Selbsthilfe_03-2008

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SELBSTHILFE LEBENSWERTES LEBEN WELTTAG DER PSYCHISCHEN GESUNDHEIT Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

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Zeitung des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker - Bozen (Italien)

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SELBSTHILFE

LEBENSWERTESLEBEN

WELTTAGDER PSYCHISCHENGESUNDHEIT

Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

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SELBSTHILFE

IMPRESSUM

Dritteljährliche Informationsschrift des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

Eintragung beim Tribunal Bozen: Nr. 17/95 R. St. vom 3.7.1995

Herausgeber:Verband Angehöriger und Freunde psychisch KrankerG.-Galilei-Str. 4/a39100 BozenTel. 0471 260 303 Fax 0471 408 [email protected]

Verantwortlich für den Inhalt:Prof. Carla Leverato

Redaktion:Martin Achmüller, Lorena Gavillucci, Margot Gojer, Laura Kob, Carla Leverato

Übersetzung:Martin Achmüller, Carmen Premstaller, Lorena Gavillucci, Margot Gojer, Carla Leverato

Bilder:Archiv, Martin Achmüller, Massimo Bernardo, Luca Dell‘Antonio, Margot Gojer

Layout:Carmen Premstaller

Druck:Karo Druck, Frangart

Die Redaktion dankt allen, die durch verschiedene Beiträge zur Veröffentlichung dieser Ausgabe beigetragen haben. Sie behält sich das Recht vor, Kürzungen an den Texten vorzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

gefördert von der Stadtgemeinde Bozen

Editorial

Lebenswertes Leben

Jeden Menschen, so wie er ist, in seiner Würde und Freiheit respektieren

Interview

Mit psychisch Kranken leben

Zuhörecke

Rede mit uns...

Welttag der psychischen Gesundheit

Wo stehen wir heute?

Die Präsidentin Siglinde Jaitner trifft Landesrat Richard Theiner

Tagung: „Wie Selbsthilfe wirkt - was Selbsthilfe braucht“

Pflegesicherung

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gefördert von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol Assessorat für Sozialwesen

Am 25.09.2008 starb

Helmut Falkensteiner. Er war ein Pionier des Sozialwesens in Südtirol: als Leiter des Katholischen

Bildungswerks, als Präsident des Familienverbandes, als Gründungsmitglied

des Eltern-Kind-Zentrums und in den letzten Jahren mit seinem Einsatz für Menschen mit psychischen Problemen.

Für diese baute er den „Bartgaishof“ als Struktur mit auf.

Ein großes Vergelt’s Gott, Helmut!Vielen wirst du

in guter Erinnerung bleiben

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Liebe Leserinnen und Leser!Carla Leverato

Sehnsucht nach der „guten alten Zeit” habe ich kaum einmal. Nur

eines geht mir sehr ab: dass die Me-dizin früher anders war und insbeson-dere die Art der Ärzte, mit den Kran-ken umzugehen. Es tut weh, wenn die Menschen, die sich um dich kümmern sollen, dir nicht richtig zuhören – noch mehr trifft es jene, die zerbrechlich und ausgegrenzt sind: Menschen mit psychischen Problemen und Men-schen, die im Sterben liegen.

Ich erinnere mich an eine „humane” Medizin, die den ganzen Menschen im Auge hatte und behandelte, weil

sie sich der Einheit von Körper und Seele bewusst war. Wenn die Seele leidet, ist auch der Körper beeinträch-tigt, und umgekehrt lässt ein kranker Körper genauso die Seele leiden. Dar-um gefällt es mir nicht, als „zu behan-delndes Organ“ betrachtet zu werden anstatt als leidender Mensch.

Ich habe bei mir selbst und bei kran-ken Freunden miterlebt, wie sehr ein Lächeln, ein aufmerksames Zuhören, ein aufmunterndes Wort des Arztes so etwas wie eine „Vertrauensspritze” waren, die meine Zuversicht und so auch meine Heilung gestärkt haben – neben der rein medizinischen Be-handlung der Krankheit.

Manche neue Errungenschaft der Medizin erschreckt mich, wenn man damit dem Allmachtswahn verfällt, Leben um jeden Preis verlängern und den Tod hinausziehen zu können, meistens auf Kosten der Menschen-würde.

Für diese Ausgabe haben wir einigen Personen die Frage gestellt, wie die Ärzte auf sie als Patienten mit ihren Rechten eingegangen sind. Es geht ganz klar hervor, wie hilfreich und tröstlich es ist, wenn man sich ange-nommen oder verstanden fühlt oder, dass andernfalls das Leiden verstärkt wird. Nie wurde das fachliche Wissen

des Arztes in Zweifel gestellt, sondern ausnahmslos die Fähigkeit des Kom-munizierens oder des „Mensch-Seins”.

Welchen Umgang sich kranke Men-schen bei der Pflege von Angehörigen oder anderen Personen wünschen, bringt uns Martin Achmüller in einem ansprechenden Brief nahe.

Dr. Massimo Bernardo schreibt in seinem Artikel nicht theoretisch über Rechte und Würde des Kranken, son-dern berichtet, wie man sie in seiner Abteilung für Palliativmedizin im Krankenhaus Bozen effektiv umsetzt. Nicht umsonst wurde diese Abteilung von einer Tageszeitung als Aushän-geschild des Gesundheitswesens in Südtirol bezeichnet. Wer einmal dort einen Kranken besucht, kann sich da-von überzeugen.

Es geht uns nicht um eine Schuldzu-weisung einer mangelhaften Kommu-nikation (in diesem Fall an die Ärzte). Gerade weil wir um die Schwierig-keiten eines „guten Gesprächs” wis-sen, beginnen wir in dieser Ausgabe mit zwei neuen Rubriken: „Zuhörecke” und „Rede mit uns“. Sie sollen uns hel-fen, eine verständnisvolle Beziehung zu den Menschen aufzubauen, die uns nahe stehen. Je näher uns eine Person ist, desto leichter schleichen sich Fehler ein .

Z U H Ö R E NE I N E „TAT K R Ä F T I G E “ M Ö G L I C H K E I T

Z U Ä N D E R NZ U WAC H S E N

Z U H E I L E N

Geben wir dieses Geschenk weiter!

MIT DEN BESTEN WÜNSCHEN FÜR EIN FREUDVOLLES WEIHNACHTEN

EDITORIAL

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SELBSTHILFESELBSThILFE

In den letzten Jahrzehnten gab es große Entdeckungen in der Medi-

zin. Das Leben kann verlängert, der Tod hinausgezögert werden. Der Organersatz hat große Probleme ge-löst und zugleich viele ethische oder moralische Fragen aufgeworfen - Fra-gen nach Lebenswürde und Lebens-qualität.

Eine mehr und mehr technik-orien-tierte Medizin verliert den Menschen aus den Augen. Selbst das Lebens-ende, das früher eher im Familien-kreis erlebt wurde, wird zunehmend Teil einer medizinischen Versorgung, die ohne Bezug zu Angehörigen oder Kranken abläuft.

Die kalte, lebensfremde Technologie erschreckt den Kranken; er denkt wie-der an sein Recht zu sterben. Diskus-sionen über Behandlung „um jeden Preis” und über Euthanasie zeigen auf, dass es nicht mehr um einen gemein-samen Kampf von Arzt und Patient zur Reduzierung des Leidens geht.

