparks vorgehalten. Durch den vielfachen Einsatz der einzelnen Rahmentafeln können diese einen unterschiedlichen Einsatzgrad haben und Reparaturstellen aufweisen. Die Qualität der Mietschalung wird im Merkblatt Mietschalung[1] und in den Qualitätsrichtlinien der Schalungsan-bieter geregelt. Die normal gebrauchte und sachgemäß reparierte Mietscha-lung ist nach DBV-Merkblatt Sichtbe-ton[2] in die Schalhautklasse SHK 1 bis SHK 2 einzuordnen.

[1] GSV = Güteschutzverband Betonschalungen e. V., Merkblatt 3 Mietschalung (Juni 1999)[2] DBV (Deutscher Beton- und Bautechnikverein e. V.) Merkblatt Sichtbeton (Fassung 06/2015)

Betonbild einer Wandinnenecke mit Rahmenschalung TRIO geschalt. Elemente aufgestockt (Prinziplösung Wandecke)

Wandabgang

Längenausgleich/Ausschalspiel

BFD verbindet stufenlos und überbrückt bis 10 cm Zwischenraum

BFD hält Passplattenprofil TPP

Page 29: Praxishandbuch Sichtbeton

29

Eine höhere Oberflächenqualität kann erzielt werden, wenn mit neuer Schalhaut eingeplattete Rahmen-schaltafeln zur Anwendung kommen. Dies stellt eine Zusatzleistung dar, die auch zusätzlich zu vergüten ist. Diese Schalung ist nach DBV-Merk-blatt Sichtbeton in die Schalhautklasse 2 (ev. Schalhautklasse 3) einzuordnen.

Betonwand mit PERI MAXIMO eingeschalt. Elemente mit neuer Schalhaut belegt. Sichtbetonklasse 2

Hier wurden Passflächen symmetrisch angeordnet. Die eingesetzte Schalhaut entspricht derjenigen, die auch bei den angrenzenden Rahmenschalungselementen verwendet wurde.

Page 30: Praxishandbuch Sichtbeton

Breite [cm]

240 120 90 60 45 30

30

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

270

120

9060

3033

0

Eine grundsätzlich andere Anordnung der Ankerstellen und Elementfugen ergibt sich bei der PERI MAXIMO. Die Ankerstellen sind im Innenbereich der Elemente angeordnet. Dabei sind alle Ankerstellen vertikal untereinander bzw. horizontal auf einem Niveau ange-ordnet. Es entstehen bei geschickter Elementplanung keine ungenutzten Ankerstellen. Das heißt, im Endzustand sehen alle Ankerstellen gleich aus. Ebenso verlaufen alle Elementfugen horizontal bzw. vertikal ohne Versatz.

Die Elemente können aber auch bewusst versetzt angeordnet werden. Grundsätzlich ist bei Verwendung der PERI MAXIMO für Sichtbetonober-flächen eine sorgfältige Planung erforderlich.

Rahmenschalung PERI MAXIMO – Elementübersicht und Ankerpositionen

he

[cm

]

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31

MAXIMO für hohe Sichtbetonanforderungen, SB 3

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32

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

Bei einigen Rahmenschalungssyste-men kann die Schalhaut individuell gewählt und, z. B. bei der TRIO Struk-tur, auf einer Trägerplatte aufgelegt und befestigt werden. Die Schalhaut kann entsprechend den Oberflächen-anforderungen frei gewählt werden.

Unter Beachtung der Abmessungen der vormontierten Schalungssektionen können auch die Schalhautformate frei bestimmt werden.

Die Elementfugenaus bildung und -raster werden durch die Schalhaut bestimmt. Die Schalhaut überdeckt die Rahmen-profilkanten und damit entfällt der Rah-menabdruck auf der Betonoberfläche.

Da 2 Schalhäute übereinander liegen, sind die Quellwerte (Dickentoleranz) beider Platten zu beachten. Versprünge im Stoßbereich sind nicht auszu-schließen. Schalungsplatten sind dadurch bei elementübergreifender Anordnung ungeeignet.

Haupteinsatzgebiet sind Betonflächen mit Brettern als Sichtschalung, vor-zugsweise im Brückenbau (Sichtseite TRIO Struktur mit Brettschalhaut, Rückseite normale TRIO aus dem Mietpark).

Die Befestigung der Schalhaut erfolgt i. d. R. von vorn (Betonseite), bei Schal-hautdicken ≥ 21 mm kann auch eine

Befestigung von der Rückseite erfolgen. Dies stellt einen erhöhten Arbeitsaufwand dar. Das Ankerraster der TRIO bleibt bei der TRIO Struktur erhalten, da die gleichen Rahmen-elemente verwendet werden.

Durch Einbau von Passhölzern in die Elementfugen und Ankern in diese Passhölzer kann das Ankerraster verändert werden.

MAXIMO Großelemente regelmäßig angeordnet Schalelemente liegend, um halbe Breite versetzt

Page 33: Praxishandbuch Sichtbeton

33

Wand mit TRIO Struktur ausgeführt

Page 34: Praxishandbuch Sichtbeton

34

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

Beispiele der Betonabbildung der Rahmenschalung TRIO 330 – Details

Großelement, Plattenmittelfuge mit Nietabbildung, Struktur genagelt

Inneneckelement mit Wanddickenausgleichen

Elementfuge ohne zusätzliche Abdichtung, Ankerlöcher mit Stopfen verschlossen

Detail aus Bild links. Fuge Schalhaut/Kantenwinkel am Inneneckelement

Page 35: Praxishandbuch Sichtbeton

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Elementfuge ohne zusätzliche Abdichtung, Feinstteile können auslaufen!

Gelenkecke innen mit anschließenden Stahlausgleichen

Betonabbild einer Mehrzwecktafel

Gelenkecke innen, Detail der Ecke (Scharnierausbildung)

Page 36: Praxishandbuch Sichtbeton

36

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

Detail Gelenkecke, Stahlausgleich, Normalelement; Ankerstellen mit Kunststoffstopfen verschlossen

Stirnabschalung in die Rahmenschalung eingesetzt, Kanten mit Dreikantleisten (Holz) gebrochen

Nichtbenötigte Ankerstelle im Großelement, mit Kunststoffstopfen verschlossen

MAXIMO Ankerstelle mit Faserzementstopfen verschlossen

Page 37: Praxishandbuch Sichtbeton

240

0

480

1184

2992

480

1776

3584

480

1184

4176

480

1184

4768

480

1184

5360

480

1184

5952

480

1184

1184

1184

1184

1184

1184

1184

1184

1184

1184

1184

1184

d1

d 2d 2

d1

x1

SE

12

5

SE 187,5

x1

625 625

625625

625625

1250

625 625 750

750

SE 125

625 625 625

1875

SE 187,5

625 1250 625

2500

SE 250

max. 0,84 m

max. 1,48 m

37

Trägerschalungen

Das Prinzip der Trägerschalung wird am Beispiel der PERI VARIO zugfest dargestellt. Andere Trägerschalungs-systeme sind in ihrem Betonabdruck ähnlich. Das Raster der Standardsektio-nen und der Schalungsanker kann un-terschiedlich sein. Die Schalsektionen (= vorgefertigte Schalelemente beste-hend aus Schalhaut, Längsträger und Riegellage) können als:

Standardsektion = vorgefertigte und im Mietpark vorzuhaltende Sektionen mit festgelegten Elementgrößen, teilweise mit einer Schalhaut für untergeordnete Anforderungen, und als Trägerplatte für eine Sichtbetonschalhaut ausgestattet.

Aus dem Bild ist ersichtlich, dass für den Einsatz von Standardelementen ein festgelegtes Element- und Anker-raster im System vorliegt. Für Wandecken und Wandabgänge gibt es ebenfalls Standardlösungen, die zu beachten sind. Diese Standardlö-sungen gelten auch für objektbezogen gefertigte Schalelemente; dabei sind nur geringe Abweichungen möglich.

Passungen/AusschalspielMaximale Ausgleichsbreiten mit VARIO-Kupplungen VKZ

Eckausbildung

BreitenrasterVARIO Standardelemente gibt es in 3 Breiten.

Wandabgang

VARIO GT 24 Standardelemente

HöhenrasterIn 60 cm Höhenraster sind VARIO Standardelemente verfügbar.Bei größeren Höhen werden diese einfach aufgestockt.

Unterstock-element ohne obere Abdeckung

max. 0,36 m

Page 38: Praxishandbuch Sichtbeton

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4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

VARIO GT 24 – Objektbezogene Schalung

Objektbezogene Schalungssektionen = wie vor, aber die Schalsektionen werden entsprechend den speziellen Anfor-derungen projektiert und gefertigt. Dabei sind die Schalhaut (Typ, Größe, Befestigung), Träger- und Riegellage (Abstände) sowie das Ankerraster unter Beachtung der Systemgrund-sätze frei wählbar. Die Belastbarkeit der Schalung kann durch die Träger-, Riegel- und Ankerabstände variiert werden.

VARIO – zugfest, objektbezogen gefertigte Elemente, zweifach aufgestockt

VARIO – zugfest, Elemente objektbezogen gefertigt

Ein Versatz der Elemente am Stoß bis 5 mm kann durch die Kupplung VKS eliminiert werden.

Element 1

Zug- und Druckkeil vor dem Ausrichten lösen

Element 2

max. 5 mm Elementversatz

Page 39: Praxishandbuch Sichtbeton

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Gekrümmte Wände können mit Systemschalungen hergestellt werden.

Rahmenschalung als Vieleck mit Trapezleisten in den Fugen

Gegenüber der TRIO hat der Einsatz der MAXIMO den Vor-teil, dass nicht durch die eingelegten Trapezleisten geankert werden muss. Dadurch können die Trapezleisten bei Bedarf sehr schmal ausgeführt werden und müssen nicht gebohrt werden.

Runde Behälterwände mit TRIO Elementen und in den Fugen eingelegten Trapezleisten geschalt.

Runde Wand mit MAXIMO Elementen und in den Fugen eingelegten Trapezleisten geschalt.

Page 40: Praxishandbuch Sichtbeton

40

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.1 Wandschalungen

Trägerschalung mit einstellbaren Biegeradien

Bei dieser Schalung handelt es sich um eine Trägerschalung, bei der die Riegel-lage durch Stellspindeln in der Länge veränderlich ist und damit eine konkave oder konvexe Krümmung erreicht wer-den kann. In Abhängigkeit von der Schalhaut sind Biegeradien ≥ 1,00 m möglich. Die Elemente werden als Mietschalung vorgehalten. Für die erreichbare Beton-oberflächenqualität gilt das für Rahmen-schalungen aus dem Mietpark Gesagte. Das heißt, die Schalung ist in die Schal-hautklasse 1 bis 2 einzuordnen.

Sichtbetonwand mit RUNDFLEX geschalt

Page 41: Praxishandbuch Sichtbeton

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Ist die Variante mit einer System-Trä-gerschalung nicht ausreichend, ist eine Sonderschalung zu konzipieren. Werden höhere Anforderungen ge-stellt, wird mit einer Trägerschalung (z. B. PERI VARIO zugfest) gearbeitet. Auf den Trägerrost werden objektbezo-gen zugeschnittene Segmentdielen be-festigt und darauf die Schalhaut fixiert. Die Schalhaut ist in Typ und Format frei wählbar. Entsprechend dem Biegeradi-us, der Plattenfeuchte und der Tragrich-tung ist die Platten dicke auszuwählen. Bedingt durch die Biegung der Platten ist eine Befestigung der Schalhaut nur von der Betonseite aus möglich. Eine Befestigung von der Rückseite ist nur nach Abstimmung mit dem Schalungs-anbieter möglich, jedoch durch die ge-ringe Verankerungstiefe in der Schal-haut problematisch.

Treppenhauswände, Grundriss mit veränderlichen Radien. Mit VARIO Elementen geschalt und aufgedoppelten Profilhölzern

Page 42: Praxishandbuch Sichtbeton

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4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.2 Säulenschalungen

Säulenschalungen können nach folgenden Merkmalen eingeordnet werden:

■ Rahmenschalungen ■ Trägerschalungen ■ Stahlschalungen

Abhängig vom Konstruktionsprinzip können unterschiedliche Betonoberflä-chenqualitäten erzielt werden. Die er-reichbare Qualität ist vom Schalungstyp abhängig und wird nachfolgend an den PERI Säulenschalungen dargestellt.

TRIO Säulenschalung

Es können Säulenquerschnitte bis 75 cm x 75 cm im 5-cm-Raster her-gestellt werden. Die Rahmentafelele-mente mit 90 cm Breite sind speziell für den Einsatz als Säulenschalung konstruiert und mit Lochreihen für die Eckverbindung ausgestattet. Diese Lochreihen zeichnen sich auf der Be-tonfläche ab. Die Rahmentafeln wer-den im Windflügelverband gestellt. Die erforderliche Schalungshöhe wird durch die Kombination der Element-höhen 2,70 m, 1,20m, 0,60 m erreicht. Bei der Aufstockung bilden sich die horizontalen Fugen, wie die Element-fugen bei der TRIO Rahmenschalung, ab.

Die Ecken werden durch eine spezielle aufgesteckte Kunststoff-Dreikantleiste ausgebildet und abgedichtet. Eine scharfkantige Eckausbildung ist auch bei zusätzlicher Fugenabdichtung nur bedingt möglich.

Die Rahmenschaltafeln sind standard-mäßig mit einer nichtsaugenden, filmbeschichteten Mehrschichtplatte belegt. Sie werden im Mietpark ent-sprechend den Qualitätsrichtlinien Mietschalung vorgehalten. Die Scha-lung ist in die Schalhautklasse SHK 1 einzuordnen.

QUATTRO Säulenschalung

Es können Säulenquerschnitte bis 60 cm x 60 cm im 5-cm-Raster herge-stellt werden. Die Rahmenschaltafeln werden im Windflügelverband gestellt und außerhalb der Schalhauttafeln miteinander verbunden. Die Schalungs-höhe ist mit 4,00 m (bei 80 kN/m² Betondruck) begrenzt und wird durch die Kombination der Elementhöhen 3,50 m, 2,75 m, 1,25 m, 0,50 m erreicht. Die Schalhaut, eine Vollkunst-stoffplatte, ist rückseitig auf die Rah-men verschraubt.

Bei der Aufstockung bilden sich die horizontalen Schalhautstöße ab. Die Ecken sollten mit einer Kunststoff-Dreikantleiste ausgebildet werden. Ohne Dreikantleiste ist bei Einlage eines zusätzlichen Dichtungsbandes (Moosgummi), eine saubere, scharf-kantige Ausbildung möglich.

Die Schalung wird im Mietpark ent-sprechend den Qualitätsrichtlinien Miet schalung vorgehalten. Sie ist in die Schalhautklasse SHK 2 einzuordnen.

Säule mit TRIO Säulenschalung geschalt

Säule mit QUATTRO geschalt, Schalung zweimal aufgestockt

Rahmenschalungstypen

Page 43: Praxishandbuch Sichtbeton

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RAPID Säulenschalung

Es können Säulenquerschnitte von 20 cm x 20 cm bis 60 cm x 60 cm und mit zusätzlich Schalungsankern von 85 cm x 85 cm bis 130 cm x 130 cm mit beliebigem Rechteckquerschnitt hergestellt werden.Die Schalhaut (21 mm dick) ist entspre-chend den Oberflächenanforderungen frei wählbar, wird nach dem Säulen-querschnitt objektbezogen zugeschnit-ten und in die Rahmentafeln über Dreikantleisten eingeklemmt.

Die Betonoberfläche wird ausschließ-lich durch die Schalhaut beeinflusst. Bei der Verwendung von 30 mm dicker Schalhaut ist eine scharfkantige Scha-lungsausbildung möglich. Der maximal mögliche Säulenquer-schnitt beträgt dann 58 cm x 58 cm.

Da die Schalhaut objektbezogen bereitgestellt werden muss, kann die Schalung bis zur Schalhautklasse SHK 3 eingeordnet werden.

Eckdetail: RAPID Säulenschalung mit Schal-haut 21 mm dick und Dreikantleiste

Säule mit RAPID Säulenschalung geschalt, Kanten mit Dreikantleisten gebrochen

Eckdetail: RAPID Säulenschalung mit Schal-haut 30 mm dick, ohne Dreikant-leiste, für scharfkantige Säulen.

Säule mit RAPID Säulenschalung geschalt. Variante scharfkantig, ohne Dreikantleisten

Page 44: Praxishandbuch Sichtbeton

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4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.2 Säulenschalungen

Trägerschalungen

VARIO GT 24 Säule

Die Schalung wird objektbezogen aus Schalhaut, Schalungsträgern und Säu-lenstahlriegeln geplant und montiert. Damit kann die Schalung, wie bei der Trägerwandschalung, den Oberflächen-anforderungen angepasst werden. Eine Befestigung der Schalhaut von der Rückseite ist als Zusatzleistung mög-lich. Das Betonbild wird ausschließlich durch die gewählte Schalhaut und deren Befestigung auf der Trägerlage bestimmt. Bei größeren Säulenquer-schnitten können zusätzliche Scha-lungsanker durch die Säule erforderlich werden. Die Eckausbildung erfolgt mit Dreikantleisten. Mit dem Einsatz von zusätzlichen Dichtungsbändern (Moosgummi) ist eine scharfkantige Schalungsausbildung möglich.

Da die Schalhaut objektbezogen bereit-gestellt und montiert wird, kann die Schalung bis in die Schalhautklasse SHK 3 eingeordnet werden.

Säule mit VARIO Säulenschalung hergestellt

Page 45: Praxishandbuch Sichtbeton

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Rundsäulenschalungen

PERI GRV Gelenkriegelschalung für runde Säulen

Eine Sonderform der Trägerschalung ist die Gelenkriegelschalung. Die Gelenkriegel umschließen als Vieleck die Säule und nehmen dabei den Frischbetondruck über Ringzugkräfte auf. Die Schalung wird objektbezogen geplant und gefertigt. Dabei kann die Schalhaut entsprechend den Ober-flächen anforderungen ausgewählt werden. Durch die Krümmung wird die Schalhaut ausschließlich von der Betonseite auf die Trägerlage befestigt. Beim Einsatz von Einzelbrettern als Schalhaut werden auf die vertikalen Schalungsträger Segmentdielen zur Erzielung der geforderten Rundung aufgebracht.

Die Schalung kann bis in die Schalhaut-klasse SHK 3 eingeordnet werden.

Säule mit Gelenkriegelschalung hergestellt

Page 46: Praxishandbuch Sichtbeton

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4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.2 Säulenschalungen

Stahl-Rundsäulenschalung

Spezialschalung für runde Säulen mit festen Durchmessern (Ø von 25 cm bis 120 cm im 5-cm-Raster).

2 Halbschalen mit pulverbeschichteter Blechschalhaut und Elementlängen von 3,00 m, 2,40 m, 1,20 m, 0,30 m sind verfügbar. Aus diesen Elementen kann die erforderliche Schalungshöhe zu-sammengestellt werden.

Die Elementlängs- und -querfugen zeichnen sich auf der Betonoberfläche als schmaler Grat ab.

Die Schalung ist bis einem Durchmes-ser von 70 cm als Mietschalung verfüg-bar und kann in die Schalhautklasse SHK 1 und SHK 2 eingeordnet werden.

