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RlGHT TIME RlGHT PLACE EIN GESPRÄCH V O N URSULA MARlA PROBST fl onia Leimer wurde 1977 in Memn, Südtirol geboren. Nach Aufenthalten in Los An- Istanbul, Georgien und in der Mongolei lebt und arbeitet sie hcute in von ihren Studien zur Architektur und Kunst setzt Sonia Leimer sich intensiv mit-dem konkreten, physischen Raum sowie dessen Bes%zung durch Spra- che auseinander und der Hiiterfragung, wie Temtorien und urbane Asthetiken definiert werden. Die von Sonia Leimer für ihre installationen häufig verwendeten Materialien Be- ton, Asphalt oder Stahl beziehen sich auf den öffentlichen Raum oder durch den Einsatz von High-Tech-Folien auf die Weltraumforschung und sind Träger origineller Geschich- ten. Wiederholt gelang es SoniaLeimer, durch ihre Kunst neue Parameter im Umgang mit skulpturalen Transformationen und perfomativen Inszenierungen zu setzen. Sonia Lei- mer wirft in ihren Arbeiten dezidiert Fragen nach den Gmndlagen unserer Wahmehmun- gen auf, die sich auf der Basis individuelrer, kulhuhitorisch, G d medial geprägter Erfah- runesmuster bilden. Dabei schafft sie neue Kontexte. vereint Elemente aus Film. Skulo- tur,Ärchitekhir und verkniiuft eine ko-belle ~e&aehensweise mit einer m k n t b mi-nimalistischen ~ormensp;ache. ~asdvieren künstl~rischer ~etzwerke ist Teil von So- nia Leimes Selbstvnständnis als Künstlerin und zeigt sich in internationalen ~rojekten wie 'The Invisible Plav"(2010). "Bend a Bow" (20121 oder "WOW!" (2014). die sie mit Künstlerinnen wie ~ahin'~olt;kemale ~bsessiin, ~irbara Hammer oder ~ i i c e Könik realisierte.

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RlGHT TIME RlGHT PLACE

EIN GESPRÄCH V O N URSULA MARlA PROBST

fl onia Leimer wurde 1977 in Memn, Südtirol geboren. Nach Aufenthalten in Los An- Istanbul, Georgien und in der Mongolei lebt und arbeitet sie hcute in

von ihren Studien zur Architektur und Kunst setzt Sonia Leimer sich intensiv mit-dem konkreten, physischen Raum sowie dessen Bes%zung durch Spra- che auseinander und der Hiiterfragung, wie Temtorien und urbane Asthetiken definiert werden. Die von Sonia Leimer für ihre installationen häufig verwendeten Materialien Be- ton, Asphalt oder Stahl beziehen sich auf den öffentlichen Raum oder durch den Einsatz von High-Tech-Folien auf die Weltraumforschung und sind Träger origineller Geschich- ten. Wiederholt gelang es SoniaLeimer, durch ihre Kunst neue Parameter im Umgang mit skulpturalen Transformationen und perfomativen Inszenierungen zu setzen. Sonia Lei- mer wirft in ihren Arbeiten dezidiert Fragen nach den Gmndlagen unserer Wahmehmun- gen auf, die sich auf der Basis individuelrer, kulhuhitorisch, G d medial geprägter Erfah- runesmuster bilden. Dabei schafft sie neue Kontexte. vereint Elemente aus Film. Skulo- tur,Ärchitekhir und verkniiuft eine ko-belle ~e&aehensweise mit einer m k n t b mi-nimalistischen ~ormensp;ache. ~ a s d v i e r e n künstl~rischer ~etzwerke ist Teil von So- nia Leimes Selbstvnständnis als Künstlerin und zeigt sich in internationalen ~rojekten wie 'The Invisible Plav"(2010). "Bend a Bow" (20121 oder "WOW!" (2014). die sie mit Künstlerinnen wie ~ahin'~olt;kemale ~bsessiin, ~ i rba ra Hammer oder ~ i i c e Könik realisierte.

