crescendo 7/2009, Ausgabe Dezember 2009/Januar 2010

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B47837 Jahrgang 12 – 07/2009 Dezember 2009 / Januar 2010 www.crescendo.de Happy Birthday, Maestro! Nikolaus Harnoncourt wird 80 Ein Drink mit Chen Reiss Ein Kaffee mit Marcelo Álvarez Mussorgsky neu interpretiert mit Leif-Ove Andsnes 70 Jahre Plattencover Mit Beihefter CLASS aktuell Feuriger Barock Simone Kermes Kermes Simone „Ich brenne für die Musik!“ Schumann-Jahr 2010 Die Stadt Zwickau feiert ihren bekanntesten Sohn

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crescendo ist Deutschlands spannendstes Klassik-Magazin. crescendo holt die Welt der Musik aus dem Elfenbeinturm in die Mitte der Gesellschaft. Klassik ist eine Frage des Stils, ein Brückenschlag zwischen Tradition und Zukunft – wie Politik, Mode und Architektur – eine aufregende Form der Kommunikation. Mit einer kontrollierten Verbreitung von über 80.000 Exemplaren gehört crescendo zu den wichtigsten Kulturmagazinen im deutschsprachigen Raum

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    Mussorgsky neu interpretiert mitLeif-Ove Andsnes

    70 Jahre Plattencover

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    Ich brenne fr die Musik!

    Schumann-Jahr 2010 Die Stadt Zwickau feiert ihren bekanntesten Sohn

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  • crescendo 07 2009 | 3 editorial

    inhalt

    Exklusiv fr Abonnenten: Hren Sie die Musik zu unseren Texten auf der crescendo premium-CD. Infos auf www.crescendo.deauf der crescendo premium-CD. Infos auf www.crescendo.de

    Liebe Leser,

    Winfried Hanuschik,Herausgeber

    4 Post aus Amerika Ein sehr persnlicher Brief von Lera Auerbach

    6 Chen ReissDie aus Israel stammende Sopranistin spricht im crescendo-Interview ber ihre Herkunft und ihren Entdecker.

    8 70 Jahre Plattencover Ein Buch zeigt die ersten Kunstwerke des Tontrger-Designs.

    10 Titel: Simone KermesEin Hausbesuch bei der Sopranistin, die von sich behauptet, nicht sehr diplomatisch zu sein.

    14 News

    16 Marcelo lvarezEin ausgiebiges und amsantes Treffen mit dem argentinischen Tenor in Berlin

    20 Pictures ReframedLeif-Ove Andsnes und Robin Rhode ber ihre Neu-Interpretation von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung

    22 KolumnePascal Morch ber singende Knstler, die den klassischen Musik-Betrieb am Laufen halten

    24 RezensionenDie wichtigsten CDs und DVDs des Monats

    31 Tan Dun Der Oscar-Preistrger gibt Musikworkshops in Grafenegg

    32 Nikolaus HarnoncourtDer Dirigent wird 80 und realisiert zusammen mit Tobias Moretti eine Haydn-Oper am Theater an der Wien.

    36 Adventskalender Unsere Weihnachtsgeschenke fr Sie

    39 Essay Toni J. Krein ber Kultursponsoring

    40 crescendo-kids Die Kinderseite

    42 plus regionalDie Stadt Zwickau ehrt ihren Sohn Robert Schumann mit einer Flle von Veranstaltungen.

    44 plus regionalDie Mozartwoche in Salzburg vom 22. bis 31. Januar 2010

    46 Termine und Veranstaltungen

    50 Lieto Fine / Impressum

    Fotos: Sveinn Gunnar Baldvinsson; Catherine Ashmore; Johannes IfkovitsFotos Titel: Andreas Dommenz; Askonas Holt (Titeleinklinker Mozarteum); Foto-Atelier LORENZ (Titeleinklinker Schumann-Jahr Zwickau)

    Foto

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    E in fr mich sehr bewegtes Jahr neigt sich dem Ende zu. Kaum ein Tag, an dem uns nicht eine bislang un-vorstellbare Nachricht erreichte. Kurz nachdem zwei meiner besten Freunde whrend der Produktion dieser Aus-

    gabe einen schweren Schickssalsschlag erlitten, erreichte uns

    ein Brief der Komponistin Lera Auerbach. Wir hatten Ihnen

    die russische Knstlerin in der Septemberausgabe vorgestellt.

    Sie schrieb, dass ihre Wohnung mit all den Dingen, die Ihr

    etwas bedeuten abgebrannt ist. Die Art und Weise, wie sie mit

    der Situation umgeht, hat mich sehr beeindruckt. Sie gesteht

    sich ihre Traurigkeit ein und findet darin neue Zuversicht.

    Entscheidend ist nicht, was passiert, sondern wie man damit

    umgeht. Lera Auerbachs Brief finden Sie auf Seite 4.

    Unseren Schwerpunkt widmen wir diesmal den Stimmen,

    die den Betrieb in Zukunft am Laufen halten, wie es unser

    geschtzter Kolumnist Pascal Morch in seinem lesenswerten

    Text auf Seite 22 ausdrckt. Drei davon haben wir fr diese

    Ausgabe getroffen und ausfhrlich interviewt: Simone Ker-

    mes, Chen Reiss und Marcelo lvarez.

    Zu guter Letzt mchte ich mich an dieser Stelle vor Nikolaus

    Harnoncourt verbeugen. Er wird am 6. Dezember 80 Jahre

    alt. Statt Geburtstagskarten zu sortieren, steht er in Wien am

    Dirgenten-Pult. Meine Hochachtung und alles Gute!

    Viel Spa beim Lesen. Herzlichst, Ihr

  • Foto:

    F.Rein

    hold

    Post aus AmerikaAn einem gewhnlichen Dienstag bekamen wir einen Brief aus den Vereinigten Staaten. Lera Auerbach, russische Musikerin undKomponistin mit Wohnsitz USA, schrieb von einem tragischen Zwischenfall in ihrem New Yorker Appartment. Als wir den Brief

    zu Ende gelesen hatten, waren wir tief bewegt und entschieden, ihn abzudrucken.

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    www.crescendo.de 07 2009 | 11 stars

    www.leraauerbach.com/firefund

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    brief 4 | www.crescendo.de 07 2009

  • Wir treffen Chen Reiss im Palace Hotel in Mnchen. Sie bleibt nur einen Tag in der Stadt, am nchsten Mor-gen probt sie mit Enoch zu Guttenberg Haydns Jahres-zeiten, dann geht es weiter nach Kln zur Auffhrung. Sie trgt eine hautenge, lackarti-ge Hose und spitze Schuhe. Ich interessiere mich sehr fr Mode wird sie nachher sagen man sieht es.

    crescendo: Frau Reiss, wann haben Sie zum ersten Mal die Magie von klassischer Musik gesprt?

    Chen Reiss: Das wei ich noch genau. Ich war fnf Jahre alt und meine Mutter hrte La Bohme auf CD, mit Lucia-no Pavarotti als Rodolfo. Ich war so ergriffen, dass ich weinen musste, ohne den Inhalt der Oper zu kennen. Es gibt aber noch ein zweites Schlsselerlebnis.

    crescendo: Aha. Welches denn?Reiss: Als ich zum ersten Mal intensiv mit Maria Callas in Berh-

    rung kam. Ich war und spielte sie in dem Stck Masterclass am Nationaltheater in Tel Aviv. Damals begriff ich, wie auerge-whnlich diese Frau und wie einzigartig dramatisch ihre Stimme war. Inzwischen kenne ich fast alle ihrer Aufnahmen.

    crescendo: Pavarotti lauschen und Callas-CDs hren macht einen aber noch nicht zum Spitzensopran. Wie wurden Sie Sngerin?

    Reiss: ber meine Mutter, sie singt auch Oper, nicht im Hauptberuf, aber doch sehr gut. Sie ist Gesangslehrerin in Tel Aviv und leitet heu-te ein Konservatorium. Ich bin mit Gesang und Oper gro geworden, habe Klavier gespielt und Ballett getanzt. Ballerina werden, das war immer mein Traum, aber mit 1 habe ich mich dann doch fr den Gesang entschieden. Das Leben von Tnzerinnen ist wahnsinnig hart. Stndig ist man verletzt, auerdem muss man sehr diszipliniert leben und den Beruf frh aufgeben, als Tnzerin kann man nicht wrdevoll altern. Da haben Sngerinnen es doch etwas besser.

    crescendo: Also haben Sie lieber irgendwo angefangen zu singen ...Reiss: Naja, nicht irgendwo. Ehrlich gesagt, habe ich als Solistin bei

    der israelischen Armee angefangen. crescendo: Oh ...

    Reiss: In Israel mssen ja auch Frauen zur Armee. Ich lernte, mit dem Maschinengewehr zu schieen und wie man sich in acht Sekunden eine Gasmaske aufsetzt. Es klingt schrecklich, aber bei uns herrscht leider alle zwei Jahre Krieg. Nach den ersten drei Wochen wurde ich gottseidank zur ersten Solistin des Armee-Orchesters gewhlt und verbrachte eine tolle Zeit dort. Wir sangen alles mgliche, klassische Sachen, aber auch Jazz und Hip-Hop. crescendo: Sie sind in Israel gro geworden, sprechen aber flieend Deutsch. Hatten Sie eine Verbindung zu unserem Land?Reiss: Ich habe am Goethe-Ins-titut in Israel Deutsch gelernt, war mit 1 im Rahmen eines Stipendiums vier Wochen lang

    in Mnchen und spter ab drei Jahre an der Bayerischen Staatsoper engagiert. Ich war immer begeistert von dieser Stadt und liebe die deutsche Mentalitt, hier ist alles organisiert und gepflegt und die klassische Musik hat einen groen Stellenwert.

    crescendo: Wer hat Sie damals an die Bayerische Staatsoper geholt?Reiss: Schuld ist auf jeden Fall der Dirigent Zubin Mehta brigens

    ein absolut faszinierender Mensch und Knstler. Ich hatte ihn ein paar Jahre zuvor in New York kennengelernt. Er suchte eine Barba-rina fr Le nozze di Figaro, ich sang ihm vor und wir verstanden uns auf Anhieb. Er war es, der mir anschlieend den Rat gab, nach Mnchen zu gehen, wo ich ebenfalls vorsang und drei Jahre lang im Ensemble der Bayerischen Staatsoper war, damals noch unter Sir Peter Jonas. Ich sang Gilda in Rigoletto und Blonde in der Entfhrung, eine tolle und lehrreiche Zeit.

    crescendo: Ist Zubin Mehta also so etwas wie Ihr Entdecker? Reiss: Das kann man durchaus so sagen. crescendo: Inzwischen leben Sie in New York. Reiss: Ja, wobei mein Hauptwohnsitz eigentlich die Lufthansa ist. Als

    freiberufliche Sngerin ist man stndig auf Reisen. crescendo: Muss man Israel eigentlich verlassen, wenn man ein Star

    werden will?Reiss: Auf jeden Fall. Zwar ist das Israel Philharmonic Orchestra

    wirklich gut und weltbekannt, es kommen namhafte Dirigenten

    Zubins EntdeckungDie Sopranistin Chen Reiss ber ihre Liebe zum Gesang, ihre ersten Auftritte in der israelischen

    Armee und die Wichtigkeit des weiblichen Dekollets VON TOBIAS HABERL

    Sopranistin Chen Reiss: Hbsche Sngerinnen verkaufen nunmal besser als nicht so hbsche.

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    die stimmen 6 | www.crescendo.de 07 2009

  • und Solisten wie Lang Lang oder Hlne Grimaud nach Israel, aber irgendwann muss man nach Eu-ropa oder in die USA. Es gibt in Israel nur ein Opernhaus, da sind die Mglichkeiten begrenzt.

    crescendo: Sie haben schon kleinere Wagner-Rollen gesungen, den Waldvogel und ein Blumenmdchen. Wagner und Israel, das ist immer noch ein sehr kontrovers diskutiertes Thema.

