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Schola Zeitung Für die Freunde der Schola Cantorum Wettingensis Oktober 2014 Heinrich von Herzogenberg Die Geburt Christi

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Schola Zeitung

Für die Freunde der Schola Cantorum Wettingensis • Oktober 2014

Heinrich von HerzogenbergDie Geburt Christi

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Aargauische Kantonalbank Bahnhofplatz 2 5401 Baden 056 556 66 01 oder www.akb.ch

Bei uns geben Sie den Ton an.

Taktvoll

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Inhalt

Singen Sie mit in unseren Adventskonzerten! 5

Editorial

Wer war Heinrich von Herzogenberg? 7

Ein Musiker mit adligen Vorfahren

Das tote Haus ist ins Leben zurückgekehrt 8

Herzogenbergs Haus «Abendroth» in Heiden

Die Konzertdaten 9

Auführungsdaten und Billettverkauf

Auf Sonntag lade ich den lieben Gott ein 10

Die Entstehung des Weihnachtsoratoriums «Die Geburt Christi»

Die Solisten 12

Sechs Solisten erzählen die Weihnachtsgeschichte

Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil 14

Ein kleines, aber feines Ensemble

Die Schola Cantorum Wettingensis 15

Der Konzertchor und sein Musikalischer Leiter

Das Orchester Collegium Cantorum 16

Das Orchester ist auf die Chorbegleitung spezialisiert

Im Konzert selten zu hören: das Harmonium 17

Eine merkwürdige Erscheinung unter den Tasteninstrumenten

Die Stimme ist mein Hauptinstrument 18

Porträt Denise Frey

Schuberts As-Dur-Messe 20

Foto-Impressionen der Konzerte in Königsfelden Ausblick auf die Schola-Konzerte 2015 22

Felix Mendelssohns «Paulus»

Scherzo 22

Rätsel 23

Impressum 23

Illustration auf der Titelseite: Tilman Riemenschneider, Verkündigungsengel, um 1500.

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Polyhymnia, die Muse des Gesangs auf einer griechischen Vase, um 450 v. Chr.

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Singen Sie mit in unseren Adventskonzerten!

Liebe Leserinnen und Leser

Wann haben Sie jemals erlebt, dass Sie – im Publikum

sitzend – in einem Konzert mit klassischer Musik mitsan-

gen? In den beiden Adventskonzerten 2014 der Schola Cantorum Wettingensis sind Sie freundlich eingeladen,

gerade dies zu tun. Heinrich von Herzogenbergs Weih-

nachtsoratorium «Die Geburt Christi» sollte nach sei-

nem Willen nicht reine Konzertmusik sein. Als Brücke zwischen Auführenden und Hörern, Künstlern und Publikum, setzte er den gemeinsam gesungenen Choral

ein. In den Auführungen werden in vier Chorälen nicht nur der Chor der Schola Cantorum Wettingensis und

der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil, sondern auch

die Musiker, der Dirigent und das Publikum mitsingen.

Damit alle mitmachen können, werden die entsprechen-

den Noten und Texte im Programmheft abgedruckt. Das Werk steht an der Kreuzung zwischen Johann

Sebastian Bach, dessen Kompositionen Herzogenberg intensiv studierte, und der kühnen Harmonik der Spät-romantik. Chorsätze von grosser Mannigfaltigkeit, in denen der Komponist eine Fülle bekannter Weihnachts-lieder bearbeitete, verleihen dem Werk einen volkstümli-chen, aber auch tief bewegenden Charakter.

Herzogenbergs Weihnachtsoratorium wurde am

dritten Adventssonntag 1894 in Strassburg uraufgeführt. Ein Chormitglied, das bei dieser Auführung mitsang, schrieb: «Am 16. Dezember 1894 durften wir es zum erstenmale aus dem Manuskript zur Auführung brin-

gen, beim Schimmer der Christbäume, vor einer Ge-

meinde von weit über zweitausend Köpfen, die den letz-

ten Platz der Thomaskirche füllte. Es war ein Eindruck, wie wir ihn bei allem Schönen und Erhebenden, das uns

bisher so reichlich zuteil geworden ist, doch noch nie-

mals empfangen hatten.»

In seinem Oratorium verlangt Herzogenberg zu-

sätzlich zu einem gemischten Chor einen Kinderchor.

Ich freue mich sehr, dass der Jugendchor Wohlenschwil-

Mägenwil zum zweiten Mal in Konzerten der Schola

mitwirken wird – wiederum einstudiert von Elisabeth Fischer. Bereits in den Weihnachtskonzerten 1996 der Schola sang der Jugendchor in Arthur Honeggers «Une

Cantate de Noël» und trug damals viel zum grossen Erfolg der Auführungen bei. Und, wer weiss, vielleicht singt die eine oder andere junge Sängerin später in der

Schola Cantorum Wettingensis als Sopranistin oder Al-

tistin mit!

Apropos Mitsingen: Wenn Sie, liebe Leserin und

lieber Leser, nicht nur in Herzogenbergs «Die Geburt

Christi» gemeinsam mit uns singen möchten, sind Sie

als Sängerin oder Sänger in der Schola sehr herzlich

willkommen. Nach den Adventskonzerten 2014 werden wir Felix Mendelssohns «Paulus» einstudieren und Ende

Mai 2015 in zwei Konzerten in der Stadtkirche Baden auführen – ein grossartiges und faszinierendes Werk nicht nur für die Chorsänger, sondern auch für die Solis-ten, das Orchester, den Dirigenten und natürlich für die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Fühlen Sie sich angesprochen? Möchten auch Sie von der Muse des Gesangs geküsst werden? Sie verleiht uns die Begeisterung für den Chorgesang, den «enthusi-asmos», der sich im Konzert auf das Publikum überträgt und es bewegt und verzaubert. Sie können während ein bis drei Chorproben – je-

den Dienstag von 19.30 bis 22.00 Uhr im Schulhaus Zehntenhof in Wettingen – unverbindlich «Schola-Luft»schnuppern. Anschliessend entscheiden Sie, ob Sie Mit-

glied der Schola werden wollen. Sie können aber auch

als Gastsängerin oder Gastsänger im Projekt «Paulus»

mitmachen. Die Kontaktadresse inden Sie auf der Rückseite dieser Schola-Zeitung. Übrigens: Heinrich von Herzogenbergs Weih-

nachtsoratorium «Die Geburt Christi» wird erstmals im

Kanton Aargau aufgeführt. Nehmen Sie die Gelegen-

heit wahr, dieses wunderbare Werk kennen zu lernen –

und mitzusingen.

Editorial:

Sigi Loretz

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Herzogenberg, geboren am 10. Juni 1843 in Graz, entstammte einem französischen Adelsgeschlecht (Pi-

cot de Peccaduc). Seine Vorfahren emigrierten in der

Revolutionszeit nach Österreich, traten in die Dienste der Donaumonarchie und führten seit 1811 den einge-

deutschten Namen von Herzogenberg. Nach der Schul-zeit in seiner Geburtsstadt Graz studierte Heinrich von Herzogenberg in Wien sowohl Jura an der Universität als auch Komposition am Konservatorium. Über sei-nen Kompositionslehrer Dessof kam er in Kontakt mit

Johannes Brahms. In der adligen Wiener Gesellschaft lernte er seine Frau Elisabeth von Stockhausen kennen, Tochter des hannoverschen Gesandten am Hofe, eine musikalisch hochbegabte Frau, die Klavierschülerin von Brahms war. Nach einigen Jahren freischafenden Künstlertums in Graz zogen die Herzogenbergs 1872 nach Leipzig in die damals lebendigste Musikmetropole Deutschlands.

Entscheidend wurde hier die Bekanntschaft mit Phil-ipp Spitta, dem Verfasser der epochalen Bach-Biograie (1873). Auf seine Anregung hin wurde 1875 der Bach-Verein gegründet mit dem Ziel, die bis dahin kaum auf-geführten Kantaten Bachs in Konzerten vorzustellen. Seit 1876 leitete Herzogenberg den Chor, was zu einer äusserst intensiven Beschäftigung mit dem Werk des Thomaskantors führte und seinen Kompositionsstil we-

sentlich beeinlusste. Aus der Bekanntschaft beider Her-zogenbergs mit Brahms resultierte ein reger Briefwechsel mit Austausch von Kompositionen und die Gastfreund-

schaft der Herzogenbergs für Brahms bei dessen Leipzi-ger Auftritten.

