ROTWEISSROT - ABAM · 2018. 3. 24. · 04 AÖWB aktuell Das Ende der Regierungskoalition 06 AÖWB...

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ROT WEISS ROT Auslandsösterreicher Journal 3/2017 € 3,– Horn & Korn Bio, Artenschutz & Tradition: Österreichs bäuerliches Erbe wird neu entdeckt AÖWB AKTUELL DIE WICHTIGSTEN INFOS ZUR NATIONALRATSWAHL AÖWB AKTUELL DIE PARTEIEN IM PORTRÄT SCHMANKERLECKE HEILBUTT IM BANANENBLATT

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Günter Düriegl, Chefredakteur

Günter DürieglChefredakteur

Auch wenn sich Geschichte nicht wirklich wiederholt, macht es durchaus staunen, wie Zeiten und Gegebenheiten einander so sehr ähneln können, dass man Wiederholung zu erleben meint. Das Editorial der Ausgabe 3/2016 unseres ROTWEISSROT wurde mit der Feststellung „Wir leben in einer bewegten Zeit“ eingeleitet, nun, ein Jahr später, könnte dieser Satz mit Fug und Recht wieder am Beginn dieses Editorials stehen. Die politische Landschaft Österreichs hatte sich in den letzten Monaten so sehr verändert, dass der Nationalrat die XXV. Gesetzgebungsperiode vorzeitig beendete und Neuwahlen für den 15. Oktober 2017 festsetzte. Wir zeichnen die Ereignisse nach, Erstaunliches entwickelte sich, die eine oder andere Verwerfung ergab sich, nicht Vorhersehbares ist neues, beachtenswertes Faktum.Da es unser Bestreben ist, die Auslandsösterreicherinnen und Auslands­österreicher so umfassend wie möglich zu informieren, haben wir die politischen Parteien, die im Nationalrat vertreten sind und zur bevor­stehenden Wahl antreten werden, gern eingeladen, sich zu präsentieren. Sie haben angenommen und stellen sich auf den Seiten 6 bis 10 vor.Legistische Voraussetzungen, administrative Notwendigkeiten, Termine und Fristen, die zu wissen für die Teilnahme an der Wahl unverzichtbar sind, stellt Ministerialrat Mag. Robert Stein ausführlich dar. Keine offenen Fragen sollten bestehen bleiben. Sichern Sie Ihr Wahlrecht, nehmen Sie an der Wahl teil, die von manchen Kommentatoren als die interessanteste Wahlentscheidung der vergangenen zehn Jahre gesehen wird (Anneliese Rohrer).„Horn & Korn“, Landwirtschaft in Österreich, ist unser Schwerpunkt­thema. Dabei gilt unser Interesse den alternativen und biologischen Formen der Landwirtschaft. Sowohl in der Tierzucht als auch im Anbau von Obst und Getreide sind alternativ denkende und wirkende österrei­chische Landwirte führend. Bemerkenswert neu sind auch die Wege, die Winzer, Bierbrauer und Destillateure einschlagen. Internationale Erfolge sind zu verzeichnen.Man sieht: Auch bewegte Zeiten lassen Österreicherinnen und Österreicher vom als erfolgreich erkannten Weg nicht abweichen. Diese Haltung ist in den Berichten der Österreich News ebenfalls nachzulesen.

An Wahlen teilzunehmen ist demokratische Haltung.

04 AÖWB aktuell Das Ende der Regierungskoalition06 AÖWB aktuell Das SPÖ-Programm07 AÖWB aktuell Die neue Volkspartei08 AÖWB aktuell FPÖ: Kurswechsel für Österreich09 AÖWB aktuell Die Grünen: Weltoffenes Österreich10 AÖWB aktuell NEOS: Neue Perspektiven12 AÖWB aktuell Die Nationalratswahl 201716 BM für Europa, Integration und Äußeres Auslandsaufenthalt für junge Österreicher17 BM für Europa, Integration und Äußeres Unser Botschafter in Kanada 18 Schwerpunkt-Thema Horn & Korn34 Aus den Bundesländern Worüber man in Österreichs Regionen spricht40 Österreich-News Neues aus Wissenschaft und Kunst44 Österreicher in aller Welt Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland48 Schmankerlecke Johann Lafers Rezept-Tipp49 Buchtipps Interessante Neuerscheinungen50 Impressum

INHALT/EDITORIAL

ROTWEISSROT 3

A U S L A N D S Ö S T E R R E I C H E R - W E L T B U N DA Ö W B

Der 1956 errichtete Sitzungssaal des Nationalrats, der im Zuge der in diesem Sommer beginnenden Sanierung des Parlaments­gebäudes völlig neu gestaltet wird.

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Ein Jahr zu früh

F reundschaft hatte ja nie bestanden, waren doch SPÖ und ÖVP auch bei der Regierungsbildung unter Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ)

und Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger (ÖVP) mit 16. Dezember 2013 (Kabinett Faymann II) nach wie vor zwei Parteien mit unterschiedlichen Profilen, Vorstellungen und Zielen. Die Notwendigkeit, eine Regierung bilden zu müssen, und der Wunsch nach der bestmöglichen Gestal-tung unseres Landes bleiben meist die einzige Gemein-samkeit. Fünf Jahre, also bis in den Herbst 2018, hätte die XXV. Gesetzgebungsperiode halten sollen. Der Rücktritt Spindeleggers im August 2014 überrasch-te ebenso wie der von Faymann im Mai 2016. Beide hatten mangelnden Rückhalt ihrer Parteien ins Treffen geführt. Auf Spindelegger folgte Dr. Reinhold Mitter-lehner, mit dem der Faymann-Nachfolger Mag. Chris-tian Kern „neu“ regieren wollte. Im Parlament machten beide noch im Mai 2016 den Eindruck, als würde sich der Stil in der heimischen Politik ändern, der Umgang miteinander friedlicher werden. Es sollte aber nicht so bleiben.

Bereits massive RisseUnterstützt durch so manche Medien wurde die gefühl-te Unzufriedenheit mit der Arbeit der Regierung nicht nur, wie sonst durchaus verständlich, von der Opposition lautstark proklamiert. Nein, auch innerhalb der beiden Koalitionsparteien stieg der Widerstand zunehmend und dann meist gegen alles und jedes. Ministerinnen und Minister richteten einander aus, an welchen Versäum-nissen die/der andere schuld sei, wie etwas jedenfalls besser zu lösen wäre, würde man nicht vom Koalitions-partner daran gehindert werden. Die Rufe nach einer vorgezogenen Nationalratswahl wurden immer lauter. Herzeigbare Erfolge in Form von Gesetzesbeschlüs sen, die vielfach sogar durch große Mehrheiten, also auch von Teilen der Opposition im Parlament, mitgetragen wur-den, fanden hingegen nur selten den Weg in die Öffent-lichkeit.

Es kracht im KoalitionsgebälkAm 10. Mai ließ Dr. Reinhard Mitterlehner verlauten, er werde sich mit sofortiger Wirkung aus all seinen Funk-tionen zurückziehen. „Es ist genug“, sagte er, so wie Fay-mann ziemlich genau ein Jahr zuvor. Nun war es an der ÖVP, Mitterlehner kurzfristig zu ersetzen – und da kam nur einer in Frage: Außenminister Sebastian Kurz, der laut Umfragen hohe Gunst der Wählerschaft genießt. Ein „fliegender Wechsel“ kam für Kurz aber nicht in Frage: Bis zum Spätherbst 2018 „einfach wieder einmal nur Köpfe auszutauschen und so zu tun, als wäre nichts gewesen“, wäre kein Weg für ihn.

„Die neue Volkspartei“Am 14. Mai hat Kurz dann bekannt gegeben, dass er die Führung seiner Partei übernommen hat. Sieben Bedin-gungen hatte er zuvor gestellt – kaum jemand hatte er-wartet, dass die ÖVP diesen zustimmen würde, und das noch mit großer Geschlossenheit. Kurz hatte somit alle Rechte, Entscheidungen für die Partei zu treffen, ohne sich vorher deren Einverständnis holen zu müssen. Dazu gratulierte ihm Kern, der auch vorschlug, Kurz solle das Amt des Vizekanzlers übernehmen, um „eine reibungs-lose Abwicklung der offenen Vorhaben zu gewährleis-

Der Rücktritt von ÖVP­Bundesparteiobmann und Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner führte zum vorzeitigen Ende der SPÖ­geführten Koalitionsregierung. Michael Mössmer

Dr. Michael Spindelegger (l.) und Werner Faymann fühlten sich von ihren Parteien im Regen stehen gelassen …

AÖWB AKTUELL

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ten“. Diese Funktion übernahm dann Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter, Kurz ist Außenminister geblie-ben, auch wegen des OSZE-Vorsitzes, den Österreich ja noch bis zum Ende des Jahres innehat.

Neuwahlantrag im Parlament angenommenAm 17. Juli herrschte seltene Einstimmigkeit im Natio-nalrat, als sich alle sechs Fraktionen dafür aussprachen, die XXV. Gesetzgebungsperiode vorzeitig zu beenden. Mit der Genehmigung durch den Hauptausschuss des Nationalrats war der Wahltermin mit 15. Oktober 2017 festgesetzt. (Wie Sie sich als Auslandsösterreicherin bzw. Auslandsösterreicher an dieser Wahl beteiligen können, erfahren Sie auf den Seiten 12–14.)

Die Wählergunst hat sich stark verschobenBis Mitte Feber 2017 gab es eine bis dahin ziemlich un-veränderte Verteilung der Wählergunst (die Zahlen in den Klammern stehen für den aktuellen Stand im Natio-nalrat). So wäre bei den üblichen Sonntagsfragen die FPÖ unter Heinz-Christian Strache zu Beginn des Jah-res mit 29–34 Prozent der Wählerstimmen auf Platz eins gekommen (20,51 Prozent), gefolgt von der SPÖ mit 26–29 Prozent (26,82 Prozent), der ÖVP mit 18–20 Prozent (23,99 Prozent), den Grünen mit 11–13 Prozent (12,42 Prozent) und den NEOS mit 5–8 Prozent (4,96 Prozent). Das Team Stronach schwankte zwischen 1 und 3 Prozent (5,73 Prozent; Quelle: neuwal.com). Um Mitte Mai veränderte sich das schlagartig: Die ÖVP lag bei 32–35, die SPÖ bei 26–28, die FPÖ bei 21–26, die Grünen lagen bei 8–10 und die NEOS bei 4–5 Pro-zent. Das Team Stronach konnte sich auf 2–4 Prozent verbessern, auch wenn es bei der kommenden Wahl nicht mehr antreten wird. Parteigründer Franz Stronach hatte seinen Abgeordneten sowohl die Finanzierung entzogen als auch die Weiterführung des Namens untersagt. Noch-Klubchef Robert Lugar hatte sich bei Redaktions-schluss dieser Ausgabe noch nicht geäußert, ob er mit einer eigenen Liste antreten wird.

Alte/neue GesichterEin Antreten bei der Wahl im Oktober hat das „Grünen-Urgestein“ Dr. Peter Pilz am 25. Juli bekannt gegeben. Er war beim Bundeskongress der Grünen in Linz von dem von ihm erwarteten Listenplatz gestrichen worden und hat daraus Konsequenzen gezogen. Nicht als Partei, sondern als [email protected] wird er am 15. Oktober antreten und Mitglieder um sich scharen: Fachleute aus bestimmten Themenbereichen wie zum Beispiel innere Sicherheit, Flüchtlingsfrage, Kinderrechte, Konsumen-tenschutz usw. Die FPÖ könnte Konkurrenz aus den früher eigenen Reihen bekommen. Der ehemalige FPÖ-Chef von Salzburg, Dr. Karl Schnell, überlegte zu Re-daktionsschluss noch, ob er mit seiner neuen „Freien

Partei Österreich“ (FPS) unzufriedene FPÖ-Wählerin-nen und Wähler um sich sammeln will. Aber auch an-dere Gruppierungen wollen ins Hohe Haus. Sie versu-chen nun, die für eine österreichweite Kandidatur not-wendigen 2.600 Unterstützungserklärungen zu sam-meln, die proportional auf alle Bundesländer verteilt sein müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es hier noch Über-raschungen geben wird, ist eher gering.

Die Frage nach möglichen KoalitionenWar vor den vorhergegangenen Wahlen noch halbwegs abschätzbar, welche Parteien nach der Wahl eine gemein-same Regierung bilden könnten, wäre das für 2017 wohl reine Kaffeesudleserei. Die einzige Vermutung, die man seriöserweise treffen kann, ist die, dass es – außer vielleicht Rot/Schwarz, Schwarz/Rot oder Schwarz/Blau – wahr-scheinlich drei Parteien brauchen wird, um eine Koalition stellen zu können. Denn selbst wenn die FPÖ nun auch für einen Teil der SPÖ als Partner denkbar wäre, ist dies aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich. Man kann auch nicht abschätzen, aus welchen politischen Lagern Peter Pilz seine Stimmen holen wird. Die Zeit der großen Mehr-heiten scheint jedenfalls vorbei zu sein, und je mehr Par-teien im Hohen Haus vertreten sind, umso schwieriger wird die Koalitionsfindung werden. ❰

Sitzung des Nationalrates am 17. Mai 2017 mit einer

Erklärung des Bundeskanzlers zu Regierungskrise und

Neuwahl. Am Rednerpult FPÖ­Obmann Heinz­

Christian Strache vor (v. r.) Bundeskanzler Mag.

Christian Kern (SPÖ), Vizekanzler und Justiz­

minister Dr. Wolfgang Brandstetter und Außen­minister Sebastian Kurz

(beide ÖVP).

Der ehemalige Grünen­ Abgeordnete Dr. Peter Pilz verkündete während einer Pressekonferenz, dass er mit der „Liste Peter Pilz“ zur Wahl antreten wird.

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Österreich an die Spitze bringen – dafür kämpft Bundeskanzler Christian Kern.

Aus Verantwortung für Österreich

D erzeit leben rund 565.000 ÖsterreicherInnen im Ausland. Ein Großteil davon in Deutsch-land (254.000), weitere 64.000 in der Schweiz,

35.000 in den USA, 25.000 in Großbritannien, 25.000 in Australien und Südafrika sowie 17.000 in Argentinien. Viele von ihnen haben im Ausland Erfolgsgeschichten geschrieben, die auch international Beachtung finden. Sie alle sind Aushängeschilder Österreichs, auf die wir stolz sein können und die den guten Ruf unseres Landes stärken.

Österreich an die Spitze bringen – mit dem Plan A der SPÖApropos stärken: Christian Kern und die SPÖ wollen unser Land so stark machen, dass wir wieder an die Spit-ze kommen. Mit dem Plan A und den darin enthaltenen Lösungen und Maßnahmen verfügen wir über ein um-fassendes Programm, das Österreich weiterbringt und dafür sorgt, dass die Menschen ihre Chancen auf ein geglücktes Leben wahrnehmen können.

Für einen attraktiven Standort ÖsterreichEin Anliegen von vielen ist, Unternehmensgründungen in der Heimat noch attraktiver zu machen. Das bringt Know-how und Investitionen aus dem Ausland, verhin-dert Brain-Drain und schafft Arbeitsplätze. Mit dem Start-up-Paket und der Anhebung der Forschungsprämie sind uns bereits wichtige Weichenstellungen gelungen, die Wachstum und Arbeitsplätze schaffen. Diesen Weg wollen wir fortsetzen – zum Beispiel mit Maßnahmen wie der Senkung der Lohnnebenkosten, der Stärkung von Forschung und Entwicklung und einer Ausbildung auf Topniveau. Wir wollen in Österreich ein Umfeld schaffen, in dem der sprichwörtliche Prophet im eigenen Land etwas gilt, ein Umfeld, das internationale Talente und Spitzenleute ins Land lockt. Arbeiten wir gemein-sam daran, dass unser kleines Österreich ein großer Player auf der Welt wird. Machen wir unser Land besser, erfolgreicher und gerechter – aus Verantwortung für Österreich und unsere Kinder. Darum geht es am 15. Oktober, dafür lohnt es sich, zur Wahl zu gehen.

Informationen über die Nationalratswahl für Auslands-österreicherInnen gibt es im BürgerInnenservice-Portal www.help.gv.at. ❰

Am 15. Oktober ist es so weit: Alle Österreicherinnen und Österreicher über 16 Jahren – egal ob sie in Tokio wohnen, in München arbeiten oder zwischen Eisenstadt und Wien pendeln – entscheiden mit ihrer Stimme über den künftigen Kurs Österreichs.

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Sebastian Kurz bei der Präsentation seiner

Ideen und seines Teams für die Neue Volkspartei

beim Bundesparteitag in Linz.

Die neue Volkspartei – Neue Wege für Österreich

W ir haben klare Vorstellungen, wohin sich Österreich entwickeln soll. Das bedeutet auch, Dinge so zu benennen, wie sie wirk-

lich sind, Probleme nicht länger schönzureden und Wahrheiten klar und deutlich auszusprechen, auch wenn sie unangenehm und unpopulär sein mögen. Das ist die Basis für jede Veränderung in unserem Land. Ein paar wichtige Themen kurz angesprochen, weitere Informatio-nen unter www.oevp.at.

Wir brauchen ein besseres SozialsystemWir geben für unser Sozialsystem heute zwar mehr aus als fast jedes andere Land der Welt. Mit den Ergebnissen können wir aber längst nicht mehr zufrieden sein. Die Gesamtausgaben steigen, die Qualität und Treffsicher-heit leider nicht. Bereits ein Drittel des österreichischen Budgets wird für Soziales aufgewendet. Trotz hoher Auf-wendungen für unser Sozialsystem sind mehr als 1,2 Millionen Menschen in Österreich armutsgefährdet.

Bildung als wichtige ZukunftswährungÜber ein Drittel der Schülerinnen und Schüler können nach der Volksschule nicht sinnerfassend lesen. Wir brauchen einen klaren Fokus auf fundierte Bildung mit Blick auf die Grundkompetenzen. So schaffen wir für Jugendliche die besten Startmöglichkeiten für ein soli-des Berufsleben und sichern unser soziales Unterstüt-zungssystem langfristig ab.

Gesundes und aktives Altern Die Lebenserwartung in unserem Land steigt erfreuli-cherweise und bringt Veränderungen sowie auch viele Herausforderungen in allen Bereichen unseres Lebens mit: von der Bildung über die Arbeitswelt bis hin zum

Sozial-, Pflege- und Gesundheitswesen. Diese positive Entwicklung des Älterwerdens erfordert auch ein größe-res Augenmerk auf die Gesundheitsvorsorge. Im Jahr 2030 werden 800.000 Menschen in Österreich pflege-bedürftig sein, daher müssen wir die Fragen der Pflege-finanzierung jetzt lösen, statt sie weiter zu ignorieren.

Wir regulieren zu vielIn Österreich wird zu viel reguliert. Die Regelungsdichte macht sich in fast allen Bereichen bemerkbar. Sie ist nicht nur tägliches Ärgernis für Unternehmer und Arbeitgeber, sondern schadet dem gesamten Standort und gefährdet dadurch Wachstum und Arbeitsplätze. Was es braucht, ist ein gesundes Augenmaß. Wir wollen weniger Regeln im Kleinen. Dafür muss bei großen Problemen stärker auf die Einhaltung bestehender Vorschriften geachtet werden.

Die Steuerlast ist zu hochMit einer Steuer- und Abgabenquote von aktuell 43,2 Prozent liegen wir im europäischen Spitzenfeld und deutlich vor Deutschland, wo die Quote nur 40 Prozent beträgt. Das Hauptproblem im österreichischen System: Es wird zuerst hoch besteuert, damit dieses Geld dann über ein scheinbar großzügiges und bürokratisches För-dersystem wieder verteilt werden kann. Es muss wieder möglich sein, sich in diesem Land durch eigene Arbeit etwas aufzubauen. ❰

Um für Österreich neue Chancen zu eröffnen, brauchen wir den Blick für die Herausforderungen unserer Zeit. Das bedeutet auch, dass wir uns vom alten System verabschieden und Politik anders gestalten müssen.

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AÖWB AKTUELL

Heinz­Christian Strache tritt als FPÖ­Spitzen­kandidat bei den Nationalratswahlen 2017 an.

Kurswechsel für Österreich

Österreich ist Teil der Europäischen Union. Wir beken-nen uns daher zu dem daraus resultierenden europäi-schen Weltbild und sind bereit, diese europäischen Wer-te zu verteidigen, und treten gleichzeitig für die Erhal-tung unserer Leitkultur ein. Wir wollen ein selbstbe-stimmtes, unabhängiges und vor allem sicheres Öster-reich in einem Europa der Vaterländer.

