RePHlex No 10 2013

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1 Zeitung der Versammlung der Studierenden der PH Zürich NO 10, 14. Dezember 2013 RePHlex Wertschätzung

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Studierendenzeitung der PH Zürich

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Zeitung der Versammlung der Studierenden der PH ZürichNO 10, 14. Dezember 2013

RePHlex

Wertschätzung

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10Liebe Mitstudierende, liebe Leserinnen und Leser,

Unsere erste runde Ausgabe ist da: RePHlex Nummer 10! Für RePHLex ist das alles andere als ein Grund zum Ausruhen, denn wir wollen interessant bleiben. Darum schreit ein Jubiläum förmlich nach brandaktuellen Inhalten: Wertschätzung — Ein Thema, das hervorragend zur Adventszeit passt. Und ein Begriff, dessen Bedeutung unserer Gesellschaft immer wieder verloren zu gehen droht. Doch was geht mit der Wertschätzung eigentlich verloren? Sind es Vorstellungen von Werten, die wir als Lehrpersonen vermitteln wol-len und die von der Jugend nicht in gleicher Weise anerkannt werden? Juri Egger stellt in seinem Text „Dieses tolle Gebäude“ eine These auf, welche dieses Phänomen zu begründen versucht. Fehlende Wertschätzung kann auch dann empfunden werden, wenn man sich in einem stressigen Alltag abmüht und zu wenig Anerkennung dafür bekommt. Hiergegen hält RePHlex 10 wertschätzende Worte unserer Hochschulleitung für euch bereit. Wobei Verwaltungsdirektor Roger Meier aber auch vor der Wertschätzung als Droge warnt. Claudine Birnbaum weiss konkreten Rat in einer allseits bekannten Unterrichtssituation. In „Wertschätzung — brauche ich sie wirklich und wenn ja, von wem?“, berichtet sie wie sie ihren Montagmorgen trotz einer desinteressierten Klasse retten kann. Aber auch über die „Bergaffen“ erfahrt ihr in dieser Ausgabe mehr: Annalea Roner berichtet uns von ersten Begegnungen mit der deutschsprachigen Schweiz und erzählt vom Deutschlehrmittel ihrer romanisch sprechenden Eltern, welches den Titel „Deutsch für Ausländer“ trägt.Wertschätzung ist ein Thema, das manchmal bewusst, meistens jedoch unbewusst unseren Alltag bestimmt. Zu wenig davon macht viel, doch es gibt wohl auch ein zuviel des Guten

Viel Spass beim Lesen und eine schöne Weihnachtszeit wünschen euchAlain, Judith, Julia, Juri, Manu, Remo und Tobi

INHALTSVERZEICHNIS

Ausgabe: RePHlex NO 10, 14. Dezember 2013 | Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studieren-den an der PHZH, Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich, Mail: [email protected], Link: www.vsph-zh.ch | Redaktion: RePHlex, Zeitung des VSPH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich, Mail: [email protected] | Redaktionsleitung: Julia Rietze, Manuel Wirth | Redaktion: Judith Leumann, Remo Storchenegger, Re-bekka Bischof, Hüseyin Ucmak, Alain Strebel, Juri Egger, Annina Fehlmann, Irini Papaioannou | Freie Mitarbeit: Annina Gutmann, Julia Bärtschi, Claudine Birbaum, Vera Honegger, David Schaufelberger | Titelbild: Hüseyin Ucmak | Layout & Gestaltung: Alain Strebel

Anzeigen: Juri Egger; [email protected] – Anzeigenschluss Februar 2014, 25. Januar 2014

IMPRESSUM

Kolumne Wertschätzung 3

EDITORIAL

Dieses tolle Gebäude Campus PH Zürich 4Diebstähle an der PH Zürich 6Bibliothek Zoneneinteilung 7Chemie Der Kater 8Erzählnacht Ein Event des Schreibzentrums 9Nachhaltigkeit Nächster Halt, Endstation? 10Rumantsch Da Capuns, Maluns e Subvenziuns 12Hochschulleitung Was sie unter Wertschätzung versteht 14Rätsel Kennst du die PH Zürich? 15Austauschsemester Schule in Texas 16Studienpreise Stiftung Pestalozzianum 18TheraBierbar Impressionen 20

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3Danke

Montagmorgen in einer kaufmännischen Be-rufsschule in der Region Zürich. Ich verteile meine sorgfältig und mit viel Energie erstell-ten Arbeitsblätter an meine Lernenden. Ein Raunen geht durch die Klasse. Keine Vorfreu-de im Hinblick auf das neue Thema, das ich sogleich starten werde, kommt auf. Meine schöne Vorbereitungsarbeit wird von den Ler-nenden einfach nicht gewürdigt. Im Gegenteil. Die Lernenden verziehen ihre Miene und ich kann förmlich spüren, wie sie gedanklich ihre Hände über dem Kopf verwerfen. Es ist gerade mal 7.20 Uhr und die transitorischen Konten stellen nach einem wohl farbigen (Party-)Wo-chenende wohl nicht gerade ein verlockendes Highlight dar. Ich trage die Reaktion der Ler-nenden mit Fassung.

Ist das jetzt mangelnde Wertschätzung der Ler-nenden gegenüber mir und meiner Arbeit oder einfach ihr Energielevel, der zu Wochenstart noch nicht hochgefahren ist? Ich weiss es nicht. Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo da-zwischen. Oder die Lernenden können einfach die Tragweite des Qualifikationsverfahrens am Ende ihrer Ausbildung (noch) nicht erkennen. Kann ich es ihnen verübeln? Jetzt wollen doch erst einmal die Erlebnisse des vergangenen Wo-chenendes – die Dates, die Boys, die Girls, die neuen Kleider und die neusten Chats mit dem potentiellen Freund/der potentiellen Freundin – ausgetauscht werden. Dagegen haben „meine“ transitorischen Konten nicht den Hauch einer Chance…

Ich beginne meinen Unterricht trotzdem und tröste mich damit, dass ich sicher mein Bestes gegeben habe in der Vorbereitung und mir vie-les überlegte, als ich die Arbeitsblätter erstell-te. Irgendwann einmal – spätestens am Tag des Qualifikationsverfahrens – werden sie mir wohl dankbar sein und meine Arbeit – wenn auch im Nachhinein – zu schätzen wissen. Oder auch

WERTSCHÄTZUNG

Kolumne

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nicht. Daran will ich gar nicht denken. Wenn meine Motivation, stets aufs Neue guten Un-terricht zu erteilen nur davon abhängen würde, ob und wann die pubertierenden Lernenden meine Arbeit wertschätzen, dann wäre meine Motivation schon lange auf null gesunken. Di-rekte und sichtbare Wertschätzung gibt es eben nur selten. Und das nicht nur im Unterricht.

Warum also legen wir Menschen darauf so viel Wert? Warum scheint für uns die Wertschät-zung der anderen so wichtig zu sein? Ginge es nicht auch ohne? Würde es nicht reichen, wenn wir einfach uns selbst wertschätzen? Unseren eigenen Wert zu schätzen wissen, egal, was die anderen gerade von uns oder über uns denken?

Wenn wir vollkommen überzeugt wären von unserem eigenen Wert, völlig selbstsicher und eins mit uns selbst, wäre es uns ja auch völlig egal, wie andere über uns urteilen, oder? Ist also Wertschätzung nur etwas für Schwache, Unsichere, Ratlose und Frustrierte? Oder brau-chen wir nicht doch alle hie und da ein klein bisschen Anerkennung von anderen Menschen? Wer von uns ist schon immer perfekt und voller Selbstliebe und Wertschätzung für sich selbst, trotz aller Fehler, die wir haben? Ausser dem Dalai Lama und ein paar anderen Erleuchteten kann das wohl niemand auf dieser Erde von sich behaupten.

Geben wir es doch einfach ehrlich zu: Wir alle lechzen nach Wertschätzung – mal mehr, mal weniger. Je nach Lebenssituation.

Ein guter Anfang ist auf jeden Fall, sich seines eigenen Wertes bewusst zu sein. Am besten schreiben wir uns ein paar tolle Sachen über uns – am besten gerade in diesem Augenblick – auf einen Zettel und legen uns diesen in unser Por-temonnaie. So haben wir ihn immer zur Hand, wenn wir wegen einer erwarteten und nicht

BRAUCHE ICH SIE WIRKLICH UND WENN JA, VON WEM?

erhaltenen Wertschätzung in die emotionale Abwärtsspirale geraten und uns mit negativen Selbstgesprächen und Selbstkritik weiter nach unten zu bewegen drohen.