Der schon bald nach Berlin an die Musikhochschule berufene Philipp Spitta holte 1885 seinen Freund Her-zogenberg als Professor für Komposition in die deut-sche Hauptstadt nach, die erste hauptberuliche Tätig-

keit Herzogenbergs. Das kinderlos gebliebene Ehepaar

Herzogenberg verband eine enge Freundschaft mit der Familie Spitta. Deren sommerlicher Urlaubsort war

Heiden (via Kurswagen der Reichsbahn), wodurch auch die Herzogenbergs hierher fanden. Im Herbst 1891 be-

schlossen sie, in Heiden ein Haus zu bauen für die Som-

meraufenthalte und den Ruhestand. Tragischerweise verstarb die an einer Herzkrankheit leidende Elisabeth 44-jährig im Winter vor der Fertigstellung, so dass der Witwer allein in das gemeinsam entworfene Haus einzie-

hen musste, dem er den Namen «Abendroth» gab. Seit

dem Sommer 1893 weilte regelmässig als Gast in Hei-

den bei Herzogenberg der Strassburger Theologiepro-

fessor Friedrich Spitta, ein jüngerer Bruder von Philipp Spitta und engagierter Förderer der Kirchenmusik. Voll-

ends nach dem überraschenden Tod Philipp Spittas im April 1894 wurde diese Beziehung zum Lebenselexier des ziemlich schwer an Rheuma leidenden Herzogen-

berg. Er wandte sich nun vor allem der Komposition von Kirchenmusik zu, nachdem er zuvor viel Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen, Chor- und Sololie-

der, aber auch zwei Sinfonien und ein Violinkonzert ge-

schrieben hatte. In den Heidener Sommern entstanden

zum Beispiel 1893 die Liturgischen Gesänge op.81, 1894 das Oratorium Die Geburt Christi op.90, 1897 die Cho-

ralkantate «Gott ist gegenwärtig» und 1898 schliesslich als über zweistündiges opus maximum «Die Erntefeier op. 104». Die fortschreitende Krankheit zwang Herzogen-

berg immer wieder zur Unterbrechung seiner Berliner Lehrtätigkeit. Schliesslich siedelte er nach einigen Kur-

aufenthalten vollständig nach Wiesbaden über, wo er am 9. Oktober 1900 überraschend verstarb.

Wer warHeinrich von Herzogenberg?

Text:

Konrad Klek

Bild linke Seite:Heinrich von

Herzogenberg, 1894.

Bild links:Elisabeth von Herzogenberg.

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Das tote Haus –ins Leben zurückgekehrtAm Ende des 19. Jahrhunderts führte der Lebensweg von Herzogenberg für weniger als ein Jahr-

zehnt nach Heiden. Sein traumhaft schön gelegenes Haus Abendroth wurde zum Ausgangspunkt

für eine bemerkenswerte Renaissance des fast vergessenen Komponisten und seiner Musik.

Der Heidener Hotelier Andres Stehli stiess im Jahre

1996 auf eine «Reiseerinnerung» des deutschen Dra-

matikers Ernst von Wildenbruch, die im Oktoberheft 1902 der Deutschen Rundschau erschienen war, einem Monatsblatt, das seinerzeit zur Standardlektüre von deutschen Bildungsbürgern gehörte. Unter dem Titel Das tote Haus am Bodensee berichtete Wildenbruch da, eingepackt in ein ausführliches Lamento ob der Realprä-

senz des Todes in Natur und menschlichen Beziehun-

gen, über seinen Besuch in einem verlassenen Haus in Heiden, das Heinrich von Herzogenberg 1891/92 hatte erbauen lassen und bis zu seinem Tod im Jahre 1900 als Sommerresidenz bewohnte. Wildenbruch war zu Leb-

zeiten Herzogenbergs der Einladung zum Besuch nicht gefolgt und kam nun, im Sommer 1902, zwei Jahre zu spät. Während eines Gewitters tappte er im Dunkeln

durch die unveränderten, aber menschenleeren Räume des feinsinnig nach Plänen des Hausherrn gestalteten

Holzhauses und vermengte diese Eindrücke dann in seiner alsbald verfassten Schrift mit nicht sehr präzisem Wissen über das persönliche Geschick Herzogenbergs und zeichnete so von dieser Künstlerexistenz das be-

dauernswerte Bild einer «Tragödie». Das «tote Haus» schien ihm symbolträchtig für das ganze Leben Heinrich von Herzogenbergs. Für Andres Stehli lüftete sich mit dem Wilden-

bruch-Text ein Geheimnis. Das «tote Haus», sozusagen richtig romantisch am Waldparkrand mit Blick auf den Bodensee gelegen, war tatsächlich über das ganze Jahr-hundert hinweg ein totes Haus geblieben. Selten nur

waren die Fensterläden geöfnet, und kaum jemand in Heiden wusste etwas über die Besitzer, geschweige denn über den Erbauer. Seit Jahrzehnten war es im Besitz von Auslandschweizern, die auf Mallorca lebten und nur gelegentlich ein paar Tage oder Wochen in Heiden verbrachten. Jetzt hatten sie das Haus modernisiert und dem mit seiner Pension Nord in der Nachbarschaft re-

sidierenden Andres Stehli ein altes Klavier daraus ge-

schenkt: Blüthner – Leipzig, 1897, nicht von schlechten Eltern ...

Text:

Konrad Klek

Bild oben:Heiden um 1900.

Bild rechts:

Der ursprüngliche

Namenszug unter

dem Giebel des Hauses.

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Erste Erkundigungen über Heinrich von Herzo-

genberg, der in den gängigen Musiklexika durchaus ver-zeichnet ist, brachten Stehli weiter und machten neugie-

rig auf diesen Künstler, der zumindest als Mitglied des engeren Freundeskreises um Johannes Brahms Interesse beanspruchen konnte. Im Juni 1997 entschlüsselte Steh-

li mit einem kleinen Beitrag im Heidener Gemeinde-

blatt «aufwind» auch für die Mitbürger das Geheimnis des «toten Hauses». Diesem Fingerzeig auf das Haus

als Repräsentant einer «kurzen, glanzvollen Zeit unse-

rer Ortsgeschichte» folgten, ermöglicht durch den auf

glückliche Umstände zustande gekommenen Kontakt mit Herzogenberg-Forschern in Deutschland, umfang-

reiche Recherchen und Planungen für eine auf das 100. Todesjahr zu terminierende Herzogenberg-Renaissance in Heiden.

Am 2. Juli 2000, beim Eröfnungsakt des Herzo-

genberg-Zyklus 2000, öfneten sich (stimmungsvoll bei einem wie abgesprochenen Abendrot am Westhimmel)

denn auch demonstrativ vor den Augen Hunderter die Fensterläden des geheimnisvollen Hauses »Abendrot» – wie es als Name gemäss der ursprünglichen Benennung am Hausgiebel immer noch zu lesen war. Aus dem «to-

ten Haus» tönte nun Musik seines Erbauers. Es war ins

Leben zurückgekehrt. Seither steht in Heiden nicht nur ein Wegweiser «Zur Villa Abendrot» am Abzweig zur

Nordstrasse, es weiss nun auch wirklich jedes Kind, dass

es in Heiden neben Henry Dunant noch einen weiteren

eigentlich grossen Namen gibt. Heinrich von Herzo-

genberg ist als Pfand entdeckt, mit dem die Gemeinde

Heiden wuchern kann, eine unfangreich mit Informa-

tionen zu Leben und Werk bestückte homepage «Her-zogenberg und Heiden» (www.herzogenberg.ch) dient

als Anlaufstelle für Herzogenberg-Interessierte aus aller Welt. Weitere Herzogenberg-Tage in den Jahren 2001, 2002 und 2004 sind erfolgreich über die Bühne gegan-

gen. Am 3. April 2004 wurde mit gut 80 Gründungsmit-gliedern die Internationale Herzogenberg-Gesellschaft

mit Sitz in Heiden konstitutiert. Im Mai 2005 werden die Herzogenberg-Tage erstmals in das Bodenseefestival integriert.

