Refudocs - ein Münchner Modell · wurde ein neues Konzept entwickelt, das den Besonderheiten der...

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Verein zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen, Asylbewerbern und ihren Kindern Refudocs - ein Münchner Modell Erfahrungen mit einem neuen akutmedizinischen Versorgungskonzept - für Flüchtlinge und Asylbewerber und ihren Kindern Wildbad / Rothenburg 19.11.2016 Evangelische Akademie Tutzing Wenn das Fremde naht….Interkulturalität und Fremdheit als Herausforderung für das Gesundheitswesen Mathias Wendeborn Mit Dank für einige Folien von Prof. STch und Dr. Séverine Stern

Transcript of Refudocs - ein Münchner Modell · wurde ein neues Konzept entwickelt, das den Besonderheiten der...

VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundihrenKindern

Refudocs-einMünchnerModell

ErfahrungenmiteinemneuenakutmedizinischenVersorgungskonzept-fürFlüchtlingeundAsylbewerberundihrenKindern

Wildbad/Rothenburg19.11.2016

EvangelischeAkademieTutzingWenndasFremdenaht….InterkulturalitätundFremdheitalsHerausforderungfürdasGesundheitswesen

MathiasWendebornMitDankfüreinigeFolienvonProf.STchundDr.SéverineStern

Hompage des UNHCR – Zahlen und Statistiken Stand 31.10.2016

Migration ist kein neues Phänomen in Europa

Dank an Prof. Stich

VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundderenKindern

Situa.on:

MenschenausKriegs-undKrisengebietensuchenSchutzundHilfeinEuropa.VielevonihnensindgezeichnetvonderNotinderHeimatundderFlucht.

!  DieMenschenwerdennacheinemsog.ErstscreeningundeinerErstuntersuchungineinerErstaufnahmeeinrichtunguntergebracht.

!  OXbrauchensieraschemedizinischeAkut-Versorgung(Blasen/Fieber/Krätze…..)

!  AberauchdanachgibtesguteGründeeineärztlicheBehandlunginAnspruchzunehmen…

"  BeiunshabensierechtlichenAnspruchdarauf.DieserwirdimWesentlichendurchzweiGesetzegeregelt:

Asylbewerberverfahrensgesetz§62

Gesundheitsuntersuchung(1)Ausländer,dieineinerAufnahmeeinrichtungoderGemeinschaXsunterkunXzuwohnenhaben,sindverpflichtet,eineärztlicheUntersuchungaufübertragbareKrankheiteneinschließlicheinerRöntgenaufnahmederAtmungsorganezudulden.DieobersteLandesgesundheitsbehördeoderdievonihrbesTmmteStellebesTmmtdenUmfangderUntersuchungunddenArzt,derdieUntersuchungdurchführt.(2)DasErgebnisderUntersuchungistderfürdieUnterbringungzuständigenBehördemitzuteilen.

(AufgabedesöffentlichenGesundheitsdienstes)

Asylbewerberleistungsgesetz(AsylbLG)§4LeistungenbeiKrankheit,SchwangerschaHundGeburt

(1)ZurBehandlungakuterErkrankungenundSchmerzzuständesinddieerforderlicheärztlicheundzahnärztlicheBehandlungeinschließlichderVersorgungmitArznei-undVerbandmibelnsowiesonsTgerzurGenesung,zurBesserungoderzurLinderungvonKrankheitenoderKrankheitsfolgenerforderlichenLeistungenzugewähren.EineVersorgungmitZahnersatzerfolgtnur,soweitdiesimEinzelfallausmedizinischenGründenunaufschiebbarist.(2)WerdendenMübernundWöchnerinnensindärztlicheundpflegerischeHilfeundBetreuung,Hebammenhilfe,Arznei-,Verband-undHeilmibelzugewähren.(3)DiezuständigeBehördestelltdieärztlicheundzahnärztlicheVersorgungeinschließlichderamtlichempfohlenenSchutzimpfungenundmedizinischgebotenenVorsorgeuntersuchungensicher.SoweitdieLeistungendurchniedergelasseneÄrzteoderZahnärzteerfolgen,richtetsichdieVergütungnachdenamOrtderNiederlassungdesArztesoderZahnarztesgeltendenVerträgennach§72Abs.2desFünXenBuchesSozialgesetzbuch.DiezuständigeBehördebesTmmt,welcherVertragAnwendungfindet.