    Reiss: Ich liebe Wagner, meinen ersten Tristan habe ich mit an der Met in New York gesehen und was soll ich sagen: Ich war ab-solut hin und weg, so etwas hatte ich bis dahin noch nicht gehrt. Und deshalb muss man diese geniale Musik auch in Israel spielen. Viele Israelis sehen in Wagner leider immer noch ein Tabu, die sind reflexhaft dagegen und setzen sich nicht mit der Musik auseinander. Viele glauben, dass Wagner ein Nazi und Freund Hitlers war, die kennen also nicht einmal die historischen Hintergrnde.

    crescendo: Wenn Sie sich fr einen Komponisten entscheiden mss-ten, dann wre das ...

    Reiss: Bach. Vor ein paar Jahren htte ich vielleicht noch Mozart gesagt, aber jetzt auf jeden Fall Bach. Seine Musik trifft meine Seele, die Matthuspassion habe ich sicher tausendmal gehrt, aber sie wird nicht langweilig. Ich singe berhaupt gern christliche Musik.

    crescendo: Auf Ihrer letzten CD Romanze singen Sie Lieder in Begleitung von Klarinette und Orchester.

    Reiss: Lieder singe ich einfach gern, meine Stimme eignet sich noch nicht fr groe dramatische Rollen. Der Klarinettist Andy Miles fragte mich, ob ich Lust auf dieses Projekt habe. Schubert-, Mozart- und Lachner-Lieder mit Klavier, das gebe es schon so oft, meinte er, wie wre es also mal mit Klarinetten- und Orchesterbegleitung. Ich fand die Idee spannend, rumte aber ein, dass das Ergebnis auf jeden Fall liedhaft bleiben musste. Es sollte nicht nach groer Oper

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    klingen. Ich bin sehr zufrieden mit der Aufnahme: Die Forte-Passagen klingen sehr voll und farbenfroh, das schafft ein Flgel alleine nicht. Und fr die inti-men Lieder haben wir einfach eine kleinere Besetzung genommen.

    crescendo: Die Dekollets auf den CD-Covern werden immer tiefer, Knstlerinnen prsentieren Schmuck und Mode. Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung?

    Reiss: Wir jungen Snger haben doch gar keine Wahl. Wir mssen bei diesem Spiel mitmachen, ob wir wollen oder nicht. Hbsche Sngerinnen verkaufen nunmal besser als nicht so hbsche. Was ich komisch finde: Dass wir Knstler immer kritisiert werden, da-bei spielt das Publikum doch mit. Sie zahlen den doppelten Preis fr Anna Netrebko, sie wollen diese Stars sehen und lieben diesen ganzen Zirkus. Machen Sie doch mal ein Interview mit einem Ver-anstalter und fragen Sie ihn, wen er lieber engagiert: eine sehr gute, aber hssliche Sngerin oder eine gute, die attraktiv ist.

    crescendo: Haben Sie selbst Erfahrungen mit diesem Schnheitswahn?Reiss: In Israel stand ich in einer Mozart-Inszenierung einmal im

    Bikini auf der Bhne. Ein Skandal! In Deutschland laufen ja stn-dig Nackte ber die Bhne, aber in Israel war das neu. Smtliche Zeitungen druckten das Foto und strzten sich auf dieses Thema. Vielleicht ist es zu langweilig, nur ber die Entfhrung aus dem Serail zu schreiben? Ich wei es nicht. Entscheidend ist fr mich, dass der Kontext stimmt. Eine Lulu oder Zerbinetta singe ich gern

    im Minikleid, aber das Weihnachtsoratorium so nie im Leben. //

    Viele Israelis sehen in Wagner leider

    immer noch ein Tabu

    Chen Reiss neue CD Romanze ist bei telos music erschienen. Im Dezember wird sie Konzerte in Berlin (13.12.), Hannover (14.12.) und Mnchen geben.

    www.crescendo.de 07 2009 | 7 die stimmen

  • 70 Jahre Plattencover

    Welch ein Glck: Alex Steinweiss, geboren 1917 in Brooklyn, verste uns vor langer Zeit das Leben. Wie? Er bemalte die Hllen der Schallplatten. VON PAUL SCHMIT T

    Ein Buch mit wertvollen Geschichtsdokumenten: Alex Steinweiss der Erfinder des Plattencovers (Taschen Verlag)

    Wie so viele Er-folgsgeschichten im Leben, begann

    auch die Geschichte des Plattencovers mit einem simplen Anruf: Dr. Robert Leslie, honoriger Chefredakteur

    der Zeitschrift PM, hatte im Jahr 1939 den jungen, talentierten Gra- ker Alex Steinweiss im New Yorker Stadtteil Brooklyn kontaktiert und ihm

    berichtet, die Firma CBS habe die ehemalige American Grammo phone aufgekauft und in Columbia Records um-

    benannt. Man sei auf der Suche nach einem Art Director. Der junge Gra ker, damals zarte 22 Jahre alt, stellte sich bei

    CBS vor, bekam die Stelle und bildete die komplette Gra kab-teilung des Unternehmens. Er designte Broschren und Werbe-

    material. Die Schallplatten selbst wurden jedoch nur in blassen Papierhllen ausgeliefert. Das brachte Steinweiss auf die Idee, die Hllen mit schnen Motiven zu versehen. Als er sie vortrug, wiegel-ten die Bosse ab. Viel zu teuer. Steinweiss kreierte trotzdem ein paar Entwrfe und man gab der Idee eine Chance. Unter den Vorschlgen befand sich auch eine Aufnahme von Beethovens Eroica. Die Ver-kaufszahlen dieser Beethoven-Platte mit dem neuen Steinweiss-Co-ver schnellten daraufhin um 895 Prozent in die Hhe. Das berzeugte nun auch die hohen Herren bei CBS und Steinweiss durfte frhlich weiter zeichnen. Das Plattencover war geboren. Allerdings

    schuf Steinweiss nicht nur Plattencover, sondern auch eine ganz neue Form des Gra k Designs im 20. Jahrhundert. Seine Hllen wurden Kunstwerke. In seinen Entwrfen verzichtete er

    zumeist ganz auf Fotos oder Bilder des Knstlers. Er schuf vielmehr eine Kunstwelt aus gezeichneten Figuren, surrealen Bildern und Instrumenten. Fr die Aufnahme von

    Gershwins Rhapsody in blue stellte er einen Flgel auf ein blaues Farbfeld, das von einer einsamen Straenlaterne beleuchtet wurde. 70 Jahre spter

    sind seine Arbeiten endlich in einem Buch (Alex Steinweiss der Er nder des Plattencovers) erschienen, darunter bisher

    nie gesehene Geschichtsdokumente klassi-scher Musik. Ein Juwel! Steinweiss in seinem

    damaligen Bro: Ich wollte, dass die Menschen das

    Artwork betrachten und die Musik dazu hren.

    jubilum 8 | www.crescendo.de 07 2009

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    in kleiner Ort, nahe Koblenz im Herbst: Wie aus einer anderen Welt wirkt sie: Flammende tizianrote Mhne, dramatisches Make-up, Ledermini und wild gemusterte Strmpfe; ein Satansweib wie einst die berhmte Francesca

    Cuzzoni, die Georg Friedrich Hndel so in Rage brachte, dass er sie fast aus dem Fenster geworfen htte. Auch von der Sopranistin Simone Kermes heit es, dass ein Dirigent ihr aus Spa einmal den Mund zugehalten habe, weil sie ihm zu vorlaut war. Seit 1996 wohnt die Crazy Queen of Baroque mit ihrem Mann und Manager Andreas Dommenz in der 9.000-Einwohner Siedlung. Wir setzen uns ins Wohnzimmer. Drauen, vor dem Fenster, vertreibt der Wind die khle Morgenluft. Kermes gestikuliert mit weitrumigen Bewegungen. Ihr Blick: klar und unbestech-lich. Ihr Lachen: scheppernd. Ihre Haltung: selbstbewusst. crescendo: Ihre Haarfarbe steht fr Mut, Leidenschaft; fr Hexen, Sufragetten ... Simone Kermes: Vielleicht bin ich ja auch eine Hexe? Oh ja, viele haben Angst vor mir!

    Weil ich ehrlich bin und die Dinge sage, wie sie sind. Ich bin nicht diplomatisch. Ich verstelle mich nicht.

    crescendo: Fast alle Figuren Tschechows oder Dostojewskis haben feuerrotes Haar; sogar die Khe haben ein rotes Fell.

    Kermes: (lacht) Ich werde auf jeden Fall selten fr eine Deutsche gehalten. Vielleicht traut man den Deutschen nicht soviel Temperament zu.

    crescendo: Dabei sind Sie eine waschechte Leipzigerin. Angeblich trugen Sie als junge Frau eine blonde (!) Punkfrisur.

    Kermes: Ja, ganz furchtbar, ich wollte wie Brigitte Nielsen aussehen. Kurz oben, platin-blond, das war schwierig im Osten, da gab es diese Silbersplung. Wenn man davon zuviel nimmt, dann wird das Lila. Und es gab kein Gel, wir haben das mit Eiwei und Zuckerwasser gemacht.

    crescendo: Auch der Clown hat rote Haare. Sie knnen urkomisch sein, wie sich in einer NDR-Talk-Show vor kurzem zeigte

    Kermes: Ja. Ich bin komisch. Ich lache gern ber mich und andere und liebe den englischen, schwarzen Humor. In der NDR Talkshow war es fr mich ein riesiger Spa, neben dem leibhaftigen Karel Gott die Karaoke Version von Biene Maja zu singen. brigens eine neue Leidenschaft von mir. Karel war erstaunt und begeistert und im nchsten Jahr

    Barocke PrachtDer Sopranistin Simone Kermes gelang mit ihrer CD Lava der berraschungs-

    Erfolg des Jahres. Wir haben sie zuhause besucht und trafen eine sebstbewusste Frau, die auch mit Karel Gott die Biene Maja singen wrde.

    VON TERESA PIESCHACN R APHAEL

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    die stimmen 10 | www.crescendo.de 07 2009

  • Sopranistin Kermes in barocker Pose: Ich bin nicht sehr diplomatisch.

  • Kartoffelsuppe und Thaisuppe gekocht; Wir spazieren in ihre Kche. Sie sei eine gute Hausfrau, sagt sie. In ihrem Haushalt gibt es keine Putzfrau. Als sie beginnt, die Petersilie mit einem Messer zu hacken, fllt das nchste Stichwort:

    crescendo: Eviva il coltellino Es lebe das Messerchen, der Spruch auf Cecilia Bartolis neuer CD mit Arien von Kastraten. Lebt das Messer auch fr Simone Kermes?

    Kermes: Ich hoffe nicht! (lacht) Gut dass diese Zeiten vorbei sind. Aber die Musik hat berlebt. Die Kastraten sind tot, aber die phan-tastische Musik der neapolitanischen Schule bleibt uns. Das ist das wirklich Wichtige. Wir haben schon vor zwei Jahren diese nea-politanische Musik in Konzerten gespielt und fr Arte und SWR produziert. Der groe Erfolg bestrkte uns, diese Musik endlich auf eine CD zu bannen.

    crescendo: Die FAZ spricht inzwischen sogar von einem Sngerin-nenduell Bartoli-Kermes.

    Kermes: Bartoli hat eine ganz andere Stimme, ist ein ganz anderer Typ. Wir waren mit unserer Aufnahme Lava schon wesentlich frher da und waren bei der Werbung weitgehend auf uns selbst gestellt. Hilfe und groes Engagement bekamen wir lediglich von Martin Korn bei Sony Schweiz, der von Anfang an fr die CD Lava entflammt war und der sie auch unter Vertrag genommen hat. Nach Erscheinen der Lava-CD landeten wir sofort auf Platz drei in den Klassik Charts. Ohne Riesen Event in Neapel.

    crescendo: Sie und Bartoli singen nicht das gleiche Repertoire. Ist das wirklich Zufall? Schlielich enthlt Ihre Aufnahme viele Filetstcke, die sich die Bartoli bestimmt nicht htte entgehen lassen wollen.

