red&queer 13/2009

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#13 4. Jahrgang März 2009 Inhalt 40 Jahre Stonewall Riots Teil 2: Die ersten CSDs in der BRD von Thomas und Roy Titel Teil 2 der Serie anlässlich des 40. Jahrestages der „Stonewall Riots“ Seite 1 und 2 Aktuelles DKP queer stellt Kandidaten auf Bundesliste der DKP zur Europawahl 2009 Seite 3 Thema SDAJ: Bevorstehende Pfingstcamps und Bericht vom Bundeskongress Seite 4 und 5 Interview Steve erzählt uns wie er in einer finanziell schwierigen Zeit als Escort überlebte Seite 6 und 7 Letzte Seite Buchtipp, Termine, Impressum Seite 8 In der letzten Ausgabe berich- teten wir über die Ursprünge des Christopher Street Day (CSD) sowie ersten Ansätzen von Widerstand in Form der so- genannten „Stonewall Riots“ gegen die Diskriminierung aufgrund von Sexualität. In der BRD radikalisierten sich erstmals 1970 Homosexuelle als Reaktion auf Rosa von Praun- heims Film „Nicht der Homose- xuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“. Noch im selben Jahr gründeten sich die Homosexuelle Aktion West- berlin (HAW) und die Rote Zelle Schwul (ROTZSCHWUL) in Frank- furt am Main. Als es in London im gleichen Jahr zu einem er- sten Gay Liberation March kam, erinnerten auch in der Bundes- republik vereinzelte Stimmen an den Christopher Street Day. Neben ein paar Demonstrati- onen und verschiedenen po- litischen Aktivitäten, die sich gegen die Diskriminierung von Queers richteten, entstand eine alternative Infrastruktur, die sich außerhalb der kommer- ziellen Subkultur etablierte. Buchläden, Verlage, Zentren und Vereine aus der damaligen Zeit existieren vereinzelt heute noch. In Deutschland fanden im Jahre 1979 in Bremen und in Berlin die ersten CSDs unter eben dieser Bezeichnung statt. Größere Lesben- und Schwu- lendemonstrationen gab es in der BRD schon seit dem Jahre 1972. Die erste fand statt am 29. April 1972 in der westfälischen Stadt Münster. Im Jahr der Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die 1973 in Berlin, Hauptstadt der DDR stattfanden, gab es einen regen Austausch zwischen Mitgliedern

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Inhalt 4. Jahrgang März 2009 In der letzten Ausgabe berich- teten wir über die Ursprünge des Christopher Street Day (CSD) sowie ersten Ansätzen von Widerstand in Form der so- genannten „Stonewall Riots“ gegen die Diskriminierung aufgrund von Sexualität. von Thomas und Roy Im Jahr der Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die 1973 in Berlin, Hauptstadt der DDR stattfanden, gab es einen regen Austausch zwischen Mitgliedern

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#134. Jahrgang

März 2009

Inhalt

40 Jahre Stonewall RiotsTeil 2: Die ersten CSDs in der BRDvon Thomas und Roy

TitelTeil 2 der Serie anlässlich des40. Jahrestages der „Stonewall Riots“Seite 1 und 2

AktuellesDKP queer stellt Kandidatenauf Bundesliste der DKP zurEuropawahl 2009Seite 3

ThemaSDAJ: Bevorstehende Pfi ngstcampsund Bericht vom BundeskongressSeite 4 und 5

InterviewSteve erzählt uns wie er in einerfi nanziell schwierigen Zeit als EscortüberlebteSeite 6 und 7

Letzte SeiteBuchtipp, Termine, ImpressumSeite 8

In der letzten Ausgabe berich-teten wir über die Ursprünge des Christopher Street Day (CSD) sowie ersten Ansätzen von Widerstand in Form der so-genannten „Stonewall Riots“ gegen die Diskriminierung aufgrund von Sexualität.

In der BRD radikalisierten sich erstmals 1970 Homosexuelle als Reaktion auf Rosa von Praun-heims Film „Nicht der Homose-xuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“. Noch im selben Jahr gründeten sich die Homosexuelle Aktion West-berlin (HAW) und die Rote Zelle Schwul (ROTZSCHWUL) in Frank-furt am Main. Als es in London im gleichen Jahr zu einem er-sten Gay Liberation March kam, erinnerten auch in der Bundes-republik vereinzelte Stimmen an den Christopher Street Day.