So nehme ich also an besagtem Montagmorgen gedanklich meinen Zettel aus meinem Porte-monnaie, führe mir vor Augen, was für eine tolle Frau (und Berufsschullehrerin) ich bin, lächle in mich hinein, dann zu meinen Lernen-den und beginne die Lektion. Und siehe da: Der eine oder die andere hört mir tatsächlich zu! Ein Schmunzeln zieht über mein Gesicht, ich klopfe mir in Gedanken auf die Schulter, denn ich habe soeben meinen Wochenstart selbst „ge-rettet“ und freue mich jetzt auf eine neue, tolle Arbeitswoche.

von Claudine BirbaumStudiengang Berufsschullehrerin W&G (Sek II)

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Verlorene Wertschätzung

Es war mein erster Tag an der PH Zürich. Ich strömte mit vielen meiner neuen Kommilito-nen die Treppe vom Hauptbahnhof zur PH Zü-rich. Die Menge schleifte mich ins Hauptgebäu-de und hinauf in den riesigen Vorlesungsraum. Ich war überwältigt, rechnete bereits aus, wie viele amerikanische Kirschbäume für diese im-posante Innenausstattung gefällt worden waren, da bat man uns schon die Plätze einzunehmen. Vielleicht zehn Minuten nach Beginn der Ein-führung fühlte ich, wie die Luft sich zu erwär-men anfing. Der Indikator für diese Feststellung war aber nicht ein Impuls meiner Hautnerven in meinem Hirn. Nein, es waren Schweissper-len auf meiner Haut, so gross wie Tennisbälle. Sofort verfluchte ich mich, ein T-Shirt unter das Hemd angezogen zu haben. Meine nähe-re Umgebung schien noch nichts von meiner Not bemerkt zu haben. Dezent strich ich mir über die Stirn, ein Schwall von Kühlflüssigkeit drohte meine Sitznachbarin zu ertränken. Ich streifte mir mit meinem Hemdärmel über die Hand und tupfte leicht meinen Nacken, so-gleich musste das triefende Stück Stoff mit vol-ler Kraft ausgerungen werden. Die Not wurde langsam aber sicher akut. Ich musste raus, so-fort. So zwängte ich mich zwischen den Stühlen durch und rannte in Lichtgeschwindigkeit auf die Toilette. Zwei WC-Papierrollen später war ich wieder trocken und dachte: „Dieses scheiss Gebäude!“

Wertschätzung und der Mensch

Ich kann mich noch genau an meinen 14. Ge-burtstag erinnern. Ich freute mich riesig darauf, denn meine Grosseltern kamen extra von Bi-asca (TI) nach Zürich, um an diesem speziellen Tag bei mir zu sein. Doch ehrlich gesagt war dies nicht exakt der Grund für meine über-schwängliche Freude. Denn es war vielmehr ein rechteckiges Paket, das sich im Gepäck-raum des silbernen BMW meines Grossvaters (Mercedes war ihm zu protzig, Audi erlaubte die Frau nicht) befand, das mir so ungeheure Vorfreude bereitete.

DIESES TOLLE GEBÄUDEText Juri Egger

Fotos Stefan Müller

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Nach Tortenessen und Geburtstagslieder-singen kamen wir endlich zum Moment der Wahrheit. Ich durfte das Geschenk auspacken. Dann ein Freudenschrei. Ja, es waren genau die Schlitt-schuhe, die ich mir gewünscht hatte. Am Abend war Training. Angespannt hievte ich meine Eishockeytasche in die Garderobe. Auf-geregt öffnete ich den Reissverschluss und legte die Schlittschuhe ganz beiläufig frei. Einer, ja, nur einer bemerkte die neuen Schlittschuhe und sagte ganz beiläufig: „Die glichä hed min Brüäder au.“Ich hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, es gab ja noch das Training und auf offener Eis-fläche stieg die Wahrscheinlichkeit, dass sich meine Schlittschuhe bemerkbar machten. Da platzte Timon in die Garderobe, in der Hand seine brandneuen Schlittschuhe, ein besseres Modell als meine. Er schrie und hielt sie in die Luft. Die Garderobe erhellte sich mit „Oh“- und „Ah“-Rufen. Ich schaute auf meine offene Tasche und dachte: „Diese scheiss Schlittschuhe!“

Genau erinnern kann ich mich auch noch an meinen ersten Laptop. Ein Monster von ei-nem Mac. Da ich diverse extra Spezifikationen

wünschte, mussten wohl einige der 700`000 Foxconn Mitarbeiter am Abend etwas länger ar-beiten, denn ich wollte meinen Mac pünktlich. Jeden Tag loggte ich mich beim App Store ein und verfolgte die heilige Lieferung: Shanghai, Shipped to Milano (IT), Transit to Bellinzona und nach einer gefühlten Ewigkeit zeigte die Trackingliste endlich Zurich an. Ich musste mir natürlich gleich den Tag frei nehmen. So gegen 11 Uhr kam dann das Paket. Ich öffnete mit ge-waltiger Vorsicht die weisse Schachtel und hob das MacBook aus der Fassung. Meine Hände zitterten als ich über das aus Aluminium ge-fräste Gehäuse tastete. Ich startete das Monster mit einem Knopfdruck und beim berühmten Start-Gong kullerte eine Freudenträne meine Wangen herunter. Ich hatte die ersten Tage eine riesen Freude an dem Ding. Die zusätzlichen Spezifikationen, die mich schier in den finanzi-ellen Ruin getrieben hatten, schienen sich aus-zuzahlen. So konnte ich alle Programme gleich-zeitig starten und die Prozessorauslastung war trotzdem nur bei 8%. Juhu! Doch die Freude sollte nicht lange weilen... Kurze Zeit später brachte Apple die neue Ge-neration MacBook auf den Markt. Ein Freund von mir bestellte natürlich sogleich eines. Eines

Die PH Zürich am Hauptbahnhof. Im Hintergrund die schöne Limmatstadt und der Zürichsee

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mit SSD Hardware und hochauflösendem Re-tina Display. Das Ganze so dünn, wie zwei auf-einander gelegte A4-Blätter. Sein MacBook war natürlich um Welten schneller als meines. Und als wir uns einmal trafen, um eine gemeinsame Schreibarbeit zu verfassen, da wurde ich Zeuge, wie wir gleichzeitig die Starttaste unseres Lap-tops drückten und er schon die ersten Zeilen schrieb, während auf meinem Display immer noch der angebissene Apfel angezeigt wurde.Ich starrte auf meinen Bildschirm, auf das springende blaue „W“ und dachte: „Dieser scheiss Laptop!“

Ablegen der Kindlichkeit

Ein paar Jahre nach diesen Ereignissen, so zwi-schen 20 und 24 entschied ich mich, erwachsen zu werden. In dieser Phase setzte ich mich mit mir selbst und somit auch mit dem Menschen auseinander. Zunehmend wurde ich fähig, mich und meine fehlende Wertschätzung in Frage zu stellen. Meine Erkenntnisse führten zu einer gewagten These: Um etwas wertzuschätzen, muss man es zuerst verstehen.Man muss zuerst verstehen, dass es für einen 14-jährigen nicht selbstverständlich ist, 800 Franken teure Schlittschuhe als Geschenk zu erhalten, während in anderen Familien das Geld für einen Kühlschrank fehlt. Man muss zuerst verstehen, dass man einer der wenigen privile-gierten Menschen auf dieser Welt ist, die sich überhaupt je in ihrem Leben ein MacBook leis-ten können, während der Grossteil der Welt, an der Herstellung dieses aufklappbaren Designer-stücks zu Grunde geht. Diese Tatsachen muss man sehen, um eine wert-

schätzende Haltung zu entwickeln. Genau das passiert, wenn man erwachsen wird, man be-ginnt zu verstehen.