Schalungsrohre (Einwegschalung)

Für runde wie auch eckige Säulen gibt es sogenannte Schalungsrohre. Diese werden aus speziellem Papier und Folien gewickelt. Für nichtrunde Säulenquerschnitte können zusätzlich druckfeste Schaumstoffeinlagen ein gesetzt werden. Sie sind für den einmaligen Einsatz bestimmt. Durch die Beschichtung ist die Schalung gegenüber der Betonoberfläche nichtsaugend. Die Wicklung zeichnet sich durch eine spiralförmige Linie auf der Betonoberfläche leicht ab.

Eine abdruckfreie Oberfläche kann durch einen zusätzlich eingelegten Kunststoffschlauch erreicht werden. Verfügbare Durchmesser und Quer-schnitte sowie spezielle Anwendungs-hinweise sind den Angaben der einzelnen Anbieter zu entnehmen.

Die Schalungen können je nach Aus-führung in die Schalhautklasse SHK 2 und SHK 3 eingeordnet werden.

Säule mit VARIO Säulenschalung hergestellt

Säule mit Schalungsrohr hergestellt

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230

7573

678

736

78

7575

225

75

150 150

47

4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.3 Deckenschalung

Deckenschalungen werden wie die Wandschalungen nach dem Konstruktions prinzip eingeteilt in:

■ Paneeldeckenschalungen ■ Trägerdeckenschalungen (Flexdecken) ■ Großflächenschalungen (Deckentische)

Die im Einzelnen erreichbare Beton oberflächenqualität ist vom Schalungstyp abhängig und wird nachfolgend an den PERI Decken-schalsystemen dargestellt werden.

Paneel Deckenschalung SKYDECK

Paneele (analog den Rahmentafeln bei Wandschalungen) werden auf spezielle Träger aufgelegt und hinterlassen auf der Betonoberfläche einen typischen Rahmenabdruck wie bei der Rahmen-schalung im Wandbereich. Das Raster wird von der Paneelgröße bestimmt und ist bei den auf dem Markt befind-lichen Systemen unterschiedlich. Bei SKYDECK kommen folgende Paneele zum Einsatz:

Grundelemente150 cm x 75 cm 75 cm x 75 cm

Ausgleichselemente150 cm x 50 cm 75 cm x 50 cm150 cm x 37,5 cm 75 cm x 37,5 cm

Mit den Ausgleichselementen werden Passungen im Randbereich, an Stör-stellen (z. B. Stützen) usw. reduziert. Verbleibende Restmaße und Ausschal-streifen werden durch zugeschnittene Schalhautstreifen geschalt. Die Anord-nung und Ausbildung der Passungen sind objekt bezogen zu planen.

Das Grundraster der SKYDECK wird konstruktionsbedingt über die gesamte Schalfläche konsequent eingehalten und beträgt:

■ beim Fallkopfsystem 150 cm x 230 cm, ■ beim Stützkopfsystem 150 cm x 225 cm.

Fugenraster SKYDECK. Als Fallkopfsystem (links) und Stützkopfsystem (rechts).Die Nieten der Schalhautbefestigung zeichnen sich zusätzlich an der Deckenuntersicht ab.

Abdeckleiste

Grundraster SKYDECK Fallkopf 150 cm x 230 cm

Grundraster SKYDECK Stützkopf 150 cm x 225 cm

Page 48: Praxishandbuch Sichtbeton

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4 Sichtbeton-Schalungen (Systemschalungen)4.3 Deckenschalung

Die Schalungen werden im Mietpark entsprechend den Qualitätsrichtlinien Mietschalung vorgehalten. Sie sind in den Schalhautklassen SHK 1 und SHK 2, bei neuer Schalhaut in die SHK 2 und SHK 3 einzuordnen. Hierbei ist der typische Rahmenabdruck der Paneele auf der Betonoberfläche zu beachten.

Flexsystem PERI MULTIFLEX

Auf einen Trägerrost aus speziellen Schalungsträgern wird die individuell wählbare Schalhaut aufgelegt (bei Windangriff durch Nägel fixiert). Für geringe Oberflächenanforderungen können teilweise in Mietparks vor-gehaltene Schaltafeln der Formate 50 cm x 150 cm, 50 cm x 200 cm, 50 cm x 250 cm, 62,5 x 250 cm auf-gelegt werden.

Bei höheren Anforderungen ist die Schalhaut objektbezogen auszuwählen. Vorzugsgröße ist das Standardmaß 125 cm x 250 cm und 62,5 cm x 250 cm bei einer Plattendicke von 21 mm. Größere Plattenformate sollten mög-lichst vermieden werden, da diese beim Ausschalen per Hand problema-tisch sind und leicht an den Kanten beschädigt werden.

Für das Bild der geschalten Beton-fläche ist ausschließlich die Schalhaut maßgebend. Davon abhängig kann die Schalung bis in die Schalhautklasse SHK 3 eingeordnet werden.

Deckenuntersicht, geschalt mit SKYDECK Fallkopf. Raster 1,50 x 2,30 m

Page 49: Praxishandbuch Sichtbeton

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Deckentische

Tischmodule

Eine Sonderstellung hinsichtlich Ele-ment- und Schalhautraster haben die Deckenschaltische (= vorgefertigte Ein-heiten analog den Schalungsein heiten der Trägerwandschalung). Bei den Deckentischmodulen handelt es sich um vorgefertigte Schalungseinheiten in einem festgelegten Raster (PERI Module: 200/215 x 400 cm, 200/215 x 500 cm, 250/265 x 400 cm, 250/265 x 500 cm) und mit Schalhaut (filmbeschichtete Schalungsplatte) be-legt. Die Schalhaut ist von der Beton-seite geschraubt.

Die Deckentischmodule sind eine Standardschalung, die im Mietpark vorgehalten wird. Sie ist nach den Qualitätsrichtlinien für Mietschalung zu bewerten. Die Tischmodule sind in die Schalhautklasse SHK 1 und SHK 2 einzuordnen. Wird neue Schalhaut ver-einbart (Zusatzleistung) ist die SHK 3 möglich. Beim Einsatz der Decken-tische sind die notwendigen Passberei-che zwischen den Tischen besonders zu beachten, zu planen und mit dem Architekten abzustimmen.

Maßtische

Bei entsprechenden Objekten können auch maßgefertigte Tische eingesetzt werden. Bei diesen sind die Abmes-sungen sowie die Schalhaut (Typ, Größe, Befestigung) im Rahmen der Systemgrenzen frei wählbar. Eine objektgenaue Planung des Tisch-, Schalhaut- und Passungsrasters ist be-sonders bei Sichtbetonanforderungen unerlässlich. Grundsätzlich sind beim Einsatz von Deckentischen Ausschal-streifen vorzusehen, die die Optik der Deckenuntersicht beeinträchtigen können. Sie sind mit dem Architekten abzustimmen.

Maßtische können bis in die Schalhaut-klasse SHK 3 eingeordnet werden.

Deckenuntersicht, geschalt mit Tischmodulen aus dem Mietpark

Page 50: Praxishandbuch Sichtbeton

50

5 Schalhaut5.1 Vorbemerkungen

Durch die Auswahl der Schalhaut ist eine große Anzahl an Gestaltungs-möglichkeiten für die Betonoberflä-chenstruktur möglich.

Dabei bestimmt – unabhängig von einer späteren Bearbeitung oder Behandlung – die Schalhaut den Oberflächen charakter des Betons.

Der Ausschreibende muss die Schal-haut mit den Material eigenschaften, den Beschichtungen und der Verarbei-tung sowie im Zusammenwirken mit dem Trennmittel und dem Frischbeton genau kennen und planungstechnisch berücksichtigen.

Die Leistungsbeschreibung der Beton-oberfläche muss so eindeutig sein, dass der Auftragnehmer bei der Wahl der Schalhaut alle materialbezogenen und anwendungstechnischen Gesichts-punkte risikofrei berücksichtigen kann. Er muss die Machbarkeit beurteilen können und auf zu erwartende Toleran-zen bzw. Ergebnisschwankungen hin-weisen.

4 Wirkungskomplexe bei der Schalhaut haben Einfluss auf die Betonoberfläche

■ Saugfähigkeit der Schalhaut Betonoberfläche hell/dunkel

■ Oberflächentextur (Struktur) Betonoberflächentextur

■ Schalhautfuge Rasterung der Betonoberfläche

■ Befestigung der Schalhaut Abbild auf der Betonoberfläche

HinweisDie Verträglichkeit der eingesetzten Betonrezeptur mit der Schalhautober-fläche und dem Trennmittel ist vom Anwender zu prüfen und möglichst vor dem Einsatz zu erproben.

Page 51: Praxishandbuch Sichtbeton

51

Saugende Schalhautoberfläche Nichtsaugende Schalhautoberfläche

dunklere Betonoberfläche hellere Betonoberfläche

niedrigerer w/z-Wert der Betonrandzone höherer w/z-Wert der Betonrandzone

geringere Anzahl Luft- und Wasserporen auf der Oberfläche

höhere Anzahl Luft- und Wasserporen auf der Oberfläche

etwas höhere Neigung zum Abmehlen/Absanden der Betonoberfläche

geringere Neigung zum Abmehlen/Absanden der Betonoberfläche

Grautonschattierungen durch Saugunterschiede in der Schalhautoberfläche

geringere Neigung zu Grautonunterschieden, jedoch stärkere Neigung zu Zement- und Feinstteilanreicherungen, Wolkenbildung

Saugen = schnellere Feuchteaufnahme und -abgabe und damit stärkeres Quell- und Schwindverhalten der Schalhaut

geringeres Quell- und Schwindverhalten

5 Schalhaut5.2 Eigenschaften der Schalhautoberfläche

Saugverhalten

Die Schalhautoberfläche kann saugend bis nicht saugend sein. Das heißt, der Betonrandzone werden beim Betonie-ren unterschiedliche Mengen Wasser entzogen. Durch den Entzug von An-machwasser wird der w/z-Wert des Betons in der Rand zone abgesenkt. Wenn der Beton mittels Rüttler ver-dichtet wird, wandern Feinstteile und Wasser zur Schalungsoberfläche.

Der w/z-Wert wird in dieser Beton-randzone dadurch erhöht. Mittels einer saugenden Schalhaut kann der w/z-Wert wieder etwas abgesenkt werden. Der Beton hat dadurch in der Randzone ein verbessertes Gefüge. Weitere Hinweise zur Betonrandzone siehe.[1]

[1] DBV-Sachstandsbericht Betonoberfläche – Betonrandzone 11/96

Tabelle 5.1 Einfluss des Saugver haltens auf die Beton oberfläche der Schalhautoberfläche

Page 52: Praxishandbuch Sichtbeton

52

5 Schalhaut5.2 Eigenschaften der Schalhautoberfläche

Eine allgemeine stets gültige Aussage über die Saugfähigkeit ( hier Wasser-aufnahme aus dem Beton) ist nicht möglich, da dies von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie:

■ Eigenfeuchte des Holzes bzw. der Holzplatten, Beachtung der Zwi-schentrocknung vor Folgeeinsätzen.

■ Oberflächenverschluss durch Behandlung mit Zement-/Kalkmilch sowie Trennmittel. ■ Einlagerung von Feinstteilen aus der Betonoberfläche. ■ Herstellerfeuchte der Platten (5 – 9 %) angleichen auf 16 – 20 % Verarbeitungsfeuchte. ■ Beschichtung der Oberfläche (Feuch-tigkeitsdurchlass der Beschichtung).

Die wirkenden Einflussfaktoren sind nichtvollständig vorherseh- bzw. beeinflussbar, teilweise sind anwen-dungstechnische Grenzen gesetzt. Die in der nachfolgenden Tabelle ent-haltenen Aussagen sind als Orientie-rung zu werten und im konkreten Fall zu prüfen.

Saug-leistung

Schalhaut und OberflächeEinsatzhäufigkeit bei Sichtbeton

Drainvlies(für Sichtbeton nur bedingt geeignet, Gefahr der Faltenbildung)

1- bis 15-malje nach Herstellerangaben

Holzwerkstoffplatten, unbeschichtet(Spanplatten, OSB-Platten)

ca. 3- bis 5-mal

Bretter, Brettplatten, unbeschichtet, naturbelassen ca. 3-bis 5-mal (evtl. 7-mal)

3-Schichtplatten, unbeschichtet ca. 5- bis 8-mal

Sperrholzplatten, unbeschichtet ca. 5- bis 8-mal

Sperrholzplatten mit saugender Filmbeschichtung ca. 3- bis 6-mal

Papprohrschalung, imprägniert (Säulenschalung) 1-mal

Bretter und Brettplatten, beschichtet ca. 8- bis 12-mal

3-S-Platten und Sperrholz mit Melaminharzbeschichtung ca. 10- bis 15-mal

Platten (Sperrholz, Stab-, Stäbchenplatten, OSB-Holzwerkstoffplatten) filmbeschichtet(mit steigender Filmdicke Saugfähigkeit abnehmend)

je nach Oberflächen-anforderungen bis 35-mal evtl. auch mehr

Papprohrschalung mit eingelegter Folie 1-mal

Vollkunststoffplatten (Verbundkonstruktion)je nach Oberflächen-anforderungen bis ca. 50-mal

Kunststoff-Matrizen, Folien, Schläuche nach Herstellerangaben

Metallschalhaut konstruktionsabhängig

Sau

gfä

hig

keit

:

kein

ese

hr

schw

ach

schw

ach

mäß

igsa

ugen

d

anst

eig

end

Tabelle 5.2 Wassersaugverhalten der Schalhautober flächen und Circa-Einsatzhäufigkeit bei Sichtbeton

Page 53: Praxishandbuch Sichtbeton

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Oberflächentextur (-struktur, Rauigkeit der Schalhaut)

Die Oberflächentextur der Schalhaut bildet sich auf der Betonoberfläche als Negativabdruck aus. Dabei ist die Genauigkeit des Abdruckes vom Beton abhängig. Abbildungen eines selbstver-dichtenden Betons mit einem hohen Feinstanteil sind wesentlich genauer und detaillierter als bei einem Rüttel-beton mit geringeren Feinstanteilen.

Für Rüttelbeton gilt: Je glatter und nicht saugender die Oberfläche der Schalhaut, umso stärker ist die Nei-gung zu Unregelmäßigkeiten wie Farb-tonschwankungen, Wolkenbildungen, Marmorierungen.

Beschichtungen, besonders bei struk-turierten Brettoberflächen, können die Struktur gleichmäßiger machen.

Beispiele für Betonoberflächen

Deckenuntersicht geschalt mit unterschiedlichen Schalhautplatten (unterschiedliche Oberflächen-struktur, unterschiedliches Saugverhalten)

Oberflächentextur durch Brettschalung: Rüttelbeton

Oberfläche durch Brettschalung: Selbstverdichtender Beton

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5 Schalhaut5.2 Eigenschaften der Schalhautoberfläche

Schalhaut: Bretter sägerau, roh, genagelt

Schalhaut: 3-S-Platte, Oberfläche gebürstet, beschichtet, mit eingefrästen Nuten

Schalhaut: Bretter beschichtet, gehobelt, geklammert

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Schalhaut: Holzwerkstoffplatte WESTAG RS-spezial, geölt, geschraubt

Schalhaut: Sperrholz befilmt (Phenolharz) PERI Fin-Ply, Oberfläche glatt, sehr schwach saugend

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5 Schalhaut5.3 Holz als Schalhaut

Holzeigenschaften

Holz ist der ideale Werkstoff für eine Betonschalung (Schalhaut). Unbe-schichtete Holzoberflächen haben eine material bezogene Porosität und können einen Feuchtigkeitsaustausch mit der Betonoberfläche herbeiführen. Zement benötigt als hydraulisches Bindemittel im Beton im Rahmen des Abbindepro-zesses (Hydratation) Wasser. Bei der

Betonverdichtung durch Rütteln wird feuchtigkeitsgesättigter Zementleim an die Schalhautoberfläche befördert.

Bretter mit einer Eigenfeuchte von ca. 16 bis 20 % sind in der Lage, bei Be-darf Feuchtigkeit aus dem Beton aufzu-nehmen. Wenn der Beton Feuchtigkeit zur Hydratation benötigt, können die

Bretter Feuchtigkeit wieder an den Beton abgeben. Die Brettseiten sind dabei unterschiedlich. Die „rechte“ Seite ist jahresringbezogen offener und damit aktiver, als die „linke“, porengeschlossenere Seite.

Infolge jahresringbedingter intensiver Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe ergibt sich eine konvexe Wölbung im Brettquerschnitt. Dies bedeutet im Längsstoß einen Kantendruck und Fu-genverschluss gegenüber auslaufen-den Zement- und Feinstteilschlämmen. Die Betongratbildung im Stoßbereich wird wesentlich reduziert, wenn nicht sogar praktisch ausgeschlossen.

Eine fach- und materialgerecht einge-setzte Brettschalung bietet nach wie vor einen gestalterisch wirkungsvollen Sichtbeton.

Leider wird in modernen Sägewerken bei der Brettherstellung und -bearbei-tung (hobeln, schleifen, spunden) nicht mehr zwischen rechter und linker Brettseite unterschieden. Um ein über-mäßiges Verwölben des Querschnittes

zu verhindern, werden dafür teilweise auf der Brettrückseite Entspannungs-nuten eingefräst.

Für das Schalhautbrett ist eine Eigen-feuchte von ca. 16 % zum Montage-zeitpunkt günstig. Diese Holzfeuchte wird durch eine technische Trocknung erreicht. Witterungs- und ausführungs-abhängig sind die Bretter vor dem Be-tonieren evtl. zusätzlich anzunässen. Durch die Behandlung mit Trennmittel kann die Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe beeinträchtigt werden.

Holz kann unter natürlichen Klimabe-dingungen aus der umgebenen Atmo-sphäre etwa 3 – 5 ‰ Feuchte pro Tag auf nehmen oder abgeben. Die wech-selnde Eigenfeuchte des Holzes be-wirkt ein Quellen und Schwinden (= Volumenänderung) im Bereich bis

zur Fasersättigungsfeuchte. Bei Fichte/Tanne beträgt die Fasersättigungs-feuchte ca. 35 %, bei Birke ca. 29 %. Ein weiteres Ansteigen der Holzfeuch-te bzw. Abfallen bis auf diesen Wert führt zu keinen Volumen änderungen des Holzes. Durch den makroskopi-schen Aufbau des Holzes verändern sich die Dimensionen beim Quellen und Schwinden jahresringbezogen unterschiedlich:

■ in Richtung der Jahresringe (tangential) am stärksten, 0,24 %/% Feuchteänderung ■ in Richtung der Markstrahlen (radial), 0,12 %/% Feuchteänderung ■ in Richtung der Fasern (longitudinal) geringfügig, 0,01 %/% Feuchteänderung

Schnitt durch die Brettschalhaut – Einzelbretter, stumpf gestoßen

Rechte Brettseite

Linke Brettseite

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Daraus folgt, dass die Dimensions-änderungen im Brettquerschnitt gegen-über der Brettlänge von Bedeutung sind und je nach Jahresringlage 0,12 – 0,24 %/% Feuchteänderung betragen kann.

Beispiel: Bei einem 10 cm breiten Brett und 5 % Feuchte änderung sind dies 0,6 bis 1,2 mm.

Jahresringbezogener Brettverzug beim Schwinden

Dadurch ergeben sich unterschiedliche charakteristische Formänderungen der Holzquerschnitte durch Quellen und Schwinden, je nach Lage im Stamm.