Neben ein paar Demonstrati-onen und verschiedenen po-litischen Aktivitäten, die sich gegen die Diskriminierung von Queers richteten, entstand eine alternative Infrastruktur, die sich außerhalb der kommer-ziellen Subkultur etablierte. Buchläden, Verlage, Zentren und Vereine aus der damaligen Zeit existieren vereinzelt heute noch. In Deutschland fanden im Jahre 1979 in Bremen und in Berlin die ersten CSDs unter eben dieser Bezeichnung statt. Größere Lesben- und Schwu-lendemonstrationen gab es in der BRD schon seit dem Jahre 1972. Die erste fand statt am 29. April 1972 in der westfälischen Stadt Münster.

Im Jahr der Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die 1973 in Berlin, Hauptstadt der DDR stattfanden, gab es einen regen Austausch zwischen Mitgliedern

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Fortsetzung„40 Jahre Stonewall RiotsTeil 2: Die ersten CSDs in der BRD“von Seite 1

1. DKP queer Sommercamp30. Juli bis 4. August 2009

Programm Arbeiterliederabend mit Achim Bigus (angefragt) Diskussion mit der DKP-Landtagsabgeordneten

Christel Wegner (angefragt) „Hamburger Fünfkampf“

Anfahrtbeschreibungmit dem Auto:Clarholz liegt an der B64 zwischen Rheda-Wiedenbrück und Warendorf/Münster; gut zu erreichen über die A2, Ausfahrt-Rheda-Wiedenbrück. Von dort aus auf die B64 in Richtung Mün-ster. Auf der B64 aus Richtung Rheda-Wiedenbrück, in Clarholz nach der zweiten Ampel links in Richtung Lette abbiegen. Das Gasthaus Muck liegt nach 250 Metern/nach dem Ortsausgang rechts.

Mit dem Zug:Mit der Bahn bis zum Bahnhof Gütersloh, dort zum ZOB Güters-loh. Mit dem Bus 74 bis zur Haltestelle Am Hanewinkel, Her-zebrock-Clarholz. Von da sind es knapp 2 km bis zum Gelände. Wenn wir rechtzeitig Bescheid wissen, kann eine Abholung er-folgen.

Preiseermäßigte Karte 40 EuroNormalkarte 50 EuroSolikarte 70 EuroTageskarte 10 EuroFrühstück, Mittagessen, Abendessen inklusive, Getränke am Abend gegen Selbstkosten.

OrtGelände des Gasthaus Muck, Letter Str 26, 33442 Herzebrock Clarholz. Wer ein eigenes Zelt hat, soll es mitbringen, sonst Unterbringung in Gemeinschaftszelten. Schlafsack, Isomatte muss mitgebracht werden.

Anmeldung und weitere InfosDKP queer, Postfach 13 44, 61283 Bad [email protected]

der Homosexuellen Aktion West-berlin (HAW) und Schwulen, die in der DDR politisch engagiert waren. Mehrere HAW-Aktivisten waren Mitglieder der SEW (Sozi-alistischen Einheitspartei West-berlin). Diese Genossen, z.B. Volker Eschke, aber auch Par-teiunabhängige HAW-Aktivisten hatten Kontakt zu Peter Rausch, Michael Eggert und anderen, die damals eine lose Vereinigung von Schwulen in der DDR bildeten.

Von 1984 bis 1990 war die DeL-SI (Demokratische Lesben und Schwulen Initiative) die einzige bundesweite Schwulen -und Les-ben Organisation der BRD und stand wie andere fortschritt-liche Kräfte der DKP nahe. Mitte der 1990er Jahre löste sich die DeLSI wie so vieles als Ergebnis der Konterrevolution in Osteur-opa auf.

Leider sind die CSDs zu großen Teilen nur noch riesiege Spass- und Feten-Events. Womit 1969 alles begann, ist vielerorts lei-der kaum noch ein Thema. DKP queer fordert die Repolitisierung der CSDs und arbeitet daran mit. Aus diesem Grund nehmen auch wir daran teil. Wie DKP queer hier konkret versucht politisch einzugreifen ist in der nächsten Ausgabe von red&queer zu er-fahren.

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Ich trete für ein sozialistisches Europa ein, denn nur ein sozia-listisches Europa ist eine echte Alternative zur heutigen Euro-päischen Union. Die Politik der EU ist rückständig und verbre-cherisch. Die EU ist auf die Po-larisierung der Gesellschaft in Arm und Reich, Umverteilung von Unten nach Oben und die Ausplünderung anderer Staaten ausgerichtet. Wenn ich an ein künftiges Europa denke, dann denke ich an ein Europa in der

Tradition der Pariser Commune von 1871, der Oktoberrevolution von 1917, des Widerstandes ge-gen den deutschen Faschismus. Dieses Europa wird dann ein Kontinent des Friedens, der Frei-heit und des Sozialismus.