(AufgabedesLandkreises/derGemeinde/desjew.Bundesstaates)

Asylbewerberleistungsgesetz(AsylbLG)

§6Sons.geLeistungen

(1)SonsTgeLeistungenkönneninsbesonderegewährtwerden,wennsieimEinzelfallzurSicherungdesLebensunterhaltsoderderGesundheitunerlässlich,zurDeckungbesondererBedürfnissevonKinderngebotenoderzurErfüllungeinerverwaltungsrechtlichenMitwirkungspflichterforderlichsind.DieLeistungensindalsSachleistungen,beiVorliegenbesondererUmständealsGeldleistungzugewähren.(2)Personen,dieeineAufenthaltserlaubnisgemäߧ24Abs.1desAufenthaltsgesetzesbesitzenunddiebesondereBedürfnissehaben,wiebeispielsweiseunbegleiteteMinderjährigeoderPersonen,dieFolter,VergewalTgungodersonsTgeschwereFormenpsychischer,physischerodersexuellerGewalterlibenhaben,wirddieerforderlichemedizinischeodersonsTgeHilfegewährt.

(AufgabedesKreises/derGemeinde/desjew.Bundesstaates)

VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundderenKindern

ImGrundegehtesaberumdieVerwirklichungeinesMenschenrechts,desRechtsaufGesundheitUnddamitauchaufmedizinischeVersorgung,abgeleitetausdemAr.kel25DerUNMenschenrechtserklärungvon1948….

Ar.kel25

(1)  JederhatdasRechtaufeinenLebens-stan-dard,derseineundseinerFam-i-lieGesund-heitundWohlgewährleis-tet,ein-schließlichNahrung,Klei-dung,Woh-nung,ärztlicheVer-sorgungundnotwendigesozialeLeis-tun-gen,sowiedasRechtaufSicher-heitimFallevonArbeit-slosigkeit,Krankheit,Inva-lid-itätoderVer-witwung,imAltersowiebeiander-weit-igemVer-lustseinerUnter-haltsmit-teldurchunver-schuldeteUmstände.

(2) Müt-terundKinderhabenAnspruchaufbeson-dereFür-sorgeundUnter-stützung.AlleKinder,ehe-lichewieaußere-he-liche,genießendengle-ichensozialenSchutz.

Problem:DertatsächlicheZugangzumGesundheitssystemistfürdieBetroffenenmiteinigensprachlichen,technischen,kulturellenundbürokraDschenHindernissenverbunden.

HierkommtRefudocsinsSpiel.

InZusammenarbeitmitengagiertenÄrzten,Krankenschwestern,HebammenundArzthelferinnen,dembayerischenSozialministerium,derRegierungvonOberbayernundderLHstMünchenwurdeeinneuesKonzeptentwickelt,dasdenBesonderheitenderMigrantenmedizinaufverschiedenenEbenenRechnungträgt:

Ziele•  Nr.1:MedizinischeVersorgung

„Menschseinheißtverantwortlichsein“ AntoinedeSaint-Exupéry

DerzeiTgeGliederungdermedizinischenFlüchtlingsversorgung:

•  ErstscreeningbeiAnkunX

•  ErstuntersuchungbeiUnterbringung(§62)

•  Med.AkutversorgungüberBehandlungsscheinvomSozialamtz.B.inDauerunterkunX

•  Med.AkutversorgunginErstaufnahmez.B.Refudocs

Med.VersorgungderFlüchtlinge

Regierung/Kommune

ExternePartner

Ärzte

NichtärztlichesPersonal

Soz.Dienste

Dolmetscher

WasistRefudocs?