    Kermes: Wir haben aus unserem Repertoire und den Arien nie ein Geheimnis gemacht und hatten es, wie gesagt, schon vor zwei Jahren fr das Radio und Fernsehen produziert. Vielleicht scheute man den Vergleich und hat deshalb nicht die gleichen Arien aufgenommen? Dann wre es

    wirklich ein Sngerinnenduell gewesen! Eigentlich schade, mich htte ihre Interpretation schon interessiert. Witzig wre doch mal ein Duett, wie es auch schon Popstars vorgemacht haben in We are the world.

    crescendo: Viele Knstler verkaufen fr den Beifall sogar ihre Seele. Wird Ihre Ehrlichkeit eigentlich belohnt?

    Kermes: Letztendlich ja. Oft frage ich mich, was wird sein am Ende des Lebens? Was hat man alles in Kauf genommen? Wie ist man den Weg gegangen? Doch jetzt geht alles pltzlich auf, jetzt habe ich das Gefhl, dass ich verstanden werde. Ich habe mich nie ar-rangiert, um in meiner Karriere weiterzukommen. Da wird man oft als kompliziert bezeichnet. Die Kritiker erheben mich auf eine Stufe von berhmten Sngern, mit denen ich mich nie vergleichen wrde. Aber ich werde auch weiterhin frei heraus sagen, was ich

    denke und fhle. Als Knstlerin muss man tief aus der Seele schpfen knnen. Wenn da nichts ist, hat man ein Problem. //

    werden wir Biene Maja endlich zusammen singen. Ich finde, alle Menschen sollten sich durchs Singen befreien, sei es in der Kara-oke Bar, beim Schunkeln und Mitsingen im Musikantenstadl oder unter der Dusche zu Hause.

    Wir trinken den zweiten Cappuccino. Die Wohnung ist hbsch. Eine Wendeltreppe fhrt zu einer Galerie hinauf, wo ihr digitaler Roland Flgel steht. Hier arbeitet sie. Ein echter Flgel htte nicht hineingepasst. An den Wnden viele Bilder und Grafiken. Manche hat ihr Mann gemalt, die Franz Marc-Reproduktion mit den Pferden stammt von ihrer Tochter, die sie alleine grogezogen hat.

    crescendo: Ihre Jugend in Leipzig war nicht einfach ... Kermes: Mein Vater starb, als ich zwlf Jahre alt war und ich musste

    meine Ausbildung selbst finanzieren. Erst lernte ich Sekretrin, aber so richtig passte ich nicht in einen sozialistischen Betrieb. Und eigentlich passte ich mit meinem Haarschnitt auch nicht in die klassische Musik.

    crescendo: Warum?Kermes: Man wollte mich zunchst

    nicht an der Leipziger Musik-hochschule. Nach zwei Jahren Magdeburg schaffte ich es doch. Meiner Lehrerin Helga Forner verdanke ich alles. Ich bekam eine Ausbildung, die ganz auf meine Stimme zugeschnitten war, kann heute technisch mit meiner Stimme umgehen, ohne dass es mir wehtut. Es war eine harte Schule. Auch heute kmpfe ich noch. Auf der Bhne muss man gute Nerven haben. Man stirbt tausende Tode. Man will etwas geben, man kmpft und sprt zum Schluss, wie beglckt die Menschen sind.

    crescendo: Das 1. Volt Weib?Kermes: Ja! Die Post muss abgehen. Ich brenne fr die Musik. Ich war

    nie ein Shootingstar, ich habe immer gekmpft. Ich hasse es, wenn man mich als den neuen Opernstar ankndigt, das macht mich schchtern und bescheiden.

    Das Weib hat ein Nest von Nachtigallen im Bauch! schrie einst ein Fan ber den Gesang der Cuzzoni. Simone Kermes lacht; von Lob hlt sie nicht viel. Sie wei: oft genug lsst sich das Publikum von Glamour und Show beeindrucken, ohne dass der Knstler wirklich etwas geleistet htte. Apropos Bauch. Haben Sie Hunger? fragt sie nach einer Weile. Sie hat Simone Kermes singt auf Lava Opernarien aus dem Neapel des

    18. Jahrhunderts (deutsche harmonia mundi).

    Simone KermesNach einer Ausbildung zur Sekretrin absolvierte die gebrtige Leipzigerin ein Stu-dium bei Helga Forner an der Leipziger Hochschule fr Mu-sik, das sie mit Auszeichnung

    abschloss. 1993 nahm sie erfolgreich am Mendelssohn-Wettbewerb in Berlin teil und errang 1996 den Bachpreis beim Bach-Wettbewerb in Leipzig. Kermes singt in erster Linie Arien aus der neapolitanischen oder venezianischen Musik des Barock. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nhe von Koblenz und hat eine Tochter.

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    Ich finde, alle Menschen sollten sich durchs Singen befreien

    Mehr Kermes auf der crescendo premium-CD

    die stimmen 12 | www.crescendo.de 07 2009

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    alMa Mater:Die SymPhonieDeS PAPSteS

  • Berlin hatte in diesem Mauerfall-Jahr schon Gorbatschow, Bush und Lech Walesa zu Be-such (abgesehen von ca. 1.000 anderen Be-rhmtheiten). Zu Silvester kommt ein weiterer Weltstar an die Spree: Pianist Lang Lang wird die Berliner am 30. und 31. Dezember 2009

    mit zwei Konzerten beglcken. Der Chinese spielt zusammen mit den Berliner Philharmo-

    nikern unter der Leitung von Sir Simon Rattle Rachmaninow (Klavier-

    konzert Nr. 2 c-Moll op.18) und Tschaikowsky (Der Nussknacker). Gut zu wissen: Das Grand Hyatt Berlin bietet Gsten ein Arrangement inklusi-ve Eintrittskarten der Kategorie I an.

    www.berlin.grand.hyatt.com

    SERIE: DIE WICHTIGSTEN FRAGEN ZUR KLASSIK (TEIL IV)

    Wer ist der Teufel in der

    Musik? ... und wer ist der Wolf?

    Die Diskussionen ber den Umbau des auf-grund seiner Akustik nicht unbedingt gelieb-ten Mnchner Konzertsaals gehen in die nchste Runde. Kurz vor Druckschluss dieser Ausgabe erreichten uns die ersten Entwrfe fr einen mgli-chen Umbau. Im aktuellen Modell werden vor allem an den seitlichen Wnden deutliche Einschnitte vorge-nommen. In die neuen Zwischenrume knnten dann neue Aufenthaltsrume (z.B. VIP-Lounges) einziehen ein Detail, das in der Philharmonie schon seit Jahren gefordert wird. Der Saal schrumpft bei diesem Modell allerdings um ca. 300 Pltze. Und auch bei diesem der-zeit favorisierten Entwurf bleibt die Kernfrage: Klingt das Haus nach solchen chirurgischen Eingriffen wirklich besser? Brigitte von Welser, Geschftsfhrerin der Gasteig Mnchen GmbH, hatte in crescendo im Frhjahr dieses Jahres betont, dass man die Philharmonie weiterhin als erste Adresse der drei Mnchner Orchester sieht. Der von Mariss Janssons geforderte Konzertsaal im Marstall existiert momentan jedenfalls nur auf dem Papier. //

    ten Mnchner Konzertsaals gehen in die nchste Runde. Kurz vor Druckschluss dieser Ausgabe erreichten uns die ersten Entwrfe fr einen mgli-chen Umbau. Im aktuellen Modell werden vor allem an den seitlichen Wnden deutliche Einschnitte vorge-nommen. In die neuen Zwischenrume knnten dann neue Aufenthaltsrume (z.B. VIP-Lounges) einziehen ein Detail, das in der Philharmonie schon seit Jahren gefordert wird. Der Saal schrumpft bei diesem Modell allerdings um ca. 300 Pltze. Und auch bei diesem der-zeit favorisierten Entwurf bleibt die Kernfrage: Klingt das

    ABSPECKEN Neue Plne fr eine bessere Akustik in der Mnchner Philharmonie

    Die neuen Plne fr die Philharmonie in Mnchen: Besserer Klang und zustzliche Rume. Dafr ca. 300 Pltze weniger.

    Pianist Lang Langbeendet das Jahr 2009 in Berlin.

    BERLIN BERLIN! Das Grand Hyatt in der Hauptstadt hat noch Karten fr das Lang Lang

    Silvesterkonzert in der Berliner Philharmonie

    Diese beiden klassischen Verkrperungen des Bsen tauchen auch in der Musik ihrem Ruf ent-sprechend auf: In Mittelalter und Renaissance wird zunchst das Bild des Diabolus als dem teuflischen Verwirrer gerne verwendet, um vor bestimmten musikalischen Phnomenen zu warnen. Schon die zweistimmige Kontrapunktlehre des Mittelalters warnt mit der Beschreibung mi contra fa diabo-lus in musica vor einem schlecht klingenden Inter-vall. Demnach ist der Tritonus, die drei Ganztne umfassende bermige Quarte, als ein besonders dissonantes Intervall zu vermeiden. Die bildhafte Sprache folgt mit der Intention, auf besondere mu-sikalische Phnomene hinzuweisen, auch der soge-nannten Affektenlehre. In der barocken Musiktheo-rie wurden auf dieser Grundlage die Mglichkeiten ausgelotet, Affekte, also Gefhle und seelische Zustnde, in der Musik darzustellen und Gemts-bewegungen hervorzurufen. So verwendet Johann Sebastian Bach den Tritonus hufig als Ausdruck von Schmerz und Ablehnung. Die musikalische Af-fektenlehre folgt dabei bis ins Detail der Lehre der Rhetorik, denn man sah eine weitgehende ber-einstimmung zwischen dem Aufbau einer Rede und dem eines Musikstcks. Der Wolf hat auf hnliche Art und Weise den Weg in die Musik gefunden. Es geht beim Wolf in der Musik ebenfalls um ein unschnes Intervall: die Wolfsquinte. Fr die mit-teltnige Temperatur, die in der Renaissance und im Frhbarock als bliche Stimmung der Tastenin-strumente verwendet wurde, ist die Reinheit der groen Terzen charakteristisch. Die Schnheit die-ses besonders wohlklingenden Intervalls hat aber ihren Preis: Andere Intervalle sind sehr verstimmt, bis hin zur vlligen Unbrauchbarkeit. Das unreinste Intervall der mitteltnigen Stimmung wird bildlich

    als Wolfsquinte bezeichnet. Sie klingt wirklich mrderisch. //

    Abdruck aus: Annette Kreutziger-Herr, Winfried Bnig Die 101 wichtigsten Fragen: Klassische MusikVerlag C. H. Beck, 160 Seiten, 9,95 Euro.