Das Gebäude der PHZH

Es waren vielleicht vier Wochen vergangen. Mein Hitzeschock vom ersten Tag verdaut und ich wagte es, langsam aber sicher wieder ein Hemd zu tragen. Morgens um 7.45 ging ich durch die riesige Halle am Hauptbahnhof. Die Menschenmassen drängten sich an mir vorbei, gehetzt, wohl um den nächsten Zug nicht zu verpassen. Ich nahm es gelassen, war ich doch gleich am Ziel. Acht Minuten später befand ich mich auf dem erho-benen Vorplatz der PH Zürich. Rings um mich glänzten die unzähligen Fenster. Ein paar Stu-denten rauchten gemütlich eine morgendliche Zigarette. Ein Gefühl der Ruhe breitete sich in mir aus. Ich schlenderte zum LAB. Die Schie-betüren sausten auf die Seiten und ich trat ein. In einem Augenwinkel sah ich, wie sich ein Stu-dent im Stübli streckte und gähnte, bevor er sich von dem riesigen alten Sessel erhob. Ich begab mich in eines der Zimmer. Die Do-zentin machte noch einen Probelauf mit den Instrumenten. Beamer, Laptop und Presenter, alles funktionierte. Ich will nicht sagen, die Lektion war langwei-lig, doch zwischenzeitlich entlockte mir die sagenhafte Aussicht über die Stadt einige Bli-cke. In der grossen Pause begab ich mich mit einem Kaffee auf die grosse Terrasse. Ein paar spätsommerliche Sonnenstrahlen erhellten mein Gemüt. Bald war es Mittag, die Stunde zu Ende. Ich

packte meinen Rucksack und eilte in den Velo-keller, öffnete mit dem Badge mein persönliches Schliessfach (es hat übrigens noch massenweise freie davon) und holte meine Trainingssachen hervor. Um die Ecke wartete schon der Lift. Ohne Anstrengung im 6. Stock angekommen, passierte ich mit meiner ASVZ-Legi die Kon-trolle. In der Mehrfachturnhalle mit Blick auf den Vorplatz schwitzte ich, zugegeben, zu ku-rioser Musik. Nach dem Training die warme Dusche in der Umkleide, die mehr an ein SPA erinnert als an eine Hochschule. Zur Feier des Tages gönnte ich mir ein Menü in der Mensa. Erstaunt über den günstigen Preis (In der ABB Mensa kostet das Menü 15.-, Sa-lat und Wasser gibt es nicht dazu) beschloss ich, diese Feier alltäglich abzuhalten. Mit vollem Bauch lag der Entschluss nahe, die sechs Stockwerke per Lift und nicht per Treppe zu bewältigen. Im Digital Learning Center hol-te ich gratis meine reservierte Kamera und das Mikrofon ab. Nach unten benutzte ich die Treppe. Schliess-lich war ich auf der Etage des grossen Vorle-sungsraumes. Ich erinnerte mich an den ersten Tag: „Wie kindisch von mir.“Unten angekommen grüsste ich die Rezep-tionistin, die mir in den ersten Tagen der Ver-lorenheit so geduldig Auskunft gegeben hatte. Ich trat auf den Vorplatz und betrachtete die atemberaubende, vierzig Meter hohe Fassade. Langsam schritt ich Richtung Hauptbahnhof und dachte mir: „Dieses tolle Gebäude!“

Der grosse Vorlesungssaal im LAA

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Wenn man die Treppen zur PH Zürich hinauf-geht und sich langsam vor einem die atembe-raubende Fassade des Gebäudes auftut, kommt man sich vor, wie ein Halbgott der sich zum himmlischen Olymp begibt. Auf dem erhöhten Vorplatz angekommen fehlen nur noch Zeus und seine fünf Geschwister, um die göttliche Fantasie wahrzumachen. Bei all diesem Luxus darf aber nicht vergessen werden, dass sich die Örtlichkeit der PH Zürich gerade neben dem berüchtigten Langstrassenquartier befindet. Wer sich schon einmal abends beim Feiern an genannter Strasse in ein Nebengässchen verirrt hatte, den wundert`s nicht, dass sich vermehrt Diebstähle an der PH Zürich ereignen. (Für den Autor dieses Textes, dem vor ein paar Jahren 50 Franken an der Langstrasse abgenommen wur-den, ist es ganz klar, dass die Diebstähle auf den Kreis 4 zurückzuführen sind. Die Redaktion hält fest, dass durchaus andere Ursachen wie beispielsweise die Nähe zum Hauptbahnhof in Frage kommen).Diebstählen vorzubeugen ist ein wichtiges An-liegen des Hausdienstes und sollte auch für die Studenten von grossem Interesse sein. Um diesem Ziel möglichst nahe zu kommen, ist es unumgänglich, dass alle Benutzer des Gebäudes zusammenarbeiten.

Benutzung der Garderobe

Bevor man einen ASVZ-Kurs besucht oder ein paar Tonnen im Kraftraum hebt, empfiehlt es sich die normale Kleidung gegen leichte Sport-kleidung auszutauschen. Am besten macht man das in einer der grosszügigen Garderoben im

AN DER PH ZÜRICH

Winterzeit ist Einbruchszeit. Jedoch wird nicht nur eingebrochen, sondern auch gestohlen. Unter anderem sogar

an der PH Zürich.

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6.Stock des LAC. Die Kästchen sollte man mit einem Vorhängeschloss, erhältlich im Handel oder bei der PH Zürich, abschliessen.Nach dem Umziehen verlässt man die Garde-roben nach hinten, damit ist es für die Sicher-heitsleute einfacher, die Übersicht zu behalten. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass es zwei Bereiche gibt. Einer, der mit Aussenschuhen, und einer, der nur mit sauberen Sportschuhen betreten wird. Die Sporttaschen sollten in den grosszügigen Garderobenkästen Platz finden und nicht in die Sporthalle oder den Kraftraum mitgenommen werden.

Selbstlernzonen

Wer kennt das Problem nicht? Einmal ange-nommen, man hat eine Zwischenstunde und richtet sich an einem Mensatisch zum Lernen ein. Nach einer Weile wird ein Toilettenbesuch

unausweichlich. Es stellt sich die Frage, Laptop mitnehmen oder das Risiko eines Diebstahls eingehen?Damit sich diese Frage nicht mehr stellt, wur-den sogenannte Selbstlernzonen eingerichtet. Es handelt sich dabei um Seminarräume oder Gruppenräume, die, wenn sie nicht von Do-ziernden benötigt werden, für die Studierenden freistehen. Die Räume kann man mit dem Bad-ge öffnen. Beim Verlassen der Räume muss die Türe zwingend mit diesem wieder abgeschlos-sen werden.Zugang zu den Räumen hat man nur mit ei-ner PH Legi. Wenn trotzdem etwas gestohlen werden sollte, so von Lehrer zu Lehrer, kann an jeder Türe ausgelesen werden, welche Karte benutzt wurde, um die Türe zu öffnen.Eine Liste der Räume findet ihr hier:

Helft mit, dass Diebstähle an der PH Zü-rich eine Seltenheit bleiben!

DIEBSTÄHLE

D010 - 019 (Instrumentalräume)D083 - 092E019E081 - 092F071 - 077 (Instrumentalräume 18 - 22 Uhr)G071 - 077 (Instrumentalräume 18 - 22 Uhr)H070 - 072H090 - 091

LAC

LAA

LABE010 - 012E014 - 020F010 - 020F040, F080 - F082G010G012G040G080 - G082H010, H040,H080J010K013, K015K080, K081

K040K042L040L042

Selbstlernzonen

Text Juri Eggerim Gespräch mit Rolf Hirschbühl

Foto Alain Strebel

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77Die Bibliothek PH Zürich ist so konzipiert, dass sie als Ort zum Lernen und Lesen dient und zu Gruppenarbeiten, Diskussionen oder ganz einfach gemütlichem Kaffeetrinken in der Zeit-schriftenlounge einladen soll. Dabei treffen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander, was zu Konflikten führen kann. Um diese möglichst gering halten zu können, wurde ein Zonenkon-zept erstellt. Durch die Möblierung, Infrastruktur und Gestaltung der Bibliothek werden die unterschiedlichen Funktionen der Bibliothek zur Geltung gebracht:

Der Lounge-Bereich mit dem Snackautomaten sowie die Gruppenarbeitsplätze laden zum Austausch und gemeinsamen Arbeiten ein.

Die Bibliothek PH Zürich ist eine öffentlich zugängliche Bibliothek und steht allen Interessier-ten zur Verfügung. In erster Linie ist sie für die Studierenden, Weiterbildungsteilnehmenden, Dozierenden und Mitarbeitenden der PH Zürich da und unterstützt sie mit Medienangeboten und Infrastruktur beim Lernen und Lehren.

Die vorhandenen PC-Arbeitsplätze sind für alle zugänglich. Ausgehend vom Laptop-Obligato-rium für die Studierenden der PH Zürich wurde die Zahl und die Funktionalitäten der PC-Ar-beitsplätzen vor allem für die Benutzenden der Weiterbildung, die Lehrer aus dem Schulfeld und die externen Benutzenden konzipiert: Aus technischen Gründen sind die Nutzung mit persönlichem PH-Login und das Ausdrucken von den PC-Arbeitsplätzen im Moment nicht möglich.

Alle Arbeitsplätze in der Bibliothek sind mit Steckdosen ausgestattet. Mit W-LAN ist man je-derzeit mit dem Internet verbunden, und kann so Laptops, Tablets, iPads oder weitere mobile Geräte benutzen.

