Ready for red Cross 1/12

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1/12 ZUR SACHE 8 Rotkreuz- Projekte verbinden Generationen ZUR SACHE 16 Rettungs-Familie ZUR SACHE 24 Lebensaufgabe Jugendarbeit

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Youth magazine from the Swiss Red Cross

Transcript of Ready for red Cross 1/12

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ZUR SACHE 8

Rotkreuz-Projekte verbinden GenerationenZUR SACHE 16

Rettungs-FamilieZUR SACHE 24

Lebensaufgabe Jugendarbeit

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Das Jugendmagazin des Schweizerischen Roten Kreuzes

HerausgeberJugend des Schweizerischen Roten Kreuzes

KontaktSchweizerisches Rotes KreuzKompetenzzentrum JugendRainmattstrasse 10, Postfach3001 Bern

[email protected]/youth

RedaktionJulia Zurfluh

Erscheint 3-mal jährlichMitarbeit an dieser Nummer:Gjon David, Antoine Dembinski, Stephanie Hofer, Lina Langer, Natalia Luque, Delphine Rieder, Hansjörg Steffen, Julia Zurfluh

GestaltungskonzeptWassmer Graphic Designwww.wassmergraphic.ch

Layout und GrafikSRK [email protected]

Titelbild (und Bild Umschlagrückseite)SRK, Roland Blattner

DruckSchlaefli & Maurer AG Uetendorf

Auflage4000 Expl. D, 1000 Expl. F

Diese Ausgabe erscheint auch in französischer Sprache.

INTERNATIONAL

ZUR SACHE

COMMUNITY

«ready for red cross» ist das Jugendmagazin des Schweizerischen Roten Kreuzes, des Schweizerischen Samariterbundes, der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft, der Kantonal-verbände des Schweizerischen Roten Kreuzes und des Schweizerischen Militär-Sanitäts-Verbandes.

SRK / 1.2012 / 4000 D

Du willst immer auf dem neusten Stand sein, was die Jugend des Schweizerischen Roten Kreuzes betrifft? Werde Fan von unserer Facebook-Gruppe und tausche dich mit Jugendlichen aus der ganzen Welt aus!www.facebook.com/SwissRedCrossYouth

ready for red cross – das Jugendmagazin des SRK – 1/2012

Inhalt

3 Editorial

4 Junge Muskeln packen an

6 Einblick in die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondkonferenz

8 Rotkreuz-Projekte verbinden Generationen

10 Generationen im Klassenzimmer

12 Engagement im Sinne Henry Dunants

16 Die Rettungs-Familie

18 «Wir waren sehr stolz, dabei zu sein»

20 Das sind die besten Projekte!

22 Voneinander lernen, miteinander arbeiten

24 Lebensaufgabe Jugendarbeit

26 Das Gewicht des Alters spüren

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Liebe Leserin, lieber Leser

Eine Aufgabe des Roten Kreuzes ist es, soziale Beziehungen zwischen unterschiedlichen Menschen zu ermöglichen. Diese Unterschiede können sehr gross sein, zum Beispiel zwischen be-nachteiligten Personen und Freiwilligen, zwischen Migrantin-nen/Migranten und Schweizerinnen/Schweizern oder zwi-schen Jung und Alt. Die Europäische Union hat das Jahr 2012 zum «Jahr des aktiven Alters» gewählt. In der ersten «ready for red cross»-Ausgabe dieses Jahres wollen wir euch zeigen, was das SRK tut, damit Menschen aus verschiedenen Generationen in Kontakt kommen und gemeinsame Solidarität erleben.

Sei es in Genf oder im Thurgau, im Jugendrotkreuz oder in einer Rettungsorganisation des SRK, die jungen Freiwilligen der Ju-gendorganisationen SRK sind in stetigem Kontakt mit anderen Generationen. In manchen SRK-Mitgliedorganisationen sind so-gar alle Generationen einer Familie engagiert. Wie diese Aus-gabe von «ready for red cross» aufzeigt, schlagen unsere Ju-gendlichen Brücken zwischen verschiedenen Generationen.

Also, wenn du dich bisher noch nicht für das SRK engagierst, jetzt ist der Moment dazu! Es gibt viele Möglichkeiten! Ich danke dir für deinen Einsatz und wünsche dir viel Spass beim Entdecken des neuen «ready for red cross»!

Carine Fleury BiqueLeiterin Kompetenzzentrum Jugend SRK

Unterstützt durch:

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Junge Muskeln packen anJugendliche Freiwillige des Vereins für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung FSM in Rumänien und der Republik Moldau helfen älteren Menschen in ihrem Alltag – unter vielen Schwierigkeiten, aber mit Engagement und Ideen. Das Schweize rische Rote Kreuz SRK unterstützt dieses Generationenprojekt.

Text: Lina Langer

In Rumänien und der Republik Moldau ha-ben viele Haushalte kein fliessendes Was-ser. Jeder Tropfen muss von einem Brun-nen geholt und in Eimern ins Haus getragen werden. Auch haben die meis-ten Häuschen keine Heizung, sondern nur einen Holzofen in einem Raum, in dem dann geschlafen, gegessen und gewohnt wird. Das Holz zum Anfeuern muss müh-selig angeschleppt und bereitgestellt wer-den. Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr für eure Grosseltern jeden Tropfen Wasser von einem Brunnen holen und in Eimern ins Haus tragen müsst? Fürs Händewa-schen, Zähneputzen oder eine Tasse spü-len? Holz hacken und im Ofen anfeuern,

damit es warm wird? Jugendliche Freiwil-lige des Vereins FSM, der vom SRK finan-ziert wird, unterstützen ältere Menschen bei diesen beschwerlichen Aufgaben.

Es wird angepackt!Stefanel und Mariela zum Beispiel haben sich vorgenommen, nachmittags nach der Schule den Älteren in ihrer Nachbarschaft zu helfen. Die beiden Jugendlichen wur-den von der FSM-Mitarbeiterin Adriana geschult, wie sie mit Älteren umgehen sol-len und was zu beachten ist. Die jungen Freiwilligen lernen, wie sie mit älteren Menschen kommunizieren müssen. Wie höre ich aufmerksam zu? Wie verstehe ich mein Gegenüber, wenn es sich nicht immer mit Worten ausdrücken kann oder

Viele Haushalte in Rumänien und Moldau haben kein fliessendes Wasser. Brunnen sind die einzigen Wasserquellen.alle Bilder: Lina Langer

Die nicht betonierte Dorfstrasse wird bei Schnee und Regen zu Matsch.

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I N T E R N A T I O N A L

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nicht mehr gut hört und sieht? Nach die-sem Kurs gehen sie in die Häuser der Älte-ren und schauen, wo ihre Unterstützung gebraucht wird. Wasser holen ist so eine Aufgabe. Die Brunnen sind oft weit weg und der Weg dahin matschig. Wie soll da ein gebrechlicher, älterer Mensch vor-wärts kommen? Hinzu kommt, dass die Kette, um den Wassereimer aus dem Brun-nen hochzuholen, oft verrostet ist und sich nur mit viel Kraft bewegen lässt. Die ge-füllten Eimer sind zudem sehr schwer. Junge Muskeln ziehen schneller und tra-gen leichter! Stefanel und Mariela berei-ten eine Tasse Tee für ihre Nachbarin zu. Sie holen Wasser aus dem Ziehbrunnen und machen das Wasser im Topf warm. Eine improvisierte «Dusche» befindet sich im Garten – im Urlaub beim Zelten mag dies ja abenteuerlich sein. Aber möchtest du dich so jeden Morgen und bei jeder Jahreszeit duschen müssen?

