Selbsthilfe_01-2009

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1989 - 2009 20jähriges Jubiläum Poste Italiane Spa - Spedizione in abbo- namento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.1995, n. 17/95, Nr. 1/2009

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Zeitung des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker - Bozen (Italien)

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1989 - 200920jähriges Jubiläum

Poste Italiane Spa - Spedizione in abbo-namento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.1995, n. 17/95, Nr. 1/2009

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1989 - 2009

IMPRESSUM

Dritteljährliche Informationsschrift des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

Eintragung beim Tribunal Bozen: Nr. 17/95 R. St. vom 3.7.1995

Herausgeber:Verband Angehöriger und Freunde psychisch KrankerG.-Galilei-Str. 4/a39100 BozenTel. 0471 260 303 Fax 0471 408 [email protected]

Verantwortlich für den Inhalt:Prof. Carla Leverato

Redaktion:Martin Achmüller, Margot Gojer, Carla Leverato, Lorena Gavillucci, Laura Kob

Übersetzung:Martin Achmüller, Carla Leverato

Bilder:Archiv, Martin Achmüller, Margot Gojer, Carmen Premstaller

Layout:Carmen Premstaller

Druck:Athesia Druck GmbH, Bozen

Die Redaktion dankt allen, die durch verschiedene Beiträge zur Veröffentlichung dieser Ausgabe beigetragen haben. Sie behält sich das Recht vor, Kürzungen an den Texten vorzunehmen.

gefördert von der Stadtgemeinde Bozen

gefördert von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol Assessorat für Sozialwesen

� �

Basta un pizzico di sale!Das Salz in der Suppe!

für den Verband Angehöriger und Freunde psychisch Krankerper l‘Associazione Parenti ed Amici di Malati Psichici5 ‰

Du bist immer da gewesen, wenn dich jemand brauchte.

Hast immer die Sonne gefunden,mag es noch so verregnet gewesen sein.

Deine Ruhe und Ausgeglichenheitglätteten so manche Woge

und in deiner Bescheidenheithast du vielen Mut gemacht.

Du hast gesät, gegossen und geerntetund damit jedem von uns einen Samen

geschenkt.Lassen wir ihn keimen.

Vielen wirst du in guter Erinnerung bleiben

Wilhelm FalkPräsident des Vereins Lichtung

† 16. März 2009

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...sind vergangen seit der Grün-dung des Verbandes – vorher hatte ich niemanden, mit dem ich über das Problem eines psychisch kranken An-gehörigen reden konnte, bei dem ich Trost fand, mit dem ich Gedanken, Vorschläge, Ideen, Hilfemöglichkeiten austauschen konnte – nur Ohnmacht und Einsamkeit.

Das war mein erster Gedanke, als vom 20jährigen Jubiläum die Rede war. Erst dann dachte ich an die vielen Initiativen, die großen und kleinen Er-rungenschaften und Verbesserungen im Lauf der vergangenen zwanzig Jahre – und zugleich an das, was noch vor uns steht.

Am allermeisten fühlte ich aber am eigenen Körper, dass die Einsamkeit und Ohnmacht ersetzt wurden durch Wärme und Kraft, Mitfühlen und Hoff-nung.

Die größten Schwierigkeiten gab es mit den „Institutionen“, vor allem in Krisensituationen. Ärzte und anderes Personal waren kompetent, standen zur Verfügung; doch ich fühlte mich ihren Entscheidungen ausgeliefert.

Und wenn ich nicht imstande war, ih-ren Anordnungen zu folgen? Wenn sie sich irrten? Wenn es nicht der richtige Weg war? Auch das kam vor, da irren nun einmal menschlich ist. Dann gab es Verschlechterungen und Ängste, dann wurde es dunkel um mich und um den Betroffenen.

Es gab immer wieder jemanden, der mir voll Mitgefühl die Hand auf die Schulter legte, vielleicht auch mit mir weinte; ich war dankbar und wuss-te doch, dass die anderen das wahre Ausmaß der Situation nicht verstehen konnten. Vielleicht sah auch ich es nicht immer im richtigen Maß. Aber ich befand mich auf Irrwegen, wie in einem Labyrinth.

