Rohde & Schwarz EK070: Ein Münchner vom Himmel · 2016. 10. 19. · 26 Radio-Kurier – weltweit...

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Motto: „Wenn man eine alte Schulfreun- din wiedersieht, ist das ja auch nichts mehr.“ Walter Kempowski am 22. Novem- ber 2004 im Gespräch mit dem Autor, der schon hier lebhaft widersprach [1]. Er ist 30 Jahre alt, der Profi-Receiver EK070 von Rohde & Schwarz aus der baye- rischen Landeshauptstadt. Und trotz rasan- ter technischer Fortschritte ist er bemer- kenswert gut gealtert, wie Nils Schiffhauer, DK8OK, herausgehört hat. Soll man sich im Zeitalter federleichter- leistungsstarker Software Defined Radios überhaupt noch mit dem 30 Jahre alten Kon- zept eines immerhin 23 Kilogramm schwe- ren Schlachtrosses im wuchtigen 19-Zoll- Einschub beschäftigen? „Das sieht ja aus wie früher“, sagte Madame und meinte lei- der nicht mich, sondern den EK070 von Rohde & Schwarz, nachdem der auf dem Tisch stand. Denn auch Madame hatte Ge- fallen gefunden an dem „Kleinen Schwar- zen“, in dem die SDRs seit zwei, drei Jahren genau diesen Tisch nicht mehr bogen, son- dern leichtfüßig bevölkerten. Doch es muss sein. Nicht aus histori- schen Erwägungen, nicht aus Sentimentali- tät kam das Leihgerät von Helmut Singer aus Aachen, seit Jahrzehnten die seriöse Quelle für staatlicherseits abgelegte Elek- tronik („Surplus“): Geprüft, prima in Schuss und mit jener nachhaltigen Garantie verse- hen, auf die man auf dem Flohmarkt und „in der Bucht“ immer zu verzichten hat. Hören und sehen wollte ich, was uns dieser „out- standing receiver“ (Fred Osterman in seiner autoritativen Schwarte „Shortwave Recei- vers Past & Present“, Reynoldsburg, 1998) noch zurufen kann. Rohde & Schwarz ist natürlich ein klangvoller Name. Als der EK070 erschien, astete ich gerade einen ausgemusterten EK07 in die Bude. Dieser „deutsche R-390A“ erleuchtete die Kurzwelle mit 27 Röhren und ist vom Jahr- gang 1956, einem der besten; wie Madame. Der EK070 etwa 22 Jahre später war dann – nach Zusammenarbeit mit Siemens bei- spielsweise beim EK047 mit dessen Fre- quenzanzeige von Nixieröhren – der erste richtige volltransistorisierte Empfänger mit Digitalanzeige aus eigenem Hause. Da gab es zwar noch den zwischen 1972 und 1975 gefertigten EK056 mit fast stufenlos ein- stellbarer Bandbreite zwischen 75 Hz und 12 kHz, aber der macht sich mit seiner doch analogen Ablesung selbst heute im Surplus- Handel recht rar. Den EK070 nun gab es zuerst mit heute noch strahlender LED-Anzeige, die später durch eine LCD-Anzeige des ansonsten gleich gebliebenen Receivers ersetzt wurde. Das gleiche Innenleben ziert auch den EK071 mit seinen BCD-Schaltern zur Ein- stellung bekannter Frequenzen; daher nicht so sehr für den Suchempfang geeignet und somit im Handel auch deutlich preiswerter. Die Signalverarbeitung ist noch komplett analog. Erst im EK890 sollte ab 1991 auf Wunsch ein Signalprozessor unter anderem für stufenlos einstellbare Bandbreiten sor- gen, bis der heutige ESMD dank digitaler Signalverarbeitung den gesamten Fre- quenzbereich von 9 kHz bis 26,5 GHz in Echtzeitbändern von 20 MHz Breite erfasst. Von alledem ist der hier vorliegende EK070 weit entfernt, die Frequenzanzeige auf 10 Hz sowie die Fernsteuerung via IEC 625-1-Bus ist das einzige recht Digitale an ihm. Doch auch er ist Ausdruck des Ziels ei- ner bestmöglichen Wiedergabe von Funk- sendungen zwischen 10 kHz und 30 MHz, abstimmbar in kleinsten Schritten zu 10 Hz, die angezeigt werden. Doppelsuper mit 81,4 und 1,4 MHz Wie das „damals“ gemacht wurde zeigt sich, wenn wir das Signal verfolgen: Das Standardmodell empfängt die Hochfre- quenz via BNC-Buchse und leitet sie ziem- lich direkt auf den Mischer weiter – nach nur einem bei Kurzwellenempfang die star- ken Längstwellensender dämpfenden Hochpass (10 kHz bis 500 kHz) sowie ei- nem Bandpass mit gleicher Aufgabe für die Mittelwelle (500 kHz - 1,5 MHz). Als Zube- hör lassen sich mit dem HF-Teil EK070H1 noch acht Suboktavfilter einschleifen, die das ohnehin hervorragende Dynamikver- halten nochmals verbessern. Im Mischer kommen Antennen- und Oszillatorsignal zusammen. Letzteres wird aus einem hoch- stabilen Quarzoszillator erzeugt, der sogar extern synchronisierbar ist. Am Mischer- 26 Radio-Kurier – weltweit hören ® 5/2009 Nostalgie Rohde & Schwarz EK070: Ein Münchner vom Himmel Bild oben: Die volle Pracht in 19 Zoll, hier aus dem Trägergehäuse geschält. Die Rückseite zeigt den modulartigen Aufbau in Kassetten.