Ein Ehrentag für ÄltereWie Stefanel und Mariela wollen Elena und Radu sich auch für die Älteren einset-zen. Im Hobbyraum von FSM basteln sie zusammen mit anderen Jugendlichen Grusskarten und kleine Geschenke. Diese überreichen sie am 1. Oktober, dem Inter-nationalen Tag des älteren Menschen, den Alten in ihrem Dorf. Der 1. Oktober ist überall, wo der Verein FSM Projekte hat, ein ganz besonderer Ehrentag für Äl-

tere und Gebrechliche. Jugendliche besu-chen Ältere und Bettlägerige zu Hause und überreichen die Geschenke. Inzwi-schen sind viele Ideen entstanden, zusam-men mit Älteren Aktivitäten zu machen wie Spiele oder Musik. Dank den Projek-ten von FSM werden Generationen ver-bunden und ältere Menschen können ein angenehmeres und würdevolleres Leben führen.

Fehlende GenerationRumänien gehört seit 2007 zur Euro-päischen Union, doch mehr als ein Viertel der Bevölkerung auf dem Land lebt noch immer unter der Armuts-grenze. In der Republik Moldau sind es sogar mehr als ein Drittel. Viele Bewohner sind deshalb ins Ausland weggezogen, um Arbeit zu suchen. Die Älteren, Kinder und Jugendliche bleiben oft zurück. Niemand im Haus kümmert sich ums sie. Genau hier set-zen die Projekte von FSM und dem SRK an. Es werden Ideen und Lösun-gen gesucht, wie die Situation ver-bessert werden kann.

Jeder Tropfen Wasser muss in Eimern ins Haus ge-tragen werden. Für ältere Menschen eine beschwerliche Aufgabe.

Jugendliche basteln für den 1. Oktober «Tag des alten Menschen» Karten und verschenken sie an ältere Menschen.

> Linkswwww.redcross.ch > SRK in Aktion > Ausland > Rumänien

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Einblick in die Internationale Rotkreuz- und

RothalbmondkonferenzAlle vier Jahre treffen sich die 187 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesell-schaften, das Internationale Komitee des Roten Kreuzes und die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zur internationalen Konferenz. Als Jugenddelegierte des Schweizerischen Roten Kreuzes durfte ich teilnehmen.

Text: Delphine Rieder

Diese 31. Internationale Konferenz fand vom 28. November bis zum 1. Dezember 2011 in Genf unter dem Motto «Our world. Your move. For humanity» statt. An den vier Tagen fanden viele Vollversamm-lungen, Kommissionen und Workshops statt.

Die Eröffnungszeremonie war der Eröff-nung des Filmfestivals Cannes ebenbür-tig. Sie wird mir immer in Erinnerung blei-

ben. Besonders gefiel mir die farbenfrohe Darbietung des Balletts Béjart, das eigens für die Konferenz ein Stück zu den sieben Grundprinzipien der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung einstudiert hatte. Viele Prominente haben sich auf die Reise nach Genf gemacht, darunter auch Mi-cheline Calmy-Rey für die Schweiz. Ein

«Humanitäres Dorf» ermöglichte es allen nationalen Gesellschaften, ihre lokalen Projekte vorzustellen. Das Dorf war wun-derschön. Die Besucherinnen und Besu-cher konnten sich über Projekte von ande-ren Rotkreuz- und Rothalbmondprojekten austauschen und voneinander lernen. An dieser Konferenz konnte ich sehen, wie

«Our world. Your move.

For humanity.»

Das Ballett Béjart studierte für die Eröffnungszeremonie ein

Stück zu den sieben Rotkreuz-Grundsätzen ein.

alle Bilder: Delphine Rieder

Die Schweizer Delegation: SRK-Präsident Markus Mader,

Daniela Kohler und Delphine Rieder.

(von links nach rechts)

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I N T E R N A T I O N A L

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Die Welt zu Besuch in Genf

Alle vier Jahre treffen sich die Mitglieder der Bewegung (Nationale Gesellschaften, Internationale Föderation IFRC und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK) sowie alle Staaten, welche die Genfer Konvention verabschiedet haben, zur Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond Konferenz. Alle zwei Jahre findet die Generalversammlung der Föderation statt, an der alle 187 Nationalen Gesellschaf-ten teilnehmen. Ebenfalls alle zwei Jahre trifft sich der Delegiertenrat (IKRK, IFRC und Nationale Gesellschaften). Im November 2011 fanden diese drei Konferenzen nacheinander in Genf statt.

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aussergewöhnlich unsere Bewegung auf-grund ihrer Universalität ist und zu wel-chen Punkten wir fähig sind, die Verletz-lichsten unserer Welt zu schützen.

Leidenschaftliche DiskussionenEine Austauschsitzung der Jugenddele-gierten fand ausserhalb des offiziellen Programms statt. Jede Nationale Gesell-schaft wurde ermutigt, einen Jugenddele-gierten/eine Jugenddelegierte in ihre offi-zielle Delegation aufzunehmen. An unserem Treffen waren nicht alle 187 Ju-genddelegierten anwesend. Einige Dele-gationen konnten es sich finanziell nicht leisten, andere Länder haben das Amt der Jugenddelegierten (noch) nicht eingeführt. Ich fand es schön, all diese jungen Men-schen aus allen Ecken der Welt zu treffen! Wir wurden von drei Mitgliedern der Ju-gendkommission begrüsst, die uns die Traktanden vorstellten. Unsere Sitzung drehte sich hauptsächlich um den Stellen-wert der Jugend in den einzelnen nationa-len Gesellschaften und in der internatio-nalen Bewegung. Wir waren alle der Meinung, dass wir mehr jugendliche Ver-treter an den wichtigen Sitzungen der Be-wegung wünschen. Auch wollen wir uns dafür einsetzen, dass diese Sitzung der Jugenddelegierten an der nächsten Gene-ralversammlung (GV) auf dem offiziellen Programm erscheint. Mehr als die Hälfte der Rotkreuz-Freiwilligen aus aller Welt sind Jugendliche – da sollte es selbstver-ständlich sein, dass wir an der GV vertre-ten sind. Die Austauschsitzung der Ju-genddelegierten ermöglicht es allen, leidenschaftliche Diskussionen zu führen und zuzusehen, wie neue Zusammenar-beitsprojekte zwischen verschiedenen Ju-gendrotkreuzen entstehen. Für mich ist das Jugendnetzwerk eine Wissensquelle und inspiriert mich für mein Engagement beim JRK in Genf.

> Linkswww.swisscor.ch

Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung

Vertragsstaaten der Genfer Abkommen

Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung

oderInternationales Rotes Kreuz

Internationale Rotkreuz-und Rothalbmond-

KonferenzStändige Kommission

Delegiertenrat

CO

MIT

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INTERNATION

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G ENEV E

IKRKInternationales Komitee

vom Roten KreuzGenf, gegründet 1863

Internationale

Föderationder Rotkreuz- und Rothalbmond-

gesellschaften

Genf, gegründet 1919

BewaffneteKonflikte

NaturkatastrophenFlüchtlingshilfe

Gesundheit

Erste HilfeRettung

Gesundheit

187 Nationale

Gesellschaften des Roten Kreuzes

oder Roten Halbmonds

> Linkswww.rcrcconference.org

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Rotkreuz-Projekte verbinden Generationen

Austausch und Solidarität sind in unserer vielfältigen Gesellschaft sehr wichtig, um einen Zusammenhalt herzustellen. Das hat auch das Rote Kreuz verstanden. In der ganzen Schweiz bietet es verschiedene Projekte an, die ganz unterschiedliche Personen miteinander in Verbindung setzen.

Projekt: Motivationssemester Ort: Genf

Das Projekt in Kürze: Das Genfer Rote Kreuz bietet in Partnerschaft mit dem Kantonalen Arbeitsamt das Motivations-semester an. Dieses Begleitungs- und Be-treuungsangebot richtet sich an stellen-lose Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren ohne ab geschlossene Grundaus-bildung. Dank verschiedenen Kursen, praktischen Ate liers, Beratungen und Be-rufspraktiken sollen die Jugendlichen wie-der in die Arbeitswelt eingegliedert werden.