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U~suw MARU PROBS~: In einer deiner ersten Instal- schichten zeichnete: 'lalways had this big M in my geninp der persönlichen Erzählung der Architektin LandTVowaja Semlja" (2014). Was bildetfir dich lafionen mit dem ntel "M" (2007) hast du mitten mind" ... "Montevideo is the highest building of the des Projekts mit meiner persönlichen Erzählung, den Anreizdazu, an gewisse Orfezu reisen, um dort im Raum der Galerie Georg Kargl Fine Art in der Neitherlands". ~

~ .. Der ~~ Text ~. litfwie . ein - Abspann . . da- sodass sich die beiden Autoreninnenschafien vemi- Projekte zu realisieren? Ausstellung "This is Happening"ein überdimensio- nales Fragment des Großbuchstabens M als Holz- konstruktion gebaut.

SONIA LEIMER: Die Arbeit "M" geht der Frage nach, wie wir Territorien mittels Sprache besetzen. Das fragmentierte M, das ich in den Ausstellungs- raum gebaut habe, war nicht sofort als "M" erkenn- bar.

Auf einem Bildschirm waren dokumentarische Au$ nahmen davon zu sehen, wie die riesige Konstruk- tion eines Ms mit einem Baukran auf ein Hochhaus gehievt wird, während simultan auf einem anderen Bildschirm ein Text 1ieJ der ein Panorama von Ge-

rüber: wofür das M im Montevideo-Projekt - auj das du dich hier beziehst - noch alles stehen könn- te wiefir Meran, Mama oder Maty Du hast dazu ein Taschenbuch mit "Notizen zu M" des Künstlers Martin Guffmann publiziert. Laut ihm beginnt die Enählungdes Kunstwerks "M" mit dem New York- Besuch einer Architektin aus Rotterdam in den 1980er Jahren. Auf dem Dach des Hotels, in dem sie abstieg, thronte ein riesiges "M". 20 Jahre spä- erplantesie in Rotterdam einen Wohnhum, aufdes- sen Dach sie ein "M" sefzte. Über die beiden Videos haben sich die F o m und ihre unterschiedlichen Bedeuhingsebenen des Ms er- schlossen. Die Textebene besteht aus einer Oberla-

schen und fraglich wird, wer eigentlich spricht. Ich hatte einige Stipendien imAusland und habe Derldie Betrachterln kann sich einen Raum konstru- Arbeiten vor Ort entwickelt, die sich auf den jewei- ieren, der jedes der angesprochenen Objekte beher- ligen K~~~~~~ beziehen. oft videoarbeiten, die in bergt, und dabei eine Kurve ziehen, die die Objek- Landschaften entstanden sind, die tur Filmprodu,,- te in einem Kontinuum miteinander verbindet - als tionen verwendet werden, Das Video ist Teile einer Abfolge von Ursachen und Wirkungen in Georgien, in einer Landschaft gedreht in einerAssoziationsketie, die eine offene Geschich- die von te bildet. de, um Westernfilme zu produzieren. Der Drehort Oft entstehen deine Werke durch spezielle Sihratio- befindet sich an der Grenze von Georpien zu Süd- nen, markanteSettingsvor Ort, durch fiberlagenrn- ossetien, eine Region, deren ~utonomie von nur gen medialecpolitischer undkulhrrhistorischerRe- wenigen Ländern anerkannt wird. Diese filmisc~e, cherchen wie beispielsweise im Fall derlnstallatio- aber auch politische Situation vor Ort schreibt sich nen "Chinese Wall" (2008), "Western" (2012). in dieLandschaft ein. interessiert war ich dann, wie ,

'Orl. Lage, Pmifion"(20ll) oder,, Neues LadNew wir mittels eines Filmsets eine Landschaft in Besitz