COMPUTERARBEITSPLÄTZEDER BIBLIOTHEK PH ZÜRICH

LÄRM UND RUHE IN DER BIBLIOTHEK:NEUE ZONENBESCHRIFTUNG

Weiter weg vom Lounge-Bereich ist dank Einzelarbeitsplätzen und Arbeitsräumen ruhiges und kon-zentriertes Lernen möglich.Die Zonen sind neu durch eine Markierung am Boden gekennzeichnet.Die Bibliothek hat sich zum Ziel gesetzt einen möglichst hohen Lern- und Arbeitskomfort zu bieten und auf ausdrückliche Verbote zu verzichten. Für Rücksicht auf die anderen Benutzenden und Gespräche in einem angemessenen Ton sind alle dankbar.

Text Bibliothek PH ZürichFotos Alain Strebel

Selbstlernzonen

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Alkohol oder chemisch gesehen Ethanol durch-dringt wegen seiner Wasser- und Fettlöslichkeit alle Zellmembranen, sprich der ganze Kör-per wird von Alkohol annähernd gleichmässig durchflutet (Roth, 2007, S. 46). Dies bedeutet, dass alle Organe des Körpers von dem Alkohol-konsum betroffen sind. Der Alkohol wird zwar nach einer Zeit von bis zu zwölf Stunden durch die Leber, mittels verschiedenen chemischen Reaktionen, restlos abgebaut, jedoch sind seine Folgen länger spürbar: Kopfschmerzen, Übel-keit, Erbrechen, Schwindelanfälle, Leichenbläs-se und Gliederzittern sind nur ein Teil davon. Im Volksmund wird dieser Zustand als Kater (medizinisch: Veisalgie) bezeichnet. Was dieser Kater im chemischen Sinn genau ist, und weshalb er entsteht, wollen wir nun näher betrachten. Die möglichen Ursachen sind breit gefächert und gar nicht so einfach zu erklären, da sich die Wissenschaft bis zum jetzigen Zeit-punkt noch nicht sehr differenziert mit dem Kater auseinandergesetzt hat. Wie oben er-wähnt, beeinflusst Ethanol alle unsere Organe. Ein Rausch ist also einfach eine Ethanolvergif-tung unseres Körpers, welche zu Störungen und Veränderungen unseres Stoffwechsels führt (Roth, 2007, S. 50).

Dehydrierung

Alkohol führt dazu, dass das Hormon ADH (Vasopressin) nicht in der notwendigen Mas-se produziert wird, was zu Flüssigkeitsverlust führt, die Urinproduktion wird gefördert. Folgen davon sind das Durst-, Schwindel und Schwächegefühl, ein trockener Mund etc. Ver-stärkt werden diese Symptome durch Erbre-chen, Schwitzen und Durchfall (Swift, R., Da-vidson, D., 1998, S. 56).

DER KATERViele Menschen prahlen mit Geschichten von durchzechten Nächten oder feuchtfröhlichen Par-

tys. Was jedoch meistens unerwähnt bleibt, sind die Folgen eines solchen Gelages. Jeder weiss, dass übermässiger Alkoholkonsum am nächsten Morgen für ein böses Erwachen sorgen kann.

Doch was passiert denn da genau im menschlichen Körper? Text Martin Tosoni, Matthias Scherler

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Magen- und Darmprobleme

Ethanol reizt und entzündet die Magen- und Darmschleimhaut. Dies führt zu Bauchschmer-zen, Durchfall, Übelkeitsgefühlen und Erbre-chen (Swift, R., Davidson, D., 1998, S. 56).

Schlafstörungen

Alkohol hat zwar eine beruhigende Wirkung, führt also zu einer kurzen Einschlafzeit, jedoch ist die Tiefschlafphase verkürzt und wird durch mehrmalige Wachphasen unterbrochen. Zudem wird der Tagesrhythmus der Körpertemperatur durcheinandergebracht. Sie ist im Verlaufe des Rausches erniedrigt und wird nach dem Abbau des Ethanols in der Phase des Katers erhöht (Roth, 2007, S. 51 bzw. Swift, R., Davidson, D., 1998, S. 57).

Kopfschmerzen

Ethanol hat eine gefässerweiternde Wirkung was bedeutet, dass der Transport unter ande-rem von Sauerstoff im Blut zu den Organen verlangsamt ist. Dies führt unter anderem zu Kopfschmerzen. Jedoch ist der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Alkohol noch un-geklärt (Swift, R., Davidson, D., 1998, S. 57).

Acetaldehyd

Beim Abbau von Ethanol in der Leber entsteht ein Produkt namens Acetaldehyd, welches giftig ist, das heisst, es reagiert mit vielen Stoffwech-selprodukten toxisch. Ein grosser Teil der asi-atisch-stämmigen Bevölkerung kann genetisch bestimmt, diesen Stoff nicht effizient abbau-en, was zu einer viel stärkeren Konzentration

von Acetaldehyd im Blut führt, was wiederum bewirkt, dass die oben genannten Symptome viel stärker auftreten. Die Europäer zum Bei-spiel haben meistens ein entsprechendes Gen, welches für einen raschen Abbau dieses Stoffes sorgt. Diese Folgen von übermässigem Alkoholkon-sum zeigen eindrücklich auf, was der Mensch seinem Körper bei einer durchzechten Nacht zumutet. Allein in einem Glas Rotwein ist eine beträchtliche Menge Ethanol vorhanden. Im folgenden Experiment werdet ihr herausfinden um welche Menge es sich dabei handelt.

Chemikalien Wein, rot

Material Bunsenbrenner Thermometer Kühler Erlenmeyer 100 ml Gummizapfen mit einem Loch Siedesteinchen Destillierkolben 250 ml Glastrichter gross Vorstoss Messzylinder 50 ml Gummi- oder Plastikschläuche Kühlwasser

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Durchführung der Destillation 1. In einer ersten Phase wird die Destillierapparatur aufgebaut und erklärt. Dann wird der Kühl-wasserfluss geregelt. Es darf nur wenig Wasser fliessen. Ein zu hoher Druck kann die Schläuche vom Kühler abtrennen. 2. Das Thermometer sollte durch den Korken geführt werden. Unbedingt Glycerin verwenden. 3. Nun wird der Glastrichter auf den Hals des Destillierkolbens gesetzt, mit Hilfe des Messzy-linders werden ca. 100 ml Wein durch den Trichter in den Destillierkolben gegossen. 4. Nach der Entfernung werden noch 2-3 Siedesteinchen in den Destillierkolben gegeben, der schliesslich mit dem Gummizapfen samt Thermometer abgeschlossen wird. 5. Die Heizung wird so reguliert, dass das farblose Destillat tropfenweise in den Erlenmeyer fällt. 6. Der erste Teil des Destillats muss weggeleert werden (d.h. die ersten 2-3 Tropfen). Es handelt sich dabei um Methanol, das nicht nur ungeniessbar ist, sondern auch giftig (Erblindung!) ist. 7. Die Destillation ist dann abgeschlossen, wenn rund 10 ml Destillat aufgefangen sind.

Entsorgung Der Destillationsrückstand kann ausgegossen werden.

Aus dem NT S110, Herbstsemester 2013

Die Erzählnacht findet im Mitarbeiterfoyer statt. Nur schon der Aussicht wegen hat sich ein Be-such gelohnt. Das Foyer befindet sich im obersten Stock der Pädagogischen Hochschule. Es ist mit drehbaren roten Designerstühlen ausgestattet. Zwei Wände des Raumes bestehen aus Fenstern. Da es schon dunkel ist, sind draussen überall Lichter zu sehen und es kommt schon weihnacht-liche Stimmung auf. Die kleinen Tische sind mit Snacks bedeckt. Kaum sitzt man, wird einem etwas zum Trinken angeboten. Und natürlich erklärt, zu welchem Thema heute geschrieben wird. Ich lach dich tot. Es soll also etwas Lustiges werden. Gar nicht so einfach auf Knopfdruck. Als Ins-piration wird ein Trickfilm an die Wand projiziert. Am Anfang wird noch ein bisschen geplaudert. Doch nach einer Weile sind nur noch Tippgeräusche zu hören und alle schauen konzentriert in ihren Laptop. Etwa zwei Stunden lang wird geschrieben und kaum geschwatzt, ab und zu trudelt noch jemand ein, wird kurz begrüsst, instruiert und beginnt dann auch mit seiner Geschichte. Als ich fertig bin, blicke ich mich um. Auch Judith sieht so aus, als hätte sie ihre Erzählung beendet. Wollen wir tauschen? Ja. Aber ich weiss nicht recht. Ich auch nicht. Vielleicht ist sie gar nicht lustig. Egal, tauschen wir. Etwas unsicher überlassen wir der anderen unseren Computer. Beim Durchlesen kichern beide, das ist ja mal nicht schlecht. Dann geben wir uns Rückmeldungen, positive, aber auch Verbesserungsvorschläge. Judith findet das Ende meiner Geschichte noch nicht optimal und macht mir einen Vorschlag. So gefällt sie mir auch besser. So gebe ich sie ab. So soll sie in das kleine Erzählnachtsammelbüchlein kommen. Ich verabschiede mich und verlasse die Erzählnacht. So ein gutes Angebot des Schreibzentrums.

