Risikomanagement auf globalen Agrarmärkten - Der DRV · 2018. 2. 19. · der weltweiten Finanz-...

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Deutscher Raiffeisenverband e.V. Risikomanagement auf globalen Agrarmärkten

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Deutscher Raiffeisenverband e.V.

Risikomanagementauf globalen Agrarmärkten

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Stand: Februar 2012

Herausgeber: DRV – Deutscher Raiffeisenverband e.V.

Autoren: Dr. Volker J. Petersen, DRV

Axel Herlinghaus, DZ Bank

Michael Menrad, DZ Bank

Grafiken:

Herstellung: Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Neuwied

Gestaltung: Center-Werbung GmbH, Bonn

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wer in der Agrarwirtschaft hat nicht täglich mit ihnen zu kämp-

fen: schwankenden Preisen. Während sie in Zeiten der Marktord-

nungen kaum Änderungen zeigten und damit eine beherrschbare

Größe waren, stellt sich die Situation heute grundlegend an-

ders dar. Preisschwankungen – teilweise in erheblichem Umfang

in kurzer Zeit – stellen die gesamte Agrarwirtschaft vor große

Herausforderungen.

Dies nehmen wir als Deutscher Raiffeisenverband zum Anlass, uns mit ihren Ursachen in

der vorliegenden Broschüre eingehender zu beschäftigen und Lösungsmöglichkeiten für

einen sicheren Umgang mit ihnen aufzuzeigen. Im Mittelpunkt steht dabei das Instrument

der Warenterminbörse. Sie ist für mich nicht die Ursache von Volatilitäten, sondern ein

wesentlicher Teil zur Lösung des Problems.

Darüber hinaus stellen wir Ihnen in dieser Broschüre exemplarisch dar, mit welchen

Instrumenten die genossenschaftlichen Unternehmen ihre Mitglieder und Geschäfts-

partner bei der Bewältigung der Auswirkung von Preisschwankungen unterstützen.

Die abschließend formulierten Thesen des Deutschen Raiffeisenverbandes zu den Preis-

volatilitäten auf den Agrarmärkten sollen Ihnen helfen, in kritischen Diskussionen fundiert

Position beziehen zu können.

Wir haben diese Broschüre in enger Kooperation mit der DZ BANK verfasst. Für die gute

Zusammenarbeit gilt ihr mein besonderer Dank.

Ich danke ferner allen, die an der Entstehung dieser Broschüre mitgewirkt haben und

wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Vorwort

Präsident Manfred Nüssel

Manfred NüsselPräsident des Deutschen Raiffeisenverbandes e.V.

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Inhalt

Einleitung 6 - 7

Neues wirtschaftliches Umfeld und Herausforderungenfür die Unternehmen der Agrarwirtschaft

Ursachen der Preisvolatilitäten 8 - 9

a. Produktion unter Natureinfluss 8b. Geringe Elastizitäten auf den Agrarmärkten 8c. Politik hat sich aus der Verantwortung für die Märkte zurückgezogen 8d. Zunehmende Verflechtung mit den Energie- und Finanzmärkten 8e. Bedeutung der Terminmärkte steigt 9

Lösungsmöglichkeiten der Probleme globaler Märkte 10 - 17

a. Globale Märkte brauchen globale Markttransparenz und eine vernetzte Politik 10 - 11b. Warenterminbörsen (WTB) – ein Bestandteil zur Lösung des Problems 11 - 14c. Risikomanagement im OTC-Markt – individuelle Absicherung über nichtc) standardisierte Terminkontrakte 15 - 17

Angebote genossenschaftlicher Unternehmenzur Absicherung von Preisrisiken 18 - 19

a. Lagervertrag 18b. Einkaufskontrakt 18c. Prämienkontrakt 18d. Anbau- und Liefervertrag 18

Kernthesen des DRVzu Preisvolatilitäten auf den Agrarmärkten 20 - 21

Risikomanagement auf globalen Agrarmärkten

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Einleitung

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Die Rahmenbedingungen für Unternehmen derAgrarwirtschaft haben sich in den vergangenenJahren grundlegend geändert.

In der Vergangenheit gab es nur relativ geringePreisschwankungen auf den internationalen Agrar-märkten. Die Preise schwankten um den länger -fristigen, eher nach unten gerichteten Trend mitgelegentlichen Ausschlägen. Die Welt verfügt überausreichende Lagermöglichkeiten, so dass guteErnten zu einer Lageraufstockung genutzt wurdenund sich nicht in starkem Preisverfall bemerkbarmachten. Ähnliches galt, wenn bei ausreichendenLagerbeständen Missernten auftraten. Lagerabbaubremste dann den Preisauftrieb. Starke Ausschlägeder Preise nach oben sind bis zur Jahrtausend-wende nur aufgetreten, wenn die weltweiten Lager-bestände niedrig waren und die weltweiten Erntengleichzeitig gering ausfielen.

Mit Beginn des neuen Jahrtausends ist der mehrals einhundert Jahre andauernde Trend sinkenderAgrarpreise offenkundig zu Ende gegangen. DerPreistrend auf den Agrarmärkten zeigt seit der Jahr-tausendwende nach oben.

