Referat: Der politische Liberalismus nach dem II. Weltkrieg und während der Anfangsjahre der...
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Referat: Der politische Liberalismus nach dem II.
Weltkrieg und während der Anfangsjahre der Bundesrepublik
Referenten: Simon Vögele, Holger Bertsch
Gliederung des Referats
1. Deutscher Liberalismus nach 1945
2. Entwicklung der FDP von 1948 -1958
3. Kleine Soziologie der Wählerschaft der FDP
4. Fazit und Ausblick
Der Liberalismus nach 1945
Zentralstaatliches Ende vs. regionales Honoratiorentum
Status Quo nach 1945:
Regionales Erstarken
Liberale Parteigründungen von „unten nach oben“
45/46er Jahre im Zeichen des „Linksliberalismus“
Regionale Gründungen
• 05.07.45: Gründung der „Liberal-Demokratischen Partei“
unter Wilhelm Külz• 14.07.45 Block der „antifaschistisch-demokratischen Parteien“zusammen mit
SDP, CDU und KPD
Sowjetische Besatzungszone:
Daraufhin erste Streitigkeiten mit Westverbänden
• Zunehmende Einbeziehung in Sozialismus
Regionale Gründungen
Stärkste Liberale Vereinigung der ABZ war DVP Gründung 18.09.45 um Theodor Heuss, Reinhold Maier,
Ernst MaierWurde zum Kern der am 29.09. in Stuttgart gegründeten
Dachorganisation aller liberaler Parteien der ABZIn Bayern und Bremen auch eher DDP orintiertIn Hessen LDP am rechten Ende des Parteienspektrums
Amerikanische Besatzungszone
Regionale Gründungen
Britische Besatzungszone
Linksliberale Hansestadt gegen nationalistische Tendenzen in NRW.
Unausgeprägter Liberalismus in Schleswig Holstein
In Niedersachen nationalliberale Strömungen, aber aufgrund „rechter“ CDU weniger stark
Regionale Gründungen
Französische Besatzungszone
Franz. Besatzungspolitik am zögerlichsten
gab Gedanken den Reichsgedanken zu verhindern
Ab Mitte 46 sozialer Volksbund
Jedoch nie Gesamtorganisation
Regionale Gründungen
Fazit:
Im Südwesten und in den Hansestädten „linksliberale“ Hochburgen
In Hessen und NRW eher nationalliberal und auch Auffangbecken für Nazis
Auf dem Weg zur gesamtdeutschen Partei
Bekenntnis zur dt. Einheit und liberaler Einheitspartei auf allen Länderparteitagen
17.03.47 Gründung der „Demokratischen Partei Deutschlands“ in Rothenburg unter Heuss und Külz
Einbettung in Ost-West Konflikt machte weitere gesamtdeutsche Entwicklungen zunehmend unmöglich
Fraktionelle Arbeit im Wirtschaftsrat und im parlamentarischen Rat
18.01.48 Bruch zwischen West und OstKülz‘ Teilnahme am Volkskongress
Gründung der FDP
West-Ost Trennung ebnete Weg für westdeutsche liberale Bundespartei
10/11.12.48 Gründung der FDP in Heppenheim a.d. Bergstraße
Bundesvorsitzender Theodor Heuss, Stellvertreter Franz Blücher
National- und linksliberale Strömungen nun in einer Partei vereintAber: unterschiedliche regionale Strömungen
Gründung der FDP
[…]Ob das Wort Liberalismus, in dem ein Stück geschichtlichen Erlebens des 19. Jahrhunderts wieder fruchtbar gemacht werden kann, oder ob es diese Gegenwart vielleicht belastet mit Erinnerungen an die Zeit, da ein Teil der Liberalen im Kampf gegen die Kirchlickkeit sich übte, oder an die Epoche, da vom Manchestertum kein Weg zu einer eigenmächtigen Sozialpolitik führte.“
(Theodor Heuss)
Zeittafel der Entwicklung der FDP
11 / 12. Dez. 1948• Gründung der
FDP• Vorsitzender:
Theodor Heuss (Württ.-Baden)
• Stellvertreter : Franz Blücher (NRW)
1948 /1949• Mitarbeit im
Parlamen-tarischen Rat (fünf FDP-Mitglieder).
• Mai 1949: Verab-schiedung des GG (mit den Stimmen der FDP)
1949:•14. August:•Wahlen zum ersten Bundestag•FDP: 11,9 %, 52 von 402 Sitzen.
•12. September:•Heuss wird I. Bundespräsident
1952:•April:•R. Maier (FDP) wird Minister-präsident von Baden-Württemberg. (Koalition mit SPD (!) und BHE
Zeittafel der Entwicklung der FDP
Parteitag Bad Ems 1952:• Richtungsstreit in der FDP:• „Deutsches Programm“ (Deutschnationales Programm)• kontra „ Liberales Manifest“ (linksliberale Programmatik)
1953•„Naumann-Verschwörung“ desavouiert den Rechtskurs der FDP.•Bundestagswahl 1953: 9,5%•Rechtskurs gescheitert, liberale Wähler wählen CDU
1954•Thomas Dehler wird Parteivorsitzender
•FDP: Kraft der Mitte.
