Romantik - eine Zusammenfassung

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Romantik – Merkmale einer musikalischen Epoche Bekannte Komponisten: Franz Schubert, Robert Schumann, Richard Strauss, Paganini, Richard Wagner, Modest Mussorgsky, Frederic Chopin, Edvard Grieg, Camille Saint-Sa ë ns, Georges Bizet, Carl Reinecke, Giuseppe Verdi, u.v.m. Beethoven wird oft als Wegbereiter der Romantik gehandelt. Das Zwei-Welten-Modell Die Musik der Romantik und das Hören romantischer Musik wird als geistige, fast schon religiöse Erfahrung beschrieben. Insgesamt zeichnen alle romantischen Künste träumerische, fantastische und Gefühlvolle Bilder. Erstmals derartig ausgeführt hat es der Autor Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798) in seinem Werk „Musik im Abendland“, in dem er das „Land der Musik“ als das „Land des Glaubens“ bezeichnet, in dem sich jegliche Unruhe und der Lärm der Welt in einem „tönenden Meer“ verlieren und „Alle Angst unserers Herzens durch leise Berührung auf einmal geheilt wird“. Die romantische Musikerfahrung Insgesamt liegt der „Sinn“ der Musik nunmehr wesentlich stärker darin, wie der Hörer sie erfährt. Die Musik enthält eine klare Aussage in Form von Bildern, Gefühlen und Erfahrungen, welche, so der Musikwissenschaftler Hans Heinrich Eggebrecht durch die Analyse klar auszumachen sind. So steckt neben der individuellen Hörerfahrung also eine klare Intention in jedem Stück, die bereits durch die Festlegung eines Titels durch den Komponisten angedeutet wird. Wichtig für das Hörverstehen, so Eggebrecht, sind: Das „ästhetische Verstehen“, welches den unmittelbaren Höreindruch, Assoziationen, Empfindungen und mögliche Synästhesien im Moment des Hörens bezeichnet. Das „erkennende Verstehen“, das die Analyse eines Stückes zum Inhalt hat und durch die ein Stück in seiner Intention verständlich wird. Besonders für den Interpreten ist das erkennende Verstehen wichtig, um die Intention des Komponisten möglichst unverfälscht wiederzugeben. Durch die vorhersehbare Entwicklung der Romantischen Musik aus der Klassik heraus, werden sie auch oft als zusammenhängende Epoche bezeichnet, wobei die Romantik sich allerdings besonders durch das Hinzukommen metaphysischer und poetischer Elemente in der Musik besonders abhebt.

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Thesenpapier zum Abiturrelevanten Themenbereich der romantischen Epoche aus dem Fach Musik auf erhöhtem Anforderungsniveau (Niedersachsen, Doppeljahrgang G8/G9).Hier wird ein kurzer Überblick über die romantische Musikerfahrung gegeben und besonders harmonische Weitungen wie die Funktionsparallelen, Medianten und der Vorhaltsquartsextakkord werden näher Erläutert.Zitate sind nicht als solche zu verstehen sondern als Reproduktionen des gesagten und können ggf. leicht von der ursprünglichen Aussage abweichen.

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Romantik – Merkmale einer musikalischen EpocheBekannte Komponisten:Franz Schubert, Robert Schumann, Richard Strauss, Paganini, Richard Wagner, Modest

Mussorgsky, Frederic Chopin, Edvard Grieg, Camille Saint-Saëns, Georges Bizet, Carl

Reinecke, Giuseppe Verdi, u.v.m.

Beethoven wird oft als Wegbereiter der Romantik gehandelt.

Das Zwei-Welten-ModellDie Musik der Romantik und das Hören romantischer Musik wird als geistige, fast schon

religiöse Erfahrung beschrieben. Insgesamt zeichnen alle romantischen Künste

träumerische, fantastische und Gefühlvolle Bilder. Erstmals derartig ausgeführt hat es der

Autor Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798) in seinem Werk „Musik im

Abendland“, in dem er das „Land der Musik“ als das „Land des Glaubens“ bezeichnet, in

dem sich jegliche Unruhe und der Lärm der Welt in einem „tönenden Meer“ verlieren und

„Alle Angst unserers Herzens durch leise Berührung auf einmal geheilt wird“.

Die romantische MusikerfahrungInsgesamt liegt der „Sinn“ der Musik nunmehr wesentlich stärker darin, wie der Hörer sie

erfährt. Die Musik enthält eine klare Aussage in Form von Bildern, Gefühlen und

Erfahrungen, welche, so der Musikwissenschaftler Hans Heinrich Eggebrecht durch die

Analyse klar auszumachen sind. So steckt neben der individuellen Hörerfahrung also eine

klare Intention in jedem Stück, die bereits durch die Festlegung eines Titels durch den

Komponisten angedeutet wird. Wichtig für das Hörverstehen, so Eggebrecht, sind:

● Das „ästhetische Verstehen“, welches den unmittelbaren Höreindruch,

Assoziationen, Empfindungen und mögliche Synästhesien im Moment des Hörens

bezeichnet.

● Das „erkennende Verstehen“, das die Analyse eines Stückes zum Inhalt hat und

durch die ein Stück in seiner Intention verständlich wird. Besonders für den

Interpreten ist das erkennende Verstehen wichtig, um die Intention des Komponisten

möglichst unverfälscht wiederzugeben.

Durch die vorhersehbare Entwicklung der Romantischen Musik aus der Klassik heraus,

werden sie auch oft als zusammenhängende Epoche bezeichnet, wobei die Romantik sich

allerdings besonders durch das Hinzukommen metaphysischer und poetischer Elemente in

der Musik besonders abhebt.