Der Grund dafür ist nicht, wie manchmal behauptetwird, die Spekulation mit Agrarrohstoffen, sonderndie grundlegenden Veränderungen im Verhältnisvon Angebot und Nachfrage. Dabei handelt es sichum ein ganzes Bündel von Faktoren wie u. a. Be -völ kerungswachstum, veränderte Verbrauchsge-wohnheiten (mehr Fleisch) in Schwellenländernmit stei genden Einkommen und eine zunehmendeBiokraftstoffproduktion. Es wird erwartet, dass dieAgrarpreise mit Blick auf die wachsende Welt -be völkerung, die steigenden Einkommen in denSchwellenländern und die begrenzten Ressourcentendenziell steigen werden.

In der EU hat sich für die Unternehmen der Land-und Agrarwirtschaft auch das politische Umfeldgrundlegend gewandelt. Aus der Verantwortung fürdie Märkte hat sich die EU mittlerweile weitgehendzurückgezogen.

Neues wirtschaftliches Umfeld und Herausfor de rungenfür die Unternehmen der Agrarwirtschaft

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Einleitung

Die wirtschaftlichen Folgen dieses agrarpolitischenParadigmenwechsels wurden zunächst durch rela-tiv stabile Verhältnisse an den EU-Agrarmärktennach 2005, vor allem aber durch das Hoch bei denAgrarpreisen 2007/2008 überlagert. Die massivenPreisrückgänge 2008/2009, nicht zuletzt als Folgeder weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, habendie Effekte der Agrarmarktliberalisierung in der EUfür die Land- und Agrarwirtschaft offenkundig undfür die Betroffenen erstmals schmerzhaft fühlbarwerden lassen.

Insgesamt führen diese Entwicklungen zu steigen-den Preisen und zunehmenden Volatilitäten an denAgrarmärkten. Eine besondere Sensibilität undBetroffenheit löst dies angesichts des immer nochungelösten Problems der Unterernährung von fasteiner Milliarde Menschen aus. Die Nutzung vonInstrumenten des Risikomanagements wird in deröffentlichen Diskussion schnell als „Spekulation“stigmatisiert und zum Sündenbock in einer mora-lisch und politisch höchst sensiblen Frage gemacht.

Deshalb kommt es darauf an, bei diesen ThemenFakten und Zusammenhänge sachbezogen aufzu-

zeigen, damit es nicht zu falschen, unberechtigtenSchuldzuweisungen kommt. Es gilt, Marktzusam-menhänge zu erkennen und markwirtschaftliche In-strumente einzuordnen.

Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise sind Miss-trauen und Skepsis gegenüber marktwirtschaftli-chen Prozessen gewachsen. Man darf nun abernicht das Kind mit dem Bade ausschütten und denMarkt schlechthin verdammen. Die Erfahrungenaus der Finanzkrise werden wieder zu einer stärke-ren Regulierung des Finanzsektors auf europäischerund internationaler Ebene führen. Die zurücklie-gende Überregulierung des Agrarsektors und dievon ihr verursachten Fehlentwicklungen haben aberauch die Grenzen der Politik aufgezeigt.

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Agrarmärkte sind dadurch gekennzeichnet, dassihre Marktdaten wegen der besonderen landwirt-schaftlichen Produktionsbedingungen zu erhebli-chen Instabilitäten tendieren. Die jahrzehntelangeMarktordnungspolitik der EU hat bei den Marktbe-teiligten das Wissen um und die Erfahrungen imUmgang mit Instabilitäten verkümmern lassen.

Für die Preisschwankungen auf den Agrarmärktengibt es vielfältige Ursachen:

a. Produktion unter NatureinflussDas Angebot hängt sehr stark von Variablen ab, dieschwer vorherzusagen oder zu kontrollieren sind.Das gilt z.B. für das Wetter oder das Auftreten vonPflanzen- und Tierkrankheiten. Diese Faktoren kön-nen das Angebot in beide Richtungen kurzfristigund unvorhersehbar erheblich verändern. Der Kli-mawandel wird diese natürlichen Einflussfaktorenverstärken, auch in ihrer Unkalkulierbarkeit, weil erin vielen Teilen der Welt häufiger zu extremen Wet-terereignissen führen wird. Hinzu kommen zykli-sche und saisonale Mengen- und Preiseffekte, diedie Marktdaten ebenfalls nachhaltig beeinflussenkönnen.

Die voranschreitende weltweite Liberalisierung derAgrarmärkte kann zu einem gewissen Ausgleichführen. Schlechte Produktionsbedingungen in einerRegion werden häufig durch gute in anderen Re-gionen ausgeglichen. Allerdings können sich schwe-re Angebotsschocks in anderen Teilen der Welt auch

auf die EU auswirken, die lange von solchen Ein-flüssen abgeschirmt war.

b. Geringe Preiselastizitäten auf den AgrarmärktenEin weiteres Spezifikum der Agrarmärkte sind diegeringen Preiselastizitäten. Kleine Schwankungenvon Angebot und Nachfrage haben starke Preisän-derungen zur Folge. Dies gilt jedenfalls dann, wenndie Mengenänderungen nicht durch Lagerhaltungausgeglichen werden können. Aktuell werden dieFolgen preisunelastischer Nachfrage durch die zahl-reichen Förderprogramme für Erneuerbare Ener-gien aus Biomasse verstärkt; diese Nachfragereagiert wenig oder kaum auf Preisänderungen undverstärkt so das jeweilige Auf oder Ab.