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    news 14 | www.crescendo.de 07 2009

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    Bewiesen wird erneut, dass Google nicht alles kenntund dass die gezielte Suche auf bedrucktem Papierschneller zum Ergebnis fhren kann, als das Durch-probieren im Treffer-Wust von Suchmaschinen.THRINGISCHE LANDESZEITUNG

    Das Web-Adressbuch ist inzwischen zum Standard-werk geworden und sollte seinen Platz neben demDuden und dem Lexikon nden.BERLINER MORGENPOST

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    GEIGEN-TV Auch fr Musikinstrumente gibt es jetzt ein Gtesiegel Endlich: Der Verein German Musicinstru-ments Certi cation e.V., mit Sitz in Dssel-dorf, macht es sich ab sofort zur Aufgabe,

    Reparatur- und Wartungsbetriebe fr Musik instrumenten mit einem Gtesie-gel zu versehen. Der Nachweis fr Qua-litt trgt sodann den Namen Member of Excellence und gilt wie der TV beim Automobil fr den Zeitraum von zwei Jahren. Der Verein mchte mit der Qualittsprfung Musikinstrumen-te wie Flgel, Geigen oder Holz- und

    Metallblasinstrumente vor unsachgemen Reparaturen schtzen und so ihre Haltbar-keit langfristig steigern. Infos auch unter www.GMICEV.com //

    FAUST FR PINA Ein spter Preis fr ihr Lebenswerk Bereits zum vierten Mal wird am 28. Novem-ber 2009 der Deutsche Theaterpreis DER FAUST verliehen. Dieses Jahr ndet die Ver-anstaltung im Staatstheater Mainz statt. Den Preis fr das Lebenswerk wird posthum die Choreogra n Pina Bausch erhalten. Bausch war im Juni 2009 im Alter von 69 Jahren gestorben. Mit ihrem bekannten Satz Mich interessiert nicht, wie Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt schuf sie eine neue Form theatralischen Erzhlens. Die Auszeichnung wird vom Deutschen Bhnen verein gemeinsam mit der Kultur-stiftung der Lnder vergeben. //

    www.crescendo.de 07 2009 | 15 newsFo

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  • Angeblich mag Marcelo lvarez keine Interviews. Da-von merkt man ihm beim Gesprch in der Deutschen Oper Berlin aber nichts an. Von der ersten bis zur letzten Sekunde sprudeln die Worte auf Spanisch aus dem 47-Jhrigen heraus, als er enthusiastisch und mit viel Kr-pereinsatz ber seinen ungewhnlichen Weg an die Spitze spricht.

    crescendo: Sie sind gerade sehr spontan fr drei Vorstel-lungen an der Deutschen Oper Berlin, um im Maskenball

    Gustav III. zu singen. Ist es schwierig, derart kurzfristig in eine Produktion einzusteigen?

    Marcelo lvarez: Sehr schwierig. An so eine Rolle passt sich die Stimme nicht leicht an. Aber wenn ich das Angebot

    nicht akzeptiert htte, htte ich vielleicht zwei Jahre auf ein neues warten mssen. Also brin-ge ich das Opfer.crescendo: Haben Sie es schon bereut?lvarez: Nein nein. Man kommt mir hier mit tollen Arbeitsbedingungen entgegen: Re-spekt und Ruhe.crescendo: Wenn man sich Ihre bisherige Karriere ansieht, ist da aber wenig Ruhe zu erkennen ...lvarez: Eigentlich htte ich meine Karriere langsam beginnen wollen. Aber zwei Jahre nach meinem Debt 1 im La Fenice in

    Venedig habe ich schon in allen groen Theatern der Welt gesun-

    gen. Es stimmt: Seit-

    Tenor der Sinne Der Argentinier Marcelo lvarez (47) verkaufte frher Mbel, jetzt ist er auf dem Weg der neue Alfredo Kraus zu werden. Ein Gesprch ber die Schwierigkeit des Anfangs, die Rolle seiner Frau und warum die Oper das Ma aller Dinge bleibt. VON ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR

    Tenor Marcelo lvarez: Ich habe frher nur andere Snger bei Karaoke-Abenden imitiert.

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    die stimmen 16 | www.crescendo.de 07 2009

  • her habe ich nie mehr angehalten immer neue Angebote, Repertoire-Wechsel, keine Debuts an kleinen Husern. Ich war sehr exponiert, habe dem Publikum mein Knnen genauso wie meine Fehler gezeigt.

    crescendo: Haben Sie denn welche?lvarez: Natrlich, man lernt nie aus. Zum Beispiel habe ich immer wieder nach

    bestimmten Tnen gesucht. Wenn man das Stimmfach von lyrisch zu dramatisch wechselt, muss man wachsen.

    crescendo: Sie haben einen ungewhnlichen Lebenslauf. Erst mit debutierten Sie als Snger. Was haben Sie davor, in Ihrem ersten Leben, gelernt?

    lvarez: Naja, zum Beispiel, wie man wirtschaftet. Wenn hier heute ber die Krise geklagt wird, kann ich nur lachen. Wie kann man von einer Krise sprechen, wenn Autobahnen, Theater und Hotels voll sind? In Argentinien hatten wir immer wieder mit viel hrteren Krisen zu kmpfen. Aber zu Ihrer Frage: Ich war vor mei-ner Zeit als Tenor ein gestresster Ma-nager einer Mbelfabrik. Allerdings war ich nicht glcklich in dieser Rolle. Als Snger habe ich eine neue, eine andere Welt entdeckt.

    crescendo: Welche Rolle spielte dabei Ihre Frau?

    lvarez: Sie war es, die wusste, dass etwas anderes in mir steckt und mich zum Um-denken drngte. Nachdem ich ihr von meinem Faible fr das Singen erzhlt hatte, machte sie sich auf die Suche nach einer Mglichkeit fr ein Vorsingen.

    crescendo: Hatten Sie Ihre Frau mit Ihrem Gesang verzckt?lvarez: Wenn ich ehrlich bin, habe ich damals nur andere Snger bei Karaoke-Aben-

    den imitiert. Das hat mir sehr viel Spa gemacht und Erfahrungen vor Publikum beschert. Als meine Frau merkte, dass es mir mit dem Singen ernst ist, hat sie mich berredet, die Mbelfabrik zu verkaufen.

    crescendo: Wie man hrt, hatten Sie in Argentinien erst einmal einen schweren Stand ...

    lvarez: Wenn man es genau nimmt: Ich habe drei Mal im Teatro Coln vorgesungen und bin rde abgewiesen worden. Erst als mich Giuseppe Di Stefano und Pavarotti nach Europa einluden, wurde auch das Coln auf mich aufmerksam. Doch da hatte ich mich schon entschieden, nach Italien zu gehen.

    crescendo: Wie fhlt man sich dort als Sdamerikaner?lvarez: Ich erinnere mich daran, wie ich mit meiner Frau ratlos auf dem Domplatz

    in Mailand sa, nur Dollar in der Tasche hatte und kein Italienisch sprach. Aber dann gewann ich einen Gesangswettbewerb und bekam auf Anhieb gute En-gagements.

    crescendo: Musikalisch gesehen waren Sie ja im Paradies Italien, das Land der Oper ...

    lvarez: So habe ich es ehrlich gesagt nicht erlebt. Meine Auffhrung von Tosca an der Metropolitan Opera wurde in Lnder bertragen auer nach Italien, wo sich niemand dafr interessierte.

    crescendo: Warum leben Sie dann dort?lvarez: Weil es von allen europischen Lndern das mit dem strksten Latino-Anteil

    ist. Das Klima dort kommt mir entgegen, das Essen auch. Das Problem von Italien ist, dass man sich dort lange als Afrika Europas gefhlt hat. Um zu zeigen, dass

    die Italiener auch etwas gelten, sind sie so abgehoben geworden, dass sie ihre Prinzipien verloren haben den Instinkt, das Menschliche.crescendo: Wie fhlen Sie sich heute auf der Bhne?lvarez: Singen hat fr mich sehr viel mit Energie zu tun. Dabei fhle ich mich wie durch Magie mit einer hheren Macht verbunden. Bei diesem Pro-zess spielt aber auch meine Frau eine Rolle, die immer am Rand der Bhne

    Ich habe drei Mal im Teatro Coln vorgesungen und bin rde abgewiesen worden.

    Die Dresdner Musikfestspiele sindeine Einrichtung der LandeshauptstadtDresden und werden gefrdert vomSchsischen Staatsministerium frWissenschaft und Kunst.

    www.crescendo.de 07 2009 | 17 die stimmen

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  • steht und ein Teil meiner positiven Energie ist. Allein wrde ich nicht so leuchten.

    crescendo: Welche Art von Musik besitzt fr Sie die strkste Kraft?lvarez: Die Oper. Denn bei ihr kommt noch der Energieaustausch

    mit den Kollegen und dem Orchester dazu.crescendo: Haben Sie schon alle Traumrollen gesungen?lvarez: Was ich im Kopf habe, ist weit von dem entfernt, was ich

    momentan tue.crescendo: Wie meinen Sie das?lvarez: Es gibt Tne und Techniken, die ich noch nicht beherrsche,

    die ein Ideal sind und vielleicht auch bleiben werden. Deshalb be ich jeden Tag, gebe nicht auf.

    crescendo: Ist Verdi ein Teil dieser Suche?lvarez: Ja. Verschiedene groe Maestros haben zu mir gesagt, dass

    ich die richtige Stimme fr Verdi besitze, nicht nur fr Belcanto. Davon habe ich mich peu peu selbst berzeugt und lege so viele Farben wie mglich in seine Werke. Dass Verdi immer nur mit groen Opern, Orchestern, Bhnen und Stimmen verbunden wird, ist falsch. Meiner Ansicht nach, gibt es bei ihm viel mehr Nuancen.

    crescendo: Fhlen Sie sich sicher mit dem, was Sie jetzt tun?lvarez: Sicher nicht, aber ruhiger, weil ich wei, dass ich auf einem

    Niveau bin, wo mir die Technik viel hilft.crescendo: Glauben Sie an die Zukunft der Oper?lvarez: Seit Jahren spricht man ber ihren Tod. Trotzdem strmen

    Menschen in die Auffhrungen. Ich glaube nur, dass die Men-schen in Krisen-Zeiten selektiver sind.

    crescendo: Welche Rolle spielt das Live-Erlebnis?lvarez: Die Oper ist einer der wenigen Orte, wo Klang ohne Tech-

    nik zu hren ist. So knnen die Schallwellen ohne Umwege zum Publikum gelangen, noch strker wirken.

    crescendo: Was heit das im Klartext?lvarez: Vor einiger Zeit kam eine -Jhrige zu mir, gab mir die

    Hand und sagte: Ich habe nicht mehr viel Kraft. Aber jetzt nach Ihrem Konzert kann ich in Ruhe sterben. Mehr Besttigung kann man sich nicht wnschen. //

    Marcelo lvarez neueste CD The Verdi Tenor ist bei Decca erschienen.

    Marcelo lvarez

    Der Argentinier Marcelo lvarez wurde am 27. Februar 1962 in Cr-doba geboren, besuchte eine Mu-sikschule und sang im Knabenchor. Nach seinem Schulabschluss begann er ein Wirtschafts-Studium und lei-tete anschlieend das Mbelhaus seiner Familie. Im Alter von 30 Jah-

    ren entschied sich lvarez, eine zweite Karriere als Tenor zu beginnen. 1995 debtierte er im La Fenice in Venedig, wenig spter folgten erste Engagements an den groen Opernhusern. Im Jahr 2002 gewann er den ECHO Klassik als Snger des Jahres. lvarez lebt derzeit mit seiner Frau und seinem Sohn in Tortona nahe Mailand.

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    Mehr lvarez auf der crescendo premium-CD.

    www.crescendo.de 07 2009 | 19 die stimmen

  • Der russische Komponist Modest Pe-trowitsch Mussorgsky (1 11) schrieb im Jahr 1 das erste Pro-gramm-Musikstck Bilder einer Ausstellung. Die einzelnen Stze des Stcks beschreiben Gemlde und Zeichnungen seines im Jahr zuvor gestorbenen Freundes Viktor Hartmann, die Mussorgski auf des-sen Gedchtnisausstellung gesehen hatte. Der sdafrikanische Streetart-Knstler Robin Rhode () und der nor-wegische Pianist Leif Ove Andsnes () haben nun auf Initiative des New Yorker Lincoln Centers das Stck neu interpretiert und die Musik zurck in die Moderne transformiert. Das multimediale Projekt erscheint Ende November als CD, DVD und Buch bei EMI und wird ab 1. Dezember in Deutschland live zu hren sowie zu sehen sein (www.picturesreframed.de). Wir trafen die beiden in den Nordischen Botschaften von Berlin. crescendo: Wussten Sie zum Beginn Ihrer Zusammenarbeit eigent-

    lich, dass sich Ihr gemeinsames Projekt um Mussorgskys Bilder einer Ausstellung drehen sollte?