EinAngebotvonMenschenfürMenschen

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•  DieUmsetzungdesMenschenrechtsaufGesundheitwirdrealisiertdurchfolgendeKriterien(vergl.UNSozialpaktICESCRvon1976)

mulDlateralervölkerrechtlicherVertag

TripleA+Q

•  Accessibility

•  Availability

•  Adequacy

PlusQuality

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Seit1.11.2014versuchendieRefudocsdieseGrundsätzekonsequentumzusetzen:

Accessibility–durchniedrigschwelligenZugangundaufsuchendeBetreuungvorOrt

Availabili.y–durchunbürokraTscheVersorgungundz.T.zuzahlungsbefreiteund/oderspendenfinanzierteMedikamentenausgabe

Adequacy–durchsprachvermibelte,problemorienTerteBehandlungundggf.WeiterleitungindasRegelsystem

Pa.entensind•  DerSprachenichtmächTg•  MitdemGesundheitssystem

hiernichtvertraut•  HäufigdurchFluchtund

Vertreibunggesundheitlichangeschlagen+traumaTsiert

•  OhneeigenefinanziellenMibel•  HabeneinanderesVerständnis

vonKrankheit•  Ggf.aufHilfebeiderTherapie/

Complianceangewiesen•  Ggf.durchkulturelle/religiöse

Besonderheitengehemmt

BeiREFUDOCSbetreutdurch"  Dolmetscher

"  BetreuungvorOrtinderUnterkunX"  Kompetentes,moTviertesundzunehmendgeschultesPersonalverschiedenerFachrichtungen

"  ZuzahlungsbefreitwegengesonderterKostenstelle

"  InterkulturellerfahreneresPersonal"  NachsorgedurchVernetzungmitsozialenundcaritaTvenEinrichtungenvorOrt

"  SpezielleSprechstundenangebote(z.B.Gynäkologinnenetc.)

PlusQuality

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Verein/VorstandRefudocs

RegierungvonOBB/Staatsministeriumf.SozialesGemeinde/SozialerTrägero.ä.

MedizinischeBehandlung

Praxis-OrganisaTon

MedizinischeVersorgung

Vertrag:Ärzte-undz.T.auchHelferstundenwerdennachAufwandabgerechnet

Wiefunk.oniertRefudocs?

Prozesse,Therapien,werdenlaufendüberprüX,ggf.angepasst

VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundderenKindern

Verein/Vorstand/KoordinatorenRefudocs

MedizinischeBehandlung

(Ärzte+Helfer)

Praxis-OrganisaTon

SozialeundmedizinischeVersorgung/Betreuung

InnereMission/Caritas

Dolmetscher

RGU FrüheHilfen

Med.Regel-system

Refudocsbedeutet:

VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundderenKindern

PlusQ:

UnsereQualitätistunserTeam

WeristRefudocs?

ZurZeitsindwirca.95Ärzteundca.35HelferinnenundHelferUndDolmetscher,dieIhreDiensteineinemSchichtsystemanbieten:

VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundderenKindern

SpezialsprechstundenDermatologieUNDOrthopädie:1xwöchentlichIMMERDolmetscher:Arabisch,Tigrinia,Dari,Urdu,Pashdu,b.BAlbanischetc

Wiesieht´sausbeidenRefudocs?

EinfachundpragmaTschContainer

TagesablaufbeidenRefudocs:

•  Vor8.30Uhr:PaTentensammelnsichvorHausNr.20inderehemaligen„Bayernkaserne“•  Securityvon„JonasBeferPlace“betreutWarteareal,undkanalisiertPaTentenstromzurRezepTon•  Rezep.onerfasstPaTentenimComputer–mitHilfevonDolmetschern/HändenundFüßenUndordnetsienachDisziplinen(Allgemein-Gyn-Kinder-Orthopädie-Dermatologie-Psych)imdigitalenWartezimmer•  PaTentenwartenmitWarte-Nummer(kleinesZebelcheninderHandmitAufschriX)imWarteraum(z.B.Child1/Gyn1/Allg1usw.)

•  DasWartezimmerspiegeltdenjeweiligenFlüchtlingsstrom,teilweisepoliTschgelenkt,wider:(Feb2015:Albaner/Syrer/Afghanen;abSommer2015keineAlbaner;abSommer2015Syrer/Afghanen/Iraker/Iraner/Eritrer/Somalier/Nigerianer;imSommer2016weitgehend„schwarzafrikanisches“Wartezimmer,KeineSyrer,dannwiedermehrAfghanen….SeitHerbst2016zunehmendauchTürken•  Ab9.00h:PaTentenversorgung

•  Security:immerwiederUnruhesituaTonen,dieberuhigt,geschlichtetwerden…

WasmachendieRefudocs?

