Reggae Rhein-Main No 2

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No. 2 / Nov. 2009 REGGAE Rhein - Main Reggae- & Dancehall-News outta di area Länderinfo Guinea Reggae- History Teil I Interview mit Bobo Niyah ganjaman ganjaman Im Gespräch mit

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Reggae Magazine

Transcript of Reggae Rhein-Main No 2

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No. 2 / Nov. 2009

REGGAERhein-MainReggae- & Dancehall-News outta di area

Länderinfo

Guinea

Reggae-History Teil I

Interview mit

Bobo Niyah

ganjamanganjamanIm Gespräch mit

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Impressum Herausgeber:z-medien, Jens ZeidlerAm sonnigen Hang 12,64689 [email protected]@gmx.deRedaktion:Mascha Wembacher, Stephanie Reichelt, Anja Elsner, Azieb Yohannes, Isabelle Fichtner, Ismael Keita, Franziska Zeidler, Patrick Neudel

[email protected]: Azieb Yohannes, Ismael Keita, Patrick Neudel, Stephanie Reichelt, Claudia Galeazzi, Zeljko „KO“ Pavicic, Gisi, Ute, Fiona Gotschy, Karsten W. Rohrbach, John Gabriel Stedmann, Karin Jung / pixelio.de, Micniosi, Tabea Fuchs Anzeigen:[email protected]/Gestaltung:Franziska Zeidler

Druck:Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG,KölnAuflage:1000 ExemplareVerteilung:Auslagestellen im Rhein-Main-GebietDas Magazin ist kostenlos.Erscheinungsweise:alle drei Monate

Editorial

Inhalt

Nachdruck/Copyright:Alle Urheberrechte für Text und Gestal-tung liegen bei z-medien. Ein Nachdruck der Texte und Fotos, die in Reggae Rhein-Main veröffentlicht sind, ist – auch in Auszügen – nur mit schriftlicher Geneh-migung von z-medien erlaubt.Haftung:Namentlich oder mit Kürzel des Autors gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung des He- rausgebers.

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gibt es dort auch unsere Anzeigengrößen und -preise. Schaut doch mal rein! Ansonsten stellen wir auch in dieser Ausgabe wieder lokale sowie internationa-le Künstler vor, berichten über Partys und Konzerte im Rhein-Main-Gebiet, geben Veranstaltungshinweise und halten Euch mit News rund um Reggae und Dancehall auf dem Laufenden. Neben den Länder-Infos zu jeweils einem Land der Karibik oder Afrikas wird es ab dieser Ausgabe auch die Serie „Reggae- History“ geben, in der wir über Hintergründe zur Entstehung des Reggae, der Geschichte Jamaikas sowie der Rastafa-ri-Bewegung informieren. Weiterhin stellen wir gemeinnützige Organisationen in Afrika vor; anstelle der Naturschutz-Seite berich-

ten wir auf Anregung hin diesmal zum The-ma Bootsflüchtlinge aus Afrika. Für Anregungen, konstruktive Kritik und Veranstaltungshinweise erreicht Ihr uns weiterhin unter [email protected]. Zum Schluss noch mal der wichtige Hinweis, dass wir, um das Magazin län-gerfristig herausbringen zu können, drin-gend Anzeigenkunden benötigen, die so zum einen ihre Zielgruppe direkt anspre-chen können und zum anderen damit das Projekt unterstützen. Anzeigen nehmen wir ebenfalls gerne unter oben stehender E-mail-Adresse entgegen. ONE LOVE, keep the fire blazing – vor allem an den kommenden kalten Winter-tagen – und viel Spaß beim Lesen wünscht Euer Team von Reggae Rhein-Main!

4 Richie Ramsay Die Musik ist größer als wir alle

6 Ganjaman Diese Musik ist ein Wunder der Kommunikation

8 Bobo Niyah … on the way to the top

10 Companheiro Leão Into the Lion‘s Den

11 Partyberichte Was war los in der Area?

12 Concrete Jungle Urban Roots Reggae

14 Guinea Länderinfo

15 Natural Beauty Heilerde

16 Reggae-History Part 1 Xaymaca – Land of Wood and Water

18 Flüchtlings-Drama Bootsflüchtlinge sterben durch unterlassene Hilfeleistung

20 Reggae-Charts CD-Tipps

21 Party-Guide Reggae-Termine

22 Baobab-Family Entwicklungshilfe in Kenia

Greetings!! Wir freuen uns, Euch die zweite Ausgabe von Reggae Rhein-Main

präsentieren zu dürfen, unserem kostenlosen Reggae- und Kulturmagazin für das Rhein-Main-Gebiet. Zu Anfang erst einmal vielen Dank für das positive Feed-back, das uns erreicht hat! Wir freuen uns natürlich sehr über zufriedene Leser! Inzwischen gibt es zum Magazin auch eine MySpace-Seite (www.myspace.com/reggaerheinmain), auf der Ihr aktuelle Veranstaltungshinweise findet sowie die aktuellen Top 20 der Reggae-Charts. Wir werden auch versuchen, immer die voran-gegangenen Ausgaben des Magazins ein-zustellen. Für interessierte Anzeigenkunden

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Wir stellen vor

Richie RamsayDie Musik ist größer als wir alleText: Azieb Yohannes // Fotos: Claudia Galeazzi

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Ein viel sagender und warmer Blick und eine ruhige Stimme. Ein Musiker, der den Menschen auf einem Festival in der Nähe von Frankfurt sagt, sie sollen ruhig näher an die Bühne treten, sie würden es nicht bereuen. Alle folgen der Auffor-derung, und wir haben es wirklich nicht bereut … Richie Ramsay brachte junge und alte Menschen zum Tanzen, zum Nach-denken und zum Relaxen. Es war schön zu sehen, wie sogar eine ältere Dame ihren Tanzstil zu seinem Rhythmus ent-wickelte. Man sah und fühlte, dass er eine Menge zu sagen hat. Als er bei dem Lied „Sensimillia High“ die Festivalbesucher aufforderte, sie sollten seine Lyrics im Internet lesen und ihm per E-mail die versteckte Botschaft im Lied zusenden, wurde endgültig meine Neugier geweckt. Also macht’s wie ich und schaut mal un-ter www.richieramsay.com!!!

Der Mensch Ramsay wirkt bodenstän-dig und sehr sympathisch. U. a. singt er Songs, die uns alle angehen, und ver-wöhnt unsere Ohren mit schönen Gi-tarrenklängen. Er engagiert sich für die Gesellschaft, für Nachhaltigkeit, deren Aufgabe es ist, unseren Nachkommen ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge zu hinterlassen. Sein Lied „Mother Earths Cry“ stellt un-sere selbstverständlich gewordene Kon-sumgesellschaft in Frage.

Was bedeutet Musik für dich?Das Leben!! Bist du ein Sänger, Songwriter, Mu-siker oder Künstler? Wie würdest du dich nennen? Ich bin ein Reisender, ein Ausrufer, ein Poet und ein Rebell. Für wen singst du? Für achtsame, bewusste Menschen. Let them with an ear hear! Wo und wie wurde dein Album „Riot & Revolution“ aufgenommen? „Riot & Revolution“ wurde in Kingston / Jamaika aufgenommen. Wir brachten eine Gruppe von Jamaika‘s besten Musikern zusam-men, die mal etwas Anderes machen wollten. Sie alle spielten mit Leib und Seele für diese einzigartigen Aufnahmen. Wie würdest du die Rolle der Jamai-kanischen Reggae-Musik in der Welt beschreiben? Es ist die wichtigste ein-heimische Underground-Musik, die Cons-ciousness auf der ganzen Welt entfachte. Spielst du Reggae Musik? Einfach nur Musik! Bist du ein Rastafari? Okay, dann warte ich jetzt auf die anderen Fragen. Rauche ich Weed? Wann werden wir die-ses stereotype Denken endlich ablegen. Ich möchte nicht in irgendeine Schublade gesteckt werden. Ich zertrete sie und ma-che die Seitenwände platt, damit ich eine uneingeschränkte Sicht haben kann. Ist der jamaikanische Reggae an-ders als der Reggae anderer Länder? Definitiv. Jamaika ist der Dampfdruck-kochtopf, der die Diamanten herstellt.

Welche Message kommt zur Zeit aus Jamaika? Ich kann dir nicht sagen, was aus Jamaika kommt. Ich kann dir nur sagen, was von JAH kommt und durch mich weitergegeben wird. Welche Wünsche hast du an die Musikindustrie? Hört auf eine Indus-trie zu sein und fangt an, das Leben zu promoten. Wie bist du zur Musik gekommen? Die Musik ist zu mir gekommen. Was ist dein Lebensmotto? Nutze deinen Verstand. Wie entstehen deine Songs? Ich stol-pere einfach über sie. JAH erschafft sie, und ich bin so gesegnet, sie zu finden. Was kann Musik für die Menschen tun? Sie erheben. Ihnen eine Richtung, einen Sinn geben und eine Verbindung mit dem Allmächtigen schaffen. Was können Menschen für die Mu-sik tun? Der Musik Energie geben, um die Welt zu einem Ort zu machen, den der Geist des Allmächtigen durchströmen kann. Welche Musik magst du / hörst du im Alltag? Melodische Musik aus jedem Genre. Ich höre Musik aus aller Welt. Von Opern bis Ragga. Von Louis Armstrong bis Angelique Kidjo. Es ist mir gleich, ob ich die Texte verstehe oder nicht, solange ich die Musik und ihre Botschaft fühlen kann.

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Gibt es einen Unterschied zwischen den Fans in Jamaika und den Fans hier? Das kann ich nicht beantworten, da ich diese „Fan-Kultur“ nicht wirklich verstehe, und mich auch nicht so sehr darum kümmere, ein Image oder einen Sound zu kultivieren, um möglichst vie-le Fans anzuziehen. Dies ist mir nicht so wichtig. Die Musik selbst ist größer als wir alle. Ich nutze meine Zeit lieber, mich dem Universum zur Inspiration zu öffnen. Was wünschst du dir von deinen Fans? Britney Spears hat Fans. Pop und Dancehall und kommerzielle Musik ha-ben Fans. Ich möchte eine „Army“. Ich möchte, dass mir alle Kämpfer folgen, um JAH‘s Arbeit zu vollbringen. Diese Art von Botschaft gab es bereits vor der Schöpfung, und wird es bis zum Ende der Zeit geben. Deshalb möchte ich, dass die Leute sich an diesem Kampf beteiligen. Wie ist die Stimmung auf jamaika-nischen Festivals heutzutage? Ich war schon lange auf keinem mehr. Die immer gleichen Lieder werden von den gleichen Leuten performt. Außerdem wünschte ich mir mehr intellektuelle Anregung. Wenn ich heute nach Jamaika fah-ren würde, was würdest du mir raten? (3 Dinge) Hab eine gute Zeit. Hab eine gute Zeit. Hab eine noch bessere Zeit!!

Erzähl uns ein wenig darüber wie du in Jamaika aufgewachsen bist... „Rough, tough, nice, wicked, irie.“ Es ist eine etwas seltsame, lange Geschichte. Bin viel umgezogen, von einem Ort zum anderen, wegen schwieriger Familien-verhältnisse. Damals war ich wütend, aber jetzt realisiere ich, es war ein Teil von JAH‘s Plan. Er eröffnete mir so viele Menschen und Situationen, was es mir ermöglichte, kreativer und dankbar für meine Blessings zu sein. Welche Länder würdest du gerne bereisen? Jedes einzelne Land dieser Welt. Die Welt ist ein riesiger Ort. Sie ist auch miteinander verbunden. Es gibt kei-ne isolierten oder abgeschnittenen Orte und Ereignisse mehr. Was wünschst du dir für die heutige Welt? Ich sollte Weltfrieden sagen. Aber das ist nicht richtig. Denn um Weltfrieden zu haben, braucht man Gerechtigkeit. Ich wünsche, dass die Menschen aufhören, so ignorant zu sein, aufwachen und Bäu-me und Gebäude schütteln, bis all die boshafte Dummheit heraus fällt, so dass wir sie niedertrampeln können.

Danke für das Interview und herzli-chen Dank auch an Claudia Galeazzi.

BIOGRAPHY:• Geboren am 9. Februar 1969 auf Jamaika als Jüngster von 7 Geschwistern.