Ich kandidiere für die DKP, weil ich versuche, meine Partei zu stärken. Die DKP ist kein ano-nymer Apparat, sondern besteht aus vielen Menschen, unter-schiedlich in ihren Persönlich-keiten, aber gemeinsam im Ziel. Mit meiner Kandidatur zeige ich: So einer wie ich, das sind die Kommunisten und Kommuni-stinnen der DKP.

“Vom Standpunkt der ökono-mischen Bedingungen des Im-perialismus, d.h. des Kapitale-xports und der Aufteilung der Welt (…), sind die Vereinigten Staaten von Europa unter kapi-talistischen Verhältnissen ent-weder unmöglich oder reaktio-när.” (Lenin - Über die Losung der Vereinigten Staaten von Eu-ropa - August 1915)

Nach den Worten von Lenin, kan-didieren wir für das Parlament eines reaktionären Konstruktes. Wir nutzen unsere Kandidatur aber auch, um die Notwendig-keit einer grundlegenden ge-sellschaftlichen Veränderung

hinzuweisen. Grundlegende Ver-änderungen kommen durch ak-tives Handeln auf der Straße und im Betrieb. Die Arbeit im Parla-ment kann diese Bewegungen aber intensiv unterstützen.

Die BRD versucht ihre Groß-machtpolitik im dritten Anlauf auf halbwegs friedlichen Wegen doch noch umzusetzen, nach-dem es 1914 - 1918 und 1939 - 1945 auf militärischem Wege für das deutsche Kapital doch nicht geklappt hat.

Daß es dabei hin und wieder auch nicht ohne Gewalt geht zei-gen u.A. Der Überfall auf Jugo-slawien vor 10 Jahren.

Aber auch die herrschende Po-litik des Sozial und Demokra-tieabbaus fällt darunter. Die Europastrategien des deutschen Kapitalismus haben sich geän-dert dienen aber nach wie vor, vor allem einem Ziel: Die Reichen auf Kosten aller Anderen noch reicher zu machen.

Dagegen stelle ich mich.

Auf dem 10. Bundestreffen von DKP queer, daß eine Woche nach Redaktionsschluss, vom 03. April bis 05. April in Darmstadt statt-fi ndet, werden wir auch Positi-onen zur EU-Wahl erarbeiten.

Ja zu Europa, Nein zu dieser EU!von Thomas

Thomas Knecht, organisationspoli-tisch Verantwortlicher der Kollek-tiven Leitung von DKP queer, kandi-diert auf der Bundesliste der DKP zur EU-Wahl.

Foto: DKP queer

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SDAJ Pfi ngstcamps 2009Informationen zu den dezentral stattfi ndenden Camps der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ)

Foto: DKP queer

Nachdem es 2008 das erste „Festival der Jugend“ der SDAJ nach 20 Jahren wieder gab, wird es in diesem Jahr drei regionale Pfi ngstcamps der SDAJ geben und im nächsten Jahr wieder ein „Festival der Jugend“.

Die drei regionalen Pfi ngstcamps der SDAJ „Süd“, „West“ und „Nord-Ost“ sind Höhepunkte der SDAJ in diesem Jahr, auch wir von DKP queer werden versuchen jeweils mit einem Infostand vor Ort zu sein. Für das Südcamp steht es auch schon fest.

Alle Camps werden am Pfi ngst-wochenende vom Freitag, dem 29.Mai. bis zum Montag, dem 01.Juni. 2009 stattfi nden.

SüdcampDas Pfi ngstcamp der Landes-verbände Baden-Württemberg, Bayern und Hessen fi ndet auf einem Zeltplatz in Flörsbachtal-Lohrhaupten im hessischen Spessart statt.

Neben vielfältigen inhaltlichen Runden wird aber auch der Spass nicht zu kurz kommen. Mehrere Bands wurden angefragt und auch sportliches soll es geben.

Inhaltliche Runden soll es u. A. zu den Themen: Antimilitarismus, Schülerbewegung, eine Zeit-

zeugenveranstaltung mit einem Kämpfer gegen den Faschismus, Gaza, EU-Wahlen, Parlamenta-rismus, Soziale Demagogie von Neofaschisten geben.