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Motto: „Wenn man eine alte Schulfreun-din wiedersieht, ist das ja auch nichtsmehr.“ Walter Kempowski am 22. Novem-ber 2004 im Gespräch mit dem Autor, derschon hier lebhaft widersprach [1].

Er ist 30 Jahre alt, der Profi-ReceiverEK070 von Rohde & Schwarz aus der baye-rischen Landeshauptstadt. Und trotz rasan-ter technischer Fortschritte ist er bemer-kenswert gut gealtert, wie Nils Schiffhauer,DK8OK, herausgehört hat.

Soll man sich im Zeitalter federleichter-leistungsstarker Software Defined Radiosüberhaupt noch mit dem 30 Jahre alten Kon-zept eines immerhin 23 Kilogramm schwe-ren Schlachtrosses im wuchtigen 19-Zoll-Einschub beschäftigen? „Das sieht ja auswie früher“, sagte Madame und meinte lei-der nicht mich, sondern den EK070 vonRohde & Schwarz, nachdem der auf demTisch stand. Denn auch Madame hatte Ge-fallen gefunden an dem „Kleinen Schwar-zen“, in dem die SDRs seit zwei, drei Jahrengenau diesen Tisch nicht mehr bogen, son-dern leichtfüßig bevölkerten.

Doch es muss sein. Nicht aus histori-schen Erwägungen, nicht aus Sentimentali-tät kam das Leihgerät von Helmut Singeraus Aachen, seit Jahrzehnten die seriöseQuelle für staatlicherseits abgelegte Elek-tronik („Surplus“): Geprüft, prima in Schussund mit jener nachhaltigen Garantie verse-hen, auf die man auf dem Flohmarkt und „inder Bucht“ immer zu verzichten hat. Hörenund sehen wollte ich, was uns dieser „out-standing receiver“ (Fred Osterman in seinerautoritativen Schwarte „Shortwave Recei-vers – Past & Present“, Reynoldsburg,

1998) noch zurufen kann. Rohde &Schwarz ist natürlich ein klangvoller Name.Als der EK070 erschien, astete ich geradeeinen ausgemusterten EK07 in die Bude.Dieser „deutsche R-390A“ erleuchtete dieKurzwelle mit 27 Röhren und ist vom Jahr-gang 1956, einem der besten; wie Madame.Der EK070 etwa 22 Jahre später war dann –nach Zusammenarbeit mit Siemens bei-spielsweise beim EK047 mit dessen Fre-quenzanzeige von Nixieröhren – der ersterichtige volltransistorisierte Empfänger mitDigitalanzeige aus eigenem Hause. Da gabes zwar noch den zwischen 1972 und 1975gefertigten EK056 mit fast stufenlos ein-stellbarer Bandbreite zwischen 75 Hz und12 kHz, aber der macht sich mit seiner dochanalogen Ablesung selbst heute im Surplus-Handel recht rar.

Den EK070 nun gab es zuerst mit heutenoch strahlender LED-Anzeige, die späterdurch eine LCD-Anzeige des ansonstengleich gebliebenen Receivers ersetzt wurde.

Das gleiche Innenleben ziert auch denEK071 mit seinen BCD-Schaltern zur Ein-stellung bekannter Frequenzen; daher nichtso sehr für den Suchempfang geeignet undsomit im Handel auch deutlich preiswerter.Die Signalverarbeitung ist noch komplettanalog. Erst im EK890 sollte ab 1991 aufWunsch ein Signalprozessor unter anderemfür stufenlos einstellbare Bandbreiten sor-gen, bis der heutige ESMD dank digitalerSignalverarbeitung den gesamten Fre-quenzbereich von 9 kHz bis 26,5 GHz inEchtzeitbändern von 20 MHz Breite erfasst.

