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Reportage 16 8 /2012 Klein, aber fein Seit Februar 2011 besitzt die ehemalige Bergbaumetropole Herten (NW) eine Berufsfeuerwehr. Die freiwilligen Feuerwehren waren zunächst skeptisch, ließen sich letztlich aber von den Vorteilen über- zeugen. Mehr Gegenwehr kam von Seiten einiger Politiker. Dennoch wurde der Wechsel vollzogen und die Feuerwehr kann sich neuen Projekten widmen – einer Rente für die Freiwilligen zum Beispiel. 8 /2012 17 e D er Beschluss, in der Stadt Her- ten statt einer freiwilligen Feu- erwehr mit hauptamtlicher Wa- che (HWB) eine Berufsfeuerwehr (BF) einzurichten, löste 2010/2011 unter den freiwilligen Mitgliedern verständ- licherweise rege Diskussionen aus. „Wir haben deshalb weit im Vorfeld mit den Zugführern und den Mannschaf- ten der drei Hertener Löschzüge die Vor- und Nachteile dieser Variante dis- kutiert“, sagt Brandoberamtsrat Theo Schiffmann, Leiter der Feuerwehr Her- ten. „Am Ende konnten wir die meisten Bedenken ausräumen.“ Dies sogar so gründlich, dass schließlich 98 Prozent der Hertener Feuerwehrleute für die Umwandlung stimmten. Diesem Meinungsbild folgte auch der Rat der Stadt – jedoch ohne die Stimmen der Opposition. Auch rück- blickend kann Schiffmann deren Ar- gumente gegen eine BF nicht nach- vollziehen. „Für mich überwiegen ganz klar die Vorteile unserer neuen Auf- stellung. Sowohl die Beamten der BF als auch die Mitglieder der FF stehen sich jetzt als gleichberechtigte Partner in der Feuerwehr Herten gegenüber.“ Rechte und Pflichten wurden in einer Satzung festgeschrieben. Auch die Sorge, eine BF würde die Stadt mehr Geld kosten, konnte er ent- kräften. „Ganz im Gegenteil: Wir haben nicht nur kostenneutral umgestellt. Durch die Umwandlung der Unfallver- sicherung für unsere Feuerwehr spa- ren wir im Jahr 2012 rund 18 000 Euro. Dieser Betrag wird nun in neue Dienst- kleidung für die freiwillige Feuerwehr investiert.“ F ür die Mitarbeiter der neuen BF Herten hat sich im Alltag nicht viel geändert. Insgesamt gibt es zehn Beamte im gehobenen sowie 57 im mittleren Dienst. Vier Funktionen aus dem Tagdienst stellen den Ein- satzführungsdienst (B-Dienst) sicher, nach Dienstschluss als Bereitschafts- dienst von zu Hause aus. Die anderen versehen im Rhythmus 24 Stunden Wache/48 Stunden frei ihren Job. Zwei Wachschichten haben 21 Mitglieder, eine 20. Pro Schicht sind neun Funk- tionen auf Einsatzleitwagen (ELW) 1, Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF) 20/16, Drehleiter (DLK 23-12) und Wechselladerfahrzeug (WLF) mit dem Abrollbehälter-Tank Was- ser/Schaum zu besetzen. Fünf Mann sind auf dem Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) sowie zwei Rettungswagen Die Feuerwehr Herten gehört zwar zu den kleineren Feu- erwehren des Ruhrgebiets, braucht sich deshalb aber nicht zu verstecken. Zum Gruppenbild hat die gesamte Wehr auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Schlägel und Eisen Aufstellung genom- men. Sie ist eines der letzten Relikte der einst größten Bergbaustadt Europas. Mit den Feu- erwehren aus Recklinghausen und Marl bilden Kräfte aus Herten die Gruppe Spezi- elle Rettung aus Höhen und Tiefen im Kreis Reck- linghausen. Hier Michael Wind- hausen, Hermann Huge und Aus- bilder Alexander Ponzini (von links).

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Reportage

16 8 /2012

Klein, aber fein

Seit Februar 2011 besitzt die ehemalige Bergbaumetropole Herten (NW) eine Berufsfeuerwehr. Die freiwilligen Feuerwehren waren zunächst skeptisch, ließen sich letztlich aber von den Vorteilen über-zeugen. Mehr Gegenwehr kam von Seiten einiger Politiker. Dennoch wurde der Wechsel vollzogen und die Feuerwehr kann sich neuen Projekten widmen – einer Rente für die Freiwilligen zum Beispiel.

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e

Der Beschluss, in der Stadt Her-ten statt einer freiwilligen Feu-erwehr mit hauptamtlicher Wa-

che (HWB) eine Berufsfeuerwehr (BF) einzurichten, löste 2010/2011 unter den freiwilligen Mitgliedern verständ-licherweise rege Diskussionen aus. „Wir haben deshalb weit im Vorfeld mit den Zugführern und den Mannschaf-ten der drei Hertener Löschzüge die Vor- und Nachteile dieser Variante dis-kutiert“, sagt Brandoberamtsrat Theo Schiffmann, Leiter der Feuerwehr Her-ten. „Am Ende konnten wir die meisten Bedenken ausräumen.“ Dies sogar so gründlich, dass schließlich 98 Prozent der Hertener Feuerwehrleute für die Umwandlung stimmten.

Diesem Meinungsbild folgte auch der Rat der Stadt – jedoch ohne die Stimmen der Opposition. Auch rück-blickend kann Schiffmann deren Ar-gumente gegen eine BF nicht nach-vollziehen. „Für mich überwiegen ganz klar die Vorteile unserer neuen Auf-stellung. Sowohl die Beamten der BF als auch die Mitglieder der FF stehen sich jetzt als gleichberechtigte Partner in der Feuerwehr Herten gegenüber.“ Rechte und Pflichten wurden in einer Satzung festgeschrieben.

Auch die Sorge, eine BF würde die Stadt mehr Geld kosten, konnte er ent-kräften. „Ganz im Gegenteil: Wir haben nicht nur kostenneutral umgestellt. Durch die Umwandlung der Unfallver-sicherung für unsere Feuerwehr spa-ren wir im Jahr 2012 rund 18 000 Euro. Dieser Betrag wird nun in neue Dienst-kleidung für die freiwillige Feuerwehr investiert.“

Für die Mitarbeiter der neuen BF Herten hat sich im Alltag nicht viel geändert. Insgesamt gibt es

zehn Beamte im gehobenen sowie 57 im mittleren Dienst. Vier Funktionen aus dem Tagdienst stellen den Ein-satzführungsdienst (B-Dienst) sicher, nach Dienstschluss als Bereitschafts-dienst von zu Hause aus. Die anderen versehen im Rhythmus 24 Stunden Wache/48 Stunden frei ihren Job. Zwei Wachschichten haben 21 Mitglieder, eine 20. Pro Schicht sind neun Funk-tionen auf Einsatzleitwagen (ELW) 1, Hilfeleistungs-Löschgrup penfahrzeug (HLF) 20/16, Drehleiter (DLK 23-12) und Wechselladerfahrzeug (WLF) mit dem Abrollbehälter-Tank Was-ser/Schaum zu besetzen. Fünf Mann sind auf dem Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) sowie zwei Rettungswagen

Die Feuerwehr Herten gehört zwar zu den kleineren Feu-erwehren des Ruhrgebiets,

braucht sich deshalb aber nicht zu verstecken. Zum

Gruppenbild hat die gesamte Wehr auf dem Gelände der

ehemaligen Zeche Schlägel und Eisen Aufstellung genom-men. Sie ist eines der letzten

Relikte der einst größten Bergbaustadt Europas.

