Romantik – Selbstreflexion – Vorboten der Moderne

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Romantik – Selbstreflexion – Vorboten der Moderne Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, aber auch der Literatur und der Musik. Der Begriff kommt ursprünglich von „in lingua romana“ , was übersetzt soviel heißt wie, „in romanischer Sprache“. Bis dato wurden Schriften zu meißt in Latein geschrieben. Romantik bedeutet in diesem Sinne Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern. Themen der Autoren sind vorzugsweise die eigene Kultur und Geschichte, man wendet sich ab von klassischen Formen. Diese Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutet gleichzeitig eine stärkere Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters. Dieses Schreiben fand nicht nur Anhänger, die Vertreter der an der Antike orientierten Klassik fühlten sich durch Zeitschriften der Romantiker oft stark angegriffen. Das Romantische wurde als phantastisch oder als krankhaft verächtet. Johann Wolfgang von Goethe sagte einmal: „Das klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke.“ Die Romantik wird in drei Teile aufgeteilt. Die Frühromantik von ungefähr 1795 bis 1804, danach die Hochromantik von ca. 1804 bis 1815 und am ende die Spätromantik von ca. 1815 bis 1848. In der Malerei reicht die Romantik sogar bis ans Ende des 19.Jahrhunderts. Die Themen der Romantik Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Gefühle der gequälten Seele. Die Romantik ist eine Reaktion auf die vernunftgerichtete Philosophie der Aufklärung und die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Der einzelne Mensch steht im Vordergrund, es geht um persönliche Empfindungen wie Sehnsucht, Geheimnisse und Mysterien. Der Romantiker strebt nach einer Welt des Gefühls und des Wunderbaren, nach Heilung der Welt und Zusammenführung von Gegensätzen zu einem harmonischen Ganzen. In der Kunst werden diese Gefühle durch gewisse Orte ausgedrückt. Man malte nebelverhangene Waldtäler, mittelalterliche Kloster-Ruinen, aber auch alte Mythen und Märchen sowie die Natur an sich.

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Romantik – Selbstreflexion – Vorboten der Moderne

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, aber auch der Literatur und der Musik. Der Begriff kommt ursprünglich von „in lingua romana“ , was übersetzt soviel heißt wie, „in romanischer Sprache“. Bis dato wurden Schriften zu meißt in Latein geschrieben. Romantik bedeutet in diesem Sinne Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern. Themen der Autoren sind vorzugsweise die eigene Kultur und Geschichte, man wendet sich ab von klassischen Formen. Diese Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutet gleichzeitig eine stärkere Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters. Dieses Schreiben fand nicht nur Anhänger, die Vertreter der an der Antike orientierten Klassik fühlten sich durch Zeitschriften der Romantiker oft stark angegriffen. Das Romantische wurde als phantastisch oder als krankhaft verächtet. Johann Wolfgang von Goethe sagte einmal:

„Das klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke.“

Die Romantik wird in drei Teile aufgeteilt. Die Frühromantik von ungefähr 1795 bis 1804, danach die Hochromantik von ca. 1804 bis 1815 und am ende die Spätromantik von ca. 1815 bis 1848. In der Malerei reicht die Romantik sogar bis ans Ende des 19.Jahrhunderts.

Die Themen der Romantik

Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Gefühle der gequälten Seele. Die Romantik ist eine Reaktion auf die vernunftgerichtete Philosophie der Aufklärung und die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Der einzelne Mensch steht im Vordergrund, es geht um persönliche Empfindungen wie Sehnsucht, Geheimnisse und Mysterien. Der Romantiker strebt nach einer Welt des Gefühls und des Wunderbaren, nach Heilung der Welt und Zusammenführung von Gegensätzen zu einem harmonischen Ganzen. In der Kunst werden diese Gefühle durch gewisse Orte ausgedrückt. Man malte nebelverhangene Waldtäler, mittelalterliche Kloster-Ruinen, aber auch alte Mythen und Märchen sowie die Natur an sich.