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SONIALE MER. ooen: Pai2nalei. 2012. Aspnat Stanlronr. aMerfame Sona Amer Weslern. 2012. Voeo m p , Betonplane. Sonta -emer. hui e'ne hand MI Dreck, 2012. I~nfielge lnsta alon A~sslel~ngsanscht: Space Hooer. 2012. Folo. M&.$ Vvoigolter C o ~ n e r f Gaew hachst SI hephan. Rosemane Cchwmddei .no Con~a Leime<

SONN LEIMER. hol yet I k e . dieady gme. 2012 Rdchaqention. Spegel Stahl, Rojenior Foto M , s WOrgoner Co~riesy Galene Nachsi St Stephan Rosemane S c m a o e r .nd Sana -armer

Unten: Ort, Lage. Position, 201 1. Beton, Edelstahl, Stahl, Blaupause. C-Prim. Ausstellungsansicht: New Positions KMn, 201 1. Foto: Sonia LeimBr. CWrteSy Galerie Ngchst St. Stephan Rosemarie SchwmBlder und Sonia Leimer

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nehmen und sie mit einem bestimmten filmi- schen Narrativ aufladen.

Das Westernsujet taucht in einer deiner an- deren Installationen durch diefirnfteilige Ar- beit "Nur eine Hand vollDreck" (2012) eben- falls auf:

Es handelte sich dabei um eine persönliche Sammlung von Westemheften - 150 Gro- schenromane - die ich gerahmt habe, jeweils 20 Hefte in einem Rahmen und hinter Glas. Das Glas war an der Oberfiäche mit schwar- zer Farbe und mittels Siebdruck bedruckt, durch kreisfonnige Öffnungen sah man Frag- mente von den Cover-Bildern der Hefte da- hinter. So wie eine fragmentierte persönliche Geschichte oder auch ein historischer Blick g auf das Genre Western. Das Video ,,Western" habe ich mit einer Gruppe von Musikennnen N

vom Staatsorchester Tiflis Georgien gedreht. 0; In einer Szene streift die Kamera das Orches- I ter, das einMusikstückvon Leonard Bernstein spielt, wodurch die Landschaft atmosphä- risch sehr aufgeladen wirkt.

In komplexerArt und Weise greifen in deiner künstlerischen Praxis die Kategorien Raum und Zeit durch das Einblenden verschiedener Ebenen ineinander: Welche Bedeutung hat dabei das Material in der konzepiuellen Be- , arbeitung? o Materialien sindTrägervon G&chte(n). Sie 5 transportieren einen konkreten physischen 6 Kontext. Die Materialien, mit denen ich ar- beite, beziehen sich oft aufdenurbanen Raum, wo sie eine bestimmte Bedeuhmg haben oder Funktion efillen. Zum Beispiel die Asphalt- stücke, auf denen meine Platzhalter Skulphi- ren stehen. Diese kommen aus speziellen Stra- ßenvon Wien und transportieren den Kontext meiner Stadt. Die Straßenstücke stammen von Straßen der Umgebung meines Ateliers. Es sind Fragmente aus meinem Alltag und ver- bunden mit meiner persönlichen Ennnemng. Gleichzeitig ist es auch ein Fragment einer,&- chitektnr". Die Straße als Typologie hat mit der Unendlichkeit von Zeit und Raum m tun. Die Straße als öffentlicher Raum befindet sich immer dazwischen, man kann sie nicht 1 wie ein Gebäude erfassen. Sie wird in der I

2 Zeit über die Bewegung wahrgenommen. Die Asphaltstücke, die ich aus der Straße heraus- breche, hinterlassen eine Lücke im städti- I

j schen Gefüge. !

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SOhlA LEIMER. Lwaians. 2010. rloiri<onstidktion. Gpskanon. Wanoiarbe. Vaeo W. Wandiext A~8Slel.ngsangiCnt BAWAG COnlmMiaw Wen. Tliec n Monon nor ai Rest. 2010 Foto Ower

SONIALUMW SpeceJunk, 2073,~CBpton,Titan,Auminum. Glass. Foto: &m Faust. Caueesy Gal& Nächst SI. Stephgi. RoserraneSchvmmMef uui Sonia L e i m

"1959" 12012) ist eine Serie von Siebdrucken. die ich aufeine 1s6lationsfolie gedtu~kt habe, die &die

1 Raumfahrt entwickelt wurde. Die Folie ist Materi- al. das ich in einer F i eefunden habe. die Isola- ti&mahialienrür ~ateUit&~roduziert. Die mi t~ lu- minium bedampfte Plastikfolie ist eines der leich- testen Materialien, die entwickelt wurden, aber so fragil, dass es bisher keinen Einsatz fmden konnte.