Dann traf ich jemand, der wie ich einen Angehörigen mit einer psy-chischen Erkrankung hatte. Mit we-nigen Worten, fast noch mehr mit dem Schweigen, wenn Worte fehlten, ließen mich erkennen, dass der an-dere die gleichen Probleme, Zweifel, Leiden, Enttäuschungen und Ängste hatte wie ich. Und dann gab es je-manden, der jemand anderen kannte und wieder jemand anderes den Ver-

band der Angehörigen.

Dort fühlte man die Erleichterung, verstanden zu sein und etwas tun zu können; wahrhaft ein magischer Satz: „Das ist die Situation, also tun wir etwas!“ Auf einmal wird die Angst kleiner und seltener; die Ohnmacht verschwindet, Einsamkeit und Mühe werden leichter. Stattdessen gibt es eine Idee, einen Vorschlag, eine Hoffnung, eine hilfreiche Hand, ei-nen gemeinsamen Weg - sicher keine Schnellstraße, sondern ein äußerst zähflüssiger Verkehr, doch mit einem guten Navigationsgerät, mit der Mög-lichkeit anzuhalten, auszurasten, Hilfe zu bekommen und dann den Weg wieder aufzunehmen mit einem Ziel vor Augen, das nicht mehr so entsetz-lich weit entfernt und unerreichbar erscheint.

Diese meine Gedanken schließe ich mit einem riesigen DANKE an alle Mit-glieder des Verbandes für das, was sie getan haben, jetzt tun und in Zukunft tun werden – oder besser gesagt, was wir alle miteinander erreicht haben und weiterhin durchführen wollen.

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2 0 J a h r e . . .

Luce

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Eine unvollendete Geschichte. . .

Die Geschichte des Verbandes besteht – wie alle Geschichten

– aus Daten und vor allem aus Per-sonen. Wenn man die Protokolle von der Gründung bis heute durchliest, trifft man auf viele Namen: wichtige

Namen bedeutender Personen und Namen unauffälliger Menschen, die mit großem Einsatz und mit Hingabe am Aufbau des Verbandes mitgewirkt haben. Sie alle haben dazu beigetra-gen, ein wunderbares Mosaik zusam-

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die „Geburt“ des Verbandes. Geburtsort: Bozen, Fagenstraße.

Ein paar Jahre später (1996) ver-suchte man, den Namen zu ändern; er sollte kürzer werden, einen Bezug zum Logo des Verbandes herstellen: „Labyrinth“ wurde vorgeschlagen, rief aber eher Verzweiflung und Ängste hervor.

menzustellen, in dem die einzelnen Steinchen nicht wichtig oder unwich-tig sind, sondern alle zusammen das Bild ergeben. Wenn auch nur ein ganz kleines fehlen sollte, wäre der Wert vermindert.

18. Februar 1989

Das erste wichtige Datum:

Name:

Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

Gewiss ein langer Name, besonders am Telefon; irgendwie belastend, da er an die „psychisch Kranken“ erin-nert. Schatten und Trauer legen sich schwer auf die Menschen und ihre Familien.

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Eine unvollendete Geschichte. . .1989 - 2009

Der Verband ist nicht aus dem Nichts entstanden; schon vorher gab es einige Treffen einer Arbeitsgruppe von Familienangehörigen. Sie hatten bis dorthin Ohnmacht erlebt, Unwis-senheit, Verzweiflung und auch die Schande, einen kranken Menschen in der Familie zu haben. Um das zu verbergen, versteckten sie sich selbst und zogen sich von der übrigen Ge-sellschaft zurück.

Schon bei den ersten Treffen am Zentrum für psychische Gesundheit versuchten sie, ihre ungute Situation zu besprechen, aus ihr herauszukom-men, Hilfe zu suchen.

Eine Gruppe hatte mit großer Klar-heit und Weitsichtigkeit schon er-kannt, welchen Weg eine solche Ver-einigung einzuschlagen hätte.

Den folgenden Aktionsplan stellten sie damals auf:

Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 47, Sonntag, 27. November 1988

Aktionsplan

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Im März 1990 findet die erste Mit-gliederversammlung statt. Dabei wird der erste Vorstand gewählt; trotz großer Bereitwilligkeit und gu-ten Willens waren alle unerfahren und hatten Schwierigkeiten in der Or-ganisation, hatten zu lernen, wie man etwas bespricht, den an-deren Zeit und Raum lässt, die allgemeinen Probleme behan-delt und nicht die eigenen…

Es macht staunen, mit wel-cher Aufopferung gerade diese „Pioniere“ die feste Ba-sis des Verbandes bildeten.

