Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss:...

34
First Global Partner Richard Strauss Jörg Widmann Jörg Widmann Klarinette François-Xavier Roth Dirigent sinfoniekonzert 01

Transcript of Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss:...

Page 1: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

First Global Partner

Richard Strauss

Jörg Widmann

Jörg Widmann Klarinette

François-Xavier RothDirigent

sinfoniekonzert 01

Page 2: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Richard Strauss (1864–1949)»Metamorphosen« TrV 290 (1944/1945) 25’

Studie für 23 Solostreicher

Jörg Widmann (1973*)

»Echo-Fragmente« (2006) 24’

für Klarinette und Orchestergruppen

– Pause –

Richard Strauss (1864–1949)»Also sprach Zarathustra« op. 30 TrV 176 (1896) 35’

Tondichtung für großes Orchester nach Friedrich Nietzsche

Einleitung (Sonnenaufgang) – Von den Hinterweltlern – Von der großen Sehnsucht – Von den Freuden und Leidenschaften – Das Grablied – Von der Wissenschaft – Der Genesende – Das Tanzlied – Nachtwandlerlied

Jörg Widmann Klarinette Gürzenich-Orchester Köln François-Xavier Roth Dirigent

So 10 Uhr und Di 19 Uhr Konzerteinführung mit Oliver Binder und François-Xavier RothMo 19 Uhr Konzerteinführung mit Oliver Binder

»Die schnellste CD der Welt« auch dieses Mal erhältlich im Foyer (siehe S. 30)

21. Sep 14, 11 Uhr, 22./23. Sep 14, 20 UhrKölner Philharmonie

sinfoniekonzert01

Page 3: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

4

Schmerzhafte SchönheitRichard Strauss: Metamorphosen (1945)

Oliver Binder

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13. März und dem 12. April 1945, komponierte Richard Strauss eine »Studie für 23 Solostreicher«, die er Metamorphosen nannte: Verwandlungen, Umgestaltungen. Zunächst charakte risiert dieser Titel das musikalische Geschehen. Er ist aber auch – bewusst oder unbewusst – ein Verweis darauf, dass im Leben des alten und nun in Tönen weinenden Komponisten nichts mehr so war wie früher. Auftraggeber und Leiter der Uraufführung am 25. Januar 1946 in Zürich durch das Collegium Musicum war der Schweizer Dirigent und Mäzen Paul Sacher, der im Jahr 1944 den mittlerweile 80-jährigen Strauss um eine halbstündige Komposition für Streich-orchester gebeten hatte.

In ihrer nahezu klassischen Struktur von Einleitung, Durchführung, Reprise und Coda an den traditionellen Sonatensatz angelehnt (die neuere Musikwissenschaft erkennt in der Komposition sogar die Überblendung und Verschmelzung zweier Sonatensätze), entziehen sich Strauss’ Metamorphosen dennoch jeglicher Klassifizierung. Aufgrund ihrer Besetzung von zehn Violinen, fünf Bratschen, fünf Violoncelli und drei Kontrabässen – deren Stimmen immer wieder individuell auskomponiert sind – können sie ebenso wenig eindeu-tig der Sinfonik zugerechnet werden wie der Kammermusik. Zur Tondichtung im Sinne des frühen Strauss fehlt ihnen das explizite Programm. Und dennoch erzählt Strauss in dieser Musik von sich und seinem sehr eigenen Blick auf die Welt.

Das Werk entwickelt sich aus sieben jeweils mehrtaktigen Themen. Die ersten vier werden knapp hintereinander, die folgenden drei in etwas größeren Abständen vorgestellt und dann kontrapunktisch

Page 4: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Richard Strauss und Joseph Goebbels

5

Page 5: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

verarbeitet. Aus dem anfänglich aufschwingenden Gesang der Violoncelli und Kontrabässe formt sich, diese sieben Themenfel-der stetig wandelnd und verwandelnd und einander anverwandelnd, ein immer dichter werdender Spannungsbogen. Die Werkbeschrei-bung des Komponisten selbst ist knapp: »Adagio – sich steigernd zum Allegro – schließend wieder mit Adagio.« Schon wenige Takte nach Beginn taucht im zweiten Themenfeld in den Bratschen erst-mals jene knappe, rhythmisch einprägsame, absteigend seufzende Wendung auf, die das Werk signifikant durchzieht und eine Erinne-rung an den Trauermarsch in Beethovens dritter Sinfonie, der Eroica wachruft. Doch erst kurz vor Schluss tritt – in der Partitur mit der Bemerkung »in memoriam!« versehen – das bis dahin immer nur angerissene Zitat ausdrücklich und einmalig in Erscheinung: Beethovens Trauermarsch als Reverenz vor einer in den Augen des Komponisten nunmehr vernichteten kulturellen Hochblüte.

Selbstbewusst hatte sich Richard Strauss in einer Reihe mit Mozart, Beethoven und Wagner gesehen. Die Deutsche Musik galt ihm als Krönung einer 3000-jährigen Kulturentwicklung, und mit seinem eigenen Schaffen glaubte er, den Schlussstrich unter diese außer-gewöhnliche Leistung gezogen zu haben. Seinem Biografen Willi Schuh schrieb Richard Strauss noch im Mai 1946, »dass das politische Deutschland zerstört werden musste, nachdem es seine Weltmission: die Erschaffung und Vollendung der deutschen Musik erfüllt hatte.« Unbehaglich flankiert eine solch fragwürdige Geistes haltung die fraglos kompositorische Meisterschaft der Metamorphosen, jenes konzentrierten Alterswerks, das trotz aller Komplexität in großer Transparenz und Klarheit vorantreibt, soghaft aber nie rauschhaft, durch tieftraurige Schönheit, vorübergehende Dramatik und schmerzvolle Wehmut. Und das schließlich in Düster-nis, Finsternis, völlige Resignation hinabstürzt.

Richard Strauss sah seine Welt in Schutt und Asche liegen, in der auch die Asche aus den Krematorien der Vernichtungslager in der Luft lag. Eine frühe Skizze zur Komposition trug den Titel Trauer

um München, manifestierte sich doch im Bombardement des Münchner Nationaltheaters am 2. Oktober 1943 für den Kompo-nisten die Zerstörung des kulturellen Lebens und die Zerstörung jener Orte, an denen seine Musik erklungen war. Doch lange schon hatte sich Richard Strauss vor den Ausmaßen der Katastro-phe, die rund um ihn stattfand, verschlossen. Bereits kurz vor Kriegsbeginn hatte er sich als Künstler zum einen in eine antike, zum anderen in eine Rokoko-Traumwelt zurückgezogen. Die Opern Daphne (ein Sujet, das den Metamorphosen des Ovid entnommen

6

First Global Partner des Gürzenich-Orchesters

Für Kölns Musiker sind wir von Anfang an da.

Ohren auf! Unter diesem Motto steht das Angebot des Gürzenich-Orchesters an Kinder und Jugendliche.

Wir unterstützen dieses Engagement des Orchesters, weil wir wissen, wie wichtig das kulturelle Erleben schon in frühen Jahren ist. Und weil wir uns als internationales Unternehmen aus der Region unserer Stadt verpflichtet fühlen.

www.lufthansa.com/verantwortung

Weil wir das Gürzenich-Orchester unterstützen.

Page 6: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

8

war und dessen unschuldsvolle Hauptgestalt sich dem machtaus-übenden Zugriff des Gottes Apollo durch ihre Verwandlung in den Lorbeerbaum entzieht), Capriccio und Die Liebe der Danae stellen hochvirtuose und kunstvolle Zeugnisse der Wirklichkeitsflucht dar.