Mit den Feu-erwehren aus Recklinghausen und Marl bilden Kräfte aus Herten die Gruppe Spezi-elle Rettung aus Höhen und Tiefen im Kreis Reck-linghausen. Hier Michael Wind-hausen, Hermann Huge und Aus-bilder Alexander Ponzini (von links).

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(RTW) eingeteilt. Die Notärzte stellen im Wechsel die beiden Hertener Kran-kenhäuser, das St. Elisabeth-Hospital sowie das Gertrudis-Hospital im Orts-teil Westerholt.

Den Krankentransport hat die Stadt zum 1. August 2012 an die Firma Her-zig aus Hamm, ein Tochterunterneh-men des privaten dänischen Rettungs-dienst- und Feuerwehr-Dienstleisters Falck, vergeben. Das Unternehmen, das auch in Hamm (NW) bereits für den Krankentransport zuständig ist, konnte sich damit in einer europa-weiten Ausschreibung gegen mehre-re Anbieter durchsetzen. Davor hatte das Deutsche Rote Kreuz in Herten die Krankentransporte durchgeführt. In 2011 waren dies 2 569 Transporte sowie drei Rettungsdienst-Einsätze.

„Die Federführung für den Rettungs-dienst und damit auch für den Bereich Krankentransport liegt weiterhin bei der Feuerwehr“, erläutert Schiffmann. „Wir haben mit dem neuen Anbieter kein Problem und werden mit ihm ge-nauso zusammenarbeiten wie bisher mit dem DRK.“

Die Einsätze kommen aus Recklinghausen

Ein Gong ertönt, eine Stimme vom Band schallt durch die Flure, dann folgt die Durchsage des Disponenten: „Ein-satz Tierrettung!“ Gleichzeitig leuchten auf LCD-Monitoren im 2011 gebauten linken Flügel, der neben den Büros der Branddirektion auch den Löschzug Mitte der freiwilligen Feuerwehr be-herbergt, das alarmierte Fahrzeug so-wie ein Spruchband mit Einsatzart und Adresse auf.

„Diese Monitore wollen wir noch im gesamten Gebäude einrichten“, sagt Brandamtmann Stefan Lammering, Abteilungsleiter Einsatz und Organi-sation. Kurz nach dem Alarm wechselt das Bild in eine Statusansicht, in der alle verfügbaren Feuerwehrfahrzeuge in Herten aufgelistet sind. Das Feld für das HLF leuchtet gelb, wechselt dann auf rot. „Gelb blinkend steht für alar-miert, gelb leuchtend für Einsatzauf-trag übernommen und rot leuchtend bedeutet, dass das Fahrzeug an der Einsatzstelle eingetroffen ist“, erklärt Lammering weiter.

Neben den Fahrzeugen und Abroll-behältern der BF sind auch die Fahr-zeuge der freiwilligen Einheiten zu sehen. Lammering: „Falls wir nachalar-mieren müssen oder bei besonderen

An seinem Arbeitsplatz im Funkraum des ELW 1 hat Pierre Klassmann gerade einen Einsatz übernommen. Rechts oben ist eine einheitliche Lagekarte montiert, die vom Institut der Feuerwehr NRW entworfen wor-den ist, um landesweit eine einheitliche La-gedarstellung zu ermöglichen.

Der Platz für den Lagekartenführer. Er hat seinen Laptop aus dem ELW in den AB-Son-dereinsatz mitgenommen und ist jetzt über WLAN mit dem System dort verbunden. Alle Änderungen werden in Echtzeit zwischen beiden Rechnern übertragen.

Der Blick in die selbst eingebaute Küche im vorderen Teil des AB zeigt Wärmegerät, Mik-rowelle und Kaffeemaschine. In den Schrän-ken sind auch Getränke gelagert.

Einsatzlagen erkennt jeder auf einen Blick, welche Einheiten bereits im Ein-satz oder alarmiert worden sind.“

Bis 2002 unterhielt die Feuerwehr Herten eine eigene Leitstelle. „Hier waren zwei Notrufleitungen, zwei Standleitungen zur Polizei und zur BF Gelsenkirchen sowie zahlreiche Brand-meldeanlagen von Hertener Firmen aufgeschaltet“, sagt der Abteilungslei-ter. Jetzt wird die Feuerwehr über die Kreisleitstelle Recklinghausen alar-miert. 20 Leitungen stehen für die 112 sowie vier Leitungen für den Kranken-transport unter der 19222 zur Verfü-gung. 71 Brandmeldeanlagen Hertener Betriebe sind dort aufgeschaltet. Im Jahr 2011 mussten über 144 000 Anrufe über die 112 koordiniert werden.

Alarmiert werden die Einheiten in Herten über derzeit 252 digitale Melde-empfänger sowie – seit 2010 – über ei-nen stadteigenen SMS-Alarmserver. Mittels 15 Alarmschleifen können sowohl die Feuer- und Rettungs-wache als auch die Löschzüge gesamt erreicht werden. Son-derfunktionen, zum Beispiel die zweite DLK 23-12 in Westerholt, die Rettungsdienst-Fahrzeuge oder die Mitglieder von Höhenret-tung, Technischer Einsatzleitung und Führungsdienst, können die Dispo-nenten auch einzeln auslösen.

Leer stehen die Räume der ehema-ligen Leitstelle dennoch nicht. „Zum einen haben wir hier Büros einge-richtet, die insbesondere im Sommer wegen der guten Klimatisierung sehr beliebt sind“, schmunzelt Lammering. Zum anderen kann ein Leitstellentisch für besondere Lagen – wie zum Bei-spiel Unwetter – besetzt werden. „Auf diesem Platz können die Notrufe aus dem Stadtgebiet gesichtet werden, es werden Prioritäten festgelegt und die Einsätze an die Wachen der BF und der FF weitergeleitet.“ So wird die Kreis-leitstelle entlastet. Über ein von den Leitstellenmitarbeitern geschriebenes Programm sind die ehemalige Leitstel-le Herten und die Kreisleitstelle mitein-ander vernetzt.