Österreich zuerst„Österreich zuerst“, dieser Grundsatz steht für eine klare und unmissverständliche Vermittlung der österreichi-schen Werte und Gesetze gegenüber Zuwanderern – egal ob es den Arbeitsmarkt oder das Sozialsystem betrifft, den Österreichern muss eine Vorrangstellung eingeräumt werden. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, den aus religiösen oder politischen Gründen verfolgten Men-schen politisches Asyl in Österreich zu gewähren, solan-ge ein Schutzbedürfnis besteht. Dem Asylmissbrauch hingegen muss ein Riegel vorgeschoben werden.Die Leistungsträger in unserem Land müssen endlich wieder an erster Stelle stehen. Dazu zählen die kleinen und mittleren Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen, dazu zählen Familien, die für den Fortbestand unserer Heimat sorgen, und dazu zählen auch Pensionisten, die unser Heimatland mit ihrer Arbeit aufgebaut haben. Was wir für unsere österreichischen Arbeitnehmer brauchen, sind Einkommen zum Auskommen. Österreich benötigt daher endlich ein stabiles Wirtschaftssystem mit Entlas-tungen für Familien und Klein- und Mittelunterneh-men. Zudem muss der Wirtschaftsstandort Österreich wieder attraktiver gestaltet werden, um so neue Unter-nehmen anlocken und neue Arbeitsplätze generieren zu können. Das bedeutet eine Senkung der Abgabenquote, eine grundlegende Reform des Kammerstaates, einen echten Bürokratieabbau und Befreiungsschlag für unsere Un-ternehmen, eine Erleichterung des Zugangs zum Unter-nehmertum, eine Senkung der Lohnnebenkosten und die sofortige Abschaffung der Kalten Progression.Fakt ist: Österreich benötigt einen dringenden politi-schen Kurswechsel, der nur mit der FPÖ möglich ist. Damit dies geschieht, müssen wir Freiheitliche Regie-rungsverantwortung übernehmen, um die Zukunft für unser Land und unsere Bürger sicherstellen zu können. ❰

N eben Sicherheit und Freiheit sind die Liebe zu unserer Heimat und den Menschen in unse-rem Land, die Pflege unserer Traditionen und

die Bewahrung unserer Werte und unserer Kultur die wichtigsten Leitlinien für unser Handeln als soziale, patriotische und politische Kraft in Österreich. Nur wer seine eigene Herkunft schätzt, kann auch andere Kul-turen aufrichtig achten und akzeptieren.

Sicherheit, Freiheit und Verteidigung unserer europäischen Werte – stabiles Wirtschaftssystem mit Entlastungen für Familien und Klein­ und Mittelunternehmen.

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Ulrike Lunacek: „Wir Grüne drehen bei aller Kritik an der EU

dem erfolgreichsten Friedensprojekt nicht

einfach den Rücken zu.“

Weltoffenes Österreich im Herzen Europas

D ie kommende Nationalratswahl am 15. Okto-ber ist für uns Österreicherinnen und Öster-reicher eine Richtungsentscheidung. Wollen

wir, dass unser Land mit einer blauen Regierungsbetei-ligung in Richtung von Orbáns Ungarn abdriftet, oder wollen wir ein weltoffenes, modernes Österreich inmit-ten einer Europäischen Gemeinschaft? Darum geht es in dieser Wahl. Wir Grüne kämpfen für ein solidarisches, ökologisches und proeuropäisches Österreich. Was mei-nen wir konkret damit?Weltoffen heißt für uns ein klares Bekenntnis zu Men-schen- und Grundrechten und zu Europa. Nur gemein-sam werden wir die Lösungen für die wichtigen gesell-schaftspolitischen Fragen unserer Zeit finden. Mit den Rezepten des 20. Jahrhunderts – Stichwort Nationalismus – werden wir nicht über uns hinauswachsen können.Unter solidarisch verstehen wir Grüne die Umverteilung von Vermögen von den oberen 10 Prozent an all jene, die sich zum Beispiel keine Wohnung oder keine menschen-würdige Pflege leisten können. Daher: Es braucht dafür die Wiedereinführung einer moderaten Erbschaftssteuer. Es braucht die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung, die Schwarz-Blau abgeschafft hat. Und es braucht faire Steuerabgaben – hier müssen internationale Konzerne endlich ihren Beitrag leisten. Auch die von uns seit Jahren geforderte Finanztransak-tionssteuer ist ein wichtiger Schritt für mehr Fairness in unserer Gesellschaft.Ökologisch ist die Zukunft. Der Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis 2050 – wie im Klimavertrag von Paris verankert – wird neue Chancen für unser Land bringen. Wir müssen sie jetzt ergreifen. Etliche innovative Ideen dazu schlum-mern in unserem Land. Es braucht dazu eine Senkung der Lohnnebenkosten. So werden aus Ideen saubere Arbeits-plätze. Es braucht auch einen Stopp der Milliardensubven-tionen für Diesel und Öl. So können öffentlicher Verkehr leistbar und die Umwelt sauber gehalten werden.

Nur ein starkes proeuropäisches Österreich hat auch Ge-wicht im Staatenverbund. Nicht alles, was vonseiten der EU beschlossen wird, befürworten wir Grüne. Deshalb drehen wir dem erfolgreichsten Friedensprojekt nicht einfach den Rücken zu. Wir arbeiten daran, dass wir eine EU gestalten, die auch für die sozialen Probleme ihrer Bürgerinnen und Bürger da ist. Dazu zählen auch faire Handelsbeziehungen. Dafür stehen wir Grüne. Liebe Auslandsösterreicherin-nen, liebe Auslandsösterreicher, jede Stimme zählt. Ich hoffe, Sie teilen meine positive Vision eines modernen und weltoffenen Österreich und schenken mir am 15. Oktober Ihr Vertrauen. ❰

Nur ein starkes Österreich kann im Staatenverbund der Europäischen Union die Herausforderungen meistern, davon ist die Grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek überzeugt.

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Perspektivenwechsel für Österreich

V om ersten Tag an haben die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit NEOS für ein Neues Öster-reich engagieren, einen Satz in den Mittelpunkt

ihres gemeinsamen Denkens und Tuns gestellt: „Politik ist der Ort, an dem wir uns ausmachen, wie wir gut mit-einander leben wollen.“ Angetrieben vom Ziel, ihre An-gelegenheiten wieder selbst in die Hand zu nehmen und sich unser Land zurückzuholen, haben so Tausende Frei-willige aus der Mitte der Gesellschaft in über zwei Mil-lionen Stunden mutige Zukunftspläne für Österreich

formuliert. Im NEOS-Wahlprogramm 2017 geben sie die Richtung für dringend nötige Weichenstellungen in den wesentlichen Bereichen unseres Lebens vor. Das gesamte Wahlmanifest können Sie unter www.neos.eu/manifest lesen.

Republik der Bürgerinnen und BürgerGemeinsam sind wir überzeugt, dass nur eine Radikal-kur das starre Machtkartell aufbrechen und jahrzehnte-lange Blockaden in zentralen Fragen lösen kann. Um Österreich vom alten Parteienstaat in eine moderne und weltoffene Republik der Bürgerinnen und Bürger zu ver-wandeln, suchen wir Lösungen immer aus dem Blick-winkel der Menschen – nicht der Parteien. Das Ergebnis sind 33 konkrete Schritte, die wir als politische Kraft in den kommenden Jahren setzen werden. Als Bürgerinnen- und Bürgerbewegung teilen wir neben diesen gemeinsamen Zielen auch gemeinsame Werte und Prinzipien, die wir unserer Politik voranstellen. Unser Grundsatz ist es, nicht nur neu, sondern vor allem weiter zu denken. Mut und Innovationskraft allein reichen für uns nicht aus, um positive Veränderungen und Verbesse-rungen auf den Weg zu bringen. Es braucht auch Vernunft und Verantwortung – und zwar umso mehr, je größer die Freiheit ist, in der wir miteinander leben wollen. Als einzige politische Bewegung wissen NEOS, dass Sie als Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher an Ihrer Heimat hängen. Auch Sie wollen mitbestimmen, welche Richtung das Land nimmt. Deshalb besteht Österreich für NEOS aus zehn und nicht neun Bundes-ländern. Ihre/n nächsten NEOS-VertreterIn finden Sie unter www.international.neos.eu.Im Namen unserer Bewegung für ein Neues Österreich lade ich alle Bürgerinnen und Bürger ein: Schmieden wir starke Allianzen und setzen wir am 15. Oktober gemein-sam ein Zeichen für Politik aus der Perspektive der Menschen! ❰

NEOS wissen, dass Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher besonders an ihrer Heimat hängen. Bei der Nationalratswahl am 15. Oktober geht es der Bürgerinnen­ und Bürgerbewegung um ihren Blickwinkel – und nicht den der Parteien.

NEOS­Vorsitzender Matthias Strolz will Chancen für alle statt Privilegien für wenige.

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Nationalratswahl 2017

jahr darauf geeinigt, noch in dieser Legislaturperiode eine Wahlrechtsreform in der Rechtsordnung zu veran-kern. Unmittelbar nach einer ersten diesbezüglichen Gesprächsrunde mit allen im Parlament vertretenen Par-teien wurden die Pläne für eine entsprechende Reform aber durchkreuzt. Durch den Beschluss, die Legislatur-periode vorzeitig zu beenden, wurden alle Bemühungen für eine Wahlrechtsreform in dieser Gesetzgebungspe-riode – noch vor der nächsten Nationalratswahl – ge-stoppt. Dies hat zur Folge, dass bei der bevorstehenden Nationalratswahl – was die Stimmabgabe durch Aus-landsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher betrifft – wieder das Auftreten der gleichen Probleme zu be-fürchten ist, die seit 1990 bereits bekannt sind und sich seit der generellen Einführung der Briefwahl nicht ge-bessert haben. Allerdings wäre die gesetzliche Veranke-rung einer Wahlrechtsreform noch vor der nunmehr für Oktober 2017 anberaumten Wahl faktisch unmöglich. Was die Gefahr einer erfolgreichen Anfechtung betrifft, wäre eine solche Reform mit Blick auf die Zeitknappheit bei der Vorbereitung der Durchführung der Wahl jeden-falls hochriskant gewesen.

Das Fristengefüge – auch 2017 ein ungelöstes ProblemDas BMI wird sich – wie schon seit langer Zeit bei jedem bundesweit durchzuführenden Wahlereignis – größte Mühe geben, den Abstand zwischen dem Zeitpunkt des Beginns der Versendung der Wahlkarten und dem Wahl-tag durch administrative Maßnahmen so groß wie mög-lich zu halten. Dennoch ist bei der bevorstehenden Wahl mit einer flächendeckenden Versorgung mit Wahlkarten durch die ausstellenden Gemeinden erst etwa vier Wo-chen vor der Wahl zu rechnen. Der Grund hierfür liegt in keiner Weise bei den Wahlkartenvor drucken. Die Formulare sind schon viele Wochen vor dem Wahltag gedruckt und wären versandfertig. Mit der Versendung der Wahlkarten muss jedoch zugewartet werden, bis die 39 unterschiedlichen amtlichen Stimmzettel (für jeden Regionalwahlkreis gibt es einen eigenen Stimmzettel) gedruckt sind. Diese können wiederum erst zur Verfü-

D ie durch Verfassungsgerichtshof-Erkenntnis notwendig gewordene Wiederholung des zweiten Wahlgangs der Bundespräsidenten-

wahl 2016 und die in der Folge wegen technischer Pro-bleme bei der Wahlkartenproduktion hervorgerufene Verschiebung dieser Wahl haben eine umfangreiche Diskussion über die Notwendigkeit einer größeren Wahlrechtsreform ausgelöst. Schon Mitte 2016 – zu ei-nem Zeitpunkt, als das Erfordernis einer Wiederho-lungswahl noch gar nicht sicher war – hat Bundesminis-ter Mag. Wolfgang Sobotka alle vom Vollzug des Wahl-rechts betroffenen Stellen, darunter auch den Auslands-österreicher-Weltbund, zu einem runden Tisch eingela-den. In der Folge wurden nach weiteren Gesprächsrun-den und einer umfangreichen Korrespondenz mit zahlreichen betroffenen Stellen alle im Bundesministe-rium für Inneres (BMI) gesammelten Vorschläge den Parlamentsklubs übergeben. Was man dabei wissen muss: Nach einem „ungeschriebenen Gesetz“ werden Änderungen im Wahlrecht so gut wie immer aufgrund von Initiativanträgen der Parlamentsklubs und nur höchst selten aufgrund von Regierungsvorlagen, d. h. aufgrund von Vorschlägen der betroffenen Ministerien, in die Wege geleitet.Unmittelbar nach der Wiederholung des zweiten Wahl-gangs der Bundespräsidentenwahl am 4. Dezember 2016 ging die Diskussion über eine Wahlrechtsreform weiter. Zentrales Thema hierbei war stets die Administration der Wahlkarten, insbesondere die Stimmabgabe mittels Briefwahl. Immer mehr kristallisierte sich heraus und wurde auch seitens des Bundesministers für Inneres mehrfach betont, dass eine Verlängerung des Zeitraums zwischen dem Beginn der Versendung der Wahlkarten an Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher und dem Wiedereinlangen nur durch eine Dehnung des Fristengefüges bewerkstelligt werden könnte. Hierbei wäre ausschließlich eine Vorverlegung der für einzelne Wahlen geltenden Stichtage zielführend.Ohne auf das Thema „Fristengefüge“ konkret einzuge-hen, haben sich die Regierungsparteien dann im Früh-

Zwei Wahlgänge der Bundespräsidentenwahl 2016, dann eine Wiederholungswahl und die Verschiebung dieser Wahl, ein halbes Jahr später der Beschluss, die Gesetzgebungsperiode zu beenden – für eine größere Wahlrechtsreform blieb da keine Zeit. Auch die Nationalratswahl 2017 wird daher wieder mit dem für Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher wenig hilfreichen Fristengefüge durchgeführt werden.Robert Stein

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Der 1956 errichtete Sitzungssaal des Natio­

nalrats, der im Zuge der in diesem Sommer

beginnenden Sanierung des Parlamentsgebäudes

völlig neu gestaltet wird.

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gung stehen, wenn ihr Inhalt aufgrund von Beschlüssen der jeweiligen Landeswahlbehörden und einem abschlie-ßenden Beschluss der Bundeswahlbehörde rechtlich fest-steht. Somit kann mit dem Drucken der amtlichen Stimmzettel erst in der ersten Septemberhälfte begonnen werden. Anders als bei anderen bundesweit stattfinden-den Wahlereignissen liegt die Herstellung der Stimmzet-tel bei Nationalratswahlen überdies nicht im Zuständig-keitsbereich des BMI, vielmehr sind die Ämter der Lan-desregierungen hierfür verantwortlich.

Probleme bei der Bundespräsidentenwahl 2016 unberücksichtigt geblieben?Oft wird die Frage in den Raum gestellt, ob sich nun-mehr die Probleme, die zur Wiederholung und in der Folge zur Verschiebung des zweiten Wahlgangs der Bun-despräsidentenwahl 2016 geführt haben, nicht wieder-holen könnten. Zu dieser Frage ist jedenfalls „Entwar-nung“ angesagt. Mit dem Wahlrechtsänderungsgesetz 2017 hat der Gesetzgeber mittels zielgerichteter „Repa-raturarbeiten“ schon im Vorfeld zur Wahl am 4. Dezem-ber 2016 für alle Arten von bundesweit abzuhaltenden Wahlereignissen die nötigen Schritte gesetzt, dass die Durchführung einer Wahl diesmal – hoffentlich – pro-blemlos stattfinden kann. Abgesehen davon, dass per Gesetz der Wegfall des Bezirks Wien-Umgebung in die Struktur der niederösterreichischen Stimmbezirke und Regionalwahlkreise umgegossen wurde, wurden zwei Neuerungen verankert, die zu einer reibungslosen Ab-wicklung der Nationalratswahl 2017 beitragen sollen:

Rolle der „Hilfspersonen“Hierbei handelt es sich um Bedienstete der Bezirks-hauptmannschaften und Magistrate, die nicht Mitglie-der von Wahlbehörden sind. Bezüglich der Auswertung der zur Briefwahl verwendeten Wahlkarten in den Be-zirkswahlbehörden wurde eindeutig klargestellt, dass „Hilfspersonen“ praktisch alle Arbeiten bei der Auswer-tung von Wahlkarten durchführen können, irreversible Handlungen – darunter fällt insbesondere das „Auf-schlitzen“ der zur Briefwahl verwendeten Wahlkarten – allerdings nur unter der Aufsicht des Gremiums „Be-zirkswahlbehörde“.

Technische Beschaffenheit der WahlkartenvordruckeAuf die zwischen 2010 und 2016 bei den Wahlkarten verwendete Abdecklasche, die es ermöglicht hat, den Namen eines Wahlkartenwählers oder einer Wahlkar-tenwählerin zu erfassen, ohne dass die Wahlkarte hierbei bereits geöffnet worden ist, wurde verzichtet. Es gelangen nunmehr wie seit 2008 – aber eigentlich schon seit 1990 – handelsübliche Kuverts (technisch korrekt ausgedrückt handelt es sich um Kuverttaschen) zur Verwendung, bei denen es denkbar unwahrscheinlich ist, dass sich der zur

Herstellung des Kuverts verwendete Klebstoff bei der Beförderung auflöst. Der Nachteil: Die Daten der Wäh-lerinnen und Wähler befinden sich auf der Außenseite des Kuverts, auch die Unterschrift für die eidesstattliche Erklärung. Den Kritikerinnen und Kritikern dieser Lösung muss einerseits entgegengehalten werden, dass die „Laschenlösung“ mit beträchtlichem Risiko verbun-den wäre und es fraglich scheint, ob es nach den 2016 gemachten Erfahrungen möglich gewesen wäre, entspre-chend spezifizierte Wahlkartenvordrucke mit den erfor-derlichen Sicherheitsanforderungen zeitgerecht zu ent-wickeln. Andererseits muss gesagt werden, dass sich eine Wahlkarte, sobald sie sich in einem Postkasten befindet, nur noch in die Hände von Personen gerät, für die stren-ge Verschwiegenheits- und Sorgfaltspf lichten gelten. Personen, die einer ausländischen Postverwaltung in diesem Zusammenhang nicht vertrauen können, haben aber immer noch die Möglichkeit, sich eines Überku-verts zu bedienen. In einem solchen Fall ist die kosten-lose Beförderung der Wahlkarte nach Österreich aller-dings nicht mehr möglich.Apropos kostenlose Beförderung: Nicht allzu oft, aber dennoch bei jeder Wahl werden an das BMI Beschwer-den herangetragen, dass ausländische Postverwaltungen sich weigern würden, eine nach Österreich zu befördern-de Wahlkarte ohne die Entrichtung eines Portos entge-genzunehmen. Für Probleme dieser Art bietet das BMI auch bei dieser Wahl gemeinsam mit der Österreichi-schen Post AG eine Hilfestellung an. Es können von der Homepage des BMI in mehreren Sprachen hergestellte Informationsblätter heruntergeladen werden. Sie sollen „Postlerinnen und Postlern“ im Ausland ausgehändigt werden, um sie darauf hinzuweisen, dass sie verpflichtet sind, österreichische Wahlkarten ohne die Einhebung von Portogebühren nach Österreich weiterzuleiten.

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•  Regionalparteiliste: 14 Prozent der Parteistimmen im Regionalwahlkreis

•  Landesparteiliste: 10 Prozent der Parteistimmen im Landeswahlkreis

•  Bundesparteiliste: 7 Prozent der Parteistimmen bundesweit

Neuerungen für Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher ab 2018Der Gesetzgeber hat sich bei der Beschlussfassung des Wahlrechtsänderungsgesetzes 2017 nicht nur auf die oben erwähnten „Reparaturen“ beschränkt. Vielmehr hat er für 2018 einige wichtige Neuerungen beschlossen, die auch Auslandsösterreicherinnen und Auslandsöster-reichern zugutekommen sollen. Die Änderungen stehen im Zusammenhang mit der Ein-führung des Zentralen Wählerregisters (ZeWaeR), das am 1. Jänner 2018 in Betrieb gehen soll. Neben zahlrei-chen Verbesserungen in der Administration der Wähler-evidenz, insbesondere was das Clearing von Häftlingen, aber auch von ins Bundesgebiet zurückgekehrten Aus-landsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern be-trifft, ist ein Kernbereich dieser Novelle besonders her-vorzuheben: Hierbei handelt es sich um die in Hinkunft geschaffene Möglichkeit, dass Volksbegehren nicht nur in der „eigenen“ Gemeinde, sondern in jeder Gemeinde unterstützt werden können und dass diese Möglichkeit auch vom Ausland aus besteht.Mit einer korrespondierenden Änderung der Bundesver-fassung hat der Gesetzgeber mit dem Wahlrechtsände-rungsgesetz 2018 die letzte – bisher durch Verfassungs-recht gebilligte – Ungleichbehandlung von Auslands-österreicherinnen und Auslandsösterreichern im Bereich des Wahlrechts und der direkten Demokratie beseitigt. Ab dem 1. Jänner 2018 werden Auslandsösterreicherin-nen und Auslandsösterreicher Volksbegehren in gleicher Weise unterstützen können wie Personen, die im Bun-desgebiet leben. Die Unterstützung aus dem Ausland wird ausschließlich online erfolgen, wobei zur Unterstüt-zung eine qualifizierte digitale Signatur notwendig sein wird. Interessierte Auslandsösterreicherinnen und Aus-landsösterreicher sollten sich daher schon jetzt um den Erwerb einer „Bürgerkartenumgebung“ – für Auslands-österreicherinnen und Auslandsösterreicher naheliegend im Weg eines Mobiltelefons – kümmern. Man kann schon jetzt mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch nach der Wahl wieder eine Diskussion über eine Wahl-rechtsreform zu verzeichnen sein wird. Es bleibt zu hof-fen, dass wenigstens in der nächsten Gesetzgebungspe-riode das Fristengefüge in einem für die Auslandsöster-reicherinnen und Auslandsösterreicher zuträglichen Ausmaß angepasst werden kann. BMI-Hotline für Fra-gen zur Wahl: +43/1/531 26-2700. ❰

www.bmi.gv.at/wahlen/

Vorzugsstimmen – ein Mirakel?Die Wählerinnen und Wähler erhalten bei der bevorste-henden Nationalratswahl einen großen amtlichen Stimm-zettel, mit dem nicht nur eine Partei gewählt, sondern gleich auf drei Ebenen Vorzugsstimmen vergeben werden können. Vorzugsstimmen für Bewerberinnen und Bewer-ber der (39) Regionalwahlkreise können durch Ankreuzen des Kreises neben dem auf dem Stimmzettel abgedruckten Namen vergeben werden. Vorzugsstimmen für Bewerbe-rinnen oder Bewerber, die auf einer der Landesparteilisten oder einer Bundesparteiliste aufscheinen, können durch Eintragen des Namens oder der Reihungsnummer in die entsprechende Rubrik auf dem Stimmzettel vergeben wer-den. Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher erhalten mit der Wahlkarte Unterlagen, aus denen die Namen und die Reihungsnummern sämtlicher Bewerbe-rinnen und Bewerber aller Parteien aller Ermittlungsebe-nen zu entnehmen sein werden. Wie kommt es zu einer Umreihung aufgrund von Vorzugsstimmen? – Bewerbe-rinnen und Bewerber werden von welchem Listenplatz auch immer auf den ersten Listenplatz (Ausnahme: eine andere Person hat noch mehr Vorzugsstimmen erzielt) umgereiht, wenn sie mit den erzielten Vorzugsstimmen folgende Schwellwerte überschreiten konnten:

25. Juli 2017: Stichtag (dieser Tag ist der Ausgangspunkt für die Berechnung zahlreicher Termine)18. August 2017, 17.00 Uhr: letztmöglicher Zeitpunkt für die Einbringung von Landeswahlvorschlägen bei den Landeswahlbehörden 24. August 2017: letztmöglicher Tag für eine für die Teilnahme an der National-ratswahl 2017 noch rechtzeitige Eintragung einer Auslandösterreicherin oder eines Auslandsöster reichers in die Wählerevidenz einer österreichischen Gemeinde 28. August 2017: letztmöglicher Zeitpunkt für die Einbringung von Bundeswahlvor­schlägen bei der Bundeswahlbehörde (ermöglicht die Teilnahme einer Partei am dritten Ermittlungsverfahren)19. September 2017: flächendeckende Versendung der Wahlkarten (Hinweis: Die Ausstellung einer Wahlkarte sollte so rasch wie möglich beantragt werden, sofern nicht bei der Beantragung der für zehn Jahre geltenden Eintragung in die Wählerevidenz ein sogenanntes „Wahlkarten­Abo“ mitbeantragt worden ist)11. Oktober 2017: letztmöglicher Zeitpunkt für die schriftliche Beantragung einer Wahlkarte (für Auslandsösterreicherinnen und Auslandösterreicher wird dies in der Regel viel zu spät sein)15. Oktober 2017: Wahltag: Damit eine Wahlkarte in die Ergebnisermittlung miteinbe­zogen werden kann, muss sie sich spätestens am Wahltag um 17.00 Uhr in den Händen einer Wahlbehörde befinden16. Oktober 2017: Auswertung der zur Briefwahl verwendeten Wahlkarten (darunter die Wahlkarten der Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher)19. Oktober 2017: Auswertung von Wahlkarten, die in einem regionalwahlkreis-fremden Wahllokal verwendet oder hinterlegt worden sind; Bekanntgabe eines vorläufigen Ender gebnisses31. Oktober 2017: Kundmachung des amtl. Endergebnisses durch die Bundeswahl behörde

Wichtige Termine für die Nationalratswahl 2017:

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Seit 16. Mai 2017 ist das Working­Holiday­ Programm zwischen Israel und Österreich in Kraft.