Doch gerade in der Auseinander-setzung mit der Krankheit wird der Mensch schwach und hilflos und braucht Nähe, Mitgefühl, Begleitung, „Aufgehoben-Sein”.

Natürlich hat jeder Mensch seine ei-gene Vorstellung von lebenswertem Leben. Also liegt die Entscheidung

über eine Behandlung beim Patienten selbst. Der eine wird alles versuchen (lassen), der andere möchte vielleicht (endlich) in Ruhe sterben.

Die Entscheidungsfreiheit liegt beim Einzelnen, sein Entschluss muss respektiert werden. Dies ist in der Verfassung und im ärztlichen Verhal-tenskodex klar ausgedrückt. Auch die europäische Konvention zum Schutz der Kranken spricht von der Zustim-mung zur Behandlung und dem je-derzeit möglichen Widerruf.

Schwieriger wird es, wenn der Be-troffene seinen Willen nicht mehr mit-teilen kann. Dann muss man sich da-ran orientieren, was der Kranke früher geäußert hat. Dies ist Thema bei ver-schiedenen Gesetzesvorlagen. Man wird noch lange diskutieren, bis man eine Lösung findet, die sowohl der medizinischen Versorgung als auch der Situation des einzelnen Kranken gerecht werden kann.

Lebensverlängernde Maßnahmen können leicht das Wohlbefinden des Kranken außer acht lassen. Wer da-rauf verzichtet, entscheidet sich nicht für den Tod, sondern für seine eigene, persönliche Art, mit der verbleiben-den Lebenszeit umzugehen. In jedem Fall haben der Kranke und seine An-gehörigen das Recht auf eine kompe-

tente medizinische Betreuung.Zahlreiche Vereinigungen haben in

den letzten Jahren zahlreiche Schrif-ten verfasst über die Rechte des Kran-ken, des Sterbenden, des alten Men-schen, über sinnlosen Schmerz... – im Alltag brauchen die Kranken weniger das Recht auf freie Entscheidung als vielmehr Trost und Aufgehobensein in der Auseinandersetzung mit der Krankheit und ihren vielen Fragen.

Das kommt klar zutage bei den Palliativbehandlungen. Auf Pflege an-gewiesen sein, bedeutet nicht einen Verlust der Menschenwürde. Diese steht und fällt damit, wie wir mit- einander umgehen. Lebenswert bleibt das Leben, wenn wir mit dem anderen in Kontakt bleiben, den All-tag gemeinsam durchstehen, nie-mand aus unseren menschlichen Be-ziehungen ausgrenzen.

Die Pflege eines Sterbenden be-steht nicht in einer Technologie der Lebensverlängerung. Deshalb wer-den immer mehr Stimmen laut, die vom „Recht auf Sterben” sprechen. Sie werden erst dann verstummen, wenn Palliativmaßnahmen ihren Raum fin-den, mit denen nicht die Krankheit behandelt wird, sondern der Mensch – mit Rücksicht auf seine seelischen Bedürfnisse, seine persönlichen Wün-sche, seine Vorstellung von einem „lebenswerten Leben”. Dem Kranken und erst recht dem Sterbenden ver-mittle ich so, wie ich ihm gegenüber bin, welchen Wert ich seinem Leben gebe.

Lebenswertes Lebennach einem Artikel von Massimo Bernardo, frei übersetzt von Martin Achmüller

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SELBSTHILFE SELBSTHILFE

Jeden Menschen, so wie er ist, in seiner Würde und Freiheit respektieren

Mit dem Gesetz Nr. 180, wel-ches die Psychiatrie in Italien

reformierte, war es möglich, alle öffentlichen Irrenanstalten, in denen bis zu 100.000 Menschen eingesperrt waren, zu schließen.

Doch auch 30 Jahre später gibt es immer noch sehr viele Unterschiede zwischen den Regionen; in vielen Ab-teilungen für psychische Gesundheit sind die bestehenden Zustände ver-besserungsbedürftig.

Aus diesem Grund haben 17 natio-nale Organisationen ein MANIFEST MIT 10 GRUNDLEGENDEN PUNKTEN ausgearbeitet, wofür in ganz Italien Unterschriften gesammelt wurden. Das Manifest soll der italienischen Regierung, den Institutionen und den Bürgern unterbreitet werden.

KAMPF GEGEN DAS STIGMA

Stigma und Vorurteile kommen vom Unwissen. Man kann sie bekämpfen, wenn die Gesellschaft sich den The-men der psychischen Gesundheit be-wusst und verantwortlich stellt. Jeder kann in seinem Bereich durch Ausbil-dung und Information die Akzeptanz, das Verständnis und die Solidarität verbessern.

BEGINN DER BEHANDLUNG MIT HOFFNUNG AUF GENESUNG

Grundlegend dafür sind qualifizierte Dienste für die psychische Gesund-heit (die rund um die Uhr zur Verfü-gung stehen), eine qualifizierte Be-handlung sowie die aktive Mitarbeit der Betreuten und der Betreuer. Man kann und muss behandeln, ohne je-mand im Stich zu lassen, noch jemand zu demütigen..

RECHT AUF INFORMATION UND ZUSTIMMUNG

Die Betreuten sollen die verschie-denen Wege zur psychischen Ge-sundheit kennen und der jeweiligen Behandlung (auch medikamentös) frei und bewusst zustimmen können. Alle Menschen haben Anspruch auf ihre persönlichen Rechte, auch wenn sie zeitweise nicht dazu in der Lage sind.

VERBOT DER FREIHEITSEINSCHRÄN-KUNG UND KONTROLLE DES MEDI-KAMENTENMISSBRAUCHS

Immer noch reagiert man auf die verschiedenen Formen der Krankheit und die vielfältigen Bedürfnisse der Patienten in psychiatrischen Abtei-lungen damit, dass man Menschen anbindet, einsperrt und mit hohen Dosen von Psychopharmaka ruhig stellt. Zwangsmaßnahmen missach-ten die Menschenrechte, da sie die Freiheit und Würde des Einzelnen verletzen. Die Freiheit des Menschen muss überall respektiert werden.

ZWANGSEINWEISUNGEN

Sie sind nur im Notfall im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften anzu-wenden und müssen auch dann die Würde der Person respektieren. Als medizinische Maßnahme sind sie durch medizinisches Personal durch-zuführen. Jeder Missbrauch muss strafrechtlich verfolgt werden.

WOHNMÖGLICHKEITEN

Dringend durchzuführen ist eine ernsthafte Bestandsaufnahme aller Strukturen, in denen Menschen mit psychischen Problemen unterge-bracht werden (auch mit den Krite-rien Zwangsunterbringung und/oder Langzeitaufenthalte). Die Unterbrin-gung und Versorgung in kleinen Wohngemeinschaften, die möglichst einer normalen Wohnung entspre-chen, sollen geplant und umgesetzt werden. Die jeweilige Betreuung wird an die persönlichen Bedürfnisse an-

gepasst. Außerdem sind „geschützte Wohnungen“ vorzusehen und zu realisieren.