Ziele: Das Motivationssemester gibt den Jugendlichen ohne Schulabschluss oder abgeschlossene Berufsausbildung eine zweite Chance. Mittels verschiedener Ateliers (Schreinerei, Informatik, Küche, Gartenarbeit, Video, Rhetorik …) können diese Jugendlichen unbekannte Berufe und Arbeitsweisen entdecken. Auch sam-meln sie das nötige Wissen, um auf dem

Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen. Da-rüber hinaus fördert das Motivationsse-mester den sozialen Zusammenhalt und das Zusammenleben.

Erfahrungen: Der 65-jährige M. Ber-trand kann auf eine lange und erfolgrei-che Karriere zurückblicken: Professor, Dekan, Forscher und Politiker. Seit seiner Pension ist er aber nicht weniger ge-schäftig. Seit sechs Jahren engagiert er sich beim Motivationssemester. Einmal wöchentlich begibt sich Herr Bertrand zu den Teilnehmenden des Motivations-semesters und gibt Auffrischungskurse in Mathematik. Herr Bertrand mag es, Per-sonen in schwierigen Situationen zu un-terstützen. Das Engagement, das er in seinen vielseitigen Tätigkeiten ausübt, gibt ihm Befriedigung. Auch seine Schü-lerinnen und Schüler sind von ihm begeistert.

www.oseo-ge.ch

Text: Natalia Luque

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Projekt: Babyrock Ort: Lausanne

Das Projekt in Kürze: Das waadt-ländische Rote Kreuz bietet konzert-liebhabenden Eltern zusammen mit dem Konzertlokal le Romandie in Lau-sanne den Babyrock!-Service an. Su-che nach einem Babysitter, Ticketreser-vation – der Service kümmert sich um alles!

Ziele: Dank dem Babyrock-Service können konzertliebhabende Eltern ei-nen ungestörten Abend in Zweisamkeit verbringen.

Erfahrungen: Die 19-jährige Rot-kreuz-Babysitterin Sandra-Flore bietet seit Kurzem ihre Dienste für das Projekt Babyrock an. Bereits zweimal hat sie die fünf- und siebenjährigen Kinder ei-ner Familie gehütet. Sandra-Flore ist überzeugt, dass dieser Service zu ei-nem besseren Gleichgewicht in Fami-lien führt. Dank dem Service können Eltern etwas ohne ihre Kinder unter-nehmen, wissen diese aber trotzdem in guten Händen.

http://babyrock.leromandie.ch

Projekt: Besuche von Seniorinnen und Senioren Ort: Neuenburg und in weiteren Kantonen

Das Projekt in Kürze: Die Freiwilli-gen des Jugendrotkreuzes besuchen ein-mal wöchentlich während einer Stunde oder länger ältere, einsame Personen.

Ziele: Die Freiwilligen und Begünstigten tauschen sich über Geschichten, ihr Wis-sen und Erfahrungen aus und geniessen die gemeinsame Zeit. Generationen wer-den verbunden.

Erfahrungen: Caroline Ritter, Koordi-natorin dieses Angebots, berichtet be-geistert über die bereichernden Bezie-hungen zwischen den Freiwilligen und den älteren Personen. Die Freiwillige Gabriela besucht Frau Agostinelli, die für sie wie eine italienische Ersatz- grossmutter geworden ist. Die beiden Frauen treffen sich jede Woche zu ei-nem Kaffee oder einem Spaziergang. Oft begleitet sie dabei auch die beste Freundin von Frau Agostinelli. Gabriela findet sich also mit zwei alten Damen Arm in Arm für einen kleinen Spazier-gang wieder.

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> Linkswww.oseo-ge.ch

babyrock.leromandie.ch

www.jugendrotkreuz.ch

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Generationen im Klassenzimmer

Die Stiftung Pro Senectute Kanton Zürich setzt sich für ältere Men-schen und Generationenbeziehungen ein. Bei einem ihrer Genera-tionenprojekte gehen ältere Menschen in die Schule, um generatio-nenübergreifende Beziehungen aufzubauen.

Text: Stephanie Hofer

Wenn der 65-jährige Thomas Vetsch zweimal pro Woche in die 6. Klasse einer Stadtzürcher Schule geht, tut er dies nicht etwa, weil er seinen Enkel abholt, sondern weil er am Projekt «Seniorinnen und Senio- ren in der Schule» teilnimmt. Pro Senectute Kanton Zürich vermittelt seit über zehn Jahren Seniorinnen und Senioren als Frei-willige in Schulen, Horte und Kindergär-ten. Die älteren Menschen unterstützen, begleiten und betreuen Kinder oder Kin-dergruppen. Dabei übernehmen sie nicht die Aufgabe der Lehrperson, sondern be-reichern den Schulalltag mit ihrem grossen Erfahrungsschatz. Deshalb werden von den Freiwilligen keine pädagogischen Kenntnisse verlangt. Mitmachen können alle Seniorinnen und Senioren, die Freude am Umgang mit Kindern haben, Geduld, Toleranz, Offenheit und Humor mitbrin-gen. Die Kinder und Jugendlichen bauen Hemmungen gegenüber älteren Men-schen ab, und es findet ein Austausch zwi-schen den Generationen statt. Dank ihrem freiwilligen Einsatzes nehmen ältere Men-schen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil und kommen so in regelmässigen Kon-takt mit Kindern und Jugendlichen.

Thomas Vetsch besucht im Rahmen

des Projekts «Generationen im

Klassenzimmer» zweimal pro Woche

eine 6. Klasse.alle Bilder: Pro Senectute Luzern

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Thomas Vetsch macht als Vorbereitung manchmal zu Hause die Hausaufgaben der Kinder.

Dank der Freiwilligen des Projekts «Generationen im Klassenzimmer» findet ein Generationenaustausch statt.

Ein «Grüezi» für einen guten TagDas war der Ansporn von Thomas Vetsch, als er sich vor über sechs Jahren ent-schloss, beim Projekt mitzumachen. «Ich wollte mit jungen Menschen zusammen- sein und sehen, wie es heute in der Schule abläuft, im Gegensatz zu früher, als ich noch zur Schule ging.» Über 800 weitere Seniorinnen und Senioren tun es Thomas Vetsch im Kanton Zürich gleich und besu-chen regelmässig eine Klasse. «Mich mo-tiviert es, wenn die Kinder mir ihre Wert-schätzung für meine geleistete Arbeit zeigen und mich willkommen heissen. Wenn mir die Kinder am Morgen freund-lich ‹Grüezi› sagen, dann hat der Tag für mich gut angefangen.»

Grosse NachfrageDas Angebot «Seniorinnen und Senioren in der Schule» ist sehr beliebt. Viele Kin-dergärten, Horte, Primar- und Sekundar-schulen wünschen sich eine ältere Begleit-person für ihre Klasse. Aber auch immer mehr Seniorinnen und Senioren wollen ihre Freizeit sinnvoll nutzen und Schulen besuchen. Schliesslich lernen auch sie im-mer noch dazu oder frischen ihr Wissen wieder auf. «In Absprache mit der Klas-senlehrerin mache ich auch schon mal die Hausaufgaben der Kinder zu Hause, um mich auf meinen nächsten Einsatz vorzu-bereiten», fügt Herr Vetsch lachend an.

Lesen verbindet GenerationenDer Prix Chronos ist ein weiteres Generationenprojekt der Stiftung Pro Senectute. Kinder und Senioren lesen und beurteilen dieselben Bücher und verleihen einen Buchpreis. Jedes Jahr werden fünf Jugendromane ausge-wählt, die sich an Kinder im Alter von ca. zehn bis zwölf Jahren richten. Alle Geschichten befassen sich mit Gene-rationenbeziehungen und leisten mit Charme und Humor einen Beitrag zum besseren Verständnis zwischen Jung und Alt.