Von alledem ist der hier vorliegendeEK070 weit entfernt, die Frequenzanzeigeauf 10 Hz sowie die Fernsteuerung via IEC625-1-Bus ist das einzige recht Digitale anihm. Doch auch er ist Ausdruck des Ziels ei-ner bestmöglichen Wiedergabe von Funk-sendungen zwischen 10 kHz und 30 MHz,abstimmbar in kleinsten Schritten zu 10 Hz,die angezeigt werden.

Doppelsuper mit 81,4und 1,4 MHz

Wie das „damals“ gemacht wurde zeigtsich, wenn wir das Signal verfolgen: DasStandardmodell empfängt die Hochfre-quenz via BNC-Buchse und leitet sie ziem-lich direkt auf den Mischer weiter – nachnur einem bei Kurzwellenempfang die star-ken Längstwellensender dämpfendenHochpass (10 kHz bis 500 kHz) sowie ei-nem Bandpass mit gleicher Aufgabe für dieMittelwelle (500 kHz - 1,5 MHz). Als Zube-hör lassen sich mit dem HF-Teil EK070H1noch acht Suboktavfilter einschleifen, diedas ohnehin hervorragende Dynamikver-halten nochmals verbessern. Im Mischerkommen Antennen- und Oszillatorsignalzusammen. Letzteres wird aus einem hoch-stabilen Quarzoszillator erzeugt, der sogarextern synchronisierbar ist. Am Mischer-

26 Radio-Kurier – weltweit hören® 5/2009

Nostalgie

Rohde & Schwarz EK070:Ein Münchner vom Himmel

Bild oben: Die volle Pracht in 19 Zoll, hieraus dem Trägergehäuse geschält. Die Rückseite zeigt den modulartigen Aufbau in Kassetten.

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ausgang steht die hohe 1. Zwischenfrequenzvon 81,4 MHz an, die weit über jeder Emp-fangsfrequenz des Receivers liegt und Spie-gelfrequenzen gehörig auf Abstand hält. Einerstes Quarzfilter von 12 kHz Bandbreitebegrenzt die Signalauswahl schon an dieserStelle. Das nach Verstärkung an der Rück-seite auf 1,4 MHz abnehmbare „Panorama“ist dann – man kann es gut im Perseus sehen– auch nur eben diese 12 kHz breit.

Schmalbandiges Konzept

Diese Schmalbandigkeit ist eben einesder Design-Merkmale, die heutige Konzep-te von damaligen unterscheiden. Collins garstartete, bis zum 1959 erstmals herausge-brachten und bis 1975 (!) produzierten 51S-1, gleich mit kontinuierlich abgestimmtenschmalen Vorfiltern („tracking preselec-tor“) im Eingang. Besonders die Synchroni-sierung mit der Frequenzabstimmung erfor-derte einen noch heute Achtung gebieten-den mechanischen Aufwand. AproposSchmalbandigkeit: Die ist bei analogenKonzepten am besten auf tiefen Frequenzenzu erzielen. Deshalb mischt der EK070 die1. ZF von 81,4 MHz auf 1,4 MHz herunter.Immer noch ungewöhnlich hoch, aber soverbindet er gute Filterdaten mit gleichzeiti-gem Schutz vor Fehlmischungen.

Für die „Nahselektion“ genannte Trenn-schärfe sind wiederum Quarzfilter verant-wortlich. In der Grundausstattung bietet derEK070 die symmetrischen Bandbreiten von300 Hz, 6 kHz und 12 kHz, zu denen mit derals Zubehör erhältlichen ZF-FiltereinheitEK070 F1 noch die symmetrischen Filter150 Hz, 600 Hz, 1,5 kHz und 3 kHz kom-men. Die Grundversion ist zudem mit einemasymmetrischen Filter für das obere Seiten-band ausgestattet, das den Bereich von 300Hz bis 3,4 kHz in hoher Flankensteilheit er-fasst. Das im Profi-Bereich meist nicht be-nötigte Filter für das untere Seitenband istmit den selben Bandbreitendaten ebenfallsim genannten Zubehör-Einschub vorhan-den.