Funknetze im Haus und an der Einsatzstelle

Auf eine enge Vernetzung legen die Hertener ohnehin großen Wert. So kann zum Beispiel der Datenbestand auf dem Rechner im ELW 1 – ein VW Crafter 35 mit GSF-Ausbau – per Fern-wartungsprogramm über das Internet

Den ELW 1 auf VW Crafter 35 baute GSF auf. Angetrieben

wird er von einem 80-kW-Dieselmotor. Die komplette Sondersignaltechnik ist mit

LEDs ausgestattet.

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Aus ELW 1 und dem AB-Sondereinsatz wird an der Einsatzstelle die Einsatzleitung auf-gebaut. Markisen dienen als Wetterschutz für Besprechungen.

Spaß bei der Arbeit: In der Waschbox

poliert Marco Sievers den KdoW Audi A4 von

Brandoberamtsrat Theo Schiffmann. Hier findet

auch die Desinfektion der RTW und des NEF statt.

In der Fahrzeug-halle 2 stehen nicht nur die Abrollbehälter, auch ein großes Schwerlastregal für Reserve- und Nachschubgü-ter ist hier zu finden. Björn Feja stellt gerade einen Stromerzeuger per elektrische Ameise zurück ins oberste Stockwerk.

Den AB-Universal können die Herte-ner ganz individuell per Rollwagen (Hersteller: Theis) bestücken. Auf der Pritsche stehen vier Rollwagen zum Auf-bau einer Wasser-versorgung (1 600 m B-Schlauch), Geräte für Gefahr-stoffeinsätze, ein Schnelleinsatzzelt sowie ein Schlauch-boot mit Eisret-tungsschlitten.

Blick von oben auf die Wache der Feuerwehr in der Her-tener Innenstadt. Hinten die beiden im L angeordneten Fahrzeughallen mit dem Übungshof. Vorne der Verbin-dungsbau mit dem Foyer. Daran schräg nach vorne an-schließend der Bau des Löschzugs 1 mit den Büroräumen der BF im ersten Obergeschoss.

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Reportage

aus dem Computernetzwerk der Feu-erwache gepflegt werden. „Wenn wir Daten in unseren Einsatzunterlagen neu anlegen oder aktualisieren, stehen diese automatisch auch der ELW-Be-satzung am Einsatzort zur Verfügung“, erklärt Lammering. Zusätzlich zu den digital gespeicherten Unterlagen gibt es auf dem ELW sowie auf den Lösch-fahrzeugen Ordner mit Hinweisen und Dokumenten, die dem Einheitsfüh-rer bei der Erfüllung seiner Aufgabe helfen.

Doch damit nicht genug. An der Einsatzstelle angekommen, kann der Führungsassistent sich alle Daten zum aktuellen Einsatz via Funkübertragung von der Kreisleitstelle holen und in sei-nen Rechner einspielen. „Dann hat er sofort den aktuellen Lagebericht mit allen alarmierten und auf Anfahrt be-findlichen Kräften und kann diesen auf seinem Rechner weiterführen“, sagt Stefan Lammering. „So ist es auch mög-lich, einzelne Einheiten in Abschnitten zusammenzufügen, zum Beispiel Was-serversorgung oder Verletztensammel-platz. Das spart enorm Zeit und Arbeit bei der Einsatzstellendokumentation.“

Wird klar, dass der Einsatz größere Dimensionen annimmt und die Bil-dung eines Stabes erfordert, kommt ein WLF mit dem AB-Sondereinsatz hinzu. Diesen Abrollbehälter auf Basis eines handelsüblichen Aufenthalts-containers haben die Hertener selbst ausgebaut. „Wir haben hier ja alles vor Ort: Kfz-Werkstatt, Schreinerei, Elekt-rowerkstatt“, sagt Lammering. Und der Container kann sich sehen lassen.

Er wird rechts neben dem ELW plat-ziert und der Raum dazwischen mit zwei Markisen überdacht. Im vorde-ren Bereich des Containers haben die Feuerwehrleute eine Küche eingebaut, in der Heiß- und Kaltgetränke berei-tet werden können. Zudem lässt sich hier in kleinerem Rahmen eine Ein-satzstellenverpflegung organisieren. Unterhalb der Küchenzeile sind an der rechten Seite in einem Außenstaufach Batterien für die sofortige Stromver-sorgung und ein tragbares Stromaggre-gat gelagert.

Die hinteren zwei Drittel des Abroll-behälters bilden den Besprechungs-raum mit dem Platz des Lagekarten-führers. Dieser nimmt ein Laptop aus dem ELW mit und hat damit via WLAN wiederum Zugriff auf alle Unterlagen und die Lagekarte im ELW – und umge-kehrt. „Diese räumliche Trennung ver-schafft dem Führungsassistenten auch

Eine komplett ausgestattete

Werkstatt ermöglicht alle grundlegenden

Wartungs- sowie kleinere Repara-

turarbeiten. Auch der Ausbau des

AB-Sondereinsatz erfolgte von eigenen

Kräften.

Andreas Peglow ist einer der Funkwarte der BF Herten. Diese müssen unter anderem die Meldeempfänger programmieren – für die Digitalmelder der ersten Generation sogar noch auf einem Windows 95-Rechner.

Selten genug ist noch eine eigene Schreinerei auf einer BF-Wache zu finden. Martin Reimer hat diesen Job von seinem Vater übernommen.

Besonderen Besuch hatten die Hertener schon in ihrer Wach-Küche zu Gast: Ralf Zacherl (links) und Mario Kotaska, die „Kochprofis“ von RTL II, bekochten zusammen mit Oliver Mertinett (2.v.l.) und Michael Windhausen die Wachabteilung. Foto: Feuerwehr Herten

Atemschutzwart Dirk Schael ist in der 3. Wachabteilung als Atemschutzgerätewart für die Pflege und die Instandsetzung der Pressluftatmer und Masken zuständig.

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AB nicht für die Einsatzleitung benö-tigt, können wir dort auch Geschädig-te vorübergehend unterbringen“, sagt Brandoberinspektor Michael Zeiser, Wachabteilungsführer 3. „Oder die Kollegen nehmen den Container als Aufenthaltsraum bei Brandsicherheits-wachen mit.“ Bei öffentlichen Veran-staltungen nutzt ihn zudem die FF als Anlaufstelle bei der Mitgliederwerbung.

Mit dem AB-Sondereinsatz ste-hen in Herten sechs Abrollbe-hälter für den Einsatz bereit.

Zum Transport gibt es zwei WLF auf MAN TGA 26.360 6x4. Ständig aufge-sattelt sind der AB-TWS (Tank Wasser/Schaum) im ersten Abmarsch sowie der AB-Rüst für erweiterte technische Hilfeleistungen. Der AB-TWS ersetzt das ansonsten notwendige Tanklösch-fahrzeug.