• Er nahm an der Theatergruppe der Lawrence Ta-vern Primary School teil und führte Gedichte auf.

• Mit zehn Jahren Mitglied in der ersten jamai-kanischen Schüler-Band (Jamaica Combined Force Cadet Band) seiner Zeit, er spielte fünf Jahre in dieser Band.

• Mit 14 Jahren schrieb er seinen ersten eigenen Song und beschloss, dies für den Rest seines Lebens tun zu wollen.

• Nach seinem Highschool-Abschluss reiste Richie Ramsay nach West-Deutschland (Mün-chen, Berlin) und erlebte im November 1989 den Mauerfall mit.

• 1990 Rückkehr nach Jamaika

• 1991 nahm er sein erstes Album „It‘s A Black Thing“ mit Tony Soyemi und Chris Beck auf (bei Music Asylum)

• Von 1993-96 trat er in die Jamaica Defence Force ein, enttäuscht von diesem System, kehrte er sehr schnell zur Musik zurück.

• Er wurde 2002 als „best songwriter“ bei einem Songwriter-Workshop mit Colin Channer und Mikey Bennett in Newcastle nominiert.

• 2003 Einladung zu einem Workshop mit Dick Weisman von den ‘Mommas and Poppas’, wurde daraufhin ausgewählt, die Platte „Paradise and Il-lusion“ mit der University of Denver aufzunehmen.

• Richie arbeitete seitdem mit Dean Fraser zusammen, mit Musikern wie Nambo Robinson, Desi Jones, Alvin Haughton , Obeah Denton und vielen anderen jamaikanischen Größen.

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Was macht eigentlich

GanjamanDiese Musik ist ein Wunder der KommunikationText: Isabelle Fichtner / Fotos: Zeljko „KO“ Pavicic, Gisi, Ute

Ganjaman auf Tour, im Gepäck Yah Meek, Anthony Locks, die Feueralarm Band, und als Überraschungsgast bezau-bert uns auch noch Sara Lugo mit einem Ständchen. Ganjaman hat uns mit seinem Auftritt im KUZ in Mainz, bei dem er sogar kurzzeitig an den (Kinder-)Drums saß, be-geistert. Grund genug um mehr über ihn, seine Musik und seine erste Headline-Tour zu erfahren. Das ist nun im Oktober die erste Ganjaman-Headline Tour. Wie ist das für dich? … als erstes grüße ich Dich und die Leser von Herzen … Ich bin gespannt wie ein kleines Kind und kann es kaum erwarten, wobei es nicht das erste Mal ist, dass wir mit einer relativ großen Produk-tion unterwegs sind, nur diesmal ist es et-was Besonderes, da es eigentlich die Tour zu meinem letzten Album „Das gleiche alte Lied“ ist. Ursprünglich sollte die Tour zur Veröf-fentlichung Mitte 2008 stattfinden, doch durch den unerwarteten Tod meiner Mut-ter, haben wir die damaligen Planungen verworfen. Wie kam es dazu, dass Anthony Locks, Yah Meek und die Feueralarm Band dich als Support-Acts begleiten? … ich fange am besten von hinten an … mit „Feueralarm“ arbeite ich von der ers-ten Stunde an und ich denke es gibt kaum eine Band, die es versteht so zu spielen wie sie es tun. Wir kennen uns schon eine ganze Weile und haben einiges zusammen erlebt. Wir arbeiten viel im Studio zusam-men und sind ziemlich eng befreundet. Josy „Big Finga“ Coppola z.B. ist ein be-gnadeter Schlagzeuger und Produzent, der ein unglaubliches Gefühl für diese Musik hat, genauso wie der Rest der Band. Ich hab als Tontechniker das Album „Cry Freedom“ von Anthony Locks „ge-mastert“ (der letzte tontechnische Schritt bevor ein Album „gepresst“ wird), und wir haben es auf unserem Label MKZWO-Re-cords veröffentlicht, von daher stand von Anfang an fest, dass wir gemeinsam auf Tour gehen werden.

Bei Yah Meek war es ähnlich, ich habe auch sein letztes Album „Things Change“ gemastert und wir sind seit einigen Jah-ren eng befreundet. Noch in diesem Jahr erscheint dein viertes Album. Wer hat dich dabei un-terstützt bzw. mitgewirkt und hast du auch dieses Mal alles selbst produ-ziert? Ich hoffe, dass es dieses Jahr noch klappen wird, aber es wird langsam knapp. Der Plan war eigentlich zur Tour fertig zu sein, aber ich hatte dann im Vor-feld doch mehr Stress als angenommen. Ich würde mich am liebsten einmal nur um den Gesang kümmern, deswe-gen habe ich beim letzten Album ver-sucht mehr Produzenten zu involvieren. Bei diesem Album wird es mehr oder weniger eine Co-Produktion zwischen mir und Feueralarm/Big Finga sein. Ein paar Sachen sind noch dafür zu tun, mal schauen, wie es am Ende aussehen wird - oder besser gesagt - klingen wird.

Ein paar Worte zum deutschen Reggae: Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, in der es hieß: „Reggae auf Deutsch, das geht nicht“. Das gleiche wurde Mitte der 90er auch über Hip Hop auf deutscher Sprache behauptet. Mir wurde gesagt, Deutsch sei die Sprache der Denker und Dichter. Wenn dem so ist, warum dann nicht Reggae auf deut-scher Sprache? Gerade in Anbetracht der großen Ak-zeptanz dieser „wunderbaren“ Musik, ist es mehr als notwendig, sozial-kritische Inhalte in unserer Sprache zu transpor-tieren. Das ist der Anspruch dieser Mu-sik, sie will In-Form-ieren, sie ist der Bot-schafter für diejenigen, die keine Stimme haben. Diese Musik ist ein Wunder der Kommunikation auf höchster, emotiona-ler Ebene. Sie ist „Unendlich-Re-produzierbare-emotionale-Trägersubstanz“. Aus dem Geist in den Geist, aus dem Herzen in die Herzen, aus dem Kopf in die Köpfe.

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DISCOGRAPHIE

Alben Ganjafarmer (Vinyl-Single, 2001) Resonanz (Album, 2002, zusammen mit Junior Randy) Die Brandstifter (Sampler, 2003. Produziert von Ganjaman, der auch eigene Songs beigesteuert hat.) Too-Long-Riddim, produziert von Ganjaman, eingespielt mit der Band „Feueralarm“. 2005 Das gleiche alte Lied (Album, 2008)Features Kommt, seht, hört (2007, Album „Jah Roots“ von Uwe Banton) Alles vergeht (2008, Album „Direkt an eure Herzen“ von Singjay Phil Harmony) Hey Hey Hey (2009, Album „Wassermann“ von Manu Ranking)

Es gibt großartige Künstler wie Nosliw, Junior Randy, Nattyflo, Manu Ranking, Stranjah, Surviva, Goldi etc., alles Künst-ler, die ausschließlich auf Deutsch per-formen. Jeder von ihnen ist als Künstler einzigartig, also in Bezug auf seinen Ge-sangsstil und der Art Texte zu schreiben. Wir haben im Gegensatz zu vielen an-deren „musikalischen Splittergruppen“, oder auch „Sub-Kulturen“ (Szenen) Gott sei Dank keine auf Konkurrenzdenken basierende Beziehung. Im Gegenteil, wir ergänzen uns. Im Bezug auf „Deut-schen“ Reggae, denke ich, dass in den letzten Jahren ein paar wirklich gute Pro-duktionen aus dem deutschsprachigen Bereich gekommen sind. Es gibt Labels und Produzenten, die unglaublich gute Arbeit leisten und alles, was Sie besitzen, investieren. Es ist kaum vorstellbar, was Leute wie Sam Gilly (House of Riddim), Ronny Heinze (Mkzwo), Josy „Big Fin-ga„ Coppola (Feueralarm), Teka (Root-down), Pow Pow Productions, Bassrun-ner Production, Soundquake etc..., auf sich nehmen und tun, Tag für Tag, Nacht für Nacht... (Großen Dank im Namen al-ler derjenigen, die sich nie bedankt ha-ben!) es hat sich viel getan und es wird sich noch mehr tun, bis zu dem Tag, an dem wir unsere Lieder nicht mehr singen „müssen“. Was hört Ganjaman so privat und hast du eigentlich ein musikalisches Vorbild? Ich höre in den letzten Jahren sehr viel Musik von den Virgin Islands. Bands und Künstler wie Midnite, Deza-rie, Batch, Abja, Yahadanai, Messenjah Selah, Danny I und Ras Attitude (mit dem ich dieses Jahr ein Video gedreht habe, das bald veröffentlicht wird). Grundsätz-lich ist die Musik, die mich geprägt hat, sehr vielseitig. Von Ton Steine Scherben über Burning Spear zu Nina Simone. Ei-nes meiner Lieblingsalben der letzten Jahre ist z.B. Prince Malachi-Runaway Slave (UK). Ich höre „berufsbedingt“ den ganzen Tag Musik und finde in allen As-pekten des Lebens „vorbildliche Struktu-ren“. Ich mag z.B. die Arbeit von Kevin Metcalfe (Soundmasters UK), oder Steven Stanley, das sind vielleicht tontechnische Vorbilder (lacht). In jedem Bereich habe ich ein ande-res „Vorbild“. Ich würde gerne Tex-te schreiben wie Nikolai Tesla- die Welt verändern (tun sie). Was wärst du eigentlich ger-ne geworden, wenn nicht Musi-ker? Klavierbauer oder Steinmetz,..hm, ich weiß nicht genau. Ich war bestimmt, wie viele kleine Jungs in meinem Alter, kurz auf dem „ich will Astronaut werden“ Trip, wusste aber ab dem Moment, als ich das erste Mal

Schlagzeugsticks in der Hand hatte, dass ich Musiker bin, oder werden sollte, das war mir von Anfang an klar. Im Ernst, es gab keine Zweifel, demnach auch keine Alternative. Du warst auf der Demo gegen Überwachung?Ja. Es ist wichtig, die Stimme zu erheben und ihr Ausdruck zu verleihen. Wir stim-men solchen Dingen wie dem Lissabon Vertrag, oder einer neuen, durch Amerika dominierten Weltordnung nicht zu. Die Menschen wachen langsam auf. Wir wol-len keine Sicherheit auf Kosten der Frei-heit. Wir wollen Souveränität der Staa-ten. Das Recht zur Selbstbestimmung. Wir brauchen keinen internationalen Stab an Rechtsverdrehern, die sich mit lokalen Begebenheiten nicht auskennen, und nur weiter in die Hände von Banken und ein paar wenigen Wirtschaftsbossen arbeiten. Wir brauchen keine weitere Destabilisierung unserer Gesellschaft durch Massenmedien und politischen und wirtschaftlichen Terrorismus. Lieber Steve, herzlichen Dank für das Interview - keep spreading the message, keep the good vibes!