Working Holiday

N ach dem Schulabschluss und vor einer fixen beruf lichen Anstellung wollen viele junge Menschen die Möglichkeit noch nützen, um

ein paar Monate ins Ausland zu reisen. Dabei verbessern sie nicht nur ihre Sprachkenntnisse, sondern lernen auch neue Kulturen kennen und schließen Freundschaften. Dies stellt einen wichtigen Schritt in die Selbstständig-keit dar und ist auch eine gute Möglichkeit, den Hori-zont zu erweitern.

Was bedeutet Working Holiday?Zu diesem Zweck wurden vom Außenministerium ge-meinsam mit dem Sozialministerium „Working Holiday“-Programme geschaffen. Diese Programme ermöglichen es jungen Menschen, für sechs Monate ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten. Im Rahmen eines kulturell-touristischen Auslandsaufenthalts können sie spontan kurze, befristete Arbeitsverhältnisse eingehen und auch die Bildungseinrichtungen im Ausland nützen. Junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren sollen damit in der Lage sein, ihren Ferienaufenthalt teilweise selbst zu finanzieren, praktische Berufserfahrungen im Ausland zu sammeln und vom Bildungsangebot vor Ort zu pro-fitieren. Auslandserfahrungen und gute Fremdsprachen-kenntnisse sind wichtige Aspekte für einen erfolgreichen

Einstieg ins Berufsleben. Zudem wird mit diesen Pro-grammen das Verständnis für andere Länder und Kul-turen gefördert.

Austauschprogramm um Israel erweitertAnlässlich seines letzten Arbeitsbesuchs in Israel am 16. Mai 2016 unterzeichnete Bundesminister Sebastian Kurz ein solches Austauschprojekt mit Israel, das jungen Bürgerinnen und Bürgern aus Österreich und Israel im Alter von 18 bis 30 Jahren einen sechsmonatigen Aufent-halt im jeweiligen Land ermöglicht. „Österreich hat die Verantwortung, einen intensiven Austausch mit Israel zu pflegen. Dieses Programm er-möglicht es jungen Menschen, in Israel bzw. Österreich für einige Monate zu arbeiten. Damit werden die zwi-schenmenschlichen Beziehungen gestärkt, und zugleich kann Berufserfahrung gesammelt werden“, zeigte sich Bundesminister Sebastian Kurz über das Abkommen erfreut: „Somit werden unsere guten Beziehungen noch weiter gestärkt.“

Österreich im EU-SpitzenfeldDas Working-Holiday-Programm mit Israel ist am 16. Mai 2017 in Kraft getreten. Im EU-Vergleich befindet sich Österreich damit unter den Top 5 der Länder mit den meisten Working-Holiday-Partnerschaften. Bundes-minister Sebastian Kurz: „Wir wollen diese Programme weiter ausbauen und sind mit anderen Staaten in Kon-takt. Es zeigt das Interesse junger Menschen, andere Länder und Kulturen kennenlernen zu wollen.“ Die israelische Seite sieht in dieser Partnerschaft einen wichtigen Schritt zum Aufbau informeller Kontakte zwi-schen Jugendlichen. „Als Botschafterin Israels in Wien werde ich mich nachhaltig dafür einsetzen, dass diese Partnerschaft ein Erfolg wird. Das bestehende Interesse zeigt, dass junge Menschen in beiden Ländern zu begeis-tern sind, ihre Altersgenossen kennenzulernen und Be-rufspraxis im Ausland zu sammeln“, unterstreicht Bot-schafterin Talya Lador-Fresher die Vorteile der Partner-schaft. Nach Neuseeland (seit 18. 4. 2012), Südkorea (seit 17. 9. 2012), Taiwan (seit 2. 1. 2015), Hongkong (seit 2. 3. 2015) und Japan (seit 1. 7. 2016) handelt es sich mit Israel um das sechste Working-Holiday-Programm für Österreich. ❰

Neue Möglichkeiten für junge ÖsterreicherInnen für einen längeren Auslandsaufenthalt.

BUNDESMINISTERIUM FÜR EUROPA, INTEGRATION UND ÄUSSERES

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Botschafter Dr. Pehringer mit Generalgouverneur David Johnston (r.) bei der Überreichung seines Beglaubigungsschreibens.

N ach meinen letzten beruflichen Auslandser-fahrungen in den kleineren Ländern Däne-mark und Lettland stehe ich als Botschafter

in Kanada – dem flächenmäßig zweitgrößten Land der Welt – einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, die man aus Europa nicht kennt. Aus diesem Grund ist es mir ein besonderes Anliegen, auf unserem guten Netz-werk an Kontakten aufzubauen und trotz der Entfernun-gen innerhalb des Landes Anlaufstelle für die derzeit zirka 5.500 Auslandsösterreicherinnen und -österreicher in Kanada zu sein. Es ist mir wichtig, Möglichkeiten zum Austausch bei Veranstaltungen wie dem National-feiertagsempfang oder durch das vielfältige Angebot des Österreichischen Kulturforums zu bieten.

Österreich und Kanada sind seit Langem miteinander verbundenDie konsularischen Beziehungen reichen bis in das Jahr 1855/56 zurück, als in Halifax das erste österreichische Konsulat auf kanadischem Gebiet eröffnet wurde. 1902 kam es zur Eröffnung eines Berufskonsulats in Montreal. 1952 wurden diplomatische Beziehungen aufgenommen, woran dieses Jahr mit dem vom Generalgouverneur Ka-nadas ausdrücklich hervorgehobenen 65. Jahrestag erin-nert wurde. 1958 wurde schließlich die österreichische Botschaft in Ottawa eröffnet. Heute sind die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Kanada durch ein gemeinsames Engagement für Multilateralismus, inten-sive Handelsbeziehungen und wechselseitige Investitions-tätigkeit sowie verstärkte zwischenmenschliche Kontak-te – insbesondere in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Jugend – geprägt. Die in Kürze erwartete vorläufige Anwendung des umfassenden Wirtschafts- und Han-delsabkommens CETA zwischen der Europäischen Union und Kanada wird für beide Seiten weitere Mög-lichkeiten eröffnen.

Working Holidays in KanadaDie guten Beziehungen sollen durch das zwischen Öster-reich und Kanada angestrebte „Working Holiday Pro-gram“ weiter intensiviert werden. Mit dem Working-Holiday-Visum können junge Österreicherinnen und Österreicher sowie junge Kanadierinnen und Kanadier bis zu zwölf Monate lang einer entlohnten Beschäftigung im Kooperationsland nachgehen, um damit zur Finan-

zierung ihres Aufenthalts beizutragen. Es würde mich sehr freuen, wenn wir noch in diesem Jahr diese zusätz-liche Möglichkeit österreich-kanadischen Austauschs eröffnen könnten, um somit jungen Leuten eine Hori-zonterweiterung zu ermöglichen.

Österreichische Präsenz in KanadaFür die Betreuung der Auslandsösterreicherinnen und -österreicher stehen Honorargeneralkonsulate in Calga-ry, Halifax, Montreal, Toronto und Vancouver sowie Honorarkonsulate in Regina und Winnipeg zur Verfü-gung. Das Austrian-Canadian Council bietet eine wei-tere Anlaufstelle. Zudem sind 27 österreichische Univer-sitätslektoren, unter anderem am Wirth-Institut für öster reichische und mitteleuropäische Studien an der Universität Alberta in Edmonton, sowie zwei Gedenk-diener an kanadischen Einrichtungen tätig. Für wirt-schaftliche Belange steht außerdem das österreichische Außenwirtschaftscenter Toronto zur Verfügung. Kanada ist der fünftwichtigste Exportmarkt Österreichs in Übersee. Ungefähr 80 österreichische Firmen sind in Kanada vertreten. Kanadische Unternehmen haben ih-rerseits maßgebliche Investitionen in Österreich getätigt. Künftige Wachstumssektoren in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind beispielsweise erneuerbare Ener-gien und Umwelttechnologie. Österreicherinnen und Österreicher haben wesentlich dazu beigetragen, Kanada zu dem zu machen, was es heute ist: ein Land, das in internationalen Ranglisten oft einen Spitzenplatz einnimmt. Auf diesem Beitrag wollen wir heute aufbauen, Bewährtes fortführen und neue Bereiche der Zusammenarbeit erschließen. ❰

Dr. Stefan PehringerÖsterreichischer Botschafter in Kanada

BUNDESMINISTERIUM FÜR EUROPA, INTEGRATION UND ÄUSSERES

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Alpine Rinderrassen wie das Tux­Zillertaler Rind

konnten vor dem Aus ­ sterben bewahrt werden.

Alte Nutztierrassen: Lotte und Co.

E in Kräftemessen gibt’s immer“, sagt Maria Kar-ner schmunzelnd, als sich zwei steirische Baby-Scheckenziegen blitzschnell ineinander verha-

ken. Und sie seien stets bereit, Grenzen auszutesten. Einmal hätten sich die Ziegen ein kleines Loch unter dem Zaun gegraben, um die grüne Wiese auf der ande-ren Straßenseite zu kosten, ein andermal seien die mun-teren Tiere mit großem Appetit über den Kräutergarten hergefallen. Wandert man über den ARCHE-Hof „Zur Grube“ in Podersdorf, flankiert einen sogleich Lotte, die älteste Goaß, auf Schritt und Tritt. Wenn zwei Men-schen miteinander sprechen, schiebt sie ihren Kopf da-zwischen. Gemächlich grast neben den Scheckenziegen ein Esel, und dazu flitzen noch Sulmtaler Hühner über den Hof. Diese heute vom Aussterben bedrohte Rasse erfreute sich schon auf den Tellern am Kaiserhof großer Beliebtheit – aufgrund ihrer ausgezeichneten Fleischqua-lität. Nur einen Blick erhascht man auf die anmutigen braunen Zackelschafe mit ihren Schraubenhörnern, die wie Korkenzieher vom Kopf abstehen. Die scheuen Tie-re fliehen, nur zwei kohlrabenschwarze Jungtiere mit Baby-Hörnern in einem kleinen Gehege, einem soge-nannten „Lämmerschlupf“, kann man aus der Nähe betrachten und streicheln. Ihre Schraubenhörner sind erst einige Zentimeter lang.

Heimische Artenvielfalt erhalten Am ARCHE-Hof leben derzeit 60 Tiere, erzählt Maria Karner, für die Milchproduktion blieben dauerhaft aber nur rund 30 Tiere. Die Wahlbäuerin, die alte Nutztier-rassen züchtet, ruft sie alle beim Namen und kennt ihre Persönlichkeit – Pünktchen, Lotte, Rosi, Linda und die ausgeglichene Dolores ... Die Jungböcke heißen Tilly und Hirsi, die sich eifrig ins Zeug legen und eine hübsche Kinderschar gezeugt haben. „Jedes Tier hat seinen eige-nen Kopf, und sie sind immer auf der Hut“, sagt Karner.

Zuerst war die studierte Philosophin und Publizistin im Weinmarketing tätig, bevor sie und ihr Mann, der Steuer berater Julius Karner, vor rund zehn Jahren das alte Ursprungsfamilien-Weingut vom Bruder übernah-men. „Es war eigentlich nicht im Plan, einen Heurigen-ausschank zu machen“, sagt die ARCHE-Hof-Betreibe-rin, „Wir wollten einen Streichelzoo für Kinder, unsere Tochter hatte sich ein Pony gewünscht.“ Eine Ziege sollte quasi nur als „Gesellschafterin“ dazukommen. Es sollte anders kommen.Familie Karner interessierte sich für alte, früher in Öster-reich ansässige Tierrassen, deren Bestand stark dezimiert war. Der Grund: Der enorme wirtschaftliche Druck hatte zu einem Wandel geführt, der mit einem Verlust an Rassenvielfalt einherging. Zuerst nahmen die Karners Zackelschafe auf, die sehr widerstandsfähig sind und mit

Von 1900 bis 1983 hat sich die Zahl österreichischer Rinderrassen von 35 auf fünf dezimiert. Der Verein ARCHE Austria zur Erhaltung seltener Nutztierrassen erhält vom Aussterben bedrohte alte Tierrassen.Veronika Krenn

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Temperaturen von minus 20 Grad Kälte bis plus 40 Grad Wärme fertig werden. Danach holte man steirische Scheckenziegen dazu: „Das Interessante an den Schecken-ziegen ist, dass sie ganz unterschiedlich sind. Die können schwarz-weiß sein, schwarz-braun-weiß oder ganz braun.“ Die Mutter zweier Söhne und einer Tochter er-zählt, dass es im Burgenland kaum mehr Ziegenhalter gibt, „nur mehr zur Hobbyhaltung“. Auch Krainer Stein-schafe sind auf dem Hof.

Wider die HochleistungspolitikUm als ARCHE-Hof anerkannt zu werden, muss man einige Voraussetzungen zu erfüllen, etwa mindestens drei unterschiedliche Rassen züchten. Maria Karner er-zählt, dass sie und ihr Mann alte Rassen und keine Hochleistungstiere züchten wollten. Sie meint, dass das Schöne die Vielfalt sei: „Natürlich, in der Leistung sind die Scheckenziegen nicht so wie Saanenziegen, aber sie sind Mehrnutzungstiere, sowohl für Milch als auch für Fleisch. Vom Aussterben bedroht sind sie, weil sie weder richtig viel Fleisch noch viel Milch haben. Aber natürlich sind die Hochleistungstiere viel anfälliger.“ Die alten Rassen seien genügsamer, auch wenn das Heu, wie im steppenartigen Burgenland, schon sehr trocken ist. Der ARCHE Austria Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen feierte im vergangenen Jahr sein 30-Jah-re-Jubiläum. In der Festschrift zu diesen Feierlichkeiten beklagt der Obmann des Vereins Thomas Strubreiter, dass „globalisierte Milchseen und Fleischberge“ ein so niedriges Preisniveau erzeugt haben, dass die meisten österreichischen Landwirte nicht mehr mithalten könn-ten. Er erzählt darin, wie zuerst eine Handvoll Menschen gegen das Rassensterben aufbegehrten. 1986 wurde des-halb die ARCHE Austria – damals noch „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ – gegründet, da man die Einzigartigkeit der heimischen Rassen erhalten wollte. In seinem Leitbild bekräftigt der Verein, dass „Biodiversität eine zentrale Bedeutung für die Schönheit und die Fortdauer unseres Lebens hat“. Das Vereinsziel sei die Erhaltung der Rassenvielfalt und damit der genetischen Vielfalt in der Landwirtschaft.

Alpine Rinderrassen und BrillenschafeLaut Gründungsobmann Karl Krachler waren um 1900 noch zirka 35 Rassen vorhanden und 83 Jahre später nur fünf Rinderrassen, die herdebuchmäßig erhalten und gezüchtet wurden. Damals habe man Bauernhöfe abge-klappert, um alte Rassen zu finden: Es fanden sich alpi-ne Rinderrassen, etwa Tux-Zillertaler, ebenso wie Pinz-gauer Ziegen. In Kärnten fand man drei Landwirte, die einzelne Tiere der Rasse Kärntner Blondvieh hatten. Die Saualmer Stiere Xaver und Hannes taten das ihre und retteten das Erbgut. Im Kapruner Almgebiet wurden Brillenschafe gefunden und Herden gegründet, auch

„Alte Rassen sind genüg samer und weniger anfällig für

Krankheiten.“

Maria Karner

Steirische Scheckenziegen und Zackelschafe zeugen von

entschleunigter Tierzucht.

einzelne Steinschafe fand man. Der Verein schreibt in seiner Festschrift, dass allein in Österreich über 40 Nutz-tierrassen gefährdet sind.Was zeichnet alte Nutztierrassen gegenüber den neuen Rassen aus? Frau Karner kann davon ein Lied singen: Sie leiden viel seltener an Krankheiten, sind sehr anpassungs-fähig und haben ein langsameres Wachstum, weswegen die Fleisch- und Milchqualität dementsprechend hoch ist. Einfach sei es jedoch nicht, meint Maria Karner, als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb, da die Vorgaben zunehmend erst für Großbetriebe umsetzbar sind. Gera-de erst mussten die ARCHE-Hof-Bauern den Heurigen-betrieb verkleinern, da ab einer gewissen Anzahl an Sitzplätzen ein kostenintensiver Umbau nötig wäre. Erst durch die zusätzliche Zimmervermietung beim wunder-schönen alten Bauernhaus des ARCHE-Hofs „Zur Gru-be“ komme man halbwegs in den grünen Bereich. Aber trotz aller Anstrengung kann Maria Karner sich keinen besseren Job vorstellen als mit ihren Tieren, denn: „Fad wird einem nie, denen fällt immer etwas ein.“ ❰

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Rote Walze und Karmeliterrenette

K ennen Sie noch den Lavanttaler Bananenapfel? Sagt Ihnen die Steirische Schafsnase etwas? Beides sind Apfelsorten, die heute zwar in kei-

nem Supermarkt mehr zu finden sind, aber auf Bauern-märkten und in Biogärtnereien durchaus wieder ange-boten werden. Denn die Nachfrage nach Obst- und Gemüsesorten abseits von Granny Smith und Jonagold oder der handelsüblichen Kartoffel Ditta steigt wieder. Der Lavanttaler Bananenapfel beispielsweise war schon Ende der 1880er-Jahre auf dem Wiener Naschmarkt er-hältlich. Einige Jahre zuvor war diese Apfelsorte unter dem Namen „Mother“ aus Amerika ins Lavanttal impor-tiert worden und erfreute sich bald großer Beliebtheit. So fand er seinen weiteren Weg bis auf den Wiener Naschmarkt, damals noch ein Großmarkt mit einer un-überschaubaren Sortenvielfalt. Schon einhundert Jahre später allerdings konnte sich kaum jemand mehr an den Lavanttaler Bananenapfel erinnern.Vor rund 150 Jahren erreichte die Sortenvielfalt bei den Nutzpflanzen einen Höhepunkt. Der Mensch hatte über Jahrtausende hinweg Selektion und Züchtung betrieben – und bei mancher wohlschmeckenden Entdeckung spielte ihm auch der genetische Zufall in die Hand. Es ging immer schon darum, das bestschmeckende und ertragreichste Ergebnis zu erzielen – für die Sortenvielfalt war das aber die längste Zeit kein Hindernis. Erst mit industrieller Landwirtschaft, mit Monokultur und dem Bestreben nach marktkonformen, einheitlichen und ge-winnbringenden Produkten nahm die Vielfalt der Sorten und Arten rapide ab. Seit den 1960er-Jahren sind Uni-formität und Quantität die wichtigsten Kriterien bei der Obstzüchtung. Sorten, die leicht Druckstellen bekom-men oder andere kleine Makel haben, werden im Super-markt deshalb meist gar nicht mehr angeboten. An die 3.000 benannte Apfelsorten gibt es in Österreich, viele

weitere Sorten sind bisher noch unentdeckt geblieben. Jene Äpfel, die wir im Handel finden, sind allerdings auf nur fünf Muttersorten zurückzuführen.