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5 Schalhaut5.3 Holz als Schalhaut

Bretter sollten für die Schalhaut mit einer Eigenfeuchte von 15 – 20 % (d. h. technisch getrocknet) eingesetzt werden. Diesen Feuchtigkeitsanteil über die Nutzungsdauer des Schalbret-tes auf der Baustelle einzuhalten, ist kaum möglich. Durch die Behandlung mit Zement-/Kalkmilch oder einer Be-schichtung und Trennmittelbehandlung kann der Feuchteaustausch auf der Oberfläche reduziert, aber nicht ver-hindert werden. Luftfeuchtigkeit, Wasserniederschlag sowie Betonierfolgen mit Zwischen-trocknung haben einen Einfluss auf den Feuchtegehalt der Bretter. Damit sind die Veränderungen durch das Quellen und Schwinden in den Ele-mentabmessungen (Breite und Länge), Fugenbreiten und -absätzen nicht zu vermeiden und damit zu akzeptieren.

Holzzucker und BetonBei unbeschichteten Holzoberflächen kommt es beim Betonieren zu einer Reaktion zwischen dem Holzzucker in der Brettoberfläche und den alkali-schen Bestandteilen des Betons. Die Hydratation des Zementleimes wird durch den Holzzucker an der Betonoberfläche gestört. Es kann zu Abmehlungen auf der Betonoberfläche kommen und es treten weiße Schlieren an der Betonoberfläche auf, die auch dann nicht verschwinden, wenn die Beton oberfläche sehr lange der Witterung ausgesetzt ist. Dieser Erscheinung kann man durch eine Neutralisation der Holzoberfläche ent-gegenwirken. Die Brettoberflächen werden hierzu vor der 1. Nutzung mit Zementmilch (bei Weißbeton Kalk-milch) ein- oder zweimal eingestrichen. Nach einer kurzen Antrocknungszeit wird der Anstrich wieder abgebürstet. Damit ist der Holzzucker für den Ersteinsatz an der Brettoberfläche neutralisiert.

Achtung: Bei längerer offener Lage-rung kann sich der Holzzucker an der Brettoberfläche wieder aufbauen. Eine erneute Behandlung ist dann erforderlich.

Bei beschichteten Holzoberflächen ist diese Maßnahme nicht erforderlich, da der Holzzucker nicht mit der Beton-oberfläche in Berührung kommt.

Holzoberflächen der Schalhaut

Bretter und Brettplatten

Oberfläche sägerau Bretter werden aus dem Holzstamm gesägt, es erfolgt keine weitere Bear-beitung der Holzober fläche. Bedingt durch die moderne Sägewerkstechno-logie kommt heute vorrangig der Band-sägeschnitt vor. Der Kreissägeschnitt ist die nächsthäu-fige Schnittart. Gatterschnitt wird nur noch vereinzelt angeboten.

Das sägeraue Schalungsbrett hat ne-ben seiner saugenden Beschaffenheit eine raue, nach Schnittart unterschied-lich strukturierte Oberfläche. Als ge-wachsenes Holz weisen Bretter struk-turelle Unterschiede (Äste, Maserung) auf, die sich in der Feuchtigkeitsauf-nahme und damit schalungstechnisch in geringen Dimensionsveränderungen und in partiellen Grautondifferenzen zeigen. Die raue Oberfläche bietet dem zunächst flüssigen Beton und insbe-sondere dem Zementleim einen erhöh-ten Rauigkeitseffekt. Überschüssiges Zugabewasser kann im Oberflächenbereich in die poren-offene Schalhaut abwandern. Absandungen, Schleppwassereffekte u. a. m. werden verhindert. Der Beton erhält einen dunkleren Grauton.Sägeraue Brettschalung, die aus wirt-schaftlichen Gründen (vielfache Ver-wendung) oberflächenversiegelt wird, verliert ihre saugende Eigenschaft und ist als schwach bis nichtsaugende Schalungshaut einzustufen. Die Beton-fläche wird damit heller ausfallen. Mit der Versiegelung/Beschichtung der Brettoberfläche entfällt das Einschlämmen der neuen Bretter mit Zement-/Kalkmilch.

■ Einsatzhäufigkeit – (abhängig von den Oberflächenan-forderungen, Trenn mitteleinsatz und Reinigung):

■ Unbeschichtet – bis ca. 6 Einsätze

■ Beschichtet – bis ca. 10 Einsätze

je nach Oberflächenanforderungen evtl. auch häufiger.

Oberfläche gehobelt, teilweise zusätzlich geschliffenGehobelte, teilweise zusätzlich ge-schliffene Bretter ergeben als Sichtbe-ton eine optisch ausdruckslose, flache Struktur der Betonoberfläche. Die geringe Rauigkeit birgt die Gefahr der Schleppwasserbildung, der Sedimentation und damit partieller Grautondifferenzen.Sonst gilt das für sägeraue Bretter Gesagte.

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■ Einsatzhäufigkeit – (abhängig von den Oberflächenan-forderungen, Trenn mitteleinsatz und Reinigung):

■ Unbeschichtet – bis ca. 10 Einsätze

■ Beschichtet – bis ca. 20 Einsätze

Oberfläche mechanisch bearbeitetIn der Regel werden gehobelte Bretter oberflächenbearbeitet durch Bürsten, Sandstrahlen oder Abflämmen. Im Schalungsbau hat die gebürstete Oberfläche große Bedeutung. Durch das Bürsten werden die weichen Frühholzteile stärker als das Spätholz von der Brettoberfläche abgetragen. Die Maserung der Brettober fläche erhält eine „dritte Dimension“. Die Strukturtiefe kann durch die Anzahl der Bürstenübergänge eingestellt werden.Die rohe, unbeschichtete Oberfläche ist schwach saugend und verhindert weitestgehend Absandungen, Schlepp-

wassereffekte oder Sedimentationen. Die Oberfläche ist architektonisch wirkungsvoll und optisch einheitlich.Sonst gilt das für sägeraue Bretter Gesagte.

■ Einsatzhäufigkeit – (abhängig von den Oberflächenan-forderungen, Trennmitteleinsatz, Strukturtiefe und Reinigung),

■ Unbeschichtet – bis ca. 5 Einsätze

■ Beschichtet – bis ca. 25 Einsätze

Brettplatten

Bei Brettplatten handelt es sich um aus Einzelbrettern zusammengefügte Platten. In der Regel haben die Brett-platten stirnseitig einen Fingerstoß, um beim Aneinanderfügen der Platten einen versetzten Brettstoß zu erhalten. Brettbreiten, Fingerstoßlängen, Plat-tenbreiten und -längen sind bei den

einzelnen Anbietern unterschiedlich. Die Spundungsart kann teilweise ge-wählt werden. Die Brettoberfläche kann auftragsbezogen sägerau, geho-belt oder gebürstet gewählt werden. Die Brettplatten werden überwiegend beschichtet (PUR-Lack, Kunstharz) geliefert. Damit entfällt das Einschläm-men vor dem ersten Einsatz und die Oberfläche ist als nichtsaugend einzu-stufen.

Durch die Herstellung in speziellen Be-trieben, die über langjährige Erfahrung verfügen, ist i. d. R. mit einer guten, be-tongerechten Qualität und Brettfeuchte zu rechnen. Ein gleichmäßiges Beton-bild ist mit diesen Brettplatten erreich-bar. Bei einigen Brettplattentypen kann aufgrand des Verbindungssystems die Plattenfuge durch Quellen und Schwin-den eine größere Breite als die Brett-fugen in der Platte erreichen. Daraus folgt, dass die Platten durch diese Fugen auf der Beton oberfläche erkennbar sind.

Brettplatte (Muster mit Fingerstoß).

Sonst gilt das für Bretter Gesagte.

■ Einsatzhäufigkeit – (abhängig von den Oberflächenan-forderungen, Trennmitteleinsatz und Reinigung):

■ Unbeschichtet – bis ca. 8 Einsätze

■ Beschichtet – bis ca. 25 Einsätze

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5 Schalhaut5.3 Holz als Schalhaut

Fugenausbildung bei Brettern und Brettplatten

Das Abbild der Schalhautfuge auf der Betonoberfläche wird von 2 Faktoren beeinflusst:

■ Dichtheit der Schalhautfuge ■ Toleranz der Schalhaut

– Fertigungs- und Zuschnitttoleranz – Dimensionsänderungen durch Quellen und Schwinden

DichtheitDie Dichtheit der Fugen wird durch die konstruktive Ausbildung sowie durch die Toleranzen der Schalhaut beein-flusst. Je nach den gestellten Anforde-rungen an die Brettfugen ist die Spun-dungsart auszuwählen.

■ Dabei sind zu bewerten: – Gratbildung – Ausbluten, Absanden – Unterschiedliche Brettdurchbiegung

Stoßausbildung der BretterBei gespundeten Brettern werden die Stöße gegen auslaufenden Zementleim abgedichtet. Die Wahl der Spundungsart sollte dem Ausführenden freigestellt werden, da sie kaum Auswirkungen auf die Sicht-betonoberfläche hat.

Stumpfer StoßUngespundete Bretter = einfachste Ausführung Gratbildung, Absandung, Nestbildung u. a. m. sind ausführungstechnisch bedingt.

Dreieck-, Keil- oder Schweinsrücken-Spundung Leistungsmäßig ist diese Spundung kaum besser als der stumpfe Stoß. Diese Spundung kann fachlich nicht empfohlen werden.

Wechselfalz-SpundungBei ordnungsgemäßer Eigenfeuchte sind weder geringe Absätze noch Grat-bildungen ganz zu vermeiden. Die Bretter können sich geringfügig unterschiedlich durchbiegen. Mit Absandungen, Nestbildungen u. Ä. ist dagegen nicht zu rechnen, da die Horizontalfuge der Falzung eine ordnungsgemäße Abdichtung ist.

Nut-Feder-SpundungDie bekannteste und häufigste Spundungsart entspricht im Erscheinungsbild der Wechselfalzspundung, d. h., Grate und Versprünge sind nichtganz zu vermeiden, unterschiedliche Brettdurchbiegungen werden vermieden.

Die wesentlichsten Spundungs-arten und deren Bewertung

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Nachteile gegenüber der Wechsel-falz-Spundung

■ Aufwändiger in Montage und Demontage

■ Bei der Demontage bricht meist die Feder ab und ein erneuter Einsatz ist nicht mehr möglich. ■ Einsatz auf gewölbten Flächen nur bedingt möglich.

Untergefügte Keil- oder Spezial-Spundung (Z-Profil)Anwendungstechnisch ist diese Spundungsart die geeignete. Hier werden die Vorteile der vorgenannten Spundungen zusammengefasst. Um eine saubere, einheitlich ausfallende Brett-Sichtbetonoberfläche zu erreichen, sollte diese Spundung angewandt werden.

Diese Befestigungspunkte sind auf der Brettoberfläche und damit auf der Betonoberfläche sichtbar. Besonders bei Sichtbetonanforderungen sind diese Befestigungspunkte in einem geordneten Raster (vom Schalungs-system abhängig) anzuordnen. Nägel- und Schraubenköpfe sollten aus der Brettoberfläche vorstehen (ca. 1 mm – 1,5 mm). Der Überstand

sollte nur so weit sein, dass unter dem Kopf keine Betonschlämme laufen können. Betonausrisse können sonst beim Ausschalen die Folge sein!Durch den Kopfüberstand entsteht in der Betonoberfläche ein vertiefter Abdruck, der auch beim Quellen des Brettes während der Gebrauchsdauer erhalten bleibt. Versenkte Schrauben und Nägel ergeben auf der Betonober-

fläche hervorstehende „Betonwarzen“. Durch die unterschiedliche Festigkeit des Holzes (Früh- und Spätholz, Äste) ist ein gleichmäßiger Überstand nicht zu garantieren.Klammern sind grundsätzlich in Faser-richtung leicht vertieft bis flächenbün-dig einzutreiben. Die Vertiefung im Brett setzt sich im 1. Betoniergang zu.

Betonbild: Nägel Schrauben Klammern

Eine zusätzliche Abdichtung durch Fugeneinlagen (Dichtungsbänder) oder Spachtel ist bei Brettern nicht üblich.

Befestigungsarten bei Brettern und BrettplattenIn der Regel werden die Bretter und Brettplatten von der Betonseite auf die Unterkonstruktion befestigt.Als Befestigungsmittel kommen dabei zur Anwendung:

■ Nägel und Schraubnägel ■ Klammern ■ Schrauben

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5 Schalhaut5.4 Schalungshautplatten

AllgemeinesDie fertige Betonoberfläche ist vorran-gig das Spiegelbild der verwendeten Schalhautplatte. Je nach Anforderun-gen an die Betonoberfläche sind die Schalhautplatten auszuwählen. Bei Betonoberflächen ohne besondere An-forderungen an die Oberflächen qualität kommen i. d. R. Mietschalungen zum Einsatz. Dies sind Schalungssysteme (siehe Abschnitt 4), die mit einer film-beschichteten Schalhaut serienmäßig belegt sind. Durch das Mietsystem haben die einzelnen Elemente einen unterschiedlichen Einsatzgrad. Beschä-digungen in der Schalhaut werden sachgemäß repariert. Ziel ist es, mit dem Material eine hohe Einsatzzahl bei geringen Kosten zu erreichen.

Bei Betonflächen mit Anforderungen an die Oberflächenqualität (= Sicht-beton) sind die Auswahlkriterien für die Schalungshaut anders. Hier sind die Erwartungen des Architekten an die Betonoberfläche durch die Auswahl der Schalungshaut bezüglich Ober-flächenbeschaffenheit, Format, Be-festigungsart und -raster, Fugenraster und -ausbildung zu erfüllen. Entspre-chend diesen Anforderungen an die Betonoberfläche, der Einsatzhäufigkeit der Schalungshaut, der Belastung und dem gewählten Schalungssystem ist die Schalhaut auszuwählen.

Die nachfolgenden Ausführungen sollen bei der Auswahl der geeigneten Schalhaut helfen. Das Angebot an verschiedenen Schalhäuten ist jedoch so groß, dass es hier nicht umfassend dargestellt werden kann.

Bei Schalhautplatten werden folgende Grundtypen unterschieden:

■ Dreischichtplatte (3-S-Platte) ■ Furniersperrholz-Platte ■ Stab- oder Stäbchensperrholz-Platte ■ Holzwerkstoffplatte (Holzspanplatte, OSB-Platte) ■ Vollkunststoffplatte ■ Metallbleche

Standard-TafelnFormat Breite: 50 cmLänge: 150 cm, 200 cm, 250 cmDicke: 21 mm, 27 mm

OberflächeGehobelt und geschliffen, mit Kunstharz (Melaminharz) beschichtet.

KantenschutzLängsseiten mit Melaminharz wie Oberfläche beschichtet. Stirnseiten sind meist mit einem Metallkantenschutz (verzinktes E-Profil) versehen oder durch einen verdeckten Einleimer gesichert.

AnwendungsgebietVorrangig bei Deckenschalungen ohne besondere Oberflächenanforderungen.

Dreischichtplatte (3-S-Platte)

3-S-Platten bestehen aus 3 Lagen durchgehender Bretter. Die äußeren Lagen sind gleich dick. Die mittlere Lage darf nicht dicker sein als jede der beiden äußeren Lagen. Die Richtung der beiden Decklagen gibt auch die Haupttragrichtung der Platte an.

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Großformatige 3-S-PlattenFormateBreite: bis 3,00 m, je nach Hersteller Länge: bis 6,60 m, je nach HerstellerDicke: 21 mm, 27 mm oder auf Anfrage, je nach HerstellerBei den Formaten gibt die 1. Länge immer die Laufrichtung der Decklagen an Dies ist auch die Haupttragrichtung der Platte.

OberflächeBeschichtungUnbeschichtet oder mit Kunstharz (Melaminharz) beschichtet.

StrukturSägerau, gehobelt und geschliffen, strukturiert (gebürstet mit unterschiedlicher Strukturtiefe).Je nach Plattenoberfläche zeichnet sich immer eine unterschiedlich starke Brettstruktur auf der Betonfläche ab.

KantenschutzIn der Regel kein besonderer Kantenschutz. Bei beschichteten Platten wird die Beschichtung werkseitig auch über die Kanten gezogen.

Zur Simulierung einer Brettstruktur auf der Betonoberfläche können zusätzlich V- oder U-Nute in wählbaren Abstän-den (8 cm – 12 cm) eingefräst werden. U-Nute sind zu bevorzugen, da die ent-stehenden Betonrispen eine höhere Stand festigkeit, besonders beim Ausschalen, aufweisen.

Die Struktur, Beschichtung und Nutausbildung kann beliebig kombiniert werden.

Zwischen den einzelnen Anbietern gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede in Bezug auf:

■ Brettbreite der Decklagenbretter (50 mm – 250 mm) ■ Gleichmäßigkeit der Mittellage ■ Dicke der einzelnen Brettlagen, Randlagen immer gleich dick (5 mm – 9 mm) ■ Teilweise Fugenverleimung der Bretter der Deck- und Mittellage ■ Gestoßene oder durchgängige Bretter der Decklage je Tafel

Je nach Beschichtung kann die Platte als schwach bis mäßig saugend einge-stuft werden. Unbeschichtete Platten sind wie Bretter vor dem 1. Einsatz zu neutralisieren. Durch die kreuzweise Verleimung ist das Schwindverhalten in Längs- und Querrichtung etwa gleich. Das Tafelformat zeichnet sich auf der Betonoberfläche ab. Das Brettbild mit der Maserung ist auf der Betonober-fläche sichtbar.

Die Platten werden in der Regel stumpf gestoßen. Werden dichte Fugen gefordert, sind Dichtungsbänder in die Fugen einzulegen.

■ Einsatzhäufigkeit – (abhängig von den Oberflächenan-forderungen, Trenn mitteleinsatz und Reinigung):

■ Unbeschichtet – bis ca. 8 Einsätze

■ Beschichtet – bis ca. 30 Einsätze

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5 Schalhaut5.4 Schalungshautplatten

Furniersperrholz-Platten

AllgemeinesDie Furniersperrholz-Platten für den Beton- und Stahlbetonbau sind in der DIN 68792:2016-08 standardisiert.

Durch die große Zahl der Anbieter, den unterschiedlichen konstruktiven Auf-bau, die verschiedenen Formate, die eingesetzten Hölzer, die Verarbeitungs- und Verleimungsqualität sowie die Beschichtungsarten und -qualitäten ist eine umfassende Aussage nicht möglich. Es wird sich nachfolgend auf die wesentlichen Aussagen zum Einsatz dieser Platten beschränkt.

Furniersperrholz besteht aus mindes-tens 3 Furnierlagen. Die Furnierlagen sind mit gekreuztem Faserverlauf angeordnet. Die Verleimung muss den Zusammenhalt bei jeder Witterung während der Gebrauchsdauer sichern. Z. B. Verleimung nach EN 314-2, Nutzungsklasse 3 (exterior) [alt: DIN 68705-2:2016-03 BFU 100 = koch- und wasserfest verleimt oder BS 6566: WBP (W = wasserfest; B = kochfest; P = geprüft)]

PlattendickenHier unterscheidet man:Dicke bis 12 mm Vorsatzschalung – Platten sind nicht selbsttragend und werden als Vorsatz zur Erzielung einer bestimmten Betonoberfläche auf eine Trägerplatte montiert.Dicke 15 – 30 mm Selbsttragende Schalhaut, die direkt auf die Tragkonstruktion des Scha-lungssystems montiert werden kann.