c. Politik hat sich aus der Verantwortungfür die Märkte zurückgezogen

In den vergangenen vier Jahren ist deutlich gewor-den, wie unmittelbar und ungeschützt die EU-Agrar-märkte den auf den Weltmärkten wirksamen Kräftenausgesetzt sind. Die Politik hat kaum noch Instru-mente, um die großen Preisschwankungen, die vonden Weltmärkten kommen, zu kontrollieren oder zudämpfen. Preisentwicklungen sind kaum mehr pro-gnostizierbar, sie unterliegen vielfältigen kurz- undlängerfristigen Einflussfaktoren. Für die Unterneh-men bedeutet das rasant steigende Risiken im Ge-schäft mit Agrarrohstoffen und Lebensmitteln.

d. Zunehmende Verflechtung mit den Energie-und Finanzmärkten

Parallel zur Liberalisierung hat die Verflechtungder Agrarmärkte mit den Energie- und den Finanz-märkten enorm zugenommen. Unwägbarkeiten undAusschläge auf diesen Märkten wirken sich immerstärker auf die Agrarmärkte aus. Diese Interdepen-denzen haben ganz unterschiedliche Ursachen.Agrarrohstoffe entwickeln sich immer weiter zuSubstituten für fossile Rohstoffe, vor allem imEnergiebereich. Die Endlichkeit der fossilen Roh-stoffquellen tritt immer deutlicher zu Tage, ver-bunden mit einem kontinuierlichen Preisanstieg,der durch den Energiehunger bevölkerungsreicher Schwellenländer zusätzlich getrieben wird. Darüber

Ursachen der Preisvolatilitäten

Ursachen

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hinaus beeinflusst der Energiepreis direkt die Kos-ten der Agrarproduktion (Betriebsmittel, Trans-port). Da der Preis für Energie im Zeitablauf starkschwankt, ergibt sich eine weitere Ursache von star-ken Ausschlägen der Agrarpreise.

e. Bedeutung der Terminmärkte steigtIm Falle der Finanzmärkte ergeben sich Verflech-tungen durch die stärkere Inanspruchnahme von Derivaten zur Absicherung von Preisen in einemdurch höhere Volatilität geprägten Umfeld. Dabeihandelt es sich um die klassischen Terminkontrakte,die an Warenterminbörsen gehandelt werden.

Zunehmende Bedeutung hat das Rohstoffpreis-Ri-sikomanagement über individuelle Verträge, auchOTC-gehandelte ("over the counter") Terminkon-trakte genannt, erlangt. Nachdem die EU-Markt-ordnungen als Agrarpreis bestimmender Faktorausgeschieden sind, kommt neben den Kassa- auchden Terminmärkten für die Preisfindung eine wach-sende Bedeutung zu, weil die Unternehmen hierimmer stärker ihre Preisrisiken absichern. Wie aufden Rohstoffmärkten, so sind auch auf den Finanz-märkten die verschiedenen Produkte vielfältig mit-einander verknüpft.

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a. Globale Märkte brauchen globale Markttransparenz und eine koordinierte Politik

In der Politik wird auf nationaler, EU- und interna-tionaler Ebene, z.B. unter den G20, kontrovers überUrsachen und Instrumente zur Eingrenzung der zu-nehmenden Preisschwankunken auf den Agrar- undRohstoffmärkten diskutiert. Die Debatten werdendeshalb so emotional geführt, weil diese Preisan-stiege das Problem der Nahrungssicherung in vie-len Teilen der Welt phasenweise noch verschärfen.

Hauptursache für das seit vielen Jahren ungelösteProblem unzureichender Ernährung ist aus Sichtdes DRV die weltweit unzureichende und regionalnicht entsprechend dem Bedarf verteilte Agrarpro-duktion. Dazu kommen fehlende Informationen überSituation und Entwicklung der globalen Märkte,Ernten, Bestände, Prognosen etc.

Diese Informationen sind ein entscheidender Faktorfür die Funktionsfähigkeit der Agrarmärkte. Die Un-ternehmen brauchen für ihre Entscheidungen undPlanungen verlässliche und umfassende Informa-tionen über die zuvor genannten Faktoren. Beson-ders in wirtschaftlich unruhigen Zeiten kann es fürUnternehmen entscheidend sein, potenzielle Ri si-ken zu bewerten, abzusichern und somit auszu-schalten. Die hoch volatilen Preisentwicklungen aufden Rohstoffmärkten haben vielen Unternehmenschmerzlich aufgezeigt, welche Folgen ungesichertePreisschwankungen für den Erfolg eines gesamtenGeschäftsbereiches haben können.

Unzureichende Informationen verursachen Unsi-cherheit und Risiken. Aufgrund der zunehmendenKomplexität an den Agrarmärkten ist davon auszu-gehen, dass das Informationsbedürfnis erheblichzunehmen wird. Es werden aber nicht alle not-wendigen Informationen immer und überall zurVerfügung stehen. Umso wichtiger ist es, dassTerminmärkte als funktionsfähiges Instrument desRisikomanagements für die Agrarwirtschaft ebensoerhalten bleiben wie für alle anderen Stufen derernährungswirtschaftlichen Wertschöpfungskette.Die Absicherung von Rohstoffpreisen bleibt drin-gend geboten. Die durchschnittliche Preisvolatilität(Preisschwankungsbandbreite eines Zeitraumes) –in der nebenstehenden Übersicht ausgedrückt durchdie Weizenpreisvolatilität – hat sich deutlich erhöht.