Nun ließ der greise Künstler in den Metamorphosen schmerzvoll einzelne Streicherstimmen sich verdichten, verwickeln, verstricken. Er selbst konnte eine verhängnisvolle Verstrickung nicht mehr abstreifen: Die Katastrophen des Zweiten Weltkrieges und der Schoah, auch sie ineinander verwoben, waren das grauenvolle Finale jenes Unrechts, das jenes Regime heraufbeschworen, an-gezettelt, begonnen hatte, für das Richard Strauss von November 1933 bis Juni 1935 als Präsident der Reichsmusikkammer fun-gierte. Strauss war kein Nationalsozialist im ideologischen Sinn. Und Joseph Goebbels, der ihm als Propagandaminister unmittel-bar vorgesetzt war, ließ ihn, nachdem man einen betont indivi-dualistischen Brief an seinen jüdischen Librettisten Stefan Zweig abgefangen hatte, sofort fallen: »Der Brief ist dreist und dazu saudumm. Jetzt muss Strauss auch weg. Stiller Abschied. (...) Diese Künstler sind doch politisch alle charakterlos. Von Goethe bis Strauss. Weg damit!«

Tatsache bleibt, dass Richard Strauss während der Herrschaft der Nationalsozialisten für kurze Zeit öffentlich ein maßgebliches Amt bekleidete und damit politisch eindeutig Stellenwert erlangte. In dieses Amt wurde er nicht gedrängt, er nahm es bereitwillig an. Strauss’ politische Ignoranz im Interesse der eigenen Karriere ist dabei ebenso wenig wegzudiskutieren wie die Sorge um das Schicksal seiner jüdischen Schwiegertochter Alice. Die Rolle, die Richard Strauss während des so genannten »3. Reiches« spielte, bleibt uns als ein Balanceakt vor Augen. Am Ende beweinte er in seinen Metamorphosen den Fall jener Kultur, die schon lange vor-her von jenem Regime, dem der Komponist selbst klaren Sinnes vorübergehend seinen Dienst erwiesen hatte, an den Rand des Abgrunds gedrängt worden war.

Page 7: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Foto

: ©

Paul

Lecl

air

e

oper in einem akt17. Okt 14, 20 Uhr 19. Okt 14, 20 Uhr Kölner Philharmonie

Pjotr I. Tschaikowsky »Jolanthe« – Konzertante AufführungLibretto von Modest Tschaikowsky

Olesya Golovneva JolantheAlexander Vinogradov RenéAndrei Bondarenko RobertDmytro Popov Godefroy de VaudémontSamuel Youn Ibn-HakiaJohn Heuzenroeder AlméricMarc-Olivier Oetterli BertrandDalia Schaechter MarthaJustyna Samborska BrigittaMarta Wryk LauraChor der Oper KölnDmitrij Kitajenko Dirigent

42/39/35/30/22/12 €zzgl. VVK-Gebühr

jolanthe

Gürzenich-Orchester Köln und Oper Köln in Kooperation

GOK_Anz_AP1415_140911.indd 3 12.09.14 14:58

Page 8: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

10

Zwischen den StimmungenJörg Widmann: Echo-Fragmente (2006)

Echo war der Name einer schönen Nymphe, die – so erfahren wir in den Metamorphosen (Verwandlungen) des römischen Dichters Ovid – den Zorn Junos auf sich zog. Als sich deren notorisch un-treuer Gatte, der Göttervater Jupiter, einmal mit einigen Nymphen vergnügte und Juno ihm dabei auf die Schliche zu kommen ver-suchte, wurde sie vom schwatzhaften Geplauder Echos so lange aufgehalten, bis deren Freundinnen rechtzeitig das Weite gesucht hatten. Dafür bestrafte Juno die gewitzte Echo derart, dass diese fortan kein Gespräch mehr selbst beginnen, sondern nur noch bereits Gesagtes wiederholen konnte. Als sich Echo unsterblich in den schönen Narziss verliebte, wies dieser sie, wie so viele andere Mädchen und Knaben, hochmütig ab. Enttäuscht zog sich Echo in Wald und Höhle zurück und verkümmerte vollends bis auf Stimme und Knochen. Als auch selbst die Knochen zu Stein wurden, blieb von ihr nur noch der Klang zurück. Das Wort »Echo« selbst wurzelt im altgriechischen Wort für »Schall« (»eche«) und bezeichnet das Phänomen des Widerhalls, der durch Reflexion des Schalls an einer Wand entsteht und dem ursprünglichen Schall zeitverzögert folgt. In der Musik wird die Wirkung des Echos nachgeahmt, indem eine kurze musikalische Phrase in geringerer Tonstärke unverzüg-lich wiederholt wird.

Aber nicht nur den unmittelbaren Widerhall eines Tones bezeichnet das Echo, sondern auch den Nachhall von längst Vergangenem, wie die fernen Zeitläufte der Musikgeschichte. In solch einem Echo vermögen Einst und Jetzt sich klingend zu bespiegeln. Auch für die Tonkunst kann dabei gelten, was der Philosoph Karl Jaspers 1953 feststellte: »Was wir gegenwärtig erfahren, verstehen wir besser im Spiegel der Geschichte. Was die Geschichte überliefert, wird uns

Page 9: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

11

Jörg Widmann

Page 10: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Foto

: ©

Tim

oth

y G

reenfi

eld

- Sander

Zugunsten von »Lufthansa HelpAlliance« und »Wir helfen«Erster Advent30. Nov 14, 11 UhrKölner Philharmonie

Pjotr I. TschaikowskyViolinkonzert D-Dur

Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur

Midori ViolineMichael Sanderling Dirigent

34/27/22/16/14/9 €zzgl. VVK-Gebühr

benefizkonzert

Präsentiert von

GOK_Anz_AP1415_140912_RZ.indd 2 15.09.14 17:14

Page 11: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

lebendig aus unserem eigenen Zeitalter. Unser Leben geht voran in der wechselseitigen Erhellung von Vergangenheit und Gegen-wart.« Den letzten Satz wählte der damalige Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Sylvain Cambreling als Motto für die Konzert-saison 2005/2006, die im Zeichen des Jubiläumsjahres anläss-lich der 250. Wiederkehr des Geburtstages von Wolfgang Amadé Mozart stand. Für das Vorhaben, Mozarts Werk gezielt in den Kontext von Gegenwartsmusik zu stellen, schuf, neben anderen, der 1973 in München geborene Komponist und Klarinettenvirtuose Jörg Widmann seine Echo-Fragmente für Klarinette und Orchester-gruppen. Er selbst war der Solist der Uraufführung am 25. Juni 2006 in Freiburg, bei der Sylvain Cambreling das auf zeitgenössi-sche Musik spezialisierte SWR Sinfonieorchester und das Freiburger Barockorchester dirigierte.

Mit der Klangwelt Mozarts und der Musik seiner Zeit war und ist Jörg Widmann innig vertraut. Als Instrumentalist erkundet er selbst seit Langem schon und immer wieder jene Meisterwerke, die Mozart der – damals in ihrer Form noch jungen – Klarinette zudachte, allen voran natürlich das Klarinettenquintett und das tiefgründig-schwerelose Klarinettenkonzert des letzten Lebens-jahres. Dort spürt er Mozarts Erstaunlichkeiten nach, dessen wegweisendem Umgang mit der Dissonanz, dessen Spiel mit den Ambivalenzen von Dur und Moll. Aber anders als Richard Strauss, der in den Metamorphosen im rückblickend finalen Verweis auf Beethoven keinen Blick mehr in die Zukunft richten mag, vermag der Komponist Jörg Widmann der Reminiszenz an das Zeitalter der Klassik ihre produktive Kraft für Heutiges und Künftiges ab-zugewinnen. Dabei erscheinen seine Echo-Fragmente nicht als konkreter Nachhall auf Mozarts Kompositionen, sondern als Wider-klang der spezifischen Stimmung seines Zeitalters: Der eine Teil des Orchesters spielt in der historischen Stimmung von 430 Hertz, der andere Teil in der modernen Stimmung von 443 Hertz, was einer Differenz von etwa einem Viertelton entspricht. Der Klarinet-tenpart ist zum Teil in Vierteltönen notiert, wodurch der Solist über seine Rolle als Virtuose hinaus auch die des Vermittlers zwischen den beiden »Orchesterwelten« übernimmt.