ERZÄHLNACHT

Text Julia BärtschiFoto Lukas Ramseier

EIN EVENT DES SCHREIBZENTRUMS

www.hamm-chemie.de/images/j11/liebig.jpg

RotweinSiedesteinchen

Destillat

Kühlung

Thermometer

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20. August – Welterschöpfungstag 2013. Seit diesem Tag leben wir von Ressourcen, die wir nicht mehr haben! Das ist zwei Tage früher als letztes Jahr. Und nächstes Jahr wird der Tag wieder früher kommen, wenn wir tatenlos blei-ben.Eine mögliche Lösung des Problems liegt im Nachhaltigkeitsgedanken. Wenn wir pro Jahr genügend Ressourcen sparen, kann die Erde die während eines Jahres verbrauchten Ressourcen wieder aufbauen und die Treibhausgase aufneh-men, beziehungsweise verwerten. Die Ressour-cen halten länger an!

Auch Nachhaltigkeit muss man erlernen

Doch woher weiss man, wie man sich ressour-censchonend verhält? Weiss man das einfach? – Nein. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist hier das Schlagwort, das uns Lehr-personen am meisten interessieren dürfte. Die Stiftung éducation21 ist seit dem 1. Januar 2013 das Gesicht der BNE. Sie bietet Weiterbildun-gen für Lehrpersonen an, aber auch hilfreiches Unterrichtsmaterial kann über die Stiftung be-zogen werden. Das Team dahinter besteht aus Personen mit sehr unterschiedlichem fachli-chem Hintergrund, denn BNE ist nicht nur Sache einer einzelnen Disziplin. Sowohl Na-turwissenschaften, als auch Geistes- und So-zialwissenschaften besitzen Aspekte, in denen Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. Ein komplexes Problem muss zwingend von verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden!Als Beispiel folgende Aussage, mit der sich Schülerinnen und Schüler in den sogenannten „Mysterys“ von éducation21 auseinandersetzen müssen:Warum kann der Fischer Santyula seine Familie nicht mehr ernähren, wenn Nadine ein T-Shirt aus usbekischer Baumwolle trägt?Mit insgesamt 24 Informationskärtchen stel-len die Lernenden in einem Ordnungsspiel die Zusammenhänge her, die hinter dieser Aussage stehen. Das ganze „Mystery“ ist übrigens auf der Homepage von éducation21 gratis verfügbar!Dass Nachhaltigkeit keine leichte Kost ist, ist auch der Jugendorganisation euforia bewusst. Junge Menschen organisieren für andere Events, bei denen Handlungsdrang in die Tat umgesetzt

NÄCHSTER HALT – ENDSTATION?!Text Manuel Wirth

Fotos euforia

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wird. Ihre Devise ist, dass jeder sich engagie-ren kann und sie wollen den Jugendlichen den Weg ebnen, damit sie ihr Engagement leichter umsetzen können. Dazu gehören sowohl das Informieren über, als auch das Anbieten von konkreten Engagements über gemeinnützige Organisationen. Dazu kommt noch, dass sie finanzielle Unterstützung für eigene Projekte leisten können. Falls also gute Ideen für ein ei-genes Projekt vorhanden sind, unterstützt eufo-ria – nach erfolgreicher Vorstellung – gerne bei der Umsetzung!„STEP into action“ ist ein konkretes Projekt von euforia, das am 17./18. September in Basel und am 1. Oktober in Zürich durchgeführt wurde. Hierbei sollte vor allem das Potential zur Mit-gestaltung der Gesellschaft durch Jugendliche gefördert werden. Dazu wurden ihnen wäh-rend vorgängiger Schulbesuche vier Schulpro-jekte vorgestellt und diese konnten durch die Teilnehmenden in einer Art Voting unterstützt werden. Aufgebaut war es am Durchführungs-tag als Parcours mit verschiedenen Stationen, die die Jugendlichen während etwa drei Stun-den durchliefen und Punkte sammeln konnten. Am Schluss wurden die Punkte verteilt und diese bestimmten den Betrag, den euforia dem Schulprojekt zukommen liess.Die Teilnehmenden konnten aus fünf thema-tischen Schwerpunkten wählen, in denen sie den Parcours absolvieren wollten: Umwelt, Migration, Solidarität, Gesundheit und Men-schenrechte. Teile des Parcours waren für alle gleich, während andere sich je nach Thema un-terschieden.

Ein Teil des Umwelt-Parcours war es, den Ener-gieverbrauch eines Einkaufs nachzuvollziehen. Dazu bekam ich einen Einkaufskorb und durfte von der Auslage beliebige Produkte auswählen.

euforia.cheducation21.ch

gorilla.ch

oekozentrum.ch

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Diese wurden dann an der Kasse selbstständig eingescannt und ein Kassenbon gedruckt. Auf diesem Kassenbon fanden sich dann die Details zum Energieverbrauch, angegeben in Erdöl-äquivalent. Daneben ausgerechnet die Distanz, die man mit der Menge Erdöl in einem Auto zurücklegen kann. Erstaunlich: Die Distanz von Basel nach Palermo ist eigentlich gar nicht so gross, doch über die Reiseagentur gebucht ergibt sich ein viel höherer Energieverbrauch. Und in meinem Smartphone ist fast eine Reise von Zürich nach Genf drin!

Der Simulator des Migrations-Parcours wurde durch die Organisation Amnesty International, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzt, geleitet. Die Jugendlichen erhielten einen Zettel mit einer Personenbeschreibung darauf. Auf dem Boden war ein „Spielfeld“ markiert. Kreisförmig mit mehreren konzen-trischen Kreisen. Der Spielleiter forderte die Jugendlichen dazu auf, bei den Aussagen, die sie gleich hören sollten, jeweils einen Schritt zum Zentrum hin zu machen, wenn sie sie für sich (die Person auf dem Zettel) als zutreffend be-antworten können. Die Aussagen waren immer positiv formuliert: „Ich gehe jedes Jahr zweimal in die Ferien.“ Die Jugendlichen litten jedes Mal, wenn sie keinen Schritt machen konnten,

denn nur wenige gehörten zu den Privilegier-ten. Im Anschluss an das Spiel wurden die Ju-gendlichen vom Spielleiter zum Diskutieren aufgefordert.

Ein Bestandteil aller Parcours-Gruppen war der Kontakt mit einem Jugendlichen, der erfolg-reich sein Projekt auf die Beine gestellt hat. In Erfahrungsberichten schilderten sie, wie sie auf die Idee gekommen waren und diese dann nach und nach in die Tat umgesetzt haben. Im Be-reich der Gesundheit war ein Mitglied des GO-RILLA-Teams anwesend. GORILLA setzt sich für die Gesundheit der Jugendlichen ein und zeigt durch Freestyle-Tipps und Kochvideos Mög-lichkeiten auf, zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil zu kommen. Am Schluss jeder Runde wurde darüber diskutiert, wieso sich so wenige Jugendliche selbst engagieren und was sie brau-chen würden, damit sie es dennoch täten. Viele sagen, dass sie schlicht nicht wissen, wie sie sich engagieren könnten.„STEP into action“ macht damit den ersten Schritt gegen diesen Mangel an Information. Mit dem follow-up-Projekt „Step&Act-Chal-lenge“ (von weAct) können Jugendliche sogar Preise gewinnen, indem sie sich im Alltag nach-haltig verhalten und dies per Tagebuch proto-kollieren.

Weitere Quellen:www.education21.chwww.oekozentrum.chwww.euforia.chwww.gorilla.ch

Spielend lernen, wieviel Energie verbraucht wird

„Mysterys“ von éducation21 werden in Grup-

pen gelöst

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Am Ende der Welt und doch am Anfang der Schweiz

Der Ursprung dieser Sprache leitet sich vom Wort Rätoroman ab. Der erste Teil „räto“ kommt vom Volk der Rätier. Die Geschichte dieser vorrömischen Bewohner Graubündens wirft bis heute Fragen auf. Der zweite Teil „roman“ bezieht sich auf das rö-mische Volk, welches weite Teile des heutigen Europas eroberte und bevölkerte - auch den Al-penraum. Mit den Händlern und Soldaten zog die lateinische Sprache dann langsam in Rätien ein. Die Bewohner haben die modische Sprache ihrer Eroberer gern oder ungern gelernt. Ge-färbt von ihren rhätischen Wurzeln sprachen sie dennoch ihr eigenes Volkslatein. Dieses entwi-ckelte sich dann über die Jahrhunderte zu einer eigenen Sprache. Aufgrund der geografischen Isolation entstanden hinter jedem Tal sowie flussauf- und flussabwärts sehr unterschiedliche Sprachdialekte.