•Rechtskurs ist beendet.
Zeittafel der Entwicklung der FDP
1956• Adenauers Grabenwahl-
Drohung führt zur Koalition der FDP mit der SPD in NRW.
• „Jungtürken“ Wolfgang Döring, Willy Weyer, Walter Scheel, Erich Mende. (strategisch-pragmatischer Flügel der NRW-FDP)
1956•Zerbrechen der Bundeskoalition der FDP mit der CDU / CSU•16 FDP Abgeordnete geben Rücktritt aus der Fraktion bekannt (unter Führung August Eulers), darunter die vier FDP-Minister.•Gründung der FVP•„Genscherisierung“ der Partei
1957• Bundestagswahl: 7,7%• Opposition mit 42 Sitzen.• Reinhold Maier wird
FDP-Vorsitzender: Kraft der Mitte.
• Erstes Grundsatzprogramm: Berliner Programm
Bundestagswahlergebnis 1949
Regierungskoalition aus CDU /CSU-FDP- DP, mit Adenauer als Kanzler
Starker Lagerwahlkampf CDU (soziale Marktwirtschaft) vs. SPD (Planwirtschaft Ruch des Kommunismus); FDP vielerorts rechts der CDU
Bundestagswahlergebnis 1953
Regierungskoalition: CDU/CSU, FDP, Deutsche Partei (DP),Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE); Bundeskanzler: Konrad Adenauer
Wahlkampfthemen: Abstimmung über Adenauer-Kurs: Westintegration, Wiederbewaffnung und soziale Marktwirtschaft, Saarkonflikt
Bundestagswahlergebnis 1957
Regierungskoalition: CDU/CSU und Deutsche Partei (DP); Bundeskanzler: Konrad Adenauer
Wahlkampfthemen: NATO-Mitgliedschaft und der Gründung der EWG, atomare Bewaffnung der Bundeswehr
Programmentwicklung der FDP
"Heppenheimer Gründungsproklamation" vom 12. Dezember 1948 : „Einheit in Freiheit“ Verzicht der FDP auf die Formulierung programmatischer Ziele ,
lediglich grundlegenden "Gedanken der Freiheit und des Persönlichkeitsrechtes (da liberaldemokratische und nationalliberale Strömungen und regionale Unterschiede)
Wirtschaftsfreiheit (s. soziale Marktwirtschaft) und nationale Einheit.
„Deutsches Programm“ (Nationalliberale) vs. „Liberales Manifest“(Linksliberale) 1952 Bad Ems
„Berliner Programm“ 1957Grundsatzprogramm Partei der Mitte und Dritte Kraft, Ostpolitik,
Öffnung nach LinksBekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft und die Ablehnung jeglicher
Verstaatlichungspläne
Politische Positionsentwicklung
1945 / 1946 Dominanz des Linksliberalismus (alter Herren, Honoratiorenpartei, Tradition des 19 Jhds..)
1948/ 49 Aufstieg der Nationalliberalen und Deutschnationalen junge Politikergeneration (Hessen, NRW, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) scharfer Rechtskurs mit dem Ziel der Formung einer Massenpartei (Zielgruppen: Soldaten, Flüchtlinge, Vertriebene, Angehörige der HJ-Generation, im gegs. zur Honoratiorenpartei).
Aber auch 1952: Koalition von Reinhold Maier mit der SPD in Baden-Württemberg begleitet von starken innerparteilichen Konflikten.
Liberales Manifest vs. Deutsches Programm
Politische Positionsentwicklung
Naumann-Affäre beendet das Programm der nationalen Sammlung. (s. auch Wahlergebnisse von 1953). Verlust großer Teile der bürgerlichen Mitte an die CDU.
Erste Regierung: Westorientierung, Nato-Verträge, Montanunion, wird von der FDP mitgetragen.
Dehler-FDP Opposition innerhalb der Regierung: vor allem Ostpolitik (Deutschlandpolitik) führt zu Differenzen (Würgegriff der Adenauer-CDU- Furcht vor Vereinnahmung).
Professionalisierung („Genscherisierung“) der Partei: Die JungtürkenPragmatismus / machtstrategische Politik /unideologisch Unabhängigkeit von der UnionÖffnung gegenüber der SPD als weiter Machtoption
Politische Positionsentwicklung
FDP als unabhängige „Dritte Kraft“ im Wahlkampf 1957Ohne KoalitionsaussageProgrammatisch indifferentWahldebakel 1957Liberale Massenpartei bleibt Utopie: schmale Stammwählerschaft
macht Koalitionsaussage wohl zur Überlebensfrage.