Das Kultur- und Sportprogramm ist auch vielfältig. Geplant sind u.A: Fürther Fünfkampf, Fußball Turnier, Herbert Mies liest aus seinen Memoiren und mehrere Live Bands sind angefragt.

Nord-Ost CampDas Pfi ngstcamp der Landesver-bände Berlin, Hamburg, Nie-dersachsen, Bremen und Schles-wig-Holstein sowie aller Gruppen aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen_Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen fi ndet

auf dem Zeltplatz Falkenhorst in der Nähe von Kiel in Schleswig-Holstein statt.

Inhaltliche Planungen gibt es u.A. zu den Themen: „Bundes-wehrfreie Zone“, „Eine Schule für Alle“, „EU-Wahl und Bundes-tagswah“, „das sozialistische Cuba“, „AJP-Frühschoppen“ „La-denschluss-Kampagne“(gegen Nazi-Läden), und einen Erfah-rungsaustausch im Schulstreik.

Auch auf dem Nord – Ost – Camp soll es ein Fußball Turnier sowie den originalen Hamburger Fünf-kampf geben. Auch wurden meh-rere Bands angesprochen.

WestcampDas Pfi ngstcamp der Landes-verbände Rheinland-Westfa-len, Ruhr-Westfalen sowie der Gruppen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland fi ndet auf einem Zeltplatz in Leichlingen im Rheinland statt. Leichlingen liegt zwischen Leverkusen und Wuppertal.

Leider haben wir noch keine wei-teren Infos zum Westcamp. Bald wird auf der Homepage der SDAJ Rheinland mehr stehen: www.sdaj-rheinland.de.

Wer mitfahren will kann sich über [email protected] anmelden.

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Unter diesem Motto tagte am 14. und 15. März 2009 der 19. Bundeskongress der SDAJ. Hun-derte junge Genossinnen und Genossen aus dem ganzen Bun-desgebiet trafen sich wärend der schwersten Krise, die das kapi-talistische System der BRD je-mals erschütterte, in Hannover, um die politische Ausrichtung ihres Verbandes für die nächsten zwei Jahre zu entwickeln und die Vorgehensweise zu beschließen. Genossinnen und Genossen von fast 20 Schwesterorganisati-onen der SDAJ waren als Gäste auch auf dem Kongress.

Im Moment sind über 10.000 BRD Soldaten außerhalb des Landes im Einsatz, kritisiert die SDAJ. Diese Soldaten „werden für einen Krieg missbraucht, der ihre Gesundheit und ihr Leben gefährdet und einzig im Inte-resse deutscher Konzerne liegt! Tausende Soldaten trugen bis-lang physische und psychische Schäden davon. Die Gefahr, bei einem Auslandseinsatz getötet zu werden steigt. Damit sinkt zugleich die Anziehungskraft des Jobs bei der Bundeswehr, was angesichts der steigenden Truppenstärke und der gleich-zeitigen hohen Fluktuationen der eingesetzten Soldaten für die Bundeswehr und ihre Strate-gie zu einer Gefahr wird.“

»Keinen Menschen der Bundeswehr! Kein Fußbreit den Faschisten! Keine Chance dem Kapitalismus!«

von Thomas

Dieser Gefahr will die Bundes-wehr schon heute aus dem Weg gehen. Die Rekrutierungsarbeit wird immer weiter angekurbelt. 599 Werbeeinsätze mit einem Buget von über einer Million Euro führten Jugendoffi ziere allein 2008 in Arbeitsagenturen, Schulen und Messeveranstal-tungen durch. Genau diese Wer-beeinsätze sind die Achillesferse der Bundeswehr und des BRD Militarismus und genau diese Achillesferse will die SDAJ mit ihrer bundesweiten Kampagne „Keinen Menschen - keinen Cent - keinen Fußbreit der Bundes-wehr!“ angreifen und den Ju-gendoffi zieren das Leben schwer machen.

Ausserdem stellte der Kongress fest, dass mit der Krise nicht nur eine stärkere Aggression des deutschen Imperialismus nach Außen hin verbunden ist, sondern dass sich auch eine hef-tigere soziale und politische Re-pression ins Innere auf die eige-ne Bevölkerung entwickeln wird. Die Geldspritzen des Staates in das Finanzkapital verschlin-gen eine halbe Billionen Euro an Steuergeldern, die später im Haushalt fehlen. Gespart wird natürlich im Sozial-und Gesund-heitsbereich und vor allem in der Bildung. „Wir zahlen eure Krise nicht!“, heißt es deshalb im Ein-

leitungsreferat des Bundesvor-standes.