Das römische Reich zerfiel und das Mittel-alter mit all seinem Grauen folgte. Mit dem verheerenden Stadtbrand von Chur im Jahr 1464 eroberte die deutsche Sprache das wich-tige Handelszentrum und unterbrach dabei die Sprachverbindung der rätoromanischen Täler. Die bis heute anhaltende Germanisierung wur-de durch die Industrialisierung und Moderni-sierung weiter vorangetrieben und liess das rätoromanische Gebiet auf einzelne kleine Spra-chinseln im südlichen Alpenraum schrumpfen. Eine davon steht auf heutigem Schweizer Boden und ist in fünf Idiome unterteilt. Diese befinden sich fernab der Urbanisierung und am östlichs-ten Rand der Schweiz. Am Ende der Welt eben und doch, astronomisch betrachtet, am Anfang der Schweiz.

MALUNS

Capuns gilt als Hauptgericht aller Rätoromanen und „las subvenziuns“ als Lebensader des Rätoro-manischen, meinen viele. Denn mit dem rätoroma-

nischen Gebiet verbindet man nicht nur sonnige Skiorte und nostalgische Dörfer à la Schellenursli.

Eine sture Bergbevölkerung, die am Geldstrom der Unterländer hängt, untergräbt dieses traumhafte Ferienbild. Doch entgegen allen Vorurteilen lebt

die Sprache natürlich im Alltag vieler junger Men-schen, auch hier an der PH Zürich.

In diesem Artikel erzählen drei Rätoromaninnen von und über ihre Muttersprache. Denn diese

spielt nicht nur in ihrem privaten Leben eine wich-tige Rolle, sondern auch in ihrer Ausbildung zur

Sekundarlehrperson.Text Annalea Roner

mit spannenden Inputsvon Caroline Albin und Corina Steiner

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Von der Ursprache der Schweiz bis zum „Musterschweizer“

Die Bedrohung und Gefährdung der rätoroma-nischen Sprache gehört von Anfang an bis zum heutigen Tag zur Kultur der Bevölkerung, wel-che diese Sprache spricht. In den 30er Jahren spitzte sich die Lage jedoch massiv zu: Musso-lini steht vor der einen Türe und Hitler vor der anderen. Während italienische Faschisten das Rätoromanische zu einem italienischen Dialekt erklären, möchte Hitler die Sprache aufgrund der höherwertigen deutschen Kultur sterben lassen. Die Schweiz sucht eine nationale und

politische Einheit als Reaktion auf die bedro-henden Entwicklungen in den Nachbarländern. In der geistigen Landesverteidigung spielte das Rätoromanische dann die entscheidende Rolle: In einer brisanten Zeit sagte 1938 das Schweizer Stimmvolk mit fast 90% „Ja“ zur Anerkennung des Rätoromanischen als 4. Landessprache. Mit diesem politischen Schritt, eine Sprache von Minderheiten als Nationalsprache offiziell an-zuerkennen, hat das Schweizer Volk ein Exem-pel gegen die Einheitskultur der Deutschen und die italienischen Forderungen statuiert. In der

Wie aus dem Bilderbuch: Das Engadinerhaus in Guarda

DA CAPUNS

E SUBVENZIUNS

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Abstimmungskampagne wurde das Rätoroma-nische als Ursprache der Schweiz und die Räto-romanen als „Musterschweizer“ dargestellt. Sie galten als heimatverbundene, traditionsbewuss-te und bescheidene Bergler.

Die rätoromanische Schule oder Deutsch für Ausländer

Diese Zeit ist heute vorbei und die Rätoroma-nen sind Teil der globalisierten Welt geworden. Einige zog es sogar in die weite Fremde und deshalb leben die Rätoromanen nicht nur hoch oben in den Bergen, sondern verstreut in der ganzen Schweiz. Viele davon in der Grossstadt Zürich. Zur Abwanderung kommt hinzu, dass die Sprache seit dem 2. Weltkrieg zunehmend an Prestige verlor und die Bedrängung durch den Tourismus weiter anhält.

Doch trotz Einzug der deutschen und anderer Sprachen erfolgt die Einschulung in romani-schen Gemeinden bis zum heutigen Tag aus-schliesslich in Rätoromanisch. Wir selber sind einsprachig romanisch aufgewachsen, das heisst in unserer Kindheit und frühen Jugend domi-nierte klar das Rätoromanische. Natürlich kam es immer wieder zu einzelnen Begegnungen mit der deutschen Sprache, sei es beim Fern-sehschauen oder in den Ferien. Ab der 4. Klasse lernte man dann Deutsch als 1. Fremdsprache. Vor allem der Kampf mit den Wechselpräposi-tionen bleibt in bester Erinnerung. Noch heute hallen uns die auswendig gelernten Präpositio-nen „an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen“ beim Verfassen von Leistungsnach-weisen wie Reime nach.Und unsere Eltern erlebten die deutsche Spra-che als noch „exotischer“. Denn in den spä-ten 60er Jahren hiess ihr Deutschlehrmittel: Deutsch für Ausländer.

Sei es auf dem Pausenhof oder im Elternhaus, man unterhielt sich auf romanisch. Deutsch war „nur“ ein Unterrichtsfach und galt vor allem als „Büchersprache“. Erst der Kontakt mit Men-schen ausserhalb des Tals intensivierte die akti-ve Auseinandersetzung mit der deutschen und vor allem mit der schweizerdeutschen Sprache. Schweizerdeutsch wurde autodidaktisch in Si-tuationen des aktiven Gebrauchs gelernt und während vielen Jahren weiterentwickelt und optimiert.

Rumantsch an der PH Zürich

Für die Ausbildung erfolgte dann der Wohn-

sitzwechsel ins deutschsprachige Gebiet. Das angetroffene Unwissen über das Rätoromani-sche und die Erwartung von vielen, Deutsch fliessend und perfekt zu beherrschen, berei-teten fast mehr Mühe als der Sprachwechsel selbst.

In noch unbekanntem Fachjargon sprach man von mangelnden Sprachkenntnissen für den deutschsprachigen Raum. Hinzu kam die ge-ringe Erfahrung mit dem Schweizerdeutschen, was die zu Beginn komische und nicht lokali-sierbare Aussprache erklärte. Doch mangelnde Sprachkenntnisse hin oder her, man arrangierte sich und wollte in den ersten Wochen an der PH Zürich bloss nicht auffallen. In einer Ein-führungsveranstaltung fiel dann plötzlich die Frage: Oder redet hier jemand Romanisch? Sprachlich schon gekennzeichnet outete man sich und wurde als Ausserirdische betrachtet. Dies zauberte bei einigen Mitstudierenden ein Lächeln ins Gesicht und Heidi, oder weniger idyllisch, Bergaffe war geboren.

Hochmotiviert schrieb man sich natürlich auch für das angebotene Fach Rätoromanisch ein und wartete gespannt auf das erste Modul. Man wartete und es passierte lange nichts...Engagement und Initiative waren also gefragt! Aufgrund der Liebe zur Muttersprache und der tiefen Heimatverbundenheit nahm man die Or-ganisationsstrapazen gerne auf sich. Man hakte nach, telefonierte quer durch die PH Zürich und diskutierte mit verschiedenen verantwort-

lichen oder eben nicht-verantwortlichen Perso-nen. Durchhaltewille war von Vorteil. Denn ob-wohl die Ausbildung angeboten wurde, musste man dafür kämpfen, sie auch absolvieren zu können.

Bei uns ging die Ausbildung dem Ende zu. Es besteht kein Zweifel, dass sich jede Anstren-gung gelohnt hat! Es sind spannende Seminare an der Uni, welche wir gerne besucht haben. Wir hoffen und wünschen uns aber für zukünf-tige Interessierte, dass das Fach mit entspre-chender Wertschätzung besser zugänglich ge-macht wird. Natürlich muss da auch der Kanton Graubünden seine Pflichten wahrnehmen und sich engagieren. Denn romanisch sprechende Lehrpersonen gelten schon heute als akut be-droht.Rumantsch lebt und ist aktuell. Bei genauem Hinhören auch auf dem Campus der PH Zü-rich. Dieses Potenzial gilt es unserer Meinung nach mit der Schaffung von guten Rahmenbe-dingungen in der Ausbildung auszuschöpfen und zu fördern.