8 000 Liter Löschwasser sowie 500 Liter Schaummittel stehen in dem von der Firma Heines 2005 gebauten Tank bereit. Vorne besitzt der AB ein Podium mit einem Geräteraum sowie einem überdachten Stellplatz für eine Trag-kraftspritze (TS) 8/8. Darüber kann

der Vector-Werfer auf dem Podium gespeist werden. Er besitzt einen maxi-malen Durchsatz von 2 000 l/min.

Stefan Lammering: „Der Einsatz-schwerpunkt des AB-TWS liegt in der Bereitstellung von Wasser bei Flächen-bränden, im Bereich der Industrie, von landwirtschaftlichen Anwesen oder auf der Autobahn.“ Auf der A2 ist die Feuerwehr Herten zuständig zwischen den Anschlussstellen Herten und Gel-senkirchen-Buer – mit einem 320 Me-ter langen Tunnelbauwerk – sowie von Herten bis zum Autobahnkreuz Reck-linghausen.

Stationiert ist bei der BF auch ein AB-MANV (Massenanfall von Verletz-ten). Der knapp fünf Tonnen schwere, vom Land NRW beschaffte Behälter enthält Material zum Aufbau eines Behandlungsplatzes für 50 Patienten (in Verbindung mit zwei Gerätewagen-Rettungsdienst). Zu seiner Beladung gehören Defibrillatoren, Beatmungs-einheiten, Tragen, Spineboards sowie zwei Zelte nebst Zubehör wie Beleuch-tung, Zeltheizung und Tragenböcke. Weiter stehen Material zur Behandlung sowie Medikamente zur Verfügung.

Leiter der Feuerwehr Herten ist Brand-oberamtsrat Theo Schiffmann. 1968 begann er seine Feuerwehr-Laufbahn in der Jugendfeuer-wehr Westerholt. Chef aller Hertener Feuer-wehrleute ist er seit 2004, seit 2011 in der Funktion als Leiter BF.Fo

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die Ruhe, die er zur Erledigung seiner Aufgaben braucht“, so Lammering. „Er kann einfach die Tür abschließen und wird nicht gestört.“ Trotzdem sind beide immer auf dem gleichen Stand. Die Einsatzstellendokumentation er-folgt übrigens nach dem vom Institut der Feuerwehr in Münster einheitlich in Nordrhein-Westfalen eingeführten Taktischen Arbeitsblatt und der Takti-schen Arbeitstafel.

Die Bestuhlung im Besprechungs-raum ist nicht fest angebracht. Sie kann zu einem Konferenztisch und als Einzelarbeitsplätze zusammengestellt werden oder ganz entfallen. „Wird der

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38 10/2012

Einsatzbericht

Freitag, 27. April 2012. Um 10.36 Uhr gehen bei der Zentralen Leitstelle Groß-Gerau (bei Frank-furt) innerhalb kürzester Zeit mehrere Notrufe ein. Gemeldet wird ein Feuer in einer Autowerkstatt in Mörfelden-Walldorf. Anfangs ist die Rede von einem brennenden 500-Liter-Ben-zinfass. Später wird nur noch von ei-ner Rauchsäule gesprochen, von der sich die Disponenten, trotz der etwa 13 Kilometer Entfernung zum Brand-ort, beim Blick aus dem Fenster selbst überzeugen können. Die Qualmwolke ist wegen des sonnigen Wetters bereits kurz nach Brandausbruch im ganzen Rhein-Main-Gebiet zu erkennen.Die Disponenten alarmieren mit

der Alarmstufe „F 3 – Brand in Gewer-bebetrieb“ die Feuerwehren und die DRK-Ortsvereine aus Walldorf und Mörfelden, den Brandschutzaufsichts-dienst des Landkreises sowie ein Not-arzt-Einsatzfahrzeug (NEF) und einen Rettungswagen (RTW). Bei dem Scha-densobjekt handelt es sich um einen Gebäudekomplex in Stahlträgerbau-weise. Darin befinden sich eine Rei-fenhandlung (bei Brandausbruch sind etwa 1 600 Autoreifen eingelagert) mit zugehöriger Werkstatt, ein Autohaus mit Werkstatt und ein baulich abge-trennter Verkaufsraum sowie ein Haus-meisterservice. Das Gebäude grenzt im östlichen Bereich direkt an die Farm-

AbgeriegeltEin technischer Defekt an einem Kompressor verur-sacht einen Großbrand in Mörfelden-Walldorf (HE). Unter anderem verbrennen dabei 1 600 Autoreifen, die Feuerwehr muss ein Übergreifen auf weitere Gebäudeteile verhindern. Im Anschluss an den Ein-satz kommt es zu einer ungewöhnlichen Wahl bei der Feuerwehr.

straße. Zwischen Gebäude und Bürger-steig befindet sich ein befestigter Strei-fen, auf dem mehrere Pkw abgestellt sind. Der nördliche Teil grenzt an eine Freifläche, auf dem Gerümpel und Pkw lagern. Es ist so eng, dass sich die Ein-satzkräfte hier gerade noch bewegen können. Im Westen befinden sich größ-tenteils Freiflächen mit Gras und Ge-strüpp sowie einige Bäume, aber auch die Giebelseite eines in Massivbauwei-se errichteten Abstellschuppens. Süd-

lich, in etwa sieben Meter Abstand, ste-hen eine Pkw-Waschanlage sowie der Verkaufsraum einer Tankstelle.

Feuer breitet sich in Werkstatt ausDas erste Fahrzeug, ein Löschgrup-

penfahrzeug (LF) 16 der Einsatzabtei-lung Walldorf, trifft um 10.43 Uhr am Einsatzort ein. Zu diesem Zeitpunkt ist das Feuer im Bereich des Reifenhänd-

Durch zwei geöffnete Hallentore wird das Feuer zurückgedrängt. Dabei kommt auch ein mobiler Schaumwerfer zum Einsatz. Foto: Feuerwehr Mörfelden-Walldorf

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10/2012 39

lers bereits großflächig durch das Dach gebrochen und breitet sich durch eine Öffnung in der Brandschutzwand in die direkt angrenzende Werkstatt des Autohändlers aus. Die Flammen erfas-sen einen auf der Hebebühne stehen-den Pkw. Bis auf den Verkaufsraum des Autohauses sind alle Räume des Ob-jekts stark verraucht.Mitarbeiter der vom Brand betroffe-

nen Betriebe fahren alle bisher nicht vom Feuer erfassten Pkw auf dem Ge-

lände und in der Halle aus dem Gefah-renbereich, was von den Einsatzkräften beim Aufbau der ersten Rohre erhöhte Vorsicht verlangt. Auch eine optimale Fahrzeugaufstellung ist durch die Ber-gungsaktion nicht möglich. Der Führer des ersten Angriffstrups

zeigt sich vom Ausmaß beeindruckt: „Uns war sofort klar, dass wir hier drin-gend Verstärkung benötigen“, erklärt Stefan Dinkel. Nach der Erkundung des Gruppenführers ist rasch geklärt, dass

es weder Verletzte gibt noch Personen im betroffenen Gebäudeteil vermisst werden. Die erste Rückmeldung von der Einsatzstelle „Brandausbreitung auf Tankstelle und Autohaus möglich“ führt zur Erhöhung der Alarmstufe auf „F 4 – Großschadenslage“. Aufgrund der ausgedehnten Ein-

satzstelle und der Tatsache, dass das von Zäunen und Vegetation gesäum-te Objekt nicht problemlos umrun-det werden kann, werden bereits in

Großbrand in Mörfelden-Wall-dorf, ein Reifenlager und eine Au-towerkstatt brennen. Vordringli-ches Ziel: eine Brandausbreitung auf die angrenzenden Gebäude verhindern. Unter anderem kom-men dafür mehrere Wenderohre und Monitore zum Einsatz.