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Im Interview mit

Bobo Niyah… on the way to the topText: Mascha Wembacher / Fotos: Fiona Gotschy

noch nicht öffentlich, aber da ich hier ja ein Exklusiv-Interview gebe (lacht): die einzigen Songs, für die ich mich wirklich hinsetze und sie schreibe, sind deutsche Songs, denn ich mache auch einige deutsche Sachen und würde gerne auch ein deutsches Album oder EP herausbringen. Sonst produziere ich den Beat in meinem Studio und gehe dann einfach in die Kabine und starte. Ich habe so viele Dinge in mei-nem Kopf, so viel, was ich erlebe, und mit der Inspiration von “the Most High“ fügt sich das dann ganz automatisch zu meinen Lyrics zu-sammen (lacht). Ohne “the Most High“ geht natürlich gar nichts! Also, zumindest läuft das bei mir so, bei anderen Artists ist das wahrscheinlich wieder anders. Es gibt ja auch viele Artists, die ihre Lyrics nicht selbst schreiben, auch viele be-kannte Künstler in Jamaika. Für mich ist das nichts, denn ich denke, deine Songs müssen von dir selbst kommen, du musstest etwas erleben dafür. Außerdem gibt es auch so vie-le Lyrics, in denen die Leute Sachen erzählen, die gar nicht stimmen, die mit ihrem wirkli-chen Leben nichts zu tun haben. Ich mache halt mein Ding und konzentrie-re mich auf meine Mission. Dabei beschränke ich mich aber nicht nur auf Reggae. Ich bin kein reiner Reggae-Artist, möchte nicht in eine Kategorie gesteckt werden. Zur Zeit mache

herauskommt. Ich war inzwischen mehrfach in Jamaika und habe dort auch an dem Al-bum gearbeitet. Dort habe ich auch zusam-men mit Stereo Belly und Ajang-Music ein Video produziert, „To the Top“, das in Jamaika derzeit in der “rotation“ im Fernsehen läuft. Und im Dezember oder Anfang nächsten Jahres bringe ich eine EP zusammen mit Lobeatz heraus, einem upcoming Produzent aus Offenbach. Das ist ein gemeinsames Projekt, allerdings kein Reggae, sondern eher Dancehall, Worldbeat und HipHop. Auf jeden Fall ist viel passiert... Was erwartet uns auf dem Album? Hat sich vom Stil her zu „Keepin’ it Real“ viel verändert? Ja, das Album stellt auf jeden Fall eine Weiterentwicklung dar. Ich denke, das „Keepin’ it Real“-Album war ein cooles Album, aber das „Observer“-Album ist ein Hammer-Album (lacht)! Da sind eine Menge jamaikanische Riddims drauf, unter anderem der „Gallop“-Riddim, auf den schon Preditor und Damian Marley gesungen haben. Außer-dem sind Featurings drauf von Spectacular, Fread Locks, Yah Meek und Kashewman, ei-nem upcoming Artist aus Jamaika. Er spielt einige Songs des neuen Al-bums vor, und ich bin ehrlich beeindruckt. Eigentlich wollte ich das Album schon letztes Jahr in Jamaika raus bringen. Aber als ich dort war, hat sich das dann verzögert, und wir ha-ben erstmal so Sachen gemacht wie das Vi-deo. Aber vielleicht war das gut so, denn für mich ist es super, dass mein Video dort läuft. Das war echt cool, als ich jetzt da war, haben mich so viele Leute darauf angesprochen, die das Video gesehen hatten, und für mich ist das halt ein sehr guter Start. Ein „To the Top“-Remix ist auch auf dem Album, den hat Gan-jaman gemacht – big up! Die meisten Deiner Songs haben eine Message; handeln von der positiven und ermutigenden Rastafari-Botschaft, rufen zu mehr Liebe zwischen den Menschen auf und richten sich gegen Ungerechtigkeit, Korruption, Krieg und Gewalt. Schreibst Du Deine Songs bzw. Lyrics selbst? Wo-her kommen die Riddims? Eigentlich ist das

Wer ihn schon einmal live gesehen hat, wird sich mit Sicherheit noch daran erinnern – Bobo Niyah (ehemals unter dem Namen Jah Sesco bekannt) pflegt das Publikum bei seinen Auftritten mit einer energiegeladenen Live-Performance zu begeistern. Ob auf dem Summerjam, auf dem er bereits mehrmals auf der Bühne stand, mit der Riddim Wize Crew in verschiedenen Frankfurter Loca- tions, als Solokünstler oder gemeinsam mit Artists wie Yah Meek und Marlene Johnson on stage überzeugt der aus Tobago stam-mende Sänger, Songwriter und Produzent mit seinem vielfältigen musikalischen Talent. Er versteht es sowohl mit kraftvoller Stimme zu toasten als auch melodische Stücke zu singen, wobei er sich nicht nur bei einer Mu-sikrichtung aufhält. Die Liebe zur Musik entdeckte er schon während seiner Kindheit in Tobago; in den 80er Jahren war Bobo Niyah dort dann be-reits in zahlreichen Soundsystems aktiv. Nach seiner Ankunft in Deutschland etablierte er sich schnell in der hiesigen Reggae-Sze-ne und performte mit namhaften Künstlern zusammen (z.B. Gabriel Le Mar, TOK, Linda Carrier), wobei unter anderem 1998 in Ko- operation mit Walter Stobbe unter dem Na-men „Human Factor“ der Song „Invisible barriers“ zum damaligen Smint-Werbespot entstand. Es folgten mehrere Alben und Demo-CDs, zahlreiche Life-Performances und Collaborations sowie zwei Videoclips mit weiteren Künstlern auf MTV und Viva. 2006 erschien sein Album „Keepin’ it Real“ mit der Hitsingle „War is not the answer“. Wir sprachen mit dem charismatischen Künstler über sein neues Album, seine Arbeit daran, Inspiration und positive Vibez. Ich habe Deine Discographie bis zum Jahr 2007 vorliegen, in dem Du die EP „Cut and go thru“ herausgebracht hast sowie eine EP mit den Realkeepers und einige Singles. Was ist seitdem geschehen? Dür-fen wir bald mit einem neuen Album rech-nen? Yeah man, straight! Der 22. Januar 2010 ist der Release-Date für mein neues Album „Di Observer“, das unter dem Label Newstyle

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aka Jah Sesco

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men machen. 1996 habe ich dann meine ers-te Platte herausgebracht, „Rough Cut – Come out“, die gute Kritiken bekommen hat, und in England und Frankreich teilweise auch im Radio gelaufen ist. Zu der Zeit gab es dann noch viele Compilations mit bekannten Dub-Artists aus England, wodurch wir dann auch auf mehreren Samplern waren. Du nennst Dich inzwischen nicht mehr „Jah Sesco“, sondern „Bobo Niyah“. Wes-halb der Wechsel, was bedeutet der Name? Weißt Du, den Namen Jah Sesco hatte ich schon seit meiner Jugend, schon in meiner Heimat. Und ich denke immer, alles hat seine Zeit. Jah Sesco’s Zeit war eine wichtige Zeit, in der für mich viele Sachen passiert sind, und jetzt ist es einfach Bobo Niyah’s Zeit. Weshalb der Name „Bobo Niyah“: ich bin ein Bobo Rasta und auch Nyahbinghi. Also, zum Beispiel gibt es viele Bobo Rastas, die Fisch und so essen. Ich bin Veganer, esse also auch keinen Fisch, was die Nyahbinghis auch nicht tun. Naja, und in dem Namen „Bobo Niyah“ ist das alles inbegriffen, das bin ich halt, meine Person. Auch in Jamaika beispiels-weise nennen mich die Leute überall Bobo, nicht Sesco. Auch das neue Album bringe ich unter diesem Namen heraus. Du singst nicht nur, Du produzierst auch selbst. Kannst Du uns etwas Genaueres zu Cesbeatz erzählen, was genau steckt dahinter, wen produzierst Du? Also, unter Cesbeatz produziere ich Beats und Riddims, eigentlich hauptsächlich für meine eigenen Sachen. Ich habe auch schon einige Beats für französische Künstler produziert und auch einige Sachen mit amerikanischen upcoming Artists aus der HipHop-Szene gemacht. Ei-nen Riddim habe ich auch gemacht, auf dem

ich auch einige ganz andere Sachen, ich habe housige Tracks, sogar ein paar Techno-Tracks. Wichtig ist, dass die Vibez positiv sind, dass alles “real“ ist. Denn ich habe bisher viel er-lebt, und meine Musik handelt davon. Es geht um Consciousness, es geht um Righteous-ness, es geht auch um Ghettos und Gangster und das alles, aber die Message ist immer positiv; das ist die Hauptsache. Schon als Kind hast Du Deine Liebe zur Musik entdeckt, später warst Du bereits in Tobago bei mehreren Soundsystems aktiv. Wie bist Du dann nach Deutschland ge-kommen? Und wie ging es da musikalisch gesehen weiter? Mein Vater hatte einen Club in Tobago, den er auch heute noch hat. Da haben mein Bruder und ich schon früh aufgelegt, teilweise zusammen mit anderen Soundsystems. Also, mein Bruder hat aufge-legt, und ich habe gedeejayt. 1994 bin ich dann nach Deutschland gekom-men; eigentlich auch wegen der Musik. Ein Bekannter von mir aus Tobago hatte ein klei-nes Label hier, und wir wollten etwas zusam-

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Spectacular und Preditor drauf sind; das wird auch 2010 rauskommen, als download wahr-scheinlich. Außerdem produziere ich zwei Mädels unter dem Namen „Anthemoissa“. Sollte es eine Tour für mein neues Album geben, wer-den die beiden auch auf jeden Fall mit dabei sein und zeigen, was Cesbeatz neben meinen Tracks noch so produziert hat. Aber neben „Anthemoissa“ konzentriere ich mich momentan vor allem auf meine eigenen Sachen. Die Demo-CDs zum Beispiel, die ich he-rausbringe, mit Tracks, die nicht auf mein Album gekommen sind, die sind auch von Cesbeatz. Weiterhin bist Du Frontmann der „Realkeepers“. Wie kam es dazu? Was muss man sich unter einer Hardcore Reggae Band vorstellen? Dazu gekommen ist es folgendermaßen: den Gitarrist der „Realkeepers“, Walter Stobbe, kenne ich seit den 90ern. Wir haben ’98 die Musik für einen Werbespot von Smint gemacht, und seitdem verbindet uns eine Freundschaft. Danach hat dann erstmal jeder musikalisch so seine ei-genen Sachen gemacht, bis wir dann irgend-wann mal wieder zusammen gekommen sind und uns gedacht haben, wir würden gerne mal wieder zusammen Musik machen. Da-bei wollten wir aber nichts mehr im Stil von „Human Factor“ machen, was eher so etwas in der Art wie „Prodigy“ war, sondern lieber was “live“ mit Live-Schlagzeug, -Bass und -Gi-tarre. Und so kam es dann auch, dass wir die Musik so gemischt haben, Hardcore-Metal- Vibez mit Reggae-Conscious-Vibez. So sind die „Realkeepers“ entstanden. Wir sagen vielen Dank an dieser Stelle und wünschen viel Erfolg für Dein neues Album.

DISCOGRAPHIE:1997: Jah Sesco „Rough Cut - come out“ Album, released in Europa und USA.1998: „Invisible barriers“ Produktion des Soundtracks für einen „Smint“- Werbespot in Kooperation mit Human Factor2000: Jah Sesco „The Lord is I shepard“ Album in Kooperation mit Untouchable Sound.2001: Cappuccino feat. Jah Sesco „No secrets“ Video-Clip, lief auf MTV und VIVA2002: Collaboration mit Gabriel Le Mar (Frankfurt/Main) für das Projekt „Banned-X“ Collaboration mit Killa Hakan (Islamic Force/Berlin) für sein Album „Cacallar“2003: Collaboration mit Killa Harkan und Fuat für das Rapustad-Album Collaboration mit Linda Carrier und Jah Meek2004: Rapustad feat. Jah Sesco and Azra „Everything you do“ Video-Clip, lief auf VIVA und VIVA Plus.2005: Jah Sesco „Love Yourself“ 7 Track Album Preview (Demo-CD) Jah Sesco „Nothingless“ 11 Track Album (Demo-CD) Cesbeatz presents „No way to run“ 20 Tracksampler (Demo-CD) Galla feat. Jah Sesco „Mama“ vom Album „Swingkid“. Prostx feat. Jah Sesco „Undercover“ vom Album „Music to the fifth power“, produced by Cesbeatz.2006: Jah Sesco „Keepin‘ it real“ Album / Cesbeatz production Realkeepers „When we arrive“ 4 Track Demo-CD Jah Sesco „War is not the answer“ 7“-Release / Riddim-Wize Production2007: Realkeepers „Blazing di fiyah“ EP (Hardcore-Reggae) Psyches Crew „Time will tell“ EP Jah Sesco & Yah Meek / Cesbeatz production Jah Sesco „Cut and go thru“ EP / Cesbeatz production Jah Sesco „What is dis that I see“, Single Jah Sesco „Love make us stronger“ Single with Bunafire production Jah Sesco, Ras Mosiah & Shany Boy „Hold di faith“ Single release in Jamaica Jah Sesco „War is not the answer“ Video release