Mögliche Biegeradien der Schalhaut können nicht allgemein angegeben werden. Diese sind abhängig von der Tragrichtung der Platte, dem Platten-aufbau und der Plattendicke, der Holz-feuchte, der Befestigungsart u. a. m. Sie sind nach Herstellerangaben oder nach Vorversuchen zu ermitteln.

FormateBreitebis 3,00 m, je nach HerstellerLängebis 7,50 m, je nach HerstellerDicke2 mm bis 30 mmStandardformat250 cm x 125 cm oder 125 cm x 250 cm bei 21 mm oder 27 mm Plattendicke

Bei dem Format gibt die 1. Zahl immer die Laufrichtung des Deckfurniers an. Dies ist auch die Haupttragrichtung der Platte. Großformatige Platten werden durch das Zusammenschäften von kleineren Formaten hergestellt. Dabei gibt es 2 Qualitäten:

■ Fertig beschichtete Platten werden geschäftet, die Plattenfuge bleibt als Strich auf der Betonoberfläche sichtbar. ■ Rohplatten werden geschäftet, danach kalibriert (geschliffen) und befilmt. Diese Platten sind optisch fugenlos.

Aufbau der PlattenDie Holzarten und Furnierdicken kön-nen sehr unterschiedlich sein. Dabei kommen Laub- und Nadelhölzer sowie tropische Hölzer zum Einsatz. Je nach Holzart sind die Furnierdicken wie auch die Eigenschaften der Platten unter-schiedlich. Es können auch Furniere unterschiedli-cher Holzarten in einer Platte kombi-niert werden. Durch diesen sehr unter-schiedlichen Aufbau ist eine allgemeine Aussage zum Quell- und Schwind-verhalten sowie zur Festigkeit nicht möglich. Hierzu sind die Angaben der Platten-hersteller zu beachten.

Der wesentliche Teil der Platten wird aus Finnland importiert. Es wird folgen-der Sperrholzaufbau unterschieden:

■ Birkensperrholz – Alle Furnierlagen Birke

■ Combisperrholz – Die jeweils 2 äußeren Furniere Birke, dazwischen abwechselnd Fichte und Birke

■ Combi-Mirror-Sperrholz – Decklage Birkenfurnier, Mittellagen Fichte und Birke abwechseln

■ Twinsperrholz – Decklage Birkenfurnier, Mittellagen Fichtenfurnier

■ Fichtensperrholz – Alle Furnierlagen Fichte

Für Spezialanforderungen ist ein Sonderaufbau möglich.

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Unbeschichtet Furnierplatten (Rohsperrholz)

In der Regel Deckfurnier geschliffen, eine Plattenseite hat eine höhere Qualität (geringerer Astanteil, keine Fehlstellen). Rückseite Fehlstellen, teilweise gespachtelt. Die Qualität der Decklagen kann abhängig von der verwendeten Holzart und -qualität sehr unterschiedlich sein.

Anwendung: Für untergeordnete Betonflächen, für Passungen in System-schalungen und für Betonflächen, die mit saugender Schalung hergestellt werden sollen. Soll ein Abmehlen/Absanden der Betonoberflächen verhindert werden, sind die Platten vor dem 1. Einsatz wie Bretter zu neutralisieren (Zementmilch).

Die Holzmaserung des Deckfurniers zeichnet sich auf der Betonoberfläche ab.

Beschichtete Furnierplatten

Der überwiegende Teil der Furnierplatten wird mit einer Oberflächen-beschichtung eingesetzt.Phenolharzleimfilm als Beschichtung:Bei dieser Beschichtung wird phenolharzgetränktes Papier (Leimfilm) oder Faservlies auf die Rohplatte oder mit dieser zusammen durch Druck und Wärme gepresst. Entsprechend der Oberflächenstruktur der Pressbleche kann die Schalhautoberfläche spiegelglatt bis matt ausfallen. Der ausgehärtete Phenol-harzleimfilm besitzt eine rötlich-braune Farbe, die keinen Einfluss auf die Betonoberfläche hat. Die Farbe des Films kann durch Farbbeigaben, Schrift-aufdrucke usw. verändert werden.Für die Filmbeschichtung ist ein Flächengewicht von 120 g/m² bis ca. 300 g/m² optimal. Für besondere Einsätze (Fertigteilindustrie) sind Filmbeschichtungen bis ca. 600 g/m² und bei aufgeprägten Oberflächenstrukturen auch darüber möglich.

Hierzu sind die Herstellerangaben zu beachten.

Filmbeschichtungen über 300 g/m² bringen für die Betonoberfläche kaum Vorteile. Die Beschichtung ist durch die höhere Dicke weniger elastisch. Durch über Nagellöcher oder ähnliche Oberflächenstörungen eindringende Feuchtigkeit kann es zu Quellungen der Platte und zu Abplatzungen der Filmbe-schichtung in diesem Bereich kommen.

Bei Nadelholzdeckfurnieren und dünner Filmbeschichtung (120 g/m²) kann sich die Holzstruktur des Deckfurniers auf der Betonoberfläche leicht abzeichnen.

Neben der glatten Filmbeschichtung sind auch Beschichtungen mit Ober-flächenstrukturen möglich. Diese Strukturen, Beschichtungsdicken und

die erzielbaren Betonoberflächen sind bei den einzelnen Herstellern unter-schiedlich.

Filmbeschichtete Tafeln gehören bezüglich der erzielbaren Beton ober-fläche in den Bereich der nichtsaugen-den Schalhäute.

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5 Schalhaut5.4 Schalungshautplatten

Durch die Betonverdichtung erhöht sich der w/z-Wert zur Schalhautober-fläche hin. Feinstteile, Luft- und Wasserporen sammeln sich an der Schalhautoberfläche und werden an der Betonoberfläche sichtbar.

Die glatte, nichtsaugende Schal-hautoberfläche bedingt leichte Ab sandungen, Schleppwassereffekte, Sedimentationen u. a. m., die auf der Betonoberfläche sichtbar sein können.

Diese Schalhautoberflächen ergeben einen helleren Grauton des Betons. Grautonschattierungen und damit eine Beeinträchtigung der Einheitlichkeit können auftreten.

No-oil-Beschichtung

Dies ist eine Spezialbeschichtung, bei der der Einsatz von Trennmittel bei den 1. Einsätzen entfallen und danach deutlich reduziert werden kann. Durch die spezielle Oberfläche wird das Aufsteigen der Poren beim Verdichten an der Schalhautoberfläche begünstigt. Die Betonoberfläche weist weniger Poren auf. Haupteinsatzgebiet dieser Schalhaut sind Betonflächen, bei denen kein Trenn-mittel eingesetzt werden darf (z. B. Lebensmittel- und Trinkwasserbehälter).

PERI Beto-S Saugende Filmbeschichtung (MDO-Beschichtung).(MDO = medium-density-overlay)Durch die Veränderung des Verhältnisses Papier/ Phenolharzanteil auf 2/3 Papier-anteil und 1/3 Phenolharzanteil im Film kann eine sogenannte saugende Film-beschichtung erzeugt werden (Filmgewicht ca. 400 g/m²). Die Saugleistung beim Einsatz dieser Platte ist gering. Exakte Aussagen dazu sind nicht möglich. Der Porenanteil der Betonoberfläche kann dadurch etwas reduziert werden. Die Betonoberfläche erscheint matt und dunkler.Hinweis: Vor dem 1. Einsatz MDO-Film 2-mal mit Trennmittel behandeln. Erholungszeit (Rücktrocknung) zwischen den Einsätzen je nach Witterung 36 – 72 h.

Polypropylen (PP), Polyamid u.a.

Um die Schalhautoberfläche verschleißfester zu gestalten, sind eine Reihe von neuen Beschichtungen zzt. in der Entwicklung, Erprobung und im Einsatz. Aus den bisherigen Erfahrungen bieten diese Beschichtungen gegenüber den mit Phenolharzoberflächen hergestellten Betonflächen keine wesentlich anderen Sichtbetonoberflächen. Bei Beschichtungsdicken > ca. 1 mm sind Ripplings nicht mehr als punktuelles bzw. linienförmiges Quellen sichtbar. Der Holzkern der Platte quillt dann großflächiger.

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Toleranzen, Feuchtigkeit, Quellen und Schwinden der Platten

Nach der DIN 68792:2016-08, Ausgabedatum 2016-08, „Großflächen-Schalungsplatten aus Furniersperrholz für Beton und Stahlbeton“ sind folgende Maßabweichungen zulässig:

Länge und Breite: ± 3,0 mmPlattendicke bei 4 – 15 mm: + 0,2 mm bis – 0,7 mm über 15 mm: + 0,2 mm bis – 0,9 mmRechtwinkligkeit: 0,6 mm/m Kantenlänge

Die Werte gelten zum Zeitpunkt der Lieferung der Platten ab Herstellerwerk. Diese Toleranzen können sich durch Feuchtigkeitsaufnahme bei Transport, Lagerung und Ver-wendung wesentlich verändern und sind den Toleranzen bei Werksauslieferung hinzuzurechnen.

Eigenfeuchte der Platten: Das Furniersperrholz hat durch die Verleimung bei der Herstellung eine Eigenfeuchte von 5 % bis 9 %. Auch durch den nichtsaugenden Phenolharzfilm findet ein geringer Feuchtigkeitsaustausch statt.Selbsttragende, filmbeschichtete Platten sollten bei der An-wendung eine Eigenfeuchte von 16 % bis 18 % aufweisen. Die Platten sind dann relativ dimensionsstabil, d. h., witte-rungs- oder betonbedingte Spannungen bleiben im Bereich der Toleranznorm. Befilmte Vorsatzschalungsplatten, beson-ders bei gebogenem Einsatz, sollten eine höhere Eigen-feuchte von 22 % bis 24 % aufweisen. Es kann bei diesen Platten durch innere Spannungen zu einer Wellenbildung kommen. Unvergütete Platten sollten mit einem erhöhten Feuchtigkeitsgrad von ca. 18 % bis 20 % eingesetzt wer-den. Durch entsprechende Wässerung oder Zwischentrock-nung sind diese Feuchtigkeitswerte möglichst einzuhalten.

Die Platten haben überwiegend einen werkseitigen Kanten-anstrich. Schnittkanten und Durchdringungen (Ankerlöcher) sollten ebenfalls mit einem Kantenanstrich versehen wer-den. Diese Anstriche (leider häufig als Kantenversieglung bezeichnet) sollen das Eindringen von Feuchtigkeit in die Platten behindern. Über diese Kanten (Hirnholz) nehmen die Platten schneller Feuchtigkeit auf als über die befilmten Flächen. Es kommt in diesen Bereichen zu einer verstärkten Quellerscheinung, den sogenannten Ripplings. Diese entstehen besonders beim 1. Einsatz der Platten, wenn die Schalhaut die Verarbeitungsfeuchte von 16 % bis 20 % noch nicht erreicht hat. Mit der gleichmäßigen Durchfeuchtung der Platten bei den Folgeeinsätzen gehen die Ripplings voll-ständig zurück.

Befestigungsarten

In der Regel werden die Schalplatten von der Betonseite auf die Unterkonstruktion befestigt.

Als Befestigungsmittel kommen dabei zur Anwendung ■ Niete ■ Schrauben ■ Nägel und Schraubnägel

Betonbild

Befestigungsbeispiel: Klammern

Befestigungsbeispiel: Nägel

Befestigungsbeispiel: oben genagelt, unten geschraubt

Befestigungsbeispiel: geschraubt

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5 Schalhaut5.4 Schalungshautplatten

Diese Befestigungspunkte sind auf der Brettoberfläche sichtbar. Besonders bei Sichtbetonanforderungen sind die-se Befestigungspunkte in einem geord-neten Raster (vom Schalungssystem abhängig) anzuordnen. Nägel- und

Schraubenköpfe sollten aus der Brett-oberfläche vorstehen (ca. 1 mm – 1,5 mm). Dadurch entsteht in der Be-tonoberfläche ein vertiefter Abdruck, der auch beim Quellen der Platte während der Gebrauchsdauer erhalten

bleibt. Versenkte Schrauben und Nägel ergeben auf der Betonoberfläche vorstehende „Betonwarzen“. Werden Schrauben und Nägel versenkt und gespachtelt, können diese Stellen auf dem Beton sichtbar bleiben.

Stabsperrholz-Platten, deren Mittel-stäbe durch beliebig verlaufende Jah-resringe gekennzeichnet sind, weisen infolge unterschiedlichen Quellens der Mittellagestäbe geringe Oberflächen-wellen auf. Diese Welligkeit ist auf der Betonober fläche sichtbar und kann zu Grautondifferenzen führen.

Stäbchensperrholz-Platten unterschei-den sich von den Stabsperrholz-Platten durch die Mittellage. Diese besteht aus hochkant gestellten, mit einander ver-leimten, bis 8 mm dicken Furnierstrei-fen. Diese konstruktive Einheitlichkeit des Mittellagenverlaufes gewährleistet ein Optimum an Plan ebenflächigkeit und demzufolge auch eine hohe Beton-oberflächenqualität.

OberflächeMeist filmbeschichtet wie bei Sperr-holz-Platten

TragfähigkeitDurch die Mittellage sind die Tragfähig-keit und Durchbiegung in beiden Rich-tungen der Platte sehr unterschiedlich und bei der Unterstützung der Platte (Haupt- und Nebentragrichtung) zu beachten.

Ansonsten gilt das für Sperrholz-Plat-ten Gesagte auch für die Stab- und Stäbchensperrholz-Platten.

Der Einsatz erfolgt vorrangig im Formen- und Schalungsbau der Fertig-teilindustrie.

Holzwerkstoffplatten (Holzspanplatten, OSB-Platten)

Als Schalungshaut kommen in der Regel hochverdichtete Spanplatten zum Einsatz. Nach EN 312 sind folgende Spanplattentypen geeignet:

Spanplatte Typ P5 = Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich

Spanplatte Typ P7 =hochbelastbare Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feucht-bereich

Holzspanplatten für Schalungszwecke sollten nur von Herstellern gewählt werden, die nachweislich auf dem Gebiet der Betonschalungsplatten- Herstellung Erfahrungen besitzen.

Weitere Plattentypen: Stab- und Stäbchensperrholz-Platten

Stab- und Stäbchensperrholz-Platten sind in der DIN 68791:2016-08, Ausgabe datum 2016-08, „Großflächen-Schalungsplatten aus Stab- oder Stäbchen sperrholz für Beton und Stahlbeton“ standardisiert.

Es sind Platten aus einem oder mehreren Furnieren (faserparallel oder mit gekreuztem Faserverlauf angeordnet) je Seite und einer Mittellage aus neben-einanderliegenden Holzstäben (Stabbreite ca. 24 mm – 30 mm). Die Stäbe der Mittellage können untereinander verleimt sein. Die Furnierlagen sind untereinan-der und zur Stabmittellage so zu verleimen, dass der Zusammenhalt bei jeder Witterung während der Gebrauchsdauer gesichert ist. Verleimung nach EN 314-2 Nutzungsklasse 3 (exterior) [alt: DIN 68705-2:2016-03 BFU 100 = koch- und wasserfest verleimt oder BS 6566: WBP (W = wasserfest; B = kochfest; P = geprüft)]

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Spanplatten-Betonschalungen werden in roher, geölter, beharzter und film-vergüteter Oberfläche angeboten. Dementsprechend ergeben sich ver-schiedene Einsatzbereiche, praktische Handhabungen und Wirtschaftlich-keitsbeurteilungen. Rohe Spanplatten haben als Schalhaut nur für untergeord-nete Flächen Bedeutung und ergeben eine strukturierte Oberfläche. Einzelne Späne können in die Betonoberfläche einbinden. Werkseitig geölte, hoch-verdichtete Oberflächen ergeben eine strukturierte Betonoberfläche, die saugende Eigenschaften (dunklere Betonfläche) hat. Die saugende Eigen-

schaft nimmt jedoch mit zunehmender Einsatzzahl ab (abhängig von der Zwi-schentrocknung).Für filmbeschichtete Oberflächen gilt bezüglich der Betonoberfläche das für Sperrholz Gesagte. Entsprechend der Filmbeschichtungsdicke kann sich die Spanplattenstruktur auf der Betonober-fläche abzeichnen. Dies ist besonders bei der gröberen OSB-Plattenstruktur zu beachten. Strukturierte, insbesonde-re beharzte Spanplattenschalungen haben den anwendungstechnischen Vorteil, „griffige“ Betonflächen mit zwar dunkleren, aber einheitlichen Betonoberflächeneffekten zu erstellen.

Empfohlener Feuchtigkeitsgrad zur Verarbeitung mit Rücksicht auf die starke Quellneigung der Platten: ca. 18 % bis 20 % (Herstellerfeuchte ca. 5 % bis 13 %)

Durchschnittliche Einsatzhäufigkeit: ■ Oberfläche roh

– bis zu 4 Einsätze ■ Oberfläche geölt

– bis zu 6 Einsätze ■ Oberfläche beharzt

– bis zu 8 Einsätze ■ Oberfläche befilmt

– bis zu 12 Einsätze

Entsprechend dem Aufbau unterscheidet man 3- und 5-schichtige Spannplatten, wobei die Deckschicht mit einem höheren Bindemittelgehalt aus feineren Spänen und mit stärkerer Verdichtung gegenüber den gröberen Mittelschichten herge-stellt wird. 5-schichtige Platten sind beidseitig zusätzlich geölt. Die Platten sollten V 100, d. h. koch- und wasserfest verleimt sein. Der wasserresistente Leim als Bindemittel hat keinen Einfluss auf das Quellverhalten der Holzspäne und damit der Platte.Eine Sonderform der Spanplatte ist die OSB-Platte nach DIN EN 300:2006-09 „Platten aus langen, schlanken, ausgerichteten Spänen“ (OSB = Oriented Strand Boards).

Als OSB-Platten sollten nur die Qualitäten nach DIN EN 300:2006-09 gewählt werden:

■ OSB 3 = Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich. ■ OSB 4 = hochbelastbare Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich.

Vollkunststoffplatten für glatte BetonflächenGegenwärtig haben nur Vollkunststoffplatten mit einem 5-schichtigen Sandwichaufbau aus Polypropylen Bedeutung.

PERI SABO PLY

Beispiel: Aufbau einer 21 mm dicken Platte 1. Schicht: Polypropylen-Folie 2. Schicht: Aluminium-Verstärkungslage3. Schicht: geschäumter Polypropylen-Kern4. Schicht: Aluminium-Verstärkungslage5. Schicht: Polypropylen

Bei dünnen Platten bis 15 mm wird die Aluminiumverstärkung durch kreuzweise angeordnetes Glasfasergewebe ersetzt.

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5 Schalhaut5.4 Schalungshautplatten

Der hohe Preis und die vergleichswei-se geringe Einsatzzahl bei Betonflä-chen mit erhöhten Sichtbetonanforde-rungen lassen einen Einsatz in diesem Bereich noch nicht zu. Ein wesentlicher Vorteil dieser Platten gegenüber Holz-werkstoffen ist die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und damit eine absolute Formstabilität. Oberflächenre-paraturen können mit geringfügigen optischen Spuren auf der Betonfläche ausgeführt werden. Der hohe Wärme-dehnungskoeffizient kann aber zu Problemen führen.

StrukturschalungStrukturschalungen sind werkseitig vorgefertigte, mit einer vorgegebenen Oberflächenstruktur versehene Schal-hautplatten bzw. -matrizen. Sie können selbsttragend oder zum Aufbringen auf eine tragende Unterkonstruktion vorge-sehen sein. Die möglichen Oberflächenstrukturen sind sehr vielfältig. Die Spezialanbieter haben ein umfangreiches Sortiment an Oberflächenstrukturen zur Auswahl.

