Predigt: 1. Petrus 3, 8-17 · diesen Gemeinden wurden damals von Paulus auf seinen Missionsreisen...

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Evangelisch-Lutherische Jubilategemeinde Waldperlach & Putzbrunn Pfarramt | Waldperlacher Straße 46 | 81739 München | Tel.: 089-601 18 39 | www.jubilatekirche.de Predigt: 1. Petrus 3, 8-17 Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Denn „wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber steht wider die, die Böses tun.“ (Psalm 34,13-17) Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen. Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, Etliche von Ihnen kennen sicher den Werbespot eines großen deutschen Kreditinstitutes, in dem es heißt: „unterm Strich zähl ICH“. Der Beginn unseres heutigen Predigttextes aus dem Petrusbrief hört sich da ganz anders an: Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Hier steht zwar auch der Mensch im Mittelpunkt, aber nicht das „ICH“, sondern der Mensch in der Gemeinschaft der Gläubigen, im Umgang miteinander aufgrund des Glaubens an Jesus Christus. Der Brief des Petrus ist nicht an eine bestimmte Gemeinde gerichtet, sondern an die verstreuten Gemeinden in Kleinasien, gewissermaßen als Rundbrief. Viele von diesen Gemeinden wurden damals von Paulus auf seinen Missionsreisen gegründet. Diese Gemeinden waren eine Minderheit, eine kleine Schar in heidnischer Umgebung und sie mussten sich damit auseinandersetzen. Petrus schreibt diesen Brief in seiner Autorität als Apostel, ganz in dem zweifachen Auftrag, den Jesus ihm gegeben hat: - Um die Gemeinde zu weiden.

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Pfarramt | Waldperlacher Straße 46 | 81739 München | Tel.: 089-601 18 39 | www.jubilatekirche.de

Predigt: 1. Petrus 3, 8-17 Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Denn „wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber steht wider die, die Böses tun.“ (Psalm 34,13-17) Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde, Etliche von Ihnen kennen sicher den Werbespot eines großen deutschen Kreditinstitutes, in dem es heißt: „unterm Strich zähl ICH“. Der Beginn unseres heutigen Predigttextes aus dem Petrusbrief hört sich da ganz anders an: Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Hier steht zwar auch der Mensch im Mittelpunkt, aber nicht das „ICH“, sondern der Mensch in der Gemeinschaft der Gläubigen, im Umgang miteinander aufgrund des Glaubens an Jesus Christus. Der Brief des Petrus ist nicht an eine bestimmte Gemeinde gerichtet, sondern an die verstreuten Gemeinden in Kleinasien, gewissermaßen als Rundbrief. Viele von diesen Gemeinden wurden damals von Paulus auf seinen Missionsreisen gegründet. Diese Gemeinden waren eine Minderheit, eine kleine Schar in heidnischer Umgebung und sie mussten sich damit auseinandersetzen. Petrus schreibt diesen Brief in seiner Autorität als Apostel, ganz in dem zweifachen Auftrag, den Jesus ihm gegeben hat: - Um die Gemeinde zu weiden.