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Selector

Companheiro Leão, bekannt von der Par-tyreihe „Into the lion’s den“ in der Bessunger Knabenschule, versorgt Darmstadt schon seit einigen Jahren mit feinsten Reggae- & Dancehall-Sets, unter anderem im 603qm, im Schlosskeller sowie auch in Offenbach im Waggon und im Sommer zusammen mit Selector Riot im Weststadt-Café beim Reggae Allstar Yard unter freiem Himmel. Schon in jungen Jahren wurde er von den Reggae-Vibes von Peter Tosh und Bob Marley angesteckt. Die Reggae-Musik gab seinen Ge-danken Worte und klare und vorallem kraftvolle Ausdrücke: „ ... da singt jemand genau darüber, was in der Welt nicht stimmt, irre, und so woll-te ich mehr hören ...“ Für Companheiro Leão ist Reggae eine starke, inspirierende und sehr kraftvolle Musik, und genau diesen Vibe möch-te er den Leuten als Selector weiterreichen. Das Auflegen brachte er sich selbst bei mit dem Kauf von zwei 1210ern und einem geliehenem Mixer. Die ersten Sessions fanden bei einem guten Freund statt und der erste öffentliche Auftritt war im 603qm bei der CD-Release-Party von Riddim Revolution. Mit „Into the lion’s den“ in der Bessunger Knabenschule erschuf er sich die Möglichkeit regelmäßig in Darmstadt auflegen zu können. Der Name Companheiro Leão entstand durch seinen Aufenthalt in Portugal bei Freunden (Companheiro=Kollege, Kumpel; Leao=Löwe), wo er in einer genialen, kleinen Kneipe, im „Café Alternativa“, oft auflegte und für Stim-mung sorgte (mit selbst mitgebrachten CDs aus seinem Auto). Zurück in Deutschland beschloss er damit weiterzumachen, brauchte einen Se-lector-Namen, erinnerte sich an die grandiose

Zeit in Portugal und wählte daraufhin einen portugiesischen Namen. Auf eine Reggae-Richtung legt er sich nicht fest: „ ... für mich ist es wichtig, dass der Song Spaß macht, man sich darauf bewegen möchte und ein warmer Vibe sich verbreitet ...“ Companheiro Leão will der Massive ein gutes Gefühl geben, ein Kontraprogramm zur Hektik und zum Stress im Alltag. „Tanzbar soll es sein und die unterschiedlichen Facetten von Reg-gae repräsentieren“, was ihm doch unserer Meinung nach sehr, sehr gut gelingt. Er mag die offene und sympathische Reggae-Scene in Darmstadt. Man kenne sich und außerdem wirke hier alles nicht so aufgesetzt und trend-orientiert wie in anderen Städten. Es ist nicht sein Ding, irgend etwas aus Jamaika zu impor-tieren, nur weil es momentan angesagt ist. Sein Ziel ist es weiterhin bei „Into the lion’s den“ Resident Selector zu bleiben und die Leute aus der Rhein-Main-Area zum Rocken zu brin-gen. Im Oktober wurden 5 Jahre „Into the lion’s den“ gefeiert, einen Mix dazu findet ihr auf myspace.com/companheiroleao Wir hoffen auf viele weitere Jahre mit Com-panheiro Leão! Big up! Sein Dank gilt Hussen (welcher „Into the lion’s den“ mit organisiert), dem Baobab, der gesamten Darmstadt-Selector-Crew und allen, die bei seinen Partys regelmäßig feiern. (fz)INFOS ZU INTO THE LION`S DEN: Vor fünf Jahren, im Sommer 2003 wurde der Entschluss gefasst, eine eigene Reggae & Dancehall Partyreihe in Darmstadt zu etablie-ren, um es mal auszuprobieren und sich einen eigenen Platz zum Auflegen zu sichern. Geplant war ein Dance in den Kellerräu-

men der Bessunger Knabenschule mit Companheiro Leão als Selector und ein paar Freunden, wel-che ein paar Tunes auflegen sollten. Die Einnahmen sollten nach Südafrika ge-hen, in die Hände des befreundeten Entwicklungshilfe-projektes „Ihkaja Lo-xolo“.

Die Angst war groß durch mangelnde

Besucherzahlen erst mal auf den Kosten sitzen zu bleiben ... doch es kam ganz anders ... 1 Stun-de nach Eröffnung war das Kellergewölbe aus-verkauft, Körper drängten sich dicht aneinander und warteten gespannt auf den erst 2 Tage zuvor gebuchten Gast GANJAMAN, der zusammen mit YAH MEEK denjenigen einen unvergesslichen Abend bescherte, die noch Einlass fanden. Das Entwicklungshilfeprojekt hingegen freute sich über einen riesigen Scheck! Die ersten Partys im Anschluss fanden noch sehr unregelmäßig statt, doch es entwickelte sich bereits zu diesem Zeitpunkt ein harter Kern an Gästen, die immer noch zum Stammpublikum zählen. Nach dem ersten Jahr stieg HUSSEN mit ins Boot und wir organisierten zu zweit die Partys, was eine gro-ße Bereicherung darstellte. Die Besucherzahlen stiegen, die Party begann sich zu tragen und wir können seit drei Jahren die Party jeden ersten Freitag im Monat anbieten. Wichtig ist es uns bei den Partys, den Leu-ten einen Raum zu geben, wo man sich trifft. Man hört gute Musik, man tanzt und feiert, oder man schnackt entspannt mit Freunden und verbringt einen guten Abend. So sind ei-nige der Stammgäste eigentlich dem Offbeat eher abgeneigt, sind aber doch regelmäßig in der Löwenhöhle anzutreffen. Wichtig ist uns vor allem eine lockere und ungezwungene Atmosphäre zu schaffen … was uns bis jetzt recht gut gelingt. Mittlerweile laufen die Dances regelmä-ßig und sind fest im Darmstädter Partyleben integriert. GANJAMAN kam noch ein zweites mal zu Besuch, zusammen mit YAH MEEK und UWE BANTON. RONNY TRETTMANN war zu Gast und rockte die Menge, ebenso wie JEN-NIFER WASHINGTON, DRALLE oder KIMOE. COMPANHEIRO LEãO wird als Resident Selector von unterschiedlichen Selectors und Soundsystems aus Darmstadt und ganz Deutschland unterstützt. Ein besonderes Schmankerl kommt am 4. Dezember. Als Gast kommen die Soundboyz vom ARMA-GIDDEON SOUND aus Offenbach und brin-gen den Jamaikanischen Sänger GAVINCHI aus Kingston mit in die Löwenhöhle. (pn)

Companheiro Leão Reggae gab meinen Gedanken Worte Text: Patrick Neudel / Franziska Zeidler // Fotos: Patrick Neudel

Page 11: Reggae Rhein-Main No 2

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2. September: „Vorhörung“ Dellé im Schlosskeller Darmstadt

YouFM und der Asta der TU DA hatten zur „Vorhörung“ von Dellé’s neuem Solo-Album

„Before I grow old“ eingeladen. Dabei war der Musiker zugegen, stellte einzelne Stücke des

Albums und Hintergründe dazu vor und beantwortete Fragen aus dem Publikum – unter

anderem auch etwas ungewöhnliche Fragen zur Dreadlockspflege und zum Sammeln von

Flug-Meilen.(-: Weiter erfuhren die Hörer viel von der Lebensgeschichte des Seeed-Sängers.

Der Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter verbrachte die ersten sechs

Lebensjahre in Deutschland, die Grundschule in Ghana, kehrte im Alter von zwölf Jahren mit

der Familie wieder nach Deutschland zurück und fühlt sich so in beiden Kulturen zuhause.

Schon während seiner Zeit in Ghana faszinierte ihn der Reggae Bob Marleys, in Deutschland

erfuhr er dann, dass die dort als Musik mit ernster und tiefgründiger Message verstandenen

Songs hier eher als fröhliche Gute-Laune-Musik wahrgenommen wurden. Den Musikstil

seines Albums bezeichnet er als Pop-Musik mit starken Reggae-Einflüssen. Authentizität ist

dem Sänger wichtig, weshalb es bei den Songs vorrangig um Themen aus seinem Leben

geht und natürlich um die Familie, die dem Familienmensch Dellé viel bedeutet. So nutzte er

die Pause seiner Band „Seeed“ erst zu einer ausgedehnten Amerikareise mit Frau und

Tochter, bevor ihm die Idee zu dem Solo-Album kam.

Das englischsprachige Album sieht er als eine Art

Zugabe zu seiner bisherigen musikalischen Karriere,

als Verwirklichung eines Traums. „Seeed“ ist aber

weiterhin die Band, mit der er alt werden möchte.

Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:

Text / Fotos: Stephanie Reichelt, Mascha Wembacher, Felix Broede

30. Oktober: Mannheim, Rude7, Longing for – Jah Cure, JamaicaDer internationale Reggae Superstar Jah Cure aus Ja-

maika war diesen Herbst auf Europa-Tour und gab am

30.10. ein phänomenales Konzert im Rude7 in

Mannheim. Vor seinem Auftritt heizten Deebuzz

Muzik und Skarra Mucci der Crowd ein. Mit Songs wie

Longing For, What Will It Take oder You1ll Never Find

verbreitete Jah Cure seine Message von Liebe und

Frieden und begeisterte das megavolle Rude7.

7. bis 9. August: FEUERWELT - FestivalZum ersten mal fand das einzigartige Feuerwelt– ein Mix aus Festi-

val mit Reggae-Artists, Goa Djs und einer Convention internationaler

Feuerkünstler mitten im idyllischen Naturschutzgebiet in Mühlheim

bei Frankfurt statt. Musikalische Höhepunkte tagsüber auf der chilligen

Waldbühne mit Sandstrand zum Barfußtanzen waren: Ganjaman, Martin

Zobel, Yah Meek, Jah Gatti und Richie Ramsay. Neben der Hauptbühne

bot die Terrasse wechselnde Goa- und Trance-Djs, die die Nacht zum

Tag machten. Ein typischer Festival Tag sah so aus: morgens vom Tipi-

Zeltplatz in Richtung Naturseen zum Schwimmen, auf dem Weg zum

Festival-Areal einen leckeren Chai-Latte beim „Da Sandwichmaker“-

Stand bestellen, sich für einen der abgefahrenen Workshops entschei-

den, dann zur Reggae-Bühne zum Feiern und Genießen. Jeden Abend

hatte die RainbowFamily einen Foodcircle organisiert, in dem bis zu

300 Menschen in einem großen Kreis sitzend, umsonst

vegetarisches Essen ausgeteilt bekamen. Viele

interessante Basar- und exotische Essensstände

umrahmten die Waldlichtung, auf der zu

jeder Tageszeit Poi-Jongleure, Einradfahrer

oder Seiltänzer zu bestaunen waren.

Das absolute Highlight war die Feuer-,

Poi-, Akrobatik- und Jonglier-Per-

formance am Samstagabend, die

mit der Entzündung der Feuerku-

gelskulptur geformt aus Ästen und

Wurzelholz ihren Höhepunkt fand.

Wir freuen uns auf

die Feuerwelt 2010!

