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Interview Im Gespräch mit dem Magdeburger Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper XIV. Jhrg. | I. Quartal 2014 | Nr. 52 IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt Streiflichter Wie Wilhelm Bartelmann den Deutschen einen Korb schenkte E-Government Technik, die uns Beine macht

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Kundenzeitschrift der KID Magdeburg GmbH

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InterviewIm Gespräch mit dem Magdeburger Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper

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StreiflichterWie Wilhelm Bartelmann den Deutschen einen Korb schenkte

E-GovernmentTechnik, die uns Beine macht

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Der Anwender hat‘s schwer

alles ist von IT durchdrungen. Alles wird miteinander vernetzt. Das Internet der Dinge ist bald Realität.

Jeder wird an seinem Arbeitsplatz damit konfrontiert. Ob er will oder nicht. Im Rahmen der beruflichen Aufgabenerfüllung muss er – oder sie – Stellung bezie-hen. Die Erfahrungen hierzu bringen viele aus ihrem Erleben als Konsument mit. Was ein 1-Terrabyte-Speicher bei MidiMux kostet, weiß jeder.

Warum hat dann mein Dienstleister im Profi-Umfeld so andere Preise, wenn er ein vergleichbares Speichervolumen zur Verfügung stellt? Wozu brauche ich heute noch Rechenzentren zwischen Cloud und Smartphone? Auf diese aktuel-len Fragen der Gegenwart will das heutige Heft eine Antwort geben.

InformationstechnologieDie einfache Lösung für komplizierte Dinge . . . . . . . 03

Aus der KITU-PraxisWie Wolmirstedt zu neuer Technik kommen will: unbürokratischer, schneller, günstiger . . . . . . . . . . . 04

Zu große Schuhe für kleine Kommunen . . . . . . . . . . 05

„Finanziell begrenzte Spielräume optimal nutzen“ . . . . . 06

„Wir wollen wissen, ob unsere IT noch was taugt“ . . . . 07

E-GovernmentTechnik, die uns Beine macht . . . . . . . . . . . . . . . .08/09

Die Frage nach dem Geld . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10/11

Aus der KID-PraxisZeit für Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Ohne ein Blatt Papier ins Rathaus, aber trotzdem alles „am Mann“ . . . . . . . . . . . . . . . . . .12/13

InterviewWir kommunizieren auf vielen Kanälen mit unseren Bürgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14/15

E-GovernmentSchlaue Bürgermeister vertrauen modernster Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16/17

AusflugstippGeliebt, geplündert, vergessen – und jetzt ein Kleinod zum Entspannen . . . . . . . . . . . . . . . .18/19

StreiflichterWie Wilhelm Bartelmann den Deutschen einen Korb schenkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20/21

GlosseDie Sofa-WM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Sudoku | Rätsel | Impressum . . . . . . . . . . . . . . 23

Editorial

Inhalt

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Informationstechnologie

Längst müssen auch die Kommunen mit dem Tempo und den Erwartungen ihrer immer mehr tabletbegeisterten Bürger Schritt halten, immer umfangreichere Dienstleistungen immer schneller und einfacher anzubieten. Kleine und mittlere Kom-munen stoßen bei der Verwaltung einer zunehmend facettenreicheren IT-Infrastruktur an ihre Grenzen.

Der Server auf dem Dachboden, ...... die Drucker aus dem Mediamarkt oder das

Windows aus dem letzten Jahrtausend reichen eigentlich schon seit ein paar Jährchen nicht mehr aus. Das wissen viele in Deutschlands Amtsstuben, doch nur wenige sagen das laut. Zu allem Übel stei-gen wegen wachsender technologischer Anforde-rungen und ständig neuer Vorschriften und Gesetze die Betriebskosten. Die wenigen IT-Experten im Rathaus schmoren ohnehin meist im eigenen Saft und sind trotz allen Fleißes nicht selten überfordert. Ganz zu schweigen von den Stadt- und Gemein-deräten, die sich weder vorstellen können, wie das hinter dem Touchscreen eigentlich alles funktioniert, und auch gar nicht so genau wissen können, dass die virtuelle IT-Landschaft zerklüfteter ist als die Nordseite des Mondes.