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Am Schluss des Johannesevangeliums lesen wir, wie der auferstandene Jesus dem Petrus dreimal den Auftrag gibt: Weide meine Schafe! (Johannes 21, 15-17) - Um die Gemeinde, die Brüder zu stärken. Das Lukasevangelium berichtet uns davon, dass Jesus nach dem letzten Abendmahl zu Petrus spricht: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder. (Lukas 22, 32) Petrus schreibt in diesem Brief über die lebendige Hoffnung der Christen. Er gibt Ratschläge und Ermahnungen zum Verhalten in der Gemeinde, gegenüber den Brüdern, gegenüber den Mitmenschen und gegenüber der Obrigkeit. Er gibt Hilfen, den Alltag im Glauben zu bestehen und ein Zeugnis für Jesus Christus zu sein. Petrus hat Ratschläge und Ermahnungen an einzelne Gruppen in der Gemeinde (an die Sklaven, an Männer und Frauen, an die Ältesten und an die Jüngeren) sowie an die gesamte Gemeinde. Es geht ihm um ein geheiligtes Leben der Gemeinde in der Nachfolge Jesu, denn sie ist teuer erkauft. Gleich im ersten Kapitel seines Briefes schreibt Petrus denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid vom eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. (1. Petrus 1, 18-19) Und schließlich schreibt Petrus in seinem Brief auch über die Bereitschaft zum Leiden um Christi Willen in einer Zeit der beginnenden Christenverfolgung. Gerade die geistliche Stärkung in der Verfolgung ist auch heute noch (oder wieder) aktuell. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sind die Christen weltweit die religiöse Gruppe, die am meisten verfolgt wird. (SZ Nr. 19, 24.01.2012, S. 4, „Hass auf Christen“) Nachdem Petrus in seinem Brief im vorhergehenden Kapitel einzelne Personengruppen in der Gemeinde angesprochen hat, beginnt er unseren heutigen Predigtabschnitt mit: Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Mit diesem „endlich“ kommt Petrus nicht zum Schluss seines Briefes. Er leitet vielmehr eine Zusammenfassung seiner Ermahnungen und Ratschläge zur christlichen Lebensführung ein, die sich an die ganze Gemeinde richten. Das einleitende „endlich“ kann vom griechischen Urtext her auch mit „das Ziel ist“ übersetzt werden. Petrus stellt hier keinen Katalog an Verhaltensweisen auf, die es unbedingt zu beachten gäbe, kein Trainingsprogramm, das abzuarbeiten wäre. Die Ermahnungen des Petrus sollen das Ziel aufzeigen, das die christliche Gemeinde im Umgang miteinander anstreben soll. „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt“ sagt Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. (Johannes 13, 35) Aber das gelingt nicht aus eigener Kraft und Anstrengung, sondern kann nur in der Nachfolge Jesu und im Hören auf sein Wort verwirklicht werden. Diesem Ziel gilt es nachzustreben, so wie auch Paulus in einem seiner Briefe von sich selber schreibt: Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. (Philipper 3, 12) Was empfiehlt nun Petrus den Gemeinden als Ziel für die christliche Lebensführung, für den Umgang in der Gemeinde untereinander und auch für den Umgang mit anderen außerhalb der Gemeinde?

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Als erstes ermahnt er: seid gleichgesinnt. Andere Übersetzungen sprechen von einmütig oder einträchtig. In seinem Hohepriesterlichen Gebet bittet Jesus für die seinen: Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien gleichwie wir. (Johannes 17, 11) Einmütig, eins im Glauben an Jesus Christus als den Herrn. Von der ersten Gemeinde nach Pfingsten lesen wir in der Apostelgeschichte, dass sie einmütig beieinander waren. (Apostelgeschichte 2,46) Das soll jetzt nicht bedeuten, dass alle in allen Punkten einer Meinung sein sollen. Sicher, es gibt auf jeden Fall biblische Grundlagen, die feststehen, die unverrückbar sind. Aber es sollen nicht aus untergeordneten Lehrmeinungen Streitpunkte entstehen, welche die Einmütigkeit in Frage stellen. Es gilt, in Liebe danach zu trachten, auf der gemeinsamen Grundlage der Gnade und Erlösung durch Jesus Christus - bei aller Vielgestalt der Gaben und Aufgaben - um die Einmütigkeit zu ringen und am Wort Gottes zu prüfen. Graf Zinzendorf hat in solchen Fragen an seinem Leitspruch festgehalten: „In den notwendigen Dingen Einheit, in den zweifelhaften Dingen Freiheit, in allen Dingen aber die Liebe!“ Seid brüderlich sagt Petrus weiter. Wir sind ja als Glaubende Brüder (und natürlich auch Schwestern) in Christus. Wir sind gleichsam „Blutsverwandte“ durch Christi Blut und „Geistesverwandte“ durch seinen Heiligen Geist. Auch unter Geschwistern ist man ja nicht immer einer Meinung, aber man ist sich doch in geschwisterlicher, in brüderlicher Liebe zugetan und füreinander da. So soll es in der Gemeinde sein, dass wir füreinander da sind und aufeinander acht haben, einander im Glauben stärken. Seid mitleidig, nicht in der Form des Betroffenseins, des Bedauerns, sondern im Sinne des Wortes mit-leidend. Paulus schreibt im Korintherbrief von der Gemeinde als Leib und seinen Gliedern: Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. (1. Korinther 12, 24-26) Seid barmherzig. Unser Gott ist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Gnade und Treue heißt es im Alten Testament. (2. Mose 34, 6) Davon leben wir Tag für Tag. Darum sollen wir auch barmherzig sein, gegenüber unseren Mitchristen und auch gegenüber den anderen Menschen. Dass wir den anderen so annehmen können, wie er uns begegnet. Dass wir bereit sind, zu vergeben. Barmherzig, dass uns die Not des anderen zu Herzen geht und uns zum Handeln leitet. Ziehet nun an... als die Heiligen und Geliebten herzliches Erbarmen schreibt Paulus im Kolosserbrief. (Kolosser 3, 12) Seid demütig. Bei Matthäus lesen wir, wie Jesus sich selbst seinen Jüngern offenbart und ihnen ein Beispiel gibt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäus 11, 28-30) Im demütigen Umgang miteinander sollte es möglich sein, einander zu achten, zu ermahnen und auch für sich selber die Ermahnung eines Bruders anzunehmen. In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst schreibt Paulus dazu im Philipperbrief. (Philipper 2, 3) Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.