Adventskonzerte 2014Heinrich von Herzogenberg 1843–1900

Die Geburt Christi

Weihnachtsoratorium

Barbara Böhi, Sopran | Sara Maurer, AltRichard Resch, Felix Rienth, Tenor

Johannes Michael Blume, Bass

Yongfan Chen-Hauser, Bass

Schola Cantorum Wettingensis

Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil

(Einstudierung: Elisabeth Fischer)Orchester Collegium CantorumHans Zumstein, Orgel

Roland Fitzlaf, Leitung

Samstag, 29. November 2014, 20.15 Uhr

Sonntag. 30. November 2014, 16.00 Uhr

Stadtkirche Baden

Billettverkauf

Musik Eglof, Neustrasse 30, WettingenTelefon 056 426 72 09 www.schola.ch | Abendkasse

Billettpreise: CHF 50 | 40 | 30Jugendliche von 12 bis 18 Jahren: CHF 20Kinder bis 12 Jahre: CHF 10

Bild links:Herzogenbergs Wohnzimmer

im Haus

«Abendroth».

Bild rechts:

Am 2. Juli 2000 wurden die

Fensterläden am

Haus «Abendroth», die während

Jahrzehnten ge-

schlossen waren,

in einer feierlichen

Zeremonie

geöfnet.

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Im Sommer 1894 war ich für einige Wochen Herzogen-

bergs Gast in seinem Landhaus in Heiden, dem er den

Namen «Im Abendroth» gegeben, in das er so manchen

seiner Freunde zu stillem Geistesaustausch eingeladen

mit den Worten, die über dem Eingang den Kommen-

den grüssten: «Bleibe bei uns, denn es will Abend wer-den und der Tag hat sich geneigt.» Hier besprachen wir, auf der freien Höhe des Appenzeller Landes mit dem

weiten Blick auf den Bodensee und das dahinter gele-

gene schwäbische Land, mancherlei Pläne, die ich für die evangelische Kirchenmusik hatte und zu deren Rea-

lisierung ich seine Kunst in Bewegung setzen zu können hofte. Er hatte bereits in den drei Heften großzügiger Liturgischer Gesänge für Advent, Epiphanias und Pas-sion einen Teil meiner Wünsche erfüllt. Jetzt lag es mir besonders an, ihn für den Plan eines Weihnachtsoratori-ums zu interessieren. Seinem Einwand gegenüber, dass wir ja das von Johann Sebastian Bach besässen, dem Konkurrenz zu machen ein eitles Unterfangen sei, be-

gegnete ich mit dem Hinweis auf dessen Umfang, tech-

nische Schwierigkeit und Kostspieligkeit im Beschafen von Solisten und Orchester. Vor meiner Seele stand ein mit den einfachsten Mitteln ausführbares Werk, das den bunten, stillosen Programmen unserer Kirchenchöre zur

Weihnachtszeit entgegentreten könnte und deren kirch-

liche Feiern auf ein höheres künstlerisches Niveau zu heben imstande wäre.

Nach manchem Hin- und Herdisputieren – er war

ein Meister in geistreicher, inhaltsvoller Diskussion – ing er an, sich für den Plan zu erwärmen. «Schafe mir einen Text», bat er. «Das soll sofort geschehen». Bibel und Gesangbuch hatte ich im Kopfe, Boehmes deutsche Volkslieder fand ich auf seinem Schreibtisch. Die Idee

des Ganzen lebte längst in mir. So wurde denn in sehr

kurzer Zeit die Textunterlage geschafen, die bei der spä-

teren Veröfentlichung des Werkes sehr wider meinen Willen als meine Schöpfung genannt worden ist. Im Ver-

hältnis zu den ebenfalls von mir stammenden, aber erst nach langer Überlegung zustande gekommenen Texten zu Herzogenbergs zweiteiliger Passion und zu seinem

letzten großen Werke, der Erntefeier, ist der zum Weih-

nachtsoratorium schnell hingeworfen. Aber der Kompo-

nist war zufrieden, und so quälte ich ihn nicht weiter mit

Änderungsvorschlägen, die noch in mir aufstiegen. Ich hatte ihm grösste Einfachheit der Mittel ein-

geschärft: ohne das könne der Zweck, den ich im Auge

hatte, nicht erreicht werden. Vierstimmiger Chor, leichte

Soli, Orgel- bzw. Harmoniumbegleitung, damit müsse die Sache gemacht werden. Herzogenberg wand sich et-

was unter diesen harten Aulagen. Endlich bei der Heimkehr von einem Nachmittags-spaziergang nach einer der schönen sauberen Wirtschaf-

ten des Appenzeller Landes, wo er meinen störrischen

Sinn zu erweichen versucht hatte durch ein Glas Land-

Auf Sonntag lade ichden lieben Gott einFriedrich Spitta, Strassburger Theologieprofessor und Verfasser des Textes zu Heinrich von Her-

zogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi», schrieb einen amüsanten Bericht über die

Entstehung des Werks und seine Zusammenarbeit mit dem Komponisten.

Text:

Friedrich Spitta.Aus «Montasschrift

für Gottesdienst

und kirchliche Kunst», 1912.

Bild:

Autographe

Partitur von

Heinrich von

Herzogenberg.

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wein und den guten Käs, den der richtige Appenzeller

bekanntlich mitsamt dem Teller zu essen plegt, rückte er vor: «Ohne ein Streichquartett kann ich die Kompo-

sition nicht machen, wie sie mir im Sinn liegt.» Ich fuhr

auf: «Das ist wider die Verabredung». Er meinte: «Was

hat denn das zu sagen? Ein paar Bieriedler indet man auf jedem Dorfe; auf diese Weise wird die Auführung des Werkes auch in den kleinsten Verhältnissen nicht in

Frage gestellt werden.» Und nun ing er an, wie man für gewisse Wirkungen eben mit dem langweiligen, zähen

Tone eines Harmoniums nichts erreichen könne. Ich musste nachgeben.

Am nächsten Tage befanden wir uns auf einem Spaziergang in einem der schönen Tobel, die mit ihren baumreichen Wänden das grüne Weideland so malerisch unterbrechen, als er auf einmal stehen blieb, mich mit

einem überaus komischen Blick von der Seite ansah und sagte: «Eine Oboe wirst Du mir doch wohl noch schen-

ken.» Zunächst war ich starr über eine solche Durchbre-

chung unserer Vorbedingung; dann rief ich: «Fordere

nur lieber ein ganzer Bläserchor! Das ist der beste Weg, auf dem wir unseren bescheidenen Kirchenchören ein

ihren Verhältnissen entsprechendes Weihnachtsoratori-

um beschafen können.» Er aber blieb bei seiner Ansicht und versicherte, er würde ausserdem nichts fordern, und ich würde schon zu der Erkenntnis kommen, dass diese eine Oboe, die man ja in jedem beliebigen Tanzorches-ter auftreiben könne, von solcher Bedeutung sei, dass ich ihm hinterher sicher meine Verzeihung nicht vorenthal-ten werde.

Und er hat Recht behalten. Das Auftreten dieses

einzigen Blasinstruments im dritten Teile, wo Hirten und Kinder zur Krippe eilen und dem Kindlein vormu-

sizieren, ist von solcher poetischen und humoristischen Wirkung, dass durch dieses neue Mittel das Werk über das Gloria der Engel hinaus eine ganz ungeahnte Stei-

gerung erfährt. Wieviel Freude und Behagen hat diese einzige Oboe schon verbreitet bei den Zuhörern und vor allem bei den mitsingenden Kindern, denen sich der Oboist als getreuer Ekkart zugesellt und sie schliesslich

durch die Fluten des Schluss-Doppelchores sicher hin-

durchgeleitet mit ihrem Choral: «Er ist auf Erden kom-

men arm, dass er unser sich erbarm.»

Nun war Herzogenberg mit mir fertig. Für die Um-

welt wurde er ungeniessbar, da er nur noch in dem wer-

denden Weihnachtsoratorium lebte. Am letzten August

oder ersten September verliess ich Heiden und hofte etwa in einem Monat zu hören, wie es mit der Kom-

position des Werkes weiter gehe. Statt dessen erhielt ich

um den 26. September ein Telegramm: «Komme mor-gen mit Weihnachtsoratorium, sorge für einen kleinen Chor.» Ich traute meinen Augen nicht, und doch war

es so. Am nächsten Tage rückte er mit der vollständi-gen Partitur des Weihnachtsoratoriums an. Ein kleiner

Kreis von Musikfreunden hörte es sich an und versuchte, so viel man über die Schultern des Spielenden hinweg von den Stimmen aus den mit seiner klaren Handschrift ohne Korrektur hingestellten Noten erhaschen konnte,

mitzusingen. «Wollt ihrs zu Weihnachten singen, dann

werde ich sofort Stimmen herstellen lassen.» Wir woll-

ten, und so geschah es denn. Schnell lebte sich der Chor

in seine neue Aufgabe ein; und hatte Herzogenberg, als

er am 13. oder 14. Dezember ankam, auch noch vieles auszusetzen, besonders am Orchester, so überwand sei-ne ruhige Freundlichkeit die Schwierigkeiten schneller,

als die stürmische Ungeduld des Verfassers dieser Zeilen. Es war ihm ernst mit dem, was er mir einige Tage vor-her geschrieben hatte: «Auf Sonntag lade ich den lieben

Gott ein.»