Reportage

Perfekte BedingungenAm Stadtrand von Münster erstreckt sich an zwei Standorten das Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen. Die Schule ist die größte Feuerwehr-Ausbil-dungsstätte in Deutschland – mit zirka 300 Internatsplätzen. Auf dem 2,5 Hektar großen Übungsgelände und in einer riesigen Halle trainieren die Lehrgangs- besucher. Wir stellen die umfangreichen Angebote vor.

Am Institut der Feuerwehr finden nur Führungslehr-gänge statt. Bei den Übun- gen sind die Teilnehmer mit Westen gekenn-zeichnet. Der Einsatzleiter trägt gelb.

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10/2012 71

Perfekte BedingungenDirekt hinter einer Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal am östlichen Stadtrand von Müns-ter befindet sich der Hauptsitz des Ins-tituts der Feuerwehr Nordrhein-West-falens (IdF NRW). Die Einfahrt wirkt unscheinbar – bis auf das Riesenreflek-torschild links daneben. „Das ist mo-derne Kunst“, erklärt Werner Kemker, Pressesprecher des IdF. Dahinter ver-birgt sich die deutschlandweit größte Feuerwehr-Ausbildungsstätte.Im Jahr 2011 bot das Institut 510

Lehrgänge an, insgesamt 14 088 Absol-venten nahmen daran teil. „Nordrhein-Westfalen beheimatet ein Viertel aller Berufsfeuerwehren in Deutschland“, erklärt Dr. Gisbert Rodewald, Direktor des IdF, den hohen Bedarf an Lehrgän-gen. „Am IdF werden ausschließlich Führungskräfte-Lehrgänge ab Grup-penführer einer freiwilligen Feuerwehr angeboten. Und pro Jahr bilden wir alleine etwa 120 Feuerwehrangehörige für den gehobenen feuerwehrtechni-schen Dienst aus.“

Der gebürtige Berliner Dr. Rodewald arbeitet seit 1979 an der Feuerwehr-schule in Münster. Seine Fachgebiete als Dozent waren zunächst Strahlen-schutz und Gefahrgut. Seit 1996 ist er Direktor des Instituts.„Alle Ausbildungseinrichtungen im

Innenressort in Nordrhein-Westfalen heißen Institut“, klärt Dr. Rodewald auf. „Der Name lässt vielleicht vermu-ten, dass wir auch Forschung betrei-ben. Aber das IdF begleitet höchstens Forschungsprojekte. “

Einige der Dozenten des Instituts der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen haben vor einer Fahrzeugauswahl Aufstellung genommen. Insgesamt 122 Mitarbeiter zählt die Feuer-wehrschule. 65 Fahrzeuge stehen zur Ausbildung zur Verfügung.

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Belgien EUR 5,80 Frankreich EUR 6,20 Italien EUR 6,20 Luxemburg EUR 5,80 Österreich EUR 5,50 Schweiz CHF 9,40

IdF MünsterDeutschlands größte Schule

6x6-Sprinter

Reifenhandel in Vollbrand

VorbildlichZwei Kommunen, eine Drehleiter

Prototyp

Sattelzug zerdrückt Kleinwagen

Spektakuläre Einsatzberichte!

Spreizer13 Geräte für jeden Einsatz

Unsere Spezialisten!

Metz der Spezialist für Hubrettung!

Sicher, intuitiv und schnell: mit unseren Norm Hubrettungs-fahrzeugen, der L32, der L32 A oder der B32 erreicht jeder sein Einsatzziel. Ihnen bleibt überlassen, welchen Weg Sie gehen. Metz hat für alles eine Lösung. Die typischen Metz-Merkmale, wie die Bodendrucksensoren, die 3D-Lastmessung und die stufenlosen Abstützbreitenerfassung sowie die einheitliche Bedienphilosophie, sorgen immer für eine maximale Ausladung und Sicherheit.

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22 8 /2012

Reportage

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„Mit dem AB-MANV werden wir auch überörtlich alarmiert“, sagt Lamme-ring. So hätten sie damit bei der Love Parade in Duisburg 2010 oder bei der Frauen-Fußball-WM 2011 am Spielort Mönchengladbach in Bereitstellung gestanden.

Höhenretter-VerbundIm Hof der Feuer- und Rettungswa-

che üben derweil drei Höhenretter an der zweiten Drehleiter der Feuerwehr Herten, die normalerweise im Ortsteil Westerholt stationiert ist. Ausbilder Alexander Ponzini trainiert mit zwei Kollegen der Wachabteilung die Ret-tung einer Person mittels Korbtrage.

„Unsere Gruppe für die Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen – kurz SRHT – ist erst seit dem 1. April dieses Jahres offiziell im Dienst“, berichtet er, während er eine Trage in das Seilsys-tem einbindet, das sie an der Leiter-spitze eingehängt haben. „Seither sind wir schon sechsmal alarmiert worden.“

Vor zwei Jahren haben die ausge-bildeten Höhenretter der Feuerwehr Recklinghausen begonnen, zusammen mit ihren Kollegen aus Herten an ent-sprechenden Objekten zu üben. Nur wenige Monate später kamen auch die Höhenretter aus dem benachbarten Marl hinzu. „Schließlich haben wir die drei Gruppen zu einer gemeinsamen Abteilung SRHT zusammengefasst, die jetzt bei den entsprechenden Stich-worten direkt mitalarmiert wird“, sagt Ponzini.

Einsätze liegen auf HaldeNeben den alten Zechenanlagen, die

mehr und mehr aus dem Stadtbild ver-schwinden, erinnert vor allem die Hal-denlandschaft im Landschaftspark Ho-heward an die Bergbauvergangenheit Hertens (zur Entstehung siehe Kasten „Stichwort Halde Hoheward“). Für die Feuerwehr sind diese Bereiche nicht unproblematisch. „Viele Hertener und Touristen nutzen die beiden Halden zum Fahrradfahren, Spazierengehen und für den Langlauf“, sagt Lamme-ring. Aber auch Trendsportarten wie Mountainbiking oder Nordic Walking sind vor allem wegen der starken Stei-gungen und Gefälle beliebt.