Spezielle Kundenwünsche können im gegebenen Rahmen realisiert werden. Haupteinsatzgebiete sind die Fertigteil-industrie.

Die Anwendungsempfehlungen der einzelnen Anbieter sind unbedingt zu beachten.

Glasfaser-Kunststoff-Schalung (GFK)Es handelt sich um manuell gefertigte Schalungskörper, deren Form fast unbegrenzte Möglichkeiten bietet. Je nach Ausführung ist eine hohe Einsatzzahl (bis über 100) erreichbar. Der Einsatz beschränkt sich auf die Verwendung im Fertigteilbereich. Die hohen Herstellungskosten fordern eine hohe Einsatzzahl, so dass eine Anwen-dung bei geringen Einsatzzahlen im Ortbetonbau uninteressant ist.

Die Schalung ist als nichtsaugend einzustufen.

Polysulfid-SchalungenEs handelt sich um eine elastische Struktur-Schalung mit vorbestimmter Formgestaltung unter Zugrundelegung eines Originalmodells. Durch die Elastizität sind die Schalhäute auf eine Trägerschalung aufzubringen. Die Elastizität gestattet das Ausschalen auch komplizierter Formen.

Die Kosten, Einsatzzahlen, Strukturen, Formate, Verarbeitungshinweise u. a. m. sind mit den Herstellern abzu-stimmen.

Polyvinylchlorid-Schalung (PVC)PVC-Plattenmaterial unterschiedlicher Dicke wird durch Wärme in eine Oberflächenmodellvorlage (Matrize) gebracht und nimmt diese Oberflä-chenstruktur auf. Entsprechend der Struktur und der Materialdicke sind diese Schalhäute selbsttragend bzw. auf eine Unterschalung aufzubringen. Das Material ist starr bis flexibel. Die Oberfläche ist nichtsaugend.

Die Kosten, Einsatzzahlen, Strukturen, Formate, Verarbeitungshinweise u. a. m. sind mit den Herstellern abzu-stimmen.

Sperrholzplatten mit OberflächenstrukturenHierbei handelt es sich um eine oberflächenbeschichtete Schalhaut. Einseitig wird in die dickere Filmbeschichtung eine Struktur eingepresst. Als Struktur wird überwiegend eine Holzstruktur unterschiedlicher Profiltiefe gewählt.

Die Platten gibt es als Vorsatz- und als selbsttragende Schalhaut. Durch die Be-schichtung sind diese Schalhäute als nichtsaugend einzustufen. Die erreich baren Einsatzzahlen sind abhängig von der Struktur und der Beschichtung.

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MetallschalungenMetallschalhaut wird vorwiegend bei Systemschalungen mit hohen Einsatz-zahlen angewendet. Bei den Systemen handelt es sich um Raum-, Wand- und Stützenschalungen. Die Wirtschaftlichkeit liegt bei einer hohen Anzahl gleicher Verwendungen. Systemschalungen aus Stahl gehen davon aus, dass gegenüber den zu erstellenden Betonflächen funktionelle technische Forderungen, z. B. Streich-, Tapezier- o. ä. Einheiten zusammenge-stellt werden. Die hier möglicherweise anfallenden konstruktiven „Nähte“ bleiben plan-ebenflächig innerhalb der Toleranznorm im Sinne „oberflächenfertiger“ Roh-bauleistungen.

Als Alternative zur starren Stahlsystem-schalung kennt man leichte Blech-schalungen, z. B. Wickelrohre im Rundstützen bereich oder Aussparungs-körper für Rippen- bzw. Kassetten-decken. Die besonderen Bedingungen des Einsatzes sind mit den jeweiligen Herstellern abzustimmen.

Bei Stahlschalungen sind die Probleme des Korrosionsschutzes besonders zu beachten.

Polyurethan-SchalungWie vor, als starre oder flexible Schalung herstellbar. Die Qualität kann durch die Rezeptur des Kunststoffes eingestellt werden. Die Anwendungsbedingungen sind mit den Herstellern abzustimmen.

GummischalungenMaterial: Polypropylen-Silikonkautschuk für strukturierte Sichtbetonflächen, wie vor.

Polystyrol-SchalungenIm Gegensatz zu den vorgenannten Typen handelt es sich hier um eine industriell vorgefertigte, geschäumte Kunststoffschalung. Diese gewichtsmäßig sehr leichten Strukturplatten können in einer einfachen, preisgünstigen Qualität, ohne spezielle Oberflächenvergütung, als so genannte „Einmalschalung“ besonders im Ortbetonbau eingesetzt werden. Die Strukturplatten sind vollflächig auf eine Trägerplatte aufzubringen. Bei einer zusätzlich aufgebrachten Folie auf der Oberfläche ist ein Mehrfacheinsatz (ca. 3- bis 5-fach) möglich. Weitere Angaben wie Kosten, Einsatzzahlen, Strukturen, Formate, Verarbeitungshinweise u. a. m. sind bei den Herstellern zu erfragen.

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.1 Befestigungsmittel

Nachfolgend wird anhand von einigen ausgewählten Details auf die Beson-derheiten der Sichtbeton-Schalung eingegangen. Die Vielfältigkeit dieses Gebietes zwingt zur Auswahl.

Nagel- und Schraubenköpfe sollten aus der Schalhautoberfläche vorstehen (ca. 1,0 bis 1,5 mm). Durch den Kopfüber-stand entsteht auf der Betonoberfläche

ein vertiefter Abdruck, der auch beim Quellen einer Holzschalhaut während der Gebrauchsdauer erhalten bleibt. Versenkte Nägel und Schrauben erge-ben auf der Beton oberfläche vorste-hende „Betonwarzen“. Das Abstemmen oder Abschleifen die-ser Betonwarzen ist mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden und trotzdem bleiben sie sichtbar.

Durch die unterschiedliche Festigkeit des Holzes (Holzart, Früh- oder Spät-holz, Äste, Feuchtigkeitsgehalt) ist ein gleich mäßiger Überstand der Nagel- und Schraubenköpfe nicht zu gewähr-leisten. Eine nachträgliche manuelle Korrektur bringt hier keinen Erfolg und sollte unterlassen werden.

Abdruck der Nagelköpfe im Beton, hier Nägel mit Linsenkopf

Abdruck eines Nagelkopfes mit Rautenmuster Befestigung einer Brettschalung durch Klammern. Abdruck der Klammern auf der Betonoberfläche

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Befestigung der Schalhaut (hier Bretter) mit Senkkopfschrauben. Abdruck der Schrauben köpfe auf der Betonoberfläche

Abdruck der Schraubenköpfe auf der Beton oberfläche. Schalhaut: glatte, filmbeschichtete Sperrholzplatte

Schalhaut: glatte, filmbeschichtete Sperrholzplatte

Schrauben: versenkt, gespachtelt und geschliffen

Trotz dieses Aufwandes sind die Befestigungs stellen sichtbar

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.2 Abdichten der Schalung

Das Abdichten der Schalung ist unab-dingbar zur Erzielung einer qualitativ hochwertigen Sichtbetonoberfläche. Bei fehlender oder ungeeigneter Ab-dichtung „blutet“ der Beton aus. An diesen Stellen entstehen poröse, dunkle Stellen, die mehre Zentimeter breit sein können. Dies beeinträchtigt den ästhetischen Eindruck einer Sicht-betonfläche sehr stark.Bei der Wahl des Abdichtmaterials ist zu unterscheiden zwischen Fugen, die sich beim Betonieren nicht vergrößern (abdichten mit „Tesamoll“ o. Ä.) und Fugen, die sich beim Betonieren infolge Dehnung der Schalungsanker vergrößern (abdichten mit hochelasti-schem Material, im Allgemeinen Moos-gummi).

Schalelementstoß Auch hier kann „Tesamoll“ o. Ä. ver-wendet werden. Alternativ die vertikale Schmalseite eines Elements mit Silikon belegen. Dann das Folgeelement anstoßen, verbinden und ausrichten. Das auf der Betonseite herausgequollene Silikon großzügig mit einer Spülmittel-Wasser-lösung einsprühen und das noch frische Silikon mit einem Kunststoff-spachtel abstoßen. Achtung: Silikon nicht bei saugen-der Schalhaut verwenden!

Bereiche, die abzudichten sind:

Aufstellfläche der Wandschalung auf der Decke / Bodenplatte

Abdichten von Trägerschalungen mit einer aufgenagelten/aufgetackerten Kunststoff-Dichtschnur Ø 20 mm.

Rahmenschalungen ebenfalls mit Dichtschnur, die auf dem Boden ver-legt wird oder mit Montageschaum. Abdichten mit Tesamoll o.ä.

Stoß der Schalungsplatten im ElementAbdichten mit Tesamoll o. Ä.

Plattenstoß

Moosgummi-abdichtung

Elementstoß

Stirnabschalungen, Tür- und FensteraussparungenDurch die Dehnung der Anker beim Betonieren entsteht zwischen Wand-element und Stirnabschalung bzw. Aussparungskasten ein kleiner Spalt, der abgedichtet werden muss.

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Alternativ wird eine exakte Lage des Dichtbandes erreicht, indem es in eine in die Schalhaut eingefräste Nut einge-legt wird. Dies ermöglicht eine gute Kontrolle der Lage des Dichtungs-bandes. Das Dichtband sollte deutlich dicker als die Tiefe der Nut sein. Beim Anpressen der Schalung an den alten Beton verschwindet das Dichtband in der Nut und kann mit zunehmender Ankerdehnung wieder aus der Nut herausquellen.

Fuge zwischen Deckenschalung und WandDa Wände im Allgemeinen nicht abso-lut fluchtend und nicht ohne jeglichen Versatz am Elementstoß hergestellt werden können, ergeben sich beim Anstoßen von Schaltafeln oder Decken-schalelementen an die Wand immer mehr oder weniger große Fugen. Zum Abdichten dieser Fugen reicht ein „Streifen Tesamoll“. Bei größerer Fu-genbreite wird ein Moosgummistreifen von 6 bis 8 mm Dicke empfohlen. Wird der Dichtstreifen, wie zuvor erwähnt, auf die Wand geklebt, wird erst ein Bauklebeband direkt auf den Beton geklebt.

AnkerstellenSiehe hierzu nachfolgendes Kapitel.

Abdichtung an BetonierfugenBei diesen Fugen entsteht durch die Dehnung der Anker beim Betonieren des 2. Betonierabschnitts ein Spalt zwischen dem 1. Betonierabschnitt und der angepressten Schalung. Zum Abdichten muss deshalb ein hochelas-tisches Material (z. B. Moosgummi) verwendet werden.

Das Dichtband sollte nicht direkt auf den Beton geklebt werden, da nach Entfernen des Dichtbands dessen Kleber im Allgemeinen noch am Beton haftet und einen dunklen Streifen hin-terlässt. Deshalb ist zwischen Beton und Dichtband ein PVC-Bauklebeband anzubringen.

Die Oberkanten von Dichtband und PVC-Band sollen nach dem Anpressen des Schalelements bündig sein. Um dies zu erreichen wird das Dichtband im Einbauzustand 1 – 2 mm zur Kante des PVC-Bands versetzt aufgeklebt.

Diese Methode lässt sich sowohl für horizontale als auch für vertikale Arbeitsfugen verwenden.

Abschalung bei durchgehender Bewehrung

Tesamoll o. Ä.

Tesamoll o. Ä.

2-mal Dichtschnur

2-mal Dichtschnur

Bauklebeband aus PVC

Moosgummi-Abdichtung

1 – 2 mm

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.3 Ankerstellen bei Sichtbeton

Bei den Schalungsankern ist die Ankerdehnung unter Belastung aus Frisch betondruck zu beachten. Ein Vorspannen der Anker auf die zulässige Ankerzugkraft ist i. d. Regel nicht möglich, da die Hüllrohre der Anker diese hohen Vorspannkräfte nicht aufnehmen können.

Ankerkonus ohne LippendichtungDurch die Ankerdehnung entsteht eine Fuge zwischen Konus und Schalhaut-oberfläche. Feinstteile können aus-laufen und führen zum Ausbluten des Betons um das Ankerloch.

Ankerkonus mit LippendichtungBeim Anziehen der Ankerstäbe werden die Konen leicht gestaucht. Bei der Ankerdehnung geht diese Stauchung zurück und die Fuge zur Schalhaut bleibt abgedichtet. Das Ankerloch im Beton ist scharf kantig.

PERI DK Ankerkonus ohne zusätzlichen DichtungsringWie beim Standardkonus ohne Lippendichtung können durch die Anker dehnung Feinstteile an der Ankerstelle austreten.

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Verschluss der Ankerstellen hergestellt mit DK und SK Ankerkonen.

Abdichtung der Ankerstelle bei vor-gesetzter Matrize mit 4 mm dickem Moosgummiring auf dem PERI DK Ankerkonus.

PERI DK Ankerkonus mit einem zusätz-lichen Dichtungsring (Moosgummi) kann ein scharfkantiges Ankerloch hergestellt werden.

Mit Betonkonus flächenbündig verschlossenMit Schattenrisskonus verschlossenKonusabdruck unverschlossen

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.3 Ankerstellen bei Sichtbeton

Blindanker für die Gestaltung eines geordneten Ankerbildes auf der Sichtbetonfläche

Kletterkonen in Sichtbetonwand

Kletterkonen hinterlassen in der Betonoberfläche im Allgemeinen einen anderen optischen Eindruck als Ankerkonen. PERI hat daher ein System für Kletteranker entwickelt, deren Öffnungen mit denselben DK-Betonkonen verschlossen werden können, die auch beim Schließen von Anker öffnungen Verwendung finden.

■ Bühnen einseitig oder beidseitig ■ Verschluss der Ankerstelle mit allen DK-Betonkonen

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.4 Ausbildung von Fugen im Sichtbeton

Schalhaut

Schalhaut Schalhaut Schalhaut

Gefräste Kanten versiegelnSchalhautfuge abdichten

Schalhautfuge verdeckt

Trapezleiste aus Hartholz oder Schalhautstreifen

Schalhautfuge abdichten

Beton

Beton Beton

Gefräste Kanten versiegelnSchalhautfuge abdichten

Rispen an der Oberfläche an Schalhaut- und Elementfuge

Ausbildung von Betonierfugen in der Wand

Der Wunsch vieler Architekten ist es, dass sich die Arbeitsfugen auf der Betonoberfläche als gleich-mäßiger Strich abbilden. Durch die bekannten Toleranzeinflüsse in der Ausführung kann diese Forderung nicht gewährleistet werden. Nachfolgend sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie schalungs-technisch diesem Wunsch am besten entsprochen werden kann. Hierbei ist besonderes Augenmerk auf die Abdichtung der Fugen zu legen, siehe hierzu Abschnitt 6.2, Abdichten an Betonierfugen.

Dicke21 mm

Dicke15 mm

Dicke21 mm

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.4 Ausbildung von Fugen im Sichtbeton

1. BetonierabschnittBei vertikalen Fugen reicht es aus, eine Rechteckleiste einzulegen, die fest anliegend auf der Schalhaut befestigt wird.

Bei Horizontalfugen wird eine Trapez-leiste eingelegt und ebenfalls fest anliegend an der Schalhaut befestigt. Die Trapez leiste hat den Vorteil, dass der Beton vollständig unter die Leiste fließt und beim Verdichten sauber entlüftet.

Rechteck- bzw. Trapezleisten sollten glatt gehobelt sein, damit sie sich leichter ausschalen lassen. Dadurch können abgebrochene Kanten vermie-den werden. Eine Beschichtung der Leisten sorgt dafür, dass sie kein Was-ser aufsaugen und so der benachbarte Beton nicht dunkel verfärbt wird.

2. BetonierabschnittNach dem Betonieren des 1. Abschnit-tes wird ausgeschalt und die Fugen-leisten werden mit entfernt. Die Schalung des 2. Abschnittes ist fest an den 1. Betonierabschnitt anzu-pressen. Dazu sind Schalungsanker nahe am 1. Betonierabschnitt oder in die vorhandenen Ankerlöcher des 1. Betonierabschnitts einzubauen. Diese Schalungsanker sollten möglichst vorgespannt werden, um der Anker-dehnung beim Betonieren entgegen-zuwirken. Wichtig ist das Abdichten der Fugen, wie in Abschnitt 6.2 be-schrieben.

Vertikalfuge

Vertikalfuge

Horizontalfuge

Horizontalfuge Tr

apez

leis

te

Abdichtung

Abdichtung

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Anpressen der Schalung an den Beton

Anspannen einer zusätzlichen VARIO Kupplung durch ein Ankerloch des 1. Betonierabschnitts

Ausbildung von Betonierfugen im Anschlussbereich Wand/DeckeIn der Regel wird vom Architekten ge-wünscht, dass im Bereich des Decken-anschlusses auf der Außen seite nur eine Arbeitsfuge sichtbar wird. In den nachfolgenden Abbildungen werden die einzelnen Arbeitsschritte für die Aus bildung der Arbeitsfugen darge-stellt. Diese Art der Ausbildung der Arbeitsfugen muss unbedingt mit dem Statiker abgestimmt werden.

Hydraulisches Vorspannen der Anker. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Spannhülsen und die Kunststoffkonen nicht beschädigt werden. Im Allgemei-nen kann die zulässige Ankerlast nicht aufgebracht werden. Sehr kritisch ist deshalb das Vorspannen bei Spann-hülsen aus Faserzement.

Variante 1

1. Betonierabschnitt

ca. 1 cm über UK Decke für sauberen Anschluss derDeckenschalung

ca. 3 cm über OK Decke als Anschlag für Schalung

Trapezfugenleiste

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.4 Ausbildung von Fugen im Sichtbeton

2. Betonierabschnitt

1. und 2. Betonierabschnitt

Variante 2

3. Betonierabschnitt

3. Betonierabschnitt

Dichtstreifen zwischen Deckenschalung und 1. Betonierabschnitt

Abschalung der Decke im Wandbereich

Abdichtung der Deckenschalung

Abdichtung

Abdichtung

Zusätzliche Abspannung durch

bestehehendes Ankerloch

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.5 Geschalte Betonkanten

Verbleibende Betonkanten sollten mög-lichst mit Dreikantleisten gebrochen werden. Eine scharfkantige Ausbildung kann auch bei sorgfältiger Ausführung nicht gewährleistet werden. Unter 5) des DBV-Merkblattes ist in Abschnitt 5.1.3 vermerkt:

„Die Form des herzustellenden Bau-teils (Höhe, Dicke, Einbauteile) muss den technischen Voraussetzungen des Betonbaus entsprechen und eine sach-gemäße Ausbildung von Kanten und Fugen ermöglichen. Bei der Planung und Ausschreibung von spitzwinklig zulaufenden Wänden, scharfen Ecken,

Kanten u. Ä. ist zu beachten, dass trotz größter Sorgfalt bei der Festlegung des Ausschalzeitpunkts und beim Ausscha-len Kanten abbrechen können.“

Mögliche Risiken bei scharfkanti-gen Ecken

■ Ecke ist nur mit Feinteilen gefüllt. ■ Bei Außenbauteilen wittert die Ecke am stärksten ab. ■ Während der Nutzung am stärksten anfällig durch Beschädigungen. ■ Beim Ausschalen lässt sich auch bei größter Sorgfalt ein bereichsweises Abbrechen der Kanten nicht verhin-dern.