AUSBILDUNG DES PERSONALS

Die Konferenz von Helsinki über die psychische Gesundheit in Europa spricht von „kompetenten und leistungsfähigen Mitarbeitenden“. Das Wissen, das in der Ausbildung vermittelt wird, beruht weiterhin fast ausschließlich auf biologischen Fak-ten; der Umgang mit psychiatrischen Patienten in der Gemeinschaft wird außer Acht gelassen. Starre Sichtwei-sen verkennen den gesundheitlichen, sozialen und menschlichen Aspekt der psychischen Störungen.

ENDGÜLTIGE AUFLASSUNG DER PSyCHIATRISCHEN STRAFANSTALTEN

Da auch die medizinische Be- treuung in den Strafanstalten auf den nationalen Gesundheitsdienst übertragen werden soll, haben die Regionen und die Abteilungen für Psychiatrie grundlegende Aufgaben und Verantwortung in der Behand-lung von straffällig gewordenen psychiatrischen Patienten. Dadurch kann man endlich die psychiatrischen Strafanstalten auflassen.

UNTERSTÜTZUNG VON SOZIALVER-BÄNDEN UND -GENOSSENSCHAFTEN

Besonders intensiviert werden soll die Unterstützung jener Verbände, die in Zusammenarbeit mit den psy- chiatrischen Abteilungen Heilungs-prozesse und soziale Wiedereingliede-rung der Menschen mit psychischen Problemen ermöglichen, in erster Li-nie „Sozialgenossenschaften vom Typ B“, die sich um Arbeitseingliederung bemühen.

ENTMÜNDIGUNG UND SACHWAL-TERSCHAFT

Das Gesetz über Entmündigung muss abgeschafft werden. Die Sach-walterschaft (mit zeitlicher Begren-zung!) muss verstärkt eingesetzt wer-den.

In Südtirol konnten mit Unterstüt-zung der Sozialsprengel im ganzen Land, der Zentren für psychische Gesundheit und einiger anderer Strukturen 232 Unterschriften ge-sammelt werden.

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SELBSTHILFE

Mir ging es miserabel. Zum Glück

nahm sich meine Ärztin viel Zeit für

mich und hörte mir mit großer Geduld zu.

Sie hatte ein Auge dafür, wie es mir wirklich

ging. Irgendwann schaute sie mich lange an.

Dann sagte sie, ich bräuchte die Medikamente

nicht mehr. Allerdings riet sie mir, unbedingt

in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, von

der sie gut Bescheid wusste.

Im Zentrum passt es mir

nicht. Da ich noch Medikamente brauche,

muss ich aber weiter dorthin gehen. Es stört

mich, wenn ich warten muss; mich stört es,

wenn der Arzt mit mir redet, als wäre ich

ein kleines Kind.

Hast du dichernst genommen

gefühlt?

MehrVertrauen

entsteht, wenn...

Mir ging es oft schlecht, aber richtige Hilfe habe ich selten er-

fahren: sie erzeugten Schuldgefühle in mir, hatten kaum Zeit, gaben mir keine Erklärungen. Ich wusste

nichts über die Medikamente, ihre Wirkung, ihre Nebenwir-kungen, wie lange ich sie nehmen sollte, und vor allem wusste ich nicht, woran ich erkrankt war und warum. Mindestens ver-

standen sie mein Leiden, meine Sensibilität und Verwundbarkeit. Ich war darauf angewiesen, dass man mir zuhörte und mich mit Vorsicht behandelte. Da ich mich an meinen Zustand gewöhnt

hatte, brauchte ich jemand, der mir zu verstehen gab, dass es nicht ein Normalzustand, sondern eine Krankheit war.

Ich konnte die Krank-

heit meines Mannes leichter

ertragen, da mich der Arzt aus-

reichend über die Krankheit und die

Medikamente informierte. Er nahm

auch mich wahr mit meinen

Ängsten und meinerBelastung.

Ich hatte nicht solches Glück - zwei

negative Erfahrungen, zuerst mit ei-ner Neurologin, dann mit einem Psychiater

im Zentrum; dort wussten zu meinem Entsetzen bald alle von meinen familiären Problemen. In Bad Bachgart traf ich endlich auf einen Psychologen,

der mir sehr geholfen hat. Von ihm fühlte ich mich verstanden, akzeptiert, aufgefangen…

das richtige „feeling“...

SELBSTHILFE

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SELBSTHILFE

Das Leben mit einem psychisch Kranken ist eine große Be-

lastung - aber bitte glaube mir: für mich, den psychisch Kranken, min-destens genauso! Du kommst mit mir nicht leicht zurecht – ich mit mir auch nicht. Ich habe es mir nicht ausge-sucht, und auch ich leide darunter.

Mit dieser Einleitung bitte ich dich um Verständnis für die vielen schwer verständlichen Begebenheiten, Mo-mente, Reaktionen, Aussagen, Verhal-tensweisen…, die du an meiner Seite oft durchmachen musst. Auch für

mich sind sie fast immer unverständ-lich. Oft ist mir zum Weinen; manch-mal gelingt es mir auch. Aber bitte verlange nicht von mir, dass ich da-nach nicht mehr traurig oder verzwei-felt bin. Oder kannst du deine Gefühle ganz einfach „abschalten“? (nach der Art: „Jetzt hör doch endlich auf, dich zu freuen!“)

RUHE ALS AUSGLEICH

Es gibt Menschen, die ihren Aus-gleich vom Alltag suchen, indem sie möglichst viel unternehmen. Bitte ge-stehe mir zu, dass ich meine Ruhe viel leichter finde, wenn ich nicht von Ak-tivität zu Aktivität eile, sondern wenig unternehme! Beschäftigung kann ab-lenken, manchmal auch verdrängen. Ich habe gelernt, dass ich den Alltag nicht mehr verdrängen will. Ich muss ihm ins Auge schauen, damit ich bes-ser damit umgehen kann.

MIT MIR REDEN

Ich habe gelernt, nach Ursachen für meine dunklen Gedanken zu suchen; dann kann ich besser verstehen, wo ich aufpassen muss, wo ich an mir und

meiner Situation arbeiten soll, wo ich Abstand brauche. Bitte verwechsle nicht Ursache mit Schuldzuweisung! Und selbst wenn ich dir sage, dass du mit deinem Verhalten manchmal beigetragen hast, so ist dies nicht eine Anklage, sondern eine ehrliche Stellungnahme mit der Bitte, einzelne Verhaltensweisen oder Aussagen zu ändern. Ich weiß, dass es schwer ist, sich zu ändern, aber bitte glaube mir, dass manche (gut gemeinten) Sätze mir sehr weh tun, mich noch mehr in meine Verzweiflung stürzen können. (Einige davon sind auf der nächs-ten Seite angeführt; wenn du willst, kannst du sie mit mir durchsprechen, und ich werde dir meine Sichtweise, meine Empfindung darlegen). Lass dann bitte meine Meinung einfach so stehen, ohne zu widersprechen, ohne deine gute Absicht zu erklären. Versuch bitte zu verstehen, dass mei-ne Gefühle eben oft anders sind als deine!