Schließlich wurde ein Koor-dinator ernannt, da die Büro-

arbeit und die Organisation zunahm.

Dann und wann findet man Appelle des Vorstandes an die Mitglieder,

sich inten-

9 Monate nach der Gründung:

Außerordentliche Vollversammlung des Verbandes im Dezember 1989.

Tagesordnung:Rücktritt des PräsidentenAuflösung des Verbandes?

••

Erste ordentliche Mitglieder-versammlung 1990

siver einzubringen. Und noch im Jahr 2001 teilte die Präsidentin enttäuscht mit, dass von den 460 Mitgliedern niemand auf die Aufrufe reagierte.

Erneut fragte man sich, ob wirklich alles nur auf dem Vorstand lasten sollte; und jeder Vorstand wird bitten, ver-stärkt mitzugestal-ten, mitzureden, mitzubestimmen.

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Schon ab Beginn gibt es die „Selbst-hilfeberatung“ für Angehörige und Betroffene – zuerst durch einen Psy-chologen, dann für mehrere Jahre durch eine Gruppe von Freiwilligen („Zuhör- und Informationsstunde“). Die Beratung wird zum „TelefonKon-takt“ und schließlich zum „StützPunkt in schwierigen Lebenslagen“.

Beratungsangebot

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Im ganzen Land bildeten sich Angehöri-g e n g r u p p e n ,

um die Men-schen aus der Isolation zu holen, die ei-genen Kräfte zu mobili-sieren, das Selbstwert-

gefühl zu stärken.

Angehörigen-gruppen im

ganzen Land

Seine eigene Geschichte anschauen

Doch es gab auch schon die ersten Missverständnisse: es war klarzustel-len, dass die Mitgliedschaft im Verband oder die Teilnahme an ei-ner Angehörigen-gruppe noch nicht bedeutete, die Lö-sung aller Probleme zu finden. Zugleich zeigten sich so viele Bedürfnisse, unheim-liche und schmerz-hafte Ängste und Be-fürchtungen. Gerade deshalb wird es immer darum gehen, dass der einzelne aktiv wird, sich einsetzt für die Dienste und Hilfestellungen für die Betroffenen, und dass jeder „seine eigene Geschichte“ anschauen muss.

Anfangs wurden die Angehörigen-gruppen, die weiterhin an Zahl zunah-men, von einem Psychotherapeuten oder einem Experten begleitet, zum Teil auch später noch.

Begleitung durch Psychotherapeuten und Experten

„Runder Tisch“

Später kam noch ein „Runder Tisch“ dazu, bei dem monatlich Angehörige, Betroffene, Ärzte mit Vertretern des Verbandes zusammentrafen, um die jeweiligen Bedürfnisse zu besprechen und anzugehen (1999).

Forum für Angehörige

Im Jahr 2002 gründet Dr. Ingo Stermann in tatkräftiger Zusam-menarbeit mit dem Verband das (zwei-sprachige) „Forum für Angehörige“, das dazu dienen

soll, sich nicht zurückzuziehen, sondern in so-zialen Kontakt zu treten und die psychische E r k r a n k u n g nicht als Tabu zu betrachten.

Angehörigengruppen

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Nach wie vor sehr beliebt sind die Ferienaufenthalte für Menschen mit psychischen Problemen. Sie began-nen schon 1989 mit 60 Teilnehmern, auch dort mit dem großen Problem, geeignete Begleiter zu finden. Der Verband hat diesen Dienst mit groß-em Einsatz organisiert und bis heute verbessert, zuerst mit der Hilfe der psychiatrischen Abteilungen und dann mit den Zentren für psychische Gesundheit.

Ferienaufenthalte

Für heuer sind sechs Turnusse an herrlichen Orten geplant, am Meer, am See, im Skigebiet, mit ausgebil-deten Begleitern, Fachpersonal und einer perfekten Organisation. Inzwi-schen gibt es 150 Teilnehmer mit 40 Begleitern und Pflegern.