Bedrohte VielfaltIn den vergangenen 100 Jahren hat die Menschheit durch die monokulturelle Landwirtschaft zwei Drittel der landwirtschaftlichen Vielfalt verloren – mindestens. Denn diese Angabe stammt vom „World Food Day“ der FAO (UN Food and Agriculture Organization) aus dem Jahr 1993. Auch die Gentechnik, die Saatgutmonopole und der Klimawandel gefährden weltweit das Saatgut-erbe. Und selbst jene Arten, die nicht verschwunden sind, wurden für Jahrzehnte aus dem Supermarktregal gedrängt: Der Mangold musste dem Spinat weichen, die Pastinake der Kartoffel. Dass man beides mittlerweile wieder im „Regional“-Regal in fast jedem Supermarkt findet, ist eigentlich eine beruhigende Entwicklung. Grund für die gestiegene Nachfrage nach „alten“ Sorten ist auch ein zunehmendes Bewusstsein dafür, dass mit der Arten- und Sortenvielfalt auch ein menschliches Kul-turgut unwiederbringlich verlorengeht. In Österreich hat hier vor allem der Verein „Arche Noah“ in den vergan-genen fast 30 Jahren viel Bewusstseinsarbeit geleistet. Dank der Arche Noah kennen wir wieder Apfelsorten wie die Rote Walze, die Karmeliterrenette oder den Mi-nister von Hammerstein.

Arche Noah1989 gründeten Gärtner, Bauern und einige Journalisten die Arche Noah mit dem Ziel, bedrohtes Saatgut von Kulturpflanzen zu retten. „Gesellschaft für die Erhal-tung der Kulturpflanzenvielfalt und ihre Entwicklung“, so lautet der volle Name des Vereins mit Sitz im nieder-österreichischen Schiltern. Kernstück der Arche Noah ist eine Samendatenbank mit rund 6.000 verschiedenen Kulturpflanzensorten. Allein 170 verschiedene Erdäp-felsorten lagern hier. Von Beginn an wurden schwer-punktmäßig Obst- und Gemüsesorten gesammelt, doch es gibt auch Samen von Getreide, Hackfrüchten, Kräu-tern oder Faser- und Färbepf lanzen – nicht nur aus Öster reich, sondern auch aus vielen mittel- und südeuro-päischen Ländern. Die Arche Noah ist heute eine der größten europäischen Samendatenbanken.

Tausende verschiedene Obstsorten wachsen in Österreich. Nur ein Bruchteil von ihnen schafft es allerdings ins Supermarktregal. In Zukunft könnte sich das ändern, denn die Nachfrage nach traditionellen Sorten steigt.Hanna Ronzheimer

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Auf den Märkten wird bereits eine breite Sortenvielfalt angeboten.

Das Sammeln und Archivieren ist allerdings nur ein Teil der Arbeit der Arche Noah. Der Verein betreibt in der Nähe des niederösterreichischen Langenlois an der Gren-ze zwischen Wein- und Waldviertel auch einen sehr le-bendigen und blühenden Schaugarten mit den alten Pflanzen. Aus den Blüten wird wiederum neues Saatgut gewonnen. So wird Saatgut vor dem Aussterben bewahrt und gleichzeitig mit Schautafeln und Führungen ein Ein-blick in die Vielfalt gegeben, die wir einmal hatten – und der wir vielleicht in Zukunft wieder ein Stück näher kom-men möchten. Denn Saatgut und Jungpflanzen, Obst-bäume und Beerenstrauchraritäten werden in Geschäften vor Ort und in Wien auch zum Verkauf angeboten. Über 50 verschiedene aromatische Basilikumtypen konnte man beispielsweise zur Frühjahrssaison im Schaugarten sehen und erwerben. In Kursen und Seminaren wird das traditionelle Wissen über die Erhaltung und Nutzung der verschiedenen Sorten weitergegeben.

ObstsammlungDer Himbeerapfel von Holovous, die Ananasmarille oder die Mieze Schindler – all das sind keine Fantasie-namen, sondern reale Obstsorten. Benannt wurden sie oft nach ihren Findern oder Züchtern. Jede Sorte hat einen ganz eigenen Geschmack. Auch das ist ein Grund für die Erhaltung der Artenvielfalt: Sie bewahrt uns vor der geschmacklichen Einöde. Jahr für Jahr wächst der Obstbestand der Arche Noah übrigens – um die 40 neue Obstsorten findet das Team jährlich. Oft stammen sie von alten Bäumen, die in den nächsten Jahren absterben werden. Denn die uns bekannten traditionellen Obst-wiesen sind meist um die hundert Jahre alt – so alt, wie die Bäume normalerweise werden. Höchste Zeit also, die Samen zu retten. Auf den speziellen Obsterhaltungswie-sen der Arche Noah finden sie ein neues Zuhause. Der Verein ruft auch die Bevölkerung dazu auf, Sorten auf-

merksam zu beobachten, mit den Listen der Arche Noah abzugleichen und, falls sie dort nicht auftauchen, diese Sorten vorbeizubringen. Auch das Team der Arche Noah selbst zieht im Herbst aus, um neue Sorten zu finden. Denn nur wenn die Früchte reif sind, lassen sich auch die Sorten bestimmen.

ExpertenwissenViel Wissen über alte Obstsorten stammt von Pomolo-gen, also Obstbaukundlern, die bis Mitte des 20. Jahr-hunderts Obst beschrieben, zuordneten und mit Zeich-nungen und Texten ihr Wissen in sogenannten Pomolo-gien, dicken Büchern mit wissenschaftlichen Sortenbe-schreibungen, veröffentlichten. Mit solchen Publikatio-nen lassen sich heute noch alte Sorten abgleichen und Früchte eines bisher unbekannten Baums identifizieren. Doch von manchen lokalen Sorten existieren nur einige wenige Bäume, sie sind daher nirgendwo aufgelistet. Eine solche Sorte ist der „Köstliche Langstiel“, ein Apfel, von dem es laut Arche Noah nur noch einen einzigen Baum in der freien Natur gibt und der erst nachträglich seinen Namen erhielt. Erst jüngst hat die Organisation mehrere Jungbäume gezüchtet und ausgepflanzt, um den Bestand zu retten.

Sortensicherung Die Sicherung neu gefundener Sorten erfolgt bei Arche Noah in mehreren Schritten. Im Winter werden die Bäu-me veredelt. Außerdem werden sie auf den speziellen Obsterhaltungswiesen der Arche Noah ausgepflanzt. So ist die Sorte auch dann gesichert, wenn der Mutterbaum abstirbt. Auf drei solchen Obsterhaltungswiesen stehen insgesamt 250 Obstbäume. Doch erst wenn fünf Bäume von einer Sorte an verschiedenen Standorten wachsen, gilt der Bestand als gesichert.

Mostbirnen und Beeren gefährdetEin Beispiel für ein stark gefährdetes Obst in Österreich ist die Mostbirne. Ihre Zahl nimmt drastisch ab, auch wenn immer noch viele alte Mostbirnenbäume in Öster-reichs Gärten herumstehen. Auch hier ist die Arche Noah aktiv: 34 Sorten hat man bereits aus Kärnten ge-sammelt und vermehrt, weitere seltene Sorten aus dem Mostviertel werden im kommenden Jahr ausgepflanzt.Auch die Beerensammlung ist beachtlich: Rund 80 Sorten umfasst die Sammlung der Arche Noah. Eine davon ist die Erdbeersorte Mieze Schindler, eine hoch aromatische Erdbeere, die im Jahr 1925 von einem Professor Schindler gezüchtet und nach seiner Frau benannt wurde. Den Marktkriterien entsprach sie nie – zu wenig Ertrag, zu wenig Transportfestigkeit. Allein ihr Aroma und ihr Ge-schmack machen sie allerdings zu einem Erdbeer-Super-star, dem die Arche Noah gegenwärtig wieder zu ein wenig Ruhm und Gartenpräsenz verhelfen konnte.

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Genbanken in den BundesländernUm alte vergessene, wiederentdeckte, aber auch um neue Sorten kümmern sich in Österreich auch das Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg, die Univer-sität für Bodenkultur in Wien und staatliche Genbanken in den Bundesländern. Auch im Burgenland gibt es mitt-lerweile eine eigene regionale Obstsortengenbank mit einem angeschlossenen Obstsortengarten am Obstpara-dies-Hof der Familie Lendl in Neuhaus am Klausenbach, der südlichsten Gemeinde des Burgenlandes. Das Pro-jekt „Sortengarten“, initiiert vom Österreichischen Na-turschutzbund Landesgruppe Burgenland (ÖNLB), umfasst derzeit 155 Apfelsorten, 34 Tafelbirnen, 18 Mostbirnen, 34 Kirschsorten, 10 Marillen und 14 Pflau-men und Zwetschken. Die Sammlung gehört zu den größten Sortenerhaltungsgärten in Österreich, erfasst werden Kern- und Steinobstsorten aus dem gesamten Burgenland. Auch von der Arche Noah wurden mehrere Steinobstsorten zugekauft, die es im Burgenland nicht mehr gibt, die aber traditionellerweise hierher gehören. Auch hier im Burgenland erfüllt die Erhaltungsanlage für alte Sorten gleich mehrere Zwecke: Die Sorten und das Wissen über sie werden gesichert. Und die Wiesen sind, ausgestattet mit Schautafeln und Spazierwegen, ein Erholungsort für Interessierte und Naturliebhaber, die sich auch gleich mit Obst und Obstprodukten eindecken können. Am Obstparadies-Hof wird ein umfangreiches Programm für Besucher rund um den Sortengarten und den Streuobstbau angeboten, in der „Mostothek“ werden Qualitätsmoste präsentiert.

Argumente für die SortenvielfaltDie Vielfalt ist eine Schatzkammer, die letztendlich un-sere Ernährung und auch unseren gesellschaftlichen Frieden sichert. Denn wenn wenige Konzerne die Macht über ein paar verbliebene Saatgutsorten haben, sind Kleinbauern in der Abhängigkeit. Sortenvielfalt gewähr-leistet aber auch, dass unsere Landwirtschaft sich an veränderte klimatische Bedingungen oder neue Schäd-lingssorten anpassen kann. Sie macht es möglich, dass

Geschmacklich, aber auch gesundheitlich

ist Vielfalt von Vorteil.

auch in entlegenen Gegenden unter extremen Bedingun-gen noch Kulturpflanzen wachsen, von denen sich der Mensch ernähren kann. Je vielfältiger das Ökosystem ist, desto stabiler ist es auch. Und letztendlich ist die Nutz-pflanzenvielfalt auch Teil unserer Kultur. Typische Ge-richte, Bräuche, Feste, Traditionen und lokales Wissen gehen verloren, wenn die Pflanzen verschwinden. Schon heute machen nicht viel mehr als 100 Kulturpflanzenar-ten 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelernte aus. Kennen tun wir aber weltweit mehr als 4.800 Arten.Damit seltene Sorten aber letztendlich überleben, müs-sen sie auch weitergepflanzt und gegessen werden. Bau-ern- und Wochenmärkte müssen sie anbieten und be-kannt machen. Das geschieht mittlerweile auch ver-mehrt: Auf Biomärkten in Wien, aber auch auf dem Land sind sogenannte „alte Sorten“ wieder vertreten. Den Steirischen Maschanzker etwa findet man auf die-sen Märkten bereits vereinzelt. Und der ebenfalls wieder zu findende Apfel Sternapi soll, soweit sich das belegen lässt, zu den ältesten Sorten überhaupt zählen und bis in die Römerzeit zurückgehen. Dagegen ist der Lavanttaler Bananenapfel ein Teenager unter den „alten Sorten“. ❰

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Einkorn zählt zu den ältesten domestizierten Getreidesorten.

Vom Toastbrot zur Dinkelsemmel

D ie Weizenwampe“, so heißt die deutsche Übersetzung eines amerikanischen Bestsellers aus dem Jahr 2011. Der Herzspezialist Wil-

liam Davis stellt darin die Behauptung auf, dass Weizen ein Krankmacher sei. Das Getreide mache dick, löse Entzündungsreaktionen im Körper aus, steigere den Appetit, und nicht zuletzt sei das in hohen Mengen ent-haltene Gluten besonders ungesund. Der Autor plädiert daher für eine weizenfreie Diät.Viele der Behauptungen von William Davis wurden bereits widerlegt. So ist etwa Gluten für gesunde Men-schen nicht schädlich, wie eine aktuelle US-Langzeit-studie belegt. Glutenverzicht ist für gesunde Menschen laut der Studie auch nicht empfehlenswert. Auch die übrigen Kritikpunkte an Weizen werden mittlerweile von vielen Wissenschaftlern als undifferenziert und ten-denziös abgetan. So gibt es bis heute keinen wissen-schaftlichen Beweis dafür, dass Weizen in einem spezi-ellen Zusammenhang mit Übergewicht und dessen Folgen steht.

WeizenmonopolDennoch, eines mag richtig sein: Von den unzähligen Getreidesorten, die unsere Landwirtschaft einst zu bie-ten hatte, ist in der industrialisierten Zeit vor allem der Weizen übriggeblieben. Und zwar nicht weil er so be-sonders viele gesunde Inhaltsstoffe enthält, sondern weil er leicht zu verarbeiten und ertragreich ist. In den ver-gangenen 50 Jahren wurde Weizen so gezüchtet, dass der Ertrag um beinahe das Doppelte gestiegen ist. Ei-gentlich gäbe es allein an Weizensorten an die hundert verschiedene. Für die industrielle Züchtung sind aber lediglich einige wenige interessant. Wenn heute von Weizen die Rede ist, ist meist Weichweizen gemeint, die am meisten eingesetzte Weizenart. Auch Emmer, Ein-korn, Hartweizen und Dinkel gehören aber im weiteren Sinn zur Weizenfamilie. Im Vergleich zu Roggen, der früher sehr verbreitet war, ist Weichweizen eigentlich

Alte Getreidesorten sind wieder gefragt. Die Vielfalt ist gut für die Natur, aber auch für die menschliche Gesundheit.Hanna Ronzheimer

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Emmer kommt ursprünglich aus

dem Nahen Osten.

eine recht anspruchsvolle Pflanze. Erst durch Züchtun-gen ab Mitte der 1960er-Jahre wurde er winterhart und derart ertragreich gemacht.

Alte Sorten neu geborenAls Antwort auf die seit Jahrzehnten recht einseitige Weizenernährung, aber auch in Sorge wegen gentech-nisch verändertem Mais, Raps oder Sojabohnen steigt das Interesse an neuen „alten“ Getreidesorten auch in Österreich. Vor allem Emmerkorn, Kamut, Dinkel, Roggen – früher das beliebteste Korn überhaupt, denn es ist winterfest und hält lange satt – und Einkorn erle-ben eine Wiedergeburt. Vom „Arme Leute“-Korn sind sie zum teuren Superfood aufgestiegen. Auch alte Wei-zensorten, etwa Purpurweizen, oder der Waldstauden-roggen, sind wieder gefragt. Viele von diesen Sorten sind allerdings auf dem Züchtungsstand des 19. Jahrhun-derts stehengeblieben. Dort setzt man heute mit der Weiterentwicklung an.

Das UrkornEmmer und Einkorn sind sogenannte „Urkörner“. Aus ihnen haben sich die anderen Getreidearten entwickelt. Emmer (auch Zweikorn genannt) zählt gemeinsam mit Einkorn zu den ältesten Getreidearten. Kultiviert wur-den beide bereits 8000 bzw. 7000 vor unserer Zeitrech-nung. Auch bei Ötzi, der Gletschermumie aus der spä-ten Jungsteinzeit, die im Jahr 1991 in den Südtiroler

Alpen gefunden wurde, fand man Einkorn. Emmer hat kleine und kurze Ähren, viel kürzer als zum Beispiel Dinkel. Sie bestehen nur aus zwei Körnerreihen. Wei-zenkörner wachsen dagegen vierzeilig und bringen somit viel höhere Erträge. Außerdem fallen bei den Ähren des Emmers auch noch 33 Prozent an Spelz weg, die kleinen, harten Blätter, die das Korn umhüllen. Auch Dinkel zählt zu den ältesten Getreidesorten und wurde schon 5000 vor Christus angebaut. Er dürfte durch Mutation noch älterer Arten wie Hartweizen, Emmer oder Einkorn entstanden sein. Dinkel ist fettig und kraftvoll und gilt als leichter verträglich als alle anderen Körner. Bereits Hildegard von Bingen, die be-rühmte Universalgelehrte aus dem Mittelalter, schwärm-te vom Dinkel als „das beste Getreide, fettig und kraft-voll und leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und berei-tet ihm gutes Blut.“ Im 17. Jahrhundert wurde aus der Not heraus Grünkern entwickelt. Damals drohte die Ernte noch vor der Reife zu schimmeln, und so wurde Dinkel grün geerntet und getrocknet. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren Dinkel und Roggen das wich-tigste Brotgetreide, wurde dann aber im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft vom Weichwei-zen verdrängt. Weichweizen war zwar weniger robust und weniger nährstoffreich, aber er ließ sich einfacher züchten. Auch machte Weizen die Teige und Brote viel voluminöser.

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Umstieg auf alte SortenAuch hierzulande sind bereits einige Landwirte umge-stiegen und gehen mit ihrem Anbau wieder zurück zu den Ursprüngen der Landwirtschaft. Ein gutes Beispiel für einen Aussteiger bzw. Umsteiger auf die Bioland-wirtschaft ist der Mühlviertler Bauer Hans Gahleitner. Der heute fast 80-Jährige ist schon auf dem Ebnerhof in Arnreit aufgewachsen, den er heute noch bewirtschaftet. Seine Eltern betrieben Intensivwirtschaft und experi-mentierten mit Kunstdünger. 1977 stieg Gahleitner aus der Intensivwirtschaft aus und gründete 1988 zuerst einmal den Biobauernverband „Erde und Saat“. Nur wenige Jahre später ging er noch einen Schritt weiter und gründete die „Bio-Saatgut“-Gesellschaft Arnreit. Sein ehrgeiziges Ziel: seltene Getreidesorten zu züchten. Und zwar als Autodidakt. Hans Gahleitner ist heute bekannt dafür, dass er die uralte und sehr mühevolle Art der Selektion betreibt. Er wählt aus einer Ernte die je-weils vielversprechendsten Körner aus und vermehrt sie. Jedes Jahr setzt er eine Selektion der besten Körner an extremen Standorten in ganz Österreich aus, beispiels-weise im oberen Waldviertel. Dort entwickeln die Sor-ten Widerstandskräfte. Das Ausleseprinzip bringt stän-

dig neue Eigenschaften hervor. Die stärksten Körner sind für die Saatgutvermehrung geeignet und liefern dann an günstigeren Standorten ausgezeichnete Ernte-erträge. So bleibt eine Vielfalt an Eigenschaften – im Gegensatz zu moderner Hybridtechnik, die eine Stan-dardisierung bevorzugt. Hans Gahleitner züchtet auf diese Weise Sorten, die auf schlechten Böden bei rauen Klimabedingungen immer noch gute Erträge liefern. Natürlich bleibt er auch bei der Saatzucht seinen biolo-gischen Grundsätzen treu. Seinen größten Erfolg feierte er übrigens mit der Dinkelsorte „Ebners Rotkorn“: eine Pflanze, die strenge Winter aushält und auch auf kärge-ren Böden gedeiht. Sie gilt als die gegenwärtig am meis-ten verwendete in Österreich und Deutschland. Hans Gahleitner bewahrt auf dem Ebnerhof auch die größte Dinkelsammlung Mitteleuropas, rund 330 Sorten. Den Großteil des Bestands hat er 1989, kurz vor der Wende, aus der DDR geholt.

Getreide-GendatenbankenEine Getreide-Gendatenbank betreibt auch das Inns-brucker Landhaus in Tirol. Hier werden alte Tiroler Getreidesorten analysiert und Wissen über Ertrag oder Qualitäten zum Backen gesammelt. So lässt sich mit alten Roggensorten beispielsweise das Brot der Groß-eltern wieder backen. Die Samen von 800 alten, ur-sprünglichen Sorten werden in einer Genbank im Keller des Innsbrucker Landhauses gelagert. Es gibt hier alte Samen von Roggen, Weizen, Hafer, Bohnen, Erbsen oder Mohn. Die Genbank ist Teil eines grenzüberschrei-tendes EU-Projekts namens „CereAlp“. Für Tirol ist das Projekt ein Lichtblick für die Erhaltung des traditionellen Kulturgutes:Von den einst über 14.000 Hektar Getreideäckern in Tirol sind heute nur noch rund 604 Hektar übrig ge-blieben. Durch diese Entwicklung ist die Erhaltung ortstypischer Landsorten und damit auch des Kultur- und Erfahrungsschatzes gefährdet. Aber auch die Tiro-ler Tierwelt, etwa bodenbrütende Vögel, leidet unter dem Rückgang geeigneter Nistplätze und dem fehlen-den Nahrungsangebot. Das Projekt „Alte Tiroler Ge-treidesorten“ möchte also vielem gleichzeitig entge-genwirken: Es schlägt Brücken zwischen Naturschutz, umweltgerechter Landwirtschaft, Erhaltung von Kul-turgut und nicht zuletzt der Vermarktung biologischer Qualitätsprodukte.

Schwarzhafer-WhiskeyEinige Biobetriebe im Tiroler Wipptal haben in den letzten Jahren etwa dem Obernberger Schwarzhafer zu einer Art Wiedergeburt verholfen. Der Schwarzhafer hat eine große Tradition, er wurde einst großflächig ange-baut, vor allem für die Versorgung der über den Bren-nerpass ziehenden Saumtiere. Mittels Saatgut aus der

Weizen oder Dinkel? Beim Toast geht beides.