„Rettet die Bildung - nicht die Banken und Konzerne!“ Unter dieser Losung steht die zweite Kampagne der SDAJ, mit der die Genossinnen und Genossen sich im Juli an der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der geplanten Protestwochen der Schüler und Schülerinnen beteiligen wollen. Bereits im vergangenen Herbst haben die Herrschenden einen Vorge-schmack von dem bekommen, was geschieht, wenn man es sich mit den Schülern in der BRD ver-scherzt. Über 100.000 wütende Schülerinnen und Schüler betei-ligten sich an dem bundesweiten Schulstreik und trugen ihren Protest auf die Straße.

Der DKP queer Infostand war in jeder Pause gut besucht es wurden sehr gute Gespräche ge-führt, wie es zwischen uns und den SDAJ Genossinnen und Ge-nossen seit jeher der Fall ist. Das Grußschreiben der Kollektiven Leitung von DKP queer, an den 19. SDAJ BuKo kam bei den SDAJ Genossinnen und Genossen auch gut an. Es war als Brief allen De-legiertenmappen beigelegt. Wer es lesen möchte, kann dies auf www.dkp-queer.de tun oder es sich von uns zumailen lassen.

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Letzter Ausweg: ProstitutionEin Interview von Sascha

red&queer sprach mit einem jungen Mann, der seit einiger Zeit über das Internet-Portal „gayromeo“ einen sogenannten Escort-Service anbietet. Er er-zählte seine Lebensgeschichte und was ihn letztendlich dazu bewegt hat, seinen Körper zu verkaufen. Daten und der Name wurden redaktionell geändert. Die Fragen stellte Sascha von der Kollektiven Leitung von DKP queer.

red&queer: Hallo Steve!

Steve: Hallo!

red&queer: Erzähl uns erst ein-mal ein paar Details über Dich!

Steve: Also, mein Name ist Steve M. und ich studiere an der Dort-munder Universität. Ich bin 29 Jahre alt und lebe in einer Of-fenen Partnerschaft. Seit etwa einem Monat biete ich über gay-romeo einen Escort-Service an.

red&queer: Kannst Du unseren Lesern kurz erläutern, was das ist?

Steve: Also, ein Escort-Service, das ist ein Begleitservice. Nur, dass die Bezeichnung irrefüh-rend ist, denn in 98 Prozent

der Fälle handelt es sich ganz einfach um eine Form von Pro-stitution.

red&queer: Wie genau hat man sich das vorzustellen?

Steve: Nun, Du hast die Möglich-keit, dort ein Profi l einzurichten, in dem Du etwas über Dich er-zählst, Deine Vorlieben darlegst und was Du so machen würdest und natürlich Preise dafür fest-zulegen.

red&queer: Und? Findet man dafür Abnehmer?

Steve: Oh ja. Einen Tag, nachdem ich das Profi l eingerichtet hatte, konnte ich mich vor Anfragen gar nicht retten.

red&queer: Und was waren das so für Anfragen?

Steve: Also, die reichten von diversen Fetisch-Sex-Ideen, die man mit mir ausleben wollte über Kuschelsex bis hin zu ganz platonischen Treffen zum Reden oder zusammen weggehen.

red&queer: Und sind es eher äl-tere oder eher jüngere Männer, die Dich anschreiben?

Steve: Bunt gemischt. Von An-fang Zwanzig bis Mitte Sechzig.

red&queer: Was mich interes-sieren würde, warum bist Du auf die Idee gekommen, einen Escort-Service anzubieten?

Steve: Ich hatte etwas viel Pech im Leben. Mit meinem Outing zuhause war es nicht so doll! Ich habe heute kaum noch Kon-takt zu meinen Eltern deswegen. Wenn ich meinen Freund nicht hätte – ich weiß nicht, ob ich jetzt noch leben würde.

red&queer: Deine Eltern haben den Kontakt zu Dir abgebro-chen?

Steve: Ja. Ich stand quasi vor dem Nichts und das mitten im Studium. Und das auch noch, wo die schwarz-gelbe Landesregie-rung uns gerade mit Studienge-bühren beglückt hatte.

red&queer: Stimmt. Die Studi-engebühren schweben, wie ein Damoklesschwert über vielen Studierenden. Gerade bei den-jenigen, deren Eltern ihr Stu-dium nicht fi nanzieren können oder, wie in Deinem Fall nicht wollen. Aber hast Du denn nicht versucht, anders Geld zu verdienen?