Jede Orchestergruppe besteht aus gleich großen Streicherformatio-nen. Das historisch gestimmte Orchester verfügt außerdem über vier Naturhörner, eine Barockoboe, eine Alt-Blockflöte, eine Gitarre, eine Bandurria und ein Banjo mit Darmsaiten. Dem modern ge-stimmten Orchester gehören vier Klarinetten, eine Bassklarinette, eine Kontrabassklarinette, Akkordeon, Harfe, Celesta und ein

13

Page 12: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

14

Schlagwerk (Pedalpauke, Glockenspiel, große Trommel, Tamtam) an. Zur physikalischen Stimmungsdifferenz tritt damit auch eine spannungsreiche Klangfarben-Differenz. Zwei Welten stoßen auf-einander, die sich nahe sind und doch, trotz ihrer gemeinsamen Verbindung zur Klarinette, nie gänzlich zueinander gelangen kön-nen. Immer schwingt durch die unterschiedlichen Stimmungen eine mikrotonale Reibung mit.

Es sind die jeweiligen Grund-Töne zweier Zeiten, die Jörg Widmann in seinen Echo-Fragmenten miteinander konfrontiert, sich gegen-seitig ihren Klang zuwerfen lässt. Aus Fragmenten beginnt sich der Verlauf der Komposition zusammenzusetzen, Partikel werden aufgenommen und einander in oft raschen Echos zugeworfen. Dabei ist ein Echo selbst in seiner Eigenschaft als Nachklang ja bereits Fragment, Bruchstück nur von einst Ganzem. Im Nachhören, Nachspüren der Vereinzelungen macht sich die Musik jedoch auf den Weg, das Ganze wieder zu erfassen. Was zauberhaft und unwirklich beginnt, zunächst wie nach Orientierung suchend, findet zu zunehmend dichterem Zusammenspiel – durchaus dramatisch bisweilen, dann wieder hypnotisierend – und immer neuen Allianzen. Mitunter kollidieren die Orchestergruppen, mitunter treten sie in Dialog mit der Klarinette, mitunter geht die Klarinette intime Bezie-hungen mit anderen Instrumenten wie – ganz traumwandlerisch – dem Akkordeon ein. Zwei Violinen als Vertreterinnen der beiden Orchestergruppen werden gegeneinander ins Rennen geschickt, im Gestus an Bachsche Solopartiten erinnernd. Die Gitarre evoziert einen eigentümlichen mittelalterlichen Tonfall. So ziehen Zeiten und Erinnerungen vorüber, klingen nach. Bis das musikalische Geschehen am Ende in großer Ruhe verhallt.

Willkommen in Ihrer GALERIA Kaufhof

1402

20/4

GALERIA Kaufhof GmbH, Leonhard-Tietz-Str. 1, 50676 Köln

140220_Image_Guerzenich_135x250_21_2309.indd 1 03.09.14 16:54

Page 13: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

16

Spott und LeidenschaftRichard Strauss: Also sprach Zarathustra (1896)

Richard Wagners Witwe Cosima hielt es »für einen Zeitungsscherz«, als sie 1895 von ihrem Protegé Richard Strauss erfuhr, er würde an einer neuen Tondichtung arbeiten, der Friedrich Nietzsches »Buch für Alle und Keinen« Also sprach Zarathustra zugrunde lag. Nietzsche (1844–1900) – Philo loge, Philosoph, Dichter – war einst vertrauter Gast im Hause Wagner und entzückter Evangelist von Wagners Ansichten und Ästhetik. Schließlich rechnete er aber radi-kal mit dem zunehmend weihrauch schwangeren Brimborium auf der Festspielstätte Bayreuth ab und fühlte sich zudem auf eine »tödtliche Weise beleidigt« durch Wagners »langsames Zurückgehn und -schleichen zum Christenthum«, wie es im Parsifal seinen Ausdruck gefunden hatte: »Weh!«, rief Nietzsche in einem Gedicht »An Richard Wagner« aus, »Dass auch du am Kreuze niedersankst«. Auch in Also sprach Zarathustra – jenem Geflecht von Reden, Liedern, Erzählungen, Gleichnissen und Rätseln, mit denen sich die Haupt-gestalt an Menschen, Jünger, Tiere und sich selbst wendet – erkennt der gewitzt-weise Gelehrte Dieter Borchmeyer einen »Gegenentwurf zur Welt des späten Wagner – Nietzsches ›Anti-Parsifal‹«.

Der Uraufführung des »Parsifal« 1882 in Bayreuth hatte Richard Strauss als Achtzehnjähriger selbst beigewohnt, da sein Vater, ein begnadeter Hornist im Münchner Hofopernorchester und glü-hender Anti-Wagnerianer, daran mitwirkte. Geprägt von des Vaters Ressentiments begegnete Richard Strauss dem Werk Wagners insgesamt zunächst mit distanziertem Sarkasmus. Erst unter dem missionierenden Einfluss des Geigers und Komponisten Alexander Ritter – dem zweiten Konzertmeister in Meiningen, wo Strauss mit nur 22 Jahren zum Hofmusikdirektor ernannt wurde – begeis-terte sich der junge Musiker zunehmend für die »Zukunftsmusik« des

Page 14: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

17

Richard Strauss

Page 15: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

18

inzwischen verstorbenen Bayreuther Meisters. Schließlich wurde er sogar musikalischer Assistent auf dem »Grünen Hügel« und debü-tierte dort als Dirigent mit dem »Tannhäuser« im Sommer 1894. Im Februar dieses Jahres fasste Strauss den Plan zu jener »neuen Tondichtung«, die zunehmend ausgerechnet auf das späte Haupt-werk des Wagner- und Bayreuth-Renegaten Nietzsche abzielte.

Doch zunächst war weder von Zarathustra noch von Nietzsche die Rede. Ein Kalendereintrag vom Juli 1895 bleibt noch im Grund-sätzlichen: »Neue Tondichtung überdacht: Schauen – Anbeten, Erleben – Zweifel, Erkennen – Verzweifeln.« Das sind zunächst durch und durch »faustische« Begriffe, und die inzwischen zugäng-lichen Quellen zeigen, dass Richard Strauss als Inspirationsquelle anfänglich auch Goethes »Faust«-Dichtung in Betracht gezogen hatte. Diese allerdings bildet freilich bereits einen Bezugspunkt für Nietzsches Zarathustra, und dessen Begriff des »Übermenschen« (in dem Sinne, »dass der Mensch etwas sei, das über wunden werden müsse«) ist vorgeprägt in jener Replik, mit welcher der Erdgeist den von seiner Erscheinung überwältigten Faust ironisch kennzeichnet: »Welch erbärmlich Grauen fasst Übermenschen dich!« Die abschließende Zurechtweisung Fausts durch den Erd-geist – »Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!« – notierte Strauss im Particell an einer Stelle, an der das ursprüng-liche Programmkonzept den Abschnitt der »Verzweiflung« vorsah.