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Genbank des Landes Tirol soll der Schwarzhafer nun wieder vermehrt werden. Eines der wichtigsten Projekt-ziele ist es, die alten Sorten auch wieder zu vermarkten. Mit hochwertigen Produkten soll gezeigt werden, dass umweltgerechte traditionelle Landwirtschaft und Na-turschutz durchaus Hand in Hand gehen können. Be-reits jetzt ist die Nachfrage nach Tiro ler Bio-Hafer-flocken mit Obernberger Schwarzhafer groß – die Idee scheint also aufzugehen. Und noch ein anderes Produkt entsteht gerade aus den alten Getreide sorten: Im Jahr 2017 wird es den ersten – drei Jahre im Robinienfass gereiften – Whiskey aus Obernberger Schwarzhafer ge-ben. Neben dem Schwarzhafer bekommen aber noch weitere Sorten eine zweite Chance: die Winterdinkelsor-te Tiroler Kolbendinkel, die Sechszeilige Pumpergerste, der Tiroler Frühe Binkel, der Tiroler Sommerroggen und die Tiroler Rispenhirse sind nur einige Beispiele.

Alt und widerstandsfähigAuch im Salzburger Land werden alte Getreidesorten im Biolandbau immer beliebter. Im Betrieb des Ehe-paars Eisl in St. Georgen etwa wird der Laufener Land-weizen wieder angebaut, eine besonders alte und seltene Sorte. Dabei geht es dem Bauernpaar gar nicht um nos-talgische Sehnsüchte, sondern schlicht um die bessere Widerstandsfähigkeit alter Sorten. In Salzburg regnet es viel mehr als beispielsweise in Niederösterreich. Alte, regionale Sorten wie der Laufener Landweizen sind an diese Wetterverhältnisse viel besser angepasst als der standardisierte Weizen, ist das Paar überzeugt.

Viele Sehnsüchte befriedigtUrkorn scheint viele Bedürfnisse zu befriedigen: Es ist gut für das Ökosystem, es ist meist gesünder als her-

Mittels Gendatenbanken kann die Vielfalt der

Sorten erhalten werden.

kömmlicher Weizen, und es bedient eine Sehnsucht nach den guten alten Zeiten. Nicht zuletzt ist es auch ein gutes Geschäft: Das „Stieglgut Wildshut“ im ober-österreichischen Sankt Pantaleon etwa hat mit dem Brauen von Urkorn-Bier bereits eine Marktlücke ent-deckt – und gut gefüllt. Die hell-honigfarbene, obergä-rige Spezialität wurde mit feinstem „Wildshuter Urge-treide“ gebraut, woraus ein ausgewogenes, vollmundiges und mildes Bier entstand. Eine frische hefeblumige Note, gepaart mit den Aromen vom Mühlviertler Aro-mahopfen, so beschreibt die Firma ihr Produkt. Das Bier besteht aus Wasser, Gerstenmalz, Dinkelmalz, Schwarzhafer, Emmermalz, Hopfen (Malling, Spalter Select) und Hefe – alles bio natürlich. Mit Emmer wurde bereits vor zehntausend Jahren Bier gebraut, heißt es in dem eben erschienenen Buch „Gut Wildshut“ (Brandstätter Verlag), das Österreichs erstes Biergut und seine Philosophie anschaulich porträtiert. Auf dem Gut werden verschiedene Getreidesorten, etwa die Alpine Pfauengerste und Schwarzhafer, nebeneinan-der angebaut, vermischt mit Kornblumen und Kräutern. Dieser Mischanbau schützt vor Pilzbefall und erhält die Bodenqualität. Für das Ur-Bier, das hier gebraut wird, bedient man sich ebenfalls einer alten Tradition: Die Maische wird während der Gärung in riesigen Tongefä-ßen, handgefertigten sogenannten Quevris aus Geor-gien, gelagert. Je tausend Liter Urbier-Maische aus Pfauen gerste, Dinkel und Bordeaux-Weizen, angerei-chert mit Datteln und Akazienhonig, Schafgarbe, Ko-riander, Anis und Safran, gären in einem dieser Tonge-fäße. Das daraus entstandene alkohol- wie aromareiche Getränk wird ebenfalls in kleine Tonflaschen abgefüllt. Aber Achtung: Eine Bierwampe bleibt eine Bierwampe, ob aus Weizen- oder Urbier. ❰

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Mehr- und Hochprozentiges

Ein alter Fasskeller des Weinguts Lenz Moser in Rohrendorf bei Krems.

I n der letzten Ausgabe unseres ROTWEISSROT haben wir einige unserer „Hidden Champions“ vor den Vorhang geholt. Es handelte sich um heimische

Unternehmen, die innovativ und höchst qualitätsbe-wusst internationale oder zumindest europaweite Markt-führerschaft erlangt haben. Diesmal wollen wir uns Unternehmen widmen, die sich – kaum von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen – ebenfalls teils weltwei-ten Zuspruchs erfreuen können. Es sind jene Cham-pions, deren alkoholische Getränke ihren Platz auf den Getränkekarten in der internationalen Gastronomie und Fachgeschäften gefunden haben oder zu Hause in Österreich zu den höchstprämierten gehören. Doch zu-vor noch einige Worte zu einem Paradigmenwechsel, der vor allem beim Wein zu einem neuen Denken in Sachen Qualität geführt hat.

Zutat „Frostschutzmittel“Bis 1985 war die Weinwelt noch in Ordnung, zumindest nach außen hin. Tankwagen für Tankwagen verließ Ö sterreich in Richtung Deutschland, die Exportzahlen waren – im wahrsten Sinne – berauschend. Aber nicht die Qualität der höherklassigen Weine führte zu diesem Boom, sondern deren beeindruckender Geschmack. Es war in erster Linie der Geldfluss, von dem sowohl heimi-sche Exporteure als auch die deutschen Großabnehmer profitierten. Wie war das denn möglich? Nun, einfach indem einige Unternehmen zu einem Hilfsmittel griffen, das nach anonymen Anzeigen beim Finanzministerium als Diaethylenglykol identifiziert werden konnte. Dies sorgte dafür, dass billiger Wein den Charakter zum Bei-spiel einer ausgereiften Spätlese erhielt. Der Skandal war perfekt, immer weiter zogen sich die Kreise. Hundert-tausende Liter wurden in den Kanal gepumpt; Flaschen-weine wurden nicht nur in deutschen und in heimischen Geschäften aus den Regalen genommen; viele – auch außereuopäische – Länder warnten vor dem Konsum österreichischen Weins. Allein das deutsche Bundesmi-nisterium für Gesundheit listete damals 803 betroffene Weine auf und warnte die Bevölkerung „erneut drin-gend“ davor, „österreichischen Prädikatswein zu trin-ken“. Die Katastrophe war perfekt, nahezu alle Weinbau-ern unseres Landes waren davon schwer betroffen – vie-le verloren ihre Existenz oder schrammten zumindest knapp an deren Verlust vorbei. Natürlich litten dadurch aber auch jene, die konsequent und (wein)gesetzesgetreu hervorragende Weine herstellten. Das deutsche Magazin „Der Spiegel“ warnte vor „Frostschutz-Auslese in deut-schen Kellern“. Die „Neue Züricher Zeitung“ schrieb damals, es sei zu befürchten, dass dadurch „auf Jahre und Jahrzehnte hinaus das Vertrauen in den Wein, in die Redlichkeit der Winzer und in die Glaubwürdigkeit der Weinhändler erschüttert“ sein würde. Der Autor sollte leider recht behalten. Damit nicht genug, wurde Glykol, wie es dann verkürzt hieß, auch noch in Sekt und in Fruchtsäften gefunden.

Die Erzeugnisse vieler heimischer Weingüter und Winzer, Sektkellereien und Destillateure haben ihren festen Platz im gehobenen internationalen Getränkemarkt.Michael Mössmer

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Massiver Einsatz für eine beschädigte BrancheÖsterreichs Landwirtschaftsminister Erich Schmidt setzte in seiner nur einjährigen Amtszeit 1986 mit der Gründung der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) einen wesentlichen Schritt zur Wiederherstel-lung des Rufs der nach vielen Gerichtsverfahren „ausge-misteten“ heimischen Winzerschaft. Es bedurfte größter Anstrengungen der ÖWM, den Vertrauensverlust wieder wettzumachen. Und das ist ihr in einem Maß gelungen, das damals kaum jemand zu hoffen gewagt hatte: Alles ist vergessen, österreichischer Wein wird auf der ganzen Welt ob seiner hohen Qualität nicht nur geschätzt, son-dern auch in sehr erfreulichen und stetig wachsenden Mengen konsumiert. Dafür stehen rund 20.000 Winze-rinnen und Winzer, etwas weniger als ein Drittel von ihnen füllen ihren Wein selbst in Flaschen ab. 2016 gin-gen rund 48 Millionen Liter mit einem Gegenwert von rund 148 Millionen Euro über Österreichs Grenzen hi-naus. Der Anteil der Flaschenweine am Gesamtexport ist in diesem Jahr auf 86 Prozent der Menge und 95 Prozent des Werts angewachsen, wie die ÖWM weiß. Faktoren wie allgemein steigende Einkommen, Umden-ken im Qualitätsbewusstsein und die höhere Bereit-schaft, für guten Wein auch tiefer in die Tasche zu grei-fen, spielen da natürlich auch eine wesentliche Rolle.

„Der Skandal brachte einige

Verbesserungen. Österreich erließ in

kürzester Zeit das strengste

Weingesetz der Welt, das

naturnahen Anbau stark

bevorzugt …“Peter Schelling in

„Die Welt“ am 9. 7. 2010

Ein Blick in den Keller des Weinguts Neumeister im Vulkanland Steiermark.

SektFast zeitgleich setzte auch Erholung für den heimischen Sekt ein, dessen Absatz durch das Leerräumen unzähli-ger Vorratskeller und Vinothekenregale im In- und Aus-land ebenfalls schwere Einbußen zu verzeichnen hatte. Man stelle sich einmal vor, was das bedeutet, wenn plötz-lich Tausende Flaschen nicht nur nicht fakturiert werden können, sondern auch noch auf eigene Kosten rücktrans-portiert werden müssen – was ja damals Weingüter und Winzer ebenso betraf. Und wie sieht es heute für den heimischen Sekt aus? Her-vorragend. Und unser Land bietet eine dermaßen hohe Qualität, die mit den edlen Champagnermarken keinen Vergleich zu scheuen braucht. Erst im April dieses Jahres machte eine namhafte Jury aus prominenten Sektlieb-habern und ausgewiesenen Experten beim „Salzburger Sektfrühling“ die Probe aufs Exempel: Sie testete in vier Durchgängen jeweils drei Schaumweine unterschiedli-cher Herkunft mit der Aufgabe, davon den persönlichen Favoriten zu definieren. So traten etwa Loimer Brut Rosé, Moët & Chandon Rosé Imperial und Harkamp Brut Rosé gegeneinander an. In einer anderen Runde gingen Schlumberger DOM TFXT Brut, Stift Kloster-neuburg Matthäi Brut und Cava Pere Ventura ins Ren-nen. Bei drei Durchgängen präferierte die Jury jeweils

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Gold und zweimal Silber für das Weingut und Sektkel-lerei aus Schrattenberg bei Poysdorf (beide aus Nieder-österreich). 3.500 Weine aus 38 verschiedenen Ländern waren eingereicht und von 140 internationalen Verkos-tern geprüft worden. Unzählige Auszeichnungen gibt es natürlich für unseren Wein, und das bei den meisten großen Wettbewerben auf der ganzen Welt. So holten das Weingut Hafner aus dem burgenländischen Mönch-hof, das Bioweingut David Harm aus der Wachau und der Wein- & Obsthof Schneider aus dem niederösterrei-chischen Großriedenthal erst Anfang Juli „Großes Gold“ beim deutschen „internationalen bioweinpreis“ nach Österreich. Er gilt als einer der weltweit größten Quali-tätswettbewerbe für Biowein. Und die Konkurrenz war groß, wurden doch mehr als 1.000 Weine eingereicht. Die Weinkellerei Lenz Moser in Rohrendorf bei Krems erhielt bei der International Wine and Spirits Competi-tion in London vergangenes Jahr „Outstanding Gold“ für ihre Trockenbeerenauslese 2017.

BierWie der Österreichische Brauereiverband wissen lässt, verfügt Österreich über 119 Brauereien und 123 Gast-hausbrauereien – und ist somit das Land mit der höchs-ten Dichte in Europa. Und unser Bier genießt internatio-nalen Ruf. Lassen Sie uns einige Beispiele dafür anfüh-ren: Das stellte zum Beispiel die Wiener Ottakringer Brauerei unter Beweis, als sie mit ihrem Märzenbier im vergangenen Jahr beim 13. European Beer Star unter 2.103 Bieren aus 44 Ländern als „beste Brauerei“ Euro-pas gekürt wurde. An der Auswahl waren mehr als 120 Bierverkoster beteiligt, die „Ottakringer Helles“ und „Gold Fassl Pils“ mit Gold bedachten. Die Salzburger Weissbierbrauerei stellte sich – ebenfalls 2016 – im Rah-men des „Beer Attraction Events“ in Rimini einem welt-weiten Vergleich von Bieren gleicher Sorte. Diese Veran-staltung zählt in der Branche zum härtesten Wettkampf auf dem internationalen Biermarkt. Und: Mit der glu-tenfreien „Bio Weissen“ wurde erstmals eine österreichi-sche Brauerei für das weltweit beste glutenfreie Bier mit Gold ausgezeichnet. Sie ist, 1901 gegründet, übrigens die älteste Weissbierbrauerei des Landes. Die 2007 in Salz-burg gegründete Brauerei Gusswerk nahm 2017 am Concours International de Lyon teil und wurde für ihr „Deodato Coffee-Beer“ mit Gold ausgezeichnet, eine Reminiszenz an den ersten Wiener Cafetier Johannes Deodato.

Bier beim WirtenWachsender Beliebtheut erfreuen sich Gasthausbraue-reien. Hatte man früher vom „Brauhaus“ als Gaststätte gesprochen, so war dies entweder direkt mit einer Braue-rei verbunden oder es hieß so, weil eine Brauerei den guten Bierkunden auf diese Weise auszeichnen wollte.

die österreichischen Vertreter, lediglich bei einer der vier Gegenüberstellungen war das Ergebnis unentschieden. Die österreichischen Sektkellereien und Winzer haben wieder einmal gezeigt, dass es ihre Produkte ohne Wei-teres mit berühmten internationalen Pendants aufneh-men können.

AusgezeichnetBei der diesjährigen „Ausgabe“ des 1994 ins Leben ge-rufenen Wettbewerbs Vinalies Internationales in Paris gab es für das Weingut Magerl aus Fels am Wagram

Hervorragender Wein bringt in einem so wunderschönen Glas noch mehr Genuss.

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Eher selten wurde in diesen Brauhäusern selbst Bier her-gestellt. Heute ist das ganz anders. Wie oben bereits er-wähnt gibt es rund 123 Gasthäuser im Land, die ihren Gästen Selbstgebrautes aus kleinen handwerklichen An-lagen kredenzen. Sie sind vielfach in der Gaststube ein-gerichtet, und man kann dem Braumeister dann sogar beim Ausüben seiner Kunst über die Schulter schauen. Dass die Zutaten aus der Region kommen und nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut wird, erübrigt sich fast zu erwähnen. Damit verbunden ist meist bodenstän-dige Hausmannskost, oft aber auch ein gehobenes kuli-narisches Angebot. So findet man allein in Niederöster-reich 33 davon, in erster Linie im Raum um Wien, Wie-ner Neustadt und St. Pölten, sechs davon an der tsche-chischen Grenze. Neben der regionalen Bereicherung ist in den Jahren auch ein sogenannter Biertourismus ent-standen, der Bierliebhaber aus aller Herren Länder gleich eine Sternfahrt Ort für Ort unternehmen lässt.

Weltmeisterschaft der Sommeliers für BierApropos Bierliebhaber: Die möchten oft auch gern pro-fessionell beraten werden. Und das wird in Österreich besonders groß geschrieben, denn in keinem anderen EU-Land ist der Ansturm auf die Ausbildung zum Bier-Sommelier so groß wie hier. Das „Bierland Österreich“ gilt in Europa als Pionier in der Ausbildung und bietet das umfassendste Angebot mit einem dreistufigen Pro-gramm: Bier-Jungsommelier, Biersommelier und Dip-lom-Biersommelier. Deshalb gibt es rund 1.570 davon in Österreich – womit wir Weltspitze bei der Dichte an Bierspezialisten sind. Die international Besten ihrer Zunft treten übrigens heuer bei der 5. Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier an, die im Rahmen der „drink-tec“, der Weltleitmesse für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie, am 10. September in München stattfin-den wird. Und es besteht berechtigte Hoffnung, dass unsere Sommeliers dort – nach 2009 – den Weltmeister-titel wieder nach Österreich holen werden.

Im Bier badenDoch Bier wird nicht nur getrunken: In Franking im oberösterreichischen Inntal gibt es zum Beispiel das Ho-tel Moorhof, wo zu einem „Bierbad“ eingeladen wird – auch wenn es sich nicht um „normales Bier“, sondern um mit Hefe versetzten Biertrub handelt. „Lass mich dein Badewasser schlürfen“, wie es die Comedian Harmonists sangen, bereitet auch hier nicht wirklich den großen Ge-nuss. Nichts hindert einen aber daran, sich während des Bades ein Glas Bier servieren zu lassen. Etwas größer geht es bei der Brauerei Schloss Starkenberg im Tiroler Tarrenz zu, wenn im Gärkeller etwa 12.000 Liter Wasser im Schwimmbecken mit 300 Litern Geläger vermischt werden. Auch nicht so recht zum Trinken, aber es soll zumindest gesund sein.

Schnaps und Co.Man vermutet, dass in den obstreichen Gegenden Öster-reichs schon seit dem Mittelalter mehr Obst als Wein gebrannt wurde – der Sortenreichtum unseres Landes brachte damit auch schon früher unterschiedlichste Pro-dukte mit sich. Ab dem 18. Jahrhundert ist, wie aus Un-terlagen des Landwirtschaftsministeriums hervorgeht, ein regelmäßiger Branntweingenuss der bäuerlichen Be-völkerung eindeutig nachweisbar. Da wohl in erster Linie Obst gebrannt wurde, für das es keine anderweitige – vor allem gewinnbringende – Verwendung gab und die Brennmethoden äußerst primitiv waren, muss der Obst-ler früher wohl von extrem schlechter Qualität gewesen sein. Trotzdem wurde landesweit immer mehr davon konsumiert. Selbst in den 70er- und 80er-Jahren des ver-gangenen Jahrhunderts war alles, was mit Schnaps zu tun hatte, irgendwie anrüchig. Allgemein steigendes Qualitätsbewusstsein und die Reglementierung der

Auch Österreichs Sektbranche erfreut sich

stetig steigenden Zuspruchs. Sektflaschen im Rüttel­pult im Sektkeller von

Schlumberger (Bild unten).

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Qualitäten des Obstes führten schließlich zu einer deut-lichen Veränderung, denn die meisten Brennereien set-zen auf Qualität, sowohl beim Obst als auch beim Des-tillieren selbst.

Monopol aus Maria Theresias ZeitenDas erste Brennrecht stammt aus der Zeit Maria There-sias und wurde nur ausgewählten Betrieben erteilt. Die Spezialitätenbrennerei Lagler im burgenländischen Kuk-mirn verfügt – wie einige wenige andere auch – sogar noch über das von der Regentin damals vergebene Monopol zum Schnapsbrennen. So vielfältig unser Land selbst ist, so vielfältig sind auch die Sorten, die aus heimischen Brennereien kommen. Praktisch jedes Obst findet hochprozentig in die Flasche und begeistert so Gourmets auf der ganzen Welt mit Marillen-, Himbeer-, Apfel-, Willamsbirne-, Vogelbeer- oder Zirbenbränden, es gibt aber auch „trendige“ wie aus der Schwarzen Johannisbeere oder der Weichsel.

Gin – auch für die QueenAber auch Gin aus Österreich begeistert und verwies heuer zum zweiten Mal die Konkurrenz auf die Plätze: Die steirische Feindestillerie Krauss aus Schwanberg wurde (unter anderem) bei der World Spirits Award

Celebration in der Asbach Brennerei in Rüdesheim am Rhein zur „Distillery of the Year“ gekürt. Bei der Inter-national Wine and Spirits Competition in London wur-de der „Baku Vodka“ des Mödlinger Unternehmens Kamill-Spirits vergoldet. Und die englische Queen, die, wie es heißt, gern ein Glas Gin zu sich nimmt, wird wohl den Waldviertler Gin pro-biert haben. Der war ein Geschenk zu ihrem 90. Ge-burtstag, das sich der erfolgsverwöhnte Destillateur Rogner im Waldviertel gemeinsam mit der „Austro-British-Society“ hat einfallen lassen. Österreichs Bot-schafter in London, Dr. Martin Eichtinger, hatte sich bereit erklärt, es an den Buckingham Palace zu über-mitteln. Leider wissen wir nicht, ob Ihre Majestät „amused“ war …

Whisky Auch Whisky wird in Österreich hergestellt, wenn sich auch „nur“ die eher geringe Zahl von rund 30 kleineren und mittleren Destillateuren damit befasst. Doch der Markt ist groß, und wie man aus anderen Branchen weiß, können sich unsere Produkte im internationalen Wettbewerb behaupten. Warum also nicht auch Whis-ky? „Man muss nicht aus Schottland kommen, um ex-zellenten Whisky zu produzieren“, ist der Standpunkt

An der Schank der Brauerei Gusswerk fließt das Bier …

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der Waldviertler Familie Heider, die in den 1990er-Jah-ren in einem Learning-by-doing-Prozess mit dem Schnapsbrennen begann und nach drei Jahren den ersten Whisky präsentierte. Bereits 2012 wurde Haiders Whis-ky bei der International Wine & Spirits Competition mit zweimal Silber und einmal Bronze prämiert.Junior-Chefin Jasmin Haider erkennt die Vorteile der Whiskyproduktion mit Roggen ganz klar darin, dass das Ergebnis eine geschätzte Rarität unter den Whiskytrin-kern ist. Ebenso bietet das Waldviertel beste Vorausset-zungen, da mehr als die Hälfte des heimischen Roggens dort angebaut und geerntet wird. Mit dem Ausbau zur Whisky- Erlebniswelt 2005 bietet die Familie Haider die Verkostungen edler Tropfen mit allen Sinnen in profes-sioneller Umgebung. Seit 2011 zählt die Whisky-Erleb-niswelt zu den „Top-Ausflugszielen“ des Landes Nieder-österreich.