FallbeispielezurVerdeutlichungderVielfaltausderPädiatriesprechstunde

1.   14JgMädchenausNigeria(inBegleitungihres20jährigenBruders)Anamnese:BeideElterngestorben,3MonateLibyen,3MonateItalien,seitAnfangOktoberinD,Impfstatusunklar.ImErstscreening:V.a.TBC,QuanTFERONGoldposiTv,TBradiologischausgeschlossen(beiRGU),mitBriefzurweiterenVeranlassungeinermedizin.Prophylaxe(INH+Rifa)Blutentnahmevorhergeplant(nachLeitlinie)->Eigentlichausorganisat.GründenerstBehandlungsscheinzurBE,damitwürdeaberdieBehandlungmöglicherweiseverzögert….EntscheidungzumTherapiebeginn,Laborkontrollenachrangig….WährenddiebeidenzurBeratungimZimmersind,eilt2.„FrüheHilfe“mitNokallinsZimmer:3WochenaltesNeugeborenesmitVerdachtaufAtemsTllstandausNigeriaAnamnese:FG36.SSW;MuberNigerianerin;alleinerziehend;warinMühldorfinUnterkunX,wegenPolyhydramnionzurGeburtinsRot-KreuzKHnachMünchenverlegt;GeburtperSecTo,GG2200g;DiagnoseeinerDuodenalstenose,VerlegunginKinderklinik3.OrdenmitMuber,OperaTondesKindes,3WochenstaTonäreBehandlung.EntlassungderMuberinBayernkaserne,wosieniewar,niemandenkennt,ohnejeglicheUtensilienzurVersorgungeinesNeugeborenen,KSder„FrühenHilfen“hatbeizufälligemBesuchinderUnterkunXdasNGgefunden,dassichgeradeverschluckthabe;AnbindunganRefudocszurGewichtskontrolle,Anbindungan„Haus45“,woKSNeugeborenebetreuen,ausstaben,KontaktaufahmemitInnererMission…

FallbeispielezurVerdeutlichungderVielfaltausderPädiatriesprechstunde

3.WindpockenIsola.onsbereichinHaus39

Hausbesuch:beia)palesitnensischerFamilieausLibyen(!),8köpfig,4JährigesKindhatWindpocken,Auchdabei:Neugeborenens5Tagealt,MuberWöchnerin–seit14TagenIsolaTon,Familieistseitinsges.3WocheninD,sprechennurarabisch,

b)nigerianischesAlbino1,5Jahre,Anamnese:Muberhat3jährigesKindinNigeria,wurdewegendesAlbinokindesverfolgtmussteFliehen,

ZurückinRefudocsPraxis:

4.8WochenaltesNGzurImpfung(RouTnenachSTIKO)(Nigeria)

5.16jgMädchenausSyrien,nachFahrradsturz,inBegleitungderMuber,Vatertot,Impfschutzunvollständig….

Fallbeispiele

6.1979geboreneFrau,alsNokall,lautschreiend;V.a.akutesAbdomen,Klinikeinweisung,TransportmitKrankenwagen…PalasTnenserin,langeVorgeschichte,vonEhemannverprügelt,z.T.auchpsycholog.Probleme,dazu3erwachseneKinder,und2Mädchen6und8JinderSchulederBayernkasernedieVersorgungderKindermussorganisiertwerden:Zusammenarbeitmit„frühenHilfen“,InnererMission,Inobhutnahme;KinderkonntenbeiFreundeninBayernkasernebleiben,MubernacheinerWocheentlassen…

7.M.N.10Jahre,imRollstuhl,ausBangladesch,Z.n.Ganglinom(TumordesHirn-undNervengewebes),wurdehiervonobskurenTherapeutenmitFrischzellentherapie(!)behandelt….JetztohneGeldundohneHeilerfolgmitdenElterninFlüchtlingsunterkunXgelandet…

8.2001geborenersyrischerJunge,weinend,KopfschmerzenAngst,dassFamilienNachzugnichtklappt…9.17jährigerAfghane,alleine,Smartphone,Bauchschmerzen,Depression,AnbindunganRefugioundBetreuungdurchPsychologen…

MitBlickaufdieRegelversorgung:ExtremZeitaufwendig–imüblichenPraxisAlltagNICHTzubewälTgen•  AufwendigeAnamneseerhebung•  Sprachbarriere(ohneDolmetschernichtzumachen)•  KomplexeKrankheitsbilder,diejedenüblichenPraxisAlltagüberfordern..