Ferien 2009

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Kontakte, Medien, Projekte

Zusammenarbeit mit Presse, Fernsehen und Radio

Man erkennt, dass der Erfahrungs-austausch mit anderen vonnöten ist: Vertreter des Verbandes nehmen an nationalen und internati-onalen Kongressen teil. Der Verband ist Gründungsmitglied (1993) der nationalen und internationalen Verbände U.N.A.SA.M. (Unione Nazionale delle Associazioni per la Salute Mentale) und EUFAMI (Eu-ropean Federation of Associa-tions of Families of People with Men-tal Illness). Der Schwung und die Kraft zum Weitermachen wächst.

Beziehungen auf nationaler und internationaler Ebene

Etwa Zeitgleich beginnt der Kampf gegen die Vorurteile: Kontakte mit der Presse, Teilnahme an Fernseh-

sendungen, um auf die Realität der psychischen Erkrankung und die Schwierigkeiten der

Betroffenen und ihrer An-gehörigen hinzuweisen.

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Seit jeher wurde der Kontakt zu namhaften Persönlichkeiten und Po-litikern gesucht und gepflegt, unter anderem zu Landesrat Dr. Saurer, der uns seine Hilfe und Unterstüt-zung stets zusicherte, und zu Bischof Wilhelm Egger, der uns mit seiner großen Sensibilität seine „Anteilnah-me“ zu spüren gab.

Kontakte, Medien, ProjekteKontakt zu öffentlichen Vertretern

Im Jahr 1998 zeigt sich der Verband als stabile Struktur, die Maßnahmen zum Wohl der Mitglieder auf die Bei-ne stellen kann: von Ferienaktionen zur Freizeitbeschäftigung, von der Unterstützung der Angehörigen-gruppen, von Informationsabenden, Veranstaltungen und Kongressen bis hin zu neuen Projekten, die die Kran-ken mit einbeziehen (wie die Rehabi-litation mit Hunden, das „Freie Woh-nen“ mit der Miete einer Wohnung für Betroffene in Bruneck, in der sie zunehmend mehr Selbständigkeit er-reichen können).

Resolution

Eine Resolution mit dem provo-kativen Titel „Psychotherapie statt Pillen? Pillen statt Psychotherapie?“ zeigt ein weiteres Problem auf: die Rivalität statt der Zusammenar-beit zwischen Psychiatern, Psychologen und Sozialbe-treuern, von denen die Ange-hörigen verlangten, nicht in die „Konkurrenz“ der einzelnen Behandlungsmethoden mit hinein-gezogen zu werden, sondern klare Informationen darüber zu erhalten.

Projekte

Der Kampf gegen das Stigma wird ab dem Jahr 2002 eines der wich-

tigsten Ziele des Verbandes. Es wird immer wieder bei

den verschiedenen Ver-anstaltungen betont, vor allem beim Tag

der psychischen Ge-sundheit, der jedes Jahr am 10. Oktober begangen wird.

Kampf gegen das Stigma

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Strukturen

Im ersten Beschluss aus dem Jahr 1990 – dem noch viele weitere folgen werden, verlangt man die Schaffung und die Verbesserung der psychia-trischen Versorgung im Krankenhaus; denn weder in Bozen noch in Meran gibt es entsprechende Abteilungen, ebenso wenig in Brixen oder Brun-eck.

Auch die unabdingbaren Zentren für Rehabilitation oder Tagesstätten fehlen.

Im Jahr 1992 wird ein ähnlicher Beschluss gefasst: die sozialpsychia-trischen Strukturen fehlen; dringend wird ihre Verwirklichung verlangt.

Im Jahr 1993 geht es weiter mit der Auflistung, was es nicht gibt: konkret ist es die Abteilung im Krankenhaus Bozen.

1994 das gleiche Lied: psychiatrische Strukturen fehlen.

Langsam gibt es die ersten Erfolge: Endlich kann im Jahr 1994 in Bozen die Eröffnung der neuen Abteilung mit 24 Betten bekannt gegeben werden.

Im Jahr 1997 gibt es ei-nen Beschluss, in dem man dafür dankt, was erreicht wurde: die psychiatrischen Abteilungen in Bozen und Brixen, die geschützten Wohnungen und die Wohn-gemeinschaften in Bruneck, Sterzing, Vahrn, St. Martin/Passeier und Meran.