Kluge Verwaltungschefs ...... haben längst erkannt, dass die dezentralen

IT-Infrastrukturen vor einer radikalen Veränderung stehen. Die Kommunen müssen keine Server mehr betreiben, selbst die Betreuung der Arbeitsplatzsys-teme ist im Zuge der Desktop-Virtualisierung kaum noch nötig. Das Know-how für Konzeption und Einführung von neuen IT-gestützten Methoden des Verwaltungshandelns wird nicht mehr jedes Rat-haus bieten können. Dafür gibt es Experten wie die zu 100 % kommunale KID Magdeburg GmbH, die seit 1999 die IT-Komplettversorgung der Landes-hauptstadt Magdeburg im Griff hat. So erfolgreich, dass immer mehr Kommunen ihre Kompetenzen nutzen. Für über 100 von ihnen kümmert sich die KID heute um die sensiblen Personenstandsdaten.

Der auf Initiative der KID ...

... gegründeten der KITU, einer IT-Genos-senschaft für Kommunen, haben sich bereits 29 Landkreise, Städte und Gemeinden angeschlossen. Je nach Bedarf oder Wunsch übernimmt die KITU, was den Verwaltungen über den Kopf zu wachsen droht – von der kompletten IT-Betriebsführung bis zu komplexen Einzelprojekten. Oft führt neue teure Technik am Ende sogar zu Einsparungen im großen Ganzen. Ob Liegenschaftsverwaltung, Bauordnungs- oder Einwohnermeldeverfahren, ob Bibliotheksver-waltung oder Standesamtsverfahren – alles Themen, mit denen die IT-Experten umgehen können.

44 Prozent der Einwohner ...... Sachsen-Anhalts leben in Kommunen, die

als Mitglied der KITU-Genossenschaft der Leis-tungsfähigkeit der KID vertrauen. Und das aus gutem Grund, denn nicht nur Synergien werden auf diese Art preisdämpfend für alle genutzt. Durch die Vielfalt der Anwendungsfälle in ganz großen oder eben ganz kleinen Rathäusern bekommen die KID-Experten oft schon heute die Probleme von morgen mit. „Wenn in kleinen Verwaltungen ein Problem auftaucht, kommt es in kurzer Zeit auch in den großen Städten an“, weiß Peter Nehl, Bereichsleiter Technik bei der KID: „Probleme haben wir in kleineren, dafür aber flexiblen Gemeinden mit ihrer überschaubaren IT-Landschaft schon gelöst, wenn sie auf den dicken Dampfern wie Magdeburg auftauchen.“

„Ja, die Landeshauptstadt ...... partizipiert durchaus von unserer Virtualisie-

rung der Kleineren. Die Frage stellt sich also nicht nur, wie der Große den Kleinen nützt, sondern ebenso umgekehrt.“ Statt der in kleineren Verwal-tungen üblichen Ein- bis Zwei-Mann-Besetzung der IT-Abteilung ist die KID mit 70 Mitarbeitern, davon allein 25 Experten für Betriebsführung, fachlich sehr viel breiter aufgestellt.

Die einfache Lösung für komplizierte DingeDass unsere Welt immer schneller wird, ist irgendwie nichts Neues. Doch damit wird sie bedauerlicherweise automatisch auch komplizierter. Menschen, die schnelle Lösungen für ihre Probleme erwarten, die bauen auf schnelle Maschinen, rasante Rechenvorgänge und auf ein jederzeit verfügbares Wissen. Kurz: sie verlassen sich auf die segensreiche Welt von Bits und Bytes, PC und IT.

Nicht zu vergessen: In Zeiten zahlloser Snowden-Enthül-lungen und allerlei NSA-Schlagzeilen fragen ohnehin immer mehr Bürger nach der Sicherheit ihrer Daten, die Verwaltungen so über sie sammeln. Und auch da kann die KID punkten – steht doch für die Sicherheit aller Informationen auf den KID-Servern das jährliche Zertifizie-rungsverfahren nach ISO 27001.

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Aus der KITU-Praxis

INFOSWolmirstedt wur-de 1009 erstmals urkundliche erwähnt und besitzt seit 1590 das Stadtrecht. Die Stadt im Landkreis Börde zählt mit ihren vier Ortsteilen aktuell 11.708 Einwohner. In der Kernverwaltung der Stadt arbeiten 48 Beschäftigte mit Hort-erziehern und Haus-meistern 82 sowie 20 weitere im Eigenbe-trieb Wirtschaftshof.