Internetplattform intergeneration.chDu willst mehr über Generationen-projekte in der Schweiz erfahren? Die Schweizerische Gemeinnützige Gesell-schaft SGG erstellte aus Anlass zu ihrem 200-jährigen Bestehen im Jahre 2010 die Internetplattform www.in-tergeneration.ch. Auf dieser inter-aktiven Plattform findest du eine grosse Sammlung von Generationenprojekten in der Schweiz.

> Linkszh.pro-senectute.ch > Ihr Engagement > Generationen im Klassenzimmer

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Engagement im Sinne Henry Dunants

Annemarie Huber-Hotz übernahm im vergangenen Juni das Amt als Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) von René Rhinow. «ready for red cross» hatte die Gelegenheit, mit den beiden Persönlichkeiten über die Rolle der Jugend im SRK zu sprechen.

Text: Antoine Dembinski

Potenzial der Jugend erkanntHerr Rhinow ist als ehemaliger Univer-sitätsprofessor vom Potenzial der Jugend überzeugt: «Als Professor war ich immer mit jungen Menschen in Kontakt. Darüber hinaus dachte ich viel über die Problema-tiken im Zusammenhang mit Einwande-rung und Integration nach, die sich mehr und mehr ankündeten. Ich stellte schnell fest, dass eine Lösung nicht nur in Ange-boten für Jugendliche zu finden ist, son-dern dass es sich um Aktionen mit Jugendlichen handeln muss», meint der ehemalige Präsident. Er ist der Meinung, dass die Jugend bei der Lösung von ge-sellschaftlichen Problemen eine wichtige Rolle übernimmt. Deshalb setzte sich Herr Rhinow in seiner zehnjährigen Zeit als Präsident für die Förderung der Jugend im SRK ein. In der unter ihm erstellten Strate-gie 2012 der SRK-Gruppe wurde die Ju-gend als Förderschwerpunkt erkannt und aufgenommen. Auch setzte er sich dafür ein, dass die Jugenddelegierte in die offi-zielle Delegation des SRK an internationa-len Konferenzen aufgenommen wurde.

Jugend ist die ZukunftSeine Nachfolgerin, Frau Annemarie Hu-ber-Hotz, will den jugendfreundlichen Kurs ihres Vorgängers weiterführen. «Auch ich

bin der Meinung, dass junge Menschen eine wichtige Rolle spielen. Die Jugend ist nicht nur die Zukunft, sondern es sind auch die jungen Menschen, welche die Probleme zukünftiger Generationen am besten erkennen können», erklärt sie, «aus diesem Grund widme ich den Gedanken und den Initiativen der SRK-Jugend grosse Aufmerksamkeit. In der Strategie 2020 der SRK-Gruppe soll der Jugend und dem Jugend-SRK wieder eine wichtige Stellung und eine wichtige Aufgabe zukommen.» Eine solche konkrete Aufgabe sieht Frau Huber-Hotz in der Verbreitung der Rot-kreuz-Grundwerte. Sie erklärt, was sie darunter versteht: «In den letzten Jahr-zehnten des 20. Jahrhunderts sind auf-grund der rasanten wirtschaftlichen Ent-wicklung und der Globalisierung wichtige Werte wie Solidarität, Freiwilligkeit und Gemeinsinn in den Hintergrund getreten. Heute haben wir erkannt, dass hier Nach-holbedarf besteht und diese Werte wie-der zentral sind für eine menschliche Ge-sellschaft. Die Rotkreuz-Werte und die sieben Rotkreuzgrundsätze, vor allem der Grundsatz der Menschlichkeit und die Menschenwürde, sollen in diese Werte-diskussion eingebracht und verbreitet wer-den. Darin sehe ich eine wichtige, span-nende und anspruchsvolle Aufgabe für die SRK-Jugend. Junge Freiwillige müssen das Ideal der Menschlichkeit entwickeln

und aufbauen, es streuen. Sie müssen in Projekten oder an Schulbesuchen über die Grundsätze der Rotkreuz- und Rothalb-mondbewegungen sprechen und informie-ren. Diese Aufgabe erfordert nicht nur ein grosses Engagement, sondern auch viel Innovations- und Begeisterungsfähigkeit.»

Henry Dunants GrundideeDiese beiden unterschiedlichen und aus-sergewöhnlichen Lebensläufe (siehe Info-box) zeigen einen gemeinsamen Nenner auf, der auch der Grundidee des Roten Kreuzes entspricht. Es handelt sich dabei um Henry Dunants Ideal der Menschlich-keit: Hilfe leisten ohne Diskriminierung. Jeder Mensch ist, egal von welchem Ur-sprung, gleich an Wert und Würde. Die Jugendlichen des SRK müssen sich diesen Ausspruch auf die Fahne schreiben und ihn als Leitmotiv für ihre Arbeit verwen-den. Sie müssen die Ideale von Henry Du-nant verbreiten. Es ist der Mensch, der zählt.

«Ich bin vom Potenzial

der Jugend überzeugt.»

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Annemarie Huber-Hotz Das Gemeinwohl spielt für Frau Huber-Hotz schon seid ihrer Kindheit eine wichtige Rolle. «Ich bin in einer Gross-familie aufgewachsen, wo alle einander helfen mussten. So habe ich auf ganz natürliche Weise die Sorge für die Gemeinschaft und das Gemeinwohl entdeckt.» In Kontakt mit dem Roten Kreuz ist Frau Huber-Hotz während ihres Studiums in Genf gekommen. «Ich verfolgte aufmerksam das Geschehen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes IKRK.» Ihre berufliche Karriere entwickelte sich zwar in eine andere Richtung, wobei immer der Blick auf das Wohl der Gemeinschaft wichtig blieb. Frau Huber-Hotz hatte während sieben Jahre das Amt als Bundes-kanzlerin inne – als erste Frau überhaupt. «Nach meiner beruflichen Karriere suchte ich ein Engagement im huma-nitären Bereich. So bin ich zum Schweizerischen Roten Kreuz gestossen.» An der vergangenen Rotkreuzversamm-lung wurde Frau Huber-Hotz zur ersten Präsidentin des SRK gewählt.

René Rhinow Der ehemalige Basler Ständerat hat sein Interesse an sozialen Fragen früh erkannt. «Da das Soziale mich im-mer interessierte, beschloss ich, öffentliches Recht zu studieren. Später arbeitete ich als Universitätsprofessor.» 2001 wurde Herr Rhinow zum SRK-Präsidenten berufen.

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«Das Rote Kreuz spielt in der

Wertediskussion eine wichtige

Rolle.»

Der «ready»-Autor Antoine Dembinski (rechts) traf sich mit Frau Huber-Hotz und Herrn Rhinow zu einem Gespräch.Bild: SRK, Chris Schumacher

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Bis Rettung und Notarzt eintreffen, dau-ert es trotz gut ausgebautem Rettungssys-tem durchschnittlich zwischen 10 und 15 Minuten, die einzige Überlebenschance in dieser Zeit ist – deine Hilfe. Seit dem 1. Januar 2012 gelten neue und verein-fachte Vorgaben beim Wiederbeleben.

➔Wenn du an einen Unfall herankommst, überprüfst du als Erstes das Bewusst-sein des Opfers. Ist es ansprechbar, kontrolliere kurz, ob es atmet. Diese Beurteilung wurde stark gekürzt. Sie findet nicht mehr nach dem Schema «Sehen - Hören - Fühlen» statt.

➔ Stellst du keine Atmung fest, beginne unverzüglich mit der Herzmassage. Drücke mindestens 100 Mal/Minute mit durchgestreckten Armen die Mitte des Brustkorbes schnell und kräftig ein (mindestens ein Drittel des Brust-korbdurchmessers, beim Erwachse-nen mindestens 5 cm tief eindrücken).