Fallbeispiele

10.Erfrierungen–zugezogenaufderFlucht

11.Pyodermie

InsolcherAusprägungbeiunsnurnochseltenzusehen…

Scabies/Krätze

•  Typische Prädilektionsstellen

•  Massiver (nächtlicher) Juckreiz

•  Auch nach erfolgreicher Therapie oft noch wochenlanger Juckreiz (postskabiöses Ekzem)

Fallbeispiele

12.

Seit1.11.2014bis31.10.2016wurdeninunsererREFUDOCSPraxisüber30.000Pa.entenbehandelt,vieledavonmehrfach.InHochzeitenbetreuenwir(inderPraxisderBayernkaserne)ca.80-120Pa.ententäglich.WaseinerAnzahlvonca.2000Pa.entenimMonatentspricht.20-30%davonsindKinderundJugendliche(unbegleiteteMinderjährige)NaTonalitäten:Albanien,Syrien,Afghanistan,Iran,Irak,Kosovo,Eritrea,Somalia,Nigeria,Türkei……..

•  VereinzurmedizinischenVersorgungvonFlüchtlingen,AsylbewerbernundderenKindern

QualitätinZahlen:

SpektrumderGesundheitsproblemebeiFlüchtlingenindreiunterschiedlichenEinrichtungenderPa.entenversorgungim

RaumMünchen

•  RetrospekTveAnalyseanonymisierterDatenvonFlüchtlingenundAsylbewerbern

•  REFUDOCs(RD),allgemeinärztlicheSprechstunde•  AbteilungfürInfekTons-undTropenmedizin(AITM),Ambulanz

•  StädTschesKlinikumSchwabing(KS),infekTologischeStaTon•  Zeitraum:RD2½Monate,AITM2014,KS7Monate

•  AuswertungderUnterlagenvon548FlüchtlingenundAsylbewerbern

•  HerkunXsländer: RD: Albanien,Kosovo,Nigeria AITM/KS: Eritrea,Somalia,Senegal,Syrien

•  GroßteilMänner,Altersdurchschnibca.30Jahre(RD)

DiagnosenbeiFlüchtlingen&AsylsuchendenN

(329)REFUDOCsAllgemeinmed.Amb.BayernkaserneJan/Febr2015

71 Unsp.viraleInfekTonen

16 GastriTs

15 Skabies

14 ZahnärztlicheErkrankungen

13 Tuberkulose

12 PTBS/Depression

12 ObsTpaTon

11 BronchiTs

11 Ekzem

11 Kopfschmerzen

10 Hypertonie

9 HepaTTsB/C

8 LumboischialgieDMW2016Alberer,Löscheret.al

N(219)

InfekTons-u.TropenmedizinKHSchwabing&LMU2014(7Monate)

43 Lungentuberkulose

46 Malariater.ana

27 Skabies

20 Pneumonie

15 Schistosomiasis

14 FebrileVirusinfekTonen

11 SchwereHauTnfekTonen

10Tuberkuloseextrapulmonal(1xMDR)

7 Malariatropica

7 HIVErstdiagnose

5 Influenza

4 Masern

DiagnosenbeiFlüchtlingen&AsylsuchendenREFUDOCsAllgemein,Päd,Gyn,Psych.nachHäufigkeit,AuswahlBayernkaserneMonatDezember2015N=2197

•  545GrippalerInfekt

•  84SchwangerschaX

•  81PsychischeErkrankung

•  69BronchiTs•  69Verletzungen

•  62Lumboischialgie/Rückenschm.