Einige Jahre lang war Martin Stichnoth im Landratsamt des Bördekreises auch für Ausschreibungen zuständig. Ein komplizier-tes Metier, das durch diverse Gesetzesände-rungen stets in Bewegung ist. Wer öffent-liche Gelder ausgibt, muss sich an klare Regeln halten. So gut und richtig das ist – es hat einen enormen bürokratischen Aufwand zur Folge. Schließlich muss man genau wissen, was man will, muss Fristen und Ma-ximalsummen beachten etc. Doch wer weiß in einem Rathaus wirklich ganz genau, was ein Großdrucker/Kopierer alles können muss und was zuviel des Guten ist?

Martin Stichnoth kannte sich zumin-dest mit der Ausschreibungsmaterie ganz gut aus, als er zum März 2013 als neuer

Bürgermeister der Stadt Wolmirstedt gewählt wurde. Und genau deshalb wusste er auch, wie problembe-haftet Ausschreibungen sind, die ab 211.000 Euro sogar europaweit zu führen sind. Dies aus Sicht der Kommunen zu vereinfachen war für den Christde-mokraten ein wichtiger Grund, Ja zur KITU zu sagen: „Die KITU stellt uns nicht nur ein für uns maßge-schneidertes Dienstleistungsangebot im IT-Bereich zur Verfügung, sondern sie kann es auch ohne zeit-intensive und formalisierende Beschaffungsverfahren umsetzen. Allein diese Tatsache hat die erste Tür ins Wolmirstedter Rathaus geöffnet.“ Konkret geht es in Wolmirstedt zunächst um die Neuanschaffung aller

zentralen Drucker in der Stadtverwaltung, da der bisherige Mietvertrag zum Jahresende 2013 auslief. Martin Stichnoth: „Ohne Ausschreibungserfordernis kann die Stadtverwaltung über die KITU kurzfristig und unbürokratisch notwendige Hardware zu güns-tigen Konditionen beschaffen. Das ist doch ideal!“ Ebenso brennt dem Wolmirstedter die Umstellung von 29 ihrer 62 PCs von Windows XP auf Windows 8 unter den Nägeln: „Natürlich haben wir einen kom-petenten EDV-Sachbearbeiter im Haus, doch der kann natürlich nicht unsere komplette IT-Landschaft mit all ihrer Hardware und den Fachverfahren bis in die letzte Verfaserung überschauen. Wir benötigen fachliche Unterstützung und Beratung ebenso wie den Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen.“ Er erhofft sich für seine Fachabteilungen eine Men-ge Input, wenn sie erst einmal in den von der KITU initiierten themenbezogenen Arbeitskreisen mitar-beiten können: „Ich denke, dass man heutzutage nicht mehr alles selbst machen kann und muss. Stattdessen sollten die Kommunen im Verband gemeinsam sehr viel effektivere Wege gehen. Die Genossenschaft als Organisationsmodell scheint mir dafür sehr gut geeignet, weil sie Interessen bündelt und jeder jedem hilft.“

Insgeheim baut Martin Stichnoth wie viele seiner Amtsbrüder auch darauf, dass in naher Zukunft die kommunalen IT-Kernverfahren Schritt für Schritt konsolidiert und vereinheitlich werden können: „Wolmirstedt ist bereit dafür.“

Wie Wolmirstedt zu neuer Technik kommen will: unbürokratischer, schneller, günstigerDie Ohrestadt ist seit 1. Dezember 2013 Mitglied der KITU

Martin Stichnoth,Bürgermeister Wolmirstedt

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Aus der KITU-Praxis

Nicht nur die Tangermünder Meldebehörde verzeichnete in den letzten Jahren einen rapiden Anstieg von Registerauskünften. Die Vielzahl der berechtigten Auskunftsersuche von privaten oder behördlichen Stellen aber hatte in Tangermünde zur Folge, dass die Mitarbeiter des Einwohnermeldeam-tes den Großteil ihrer Arbeitszeit auch damit ver-bringen mussten. Erschwerend kam hinzu, dass eine Mitarbeiterin längerfristig erkrankt war. In der Not hatte die Stadt bereits einen zusätzlichen Mitarbeiter in das Einwohnermeldeamt abgestellt und eine Stan-desbeamtin für den Fall der Fälle in die Arbeitsabläu-fe eingewiesen. Doch beinahe 20 Auskunftsersuchen pro Tag waren auf Dauer einfach zu viel. Dem zu-ständigen Hauptamtsleiter Jürgen Pyrdok blieb nichts weiter übrig, als eine Verkürzung der Servicezeiten für die Bürger in Erwägung zu ziehen.