DIE GANZ BANALEN FREUDEN

Auf einen ganz großen Unterschied will ich dich hinweisen: psychisch gesunde Menschen empfinden öf-ters Freude daran, sich nett anzuzie-hen, einen Tisch oder ein Zimmer zu schmücken, ein Essen schön herzu-richten… manchmal tun sie es für an-dere, ein kleines bisschen aber auch (Gott sei Dank!) für sich selbst. Bei mir ist es leider fast immer so, dass ich dieses Gefühl nicht in mir habe. Du leidest darunter, weil dir meine Auf-merksamkeit für dein Bemühen fehlt; ich leide darunter, dass der Schmuck, die Atmosphäre… mich kaum berüh-ren, mich nicht erfüllen. Das realisiere ich in den seltenen Augenblicken, in denen mein Herz dafür offen ist. Ich lebe fast immer in einer anderen (Ge-fühls-)Welt.

EINE ANDERE WELT

Dort sind manche Sachen anders. So ist z. B. der Satz: „Mir geht es gut, wenn es dir gut geht“ von dir sicher gut gemeint. Mich entmutigt er. Er

Mit psychisch Kranken lebenMartin Achmüller

Ich konnte die Krank-

heit meines Mannes leichter

ertragen, da mich der Arzt aus-

reichend über die Krankheit und die

Medikamente informierte. Er nahm

auch mich wahr mit meinen

Ängsten und meinerBelastung.

macht mich noch hilfloser: ich will keineswegs meine Gefühlsarmut dir aufbürden, und ich kann nicht Ver-antwortung für dein Gefühlsleben übernehmen.

Oder der Satz: „Du musst selber ge-sund werden (wollen)“: stell dir bitte vor, du hast ein Bein gebrochen und in Gips! Wenn ich dir dann dazu sage: „Du nützt es ja aus, dass du überall hin gefahren werden willst!“ oder: „Immer müssen wir nur auf dich Rücksicht nehmen!“ - was geht dann in dir vor?

Der Unterschied zu einer „gebro-chenen Seele“ liegt darin, dass ich Wochen brauche, bis ich wieder mit der üblichen Kraft und Geschicklich-keit gehen kann, meine Seele aber Jahre braucht bis zur Genesung.

FASSADEN

Ich baue Fassaden auf, um über-leben zu können - Fassaden gegen die Außenwelt mit ihren häufigen Ersatzfreuden, ihrer scheinbaren An-teilnahme, ihrer gespielten Freund-lichkeit, ihrer geschäftigen Unruhe, ihrem konstanten Zeitmangel, ihren meist leeren Parolen. Ich schütze mich mit dieser Fassade, damit man meine Verzweiflung nicht sieht. Bei sehr wenigen Menschen wage ich es, diese Fassade zur Seite zu rücken. Du gehörst dazu. Manchmal öffne ich mich; dann kannst du hineinschauen in meine tiefe Dunkelheit. Dann habe ich eine einzige, ehrliche, tiefe Bitte: nimm meine Gefühle wahr, lass sie sein, streite sie mir nicht ab – wenn du meine Gefühle ablehnst, weil du sie als nicht wahr empfindest, dann lehnst du mich ab.

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Das ist keine Krankheit

Das ist doch normal!

Ich weiß genau,

was du brauchst!

Das bildest du dir ein!

Reiß dich zusammen!

Schau, wie schön

die Sonne scheint!

GehdochendlichunterLeute!

Du musst nur positiv denken!

Du musst mehr spazieren gehen! Du sitzt ja nur daheim herum!

Geht es dir jetzt besser?

Wenn du dich immer so zurückziehst!

Das machen doch alle einmal durch!

Jetzt hör doch auf mit deiner Trauer!

Setz doch ein fröhliches Gesicht auf!

Du musst an dir arbeiten!

Ich will ja nur das Beste für dich!

Mir geht es gut,

wenn es dir gut geht!

HÄUFIGE AUSSAGEN(die mich sehr verletzen, da ich mich nicht verstanden fühle)

JEDEN MONTAG EINZELGESPRÄCHE FÜR ANGEHÖRIGE UND BETROFFENE IM VINSCHGAU

Im Krankenhaus von Schlanders (1. Stock, Zimmer 1006) werden jeden Montag von 17:00 – 19:00 Uhr kostenlose Einzelgespräche für Angehörige und Betroffene angeboten.

Für die Einzelgespräche ist eine Anmeldung erbeten. Nähere Informationen bei Ingeborg Forcher, Tel. 0473 624 558.

Beratungsangebote:

SELBSTHILFE

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SELBSTHILFE

Es ist Sommer. Ich sitze in der Bar, in

der ich immer meinen Kaffee trinke und die Zeitung lese.

Etwas entfernt von mir bemerke ich eine Frau,

deren Gesicht großes Leid wider-spiegelt. Sie ist den Tränen nahe. Ihr Körper wird von lautlosen Schluch-zern geschüttelt. Die Besitzerin der Bar kommt zu mir und spricht von ih-rer Sorge um die Frau, aber auch vom Wunsch, ihr zu helfen oder zumindest den Schmerz und die Verzweiflung der Frau ein wenig zu lindern. Sie weiß, dass die Frau seit längerer Zeit an De-pressionen leidet. Niemand weiß, was man tun kann. Die Freundinnen ha-ben sich zurückgezogen, einfach weil sie sich verlegen und hilflos fühlen, da es ihnen nicht gelang, die Mauer der Verzweiflung zu durchbrechen, hinter

die sich ihre Freundin geflüchtet hat. Es sieht so aus, als wolle (oder könne!) sie mit niemandem reden. Immerhin schafft sie es, jeden Tag aus dem Haus zu gehen, ihre Einkäufe zu erledigen und auch in der Bar vorbeizukom-men.

Ich überlegte tagelang, wie man dieser Frau helfen könnte. Schließlich fragte ich mich, was ich mir in einer solchen Situation von den anderen wünschen würde. Da erinnerte ich mich, wie vor vielen Jahren das ein-fache Da-Sein eines Menschen, eine leichte Berührung mir in einer Zeit großen Schmerzes half, mich nicht mehr allein zu fühlen. Und dann fiel mir noch ein, wie weh mir leere Worte taten, Höflichkeitsfloskeln, die mich trösten sollten... Gerade in schlechten Zeiten sind unsere Antennen dafür sehr sensibel. Ich verstand, dass in

Wirklichkeit niemand bei mir bleiben wollte. Alle hatten Angst vor meinem seelischen Schmerz und hielten die Stille eines geteilten Schmerzes nicht aus.

Mit leeren Worten verdecken wir oft, dass wir nicht wissen, wie wir mit Lei-denden umgehen sollen. Dabei ver-gessen wir uns selbst, unsere einfache Anwesenheit, einen Blick, eine Umar-mung, ein Innehalten..., wodurch wir den Schmerz gemeinsam leichter er-tragen.

Wie möchtet ihr, dass die anderen sich euch gegenüber verhalten, wenn ihr Schmerzen oder Angst habt oder verzweifelt seid?

Und wozu könnt ihr euch aufraffen, wenn ihr jemandem begegnet, dem es schlecht geht?

ZuhöreckeCarla Leverato

Rede mit uns...

Weihnachten naht. Meiner Schwester

(wegen einer De-pression in Be-handlung) geht

es wieder einmal wesentlich schlechter.