Haie in der Bucht

Hier lauert übrigens eine wenig erkannteGefahr, denn nur selten gibt der Verkäufervia ebay freimütig Auskunft über das, wasden Käufer wirklich erwartet – Haie in der„Bucht“. Besonders Dienststellen, so ist vonHelmut Singer zu hören, statteten ihre Ge-rätschaften nur mit dem Allernotwendigstenaus. Das freut den Steuerzahler zunächst,während er sich als Käufer 30 Jahre späterdarüber ärgert. Dass Receiver nur mit Fil-tern für das obere Seitenband angebotenwerden, also für einen Großteil des Ama-teurfunks nutzlos sind, ist ja nicht nur ein-

mal vorgekommen. Bei Singer hingegenkann man sich nicht nur auf die ausgewiese-nen Ausstattungsmerkmale verlassen, son-dern auch darauf, dass sein Unternehmenmit reichhaltiger Erfahrung, Experten im ei-genen Haus und guten Beziehungen so man-chem Skelett noch das nötige Fleisch auf-packt. Das ist auch bei diesem EK070 derFall, der mit allen erwähnten Filtern ange-boten wird.

Die tun, wie geheißen. Erst dann, übri-gens, greift die AGC ein, die automatischeVerstärkungsregelung. Sie steht mit unter-schiedlichen Abfallzei-ten („kurz“ oder „lang“)zur Verfügung. Vor al-lem aber kann ihr Re-geleinsatz manuell ein-gestellt werden, was zueinem spürbar ruhige-ren Empfang schon nurmittelstarker Signaleführt. Selbstverständ-lich kann man die AGCauch ausschalten undgänzlich auf Handrege-lung ausweichen, wasunter Umständen dieWiedergabe bei starkenNachbarkanalstörungenmindert, in deren Taktdie Verstärkungsrege-lung sonst agierte.

Auf die Verstärkung folgt die Demodula-tion wie üblich. Mit einer Besonderheit: Derintegrierte Funkfernschreibdemodulator(nicht: -decoder!) steuert auch die Ab-stimmanzeige, dank derer unterhalb der Fre-quenzanzeige die exakte Mitte trägermodu-lierter Signale mit einem roten Dreieck dar-gestellt wird.

Damit ist das Grundkonzept beschrie-ben. Die Abstimmung erfolgt in Schrittenzu wahlweise 1 kHz, 100 Hz oder 10 Hz miteinem magnetisch gebremsten Schwung-radknopf; kurioserweise auf der linken Seite

Radio-Kurier – weltweit hören® 5/2009 27

Nostalgie

Filtern, filtern, filtern: Die Filterkassette erfreut in dieser Version mit acht Quarzfilternzwischen 6 kHz und 150 Hz. Die Bandbreite 12 kHz entstamm dem Quarzfilter

der 1. Zwischenfrequenz.

Zur Frequenzabstimmung wird dieser Drehknopf mitmagnetischer Rastung genutzt. Er erlaubt die langsame

Abstimmung Schritt für Schritt und hat beim etwaszügigeren Drehen einen satten Schwungradeffekt.

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der Frontplatte untergebracht. Die anderenEinstellungen wie Bandbreite, BFO-Fre-quenz etc. werden mit übersichtlich be-schrifteten Tasten vorgenommen, die solideLanglebigkeit signalisieren.

Praxis erstaunlich

Was tut sich nun nach dem Einschalten?Nach einem kleinen und auch manuell beiBedarf auslösbaren Selbsttest rauscht es,und man kann ihn – vor allem via Tasten –bedienen. Der Empfang ist außergewöhn-lich knackig und präsent. Das gilt nicht nurfür SSB, sondern in besonderem Maße auchfür Rundfunksender. Bei schwachen Statio-nen wie Radio Kahuzi (6.210 kHz) und denSolomonen (SIBC, 9.541,5 kHz) ist das imVergleich selbst mit dem Perseus ebensospürbar wie beim fade-out oder fade-in vonSendern an der Hörgrenze: Etwa Radio Re-belde 5.025 kHz um 11 Uhr UTC AnfangDezember hinsichtlich des fade-out, wäh-rend gleichzeitig China National Radio auf4.800 kHz just hereinfadet. Hier konntenwir immer einen winzigen Verständlich-keits-Vorsprung des EK070 feststellen – aufdem Niveau der Fähigkeit des GourmetBrillat-Savarin, der eine linke von einer

rechten Wachtelkeule allein am Geschmackzu unterscheiden wusste. HinsichtlichLängst-, Lang- und Mittelwelle haben diemodernen Hobbyradios ja prächtig aufge-holt. Und so kam die Testsendung von SAQauf 17,2 kHz auf dem Perseus ebenso gutwie auf dem EK070. Gleiches gilt für dieVerständlichkeit von Radio China in denwinterlichen frühen Nachmittagsstundenauf 1.521 kHz. Utility-Sender gingen eben-falls gut – ob in SSB wie die verschiedenenFlugfunksender von Tokyo bis Neuseelandoder in verschiedenen Digitalbetriebsartenbis hin zu FUJ aus Neukaledonien in STA-NAG.