1 Welches Bild hart du daraufgedruckt?

Für den Siebdmck habe ich Fragmente eines Bil- des verwendet, das 1959 hergestellt wurde. Es ist ein Scan, der von der NASAgemacht wurde, als Ver- such, ein Bild von unserem Planeten zu erstellen. Dieser ist allerdings fehlgeschlagen, man kann kaum etwas damuf erkennen. Diese zwei verschiedenen Annähemngsversuche, einmal im Material und dann auf der Bildebene, überlagern sich in der Arbeit. Da es nicht einfach war, diese dünne Folie zu bedtu- cken, sind auch die Spuren meines eigenenkbeits- pmzesses und Scheitems sichtbar.

In "Space Junk'' (2013) thematisierst du. duss im Weltraum MüII unserer Zivilisaiion herumschwirrt. Die Arbeit „Space Junk" bezieht sich auf den MüII, der sich im Orbit ansammelt. Mein Interesse ealt d ie Sen funktionslosen Fragmenten, Resten von utopi- schenGeschicbten, die kfd ie ~ r d e zurückfallen &d dann meistens verglühen. Ich habe Objekte aus Kar- ton zebaut. die sich formal an existierenden Welt- rau~schri i t anlehnen. Diese Kartonobjekte wur- den von einer Firma sehr aufwendig und mit hoch resistenten Isolationsmaterialien umhüllt. Die Fo- lien wurden für sehrextreme Bedingungen im Welt- raum entworfen. Sie haben die Kartonobjekte so ummantelt, als wären es Fragmente von Satelliten.

In der ErWendung w n Framenten kommt es in dei- nen lnstallatione~ofizu einer Konrextverschiebung. Weshalb wählst du fir deine Auseinondersenun~ mit dem konkreten ph;sischen Raum eine minima(isti- sche Formensprache?

Meine Installationen bestehen aus verschiedenen Fragmenten, die in einen gemeinsamen Dialog tre- ten. Oft zeige ich diese Fragmente in einer unter- schiedlichen Anordnung und verändere darüber ih- re Bedeuiung. Ich finde es gut, einen komplexen Ge- danken in eine einfache Form zu bringen.

In deiner Einzelausstellung ,, Neither in Motion nor at Rest" (2010) in der BAWAG Contemporaiy er- fasst deine räumliche Intervention die architekto- nische Struktur: In der Ausstellung "Neither in Motion nor at Rest" in der BAWAG Contempomy habe ich in einem der Ausstellungsräume eine gelaümmte Wand eingezo- gen. Die Wand war 15 m lang und fast 4 m hoch - ein massiver Eingriff aber fast unsichtbar. Die Ver- änderung war in der Bewegung erfahrbar. In dem modifizierten Ausstellungsraum waren ein Vidw und ein Wandtext installiert. Das Vidw war doku- mentarisch und zeigte das Material der ehemaligen Skulphu "Tilted Arc" (1981) von Richard Serra. "Tilted Arc" befand sich im öffentlichen Raum in New York am Federal Plaza und wurde 1985 abge- baut. Das Kunstwerk hat damals in einem Prozess seinen Status als Kunst verloren. Nachdem klar war, dass die Skulptur entfernt wurde von dem Ort, lür den sie als ,Jn-situC'-Installation konzipiert wurde, hat ihr Richard S e m den Status als Skulptur entzo-

SONIALEIMER, BendaBow, 2013. Stahl. BreakawayQlasslFilmglas).AusstdlunQ~icht: h. . . .-„ -.. . ....-v...~-....er. Courtesv Galerie Nächst SI. Stephan. Rosemarie Schwarzwälder und Sonia Leimer

- I gen und sie zum bloßem Material ohne künstleri- schen Wert erklärt.