Bei der Herzdruckmassage soll der Notfallpatient unbedingt auf einer harten Unterlage wie zum Beispiel auf dem Fussboden liegen. Nur wenn du eine Ausbildung in Basic Life Sup-port gemacht hast, fange mit einer Beatmung an. Wechsle 30 Kompres-sionen mit zwei Atmungsstössen ab.

➔ Schliesse, sobald vorhanden, einen Defibrillator (Defi) an. Das Kompli-zierste an diesem Gerät ist sein Name. Die Bedienung ist einfach. Der Defi muss nur eingeschaltet wer-den. Das Gerät gibt dann genaue Anweisungen, was der Nothelfer/ die Nothelferin machen muss. Defib-rillatoren liegen in den meisten Ein-kaufzentren oder Bahnhöfen auf.

➔Hast du Lust, mehr über Erste Hilfe zu erfahren? Die Help-Samariterjugend bietet dir ein breites Kursangebot an: www.help-samariterjugend.ch

Wiederbelebung – neue Vorgaben Minuten entscheiden über Leben und Tod! Wenn unser Gehirn durch einen Atem-Kreislaufstillstand nicht mit Sauerstoff ver-sorgt wird, so kann es nur kurze Zeit ohne schwere Schädigun-gen überleben. Um mehr Leben zu retten, wurden die Vorga-ben für die Wiederbelebung stark vereinfacht.

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Wollen Sie Ihrer Klasse zivilgesellschaftliches Engagement näherbringen?

Das Schulprojekt des Schweizerischen Roten Kreuzes unterstützt Sie dabei. Anlässlich eines Projekttages oder einer Projektwoche setzen Klassen ein soziales Projekt um. Wir stellen Ihnen ein pädagogisches Handbuch zur Verfügung.

www.redcross.ch/schule

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GratisAbobestellung per E-Mail an: [email protected]

Bist du «ready for red cross?» JA ! Ich erhalte deshalb drei Mal jährlich das Jugendmagazin.

Und zwar Exemplar(e).

NEIN ! Ich will das «ready for red cross» nicht mehr erhalten. Bitte streicht mich von eurer Adressliste.

Ich bin umgezogen. Bitte schickt mir das «ready for red cross» ab sofort an meine neue Adresse.

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Vorname:

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Die Rettungs-FamilieFamilie Gilgen aus Winterthur hat sich der Rettung verschrieben: Die Eltern engagieren sich seit über 30 Jahren im Samariterverein, ihre drei Töchter machen sowohl im Samariterverein als auch bei der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG mit. Die Enkel sind bereits in den Startlöchern.

Die Rettungs-Familie: Drei Generationen

der Familie Gilgen engagieren

sich beim Samariterverein.alle Bilder: Elisabeth Gilgen

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Text: Julia Zurfluh

Die fast komplette Familie Gilgen wartet an der Tür auf mich. Überschwänglich be-grüsst mich der Familienhund Nike. Drin-nen in der warmen Stube liegen fein säu-berlich aufgetürmte Fotoalben. Was hat mir wohl diese Familie zu erzählen?

Ein Paar dank einer Gelenksalbe«Mit 20 Jahren besuchte ich aus purem Interesse eine Ausbildung im Samariter-verein. Irgendwie hat’s mir dann den Är-mel reingenommen und ich blieb», meint der Vater Urs. «Jetzt bin ich schon über 35 Jahren dabei.» Seine Frau Elisabeth sagt, sie sei erblich vorbelastet. «Meine Mutter war schon im Samariterverein. Als Kind habe ich oft an Übungen Verletzte gespielt.» Elisabeth ist aber nicht im glei-chen Samariterverein wie ihr Mann. «Nein, das ginge nicht!», lachen die bei-den. Elisabeth engagiert sich im Verein Pfungen-Dättlikon, Urs im Verein Seuzach. Das Paar lernte sich an einem Schweizeri-schen Samariterwettkampf kennen. «Das Dul-X (Anmerkung der Redaktion: eine Salbe gegen Gelenkschmerzen) ist schuld», lachen die beiden. Mehr wird aber nicht verraten.

Samariterinnen von Kind aufElisabeth öffnet eines der Alben. Darin hat sie die Jahresprogramme ihres Ver-eins, Fotos der Samariterübungen und -wettkämpfe sowie Dankesbriefe abge-legt. «In Pfungen wohnten wir an einer unübersichtlichen Kreuzung. Da ‹chlöpfte› es schon ab und zu. Ich war jeweils sofort zur Stelle und leistete Erste Hilfe. Als Dank für die geleistete Hilfe schrieben uns die Leute solche Briefe.» Die Briefe berühren mich sehr. «Auf diesem Foto siehst du meine Tochter Sandra. Ich übe einen Kopfverband an ihr», fährt Elisabeth fort. «Ja, du hast uns tatsächlich oft als Übungs-objekte missbraucht», kommentiert San-

dra das Bild lachend. Elisabeth blättert weiter im Fotoalbum. «Da ist unsere äl-teste Tochter Patrizia. Sie spielte ein Auto-unfallopfer», erklärt mir Elisabeth. «Sie ist heute nicht da, weil sie vor ein paar Ta-gen eine Tochter geboren hat.»

Sinnvolles Hobby: RettungsschwimmenPatrizia hat einen weiteren Virus in die Fa-milie eingeschleppt – den Rettungs-schwimm-Virus. Die Samariterin Patrizia suchte sich ein weiteres sinnvolles Hobby. So ist sie zur SLRG gestossen. Begeistert schleppte sie ihre beiden Schwestern mit ins Rettungsschwimm-Training. «Wir ha-ben in unserer Familie ein Rettungs-Gen», meint Sandra, die seit drei Jahren auch wieder im Samariterverein mitwirkt. Auch die jüngste Tochter, Jacqueline, ist seit über zehn Jahren begeisterte Samariterin. Ihren Mann hat sie aber im Rettungs-schwimmen kennengelernt. «Mami, gäll, wenn du dich verbrännt häsch, muesch du ganz lang chüehle!», kommentiert die vierjährige Lea ein Foto im Album. Es zeigt Urs mit einer geschminkten Brand-wunde. Jacquelines Töchter Lea und Celia nahmen letztes Jahr am Samariterferien-programm teil. Die sechsjährige Celia er-zählt mir von ihrer Lieblingsübung. «Wir haben an einer Puppe Beatmen und Herz-massagen geübt. Die Puppe sah aber ko-

misch aus. Sie hatte keine Arme und Beine.»

Pony mit PflasterGespannt lausche ich den Geschichten von Postendiensten und Samariterwett-kämpfen und schaue mir die Fotos an. Fa-milie Gilgen hätte noch einiges zu erzäh-len, es sind noch nicht alle Alben fertig durchgeblättert. Da aber Elisabeth, Urs und Sandra an eine Samariterübung ge-hen, müssen wir das Gespräch leider vor-zeitig abbrechen. Gerne hätte ich ihnen noch etwas zugehört. Ihr Engagement beeindruckt mich sehr. Celia drückt mir als Abschiedsgeschenk eine Zeichnung in die Hand. Sie hat ein Pony gemalt. Das arme Pferdchen hat sich verletzt, denn auf dem Bauch klebt ein Pflästerchen. Die nächste Generation der Retter-Familie ist bereit.

Celias Lieblingsübung im Ferienkurs: Beatmen an der «komischen Puppe».

Die jüngste Generation des

Gilgen-Clans lernt im Ferienkurs

Erste Hilfe.

Selbst Familienhund Nike muss als «Übungs-objekt» für Verbände herhalten.

> Linkswww.samariter.ch

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«Wir waren sehr stolz, dabei zu sein»

Bruno Michel ist ein Urgestein der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG. Vor über 50 Jahren besuchte er seine erste Ausbildung. «Ready for red cross» wollte von Herrn Michel wissen, wie die frühere Generation der SRLG-Aus-bildung aussah.