Ein „Welt-Whisky des Jahres 2014“Zu den 21. Whisky Advocate’s Annual Awards in Em-maus in Pennsylvania war auch die Broger Privatbrenne-rei aus dem Vorarlberger Klaus angetreten. Und wurde mit ihrem „Broger Burn Out“ mit dem Titel „Welt-Whis-ky des Jahres 2014“ ausgezeichnet. In Konkurrenz stand Broger mit Herstellern aus den USA, Kanada, Groß-

britannien, Schottland, Japan und anderen. Diese Aus-zeichnungen, die Whisky Advocate’s vergibt, sind die ältesten jährlichen Whisky Awards. Auch bei der Inter-national Wine and Spirits Competition konnte Broger zwei Bronzemedaillen für seinen Whisky erlangen. „Outstanding Silver“ ging ebendort an Pfanner Destil-late im Vorarlberger Lauterach. ❰

www.oesterreichwein.atwww.oesterreichsekt.at

www.bierland­oesterreich.atwww.austrian­whisky.at

Beim „Salzburger Sektfrühling“ haben unsere Sekthersteller bewiesen, dass sie mit berühmten Marken

problemlos mithalten.

Haiders Whisky aus dem Waldviertel holte Gold und Silber bei der Inter­national Wine & Spirits Competition.

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

L andeshauptmann Hans Niessl, der Bundesprä-sident Dr. Alexander Van der Bellen bei seinem Besuch in Ungarn begleitete, traf bei einem

Empfang in der österreichischen Botschaft in Budapest an der Spitze einer burgenländischen Delegation mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie mit hochrangigen Vertretern des Diplomatischen Corps zu informellen Gesprächen zusammen. Im Mit-telpunkt standen dabei die Pflege bestehender Kontakte sowie die Vertiefung der guten Beziehungen zwischen den Ländern.„Diese guten Kontakte mit Ungarn sind uns sehr wich-tig, denn als Nachbarländer verfolgen wir gemeinsame Interessen in Fragen des Wirtschaftsstandortes unserer Region, in Fragen der Verkehrspolitik, in Fragen des grenzüberschreitenden Katastrophenschutzes, aber auch im Tourismus. Daraus resultierend hat sich eine ziel-führende Kooperation zwischen dem Burgenland und Ungarn etabliert, die für beide Seiten Vorteile bringt und auch als Beispiel für andere europäische Länder dienen kann“, so Landeshauptmann Hans Niessl. ❰

www.burgenland.at

K ürzlich erfolgte wieder ein sehr konstruktives Zusammentreffen im Rahmen des Gemeinsa-men Komitees Slowenien-Kärnten/skupni

odbor. Hier gibt es Arbeitskreise für Projekte von Infra-struktur, Tourismus, Gesundheit, Umwelt, Bildung, Wirtschaft bis hin zum Sport. Alle Mitglieder der Kärnt-ner Landesregierung sind darin vertreten. Landeshaupt-mann Peter Kaiser und der slowenische Außenminister Karl Erjavec hoben die sehr gute Zusammenarbeit her-vor. In Astana, der Hauptstadt Kasachstans, haben der Landeshauptmann und Landesrat Rolf Holub mit zwölf Firmenvertretern Kärnten erfolgreich präsentiert. Dort f indet gerade die Weltausstel lung statt. Zum EXPO-Thema „Energie der Zukunft“ kann Kärnten eini ges beitragen – liegt es doch mit einem Anteil erneu-erbarer Energien von über 52 Prozent im europäischen Spitzenfeld. Intensiviert wurde bei dieser Reise auch die 2016 geschlossene Kooperation mit dem Gebiet Süd-kasachstan. Und Wirtschaftslandesrat Christian Benger reiste mit 40 Start-up-Vertretern nach Irland. Dublin gilt nämlich als „Hotspot“ der Gründerszene. ❰

www.ktn.gv.at

Bilaterale Zusammenarbeit Empfang des Burgenlandes in der österreichischen Botschaft in Budapest

Slowenien, Kasachstan, Dublin Kärnten setzt auf internationale Zusammenarbeit

Burgenland

Kärnten

V. l.: Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen, Botschafterin Mag.a Elisabeth Ellison­Kramer und Landeshauptmann Hans Niessl beim Empfang in der Residenz der österreichischen Botschaft in Budapest.

Auf der EXPO in Astana: Botschafter Gerhard Sailler, Honorarkonsul Peter Sandriesser, Batyrkhan Kurmanseit (Gebiet Südkasachstan), LH Peter Kaiser, LR Rolf Holub.

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

O b Milch- oder Getreidewirtschaft, Hörndl- oder Körndlbauer: Tirols Landwirtschaftsbe-triebe setzen auf Zusammenarbeit und stellen

sich gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft. „Der Leitsatz ‚Gemeinsam ist man stärker‘ hat auch in der Landwirtschaft seine Gültigkeit. Zwei besondere Projekte in Flaurling im Oberinntal und Schlitters im Zillertal bestätigen eindrucksvoll dieses Prinzip“, erklärt Tirols Landesrat für Landwirtschaft Josef Geisler. In Flaurling entsteht ein Getreideaufbereitungszentrum, das die Trocknung, Lagerung und Aufbereitung von Speisegetreide in biologischer und konventioneller Qua-lität ermöglicht. Damit werden die Basis für eine geziel-te Vermarktung regionaler Getreidesorten geschaffen und der Landwirtschaft zusätzliche Einkommensmög-lichkeiten eröffnet. Zum anderen errichten zehn Tiroler Kleinsennereien, die sich zur „Tirol Pack“ zusammenge-schlossen haben, eine gemeinsame Käseschneide- und Verpackungsanlage in Schlitters. Damit werden neue Absatzmärkte erschlossen, ein fairer Milchpreis für die Bauern abgesichert und neue Arbeitsplätze geschaffen. ❰

www.tirol.gv.at

D as Bundesland Niederösterreich vergibt 2017 zum ersten Mal den Lower Austrians Abroad Award. Es werden Auszeichnungen in zwei

Kategorien vergeben:•  Lower Austrians Abroad Life’s Work Award – für eta-

blierte erfolgreiche AuslandsniederösterreicherInnen aus dem Bereich Wissenschaft

•  Lower Austrians Abroad Talent Award – für junge (bis Jahrgang 1978) erfolgreiche Auslandsniederösterrei-cherInnen aus dem Bereich Wissenschaft

Die Bewerbung soll einen akademischen Lebenslauf (inkl. Publikationsliste) und einen kurzen Text (maxi-mal 1.500 Zeichen), der den Bezug zu Niederösterreich erläutert, beinhalten.Ende der Bewerbungsfrist ist der 15. September 2017.Die Einreichungen zum Lower Austrians Abroad Award werden von einer Fachjury beurteilt. Die Preise werden von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in einem festlichen Rahmen am 24. November 2017 um 19.00 Uhr im Palais Niederösterreich in Wien (Herrengasse 13, 1010 Wien) vergeben. ❰

[email protected]

Mit Kooperation zum Erfolg Tiroler Landwirtschaft schließt sich zusammen

Lower Austrians Abroad Award Vergabe des Preises heuer zum ersten Mal

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Hansjörg Hirschhuber von der Bergkäserei Zillertal, LH­Stv. Josef Geisler, der designierte Tirol­Pack­Geschäftsführer Burkhard Beissert, Christian Kröll von der ErlebnisSennerei Zillertal, Wendelin Juen von der Agrarmarketing Tirol und Hannes Esterhammer von der Zillertaler Heumilchsennerei.

Das Bundesland Niederösterreich setzt im Bereich Wissenschaft und Forschung zahlreiche Akzente.

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

Im Vergleich mit der Landwirtschaft in der Euro-päischen Union kann Salzburg mit Recht als die Öko-Region Europas angesehen werden. Nirgend-

wo sonst ist der Anteil an Biobauern und -bäuerinnen so hoch wie hier. Im Bundesland werden derzeit knapp 8.000 landwirt-schaftliche Betriebe bewirtschaftet. Etwa 93 Prozent dieser aktiven Betriebe nehmen am „Österreichischen Programm für eine umweltgerechte und den natürlichen Lebensraum schützende Landwirtschaft“ (ÖPUL) teil. Rund die Hälfte der Salzburger Landwirte hat sich im Lauf der Zeit und aus Respekt gegenüber Natur, Tier und Mensch für eine ökologisch nachhaltige Bewirt-schaftung der Landflächen entschieden. Etwa 50 Pro-zent der landwirtschaftlichen Flächen werden so biolo-gisch bewirtschaftet. Darüber hinaus verzichtet auch ein Großteil der konventionell arbeitenden Betriebe auf den Einsatz von stickstoffhaltigen Dünge- und Pflanzen-schutzmitteln. Die Mehrheit der Biobetriebe hat sich der Rinderhaltung verschrieben und bewirtschaftet Flächen zwischen fünf und 20 Hektar. ❰

www.salzburg.gv.at

L andeshauptmann Hermann Schützenhöfer überreichte gemeinsam mit Landeshauptmann-Stv. Michael Schickhofer am 21. 6. in St. Niko-

lai im Sausal Arnold Schwarzenegger den Ehrenring des Landes Steiermark, die höchstmögliche steirische Aus-zeichnung. „Dein Lebensweg und dein Lebenswerk sind einzigartig. Dieses Lebenswerk, das du beständig erwei-terst und mit jeder deiner Initiativen reichhaltiger machst, strahlt auch auf deine steirische Heimat zurück und macht uns dankbar und stolz!“, betonte LH Schüt-zenhöfer und überreichte den Ring mit den Worten: „Ein Ring ist Zeichen eines Bundes: ein Zeichen der Ver-bundenheit und Ausdruck der Treue. Im Namen der Steiermärkischen Landesregierung und deines Heimat-landes Steiermark darf ich dir gemeinsam mit meinem Stellvertreter Michael Schickhofer die höchste Auszeich-nung, die wir zu vergeben haben, überreichen.“Nach dem offiziellen Teil des Festaktes gab es noch eine besondere Überraschung: Die steirische Erfolgsband Opus spielte für den Preisträger „Flying High“ und „Live is Life“. ❰

www.auslandssteirer.at

Bei Bio-Landwirtschaft Spitzenreiter Rund die Hälfte der Salzburger Landwirte führt Biobetriebe

Höchste Ehrenzeichen verliehenArnold Schwarzenegger erhielt Ehrenring des Landes Steiermark

Salzburg

Steiermark

Die landwirtschaftliche Fachschule Kleßheim hat ihren Betrieb, das Landesgut Kleß­heim, ganz auf Bio­Heumilch­Produktion umgestellt. Agrarlandesrat Josef Schwaiger überzeugte sich kürzlich von der höchsten Qualitätsstufe der Milch (Goldstandard).

LH Schützenhöfer und LH­Stv. Schickhofer überreichten das höchste Ehrenzeichen des Landes Steiermark an Arnold Schwarzenegger.

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

M ein Anspruch ist, von Anfang an alles zu tun, damit es den Menschen in Oberösterreich besser geht als anderswo – für mehr Sicher-

heit, mehr Lebensqualität und mehr Chancen“, betont LH Mag. Thomas Stelzer. Damit OÖ zum „Land der Möglich-keiten“ wird, wurden fünf Leitprojekte präsentiert:•  Ausbau des ultraschnellen Internets: 100 Millionen

Euro werden in den nächsten fünf Jahren investiert.•  Schuldenbremse beschlossen: Die Gesetzesvorlage

wurde von den Mitgliedern des OÖ. Landtags bereits am 6. Juli 2017 beschlossen.

•  Mehr Betriebsansiedelungen und Investitionen durch eine Ansiedelungs-Task-Force: Die OÖ. Landesregie-rung und Vertreter der Industriellenvereinigung haben die „Zukunftsagenda für den Standort OÖ“ vorgelegt.

•  400 Wohnplätze für Menschen mit Beeinträchtigung bis 2021.

•  Stärkere Zusammenarbeit bis hin zu einer Zusammen-legung der Bezirksbehörden in Linz, Wels und Steyr: Es arbeiten bereits drei Arbeitsteams auf Hochtouren. Im Herbst findet die nächste politische Runde statt. ❰

www.land­oberoesterreich.gv.at

V orarlberg führt seit 1. Juli die Konferenz der Landeshauptleute an. Bereits einen Tag vorher hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter

die Vorsitzführung symbolisch in Form eines Taktstocks an Landeshauptmann Markus Wallner weitergegeben. Für ein halbes Jahr ist Vorarlberg auch vorsitzführendes Land im Bundesrat. Sonja Ledl-Rossmann übergab das Präsidentenamt an Edgar Mayer.Vorarlberg werde auf eine nüchterne Sachpolitik setzen, sagte Wallner. Angesichts der vorgezogenen National-ratswahlen machte er mit Blick auf den Wahlkampf kein Hehl daraus, dass sich inhaltlich unter Vorarlberger Vor-sitz sehr wahrscheinlich keine großen Sprünge machen lassen. Umso mehr werde er sich als Stimme der Vernunft ein-bringen, wenn Geschenke verteilt werden sollen, die spä-ter in Sparpakete münden. Thematisch sieht Wallner auch im zweiten Halbjahr die Themen Sicherheit und Asyl sowie Wirtschaft und Arbeit im Mittelpunkt der Arbeit. Seinem Amtsvorgänger dankte Wallner für die geleistete engagierte Arbeit. ❰

www.vorarlberg.at

„Die neue Zeit“Erste Zwischenbilanz von Landeshauptmann Stelzer

Vorarlberg mit Bundesländervorsitz Themen Sicherheit und Asyl sowie Wirtschaft und Arbeit im Mittelpunkt

Oberösterreich

Vorarlberg

Mag. Thomas Stelzer wurde am 6. April von allen Parteien zum neuen Landeshauptmann gewählt.

Taktstockübergabe vor der „Carmen“­Kulisse beim Festspielhaus Bregenz (v. l.): Sonja Ledl­Rossmann, LH Markus Wallner, LH Günther Platter und Bundesratspräsident Edgar Mayer.

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ÖSTERREICH REGIONAL – AUS DEN BUNDESLÄNDERN

Am 19. Mai 2014 erfolgte – nach teils heftigem „Tauziehen“ von Befürwortern und Gegnern – der Startschuss für die Neugestaltung der

Mariahilfer Straße im 6. und 7. Bezirk. Schon ein Jahr später war sie abgeschlossen. Inzwischen dürfte wohl ein Großteil der Bevölkerung zufrieden sein, dass zäher Au-toverkehr einer 1,8 Kilometer langen Fußgängerzone mit vielen Schanigärten und Begegnungszonen gewichen ist.Die Environmental Design Research Association (EDRA) zeichnet mit ihrem „Great Places Award“ be-sonders gelungene und nachhaltige Städtebauprojekte in verschiedenen Kategorien aus. Das Projekt der Stadt Wien wurde in New York mit dem „Best Place Award 2017“ ausgezeichnet. Für die Jury ausschlaggebend war, dass die ehemals stark befahrene Straße zu einem fußgeherinnen- und fußgeherfreund-lichen, einladenden Einkaufsboulevard umgestaltet wur-de. Lob gab es auch für die umfassende Einbindung der Wienerinnen und Wiener in die Planung der neuen Straße. mm ❰

bplusb.nl/en/www.pps.org

Best Place Award 2017 Die neue Mariahilfer Straße räumt internationalen Städteplaner-Preis ab

Wien

Trotz anfangs großen Widerstands hat die Stadt Wien das Projekt Mariahilfer Straße Neu umgesetzt – heute sind fast alle damit zufrieden.

38 ROTWEISSROT www.weltbund.at

Am 23. Mai besuchte Hans Hurch den italieni-schen Filmemacher Abel Ferrara in Rom. Dort kam der 64-Jährige durch einen Herzstillstand

ums Leben. Der gebürtige Oberösterreicher, der sich schon in Kinderjahren für Film begeisterte, gelangte über mehrere Stationen bis zur Regieassistenz und wur-de 1993 als Kurator des Jubiläumsprojekts „hundert-jahrekino“ berufen. Schon drei Jahre später übernahm er die Direktion des seit 1960 bestehenden Filmfestivals „Viennale“ in Wien, deren Präsident übrigens der österreichisch-amerikani-sche Filmproduzent Eric Pleskow ist.Unter dem liebenswürdigen Hans Hurch wurde die „Viennale“ zu einem Festival mit internationalem Ruf. Wenn er anfragte, kamen sie alle: Jane Fonda, Tilda Swinton, Isabelle Huppert und Michael Caine, um nur einige zu nennen.Zur Viennale 2016 waren 150 Regisseurinnen und Re-gisseure und Schauspielerinnen und Schauspieler nach Wien gekommen und insgesamt rund 700 Medien- und Branchenvertreterinnen und -vertreter akkreditiert. ❰

www.viennale.at

Mitten aus dem Leben gerissen Mit Viennale-Direktor Hans Hurch verliert die Welt der Cineasten einen Vorreiter

Kunst & Kultur

Hans Hurch hat die Viennale in den 20 Jahren seiner Direktion international positioniert. ©

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Erscheinungstermine 2017

Ausgabe 1: 15. FebruarMusik und Poesie

Ausgabe 2: 15. MaiHandwerk und Hightech

Ausgabe 3: 16. AugustHorn und Korn

Ausgabe 4: 15. NovemberBrauch und Fest

AnzeigenkontaktMarkus WagnerE [email protected] +43 664 14 15 878

Platzieren Sie Ihr Inserat im Mitgliedermagazin des AUSLANDSÖSTERREICHER- WELTBUNDES!

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ROTWEISSROTAuslandsösterreicher Journal 3/2017 € 3,–

Horn & KornBio, Artenschutz & Tradition:

Österreichs bäuerliches Erbe wird neu entdeckt

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KUNST & KULTURDAS GEHEIMNIS DESDONAU-WALZERS

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Musik & Poesie

Wo das kulturelle Erbe Österreichs fortgeführt wird

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KUNST & KULTURHIGHLIGHTS 2016

AÖWB AKTUELLDR. ERWIN PRÖLL VERLÄSST

DIE POLITISCHE BÜHNE

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Heilen & HelfenGesunde Kräuter, selbstlose Retter und die Stützen im Alltag

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ÖSTERREICH NEWS zusammengestellt von Michael Mössmer

40 ROTWEISSROT www.weltbund.at

In zwei Minuten die Herzgesundheit durch das eigene Smartphone geprüft, und das ohne Zusatzgeräte? Die Idee zu HeartShield kam Start­up­Gründer Dr. Tamas Madl, als er nach Möglichkeiten suchte, seine Forschung im Bereich künstliche Intelligenz praktisch anzuwenden. Was die von HeartShield entwickelte Technologie zu einem wissenschaftlichen Durchbruch macht, ist deren Fähigkeit, anhand einer Smart­phone­Messung die Herzgesundheit zu beurteilen. Gemessen werden dabei die Pulswellen am Finger mit­tels Handykamera und Blitzlicht nach dem Oximetrie­Prinzip. Anstelle von sporadischen Arztbesuchen tritt damit die Möglichkeit, bestimmte Gesundheitsparameter selbst mitzuverfolgen und mit der weltweit einzigartigen Lösung von HeartShield ein Risiko für Herzinfarkte zu erkennen.In Österreich laufen aktuell die Schritte zur Zertifizierung. Die ersten klinischen Tests mit Patienten sehen vielversprechend aus – die Risikoerkennungsrate wird am Smartphone zumindest so hoch sein wie die Erkennungsrate von hohem Cholesterin und Blutdruck bei der Vorsorgeuntersuchung. Benutzer sind ebenso interessiert wie Krankenversicherungen. Zudem gab es innerhalb von sechs Monaten Einladungen von Unternehmen in fünf Ländern, die das Projekt unterstützen wollen. Nach der Zulassung als Medi­zinprodukt, geplant Anfang 2018, wird die HeartShield­Präventions­App für Smartphone­Besitzer welt­weit verfügbar sein. https://heartshield.net, www.inits.at

App diagnostiziert Herzprobleme mit Handy-Kamera

Die Messung des Herzrhythmus funktioniert per Smartphone.