Aus dieser Problemstellung ergeben sich die wich-tigsten Lösungsansätze, die von den Agrarmi nis-tern der G20 am 23. Juni 2011 in Paris alsgemeinsame Verpflichtung einvernehmlich formu-liert wurden. Diese Ansätze sind von den Regie-rungschefs der G20 im November 2011 in Cannesbekräftigt worden:

Verbesserung von Marktinformation und Trans-parenz, um die Erwartungen von Regierungenund Unternehmen besser zu fundieren.

Steigerung der Agrarproduktion und Produk -tivität – kurz- und langfristig – als Antwort aufdie wachsende Nachfrage nach Agrarprodukten.

Verstärkte Koordination der internationalen Poli-tik, um das Vertrauen in die internationalen Märk-te zu verbessern und Lebensmittelkrisen zu ver-hindern bzw. angemessener darauf zu reagieren.

Entwicklung und Verbesserung von Instrumen-ten für das Risikomanagement – für Regierungen,Unternehmen und Landwirte, um die Risiken derAgrarpreisvolatilität besser zu beherrschen.

Verbesserung des Funktionierens der Märkte fürAgrarderivate.

Lösungsmöglichkeiten der Probleme globaler Märkte

Lösungsmöglichkeiten

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Der DRV unterstützt diese Agenda, insbesonderemit den von den G20-Agrarministern aufgestelltenPrioritäten. Die Agrarminister der G20 unterstrei-chen die Bedeutung, die den Derivatemärkten fürdie Preisbildung und für die Absicherung von Preis-risiken zukommt. Ein neues internationales Markt-informationssystem AMIS (Agricultural MarketInformation System) soll die Qualität, Verlässlich-keit, Genauigkeit, Aktualität und Vergleichbarkeitder Informationen über Entwicklungen auf demWeltagrarmarkt verbessern.

b. Warenterminbörsen (WTB) –ein Bestandteil zur Lösung des Problems

Warenterminbörsen (WTB) dienen der Landwirt-schaft (Produzenten) und vor allem den Abnehmernvon landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Händlerund Verarbeiter) – zusammengefasst den „Com-

mercials“ – bereits seit dem 19. Jahrhundert alsmarktwirtschaftliches Instrument zur Absicherungvon unerwünschten Preisrisiken (Hedging).

Die Commercials streben durch die Abgabe des un-gewünschten Verkaufs- bzw. Einkaufspreisrisikoseine sichere Kalkulationsbasis für ihren Geschäfts-betrieb an. Da die Positionen der Akteure, die Hedg-ing betreiben wollen, einander in der Regel nichtaufwiegen, muss für einen funktionierenden Futures-Markt eine Partei vorhanden sein, die das Risiko imAustausch gegen einen erwarteten Gewinn zu über-nehmen bereit ist. Die als „Non-Commercials“ be-zeichneten Spekulanten übernehmen diese Rolle.Mittel zum Zweck dieses beiderseits gewollten Risi-kotransfers sind börsengehandelte Futures.

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Quelle: DZ BANK Research

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Durchschnittswert über die Totalperiode (2000-akt.)

Jährlicher Durchschnitt der annualisierten 30-Tage-Volatilität (hist.)

Agrarmärkte – Volatilität 1 (Beispiel Mahlweizen)

Quelle: DZ BANK

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Commodity Futures:standardisierte TerminkontrakteDie Teilnehmer an den Warenterminmärkten han-deln Commodity Futures. Dies sind standardisierteTerminkontrakte zwischen zwei Parteien. Sie bein-halten die Verpflichtung, eine bestimmte Lieferungeines Rohstoffs in festgelegter Quantität und Qua -lität während eines bestimmten Monats in derZukunft zu einem ex ante vereinbarten Preis zuübernehmen oder zu liefern. Im Rechtssinne stellenFutures unbedingte Termingeschäfte dar. Beide Ver-tragsparteien eines Futures-Geschäftes sind somitzur Erfüllung ihres Leistungsversprechens ver-pflichtet. Damit sind ihre Chancen und Risiken, dieaus den Preisänderungen des Basiswertes bis zurFälligkeit resultieren, gleich verteilt.

Standardisierte Produktegewährleisten erfolgreichen BörsenhandelEine der wichtigsten Voraussetzungen für den Wa-renterminhandel mit Agrarprodukten ist die Stan-dardisierung der zu handelnden Produkte. Die strikteStandardisierung des Futures ist notwendig, um eineinheitliches, austauschbares Gut zu schaffen. Nor-miert werden alle erdenklichen Vertragseinzelheitenwie z. B. der Basisrohstoff und dessen lieferbareQualitäten, die Kontraktgröße, die Kontraktlaufzeit,

die Liefermonate, der Andienungsort, die Mindest-preisvariationen, die Begrenzung der Schwan-kungsbreite, die Preisnotierung, die täglichen Bör- senhandelszeiten, die Rolle des zentralen Clear-inghauses sowie Regelungen zur physischen Lie- ferung bzw. zum Barausgleich. Festgehalten sinddiese Punkte in den Kontraktspezifikationen für dieeinzelnen Produkte an den Börsen.