    Andsnes: Ich hatte die Komposition als Grundidee im Kopf. Ich wusste, dass es im Lincoln Center ein Programm gibt, das verschiedene Disziplinen kombiniert. Mussorgs-ky hatte ich bereits gespielt und fand dieses Stck so kraft-voll, krperlich und kontrastreich in seinen Klngen und Charakteren, dass es neben der Projektion von Bildender Kunst auf Groleinwnden bestehen kann.

    crescendo: Schwebten Ihnen konkrete Bilder vor, als Sie mit dem Projekt begannen?

    Rhode: Ich hatte das Stck ehrlich gesagt noch nie gehrt. Ich war also ziemlich uninformiert (beide lachen).

    crescendo: War das ein Vor- oder Nachteil?Rhode: Ich denke, das war ein Vorteil. Denn so hatte ich keine vor-

    gefassten Ideen, was daraus werden knnte. Anschlieend konnte ich die Sache entwickeln und mich selbst schlau ma-chen: zu Mussorgsky, dem Stck und vor allem Viktor Hartmann und dessen real existierenden Gemlden, die die Bilder einer Ausstellung inspiriert haben.

    crescendo: Haben Sie eine Visualisierung nach der anderen entwickelt?

    Rhode: Eigentlich schon. Aber ich habe mich nicht in der Reihenfol-ge festgelegt, weil ein Bild an anderer Stelle vielleicht noch besser wirken knnte. Manche meiner Szenen haben nmlich keinen direkten Bezug zum Stck. Fr den Marktplatz von Limoges bei-spielsweise habe ich das Kreide-Klavier kreiert, das nur mit dem Instrument zu tun hat.

    crescendo: Fr Sie, Herr Rhode, war die Freiheit der Interpretation enorm. Fr Sie, Herr Andsnes, gab es zumindest den Zwang, den vorgegebenen Noten zu folgen.

    Andsnes: Das Besondere an diesem Projekt war fr mich, dass un-sere Zusammenarbeit dieses geniale Stck, das ich fr eines der grten der Klassik halte, noch ber

    sich hinaus wachsen lsst. Zum Beispiel ist aus dem Bild des polnischen Ochsenkarrens durch Robins Schwarz-Wei-Filmsequenz noch viel mehr geworden.

    Leif-Ove Andsnes (links) und Robin Rhode

    VON ANTOINET T E SCHMELT ER DE ESCOBAR

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    die kreativen 20 | www.crescendo.de 07 2009

    Starkes Stck Robin Rhode und Leif-Ove Andsnes haben Mussorgskys Bilder einer Ausstellung spektakulr umgedreht. Innerhalb des Projekts Pictures Reframed entwarfen sie neue Bilder und Installationen zum alten Meisterwerk. Auch ein von Wasser ber- schwemmter Flgel gehrt dazu.

  • Rhode: Ich muss jetzt wieder an die Musik denken. Ich mochte das Stck so sehr, weil es an den Rhythmus eines Zugs erinnert erst langsam, dann schneller (macht das Anrollen lautmalerisch vor). Der Zug ist lang, der Klang mchtig eine Art IMAX-Dimension. Aber als der Zug wieder aus dem Bahnhof fhrt und sich entfernt, wird die Musik wieder leiser (ahmt die Szene erneut mit groen Gesten nach, woraufhin Andsnes kommentiert: Sehen Sie, was ich meine?) Die Aufnahmen des alten Bahnhofs hatte ich schon zwei, drei Jahre zuvor gemacht und dachte mir, dass sie zu Bydlo passen knnten.

    crescendo: Hatten Sie, Herr Andsnes, Einfluss auf Robins Arbeit?

    Andsnes: Es gab ziemlich viele Treffen, die mir zum Glck zeigten, dass er den Dialog und Reaktio-nen wollte. Ich habe seine Arbeit nicht direkt beeinflusst, aber sie begleitet.

    Rhode: Mir war wichtig, dass mir Leif total ver-traute, dass ich etwas schaffen wrde, was zu

    seiner Musik passt und sie noch intensiviert.crescendo: Auf Ihrer Tour werden Sie, Herr Andsnes, spielen, whrend Robins Bilder auf Groleinwnden zu sehen sind. Sie haben dafr den Ausdruck mit den Au-

    gen hren geprgt. Wie wird das Publikum mit dieser Kombination beider Sinneseindrcke zu Recht

    kommen?Andsnes: Wir haben das mit einigen Szenen auf DVD ausgetes-

    tet. Zunchst war ich irritiert, weil nach dem letzten Ton niemand applaudiert hat. Aber nach drei Sekunden Stille, in denen Musik und Bilder wohl nachwirken mussten, gab es durchweg starke Re-aktionen.

    crescendo: Sie schienen das Projekt fr ein Risiko zu halten. Warum?Andsnes: Fr das Publikum ist es ungewohnt, gleichzeitig zu schauen

    und zuzuhren. Es knnte sein, dass eine Sinneswahrnehmung die andere beeintrchtigt. Aber es gibt bestimmt Momente, in denen sich beides perfekt ergnzt und eine neue Ausdrucksweise schafft.

    crescendo: Also Fortsetzung folgt?Andsnes: Ich kann mir nicht vorstellen, genau das Gleiche noch mal

    zu machen, weil es zu einzigartig ist. Aber ich glaube, dass es die Art meiner Konzerte beeinflussen wird.

    Rhode: Mit Musik zu arbeiten, inspiriert mich. Insofern ist die Zusammenarbeit mit klassischen Interpreten auch in Zukunft interessant. Ich bin aber alles andere als ein Spezialist fr Klassik. Normalerweise mag ich mehr Hip Hop und vor allem Gangsta Rap. //

    Pictures Reframed ist als CD, DVD und Buch bei EMI erschie-nen. Das Multimedia-Musikereignis ist am 1. Dezember (Hamburg), 2. Dezember (Mnchen), 9. Dezember (Berlin, 2 Konzerte) und 20. Dezember (Kln) live zu erleben.

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    9/09

    www.crescendo.de 07 2009 | 21 die kreativen

    Ein Flgel verschwindet in den Fluten: eine neue Interpretation von Mussorgskys Groem Tor von Kiew.

  • kolumne 22 | www.crescendo.de 07 2009

    Don Ottavio ist Slowake, Leporello Italiener und der in Transsylvanien geborene Masetto wuchs in Ungarn auf. Solch internationale Be-setzung ist schwer zu memorieren und zeigt auerdem, wie es in unserem Land um die Entdeckung, Frderung und Ausbildung von Stimmen steht. Es ist Tatsache, dass Michael Volle hchst-wahrscheinlich in wenigen Jahren der Wotan auf allen Bhnen sein wird; dass man die niederlndische Sopranistin Eva-Maria Westbroek schon bald als die alle selig-machende Wagnersngerin feiern drfte; dass

    Jane Archibald, diese betrende Kana-dierin demnchst mit ihrer gelufigen Gurgel Diana Damrau bertreffen wird und dass der heute -jhrige, in Zrich engagierte Andreas Hrl, der Bass der Zukunft ist. Das sind Binsenweisheiten der Opernszene keine Orakel, keine Kaffeesatzle-

    serei oder Zukunftspropheterei. Nur: We-der Hrl noch Westbroek, weder Volle noch Archibald brauchten und brauchen fr ihre Karriere Auftritte in Talkshows, Homestories oder sonstige PR-Aktionen. Allerdings wur-den und sind diese Snger zunchst einmal Bhnen- und keine Medienstars. Nie zuvor hat man in der Opernkunst so stark zwischen Bhnen- und Medienkarriere unterschieden, denn nie zuvor hatten die Medien eine derar-tige Dominanz fr die ffentlichkeit.Ich htte nicht gedacht, dass der Unterschied zwischen einer Bhnenkarriere und einer Medienkarriere wirklich so gro ist, sagt Anja Harteros noch heute verwundert. Die Halbgriechin ist einen Weg an die Welts-pitze der Sopranistinnen-Liga gegangen: ohne knstlichen Hype! Ohne PR-Tamtam!

    Es gibt Snger und Sngerinnen, die werden sich nie fr Mobilfunkanbieter in die Bade-wanne legen (wie Anna Netrebko); sie werden nie Markenbotschafter fr Audi oder BMW sein (wie Lang Lang oder Jonas Kaufmann); sie werden es nicht ein einziges Mal auf die weie Couch bei Wetten dass...? schaffen jene PR-dienende Sitzgelegenheit, welche Rolando Villazn gleich dreimal eroberte. Es gibt Snger und Sngerinnen, auf die wird Gtz Alsmann keine Laudatio halten, sie be-kommen keinen Preis von Karen Webb ber-reicht und ihre Wohnzimmer sind nicht in BUNTE zu besichtigen. Es sind jene Sngerinnen, die mit ihrer Stimme mehr zu Herzen rhren, wenn sie Mimi oder Violetta singen als die bekannte Anna; es sind die Tenre, bei denen man nicht um hohe Tne im piano frchten muss; ja, es gibt Snger, die teilen mit ihrer Stimme mehr mit als Rolando Villazn per rztliches Bulletin seinem Publikum ber seine Stimme mitteilt. Diese Sngerinnen heien zum Beispiel Westbroek, Fujimura, Pieczonka, Schwane-wilms, Denoke, Petitbon, Stemme, Harteros, Guryakova, Reiss, Archibald, Kampe, Kaune, Sindram, Stoyanova ... und es gibt ihrer viele, viele, viele mehr und Snger gibt es, namens Maestri, Miles oder Maltman; Alvarez oder Vargas; Kerl oder Vogt; Volle oder Ventris; Andreas Hrl oder Juha Uusitalo ... und auch ihrer gibt es viele, viele mehr. Sie sind die eigentlichen Stars der Oper, die Sttzen der internationalen Gesangsszene. Sie halten den Opernbetrieb weltweit auf allen groen Bhnen und bei allen bedeutenden Festivals am Laufen. Jenes Publikum aber, das Knstler

    nur mehr aus und ber Medien zur Kenntnis nimmt, kennt diese groen Snger und Sn-gerinnen nicht. Der Verfasser dieser Zeilen erlebte dafr krzlich ein typisches Beispiel: Ein, der klassischen Musik nicht gnzlich fremd stehender Mann staunte in Mnchen bei Arnold Schnbergs Gurreliedern ber die fantastisch singende Mihoko Fujimura: Sie sei ja wirklich gut; eine Sngerin, die er nicht kenne, aber von der man sicher noch viel hren wrde. Der gute Mann staunte ber seine persnliche Entdeckung des Abends dann allerdings noch mehr als er erfuhr, ge-

    rade jener Fujimura bereits eineinhalb Jahre zuvor bei der Erffnung der Bayreuther Fest-spiele zugejubelt zu haben, als sie dort nichts Geringeres als die Kundry sang. Hier muss man sich fragen, was luft eigentlich schief im Betrieb der Klassik-PR, der Klassik-Wer-bung und ihres Marketings, dass sich groe und grte Sngerinnen und Snger wie die eingangs Genannten normal Klassik Inter-essierten nicht immer wirklich einprgen? Darf man als Begrndung vielleicht die vielen auslndischen Namen der Knstler auf den Besetzungszetteln der Opernhuser nennen? Beim Don Giovanni, der unlngst in Mn-chen Premiere hatte, stammt die Titelfigur aus Polen, der Komtur aus Kanada, Donna Anna und Zerlina sind gebrtige Amerika-nerinnen, Donna Elvira kommt aus Lettland,

    BIER STATT GALADINER Ein Pldoyer fr die Knstler, die den klassischen Musik-Betrieb

    auch in Zukunft am Laufen halten werden

    Ein, der klassischen Musik nicht gnzlich fremd stehender Mann staunte in Mnchen bei