„Für uns ist das vor allem im Ret-tungsdienst eine Herausforderung“, sagt der Abteilungsleiter Einsatz. So muss bei einem eingehenden Notruf erst einmal geklärt werden, wo genau sich der Notfall ereignet hat. „Die Halde Hoheward umfasst eine Grundfläche

Gemäß dem Sanitätsdienst-Konzept NRW ist bei der Her-

tener Feuerwehr ein AB-MANV (Massenfall von Verletzten) für

den Aufbau eines Behandlungs-platzes-Bereitschaft (BHP-B)

50-in Verbindung mit zwei Gerätewagen-Rettungsdienst-

stationiert.

Zwei RTW (außen), WLF, DLK 23-12, HLF und ELW (von links) bilden den Löschzug der BF Herten, der hier im Schlosspark Aufstellung genommen hat.

HLF 20/16 von Schlingmann auf MAN TGM 18.330 mit Normbeladung. Ausstattung: 2 000 l Wasser, 200 l Schaummittel, Feuer-löschkreiselpumpe FLK S 2000 mit Schaum-zumischung Automix 30/72, Lichtmast (6x 24-V-Scheinwerfer) und Seilwinde (50 kN).

Das 2005 gebaute WLF auf MAN TGA 26.360 6x4 ist standardmäßig mit dem AB-Rüst bela-den. Hier zieht es den von Ziegler 2006 gefer-tigten Abrollbehälter aus der Halle.

Neben einem Schnellangriff mit Lufthebern gehören auch ein Aggregat auf Rollwagen, ein Aggregat zur Versorgung des Abrollbehälters mit Strom (je 13 kVA), Elektrowerkzeuge, Plas-maschneider und Handwerkzeug zur Ausstattung des AB-Rüst.

8 /2012 23

Stichwort HertenIn einem Heberegister

der Abtei Werden an der Ruhr wird die Stadt Herten als „Herthene“ um das Jahr 1050 erstmals urkundlich erwähnt. Während des Mittelalters gehört sie zum Kurfürstentum Köln. 1857 wird sie selbstständige Landgemeinde. Die bis dahin eher ländlich gepräg-te Stadt erfährt mit dem Beginn des Bergbaus ab 1870 eine rasante Entwick-lung. Bald schon können die notwendigen Arbeitskräfte nicht mehr allein aus Herten und der näheren Umgebung rekrutiert werden. Neben Ar-beitern aus den deutschen Ostgebieten kommen Berg-leute aus Polen, Tschechien und Slowenien. Für sie und ihre Familien entstehen rund um die Zechen Bergarbeiter-siedlungen, die noch heute das Stadtbild an vielen Stel-len prägen. Herten entwi-ckelt sich bis 1926 zu einer der größten Bergbaustädte Europas.

Am 1. April 1926 werden die Bauernschaften Ebbe-lich, Disteln, Langenbochum und Scherlebeck aus dem Amt Recklinghausen ausge-schlossen und Herten ange-gliedert. Die Einwohnerzahl steigt dadurch schlagartig von 14 991 auf 35 500, das Gemeindegebiet verdoppelt sich auf 2 900 Hektar. 1936 erhält Herten die Stadtrech-te und die Erlaubnis zum Führen eines Stadtwappens.

Der Zustrom von Flücht-lingen nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die un-

gebrochene Anziehungs-kraft des Bergbaus auf Arbeitssuchende lässt die Einwohnerzahl auf 53 000 steigen. 1975 sollte Herten im Rahmen der kommu-nalen Neuordnung dem benachbarten Recklinghau-sen zugeschlagen werden. Die Gemeinde Westerholt im Westen der Stadt sollte Gelsenkirchen zugeordnet werden. In zähen Verhand-lungen gelang es den Poli-tikern beider Gemeinden, einen Zusammenschluss zu erringen: Herten, Westerholt und Bertlich – ein Ortsteil von Polsum – wurden zur Stadt Herten.

Heute besitzt die Stadt im Kreis Recklinghausen eine Fläche von 37,46 Quadratkilometern mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 9,5 Kilometern. In West-Ost-Richtung misst das Stadtgebiet 6,5 Kilometer. 62 010 Einwohner leben in den neun Stadtteilen (Stand 31. März 2012), die sowohl städtisch als auch noch dörflich geprägt sind. Landwirtschaftliche genutzte Flächen, Wälder und Erho-lungsflächen machen knapp die Hälfte des Stadtgebietes aus. Auf der mit 110 Metern höchsten natürlichen Erhe-bung im Ortsteil Scherlebeck stehen die beiden größten Wassertürme Deutschlands. Ein Kuriosum am Rande: Trotz einer zweigleisigen Hauptstrecke, die durch das Stadtgebiet verläuft, besitzt Herten keinen eigenen Bahnhof (www.herten.de).

Blick über die Stadt Herten in Richtung der stillgelegten Zeche Schlägel und Eisen (links am Horizont die Förder-türme). Knapp die Hälfte des Stadtgebiets besteht aus Grünflächen. Foto: Preuschoff

Das neuere der beiden WLF auf MAN TGA 26.360 6x4 mit Meiller-Aufbau trägt den AB-TWS. Dieses Kürzel steht für Tank Wasser/Schaum.

Im Schlosshof des Schlosses Herten steht die DLK 23-12 von Metz Aerials auf ei-nem MAN TGM 15.80. Das Fahrzeug beschaffte die Feuerwehr 2008.

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24 8 /2012

Reportage

Im Unterrichts-raum des Lösch-zugs Scherlebeck hängt statt des Heiligen Florians eine Abbildung der Heiligen Bar-bara. Sie ist die Schutzpatronin der Bergleute.

Mitglied im Zug 2 ist auch der freie Mitarbeiter des Feuerwehr-Magazin, Christian Böse (5. von links).

Immer wieder wurde am Feuerwehrhaus des Löschzugs 2 (Scher-lebeck) angebaut. Der linke Teil stammt aus dem Jahr 1927. Als Letztes entstand 2000 die Fahrzeughalle ganz rechts, hinter der sich die Umkleideräume der Feuerwehr befinden.

von 160 Hektar, bei der Halde Hoppen-bruch sind es immerhin noch 55 Hekt-ar“, so Stefan Lammering. Damit bilden die beiden künstlichen Berge die größte Haldenlandschaft des Ruhrgebietes.

Unzählige Wege führen in Serpen-tinen auf die Halden hinauf und rings um die einzelnen Terrassen herum. Am einfachsten sind noch die Aussichts-balkone zu finden, diese sind numme-riert. Wenn der Patient gefunden und behandelt worden ist, muss er auch transportiert werden können. Auf die Halde führt nur eine geteerte Zufahrt, der Rest sind Schotter- und Sandwe-ge oder gepflasterte und unbefestigte schmale Fußwege. „Für die Zukunft denken wir über eine spezielle Lösung nach“, sagt Lammering, „damit wir auch im Winter oder bei anhaltenden Niederschlägen die Einsatzorte errei-chen.“

Die Zahl der Rettungseinsätze steigt.