Erst durch die genaue Definition von Quantitätenund Qualitäten, die eine Besichtigung und damit denTransport der Agrargüter zum Ort des Abschlussesüberflüssig machen, können Zeit und Ort der Liefe-rung und alle sonstigen Abwicklungsmodalitätenvereinheitlicht werden. Die Standardisierung ist einewichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Bör-senhandel. Sie erhöht Transparenz, Fairness undSicherheit im Handelsverkehr, senkt die Transakti-onskosten und erlaubt den Marktteilnehmern, ihreAufmerksamkeit auf die Preisentwicklung zu kon-zentrieren.

TermingeschäfteUnbedingte

Termingeschäfte

Forwards Futures

BedingteTermingeschäfte

Optionen

TradedOptions

OTCOptionen

börsengehandeltstandardisiert

nicht börsengehandeltnicht standardisiert

nicht börsengehandeltnicht standardisiert

börsengehandeltstandardisiert

Quelle: DZ BANK

Struktur von Termingeschäften

Lösungsmöglichkeiten

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Das Handelsvolumen steigt laufendObgleich Termingeschäfte bereits aus dem antikenGriechenland überliefert sind, entstand die ersteWTB moderner Prägung erst im Jahr 1848, als die –seit 2007 zur CME Group gehörende – ChicagoBoard of Trade (CBoT) gegründet wurde. Allein ander größten und bekanntesten WTB der Welt wur-den im Jahre 2010 rund 70 Mio. Kontrakte auf Mais,37 Mio. Kontrakte auf Sojabohnen und 23 Mio. Kon-trakte auf Weizen gehandelt, was umgerechnet inKontraktmengen dem Vielfachen der jeweiligenWeltproduktion entsprach.

Die bedeutendste und liquideste WTB in Europa istdie 1986 gegründete MATIF (Marché a Terme Inter-national de France) in Paris, die inzwischen zumtransatlantischen Börsenbetreiber NYSE Euronextgehört. Obgleich sich die Handelsvolumina an derMATIF sehr dynamisch entwickeln, betragen siedennoch nur einen Bruchteil des CBoT-Transakti-onsvolumens.

Spekulation zu Unrechtmit negativem Unterton belegtDer Begriff der Spekulation ist in der heutigen allge-meinen Diskussion häufig mit einem negativen Un-terton belegt. Das ist u. a. darauf zurückzuführen,dass manche Pauschalkritiker „den Spekulanten“schlechthin die Schuld für unerwünschte Preisstei-gerungen und stärkere Preisschwankungen bei sen-siblen Produkten wie Agrarrohstoffen oder bei Ölzuweisen. Diese Betrachtung macht sich der DRVnicht zu eigen.

Die Futures-Märkte ermöglichen die Trennung vonRohstoffpreisrisiko und physischem Besitz desRohstoffs. Die physisch mit Rohstoffen arbeitenden Produzenten (z. B. Landwirte, Händler und Verar -beiter) und Konsumenten (z.B. Maisethanolprodu-zenten) könnten ohne Spekulanten ihre Rohstoff-preisrisiken nicht abgeben. Sie sind Experten in der

Produktion bzw. der Weiterverarbeitung vonRohstoffen. Ihre Hauptkompetenz liegt

aber nicht im Management vonRohstoffpreisrisiken.

Hier leisten die risikogeschulten Finanzakteure ihrenBeitrag: Sie übernehmen das Risiko in der Überzeu-gung bzw. Erwartung, einen entsprechenden Ge-winn erzielen zu können. Die Funktion und zugleichVorteile der Spekulation liegen in der Stellung vonMarktliquidität und der Hilfe bei der Preisfindungdurch die Bündelung von Marktinformationen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Feststel-lung, dass Futures-Markt-Investitionen nicht mit derEntwicklung der realen Nachfrage gleichgesetztwerden dürfen. Kritiker weisen darauf hin, dass einVielfaches der realen Menge an Kontrakten an den

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Quelle: Bloomberg, CME Group, DZ BANK

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CBoT: Entwicklung der Handelsvolumina

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Mais Sojabohnen Weizen

Quelle: Bloomberg, CME Group, DZ BANK

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CBoT: Handelsvolumina vs. Welternte

Quelle: Bloomberg, CME Group, DZ BANK

Quelle: Bloomberg, CME Group, DZ BANK

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Lösungsmöglichkeiten

Terminmärkten gehandeltwird. Darin kommt le-diglich zum Ausdruck,dass alle am Wert-

schöpfungsprozess be-teiligten Stufen solche Geschäfte tätigen – als Kauf-und Verkaufkontrakte.

Warenterminbörsen:Rahmenbedingungen und PerspektivenVor dem Hintergrund des parallelen Anstiegs vonAgrarrohstoffpreisen und Anlagevolumina derIndex-Investoren in den Jahren 2007 und 2008 hatsich eine sehr intensive Diskussion darüber ent-wickelt, ob Index-Investitionen (und auch die Spe-kulationen) das Preisniveau und die Preisvolatilitätvon Agrarrohstoffen systematisch nach oben ver-zerren.

Während der positive Einfluss von Index-Investitio-nen (Zurverfügungstellen eines stabilen, passivenKapitalpools zur Übernahme von Rohstoffrisikender abgabewilligen Rohstoffproduzenten) und Spe-kulation (erhöhte Marktliquidität, Hilfe bei derPreisfindung durch Sichtbarmachen von Marktin-formationen) auch von Seiten der Kritiker weit-gehend unbestritten ist, tun sich selbige schwer,den von ihnen behaupteten schädlichen Einflussder Finanzmärkte zu beweisen. Eine solche Beweis-

führung ist allerdings wegen der eingeschränktenQualität der zur Verfügung stehenden Daten objektivgesehen nicht einfach zu leisten.