•  56Skabies

•  54Ekzem

•  55InfektderoberenAtemwege•  52Zahnapparat/Karies

•  52Augenerkrankungen

•  51Tuberkulose

•  42Stoffwechsel•  41Abszess•  36Kreislauf•  35Ohrenerkrankung•  34GastriTs•  33DarminfekTon•  26Kopfschmerzen•  29Nervensystem•  24Bauchschmerzen•  24Akne•  23HepaTTs•  21UrogenitalsystemSumme:1598

Außerdem:123Impfungen

EpidemiologischeBesonderheitenderMigrantenmedizinz.B.Tuberkulose

Quelle:LGLBayern

EpidemiologischeBesonderheitenderMigrantenmedizinz.B.Tuberkulose

Quelle:LGLBayern

EpidemiologischeBesonderheitenderMigrantenmedizinz.B.Tuberkulose

Quelle:LGLBayern

WarumkannREFUDOCSNeidundMissgunstbeiderortsansässigenBevölkerungverhindern?

WeilbedarfsgerechtezusätzlichemedizinischeVersorgungentsteht,dienichtinKonkurrenzmitdenKassenversichertentribunddieVersorgungsstruktureninunmibelbarerUmgebungvonUnterkünXenentlastet!

Oderandersausgedrückt:

Integra.onfördern?

RefudocsVersorgungist

•  Niedrigschwellig-weilaufsuchendvorOrt

•  Ressourcenschonend–durchfrühzeiTgesErkennenundBehandelnvonKrankheitenundggf.gezieltesEinschleusenindasallgemeineGesundheitssystem(Lotsenfunkion)

•  KosteneffekTv-durchkompetenteundzunehmendspezialisierteBetreuungundVernetzungmitdensozialenPartnernvorOrt.VermeidungvonunkriTschen

No�alleinweisungen/Notarzteinsätzen

•  EinzusätzlichesAngebotfüreinenzusätzlichenBedarf–damitverbessertsichz.B.dieAkzeptanzdereinheimischenBevölkerung,(keineKonkurrenz!)

•  Ergänzend/unterstützend-zurVersorgungdurchdasöffentlicheGesundheitssystem(Impuampagnen,Riegelimpfungen,Quarantäneetc.)

•  InnovaTv–durchEvaluaTon,telemedizinischeAnbindungandasTropeninsTtut,akademischeBegleitung(plusQ)

OrganisatorischeFragestellungendermed.FlüchtlingsversorgungundpragmaTschesVorgehen

BeispielImpfungen(Impfsprechstunde)

ImpfungennachSTIKOundggf.erforderlicheVorsorgeuntersuchungeninsbes.beiSchwangerenundKindernsinddurch§§4und6desAsylbewerberleistungsgesetztesabgedeckt.•  ImpfstoffewerdenüberPrivat-bzw.KassenrezeptmitderjeweiligenKostenstelleverordnet.(nicht

überPC)unddamitaußerhalbderSolidarsystemederKassen

ImpfungbeiunbekanntemImpfstatusodergänzlichfehlenderImpfung:

•  KleinkinderundSäuglingenachSTIKO(ggf.ergänzendfallsimHeimatlandnochImpfungenerhalten)Kinderab5JahrebrauchenkeineHiB-Impfungmehr.

•  Erwachsene:1xTd/aP/IPV+MMR(V)(möglichstsimultan)•  Ggf.InfluenzaundVarizellen(jenachSaisonundUnterbringung)•  Nach4-6WonochmalTd/aP/IPV+MMRV.•  Nachmind.6MonatenBoosterTd/aP/IPV

WICHTIG:genaueAnamneseerhebung,dennz.B.inItaliensehrguteDurchimpfung(SitzungmitRGU(Dr.Schimana))

Sieheauchwww.sTko.deundhbp://apps.who.int/immunizaTonmonitoring/globalsummary/schedules

Organisatorischesbeidermed.Flüchtlingsversorgung

PragmaTschesVorgehen•  BeispielHepaTTs:

Organisatorischesbeidermed.Flüchtlingsversorgung

SensiblesVorgehen•  BeispielPTBS/Posfrauma.scherBelastungsstörung

FragebogenzurAbklärungvonTraumafolgestörungen(MPI)

DiewichTgstenFragen:1. HabenSieinIhrerHeimatund/oderaufderFluchtSituaTonenerlebt,diesiesehrbelastethaben

unddiesienichtmehrvergessenkönnen?2. TräumenSiedavon?3. HabenSieSchlafstörungen?4. SindSieoXsehrtraurigoderhabenständigAngst?