Die Gesamtwertung fällt sehr individuellaus, wobei wir im Vergleich natürlich im-mer den Perseus vor Augen & Ohren haben.Kommt es auf die Verständlichkeit amplitu-denmodulierter Signale leisester Art an, sohatte der EK070 in praktisch jedem Fall dieNase ein paar Moleküle weiter vorne – we-nige, aber wiederholbar eindeutige. Sobaldjedoch eine flexible Trennschärferegelunggefordert wird und man mit dem Umschal-ten zwischen USB/LSB nicht mehr weiter-kommt, liegt der Perseus noch klarer vorne.Ein Beispiel ist AFRTS Diego Garcia amwinterlichen Nachmittag in USB auf 4.319kHz, gestört vom 75-Baud-Funkfern-schreibsignal MGJ (Royal Airforce, Farsla-ne) etwas höher. Das bekommt das 3,1-kHz-Filter des EK070 nicht mehr aus seiner Fil-terkurve. Gut tut ihm dennoch in solchenund anderen Situationen das Umschaltenvon automatischer Pegelregelung (AGC)auf Handregelung bzw. Handregelung ab ei-ner einstellbaren Schwelle. Wer sich dieserals einer der wenigen manuell möglichenEinstellung des Receivers bedient, verbes-sert vor allem das Signal-/Rauschverhältnisnochmals. Das ist auch beim Perseus der

Fall, wobei hier das Ergebnis – vor allemhinsichtlich der Verständlichkeit amplitu-denmodulierter Signale – noch mal deutli-cher ausfällt.

Gewöhnt hatte man sich inzwischen andie Aufnahmemöglichkeit von bis zu 1,6MHz und der nachfolgenden Abspielmög-lichkeit „wie live“, wie sie der Perseus bie-tet. Auch seine grafische Benutzeroberflä-che mit den getrennt einstellbaren Filter-flanken sowie dem in Frequenz und Breiteregelbaren Notchfilter möchte man nichtmissen. Kommt hinzu die Spektrum- undvor allem die Wasserfallanzeige. Mit demEK070 ist man auf eine einzige Frequenzbeschränkt und kann sich z.B. bei gutenAsienbedingungen immer nur jeweils eineneinzigen Inder zwischen die Ohren klem-men – nicht, wie beim späteren Abspielender Perseus-Files, einen nach dem anderender gleichzeitig auf dem 60 Meterband sen-denden Stationen aufpicken.

Diesen konzeptbedingten Vorteilen –technischer Fortschritt ist hier das Thema –stellt der EK070 eine überragende und mehrals konkurrenzfeste Verständlichkeit in vie-len Fällen bei schwachen Signalen gegen-über. Dass alte Ohren besser hören als jun-ge, ist die Ausnahme. Aber hier der Fall.Eine erfreuliche Wiederbegegnung mitÜberraschungen, also. Von Zeit zu Zeit hö-ren wir eben die Alten gern. Und wem es aneiner leistungsstarken Antenne auf das letz-te Fitzelchen von Kurzwellenhörers Seelen-heil ankommt, der kann sich einfach nichtam EK070 vorbeimogeln. Der ist dann ge-wissermaßen das Sezierbesteck aus Chirur-genstahl, das noch leiseste Signale mit im-mer noch einigen Molekülen Vorsprung vordem Perseus herauspräpariert. Was, so stehtzu vermuten, auch beim E1800/3 von Tele-funken der Fall sein dürfte. Wovon einnächstes Mal.

Text & Fotos:Nils Schiffhauer, DK8OK

Das Gerät stellte freundlicherweise dieFirma Helmut Singer, Feldchen 16-24, D-52070 Aachen, Telefon 0241/155315 zurVerfügung – http://www.helmut-singer.de.Der Verkaufspreis beträgt 3.510,50 Euroincl. Mehrwertsteuer.

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Nostalgie

Wie im Sprung hat der EK070 alle Muskeln zum Angriff auf die kleinsten Signale gespannt.

Über die etwas sonderbar geformten, aberpraktischen Tasten wird ein Gutteil der

Empfangseigenschaften bestimmt.

Verweise

⇒ [1] http://web.me.com/nils.schiff-hauer/Website/Kaleidoskop/Kalei-doskop.html