Dass es dazu am Ende nicht kam, verdanken die Tangermünder den guten Erfahrungen der Nachbarstadt Stendal. Dr. Rudolf Opitz, Bürger-meister von Tangermünde: „Wir hatten gehört, dass Stendal seine sehr ähnlich gelagerten Probleme als Mitglied der Kommunalen IT-UNION lösen konnte.“ Die Aussicht, mit Hilfe eines elektronischen Melde-portals für einfache Auskünfte eine spürbare Entlas-tung des Personals zu erreichen, war so verlockend, dass Dr. Rudolf Opitz seinen Stadtrat im November 2013 den Beitritt zur KITU ans Herz legte. In der entsprechenden Beschlussvorlage ist zu lesen: „Die Kommunale IT-UNION bietet als Genossenschaft ein in der Praxis bewährtes System. Die Installie-

rung setzt jedoch die Mitgliedschaft in der Genossenschaft voraus.“ Das klang schon gut, doch ein KITU-Beitritt hatte für Tanger-münde noch mehr zu bieten. Bürgermeister Dr. Rudolf Opitz: „Wir wollten nicht nur kurzfristig unser Problem im Einwohner-meldeamt lösen, sondern auch strategisch die richtigen Weichen stellen. Denn Tatsa-che ist, dass kleine und mittlere Kommunen die rasant gestiegenen Anforderungen an Fachwissen, Organisation und Anwender-lösungen im IT-Bereich allein nicht mehr bewältigen können. Bei knappen Budgets ist ohnehin völlig undenkbar, große IT-Abteilungen aufzubauen. Die KITU ist eine Möglichkeit, dass Kommunen gemeinsam und kostengünstig die Probleme angehen und lösen.“ Vorteile, wie die gemeinsame Beschaf-fung von IT-Technik, die zentrale Bereitstellung von Fachverfahren, Dokumentenmanagementsystemen oder Verfahren zur Vereinfachung digitaler Gremi-enarbeit haben die Abgeordneten schnell über-zeugt. Erst recht, nachdem klar war, dass die KITU auch Weiterbildung und Erfahrungsaustausche der IT-Verantwortlichen anbieten wird.

Seit 1. Dezember 2013 ist die Stadt Tangermün-de KITU-Mitglied. Die Einrichtung und der Betrieb des elektronischen Melderegisters sind inzwischen abgeschlossen. Dr. Rudolf Opitz: „Wenn es mittelfris-tig zuverlässig läuft, öffnen sich sicher noch weitere Türen.“

Zu große Schuhe für kleine Kommunen Tangermünde sichert sich als KITU-Mitglied mehr Kompetenz in Sachen IT

INFOSDie Stadt Tanger-münde wurde 1009 erstmals urkundlich erwähnt. Sie liegt auf einer Hochfläche an der Mündung des Tan-gers in die Elbe. Die Stadt hat mit sieben Ortschaften und neun Ortsteilen 10.495 Einwohner (Stand: 31.12.2012). In der Stadtverwaltung sind 79 Mitarbeiter be-schäftigt, davon 33 in der Kernverwaltung.

Dr. Rudolf Opitz, Bürgermeister Tangermünde

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Ziemlich deutlich machte Götz Ulrich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde An der Finne, am 18. Dezember 2013 seinem Verbandsgemeinderat klar, dass es so wie bisher nicht mehr lange gut gehen würde: „Mit unserer IT-Technik sind wir nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wir brauchen Hilfe.“ Im überschaubaren Gemeindeverbund mit knapp 13.000 Einwohnern stünde man vor einem Berg von Aufgaben in Sachen IT. Und jeder im Raum wusste genau, was er meinte: Der Datenaustausch zur Außenstelle Eckartsberga funktioniert nicht optimal, die Datenvermittlung generell ist deutlich zu langsam. So manche Programme im Back-

office sind von gestern und in den Gemeinden ist sehr unterschiedliche Hardware im Einsatz. Zu allem Übel gibt es in der kleinen Verwaltung keine Fach-kraft, die sich mit Informationstechnologien aus-kennt. Und das in Zeiten, in denen selbst Senioren mit Smartphone oder Tablet nach dem Angebot der Woche googeln. Demzufolge hoch sind auch in der Bürgerschaft rings um Bad Bibra die Erwartungen an die Verwaltung.