„Düsseldorfer Experiment gescheitert“Zersetzung des bürgerlichen Milieus (Abwanderungen zur CDU)SPD-Koalition in NRW war zu abrupt und zu offensichtlich strategischErosion der regionalen und kommunalen Fundamente der Partei.
Frankfurter Wirtschaftsrat
Frankfurter Wirtschaftsrat 1947These von der eigentlichen Gründung der FDPWirtschaftspolitischer Erfolg: Etablierung der sozialen
Marktwirtschaft (ordoliberales Konzept vertreten von Ludwig Erhardt)
Diese Vorentscheidung wirkt sich maßgeblich auf die Beratungen des parlamentarischen Rats aus. (bürgerlich-kapitalistische Ordnung)
Parlamentarischer Rat
Parlamentarischer Rat 1948FDP-Positionen:
• Beschränkung auf klassische Grundrechte (Katalog individueller Freiheitsrechte, keine sozialen Grundrechte, keine vorstaatliche Begründung)
• Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit• Gewaltenteilung• Unabhängigkeit der Justiz
• Sicherung des persönlichen Eigentums• Verhältnis von Legislative zur Exekutive war umstritten.
• Dehler: Abschwächung des Parlamentarismus, starke Exekutive • Heuss: eher Stärkung des Parlaments und dessen Aufgaben.
Parlamentarischer Rat
Funktion der FDP:Mittelrolle zwischen SPD und UnionPosition des „ehrlichen Maklers“Verlust an eigener Profiliertheit.
• Lediglich Kanzlerdemokratie als Erfolg• Finanzverfassung: Starke Stellung, dank des Experten Höpker-
Aschoff.• Ansonsten begrenzter Einfluss aus der Mediatorenrolle
Förderung der Willensbildung der beiden großen ParteienAuch innerparteiliche Wirkung:
• Weitere Einigung der Partei (Heuss als liberaler Denker und Stratege und Dehler als profilierter Programmatiker)
Aber: wenig genuin liberale Impulse
Wählerstruktur und Umfrageergebnisse
Quelle: Falter 1981
Quelle: Noelle 1956
Wählerstruktur und Umfrageergebnisse
Quelle:Noelle. 1957
Zusammenfassung / Fazit
These I: Die Inhalte des Liberalismus der FDP der Nachkriegszeit lassen sich nur aus dem konkreten historischen Kontext entfalten. Es gibt kaum feste liberale Grundsätze / Kontinuitäten, das eigentliche Programm ist der Wandel bzw. Anpassung bzw. die Sprünge. Die Entwicklungsphasen der Partei Starker Einfluss der Landesverbände (Kartellpartei der Landesverbände) Programmatische Schwäche, Dominanz des Wirtschaftsliberalismus Entwicklung eine liberalen Profils für die industrielle Massengesellschaft bleibt
aus. Wenig Ansätze eines liberalen Gesellschaftskonzepts (im Gegensatz zur Union und SPD)
Es ist kein Ansatz für eine liberale Neubesinnung vorhanden. (die geistigen Neuerungen des „Liberalismus“ vollzogen sich außerhalb des parteipolitischen Rahmens der FDP)
Zusammenfassung / Fazit
These II: Selbst in liberalen Kernfeldern setzte die FDP wenig liberale „Issues“ um.
Parlamentarischer Rat (Mittlerrolle, mit wenig liberalem Profil und innovativen Impulsen eher anachronistische Lösungen)
Frage nach der Einheit der Nation auf liberaler Grundlage blieb unbeantwortet, Antworten bzw. liberale Alternativen zur Westintegration (CDU), europäischen Einigung, zum sich abzeichnenden „Kalten Krieg“ waren nicht überzeugend.
Es ist kein Ansatz für eine liberale Neubesinnung vorhanden, kein verfassungspolitischer liberaler Neubeginn.
Zusammenfassung / Fazit
These III: Die FDP blieb in dieser Zeit eine Honoratioren- bzw. Klientelpartei mit Abgrenzungsschwierigkeiten gegenüber dem konservativ-bürgerlichen Lager. Im liberalen Zeitalter nach dem Krieg stellte sich ihre Funktion im Parteienspektrum wiederholt als Existenzfrage.
FDP schmale Stammwählerbasis, kein nennenswertes genuin liberales „Milieu“, keine große Mitgliederbasis.
Organisatorische Defizite Fehlendes liberales Alleinstellungsmerkmal (Liberalismus als gelebte
Wirklichkeit): Starke Überschneidung zur „liberalen“ Union, bzw. später auch SPD Programmatische Defensive (keinen überzeugenden liberalen
Gesellschaftsentwurf Konzept der eigenständigen Dritten Kraft ist unrealistisch (Funktion der
Mehrheitsbeschaffung für die großen Volksparteien, mit Koalitionsaussage vor den Wahlen)
Kann die FDP die
liberale Kraft der
Zukunft werden?