Steve: Doch! Und ich hatte auch lange Zeit einen 400-Euro-Job. Der wurde mir aber vor etwas

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über einem Monat gekündigt. Man beteuerte, es habe nichts mit meiner Leistung zu tun, sondern es sei einfach die wirt-schaftliche Lage, dabei scheffelt das Management weiterhin seine Profi te!

red&queer: Ja, so funktioniert der Kapitalismus.

Steve: Wem sagste das?

red&queer: Und wie gings dann weiter?

Steve: Ich hab krampfhaft nach anderen Jobs gesucht aber ein-fach nichts gefunden, was man neben dem Studium machen konnte. Irgendwann kam das

Monatsende und die Geldsor-gen wuchsen mir über den Kopf. Deshalb kam ich auf die Idee mit dem Escort-Service. Zum Glück hab ich nen toleranten Freund, der hinter mir steht.

red&queer: Und es macht Dir nichts aus, Deinen Körper zu verkaufen?

Steve: Selbstverständlich macht mir das was aus aber was soll ich machen? Mir fällt einfach nichts mehr ein. Aber eines kann ich Dir sagen: Ich habe eine Scheißwut auf Rüttgers, Merkel und dieses gottverdammte System!

red&queer: Verständlich! Ich denke, gerade bei unseren Ge-

FEST 19.–21. Juni 2009Dortmund Revierpark Wischlingen

DER SOLIDARITÄT

Das größte Fest der

Linken in Deutschland

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KonstantinWecker kommtam 19. Juni 20.00 Uhr

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nossen wirst Du da auf viel Ver-ständnis stoßen. Wie stellst Du Dir Deine Zukunft vor?

Steve: Ich möchte nur meinen Abschluss schnell machen und für mich dann eine gute Arbeit fi nden.

red&queer: Der Escort ist also nur eine Episode in Deinem Leben?

Steve: Ja. So etwas, wo man spä-ter sagen kann: Ich war jung und ich brauchte das Geld! (lacht)

red&queer: Na, dann wüsch ich Dir für die Zukunft alles Gute und vielen Dank für das Ge-spräch!

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Impressum

red&queer

Zeitung von DKP queerKommission des Parteivor-stand der Deutschen Kom-munistischen Partei

Herausgeber/Redaktion:DKP queerV.i.S.d.P. Thomas Knecht

Layout:Roy

Druck:Eigendruck

Anschrift & Kontakt:DKP queerRedaktion „red&queer“Postfach 13 4461283 Bad HomburgFon: 0201-177 88 90Fax: 0201-17 78 89 [email protected]

Spendenkonto:Konto 297871603BLZ 50010060Postbank FrankfurtInhaber: DKP BV HessenVerwendungszweck:„Spende red&queer“

Redaktionsschluß:31.03.2009

200903.04.2009, Darmstadt19.30 Uhr Infoveranstaltung im Linkstreff Georg Fröba zum Thema „Schwule Nazis“

03.04.-05.04.2009, DarmstadtX. Bundestreffen von DKP queer, Schwerpunkt: Überarbeitung des Selbst-verständnis von DKP queer und Beginn der Diskussion über die „Grundsätze und Forderungen“

29.05.-01.06.2009regionale Pfi ngstcamps der SDAJ

13.06.2009, KielTeilnahme am CSD

19.06.-21.06.2009,DortmundDoppelter Infostand sowie inhaltliche Runden und ein Kulturprogramm auf dem 16. UZ Pressefest – Volksfest der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)Ort: Revierpark Wischlingen, Dortmund

11.07.2009, MünchenTeilnahme am CSD

18.07.-19.07.2009,Frankfurt/MainInfostand auf dem CSD

30.07.-04.08.2009,Herzebrock-Clarholz1. DKP queer Sommercamp

Termine-Box

„Schwule Nazis und der Rechstruck in Gesellschaft und schwuler Szene“

In seinem ersten Buch versucht der Autor Markus Bernhardt das Verhältnis zwischen Neofa-schismus und männlicher Ho-mosexualität darzustellen und zu dokumentieren. Ein wider-sprüchliches wie auch heikles Thema. Schwule waren und sind Opfer, sie gehören zu den Opfer-gruppen des Faschismus und von Neofaschisten.

Pahl-Rugenstein, 2007, 163 Sei-ten, 16,90 EuroISBN: 978-3891443873

zu beziehen über:Neue Impulse VersandHoffnungsstr.1845127 EssenFon: 0201 /24 86 482Fax: 0201 /24 86 484eMail: [email protected]

Buchtipp!