    Arnold Schnbergs Gurreliedern ber die fantastisch singende Mihoko Fujimura

    VON PASCAL MORCH

  • www.crescendo.de 07 2009 | 23 kolumne

    Ohne bhnenfremde Eskapaden und lange Zeit sogar ohne eine einzige CD-Einspie-lung. Und doch war dieser Weg irgendwie typisch fr eine seris arbeitende Frau in der Opernwelt. Ihre ersten vier Jahre Fest-engagement am Theater erlebte Harteros in Gelsenkirchen und Bonn. Dort sang sie bereits Bohme-Mimi, Figaro-Grfin, Cos fan tutte-Fiordiligi und Marie in der Verkauften Braut. Doch dann, 1, nahm Harteros teil an dem Cardiff Singer of the World-Wettbewerb der BBC und gewann (als erste Deutsche berhaupt) ruhigen Blu-tes mit wunderbarem Espressivo. In der Jury sa auch Sir Peter Jonas, der damalige In-tendant der Bayerischen Staatsoper. Seine Worte: Wir sehen uns in Mnchen. Zubin muss sie hren. Und Zubin Mehta hrte. Das Resultat: Die Agathe im Freischtz in Mnchen. So geht es oft und doch geht es so nicht immer mit den Karrieren. Eines aber steht fest: Ein Snger muss nicht nur singen, er mu vor allem vor-singen. Nach einer profunden Gesangsausbildung und Meister-kursen bei Knnern und Kennern der Mate-rie (z.B. Michael Volle bei Josef Metternich, Andreas Hrl bei Kurt Moll, Anne Schwane-wilms bei Hans Sotin ...) folgen meist Enga-gements und Auftritte in der Provinz. Ob Bonn oder Gelsenkirchen, ob Braunschweig oder Minden (Hrl als Knig Heinrich im Lohengrin!), ob Mannheim oder Karlsru-he: Solchen (!) Husern hat die Opernwelt mehr zu verdanken als Met und Scala, Co-vent Garden und Wien. (Gnade der Opern-szene Gott, wenn diese zumal deutsche Theater- und Opernprovinz in absehbarer Zeit mangels Subvention und Publikum aus-sterben sollte). Bisher aber fhren von hier aus die Wege zu Gesangswettbewerben und immer wieder zum Vorsingen an greren und groen Husern. Dort sitzen Dirigenten, Intendanten, Agenten. Sie hren sich an, sie engagieren, sie empfehlen weiter. Hat der Sn-ger oder die Sngerin nun einen Agenten, der sein neuestes Goldkehlchen prsentiert wie Schigolch seine Lulu, so kann er sicher sein, dass dieser Agent gehrt wird, dass ihm Di-rigenten, Intendanten, Betriebs- und Disposi-tionsbros vertrauen. Manchmal auch miss-trauen, wenn der Agent ein Opernhaus mit seinem Portfolio an Knstler knebelt, indem er sagt Willst du diese Sngerin haben, dann musst du auch jenen Dirigenten nehmen. Aber gehen wir einmal von dem aus (was es

    nicht gibt) nmlich von einer schnen, heilen Opernwelt ohne solche Erpressungen und Intrigen, so funktioniert das (Opern)-Stim-menfinden und (Bhnen)-Starentdecken tatschlich nach diesem alten System des Vorsingens und natrlich auch nach jenem noch lteren der Flsterpropaganda den/die musst du dir anhren! Dieser innere Zirkel der Karrierewerdung, dieser virale Weg zum Bhnenstar funktioniert dank dem In-einandergreifen der international geschmiert laufenden Opernmaschinerie! Dank der im-mer noch existierenden Provinz, in der junge Snger sich ausprobieren knnen! Und Dank immer noch verantwortungsvoll agierender Intendanten, Betriebsdirektoren und Di-rigenten. Da die Welt klein und die ach so hehre Sangeskunst international ist, begin-nen Opernhuser klugerweise ihr Betriebs- und Dispositionsbro um ein professionel-les Castingkonzept zu erweitern. Ein Mann oder eine Frau mit Kenntnis und Ohren wird mit drei Dingen und einem Ziel in die weite Welt geschickt. Die drei Dinge: Flugticket, Hotelvoucher und Opernkarte das Ziel: Neue Stimmen entdecken! Kein schlechter Job mge an ihm das Opernwesen gene-sen. Die Schmeissfliegen aber, die sich auf die Knstler strzen, um sie zum Star zu formen und Kapital aus ihren Kehlkpfen zu schlagen, sie kommen erst ziemlich spt ins Spiel: PR-Agenten, Plattenbosse, Mar-keting-Strategen meist haben sie keinerlei Ahnung von Musik im Allgemeinen oder gar von Gesang im Speziellen. Aber sie haben einen Riecher. Einen Riecher fr Vermark-tung. Die meisten der hier erwhnten Sn-ger und Sngerinnen fallen fr sie ohnehin durch den Rost: Nicht gutaussehend genug! Nicht eloquent genug! Nicht glamours ge-nug! Kurz: nicht medientauglich! Diese Sn-ger und Sngerinnen, sie beglcken weiterhin an allen Opernhusern der Welt allabendlich circa . Menschen mit nichts weniger als mit ihrer Arbeit. Erstens knnen sie davon durchaus leben. Und zweitens und wichti-ger gibt es tatschlich noch Snger und Sn-gerinnen, die ihr Leben und ihre Arbeit in Opernabenden und nicht in Events messen. Sie haben sich entschieden. Sie arbeiten auf der Bhne und nicht auf PR-Terminen; sie le-gen sich fr keinen Mobilfunkanbieter in die Badewanne, grinsen fr keinen Autobauer in die Kamera und nach der Vorstellung gibts kein Galadiner sondern ein Bier. //

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    Musikalisch gibt Christian Thielemann den Ton auf dem Grnen Hgel an. Seinem Meistersinger-Debt im Jahr 2000 folgten Parsifal und Tann-huser. Die hchsten Wagner-Weihen wurden ihm dann 2006 zuteil: am Pult der Ring-Tetra-logie. Wer die vier Teile von Wagners monumen-talem Dramenzyklus Der Ring des Nibelungen im verdeckten Orchestergraben des Bayreuther Festspielhauses zu schmieden vermag, der ist zurecht Teil der Musikalischen Leitung

    Als Wagner-Interpret ist Thielemann derzeit konkurrenzlos. Virtuos scheint er dirigentische Tu-genden solch unterschiedlicher Persnlichkeiten wie Wilhelm Furtwngler, Hans Knappertsbusch und Herbert von Karajan in sich zu vereinen: die Fhigkeit zu weit angelegten Phrasierungsbgen, eine durchaus notwendige orchestrale Wucht, um entsprechende Gewichtigkeit bzw. Bedeu-tung zu erzielen, und eine Detailversessenheit sondergleichen alles gepaart mit grtmgli-chem Klangsinn.

    Thielemann kann also hinlangen, wo erfor-derlich, und versteht es, seine Musiker unmittel-bar danach zum sesten Pianissimo anzuhalten. Diese enorme dynamische Bandbreite lsst sich gerade an so legendren Stellen wie dem Trauer-marsch oder Brnnhildes Schlussgesang in Gtterdmmerung exemplarisch nachvollzie-hen. Von niemals grellen Orchesterausbrchen bis zum Ablschen des gesamten Klangkrpers

    vergehen oft nur Bruchteile von Sekunden oder ganze Ewigkeiten. Das Geheimnis von der Kunst des bergangs hat Thielemann wie nur wenige Kollegen vor ihm gelftet.

    Der Eindruck, dass der Kapellmeister (nach wie vor zieht Thielemann diese Berufsbezeichnung dem international gelufigeren Maestro vor) als eigentlicher Star dieser Live-Aufnahme von 2008 fungiert, wird leider von einem Gutteil der Sn-gerbesetzung gesttzt. Positive Ausnahmen wie Albert Dohmen als solider Wotan und Wanderer sowie Gerhard Siegels markiger Rheingold- und Siegfried-Mime besttigen dies nur. Mangelnde Kondition, Intonationsprobleme und bermiges Vibrato sind weder bei Stephen Goulds Siegfried noch Linda Watsons Brnnhilde zu berhren. Beide Protagonisten sind hier nicht at their best zu erleben. Da ntzen selbst alle orchestralenBegleit-Zaubereien des begnadeten Korre-petitors Thielemann, nichts. Und ber Tankred Dorsts laienhaft-romantisierend-mystifizierende Inszenierung richtet bereits die Tatsache, dass sich die Herausgeber (bislang?) blo zu einem Audio-Mitschnitt entschlieen konnten.

    Richard Eckstein

    Wagner: Der Ring des Nibe-lungen, Chor & Orchester der Bayreuther Festspiele, Thiele-mann, 14 CDs (Opus Arte)

    RezensionenAuswahl der besten CDs, DVDs

    rezension 24 | www.crescendo.de 07 2009Die BestenDVDsCDs

    Ausgewhlt von der crescendo Redaktion

    Hren Sie ausgewhlte Titel der CDs, die hier besprochen werden, auf der crescendo premium-CD.

    1 Royal Ballet Tschaikowsky: Schwa-

    nensee (Opus Arte)

    2 Grigory Sokolov Live in Paris

    (medici arts)

    Solche pianisti-schen Sternstun-den ereignen sich nicht allzu oft.

    3 Metropolitan Opera Centennial Gala,

    2 DVDs (Deutsche Grammophon)

    4 Leonard Bernstein Ode to Freedom.

    Beethoven: 9. Sinfonie(medici arts)

    5 Deutsches National- theater Weimar Wagner: Der Ring des Nibelungen, 7 DVDs (Arthaus)

    6 Tan Dun Paper Concerto/

    Water Concerto (Opus Arte)

    7 Marijn Rademaker Peer Gynt (BelAir)

    8 Bregenzer Festspiele Krenek: Karl V., 2 DVDs (Capriccio)

    9 Puccinis Femmes Fatales

    Puccini: Manon Lescaut, Tosca, Turandot, 3 DVDs (TDK)

    Diese Opernge-stalten faszinieren immer wieder.

    10 Akademie fr Alte Musik Berlin Vivaldi, Rebel: 4 Ele-

    mente 4 Jahreszeiten (harmonia mundi)

    11 Riccardo Muti Mozart: Don Giovanni

    (Arthaus)

    12 Villazn/Machaidze Gounod: Romo et

    Juliette, 2 DVDs (Deutsche Grammophon)

    13 Cecilia Bartoli Viva Vivaldi (EMI)

    14 Christian Thielemann Wagner: Meistersinger

    (medici arts)

    Brillante Orches-terleistung, kon-ventionelle Regie

    15 Royal Danish Opera Wagner: Der Ring des

    Nibelungen, 7 DVDs (Decca)

    1 Joyce DiDonato Colbran, the Muse

    (Virgin Classics)

    berraschungs-erfolg des Jahres

    2 Vladimir Horowitz Berlin 1986

    (Sony Classical)

    3 Rudens Turku Romantische Werke fr Violine und Klavier (Avie)

    4 Amir Katz Mendelssohn:

    48 Lieder ohne Worte (Live Classics)

    5 Nils Mnkemeyer Weichet nur,

    betrbte Schatten (Sony Classical)

    6 Chen Reiss Romanze (telos music)

    6 Christian Gerhaher Mahler: Lieder

    (Sony Classical)

    7 Robert Sadin Art of Love, Lieder von Machaut (Deutsche Grammophon)

    8 Robert Crowe Carissimi:

    Sopran-Motetten (Profil Edition)

    Geheimtipp fr Weihnachten

    9 Trio Parnassus Louis Ferdinand von Preuen: Klaviertrios Vol. 3 (MDG)

    10 Joel Frederiksen O felice morire

    (harmonia mundi)

    11 Dejan Lazic Rachmaninow:

    Klavierwerke (Channel Classics)

    12 Mihaela Ursuleasa Piano & Forte

    (Berlin Classics)

    13 delian: :quartett Schumann:

    Kammermusikwerke (OehmsClassics)

    14 Joseph Moog Metamorphose(n)

    (Claves)

