SEKEM Insight 10.11 DE

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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Gesellschaſt, Kultur und Ökologie in Ägypten Insight Nr. 110 - Oktober 2011 SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 1 Liebe Leserinnen, liebe Leser, es mag den Anschein haben, die Revolution in Ägypten trete bis- lang auf der Stelle. Doch SEKEM macht große Schritte - hin zu einer Revolution ganz eigener Art. Seit Jahren sind auf dem Gelände der Ur-Farm und an anderen Standorten alternative Energien im produktiven, industriellen Ein- satz. Dazu gehören die Windräder auf den Dächern der Verwaltungs- gebäude in Kairo und die Scheff- ler-Spiegel, die auf der Farm in der Dampferzeugung zum Einsatz kommen. Doch bisher wurden alle diese Technologien nur im kleinen Rahmen eingesetzt. Grund dafür sind die weiterhin vergleichs- weise niedrigen Kosten für fos- sile Brennstoffe, die in keinem Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Schädlichkeit für Mensch und Umwelt stehen. SEKEM macht jetzt mit österrei- chischen Partnern einen großen Schritt vorwärts. Ein vom Land Österreich mitfinanziertes Pilot- projekt soll die Solarthermie in Ägypten attraktiver machen. Unser Leitartikel in dieser Aus- gabe stellt das Projekt vor. S EKEM hat vor kurzem die Zusammenarbeit mit drei öster- reichischen Unternehmen (SEKEM Energy, GREENoneTEC und PINK) aufgenommen, um die Nutzung der Solarenergie in Ägypten zu fördern. Zunächst will das Konsortium eine 70m2 große Demonstrationsanlage auf der SEKEM Ur-Farm errich- ten. Dann soll damit begonnen wer- den Schulungen rund um das Thema Solarthermie durchzuführen, um so die zukünftigen Fachleute der Branche zu schulen. Das Öl des 21. Jahrhunderts Das Öl des 21. Jahrhunderts ist die Solarenergie, davon sind Fachleute und die österreichischen Projektpartner überzeugt. Dies gilt in besonderem Maße für Ägypten, das Land der Sonne. Die mittlere Sonneneinstrahlung beträgt hier ca. 2500kWh/m2 im Jahr. In Österreich Editorial Ihr Redaktionsteam Große Ziele für die Solarenergie in Ägypten Die Sonne schickt keine Stromrechnung. Für ein sonnenreiches Land wie Ägypten kann das die wirtschaftliche Zukunft bedeuten. Wie, das möchte eine österreichisch-ägyptische Wirtschaftspartnerschaft jetzt wissen. Solarenergie Große Ziele für Ägypten Partnerporträt Ethische Entwicklung mit der Triodos Bank Interview Dr. Ibrahim Abouleish zur Revolution SEKEM finden sie im Internet auch auf: SEKEM’s Auszubildende beim Bau eines ersten Boilers für das neue Energieprojekt.

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten.

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SEKEMs Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten

InsightNr. 110 - Oktober 2011

SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es mag den Anschein haben, die Revolution in Ägypten trete bis-lang auf der Stelle. Doch SEKEM macht große Schritte - hin zu einer Revolution ganz eigener Art.

Seit Jahren sind auf dem Gelände der Ur-Farm und an anderen Standorten alternative Energien im produktiven, industriellen Ein-satz. Dazu gehören die Windräder auf den Dächern der Verwaltungs-gebäude in Kairo und die Scheff-ler-Spiegel, die auf der Farm in der Dampferzeugung zum Einsatz kommen.

Doch bisher wurden alle diese Technologien nur im kleinen Rahmen eingesetzt. Grund dafür sind die weiterhin vergleichs-weise niedrigen Kosten für fos-sile Brennstoffe, die in keinem Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Schädlichkeit für Mensch und Umwelt stehen.

SEKEM macht jetzt mit österrei-chischen Partnern einen großen Schritt vorwärts. Ein vom Land Österreich mitfinanziertes Pilot-projekt soll die Solarthermie in Ägypten attraktiver machen. Unser Leitartikel in dieser Aus-gabe stellt das Projekt vor.