Page 12: Reggae Rhein-Main No 2

Im Gespräch mit

Im Rhein-Main-Gebiet haben sie sich schon längst einen musikalischen Namen erspielt, doch auch weit über unsere Area hinaus haben sie ihre Vibez verteilt. Wir haben dieses Mal Concrete Jungle in ihrem Proberaum be-sucht und dürfen Euch nun stolz dieses Interview präsentieren, mit den Infos, die wir Gunnar (Gesang und Schlag-zeug) und Marco (Gesang und Gitarre) entlocken konnten. :-) Ihr seid nun schon seit 18 Jahren zusammen, ein Team aus mittlerweile acht Musikern, hat die Besetzung seit-dem eigentlich gewechselt? Gunnar: Ja, wobei es schon immer einen festen Kern gab. Zum Beispiel ist Jens, unser Percus-sionist, von Anfang an dabei, genauso ist es mit Witte, unserem Orgelspieler, Tom-my am Bass, mir und Marco. Arne, unser Saxophonist, ging damals nach ca. zehn Jahren nach Kanada, dafür kam dann Jo-nas dazu. Auch Joe, an der Trompete, ist

seit etwa 2001 dabei. Außerdem ergänzt die heutige Zusammenstellung dann noch Pete, unser zweiter Schlagzeuger. Zusammen kamen wir jedefalls alle aus Spaß an der Musik und auch wenn es im Moment nicht zu so vielen Zusammen-künften kommt, wie es wünschenswert wäre, stimmt bei uns einfach der Vibe. Das ist auch der Grund dafür, dass wir nach so langer Zeit immer noch zusam-men sind. Uns verbindet neben der Musik eben auch eine langjährige Freundschaft. Wieso zwei Schlagzeuge, wie läuft das? Gunnar: Ich spielte damals Schlag-zeug und sang außerdem ein bißchen mit. Dann kam eine Phase in der ich nicht mehr richtig hinter meinem Gesang stand. Marco übernahm den Gesang also komplett alleine und Jens machte ein we-nig Backing-Vocals. 2000 fing ich wieder an, Lieder zu schreiben. Bei Live-Auftritten kam dann Arne ans Schlagzeug und auch Lolo

Blümler von Ska Trek und Phillip Rittmansberger (aka Fill-Phill) halfen aus. Marco: Gunnar hat durch den zweiten Schlag-zeuger damals einfach die Freiheit bekommen zu singen, wann bzw. wenn er wollte und musste nicht mehr vom Singen ans Schlagzeug rennen oder anders herum. Mit-tlerweile spielt Pete bei uns fest Schlagzeug, der dann eher die Modern-Roots-Tunes übernimmt, während Gunnar die Foundation-Tunes spielt. Schreibt bei euch der-jenige, der einen Song singt, den jeweiligen Text dazu? Gunnar: Mar-co schreibt die Lieder, die er singt und ich schreibe meine Texte. Marco: Mit den Backings orientierten

wir uns dann an den alten Clint Eastwood & General Saint-Songs. Beide singen die gleiche Stimme, was das ganze 80er-Jah-re-like macht. Bei unserem zweiten Al-bum ist das sehr gut zu hören. Wie kommt ihr auf eure Songideen?Gunnar: Wir nehmen entweder ausge-wählte Riddims oder komponieren ei-gene Songs. Marco: Meistens entstehen diese Ideen beim Jammen. Gunnar: Oft singe ich zu Hause über Riddims und komme somit auf Ideen. Von dem Roots Song „Festa“, der eigentlich von Misty in Roots stammt (ist auf dem Forward-Al-bum drauf), welches damals mit e-Drums eingespielt wurde, haben wir die Melo-dien und Bläser übernommen. Und so kam mit meinen Lyrics „Can‘t get all“ her-aus. Great honour to Misty! Uns fiel auf, dass ihr bisher alle fünf Jahre ein Album veröffentlicht habt. War das so geplant? :-) Marco: Das hat sich so ergeben. Da wir alles selbst produzieren, ist das Ganze etwas zeitin-tensiver. Um die Weihnachtstage spielen wir seit fast 15 Jahren jedes Jahr in Darm-stadt. (lacht). Lustigerweise haben wir oftmals genau dann das neue Album an-gekündigt, aber meist ist es einfach nicht pünktlich fertig geworden. Und wird es denn dann gemäß dem Fünf-Jahres-Rhythmus 2010 ein neuesAlbum geben? Marco: Das wäre mög-lich, denn neue Songs haben wir bereits genug und einen Studiotermin bei Lolo Blümler gibt es auch schon. Der wird in den Ironbar Studios die Produktion über-nehmen. Dort hilft uns auch Mark Rückert (zudem unser Livetechniker) sehr. Und Lolo hat einfach ein unglaubliches Gehör als alteingesessener Reggae-Kenner und -Drummer (Ska Trek). Wie kamt ihr zu eurem Namen? Gunnar (lacht): Der ist tatsächlich in An-lehnung an Bobs Lied „Concrete Jungle“ entstanden. Er hat darin ja ein Ghetto in Kingston besungen. Anfangs wurden wir dafür gelegentlich auch mal belächelt. Es ist aber so, dass uns nach einigen Aus-

Concrete JungleUrban Roots ReggaeText: Isabelle Fichtner, Anja Elsner / Fotos: Karsten W. Rohrbach, Isabelle Fichtner

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z : medien Jens Zeidler ı Am sonnigen Hang 12 ı 64689 Grasellenbach ı OT Scharbach ıMobil 0171 / 93 17 218 ı Telefon 06253 / 44 07 ı E-Mail: [email protected] ı www.z-medien.de

Page 13: Reggae Rhein-Main No 2

DISCOGRAPHIE:ALBENRoots UnitedLongplayer · 2006 · 76:26 min.Fresh Soul FoodLongplayer · 2001 · 75:27 min.Born and BredLongplayer · 1995 · 48:34 min.

SAMPLERRiddim CD#28Sampler · 2006Dance and meditateBrescia Ska FestivalSampler · 2004SpeakoutBlood of a treeJungle Phever - Soul LivingMaxisingle · 2003 · 16:43 min.Riddim CD#08Sampler · 2003Soul living (Concrete Jungle + Phunk M.O.B. = Jungle Phever)SchloßgrabenfestSampler · 1999Lefter‘s message [Live]Who goes there? [Live]Bongo Bongo Sunsplash 4Sampler · 1998Roots & youth [Live]DANKE DarmstadtSampler · 1997Woyo

Gunnar & Marco

landsaufenthalten, unter anderem in In-dien und Afrika, das Rhein-Main-Gebiet schon wie ein grosses Beton-Ghetto vorkam, soviel Industrie. Das ist natürlich kein wirklicher Vergleich, aber es ist ein riesiger Unterschied in einer so dicht be-siedelten Area zu leben, wenn man das Gegenteil kennenlernen und erleben durfte. Natürlich ist unser Name aber auch eine Art Hommage an Bob Marley. Woher nehmt ihr eure Inspiration für neue Songs? Gunnar: Inspiriert wer-de ich zu neuen Songs oft beim Musik hören selbst. Manchmal habe ich einfach Melodien im Kopf, zu denen ich ein, zwei Sätze singe. Nach und nach wird daraus dann mehr. Welche Platten stehen bei Euch zu Hause im Regal? Gunnar: Also ich höre wirklich zu 95 Prozent nur Reggae, von Dub und Ska bis Modern Roots und Dancehall. Sonst auch gerne mal HipHop, da es, zumindest was das flowen angeht, dem Dancehall-Reggae ähnlich ist. Mar-co: Ich höre meistens Reggae, aber auch World Music oder Jazz oder Bands wie Tortoise, Pinback oder Pearl Jam. Ihr seid ja schon viel rumgekommen, diverse Club- und Festivalauftritte krö-nen Euren musikalischen Werdegang. Wo spielt Ihr am liebsten, wo ist das

Publikum am energiegeladensten? Marco: Ach, da gibt es immer wieder tolle Erfahrungen. Was die Festivals an-geht, denke ich immer gern an das Reg-gae-Jam in Bersenbrück. Aber auch in Italien, Polen oder Österreich hatten wir schon tolle Abende und Nächte. Gunnar: (lacht) stimmt, der eine Gig in Österreich bleibt besonders in Erinne-rung. Mitten im Auftritt fiel die komplette Elektrik aus. Da wir glücklicherweise mit akkustischen Instrumenten unterwegs sind, spielten wir ohne Überlegung wei-ter, so richtig habe ich das erst gar nicht registriert. Und das Publikum war voll da-bei. Super! Marco: Und in Polen auf dem Afrika-Festival sind die Leute trotz kalter Nacht im Januar richtig abgegangen. Dort trafen wir eine ganze Menge netter Leute. Message für unsere Leser? Gunnar: Support Reggae ‚n‘ Rasta, always!!! Give and get respect! And rememeber: we run tings – tings na run we, macht was draus!! Vielen Dank an Concrete Jungle. Wir sehen Euch beim Konzert zur Darm-städter Nacht der Clubs am 28.12.2009 in der Centralstation Darmstadt!

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Page 14: Reggae Rhein-Main No 2

Länderinfo

Strand von Roume

Landschaft im Nieder-Guinea

Guinea ist ein westafrikanischer Staat und hat gemeinsame Grenzen mit folgen-den Ländern: Senegal, Mali, Elfenbein-küste, Liberia, Guinea-Bissau und Sierra-leone. Die Hauptstadt ist Conakry, mit ca. 2 Millionen Einwohnern. Guinea ist seit dem 2. Oktober 1958 unabhängig von der Kolonialmacht Frankreich. Das Land wird als „Wasserturm“ von Westafrika benannt, weil die meisten Flüsse der Re-gion dort ihre Quellen haben. Trotz seiner vielen Bodenschätze lebt ein Großteil der Bevölkerung in Armut. Guinea ist offiziell in vier geographi-sche Regionen unterteilt:1. Futa Djallon oder Mittelguinea: Die Region Futa Djallon liegt im Norden und ist ein Bergland (z.B. Luraberg). Die-se Region wird hauptsächlich vom Volk der Fulbe bewohnt.2. Oberguinea im Osten ist die Region der Savannen und ist vom Volk der Maninka bewohnt.3. Niederguinea ist das Flachland, dort liegt auch die Hauptsatdt Conakry. Es gibt auch in dieser Region viele Berge, unter anderem Kakulima, Gangan etc.. In Nie-derguinea leben verschiedene ethnische Gruppen, Sussu, Baga, Landuma usw …4. Waldguinea: Waldguinea liegt im Süden und ist das Gebiet der Wälder. Dort gibt es den höchsten Berg des Landes, „Mont Nimba“ mit 1752 m. Das Naturgebiet rund

um den „Mont Nimba“ steht seit 1982 auf der Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO. In Guinea herrscht tropisches Klima. An der Küste ist es feuchtheiß mit hohen Niederschlägen, die Niederschläge wer-den östlich des Futa Djallon-Plateaus ge-ringer. Von April bis November herrscht Regenzeit mit tropischen Gewittern und heftigen Stürmen. In den südlichen Re-genwaldgebieten beginnt sie meist schon im Februar. Die Niederschläge erreichen ihren Höhepunkt im Juli und August. Die Trockenzeit liegt zwischen November und April. In dieser Zeit bläst der sog. Harmat-tan aus der Sahara. Die Temperaturen in Guinea betragen durchschnittlich 22 °C bis 35°C. Im Futa Djallon-Plateau liegen die Tiefstemperaturen im Winter bei 6°C.

Bevölkerung Guinea hat ca. 10 Millionen Einwoh-ner, von denen zwei Drittel auf dem Lan-de leben. Es gibt ca. 20 ethnische Grup-pen. Die drei größten sind die Fulbe oder Fulani mit 40%, die Maninka mit 30% und die Sussu mit 20% der Bevölkerung. Die kleineren sind die Restgruppen der Ureinwohner (Baga, Kissi, Toma, Kpelé,

Landuma …) mit insgesamt 10%. 90% der Bevölkerung bekennt sich zum sunni-tischen Islam, 5% zu Naturreligionen, und 5% sind Christen. Trotz der unterschied-lichen Religionen gibt es ein friedliches Zusammenleben zwischen allen. Die Amtssprache ist Französisch, und Sussu ist in der Hauptstadt die meistgesproche-ne Sprache.

Politik Nach der Verfassung von 1991 ist Guinea eine Präsidialrepublik. Der Präsi-dent wird nach der letzten Verfassungs-änderung vom November 2001 für eine Amtszeit von sieben Jahren direkt vom Volk gewählt. Seit einem Jahr wurde die Verfassung vom Militär ausgesetzt und die Regierung abgelöst. Seitdem herrscht leider eine Militärdiktatur.