WerdendieseFragenposi.vbeantwortet,liegtderVerdachtaufeineTraumafolgestörungnaheundderPaTent/diePaTenTnkannandenPsyhotherapeuten/Psychiaterüberwiesenwerden,derdannweiterdifferenziert:

5. LeidenSieunterUnruhe,Gereiztheit,PanikabackenoderSchreckhaXigkeit?6.  HabenSieständigAngstgefühle?7. HabenSieTagträumeodererlebentagsüberdiebelastendenSituaTonenimmerwiederinIhrenGedanken? sehenSiedaswieineinemKopf–Kino?8. HabenSieöXeraggressiveImpulse?MöchtenSieumsichschlagenoderhabenesschongetan?9. VerletzenSiesichselbst?10. ZiehenSiesichzurückvondenAnderenundmöchtenmitniemandemsprechen?11. SindSieoXtraurigundverzweifelt?12. MöchtenSiemanchmalmorgensgarnichtaufstehen?13. MöchtenSiemanchmalnichtmehrleben?

Organisatorischesbeidermed.Flüchtlingsversorgung

PragmaTschesVorgehen

•  BeispielScabies:

Organisatorischeszurmed.Flüchtlingsversorgung

•  Esistleichtzuerkennen,daßdie(medizinische)BehandlungundBetreuungderMigranteneinkomplexesundvielschich1gesThemaist.

•  EsfordertvonunsallenEmpathie,medizinischesWissenundAugenmaß,undebenauchärztlichesDenkenundHandeln.

DasVorgehenimEinzelfallistnichtgänzlichdurchVorschriXenundFormulareregelbar.•  Notwendigkeit,ZweckmäßigkeitundKostensindzu

beachten,aberimMibelpunktstehtimmernochderMensch.

IhreSpendehilX!IBAN:DE17702501500027879774BIC:BYLADEM1KMSKreissparkasseMünchenREFUDOCSisteingemeinnützigerVerein!

VielenDankfürIhreSpende!

OrganisatorischeFragestellungendermed.Flüchtlingsversorgung

Med.Versorgung

1.ÖGD

Gemeinde(z.B.AmtfürWohnenundMigraTon,Soz.Ministerium/

Regierungsbezirk

2.SpezielleVersorgung/

Sonderverträge(z.B.Refudocs)

3.AllgemeinesGes.System/

Sozialamtschein,Ges.Karteetc.

OrganisatorischeFragestellungdermed.Flüchtlingsversorgung

Aufgaben:

Med.Versorgung

1.Erstsceeningz.ErfassungvonakutenoderinfekTösenErkr.

ErstuntersuchungzumSchutzderBevölkerung

MibeilungandieBehördenggf.Therapie

(Seuchenschutz)

2.NiedrigschwelligeAkutversorgungohneKrankenschein(z.B.

Refudocs)InErstaufnahmeeinrichtung

3.Med.BetreuunginnerhalbdesKassensystems,z.B.nach

UnterbringunginDauerunterkunXoderbeibesonderenBedürfnissen

SonsTgeBedarfe?

Sprach-undBildungsdefizite

Kulturelleundsoziale

Entwurzelung

AnderesVerständnisvonKrankheitund

Gesundheit

Trauma.sierungs-erlebnisse

VerlustderSelbstbes.mmung,

erzwungene

Untä.gkeit

SorgeumHeimatundFamilie

FehlendeLebensperspek.ve

Unklarerjuris.scherStatus

Medizinische Diagnose

(ICD kodiert)

DankanProf.STch

Organisatorischesbeidermed.Flüchtlingsversorgung

•  Empfehlungd.Gesundheitsbehörden(StandJuni2015):

•  Blut:

HepaTTsBundHIV1+2Serologie

•  Stuhl:(nurnochanlassbezogen)ErregerTPE-Ruhrgruppe,Darmparasiten

(beiBeschwerden)

Laborscreening:

•  EmpfehlungDGKJ:NachholendesNG-Screenings•  Blut:BBmitDiffundBSGGPT,GammaGT,Alk.Ph.,KreaTnin,HIV1+2,Hep.C,HepB,AnTHBs-AnTgen,Lues(>2Jahre),ggf.AKgegenTrypanosomacruzi(Chagas-jenachHerkunXggf.auchSchistosomenAK)•  Stuhl(3xanverschiedenenTagen)Amöben,Lamblien,Wurmeier•  Urinstatus•  TuberkulinHaubest,>5J

QuanTferon-Test•  Ggf.Gluc-6-PH-Dehydrogenase-Test

Organisatorischeszurmed.Flüchtlingsversorgung

•  Dolmetscher

InvielenFällenisteinegutesprachlicheKommunikaTonzwischenArztundPaTentunerlässlich,umeinezuverlässigeDiagnoseundTherapiezuermöglichen.DeshalbbedarfesamAnfanginvielenFälleneinesDolmetschers.