Erst während des Schaffensprozesses schälte sich – in Wechsel-wirkung von musikalischer Arbeit und Reflexion des literarisch-philosophischen Werks – der Zarathustra-Bezug deutlicher heraus und wurde schließlich bestimmend. Im Dezember 1895 notierte Strauss’ Ehefrau Pauline dann ausdrücklich: »Richard beginnt die Skizze des: Zarathustra«, und am 27. November 1896 wurde unter der Leitung des Komponisten in Frankfurt am Main Also

sprach Zarathustra, eine »Tondichtung frei nach Friedrich Nietzsche für großes Orchester« uraufgeführt. Der Zusatz »frei nach« signali-siert deutlich, dass es Strauss nicht darum gegangen war, die Komplexität von Nietzsches hymnisch gestimmter, verstörender, blasphemischer, parodistischer, provozierender, widerspruchser-füllter, lustvoller Schrift vollinhaltlich musikalisch abzubilden. Im euphorischen Gestus der Musik spiegelt sich Nietzsches Bestre-ben wider, dem empfundenen Nihilismus der Zeit eine großgeistige Lebensbejahung entgegenzusetzen. »Symphonischer Optimismus in Fin de siècle-Form, dem 20. Jahrhundert gewidmet« – an diesen Untertitel hatte der Komponist ursprünglich gedacht.

Page 16: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Erst in einem letzten Arbeitsschritt versah Strauss einzelne Ab-schnitte der Komposition mit Kapitelüberschriften aus Nietzsches Werk. Was als vorsätzliches Programm erscheint, ist viel mehr nachträgliche Zuweisung. Allerdings trägt ausgerechnet die be-rühmte Einleitung – mit ihrem terzlosen Oktavdurchgang c-g-c die Urkraft des unveränderlichen Universums evozierend – lediglich den Hinweis »Sehr breit«. Der oft verwendete, bildhafte Zusatz »Sonnenaufgang« findet sich, auch wenn er musikalisch und in Bezug auf »Zarathustras Vorrede« bei Nietzsche sinnfällig er-scheint, nicht in der Partitur. Nach diesem wirkungsmächtigen, verheißungsvollen Auftakt führt der Weg den Protagonisten, kurz durch unsicheres Gelände tastend, in die andachtsvolle Stimmung »Von den Hinterweltlern«, also in die Bereiche dessen, was die Gottgläubigen hinter der Welt vermuten. Strauss gestaltet diese metaphysische Sehnsucht mit schwelgerischer Geste und »ver-schweigt« gewissermaßen Nietzsches Sarkasmus.

Doch die »Hinter-Welt« gilt es zu verlassen, um die weiten emo-tionalen Bereiche des Diesseits auszuschreiten: Aufwallend und aufwühlend erzählt die Musik erst »Von der großen Sehnsucht« und dann, erdverbunden und triebhaft, »Von den Freuden und Leidenschaften«. Sie sinken ermattend zurück und geben im »Grablied« schmerzhaft den Rück-Blick frei auf all die abgestor-benen Hoffnungen der Jugend. »Von der Wissenschaft« ist keine Erlösung zu erwarten, sie erscheint in Gestalt einer dumpf-trocken kalkulierten Fuge. Unbeherrscht und sich aufbäumend überwindet »Der Genesende« allen Ekel von der Welt. Von allem Ballast befreit ist nun frei und licht ein walzendes »Tanzlied« möglich, das sich zur Ekstase steigert und in das »Nachtwandlerlied« hinüberführt. Sein Rausch klingt aus und mündet im Zwiespalt von Verklärung und Erschöpfung. »Bis wann?« notierte Strauss in einem Brief an Max von Schillings unter die letzten ätherischen Bläserakkorde. Dann setzte er unter die dumpf ausklingenden Pizzicati der tiefen Streicher jeweils ein »nie!« – und schloss spöttisch die Worte an: »wird’s schönes Wetter!«

19

Page 17: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

20

Jörg Widmann wurde am 19. Juni 1973 in München geboren. Er absolvierte ein Klarinettenstudium an der Hochschule für Musik in München bei Gerd Starke, später bei Charles Neidich an der Juilliard School in New York (1994–1995). Zusätzlich begann er im Alter von elf Jahren, Kompositionsunterricht bei Kay Wester-mann zu nehmen. Im Anschluss setzte er seine Studien bei Wilfried Hiller und Hans Werner Henze (1994–1996) sowie bei Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm in Karlsruhe (1997–1999) fort. Als Klarinettist gilt Widmanns große Passion der Kammermu-sik. Er musiziert regelmäßig mit Partnern wie Tabea Zimmermann, Heinz Holliger, András Schiff, Kim Kashkashian und Hélène Grimaud. Aber auch als Solist in Orchesterkonzerten feiert er im In- und Ausland regelmäßig Erfolge. Kompositionskollegen widmeten Widmann mehrere Werke: 1999 brachte er im Rahmen der musica viva-Konzerte die »Musik für Klarinette und Orchester« von Wolf-gang Rihm zur Uraufführung; 2006 spielte er mit dem WDR Sinfo-nieorchester »Cantus« von Aribert Reimann, 2009 beim Lucerne Festival die Uraufführung von Heinz Holligers »Rechant«. Seit 2001 ist Jörg Widmann Professor für Klarinette an der Freiburger Hoch-schule für Musik, 2009 erhielt er hier zusätzlich eine Professur für Komposition. Im Zentrum seines Kammermusikschaffens stehen die Streichquartette: das I. Streichquartett (1997), gefolgt vom »Choralquartett« (2003/2006) und dem 2003 durch das Arditti Quartett uraufgeführten »Jagdquartett«. 2005 wurde die Werkreihe mit dem IV. Streichquartett (uraufgeführt durch das Vogler Quartett) und dem fünften Streichquartett mit Sopran »Versuch über die Fuge«, (uraufgeführt von Juliane Banse und dem Artemis Quartett) komplettiert. Die elf Streichquartette sind als großer Zyklus ge-

Page 18: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

dacht, jedes einzelne spürt auf neue Weise einer traditionellen Satzform nach. Für großes Orchester hat Widmann eine Trilogie über die Transformation vokaler Formen auf instrumentale Besetzungen komponiert. Sie besteht aus den Werken »Lied« (2003/2007), »Chor« (2004) und »Messe« (2005). 2007 hoben Christian Tetzlaff und die Junge Deutsche Philharmonie Widmanns Violinkonzert aus der Taufe. Im selben Jahr wurde »Armonica« für Orchester von Pierre Boulez und den Wiener Philharmonikern uraufgeführt: Unter Verwendung der sphärischen Klangfarben einer Glasharmonika lässt Widmann das Orchester zu einem homogen atmenden Ton- und Geräuschkörper heranwachsen. Als Hommage an Beethoven folgte »Con brio«, uraufgeführt durch das Sympho-nieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Zwei Musiktheaterprojekte weisen Widmann als außergewöhnlichen Bühnenkomponisten aus: Die Oper »Das Gesicht im Spiegel« wurde von der Zeitschrift Opernwelt zur bedeutendsten Uraufführung der Spielzeit 2003/2004 gewählt. »Am Anfang« (2009) ist das Ergeb-nis einer in dieser Art einmaligen Zusammenarbeit zwischen einem bildenden Künstler und einem Komponisten; Widmann kreierte das Werk gemeinsam mit Anselm Kiefer und dirigierte die Urauf-führung anlässlich der 20-Jahrfeier der Pariser Opéra Bastille. Widmann erhielt für seine kompositorischen Leistungen zahlreiche Preise: den Belmont-Preis für zeitgenössische Musik der Forberg- Schneider-Stiftung (1998), den Schneider-Schott-Musikpreis, den Paul-Hindemith-Preis (beide 2002), den Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung, den Ehrenpreis der Münchner Opern-Festspiele (beide 2003) sowie den Arnold-Schönberg-Preis (2004). Im Jahr 2006 wurde Widmann der Kompositionspreis des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg für die bemerkens-werteste Uraufführung der Donaueschinger Musiktage sowie der Claudio-Abbado-Kompositionspreis der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker verliehen. Er ist Fellow des Wissenschafts-kollegs zu Berlin und ordentliches Mitglied der Bayerischen Akade-mie der Schönen Künste, der Freien Akademie der Künste Hamburg und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Er war Composer in Residence beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, beim Cleveland Orchestra, bei den Salzburger Festspielen, dem Lucerne Festival sowie an der Kölner Philharmonie und am Wiener Konzerthaus. Jörg Widmann war zuletzt beim Gürzenich-Orchester in der Saison 2011/2012 mit seiner »Elegie« zu Gast.