Kultur- und Musikleben Die traditionelle Musik wurde immer von den Regierungen gefördert und ist bis heute sehr populär. Die Mandemusik von Guinea ist in den Nachbarnländern sehr

Page 15: Reggae Rhein-Main No 2

HeilerdeHeilmittel aus der NaturText/Fotos: Azieb Yohannes, Isabelle Fichtner

Berg in Fouta Djallon

Nicht umsonst gibt es den Begriff Mut-ter Erde. Sie versorgt die Menschen und Tiere, mit allem, was wir zum Überleben brauchen. Dazu gehört auch Heilen … Heilende Erde. Bestimmte Völker in Afri-ka benutzen Erde, um ihre Haut vor der Sonne zu schützen. Tiere, wie zum Bei-spiel Elefanten, wälzen sich ebenfalls im Schlamm. Auch die Ägypter und Römer kannten das Schlammbad und dessen positive Wirkung auf den Organismus. Heilerde enthält sehr viele Mineralien und Spurenelemente, die Hautprobleme wie Akne und Ekzeme oder Beschwerden wie Rheuma und Verdauungsprobleme, sowie vielerlei anderer Beschwerden lin-dern beziehungsweise heilen. Die Heiler-de wird auch zum Wellness für Haut und Haar verwendet. Für die Haut: Heilerde auf der Haut fördert ihre Durch-blutung. Es entfernt Schmutz, Talg und saugt Bakterien aus der Haut heraus, aus-

serdem kann man damit abgestor-bene Hautschuppen entfernen. Somit regt es die Selbstregenerierung der Haut an. Die Haut wird nämlich gut mit Sauer-stoff und Nährstoffen versorgt. Für die Haare:Bei fettigem Haar und Dreadlocks hinter-lässt Heilerde einen glänzenden Effekt. Die Kopfhaut wird durch Heilerde von Schuppen befreit, und Juckreiz wird ver-mindert. Peeling für die Haut:Heilerde findet man in der Apotheke oder in Reformhäusern. Vor dem Auftragen sollte man Heilerde auf Empfindlichkeit gegenüber bestimmter Mineralien testen. Bei trockener Haut kann man zusätzlich einen Teelöffel reines Öl in das Peeling hinein geben. Bis zu 3,5 Teelöffel Heilerde, mit einem Esslöffel Wasser zu einem dicken Brei an-rühren. Beim Auftragen Augen und Mund-partie frei lassen. Die Masse etwa einen

M i l l i -meter dick auf die Haut auftragen, bis die Erdmasse anget rocknet und hell gewor-den ist. Danach mit lauwarmen Was-ser abspülen oder mit einem Handtuch die Masse sanft abrubbeln, um einen peelenden Effekt zu erzielen. Nach der Behandlung feuchtigkeitsspendende Creme benutzen. Für die Haare eine Breimasse herstel-len, auf die Kopfhaut einmassieren, den Kopf mit einem Handtuch einwickeln und die Heilerde einwirken lassen. Danach wird sie mit lauwarmen Wasser abgespült ohne Zusatz von Shampoo.

Natural Beauty

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beliebt. Jede ethnische Gruppe hat ihren eigenen Tanz: „Dundumba“ (Tanz der starken Männer) in Oberguinea, „Yankadi“ in Niederguinea, „Makuru“ in Futa Djal-lon. Die bekanntesten Tanzgruppen sind die „Ballets Africains, eine weltbekannte Tanzgruppe (www. balletsafricains.com), und die Ballets Djoliba. Seit ca. 20 Jahren gibt es in Guinea eine sehr große HipHop- und Reggaeszene. Die bekanntes-ten Reggaesän-ger sind Taka-na Zion, Alpha Wess, Balla Kante (lebt in Berlin) … Wäh-rend der Trockenzeit gibt es am Strand bei Conakry zahlreiche Strand-Reggae-Partys. An Bob Marley’s Todestag im Mai findet dort jährlich ein großes Reggae-Fest statt.

Page 16: Reggae Rhein-Main No 2

Reggae-History

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Jamaika ist die drittgrößte der West-indischen Inseln, deren wahrscheinlich erste menschliche Besiedelung etwa 650 - 800 n. Chr. durch das Volk der Arawak-Indianer (auch Taíno genannt) stattfand. Diese stammten vom südamerikanischen Festland, von wo aus sie durch die kari-

bische Inselkette nördlich gezogen waren. Jamaika fanden sie als paradiesische In-sel vor, die eine exzellente Grundlage für ihr Leben als Sammler, Jäger, Fischer und Ackerbauern bot. Die Arawaks waren ein friedvolles Volk, das im Einklang mit der Natur lebte. Die Insel nannten sie „Xayma-ca“, „Land der Wälder und des Wassers“. Auf den fruchtbaren Böden bauten sie ne-ben Mais, Maniok und Süßkartoffeln auch Tabak, Baumwolle und Gewürze an. Aus Maniok und Mais wurde neben Speisen auch Alkohol hergestellt, Tabak spielte eine wichtige Rolle während religiöser Ze-remonien, um in einen tranceartigen Zu-stand zu gelangen. Die Arawaks besaßen herausragende Fähigkeiten im Flechten von Körben so-wie Töpfern und Schnitzen und fertigten massive Kanus aus Baumstämmen, deren Größe sogar Kolumbus beeindruckte. Aus der angebauten Baumwolle spannen und webten sie Kleidung und Hängematten. Sie bauten strohgedeckte Häuser und leb-ten in Stammesgemeinschaften mit einem Häuptling (Cacique) in den Küstengebie-ten und entlang der Flüsse. Sie verehrten mehrere Gottheiten, die von „Zemis“ genannten Götterstatuen in menschlicher und tierischer Gestalt re-präsentiert wurden, denen sie magische Kräfte zuschrieben und die sie um Schutz für die Gemeinden baten. Häufig hielten sie rituelle Feste mit zeremoniellen Tänzen und Gesängen ab, zu denen sie in farben-prächtigen Kostümen mit Muschel- und Federschmuck zusammentrafen.

Christoph Kolumbus „entdeckte“ Jamai-ka im Mai 1494 auf seiner zweiten Reise ins vermeintliche Indien, diesmal mit 17 Schiffen und 1.500 Mann Besatzung an seiner Seite. Als er Jamaika im heutigen St. Ann’s Bay das erste mal betrat, lebten etwa 100.000 Menschen auf der Insel. Bereits damals eröffnete er den brutalen Ton der zukünftigen Kolonialherrschaft, indem er die Arawaks, auf die er traf, beschießen und Bluthunde auf sie hetzen ließ – Tiere, die die Indianer noch nie zuvor gesehen hatten.

Teil 1 „Xaymaca – Land of Wood and Water“ Erste indianische Siedler und die Entdeckung durch KolumbusText: Mascha Wembacher / Fotos: John Gabriel Stedmann, © Karin Jung / pixelio.de

Arawak-Indianerin

Arawak-Dorf

Reggae, Rasta und Jamaika sind Begrif-fe, die fast jedem etwas sagen …… in dieser und den kommenden Aus-gaben wollen wir Euch in einer Serie ge-nauere Hintergründe dazu vorstellen und einen Überblick über die Entstehung der Reggae-Musik und damit verknüpft auch die Geschichte Jamaikas und die Rastafa-ri-Bewegung geben. Da die Geschichte des Reggae nur im Zusammenhang mit der In-sel Jamaika, ihrer Bevölkerung und deren Herkunft und Vergangenheit betrachtet

werden kann, wird im Folgenden auch die Geschichte Jamaikas von der ersten Besie-delung bis heute vorgestellt. Dabei wird schnell deutlich, dass dies eine sehr bewegte und seit Ankunft der ers-ten Europäer von Leid und Gewalt geprägte Geschichte ist. Allerdings ist es auch eine Geschichte des Widerstands, des Kampfs um Freiheit und des starken Überlebenswil-lens, was die jamaikanische Bevölkerung bis heute geprägt hat und eine einzigarti-ge Kultur hervorgebracht hat, so dass diese

kleine karibische Insel gleich in mehreren Bereichen einen bemerkenswert großen weltweiten Einfluss hat. So ist sie Heimat der Reggae-Musik, einer Musik des Widerstands gegen die Unterdrückung, die dank Bob Marley inzwischen in wahrscheinlich jedem Land der Erde gehört wird, sowie Ursprung der spirituellen Rastafari-Bewegung, deren Anhänger mittlerweile auf der ganzen Welt zu finden sind, und hat mit dem Vordenker Marcus Garvey die weltweite schwarze Frei-heitsbewegung entscheidend beeinflusst.

Page 17: Reggae Rhein-Main No 2

Christoph Kolumb us

Schnell kehrten sie mit Friedensangeboten zurück, bewirteten die Fremden während ih-res Aufenthaltes und begannen mit erstem Tauschhandel. Kolumbus blieb nur wenige Tage auf Jamaika, bevor er nach Kuba weiter segelte. Doch im Juni 1503 sollte er auf seiner vierten und letzten Reise unfreiwillig nach Jamaika zurückkehren. Ursprünglich mit vier Schiffen noch immer auf der Suche nach dem asiatischen Festland losgesegelt, hatte er zwei seiner Schiffe aufgrund von Wurm-fraß und Kämpfen mit Indianern bereits aufgeben müssen. Mit den verbleibenden beiden Schiffen, auf denen er die Überle-benden zusammengepfercht hatte, und die ebenfalls so wurmzerfressen waren, dass Tag und Nacht das Wasser abgepumpt werden musste, versuchte er Hispanola (heute mit den Staaten Haiti und Dominikanische Re-publik) zu erreichen, um von dort mit neu-en Schiffen nach Spanien zurückzukehren. Schwere Stürme zwangen ihn allerdings, seine sinkenden Schiffe an der Küste von

Jamaika auf den Strand lau-fen zu lassen,

wo der

inzwischen schwer erkrankte Admiral nun mit seiner ca. 120-köpfigen Crew über ein Jahr lang festsaß. Gerettet wurde er schließlich durch zwei seiner Männer, die mit einem umgebauten Indianerkanu nach Hispanola übersetzten und ein Schiff zur Rettung anheuerten. Ende Juni 1504 verließen Kolum-bus und seine Männer Jamaika schließlich. Als Kolumbus 1506 starb, gingen die Rechte an Jamaika an seinen Sohn Diego über, der die Insel einnehmen ließ und „Santiago“ nannte; ein Name, der sich allerdings nicht durchsetzte, da auch die Spanier den ursprünglichen indianischen Namen ge-brauchten, den sie zu „Jamaica“ verdreh-ten. Ab 1510 kamen spanische Siedler nach Jamaika und brachten neben Rindern und Schweinen zwei Dinge mit, die die Zukunft der Insel prägten: den Zucker und die Skla-verei. Die Spanier waren brutale Herren, die die friedlichen Arawaks zu Abgaben zwangen, sie versklavten und unter härtes-ten Bedingungen für sich arbeiten ließen. Durch Zwangsarbeit und Misshandlungen war die indianische Bevölkerung in weni-ger als zehn Jahren nahezu ausgelöscht. Zusätzlich wurden die Indianer durch ein-geschleppte Krankheiten dezimiert, gegen

die sie keine Abwehrkräfte besaßen, und viele nahmen sich selbst das Leben. Seit dem 17. Jahrhundert gelten die Arawaks in Ja-maika als ausgestorben. Um die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen, begannen die Spanier 1517 dann, Sklaven aus Westafri-ka nach Jamaika zu verschleppen. Der Sklavenhandel – eines der dun-kelsten Kapitel der Geschichte. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe.