S EKEM hat vor kurzem die Zusammenarbeit mit drei öster-

reichischen Unternehmen (SEKEM

Energy, GREENoneTEC und PINK)

aufgenommen, um die Nutzung der

Solarenergie in Ägypten zu fördern.

Zunächst will das Konsortium eine

70m2 große Demonstrationsanlage

auf der SEKEM Ur-Farm errich-

ten. Dann soll damit begonnen wer-

den Schulungen rund um das Thema

Solarthermie durchzuführen, um so

die zukünftigen Fachleute der Branche zu schulen.

Das Öl des 21. Jahrhunderts

Das Öl des 21. Jahrhunderts ist die Solarenergie, davon sind Fachleute und die österreichischen Projektpartner überzeugt. Dies gilt in besonderem Maße für Ägypten, das Land der Sonne. Die mittlere Sonneneinstrahlung beträgt hier ca. 2500kWh/m2 im Jahr. In Österreich

Editorial

Ihr Redaktionsteam

Große Ziele für die Solarenergie in Ägypten

Die Sonne schickt keine Stromrechnung. Für ein sonnenreiches Land wie Ägypten kann das die wirtschaftliche Zukunft bedeuten. Wie, das möchte eine österreichisch-ägyptische Wirtschaftspartnerschaft jetzt wissen.

SolarenergieGroße Ziele für Ägypten

PartnerporträtEthische Entwicklung mit der Triodos Bank

InterviewDr. Ibrahim Abouleish zur Revolution

SEKEM finden sie im Internet auch auf:

SEKEM’s Auszubildende beim Bau eines ersten Boilers für das neue Energieprojekt.

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können im Vergleich nur rund 1000 kwh/m2 im Jahr durch die Sonne generiert werden. Die Sonne „produ-ziert“ also in Ägypten das Äquivalent von rund 250l Erdöl auf einem Quadratmeter im Jahr.

Während Ägypten reich an Sonne ist, hat Österreich das Know-How. Das Land ist internationaler Solarthermie-Technologieführer und beherbergt den weltweit größten Kollektorhersteller.

Die Energie der Sonne kann zur Erzeugung von Wärme und Strom oder zur Kühlung genutzt werden. Im neuen SEKEM-Projekt konzentriert man sich vorerst auf die Wärmeenergie.

Die Sonne birgt gerade in Ägypten durch die nahezu 365 Sonnentage im Jahr ein enormes wirtschaftliches und energetisches Potential, das bisher noch viel zu wenig in Betracht gezo-gen wurde. Der Einsatz von großflä-chigen thermischen Solaranlagen zur Bereitung von Warmwasser in Hotels, Mehrfamilienhäusern und Industrieanlagen könnte inter-national neue Maßstäbe in die-sem Sektor setzen. Die rasant ansteigende Bevölkerungszahl und der damit einhergehende anstei-gende Energieverbrauch führen dazu, dass Ägypten auf der Suche nach Lösungen für das steigende Energieversorgungsproblem ist. Da sich das Land außerdem gerade in einer Zeit des Wandels befindet, sind die Projektpartner überzeugt, dass jetzt eine gute Gelegenheit ist, einen starken Impuls für eine positive und nachhaltige Entwicklung in Richtung erneuerbare Energien zu setzen.

Österreichischer Staat fördert

Das von der „Österreichischen Ent-wick lungs zu sammenarbeit“ (OEZA)

geförderte Solarprojekt, das jetzt beginnt, hat das Ziel, die Kraft der Sonne mit qualitativ hochwertigen Solarsystemen zu nutzen und als poten-ten Wirtschaftsfaktor zu erschließen. Die österreichischen Solar-Experten SEKEM Energy, GREENoneTEC und PINK bringen das Know-How und die langjährige Erfahrung in den Bereichen Solartechnologie, Kollektor- und Speicherbau und der strategischen Planung und Umsetzung in die Partnerschaft ein. Die lokale Unterstützung der Wirtschaftspartnerschaft kommt von den ägyptischen Partnern SEKEM, E-Green und Ecoenergy.

Weitreichende Anpassungen nötig

Um technisch angepasste Solar-ther mieanlagen in Ägypten lang-fristig erfolgreich vertreiben zu können, müssen die damit verbunde-nen Herausforderungen des Landes erkannt und Technologieanpassungen entwickelt werden. Diese Aufgabe übernimmt das Projektteam.