Wo befindet sich das Material heute?

Das Material befindet sich immer noch in einem staat- lichen Lager in Washington, wo ich es gefilmt ha- be. Auf dem Material von der ehemaligen Skulptur "Tilted Arc" lagert ein weiteres Material von dem New Yorker Künstler Rudolf Heinze. Rudolf Hein- ze hat mir einen Brief geschrieben, in dem er be-

schreibt, wie seine Skulptur früher einmal ausgese- hen hat und was seine Ideen dazu waren. Diesen Brief habe ich als Wandtext verwendet.

Wie beziehen sich Raum und Skulptur in der Instal- lation "Right Time Right Place" (2012) aufeinan- der? Teil deines Konzepts ist hier: dass die Skulp- lurperformativ benützt wird.

"Right Time Right Place" ist als Teil einer Installa- tion in einem 6 m hohen Raum entstanden. Ich ha-

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be eine Stahlstütze in den Raum eingezogen, die mit Schaumstoffund einer blauen Plane ummantelt war. Einerseits visualisiert die Stütze die Höhe des Rau- mes, sie wird ein Teil davon, da sie sich in die Ar- chitektur einfügt; andererseits hatte sie einen per- formativen Aspekt. Die Besucherben komten sich gegen sie werfen und ihre Aggressionen ablassen. Ich baue oft einen performativen Aspekt in eine Skulptur ein, einen Moment, wo die Skulptur zeit- lich verändert werden kann und eine bestimmte Handlung sichtbar wird. &er die Benutzung wer- den die BesucherInnen Teil der Skulptur.

Du nimmst in deinen Projekten auch eine Wmcodie- rungurbanersmrlduren VOK Bei dem FludKOR-Pro- jekt "Urban Signs - Local Strategies" im oyentli- chen Raum am Wiener Praterstern hast du für die Installation "Untitled" (2008) Mietbuchstaben ein- gesetzt. Nach Ablaufdes Projektes wurden die Miet- buchstaben wieder zu Material für Werbezwecke und anderswo montiert. Bei deinen Kunst-am-Bau- Projekten geht es sehr stark um die Frage des Be- setzens in einem anderen Maßstab.

Das ,,Undefinierte Bauvorhaben" (2013) ist eine "Kunst-am-Baun-Arbeit in Salzburg, die im Innen- hof einer HTL-Schule realisiert wurde. Das Archi- tekturfragment geht einen Dialog mit der Situation vor Ort ein. Es hat keine bestimmte Funktion, formt aber unterschiedliche räumliche Eigenschaften, die von den Schülerimen genutzt werden können. Die

Wand bietet die Möglichkeit, sich von der Schule abzuschirmen und man kam einen Stiegenaufgang als Tribüne für die angrenzenden Sportfelder nut- zen. Die SchülerImen können dort sitzen und ab- hängen. Das Jndefinierte Bauvorhaben" wirkt wie ein ausgeschnittenes Stück Architektur, das im Raum schwebt - ein riesiges Fundament bildet ein Gegen- gewicht zum freistehenden Körper.

Wie können durch künstlerische Arbeit territoriale Bedingungen neu definiert werden? Wie funktio- niert dabeifür dich die skulpturale Transformati- on?

Ich beschäftige mich schon seit langem mit dem Be- setzen von Raum. Wie wird einTerritorium defuiiert und konshuiert? Aus dieser Fragestellung heraus ist die Idee des Platzhalters entstanden, die ich ur- sprünglich für einen Messestand entwickelt habe.