Eine Dreikantleiste bietet höhere Gewähr für die Dichtigkeit der Schalung.

Scharfkantige Ecke mit Ausblutung infolge von geringer Undichtigkeit am Schalhautstoß

Wandecke mit Kunststoff-Dreikantleiste, Schenkellänge 10 mm

Wandaußenecke ausgeblutet infolge von Ankerdehnung

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Einsatz von Dreikantleisten

Man kann zwischen Holz- und Kunst-stoff-Dreikantleisten wählen.

Bei saugenden Schalhautflächen (= unbeschichtete Bretter oder Platten) sind Holzdreikantleisten zu bevorzugen, da die gebrochene Betonkante auf-grund der Saugfähigkeit der Leiste im

gleichen Farbton wie die angrenzenden Betonflächen erscheint.

Bei nichtsaugenden Schalhautflächen (= beschichtete Bretter und Platten) sind Kunststoff-Dreikantleisten zu bevorzugen, da diese, wie die Platten, nicht saugen und sich somit der

gleiche Farbton auf allen Flächen des Betons ergibt. Die Kunststoff-Dreikant-leisten haben den Vorteil, dass sie eine Nagelfahne und eine Lippendichtung an den Kanten aufweisen. Dadurch können sie verdeckt aufgenagelt werden und liegen fugendicht an der Schalhaut an.

6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.5 Geschalte Betonkanten

Anordnung der Dreikantleisten bei Aussparungen und Stirnabschalun-gen.

Dreikantleisten auf die Schalungs-elemente nageln, da diese durch die Ankerdehnung beim Betonieren etwas auseinandergleiten, die Dreikantleiste dabei mitgenommen wird und weiterhin abdichtet.

Befestigung der Dreikantleisten bei Aussparungen und Stirnabschalungen

Kunststoff-Dreikantleiste mit Nagelfahne

Hier wurde die Dreikantleiste auf der Stirnab-schalung aufgenagelt. Durch die Dehnung der Anker entsteht ein Spalt zwischen Schalung und Stirnabschalung. Die Dreikantleiste dichtet nicht mehr ab. Feinstteile treten aus. (Ausbluten des Betons)

Holzdreikantleiste

Kunststoff-Dreikantleis-te mit Nagelfahne an Längsschalhaut angenagelt

Holz-Dreikantleiste an Längsschalhaut angenagelt

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6 Konstruktive Details im Sichtbeton-Schalungsbau6.6 Geschalte Innenecken

In der Regel akzeptieren Architekten keinen Abdruck der Schmalseite der Schalhaut an der Betonoberfläche. Im Bereich des Innenecks müssen die Platten daher auf Gehrung geschnitten werden.

Folgende Probleme können auftreten:Filmbeschichtung und Furnier splittern, durch Feuchtigkeitsaufnahme verwirft sich die Schalhaut mit der Folge, dass der Plattenstoß undicht wird (Ausblu-tungen) und sich die Plattenkante im erhärteten Beton beim Ausschalen verhakt.

Es ist daher sinnvoll, zwischen den auf Gehrung geschnittenen Platten be-wusst eine Fuge von 2 bis 3 mm Breite vorzusehen, die mit Silikon ausgefugt wird. So können die Platten „arbeiten“ und gleichzeitig werden die Schnitt-flächen abgedichtet.

Gehrungsstoß mit Silikon-Verfugung

Gehrungsstoß ohne Silikon-Verfugung

Sparschalung

Schrauben versenkt und verspachtelt

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7 Trennmittel7.1 Allgemeine Anforderungen an das Trennmittel

in Vorschriften und Merkblättern

DIN 1045-3:2012-03

In der DIN 1045, Teil 3, Punkt 5.4, wird für den Trennmittel einsatz gefordert:

(1) Es dürfen nur Trennmittel einge-setzt werden, die weder den Be-ton, die Bewehrung noch die Scha-lung schädigen.

(2) Trennmittel dürfen die Oberflächen-qualität des Betons nicht nachteilig beeinflussen.

(3) Für das Auftragen der Trennmittel sind die Hersteller anweisungen zu berücksichtigen.

DBV-Merkblatt Sichtbeton (06/2015)Im DBV-Merkblatt Sichtbeton wird all-gemein zum Trenn mittel gesagt:

„Die richtige Auswahl und Anwendung des Trennmittels ist von großer Bedeu-tung, da die Grenzflächenreaktion zwi-schen Schalhaut und Betonoberfläche hiervon maßgeblich beeinflusst werden. Trennmittel sind grundsätzlich nach den Angaben des Herstellers zu verwenden. Der Trennmittelfilm sollte möglichst gleichmäßig und dünn sein, d. h., die Auftragsmenge sollte bei einer nicht-saugenden Schalhaut ca. 10 g/m² be-tragen. Das Trennmittel sollte schnell trocknen, damit wenig Schmutz auf der Schal-haut kleben bleibt. Überdosierungen oder ungeeignete Trennmittel fördern die Porenbildung und führen zu Absan-dungen und Verfärbungen.“

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7 Trennmittel7.2 Anforderungen an das Trennmittel

Die Trennmittelauswahl richtet sich vor allem nach der Art der verwendeten Schalhaut, nach den Herstellungsbe-dingungen für den Beton (z. B. wärme-behandelter Beton) und nach den be-sonderen Anforderungen an das herzustellende Bauteil (z. B. Sichtbeton, Trinkwasserbehälter u. a. m.).

Die Auswahl des geeigneten Trennmit-tels sollte unbedingt dem Ausführen-den überlassen werden.

Unerwünschte Nebenerscheinun-gen sind z. B.: Beeinträchtigungen der Betonoberfläche

■ Erhöhte Flecken- und Porenbildung. ■ Absanden, starkes Abmehlen, Erhär-tungsstörungen. ■ Beeinträchtigung des Haftvermögens nachträglich aufzubringender Bau-stoffe (z. B. Putze, Kleber, Anstriche) durch Trennmittelrückstände. ■ Langsame Abwitterung. ■ Chemische Restwirkung.

Beeinträchtigungen der Schalung ■ Rostförderung der Stahlschalungen. ■ Quellen oder Aufwölben bei Holz-schalungen oder beschichteten Holz-werkstoffen. ■ Anlösen von Kunststoffschalungen.

Hinweis: Einige Begleiterscheinungen können unabhängig vom verwendeten Trennmittel auch aufgrund anderer Einfluss faktoren (Betonzusammen-setzung, Verdichtung, Nach behandlung) auftreten. In diesem Fall kann das Trennmittel deren Auftreten nicht verhindern.

Weiterhin sollte das Trennmittel ■ einfach und vielseitig anwendbar sein, ■ dazu beitragen, das Schalungsmateri-al zu schützen und zu konservieren, ■ eine bessere Entlüftung der Grenzflä-che Schalhaut/Beton ermöglichen, ■ unter Berücksichtigung der oben ge-nannten Anforderungen möglichst umweltverträglich und gesundheitlich unbedenklich sein.

Für den Einsatz auf der Baustelle sollte das Trennmittel

■ sich möglichst gleichmäßig und dünn auftragen lassen, ■ schnell trocknen, damit weniger Schmutz kleben bleibt, ■ beständig gegen Witterungseinflüsse und mechanischen Abrieb (Begeh-barkeit) sein.

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7 Trennmittel7.3 Wirkungsweise des Trennmittels

Die physikalische Trennwirkung wird die durch hydrophoben Eigen-schaften des Basisstoffes hervorgeru-fen. Mit einem wasserabweisenden Film wird der Kontakt Beton und Schalhaut verringert.

Chemisch-physikalische Trennwir-kung – die links beschriebene physika-lische Trennwirkung ist bei jedem Trennmittel vorhanden. Eine zusätzli-che chemische Trennwirkung wird meist durch Fettsäuren, die mit den alkalischen Bestandteilen des Betons reagieren (= „gezielte Hydratations-störung“) erzeugt.

Fettsäure + Calciumhydroxid Kalkseife + WasserDie Kalkseife in einer dünnen Oberflä-chenschicht wirkt zusätzlich trennend.Hinweis: Durch die gezielte Hydratati-onsstörung auf der Betonoberfläche ist nach dem Ausschalen ein leichtes Abmehlen zu beobachten.

Trennmittel auf Mineralölbasis ohne chemische Additive

Trennmittel auf Mineralölbasis mit chemischen Additiven

ViskositätLösungsmittelfreie Trennmittel (Mineralöle) haben eine höhere Viskosität und lassen sich nicht so dünn versprühen. Überschüssiges Trennmittel muss deshalb abgezo-gen werden.

Lösungsmittelhaltige Trennmittel haben eine niedrige Viskosität und kön-nen leicht als dünner Film aufgesprüht werden. Der Lösungsmittelanteil von 50 bis 80 % verdunstet und reduziert dabei die Auftragsdicke.

Lösungsmittelhaltige Trennmittel sind besonders für nichtsaugende Schalhaut geeignet.

Ausschließlich physikalische Trennwirkung

Trennmittel Kalkseife

Zusätzliche chemische Trennwirkung durch Bildung von „Kalkseife“

Wässrige Trennmittelemulsion: Das Lösemittel wurde durch Wasser und der Mineralölanteil durch überwiegend nachwachsende Rohstoffe ersetzt.

Die Viskosität ist sehr niedrig und nach Verdunsten des Wassers verbleibt ein sehr dünner, regenfester Film auf der Schalhaut.

Viskosität

PERI Plasto Clean9 mm²/sec

PERI Clean17 mm²/sec

PERI Bio Clean30 mm²/sec

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7 Trennmittel7.4 Auswahl des Trennmittels

Die Anforderungen und Einsatzbe-dingungen sind für die Auswahl des Trennmittels entscheidend.

Schalhaut nichtsaugend = lösungsmittelhaltiges Trennmittel für einen dünnen Auftrag.

Schalhaut saugend = lösungsmittelfreies Trennmittel zieht schwerer in die Schalhaut ein.

Schnell antrocknendes Trennmittel verhindert bei Sichtbeton das Anhaften von Schmutz (Rost, Staub) u. a. m. und vermindert die Rutschgefahr bei Deckenschalungen.

Geringe Klebrigkeit begünstigt das Aufsteigen der Luft- und Wasserporen beim Verdichten an vertikalen und geneigten Schalungen.

Grundsätzlich sind vor jedem Einsatz eines Trennmittels Probebetonflächen herzustellen, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Trennmittels mit der Schalhaut und dem Beton nachzuwei-sen. Bei Sichtbeton ist diese Erprobung zwingend notwendig.

Achtung bei Verwendung wässriger Trennmittel emulsionen: Das Trennmittel muss ständig bei Temperaturen über 0 °C gelagert werden!

Ein Gefrieren macht das Trenn-mittel unbrauchbar. Ebenso muss die Schalhaut, die besprüht wird, Temperaturen > 0 °C aufweisen, da sonst das Wasser des Trennmittels auf der Schalhaut eine dünne Eis-schicht bildet, was wiederum die Trennwirkung verhindert.

Hydrophob:wassermeidend, nicht mit Wasser mischbar

Hydrophil:wasseranziehend, mit Wasser mischbar

Hydrophil

PERI Clean

Hydrophob

PERI Bio Clean PERI Plasto Clean

Rüttler

hydrophobes Trennmittel

anhaltende Luftporen

Frischbeton

hydrophiles/hydrophobes Trennmittel

verstärkte Zementleimschicht

abgleitende Luftporen

nichtsaugende Schaltafel mit Polymeroberfläche

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0 20 40 60 80 1000

90

7 Trennmittel7.5 Allgemeine Hinweise für die Anwendung des Trennmittels

Trennmittel möglichst dünn und gleich-mäßig auf die sorgfältig gereinigte Schalhaut bei noch ausreichender Trennwirkung auftragen. Nach dem Trennmittelauftrag überschüssiges Trennmittel mit einem Gummilippen-schaber o. Ä. entfernen. Anschließend mit saugfähigem Lappen nachwischen. Dies ist besonders bei nichtsaugender Schalhaut (filmbeschichtete Platten) für einen gleichmäßigen, dünnen Auftrag zu empfehlen.

Aus dem DBV-Merkblatt „Sichtbeton“

Bei naturbelassenen Holzoberflä-chen ist durch das unterschiedliche Saugverhalten ein gleichmäßiger dünner Trennmittelfilm nur schwer erreichbar. Hier sollten die Holzober-flächen vorweg angenässt werden.

Optimale Trennmittelauftragsmenge

Feststellung der optimalen Trennmittel-menge durch Fingerprobe.

Auftragsmenge in ml/m²

Män

gelh

äufig

keit

nichtsaugende Schalhautsaugende Schalhaut

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Schalhaut vor dem Aufstellen mit Trennmittel behandeln, damit Anschlussbereiche (Betonflächen, Anschlussbewehrung) nicht benetzt werden und damit deren Haftverbund herabgesetzt wird.

Eine Überdosierung des Trennmittels kann besonders bei chemisch-physika-lisch wirkenden Trennmitteln durch die „gezielte Hydratationsstörung“ zum Abmehlen der Betonoberfläche führen. Ein leichtes Abmehlen ist für diese Trennmittel typisch.

Bei Sichtbetonflächen ist zu beachten, dass die Mineralölbestandteile des Trennmittels bei Temperaturen > 50 °C zu oxidieren (verharzen) beginnen. Dabei setzt eine Braunfärbung des Trennmittels ein. Deutlich höhere Temperaturen können durch intensive Sonneneinstrahlung auf den dunkleren Film der Schalhaut und durch die Hydratationswärme des Betons ent stehen. Dabei kann es zu braunen Trennmittel-flecken auf der Betonoberfläche kom-men. Mit steigender Temperatur wird die Viskosität des Trennmittels herab-gesetzt und das Trennmittel fließt nach unten. Anschließend können sich Ab-laufspuren (Trennmittelkonzentration) auf der Betonoberfläche abzeichnen.

Zu viel Trennmittel aufgetragen.

Das Trennmittel ist durch die Viskositätsveränderung bei hohen Temperaturen an der Schalung nach unten gelaufen.

Schwitzwasser und Trennmittel konzentrieren sich im unteren Schalungsbereich und können sich auf der Beton oberfläche abzeichnen. Rost und Schmutz können dies noch verstärken.

Ein gleichmäßiger, dünner Trennmittelauftrag ist so nicht möglich.

Ein gleichmäßiger dünner Auftrag auf der Schal-haut ist an einem matten Glanz zu erkennen.

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8 Betonierbarkeit und Betoneinbau8.1 Betonierbarkeit der Betonbauteile

Um eine gute Betonoberflächenqualität zu erreichen, die den Anforderungen der Ausschreibung entspricht, ist das Betonbauteil so auszubilden, dass der Beton sich ordnungsgemäß einbauen und verdichten lässt. (Aufgabe des Planers)

Die Empfehlungen des DBV-Merk-blattes „Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton“ sollten für Sichtbetonbauteile unbedingt einge-halten werden.

Betonieröffnungen in der BewehrungBei der Planung sind die Betonieröff-nungen in der Bewehrung mindestens 4 cm größer als der Ø der Einbaurohre oder -schläuche vorzusehen. Demnach ergibt sich die Mindest-wanddicke des Bauteils neben den statischen Anforderungen aus: Ø des Einbaurohres (-schlauches) + 4 cm + Σ der übereinander liegenden Ø der Bewehrung + Σ der Betondeckung.

Der Abstand der Betonieröffnungen, der von den Bauteilabmessungen und der Bewehrungsdichte abhängig ist, sollte i. d. R. zwischen 2,0 bis 2,5 m liegen. Bei enger Bewehrung, z. B. im Kreuzungsbereich hoher Unterzüge und Querträger, wird ein kleinerer Abstand zwischen 1,0 bis 1,5 m empfohlen. Für plattenartige Bauteile bis ca. 0,5 m Dicke mit engem Raster der oberen Bewehrung sind in der Re-gel Rüttellücken als Betonieröffnungen ausreichend. Eine doppelt liegende Be wehrung im Stoßbereich wie auch

Einbauteile sind mit zu beachten. Wenn notwendig, sind Bedenken gegen die Betonierbarkeit anzumelden.

RüttellückenNach DIN 1045-3:2012-03, Teil 3, Abschnitt 6.4, ist die Bewehrung so anzuordnen, dass die Innenrüttler an allen erforder lichen Stellen eingeführt werden können. Zur Abschätzung des Abstandes der Eintauchstellen gilt folgende Faustregel:

Abstand der Rüttellücken für Sichtbe-ton: 6 – 7 x d, mit d = Ø des Innenrütt-lers. Bei Leichtbeton ist dieser Abstand um die Hälfte zu verringern. Für fein-gliedrige und stark bewehrte Bauteile wird ein Abstand der Rüttellücken von rd. 25 cm empfohlen. Die Breite der Rüttellücken beträgt 6 bis 10 cm, vor-zugsweise 10 cm, damit eine Berüh-rung der Bewehrung durch den Rüttler vermieden wird. Berührt der Rüttler die Bewehrung, versetzt er diese in Schwingung. Feinstteile sammeln sich an der Bewehrung und zeichnen diese

auf der Betonober fläche ab. Die Ver-wendung von Einzelstabbewehrung ist der Matten bewehrung bei Sichtbeton vorzuziehen, da Rüttelschwingungen schlechter übertragen werden.

Frischbeton – Projektierung, Herstellung, VerarbeitungQualitativ gute und zugleich ästhetisch ansprechende Sichtbetonoberflächen lassen sich nur erzielen, wenn an die Zusammensetzung, Herstellung und Verarbeitung des Betons entsprechend hohe Anforderungen gestellt und diese auch erfüllt werden.

Grundsätze ■ Bauteilquerschnitte sind so zu bemessen und die Bewehrung so anzuord-nen, dass der Einbau des Betons ohne Entmischung mit einer möglichst vollständigen Verdichtung möglich ist. ■ Schalung, Bewehrung und Einbauteile dürfen nicht das Austreten der durch das Verdichten an die Betonoberfläche gelangenden Luft verhindern. ■ In den Ausführungsplänen sind Angaben über Betonieröffnungen, Rüttel-lücken und Betondeckung erforderlich. ■ In engen Querschnitten und bei Bewehrungskonzentrationen kann eine Herabsetzung des Zuschlaggrößtkornes und/oder der Einbau von Fließbeton notwendig werden. ■ Diese Angaben sind in den Plänen festzulegen!

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Entsprechend den Anforderungen ist aus dem Betonsortenverzeichnis des Transportbetonwerkes der geeignete Beton auszuwählen oder eine entspre-chende Betonrezeptur zu entwerfen. Für die Betonrezeptur sind folgende Hinweise zu beachten:

■ Beton sollte weder zum Bluten neigen noch eine zu starke Klebe-wirkung aufweisen.

■ Beton sollte schwindarm mit geringem Wasseranspruch sein, eine günstige Sieblinie und einen ausreichend hohen Mörtelgehalt aufweisen.

■ Für Mehlkorn und Feinstsand die Höchstwerte der DIN 1045-3, Berichtigung 1:2013-07 ausnutzen.

■ Zement beeinflusst die Farbe des Betons. Dies wird jedoch über-lagert von Unterschieden im w/z-Wert (unveränderter w/z-Wert der einzelnen Mischchargen, kein Restwasser im Transportmischer), Wartezeiten zwischen den einzel-nen Lagen beim Einbringen sowie von ungleichmäßiger und unzu-reichender Verdichtung.