Bild links:Titelblatt der Erstausgabe, 1895.

Rechts:

Die Kirche

St. Thomas in Strassburg, wo die Urauführung der Geburt Christi stattfand.

Nach der Urauführung, die am 16. Dezember 1894 unter der Leitung des Komponisten statt-fand, schrieb Herzogenberg seinem Freund Friedrich Spitta: «Und wenn ich des Augenblicks gedenke, als meine Musik durch die ganze Tho-

maskirche lutete, vom Altar zur Orgel und wieder zurück, geschwellt von dem unvergesslichen Uni-sono der Gemeinde, dann erlebte ich eine Stunde, deren sich kein noch so beliebter Komponst unse-

rer Tage zu rühmen hätte.»

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Barbara Böhi, Sopran

Sieben Jahre alt war ich, als ich zum

ersten Mal in der vordersten Parkett-Reihe im Zürcher Opernhaus sass. Fasziniert von diesem Gesang wusste ich sofort: So wie die da vorne singen, das will ich auch! Dieses Lebensziel

leitete mich durch all die Jahre meiner

gesanglichen und musikalischen Ent-

wicklung.

Ob im KKL, der Tonhalle oder der Katholischen Kirche Schattdorf –

als Solistin in einem Chorkonzert mit-

wirken zu dürfen, erfüllt mich jedesmal mit Ehrfurcht, da ich weiss, wieviel der Dirigent, sein Chor und das Orchester

an Vorbereitung leisten und wie gross

die Vorfreude und die Erwartung auf

die Konzerte sind.

Seit ein paar Jahren bin ich in der

glücklichen Lage, zwei Pianisten zu haben, mit denen ich regelmässig in

Liederabenden konzertiere. Mit dem

Pianisten und Komponisten Martin

Derungs haben wir an der Musik-

abteilung der Zentralbibliothek Zürich manche Schätze gehoben und ich singe

gerne seine Werke. Mit Raphael Staubli,

der am liebsten auf dem Hammerlügel begleitet, komponieren wir immer

wieder besondere Liederabende.

Täglich freue ich mich an dem, was frühere Komponisten erschafen haben. Daraus hat sich eine grosse Neugier für die neu entstehende Musik entwickelt.

Bei Urauführungen mitzuwirken, wenn neue Werke das Licht der Welt

erblicken, inde ich sehr spannend. Die intensive Zusammenarbeit mit den beiden liebe ich sehr.

Leidenschaft für das Singen, die Musik, und ein unbändiges Interesse

für Neues sind mir eigen. Ich schätze mich glücklich und privilegiert, dass ich heute so singen darf, wie damals die da

vorne.

Sara Maurer, Alt

Geboren und aufgewachsen bin ich

in Sion. Meine Muttersprache ist

französisch. Mit knapp achtzehn Jah-

ren habe ich eine erste Ausbildung als

Schauspielerin an der Scuola TeatroDimitri begonnen und mit Diplom

abgeschlossen. Es folgte ein mehrjäh-

riges Theaterengagement in der Westschweiz. Zu der Zeit begann ich

Gesangsunterricht zu nehmen und

hatte auch meine ersten Auftritte als

singende Schauspielerin. Anschliessend

besuchte ich drei Jahre lang die

Gesangsklasse von Ursula Buckel am Conservatoire supérieur de Musique de Genève. Weitere Lehrer in meiner Gesangsausbildung waren Dennis Hall,

Glenys Linos sowie Daniel Fueter.

Ende der neunziger Jahre hörte

ich vom Lichtenberger Institut für Angewandte Stimmphysiologie. Ich

war so begeistert, dass ich sofort

mit der dreijährigen Fortbildung

begann und diese 2005 mit Zertiikat abschloss. Die Lichtenberg Methode

nach Gisela Romert hat meine 1991 begonnene Tätigkeit als Gesangs-und Stimmpädagogin erheblich erweitert

und bereichert.

Neben meinem Einzel- und Grup-

penunterricht bin ich immer wieder

als Stimm-Coach für Ensembles und Chöre tätig.

Ich habe viel Barockmusik ge-sungen, u.a. mit Instrumentalisten wie

Margarete Kopelent, Rebeka Ruso,

Bettina Marugg, Andreas Schlegel, habe als Solistin an diversen Projekten und Urauführungen teilgenommen (aus Barock und Romantik, der zeitgenössischen Musik, der Volksmusik

und mit Chansons), war an Crossover-Projekten beteiligt mit u.a. Marianne

Schuppe, Hans Hassler, Antonella

Lalli, Paolo Vignoli.

Richard Resch, Tenor

Seine erste musikalische Ausbildung

erhielt der Tenor bei den Regens-burger Domspatzen. Nach dem Abitur

studierte er zunächst Elementare

Musikpädagogik und Gesangspäda-

gogik, sowie Klavier an der Hochschule für Musik in Augsburg u.a. bei Agnes Habereder. Seit 2006 studiert er zusätzlich Gesang bei Prof. Hans-

Joachim Beyer, sowie seit 2008 bei Edda Sevenich am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Seine Ausbildung wird ergänzt durch

zahlreiche Meisterkurse u.a. bei Re-

gina Resnik, Udo Reinemann,

Wolfram Rieger, Gerd Türk, sowie Oratorienklassen bei Hans-Jörg Al-

brecht und Frieder Bernius. Beim internationalen Gesangswettbewerb

«Toti dal Monte» in Treviso wurde er 2009 mit einem Sonderpreis als jüngster Finalist ausgezeichet, und er ist Preisträger des internationalen

Opernwettbewerbes «Kammeroper

Schloss Rheinsberg» 2010. Er gas-tierte u.a. mehrmals am Theater Augsburg, am Prinzregententheater in

München, am Staatstheater Braun-schweig, sowie am Teatro Communale di Treviso und konnte bereits mit vielen namhaften Musikern und Orchestern

zusammenarbeiten, u.a. mit dem Augs-

burger Philharmonischen Orchester,

dem Barockorchester «La Banda», dem Bergen Filharmoniske Orkester, der Neuen Münchener Hofkapelle, dem Bachkollegium Stuttgart und dem Radio-Sinfonieorchester des SWR

unter Dirigenten wie Christoph

Eschenbach, Christopher Hogwood

und Helmuth Rilling. Zahlreiche

Konzerte und Rundfunkübertragungen führen ihn durch ganz Europa, wie z.B. ans Konzerthaus Berlin und die Haa-konshallen in Bergen, sowie nach China.

Die Solisten

in den Advents-

konzerten der Schola.

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Page 13: Schola Zeitung

Felix Rienth, Tenor

Der Schweizer Tenor Felix Rienth erhielt seine erste stimmliche Aus-

bildung in der Knabenkantorei Basel. Nach der Matur studierte er

Hispanistik und Germanistik, bevor er sich ganz dem Gesang zuwandte.

Sein Gesangsstudium absolvierte er bei Heidi Wölnerhanssen in Basel und erlangte 2000 das Operndiplom am «Schweizer Opernstudio» der

Hochschule der Künste Bern. Wertvolle Impulse erhielt er vom schwedischen Tenor Hans Dornbusch, langjähriger Solist an der Königlichen Oper

Stockholm. Seit 2011 wird er stimmlich von Richard Levitt von der Schola Cantorum Basiliensis betreut. Felix Rienth, der bereits als Kna-

bensopran unter Armin Jordan am

Theater Basel als «Erster Knabe» in Mozarts «Zauberlöte» debütierte, wird heute als Tenor für die grossen Oratorienwerke in der Schweiz und

in ganz Europa engagiert. So hat er

unlängst Mendelssohns «Elias» in Lis-

sabon, Mendelssohns «Lobgesang» in

der Kölner Philharmonie, Mozarts

«Requiem» mit dem Mozarteum-

Orchester in Salzburg, Telemanns «Brockes-Passion» in Graz, Schumanns «Paradies und die Peri» in der Vic-

toria Hall Genf gesungen und ist zu

bedeutenden Festivals der Alten Musik, eingeladen worden. Er ist in den gros-

sen Konzerthäusern der Schweiz, wie

Tonhalle Zürich, Musiksaal Basel, Vic-toria Hall Genf aufgetreten und hat

dadurch mit den wichtigen Orchestern

des Landes gearbeitet, an der Seite

renommierter Sänger wie Nuria Rial,

Brigitte Fournier, Martin Oro, Philippe Huttenlocher, Michel Brodard, wie auch mit den Spezialisten der Alten

Musik, Frans Brüggen, Eduardo López Banzo und Gabriel Garrido.