Waren es 2006 noch zwei, mussten im vergangenen Jahr schon 13 Patienten von den Halden gerettet werden, in 2012 sind es bereits wieder sechs. Und noch eine Entwicklung wird von der Feuerwehr mit Sorge beobachtet: Der schmale Weg zum Observatorium wird immer mehr von großen Reisebussen frequentiert, die ältere und gehbehin-derte Menschen nach oben bringen. Einmal gab es schon einen Zwischen-fall, bei dem ein Bus auf dem unbefes-tigten Randstreifen steckenblieb. Er ging zum Glück glimpflich aus.

In 2011 begann zudem eine Serie von Bränden auf der Halde. 14-mal musste die Feuerwehr anrücken. Und auch 2012 hieß es bereits fünfmal „Flä-chenbrand auf Hoheward“. Jeder Liter Wasser muss umständlich nach oben transportiert werden. Gut, dass die BF dann auch auf die Kräfte der freiwilli-gen Feuerwehr zurückgreifen kann.

Neue Wache in MitteDrei Löschzüge mit zusammen rund

140 Aktiven unterstützen die BF. 2011 konnten die Mitglieder des Löschzugs 1 ihre neue Unterkunft in direkter Nach-barschaft zur Feuer- und Rettungswa-che beziehen. Eine Fahrzeughalle mit fünf Stellplätzen, ein Umkleidebereich mit Schwarz-Weiß-Trennung sowie Büros, ein Besprechungsraum und ein großer Schulungsraum mit Küche ste-hen den 43 Kräften zur Verfügung.

Löschzugführer Rudolf Weiner freut sich über die neuen Räumlichkeiten. „Hinter unserem Neubau liegt ein Schulhof, zu dem es einen direkten Zugang aus der Fahrzeughalle gibt. Da können wir prima üben.“ Drei Lösch-gruppenfahrzeuge sowie ein Mann-schaftstransportwagen (MTW) stehen dem Zug zur Verfügung. Zu den Akti-ven kommen noch 22 Mitglieder der

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Als Sonderaufgabe stellen die Scherlebecker Personal für den Gefahrstoffeinsatz und übernehmen auch die Dekontamination von CSA-Trägern.

Der GW-Umweltschutz von Ziegler – Baujahr 1993 – rückt zusammen mit den Fahrzeugen der BF bei Gefahrgutlagen aus. Fahrgestell ist ein Mercedes 310 D.

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Im Heck des GW-U sind zwei Rollwagen eingeschoben. Schutz-kleidung lagert in den Wannen darüber. In der oberen Schubla-de liegen Schöpfkellen und Fasspumpen.

Stichwort Halde Hoheward

Blick von der Halde Hoheward auf die benachbarte Halde Hoppenbruch. Links ist die 6 km lange Bal-konpromenade zu sehen, die auch mit Fahrzeugen befahren werden kann. Rechts, auf dem ehemali-gen Gelände der Zeche Ewald, sind Logistikhallen mit Grundflächen bis 42 000 m2 errichtet worden.

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Jugendfeuerwehr und ebenso viele der Ehrenabteilung.

In der Richterstraße in Scherlebeck, östlich des Stadtkerns, steht das Feu-erwehrhaus des Löschzugs 2. Es wurde 1927 gebaut und seitdem zweimal er-weitert: 1965 und 2000. „Der Standort ist nicht ganz optimal“, sagt Hauptfeu-erwehrmann Christian Böse, einigen Lesern auch als freier Mitarbeiter des Feuerwehr-Magazins bekannt. „Unse-re Aktiven müssen beim Alarm durch eine verkehrsberuhigte Zone zum Feu-erwehrhaus und dann in umgekehrter Richtung mit den Einsatzfahrzeugen wieder hinausfahren.“

Auch hier liegt das Feuerwehrhaus neben einem Schulhof, der zum Üben verwendet wird. Gerade proben die Mitglieder der Gefahrgutgruppe den Ernstfall und haben den Dekon-Platz zur Dekontamination von CSA-Trä-gern aufgebaut. Zwei Mann werden

Als Löschfahrzeug steht den Scherlebeckern auch dieses LF 16/12 zur Verfügung, wel-ches Magirus 1995 auf einem Iveco 135 E 22 aufgebaut hat.

Das TLF 16/25 des LZ 2, hier auf dem Gelände Schacht 5 der Zeche Scherle-beck, baute Magirus auf einem Mercedes Atego 1328 auf.

Eines der besonderen Einsatzobjekte der Feuerwehr Herten ist die Halde Hohe-ward. Diese Bergehalde bildet zusammen mit der südwest-lich liegenden Halde Hop-penbruch die größte Halden-landschaft des Ruhrgebiets. Bergehalden sind Flächen, auf denen das taube (nicht verwertbare) Gestein insbe-sondere aus dem Steinkohle-bergbau – bergmännisch „Ber-ge“ genannt – gelagert wird. Das Bergematerial in Herten stammt überwiegend aus den Zechen Ewald (Herten, an der Westflanke der Halde, 2001 stillgelegt), Recklinghausen II (südöstlich der Halde, 1974 stillgelegt) sowie der Zeche General Blumenthal (Reck-linghausen, nordöstlich der Halde, 2006 stillgelegt).

Bei einer Fläche von 160 Hektar misst die Halde Hoheward an ihrer höchsten Stelle 152,5 Meter über Normalnull. An der Westseite

wird immer noch Material aufgefahren, welches ter-rassenförmig befestigt wird. Dieses stammt aus der Zeche Auguste Viktoria in Marl. Unter der Halde hindurch verläuft von Nord nach Süd ein mittlerweile stillgelegter Tunnel einer Zechenbahn. Auf den einzelnen Terrassen der Halde verlaufen Wander- und Radwege, die durch Serpenti-nen erschlossen sind und von Freizeitsportlern stark frequen-tiert werden. An bestimmten

Aussichtspunkten entlang der 6 Kilometer langen, so ge-nannten „Balkonpromenade“ sind stählerne Aussichtspunk-te angelegt. An der höchsten Stelle der Halde befindet sich das Horizontobservatorium, etwas unterhalb eine Sonnen-uhr mit Obelisk. Eigentümer beider Halden ist der Regio-nalverbund Ruhr. Zusammen mit der Zeche Ewald ist die Halde Hoheward Teil der Route der Industriekultur (www.route-industriekultur.de).

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26 8 /2012

Reportage

Das zweite Hubrettungsfahr-zeug in Herten steht aufgrund

der Entfernung zur BF-Wache in Westerholt. Metz lieferte die DLK 23-12 in 2003 auf einem Merce-

des Atego 1523.