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Wie schnell sind wir dabei zu sagen (oder zumindest zu denken) „das zahl ich dir heim!“ oder „dem werd ich einen Denkzettel verpassen!“ Der natürliche Mensch empfindet es als logisch und gerecht, erlittenes Unrecht mit gleicher Münze heimzuzahlen. So wird aber kein Streit, kein Konflikt beigelegt. Hören wir genau hin, was Petrus hier schreibt: Vergeltet nicht Böses mit Bösem. Wer solcherart Vergeltung übt, tut selber etwas Böses! Als Christen leben wir aus der Gnade und Vergebung unseres Herrn Jesus. So wie wir aus der Gnade und Vergebung Jesu leben, so sollen wir auch bereit sein anderen zu vergeben. So kann hier aus dem weltlichen Echo der Vergeltung, dem „wie du mir, so ich dir“ das christliche Echo der Vergebung, ein „wie Jesus mir, so ich dir“ werden. Beten wir nicht im Vaterunser „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern?“ Petrus geht hier sogar noch einen Schritt weiter. Er schreibt der Gemeinde nicht nur: übt nicht Vergeltung, vergebt, wie Jesus euch vergeben hat. Er sagt: segnet vielmehr, setzt den Segen dagegen. Ihr habt den Segen Gottes erfahren, ihr könnt den Segen weitergeben, indem ihr diejenigen mit allem was sie euch angetan haben an Jesus übergebt mit der Bitte an ihn, sich ihrer anzunehmen, ihnen zu vergeben und ihnen weiterzuhelfen. So lassen wir uns nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinden das Böse mit Gutem wie es die Jahreslosung von 2011 ausgedrückt hat. ( Römer 12, 21) Ähnlich verhält es sich beim Streiten, wenn ein Wort das andere gibt und am Ende verletzende Worte fallen und Unversöhnlichkeit zurückbleibt. Unbedachte Worte können oft tiefe Wunden hinterlassen. Paulus gibt im Korintherbrief zu Streitigkeiten und Scheltworten einen ähnlichen Rat wie Petrus: schilt man uns, so segnen wir, verfolgt man uns, so dulden wir’s, verlästert man uns, so reden wir freundlich. (1. Korinther 4, 12-13) Zur Bekräftigung seiner Argumentation über die Scheltworte zitiert Petrus hier in seinem Brief nun aus einem Psalm, (Psalm 34, 13-17) der sich mit dem gleichen Thema beschäftigt. In dem Psalm heißt es: „Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts böses Rede und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes.“ Das Psalmzitat von Petrus endet mit einer ernsten Mahnung: Das Angesicht des Herrn aber steht wider die, die böses tun. Dieses Ernstes, wenn Gott sein Angesicht abwendet, ist sich auch der Beter des 51. Psalmes bewusst, wenn er betet: Schaffe in mir Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist, verwirf mich nicht vor deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. (Psalm 51, 12-13) Bei so vielen Ratschlägen und Ermahnungen sind wir vielleicht versucht, zu sagen: Das alles, was Petrus hier fordert, ist zu viel verlangt, das bringen wir doch unmöglich fertig. Da ziehen wir ja den kürzeren, da sind wir ja die Dummen. Doch Petrus scheint diese Antwort schon vorauszuahnen. Er weiß auch hier einen Rat, eine Antwort: Wer ist’s, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Vielleicht werdet ihr belächelt, schief angesehen oder sogar attackiert, vielleicht müsst ihr Nachteile in Kauf nehmen. Und wenn es sogar in persönliche Angriffe oder Verfolgung hineingeht, fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschrecket nicht. Jemand hat sich einmal die Mühe gemacht, nachzuzählen, wie oft in der Bibel „fürchtet euch nicht“, „fürchte dich nicht“ steht. Er kam auf 365 Stellen, also für jeden Tag des Jahres ein „fürchte dich nicht!“