21

Page 19: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

22

Herr Roth, was gab Ihnen den Impuls, Musiker zu werden? Wann

war das?

In erster Linie verdanke ich meinem Vater, dass ich Dirigent gewor-den bin. Er ist ein großer Musiker, er war Titularorganist an Sacré-Cœur de Montmartre, als ich klein war, heute ist er in St. Sulpice. Das sind beides bedeutende Kirchen in Paris, ich habe ihn sehr oft dort spielen gehört. Alles von alter Musik, Buxtehude und Pachelbel, Claudio Monteverdi bis zu Olivier Messiaen und unsere Zeitgenos-sen. Er hat mir alles gegeben. Auch Literatur, nicht nur Musik. Ein sehr breites Bild also. Das war mein wichtigster Einfluss, aber ich selbst habe nicht Orgel gespielt, ich habe mit der Querflöte begon-nen. Mein Großvater mütterlicherseits war Flötist, ein Amateur. Dann fand ich eines Tages, ich war sieben oder acht, bei ihm zu Hause seine Flöte und begann zu spielen. Das war Zufall, kein Kalkül. Mein Vater hat mich nie zu etwas gedrängt, das ganze Thema Musik war immer unbeschwert und leicht für mich als Kind.

Mit neun Jahren sind Sie dann ans Konservatorium gekommen

und begannen noch als Jugendlicher in einem Berufsorchester zu

spielen.

Das war im Orchestre Symphonique de Paris, eine Traumstelle für einen jungen Flötisten. Ich habe dort das ganze symphonische Repertoire kennen gelernt, eine besondere Zeit für mich. Aber schon zuvor, als kleiner Junge, hatte mich immer schon der Orches ter klang fasziniert. Den Klang der Orgel kannte ich gut, aber Orchester erlebte ich nur dann live, wenn mein Vater Orgelwerke mit Orchester ein-spielte. Als ich dann so mit etwa zehn das erste Sinfoniekonzert hörte, war ich fasziniert: diese Klänge und Farben! Als Teenager stellte sich bald das Gefühl ein, Dirigent werden zu müssen.

»Am Ende ist es immer eine Freude«

Im September 2015 tritt der französische Dirigent François-Xavier Roth

sein neues Amt als Generalmusikdirektor der Stadt Köln und

Gürzenich-Kapellmeister an.

Ein Gespräch über seinen musikalischen Weg, die Fragen stellte

Johannes Wunderlich.

Page 20: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Wann haben Sie mit dem Dirigieren begonnen?

Das kam sehr viel später. Ich war inzwischen professioneller Musiker, ich war 20 oder 22 und hatte eine Professur für Flöte. In Frankreich ist die Situation ein bisschen speziell. Wenn Pianisten oder Orga-nisten oder Komponisten zu Dirigieren beginnen, dann ist das normal, nicht aber Orchestermusiker. Da gibt es so eine unsicht-bare Grenze, ein ungeschriebenes Gesetz. Ich hatte den Traum zu dirigieren, aber ich habe es nicht gewagt, das war nicht für mich, das stand mir nicht zu. Ich dachte, ach du bist nicht so gut am Klavier und in Musiktheorie (das spielt in Frankreich beim Studium eine große Rolle), lass es. Aber plötzlich war mir klar: Man lebt nur einmal! Ich muss es probieren! Die Gelegenheit kam, als der Dirigent unseres Orchesters die Klangbalance vom Saal aus überprüfen wollte, und fragte, wer für ihn dirigieren könne. Das war Ravels Klavierkonzert, wir probten in der Salle Pleyel. Und da wusste ich: Das ist meins. Die Kollegen haben mich ermutigt, und so begann ich ein Amateurorchester zu dirigieren. das war ein Anfang, um Erfahrung zu sammeln. Und dann hatte ich das große Glück, dass Janos Fürst, der neu an das Conservatoire Superieur gekommen war, mich in seine Klasse aufnahm. Ich war zwei Jahre bei ihm und habe viel gelernt. Er liebte es zu unterrichten, und ich nahm alles in mich auf. Er hatte eine unakademische Art, was gut für mich war. Und er lud Gäste wie Jorma Panula ein, man konnte unendlich viel lernen.

Der Durchbruch kommt für François-Xavier Roth, als er den Dona-

tella-Flick-Wettbewerb in London gewinnt. Der Preis beinhaltet eine

23

Bei der Probe mit »Les Siècles«

Page 21: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

24

Assistenz-Stelle beim London Symphony Orchestra (LSO). Dort trifft

er auf Pierre Boulez, eine Begegnung, die ihn tief prägen wird. Die

Beziehung zum LSO vertieft sich, François-Xavier Roth wird einge-

laden, das Orchester regelmäßig zu dirigieren, von den regulären

Abonnement-Konzerten in der Barbican Hall über Familienkonzerte

bis hin zu innovativen Konzertformen in der Reihe LSO Discovery/

Panufnik Young Composers.

Herr Roth, was bedeutet für Sie Dirigieren?

Zuallererst versuchen die Musiker und ich, dem, was der Kompo-nist wollte, so nah wie möglich zu kommen. Was wollte er sagen? Und dazu muss man auch klären, wo steht dieses Werk in seiner Zeit? Man muss die Noten ganz genau studieren. Und nicht nur die Noten, das ist nicht alles. Ich lese viel darüber, was der Komponist sich dachte, woher er kam. Wir versuchen ganz genau zu verstehen, wie die Musik funktioniert, wie die Stimmen miteinander verbunden sind, was wie voneinander abhängt, damit wir dann im Moment des Konzertes ganz frei sein können. Das ist meine Arbeit. Ich dirigiere niemals ein Werk genau gleich. Das ist keine Einbildung, das hängt mit dem Wesen von Musik zusammen. Musik ist nichts, was man wiederholen kann. Musik lebt an diesem Tag, in dieser Stunde. Im Konzert spielen wir die Musik jedes Mal wie mit einem neuen Blick, wie das erste Mal. Spielt man ein Werk wirklich das erste Mal, dann ist es kein Problem, aber danach? Im vierten, fünften, sechsten oder zwölften Konzert? Das ist unsere große Aufgabe.

Pierre Boulez und François-Xavier Roth

Page 22: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Wie kam es dazu, dass Sie Oper dirigieren?

Das begann am Théâtre de Caen, mit dem Orchester in der Nor-mandie, das ich damals dirigierte. Mein erstes Werk war »Peléas et Mélisande« von Claude Debussy.