Interview: Gjon David

Wie kam man in den 60er-Jahren dazu, Rettungsschwimmer zu wer-den?Die SLRG war zu dieser Zeit sehr bekannt. Dies vor allem auch, weil sie die Schweizerische Rettungsflugwacht, heu-tige REGA, gegründet hatte. Viele Mitglie-der stiessen durch Familie, Freunde oder Arbeitskollegen zur SRLG. Mich hat aber niemand hingeführt, sondern ich habe mich aus eigener Initiative der SLRG ange-schlossen. Die meisten Kursbesucher wa-ren Väter oder Mütter. Sie wollten Grund-kenntnisse erwerben, um in Notsituationen ihre Kinder retten zu können. Auch ich habe mich aus diesem Grund der SLRG angeschlossen. Ich war ein junger Mann und hatte auch schon zwei Kinder. Mit 19 wurde ich zum ersten Mal Vater. Wie stark verbunden waren die Mitglieder mit der SLRG? Wie war ihre Beziehung zur Organisation?Wir waren sehr stolz, dabei zu sein. Sie müssen wissen, damals in den 60er-Jah-ren hatte man als Jugendlicher nicht so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren, wie heute. Wenn du dich einmal einem Verein angeschlossen hast, dann bliebst du! Ich kenne viele Leute in der SRLG, die auch schon seit mehreren Jahrzehnten da-bei sind und ihre eigenen Kinder dazu gebracht haben.»

Herr Michel packt eine Menge Texte und Bilder hervor, um mir stolz seine Zeit bei der SLRG aufzuzeigen. Es sind Kopien sei-ner Ausweise, die belegen, dass Herr Mi-chel erfolgreich die verschiedenen Ausbil-dungen absolviert hat.

Wo fand die Ausbildung in den 60er-Jahren statt?Ich absolvierte 1960 das Brevet I im Frei-bad Solothurn. Das Bad hatte zwei Be-cken: eines für alle, das andere war nur Frauen vorbehalten. Wir hatten bei quasi

Bruno Michel engagiert sich seit über 50 Jahren in

der Schweizerischen Lebensrettungs-Ge-

sellschaft SLRG.Bild: Bruno Michel

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jedem Wetter Kurs. Regen störte uns nicht, ganz im Gegenteil, dann hatten wir das Becken für uns alleine. Heute finden die Kurse eher in Hallenbädern und im Winter statt. Das Freibad in Solothurn ist unmittel-bar an der Aare. So hatten wir nicht nur im Becken trainiert, sondern sind auch ab und zu in den Fluss gestiegen. Das ge-hörte damals nicht zum Prüfungsstoff, wie das heute im Modul Fluss der Fall ist. Seit diesen Tagen liebte ich es, im Fluss zu schwimmen.

Ausbildungen früher und heute – was hat sich geändert?Der Wasseranteil in den Ausbildungen hat sich nicht gross geändert. Es kamen aber immer mehr Übungen an Land dazu. Ret-tungsschwimmen hört nämlich nicht am Ufer auf. Wir müssen auch Nothilfe an Land anwenden können. Übrigens war die SLRG die erste Organisation weltweit, die künstliche Beatmung als Wiederbele-bungstechnik empfahl. Heute werden die Ausbildungen in verschiedenen Modulen

angeboten, damit jeder und jede seine perfekte Rettungsausbildung zusammen-stellen kann. (siehe Box)

Welches Material hattet ihr da- mals?Wir sind mit sehr wenigen Sachen ausge-kommen. So brauchten wir zum Beispiel Säcke, die mit Sand gefüllt waren. Diese Säcke haben wir während des Rücken-schwimmens auf die Brust gelegt. Wir simu-lierten so das «Abschleppen». Wir übten das Kleiderschwimmen mit einem Überan-zug. Die Prüfungsvorschriften von damals besagten, dass Männer das Kleiderschwim-men mit Hemd und Hosen zu absolvieren hatten, Frauen mit Jupe und Bluse.Du siehst, wir haben mit ganz simplen Mit-teln gearbeitet und brauchten ein Mini-mum an Material. Wir haben uns immer gesagt – und dies gilt auch heute noch – «du hast als Retter mit dabei, was du da-bei hast: nämlich dich selbst. Du kannst, was du kannst und nicht mehr. Also be-mühe dich nicht um etwas, was du nicht kannst. Denn so bringst du dich und den Menschen, der Hilfe braucht, in Gefahr»!

Ein wunderbarer Satz, um das In-terview hier zu beenden. Vielen Dank, Herr Michel, das Sie sich die Zeit genommen haben für dieses Interview.Bitte schön. Habe ich gerne gemacht.

Die neue Generation von Rettungsschwimmern Als landesweit grösste Fachorganisation im Bereich Wasserrettung passte die SLRG ihre Ausbildungen im Jahr 2011 den Anforderungen der heutigen Zeit an. Auf der Grundstufe können neu folgende Module besucht werden:

Jugend: Jugendbrevet, Jugend ErlebnismodulPool: Brevet Basis Pool, Brevet Plus PoolFreiwasser: Modul See, Modul Fluss, Modul HypothermieErste Hilfe: Modul Nothilfe, Modul BLS-AED

Zusätzlich entwickelt die SLRG mit Partnerorganisationen Spezialangebote wie das Brevet Pro Pool für die Ausbildung von professionellen Badmeistern.

Informationen zur den Kursmodulen der SLRG findest du unter:www.slrg.ch/de/ausbildung.html.

> Linkswww.slrg.ch

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Das sind die besten Projekte!Viele Ideen – aber keinen Stutz? Beim Projektwettbewerb «Youth positive action» konnten die SRK-Jugendorganisationen das Startguthaben für ihre Projekte ge-winnen. «ready for red cross» stellt euch die fünf besten Projekte vor.

Die Help Alpnach hat sich für ihr 5-jahr-jubiläum im Jahre 2012 etwas Beson-deres ausgedacht. Sie studiert ein The-ater mit dem Titel «Unfälle im Märchenland» ein. Wie muss Hilfe ge-leistet werden, wenn sich das Dornrös-chen sticht oder dem Schneewittchen der Apfel im Hals stecken bleibt? Mit dem Theater wollen die Mitglieder Kin-der für Erste Hilfe begeistern und ihre Help-Gruppe bekannter machen. Mit dieser Idee überzeugte die Help Alp-nach die Jury und nahm wohlverdient den Sieg nach Hause. alle Bilder: SRK

1. Platz: Theater sensibilisiert Kinder

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2. Platz: Neue Zielgruppe und neue Freiwillige ansprechenAuf den zweiten Platz des Sieger treppchens stieg das Jugendrotkreuz Aargau mit seinem Projekt «Be-wegung und Begegnung für Menschen aus Asylun-terkünften». Es will Jugendlichen aus Asylunterkünf-ten ein Sport- und Bewegungsprogramm anbieten. Zudem sollen durch das Projekt vermehrt männliche Freiwillige gefunden werden. Geplant sind Wande-rungen, Inline skaten, Eishockey spielen und ein Fussball turnier.

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3. Platz: Lernspiel entwickelnWie können das Thema Erste Hilfe und die Rotkreuz-Grundsätze einfach und spielerisch vermittelt werden? Diese Frage stellte sich die Help Grünenberg und tüftelte an einer Lösung. Das Ergeb-nis: ein Leiterlispiel mit Fragen zur Hilfe im Notfall und rund um das Rote Kreuz. Die Jury belohnte die Idee mit dem drit-ten Platz.

4. Platz: Gemeinsame WeiterbildungenAlle Jugendrotkreuz-Gruppen bieten ih-ren Freiwilligen Weiterbildungen an. Warum nicht zusammenspannen und die Weiterbildungen gemeinsam an-bieten? Genau diese Überlegung machten sich die JKR-Gruppen Zürich, Basel, Aargau, Freiburg, Neuenburg und Genf. Dieses Jahr gibt es deshalb gemeinsame Weiterbildungen in der Deutschschweiz und in der Romandie.