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Zentrales Symbol für das Ziel der Romantiker ist die Blaue Blume, die wie kein anderes Motiv die romantische Suche nach innerer Einheit, Heilung und Unendlichkeit verkörpert. Ricarda Huch sagte:

„Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.“

Historischer Ursprung

Durch die Industrialisierung fanden große gesellschaftliche Umbrüche statt. Die Maschinenwelt führte zur Landflucht und Verstädterung. Die großen Städte standen im Kontrast zur individualistischen Grundeinstellung der Romantiker, sodass viele aus der biedermeierlichen Welt flohen und sich weitgehend aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzogen und sich einer kleinstädtischen Idylle zuwendeten.

Kunst in der Romantik

Im Mittelpunkt der romantischen Kunst stand besonders die deutsche Landschaftsmalerei. Hier tat sich vor allem Casper David Friedrich hervor. Auch hier wurde viel von Sagen und Märchen aus dem Mittelalter abgeschaut und dieses wiederbelebt.

Casper David Friedrich

Caspar David Friedrich geboren am 5. September 1774 in Greifswald und gestorben am 7. Mai 1840 in Dresden, war einer der bedeutendsten Maler und Zeichner der deutschen Früh-Romantik, die er zusammen mit Philipp Otto Runge wie kaum ein anderer Künstler beeinflusste. Seine Werke haben häufig Natur- und Landschaftsdarstellungen zum Gegenstand. Friedrich verkörperte den typischen Romantiker mit seinem Wesen. Er war eher introvertiert, weltscheu, naturverbunden und religiös. Seine Bilder haben oft etwas melancholisches. Er beschäftigte sich viel mit dem Sein, Vergehen und Werden. Die Natur war für ihn Spiegel menschlicher Empfindungen.

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Symbolik

Die Farbe Violett (und allgemein ein Kontrast zwischen Dunkel im unteren Teil und heller Darstellung im oberen Teil eines Bildes) dominiert in einigen Bildern. Sie ist und war, nicht nur für Friedrich, die Farbe der Trauer und Melancholie. Durch sie wirkt das gesamte Bild schwermütig.

Der Lebensweg eines Menschen wird zum Beispiel in „Mondaufgang am Meer“ durch Schiffe dargestellt, die sich zwar noch auf dem Meer befinden, aber irgendwann den Hafen anlaufen werden, was mit dem Ziel oder Tod gleichzusetzen ist.

Das Fundament, auf dem sich die Personen befinden, ist häufig ein gewaltiger Stein oder Fels. Für Friedrich stellt der Glaube – genauso unerschütterlich wie ein Findling – das geistige Fundament eines Menschen dar. Die Menschen stehen meist gefestigt, beeindruckt und in guter Kleidung.

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Schnee wurde von Friedrich, anders als im Rokoko des 16. und 17. Jahrhundert, nicht als saisonaler Zuckerguss, sondern als dicht am schweigsamen Tode gesehen – eine für Friedrich typische Mystifizierung (ähnlich der von Kiefernwäldern und anderen Motiven).

Die immergrüne Fichte wurde von Friedrich, wie von seinen Zeitgenossen, als Ewigkeitsverweis verstanden. Auf den Mythos der deutschen Eiche hat Friedrich in seinen Bildern ebenfalls Bezug genommen.

Das Naturerlebnis in der deutschen (Um-)Welt war für Friedrich ein sehr persönliches mystisch-religiöses Ereignis. Er sah Gott in der Natur wirken. In seinen Bildern versenken seine Figuren sich mit dem Betrachten des Naturschauspiels in das Göttliche. Sie verbinden dadurch die dunkle, irdische Gegenwart, in der sie sich befinden, mit dem hellen, überirdischen Jenseits. Die Ferne wird als Symbol für eine helle, erwünschte Zukunft interpretiert.

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Bezug zur Moderne

Was hat die Romantik aber mit der Modernen zu tun? Kann man die damalige Zeit mit der heutigen überhaupt vergleichen? Ich finde ja, denn auch wenn die Probleme sich etwas verändert haben, sind sie im Grunde genommen sehr ähnlich. Die Industrialisierung erleichterte der Bevölkerung die Arbeit immens, es entstanden Städte und es wurden neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Produktion wurde immer weiter optimiert und es entstand ein gewisser Wohlstand. Nur das Wohl des einzelnen blieb dabei auf der Strecke. Kleine Handwerkliche Betriebe, mussten aufgegeben werden, da die nötige Produktivität nicht mehr gegeben war. Die Landflucht in die großen unromantischen Städte war für viele der Landbevölkerung ein großer Einschnitt in ihr Leben, da sie die Enge und Nüchternheit, Herzlosigkeit und Eisigkeit nicht gewohnt waren. Sie flüchteten in sich selber, machten sich Gedanken über das Sein, das Werden und über den Sinn am Leben.