Für die französische Musik ein Nationalheiligtum, wie Wagners

»Meistersinger« in Deutschland …

Ja, die Leute lieben dieses Werk oder hassen es, noch immer wird es sehr kontrovers gesehen. Für mich war es ein großes Glück und ein großer Erfolg. Das war mein Anfang als Operndirigent, insge-samt habe ich dort sieben Opern dirigiert. Später arbeitete ich als Assistent Sir John Eliot Gardiners, ich studierte am Théâtre du

Châtelet in Paris Verdis Falstaff mit dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique mit ihm ein, dann Berlioz’ Benvenuto Cellini für Zürich und wieder in Paris Les Troyens von Berlioz.

Sie haben sich sehr unterschiedliche Einflüsse gesucht, auf der einen

Seite Pierre Boulez, der vor allem für die Avantgarde steht, auf der

anderen Sir John Eliot Gardiner, der die Historische Aufführungs-

praxis auf ein neues Niveau hob.

Ja und nein. Boulez und Gardiner arbeiten sehr ähnlich, natürlich in einem unterschiedlichen Repertoire, Gardiner dirigiert nicht so viel Modernes. Aber etwas verbindet sie: Sie sind beide sehr idea-listisch. Und sie haben beide Orchester gegründet. Ich fühle mich ihnen sehr verbunden. Es gibt Dirigenten und Musiker, die mit existierenden Orchestern arbeiten und die Verhältnisse einfach als gegeben hinnehmen. Aber diese beiden haben eine Vision, sie sagten sich: wenn wir diese Musik adäquat spielen wollen, dann brauchen wir ein neues Ensemble. Diese Energie von Boulez und Gardiner war für mich sehr wichtig. Gerade Gardiner hat mich sehr ermutigt »Les Siècles« zu gründen. Und von Boulez habe ich zu einem späteren Zeitpunkt viel Unterstützung erfahren.

Sie haben weltweit viele verschiedene Orchester dirigiert vom London

Symphony Orchestra bis zum Südwestrundfunk, in Japan, Finnland,

Italien oder Polen, um nur einige herauszugreifen. Was gab für Sie

den Ausschlag, die Leitung des Gürzenich-Orchesters zu übernehmen

und hier in Köln auch Generalmusikdirektor zu werden?

Der Hauptgrund ist das Orchester selbst. Natürlich werde ich hier in Köln mit vielen verschiedenen Menschen zu tun haben, im Opernhaus, mit Regisseuren, mit Sängern und so weiter. Aber meine Mannschaft ist das Orchester. Unser erstes gemeinsames Konzert im letzten Jahr war sehr positiv, die Musiker spielen sehr gut. Aber

25

Page 23: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

26

gute Orchester findet man überall. Den Ausschlag gab für mich, dass sie ein großes Spektrum und Repertoire an Musik in der Oper wie im Konzert beherrschen, sie haben eine überwältigende Tradition und sind doch offen. Auch für mich und für meine Arbeitsweise. Das war ein coup de foudre, Liebe auf den ersten Blick, und ich glaube, von beiden Seiten. Und ich bin sehr interessiert an Köln, hier haben Musik und Kunst eine unglaubliche Geschichte und einen großen Stellenwert, man braucht nur an die 1960er und 70er Jahre hier zu denken, eine sehr dynamische Zeit. Die Menschen sind neugierig hier und progressiv. Die Perspektive, in einem Konzertsaal wie der Philharmonie und dem neu eröffneten Opernhaus arbeiten zu können, hat mich sehr gereizt.

Für ihr heutiges Konzert kombinieren Sie Strauss und Widmann.

Ein Konzertprogramm soll immer etwas sagen, eine Geschichte erzählen. Dirigiere ich die 1. Sinfonie von Gustav Mahler zusammen mit einer Sinfonie von Beethoven oder Schumann, dann ist Mahlers 1. eine Apotheose, sie ist der Endpunkt einer Entwicklung. Dirigiere ich aber Mahlers 1. zusammen mit Schönberg oder Pierre Boulez, dann klingt sie ganz anders, wir hören sie anders. Ich wünsche mir, dass wir Strauss mit einem modernen Blick hören. Deshalb habe ich Widmanns »Echo-Fragmente« ausgewählt – moderne Musik für zwei Orchester gleichzeitig, eines spielt in alter Stimmung und mit zusätzlichen alten Instrumenten, eines in moderner Stimmung. Und zwischen ihnen steht der Solist, die Klarinette, wie ein Chamäleon. Auch bei Strauss haben wir zwei Orchester: Ausschließlich Streicher bei den »Metamorphosen« und ein Riesenorchester für »Zarathustra«. Ein Reise durch Strauss’ Musik, sehr romantisch, aber in Zarathus-tra kann man auch hören, wohin sich seine Musiksprache entwickelt: Die Tonalität kommt an ihre Grenzen. Dieses Konzertprogramm ist eine Reise, mit drei verschiedenen Formen, und zugleich ein Dialog.

Sie sind in Paris aufgewachsen, da kommt man nicht nur mit Klassi-

scher Musik in Berührung. Was hat Sie als Junge interessiert, was ist

Ihnen heute wichtig?

Ich mag Tennis, ich liebe Fußball. Ich gehe gerne ins Kino, ich höre viel Jazz. Ich muss sagen, ich mag das Leben, Essen, Kochen, Wein – und ich mag die Leute. Ich unterhalte mich gerne lange und aus-führlich mit Menschen – ich könnte ein Buch schreiben über meine Gespräche mit Taxifahrern in der ganzen Welt! Lyrik, Moderne Kunst – aber Musik, Musik ist immer da, selbst in den Ferien – natürlich ist es manchmal schwierig: etwas klingt nicht so, wie es soll, ein Stück ist schwierig – aber am Ende ist es immer eine Freude.

Page 24: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

2828

Page 25: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

2929

François-Xavier Roth wurde 1971 in Paris in einen musikali schen Haushalt geboren, sein Vater ist der Organist Daniel Roth an St. Sulpice in Paris. François-Xavier Roth studierte Flöte, neben seiner Tätigkeit als Flötist an der Opéra national de Paris begann er ein Dirigierstudium bei János Fürst und Jorma Panula. Nachdem er 2000 den renommierten Donatella-Flick-Dirigierwettbewerb gewon-nen hatte, war er ein Jahr Assistant Conductor beim London Sym- phony Orchestra und arbeitete dort u. a. mit Pierre Boulez und Colin Davis zusammen. Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken und umfasst alle Genres: sinfonische Musik, Oper und Kammermusik, er ist in der neuesten Musik ebenso wie in der Alten verwurzelt. Schon zu Beginn seiner Karriere dirigierte er das Ensemble Intercontempo-rain, eines der maßstabsetzenden Ensembles der Neuen Musik. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester »Les Siècles«, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten, je nach Werk und oftmals während des gleichen Konzertes, kontrastreiche und bunte Programme aufführt. Mit »Les Siècles« konzertierte er in Frankreich, Italien, Deutschland, England und Japan. Seit 2011 ist François-Xavier Roth Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Zum 1. September 2015 wird er Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln. Als Gastdirigent leitet er weltweit führende Orchester, darunter das London Symphony Orchestra, das BBC Symphony Orchestra, das Boston Symphony Orchestra, das Royal Concertgebouw Orkest, das Bayerische Staatsorchester, die Bamberger Symphoniker und das Radio Symfonie Orkest Hilversum. Ebenso engagiert ist Roth in der Opernszene. Seine Aufführungen von »Mignon« (Ambroise Thomas) »Les Brigands« (Jacques Offenbach) an der Opéra Comique in Paris wurden von der Kritik hoch gelobt. Im Juni 2014 gab er sein Debüt an der Berliner Staatsoper mit Morton Feldmanns »Neither«. Einen besonderen Schwerpunkt haben für François-Xavier Roth Musikvermittlung und Medienproduktionen. Das Projekt »Romeo feat. Julia« brachte 2012 für eine Fernsehserie des SWR mit 20 Folgen junge Rapper und Tänzer zu Prokofjews Ballettmusik auf die Bühne. Er gründete gemeinsam mit dem Festival Berlioz und »Les Siècles« die Orchesterakademie Jeune Orchestre Européen Hector Berlioz. Er konzipierte mit seinem Orchester »Les Siècles« für das Fernsehen die Serie »Presto«, die während ihrer dreijährigen Laufzeit wöchentlich ein Publikum von durchschnittlich drei Millionen Zuschauern erreichte.