Alle derzeit auf dem ägyptischen Markt vorhandenen Solarthermie-Komponenten sind nur unzurei-chend an die lokalen klimatischen Bedürfnisse angepasst. Besonders feiner Wüstensand, die lokal unter-

schiedliche Wasserqualität und der hohe Salzgehalt der Luft müs-sen berücksichtigt werden, da diese schnell zu Schäden an Komponenten

- besonders an den empfindlichen Kollektoren - führen können. Zudem fehlt es an geschulten Fachkräften, die Installation und Wartungen durchfüh-ren könnten. Aus diesem Grund wird das Projekt außerdem Schulungen durchführen, um mit der Solarthermie in Ägypten langfristig einen neuen wirtschaftlichen Sektor aufbauen zu können.

Eine Pilotanlage wird mit hochwer-tigen österreichischen und ägypti-schen Komponenten auf der SEKEM Ur-Farm in Belbeis errichtet. Sie soll in erster Linie als Schulungs- und Ausbildungsanlage für Installateure, für Komponentenhersteller sowie für die Lehrlinge des VTC und Studenten der Heliopolis Universität dienen. Darüber hinaus wird sie auch im Rahmen der industriellen Produktion der SEKEM-Firmen eingesetzt. Das auf über 70°C erhitzte Wasser wird als Vorwärmung zur Dampferzeugung für diverse Prozesse auf der Farm ver-wendet. Dies verringert den Einsatz von Dieselkraftstoff und spart CO2-Emissionen ein.

Wirtschaft

Die Partnerschaft soll eine langfristige Zusammenarbeit zwischen österreichischen und ägyptischen Unternehmen und lokale Wertschöpfungsketten aufbauen.

Das Projektteam bei der Besichtigung und Problemevaluierung von ägyptischen Solarthermieanlagen.

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Die Wirtschaftspartnerschaft ver-folgt den Zweck, eine langfristige Zusammenarbeit zwischen österreichi-schen und ägyptischen Unternehmen und lokale Wertschöpfungsketten im Bereich Solarthermie aufzubauen. Deshalb wird sich das Projektteam auch mit der Neuentwicklung von Qualitätsstandards für ägyptische Solarthermieanlagen befassen und diese entwickeln. Die Mitarbeiter der SEKEM Development Foundation (SDF), SEKEMs nicht profitorientier-tem Arbeitsbereich, sowie Angestellte ausgewählter ägyptischer Firmen wer-den zunächst zu den Nutznießern von Weiterbildungen gehören. Denn die Zusammenarbeit verfolgt das hoch gesteckte Ziel, qualitativ hochwer-tige Solarthermieanlagen so weit wie möglich auch mit ägyptischen Komponenten zu bauen. Nur die not-wendigsten technischen Komponenten wie Kollektoren und Regeltechnik sol-len aus Österreich geliefert werden. Die ägyptischen Hersteller müssen also strenge Qualitätsstandards ein-halten und wirtschaftlich fähig sein, die Solarthermieanlagen zu einem erschwinglichen Preis produzieren und anbieten zu können.

Neue Chancen für SEKEMs Studenten und Azubis

Die Auszubildenden an SEKEMs Berufsbildungszentrum werden aus diesem Grund in Zukunft besonders geschult werden, um selbst War tungs-arbeiten an den Solarthermieanlagen durchführen zu können. Damit soll den Lehrlingen eine berufliche Perspektive und eine besondere

fachliche Herausforderung gebo-ten werden, die bisher auf dem ägyp-tischen Ausbildungsmarkt ihres Gleichen sucht. Auch die Mitarbeiter der SEKEM Energy GmbH sind davon überzeugt, dass Bildung ein zentra-ler Schlüssel zur Lösung gesellschaft-licher Probleme ist. An der Heliopolis Universität soll deshalb über den Ausbildungsbereich hinaus auch ein hochschulischer Unter richts bereich im Fach „Solarthermie“ entwickelt und angeboten werden.