Johannes Michael Blume, Bariton

Der in Zürich und Betschwanden GL lebende Künstler studierte Gesang an der Musikhochschule Detmold bei

Dorothea Liss und bei Gisela Rohmert.

Um sich zu spezialisieren, folgte ein

künstlerisches Studium für Alte Musik an der Hogenschool voor de Kunsten in Amsterdam bei Peter Kooij und Max

von Egmond. Das Repertoire des Künstlers liegt vor allem im Bereich Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Barockmusik in historischer Auführungspraxis. Neben vielfältigen Konzertver-plichtungen als Solist in Deutschland ist Johannes Michael Blume seit 2003 in der Schweiz als Konzertsänger tätig.

Hier sang er Konzerte mit Christoph

Cajöri, Ulrich Meldau, Josef Zaugg,

Michael Kobelt, Lorenz Ganz, Moana

Labbate, Thomas Rink, Daniel Schmid, Joachim Krause und vielen weiteren Dirigenten.

Zusammenarbeiten als Chorist

und Ensemblesänger unter der Leitung

von H. Max, J. Savall, S. Kuijken und H. Rilling und mit verschiedensten Schweizer Formationen und Chören

(Johann Sebastian Bach-Stiftung St. Gallen: Leitung Rudolf Lutz, Bach-ensemble Zürich: Leitung Ueli Meldau, Ensemble Corund: Leitung Stephen

Smith, Schweizer Kammerchor:

Leitung Fritz Näf, Ensemble Leonardo:

Lteitung Nicolas Fink, Basler Madri-galisten: Leitung Raphael Immoos).

Yongfan Chen-Hauser, Bass

Yongfan Chen-Hauser stammt aus

Shanghai/China, wo er seine erste Gesangsausbildung erhielt. Ab 1987 setzte er seine Studien in Chicago

und bei Nicola Rossi-Lemeni in Bloo-mington fort. Nach Erhalt seines

Master’s Degrees 1990 übersiedelte er in die Schweiz und bildete sich bei Josef

Metternich und Ubaldo Gardini weiter.

In den vergangenen rund 20 Jahren war er zuerst Ensemblemitglied des

Tiroler Landestheaters Innsbruck und dann des Theaters Biel- Solothurn und hat mehr als 60 Rollen in über 70 Opernproduktionen gesungen. Zu sei-

nen Partien gehören zum Beispiel Sarastro, Bartolo, Alidoro, Basilio, Rodolfo, Raimondo, Sparafucile,

Banco, Ferrando, Orbazzano, Don Alfonso, Il Commendatore, Il Conte di

Walter, Timur, Il Grande Inquisitore, Sir Giorgio, Fürst Gremin. Ausserdem führte ihn seine Konzerttätigkeit in verschiedene Länder. So war er beispielsweise im Frühjahr 2014 in der Bass-Partie von Frank Martins Golgotha mit dem Bachchor Stuttgart zu hören.

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Page 14: Schola Zeitung

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Der Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil blickt in

diesem Jahr auf 36jähriges Wirken seit der Gründung 1978 durch Elisabeth Fischer, die ihn auch leitet, zurück. Das kleine, aber feine Ensemble mit stets ca. 10 bis 14 begabten Mitgliedern konnte über all die Jahre Konstanz wahren, dies trotz der Tatsache, dass ein Jugendchor naturgemäss einer hohen Fluktuationsrate ausgesetzt ist.

Neben all den Gottesdiensten und weltlichen Anlässen,

die der Chor stets zur Freude des Publikums musikalisch

bereichert, prägen viele ausserordentliche Erlebnisse seinen Weg. So nahm er an manchem Gesangsfest,

auch ausserkantonal, teil und erreichte ausnahmslos

Höchstnoten und hervorragende Expertenberichte. Er wurde zur Mitwirkung in speziellen Konzerten grosser

Chöre eingeladen, erhielt vom Kanton den Auftrag zu Aufnahmen der Jubiläums-CD ‘Allons y Argovie’ oder ersang sich im Schweizerischen Jugendchorwettbewerb

Auftritte in Radio und Fernsehen. An einem Schwei-

zerischen Chorwettbewerb in Baden belegte er in seiner Kategorie den ersten Rang und in den seit ebenfalls

36 Jahren biennal stattindenden Adventskonzerten in Wohlenschwil, die stets die Kirche St. Leodegar

Wohlenschwil mit Zuhörern füllen, ist der Jugendchor im Programm als Schmuckstück nicht wegzudenken. Sein Repertoire reicht vom kirchenmusikalischen über das volkstümliche zum Kunstliedgut. Bisweilen inden auch Gospels und Negro Spirituals ihren Platz. Stimmbildung und die Entwicklung von sängerischer Intelligenz sind in einem so kleinen Ensemble für jedes Mitglied äusserst wichtig und der Chorleiterin ein

besonderes Anliegen. Es ist zu hofen, dass sich weiterhin interessierter Nachwuchs indet, der sich für kultivierten Gesang begeistern lässt, sich Qualitätsbewusstsein

aneignen will und sein musikalisches Wissen und

Können als grosse Bereicherung mitnimmt in das Erwachsenenleben.

Der JugendchorWohlenschwil-Mägenwil

Text:

Elisabeth Fischer

Bild oben:Elisabeth Fischer

und der

Jugendchor

Wohlenschwil-

Mägenwil.

Bild rechts:

Der Jugendchor

Wohlenschwil-

Mägenwil in

Salzburg.

Der Jugendchor in Salzburg

«Zusammen mit 2000 anderen faszinierten Men-

schen aus aller Welt erleben wir eine Auführung des berühmten Salzburger Adventsingens 2012 im Grossen Festspielhaus. Über Hundert Sänger, Musiker und Schauspieler erzählen uns auf eine ganz besondere Art die Weihnachtsgeschichte, ur- und volkstümlich im Dialekt, zurückhaltend, aber auch tief berührend. Wir sind alle beein-

druckt. Die Erinnerung wird uns lange begleiten. – Mit einem gemeinsamen Schlummertrunk klingt dieser reiche Tag aus.»

Page 15: Schola Zeitung

Die Schola Cantorum Wettingensis

Roland Fitzlaf, LeitungSeit September 2010 ist Roland Fitzlaf Musikali-scher Leiter der Schola Cantorum Wettingensis. Er studierte an den Musikhochschulen Zürich und Luzern Kirchenmusik, Gesang sowie Chor- und Orchesterleitung und an den Universitäten Zürich und Reims Musikwissenschaft und Romanistik. Er ist als freischafender Konzertsänger und Dirigent verschiedenster Vokalformationen tätig. Er kom-

poniert und arrangiert regelmässig vor allem im

Bereich Vokalmusik.

Text:

Sigi Loretz

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Mit ihren Auftritten in «babel-torre viva» im Rahmen von tanz&kunst königsfelden 2013, wo sie nicht nur A-cappella-Lieder in verschiedenen Sprachen aus verschie-

denen Epochen sang, sondern auch auf der Szene agier-

te, konnten die Schola und ihr Drigent Roland Fitzlaf sensationelle Erfolge feiern.