Page 18: Reggae Rhein-Main No 2

– Report –

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An dieser Stelle sollte ja normalerweise unsere Seite zum Thema Natur- und Regen-waldschutz stehen. Auf Anregung hin wollen wir uns diesmal allerdings einem anderen sehr ernsten Thema widmen, den Boots-flüchtlingen aus Afrika und dem Verhalten europäischer Regierungen in dieser Sache. Jedes Jahr kommen nach Schätzungen mehrere Zehntausend Menschen mit klei-nen Booten über das Mittelmeer und den Atlantik nach Europa, um mit dieser lebens-gefährlichen Überfahrt echter wirtschaft-licher Not, Hunger und / oder politischer Unterdrückung in ihren Heimatländern zu entkommen. Nicht selten enden diese Über-fahrten tödlich. Seit längerem versucht die EU sich auf eine gemeinsame, für alle EU-Staaten gel-tende Asyl- und Flüchtlingspolitik zu eini-gen. Angesichts der Tatsache, dass die EU wesentlich weniger Flüchtlinge aufnimmt als beispielsweise Kanada und die USA, hat sich die EU im September zumindest bereit erklärt, künftig mehr Flüchtlinge aus Kriegs- und besonders gefährlichen Gebieten auf-zunehmen. Gemeint sind Menschen, die als „besonders schutzbedürftig“ gelten, da sie vor Krieg und Folter geflüchtet sind, und im Erstland nach ihrem Heimatland nicht bleiben können, weil sie dort ebenfalls be-droht werden. Der vernünftige Gedanke, sie gleichmäßig auf die EU-Staaten aufzuteilen, scheitert allerdings leider daran, dass die Teilnahme für die einzelnen Mitgliedsstaaten freiwillig ist, und gerade die vom Meer ab-geschotteten geographischen EU-Kernländer kein oder nur geringes Interesse zeigen, sich zu beteiligen. Denn bisher galt, dass Flüchtlinge ihren Asylantrag in dem Land stellen müssen, in dem sie zuerst EU-Boden betreten haben. In den meisten Fällen kommen Flüchtlinge und Migranten in den Grenzstaaten wie Malta, Italien, Spanien und Griechenland an. Von ihren Nachbarländern allein gelassen, wei-

sen diese Länder mittlerweile oft einen un-menschlichen Umgang mit den Flüchtlingen auf. Neben teilweise menschenunwürdigen Zuständen in den Auffanglagern wurden im Zuge des „Kampfes gegen illegale Migra- tion“ die Einreiseregelungen derart ver-schärft, dass Flüchtlinge aus Diktaturen und Kriegsgebieten kaum mehr eine Chance ha-ben, legal nach Europa zu gelangen. So fängt die italienische Küstenwache gemeinsam mit der EU-Grenzschutzorganisation „Fron-tex“ Schutzsuchende bereits auf offener See ab, obwohl sie dazu verpflichtet wäre, deren Schutzanspruch zu überprüfen. Stattdessen werden sie zur Umkehr gezwungen (selbst bei mangelndem Treibstoff und schlechtem Gesundheitszustand) oder in Länder wie Libyen zurückeskortiert, aus denen Miss-handlungen und die Gefährdung von Leib und Leben der Flüchtlinge dokumentiert sind, was gegen die Genfer Flüchtlingskon-vention und die europäische Menschen-rechtskonvention verstößt. Im restlichen Europa verschließt man die Augen vor den Tausenden von Menschen, die jedes Jahr auf diese Weise sterben, nur selten finden derartige Meldungen einen Weg in die Medien. Kurzzeitig für Schlagzei-len sorgte diesen Sommer die Überfahrt von 82 Menschen von der libyschen Küste zur italienischen Insel Lampedusa, bei der 77 Bootsinsassen ums Leben kamen. Angeregt durch einen Freund, der bei diesem Flücht-lingsdrama einen Verwandten verloren hat, wollen wir hier den Hergang der Tragödie genauer beleuchten. Ende Juli brechen die 82 Flüchtlinge mit einem Schlauchboot, Wasser und Treibstoff für drei Tage auf. Fast alle Passagiere kom-men aus Eritrea und haben bereits monate-lange Strapazen hinter sich, um nach Libyen zu gelangen. Ihre Chancen, in Italien Asyl zu erhalten, stehen gut – wenn sie denn Euro-pa erreichen. So berichtet die Menschen-rechtsorganisation „Human Rights Watch“

beispielsweise von Zwangsarbeit, Misshand-lungen und oft lebenslangem Wehrdienst in Eritrea. Allerdings verliert das Boot bereits kurz nach Aufbruch den Kurs, nach kurzer Zeit sind Benzin sowie Proviant und Trink-wasser aufgebraucht. Als erste stirbt eine junge Frau, der 23 weitere Frauen – zwei von ihnen schwanger – und über 50 Männer folgen. Am 20. August werden schließlich die fünf letzten, völlig ausgezehrten Überleben-den von der italienischen Küstenwache aus dem Boot gezogen. 23 Tage lang waren sie bei sengender Hitze im Meer gedriftet und hatten nach und nach die Leichen ihrer ver-dursteten Landsleute über Bord geworfen. Die Überlebenden, zwei Männer, eine Frau und zwei Minderjährige, berichten, dass zahlreiche Schiffe das Boot passierten, ohne zu helfen. Lediglich ein Fischkutter hätte ih-nen Nahrung und Wasser gegeben, sie dann aber zurückgelassen. Gemeldet hat kein Boot den Vorfall. Dieses Verhalten ist nicht überraschend, muss man bei der Rettung von Bootsflüchtlingen z.B. in Italien mit einer Anklage wegen „Beihilfe zur illegalen Einrei-se“ rechnen. Berühmtestes Beispiel hierfür ist der Kapitän der „Cap Anamur“, die 2004 37 afrikanische Flüchtlinge aus dem Mittel-meer rettete und wochenlang auf See fest-gehalten wurde, weil Malta und Italien sich nicht einigen konnten, an wessen Hafen die ungeliebte Ladung anlegen sollte. Der jah-relange Prozess, in dem vier Jahre Haft und 400.000 Euro Strafgeld gefordert wurden, endete diesen Oktober schließlich mit ei-nem Freispruch. Je mehr Einzelheiten im Fall der eritrei-schen Flüchtlinge bekannt werden, umso deutlicher wird hier das skandalöse Verhal-ten der maltesischen Behörden. So riefen die Flüchtlinge bereits am 3. August mit einem Satellitentelefon vom Boot aus bei einem eritreischen Bekannten in Malta an und baten um Hilfe, da sie ohne Treibstoff in der Nähe von Malta trieben, und bereits die

Flüchtlings-Drama im Mittelmeer Bootsflüchtlinge sterben durch unterlassene HilfeleistungText: Mascha Wembacher / Foto: Micniosi

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ersten Bootsinsassen gestorben waren. Der Eritreer alarmierte die maltesischen Behör-den, allerdings ohne Erfolg. Auch einer wei-teren Information am 14. August durch den Kölner Flüchtlingsrat wurde nicht nachge-gangen. Am 20. August schließlich meldete Malta einer italienischen Zoll-Leitstelle, dass sie seit einigen Tagen ein Flüchtlingsboot beobachte, das auf die Grenze zum italieni-schen Seenotrettungsgebiet kurz vor Lam-pedusa zutreibe. Wie lange das Boot schon beobachtet wurde ohne zu helfen, ist unklar. Laut der „Armed Force of Malta“ (AFM) habe es nach Meldung durch ein „Frontex“-Flug-zeug von maltesischer Seite aus die nach internationalen Standards nötige Versorgung mit Treibstoff, Schwimmwesten und ein wenig Brot und Wasser gegeben; die Fahrt-richtung sei nicht beeinflusst, und das Boot dann den italienischen Behörden gemeldet worden. „Sie starteten uns den Motor, da wir zu schwach dazu waren“, berichten die Flüchtlinge. „Dann sagten sie, wir sollten Richtung Lampedusa weiterfahren.” Auf der Grenze zu den italienischen territorialen Ge-wässern rettete die italienische Küstenwache die Überlebenden dann endlich. Anfänglich bestritten die Malteser die Aussagen der Eritreer und behaupteten, sie seien in sehr gutem Zustand gewesen, weshalb sie nicht an Land gebracht wur-den. Dass dies unmöglich der Wahrheit ent-spricht, wird spätestens klar, wenn man die-se Menschen nur kurze Zeit später an Land sieht: völlig abgemagert, zu schwach zum

Gehen, sie müssen ins Krankenhaus einge-liefert werden. Inzwischen hat die AFM ihr Vorgehen eingeräumt. Dies bedeutet, dass Malta wissentlich Menschenleben riskiert hat, um die Flüchtlinge nicht aufnehmen zu müssen. So überwacht der Inselstaat sein enormes Seenotrettungsgebiet nur unzu-reichend, und die italienische Küstenwa-che musste weiträumigere Patrouillen um Lampedusa auf Anordnung ihrer Regierung dieses Jahr einstellen, da jegliche zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen vermieden wer-den soll. Malta versucht nun, Flüchtlinge in italienische Gewässer abzuschieben. So wer-den die Menschen auf dem Meer hin und her geschoben und auch ihr Tod billigend in Kauf genommen, Hauptsache, man muss sie nicht aufnehmen. Gegen die fünf, stark traumatisierten Überlebenden wurden in Italien anschlie-ßend Ermittlungen wegen illegaler Migration eingeleitet. Nach einem neuen Gesetz droht jedem von ihnen eine Geldstrafe von 10.000 Euro. Die Flüchtlinge haben nun einen Asyl-antrag gestellt. Natürlich ist ein Ziel dieser Flüchtlingspo-litik die Abschreckung, da gerade ein Staat wie Malta, der aufgrund seiner geringen Grö-ße die vierthöchste Bevölkerungsdichte der Welt aufweist, nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen kann. Allerdings rechtfertigt keine Einwanderungskontroll-Politik, Men-schen einfach sterben zu lassen! Denn dies ist schlichtweg unterlassene Hilfeleistung, wovon man meinen sollte, dass sie auch

in Malta strafbar ist, unabhängig von der Herkunft der Personen! Europa trägt durch unser Wirtschaften (z.B. Fischereiabkom-men, Agrarsubventionen, Verursachen des Klimawandels) und die jahrhundertelange Ausbeutung des afrikanischen Kontinents mit die Schuld an der Zerstörung der Le-bensgrundlage der Menschen dort und darf sich nicht einfach der Verantwortung entzie-hen und die Flüchtlinge bekämpfen, anstelle der Fluchtursachen. Ganz Europa muss sich endlich auf eine gemeinsame, menschliche Flüchtlingspolitik einigen. Eine sog. „Staa-tengemeinschaft mit humanitärem Auftrag“, die politisch Verfolgten keine Möglichkeit zum gefahrenfreien Zugang gewährt, ver-liert schnell ihre Glaubwürdigkeit. Dass der größte Teil afrikanischer Migranten übrigens wenn möglich in Afrika bleibt, belegt eine Studie des German Institute of Global and Area Studies. So beherbergt Südafrika mit 7 Millionen mehr „illegale Migranten“ als die ganze EU. Familien und Freunde der eritreischen Opfer haben die Interessengemeinschaft „Family & Friends of the Victims“ gegründet, um das Vorgehen Maltas und Italiens öf-fentlich zu kritisieren und das Geschehene zu verurteilen, und freuen sich über Unter-stützung. Weiter wollen sie Anklage gegen die Verantwortlichen erheben. Meinungen, Fragen, unterstützende Worte und Beileids-bekundungen könnt Ihr an folgende e-mail-Adresse senden: [email protected].

Afrikanische Flüchtlinge vor Lampedusa

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Mit freundlicher Genehmigung von Public Music & Media Ltd.,Deutsche Reggae Charts (www.trendcharts.de)

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Long Time Shaggy Big Yard/Import Walk With An Empress Serengeti Sound Quake Music/Soundquake Lift We Up Deh Gentleman Silly Walks Discotheque/SoundquakeConcrete Jungle Rock Louie Culture Silly Walks Discotheque/SoundquakePon Your Head Chino Big Ship/ImportWreckage / Baby I‘m Sorry Lutan Fyah/Joggo Silly Walks Discotheque/Soundquake Perfect Love / Murderer Lady G/Rebellion Silly Walks Discotheque/Soundquake Protect I Jah Luciano Silly Walks Discotheque/Soundquake World Crisis Don Carlos/Million Stylez Ink-A-Link/Import Young Gunz Million Stylez/Joey Fever Necessary Mayhem/Soundquake Press It Up Sean Paul VP Records/Atlantic/WarnerI Know Cornadoor Sound Quake Music/Soundquake Oh Jonny (Reggae RMX) / Oh Jonny Jan Delay Buback/Vertigo/UDD/Universal Versatility Vybz Kartel & Indu Head Concussion Music/Import Gaza Mi Seh Beenie Man Big Ship/Import Poverty / Nah Stress Over Man Elephant Man/Cecile Big Yard/Import Mr. Collie Michael Rose, Mitch & Cali P Food Palace/Import Pon De Floor Major Lazer ft. Vybz Kartel Mad Decent/Downtown/Cooperative/Universal/DMD Any Gal Busy Signal Top Notch/Import Inna Yuh Hand Demarco Chimney Records/Import

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Morgan Heritage nun eine Selektion ihrer unvergess-lichen Klassiker und Hits sowie zwei brandneuen Songs. Die Samm-lung besteht aus einer CD mit 20

Titeln und einer DVD, welche Musikvideos und einen Kurzfilm „Africa Is Calling“ über die Reise der Geschwister Morgan in die afrikanischen Staaten Senegal und Gambia zeigt.