Page 26: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

30

»GO live!« Auch für das heutige Konzert bieten wir Ihnen mit »GO live!« die schnellste CD der Welt an: Nehmen Sie Ihren eigenen privaten Konzert-Livemitschnitt direkt im Anschluss an das ge hörte Konzert an unserem »GO live!«-Stand im Foyer der Phil-harmonie mit:

Die Künstler werden Ihre CDs auf Wunsch signieren.

Wenn Sie nach dem Konzert nicht warten möchten, können Sie vor dem Konzert und in der Pause die »GO live!«-CD am Stand bestellen. Sie erhalten sie dann in Kürze mit der Post. Falls Sie erst nach dem Konzert von diesem Lieferservice Gebrauch machen möchten, wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiterinnen an der Programm heft-Theke neben dem Eingang.

Die »Sofort-CD« verkaufen wir ausschließlich am jeweiligen Konzert tag.

Viele unserer »GO live!«-Mitschnitte sind bei itunes.com im Inter-net verfügbar. Unter www.guerzenich-orchester.de finden Sie in der Rubrik »GO live!« einen Link, der Sie je nach Wunsch ent-weder auf alle im iTunes Music Store erhältlichen Aufnahmen des Gürzenich-Orchesters oder gezielt auf ein bestimmtes Konzert des Gürzenich-Orchesters leitet.

die »Sofort-CD«

die CD-Hülle

die CD-Clipse fürs Programmheft

CDs, CD-Hülle und Versand

die MP3-Datei

der USB-Stick

der USB-Stick mit MP3-Datei

10,00

2,00

kostenlos

15,00

5,00

5,00

10,00

Page 27: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

orchesteraktuell

Konzertreise nach Wien und Salzburg13. – 17. Januar 2015, Exklusiv für Abonnenten

Begleiten Sie das Gürzenich-Orchester Köln vom 13. – 17. Januar 2015 nach Wien und Salzburg, erleben Sie zwei Konzerte des Orchesters, treffen Sie die Musiker und freuen Sie sich auf eine spannende Reise nach Österreich, die keine Wünsche offen lässt. Mit seinem Ersten Gastdirigenten James Gaffigan und dem Pianisten Kirill Gerstein tritt das Gürzenich-Orchester in Wien im Konzerthaus und in Salzburg im Großen Festspielhaus auf, mit einem Programm mit Musik von Robert Schumann, Carl Maria von Weber und Richard Strauss. Die Hin- und Rückreise erfolgt im ICE, Sie sind in 4-Sterne-hotels untergebracht. Der Besuch zweier Konzerte des Gürzenich-Orchesters Köln in Wien und Salz-burg ist ebenso eingeschlossen wie die Abendessen in ausgesuchten Restaurants und ein vielfäl-tiges Reiseprogramm von ausführlichen Stadtführungen bis hin zur Besichtigung von Schloss Schönbrunn und der Spanischen Hofreit-schule. Während der gesamten Reise ist stets eine Reisebegleitung für Sie da.Ausführliche Informationen finden Sie unter http://www.guerzenich-orchester.de/konzertreise/ Kontakt und Anmeldung:Westtours Reisen GmbHFrau Simone SchulteAdenauerallee 7653113 BonnFax (0228) 915 31 16Tel. (0228) 915 31 [email protected]

3131

Page 28: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

3333

Markus Stenz gastiert mit dem Filharmonisch Orkest Hilversum in Köln

Markus Stenz hat in seiner Zeit als Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln nicht nur unter unseren Abon-nenten viele Hörer gewonnen, die seine werkgetreuen und leben-digen Aufführungen hoch schätzen. Ihnen bietet sich Gelegenheit, ihn nun mit dem Radio Filharmonisch Orkest Hilversum zu erleben, das er seit Beginn der vergangenen Spielzeit als Chefdirigent leitet. Am 23. Oktober 2014 gastiert er mit dem renommierten Orchester aus den Niederlanden in der Kölner Philharmonie. Solistin in Erich Wolfgang Korngolds Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 ist Vilde Frang. Nach der Pause steht Gustav Mahlers 5. Sinfonie in cis-Moll auf dem Programm.Und auch in der Neuen Welt hat Markus Stenz einen klingenden Namen: Das Baltimore Symphony Orchestra hat ihn zum Ersten Gastdirigenten ernannt. Mit einem Dreijahresvertrag wird er ab der Spielzeit 20154/16 jede Spielzeit für drei Wochen in der Ostküsten-Metropole dirigieren.

23. Oktober 2014, 20 UhrKölner PhilharmonieErich Wolfgang Korngold Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-Moll

Vilde Frang ViolineRadio Filharmonisch OrkestMarkus Stenz Dirigent

orchesteraktuell

Page 29: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

34

orchesterbesetzung

I. VIOLINEN Thorsten Janicke, Jordan Ofiesh, Alvaro Palmen, Dylan Naylor, Dirk Otte, Chieko Yoshiko-Sallmon, David Johnson, Andreas Bauer, Rose Kaufmann, Adelheid Neumayer-Goosses, Wolfgang Richter, Judith Ruthenberg, Colin Harrison, Anna Kipriyanova, Alla Gurman*, Arsenis Selalmazidis

II. VIOLINEN Sergey Khvorostuhin, Anastasia Pylatyuk*, Christoph Rombusch, Cornelie Bodamer-Cahen, Marek Malinowski, Friederike Zumach, Martin Richter, Elizabeth Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm, Susanne Lang, Nathalie Streichardt, Jana Andrascke, Hae-Jin Lee, Anastasia Tserkanyuk, Pierre-Alain Chamot*, Will Grigg

BRATScHEN Florian Peelman, Susanne Duven, Martina Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock, Gerhard Dierig, Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina Bichescu, Eva-Maria Wilms-Mühlbach, Sarah Aeschbach, Felix Weischedel, Vincent Royer

VIOLONcELLI Bonian Tian, Joachim Griesheimer, Johannes Nauber, Franzsika Leube, Georg Heimbach, Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski, Katharina Apel-Hülshoff, Jeanette Gier*, Matthias Purrer*, Lorena Meiners*, Daniela Bock*

KONTRABäSSE Johannes Seidel, Henning Rasche, Johannes Esser, Otmar Berger, Wolfgang Sallmon, Jason Witjas, Ryotaro Harada, N. N.