Wenn die Wärme des Sommers ver-geht, wenn es im Herbst früher dunkel wird, geht es vielen Menschen so: sie spüren das Bedürfnis nach Wärme und Licht, wenn auch oft unbewusst. Das kann bei Menschen mit Depressionen sehr leicht das Gefühl der fehlenden Geborgenheit, der Kälte, der Ängste, der Hoffnungslosigkeit verstärken.

Aber um Weihnachten feiert man doch miteinander, vergisst am ehesten den Alltag…, da sollte doch viel eher Freude aufkommen?

…gerade sensible Menschen spüren die große unerfüllte Sehnsucht nach einer Freude, die nicht nur wegen des Festes äußerlich gezeigt wird, sondern von in-nen heraus erfüllt und wärmt…

Aber wir spielen doch nicht alle nur Weihnachtsfreude vor!?

Ich denke, es ist für viele ein Moment, in dem sie endlich „Zeit für zwischen-menschliche Freude“ haben, wenn auch leider oft unter Zeitdruck. Empfindsame Menschen spüren leicht, dass etwas fehlt, was in die Tiefe geht. Ganz innen drin merken sie, dass eine solche äußerliche Freude auf schwachen Beinen steht, sehr leicht zu-sammenfallen kann. Echte innere Freude ist stabiler, lässt sich aber nicht „auf Knopfdruck“ ein-planen. Wenn die Hoffnung erfroren

ist, kann sie die Botschaft vom Frieden nicht erwecken.

Wie kann ich besser dafür sorgen, dass meine Schwester in dieser Zeit nicht noch mehr hinuntergezogen wird in die Dunkelheit, die Enttäuschung, die Ver-zweiflung?

Bitte nehmen Sie vor allem ernst, was Ihre Schwester sagt! Vielleicht können Sie sie zu einem Gespräch ermutigen – mit Ihnen, in einer Selbsthilfegruppe oder in der Psychotherapie. Wenn sie reden will, dann hören Sie ihr einfach zu. Schenken Sie Ihr Zeit, Nähe und Ver-ständnis: Freude lässt sich nicht „ein-schalten“ (genauso wenig wie Trauer). Möglicherweise hilft auch eine kurze Er-höhung der Medikamentendosis. Aber vor allem: die Gefühle Ihrer Schwester sind wahr!

Martin Achmüller

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SELBSTHILFE

Einige psychische Krankheiten zeichnen sich - über das Leid des

Kranken und seiner Angehörigen hin-aus - auch heutzutage durch oft lange Dauer und erhebliches Rückfallrisiko aus und gehören zu den häufigsten Krankheiten überhaupt.

Psychiatrische Dienste in Südti-rol haben sich in den letzten Jahr-zehnten zu Behandlungszentren mit differenzierten Behandlungsangebo-ten entwickelt. Unser System der ge-sundheitlichen Versorgung psychisch erkrankter Menschen steht jedoch nach sichtbaren positiven Entwicklun-gen weiterhin vor großen Herausfor-derungen. Der Anspruch des gesunden Menschen auf selbstbestimmte so- ziale Teilhabe und Unabhängigkeit wird auch heute durch psychische Krankheit oft erheblich beeinträch-tigt, ja manchmal auch zunichte ge-macht. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die psychische Krank-heit früh beginnt und den jun-gen Menschen vor Abschluss seiner beruflichen Etablie-rung trifft oder wenn lange Dauer oder häufige Rückfäl-le zum Verlust des Arbeits-platzes und zu sozialer Dis-k r i m i n i e -rung oder gar zu Hilfsbedürf-tigkeit und völ-liger Abhängigkeit von anderen führen. Durch umfassende Unter-stützung bei der Überwin-dung seiner Krankheit sowie im Umgang mit ihr und ihren Folgen sucht die moderne Psychiatrie dem psychisch Kranken dabei zu helfen, Ansprüche zu realisieren, wie sie auch jeder Gesunde hat. Damit ist neben dem Anspruch des psychisch Kranken auch der Anspruch der modernen Psychiatrie genannt. Insbesondere können akute psychische Krisen und Erkrankungen - so wie auch sonst in

der Akutmedizin - heute kurativ ent-sprechend behandelt werden. Auch versucht die wirksame und deshalb heute als Standard angesehene Kombination von medikamentösen, psychotherapeutischen und rehabi-litativen Interventionen Rückfällen und auch deren Chronifizierung (bei-de sind bei psychischen Krankheiten häufig) vorzubeugen. Leider ist die Therapie jedoch nicht in allen Fällen und nicht immer in ausreichendem Maße erfolgreich und wird folglich von einzelnen PatientInnen und de-ren Angehörigen als nicht zufrieden stellend erlebt. Erst recht kann die Psychiatrie anhaltende erlebte „Be-hinderungen“ noch nicht so kompen-sieren, dass der Mehrheit dieser psy-

chisch Kranken eine s e l b s t b e s t i m m t e soziale Teilhabe gelingt.

Deshalb gehört es zum An-spruch der Psychiatrie, durch vollständige Umsetzung des be-

reits bekannten Wissens in die Praxis die Versorgung und damit die Situa-tion der psychisch Kranken weiter zu verbessern. Eine besondere Rolle spielt dabei, wie wir dem psychisch Kranken in seiner Auseinanderset-zung mit der Krankheit, ihrer Dauer und ihren Folgen - kurz in seinem Kranksein in einem institutionell und territorial vielfältig gegliederten Sys-tem komplementärer Einrichtungen zwischen stationärer und ambulanter Behandlung beistehen.

Schließlich ist Teil dieses Anspruches, über das Erscheinungsbild, das Aus-maß und aktuelle Behandlungsmög-lichkeiten sowie die gesellschaft-lichen Folgen psychischer Krankheit zu informieren, um gesellschaftlicher Diskriminierung entgegenzuwirken.

Um den Anspruch der Psychiatrie auf Optimierung und weiteren Aus-

bau der Versorgung psychisch erkrankter Menschen auch in

Südtirol weiter durchzuset-zen, braucht es auch zu-künftig konstruktive wirk-lichkeitsbezogene Ideen und Konzepte und per-sönliches Engagement. Wir müssen weiterhin konkrete Ziele und reali-tätsorientierte Problem-

lösungen an alle den Wir-kungsraum der Psychiatrie

bedingenden gesellschaft-lichen Kräfte herantragen,

um die tatsächlichen Schwie-rigkeiten in unserer Wirklich-

keit so zu überwinden, dass dem Anspruch der

psychisch Kranken auf selbstbestimmte soziale Teilhabe und qualitativ hoch-wertige Behand-lung auch in Zu-kunft ausreichend Rechnung getra-gen wird.

Welttag der psychischen Gesundheit

Harald Tappeiner

MenschenmitpsychischenErkrankungenhelfen,Ansprüchezurealisieren,wiesieauchjederGesundehat

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SELBSTHILFE

Stefania Tardio

Der 10. Oktober war der Welttag der psychischen Gesundheit. In

den Tagen zuvor zogen sechs „außer-gewöhnliche“ Gestalten durch die Straßen der Stadt Bozen…

Der Wunsch, den Welttag der psy-chischen Gesundheit gemeinsam mit den Bürgern zu verbringen, hat uns zusammengebracht. Der Wunsch, mit den Bürgern in Kontakt zu kommen, hat uns dazu getrieben, durch die Straßen der Stadt zu streifen.