Überwachung und Steuerung mit modernster Technik

Die Demonstrationsanlage wird über die Möglichkeit technischer Fernwartung (Telemonitoring) von der ganzen Welt aus über Internet überwacht werden können. Auch alle wesentlichen Leistungskennzahlen können so laufend geprüft wer-den. Zukünftig können so auch die Studenten der Heliopolis Universität die Anlagen der SEKEM Farm unterhal-ten, Messwerte auswerten und so das Anlagenverhalten unter ägyptischen Bedingungen verstehen lernen.

Das euro-mediterrane Projekt-team möchte durch das neue Projektvorhaben Wegbegleiter im Umbruch sein und Ägypten beim Übergang vom fossilen und ato-maren Zeitalter hin zu den saube-rer Sonnenenergie unterstützen. Die Nutzung der Sonnenergie birgt der Überzeugung den Partnern nach das größte Potential für eine friedvolle gesellschaftliche Entwicklung, „grüne“ Arbeitsplätze und kann so langfris-tig einen neuen Umgang mit Natur, Mensch und Umwelt fördern.

Das Team von SEKEM Energy steht für Fragen gerne zur Verfügung: [email protected]

Birgit Birnstingl-Gottinger, Nicole Olsacher (SEKEM Energy GmbH)

Wirtschaft

World Economic Forum: SEKEM ist “Nachhaltigkeitschampion”

Das World Economic Forum hat SEKEM als einen von 16 „Nachhaltigkeitschampions“ der Dritten Welt benannt, welche heraus-ragende Leistungen zur Bewältigung von Umweltproblemen und sozia-len Herausforderungen erbringen. Die Initiative wurde vom WEF für seine kontinuierlichen Bemühungen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Ägypten und in der Welt ausgezeichnet. Auf dem Jahrestreffen der „World Economic Forum New Champions 2011“ in China wurden 16 Unternehmen aus Schwellenmärkten als „Sustainability Champions“ geehrt. Die Träger der Auszeichnung waren zuvor vom World Economic Forum und der Boston Consulting Group aus mehr als 1.000 eingereich-ten Unternehmen ausgewählt worden.

Seit SEKEM 2003 den „Alternativen Nobelpreis“ erhielt, nehmen Dr. Ibrahim Abouleish und der Geschäftsführer der SEKEM Gruppe Helmy Abouleish häu-fig als Mitglieder der Gruppe der her-ausragenden sozialen Unternehmer der Schwab Foundation für soziales Unternehmertum am World Economic Forum teil, um sich für eine nach-haltigere Unternehmensführung einzusetzen.

Nicht ausreichend nachhaltige Praktiken des privaten und staatlichen Sektors sind zentrale Ursachen für Armut und Umweltzerstörung, nicht nur in Ägypten, sondern weltweit. SEKEMs Geschäftsmodell begegnet diesen Problemen. “Diese interna-tionale Anerkennung unterstreicht, dass sich unser Geschäftsmodell bewährt hat und eine effektive Antwort auf die Herausforderungen von Armut, Ressourcenknappheit und Klimawandel darstellt”, erklärt Helmy Abouleish.

Bijan Kafi

Mehr Informationen:http://www3.weforum.org/docs/WEF_GGC_SustainabilityChampions_Report_2011.pdf

!

Mehr Informationen:http://www.SEKEMenergy.at/!

SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de www.aventerra.de

Die auf der SEKEM Farm installierten Scheffler-Spiegel, die zur Dampferzeugung genutzt werden.

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SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 4

D ie Triodos Bank N.V. ist Europas führende Nachhaltigkeitsbank.

1980 in den Niederlanden gegrün-det, hat sie mittlerweile rund 316.000 Kunden, die sich darauf ver-lassen, dass die Bank ausschließ-lich Unternehmen, Institutionen und Projekte finanziert, die zum Wohle von Mensch und Umwelt beitragen.