Weitere Sternstunden der Schola waren – neben

vielen Konzerten im Raum Baden-Wettingen – Aufüh-

rungen mit den Dirigenten James Conlon und Daniel

Barenboim an den Internationalen Musikfestwochen Luzern, in Abonnementskonzerten des Radio-Sinfonie-

Orchesters Basel mit Nello Santi in Basel, in Abonne-

mentskonzerten des Musikkollegiums Winterthur mit

Alois Koch und Konstantin Keiser, Konzerte in der

Tonhalle Zürich mit Joseph Haydns «Die Jahreszeiten» und das Eröfnungskonzert des Lucerne Festival 2002 mit Ivan Fischer. 2003 konzertierte die Schola mit den Berliner Symphonikern und dem Dirigenten Alois Koch

in der Philharmonie Berlin, im Auditorium Stravinsky in Montreux und im KKL Luzern. Mit Josef Haydns «Die

Schöpfung» durfte die Schola im Juni 2003 die «Trafo-

halle», den neuen Konzertsaal in Baden, festlich einwei-hen. Begeisterte Aufnahme beim Publikum fanden die Elias-Auführungen 2012, in denen die Schola das ge-

waltige Epos nicht nur musikalisch gestaltete, sondern

das Geschehen mit eigens dafür zusammengestellten Bildern und zurückhaltend eingesetzten Lichtefekten visualisierte. 2006 erhielt die Schola den Anerkennungspreis der «Aargauischen Stiftung für Gesang und Musik». Den Grundstein zur heutigen Schola Cantorum

Wettingensis legte der Wettinger Arzt und Musiker Dr.

Oskar Spörri im Jahre 1949 mit der Grüdung des Cho-

res «Schola Cantorum Maris Stella» – dies in Anleh-

nung an den Namen des früheren Zisterzienserklosters Maris Stella in Wettingen.

Bild oben:Sängerinnen der

Schola Cantorum

Wettingensis.

Bild links:Roland Fitzlaf.

Page 16: Schola Zeitung

Das OrchesterCollegium Cantorum

Hans Zumstein, OrgelNach der Ausbildung zum Primarlehrer studierte Hans Zumstein Musik in Zürich und Wien. Das Konzertdiplom für Orgel machte er bei Professor Anton Heiller. Hans Zumstein erhielt verschiede-

ne Preise und Auszeichnungen und realisierte

zahlreiche Aufnahmen. Er ist Organist und Chorleiter an der Stadt-pfarrkirche Baden, Dozent an der Kirchenmusik-

schule Aargau und an der Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik (SAMP) und diri-giert den Orchesterverein Bremgarten. Bis 2006 arbeitete er als Hauptlehrer für Musik an der Kantonsschule Baden.

Das Orchester Collegium Cantorum wurde 1994 durch Thomas Ineichen gegründet und setzt sich aus Berufs-musikern vorwiegend der Region Zürich zusammen. Anfänglich als reines Begleitorchester der Kantorei Zür-cher Oberland gedacht, wurde das Betätigungsfeld mit der Zeit immer mehr ausgeweitet. Seit seiner Gründung hat das Collegium Cantorum weit über 190 Konzerte gegeben.

Das Repertoire des Orchester Collegium Cantorum

umfasst inzwischen weit über einhundert Werke, darun-

ter so bedeutende wie die «Schöpfung» oder die «Jah-

reszeiten» von Joseph Haydn, die «Matthäuspassion» und das «Weihnachtsoratorium» von Johann Sebastian Bach. Daneben kamen unter anderem das «Requiem»

von Wolfgang Amadeus Mozart, der «Psalmus hungari-cus» von Zoltan Kodaly oder auch das Oratorium «The Light of Life» von Edward Elgar sowie «Elias» und «Paulus» von Felix Mendelssohn zur Auführung. Eine intensive und erfolgreiche Zusammenar-beit mit Chören wie der Kantorei Zürcher Oberland, Kammerchor Zürcher Oberland, Kantatenchor Uster, Kammerchor Uster, Kantorei St.Peter Zürich, Kirchen-

chöre Hombrechtikon, Kirchenchor Stäfa, Stephans-

Chor Männedorf-Uerikon, Kantorei Rapperswil, Sing-

kreis Wetzikon, Zürcher Sängerknaben, Konzertchor Zürichsee, Schola Cantorum Wettingensis, Ensemble cant‘animato, Engadiner Kammerchor und dem Chor

der Stadtkirche Brugg prägte die letzten Jahre.

Text:

Thomas Ineichen

Bild oben:Das Orchester

Collegium

Cantorum.

Bild rechts:

Hans Zumstein.

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Page 17: Schola Zeitung

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Text:

Thomas Ineichen

Bild links:Harmonium von

W. Sprössel in Leipzig, um 1870.

Bild rechts:

Einbau der Zungen, die in

Schwingung

geraten, wenn sie

von Luft umströmt werden.

Das Harmonium ist wohl eine der merkwürdigsten Er-scheinungen in der Geschichte der Tasteninstrumente. Es wird heute nur noch selten gebraucht, wie zum Bei-spiel in der bekannten «Petite Messe Solennelle» von Rossini oder eben dem Oratorium «Die Geburt Christi»

von Herzogenberg. Über 150 Jahre lang wurde das 1840 vom Franzo-

sen Alexandre François Debain erfundene Harmonium

in grossen Stückzahlen und einer erstaunlichen Vielzahl von Bauformen hergestellt. Es wurde in Kirchen, Ge-

meindesälen und Schulen, zum häuslichen Musizieren

und – eher selten – auch im Konzertsaal benutzt. Das

Radio bediente sich seiner, ebenso das Stummilmkino. Seine Verwendung reichte von Chorbegleitung über die zahlreichen Bearbeitungen von Klavier- und Orchester-stücken aus Klassik und Romantik bis zur Salon- und Unterhaltungsmusik.

Das Instrument ist in einem dem Kleinklavier ähn-

lichen Gehäuse untergebracht. Aufällig sind die bei-den am Fuss des Gehäuses eingebauten Pedale, die der

Spieler selbst im Wechsel tritt und damit Luft in einen

Magazinbalg pumpt. Der Magazinbalg wird seinerseits

von einer Feder zusammengedrückt und lässt über ein Ventil Luft gleich bleibenden Drucks in die Windlade

einströmen. Je nach Ausstattung des Harmoniums mit

weniger oder mehr Registern führen aus der Windlade entsprechende Kanäle in den so genannten Stimmstock,

der Tonerzeugung des Harmoniums. In dem Stimm-

stock wird die Luft entsprechend der Registerzahl des

Harmoniums auf mehrere Kanäle verteilt; die Kanäle können durch die mit den Registerzügen am Spieltisch verbundenen Ventile geöfnet oder geschlossen werden. Sind sie geöfnet, so strömt die Luft auf die Zungen und

regt diese zur Schwingung an, sofern die ebenfalls an der

Tonerzeugung, der Tonkanzelle, angebrachten Spielven-

tile durch die Tastatur geöfnet werden. Da die Luft erst im Moment des vom Spieler verursachten Tastendrucks auf die Zungen strömen kann, beginnen diese erst wenig

später zu schwingen, der Ton setzt also immer mit einer leichten Verzögerung ein.

Ganz im Gegensatz zur weiten Verbreitung stand

die Reputation des Harmoniums. Abgesehen von dem kleinen Kreis seiner Verfechter war die Begeisterung von Musikern und Komponisten eher gedämpft. Man be-

nutzte das Instrument als Ersatz für etwas anderes, das gerade nicht zur Verfügung stand. In der Kirchenmusik trat es an die Stelle der Orgel, wo diese zu teuer oder zu

gross gewesen wäre. Als häusliches Instrument hatte es,

zumindest in den kleineren Bauformen, gegenüber dem Klavier den Vorzug des geringeren Preises und Platzbe-

darfs. Für manchen mag es auch reizvoll gewesen sein, sich ein wenig sakrale Atmosphäre zu Hause zu ver-schafen. Einige nennen es bisweilen ja auch «Halleluja- oder Psalmenpumpe» und das ist sicher noch nicht die

abfälligste Benennung, die dem Harmonium zugedacht wurde.

Um so seltener sind die Fälle, in denen es um sei-

ner selbst willen geschätzt und gespielt wird. Hier seien

als Beispiel die Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert erwähnt, der sich sehr für das Harmonium eingesetzt hat. Überhaupt scheinen die der Orgel verplichteten Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts das Harmonium nicht völlig verach-

tet zu haben. Die überlieferten Stücke können aber in keinem Falle besondere Bedeutung im Gesamtwerk des jeweiligen Meisters beanspruchen.

Im Konzert selten zu hören:das Harmonium

Page 18: Schola Zeitung

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Denise Frey: Die Stimme – mein Hauptinstrument

Aufgezeichnet von

Barbara GobrechtAm 6. April 1978 wurde ich in Luzern geboren. Ich bin sozusagen in einer Fliegerfamilie aufgewachsen. Mein

Vater war Pilot, meine Mutter Stewardess, meine Stief-

mutter ebenfalls. Mein Bruder, zwei Jahre jünger als ich, ist inzwischen Pilot, seine Freundin Stewardess. Ich

bin eigentlich die einzige in der Familie, die lieber mit

dem Zug fährt. Warum? Ich bin nicht gern in der Luft,

brauche Boden unter den Füssen. Sobald ich höher bin als etwa einen Meter, schlägt bei mir die Höhenangst

ein. Aber im Wasser habe ich mich immer wohlgefühlt. Wenn ich Stress habe, gehe ich baden. Im Wasser kann

ich wunderbar entspannen, ja nach grosser Anstrengung

sogar mal einschlafen. Oder ich gehe laufen, wandern,

am liebsten im Wald, und singe manchmal dazu.