Bobo Niyah Dj Observer, VÖ - Januar 2009, Ajang Music Productions – Sein neuestes, teilweise sogar auf Jamaika produziertes Album ist eine starke Weiterentwicklung zu den voran gegangen Scheiben. Man kann sich auf vielfältige Stilrichtungen gefasst machen. Gut die Hälfte der Riddims hat Bobo Niyah selbst produziert. Unter anderem sind auch Spectacular, Fread Locks, Yah Meek

& Kashewman auf seiner Platte zu hören. Eine gute Mischung aus Dancehall aber auch Roots-Reggae. Empfeh-lenswert!

CD Tipps

Serani No games, VÖ - 27. 10. 2009, Phase One Communicati-ons, Inc. Rockstone Media – Endlich ist nun das lang ersehnte Serani

Album erschienen. Neben seinen bekannten Hits wie „No games“ & „She loves me“ bie-tet es 12 weitere Songs mit einem breitem Sprektrum an neuem Material, welches man sich unbedingt anhören sollte. Sehr abwechslungsreich, ein Mix aus R‘n‘B, Pop und Dancehall-Einflüssen. Weiter so!

Lee Everton Sing a song for me, VÖ - 23. 10. 2009, Rootdown Records / Soulfood Music – Das zweite Album des Schwei-

zers ähnelt seinem Debüt-Album, was dem hervorragenden Gesamteindruck jedoch überhaupt nichts anhaben kann. Karibische Klänge gepaart mit seinem Songwriter-Talent. Melancholisch und entspannend, genau das Richtige für die bevorstehende kalte Jahreszeit.

Dancehall-Compilation

Strictly the Best 41, VÖ - 27. 11. 2009, VP Records / Groove Attack – Wieder einmal eine gelungene Ausgabe der seit 1993 existierenden VP-Compilation. Dancehall vom Feinsten unter anderem mit Top-stars wie Mr. Vegas, Mavado, Elephant Man und Busy Signal.

Morgan Heritage The journey thus far, VÖ - 06. 11. 2009, VP Records / Groove Attack – Nach einer mittlerweile 15-jährigen grandiosen Musik-Karriere mit weltweitem Erfolg präsentieren

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Party & Festivals

04. Dezember 2009Darmstadt• 22 Uhr, Into The Lion’s Den (Reggae/Dancehall Party), Bessunger Knabenschule

05. Dezember 2009Frankfurt• 21 Uhr, Gavinchi, Dubs Till Dawn, Armagiddeon Sound, FH Frankfurt Café 1Mainz• 22 Uhr, Uwe Banton, Anthony Locks & Back Pack Band, Studihaus MainzMannheim• 22Uhr,HERBALIZEIT&DeeBuzz, Rude 7

08. Dezember 2009Darmstadt• 21 Uhr, Root & Tonic Lounge (Peter Lemon & RootsRock),Baobab, Wenckstraße 1a

10. Dezember 2009Darmstadt• 20 Uhr, DELLÉ, Konzert,Centralstation

11. Dezember 2009Frankfurt• 23 Uhr, JAMBO, JAMBO, Frankfurt Club O25

Party - Konzert - Guide 12. Dezember 2009Mannheim• 22 Uhr, STING LIKE A BEE B-DAY BASH. - Mortal Kombat, Sting & Buzz, Rude 7 Schlüchtern• 22 Uhr, All Fi One Soundsystem, Underworld

18. Dezember 2009Mannheim• 22 Uhr, Champions Jugglin- Freeze & Sebastian, Rude 7

19. Dezember 2009Mannheim• 22 Uhr, PowPow & DeeBuzz, Rude7Frankfurt• 22 Uhr, NATTYFLO & One Drop Band, NachtlebenOffenbach• 20Uhr,DubIt!!!Rumble&Armagiddeon, Waggon

24. Dezember 2009Mannheim• 22 Uhr, „RUDE 7 - X - MAS“ DeeBuzz & Friends

25. Dezember 2009Frankfurt• 23 Uhr, Master Blaster, Soundbwoyz Destiny, Club O25

26. Dezember 2009Mannheim• 22 Uhr, NATURE (live) & DeeBuzz, Rude7Miltenberg• 21 Uhr, Dread Blood and Fire Soundsystem Weih-nachtsparty, Eintritt frei, LBS (Staffelbrunser)

28. Dezember 2009Darmstadt• 22 Uhr, Nacht der Clubs,u. a. Concrete Jungle Konzertin der Centralstation

29. Dezember 2009Darmstadt• 21 Uhr, Root & Tonic Party (Peter Lemon & RootsRock),Baobab, Wenckstraße 1a

31. Dezember 2009Darmstadt• 0 Uhr, Silvester Special: To the Roots, Reggae & Dancehall, BaobabFrankfurt• 23 Uhr, Silvester mit Soundbwoyz Destiny, Club O25Mannheim• 22 Uhr, NEW YEAR BASH @ RUDE7 Sting like a bee, Baitin Lizard, DeeBuzz uvm

26. Februar 2009Darmstadt• 22 Uhr, Love & Unity, mit Rudegal Mantiz, Radikal Sunflowers & Dynamight Sound,Bessunger Knabenschule

02. März 2009Darmstadt• 20 Uhr, Culcha Candela,Centralstation

Die Redaktion übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.

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New Datescheck out on

www.myspace.com/reggaerheinmain

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Baobab Family

Spendenkonto: Baobab Family e.V.Bank für SozialwirtschaftKonto-Nr. 88 96 400BLZ 700 20 500

Der Projektname „Baobab“ stammt vom gleichnamigen afrikanischen Lebensbaum; dem Affenbrotbaum (Baobab-Baum). Dieser Baum sammelt während kurzer Regenzeiten Wasser für Dürreperioden, bietet Menschen Nahrung, Baustoff, Kleidung, Medizin und Schutz. In seinem hohlen Stamm kann er ganzen Familien Obhut bieten. Er wächst langsam, aber wurzelt fest und hat die Kraft, lange Trockenzeiten zu überdauern. In unse-rem Projekt steht der Baobab für das Gedei-hen unserer Vision; eine langfristig wirksame Entwicklungszusammenarbeit zu leisten. Schon seit den frühen Anfängen ist das Wachstum der Baobab Family deutlich von Musik mitgeprägt und unterstützt worden. So gab es beispielsweise im ersten Jahr der Vereinsgründung bereits das erste Benefiz-konzert in München. Bei manch finanziellem Engpass der Vergangenheit konnte das Pro-jekt teils nur mit kurzfristigen Benefizkonzer-ten überleben und weitere Helfer finden. Der erste Stock unseres Kinderhauses in Mikindani wurde zu einem großen Teil durch Benefizkonzerte gedeckt und dadurch Platz für mindestens 40 weitere Kinder geschaf-fen! Eine enorme Entwicklung begann mit den ersten direkten Ansprachen durch Jah-coustix, einem Reggae-Sänger, der von sich aus bei Konzerten auf die Menschen zuging und sie öffentlich darum bat etwas zu tun. So kam es, dass die Baobab Family auch in anderen Städten fruchtbaren Boden fand und sich erste kleine Gruppen bildeten. Wie wir meinen eine beachtliche Entwicklung in kurzer Zeit, die in dieser Form nur mit Hilfe der Musik und der offenen Herzen der betei-ligten Künstler und des Puplikums möglich war. Wir hoffen auf diesem Weg noch mehr Künstler ansprechen zu können. Der Grundstein der Baobab Family in Mikindani Hier in Mikindani wurde im Jahr 2000 von Andreas Triebel der Grundstein der Baobab Family gelegt. Die Idee war es den Strassen-kindern zu helfen und Ihnen eine Zukunft mit Liebe und Geborgenheit zu schenken. Mittlerweile gibt es zwar eine Reihe weite-

rer Hilfsprojekte der Baobab Family, jedoch wird dieses Haus für Strassenkinder immer einen ganz besonderen Stellenwert in unse-rer Hilfsorganisation behalten. Der Baubeginn für das Kinderhaus war im Jahr 2001 und Anfang 2002 wurde das Erdgeschoss fertiggestellt. Jedes Stockwerk wird mit sanitären Anlagen ausgestattet und verfügt über eine Gemeinschaftsküche. Zur Wasserversorgung sind 4 Tanks installiert, die auch die geplanten weiteren Stockwerke mit fließendem Wasser versorgen werden. Ende 2002 wurde dieses Gebäude das Zuhause der ersten Straßenkinder. Mehrere keniani-sche Mitarbeiter, die mit der Situation vor Ort vertraut sind, kümmern sich darum, ihre Schützlinge in die Gemeinschaft einzuglie-dern. Das Wohnhaus wurde mit, für die Küs-tenregion typischen, Korallensteinen erbaut. Gemauert wird, wie auch bei uns üblich, mit Zement und Sand. Für die tragenden Säulen sowie die Böden und Decken wird Stahlbe-ton verwendet. Nach langem hin und her mit den Behörden und vielen Aktionen in Deutschland um die Baukosten aufzubringen wurde Anfang 2006 der erste Stock fertigges-tellt. Sobald die dadurch anfallenden Kosten durch Paten gedeckt sind, können wir nun bis zu 50 Kindern bei uns aufnehmen. Langfristiges Ziel ist es, die Baobab Family auf lange Sicht in ein sich selbst tragendes System zu führen. Der erste Schritt hierfür war die eigenständige Produktion für afrika-nische Produkte die in Deutschland an den Baobab Infoständen und auf Benefizkonzer-ten verkauft werden. Um mehr Menschen in Kenia eine Arbeitsstelle bieten zu können, suchen wir im Moment nach Kooperationen mit Einzelhandelsgeschäften die unsere Pro-dukte mit anbieten. Angesichts der hohen AIDS-Quote in Ostafrika und in Kenia wäre es illusorisch zu glauben, dass die Bewohner im Haus der Ba-obab Family von dieser Krankheit nicht betrof-fen sein könnten. Bei ausreichender finanzi-eller Unterstützung wäre es uns möglich, auf dem Gelände eine Arztstation einzurichten, die selbstverständlich auch von anderen Ein-

wohnern Mikindanis genutzt werden könnte. Schon jetzt kommen täglich viele HIV-Erkrank-te zu uns, um Hilfe zu suchen – leider sind aber unserer finanziellen Mittel limitiert – Das können Sie durch Ihren Beitrag verändern! Anfang 2006 haben wir angefangen diese Probleme aktiv anzugehen. Für unser neues HIV- Projekt wurden neue Leute angestellt uns geschult. Seit Juni 2006 sind diese Mit-arbeiter nun auf den Strassen unterwegs um eine möglichst umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir gehen hierbei Gebietsweise vor um eine umfassende Statistik über infizierte Menschen in Mikindani und Umgebung zu er-arbeiten. Diese Zahlen und Daten stellen wir dann selbstverständlich auch anderen Hilfsor-ganisationen zur Verfügung, die sich mit dem Thema AIDS in Afrika beschäftigen. Neben den Straßenkindern sollen in Zu-kunft auch allein erziehende Mütter stärker unterstützt werden. Natürlich soll die Hausge-meinschaft eine Art Ersatzfamilie sein. Für die Deckung der monatlichen Kosten dieser Auf-gabe suchen wir viele Mitglieder, Paten und Sponsoren. Abgesehen von finanzieller Unter-stützung kann den Kindern und Müttern schon allein der Gedanke, dass weit entfernt jemand an sie denkt und ihren Lebensweg verfolgt, viel Kraft geben. So können Sie helfen: •IndiesemwichtigenProjektfehlender-zeit noch 30 Kinderpatenschaften um die monatlichen Kosten für Nahrung, Unterkunft, medizinische Versorgung und Schulbildung der Kinder zu sichern. •AuchdurcheineMitgliedschaftimBao-bab Family e.V. können Sie helfen diese Fix-kosten zu decken. Informationen sowie ein Online-Spen-den-Formular finden Sie auf unserer Web-site: www.baobabfamily.org

Music is the key to our heartsVielseitige und nachhaltige Entwicklungshilfe in KeniaText / Fotos: Baobab Family e.V.

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REGGAER hein-MainReggae- & Dancehall-News outta di area

Wir würden uns natürlich über das Interesse weiterer Anzeigenkunden sehr freuen, denn HIER KÖNNTE IHRE ANZEIGE STEHEN.

Die nächste Ausgabe von Reggae Rhein-Main wird Anfang März 2010 erscheinen. Anzeigenschluss ist der 01.02.2009.

Kontakt unter [email protected]

Im Folgenden unsere Anzeigengrößen:

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