■ Typischer Grauton bei Portlandze-ment, mit steigendem Eisenoxidge-halt dunkler, bei Hochofenzement mit steigendem Hüttensandgehalt heller.

■ Um Farbunterschiede des Betons zu minimieren, sollte der Zement immer vom selben Zementwerk und die Zuschlag stoffe sollten immer aus denselben Gruben kommen. Ein Wechsel der Zementart oder die Ver-änderung des Zementgehalts führt zu deutlich erkennbaren Farbtonunter-schieden des fertigen Bauteils.

■ Betonverflüssiger oder Fließmittel verringern den Wasseranspruch des Betons. Vorversuche durchführen, um unerwünschte Farbunterschiede zu vermeiden.

■ Bei fließfähigen Betons (F4, F5, F6) durch Zugabe von Stabili-satoren dafür sorgen, dass die Homogenität der Mischung beim Einbau bestehen bleibt.

■ Steinkohlenflugasche (f) kann den Wasseranspruch des Betons verringern, ihr Einsatz bei Sicht-beton ist jedoch nicht unproble-matisch.

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8 Betonierbarkeit und Betoneinbau8.2 Betoneinbau und Verdichtung

Für die Fertigung von Sichtbeton ist eine erfahrene Betoniermannschaft einzusetzen, die entsprechend einge-wiesen ist. Es sollte an einem unterge-ordneten Bauteil die Sichtbetonqualität mit der Einbaumannschaft erprobt werden.Zu große Fallhöhen sowie Schüttkegel beim Einbringen des Betons führen zu Entmischungen und sorgen für vermehrte Luftblasen. Fallhöhe maxi-mal 1,5 m, sonst Fallrohre verwenden. Es ist sinnvoll, den Schlauch des Beton kübels, den Pumpenschlauch oder das Fallrohr in die bereits beto-nierte Schüttlage einzutauchen.

Ein lagenweises Betonieren mit Schichtdicken < 0,50 m (bei dichter Bewehrung < 0,30 m) ist empfehlens-wert, um das Entweichen von Luft-blasen zu erleichtern.

Der Beton ist mittig, nicht gegen die Schalung einzufüllen. Niemals Schräg-auslaufkübel einsetzen.

Es wird nicht empfohlen, den Beton mittels Betonierstutzen von unten in die Schalung einzubringen. Hierbei ent-stehen fleckige Betonoberflächen im Bereich des Betonierstutzens.

Betonverdichtung nach DIN 4235-1:1978-12, Teil 2 und Teil 4, Ausgabedatum 1978-12 Verdichten von Beton durch RüttelnVerdichten mit InnenrüttlernVerdichten von Ortbeton mit Scha-lungsrüttlern

Im praktisch vollständig durch Rütteln verdichteten Frisch beton bleiben noch Luftporen. Solche Poren befinden sich vereinzelt auch an der Schalungsfläche. Praktisch vollständig verdichteter Frischbeton enthält einen natürlichen Luft porengehalt von ca. 1,5 %.

Einsatz von InnenrüttlernDer Rüttler ist rasch in den Beton ein-zutauchen und nach kurzem Verharren im Tiefstpunkt, den Rüttler langsam nach oben ziehen, bis die Rüttelflasche an der Betonoberkante sichtbar wird. Danach den Rüttler rasch aus dem Be-ton ziehen. Durch diese Handhabung wird das Entweichen eingeschlossener Luft erleichtert. Innenrüttler nicht zu nahe an der Schalfläche eintauchen und die Bewehrung nicht berühren. Rüttler durch die obere bis in die nächste Schüttlage eintauchen und Rütteldauer auf das Mindestmaß be-schränken.

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~ 6 . . . 7 d ~ 6 . . . 7 d

10 ..

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cm

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95

Um die Ansammlung von Luftporen im oberen Bereich einer Wand zu minimie-ren, empfiehlt es sich, ca. 15 bis 30 Minuten nach Betonierende die Wand-krone auf ca. 50 cm Tiefe mit einem Rüttler mit kleinem Flaschendurchmes-ser (Finger rüttler) nachzuverdichten. Alternativ bzw. zusätzlich durch Klopfen mit dem Hammer auf die Schalhaut die Luftblasen nach oben treiben.Um Beschädigungen der Schalhaut zu verhindern, wird empfohlen, beim Be-tonieren von Decken Rüttelflaschen mit Gummikappe zu verwenden.

Einsatz von SchalungsrüttlernMit Schalungsrüttlern lassen sich bei richtigem Einsatz sehr gute Sichtbe-tonoberflächen erzielen. Die Anzahl der gleich zeitig einzuschaltenden Rüttler, die Rüttlerpositionen sowie die Vibrations dauer hängen von der Bau-teilgeometrie, der Beton konsistenz und dem Schalungstyp (Trägerschalung, Rahmentafelschalung) ab. Außerdem sollte getestet werden, ob mit Druck-luft- oder mit Elektrorüttlern eine bessere Wirkung erzielt werden kann.

Rüttler so befestigen, dass ein größerer Bereich der Schalung in Schwingung versetzt wird. Nicht an der Schalhaut direkt befestigen, aber an den Scha-lungsteilen, auf denen die Schalhaut befestigt ist. Es empfiehlt sich, lotrech-te Schalungswände auf Gummistreifen zu setzen, damit die Schwingung weniger gemindert wird.

Außerdem dient diese Maßnahme zur besseren Abdichtung zur Aufstands-fläche. Die Rüttler erst dann in Betrieb nehmen, wenn die Schalung über der Ansetzstelle des Rüttlers mit Beton gefüllt ist.

Ist keine erfahrene Mannschaft für die Verwendung von Schalungsrüttlern verfügbar, sollten unbedingt Fachfir-men (Fa. Mooser/München, Fa. Wa-cker/München) zu Rate gezogen wer-den. Diese Firmen verleihen auch Schalungsrüttler.

Rasch betonierte hohe Bauteile, beson-ders mit sichtbar bleibenden Betonflä-chen, sollten mit Schalungsrüttlern oder Schalungsklopfern nachverdichtet werden, um Wasserinseln, die an der Schalungsfläche sandige Adern und Luftporen hinterlassen, weitgehend zu beseitigen.

zu verdichtender Beton

bereits verdichteter Beton

Wirkbereich

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9 LVB, SVB und Sichtbeton9.1 Allgemeines

■ LVB: Leicht verdichtbare Betons sind in den Normen DIN EN 206:2017-01 und DIN 1045-3, Berichtigung 1:2013-07, genormt und werden in die Konsisitenzklassen F5 und F6 eingeordnet.

■ SVB: Selbstverdichtende Betons sind seit 2014 in der DIN EN 206:2017-01 erfasst. Ergänzend gibt es noch das DBV-Merkblatt „Selbstverdichtender Beton“. Der SVB liegt außerhalb der Konsis-tenzbereiche der Betons F1 bis F6. Statt des Ausbreitmaßes werden das Setzfließmaß mit und ohne Blockier-ring und andere Prüfverfahren ange-wendet. SVB fließt wie Honig.

■ Das DBV-Merkblatt SVB (12/2004) gibt Hinweise zur Herstellung und Verwendung von SVB. Es ergänzt die derzeitig vorhandenen Regelwerke und allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen dahingehend, dass für die Praxis notwendige Hinweise ge-geben werden, die auf Erfahrungen basieren.

■ LVB wird vorrangig für horizontale Bauteile, wie Bodenplatten und Decken, für Stahlfaserbetone, w-u-Betons und für Sichtbetone eingesetzt. Durch die hohe Fließ-fähigkeit des Frischbetons reduziert sich die Verdichtungsarbeit beim Einbau auf leichtes Rütteln bis Stochern. Der Betoneinbau kann von oben direkt aus dem Fahrmischer mit Krankübel oder Pumpe erfolgen.

■ SVB ist dadurch gekennzeichnet, dass er ohne von außen einwirkende Verdichtungsenergie allein unter dem Einfluss der Schwerkraft nahezu bis zum Niveauausgleich fließt, entlüftet sowie die Bewehrungszwischenräu-me und die Schalung vollständig aus-füllt.

Technische und wirtschaftliche Vorteile des SVB

■ Einsparung von Personal und Gerät für das Verdichten. ■ Verkürzung der Bauzeit durch eine höhere Einbauleistung. ■ Geringer Lärmpegel auf der Baustelle. ■ Verbessertes Betongefüge und damit Verbesserung der Dauerhaftigkeit. ■ Dem stehen höhere Stoffkosten für den Beton, höhere Aufwendungen für die Vorbereitung, Herstellung und Über wachung des Betons entgegen. Einsatz nur bei +10 °C < T < 25 °C.

Bei der LVB- und SVB-Herstellung wird eine extreme Gleichmäßigkeit der Ausgangsstoffe verlangt.

■ Zement (auch dieselbe Zementsorte) weist Schwankungen auf. ■ Gesteinskörnungen mit Besonder-heiten beim Sand, insbesondere Eigenfeuchte, da leicht verdichtbarer und selbstverdichtender Beton hier besonders anfällig sind. ■ W-z-Werte exakt einhalten, d. h. Eigenfeuchte der Zuschlagstoffe kontinuierlich messen.

■ Das Zusammenwirken der mehl-feinen Stoffe und des Zusatzmittels bestimmt die Verarbeitungsdauer. Sie wird stark von der Reaktivität des Zementes, der Lösungszusammen-setzung nach Wasserzugabe sowie der Temperatur beeinflusst.

■ Höher bewehrte Bauwerke bedürfen eines leimreicheren SVB mit optimaler Sieblinie, um das Blockieren durch grobe Gesteinskörnungen zu ver-meiden. Zur Beachtung: Größeres Größtkorn bedeutet nicht immer höhere Festig-keit.

■ Größere Sorgfalt in der Planung, Her-stellung und Verarbeitung ist notwen-dig. Diese größere Sorgfalt ist auch bei F5- und F6-Betons erforderlich. Durch einen qualifizierten Betontech-nologen ist eine ingenieurmäßige Steuerung bei der LVB- und SVB-Herstellung zu gewährleisten.

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Anwendungsgebiete des SVB

■ Bei Sichtbetonbauteilen und bei Bau-teilen mit besonders schwierigen geometrischen Abmessungen. ■ Bei Sichtbetonoberflächen mit hohen gestalterischen Anforderungen. ■ Bei dünnen Bauteilen, für die ein sachgemäßes Einbringen und/oder eine gleichmäßige und ausreichende Verdichtung bei Rüttelbeton kaum möglich ist. ■ Bei besonders dichter Bewehrungs-lage. ■ Bei schwierigen Schalungstechnolo-gien. ■ Bei Betonoberflächen mit hohen technischen Anforderungen. ■ Bei einer notwendigen Verringerung von störenden Lärm- und Erschütte-rungsbelästigungen.

Leistungsvermögen des SVB

■ Vollständige Füllung der Schalung und Umhüllung der Bewehrung. ■ Gleich bleibende Homogenität des Betons im Kern- und Randbereich. ■ Betonierbarkeit von filigranen Elementen und von Bauteilen mit hohem Bewehrungsgehalt. ■ Poren- und lunkerarme Betonober-flächen. ■ Hohe Sichtbetonqualität (Gleich-mäßigkeit in der Farbgebung und Oberflächenstruktur). ■ Robuster gegenüber Betonierfehlern als Normalbeton. ■ Wirtschaftliche Einsatzmöglichkeiten. ■ Einfacher Betonierablauf.

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9 LVB, SVB und Sichtbeton9.2 Frischbetondruck

Belastung aus Frischbetondruck bei LVB

Die DIN 18218:2010-01 „Frischbeton-druck auf lotrechte Schalungen“ er-fasst Betons bis zu einem Ausbreitmaß von 600 mm (= F1 bis F4). Der Frisch-betondruck wird in der neuen Fassung der DIN 18218:2010-01, Ausgabeda-tum 2010-01, vom unterschiedlichen Erstarrungsende (5 – 20 h) abhängig bestimmt.

Belastung aus Frischbetondruck bei SVB (aus dem DBV-Merkblatt SVB)

„Für die Planung und Bemessung von Schalungen für einen selbstverdichten-den Beton empfiehlt es sich aus bau-praktischer Sicht, mindestens den vollen hydrostatischen Druck anzuset-zen, auch wenn er beim Einbau von Selbstverdichtenden Betons nicht immer erreicht wird, weil die bislang vorliegenden Erkenntnisse über die schalungsdruckreduzierenden Einflüsse aus Thixotropie des selbstverdichten-den Betons und Wandreibung noch nicht ausreichend erforscht und abge-sichert sind.“

„Wird selbstverdichtender Beton hin-gegen über Betonierstutzen drückend von unten eingebaut, ist davon aus-zugehen, dass immer der volle hydro-statische Druck zuzüglich eines übli-chen Aufschlags für den Pumpendruck (ca. 25 %) erreicht wird.“

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9 LVB, SVB und Sichtbeton9.3 Spezielle Anforderungen des SVB an die Schalung

Fugen ■ Ein zusätzliches Abdichten der Elementfugen ist nicht erforderlich. ■ Fugenspalten von 2 bis 3 mm werden durch den Beton überbrückt. Bei größerer Fugenbreite fließt der Beton bei fehlender Abdichtung permanent aus. ■ SVB hat ein sehr gutes Zusammen-haltevermögen. ■ Die Gefahr von Ausblutungen an An-kerstellen, Ecken und Elementfugen ist geringer als bei Rüttelbeton.

Die dargestellte Schalungsweise ist bei Rüttelbeton üblich und unproblema-tisch. Bei SVB und evtl. auch bei LVB ist die Fuge am Bodenplattensprung abzudichten, damit sich keine Druckdif-ferenz des Frischbetonseitendruckes aufbauen kann oder die Schalung wird zusätzlich an die Bodenplatte ange-spannt, um die zusätzlichen Druckkräf-te ableiten zu können.

Schnitt

Auftrieb ■ SVB unterfließt Aussparungen und Deckschalungen vollflächig. Es tritt der volle hydrostatische Druck als Auftrieb auf. ■ Durch geeignete Maßnahmen (Veran-kerung, Auflast) sind diese Kräfte aufzunehmen und abzuleiten. ■ Hinweis: Schalungen an den Auf-standsflächen zusätzlich abdichten, damit kein SVB unterfließen und Auftrieb erzeugen kann. ■ Durch das Fließverhalten sind ge-neigte Betonoberflächen bereits bei geringsten Neigungen (etwa 1 %) nur mit einer Deckschalung herstellbar. Für die Deckschalung gilt das zuvor Genannte (Auftriebsicherung). Die Deckschalungen sind vollflächig auszubilden. Bei großen horizontalen oder leicht geneigten Deckschalungen ist für eine Entlüftungsmöglichkeit zu sorgen (kleine Löcher, Filtervlies, o. Ä.).

Abschalungen ■ Abschalungen dicht und unverrück-bar einbauen, dabei evtl. Ankerdeh-nungen, den erhöhten Frischbeton-seitendruck usw. beachten. ■ Bei Streckmetall als Schalhaut ist ein Eignungstest mit dem jeweiligen Be-ton durchzuführen, damit der Beton nicht durch die Maschen fließt.

BetoneinfüllpunktNormalbeton wird i. d. R. lagenweise in die Schalung eingebracht und verdich-tet. Die Schalung ist für den vollen Füll-zustand berechnet. Zwischenfüllzustän-de werden kaum in den Lastannahmen berücksichtigt.

SVB wird an einem Punkt (selten an mehreren Punkten gleichzeitig) in die Schalung eingefüllt und durchfließt von dieser Stelle aus die gesamte Schalung bis zum Erreichen der vorgesehenen Betonierhöhe. Der Beton soll über

eine längere Strecke fließen, um zu entlüften. Durch dieses Fließen können Befüllzustände an der Schalung auf-treten (Türaussparungen, Eckbereiche, gekrümmte Wandbereiche u. a. m.), die zum Verrücken, Verformen usw. der Schalung führen können. Deshalb ist der Einfüllpunkt für den SVB zwischen dem Betontechnologen und dem Schalungsplaner abzustimmen und festzulegen. Darauf aufbauend sind die auf die Schalung wirkenden Kräfte (Längskräfte) aller Befüllzustände zu erfassen und die notwendigen zusätzli-chen Abstützmaßnahmen vorzusehen.

ΔFrischbetondruckSchalung auf Dichtungsstreifen o. Ä. stellen

Frischbetonseitendruck, wenn SVB in die Bodenfuge läuft

Fuge abdichten, damit kein SVB eindringen kann und in diesem Bereich Betondruck erzeugt

510

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10 Beurteilung, Abnahme, Mängel10.1 Beurteilung und Abnahme

Im DBV-Merkblatt Sichtbeton, Ab-schnitt 7, wird zur Beurteilung einer Sichtbetonfläche gesagt:

„Der Gesamteindruck einer Ansichts-fläche ist das grundlegende Abnahme-kriterium für die vereinbarte Sichtbe-tonklasse. Zu beachten ist, dass jedes Bauteil als Unikat (Wetter, Liefersituation etc.) zu beurteilen ist. Geringe Unregelmäßig-keiten, wie z. B. der Textur und des Farbtones, sind in allen Sichtbeton-klassen charakteristisch.“

Die Sichtbetonklassen des Merkblattes sind vorrangig über Einzelkriterien defi-niert. Bei der Beurteilung ist man damit bestrebt, die Leistung mit der Erfüllung von Einzelkriterien zu beurteilen. Dies ist jedoch nicht im Sinne der Bauweise und widerspricht der Absicht des Merkblattes Sichtbeton. M. D. Peck bemerkt dazu in Beton-Informationen Spezial 4.05:

„Der alleinige Blick auf die Einzelkriteri-en kann dazu führen, dass Sichtbeton-flächen, die aufgrund eines gelungenen Gesamteindrucks den Vorstellungen des Planers entsprechen, dennoch wegen des Verfehlens einzelner Klassen kriterien abzulehnen sind. Die Definition des Gesamtein druckes einer Ansichtsfläche kann nicht sinnvoll über die Summe erfüllter Einzelkriterien geführt werden. Für die Planer ist der Gesamteindruck einer Fläche zentrales Kriterium und die einzige Möglichkeit, die erstellte Leistung mit ihrer Vorstel-lung zu vergleichen. Nur die Bearbei-tung aus diesem Vergleich heraus ist letztlich sinnvoll. Entspricht der Ge-samteindruck der planerischen Vorstel-lung, ist die Leistung abzunehmen und die Prüfung der Einzelkriterien entfällt. Erst wenn der Gesamteindruck einer Fläche die vertraglich fixierte Vorstel-lung des Planers verfehlt, werden zur weiteren Beurteilung die Einzelkriterien der Sichtbetonklassen herangezogen.“

Der Gesamteindruck von Ansichts-flächen wird aus einem angemessenen Betrachtungsabstand und unter normalen Sichtver hältnissen beurteilt. Folgende Betrachtungsab stände haben sich in der Praxis bewährt:

Bauwerk „Die angemessene Entfernung ent-spricht dem Abstand, der erlaubt, das Bauwerk in seinen wesentlichen Teilen optisch zu erfassen. Dabei müssen die maßgebenden Gestaltungsmerkmale erkennbar sein.“

Bauteil „Der angemessene Betrachtungsab-stand ist derjenige, der bei üblicher Nutzung vom Betrachter eingenom-men wird.“

Neben dem Betrachtungsabstand ist das Alter der beurteilten Fläche von maßgeblicher Bedeutung. Der frische Beton verändert im Laufe der Zeit sein Aussehen (Farbungleich-heiten, Dunkel-Hell-Fleckigkeit). Die Flächen sollten deshalb möglichst trocken sein.