Ich erinnere mich an meine Feld-, Wald- und Wie-

senkindheit in unserem 400-Seelen-Dorf. Stundenlang habe ich im Wald gespielt, bin auf Bäume geklettert, habe Hütten gebaut. Ich war ein eher ruhiges Kind, ver-träumt, introvertiert wahrscheinlich. Auch heute bin ich eher zurückhaltend. Aber wenn mir etwas nicht passt, dann kann ich das sehr gut artikulieren, kann auch,

wenn es sein muss, mal auf den Tisch hauen. Interessenmässig ist bis heute vieles geblieben. Die Liebe zu Kunst und Kultur habe ich seit Kindestagen

und sicherlich von meiner Mutter, während Vater und Bruder eher ihre sportliche Seite ausgelebt haben. Einer meiner ersten Berufswünsche war: Künstlerin werden. Auch heute noch schafe ich sehr gern kreativ: singen natürlich, malen und zeichnen. Ich war eigentlich eine gute Schülerin, ehrgeizig, okay in Deutsch, sehr gut im Zeichnen und im Singen.

In der Schule hatte ich gute Lehrer; sie haben mich auch

immer gefördert. Irgendwann einmal habe ich gefun-

den, ich könnte Zeichnungslehrerin werden. Nach der

Bez ging ich ins musische Gymnasium, an die Kanti in Aarau, um mir alle Möglichkeiten ofenzuhalten, danach an die Kunstgewerbeschule in London. In London war

es viel freier. Das hat mir sehr gefallen, jeden Montag ein Projekt, ein Thema: „Nächste Woche seid ihr wieder da und präsentiert das und das“. Dort musste ich nicht

immer nur abzeichnen: Tannenzapfen, Nüsse… Zurück in der Schweiz merkte ich: Das ganze Zeichnungslehrer-

ding ist nichts; wenn schon, müsste ich freie Künstlerin werden. Doch wie sollte das funktionieren? Ich konnte

mir nicht vorstellen, was nachher gekommen wäre. Also bin ich an die Uni in Basel gegangen und habe Kunst-geschichte studiert. Lange habe ich meinem Künstler-traum nachgetrauert – bis zu dem Zeitpunkt, wo ich in

der Galerie gearbeitet habe und 1 : 1 gesehen, was ein Künstlerdasein in der Schweiz bedeutet: wie die Leute sich vermarkten müssen, wie sie den Stipendien nach-

jagen müssen. Da hab ich mir gesagt: Das ist nichts für mich; dabei würde ich eingehen. Ich will keinen Stress als freie Künstlerin. Und in der Kunstszene ist mir auch nicht wahnsinnig wohl. Die Vernissagen und die Cüpli-gesellschaft, der Smalltalk liegen mir so gar nicht.

Da ich nebenbei Geld verdienen musste, habe ich relativ lang studiert. Die Uni habe ich als Kunsthistori-kerin mit dem Lizenziat abgeschlossen. Inzwischen habe

ich gemerkt, man kann auch wissenschaftlich auf kreati-

ver Basis schafen. Jetzt arbeite ich auf der Redaktion im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft an der Produktion von Büchern, redigiere Texte von Autoren. Im Moment schafe ich 80 %. Ich bin sehr froh um diese Aufgabe, denn Jobs für Kunsthistoriker liegen nicht ge-

rade auf der Strasse. Zurzeit schafe ich noch an einem

Page 19: Schola Zeitung

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Hodler-Werkkatalog. Jetzt freue ich mich auf das Projekt

Niklaus Manuel, Schweizer Künstler an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Renaissance. Auch meine Liz-

arbeit war im Bereich Mittelalter. Eine Promotion später einmal ist noch nicht komplett weg vom Schirm. Ande-

rerseits habe ich zu wenig Zeit, und ich mache auch ein-

fach noch gern anderes.

Mein Hobby ist das Singen. Ich singe nebst dem

Chor noch in einer Band, seit vier Jahren. Wir sind zu viert: Gitarre, Geige und Akkordeon. Was wir machen? Es geht so in den Folk-, Popbereich, je nachdem, was

man mit unserer Besetzung spielen kann. Wir haben auch zwei Eigenkompositionen, aber erst einen Auftritt

gehabt. Im Vergleich zum Chor ist man natürlich viel exponierter; dafür kann ich auch Einluss nehmen. Lau-

ter oder leiser? Ich habe da natürlich schon meine eige-

nen Vorstellungen.

Mit sieben Jahren bekam ich Flötenunterricht.

Ich spiele bis heute gelegentlich auf meiner Blocklöte, habe zu Hause auch eine Gitarre. Kürzlich habe ich mir eine Ukulele gekauft, als Klangerweiterung. Aber mein

Hauptinstrument ist die Stimme. Vor circa 12 Jahren nahm ich Jodelunterricht, erfreute meinen Grossvater zum Geburtstag mit einer Jodelvorstellung. Mit Mutter und Tante treten wir manchmal zu dritt als Chörli auf: an Familienfesten – und nicht nur jodelnd.

In die Schola bin ich mit dem „Messias“ gekom-

men. Vorher habe ich im Kammerchor Solothurn unter

Konstantin Keiser gesungen. Dann bin ich von Basel nach Aarau gezügelt und habe gleich danach die Uni abgeschlossen, ging eine Weile nicht mehr singen. Kon-

stantin hat mich ermuntert, jetzt, wo ich im Aargau sei,

sollte ich doch in der Schola singen. Ich sagte: Jawohl,

ich komme! Wobei ich nicht gleich realisiert habe, dass

es von Aarau nach Wettingen auch ein rechtes Stück ist… Ich kenne also beide Dirigenten. Toll an Roland Fitzlaf und spannend inde ich seine musikalischen Ide-

en. Mich freut, dass viel Wert auf Stimmbildung gelegt wird, auf den Klang; die Klangästhetik entspricht mei-

ner Vorstellung. Ich inde die Probenarbeit sehr interes-sant, interessant, wie ein Werk erarbeitet wird, von den ersten wackligen Tönen bis zum Schluss, wenn das Or-chester dazukommt, den ganzen Prozess bis zur Haupt-

probe. Alte Musik wie Tallis spricht mich wahnsinnig an, aber auch moderne, zum Beispiel von Barber. Werke von beiden haben wir letztes Jahr bei babel.torre viva gesungen.

Im Vorstand der Schola mache ich die Pressearbeit.

Vor jedem Konzert muss ich viele Briefe und Mails ver-schicken, Portale bedienen, verschiedenste online-For-mulare ausfüllen. Das schwierigste ist es, Journalisten zu bewegen, von unseren Konzerten zu berichten. Zugleich mit der Pressearbeit habe ich das Schreiben der Porträts

für die Schola-Zeitung übernommen. Das macht Spass, denn du lernst die Leute ganz anders kennen.

Bilder:

Denise Frey mit

zwei Ungeheuern,

eines wohnt am

Basler Münster.

In jeder Ausgabe der Schola-Zeitung

stellen wir ein

Mitglied der

Schola vor.

Singen auch Sie mit in derSchola Cantorum Wettingensis!Erfahrene Sängerinnen und Sänger sind herzlich willkommenKontakt: Sigi Loretz • Telefon 044 881 70 70 • [email protected] • www. schola.ch

Page 20: Schola Zeitung

Schuberts As-Dur-Messe in KönigsfeldenUnter der Leitung von Roland Fitzlaf konzertierten am 6. und 7. September 2014 die Schola Cantorum Wettingen-

sis gemeinsam mit dem Chor und dem Orchester des Collegium Musicum Luzern in der Klosterkirche Königsfelden.

Die Solisten waren Marion Ammann, Liliane Glanzmann, Claude Pia und Michel Brodard.

Am 31. August 2014 führte das gleiche Ensemble – diesmal unter Leitung von Pascal Mayer – Schuberts As-Dur-Messe im Patroziniums-Gottesdienst in der Jesuitenkirche Luzern auf.