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Musikalische Veränderungen gegenüber der Klassik1. Harmonische WeitungDa der Fokus der romantischen Musik auf der nahezu spirituellen Erfahrung der Musik und

der vielen kleinen Klangereignisse, die die Stücke formen, liegt, wurde vor allem die

klassische Harmonik ausgeweitet und in neue Bereiche geführt. So wird, durch die

Verwendung von Chromatik, Alteration der Akkorde (vermindert, übermäßig, Quartvorhalt

[sus4] ohne Auflösung etc.) und freieren Umgang mit Modulationen eine oft als

„schwebend“ bezeichnete Tonalität erreicht.

Die gebräuchlichsten Alterationen:

Auch die Kadenzfolgen wurden durch die Verwendung der sogenannten entfernt

terzverwandten „mediantischen“ Funktionen ausgeweitet und so kommt es, dass nun

immer öfter tonal fremde Akkorde Verwendung finden – alles, um die Ausdruckskraft und

somit den Sinneseindruck des Hörenden

intensiver zu Gestalten als zuvor.

Das Beispiel auf der rechten Seite zeigt die

direkt und entfernt terzverwandten

Dreiklänge in Dur, ein Prinzip dass auf alle

Hauptfunktionen (T, S, D) angewendet

werden kann. Geht man eine kleine Terz

abwärts von einer Hauptfunktion in Dur,

so erhält man ihre Mollparallele (p), geht

man eine große Terz aufwärts, so erhält man den Gegenklang in Moll zur Funktion (g).

Die Linien im Schaubild zeigen hierbei, welche Töne erhalten bleiben.

Eigentlich F (nicht Eis)

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In Moll funktioniert dieses Prinzip der direkt Terzverwandten Akkorde umgekehrt, d.h.

ausgehend von einer Hauptfunktion findet man eine kleine Terz aufwärts die

Durparallele, eine große Terz abwärts den Gegenklang in Dur, der zugleich die

Subdominantparallele darstellt.

Die Medianten in Dur bilden sich nun, indem man die Dreiklänge

in den jeweils nicht leitereigenen Terzabständen zur

Ausgangsfunktion bildet, d.h. Ausgehend von der Tonika in Dur

kleine Terz aufwärts und große Terz abwärts. In Moll

funktioniert dies wieder andersherum, nämlich durch das bilden

der Dreiklänge eine kleine Terz abwärts und eine große Terz

Aufwärts.

Auch die sogenannten Zwischendominanten die bereits bei klassischen Komponisten vor

allem zuletzt bei Beethoven Verwendung fanden, werden in der Romantik nun öfter

gebraucht. Der Begriff Zwischendominante bezeichnet nicht die Dominante der

Ausgangstonart, sondern einen Akkord, der auf die nachfolgende Funktion, sofern diese sich

kurzzeitig als tonales Zentrum einprägt (scheinbarer Tonartwechsel), wie ihre Dominante

wirkt.

2. RhythmikBesonders deutlich zeigt sich die rhythmische Veränderung der Romantik gegenüber zur

Klassik in den romantischen Klavierstücken, wie z.B. denen von Robert Schumann. Die

Rhythmik der Romantik ist zumeist komplexer, differenzierter und schwebender.

Synkopische Akzente, punktierte Rhythmen und triolische Linien finden nun öfter

Verwendung, so dass das Metrum immer stärker verschleiert wird. Gerade im Bezug auf die

Klavierstücke entsteht dadurch das Gefühl, dass die Musik sich aus Konventionen und

irdischen Beschränkungen befreit und „über dem Boden der starren Rhythmik schwebt“.

Beispiel aus Robert Schumanns „Kinderszenen“ - „Träumerei“. Auffallend sind hier die zu Beginn synkopisch gesetzten Akkordakzente in der linken Hand (das Metrum verschwimmt)

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2. Klangfarbe/InstrumentierungDa die Themen der romantische Musik zumeist Naturzustände oder die Erfahrung der Natur

sind, finden vor allem Instrumente, deren Klang der Mensch als „naturverbunden“

empfindet im Orchestersatz Verwendung. So zum Beispiel die Flöten, das Waldhorn oder

die Klarinette.

Das Materielle Bild der Gesellschaft zur Zeit der Romantik wirkt sich ebenfalls in der

Orchestrierung aus, so dass die romantischen Komponisten die Orchesterbesetzungen

beliebig erweitern um einerseits neue Klangfarben einzubringen und auf der anderen Seite

einen noch imposanteren und gewaltigeren Klangeindruck zu erzeugen, als es mit den

Konventionen aus der Klassik üblich war.

3. Das SolokonzertWie zuvor in der Klassik basiert das romantische Solokonzert auf der Satzfolge schnell-

langsam-schnell, wobei auch hier der erste zunächst meist in der Sonatenhauptsatzform, der

letzte häufig in Rondo- oder Sonatenrondoform komponiert ist. Die konventionallen Formen

werden nun allerdings durch die Komponisten der Romantik immer stärker variiert und

ausgeführt zugunsten der Ausdruckskraft.

Die Rolle des ausführenden Solisten ist nun ebenfalls eine andere. War der konzertierende

Musiker zunächst selbst kreativ und Schöpferisch an der Darbietung eines Konzerts durch

improvisierte Solokadenzen beteiligt, wurden diese nach Beethoven mit dem Beginn der

Romantik fast ausschließlich auskomponiert, womit der ausführende Künstler lediglich der

Wiedergabe „dient“ und nicht selbst im Moment des Spielens komponiert (=improvisiert).

Anhang 1: Kadenztechniken – Vorhaltsquartsextakkord