M etallbasierte Wirkstoffe gehören zu den am häufigsten eingesetzten Medika-menten gegen Krebs – zu deren geziel-

tem Einsatz zur Zeit große Anstrengungen unter-nommen werden. Durch den Einsatz innovativer Analyseverfahren ist es einer Forschungsgruppe um Christopher Gerner von der Fakultät für Chemie der Universität Wien gelungen, damit auch die mo-lekularen Wirkmechanismen detailliert zu verste-hen. Bei der Untersuchung von molekularen Ziel-strukturen mittels Massenspektrometrie wurde deutlich, dass nicht die DNA, sondern Proteine wichtige Zielmoleküle sind. Mit „Plecstatin“ wurde nun ein Wirkstoff gefunden, der als neuartiges maß-geschneidertes Medikament für die Krebstherapie eingesetzt werden könnte. ❰

www.univie.ac.at

TumortherapeutikumPlecstatin für Krebstherapie vorstellbar

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P atientInnen, die an einer rheumatoiden Arthritis leiden, sollten rund sechs Monate mit dem Standard-Antirheumatikum Methotrexat be-handelt werden, worauf viele Betroffene sehr gut ansprechen. Falls aber

keine Krankheitsremission oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität erreicht wird, erfolgt bei Vorliegen von Risikofaktoren eine kombinierte Be-handlung aus Methotrexat und einem Biologikum (häufig anti-TNF, z. B. Ada-limumab, das als Spritze appliziert wird). Nun hat eine internationale Forscher-gruppe nachgewiesen, dass es eine weitere, gleich gut wirksame orale Therapie-option gibt: die Kombination von Methotrexat und dem chemisch hergestellten Janus-Kinase-Inhibitor Tofacitinib. Die Ergebnisse der Studie, mit dem Med-Uni-Wien-Rheumatologen Josef Smolen als Senior Author, wurden nun im Topmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.Smolen, Leiter der klinischen Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien und der weltweit am dritthäufigsten zitierte Rheuma-Experte, und die Forsche-rInnen aus den USA, Argentinien, Australien, Großbritannien und China konnten nachweisen, dass die Kombination Methotrexat/Tofacitinib gleich gute Heilungserfolge zeigt wie die derzeit häufig übliche Kombination Methotrexat/Adalimumab. Letztere muss den Betroffenen alle zwei Woche injiziert werden, während die neue Option zwei Tabletten täglich vorsieht – ein möglicher Vor-teil für die PatientInnen. Insgesamt waren knapp über 1.100 ProbandInnen in die Studie involviert.Tofacitinib sorgt dafür, dass spezielle Enzyme, die für Entzündungsreaktionen bei der rheumatoiden Arthritis mitverantwortlich sind, gebremst werden – was die schmerzhaften Immunreaktionen bei dieser Autoimmunerkrankung dämpft. Tofacitinib wurde vor Kurzem in der Europäischen Union zugelassen, in den USA ist es schon länger am Markt. ❰

www.meduniwien.ac.at

Neue orale Therapie-OptionRund drei Prozent der Bevölkerung haben eine Form des entzündlichen Rheumatismus

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ÖSTERREICH NEWS

ROTWEISSROT 41www.austrians.org

Eine Drohne steigt auf, im Gepäck ein Brief oder ein klei­nes Päckchen. Sie steuert selbsttätig einen entlegenen Berg­bauernhof an, erkennt dort eine codierte Matte am Boden und landet punktgenau. Die Post ist überbracht, die Drohne fliegt zurück zu „ihrem“ Postboten und wird für den nächsten Start bestückt. Damit dieses Szenario eintre­ten kann, sind die Bilderkennung und ­verarbeitung so­wie die selbsttätige Landung der autonomen Zustell­drohne entscheidend. An diesen Themen arbeitet das Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen der TU Graz: „Wir sorgen für die Intelligenz der Drohne. Was unsere Arbeit besonders macht: Während andere autono­me Drohnen sich dank GPS zurechtfinden, haben unsere Drohnen Kameras und einen eigenen Computer an Bord, der die Bildauswertung übernimmt. Die Drohne ‚sieht‘ also, wo sie hinfliegt, und bewegt sich dementsprechend“, erklärt Ass. Prof. Dipl.­Ing. Dr. techn. Friedrich Fraundorfer von der Universität Graz.Derzeit arbeitet sein Team intensiv an der Bildauswer­tungssoftware für den heiklen Landeprozess der Drohne. „Hier kommen nach dem Flug andere Sicherheitsaspekte zum Tragen: Die Drohne muss nicht nur ihren Lande­platz erkennen, sondern auch ob sich dort Personen, Tiere oder Hindernisse befinden, und entsprechend schnell reagieren“, sagt Fraundorfer. Gemeinsam mit den Partnern Post AG, Energie Steier­mark, SFL technologies und i­Tec Styria erprobt die TU Graz das Potenzial autonomer Liefersysteme – in Berg­gebiete mittels Drohnen und in der (Grazer) Innenstadt mittels des E­Fahrzeugs Jetflyer.www.tugraz.at

Drohnen als moderne Brieftauben

Konvektion und Korioliskraft führen zu komplizierten Strömungen im Erdinneren, die das Erdmagnetfeld verursachen. Das wäre ohne Nickel in dieser Form nicht möglich.

Eine codierte Matte zeigt der Drohne die genaue Zieladresse an und dient als Landeplatz.

W ie das Erdmagnetfeld entsteht, ist eine ausgesprochen komplizier-te Frage. Eine wichtige Rolle spielt dabei jedenfalls der Erdkern – ähnlich groß wie der Mond und so heiß wie die Oberfläche der

Sonne –, der hauptsächlich aus Eisen besteht. In Kombination mit der Eigen-rotation der Erde führt er zu einem gewaltigen „Dynamoeffekt“, der das Erd-magnetfeld erzeugt. Und es herrscht ein Druck von mehreren hundert Giga-pascal – das entspricht dem Druck, den man ausüben würde, wenn man meh-rere Eisenbahnlokomotiven auf einem Quadratmillimeter balancieren könnte.

Doch mit Eisen allein ist dieser Effekt nicht wirklich zu erklären: Materialwis-senschaftliche Berechnungen, die ein Forschungsteam um Prof. Alessandro Toschi und Prof. Karsten Held (TU Wien) und Prof. Giorgio Sangiovanni (Universität Würzburg) nun in „Nature Communications“ veröffentlichten, zeigen, dass der Erdkern auch bis zu 20 Prozent aus Nickel besteht – ein Metall, das sich unter den extremen Bedingungen im Erdkern anders verhält als Eisen. Bisher hielt man das nicht für bedeutend, doch wie nun gezeigt wurde, spielt der Nickelanteil eine ganz entscheidende Rolle. „Nickel verhält sich unter Druck anders als Eisen“, sagt Toschi. „Bei hohem Druck streuen die Elektronen im Nickel deutlich häufiger als im Eisen, daher ist die Wärmeleitfähigkeit von Nickel, aber auch des Erdkerns insgesamt deutlich niedriger als bei einem Kern aus reinem Eisen.“ Aufgrund des Nickelanteils kann die Temperatur im Erd-kern nicht mehr bloß durch die Bewegung von Elektronen abtransportiert werden, und daher ist das Entstehen von Konvektionsströmungen unvermeid-lich, die dann letztlich für das Erdmagnetfeld verantwortlich sind. ❰

www.tuwien.ac.at

Nickel verantwortlich für ErdmagnetfeldBerechnungen der TU Wien und der Uni Würzburg zeichnen ein neues Bild des Erdmagnetfelds.

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ÖSTERREICH NEWS zusammengestellt von Michael Mössmer

42 ROTWEISSROT www.weltbund.at

„Wir haben mit Martin Kušej einen gefeierten Regisseur und erfahrenen Intendanten als Direktor gewonnen. Ich bin davon überzeugt, dass er das Haus mit Intellekt, Lust und Weitblick führen wird. Ich freue mich, dass der wich­tigste Regisseur des Landes endlich das bedeutendste Thea­ter des Landes übernehmen wird und sich seiner Lebens­liebe – dem Burgtheater – widmen kann. Er hat es sich wahrlich verdient“, sagte Bundesminister Dr. Thomas Drozda am 30. Juni anlässlich der Besetzung der Burg­theaterdirektion 2019 bis 2024.„Sehr gerne nehme ich die neue Aufgabe als Direktor des Burgtheaters an und freue mich darauf, ein neues, span­nendes Kapitel in der Geschichte des Burgtheaters schrei­ben zu können. Es wird meine Aufgabe sein, ein gutes Theater noch besser zu machen“, so Martin Kušej. Kultu­relle Toleranz, gesellschaftliche Öffnung, die Bewahrung von politischen Tabus müssten ebenso wie die Realität einer multikulturellen Gesellschaft ernst genommen wer­den – gerade in einem modernen Wien voller verschiede­ner Kulturen und Sprachen, so Kušej. „Meine Aufgabe wird es auch sein, die nächsten Jahrzehnte vorauszuden­ken, damit sich das Burgtheater den Anforderungen der Zukunft – etwa den Herausforderungen durch das digita­le Zeitalter – stellen kann“, so Kušej.Der bisherige kaufmännische Geschäftsführer Dr. Thomas Königstorfer wird das Haus für weitere fünf Jahre leiten. Karin Bergmann, künstlerische Direktorin seit 2014, habe das Haus „hervorragend und mit professioneller Hand geführt“, so Drozda.www.burgtheater.at

Neuer Burg-Chef ab 2019

Beim Auspacken der hochkarätigen niederländischen Kunstwerke aus dem 17. Jahrhundert für die Alte Galerie.

Der künftige Burgtheater­Intendant Martin Kušej.

D ie Alte Galerie des Universalmuseums Joanneum freut sich über eine Dauerleihgabe der Gemeinnützigen Privatstiftung Kaiserschild, die den größten Sammlungszuwachs der letzten Jahrzehnte darstellt.

30 Gemälde vorwiegend flämischer bzw. niederländischer Maler aus dem 17. Jahrhundert – dem vielgerühmten „Goldenen Zeitalter“ – wurden dem Museum vom Vorstand der Stiftung, Marco Alfter, als Leihgabe auf 30 Jahre übergeben. Die Alte Galerie, deren Sammlung u. a. auf die 1819 erstmals erwähnte Ständische Bildergalerie zurückgeht, nimmt diese Dauerleihgabe sowie das 200-Jahre-Jubiläum zum Anlass für eine Neuaufstellung, die 2019 präsentiert wird.

„Who’s who“ der niederländischen Kunstwelt zwischen 1600 und 1700Erstmals halten große Namen Einzug in die Bestände der Alten Galerie: Wer-ke von Pieter Claesz, einem Pionier des modernen Stilllebens, und Aert van der Neer, der für die Niederlande den Typus der Nachtlandschaft neu definiert hat und mit einer großen Winterlandschaft vertreten ist, wurden ebenso übergeben wie Gemälde von Jan Miense Molenaer und Josse de Momper. Wichtige Meis-terwerke der Genremalerei sind eine Straßenszene des Adriaen van Ostade und ein Liebespaar von Jan Steen, dem Hauptmeister des moralisierend-satirischen Genres. Sie alle haben ihren festen Platz in der europäischen Kunstgeschichte und in den größten Museen der Welt.Die Altmeistersammlung wird 2019 einen Relaunch erhalten und in neuer Aufstellung zu sehen sein. ❰

https://www.museum­joanneum.atwww.kaiserschild­stiftung.at

„Who’s who“ nieder-ländischer MeisterKaiserschild­Stiftung übergibt dem Joanneum 30 hochkarätige Werke.

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ÖSTERREICH NEWS

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Die am 5. Februar 1924 geborene Hilde wollte Schau­spielerin werden – fiel aber bei der Aufnahmsprüfung am berühmten Reinhardtseminar durch. An der Universität Wien belegte sie dann einen Studienzweig, wo ihr „fürch­terlich fad“ war, und wechselte zur Theaterwissenschaft. 1948 promovierte sie und debütierte noch im selben Jahr als Stubenmädchen in der Uraufführung von Alexander Lernet­Holenias „Parforce“ an den Wiener Kammer­spielen. Sie wechselte bald ans Volkstheater und blieb diesem treu. Es kam nicht darauf an, wie viele Rollen sie verkörpert hat, sondern wie oft sie uns glücklich, ergriffen gemacht und entsetzt hat in ihrer Unverwechselbarkeit. Keine Schauspielerin des Wiener Theaters hat in so vielen öster­reichischen Volksstücken gespielt wie sie, die in über 50 Rollen in Stücken von Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Ludwig Anzengruber zu sehen war.https://de.wikipedia.org/wiki/Hilde_Sochor

Hilde Sochor ist gestorben

Im interaktiven Museum der Illusionen kann man der Schwerkraft in einem schrägen Raum trotzen.

„Mit Hilde Sochor verliert das Volkstheater eine der größten Persönlichkeiten des Wiener Theaters“, sagte Intendantin Anna Badora.

E s gibt ein neues, außergewöhnliches Museum in der Stadt – das Mu-seum der Illusionen. Mit über 70 Ausstellungsstücken zeigt es die größte Sammlung von Hologrammen, Stereogrammen und optischen

Illusionen in Österreich. Dieses familienfreundliche Museum wird die Besucher nicht nur begeistern und verblüffen, sondern bietet zudem die Möglichkeit, vieles über optische Täuschungen und die menschliche Wahrnehmung zu erfahren – nichts ist so, wie es scheint.Das Museum der Illusionen bietet visuelle, sinnliche und informative Erfah-rungen im Rahmen eines unterhaltsamen Abenteuers für jedes Alter. Spannen-de und abwechslungsreiche Illusionen machen die Themen Visionen, Wahrneh-mung, das menschliche Gehirn und Wissenschaft erlebbar und lassen die BesucherInnen begreifen, warum die Augen Dinge sehen, die das Gehirn nicht versteht.Im interaktiven Museum der Illusionen kann man der Schwerkraft in einem schrägen Raum trotzen, seine Begleitung mit eigenen Augen beim Wachsen und Schrumpfen beobachten, im Vortex-Tunnel den Boden unter den Füßen verlieren, den Kopf eines Besuchers auf einem Tablett servieren oder ein Foto in einem unendlichen Raum machen. Außerdem gibt es clevere Spielbereiche mit vielen beeindruckenden Dilemma-Spielen. Der Museumsshop bietet zudem neben Souvenirs viele spannende Spiele und Illusionen zum Mitnehmen. ❰

Wallnerstraße 4, 1010 Wienwww.museumderillusionen.at

Optische TäuschungenNeu: Wien hat ein Museum der Illusionen

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ÖSTERREICH IN ALLER WELT – DAS 10. BUNDESLAND

44 ROTWEISSROT www.weltbund.at

Austria Club of Washington Wiener Ball in Seattle, Washington

Klub der Österreicher in Bulgarien Klubreise nach Thessaloniki vom 19. bis 21. Mai 2017

V. l.: die abtretende Austria­Club­Präsidentin

Mag.a Eva Donahoo, Austria­Club­Präsidentin

Rosemarie Mulholland, Generalkonsulin MMag.a

Ulrike Ritzinger, Honorar­konsulin Mag.a Eva Kammel.

Die Vereinsmitglieder beim Stadtspaziergang

in Thessaloniki.

aus Los Angeles begrüßen zu dürfen. Die Bemühungen des Viennese Ball Committees gemeinsam mit unserer Honorarkonsulin Eva Kammel ermöglichten diese rau-schende Ballnacht, die Frau GK Ritzinger als einen der authentischsten Bälle außerhalb Wiens gelobt hat. Während des eleganten Dinners konnten wir musikali-sche und tänzerische Vorführungen genießen. Die tradi-tionelle Fächerpolonaise führte zum „Alles tanzt“, ver-kündet von GK Ritzinger. Die Musik dauerte bis Mitternacht, und zwischendurch erheiterte eine Fleder-maus-Quadrille. Es war auch eine gute Gelegenheit, der abtretenden Club-Präsidentin Eva Donahoo für ihren unermüdli-chen Einsatz zu danken und Rosemarie Mulholland als nachfolgende kennenzulernen. Allen bekannt als „Rosie“ ist sie ein langjähriges Mitglied und hat dem Klub schon in vielen Funktionen gedient. Es ist erwähnenswert, dass Rosie und Sigrid Vierthaler die Tradition des „Wiener Abends in Seattle“ vor 17 Jah-ren begonnen haben, und seither ist dies ein elegantes Ereignis in Seattle geblieben. So hält sich der Ruf des Austria Clubs in Washington, Events mit Gemütlichkeit und Stil zu veranstalten. ❰

Am Freitag, den 19. Mai starteten zwölf unserer Mitglie-der voller Vorfreude. Nach dem Erreichen unseres Hotels gabs dann das erste griechische Abendessen und einen Abendspaziergang – notwendig nach dem langen Sitzen im Bus. Tags darauf dann das lange geplante Treffen mit dem Partnerclub. Dipl.-Ing. Peter Hoffmann, der Präsident des Klubs, hieß uns herzlich willkommen. Ein enormes, reichhaltiges Programm füllte dann den Samstag. So er-lebten wir das Improvisationstalent der Gastgeber, die statt der wegen eines Streiks nicht durchführbaren Stadt-rundfahrt eine Bootsrundfahrt „aus dem Hut zauber-ten“! Der abschließende Lokalbesuch als Höhepunkt des Tages dauerte bis spät in die Nacht. Unsere Gastgeber stellten sich als liebenswürdige, bemühte und offene Menschen heraus. Wir alle sind der Meinung, dass wir als Gäste gekommen sind, aber als Freunde heimfuhren!Sonntags ging es wieder zurück – kleiner Aufenthalt in Melnik – und voller schöner, unvergesslicher Eindrücke verabschiedeten wir uns dann wieder in Sofia. ❰

Präsident Manfred Vallaster hatte schon 2016 seine Füh-ler ausgestreckt und Kontakt mit dem dortigen Klub der Österreicher geknüpft. Deshalb waren die Anstrengungen 2017 umso inten-siver, die Reise auf die Beine zu stellen.

Der Austria Club in Seattle veranstaltete den 17. Wiener Ball am 11. März 2017. Wir feierten das 150. Jubiläum des Donauwalzers, und die Tänzer bewiesen, dass diese Musik immer noch dem Herzen zuspricht. Es war uns eine große Ehre, Frau Generalkonsulin Ulrike Ritzinger

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ÖSTERREICH IN ALLER WELT – DAS 10. BUNDESLAND

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Bereits zum 26. Mal wurde ein Aufsatzwettbewerb in deutscher Sprache in den finnischen Oberstufengymna-sien veranstaltet. Es standen acht Themen zur Auswahl, die eine gewisse landeskundliche Kenntnis über Öster-reich oder Basiswissen über berühmte Österreicher erfor-derten. Diesmal war auch ein aktuelles Thema zur Flücht-lingsthematik darunter. Im Schuljahr 2016/2017 nahmen 34 Schulen und 168 Schüler teil. 80 Aufsätze wurden ein-gesandt, 25 davon prämiert. Zur Übergabe der Preise lud die österreichische Botschafterin in Finnland sowohl Schüler wie auch Lehrer in ihre Residenz ein. Der Preis für die beiden Erstplatzierten ist die Teilnahme an einem Sprachkurs in Salzburg, Flüge und Aufenthalt inbegriffen. Weitere Preise sind Geldbeträge oder deutschsprachige

Abenteuerlich ging es zu bei einer Reise der Thai-Austrian Society – TAS von Bangkok zur Schule Ban Mae Marm bei Chiang Mai, um den Kindern aus Bergvölkern Ess bares zu bringen. In Chiang Mai im Haus des Präsidenten der TAS, Gottfried Auer, und seiner Gattin Majoree wurden wir untergebracht und sehr gut versorgt. Mit vier Vierrad-antrieb-Jeeps fuhren wir auf steilen und sehr schlechten Wegen mitten durch den Dschungel zur Bergschule, be-grüßt vom Lehrkörper und 50 5- bis 12-jährigen Kindern, deren Schulweg zwischen 4 und 6 Kilometer lang ist. Eini-ge Tiroler Musiker spielten in Lederhosen vor den Kin-dern und machten Furore. Die Schulbesichtigung zeigte, dass es nur Regenwasser zur Versorgung gibt – die Wasser-pumpe ging bei Hoch wasser verloren. Die Energiezufuhr

Anfang April veranstaltete die Associazione Austria-Italia in Toscana einen besonderen Wandertag, der den Teil-nehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird. Ausgehend von Pescia (ca. 60 km westlich von Flo-renz) führte der Weg über alte Maultierpfade nach San Martino al Colle, wo sich eine über 600 Jahre alte Eiche und somit eine der ältesten Eichen Italiens befindet. Sie wird auch Pinocchio-Eiche genannt, da sich Collodi an ihr inspiriert haben soll, als er seine Geschichte über die Abenteuer des Pinocchio schrieb. Traumhaftes Wetter,

Finnland-Österreich VereinAufsatzwettbewerb in deutscher Sprache

Thai-Austrian Society TAS besucht Bergschule

Associazione Austria-Italia in ToscanaBesonderer Wandertag nach San Martino al Colle

Übergabe des ersten Preises an Mirva Snellman durch den Präsidenten des Finnland­ Österreich Vereins.

Impressionen aus der Schule.

Die Wandergruppe unter der über 600 Jahre alten Eiche.

Bücher. Der Finnland-Österreich Verein verfolgt mit der Abhaltung dieses Aufsatzwettbewerbs das Ziel, das Erler-nen der deutschen Sprache in Finnland zu fördern und parallel dazu das Interesse an Österreich zu wecken. ❰

die herrliche Landschaft und die angenehme Gesellschaft machten den Ausflug zu einem vollen Erfolg. ❰

war schlecht, bei Regen entstand am Strommast ein „Feu-erwerk“. Mit un serem Spendenbeitrag wurden die halb verschmorten, lebens gefährlichen Elektroinstallationen re-pariert und der Strommast abgesichert. Für eine Wasser-pumpe wird in Kürze gesorgt. ❰

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ÖSTERREICH IN ALLER WELT – DAS 10. BUNDESLAND

Austrian-American Club of Los AngelesMusik

V. l.: Sol Jin, Nedra Zachary,

Alastaiv Kent, Sava Vemić.