Das Wachgebäude des LZ Westerholt in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs. 1964 entstand an dieser Stelle das erste Gerätehaus, 2003 erfolgte der Neubau der Fahrzeughalle. In dem weißen Zwischenbau ist das erste Ober-geschoss nur für die Jugendfeuerwehr reserviert.

Im Treppenraum des Feuer-wehrhauses Mitte geht ein Angriffstrupp zum Wohnungs-brand vor. Den Schattenriss haben die Feuerwehrleute nach einem Foto auf die Wand übertragen.

43 Mitglieder hat der Löschzug 1 insgesamt. Ge-führt werden sie von Brandinspektor Rudolf Weiner (rechts). Links steht der Sprecher der FF Herten, Brandinspektor Ludger Kotulla.

Unterhalb des Horizontobservatoriums steht das LF 10/6 des Löschzugs 1. Ziegler hat es 2006 geliefert, Fahrge-stell ist ein Mercedes Atego 815. Die beiden 45 m messenden Stahlhalb-kreise des Observatoriums teilen den Himmel in Ost- und West-hälfte sowie in Nord- und Südhalbkugel. Sie dienen tags als Sonnenkalender und nachts mit Hilfe ei-ner selbstleuchtenden Skala zur Orientierung am Sternenhimmel.

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Feuerwehr Herten, An der Feuerwache 7-9, 45699 Herten, Telefon 0 23 66 / 3 10 24, Fax 0 23 66 / 3 92 58, eMail [email protected], www.herten.de/leben-in-herten/feuerwehr-stadt-herten/index.html.

Info

aus den grünen Chemikalienschutzan-zügen geschält, nachdem sie gründlich geduscht worden sind.

Zum Fuhrpark der 51 Mitglieder starken Wehr mit zwei Löschgruppen-fahrzeugen, Tanklöschfahrzeug und MTW gehört daher auch noch ein GW-Umweltschutz. Der 1993 von Ziegler gebaute Mercedes 310 D soll jedoch in naher Zukunft durch einen neuen Gerätewagen-Gefahrgut ersetzt wer-den. 16 Jungen und Mädchen bilden die Jugendfeuerwehr, 23 Mann die Eh-renabteilung.

Brandschutz im Fachwerk-Dorf

Für einen brisanten Einsatzschwer-punkt sind auch die Mitglieder des Löschzugs 3 in Westerholt verantwort-lich. Im etwa 6,5 Hektar umfassenden „Alten Dorf“ stehen 58 überwiegend denkmalgeschützte Fachwerkhäuser dicht an dicht. Schmale und verwinkel-te Gassen verbinden sie miteinander. „Hier wohnen etwa 400 Einwohner, es gibt Hotels, Gaststätten, eine Kirche und eine Kapelle“, sagt Stefan Lammering, der im Zug 3 auch als freiwilliger Feuerwehrmann Dienst tut.

„Das letzte Feuer hat-ten wir hier Ende Dezem-ber 2010“, fährt er fort. „Im ersten Obergeschoss eines Hauses im letzten, kaum zu-gänglichen Winkel brannte es. Eine 75-jährige Bewohne-rin wurde verletzt.“ An dem rund 350 Jahre alten Haus entstand ein Schaden von über 100 000 Euro. Aber ein Über-greifen des Brandes auf weitere Gebäu-de konnte die Feuerwehr verhindern – trotz Schnee und zugefrorener Hyd-ranten.

Den 46 Aktiven im Westen der Stadt Herten steht eine 2003 gebaute fünf-ständige Fahrzeughalle zur Verfügung. Im Zwischenbau, der diese mit dem aus dem Jahr 1964 stammenden Altbau verbindet, hat die 23 Jungen und Mäd-chen umfassende Jugendfeuerwehr ihr Reich – inklusive eigenem Jugendraum. 14 Mitglieder zählt die Ehrenabteilung.

Im Unterrichtsraum bewahren die Westerholter einen Schatz auf: eine Handdruckspritze der Nürnberger Fir-ma Braun (siehe Feuerwehr-Magazin 7/2012). Einige Mitglieder haben sie komplett restauriert.

Berühmtestes Mitglied des Lösch-zugs Westerholt war übrigens Berlins

amtierender Landesbranddirektor. „Ich habe Wilfried Gräfling seinerzeit in die Feuerwehr mitgenommen“, sagt Theo Schiffmann. „Zusammen waren wir Ausbilder in der Jugendfeuerwehr.“ Heute sind die beiden immer noch be-freundet.

Die Feuerwehr-Rente„95 Prozent aller aktiven Feuerwehr-

leute kommen aus den drei Jugendfeu-erwehren“, sagt der Feuerwehrchef. Junge Erwachsene, die vorher nichts mit der Feuerwehr zu tun gehabt hät-ten, seien hingegen kaum zur Mitarbeit zu motivieren.

„Wenn man den Nachwuchs in der Feuerwehr halten will, muss man schon einiges tun“, erzählt Schiff-mann. „Junge Menschen wollen ge-braucht werden.“ Somit sei für ihn ganz klar, dass BF und die freiwilligen Löschzüge gleichberechtigt nebenein-ander stehen. „Wir alle bilden zusam-men die Feuerwehr Herten“, sagt der Brandoberrat.

Einen besonderen Anreiz, sich aktiv in der Feuerwehr zu beteili-gen, bildet sicherlich auch die neue Feuerwehr-Rente. „Wir haben im Jahr 60 000 Euro in unserem Budget hin-zubekommen, aus dem wir für die einzelnen Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr in eine eigene Rentenversiche-rung einbezahlen können.“

Jeder erhalte zunächst einen Grundbetrag, so der Amtsleiter,

den er aber durch aktive Dienstbetei-ligung aufstocken könne. „Für die Teil-nahme an dienstlichen Veranstaltun-gen, Übungsdiensten und Einsätzen kann jeder Aktive Punkte sammeln. Diese werden am Jahresende in Eu-ro umgerechnet und auf das jeweilige Rentenkonto eingezahlt.“ Zum Ende seiner aktiven Dienstzeit kann das Feu-erwehrmitglied dann entscheiden, ob der Betrag als monatliche Zusatzren-te oder als Gesamtsumme ausbezahlt werden soll.

Text und Fotos: Olaf Preuschoff

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Wie auch die beiden anderen Löschzüge be-sitzen die Westerholter ein LF 10/6. Schling-mann baute es 2005 auf einem Mercedes Atego 815 auf. Hier steht es vor der Gast-stätte „Haus Alt Westerholt“ im alten Dorf.

Eine echte Rarität stellt die DL 18 dar, die im Feuerwehrhaus Herten-Mitte untergestellt ist: Der Magirus Deutz Pluto S 3500 mit 85 PS trägt einen Leiterpark, für dessen An-trieb ein Elektromotor zur Verfügung steht.

Das LF 16/12, ein Iveco Magirus 135 E 24, vor der restaurierten Mühlpforte. Im Hintergrund die Katholische Pfarrkirche St. Martinus.