Vorbild für richtige Entwicklung

Eine solche Unternehmung ist aus Sicht der Bank auch SEKEM. Denn in der Arbeit der Initiative für bessere soziale Lebensumstände und eine menschengemäße Entwicklung kom-men die drei Säulen von Nachhaltigkeit

– Mensch, Umwelt und Wirtschaft – in eine Balance. SEKEM stellt nicht nur qualitativ hochwertige, auf bio-logisch-dynamischer Landwirtschaft basierende Produkte her und ist damit wirtschaftlich erfolgreich; sie enga-

giert sich auch in der Region für kul-turelle Projekte, Bildung, Forschung und Gesundheit. Damit ist SEKEM ein nachhaltiges Entwicklungsmodell mit Vor bildcharakter, gerade auch für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Das hat die Triodos Bank früh erkannt. Sie und SEKEM verbindet eine lange Partnerschaft basierend auf gemeinsamen Werten und Zielen: Pioniergeist, Unternehmertum sowie ganzheitliches Denken und Handeln mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensqualität heutiger und zukünf-tiger Generationen. Dazu gehört auch der Einsatz für mehr „Nord-Süd-Gerechtigkeit“. Beide Partner sind glo-bale Akteure der Bewegung für eine nachhaltige Entwicklung.

Bank-Fonds fördert Entwicklung

Seit 2007 ist die Triodos Bank über den Fonds Triodos Ventures

Anteilseigner der Firmengruppe mit einem Sitz im Aufsichtsrat. Im glei-chen Jahr begab die Triodos Bank eine SEKEM-Anleihe für private Investoren in den Niederlanden. Mit beiden Finanzierungsformen konnte SEKEMs weitere Expansion unter-stützt werden. Investitionen in Herstellungsanlagen, Ver pack ungs-masch inen, Kühlhallen und Lager sowie neue Verarbeitungstechniken konnten getätigt und neues Wüsten-areal erschlossen werden. Die Partnerschaft SEKEMs mit der Bank, die mit der Exportfinanzierung begon-nen hatte, stärkt so die ökologische Landwirtschaft und die gesellschaft-liche Entwicklung in Ägypten und ver-bessert das Angebot fair gehandelter Bio-Produkte in Europa.

Hans Schut, für die Triodos Bank im Aufsichtsrat bei SEKEM, sieht zukünf-tig eine wichtige gesellschaftliche Rolle für die Initiative: „Der aktuelle gesellschaftliche Wandel in Ägypten stellt für SEKEM eine Herausforderung, aber auch eine Chance dar. Ihre andere Philosophie verbindet sehr authen-tisch den Fokus auf die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit einer langfristigen, wettbewerblichen Stärke. SEKEM ist beispielhaft für nachhaltiges Unternehmertum. Aber auch über die Landesgrenzen hinaus ist SEKEM eine Quelle der Inspiration und Vorbild.“ Die Triodos Bank freut sich, SEKEM bei der Arbeit für eine menschengemäßere wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung weiter begleiten zu können.

Stefanie Erhardt

Stefanie Erhardt verantwortet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Triodos Bank

Deutschland.

Ein Vorbild und eine Quelle der Inspiration

Nur durch das Engagement ihres Unterstützerkreises kann die SEKEM Initiative Wüstenboden entwickeln, um bessere Nahrungsmittel zu produzieren. Seit 2007 gehört die Triodos Bank mit dazu.

Wirtschaft

Mehr Informationen:http://www.triodos.de!

Dank des Mutes innovativer Banken, kann SEKEM neue Wege in der Landwirtschaft beschreiten, wie hier auf dem neuen Farmgelände auf der Sinai-Halbinsel..

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SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 5

Funding is available to attend for NGO’s and projects from the North African countries. This is an alcohol-free event. For more information or to register, please contact: Ethan Hirsch-Tauber at: [email protected]

ECOVILLAGE CONFERENCE:

Empowering Communities for Sustainable Development in Northern Africa

Goals of this conference:

To make visible the dynamic and impressive work already

being done to create sustainable community solutions all

over Northern Africa

To connect key actors, change agents, and social innovators

throughout the region

To facilitate exchange of inspiration, information and training

amongst community-based approaches to sustainability

To scale up community-based strategies for climate change

adaptation and stability in the region

To empower civil society initiatives in their contribution to

sustainable development

The conference schedule includes:

A tour of SEKEM and presentation on its history,

operation, and practical solutions (For more information

visit www.sekem.com)

A presentation of the Global Ecovillage Network and the

emerging network in Africa (For more information visit

www.gen-europe.org)

Discussion of community-based strategies for sustainable

development, focusing on best practices, appropriate

technologies, and civil engagement

Open space for dialogue and networking

Opportunities to present your own project

Funding is available for fifty participants from NGO’s and

projects from Northern Africa (Algeria, Egypt, Libya,

Morocco, Sudan and Tunisia).