Ganz im Gegenteil kommt die weit überwiegendeMehrzahl der bis dato zu diesem Themaverfass ten empirischen Arbei-ten – allerdings ebenfallsauf dem Boden der sub-optimalen Terminmarkt-datensätze – zu demErgebnis, dass keinnachweisbare Kausal-zusammenhang zwi-schen Anlagevoluminaund Preisanstiegen be-steht. Stattdessen diagnos-tizieren die Autoren dieserStudien, dass die Inflation derAgrarrohstoffpreise ein multikausales Phänomenwar, in dessen Mittelpunkt fundamentale – ange-bots- (z.B. Missernten, Exportbeschränkungen) undnachfrageseitige (z.B. Nachfrage aus Schwellenlän-dern, Biokraftstoffproduktion) – Faktoren gestandenhaben, welche sich in sinkende (ergo preistrei-bende) Lagerbestandsreichweiten niederschlagen.

Einer vorschnellen Regulierung muss eine objekti-vierte Bestandsaufnahme und sorgfältige Analyse

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Quelle: Bloomberg, DZ Bank (Preise ??????

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Preisentwicklung von Mais/Sojabohnen/Weizen

Quelle: Bloomberg, DZ BANK

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Quelle: Barclays Capital

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Entwicklung der Rohstoff-Anlagevolumina

Quelle: Barclays Capital

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Quelle: Bank für International Settlements, DZ BANK

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Quelle: Bank für International Settlements, DZ BANK

OTC-Markt nach Assetklassen Dez. 2010

der an den Rohstoffterminmärkten wirkenden Me-chanismen und Wechselwirkungen auf Basis deut-lich verbesserter Daten vorausgehen. Angesichtsder Quantensprünge der Informationstechnologie inden letzten Jahren sollte es möglich sein, differen-ziertere Daten – z.B. über die Identität der Marktteil-nehmer, ihre Handelsmotive und Terminkurven-positionierung – auf Tages- und nicht wie bisher aufWochenbasis zu erheben. Sollte eine solche objek-tive Untersuchung dann tatsächlich zu dem Er-gebnis kommen, dass ungewünschte Kausalzu-sammenhänge zwischen Spekulationsvolumina undRohstoffpreisniveau bestehen, wäre dies allerdingsein Anlass für entsprechende Regulierungsüber-legungen mit Augenmaß.

c. Risikomanagement im OTC-Markt – individuelle Absicherung über nicht standardisierte Termin- kontrakte

Die Absicherung von Rohstoffpreisrisiken über denHandel mit Terminkontrakten an Warentermin -börsen hat den Vorteil klarer Produktstandards,standardisierter Abwicklungswege, geringer Aus-fallrisiken mit zentraler Clearingstelle und transpa-renten Markt- und Bewertungspreisen.

Allerdings kann aufgrund der geforderten Produkt-standardisierung das Rohstoffpreisrisiko nichtimmer optimal abgesichert werden. Zudem ist die

Stellung der notwendigen Sicherheiten (Margin-zahlungen) für die Börsentransaktionen an die Clear-ingstelle für die Marktteilnehmer oft kosten- undzeitintensiv. Deshalb hat das Rohstoffpreis-Risiko-management über individuelle Verträge, auch OTC-gehandelte Terminkontrakte genannt, zunehmendan Bedeutung gewonnen.

Ein OTC-Rohstoffderivat (also "over the counter")wird als Terminkontrakt direkt zwischen zwei odermehreren Parteien verhandelt und ist wenig bzw.nicht standardisiert. Die Vertragsparteien habendie Möglichkeit, die individuellen Risiken genauerzu erfassen und auszuschließen. OTC gehandelteDerivate können auch sehr nahe an standardisier-ten Produkten angelegt werden und die für einenTeilnehmer nachteiligen Parameter optimieren("exchange look-alike").

Das absolute Marktvolumen an gehandelten OTC-Rohstoffderivaten im Jahr 2010 betrug 2.922 Mrd.USD und ist als sehr hoch einzustufen. Der Anteilder OTC-Rohstoffderivate ist bezogen auf den OTC-Gesamtmarkt (auf Basis des Nominalwertes derzugrunde liegenden Geschäfte bewertet) jedoch ge-ring. Der wesentliche Teil der OTC gehandeltenRohstoffderivate wird von professionellen Markt-teilnehmern angeboten bzw. gehandelt.

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Die Bandbreite der Marktteilnehmer, die Rohstoff-preisabsicherungen vornehmen, reicht von inter-national agierenden Unternehmen, über den geho-benen und kleineren Mittelstand bis hin zu land-wirtschaftlich agierenden Unternehmen im Anbauund/oder der Verarbeitung von Rohstoffen.

Diese Unternehmen sichern über Derivate dasPreisrisiko ab, das im Rahmen des Produktionszy-klus aus Beschaffung, Verarbeitung und Vertriebentsteht. Ziel der Aktivitäten ist die Glättung der Ein-kaufs- und Verkaufspreise sowie der Verarbeitungs-kosten. Die Marktteilnehmer erreichen damit einePlanungssicherheit über die Beschaffungskostenund generieren eine Plattform für eine sichere undgenaue Angebotserstellung für die eigenen Pro-duktabnehmer.