Viva la PH e viva il Rumantsch!

Das weckt Emotionen: Scuol im Winter Foto: Annalea Roner

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Liebe Studentinnen und Studenten

Wertschätzung ist ein wichtiger Faktor der Be-findlichkeit von Personen in einem System bzw. einem Ausbildungsverhältnis – also von Studie-renden gegenüber den Dozierenden und/oder der PH- Leitung. Seit 2007 bin ich Rektor der PH Zürich, und erst seit dem Umzug in den Campus im Jahr 2012 nehme ich täglich Studie-rende wahr. So treffe ich viele Studierende an allen möglichen Orten und Winkeln im Cam-pus in ihren Laptop vertieft beim Selbststudium oder in Teams beim kollektiven Lernen. In der Mensa bekomme ich Gespräche zwischen Stu-dierenden mit, die von einer intensiven Ausei-nandersetzung mit den Themen der Ausbildung zeugen. An der Tagung «dance together», bei der Choraufführung am Hochschultag, beim Unterrichtsbesuch mit dem Fachhochschulrat oder beim Passieren der gut besuchten Thera-bierbar treffe ich auf offene, fröhliche, kritische, aber auch konstruktiv handelnde Studierende, die sich intensiv mit Fragen und Aufgaben zum Beruf auseinandersetzen. Ich erlebe viele diffe-renzierte und engagierte junge Menschen. Da-mit ist ein ganz wichtiger Grundstein für eine gute Schule der Zukunft gelegt. Das freut mich sehr und motiviert mich in meiner Arbeit.

Walter BircherRektor

WERTSCHÄTZUNG DER

Die Hochschulleitung der PH Zürich nimmt diese Gelegenheit gerne wahr, um ihre ganz persönliche Sicht von Wert-schätzung darzulegen.

Text & Foto Vera Honegger

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Danke für die Wertschätzung!

Als Stellvertreterin von Prorektor Hans-Jürg Keller habe ich bereits Mitte 2013 die Leitungs-aufgaben im Prorektorat Ausbildung ad interim übernommen. Ende Jahr wird Hans-Jürg Keller eine neue Aufgabe im Rektorat der PH Zürich aufnehmen. Während seiner Tätigkeit als Prorektor Aus-bildung brachte Hans-Jürg Keller allen Mitar-beitenden und Studierenden stets eine grosse Wertschätzung entgegen. Dafür möchte ich ihm an dieser Stelle einen herzlichen Dank aus-sprechen! Es freut mich sehr, dass er seine Ge-danken zur Wertschätzung, die auch weiterhin für die Ausbildung der PH Zürich leitend sein sollen, treffend formuliert hat.

Andrea Widmer GrafStv. Prorektorin Ausbildung

Wertschätzung in der Arbeitswelt – ein Modewort, eine Droge oder eine Selbst-verständlichkeit?

Wertschätzung ist eine Form der sozialen An-erkennung, ein Grundbedürfnis wie das nach Essen und Trinken. Fehlt sie, fühlen sich Men-schen unzufrieden. Doch wie soll diese Anerkennung bei Mitarbei-tenden aussehen? Was motiviert sie zu Höchst-leistungen? Sicher nicht das Geld. Häufig wirkt am besten, was nichts oder nicht viel kostet: Worte der Wertschätzung, ein Dankeschön, eine kleine Aufmerksamkeit. Keinesfalls sollten Einsatz und Engagement am Arbeitsplatz als selbstverständlich hingenommen werden. Von Anerkennung und Wertschätzung können Menschen im Grunde nicht genug bekommen. Dies kann auch Schattenseiten haben. Dann nämlich, wenn Mitarbeitende ohne die Wert-schätzung anderer nicht mehr arbeiten können, wenn sie glauben, ohne die Bestätigung anderer nichts wert zu sein. Wertschätzung und An-erkennung können so zur Droge werden, zur Sucht verkommen.Besonders wichtig erscheint mir deshalb eine offene, ehrliche und respektvolle Feed-back-Kultur, wo auch kritische Anmerkungen ebenso möglich sein müssen wie Dankeswor-te. Beides hat letztlich mit Anerkennung und Wertschätzung zu tun.

Roger Meier Verwaltungsdirektor

HOCHSCHULLEITUNG

„Es geht immer um alles“

Die täglichen Begegnungen mit Studierenden der Aus- und Weiterbildung binden mich ein in Geschichten um Schule, Portfolio, Politik, Mensaessen, Liftfrust, Menschsein. Kurz: Es geht immer um alles. Das ist Inspiration pur.

Sabina Larcher KleeProrektorin Weiterbildung und Forschung

RÄTSELvon Annina Fehlmann und Irini Papaioannou

Lösung an:[email protected]

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Wertschätzung zeigt sich in kleinen Dingen

Warum arbeiten wir eigentlich gerne an der PH Zürich? Auch wegen des Klimas der gegen-seitigen Wertschätzung. Weil sich alle, die hier arbeiten und studieren, respektieren, egal in welcher Rolle, welchem Studiengang, welcher Position sie sind. Wertschätzung zeigt sich in

Die Hochschulleitung hinten: Andrea Widmer Graf, Sabina Larcher Klee vorne: Roger Meier, Walter Bircher

kleinen Dingen. Darin, dass wir miteinander nach Lösungen suchen. Darin, dass wir versu-chen, die Perspektive der anderen zu verste-hen. Indem wir miteinander scherzen beim Anstehen in der Cafeteria, indem wir uns Zeit nehmen für einander.Und manchmal fehlt sie auch, die Wertschät-zung. In verschmutzten Hörsälen nach einer Vorlesung etwa oder in gehässigem Mailver-

kehr. Das sind jeweils Zeichen, dass Wert-schätzung nicht selbstverständlich ist, dass sie bewusst gepflegt und zum Ausdruck gebracht werden muss. Tragen wir ihr Sorge.

Hans-Jürg KellerProrektor Ausbildung

RÄTSEL

Fragen 1. Wasfindetim3.AusbildungsjahrderPrimarstufen-Studiengängewährend4Wochenstatt?2. Wie viele Studierende aus dem Ausland sind zurzeit hier an der PH in einem Mobilitätssemster? 3. Wie ist das Basisjahr aller Studiengänge aufgebaut? 4. Wie heisst der Architeckt der PH Zürich mit Vor- und Nachnamen? 5. Die Internationale Studienwoche hatte das Thema? 6. Bei welchem Studiengang beträgt der Selbststudienanteil 70%? 7. Ein Mobilitätssemester im 5. Semester ist für die Stufen: Kindergarten-Unterstufe, Primar und ... möglich. 8. Welches Instrument ist bei der Diplomprüfung im Fach Musik nicht zugelassen? 9. Welche Prüfungen müssen zwingend bestanden werden, um zum Diplomstudium zugelassen zu werden?

von Annina Fehlmann und Irini Papaioannou

Lösung an:[email protected]

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SCHULE IN TEXASWährend meines Austauschsemesters in Texas, hatte ich die Möglichkeit verschiedene Schulen zu besuchen

und auch selbst ein paar Lektionen zu unterrichten. Dabei sind mir einige Unterschiede aufgefallen.

Zum Thema SicherheitDie Texaner hier in Fort Worth lassen nicht jeden einfach so die Schule besuchen. Zuerst kommt ein aufwendiges Verfahren mit vielen Formularen (und zum Teil auch Fingerabdrücke) um abzuklären, ob da auch ja keine Straftat in der Vergangenheit vorliegt. An der Schule selbst geht es jeweils zuerst zum Front Office, wo die ID gezeigt wird und man sich eintragen muss: Name, Grund des Besuches und der genaue Zeitpunkt sind gefragt. Bevor man die Schule wieder verlassen kann, muss man nochmals ins Office um sich abzumelden. Securitys sind nicht selten bei den Eingangstüren.

Alice Calson Elementary School, hier mache ich mein Praktikum.