Twenty more spaces at this conference are available for

paying participants from other countries.

This conference takes place with the financial support of

the German Federal Foreign Office.

This is an alcohol-free event.

If you are interested please contact Kosha Anja Joubert at:

[email protected].

18 - 21 November 2011 at SEKEM, Egypt

Organised by the Global Ecovillage Network and SEKEM

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SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 6

Wirtschaft

Die Geschäftsentwicklung der SEKEM-Firmengruppe im 3. Quartal 2011

Absatzanteile (Inland vs. Ausland)

75%

70%

25%

30%

Q2 2010

Q2 2011

Lokal Export

EBITDA (konsolidiert)

8 Mio. EGP

12 Mio. EGP

Q3 2010

Q3 2011

Umsatz (konsolidiert)

45 Mio. EGP

46 Mio. EGP

Q3 2010

Q3 2011

Anteile am Umsatz

17% 17% 15% 51%

Landwirtschaft Pharma Textiles FMCG

Der Umsatz der zur SEKEM-Firmen gruppe

gehörigen Betriebe stieg im Vergleich zum

Vorjahreszeitraum im 3. Quartal 2011 von 45

Millionen ägyptischen Pfund (EGP) (2010)

um 1 Million Pfund auf 46 Millionen.

Dies muss jedoch im Zusammenhang

mit der Gesamtleistung der Firmen im Jahr

2011 gesehen werden, die bis zum Ende

des Monats September in einer negativen

Entwicklung von -3% resultierte.

Das EBITDA (Earnings before interests,

taxes, depreciation and amortization) setzt

sich aus dem Jahresüberschuß vor Steuern,

dem Zinsergebnis und den Abschreibungen

des Unternehmens zusammen. Im Vergleich

zum Vorjahreszeitraum stieg der EBITDA der

SEKEM-Firmengruppe auf 12 Millionen EGP.

Alle Quartale des Jahres zusammen

genommen erwirtschafteten bisher einen

EBITDA-Verlust von -3%.

In den Absatzanteilen (Inland vs.

Ausland) werden die inländischen (ägyp-

tischen) Absätze den ausländischen (alle

übrigen Länder) gegenüber gestellt und

in ihren Verhältnissen gegenüber einem

Gesamtvolumen von 100% bewertet.

Die Anteile am Umsatz der Firmen der

SEKEM-Firmengruppe verteilen sich auf die

Sektoren Farmprodukte, Pharmazeutika,

Textilien und FMCG (Lebensmittel, verarbei-

tete und Konsumgüter).

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SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 7

Wie sehen Sie persönlich die gegen-wärtige Situation in der arabischen Welt?

Dr. A: Wir erleben gerade einen Umwandlungsprozess, eine gesell-schaftliche Transformation, die in ihrer Bedeutung der europä-ischen Renaissance gleichkommt. Vorbereitet von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen und Künstlern, die wie Katalysatoren wirkten, bricht sich jetzt Bahn, was lange unter-jocht wurde: Freiheit, Individualität, die Idee der Menschenrechte, der Würde des Individuums.

Muss man nicht vorsichtig sein mit die-ser Gleichsetzung europäischer Ideen?

Dr. A: Diese Ideen haben ihren Ursprung in Europa. Wir bräuchten durchaus ethische Werte, wie sie der deutschen Verfassung zugrunde liegen, die Festschreibung der ver-brieften Grundrechte. Aber diese

zukünftige Entwicklung ist ein offener Prozess, der sich über Jahrzehnte erstrecken wird.

Sie glauben also nicht, dass sich kurzfristig stabile demokratische Verhältnisse entwickeln?

Dr. A: Man muss in langen Zeiträumen denken. Was wir jetzt brauchen, sind stabile gesellschaft-liche Strukturen, die Bewältigung der Sicherheitsfrage, eine dif-ferenzierte Parteienlandschaft und Erfahrung in demokra-tischer Entscheidungsfindung. Die Wirtschaft liegt brach, die Touristen bleiben aus, es herrscht jetzt eine Phase der Anarchie.