In der Regel werden die zwischen Unternehmenund Banken einmal abgeschlossenen Rohstoff-Ter-minkontrakte über die gesamte Vertragslaufzeit vonbeiden Handelspartnern „gehalten“, gelegentlichaber auch Anpassungen oder Auflösungen verein-bart.

OTC-Geschäft erreichtAbsicherung auf anderem WegeIm Ergebnis haben beide Ansätze, OTC-Absiche-rung oder Absicherung via börsengehandeltes De-rivat, das gleiche Ziel der Rohstoffpreisfixierung.Die Wege zur Erreichung dieses Zieles sind aller-dings unterschiedlich. Für das OTC-Geschäft wirdanstelle eines Marginkontos eine Kreditlinie für denBankkunden eingerichtet. Marktpreisbewegungenwerden gegen die Kreditlinie gebucht, ohne dassdas Unternehmen Marginzahlungen leisten muss.Am Laufzeitende erfolgt eine Auszahlung von derBank an den Kunden oder umgekehrt – je nachdem,ob der Marktwert unterhalb oder oberhalb des fi-xierten Preises liegt. Das Unternehmen gleicht mitdem OTC-Geschäft seinen Verlust oder Gewinn aus

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Lösungsmöglichkeiten

Unterscheidung zum Future-Geschäft

OTC-Absicherungauf Kreditlinien-Basis(ab 1.000 mt mögich)

� Mindestmenge erforderlich� Preisaufschläge zur Kompensation z. B. der Eigenkapitalkosten der Bank

Risiko� Handelslinie kann aufgrund von Geschäften/Marktbewegungen maximal ausgenutzt bleiben, ggf. kein Neugeschäft möglich

� Ausfallrisiko gegenüber dem OTC-Partner

Vorteile� keine Marginzahlung, mehr Liquidität steht zur Verfügung

� ab 25 Lots möglich� Buchung der Marktbewegungen gegen eine Handelslinie

Reine Absicherung durch Futures auf Marginbasis

(standardisiert / Handling Fee)

Quelle: DZ BANK

Vorteile der OTC-Absicherung

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dem Verkauf des Agrar-produktes aus und realisiert

durch das Finanzgeschäft sei-nen Monate vorher gesicherten Ver-

kaufspreis für die entsprechende Menge.

Möglich ist ein solches OTC-Geschäft für Mengenab 1.000 mt, was nicht für jeden Marktteilnehmereine gangbare Größe darstellt. Aus diesem Grundwurden durch Optionsscheine Alternativen imMarkt entwickelt, mit denen eine Preisabsicherungbereits ab 100 dt erfolgen kann. Die DZ BANK bietetihren Verbundkunden Optionsscheine auf europäi-schen Weizen und Raps an. OTC-Absicherungenwerden zusätzlich auf Mais, Zucker, Kaffee, Baum-wolle, Kakao u. a. angeboten. Ferner könnenKunden Diesel, Heizöl sowie zahlreiche andereRohstoffe über die DZ Bank absichern.

Regularische Entwicklung und OTC-ClearingUm der Transparenz sowie den Abwicklungs- undAusfallrisiken die notwendige Aufmerksamkeit zugeben, wird der OTC-Handel zukünftig deutlich re-

gulierter sowie standardisiert. Derzeit werden aufEU-Ebene Meldepflichten für Transaktionen an zen-trale Transaktionsregister diskutiert. Zudem wirdüberlegt, das Vertragspartnerrisiko zu reduzieren,indem man eine neutrale Abwicklungsplattform fürOTC-Geschäfte bereitstellt. Clearing Institute wiez. B. die Eurex in Frankfurt und London ClearingHouse bereiten sich derzeit darauf vor, mehr OTC-Derivate abzuwickeln. Hierzu ist es notwendig, dieClearingplattformen flexibel zu gestalten und dieOTC-Produkte, falls möglich, zu normieren. Aktuellist jedoch noch nicht beabsichtigt, Firmenkunden indieses Clearing einzubeziehen. Unternehmen, dienicht ständig und nicht in großem Umfang Derivatehandeln, werden wahrscheinlich keine eigenenClearing-Pflichten erfüllen müssen.

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Lösungsmöglichkeiten

Instrument Verkaufsoption (allgemeine Darstellung)

Kunde zahlt die Optionsprämie beim Erwerb:� Annahme: sinkende Kurse� Ziel: Absicherung des z.B. Mahlweizen-Verkaufspreises für eine

definierte Menge und Periode (Ausübungspreis – Prämie der Option)

Absicherung:Ausübungspreis – Prämie

G&V

Mahlweizenpreis

Absicherungszone

Ausübungspreisder Option

Ausübung der Option hebt den Mahlweizenpreis auf den

Absicherungspreis (Ausübungspreis – Prämie)

Ausübung der Optiondeckt Preissenkungen teilweise ab

Quelle: DZ BANK

Agrarpreisabsicherung gegen fallende Preise

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Die steigende Volatilität auf den Agrarmärktenverlangt von allen Marktteilnehmern, ein wirksamesRisikomanagement zu entwickeln. Die genossen-schaftlichen Unternehmen – vor allem im BereichGetreide- und Ölsaatenhandel – bieten ihren land-wirtschaftlichen Mitgliedern und Kunden eine Viel-zahl von Möglichkeiten der Preisabsicherung aufvertraglicher Basis an.