Heutzutage verhält sich das ein bisschen ähnlich. Zwar gibt es die Landflucht in dem Sinn nicht mehr, aber der Kapitalismus lässt dem gemeinen Bürger nicht viel Platz für persönliche Entfaltung und freie Gedanken. Die großen Betriebe optimieren ihre Produktion, man muss immer mehr arbeiten um sich über Wasser halten zu können, die Kluft zwischen arm und reich wächst, die Immobilienblase droht jederzeit erneut zu platzen und den Markt zum Einsturz zu bringen. Man lebt in ständiger Angst vor dem Terrorismus, vor dem Klimawandel und den mit einhergehenden Überschwemmungen und Erdbeben. Man weiß nicht was in fünfzig Jahren ist und man hat vor allem keine Zeit sich darüber groß Gedanken zu machen, da man sonst sozial abgehängt wird. Stillstand ist Rückschritt. Daher gibt es auch in unserer Zeit immer mehr Aussteiger denen dieser ganze Wettkampf einfach zu viel ist. Diese gesamten Aspekte werden in der Kunst natürlich aufgegriffen und bearbeitet. Es entstehen Bilder mit der Frage nach dem wohin und dem Sein, stets verbunden mit der Ungewissheit. Ein prädestinierter Künstler hier ist Tim Eitel aus Leonberg, der mittlerweile in New York lebt, der Stadt in der diese Problematik anschaulicher als sonst irgendwo auf dieser Welt beobachten kann. Und genau das tut Tim Eitel. Er fotografiert alltägliche Situationen und fast diese dann in einem Bild zusammen. Fotorealistisch. Viele seiner Bilder sind vergleichbar mit denen von Casper David Friedrich von der Symbolik .

Ich werde im folgenden auf ein Bild von Tim Eitel etwas genauer eingehen.

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„Boot“ von Tim Eitel entstand 2004 und zeigt ein Boot von hinten, mit zwei Ruderern in einem nicht definierbaren Raum, links und rechts begrenzt von hohen, mächtigen, dunkelgrauen Wänden/Mauern. Es ist im Hochformat gemalt und umfasst 2.50 m in der Höhe und 2.10 m in der Breite und ist im Staatlichen Museum zu Berlin, einer Nationalgalerie in der Sammlung Marxʼ zu sehen.

Das Ruderboot gleitet scheinbar widerstandslos über ruhiges, dunkel schimmerndes grau-

braunes Wasser. Das Ruderboot bewegt sich in Richtung einer großen hellen, weißgrauen Fläche Diese ist nicht näher zu bestimmen. In dem Boot befinden sich zwei Personen. Bei näherer Betrachtung lassen sie sich als erwachsene Menschen identifizieren, ein Mann und eine Frau. Auf dem Bild haben beide je ein Ruder in der Hand. Auch wenn sie im gleichen Boot sitzen, besteht keine Form der Kommunikation zwischen den beiden.

Die Frau trägt ein beiges langärmliges Oberteil und hat sich einen braunen Pullover über die Schultern geworfen. Der Mann trägt eine dunkle Jacke. Zusätzlich hat er eine Kaputze oder eine Mütze auf. Er ist ein gutes Stück größer und breiter als die Frau.

Die Körperhaltung beider ist so verdreht, dass sie genau aneinander vorbeischauen, jeder paddelt auf einer Seite des Boots, jedoch wird durch ihr Paddeln kein Wasser aufgespritzt. Alles bleibt ruhig.

Das Gemälde ist fotorealistisch gemalt, jedoch in der Darstellung des Raumes abstrakt dargestellt. Das heißt die Wände links und rechts und die helle Fläche in der Bildmitte, sowie das Wasser sind nur grob gemalt. Trotzdem wirkt das Bild auf den ersten Blick wie ein Foto.

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Einige Bilder von Tim Eitel:

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