Text und Fotos Rebekka Bischof

Der SchulalltagAm Morgen werden die Schülerinnen und Schüler mit dem Auto oder Schulbus zur Schule gefah-ren. Oft gehen sie direkt ins Schulzimmer und beginnen mit einer Warm-up Übung bis alle da sind. Ein Händeschütteln mit der Lehrperson gibt es nicht, auch ziehen sie keine Hausschuhe an. Dann haben sie Schule bis zum Mittag, wenn alle ihren Lunch essen gehen. Pausen haben sie davor keine. Nach dem Lunch haben sie in der Elementary School eine halbe Stunde Pause, bei der sie mit der Lehrperson nach draussen auf den Spielplatz können. Dies ist oft die einzige Zeit, in der sie sich bewegen. Falls sie jedoch etwas dummes gemacht haben, wird als Strafe diese Pause gekürzt oder gestrichen. Danach geht es zurück ins Klassenzimmer wo bis um 3 Uhr weiter gearbeitet wird. Wiederum ohne Pausen. Jeden Tag haben sie den gleichen Stundenplan, bis auf eine Stunde, in der sie Kunst, Musik oder Sport haben. Das Schuljahr ist durchzogen mit allen möglichen Wettbewerben und Konkurrenzkämpfen zwi-schen den einzelnen Schulen, bei denen sich je nach Schulstufe alle Kinder beteiligen müssen. Dies sind Zeichnungswettbewerbe, Erfindungswettbewerbe oder grössere Schulprojekte.Zum Beispiel gibt es im Herbst die History Fair, bei der alle Schüler und Schülerinnen der 3.-5. Klasse zu einem gegebenen Thema recherchieren müssen. Dieses Jahr war das Thema „Right and Responsibility“. Die Schülerinnen und Schüler hatten den Auftrag eine Person oder ein Ereignis der Geschichte gründlich zu studieren. Ihre Ergebnisse konnten sie mit einem Plakat, einer Po-werPoint Präsentation oder einer gefilmten Performance präsentieren. Die besten Resultate der Schule traten am Ende gegen die anderen Schulen des Distrikts an.

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Zum SystemDas amerikanische Schulsystem ist so aufge-baut: Zuerst kommt die Elementary School, wozu der Kindergarten bis zur 5. Klasse gehört, danach für die 6-8 Klasse geht es in die Midd-le School, gefolgt von der High School, 9.-12. Klasse. Damit ist die Schulpflicht erfüllt und die Wege trennen sich. Idealerweise folgt das Col-lege oder die University.

Jeden Morgen wird der amerikanische

und texanische Flaggeneid aufgesagt.

In den Klassenzim

mern von Fort Worth

gibt es statt W

andtafeln Smartb

oards.

Nach der Schule werden die

Kinder mit dem Auto abgeholt.

No Child Left BehindDass es hier keine Pausen zwischen den Lektionen gibt, ist eine der Folgen des „No Child Left Be-hind Act“. Als die amerikanischen Politiker in den 80er und 90er Jahren merkten, dass ihre Schulbil-dung im Gegensatz zu den anderen Ländern viel geringer ist und es immer mehr Analphabeten gibt, musste etwas geändert werden. George W. Bush führte darum 2002 den „No Child Left Behind Act“ ein, welcher dafür sorgen soll, dass alle Kinder von Amerika eine gute Schulbildung bekommen und am Ende einen High School Abschluss in der Tasche haben. Dazu wurden die standardisierten Tests eingeführt. Während der Schulzeit werden die Kinder mehrmals im Lesen, beim Rechnen, im Schreiben, in den Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften getestet. Die Tests werden Staatsweit von allen Schülerinnen und Schülern ab der 3. Klasse gemacht. Die Resultate werden öffentlich gezeigt, wodurch den Schulen und den einzelnen Lehrpersonen Druck gemacht werden kann. Hat eine Schule zu tiefe Resultate, kann der Staat eingreifen. Ziel des „No Child Left Behind Act“ ist, dass alle Kinder so viel wie möglich lernen. Pausen zwischen den Lektionen werden somit als überflüssig und Verkürzung der Lernzeit angesehen.

Der Zoo kam auf Besuch in der

Turnhalle.

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Wenn herausragende Arbeiten hart arbeitender Studierenden mit Preisen ausgezeichnet werden, ist dies Wertschät-zung auf hohem Niveau. Die Stiftung Pestalozzianum betreibt in dieser Hinsicht mit den vier Studienpreisen, die jedes Jahr aufs Neue verliehen werden, eine ehrenwerte Kultur. Jeder Preis besitzt einen Wert von 1000.- Franken und es können Arbeiten aller Art – von Leistungsnachweis bis Masterarbeit – eingereicht werden.Im Jahr 2013 wurden sage und schreibe 39 Arbeiten von Studierenden, mit der Empfehlung ihrer Dozierenden, ein-gereicht. An dieser Stelle darum ein Lob und ein herzliches „Weiter so!“ an unsere Dozis, denn die Studierenden sind auf Ihre Empfehlung angewiesen! Am 25. Oktober fand schliesslich die Verleihung eben dieser Preise, angegliedert an den alljährlichen Hochschultag, statt und es wurden wieder einmal vier aussergewöhnliche Arbeiten prämiert. Überreicht wurden die Preise von Peter Stücheli-Herlach und entgegengenommen wurden sie von vier stolzen Preisträgerinnen. Text Manuel WirthFoto Reto KlinkPostkarte Antonia Ebinger

Laura Saia und Lea Sara Mägli unterzogen in ihrer Masterarbeit die Lehrpläne des 20. Jahrhunderts einer eingehenden Analyse. Durch ihre Arbeit treffen sie eine Thematik, die schon einige Zeit aktuell ist und vielen unter den Nägeln brennt. Der Lehr-plan 21 ist und bleibt ein Diskussionsthema und rückt ihre Ar-beit ins Rampenlicht aktueller Debatten, was den Dialog-Preis durchaus verdient.

Wie fühlt man sich als Preisträgerin?Geehrt! Es fühlt sich gut an, dass die eigene Arbeit als Grundlage für weitere Forschung dienen könnte.

STUDIENPREISE PESTALOZZIANUM

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Am Puls der ZeitDer Dialog-Preis

Alles Sache der HaltungDer Professions-Preis

MASTERARBEIT

Portfoli

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Zur professionellen Haltung einer Lehrperson gehört es, sich mit dem eigenen Rollenbild auseinanderzusetzen. Anita Schu-ler ist es gelungen, diese Auseinandersetzung in ihrem Portfolio überzeugend darzustellen und ihre Entwicklungen „Weg vom Lehren – hin zum Lernen“ aufzuzeigen.

Was machst du mit dem Preisgeld?Ich kaufe mir Schmuck, wahrscheinlich einen Ring, der mich ein Leben lang an diesen Moment erinnert.

Das Bild von der Trägerin des Innovationspreis Antonia Ebinger zum Ausschneiden

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Ist es ideal, wenn alles ideal ist? Oder ist es real, wenn alles ideal ist? Oder ist es erst dann real, wenn eben nicht alles ideal ist? Realität und Idealität gehen Hand in Hand und die jeweili-ge Einstellung der Lehrperson zu den beiden genannten Bereichen ist prägend in vielerlei Hinsicht. Antonia Ebinger verarbeitet diese (vermeintliche) Kluft in einem aufregenden Zusammenspiel von wissenschaftlicher Heran-gehensweise und künstlerischer Auseinander-setzung.

Was machst du mit dem Preisgeld?Jetzt kann ich mir endlich ein neues Sofa leisten!

Die Mitarbeitenden Beurteilung (MAB) ist ei-ner der vielen Punkte auf der Liste von Dingen, die von vielen Studierende an der PH Zürich erst so richtig erleben werden, wenn der Be-rufseinstieg geglückt ist. Trotzdem schwirrt der Gedanke daran irgendwo im Hinterkopf her-um. Sandra Aebersold zeigt die Vielschichtig-keit des MAB-Prozesses in ihrer MAS-Diplom-arbeit auf und hat sich in aussergewöhnlichem Masse mit den Theorien zu sozialen Systemen von Niklas Luhman auseinandergesetzt, was den Forschungs-Preis absolut verdient.

Was machst du mit dem Preisgeld?Ich werde das Geld für besondere Gelegenheiten ein-setzen und geniessen. Zum Beispiel werde ich meine Frau, die mir ein Jahr lang den Rücken frei gehalten hat und mich und meine Zeit Herrn Luhmann über-lassen hat, zu einem speziellen feinen Dinner einladen.

Der Forschungs-Preis

Für alle Interessierten:Alle Arbeiten können in der Bibliothek der PH Zürich eingesehen werden. Ausserdem sind digitale Versionen auf der Homepage der Stiftung Pestalozzianum verfügbar – auch die der vorjährigen Gewinnerinnen und Gewin-ner.

Mal was anderesDer Innovations-Preis

Vertiefungs-

arbeit

MAS-DiplomArbeit

Die Preisträgerinnen: v.l.: Laura Saia und Lea Sara Mägli, Sandra Aebersold, Antonia Ebinger, Anita Schuler

MASTERARBEIT

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20 Fotos Alain Strebel

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THERABIERBAR

HEY, WÄNN ISCH WIEDER...?

BISCH DEBII - BISCH DEBII

LAST TIMETHIS YEAR:

19. DEZEMBER2013