5. Platz: Dank Improvisationstheater Freiwillige besser schulenDas Jugendrotkreuz Genf bietet für Schulen das Rollenspiel «Raid Cross» an. Die Schüler und Schülerinnen durchlaufen einen Postenlauf in einem ausgedachten Kriegsgebiet und lernen so das humanitäre Völkerrecht kennen. Freiwillige aus dem JRK Genf spielen die Kriegssituation. Damit diese ihre Rollen noch besser und echter spielen, findet die Ausbildung der Freiwilligen neu zusammen mit einer Improvisati-onstheatergruppe statt.

Weitere Chance, Startguthaben abzuräumen

Der Projektwettbewerb geht in die zweite Runde. Nächster Eingabetermin für den Projektwettbewerb ist der 8. Mai 2012. Alle wichtigen Informationen zum Projektwettbewerb findest du auf www.redcross.ch/wettbewerb. Du willst alle eingereichten Projekte kennenlernen? Die Rangliste ist auf www.redcross.ch/wettbewerb > Projektgalerie hochgeladen.

> Linkswww.redcross.ch/wettbewerb

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Text: Hansjörg Steffen

Petrus war nicht gnädig. Das schlechte Wetter drückte aber nicht auf die Motiva-tion der Übungsteilnehmenden. So etwas hat es in der Region Kreuzlingen noch nie gegeben! Die Help-Samariterjugend, die Jugendfeuerwehr Kreuzlingen sowie die «erwachsenen» Samariter trafen sich auf dem Areal des Schulhauses Kurzricken-bach, um gemeinsam eine Übung abzu-halten. Die Ziele: einander kennenlernen und Generationen verbinden.

Wunden bastelnDie jüngeren Mitglieder der Jugendfeuer-wehr gingen in ein Zimmer im Schulhaus. Auf einem Tisch lagen Wachs, Puder, Farbe und eine Flasche mit künstlichem Blut. Aus den Materialien sollen sie mög-

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Voneinander lernen, miteinander arbeiten

Erstmals führte die Help Kreuzlingen gemeinsam mit der lokalen Jugendfeuerwehr und den «erwachsenen» Samaritern eine Übung durch. Trotz des grossen Altersunterschiedes und der unterschied-lichen Vereines waren die Retter bei der Übung wie ein eingespieltes Team.

Es brennt im Schulhaus! Zu diesem Szenario fand in Kreuzlingen eine Übung statt. Bild: s.media

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lichst echt aussehende Verletzungen her-stellen, die bei Bränden entstehen können. «Iih.. ist das kalt!», ruft Michael aus, als ihm Angela ein Wachsstück auf den Arm drückt. Daraus formt Angela kunstvoll eine Fleischwunde und begiesst diese mit künstlichem Blut. Die Jugendlichen haben sich zum Ziel gemacht, möglichst grosse Verletzungen zu formen und aufzukleben. Zufrieden begutachten sie ihre Wunden im Spiegel. Die Verletzungen sehen rich-tig gruselig aus und erschrecken. Klamm-heimlich verteilen sich die Jugendlichen auf den Gängen des Schulhauses und warten, bis die Generationenübung startet.

Es brennt im Schulhaus!Die älteren Mitglieder der Jugendfeuer-wehr, die Helpis sowie die Samariter war-ten draussen vor dem Schulhaus. Der Kommandant der Feuerwehr, André, zeigt ihnen, wie eine Schiebeleiter aufgestellt wird. Auch erklärt er den begeisterten Helpis und Samaritern die eindrücklichen Tanklöschfahrzeuge. Plötzlich ertönt ein Alarm. Es brennt im Schulhaus! Sofort packt die bunt gemischte Gruppe die Schläuche aus und bringt das Tanklösch-fahrzeug in die richtige Stellung. «Es hat bestimmt einige verletzte Kinder im Haus. Wir müssen ins Schulhaus eindringen!», befiehlt André. Mit der Schiebeleiter ver-

schaffen sie sich Einlass ins Schulhaus. Sorgfältig kämmen die Retter das Ge-bäude von oben nach unten nach Verletz-ten ab. Die Opfer sind in der Dunkelheit nicht einfach zu finden. Das «Feuer» hat den Strom gekappt. Auf den Gängen tref-fen sie auf die jüngeren Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die Opfer mimen. Sie sind in Ecken gekrochen und klagen über Schmerzen am Bein, Arm oder Kopf. Die aufgeklebten Wunden schocken und die «Verletzten» spielen ihre Rolle gut.

Die Opfer bergen «Hier liegt ein Opfer! Ich kann aber seine Verletzungen nicht erkennen!», ruft der Helpi Oliver Verstärkung herbei. Zum Glück ist das Opfer ansprechbar. Es klagt über starke Schmerzen am Bein. Die Hel-fer legen einen Verband an und schienen das Bein. Danach verabreichen sie dem Opfer Sauerstoff, hieven es auf eine Trag-barre und zurren es mit Gurten fest. Müh-selig manövrieren sie es aus dem Treppen-haus ins Freie. Draussen vor dem Schulhaus werden alle Patienten in einem Zelt weiterbetreut. Nach einer Stunde sind alle Opfer geborgen und versorgt, das Feuer «gelöscht». Der Übungsleiter von der Jugendfeuerwehr, André Hof-mann, trommelt seine Mannschaft zusam-men. «Ihr habt die Aufgabe bestens ge-leistet. Ich bin stolz auf euch. Danke für euren Einsatz!» Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende.

> Linkswww.samariter.chwww.help-samariterju-gend.ch

«Iih.. ist das kalt!» Angela giesst auf Michaels «Fleisch-wunde» künstliches Blut. Bild: Hansjörg Steffen

Bei der Generationenübung steht auch das eindrückliche Tanklöschfahrzeug bereit. Bild: Ruth Rudolph

> Linkswww.help-samariter-jugend.ch

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Lebensaufgabe JugendarbeitPitsch Frey, Jugendverantwortlicher der Schweizerischen Lebens-rettungsgesellschaft (SLRG), ist Rettungsschwimmer mit Leib und Seele. Seit über 20 Jahren engagiert er sich freiwillig in der SLRG und hat schon viele Generationen sportlicher Lebensretter und Lebensretterin-nen ausgebildet.

Text: Julia Zurfluh

«Mit pflotschigen Grüssen, Pitsch.» Wer ist dieser Mann, der seine E-Mails so spe-ziell unterschreibt? Meine Nachforschun-gen bringen mich ins Dörfchen Leissigen am Thunersee. Vor einem Holzhaus mit auffälliger roter Garage empfängt mich Pitsch. Er trägt eine Kochschürze über sei-nem Pulli, auf dem das SLRG-Logo und der Ausspruch «Jugendleiter sein… eine interessante Aufgabe» prangt. Pitsch ist Hausmann. «So bleibt mehr Zeit für die SLRG, und natürlich auch für meine Fami-

lie», lacht er. Pitsch ist aber auch SLRG-jugendverantwortlicher mit Leib und Seele. Über 600 Stunden im Jahr enga-giert er sich freiwillig für seinen Verein. Wie kam es dazu?

Vom Inserat im Freibad …«Ich ging schon immer gerne ins Freibad und war an jedem schönen Sommertag dort. Als ich mit 12 Jahren die Ausschrei-bung fürs Jugendbrevet sah, zögerte ich nicht lange, mich anzumelden. Nach mei-nem Brevet-1-Kurs mit 18 Jahren (heute Brevet Basis Pool) schloss ich mich der SLRG-Sektion Illnau-Effretikon an und blieb hängen. Ich trainierte in der Wett-kampfgruppe mit. Wenn du einmal den SLRG-Virus eingefangen hast, bringst du ihn nicht mehr los», meint Pitsch nur.