    15 Martin Stadtfeld Der junge Beethoven (Sony Classical)

    Die Erwartungen nicht ganz erfllt

    NEUER RING AUS BAYREUTH

    Meisterlicher Thielemann

    Stephen Gould als Siegfried

  • www.crescendo.de 07 2009 | 25 rezension

    WASCHINSKI SINGT AMY BEACH

    Mit larmoyanter NoteNow she is one of the boys, mussten die Kollegen einrumen, als die ameri-kanische Komponistin Amy Beach ihre Symphonie op. 32 in Boston der groen ffentlichkeit vorstellte. Vieles hatte sich die Arztgattin aus New Hampshire, die von 1867-1944 lebte, als Autodidaktin angeeignet galt bis dahin das Kom-ponieren als reine Mnnersache. ber 300 Werke entstanden so, darunter auch die Liederzyklen opp. 44, 73. Sie handeln von Liebe, Glck, Vergnglich-keit und Mutterschaft und sind musikalisch epigonal Schubert, Schumann, Brahms klingen an. Der Sopranist Jrg Waschinski, von dem bereits Die Welt schwrmte, er sei der echte Farinelli, liebt die verzrtelte Geste, die seinem sehr schnen Gesang eine larmoyante Note gibt. Das nervt denn ohne Zweifel; Amy Beach, die nach dem Tod ihres Mannes eine engagierte Frauen-

    rechtlerin wurde, war bestimmt nicht das unterdrckt leidende Seelchen. Teresa Pieschacn Raphael

    Rendezvous. Lieder von Amy Beach, Meininger Trio, Jrg Waschinski (Phoenix Edition)

    DIE MANDELRINGS MACHEN WEITER

    Keine KompromisseIn Schnheit sterben? Das gilt nicht fr die spten Streichquartette Schostakowitschs, die sich auf radikale Weise mit dem Thema Tod aus-einandersetzen. Zwischen Resignation und Verzweiflung ist diese hoch-expressive Musik angesiedelt. Das Mandelring Quartett zeigt Mut zur Hsslichkeit, wenn es im Mittelteil des 13. Quartetts dem Klang jegliche Schnheit entzieht: keine Kompromisse. Wie gut das Pflzer Ensemble aufeinander eingespielt ist, sprt man sptestens beim faszinierenden Be-ginn der Serenade aus dem 15. Quartett, wenn die extremen Crescendi unmerklich durch die Stimmen wandern und sich die Tne regelrecht ins Gehr bohren. Aber auch in den vielen intimen Passagen berzeugt die Interpretation durch Genauigkeit und klanglichen Nuancenreichtum. Weil

    die ersten vier SACDs dieser Gesamtaufnahme ein hnliches Niveau aufweisen, gehrt dieser Schosta-kowitsch unbedingt ins Regal. Georg Rudiger

    Schostakowitsch: Streichquartette Vol. 5, Mandelring Quartett (audite)

    DER JUNGE BEETHOVEN

    Nicht recht packendMartin Stadtfeld beginnt seine Auseinandersetzung mit Beethoven an des-sen Wurzeln Werken aus der Bonner und frhen Wiener Zeit. Zu sechs Solo-Stcken gesellt sich das wohl schon vor 1790 begonnene, zweite Kla-vierkonzert und als Epilog noch das Lied Adelaide op. 46. Im Booklet nimmt Stadtfeld zu seinem Album-Konzept Stellung. Er mchte Willensstrke und Zielstrebigkeit, auch Sehnsucht und Zartheit des jungen Beethoven heraus-stellen. Das Ergebnis wirkt eher disparat: Man wollte offenbar auf ein Kla-vierkonzert nicht verzichten, doch der Live-Mitschnitt mit der Staatskapelle Dresden unter Sebastian Weigle wirkt ber weite Strecken routiniert und vom halligen Klang gndig bedeckt. Dramaturgisch erweist sich die Wahl als Eigentor. Vielleicht htte es bei Solostcken oder einer Kombination mit

    mehr Liedern bleiben sollen. Stadtfeld musiziert schn und kultiviert, aber es fehlt mitunter an packendem Zugriff. Benjamin-Gunnar Cohrs

    Der junge Beethoven. Stadtfeld, Staatskapelle Dresden, Weigle (Sony Classical)

    MUTI DIRIGIERT DON GIOVANNI

    Aus Spa wird ErnstMythische Ebenen als Inszenierungsmittel sind gegenwrtig aus der Mode gekommen. Der Regisseur Roberto de Simone scheint sich diesem Quasi-Ver-bot bei seiner Don Giovanni-Inszenierung fr das Theater an der Wien im Jahr 1999 bewusst verweigert zu haben. Selbst bestimmte Volkstheaterele-mente hat er miteinbezogen. Das Agieren in diesem Kostmschinken macht dem glnzend aufgelegten Spitzensnger-Ensemble um Carlos lvarez in der Titelrolle sichtlich Spa. Umso mehr beeindruckt es dann, wie dieser Spa ganz im Sinne von Mozarts Genrebezeichnung dramma giocoso in blu-tigen Ernst umschlagen kann. Artifizialitt wird hier nicht zum Selbstzweck, sondern steht stets im Dienst groer theatraler Wirksamkeit. Riccardo Muti

    begreift seine Aufgabe ganz als die eines italienischen Opern kapellmeisters, der die Singschauspieler zu fhren versteht, ohne instrumentale Details zu vernachlssigen. Vesna Mlakar

    Mozart: Don Giovanni, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Riccardo Muti (Arthaus)

    HERMANN PREY &FRITZ WUNDERLICH

    ZUM ERSTEN MAL INDON GIOVANNI

    LIVE-MITSCHNITT ZUMERSTEN MAL AUF CD

    WWW.HERMANN-PREY.DE WWW.WUNDERLICH-FRITZ.DE DG 3CD 476 3676

  • rezension 26 | www.crescendo.de 07 2009

    RIMSK Y-KORSAKOVS L IEDER

    Intime MeisterwerkeZum Glck konnte sich der 21-jhrige Nikolai Rimsky-Korsakov fr eine Karriere in der Musik entscheiden und der russischen Marine Lebewohl sagen. Bereits seine frhen Lieder, die aus der St. Petersburger Kadettenzeit stammen, stellen mehr als nur erste kompositorische Gehversuche dar: Sie knden von Rimsky-Korsakovs eminen-tem Talent, Lyrik, Poesie und Gedankenkraft der vertonten Gedichte (beispielsweise von Heine, Uhland, Tolstoi) in direkter, geradezu urwchsiger Weise auf den Hrer zu bertragen. Anfangs das offenbart der hier versammelte Groteil seines Lied-uvres herrschen in der Klavier-begleitung zwar manche Unsicherheiten, aber selbst diese sind nicht ohne sthetischen Reiz. Das Verdienst der vorliegenden, sorgfltigen Ein-spielung besteht vor allem darin, dass die fnf gut aufgelegten Gesangsinterpreten die Idiomatik der intimen Meisterwerke Rimsky-Korsakovs genau

    treffen. Richard Eckstein

    Rimsky-Korsakov: Complete Songs, Gerasimova, Chouto-va, Martinov, Lanskoi, Baikov, 3 CDs (Brilliant Classics)

    DIDONATO ALS BELCANTO -DIVA

    Viva Rossini!Wrde man die Solo-CD des Jahres whlen, das Rossini-Album der amerikanischen Mezzoso-pranistin Joyce DiDonate wre in der engsten Wahl. Ihr gelingt nach der phnomenalen Solo-Debt-CD Furore mit Hndel-Arien erneut der Beweis, dass Gesangskultur mehr sein kann als die Vermarktung eines Sngernamens. Ihr Rossi-ni zeigt eine heute selten gehrte Legato-Kultur, perlende Koloraturen, die sie sowohl als str-mische Attacken wie auch als verfhrerische Linien in den Dienst des Ausdrucks stellen kann. Verzierungen und Dynamikabstufungen bis ins zarteste Pianissimo hinein drngen sich nicht effekthascherisch in den Vordergrund, sondern sind tiefster Ausdruck eines Belcanto-Verstnd-nisses, das sinnlicher und emotionaler kaum sein kann. Dabei stellt sie jene Heroinen Rossinis in den Mittelpunkt, die einst seine legendre Muse Isabella Colbran kreierte: Armida, Desdemona,

    Elena, Pamira und Semi-ramide. Uwe Schneider

    Colbran, the Muse. Joyce DiDonato (Virgin Classics)

    UNGEWHNLICHES ENSEMBLE

    Gnsehaut-FeelingAmarcord? Das ist norditalienischer Dialekt und heit Ich erinnere mich. Natrlich mag man auch an Liebe und Akkorde erinnert sein, weswe-gen sowohl ein Leipziger Vokalquintett als auch vier Wiener Instrumentalisten (Violine, Akkor-deon, Cello, Kontrabass) so heien. Die Wiener machten vor vier Jahren mit einer leicht sffigen Satie-CD auf sich aufmerksam; nun haben sie sich mit der fantastischen Mezzosopranistin Eli-sabeth Kulman an Mahler gewagt. Liebst du um Schnheit mit Akkordeon-Begleitung? Ja, das geht. Allenfalls knnte man bemngeln, dass die Arrangements in den hohen Registern etwas zu dicht instrumentiert sind. Das Tod in Venedig- Adagietto aus der Fnften mit Akkordeon- Nebelschleier? Ja, das muss man mal gehrt haben. Aber Kulmans Stimme in Ich bin der Welt abhanden gekommen hinterlsst den nachhalti-geren Eindruck und ruft auch nach dem fnften

    Anhren Gnsehaut her-vor. Martin Morgenstern

    Mahler: Lieder, Kulman, Amarcord Wien (Material Records)

    GERHAHER MIT MAHLER-L IEDERN

    Kraftvoll-bescheidenDen ECHO Klassik hat er dieses Jahr nach 2002 und 2004 schon zum drit ten Mal entgegen-genommen. Dennoch, der Snger des Jahres 2009 Christian Gerhaher passt so gar nicht in die Reihe der Roten-Teppich-Knstler, die nach der Gala-Veranstaltung, die dieses Jahr in der Semperoper stattfand, ausgiebig fr die Fotografen posierten. Die Tageszeitungen il-lustrierten ihre Berichte denn auch lieber mit Anne-Sophie Mutter im blauen Kleid und den Mnchen, deren Gesang vom YouTube-Renner zum CD-Bestseller wurde. Christian Gerhaher kann sich die mediale Bescheidenheit leisten. Im Beiheft zur CD verrt ein langer Text seine ausfhrliche Durchdringung des Sujets. Seine 20 Mahler-Lieder sind erneut kongenial mit Gerold Huber in Szene gesetzt. Vom Rheinlegendchen bis zum Urlicht, die Lieder eines fahrenden Gesellen und die fnf Rckert-Lieder in der

    Mitte diese Sammlung strahlt eine stille Kraf t aus. Martin Morgenstern

    Mahler: Lieder, Gerhaher, Huber (Sony Classical)

    PER ILSANTISSIMO NATALEDeborah York ElbipolisEin Leckerbissen nicht nur fr Freunde Alter Musik:Festlich und einfhlsam wird hier die Weihnachts-geschichte von Deborah York und dem ElbipolisBarockorchester Hamburg nachmusiziert.

    KREUZCHOR-VESPERNDresdner Kreuzchor Roderich KreileWeihnachtliche Chormusik aus Dresden:Der berhmte Kreuzchor besinnt sich,untersttzt von Historischen Instrumenten,auf die eigenen musikalischen Wurzeln.

    WEIHNACHTEN MITJOS VAN DAMFeat. Viktor Lazlo und Melissa ErricoDer belgische Starbariton Jos van Dam singtuntersttzt von groem Orchester und Chorstimmungsvolle Weihnachtslieder aus aller Welt.