Erwartet werden Dienstleistungen per Internet, schnelle Kommunikation mit den Rathäusern, trans-parente und effiziente Verwaltungsstrukturen. Ohne zeitgemäße Informationstechnologie (IT) als zentra-les Instrument kann die Verbandsgemeinde dies alles nicht bieten. Götz Ulrich: „Im Gegensatz zu den

steigenden Erwartungen bleiben unsere finanziellen Spielräume aber begrenzt. Unseren wenigen inves-tiven Maßnahmen im kommunalen Kindergarten-, Schul- und Infrastrukturbereich werden Ausgaben in technische Voraussetzungen untergeordnet.“ Für den Verwaltungschef war klar, dass machbare und finanzierbare Lösungen nur in der Bündelung der kommunalen Nachfrage in Sachsen-Anhalt liegen können: „Der Burgenlandkreis hatte ja bereits Erfah-rungen als Mitglied der Kommunalen IT-UNION. Ich hörte da nur Positives und habe den Abgeordneten dringend ans Herz gelegt, an die Erfahrungen der Kreisverwaltung anzuknüpfen.“

Einstimmig folgten die Räte der bürgermeister- lichen Empfehlung. Seit 1. Januar 2014 ist die Ver-bandsgemeinde An der Finne damit KITU-Mitglied. Bürgermeister Götz Ulrich: „Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn nun ist es uns möglich, in einem Verbund von Gemeinden mitwirken zu können, um sich dort Rat zu holen. Für unsere Verbandsge-meinde sind die Beratung bei der Bedarfsdefinition und ein fachlich begleiteter Einkauf der benötigten IT-Lösungen besonders wichtig.“ Perspektivisch hält er auch die Einführung von IT-Verfahren für sinnvoll, die aufgrund der hohen Standardisierung Effizienz-vorteile erwarten lassen. Doch ganz aktuell erwartet man An der Finne zunächst Hilfe und Unterstützung bei der Ausschreibung von Druckern und Kopierern sowie fachliche Beratung und Unterstützung in Sachen Systemsoftware und Fachverfahren.

„Finanziell begrenzte Spielräume optimal nutzen“Verbandsgemeinde An der Finne findet sich seit Jahresbeginn in der KITU wieder

INFOSDie Verbandsgemeinde An der Finne wurde am 1. Juli 2009 gebildet und hat 12.848 Einwoh- ner. Sie ist die erste Ver-bandsgemeinde im Land Sachsen-Anhalt und liegt im westlichen Teil des Burgenlandkreises. Zur Verbandsgemeinde An der Finne gehören sieben Mitgliedsgemein-den: An der Poststraße, die Städte Bad Bibra und Eckartsberga, Finne, Finneland, Kaiserpfalz sowie Lanitz-Hassel-Tal. Wir haben 49 Mitar-beiter in der Kernver-waltung (einschließlich Azubis, Tourismus und Wirtschaftsförderung) sowie 57 Personen in nachgeordneten Einrich-tungen (Schulen, Kitas, Hausmeister usw.)

Aus der KITU-Praxis

Götz Ulrich, Bürger- meister An der Finne

Zur Verbandsgemeinde gehört auch der Erho-lungsort Bad Bibra mit

seinen Kneippschen Wasseranlagen.