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10 Beurteilung, Abnahme, Mängel10.2 Mängel

Abnahmeverweigerung „Aus juristischer Sicht ist die Verwei-gerung der Abnahme (VOB/B § 12(3) und BGB § 640 (1) nur bei wesentli-chen Mängeln möglich. Es ist daher im Interesse aller Beteiligten, individuell auf das Bauwerk bezogen festzulegen, was für den Bauherrn einen wesentli-chen Mangel darstellt. Beurteilungs-grundlage ist der Gesamteindruck des jeweiligen Bauteils oder Bauwerks.“

Eine Sammlung und Bewertung von Sichtbetonmängeln ist in dem Buch „Sichtbeton-Mängel“ enthalten.(siehe Abbildung)

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10 Beurteilung, Abnahme, Mängel10.3 Darstellung einiger typischer Mängel

Luftblasen unter Höhenleiste.Unterseite der Höhenleiste nicht angeschrägt.

Dunkelverfärbungen am Platten-/Elementstoß und den Ankerstellen. Diese Bereiche sind nicht abgedichtet.

Ausblutung im Eckbereich und Dunkelverfärbung.Dreikantleiste aus Holz und auf Abschalung genagelt.

Ausblutung im Bereich des Konus.Anker nicht richtig angespannt oder Dichtgummi nicht elastisch.

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Hell-/Dunkelverfärbung des Betons.Der helle Bereich war während der Zwischen-lagerung abgedeckt, der dunkle der Sonne ausgesetzt.

Sichtbare „Drunterleisten“.„Drunterleisten“ mit flacher Seite auf Schalung gelegt.

Dunkelverfärbung an Deckenuntersicht.Trennlage zur Deckenstütze aus Holzwerkstoff oder Holz. Austausch von Feuchtigkeit zwischen Beton und Trennlage. Besser die Trennlage mit Geo-Textil oder Folie umhüllen.

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10 Beurteilung, Abnahme, Mängel10.3 Darstellung einiger typischer Mängel

Kantenschutz direkt auf frischem Beton. diese ergibt dunkle Streifen am Eck der Betonober fläche.

Abzeichnen der Wandbewehrung.Zu langer Kontakt des Innenrüttlers mit der Bewehrung.

Rostfahnen.Kein Schutz der Anschlussbewehrung.

Luftporen im oberen Wandbereich.Fehlende Nachverdichtung.

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Braun-/Gelbverfärbungen.Schwitzwasser mit Trennmittelresten.

Untere Wandhälfte dunkler als obere. Unten ver-mehrte Ablagerung von Calcium an der Beton-oberfläche. Dies führt zu einem dichteren Gefüge und damit zu einem dunkleren Erscheinungsbild.

Abhilfe ■ Niedriger W/Z-Wert (< 0,53) ■ Robuste Betons mit gutem Wasserrückhaltevermögen, u. a. Zement mit hoher Mahlfeinheit ■ Weiche Konsistenz > F3 mit wenig Rüttelenergie einbauen ■ Zement mit schneller Festigkeits entwicklung ■ CEM II-Zemente mit Kalksteinmehl, wie z. B. CEM II/A-LL, CEM II/A-M (V-LL), CEM II/B-M (S-LL) ■ Erhöhung der Frischbetontem peraturen im Winter ■ Zufuhr von Warmluft ■ Heizen der Schalung ■ Schnell ausschalen (15 kN/mm²) und belüften ■ Keine anliegenden Nachbe handlungsmaßnahmen ■ Saugende Schalung, falls möglich

Grundsätzlich gilt ■ Schalhaut sauber halten. ■ Kratzer vermeiden Überschuhe aus Filz. ■ Keine Tischkreissägen auf der Deckenschalung abstellen. ■ Keine Bleistiftstriche, Schlagschnur-linien, kein Beschriften der Schalhaut und der fertigen Betonoberfläche.

Wasserläufer an Betonoberfläche.Beton stark blutend.

Kiesnest.Rüttelfehler.

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11 Arbeitsanweisung Sichtbeton für die Baustelle

GrundlagenAlle vertraglich vereinbarten und ver-bindlichen Projektunterlagen zum Sichtbeton (Zeichnungen, Vorbemer-kungen, ZTV usw.).

Ausführung der SchalungsarbeitenFür die Ausführung der Schalungsar-beiten sind die von der Bauleitung ge-prüften und freigegebenen Schalungs-pläne der Fa. PERI u. a. verbindliche Grundlage.

Die allgemeinen Anwendungsbedin-gungen der Schalung sind in den zum jeweiligen Schalungssystem gehören-den Prospekten, Aufbau- und Verwen-dungsanleitungen, Postern, Bedie-nungsanleitungen dargestellt und zu beachten.

Durch die Bauleitung ist auf der Grund-lage der Unfall verhütungsvorschriften (UVV) sowie der Aufbau- und Verwen-dungsanleitungen der eingesetzten Schalungssysteme und unter Beach-tung der Baustellenbedingungen eine Montageanweisung zu erarbeiten und den Ausführenden zur Kenntnis zu ge-ben. Für die Schalungsarbeiten an Sichtbetonflächen ist geeignetes Fach-personal einzusetzen, welches mit den Schalungs systemen und den zuge-hörigen Arbeitsunterlagen vertraut ist.

Checkliste: Ausführungshinweise für Sichtbeton-Schalungsarbeiten

Arbeitsanweisung Maßnahmen/Kontrollen

Allgemeine Hinweise Schalungssystem:Rahmentafelschalung: gebrauchte/neue Schalhaut passend zu vorgegebenem Elementraster und Ankerraster.Trägerschalung: Elementgröße, Schalhautformat und -stöße, Ankerraster, Sichtbetonkupplung.

Schalhaut:Art der Oberfläche (glatt, saugend ...) gemäß Ausschreibung; bei der Auswahl die mögliche Einsatzhäufigkeit beachten.Nichtsaugende (glatte) Schalhaut ergibt helle Oberfläche, saugende Schalhaut ergibt dunklere Oberfläche.Schalhaut von vorn verschraubt = Schraubenabdrücke sichtbar.Schalhaut von hinten verschraubt = keine Schraubenabdrücke, Sparschalung erforderlich.Auch verspachtelte Schraubenköpfe zeichnen sich auf dem Beton ab.Bei Deckenschalung mit nichtsaugender Schalhaut, wenn möglich, neue Schalhaut verwenden. Von der Bewehrung abfallender Rost haftet dann nicht so stark an der Schalhautoberfläche.

Vergleich der Schalungspläne mit den zum Zeitpunkt der Ausführung verbindlichen Projektzeichnungen.

Verantwortlich: Bauleiter.Differenzen mit Schalungsbauleitung und Schalungs-projektbearbeiter klären.

Sichtkontrolle des angelieferten und einzusetzenden Schal-materials auf Vollständigkeit, Richtigkeit, Beschaffenheit, Maßhaltigkeit.Besonders ist auf Beschädigungen auf Schalhaut/Schal-sektionen, die sich auf der Betonoberfläche abzeichnen können, zu achten.

Verantwortlich: Polier.Beschädigungen / Beanstandungen sofort dem Schalungs-lieferanten anzeigen und gemeinsam Maßnahmen festlegen.

Schalung vor dem Einsatz von Verschmutzungen reinigen. Kontrolle: Polier.

Schalung mit Trennmittel sachgemäß behandeln. Kontrolle: Polier.

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Arbeitsanweisung Maßnahmen/Kontrollen

Allgemeine Hinweise Trennmittel:Dünner, gleichmäßiger Auftrag; zu viel aufgetragenes Trennmittel mit Gummischaber abziehen und mit saugfähigem Lappen nachwischen.Zeit zwischen Auftrag und Betonieren kurzhalten, um das Verharzen des Trennmittels, vor allem bei warmem Wetter, zu verhindern.Evtl. lösemittelhaltiges Trennmittel für dünnen Auftrag einsetzen.Verhalten der Kombination Trennmittel/Schalhaut/Beton erproben, Trennmittelpreis ist nicht entscheidend.

Montage der Schalung mittels der vorgesehenen Montagehilfsmittel und Montagefolge mit großer Sorgfalt, um Beschädigungen der Elemente auszuschließen.Fugenanordnung: Toleranzen beachten.Grundlage: Montageanweisung.

Kontrolle: Polier.

Die Schalungsflächen mit den erhöhten Anforderungen sind als Stellschalung zuerst zu stellen, um die Qualität der Flächen beurteilen und evtl. berichtigen zu können. Einhaltung der genauen Maße und Lage der Schalfläche (Lotstellung), Fugenanordnung und -ausbildung, Montagetoleranzen prüfen.Schalung vor starkem Niederschlag oder Sonnenein-strahlung schützen.

Kontrolle: Polier.

Evtl. vorgeschriebene Abnahme der Schalfläche veranlassen.

Zusätzliche Hinweise zur Schalung und Ankerstellen:Ausbildung der Ankerkonen und Verschließen der Spannlöcher abstimmen.Dichte Ankerkonen durch sorgfältiges, strammes Anziehen der Ankermuttern und ev. Schaumstoffdichtung.Abdichtung der Schalung: Elemente untereinander, zur Aufstandsfläche, zu bestehenden Betonbauteilen, Decke/Wandanschlus.;Abdichtung von Aussparungskästen, Abschalungen, Bewehrungsanschlüsse, sonstige Einbauteile.Abdichtung mit geschlossenzelligen, elastischem Dichtungsband. Das Dichtungsband darf keinen Abdruck auf der Betonfläche hinterlassen (erproben!).Gleiche Schalhaut für Passbereiche und Elemente verwenden. Trapezleisten, Dreikantleisten, Rechteckleisten an Betonierfugen anordnen.Schalung auf vorhergehenden Betonierabschnitt aufspannen.

Schalung evtl. korrigieren. Verantwortlich: Polier.

Durch die nachfolgenden Gewerke und Arbeiten sind Beschädigungen und Verschmutzungen der Sichtbeton-schalung auszuschließen.

Insbesondere ist es verboten: ■ Beschriftung und Zeichen auf der Betonseite der Scha-lung vorzunehmen (kein Bleistift, keine Schlagschnur). ■ Hilfsnägel o. Ä. für die Fixierung der Bewehrung in die Schalhaut zu schlagen. ■ Bewehrung direkt auf die Schalung (Deckenschalung) abzulegen oder über die Schalung zu ziehen. ■ Einbauteile sind ohne Beschädigung der Schalhautfläche in die Schalung einzubauen. ■ Schweißarbeiten sind auszuschließen oder so auszu-führen, dass kein Funkenflug die Schalhaut beschädigt.

Die Nachfolgegewerke und Arbeitskräfte sind bezüglich der Besonderheiten der Sichtschalung zu belehren und zu kontrollieren.

Verantwortlich: Polier.

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11 Arbeitsanweisung Sichtbeton für die Baustelle

Arbeitsanweisung Maßnahmen/Kontrollen

Aussparungen und Einbauteile sind so an der Schalung zu befestigen, dass die Schalhaut so wenig wie möglich beschädigt wird (Nagellöcher, Verwendung von Doppel-kopfnägeln, Ausschalen mit Nageleisen).

Kontrolle: Polier.

Vor dem Zuschalen sind die Bereiche der Sichtschalung sorgfältig zu säubern (ausblasen), damit sich keine Reste von Bindedraht, Bewehrung, Nägeln, Holzabfällen u. a. Verschmutzungen auf der Betonfläche abzeichnen können.

Schlussabnahme der Schalung durch den verantwortlichen Bauleiter.Kontrollschwerpunkte:

■ Maßgenauigkeit (Einhaltung der Toleranzen). ■ Einhaltung der Vorgaben des Schalungsplanes. ■ Kontrolle der Verbindungsmittel, Anker, Richtstützen. ■ Dichtigkeit der Schalung.

Bewehrungsarbeiten:Keine Beschädigung und Verschmutzung der Sicht schalung.Anzahl und Auswahl der Bewehrungsabstandshalter.Anordnung der Schütt- und Rüttelgassen.

Kontrolle: Polier.

Allgemeine Hinweise Bewehrung:Genügend Abstand der Bewehrungsstäbe, damit der Beton nicht blockiert wird;Genügend Abstandshalter zwischen Bewehrung und Schalung einbauen, bei Decken Gewicht der Bewehrung beachten;Betonabstandshalter den Plastikabstandshaltern vorziehen, evtl. vornässen;Abstützung der oberen Bewehrungslage durch Unterstützungen gemäß DBV-Merkblatt „Unterstützungen“ (07/2002) zurückgezogen vorsehen. Dabei auf der unteren Bewehrung stehende Unterstützungskörbe oder -schlangen den auf der Schalung (Kunststofffüßen) stehenden, vorziehen.Deckenbewehrung: bei langer Standzeit der Bewehrung in der Schalung bis zum Betonieren die Bewehrung mit Planen abdecken, Regenwasser gezielt abführen, evtl. verzinkte Bewehrung, grundsätzlich aber verzinkten Bindedraht verwenden.

Betoneinbau:Beton gleichmäßig mittig in die Schalung einfüllen, ohne dass Spritzer auf die Schalhaut gelangen.Sachgemäßer Einsatz der Innenrüttler (Flaschendurch-messer, Eintauchabstand).

Kontrolle: Polier.

Allgemeine Hinweise Betonauswahl/Lieferwerk:Beton darf nicht zum Bluten neigen, Laborversuche durchführen; hohen Anteil an Mehlkorn und Feinstsand zum Binden des Wassers anstreben, zul. Grenzen der DIN 1045 hierfür ausnutzen.w/z-Wert < 0,55 Abweichung des w/z-Wertes um 0,02 ergibt bereits eine erkennbare Änderung des Farbtones.Ausbreitmaß 42 ± 2 cm für Normalbeton.Körnung 0/16 als Regel festlegen, Ansatzmischung 0/8 mit gleichem Zementgehalt und gleichem w/z-Wert.Möglicher Einsatz von F5/F6 oder SVB-Beton prüfen (Probebetonage).Gleiche Zementsorte, gleiches Lieferwerk, gleiche Herkunft der Zuschläge, gleiche Zusatzmittel.Bei Verwendung von Flugasche muss diese immer aus dem gleichen Kraftwerksblock stammen.Mischdauer mindestens 1 Minute, besser 2 Minuten.Restwasser oder Restbeton aus Transportmischer und Mischanlage entfernen.Der Zeitraum zwischen Mischen und Betoneinbau sollte 45 – 60 Minuten betragen, d. h., das Lieferwerk darf nicht zu weit von der Baustelle entfernt sein.

Betonabnahme:Ankunft der Transportmischer in regelmäßigen Abständen.Sorgfältige Lieferscheinkontrolle.Ausbreitmaß bei jedem Fahrzeug kontrollieren, notfalls Abnahme verweigern.

Betoneinbau:Schlauchkübel oder Pumpe verwenden, keine Schrägauslaufkübel, Beton nicht gegen die Bewehrung oder Schalhaut schütten.Betoniergassen a < 1,50 m, Fallhöhe < 1,50 m, keine Schüttkegel, besser den Schlauch in vorherige Schüttlage eintauchen. Beton nicht mit Rüttler verteilen.Schüttlagen max. 0,50 m, besser 0,30 m dick.

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Arbeitsanweisung Maßnahmen/Kontrollen

Verwendung kleiner Rüttlerdurchmesser, Wandstärke 24 cm = Flaschen – Ø ≤ 40 mm.Abstand der Rüttelstellen (Rüttelgassen) ca. 6 – 7 x Rüttlerdurchmesser.„Vernähen“ der neuen mit der alten Schüttlage, Rüttler ca. 10 – 15 cm in vorhergehende Lage eintauchen.Bewehrung nicht mit der Rüttelflasche berühren, verhindert das Abzeichnen des Bewehrungsrasters an der Betonoberfläche.Lunkeransammlung am oberen Wandbereich durch Nachverdichten verringern.Hydraulische Außenrüttler bei schrägen Deckflächen und hohem Bewehrungsgrad einsetzen (Fachfirma hinzuziehen, z. B. Fa. Mooser, Tel. 098/804348).Ersatzrüttler und Ersatzumformer bereithalten.

Musterbauteile herstellen:Gleiche Schalung/Schalhaut, gleicher Beton, gleiche Bauteilabmessungen (vor allem Wandhöhe), gleicher Bewehrungsgrad.Musterbauteile nicht in der bestmöglichen Qualität erstellen. Andernfalls kommt es zu Problemen, wenn später die einzelnen Bauteile diese Qualität nicht erreichen.

Festlegung des Ausschalzeitpunktes in Abhängigkeit von der Ausschalfestigkeit.Schalung paarweise vom Beton lösen und sofort weg heben. Gesamte Wand- bzw. Deckenfläche zügig komplett ausschalen.

Festlegung durch Bauleiter.

Kontrolle: Polier.

Hinweise zur Nachbehandlung:Kondenswasserbildung verhindern, deshalb Wandschalung lösen und sofort entfernen.Nachbehandlungsfolien oder Planen dürfen die Wandfläche nicht berühren.Schlieren und Kalkausblühungen durch herablaufendes Wasser an Wandflächen vermeiden, nicht bei Regen ausschalen, stehendes Wasser auf der Wandkrone ableiten/absaugen.

Schalelemente sofort reinigen, auf mögliche Beschädigungen kontrollieren und notwendige Reparaturen veranlassen.

Verantwortlich: Vorarbeiter.

Schalung sachgemäß mit Trennmittel für nächsten Einsatz behandeln.

Verantwortlich: Vorarbeiter.

Lagerung der Schalelemente: ■ Sektionen stehend an vorhandenen Wänden oder Hilfs-gerüsten angelehnt, verwindungsfrei lagern. ■ Ausreichende Stapelunterlagen und Zwischenhölzer verwenden. ■ Kantenbeschädigungen beim Absetzen, Umlegen und Aufrichten vermeiden. ■ Schalhaut vor Verschmutzungen, Regen und Sonnen-einstrahlung schützen. ■ Lagerflächen und Arbeitsplatz für die Reinigung und Trennmittelbehandlung der Schalung sind auszuweisen.

Kontrolle: Polier.

Sonstige Hinweise:Rostfahnen an Wänden aus überstehender Anschlussbewehrung

■ Anschlussbewehrung mit Folie abdecken oder direkt nach dem Betonieren mit Zementschlämmen einstreichen. Achtung: Statiker verlangt oftmals das penible Entfernen der Zementschlämme.

■ Schutz von Wänden durch herablaufende Betonmilch beim Betonieren der Decke. ■ Ständiges Abspülen der Wände während des Betonierens der Decke.

■ Besser ist dichtes Abkleben der Wände mit Folie. Der Kleber des Klebebandes darf aber nach dem Abziehen nicht am Beton haften bleiben. ■ Deckenschalung nicht mit Dampfstrahler ausblasen, zu hoher und ungleichmäßiger Verlust an Trennmittel, Stangen- und Schlangenabstandshalter wirken beim Ausblasen als Schmutzfänger.

■ Saubere Schuhe beim Arbeiten auf Deckenschalungen, gilt auch für Eisenflechter und andere Gewerke. ■ Nach dem Trennmittelauftrag keine Tischkreissäge in der Nähe von offenen Deckenschalungen betreiben. ■ Kantenschutz für scharfkantig ausgeführte Ecken sofort nach dem Ausschalen anbringen.

QS-Plan aufstellen.

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