All das reicht noch nicht aus: man ersucht darum, die psychiatrische Betreuung zu vervollständigen und zu ver-

Erste Erfolge

stärken, wo nötig, ohne sich dauernd mit bürokratischen Hindernissen aus-einandersetzen zu müssen.

Inzwischen gibt es in Meran eine Ta-gesstätte für psychisch Kranke, und es entstehen Freizeitgruppen in Bruneck und in Bozen.

Im Jahr 2001 bemüht man sich dar-um, die Patienten mit Depressionen von denen mit anderen psychischen Erkrankungen zu trennen. Auch dazu wird es Jahre brauchen.

Der größte Mangel besteht weiter-hin an spezialisiertem Personal, ohne das die Einrichtungen zwecklos sind und nicht funktionieren können.

Somit liegt der Hauptteil der Be-lastung weiterhin auf den Familien. Besonders auf Kri-

Zurück zum Beginn, zurück zur Lage der Psychiatrie: sie war er-

schreckend, denn die Strukturen, die nach der Schließung der Irrenhäuser hätten errichtet werden sollen, fehl-ten vollständig.

Eine fast unlösbare Aufgabe lag vor der Gruppe der „Pioniere“. Sie stell-ten sich ihr mutig und unermüd-lich, fragten, baten und verlangten, suchten Verbündete bei den Medien, den Politikern, der Kirche…

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Strukturen

sensituationen sind sie nicht vorbe-reitet – wie sollten sie auch?

Als dringend erforderlich erscheint also ein Zentrum für Kriseninterven-tion. Auch im Jahr 1999 wird man weiterhin darum kämpfen müssen. Erst im Jahr 2000 wird der Dienst für Aufnahme, Information und Unter-stützung für Krisenfälle am Zentrum für psychische Gesundheit in Bozen eröffnet.

Inzwischen nimmt in Rodeneck das Thera-

piezentrum „Bad Bach-gart“ für Abhängig-

keitserk rankungen, Ps yc h o s o m a t i k und Psychothe-rapie seine Tätig-keit auf.

Die wichtigsten Anliegen:

Nach etwa 10 Jahren werden die wichtigsten Bedürfnisse der Betrof-fenen erfüllt.

Zur Zeit sind die brennenden Pro-bleme die (Wieder-) Eingliederung in die Arbeit und die Schaffung von Strukturen für den Beginn einer sozialen Wiedereingliederung.

Die bestehenden Strukturen funkti-onieren. Aber was ist zu tun, wenn die Betroffenen von der Psychiatrie entlassen werden? Wie kön-nen Angehörige allein diesen

„Notfall“ meistern, unvorbereitet, ohnmächtig und teilweise verzwei-felt?

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Bedürnisse und ZukunftsvisionenKampf gegen Vorurteile, Angst und Scham

Auch wenn es dem Verband gelun-gen ist, die Aufmerksamkeit für Men-schen mit psychischen Problemen zu wecken – bei der Bevölkerung, den Verantwortlichen bis hin zu den Poli-tikern – bleibt es eine der Aufgaben, gegen Vorurteile, Angst und Scham-gefühle zu kämpfen.

Leitlinien des Verbandes

Das Netz der psychiatrischen Be-treuung wurde im Lauf der Zeit we-sentlich dichter – durch die Zentren für psychische Gesundheit, die Wohn-gemeinschaften, die Berufsbildungs-

Schwierigkeiten von Betrof-fenen und Angehörigen

Auch im Jahr 2006 wird darauf hin-gewiesen, wie schwer es für Men-schen mit psychischen Problemen ist, wieder in das „normale“ Leben einzu-steigen, und für die Angehörigen, die Erkrankung zu erkennen, nicht ab-zulehnen, um Hilfe zu bitten, zusam-menzuarbeiten.

Wohnproblematik

Äußerst schwierig ist auch die Lage der chronisch Erkrankten, die ein „Recht auf Pflege“ haben. So nennt sich die Erklärung im Jahr 2008, in der man nach einer Wohnmöglichkeit fragt für jene Betroffenen, die über 24 Stunden von spezialisiertem Personal betreut werden müssen, da sie es al-lein nicht schaffen, ihr eigenes Leben und ein Leben in Gesellschaft auto-nom zu führen.

zentren, die Treffpunkte usw.