Einige von uns arbeiten im Psychia-trischen Dienst, andere suchen dort Hilfe.

KunstderBewegung

Fotos: Luca Dellantonio

Wir wollten das Thema psychische Erkrankung bekannt machen und die Bürger einladen, über die Vorurteile nachzudenken, die sie gegenüber Menschen mit psychischen Proble-men haben.

Wir haben das auf kreative Art ver-sucht. Unsere schwarzen Kleider und unsere weiß bemalten Gesichter strahlten Harmonie aus. Gemeinsam gingen wir durch die Menschenmen-ge und mit den Menschen. Unser Ziel war es, etwas nach außen zu tragen. „Angst“, „Scham“, „Furcht“, „Einsam-keit“ sind einige der Worte, die wir im Chor der Bevölkerung zugerufen

haben. Die langsamen Bewegungen unseres Körpers zu diesen Worten antworteten auf einladende Weise, ohne zu urteilen, und zeigten ver-trauensvoll, dass wenige Gesten dem Menschen Wärme spenden und ihn würdigen können.

Einige Personen schauten uns an, andere gingen unberührt vorbei, ei-nige nahmen Kontakt mit uns auf, an-dere lachten über uns. Für uns war es wichtig, „nachdenklich“ zu stimmen und uns verbunden zu fühlen mit einer Welt, die die Menschen immer mehr dazu bringt, sich zu verteidigen und sich einsam zu fühlen.

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SELBSTHILFE

Am Welttag der psychischen Ge-sundheit 2007 – also vor einem

Jahr - hat der Verband der Öffentlich-keit, den Einrichtungen, den Politikern und den Massenmedien aufgezeigt, wie groß der Mangel an Unterbrin-gunsgsmöglichkeiten für Menschen mit schweren psychischen Erkran-kungen in Südtirol ist.

In der Folge gab es mehrere Treffen mit verschiedenen Verantwortlichen. In erster Linie verweisen wir auf die Tagung “Verletzlich und überfordert” im November 2007, die vom Landes-ethikkomitee ausging und an der un-ser Verband zusammen mit der AMA (Vereinigung der Selbsthilfegruppen) und der Hospizbewegung der Caritas mitwirkte.

Schließlich hat im April 2008 die Mitgliederversammlung des Ver-bandes einstimmig ein Dokument verabschiedet, das die reale Situation

aufzeigt. Es beinhaltet auch konkrete Lösungsvorschläge. Auch der neu ge-wählte Vorstand hat es als sein Anlie-gen übernommen. Wir bringen hier eine kurze Zusammenfassung.

In Südtirol fehlen Strukturen für Men-schen mit psychischen Problemen, die sich wegen der Schwere oder des Verlaufs der Krankheit auf unbefriste-te Zeit nicht selbst versorgen können. Es braucht dringend – ähnlich wie für Menschen mit körperlicher Behinde-rung – so etwas wie „geschützte Woh-nungen” oder „Wohngemeinschaften” mit psychologischer Rund-um-die-Uhr-Betreuung.

In dieser Mitteilung, die auch eigens an die zuständigen Stellen übermit-telt wurde, unterstrichen wir den kla-ren Handlungsbedarf für diese Kran-ken, deren Zahl ständig zunimmt.

Sie werden von der Gesellschaft aus-geschlossen, und dadurch verstärkt

sich ihr persönlicher Leidensweg, was wiederum auf die Familie und die Ge-sellschaft zurückfällt.

Heute fragen wir, wie es mit der Lösung dieser Probleme aussieht. Landesrat Richard Theiner hat seinen Willen zur Unterstützung ausgedrückt und den Wunsch aller bekräftigt, eine dauerhafte, den Bedürfnissen ent-sprechende Lösung zu finden. Der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder hat erklärt, dem Problem seine Auf-merksamkeit zu schenken.

Wir danken für diese Aussagen, die im Einklang mit unserer Tätigkeit sind. Zugleich weisen wir darauf hin, dass die Politiker, die Einrichtungen und die Verwaltungen sich des Problems bewusst sein müssen. Wenn sie sich nicht um eine Lösung der Situation bemühen, bleiben alle dringenden Fragen dieser schwer leidenden Men-schen unbeantwortet.

Wo stehen wir heute?Luce

Siglinde Jaitner war bei den Vor-standswahlen im Mai an die Spit-

ze des bis dahin von Margit Morini geführten Verbands getreten. Morini hatte die Interessengemeinschaft zu-vor über Jahre geleitet. „Wir können der ausgeschiedenen Obfrau für ihren unermüdlicher Einsatz für die Anlie-

gen der psychisch Kranken sowie ih-rer Angehörigen und ihre Arbeit rund um den Aufbau und die Festigung des Verbands nur danken“, so Theiner im Gespräch mit Morinis Nachfolgerin, der er seine Wertschätzung für das bisher Geleistete und seine besten Wünsche für die verantwortungsvolle neue Aufgabe aussprach.

Jaitner, die hauptberuflich im So-zialsprengel St. Leonhard in Passeier tätig ist, informierte den Landesrat in der Aussprache, dass die Aufgaben nun auf den siebenköpfigen Vorstand verteilt worden seien. Dies, um die Verantwortlichen zu entlasten und so weiterhin eine ehrenamtliche Füh-rung des Verbands der Angehörigen und Freunde psychisch Kranker zu

ermöglichen.Ein besonderes Augenmerk sei in

Zukunft auf die Betreuung und die Unterbringung von chronisch Kran-ken zu legen, so Jaitner, die damit auf die Zustimmung von Landesrat Richard Theiner und Alfred König, Direktor des Landesamts für Gesund-heitssprengel, stieß. „Jede Maßnahme, die den Angehörigen von psychisch Kranken hilft, hilft auch den Kranken selbst“, unterstrich Theiner, der darauf verwies, dass die Landesregierung alles unternehme, um die Rahmenbe-dingungen für eine optimale Betreu-ung psychisch Kranker zu schaffen: „Innerhalb dieses Rahmens ist die ehrenamtliche Arbeit der Angehöri-gen aber ein Wert, der durch nichts zu ersetzen ist“, so der Landesrat.

Die Präsidentin Siglinde Jaitner trifft Landesrat Richard TheinerLandespresseamt - chr

Foto: LPA

Page 13: Selbsthilfe_03-2008

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SELBSTHILFE

den Nutzen von Selbsthilfegruppen.

In der Pause standen Vertreter von insgesamt 109 Selbsthilfegruppen für Gespräche und mit Informationsmate-rial zur Verfügung. Diese Möglichkeit der persönlichen Information wurde von den Teilnehmern rege genutzt. Dadurch konnten sie die Vielfalt und die Selbsthilfe-Realität in Südtirol aus erster Hand kennen lernen.

Der zweite Teil der Tagung be-schäftigte sich mit dem Thema „Was Selbsthilfe braucht“.