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Jesus selbst hat seinen Jüngern Mut gemacht, als er sie ausgesandt hat: fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. (Matthäus 14, 28) Und wenn Petrus hier schreibt: Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig, so kommen uns die Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt in den Sinn: Selig sind, die um der Gerechtigkeit Willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. (Matthäus 5, 10) Aber wie schaffen wir es nun, dass wir all das einhalten, all das beherzigen können? Es gelingt nicht aus eigener Kraft, nicht aus eigener Anstrengung, nicht mit gutem Willen. Der Schlüsselvers dazu in unserem Predigttext ist. Heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Heiligen heißt in der Bibel: Gott die erste Stelle im Herzen einzuräumen, sein Wort im Herzen bewahren. Eine Heiligung, die von Gott geschenkt wird. Im Hohepriesterlichen Gebet bittet Jesus: Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt nehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. (Johannes 17, 15.17) In der Nachfolge Jesu, aus seiner Gnade und Vergebung, aus dem Hören und dem Gehorsam auf sein Wort heraus bekommen wir diese Kraft, nach seinem Willen zu leben. Und als Auswirkung dieses „heiligen von Christus im Herzen“ ermuntert Petrus die Gemeinden zum mutigen Bekennen, zum Weitersagen der frohen Botschaft, dem Grund der Hoffnung, den die Christen in sich tragen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht. Dass wir unsere Zunge, unserer Sprache nicht für Streitgespräche einsetzen, sondern zum frohen, mutigen Zeugnis von Jesus Christus gebrauchen. Mit Sanftmut, also in der Form gelassen und freundlich, und mit Gottesfurcht, also in der Sache entschieden und bestimmt, von der Hoffnung zu reden, die in uns ist. Von der Zusage der Gegenwart Gottes auf unserem Weg durch jeden Tag und von der Ewigkeitshoffnung, der wir entgegensehen, wenn Jesus wiederkommt. Sei es, dass wir ein aufmunterndes, tröstendes Wort der Hoffnung für jemanden haben, der in einer notvollen Lage ist. Sei es, dass wir anderen bezeugen, was uns der Glaube an Jesus Christus bedeutet. Sei es auch, dass wir mutig für unseren Glauben einstehen, wenn wir in kritischen Situationen Rede und Antwort stehen müssen wie z.b. in den Gemeinden, die unter Verfolgung stehen. Als die Apostel Petrus und Johannes vom Hohen Rat in Jerusalem verhört werden und sich verantworten müssen wegen ihres Predigens und Lehrens in Jesu Namen, bezeugen sie freimütig: Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. (Apostelgeschichte 4, 20) Es kommt nicht darauf an, mit klugen, wohlformulierten Worten die anderen überzeugen zu wollen, sondern das Zeugnis muss aus dem Herzen kommen, in dem Christus geheiligt ist. Es soll nicht mit rhetorisch geschickten Überredungskünsten oder mit eifernden Reden geschehen, sondern in Sanftmut und Gottesfurcht, begleitet durch ein gutes Gewissen und einen guten Wandel in Christus, wie Petrus hier weiter schreibt, einem Wandel in der Nachfolge Jesu. Dann können uns auch Verleumdungen und Schmähungen nichts anhaben, sondern sie fallen auf diejenigen zurück die uns fälschlich beschuldigen und sie werden beschämt.

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Haben sie noch den Anfangsvers unseres heutigen Predigttextes im Ohr? Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Gleich zu Beginn stellt Petrus hier nicht nur ein „Anforderungsprofil“ auf, wie man heute im „Businessdeutsch“ sagen würde. Er verbindet seine Ermahnungen gleich mit einer Verheißung: weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Er weist gleich am Anfang auf das Ziel hin, den Segen zu ererben. Wir können und müssen uns den Segen nicht verdienen. Wir müssen nur Jesus in unserm Herzen Raum geben, uns von seinem Wort leiten lassen und ihm getreulich nachfolgen. Lassen wir’s uns von Petrus heute noch einmal sagen: seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt... Heiliget aber den Herrn Christus in euren Herzen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.