WichTgistalsoeinlokalesNetzanDolmetschernoderno�allsdieNutzungdiverserOnline-Dolmetscherdienste.CAVE:BeiheiklenGesundheitsfragenisteinLaiensprachmiblerhäufignichtgeeignet

OrganisatorischeFragestellungendermed.Flüchtlingsversorgung

•  FinanzierungvonFlüchtlingsmedizin:

•  1.ÖGDimRahmenderöffentlichenGesundheitsfürsorgealsokommunal/öffentlich/Steuerfinanziert

•  2.RefudocsVertragmitRegierung:AbrechnungnachÄrzte-Stunden+Infrastruktur(z.B.gestelltvonBetreiberderAE/Gemeinde,Landkreis,Stadt)+Dolmetscher+Basisausstabung(Tisch,Stühle,Telefon,Waschbecken)+festeMitarbeiter+Medikamente/PraxisbedarfvonregionalemSoz.Amtalsoweitgehendsteuerfinanziertundv.a.SPENDENbzw.SPONSORENfinanziert.

•  3.BehandlungsscheinÄrztlicheLeistungundmedikamentöseBehandlungnachEBMAbrechnungebenfallsüberSozialämter,nachUmlageletztlichSozialministeriumalsoauchSteuerfinanziert

„DerPaßistderedelsteTeilvoneinemMenschen.ErkommtauchnichtaufsoeinfacheWeisezustandwieeinMensch.EinMenschkannüberallzustandkommen,aufdieleichtsinnigsteArtundohnegescheitenGrund,abereinPaßniemals.Dafürwirderauchanerkannt,wennergutist,währendeinMenschnochsogutseinkannunddochnichtanerkanntwird“…

BertoldBrecht.

Herausforderungen,dieausunsererSichtdringendangegangenwerdenmüssen:

" WeitereundengereVernetzung,deranderGesundheitsversorgungbeteiligtenStakeholder"  EinführungeineseinheitlichenDokumentaTons-und

KommunikaTonssystems(z.B.Cloudbasiert)ambesteneuropaweit

"  KlarePerspekTvenfürdieAsylsuchenden

"  Betreuerschulung

"  Frühe,niedrigschwelligeSprach-undBildungsangebote

"  HinterfragenvonProzessenundGewohnheitenundZulassenvonneuenungewohntenVorgehensweisen

"  GesundheitsangeboteinGemeinschaXsunterkünXenniederschwellig,aufsuchend,Dolmetscher-vermibeltzurÜberführunginsRegelsystem

Ziele•  Nr.2:IntegraTon

„Wiraber,diewirstarksind,sollendasUnvermögenderSchwachentragenundnichtGefallenanunsselberhaben.“

(#Röm15,1)

•  WirhabenjetztzunehmendmitMenschenzutun,dieeinelängereZeitdasindunddiezurmedizinischenBehandlungallmählichindasRegelsystemübergeführtwerdensollen.AuchdasisteineREFUDOCSFunkTon.

•  REFUDOCSsorgendafürtäglich,undSchribfürSchrib,dieLeuteinsRegelsystemzubegleiten.

•  DabeistellenwirsowohldenbeteiligtenMedizinernalsauchdenPaTentenunser„knowhow“zurVerfügung–als‚Brückenkonzept‘fürdiemedizinische,sozialeundpsychischeIntegraTonvonFlüchtlingenindieGesellschaX.

Ausblick:MedizinischeVersorgungvonMigrantenwirdeinThemafürunsallebleiben.

GemeinsamkönnenwirbedarfsgerechteStrukturenschaffenundunterhalten,diedenInteressenderMenscheninNotundderMenschenbeiunsgerechtwerden.

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