Im Jahr 2004 veröffentlicht der Verband die Leitlinien, um den Inhalt der eigenen Arbeit erneut anzusehen. Als Ziel gilt, das bisher so müh-sam Erreichte nicht zu ver-lieren und nach wie vor die psychiatrische Betreuung zu verbessern – angepasst an die immer neuen Bedürf-nisse.

Zudem wird in diesen Leit-linien darauf hingewiesen, dass die Probleme der Angehörigen nicht immer berücksichtigt werden, ihre Schwierigkeiten nicht anerkannt und sie nicht in den „Trialog Arzt – Pa-tient – Angehöriger“ mit einbezogen werden.

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Bedürnisse und ZukunftsvisionenZukunftsvisionen

Und heute? Wie sieht die Zukunft aus? Welches sind die alten und neuen Bedürfnisse? Wohin will der Verband gehen?

Damals wie heute steht die Frage im Raum, wel-ches die Realität der Fa-milien mit Betroffenen ist, was sie als Unter-stützung brauchen, was sie nicht allein bewerk-stelligen können, was „Selbsthilfe“ wirklich

bedeutet. Vielleicht können wir von ähnlichen Initiativen in unserer Nähe lernen.

Hauptziele:

Einige Hauptziele zeichnen sich ganz klar ab.

Als erstes verfolgt der Verband ganz entschlossen die Hilfe bei Un-klarheiten mit den Institutionen: wenn die Rechte der Erkrankten nicht ausreichend gewährleistet sind, wenn sie allein nicht stark ge-nug sind, etwas zu unternehmen, oder nicht wissen, an wen sie sich wenden können.

Als zweites – ganz neu zu erler-nen – gilt es, ein Netz der Solida-rität zwischen den Angehörigen zu schaffen und, wenn es möglich ist, auch zwischen den Erkrankten selbst. Jeder Mensch soll die Haupt-rolle in seiner Geschichte spielen, und die „gegenseitige Selbsthilfe“ soll Wirklichkeit werden.

Das dritte Ziel entspricht einem oft geäußerten Wunsch der Angehöri-gen, die sagen: „Mein Sohn, meine Tochter sind immer allein, wollen nicht ausgehen; mit wem können sie reden, wer hört ihnen zu?“ Es ginge um die Ausbildung von Freiwilligen, die bei dieser Kontaktarmut einsprin-gen könnten, ein paar Stunden pro Woche mit den Erkrankten verbrin-gen (speziell mit den Mensch in einer Depression), mit ihnen ausgehen, ih-nen Gesellschaft leisten – wie es auch bei anderen Vereinen geschieht.

Besonderes Augenmerk wird den Situationen zu widmen sein, wenn Pa-tienten die Therapie verweigern, der Betreuung der chronisch Erkrankten, dem Bereich der Prävention und der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Andere Ziele sind von den Mitglie-dern vorzuschlagen – denn was aus den Protokollen hervorgeht, ist eine unvollständige Geschichte...

Es fehlen die Erinnerungen derer, die dabei waren, die miterlebt, mit-gearbeitet und mitgekämpft ha-ben…

Es fehlen die Namen der Vorsitzen-den, der Mitglieder der verschie-denen Vorstände und des gesamten Verbandes, der Freiwilligen… und all jener, die in irgend einer Form dazu beigetragen haben, dass der Verband das ist, was er heute dar-stellt.

Carla Leverato

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PSYCHISCHE GESUNDHEIT

Poste Italiane Spa - Spedizione in abbo-namento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.1995, n. 17/95, Nr. 1/2007

OHRAKUPUNKTURAlternativmedizin im Krankenhaus Bruneck

CHINESISCHE LÄCHELMEDITATION

Anregungen und Gedankenrund ums Thema glücklich sein

Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

PSYCHISCHE GESUNDHEIT

Poste Italiane Spa - Spedizione in abbo-namento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.1995, n. 17/95, Nr. 3/2007

LICHTDie Wunderkraft, die wir täglich in unser Leben lassen

WEIHNACHTENGedanken zum Weihnachtsfest

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