Sehen Sie von der ägyptischen Revolution eine Vorbildfunktion für die ganze arabische Welt ausgehen?

Dr A: Es ist zunächst ein Aufstand, eine Rebellion - eine Revolution muss es erst noch werden. Dazu gehört

das Ergreifen des Zukünftigen, auch geistiger Inhalte. Wenn es soweit ist, dann geht ganz sicher von Ägypten eine Vorbildfunktion aus. Wir sind über 80 Millionen Menschen…

Wie sehen die Hoffnungen und Erwar-tungen der Menschen aus?

Dr A: Es geht um Respekt vor dem Einzelnen und seiner Entwicklungsmöglichkeit, nicht um Reichtum oder Macht, sondern um ganz existentielle Werte. Es geht um das, was wir in SEKEM prakti-zieren: ein menschliches Mit ei nan-der, in dem der einzelne sich sicher und gewürdigt fühlt, sein eigenes Leben und das der Familie gestalten kann, Gesundheitsfürsorge genießt, von der Selbstverständlichkeit, ler-nen zu dürfen, zu profitieren. Es geht darum, eine Perspektive zu haben, nicht nur zu arbeiten um zu leben, sondern um die Potentiale der Persönlichkeit zu entfalten.

Wie steht es um die Gefahr, dass die Aufbruchsbewegung instrumentali-siert wird und in eine parteipolitische Strömung geraten könnte?

Dr A: Es ist die Entdeckung von innen, die der Aufstand braucht, damit er zur wirklichen Revolution werden kann. Noch stecken wir in der Befreiung vom Alten – der näch-ste Schritt muss die Befreiung zum Neuen sein, zum Lebensentwurf der Zukunft. Dazu werden wir Geduld brauchen und die begrün-dete Hoffnung auf Inspiration und Anteilnahme der geistigen Welt an diesem Zeitgeschehen.

Die Fragen stellte Matthias Maurer. Der Text erschien erstmals in der

Zeitschrift „Erziehungskunst“ (10.11).

Eine Befreiung zum NeuenIm Oktober sprach Matthias Maurer, Redakteur der deutschen Zeitschrift für Waldorfpädagogik “erziehungskunst”, mit Dr. Ibrahim Abouleish zum Thema Revolution in der arabischen Welt.

Kultur

Dr. Ibrahim Abouleish spricht zum Thema biologischer Landbau anlässlich der BIOAUSTRIA im Oktober 2011.

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SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 8

Impressionen aus SEKEM

W ie jedes Jahr startet im November die Wintersaison für das Gemüse. Die SEKEM Europe GmbH importiert dann bis in den Frühsommer hinein die Gemüsesorten, welche nun kaum oder gar nicht mehr in Europa verfügbar sind, wie zum Beispiel Gemüsepaprika und Peperoni, Gurken,

Artischocken, Buschbohnen und Süßkartoffeln. Ab April ergänzen dann die Frühkartoffeln das ausgehende Angebot heimischer Lager-Kartoffeln, ebenso gilt das für Zwiebeln, welche etwa ab Mai verfügbar sind.

Diese Produkte werden in der Regel per Schiff über Italien importiert und am Großmarkt München ver-teilt, von hier an die Naturkostgroßhandelspartner in ganz Deutschland ausgeliefert. Vom Großhandel erfolgt dann die Belieferung der Naturkostläden und Bio-Supermärkte. Erkennbar sind die Produkte im Laden entwe-der an den markanten grünen SEKEM-Kartons mit dem bekannten, orange-farbenen Demeter-Logo, oder an der Warenauszeichnung (“demeter / Ägypten”).

Impressionen

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SEKEM Insight | Oktober 2011 | Seite 9

„Wie kann biologische Viel falt in unternehmerischen Nach halt ig keits-prozessen stärker berücksichtigt wer den?“ Diese und andere Fragen stellten sich Expertinnen und Experten sowie Unternehmensvertreter/-innen auf dem zweiten bundeswei-ten Dialogforum „Biodiversität und Unternehmen“ am 20. Oktober 2011 in Fulda zu dem das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) geladen hatten.