    WEIHNACHTENBEI BERLIN CLASSICS

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    Weitere Informationen und den Katalogerhalten Sie bei: Edel Germany GmbH,Hamburg Telefon (040) 89 08 53 13www.edelclassics.de

  • www.crescendo.de 07 2009 | 27 rezension

    TSCHAIKOWSK YS MEISTERWERK

    Jenseits aller SchlichtheitAnthony Dowells Schwanensee fr das Royal Ballet ist ein dramatisches Fest in vier Akten. Angefhrt von Marianela Nuez und Thiago Soares prsen-tiert sich der legendre Ballettklassiker in einer durchweg herausragenden Besetzung und einem Corps de Ballet ohne Scheu, die Szenen voll auszuspie-len: Hier stimmt einfach alles. Die Kostmpracht, die an zaristische Opulenz erinnert, macht die Produktion zum Augenschmaus. Hinzu kommen satte Tschaikowsky-Klnge in Surround-Technik und als Bonus ein erhellendes Ge-sprch von vier Primaballerinen ber ihre Rollengestaltung. Selbst wer die an choreografischen Einfllen berreiche, ganz in der Tradition der russischen Urvter des romantischen Balletts Marius Petipa und Lew Ivanow verankerte

    und dabei noch durch Zutaten spterer Choreografen wie Frederick Ashton und David Bintley angereicherte Inter-pretation kritisch angeht, wird sich ihrer Faszination nicht entziehen knnen. Vesna Mlakar

    Tschaikowsky: Schwanensee, Royal Ballet, Marius Petipa u. a. (Opus Arte)

    STEINBACHER SPIELT SL AWISCHE VIOLINKONZERTE

    Delikate FarbmischungenWenn man Violine spielt und Ana Chumachenco als Lehrerin und Anne-Sophie Mutter als Frderin hat, sind dies glnzende Voraussetzungen fr eine Solokarriere. Arabella Steinbacher rechtfertigt das Vertrauen. Bei Szymanowskis erstem Violinkonzert bleibt ihr Ton selbst in den hchsten Lagen warm und nobel. Mit feinen Glissandi und dezentem Vibrato sprt sie der Exotik dieser Musik nach. Auch die Farbvielfalt des Rundfunk-Sinfonie-orchesters Berlin unter der Leitung von Marek Janowski lsst die Solovioline nie blass erscheinen. Dvorks Romanze in f-Moll ist in der Interpretation der Mnchner Geigerin mehr nach auen gerichtet. Sein Violinkonzert in a-Moll spielt Steinbacher in dunkleren Farben, mit solistischem Drive und auch in den Doppelgriffen mit blitzsauberer Intonation. Nur im mig schnell genom-

    menen Finale wrde man sich vielleicht eine freiere Gestaltung des Soloparts wnschen. Georg Rudiger

    Dvork/Szymanowski: Violinkonzerte, Arabella Steinbacher, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Janowski (PentaTone)

    HOLLIGER DIRIGIERT KOECHLIN

    Meister der HexenkcheCharles Koechlin (1867-1950) war der Edison des modernen Orchesters. Au-er Dirigenten wie Stokowski oder Celibidache drfte niemand sonst derart erfinderisch die Hexenkche der Instrumentation beherrscht haben wie Koechlin, der mit seiner vierbndigen Trait de lorchestration das Fun-dament fr die Musik 20. Jahrhundert legte. So zhlt Bandar-log von 1939, sein wildes Persiflagestck auf den stupiden Modernismus, ein Tummelplatz komponierender Affen aus dem Dschungelbuch, zum raffiniert Verrcktesten neuerer Musik. Das Musikalische Opfer auf den Namen BACH von 1942 ist vom Gesamtbau her Bachs namengebendem Werk vergleichbar, doch in der durchgehenden kontrapunktischen Verwendung der Tonfolge B-A-C-H eine im alchimistischen Changieren der Klnge von grter Flle zu subtilster

    Verfeinerung ein erratisch fesselndes Opus auf der Hhe der Zeit. Glnzend aufgefhrt und glasklar auf-genommen. Christoph Schlren

    Koechlin: Orchesterwerke, RSO Stuttgart, Heinz Holliger (Hnssler Classics)

    OT TO SCHENKS WIENER MEISTERSINGER

    Wenig Live-AtmosphreGewiss das denkbar grte Kontrastprogramm zu Katharina Wagners virtuos-verquerer Bayreuther Meistersinger-Version von 2007: die Produktion von Otto Schenk, die in Jrgen Roses Bhnenbildern und Kostmen bereits 1975 an der Wiener Staatsoper Premiere hatte und sich dort bis vor kurzem im Re-pertoire befand. Auf den Gegensatz zwischen Alt und Neu, Traditionellem und Avantgardistischem legte Schenk einst besonderen Wert. Strikt folgte er der Absicht des Dichterkomponisten, dass Walther von Stolzing alles Zeitgens-sisch-Fremde verkrpert und die Meistersinger-Gilde mit Beckmesser an der Spitze Erstarrung im knstlerischen Regelkodex symbolisiert. Wie bei histori-schen Inszenierungen offenbar nicht zu vermeiden, hat sich beim Snger-En-

    semble eine gewisse Gemchlichkeit insbesondere was das Schauspielerische angeht breit gemacht. Vielleicht betrgt sich deshalb die Live-Atmosphre nicht wirklich durch die DVD. Richard Eckstein

    Wagner: Die Meistersinger von Nrnberg, Struckmann, Botha, Erd, Merbeth, Schade. Thielemann (medici arts)

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    CHOPIN SMTLICHE WERKE 17CDsArgerich. Arrau. Ashkenazy. Blechacz. Pires.Pollini. Ugorski. Zimerman u.a.Polish Festival Orchestra. London Symphonic OrchestraDirigenten: Abbado, Zimerman u.a. DG 17CD 477 8445 www.chopin-200.de

    Ich denke, diese CHOPIN EDITION ist eine ausgezeichnete Idee.Ein idealer Weg, um uns mit Chopin aufs Neue bekannt

    zu machen und unsere Beziehung zu diesem auerordentlichenKomponisten zu erneuern. Maurizio Pollini

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  • rezension 28 | www.crescendo.de 07 2009

    SEREBRIER DIRIGIERT SCHOSTAKOWITSCH

    Anmut und AusdruckstiefeDie wahre Vielseitigkeit des sinfonischen Giganten Dmitri Schostakowitsch zeigt sich in seinen Bhnen- und Filmmusiken, wo er seinen berragenden Rang in subtilsten Nuancen, unwiderstehlicher Erfindung und der vollendeten Beherr-schung aller Stilmittel und Genres offenbart. Jos Serebrier, der Meister des Grazilen, gesanglich Atmenden, des balanciert transparenten Wohlklangs hat mit dem Symphonieorchester des Belgischen Rundfunks acht Filmmusik-Suiten Schostakowitschs aufgenommen, die nun in einer 3-CD-Box erhltlich sind. Was den Hrer erwartet, ist Anmut, Intensitt und Ausdruckstiefe seien es die un-heilvoll-tragische Welt von Knig Lear oder Hamlet, die wild-dissonanten Eska-paden der frhen 1930er-Jahre in den Goldenen Bergen oder die Suite aus der

    Stechfliege. Wer das elegische Prlude daraus einmal so gespielt gehrt hat, wird es nicht mehr vergessen. Christoph Schlren

    Schostakowitsch: Filmmusik-Suiten, RTBF-Orchester Brssel, Serebrier (Warner Classics)

    KONZERTE UND SUITEN AUS JAPAN

    Neues zu Johann Sebastian BachUnterm Strich macht diese Einspielung mit dem Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki viel Freude. Zwar gibt es ein paar Hnger in der Innenspannung es wird mitunter ein wenig zu routiniert musiziert , doch hat Suzuki eine Menge Neues zu Bach zu sagen. Besonders berzeugt seine Interpretation des dritten Konzertes, dem er als Mittelsatz eine sehr gelungene Streicher-Bearbei-tung des Adagios aus dem Konzert fr drei Cembali beigibt, whrend die Bach-Forschung nach wie vor darber streitet, ob das Werk zweistzig intendiert ist oder nicht. Innovativ ist auch die Besetzung mancher Partien mit dem heute kaum mehr bekannten Schulter-Cello (Viola Pomposa). Das Booklet informiert vorbildlich ber die Problematik der Werke. Die Klangbalance ist sowohl vom

    Ensemblespiel wie auch der Tontechnik her vorzglich: Ein Muss fr die Bach-CD-Sammlung. Benjamin-Gunnar Cohrs

    Bach: Brandenburgische Konzerte und Orchestersuiten, Bach Collegium Japan, Suzuki (BIS)

    SELTENE OPER DER SPTROMANTIK

    Echter Repertoire-GewinnZu Lebzeiten gefeiert und mit Johann Strau, Brahms und Mahler bestens be-kannt, war der jdisch-sterreichisch-ungarische Komponist Carl Goldmark nach seinem Tod 1915 in Vergessenheit geraten. Dabei hatte er mit Merlin 1887 ein Sujet vertont, dem sich weder Goethe, Wieland, Heine noch Stephen King entziehen konnten: die Fabel um den sagenumwobenen Zauberer Merlin, dem mchtigen Berater von Knig Artus. Viel Wagner (Tristan) und etwas Mendelssohn steckt in Goldmarks Musik. Solides instrumentales Handwerk, kraftvolle Chre, viele Effekte, bei drftiger psychologischer Tiefe in der Zeich-nung der Charaktere, die auch die emphatische Interpretation von Frank van

    Hove als Merlin nicht wettmachen kann. Dennoch ist das Werk ein Repertoire-Gewinn. Unbedingt. Teresa Pieschacn Raphael

    Goldmark: Merlin, Philharmonischer Chor Mnchen, Philhar-monie Festiva, Gerd Schaller (Profil Edition)

    J.S. BACHDie Neuaufnahmevon Bachs Sonatenfr Violine und Klavierauf 2 CDs.Mit Enrico Pace.

    FERRUCCIOBUSONIViolinkonzert mit demOrchestra SinfonicaNazionale della RAIunter John Storgards,Violinsonate Nr. 2 mitEnrico Pace (Klavier)

    SZYMANOWSKI& BRITTENDie Neuaufnahmemit Violin Concertosdirigiert vonManfred Honeck undAntoni Wit

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    ECHO Klassik2009

    Konzerte mit Frank Peter Zimmermann:21. - 23.01.10 Philharmonie Berlin, mit den Berliner Philharmonikern29. - 31.01.10 Semperoper Dresden, mit der Schsischen Staatskapelle

    Dresden22. -23.02.10 Die Glocke Bremen, mit den Bremer Philharmonikern

  • www.crescendo.de 07 2009 | 29 rezension

    Am 25. August 2008 starb mit dem Finnen Pehr Henrik Nordgren einer der lei-denschaftlichsten und originellsten Komponisten unserer Zeit. 1944 in land geboren, entwickelte Nordgren abseits des Mainstream eine Tonsprache, die verschiedenste Einflsse zu etwas vllig Neuem verschmolz: Mussorgsky, Si-belius und Schostakowitsch; die mikropolyphonen, dissonanten Klangfelder Gyrgy Ligetis; die introvertierte Schnheit Arvo Prts; die gebndigte Eks-tase Maurice Ravels; dazu Elemente japanischer Ritualmusik und finnischer Volksmusik, und ein krftiger Schuss wilde Fantastik. Und doch beschreibt

    all dies nur Oberflchen und nicht das Wesen seines Stils. Die meisten sei-ner Werke haben etwas Unbehauenes, naturhaft Raues und abenteuerlich Irregulres, wirken wie weitgespannte Improvisationen voll geheimnisvoll schillernder Klnge und versponnener Klage, die aufgipfelt in Apotheosen der unheilen Welt (Nordgren). Juha Kangas, Grnder und Leiter des Ost-robothnian Chamber Orchestra, eines der weltbesten Streichorchester, hat unzhlige Auffhrungen seines Weggefhrten dirigiert und eingespielt. Nun ist unter seiner Leitung eines von Nordgrens eigentmlichsten Werken erst-mals aufgenommen