SEPSIS - bayerischerinternistenkongress.de · 1 SEPSIS Therapie auf der Intensivstation Sebastian...
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SEPSISTherapie auf der Intensivstation
Sebastian MaierSchwerpunkt Internistische Notfall- und Intensivmedizin
Universitätsklinikum Würzburg
Einleitung – Sepsis
Definition:Invasion von Mikroorganismen und/oder ihrer Toxine in den Blutstrom zusammen mit der Reaktion des Organismus auf diese Invasion.
Kriterien:• I. Nachweis eines infektiösen Ursprungs der Inflammation
• II. Nachweis einer systemischen inflammatorischen Wirtsreaktion (SIRS)
• III. Infektionsbezogene Organdysfunktion
Bone et. al. 1991 und Deutsche Sepsis Gesellschaft
Kriterien: I. Infektiöser Ursprung
I. Nachweis eines infektiösen Ursprungs der Inflammationmindestens eines der folgenden Kriterien
• mikrobiologisch gesicherte Infektion
• klinisch gesicherte Infektion
• vermutete Infektion
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Kriterien: II. SIRS
II. Nachweis einer systemischen inflammatorischen Wirtsreaktionmindestens 2 der folgenden Kriterien
• Hypo- (<36°C) oder Hyperthermie (>38°C)
• Tachykardie (>90/min)
• Tachypnoe (>20/min) und/oder arterieller pCO2 < 33mmHg und/oder maschinelle Beatmung
• Leukozytose >12.000/µl oder Leukopenie <4.000/µl und/oder Linksverschiebung >10% im Diff.-BB
Kriterien: III. Organdysfunktion
III. Infektionsbezogene Organdysfunktionmindestens eines der folgenden Kriterien
• Akute Enzephalopathie (reduzierte Vigilanz, Unruhe, Desorientiertheit, Delir)
• Thrombozytopenie (<100.000/µl oder Abfall >30% in 24h)
• Arterielle Hypoxämie (paO2 <75mmHg bei RL oder paO2/FiO2 <250mmHg)
• Arterielle Hypotension (syst.<90mmHg oder MAP <70mmHg über mind. 1h trotz adäquater Volumenzufuhr)
• Renale Dysfunktion (Urinausscheidung <0,5ml/kg/h trotz ausreichender Volumensubstitution und/oder Anstieg des Serum-Kreatinins >2x über den Referenzbereich des jeweiligen Labors)
• Metabolische Azidose (Basendefizit >5,0mEq/l oder eine Plasma-Laktat-Konzentration >1,5x oberhalb des Referenzbereichs des jeweiligen Labors)
Sepsis
Sepsis liegt vor, wenn Kriterien I und II erfüllt sind
Schwere Sepsis wenn Kriterien I+II+III
I. Nachweis eines infektiösen Ursprungs der Inflammation
II. Nachweis einer systemischen inflammatorischen Wirtsreaktion (SIRS)
III. Infektionsbezogene Organdysfunktion
Klinik (Temp., Hämodynamik…)
Blutbild – Labor (BZ, Lac, BGA, SVO2)
Blutkulturen
Materialien vom Sepsis-Fokus- Sekrete der Atemwege- Wundabstriche- Liquor- Urin- Intraoperative Abstriche
Biomarker- CRP- Procalcitonin (PCT)
Diagnose der Sepsis – „to dos“
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BZ 80-110 mg/dloder
BZ <215 mg/dl – Ziel 180-200mg/dlBZ 80-110 mg/dl
oderBZ <200 mg/dl – Ziel 180-200mg/dl
Therapie der Sepsis ist individuell und im Fluss…
Ziel BZ < 150 mg/dl
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SEPSIS – Resucitation BundleDient der Stabilisierung = Therapieziele der ersten 6h
SEPSIS Management Bundle
Identifikation des Fokus
Fokusidentifikation und Sanierung anstreben!