Society tut, ist im Sinne Wiens als Mittelpunkt der klas-sischen Musik. Der Sinn und Zweck der Society ist, jun-gen Opernsängern beim Erreichen ihres Berufsziels zu helfen. Jedes Jahr fliegt Frau Zachary mit treuen freiwil-ligen Helfern nach New York zum Vorsingen. Von zirka 100 Bewerbern werden fünf der Besten nach Los Angeles gebracht. Das gleiche Vorsingen findet dann auch in Los Angeles statt. Die zehn Besten, nach etlichen Tagen von Klavier- und Orchesterbegleitung, werden dann einer Jury von Musikkennern und ausgebildeten Sängern fürs Finale vorgestellt. Diesmal fand das Finale am 21. Mai statt. Als besonde-ren Gast begrüßten wir Frau Ulrike Ritzinger, General-konsulin in Los Angeles. Sie sprach ihre Anerkennung für das Tun der Society aus und wünschte weiterhin guten Erfolg.Der Erfolg hängt allerdings von der Generosität der Spender und Mitglieder ab. Frau Zachary und ihre treuen freiwilligen Helfer sind bereit, alles zu tun, um die Kunst der Opernsänger zu erhalten. Wir freuen uns immer, wenn der Name eines Sängers oder einer Sängerin, denen wir helfen konnten, auf dem Spielplan eines Opernhauses steht. Das ist der beste Beweis, dass wir etwas Gutes taten. ❰

Vor 45 Jahren gründete ein Wiener Arzt mit seiner Gat-tin die „LOREN L. ZACHARY SOCIETY FOR THE PERFORMING ARTS“. Seit Dr. Zacharys Tod führt Mrs. Nedra Zachary die Society im Sinne des Verstor-benen weiter. Frau Zachary wurde von der Regierung Österreichs für ihre Arbeit geehrt, denn alles, was die

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Österreicher-Verein ZürichTagesausflug in das Berner Oberland

Die Teilnehmer lauschen den Ausführungen beim Besuch

im „Haus der Musik“.

untergebracht. Eingebettet in das herrliche alpine Natur-panorama vom Berner Oberland versprüht der barocke Rosengarten eine zauberhafte Atmosphäre. Und in eben-diesem wurde auf der Terrasse ein Willkommens aperitif mit Köstlichkeiten aus der Region serviert. Begleitet von den Klängen einer sehr alten kleinen Dreh orgel führte uns Ursula Matter in die Räume, in denen Spieldosen, Musikautomaten, selbstspielende Klaviere, Drehorgeln, Androiden und Orchestrien liebevoll aufgebaut waren. Mit Leidenschaft und großer Sachkenntnis hat Kurt Matter diese einzigartigen Instrumente zusammengetra-gen und sorgt dank seines unermüdlichen Einsatzes da-für, dass die Instrumente für kommende Generationen zugänglich bleiben. Dazu gab es für jedes Ins trument die passende Geschichte, ein entsprechendes Musikstück und die fachlichen Auskünfte zur Mechanik der Instru-mente. Nach dem spannenden Konzerterlebnis erwartete die Teilnehmer ein Hochgenuss anderer Art, nämlich ein Wiener Schnitzel – fast so groß wie der Thunersee – im Restaurant Tempel in Thun. ❰

Ein Tagesausflug besonderer Art führte die Mitglieder des Österreicher-Vereins Zürich in das Berner Oberland. Im „Haus der Musik“ im Osthaus des sehr alten Wichter-heer Rebguts in Oberhofen ist die Sammlung von me-chanischen Musikinstrumenten der Stiftung Kurt Matter

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ÖSTERREICH IN ALLER WELT – DAS 10. BUNDESLAND

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Die Austrian-American Councils North America ehrten Herrn Hofrat Dr. Walter Dujmovits mit großer Freude und Anerkennung mit dem „Service Above Self Award“ für seine vielen Jahre selbstloser Arbeit und Unterstützung aller Auslandsösterreicher, speziell natürlich für die vielen, auf der ganzen Welt verteilten Burgenländer. Es gab nie eine Bitte oder irgendein Anliegen, die Hofrat Dujmovits nicht positiv beantwortete. Hilfsbereitschaft für die im Ausland lebenden Österreicher war und ist weiterhin seine Lebensaufgabe. Der „Service Above Self Award“ entspricht dieser Tatsache. ❰

Im Jahr 2000 wurde die Hotelkette Motel One gegrün-det. Unser Mitglied Norbert Macek, engagierter Österrei-cher und seit den Anfängen der sehr erfolgreichen Hotel-gruppe dabei, hat uns ermöglicht, in München die Zentrale des Unternehmens und das Hotel Motel One „München-City Süd“ zu besichtigen. Sein Vortrag infor-mierte uns, welcher Anstrengungen es bedarf, Kundenzu-friedenheit zu erlangen und eine hohe Auslastung zu er-reichen. Inzwischen ist die Motel One Group in 7 Ländern vertreten, seit 2007 ist man auch in Österreich präsent. Viele Auszeichnungen konnte Motel One errei-chen, da man von Anfang an ein preisbewusstes Konzept entwickelte und die Bedürfnisse und Wünsche an den Gast anpasste, z. B. Zimmer im modernen Design und Frühstück in Bioqualität. Nach der Präsentation und der

Am 24. 6. 2017 machten sich unsere Vereinsmitglieder auf zum Tagesausflug in den Kanton Aargau. Unser erstes Ziel war die Besichtigung mit Führung des Schlosses Hallwyl in Hallwil. Dann führte uns ein kleiner Fußmarsch zur Anlegestelle Seengen, wo wir eine gemütliche Schiffsrund-fahrt auf dem Hallwiler See genossen. Mit unserem Klein-bus machten wir uns danach auf den Weg zu unserem Vereinsmitglied, der Famile Mathis Heinz, nach Beinwil (Freiamt). Dort wurden wir herzlichst empfangen, mit feinsten Grillagen verwöhnt und mit zwei aufgestellten Musikanten überrascht. Herrliches Wetter und fantasti-sche Stimmung, was will man mehr? Dieser Anlass wurde

Austrian-American Councils North AmericaGroße Ehrung für Hofrat Dr. Walter Dujmovits

Altbayerisch-schwäbischer Verein der Österreicher e. V.Besichtigung der Hotelzentrale „Motel One“ München

Rot Weiss Rot Verein, Wil Vereinsausflug in den Kanton Aargau

Der Geehrte bei der Preisübergabe.

Vordere Reihe von links: Petra Burkart, Motel One, Erika Ide, Norbert Macek, Purchasing­Manager, Motel One.

Die Vereinsmitglieder im Garten der Familie Heinz.

so geplant, dass das älteste Vereinsmitglied Mathis Paul, aber auch das jüngste, sein Enkel Max, teilnehmen konn-ten. Ein unvergesslicher Vereinsanlass mehr, der uns in schönster Erinnerung bleibt. ❰

Besichtigung des Hotels konnten die Mitglieder bei strah-lendem Sonnenschein im Garten des Motel One den neu kreierten Drink „PIMMS-NO.1“ testen und sich von der Wohlfühlatmosphäre des Hotels überzeugen. ❰

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DIE SCHMANKERLECKE

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Johann Laferist ein über die Grenzen hinaus berühmter öster­reichischer Fernsehkoch und lebt mit seiner Familie in Deutschland.

Essen ist ein Erlebnis für die Sinne – und die Rezepte von Johann Lafer sind ein ganz besonderes. Mit diesem Buch geht der Sternekoch noch einen Schritt weiter: Neben Schmecken, Riechen, Sehen und Fühlen bietet dieses Buch auch etwas zum Hören. „Lafers vier Jahreszeiten – der Frühling“ ist das zweite von vier Kochbüchern, in denen Johann Lafer saisonale Rezepte mit der passenden Musik aus den Bereichen Jazz, Pop und Klassik verbindet. 30 köstliche Rezepte machen das Kochen am eigenen Herd zur perfekt passenden Musik zu einem wahren Hochgenuss.

2 unbehandelte Zitronen2 Tomaten2–3 EL süßscharfe Chilisauce2 EL Erdnussölfeines Salz4 Thai­Basilikum­Stiele4 Bananenblätter(aus dem Asia­Laden)4 Heilbuttfilets (à ca. 80 g)Schwarzer Pfeffer aus der Mühle8 Zahnstocher (mind. 30 Minuten gewässert)

U nser aktuelles Rezept setzt auf in-tensive Aromen und ist eine gute Möglichkeit, den Urlaub zumindest

kulinarisch nachzuholen oder den ausklin-genden Sommer appetitlich zu verlängern.

ZubereitungDen Grill für direkte/indirekte mittlere Hitze vorbereiten. Die Zitronen heiß waschen und abtrocknen, die Tomaten waschen, beides in Scheiben schneiden. Die Chilisauce und das Öl verrühren und mit Salz würzen. Das Thai-Basilikum waschen, trocken schütteln und die Blätter abzupfen. Die Bananenblätter auf dem Grill offen bei direkter Hitze von beiden Seiten kurz angrillen, sodass sie elastisch wer-den und nicht mehr reißen können.

Jeweils 2 Scheiben Zitrone und Tomate ab-wechselnd auf 1 Bananenblatt legen. Heilbutt kalt waschen, trocken tupfen und daraufset-zen. Mit Salz, Pfeffer und Chiliöl würzen und mit Basilikum belegen. Blätter zusammen-klappen und die Päckchen mit je 2 Zahnsto-chern fixieren. Den Heilbutt mit geschlosse-nem Deckel bei indirekter Hitze (ca. 180 °C) 6–8 Minuten grillen. Zum Servieren die Päckchen öffnen.

Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr

Johann Lafer

Heilbutt mit Chiliöl im Bananenblatt

Der Spezialist

Buchtipp

Die Zutaten (für 4 Personen)

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Frauen sind gleich wichtig wie Männer. Dennoch treten sie im kollektiven Gedächtnis blaublütiger Gesellschaften eher zurück. Die gegenwärtige Köni­gin von England bildet einen Sonderfall. Eine an­dere Ausnahme ist die Habsburgerin Maria There­sia, die im Mai vor 300 Jahren das Licht der Welt erblickte. Es ist also kein Wunder, dass der themati­sche Büchermarkt mit Werken, Aufsätzen und Sam­melbänden überflutet wird.Das zu rezensierende Werk stammt aus der Feder der deutschen Historikerin Barbara Stollberg­Rilin­ger und wurde mit dem Preis der Leipziger Buch­messe 2017 in der Kategorie Sachbuch/Essayistik ausgezeichnet. Die Autorin stellt Maria Theresia ins Rampenlicht, obwohl ihr der Titel „Kaiserin“ erst ab 1745 als Gemahlin des 20 Jahre später verstor­benen Kaisers des Heiligen Römischen Reiches zu­kam und mit keiner effektiven Macht vereinigt war. Trotzdem stellt die Autorin in vorbildlicher Art die Herrscherin als Symbolfigur zu einem fassbaren Verständnis der damaligen Zeit dar. Ein starkes Hauptaugenmerk legt die Verfasserin auf die Ver­antwortung als Königin von Ungarn und Böhmen und Erzherzogin von Österreich für ihre Diener. Außerdem besaß die Monarchin als Mutter von 16 Kindern einen großen Willen. Sie stand der Aufklä­rung eher konservativ gegenüber und verteidigte den katholischen Glauben. Viele Neuordnungen und die Einführung der Schulpflicht kennzeichneten das Maria­Theresiani­sche Zeitalter. Als sie 1780 im Alter von 63 Jahren starb, wusste sie bei allen Gegensätzen und Ver­diensten keinesfalls, dass sie bis in die Jetztzeit als eine der bedeutsamsten Österreicherinnen in die Geschichte eingehen würde.Gestützt auf zum Teil neue Quellen zeichnet die sachverständige Autorin ein umfassendes und sehr gut gegliedertes Porträt Maria Theresias und ihrer Zeit, das frei von erdichteten und hagiografischen Zügen ist und eine Matriarchin von äußerstem Pflichtgefühl zeigt, die das mitunter nicht immer leichte Geschäft des Herrschens als ihre persönliche Aufgabe mit Pflichtbewusstsein und Verantwortung betrieb. ar ❰

Zum 300. Geburtstag der Habsburgerin Maria Theresia von Österreich ist diese Biografie erschienen. Verfasst wurde sie von der 73­jährigen Französin Élisabeth Badinter, einer bedeutenden Philosophin und Historikerin. Badinters langjährige Recherche über das Leben der Herrscherin stützt sich nebst anderen Quellen auf veröffentlichte und unveröf­fentlichte Korrespondenzen zwischen Maria There­sia und ihren Vertrauten.Die österreichische Monarchin wurde 1717 geboren und führte unglaubliche vierzig Jahre lang ihr Land, obwohl Frauen als Regierende damals noch seltener waren als heute. Der männliche Stammhal­ter in der habsburgischen Nachkommenschaft war letzten Endes ausgeblieben, und so wurde der ältes­ten Tochter Maria Theresia die Herrschaft übertra­gen. Als Frau galt sie notgedrungen als zweite Wahl. Doch mutig nahm sie die Herausforderung an und überzeugte bald ihre Kritiker. Gleich zu Beginn ih­rer Zeit am Thron hatte sie den Österreichischen Erbfolgekrieg zu bestreiten. Nicht minder turbulente politische und private Perioden folgten unter ande­rem mit dem Siebenjährigen Krieg, Maria Theresias depressiven Verstimmungen und dem teilweise sehr frühen Tod sechs ihrer Kinder. Während ihre Nähe und Schlichtheit eine willkommene Revolution am Wiener Hof darstellten, war die von ihr veranlasste Einführung der Prüderie und Sittenpolizei jedoch wenig populär. Unrechtmäßige Sexualität wurde hart bestraft, und es wurde Frauen verboten, kurze Röcke und zu weit dekolletierte Korsetts zu tragen. Ebenso ließ Maria Theresias religiöse Intoleranz die Verfolgung jüdischer und protestantischer Gemein­den zu. Sie war nicht nur Herrscherin über ein riesiges Reich, sondern brachte auch 16 Kinder zur Welt. Eine beanspruchende Situation, mit der sich kein männlicher Regent und nur wenige Frauen je kon­frontiert sahen. 1780 starb sie mit 63 Jahren. Die Habsburgerin war bis zuletzt an der Macht.Badinter gelingt ein spannendes Porträt, das Maria Theresias Spagat zwischen ihren sozialen Rollen als Frau, Mutter und Herrscherin aufzeigt. bc ❰

Ungezählt sind sie und über die ganze Welt ver­streut: die Schauplätze der Musik. Ihnen nachzurei­sen und ihren Genius aufzuspüren ist eine große und schöne Aufgabe. Dietmar Grieser hat sich ihr mit Enthusiasmus unterzogen. Er berichtet unter dem Lehár­Titel „Schön ist die Welt“ über bekannte und unbekannte Schauplätze der Musik: von Klassischem wie dem Forellenquin­tett bis zu Elvis Presleys „Muss i denn zum Städtele hinaus“.Der prachtvolle Palazzo, in dem Puccini seine Tosca zur Mörderin werden lässt, beherbergt heute die französische Botschaft; Gustav Mahlers Elternhaus, in dem der Sechsjährige seine ersten Noten aufs Papier kritzelte, steht im südböhmischen Iglau, nur der Tempel, der der „Göttin“ Maria Callas am Ufer des Gardasees zugedacht war, wartet immer noch auf seinen Bau.Wo spielt Verdis Oper „Maskenball“, wo die Lehár­Operette „Schön ist die Welt“? Ist das Kinderlied „Heidschi Bumbeitschi“ islamophob? Wie wurde Wien zur Wahlheimat der berühmten Komponisten, Instrumentalisten und Sänger, ja zur „Welthaupt­stadt der Musik“? Der Autor führt uns ins Raimund­Land am Fuße des Schneebergs, an die tragikumwitterten Sterbeorte von Anton von Webern, Hugo Wolf und Fritz Wun­derlich, aber auch in Emmerich Kálmáns Schlem­merparadies New York. Wir fahren mit dem Opernbus nach Pressburg und Brünn und lauschen in Nagasaki der Fremdenfüh­rerin, die uns die Geschichte der wahren Butterfly erzählt. Um den Originalstandort des „Brunnens vor dem Tore“ streiten sich Österreich und Deutschland, und als es nach 1945 darum geht, das Urbild des Solda­ten­Gspusis Lili Marleen zu identifizieren, melden sich nicht weniger als 250 Frauen, die allesamt da­rauf bestehen, die einzige und echte zu sein.Dietmar Grieser begibt sich einmal mehr auf eine spannende Spurensuche: „Schön ist die Welt“ bietet wunderbare Geschichten, berührende Lebensschick­sale und berühmte Orte zum Mit­ und Nachreisen – für Musikliebhaber und Kulturtouristen. ih ❰

Barbara

Stollberg-Rilinger

Maria Theresia.

Die Kaiserin ihrer Zeit.

C. H. Beck Verlag,

München 2017

ISBN 978-3-406-69748-7

Dietmar Grieser

Schön ist die Welt.

Schauplätze der Musik.

Wien 2017, Amalthea

Verlag, 267 Seiten

ISBN 978-3-99050-096-

Élisabeth Badinter

Maria Theresia.

Die Macht der Frau.

Paul Zsolnay Verlag,

Wien 2017

ISBN 978-3-552-05822-4

BUCHBESPRECHUNG

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Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER­WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A­1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – http://www.oe­journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24­30, Fax: +43/1/533 52 24­9, E­Mail: rotweiss [email protected]. Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A­1080 Wien. Projektleitung: CPG / Silvia Wagner, [email protected]. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG. Lektorat: CPG / Susanne Drexler. Anzeigenkontakt: Markus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40­768, E­Mail: [email protected]. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck­ und Verlagsgesellschaft m.b.H., A­3100 St. Pölten. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck­ und Satzfehler vorbehalten. ROTWEISSROT wird auf FSC­zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschafteter Forstwirtschaft stammt.

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:

Impressum

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB) A­1010 Wien, Postgasse 6/1/2 Tel.: +43/1/533 52 24 Fax: +43/1/533 52 24­9 E­Mail: [email protected] www.weltbund.at. Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL.Grundlegende Richtung und Blattlinie: ROTWEISSROT, das Auslandsöster reicher­Journal, informiert seine Leser im In­ und Ausland über österreichrelevante Themen zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Aktuellem etc. Auflage: 20.000 Stück. Erscheinungsart: ROTWEISSROT erscheint viermal jährlich.

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ObSenRat Dr. Peter BRAND, WienHR Dr. Walter DUJMOVITS, GüssingDr. Peter ERNST, Paris/FrankreichHeidemarie HIRSCHBÄCK, Sydney/AustralienHarald LÖSCHER, Oberhasli/SchweizIng. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main / DeutschlandThomas PAYER, Hannover/DeutschlandRoland K. PIRKER, Ottawa/KanadaMag. Michael OTTER, WienDr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/UngarnGes. Mag. Wolfgang STROHMAYER, Wien

Generalsekretärin:Dr. Irmgard HELPERSTORFER, Wien

Chefredakteur:Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien

Ehrenschutz:Der Bundesminister für Europa, Integration und ÄußeresSebastian KURZund die Landeshauptleute derösterreichischen Bundesländer:Dr. Wilfried HASLAUER, SalzburgDr. Michael HÄUPL, WienDr. Peter KAISER, KärntenMag. Johanna MIKL­LEITNER, NiederösterreichHans NIESSL, BurgenlandGünther PLATTER, TirolHermann SCHÜTZENHÖFER, SteiermarkMag. Thomas STELZER, OberösterreichMag. Markus WALLNER, Vorarlberg

Wer glaubt, dass sich ORF­Legende Hugo Portisch, gerade 90 Jahre alt geworden, zurücklehnt und die Welt entspannt verfolgt, irrt gewaltig. Das hohe Alter hindert ihn nicht, sich zu aktuellen Problemen und Entwicklungen zu äußern. Da sind die Wahl Donald Trumps zum 45. US­Präsidenten und dessen bisheri­ge Amtszeit keine Ausnahme. Portischs Feder ist poin­tiert. Genauso versucht er darzustellen, ob sich das Gleichgewicht zwischen den USA und Russland ver­lagern und ob sich etwas in den Kriegs­ und Krisen­gebieten der Welt verändern wird. Wer Portischs Le­bensbild kennt und dabei den globalhistorischen Kontext berücksichtigt, weiß, dass seine Sorgen auf­grund des neuen US­Präsidenten Donald Trump berechtigt sind. Portischs Feder ist keineswegs müde. Sie erzählt von den Vorgängern Trumps, die er alle kannte. Der Mix aus Pragmatismus und Transpa­renz und macht den Mann im Weißen Haus unbere­chenbar und gefährlich. Für die vielzitierte „Political Correctness“ hat man keine Zeit. Dass die Regeln für korrektes Benehmen, die Achtung des Anderen und Anstand in der Gesellschaft über Bord geworfen wer­den, ist nicht zu tolerieren. So sieht Portisch, stets ein Mahner und klar denkender Kopf, die Dinge. Trump und Putin werden sich auf einen Deal einigen. Doch zu welchem Preis? Selbst wenn Europa aus seinen na­tionalistischen Albträumen aufwacht, ist es fünf vor zwölf. Portisch charakterisiert dessen ungeachtet das US­amerikanische Wahlsystem als ein Paradebeispiel für Korruption. Wer viele Geldspenden von den Reichen erhält, kann die Wahlen gewinnen. Folglich residiert und regiert im Weißen Haus kein Mann für die kleinen Leute, sondern eine Marionette der Lob­byisten. Dass das gut gehen kann, ist zu bezweifeln. Man muss nur eins und eins zusammenzählen, um zu sehen, dass die Wahl Trumps zum US­Präsidenten mit all ihren Folgen ein Weckruf für die Welt und für uns sein muss. Gerade wir Europäer dürfen uns trotz der Flüchtlings krise nicht verstecken. Im Gegenteil: Wir müssen Einig keit zeigen und unsere angestamm­te Position in der Welt verteidigen. Oder wollen wir zum Spielball der Weltmächte werden? Wer Portischs kleines Werk liest, kann Antworten auf diese Schluss­frage finden. ar ❰

Hugo Portisch

Leben mit Trump.

Ein Weckruf

Ecowin Verlag,

Salzburg 2017

ISBN 978-3-7110-0127-6

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Der Vorarlberger war zuletzt in der Ukraine und in

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