Der Kurator Luigi Fassi bezeichnete deine Platz- halter in seinem Text "Space Holder'' (2012) alspo- tenzielle Indikatoren von Pausen, Aktionen, von "'Baustellen" undsich wrändemdenprodulaiwn Geo- grafien. Er betrachtete sie unter dem Aspekt eines Schachspiels urbaner Phänomene von Macht und Kontrolle. Die besetzten Quadratmeter der "Platz- ha1ter"seien nicht mehr nohvendigerweiseproduk- tive Elemente im Sinn von Antonio Negri oder Be- stände der ökonomischen Organisation des Terri- toriums, sondern treten wie Alarmzeichen auj Wie sehr f k n i e r t dich die Asthetik des Urbanen?

I SOh A I IMER. Ne~es LanOMm Landn\owajaSernlla, 2014 AJ Depano. Papenagete Vdeo Loop: Cona .Bmar, OnneTld. Wersenhes Oo&). 2014. Fenoer. Beton. Awieibngsanscht. ~ n n cebieaker. .entos K~nsirn~seJn Lw. 2014. Foto: Sds Mascne*. Coullesy Gaene ~&hst Si. Stephan. Rosemane Schaarrwaider dno Conia Lerner

Die Platzhalter basieren auf der Beobachtung, dass in Städten durch das Aufstellen von Betonkuben oder anderen gewichtigen im urbanen Raum vorhan- denen Elementen Territorien für sich beanspmcht werden. Der Platzhalter ist Synonym für die Gleich- zeitigkeit verschiedener zeitgebundener Situatio- nen, er befindet sich dazwischen, impliziert einen Raum im Hier und Jetzt und verweist auf etwas Zu- künftiges oder Gewesenes für das der Platz reser- viert werden soll. Dahinter steckt eine gewisse Ambivalenz.

In dieser Ambivalenz des Besetzens und Freihaltens liegt die poetische Figur des Platzhalters - er hält den Platz fest und frei gleichermaßen. Diese Ambi- valenz beinhaltet beispielsweise das Besetzen als Ver- langen nach räumlicher und ideeller Freiheit ge- genkultureller Bewegungen, ebenso wie das Beset- zen als militärisch- territoriale Handlung. Christi- na Nägele hat diesen Aspekt in ihrem Text über meine Arbeit auf den Punkt gebracht.

In dein Projekt " W O W (2013) im LAMOAfließen verschiedene Kriterien deiner Arbeit ein. Teil des Projektes Lst der künstlerische Dialog mit der Künst- lerin Alice Könitz.

Anfang dieses Jahres habe ich im LAMOA(LosAn- geles Museum of Art) ausgestellt. LAMOA ist ein Museum, das die Künstlerin Alice Könitz selbst ge- baut und in ihrer Einfahrt platziert hat. In Anlehnung an Josef Albers habe ich einen überdimensionalen Beistelltisch entworfen und Alice Könitz eingela- den, mit mir gemeinsam Collagen zn machen und die Oberfiächen der Tische zn bespielen. Die Ob- jektcollagen sind als ein gemeinsamer Dialog znver- stehen, den wir über eine längere Zeit geführt ha- ben. Zum Projekt erscheint ein Buch. Teil der Aus- stellung war eine Modifikation in der Architektur des Museums. Ich habe eine Fassade aus Filmglas eingebaut durch die wir am Ende der Ausstellung in einer gemeinsamen Performance gespmgen sind.

Du setzt in deinen Arbeiten wiederholt Filmglas ein, wie esfur Filmstunts verwendet wird. Wie sehrflie- ßen dabei kinematographische Uberlegungen ein? In den Raumteilern ,, Y" (2013) oder "Bend a Bow (2013) beziehst du dich ebenfalls auf das Material.

Filmglas ist ein Material, das in Los Angeles von der Filmindustrie erfunden wurde. Es ist sehr fragil und zerbrechlich. Dem Material ist zeitlich eine Aktion eingeschrieben. Ich habe schon einige Skulpturen mit dem Material realisiert - meistens Raumteiler, die einen filmischen Blick auf den Raum erlauben.

Wer sind deine Lieblingskünstlerlnnen?