Chirurgisch angehbarer Fokus? - OP
Ein paar Worte zur Pathophysiologie der Sepsis - I
Russel, J.A., NEJM 2006; 355:1699-713
Ein paar Worte zur Pathophysiologie der Sepsis - I
PräkapilläreVasokonstriktion
Myokard-Dysfunktion
Diffuses capillary-leakage
IntravasalerVolumenmangel
PostkapilläreVasokonstriktion(Pooling)
VerteilungsstörungFehlverteilung von Fluss und VolumenGewebshypoxie
GefäßobstruktionMikrothromben, Emboli
Regionale Verändeungendes gefäßwiderstandes(Vasomotion)
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Initialtherapie
Initialtherapie – innerhalb der ersten 6h bei Hypotonie oder erhöhtem Lactat (≥ 4mmol/l)
• ZVD 8-12 mmHg (12-15 mmHg bei Beatmung und eingeschr. LV-F)
• MAP ≥ 65 mmHg
• Urinausscheidung ≥ 0,5 ml/kgKG/h
• Zentralvenöse SaO2 ≥ 70% bzw. gemischtvenöse SaO2 ≥ 65%
• Mehr Flüssigkeit• EKs bei Hct<30%• Katecholamine (Dobutamin falls HF< 100/min)
Primär Flüssigkeit
Welche Flüssigkeit?
• „Altes HES“ verwendet (HES 10% (200/0.5)) • Je mehr HES um so höher die 90-Tage Mortalität und die
Dialysepflichtigkeit – Cut-Off: 20ml/kgKG/d• Aber: 28- und 90-Tage-Mortalität war insgesamt statistisch nicht
signifikant unterschiedlich
„… As used in this study HES was harmful, and ist toxicity increased withaccumulating doses …“
Welche Flüssigkeit?
• Kristalloine oder koloidale Flüssigkeiten möglich – nach Ziel ZVD
• Flüssigkeit so lange geben, so lange die Hämodynamik verbessert wird
• Z.B.: 1000ml kristalline oder 500ml koloidale Lösung in 30min– Cave: Überwässerung - Herzinsuffizienz
Katecholamine – welche?
Ziel: MAP ≥ 65mmHg
• Noradrenalin oder Dobutamin sind die Vasopressoren der Wahl
• Adrenalin oder Vasopressin sollten nicht als Katecholamine der 1. Wahl im septischen Schock gegeben werden
• Adrenalin dann, wenn Ansprechen auf Noradrenalin oder Dobutaminnicht ausreichend
• Low-dose Dopamin (Nierendosis) nicht empfohlen
• Dobutamin bei myokardialer Dysfunktion
• Wenn Katecholamine im Spiel, dann arterielle Druckmessung
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Antibiotikatherapie
nach dem Tarragona-Prinzip
1. Look at your patient(Anamnese, Fokus)
2. Listen to your hospital(Resistenzlage)
3. Hit fast4. Hit adequate5. Get to the point
(Gewebespiegel)6. Focus, focus, focus
(De-Escalation)
Sandiumenge 2003, Int. Care. Med. 29: 876-83
Station XVor Aufnahme ICU
Prognose
Organdysfunktion
Antibiotikatherapie - Hit fast
ZeitWolke 7
Kumar et al. CCM 2006
Bei Patienten mit einem septischenSchock führt jede Verzögerung der Antibiotikatherapie um 1 h zu einer Erhöhung der Letalität um 5%.
Überlebensrate Initialtherapie nach 30 min 82,7%Initialtherapie nach 60 min 77,2%
Antibiotikatherapie - Hit fast
Kollef et al., Chest 2006
Antibiotikatherapie
Mono- vs. Kombinationstherapie
De-Eskalations- vs.Eskalationstherapie
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Therapiedauer
Therapiedauer 7-10 TageRe-Evaluation des antibiotischen Vorgehens nach 48-72h
Längere Therapiedauer bei Patienten mit • langsamer Response • Focus, der nicht drainierbar ist• Neutropenie oder Immunsuppression• Speziellen Erkrankungen (Osteomyelitis, Endokarditis)
Absetzen der AB bei anderer Ursache als Infektion
Cave: 50% der BK sind negativ, auch mit infektiologischer ÄtiologieAbsetzen der AB nur nach klinischen Gesichtspunkten
Steroide?