HARFEN Saskia Kwast, Antonia Schreiber

FLöTEN Freerk Zeilj, Irmtraud Rattay-Kasper, Angelique van Duurling, Priska Enkrich

OBOEN Tom Owen, Reinhard Holch, Lena Schuhknecht, Mercé Calderer Soriano

BAROcKOBOE Héléne Mourot*

KLARINETTEN Oliver Schwarz, Tino Plener, Sayaka Schmuck*, Georg Stump*

FAGOTTE Thomas Jedamzik, Klaus Lohrer, Mari Tokumaru*, Hoshimi Yang*

HöRNER Marcus Wittgens, Johannes Schuster, Willy Bessems, Andreas Jakobs, David Neuhoff, Jörn Köster

NATuRHORN Christoph Monian*, Joaquim Palet*, Oliver Kersken*, Egon Hellrung

TROMpETEN Simon de Klein, Matthias Jüttendonk, Matthias Kiefer, Klaus von der Weiden

pOSAuNEN Carsten Luz, Markus Lenzing, Christoph Schwarz

TuBEN Karl-Heinz Glöckner, Moritz Schulze*

ScHLAGZEuG Bernd Schmelzer, Alexander Schubert, Christoph Baumgartner

cELESTA Roderick Shaw*

AKKORDEON Teodoro Anzelotti*

BANDuRRIA Wilhem Bruck*

* GastStand: 15. September 2014

34

Page 30: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

vorschau

3535

Arthur Bliss Quintett für Oboe und StreichquartettGerald Finzi Interlude a-Moll op. 21 für Oboe und StreichquartettHeitor Villa-Lobos Suite für Sopran und ViolineDmitrij Schostakowitsch Sieben Romanzen nach Alexander Blokop. 127 für Sopran, Violine, Violoncello und KlavierRobert Schumann Klavierquintett Es-Dur op. 44

Marta Wryk Sopran Tom Owen Oboe David Johnson, Petra Hiemeyer Violine Ina Bichescu Viola Bonian Tian VioloncelloTatiana Prushinskaya Klavier

kammerkonzert02Samstag, 04. Okt 14, 15 Uhr

Podium der Kölner Philharmonie

Konzerteinführung um 14 Uhrmit Peter Tonger

Richard Strauss »Don Juan« – Tondichtung nach Nikolaus Lenau op. 20Ludwig van Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61Igor Strawinsky »Petruschka« – Burleske Szene in vier Bildern

Sergey Khachatryan Violine Gürzenich-Orchester KölnDiego Matheuz Dirigent

sinfoniekonzert02Sonntag, 12. Okt 14, 11 UhrMontag, 13. Okt 14, 20 Uhr

Dienstag, 14. Okt 14, 20 UhrKölner Philharmonie

Konzerteinführung So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr

mit Peter Tonger

Page 31: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

vorschauvorschau

36

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky »Jolanthe« – Oper in einem Akt.Libretto von Modest TschaikowskyKonzertante Aufführung

Olesya Golovneva Sopran (Jolanthe, blinde Tochter König Renés)Alexander Vinogradov Bass (René, König der Provence)Andrei Bondarenko Bariton (Robert, Herzog von Burgund)Dmytro Popov Tenor (Godefroy de Vaudémont)Samuel Youn Bariton (Ibn-Hakia, mauretanischer Arzt)John Heuzenroeder Tenor (Alméric, des Königs Knappe)Marc-Olivier Oetterli Bass (Bertrand, Palastwache)Dalia Schaechter Alt (Martha, Jolanthes Amme und Bertrands Frau)Justyna Samborska Sopran (Brigitta, Jolanthes Freundin)Marta Wryk Mezzosopran (Laura)Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester KölnDmitrij Kitajenko Dirigent

jolantheFreitag, 17. Okt 14, 20 Uhr

Sonntag, 19. Okt 14, 20 UhrKölner Philharmonie

Konzerteinführung um 19 Uhr

Page 32: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282, beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter: www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

3737

Wolfgang Amadeus Mozart Klarinetten-Quintett A-Dur KV 581»Stadler-Quintett«Johannes Brahms Klarinetten-Quintett h-Moll op. 115

Tino Plener Klarinette Petra Hiemeyer, Nathalie Streichardt ViolineEva-Maria Wilms Viola Daniela Bock Violoncello

florakonzert01Sonntag, 02. Nov 14, 11 Uhr

Flora Köln

Wolfgang Amadeus Mozart »Maurerische Trauermusik« c-Moll KV 477Richard Strauss »Vier letzte Lieder«György Kurtág »Stele« op. 33Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie C-Dur KV 551 »Jupiter-Sinfonie«

Jacquelyn Wagner Sopran Gürzenich-Orchester KölnAlejo Pérez Dirigent

sinfoniekonzert03Sonntag, 09. Nov 14, 11 UhrMontag, 10. Nov 14, 20 Uhr

Dienstag, 11. Nov 14, 20 UhrKölner Philharmonie

Konzerteinführung So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr

mit Hartmut Lück

Page 33: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

38

Oliver Binder studierte in seiner Heimatstadt Salzburg Germanistik, Musikwissenschaft und Geschichte. Nach festen Engagements in Salzburg, Heilbronn, Dortmund und Köln ist er seit 2009 als freier Drama-turg und Autor tätig und lebt in Wien.

IMpRESSuM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing Redaktion Johannes Wunderlich Textnachweis Der Text von Oliver Binder ist ein Originalbeitrag für dieses Heft Bildnachweis Titel: François Sechet, S. 11, 20, 23, 28: Marco Borggreve. S. 5: Süddeutsche Zeitung/Lebrecht. S. 33: Catrin Moritz. Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunika tion mbH Druck Köllen Druck + Verlag GmbHWir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Euro 2,-

François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln danken Lufthansa und den Kuratoren der concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles Engagement und ihre großzügige unterstützung:

Ehrenmitglieder des Kuratoriums:Jürgen Roters Oberbürgermeister der Stadt Köln

Dr. h.c. Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt Köln a.D.

Kuratoren:Bechtle GmbH IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski

Ebner Stolz partnerschaft mbB Wirtschaftsprüfer Rechtsanwälte Steuerberater, Dr. Werner Holzmayer

Excelsior Hotel Ernst AG Henning Matthiesen

GALERIA Kaufhof GmbH Ass. jur. Ulrich Köster

Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, Dr. Ulrich Kauffmann

HANSA-REVISION Schubert & coll. GmbH Wirtschafts prüfungs- und Steuerberatungs gesellschaft,

Dipl.-Kfm. Bernd Schubert

ifp Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will

Kirberg GmbH catering Fine Food Jutta Kirberg

Kölner Bank eG Bruno Hollweger

Koelnmesse GmbH Gerald Böse

Kreissparkasse Köln Alexander Wüerst

Gerd Lützeler Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts prüfer – Steuerberater

Sal. Oppenheim jr. & cie. AG & co. KGaA Dr. Wolfgang Leoni

privatbrauerei Gaffel Becker & co. OHG Heinrich Becker

ROLEX Deutschland GmbH Peter Streit

TÜV Rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun

Page 34: Richard Strauss Jörg Widmann · PDF file4 Schmerzhafte Schönheit Richard Strauss: Metamorphosen (1945) Oliver Binder In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zwischen dem 13.

21./22./23. Sep 14cD 1

Alle Urheber- und Leistungsschutz-rechte vorbehalten. Kein Verleih!Keine unerlaubte Vervielfältigung,Vermietung, Aufführung, Sendung!

Jörg Widmann KlarinetteFrançois-Xavier Roth Dirigent

Gürzenich-Orchester Köln

21./22./23. Sep 14cD 2

Alle Urheber- und Leistungsschutz-rechte vorbehalten. Kein Verleih!Keine unerlaubte Vervielfältigung,Vermietung, Aufführung, Sendung!

François-Xavier Roth Dirigent Gürzenich-Orchester Köln

Richard Strauss »Metamorphosen« Es-Dur Jörg Widmann »Echo-Fragmente«

Richard Strauss »Also sprach Zarathustra«

sinfoniekonzert01

sinfoniekonzert01