Da gibt es viele. Sehr beeinflusst haben mich die Ar- beiten von Mike Kelley, Franz West, Cady Noland sowie Künstlerben ans meinem Kontext wie Chris- tian Mayer, Alice Könitz, Stephanie Taylor, Man- na Faust u.a.

1977 n ralien geooren. ebt ,nd aroe:tet n Wien. 2000- 2004 Archiiefflurst~dium an aer Akaoem e der Bildenoen Künste Wien.

EINZEIAUSTEUUNGEN (AUSWAHL)

2014 WOW!, LAMOA, Los Angeles Museum of Art, Los Angeles; Ypsilon, Centrum Kultury Zamek. Poznan; Sonia Leimer, Barbara Gross, München. 2013 Raumteiler, ABC, Beriin; Undefiniertes Bauvorhaben, BIG, Salzburg. 2012 Träger, Artotek Köln, Köln; Space Holder, Galerie Nächst St. Stephan, Rosemarie Schwamhlder, Wien; Lungo ouelle linee. Museion. Bozen. 201 1 Uns so weiter, Kunst- v k i n Basis Frankiuri: New Posdions, arlcoogne, Köln. 2010 Neiher in Motion nor ar Resr BAWAG Contempo- rary, W en; NOS tero Fa ' n . Salzourger Kunstverein, Salz- oLra. 2009 Senes of sdccesswe nsrants. Galene nachm St. Stephan, Login. Wien; 42, Bar42, Bohne, 1talien;To mwe in parallel, piaying backirom earlier, Saprophyt Pro- ject Space, Wien. 2008 Else worlds, Silo Laa, Arl in Pu- blic Space Niecieüsterreich (mit Christim Mayer).

GRUPPENAW~LUNGEN (AWAHL)

2014 Gro~na-control, Marion Snannann. Köln; Call meon S~nday, Galerie Krinzinger, Wien: Aloss of wnirol, K ~ n m - verein S~per, Wien; Enw~ntw, MUMOK Cinema, Wien; Domino Effek. V ta Arson, N;na. 2013 Lenin: Iceoreaner, Moskau ~iennale. Moskau: Members Club, Seccession, Wien: 2012 SkuMum aarden. Strombad Kritzendorf; end a oow, ~arbara ~ämmer, Son a Leimer. Stepnan e Tavior, MAK Center Garage Space, Los Angeies; Benha von Suttner und der Kauikasus, Schloss ~ännannsdorf. 201 1 Pmmio Moroso. Galena wmunale di arte Monfalco- ne, Monfalwne. 2010 The Invisible Piay, Istanbul; Art in Urban Transitims, Vienna Art Week, Wien; ASAR Beijing. 2009 Audio Prop. Sm this sound, Lentos Kunstmuseum, Linz (in Zusammenarbeit mit Femde Obsession): Not enouah detail is aiven for a reconstniction. however, . Waus passagen&e"e W en. 2M)8 Jman Si nsRocal Strategies, FiJcIKunst im öiientlicnen Rabm (KjR) . Wien; Manilesta 7: Pnnc ple Hope. Manifestation. Rovereto, Ita. lien. 2007 ihis is Happen'ng. Georg Karg1 Fine Arls, Wien.

Wenere Infolmationen unier www kdnsdonrn de m Swia Lerner (' 1977. Meian) Wchtge Guahn~ngan n 3 KunsHomm-AmWn, 2 Auss1e4~ng-en~ion~n. s o w 6 Pbboungm,

Bei einem meinerStudiobesuche bei dir bin ich über die Publikation „Denken ohne Geländer" mit Tex- ten von Hannah Arendtgestolpert. Ein Zitat von ihr lautet: "...Was nur in der Wahrnehmunggejällt, ist gefallig, aber nicht schön. Ehvas gejällt viel mehr in der Vorstellung; denn nun hat die Einbildungs- kraft es so zubereitet, dass ich darüber nachdenken kann. Das ist die Operation der Reflexion.''

"Denken ohne Geländer" ist ein inspirierendes Buch, das mich schon lange begleitet.