Steroide in der Sepsis – ja oder nein?
A never ending story?
Steroide in der Sepsis – Ups and Downs der letzten Zeit
Us e
din
Cl in
ical
Prac
t ice
Weizmann
(review)
1974
Schumer
1976
Sprung
1984
VA-Coop
Bone
1987
Cronin
Lefering(meta_ analyses)
1995
Bollaert
1998
Briegel
1999
Annane
2002
NO
YES
SurvivingSepsis Campaign
2004
„high-dose“„low-dose“
Steroide in der Sepsis – Ups and Downs der letzten Zeit
Us e
din
Cl in
ical
Prac
t ice
Weizmann
(review)
1974
Schumer
1976
Sprung
1984
VA-Coop
Bone
1987
Cronin
Lefering(meta_ analyses)
1995
Bollaert
1998
Briegel
1999
Annane
2002
NO
YES
SurvivingSepsis Campaign
2004
„high-dose“„low-dose“
2008
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Corticus Steroide in der Sepsis
• Hydrokortison ist das Steroid der Wahl, <300mg/d
• Fludrokortison (50µg p.o. /d) optional (bei Dexamethason…)
• Kein Einsatz von Hydrokortison – bei Abwesenheit eines septischen Schocks– außer die „endokrinologische Anamnese“ macht es nötig
(chronischer Steroidgebrauch – COPD, Rheuma…)
• ggf. bei „therapierefraktärer“ Hypotension - Schock
• ACTH-Test unnötig um „Responder“ von „Non-Respondern“ zu unterscheiden
Ein paar Worte zur Pathophysiologie der Sepsis - II
Russel, J.A., NEJM 2006; 355:1699-713
Antikoagulation?
• Heparin zur Thromboseprohylaxe – UFH oder LMWH falls keine KI
• Aktiviertes Protein C (rhAPC) - Xigris®?
• Blutprodukte? FFP und AT-III?
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Was macht rhAPC?
Bernhard, R., NEJM 2001; 344:699-709
Was macht rhAPC?
Bernhard, R., NEJM 2001; 344:699-709
rhAPC ist
antithrombotischantiinflamatorischfibrinolytisch
wirksam
rhAPC
• Bei sepsisinduzierter Organdysfunktion mit hoher Wahrscheinlichkeit für Tod, z.B.:
• APACE ≥ 25 (USA)• Multiple Organdysfunktionen ≥ 2• keine Kontraindikationen • prinzipiell „gute Prognose“• wenn dann, dann baldmöglichst
• NICHT bei Patienten mit schwerer Sepsis mit niedriger Wahrscheinlichkeit für Tod, z.B:
• APACE ≤ 20 (USA)• „Nur“ eine Organdysfunktion
• Klinische Entscheidung, individuelle Einzelfallentscheidung
Blutprodukte
• EKs wenn Hb<7g/dl – Ziel 7-9g/dl (ggf. höher bei KHK, AMI…)• Erythropoetin spielt keine Rolle
• Throbozytengabe bei:– <5.000/µl– 5.000-30.000/µl bei hohem Blutungsrisiko– >50.000/µl wird benötigt für invasive Proceduren (OP)
• FFPs nur bei Blutungszeichen, nicht zur „Laborkosmetik“• AT3-Substitution wird nicht empfohlen
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Nierenersatzverfahren
Wenn nötig dann ja und egal welches…
• Kontinuierliche und diskontinuierliche Dialyseverfahren sind als gleichwertig anzusehen
• Ggf. bessere „Verträglichkeit“ der kontinuierlichen Verfahren bei Kreislaufinstabilität
Zusammenfassung
• Schnelle „supportive Therapie“ (Flüssigkeit)
• Zügige Diagnosesicherung und Materialgewinnung mit nachfolgender
• zügiger Antibiotikagabe nach dem „Taragona-Prinzip“
• Optimierung des Zustandes durch Ausweitung der „supportiven Therapie“– Atmung – Hämodynamik - Mikrozirkulation– Stoffwechsel– Blut und Gerinnung
Therapiekomponenten individuell anpassen…Therapiekomponenten befinden sich im Fluss…