Schwerpunkt waren die Berück-sichtigung von Biodiversität in beste-henden Umweltmanagementsystemen und die Potenziale des Marketings, um das naturverträgliche Kon-sum verhalten zu steigern. Die Teil nehmer waren sich darüber einig, dass die Voraussetzung für eine glaubhafte Kommunikation eigene Aktivitäten und eine klare Positionierung des Unternehmens zum Biodiversitätserhalt sind. Zudem müsse die Kommunikation verständ-licher und einfacher werden und die emotionale Bedeutung des Themas transportieren, damit Botschaften zu einer Verhaltensänderung führen.

Quelle: BioMarkt.info

Ägypten jetzt gegenüber sieht. Rund 2 Millionen junge Ägypter sind der-zeit ohne Arbeit – bei sich zunehmend verschärfender Situation. Gleichzeitig haben viele Unternehmer Probleme, motivierte Arbeitslose in existie-rende freie Stellen zu vermitteln. Das „Nationale Bündnis für Arbeit“ wurde initiiert, um Antworten auf diese Herausforderungen zu finden. Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Gruppe: “Wir stehen in Ägypten vor einer zunehmend schwierigen Beschäftigungssituation, vor allem für die Jugendlichen. SEKEM möchte einen Beitrag leisten und schafft daher im Rahmen der Teilnahme am ‚Bündnis für Arbeit’ 200 neue Arbeitsplätze”.

Partnerschaft ägyptischer und deutscher Akteure

Mit der NEP startet die Gemeinschaft der ägyptisch-deutschen Unternehmer in Ägypten in Zusammenarbeit mit starken Partnern eine pragmatische und unmittelbar wirksame Initiative, um den bestehenden wirtschaftli-chen Herausforderungen zu begeg-nen. Das Ziel ist, insgesamt 5000 Stellenangebote von Unternehmen zu erhalten, die sich mit konkreten sozial-unternehmerischen Maßnahmen dafür engagieren, mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die NEP soll nicht nur eine politische Geste sein, sondern einen glaubwürdigen mittel- und langfristigen Beitrag zur Beschäftigung durch die Einrichtung von „Beschäftigungszentren“ leisten. Human Resources-Experten werden die Jobangebote sammeln und einen effektiven Prozess der Vermittlung der Partner auf dem Arbeitsmarkt entwickeln.

Quelle: SEKEM Pressemeldung

Dialogforum “Biodiversität und Unternehmen”

Kurznachrichten

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Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteur: Bijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: Pages 1,2: SEKEM Energy; 3,8,9: SEKEM; 4: Bijan Kafi; 7: BIOAUSTRIA/Jan Gott

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Anlässlich einer Wirtschafts-ver an staltung verpflichtete sich Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Gruppe, dazu, 200 Arbeitsplätze im Rahmen der NEP-Initiative zu schaffen, um die aktu-elle Wirtschaftskrise und düstere Beschäftigungssituation in Ägypten nach der Revolution zu bekämpfen. Die SEKEM Gruppe setzt damit ihren Weg zu mehr nachhaltiger Entwicklung fort und unterstützt aktiv das “Nationale Bündnis für Arbeit” (NEP), eine Initiative der ägyptisch-deut-schen Wirtschaft in Zusammenarbeit mit der AHK (Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer), der Deutschen Bundesregierung und der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit).

Die SEKEM Gruppe sieht in indi-vidueller menschlicher Entwicklung den Schlüssel zur Überwindung der aktuellen Wirtschaftskrise. Einen Arbeitsplatz und damit eine Einnahmequelle zu haben, ist eine Grundbedingung für ein menschen-würdiges Leben.

Die SEKEM Gruppe hat auf der Grundlage ihres nachhaltigen Wirtschaftsmodells bereits rund 2000 Arbeitsplätze geschaffen und konnte bisher fast alle von ihnen trotz der negativen wirtschaftli-chen Auswirkungen der ägyptischen Revolution garantieren.

Die wachsende Arbeitslosigkeit von Jugendlichen steht im Mittelpunkt der Herausforderungen, denen sich

SEKEM Gruppe und deutsche Partner unterstützen ägyptisches „Bündnis für Arbeit“

Mehr Informationen:http://www.ahkmena.com/nep!