Massimo Cecchi, Psychologe im Sa-nitätsbetrieb Florenz und Mitglied in der regionalen Koordinierung der Selbsthilfegruppen in der Toskana, listete Voraussetzungen auf, damit Selbsthilfegruppen gut arbeiten kön-nen. Organisatorisch notwendig ist

Spannend verlief die Tagung „Wie Selbsthilfe wirkt - was Selbsthilfe

braucht“, welche die Dienststelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband der Sozialverbände Südtirols am 12. September 2008 im Pastoralzentrum in Bozen veranstaltet hat. Anwesend waren ca. 170 Interessierte, vor allem Teilnehmer von Selbsthilfegruppen, Betroffene und Fachkräfte aus dem Sozial- und Gesundheitswesen.

Der erste Teil der Tagung zeigte die mögliche Wirkung von Selbsthilfe-gruppen auf. Die Schweizer Psycho-therapeutin Ruth Herzog-Diem un-terstrich, dass durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe gesundheits-relevante Effekte erzielt werden: Be-lastungen im Umgang mit dem Pro-blem nehmen ab, die soziale Isolation verringert sich durch zunehmende Aktivitäten, und der Umgang der Pa-tienten mit Fachleuten wird selbstbe-wusster. „Damit Selbsthilfegruppen als Netzwerk funktionieren, brauchen sie strukturelle Unterstützung, ins-besondere durch Selbsthilfekontakt-stellen“, betonte Herzog-Diem.

Anschließend kamen auch die „Ex-perten aus Betroffenheit“ zu Wort: Vertreter/innen der Gruppe „Fall-schirm“ für Menschen mit Schlagan-fall und Schädel-Hirn-Trauma und der Gruppen für Alkoholiker und Ange-hörige von Alkoholikern „Hands“ be-richteten über ihre Erfahrungen und

z. B. ein kostenloser Raum für die Treffen und die Möglichkeit, kostenlos bzw. -günstig zu telefonieren. Wesentlich ist auch die Unterstützung durch Selbsthilfekontaktstellen beim Auf-bau und der inhaltlichen Arbeit von Selbsthilfegruppen, bei der Öffent-lichkeitsarbeit oder bei Weiterbil-dungen zum Thema Selbsthilfe. Die Zusammenarbeit von Selbsthilfe-gruppen und Fachleuten aus dem So-zial- und Gesundheitsbereich müsse von beiden Seiten kontinuierlich ge-pflegt und ausgebaut werden.

Primar Roger Pycha moderier-te den runden Tisch mit Ingeborg Forcher und Carla Leverato als Ver-treterinnen von Selbsthilfegruppen, Enrica Dal Negro, Erwin Demichiel und Michaela Taibon als Vertreter der Sozial- und Gesundheitsdienste und Luciana Fiocca als Vertreterin der Landesverwaltung. Sie unterstri-chen die Notwendigkeit und Wichtig-keit der Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen und Fachleuten. Voraussetzung dafür ist ein gegensei-tiges Kennenlernen, Wertschätzen und Anerkennen. Fachleute sollten die Selbsthilfe als zusätzliches und ergänzendes Hilfsangebot schätzen lernen, Selbsthilfegruppen ihrerseits aktiv auf die Fachleute zugehen. Dies würde laut Georg Leimstädtner, dem Geschäftsführer des Dachverbandes der Sozialverbände Südtirols, auch

Tagung: „Wie Selbsthilfe wirkt - was Selbsthilfe braucht“Dachverband der Sozialverbände - Dienststelle für Selbsthilfegruppen

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SELBSTHILFE

WICHTIGE AUSSAGEN:

ein wichtiger Bestandteil in der medizinischen Betreuungeine „nicht professionelle ge-sundheitliche und soziale Ressource“ ein „Programm für das Wohl-befinden der Allgemeinheit“ reduzieren Belastungen der Patienten und Angehörigenverbessern die Kompetenz der Patientenstärken ihre sozialen Aktivi-tätenführen zu einem gezielteren Umgang in der professio-nellen Versorgungersparen sehr viel an Ressourcen, Geld, Arbeit...erfordern ein Umdenken über Gesundheit

VORTEILE:

freiwillig, gemeinsamgleiches Leiden, gleiche Pro-bleme und Schwierigkeitengegenseitige Hilfedie anderen verstehen einen viel besserGespräch ist sehr wichtig – kommt in der üblichen Be-ratung meistens zu kurz (hat das Personal zu wenig Zeit oder der Patient zu wenig Mut?)

SCHWIERIGKEITEN:

sehr viel Einsatz erforderlichsehr viel Überwindung, vor allem am Anfangnicht alle Patienten oder An-gehörigen sind geeignet (welche Kriterien?)es braucht jemanden, der die Treffen leitet (muss nicht immer dieselbe Person sein)wenn jemand zu viel redet

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wenn jemand zu wenig über sich selbst redetWechsel in den Gruppen kann beleben, man muss aber auch lernen, mit dem langweiligen Alltag zurechtzukommenAngebote im Krankenhaus werden eher über das Putz-personal verbreitet als über das Pflegepersonal!!!keine direkte Finanzierung der einzelnen Gruppen, sondern indirekt über Dienststelle

Obwohl es über 200 Selbsthilfegruppen in Südtirol gibt, sind sie:

ZU WENIG BEKANNT:

bei den Kranken bei Ärzten und Pflegepersonal bei Verwaltern und Politikern bei der Bevölkerung

••••

die Breitenwirkung der Selbsthilfe-gruppentätigkeit verstärken und als zusätzlicher Lösungsansatz bei Pro-blemen bzw. Krankheiten wahrge-nommen werden.

Irene Gibitz von der Dienststelle für Selbsthilfegruppen zog am Ende der

Tagung folgenden Schluss: „Vieles von dem, was Selbsthilfegruppen brau-chen, gibt es bereits, vieles fehlt noch. Wünschenswert wäre, die Stärkung der Selbsthilfegruppen in unserem Land kontinuierlich auszubauen und die Selbsthilfe auf allen möglichen Ebenen zu unterstützen und zu för-dern, damit die Gruppen ihre Arbeit bestmöglich verrichten können.“

Schlussbemerkung zur Tagung:Irene Gibitz, Julia Kaufmann,

Simonetta Terzariol, Roger Pycha und Georg Leimstädtner haben die Tagung perfekt organisiert und gut strukturiert... und damit vermittelt, dass sie „einfach da sind“ und wissen, worum es geht.

SELBSTHILFEGRUPPEN...

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SELBSTHILFE

Das Landesgesetz über die Pflege-sicherung trat am 1. Juli 2008 in

Kraft. Es ist noch zu früh, die Auswir-kungen abzuschätzen oder die Folgen zu bewerten, die diese neue Regelung der häuslichen Pflege auf das tägliche Leben von tausenden Personen ha-ben wird. Nach Ansicht der Fachleute und aufgrund der Erwartungen der Familien bleibt kein Platz für Zweifel: schlussendlich wird es für alle eine epochale Änderung sein.

Die Änderung kann allerdings posi-tiv oder negativ sein. Es liegt an uns, sie in eine Wachstumsmöglichkeit mit positiven Auswirkungen auf das soziale Gefüge unseres Landes zu ver-wandeln.

WAS IST DIE PFLEGESICHERUNG?