Ein Zuhörer schrieb « ... kann ich Ihnen meinen Dank und meine uneingeschränkte Anerkennung für die Aufüh-

rung in Königsfelden aussprechen. Ich war absolut begeistert und tief berührt. Chor, Solisten und Orchester haben wunderbar harmoniert und dafür gesorgt, dass die Besucher in den Genuss eines einmalig schönen Erlebnisses ge-

langten.»

Bild unten, von links:Roland Fitzlaf, Pascal Mayer, Marion Ammann, Liliane Glanzmann, Claude Pia, Michel Brodard.

Fotos:

Karin Weisenstein.

Page 21: Schola Zeitung
Page 22: Schola Zeitung

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Ausblick ScherzoWar er nun verliebt in sie oder war er es nicht? Die Rede ist vom 30-jährigen Johannes Brahms und seiner 16-jäh-

rigen Klavierschülerin Elisabeth von Stockhausen, der späteren Gemahlin von Heinrich von Herzogenberg. «Sie hatte den weichesten Anschlag, die geläuigste Technik, die rascheste Aufassung, das ungewöhnlichste Gedächtnis und den seelenvollsten Ausdruck im Spiel – mit einem Wort, sie war ein Genie! Dabei war sie wun-

derschön, klug, hochgebildet, edel und von bestrickender Liebenswürdigkeit im Umgang. Man musste sich in sie verlieben!» Dies schrieb Julius Epstein, der Elisabeth im Klavierspiel unterrichtete, noch bevor Johannes Brahms ihr Klavierlehrer wurde. Brahms war jedoch merkwürdi-gerweise nur während sehr kurzer Zeit ihr Klavierlehrer. Schon nach wenigen Besuchen erklärte Brahms, er sähe sich genötigt, den Unterricht abzubrechen und nannte

eher fadenscheinige Gründe – was die Fachwelt heute noch veranlasst, eifrig über die wahren Ursachen zu rät-seln, die Brahms bewogen hatten, sein Engagement bei Elisabeth von Stockhausen abrupt zu beenden. Eine der Spekulationen indet sich in einem Auf-satz von Konrad Huschke über die Beziehung zwischen Johannes Brahms und Elisabeth von Stockhausen: «Brahms kannte die Dornen der Liebe, er fürchtete, dem gefährlichen Zauber dieses wundersam lichten, in

erster Jugendschönheit prangenden, auch an geistigen

und seelischen Vorzügen fast überreichen Mädchens zu erliegen, und so entzog er sich ihm gewaltsam unter Auf-

bietung all seiner Tatkraft und barg sich ganz in seiner Kunst.»

Brahms auf der Flucht vor dem mächtigen Gott Eros? Jedenfalls blieb er unverheiratet, während Eli-sabeth sich 1868 mit Heinrich von Herzogenberg ver-mählte. Die beiden waren nach Aussagen von Zeitge-

nossen ein Paar wie füreinander geschafen, in dem jedes im andern das höchste Glück fand.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)

PaulusOratorium nach Worten der Heiligen Schrift op. 36

Marion Ammann, Sopran

Claude Pia, Tenor

Rudolf Rosen, Bass

Schola Cantorum Wettingensis

Orchester Collegium CantorumRoland Fitzlaf, Leitung

Samstag, 30. Mai 2015, 20.15 UhrSonntag, 31. Mai 2015, 17.00 UhrStadtkirche Baden

Mendelssohns «Paulus» ist ein Jugendwerk und steht in der Tradition der spätbarocken Oratorien, also in der Nachfolge von Georg Friedrich Händel

und Johann Sebastian Bach. Es zeigt Mendelssohns überragende Kunst, Melodien zu erinden, deren un-

erschöplicher Reichtum die Chöre, Rezitative und Arien von Anfang bis Ende der Komposition ziert.

Adventskonzerte 2015Samstag, 28. November 2015Sonntag, 29. November 2015Kirche St. Michael Ennetbaden

Abbildung oben:Der Apostel

Paulus. Statue auf dem

Petersplatz

in Rom.

Page 23: Schola Zeitung

Vom Himmel hoch,

da komm ich her.Verkündigungs-

engel, gemalt von

Giotto di Bondone,

um 1300.

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Rätsel ImpressumZu den «Nachrichtensprechern» des Mittelalters gehör-

ten die Bänkelsänger, die von Dorf zu Dorf zogen und singend die letzten Neuigkeiten erzählten. Sie begannen

meistens mit der gleichen Ansagestrophe: «Ich kumm

aus frembden landen her und bringe euch vil der neuen mär. Der neuen mär bring ich so vil, mer dann ich euch hie sagen will.»

Ein Priester, der gemerkt hatte, dass die Leute lieber

einem Bänkelsänger zuhören als einem Priester bei der Predigt, hatte eine geniale Idee: Er schrieb ein Weih-

nachtslied, das mit der Ansagestrophe der Bänkelsänger beginnt, und er übernahm auch deren Melodie: «Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring’ euch gute

neue Mär. Der guten Mär bring ich so viel, davon ich singn und sagen will.»

Zu dieser Melodie werden am Beginn und am Schluss von Herzogenbergs Weihnachtsoratorium «Die Geburt Christi» der Chor, die Musiker und das Publi-

kum, von der Orgel begleitet, einen Choral singen. Wer ist dieser Priester, der 1534 den Text «Vom Himmel hoch, da komm ich her« schrieb und dazu die

Choralmelodie komponierte?

Bitte senden Sie die Antwort auf diese Frage bis am 31. Dezember 2014 an die nebenstehende Redakti-onsadresse. Mit der richtigen Antwort und etwas Glück gewinnen Sie einen Geschenkgutschein für ein Konzert der Schola Cantorum Wettingensis. Bei mehreren richti-gen Antworten entscheidet das Los.

AulösungRätsel in der Schola-Zeitung vom Juli 2014:

Der Empfänger von Schuberts Liederheft war Johann Wolfgang von Goethe, der Dichter der Liedtexte, der den Empfang nicht einmal bestätigte. Gewinner eines

Gutscheins für ein Konzertbillett der Schola ist Hans-peter Neuhaus, Baden-Dättwil. Herzliche Gratulation.

Redaktion und Gestaltung

Sigi Loretz

Grundstrasse 21 | 8424 EmbrachTelefon 044 881 70 70 | [email protected]

Internetadresse

www.schola.ch

Copyright

2014 Schola Cantorum Wettingensis

Druck

Schmäh Ofset & Repro AG, 5420 Ehrendingen

Autoren

Elisabeth Fischer

Leiterin Jugendchor Wohlenschwil-Mägenwil

Barbara GobrechtMitglied der Schola

Thomas IneichenLeiter des Orchester Collegium Cantorum

Professor Konrad Klek

Präsident Internationale Herzogenberg-Gesellschaft

Sigi Loretz

Präsident Schola Cantorum Wettingensis

Friedrich Spitta

Autor des Texts zu «Die Geburt Christi»

Die nächste Ausgabe der Schola-Zeitung

erscheint im April 2015.

Page 24: Schola Zeitung

Die Durchführung von Konzerten mit an-

spruchsvollen Chorwerken, namhaften Solisten, renommierten Orchestern und einem professi-

onellen Dirigenten ist mit grossem inanziellem Aufwand verbunden. Die Einnahmen aus dem Billettverkauf und die Mitgliederbeiträge rei-chen nicht aus, diesen Aufwand zu decken.

Die Schola ist auf die Unterstützung durch Sponsoren und Gönner angewiesen. Deshalb

laden wir Sie herzlich ein, sich für unseren Chor

Nehmen Sie teil an derEntwicklung der Schola

Kontakt:

Schola Cantorum Wettingensis

Sigi Loretz, Präsident

Grundstrasse 21, 8424 EmbrachTelefon: 044 881 70 [email protected]

SCHOLA� CANTORUM� WETTINGENSIS

zu engagieren und der Schola Cantorum Wettin-

gensis als Gönnermitglied beizutreten. Für nur Fr. 50.– pro Jahr sind Sie dabei.

Selbstverständlich ist es auch möglich, die Scho-

la Cantorum Wettingensis mit einer einmaligen

Spende zu unterstützen.

Mit Ihrem Engagement ermöglichen Sie uns,

dass wir Sie auch in Zukunft mit aussergewöhn-

lichen musikalischen Erlebnissen erfreuen kön-

AARGAUER

KURATORIUM

MUSIK EGLOFF