Alle Modelle verfolgen das Ziel, durch die Absiche-rung sowohl für den Landwirt als auch für den Han-del bzw. den Verarbeiter, eine Risikobegrenzungherbeizuführen sowie adäquate Erlöse und einezeitgerechte Versorgung mit Rohstoffen sicherzu-stellen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umset-zung dieser Modelle sind ein leistungsfähiger Ver-markter, ein vertrauensvolles Verhältnis zwischenden Partnern und Vertragstreue.

Zu diesen Angeboten zählen folgende Ausgestaltungen:a. LagervertragIm Rahmen eines Lagervertrags übergibt der Land-wirt seine Ware gegen eine monatliche Lagerge-bühr an den Lagerhalter. Die Ware verbleibt imEigentum des Erzeugers, der selbst entscheidet,wann er welche Partien verkauft. Diese Vermark-tungsmöglichkeit erlaubt es den Erzeugern, dieErnte eigenverantwortlich nach der Ernte zu even-tuell höheren Preisen zu vermarkten, ohne eigeneLagerkapazitäten vorhalten zu müssen.

b. EinkaufskontraktBei dieser Variante schließt der Landwirt mit demHandel vor der Ernte einen Vertrag über eine genaufestgelegte Menge mit definierter Qualität zu einemfesten Preis ab. Auf diese Weise kann der Landwirtpositive Preisentwicklungen vor der Ernte zusi-chern. Allerdings trägt der Landwirt im Falle von ge-ringen Ernteerträgen das Risiko, Deckungskäufe zutätigen und für zu diesem Zeitpunkt bestehendePreisdifferenzen aufkommen zu müssen.

c. PrämienkontraktBei dieser Vermarktungsvariante werden Lieferda-tum und -menge vereinbart. Wie beim Lagervertraghat der Landwirt die Möglichkeit, zu einem von ihmbestimmten Termin innerhalb eines vereinbartenZeitraumes den Preis zu fixieren. Dieser wird vonden Notierungen an den Warenterminbörsen abge-leitet. Wählt der Landwirt diese Alternative, so kanner positive Preisentwicklungen innerhalb des ver-einbarten Zeitraumes nutzen.

d. Anbau- und Liefervertrag mit treuhänderischer Vermarktung und Poolpreisbildung

Die beteiligten Landwirte verpflichten sich zunächst,die komplette Ernte abzuliefern. Die Vermarktungerfolgt anschließend in verschiedenen Tranchen inAbstimmung mit den Landwirten, die auch in einerErzeugergemeinschaft gebündelt sein können.Nach der Ernte erfolgt zunächst eine Abschlagszah-lung. Die Endabrechung erfolgt nach der vollstän-digen Vermarktung. Die Landwirte erhalten einenAuszahlungspreis auf der Basis der erzielten Ge-samterlöse abzüglich der Erfassungs-, Lager- undTransportkosten.

Für den einzelnen Landwirt bietet diese Vermark-tungsmöglichkeit den Vorteil, dass er durch denVerkauf größerer Warenmengen zu unterschiedli-chen Zeitpunkten das Preisrisiko streuen und durcheine Abschlagszahlung unmittelbar nach der ErnteLiquiditätsengpässe vermeiden kann.

Angebote genossenschaftlicher Unternehmen zurAbsicherung von Preisrisiken

Angebote

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Absicherung von Preisrisken

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Kernthesen

Kernthesen des DRV zu Volatilitätenauf den Agrarmärkten

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Agrarmärkte neigen u. a.aufgrund einernaturabhängigen

Produktion weltweit zuInstabilitäten!

Die Agrarpreisbildungist abhängig von einerVielzahl an Faktoren auf

der Angebots- undNachfrageseite!

In Zeiten wachsenderNachfrage ist die Politik

aufgefordert, alle Maßnahmenzu unterlassen, die zu einer

Verringerung des Angebotes anAgrarprodukten führen!

Nach ihrer Liberalisierungstehen die Agrarmärkte in engerWechselwirkung mit anderen

Rohstoffmärkten, den Finanzmärktenund den gesamtwirtschaftlichen

Rahmendaten!

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Kernthesen

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Warenterminbörsen sind nach demRückzug des Staates aus

Agrarmärkten eines der letztenInstrumente zur Preisfindung undAbsicherung von Preisrisiken fürLandwirte und Unternehmer;

sie leisten auch einen Beitrag zustabilen Verbraucherpreisen!

Der Preisverlauf an denWarenterminbörsen wirdin erster Linie von den

Fundamentaldaten bestimmtund nicht von der Spekulation!

Das Instrument derWarenterminbörse funktioniert nur,

wenn genügend Liquidität undMarktteilnehmer – sowohl branchen-nahe Akteure als auch spekulative

Anleger – im Markt sind!

Die Funktionsfähigkeit diesesAbsicherungsinstrumentes sollte gestärkt

werden. Alle Maßnahmen, die dasEngagement auf den Warenterminmärkteneinschränken, werden kritisch bewertet,

da sie zu weniger Liquidität führenund damit die Funktionsweise

beeinträchtigen!Preisschwankungen könnendurch mehr Markttransparenz

und Marktinformationeneingedämmt werden!

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www.genossenschaften.de

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