Die Grundlagen des neuen Gesetzes sind zumindest ansatzweise allen be-reits bekannt: jeder Person, die eine kleinere oder größere Unterstützung nötig hat (Senioren, Menschen mit physischer Behinderung, psychischer Erkrankung oder beidem), soll es ermöglicht werden, zu Hause in ih-rer gewohnten Umgebung bleiben zu können. In diesem Sinne werden die vorgesehenen wirtschaftlichen Erleichterungen für die Familien in vielen Fällen höher ausfallen als jene, die sie laut alter Regelung beziehen

(Begleit- oder Hauspflegegeld) und können wirklich eine gute Alternative gegen die Unterbringung in einem Heim sein.

Wichtig ist, dass die Familie die Mög-lichkeit einer strukturierten, qualifi-zierten, garantierten Betreuung ver-steht und annimmt.

Sollte das neue Pflegegeld aus-schließlich für Schwarzarbeit oder nicht qualifizierte Arbeit Anwendung finden, wären wir alle Verlierer: in ers-ter Linie die betreuten Personen, de-nen eine mittelmäßige Betreuung die Aussicht auf Selbstständigkeit oder auch nur auf Stabilisierung der beste-henden Situation nimmt.

DIE NEUEN EINSTUFUNGEN MIT DEN DAZUGEHÖRIGEN ZAHLEN:

Gemäß der Pflegesicherung hat der-jenige Recht auf Pflegegeld, der min-destens 2 Stunden täglich und für einen Zeitraum von wenigstens 6 Mo-naten auf fremde Hilfe angewiesen ist. Die Einstufung wird aufgrund des Pflege- und Betreuungsbedarfs von Seiten Dritter ermittelt. Beim neuen Pflegegeld werden die bisherigen Beiträge, falls vorhanden, zusammen-gerechnet (Begleit- oder Hauspflege-geld), für die nun eine einzige Zula-ge ausbezahlt wird:

Dabei muss man berücksichtigen, dass die Pflegestufe 4 einem Pflege-bedarf von 24 Stunden täglich ent-spricht.

Personen, die bereits bisherige Zu-lagen bekamen, erhalten das Pflege-geld vom 01. Juli 2008 an, d. h. seit in Kraft Treten des Gesetzes. Wird das Pflegegeld zuerkannt, vergehen von der Einstufung bis zur Auszahlung max. 2 Monate - wobei der Zeitraum für die Berechnung des Pflegegeldes

ab dem Monat nach der Antragstel-lung beginnt. Dies betrifft nur die Heimpflege. Personen, die in Struktu-ren leben, erhalten das Pflegegeld ab 01. Jänner 2009.

ANTRAG AUF PFLEGEGELD

Der Antrag auf Pflegegeld muss im zuständigen Sozialsprengel oder in einem der Patronate im Land gestellt werden. Der Antrag auf Pflegegeld besteht aus einem Bogen mit Anga-ben zur pflegebedürftigen Person und einem Vordruck für ein ärztliches Zeugnis, das vom Basisarzt/der Ba-sisärztin ausgefüllt werden muss. Das Verfahren ist für alle Arten von Pflegesicherungen gleich.

Innerhalb von 30 Tagen wird dem Antragsteller ein Besuch des Einstu-fungsteams am Wohnort abgestat-tet: zwei Fachkräfte des Sozial- und Gesundheitsbereiches, die für einige Stunden mit der pflegebedürftigen Person, der Familie und der Haupt-pflegeperson sprechen.

Das Ergebnis der Einstufung wird vom Dienst für Pflegeeinstufung di-rekt an den jeweiligen Haushalt ge-schickt.

WIE GEHT ES WEITER?

Das Pflegegeld kann zum Teil in Dienstgutscheinen ausgezahlt wer-den. Die Dienstgutscheine müssen innerhalb des Monats beansprucht werden, ansonsten verfallen sie. Sie berechtigen dazu, eine verordnete Anzahl an Hauspflegestunden bei einem öffentlichen oder privaten ak-kreditierten Hauspflegedienst in An-spruch zu nehmen.

Bei diesen Organisationen können mit Kostenbeteiligung Hauspfle-gestunden über die verordneten Dienstgutscheine hinaus angefordert werden, d. h. eine einkommens- und vermögensabhängige Tarifbeteili-gung, berechnet vom Sozialsprengel, ist vorgesehen.

Der Hilfebedarf der pflegebedürf-tigen Personen wird in Pflegeformen eingeteilt. Es wird unterschieden in

PflegesicherungLorena Gavillucci

Pflegestufe 1 510,00 EuroPflegestufe 2 900,00 EuroPflegestufe 3 1.350,00 EuroPflegestufe 4 1.800,00 Euro

STATISTIK:

Laut Schätzungen der Landesabtei-lung für Sozialwesen gibt es 11.700 Pflegebedürftige in Südtirol. Das sind 2,8% der Bevölkerung. Zu Hau-se gepflegt werden 8.000 (63%), in Alten- und Pflegeheimen sowie in Einrichtungen zur Betreuung von Menschen mit Behinderung leben 3.700 (37%) Menschen. Seitdem das Landesgesetz zur Pflegesicherung im vergangenen November in Kraft getreten ist, wurde der Pflegebedarf für über 5.000 pflegebedürftige Personen erhoben. Zur Zeit erhalten 8.877 Personen diese Vergütung.

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SELBSTHILFE

die Haus-, Betreuungs- und Begleit-hilfe.

Natürlich kann das Pflegegeld auch für formlose Betreuungshilfe ver-wendet werden, z. B. für die Einstel-lung einer Pflegekraft im Haushalt („badante“). In diesen Fällen ist es unbedingt notwendig, dass alles ord-nungsgemäß durchgeführt wird, da es ansonsten den erbrachten Dienst und die Seriosität von allen in Frage stellt.

Landessozialplan�00�-�00�endgültigverabschiedet

Für den Zeitraum 2007-2009 sind Gesamtausgaben von 300 Mio. Euro vorgesehen.

Bereits umgesetzt wurden die im Plan vorgesehene Anhebung des so-zialen Mindesteinkommens für Zivil-invaliden, Voll- und Teilblinde sowie Gehörlose um 100 Euro und des Fa-miliengeld des Landes von 80 auf 100 Euro im Monat. Die ersten Zahlungen werden voraussichtlich im Dezember erfolgen, dann allerdings rückwirkend ab 1. September.

Für die Kinder- und Jugendpsychi-atrie werden 360.000 Euro bereitge-stellt.

Schon gestartet ist ein Projekt der Arbeitseingliederung für Menschen mit Behinderung. Es heißt „Plus 35“; für 33 Menschen kam es zum Tragen.

Weitere Begünstigungen: für Haus-halte in finanziellen Schwierigkeiten versprechen die Behörden etwa 20% Einsparungen auf die Stromrech-nungen ab Jänner 2009, rückwirkend für das Jahr 2008. Nachfragen dazu in den Büros des AGB.

Kerznliacht

A Kerzn brenntin meine Händ:ihr stiller Schein,der fång mi ein

und gib der Ruaha bissl a Wärm derzua.

Martin Achmüller

Weitere Informationen:www. sozialring.itwww.provinz.bz.it/Sozialwesen/

Quellen und Informationen:www.sozialring.itwww.social-bz.netwww.provinz.bz.it/sozialwesen/ (Publikationen)

Der Verband wünscht allen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins Neue Jahr!