… zum JugendtrainerNeben seinen zwei wöchentlichen Trai-nings stand Pitsch einen zusätzlichen Abend am Beckenrand, um Jugendlichen Rettungsschwimmen beizubringen. «Ich arbeitete schon immer gerne mit Kindern

Pitsch über …

Schweizer Meisterschaften im Rettungssport «Absoluter Höhepunkt im SLRG-Jahr. Einmal bin ich sogar extra aus mei-nem Au-Pair-Aufenthalt in Paris in die Schweiz gekommen, um dabei zu sein!»

Freiwilligenarbeit «Bereichert mein Leben, ist aber auch anstrengend»

Bewährte Methode bei der Arbeit mit Jugendlichen «Loben, loben, loben, loben …»

Baden im Meer «Nix für mich! Ich habe Angst vor Haifischen»

«Loben, loben, loben, loben ...»

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und Jugendlichen. Deshalb half ich da-mals mit, die Jugendgruppe in meiner Sek-tion aufzubauen. Wir starteten mit vier Kindern. Plötzlich aber mussten wir eine Warteliste führen. Alle wollten mitma-chen!», fügt Pitsch stolz an. Noch heute hat er Kontakt zu seinen damaligen «Schäfchen». «Wir haben vieles zusam-men durchgemacht, das verbindet. Die SLRG ist so oder so wie meine zweite Familie.»

Die SLRG-Karriere beginntAn einer Vorstandssitzung seiner Sektion wird Pitsch gefragt, ob er Präsident oder Jugendverantwortlicher werden möchte. «Ich zögerte keine Sekunde für meinen

Entscheid – und wurde so Jugendverant-wortlicher meiner Sektion.» Drei Jahre später übernahm er auch das Amt als Ju-gendverantwortlicher der Region Zürich und wirkte fortan in der Nationalen Ju-gendkommission («Jugendvorstand») mit. 2006 wurde Pitsch zum Leiter Bereich Ju-gend gewählt. In diesem Ehrenamt setzt sich Pitsch für die Jugend in der SLRG ein: «Die Anliegen der Jugend sind mir sehr wichtig. Schliesslich ist die Jugend nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegen-wart!», meint Pitsch.

Zukunft Europa?Ein Ende seines Einsatzes für die SLRG und den Rettungsschwimmsport ist nicht

abzusehen, zu viel Herzblut steckt drin. «Das Internationale reizt mich. Später möchte ich mich als Funktionär für die Ju-gendeuropameisterschaften engagieren. Aber erstmals müssen meine Kinder etwas älter werden», so der fürsorgliche Vater. Obwohl er nun schon seit längerem in Leis-sigen wohnt, bleibt Pitsch «seiner» Sektion Illnau-Effretikon treu. «Einmal im Jahr ziehe ich für zwei Wochen wieder bei meinen Eltern ein, damit ich in ‹meinem› Freibad einen Sommerkurs für Jugendli-chen leiten kann.» Die nächste von Pitsch geprägte Generation Rettungsschwimmer und -schwimmerinnen wächst heran.

Pitsch Frey ist bei jeder

Jugend-Schweizer-meisterschaft dabei.

Bild: SLRG

Seit über 20 Jahren engagiert sich Pitsch Frey für die Schweizerische Lebensrettungs-gesellschaft. Bild: SRK

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> Linkswww.slrg-jugend.ch

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Bild: SRK Roland Blattner

Text: Delphine Rieder

Hast du dich schon einmal gefragt, wie es ist, wenn du dich nur noch hinkend und schleppend fortbewegen kannst? Oder wie deine Reaktion wäre, wenn du zu schwach bist, eine Konservendose zu öff-nen? Beim Projekt «Ich, alter Mensch» wurden bei der Ausarbeitung genau diese Fragen berücksichtigt. Ziel des Projekts ist es, Jugendliche über die alltäglichen Prob-leme älterer Menschen zu informieren.

Das Gewicht des Alters spüren

Seit einigen Jahren besuchen Freiwillige des Genfer Jugendrotkreuzes wöchentlich einsame ältere Men-schen. Aufgrund des grossen Erfolges dieses Angebots arbeitete das JRK GE ein neues Generationenprojekt aus: «Ich, alter Mensch».

Startschuss zum neuen Projekt – junge Frei-willige helfen älteren Menschen beim Nutzen des öffentlichen Verkehrs. Bild: JRK Genf

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> Linkswww.slrg-jugend.ch

Spezieller PostenlaufDie Jugendlichen erfahren in der Ausbil-dung die Alltagsschwierigkeiten älterer Menschen am eigenen Körper. Sie tragen eine Brille, die das Blickfeld einschränkt, und müssen damit einen Postenlauf beste-hen. Oder legen ein spezielles Stirnband um, das ihr Hörvermögen einschränkt. So erfahren sie, wie es ist, schlecht(er) zu hö-ren. Bei einer weiteren Übung legen sie ein spezielles Kleidungsstück um, das ihre Bewegung beeinträchtigt. Mit diesen Übungen will das JRK GE das Bewusstsein für ältere Menschen bei den Jugendlichen ändern. Nach der Ausbildung geben die Jugendlichen ihr Wissen und ihre Erfah-rungen an andere Jugendliche weiter. An-schliessend geht es «ab ins Feld». Die ju-gendlichen Freiwilligen besuchen ältere Menschen im Pflegeheim. Erfolgreicher Start mit einer AktionDas Projekt «Ich, alter Mensch» befindet sich noch in der Pilotphase. Das JRK GE startete «Ich, alter Mensch» am 30. Sep-tember 2011 anlässlich des Tages des Al-ters. Ungefähr 145 Schülerinnen und Schüler der Internationalen Schule in Genf haben an diesem Tag Seniorinnen und Senioren bei der Nutzung der öffent-lichen Verkehrsbetriebe geholfen. Nach dieser Aktion konnten sich die Schülerin-nen und Schüler für die Ausbildung «Ich, alter Mensch» einschreiben. Das JRK GE rechnete mit 20 Jugendlichen, es haben sich aber über 60 eingeschrieben! Der Kurs fand im November/Dezember statt. Schon bald finden die Besuche im Pflege-heim statt. Die Freiwilligen sind vom neuen Projekt begeistert.

Beim Generationen-projekt «Ich, alter Mensch» lernen Jugendliche die Alltagsprobleme älterer Menschen kennen. Bild: SRK, Roland Blattner

Reine, «mein» alter MenschSeit fast sechs Jahren besuche ich im Rahmen des Projekts «Besuch von älte-ren Menschen» des JRK GE regelmässig eine Seniorin. Reine ist für mich wie meine Grossmutter. In all den Jahren ist unsere Beziehung immer enger gewor-den und hat deutlich die Beziehung Freiwillige-Begünstigte überschritten. Ich begleite Reine beim Einkaufen und helfe ihr die Taschen zu tragen. Ich hole sie ab und wir machen Arm in Arm ei-nen kleinen Spaziergang in ihrem Quar-tier. Manchmal gehen wir zusammen ins Restaurant, um meine bestandenen Prü-fungen oder unsere Geburtstage zu feiern. Die Zeit mir Reine vergeht immer schnell.

Sie hat ein gutes Gedächtnis und erzählt mir ihre Erlebnisse mit allen noch so klei-nen Details. Beeindruckend für eine Frau von fast 84 Jahren.Ich finde es sehr wichtig, dass wir Ju-gendlichen uns um ältere Menschen kümmern, die einsam sind. Denn auch wir profitieren vom Kontakt. Wir verste-hen, welche Schwierigkeiten im Alter auftreten, und ändern unser Bild von Se-niorinnen und Senioren. Ältere Men-schen sind oft isoliert. Es braucht aber nur wenig, um ihren Alltag zu verbes-sern. Genau das versuche ich mit den Besuchen von Reine. Wenn ich Reine lächeln sehe, ist das für mich das schönste Geschenk.

Bild: Delphine Rieder

> Linkswww.croix-rouge-ge.ch/ > Jeunes > «Moi, personne âgée»

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