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„Sind wir mit unserer IT gut oder eher schlecht für die Zukunft gerüstet?“ fragte sich Mitte vergangenen Jahres der Stadtrat von Oranienbaum-Wörlitz. Und auch die Frage, ob man für unter 10.000 Einwohner einen eigenen IT-Administrator braucht, trieb die Abgeordneten um. Und da mit dem Ausbau eines Ge-bäudes („Goldenes Horn“) als neues Rathaus über kurz oder lang ohnehin eine komplette Neuinstallation des IT-Systems notwendig sein würde, wollten die Räte auf Nummer sicher gehen. Sie wollten von ihrer Verwal-tung wissen, wie ihre Stadt technisch ausgerüstet ist. Bürgermeister Uwe Zimmermann, selbst IT-interessiert, nahm den Auftrag ernst und frischte alte Kontakte zur KID Magdeburg auf: „Auch ich wollte ja wissen, wo wir mit unserer IT stehen, wo die Schwachstellen sind und wo wir gut aufgestellt sind.“ Schnell wurde in den Gesprächen klar, dass auch für Oranienbaum-Wörlitz ein Beitritt zur KITU eine gute Lösung wäre. Uwe Zim-mermann: „Die wissen, worüber sie reden und boten uns zunächst eine Analyse der bei uns vorhandenen Technik an.“ Die Genossenschaft als Selbsthilfeorga-nisation ist aus seiner Sicht ideal dafür geeignet, die Technik-Probleme der Kommunen in den Griff zu be-kommen. In der Beschlussvorlage, die am 8. Oktober 2013 einstimmig verabschiedet wurde, ist nachzule-sen, dass „die Bündelung der kommunalen Nachfrage in Sachsen-Anhalt, die Beratung bei der Bedarfsdefi-nition und der fachlich begleitete Einkauf benötigter IT-Lösungen aufgrund der hohen Standardisierung erhebliche Effizienzvorteile erwarten lassen.“ Sätze wie diese lesen Abgeordnete gern. Erst recht, wenn dahin-

ter ein Modell steht, das der Gemeinde offen lässt, wie viel Leistung man tatsächlich bezie-hen möchte. Für Uwe Zimmermann steht fest, dass das Angebot an IT-Dienstleistungen für die eigenen Bürger noch sehr ausbaufähig ist: „Doch gerade IT wird als kommunales Qualitäts-merkmal von jungen Menschen und Unterneh-mern nachgefragt.“ Oranienbaum-Wörlitz wird nach der IT-Ist-Analyse durch die KITU besser wissen, wo mögliche Schwachstellen sind, wo die Ausfallwahrscheinlichkeit besonders hoch ist und welche Sicherheitslücken dringend zu schließen sind. Erst dann, so Uwe Zimmermann, werde man „Butter bei die Fische“ machen und die weitere Möglichkeit der Zusammenarbeit ausloten: „Alles ist möglich, vom Hardwarebezug bis zur Über-tragung der kompletten Betriebsführung. Das Modell der KITU bietet z.B. eine komplette Serverlandschaft in der Kommune ebenso wie die Nutzung der Server in Magdeburg.“

Der Gemeinde sei es wichtig, gemeinsam mit anderen Kommunen in den Erfahrungsaustausch zu kommen, um gemeinsamen Zugriff auf effektive und effiziente IT-Dienstleistungen zu bekommen. Uwe Zimmermann: „Wer glaubt, dass er in unserer techno-logisierten Welt als Einzelkämpfer die Dinge meistern kann, der irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Und Orani-enbaum-Wörlitz möchte gern das Wissen anderer Kommunen absaugen, andererseits aber auch eigene Erfahrungen in die Gemeinschaft einbringen.“

INFOSDie Stadt Oranienbaum-Wörlitz wurde im Zuge der Gebietsreform per Gesetz zum 01.01.2011 aus allen Mitgliedsge-meinden der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft „Wörlitzer Winkel“ neu gebildet. Die Stadt Orani-enbaum-Wörlitz besteht seitdem aus den Ortschaf-ten Brandhorst, Gohrau, Griesen, Horstdorf, Kakau, Oranienbaum, Rehsen, Riesigk, Vockerode und Wörlitz. Am bekanntesten ist Wörlitz durch die im 18. Jahrhundert angeleg-ten Landschaftsgärten. Der Wörlitzer Park gilt als Höhepunkt des Gartenrei-ches Dessau-Wörlitz, das seit 2000 auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Die 8.700 Einwohner können in acht Gemeindebüros Verwaltungsdienstleistun-gen in Anspruch nehmen. In der Verwaltung arbei-ten rund 50 Mitarbeiter, davon etwa 30 in der Kernverwaltung.

„Wir wollen wissen, ob unsere IT noch was taugt“ Oranienbaum-Wörlitz ist seit 1. Januar 2014 KITU-Mitglied

Aus der KITU-Praxis

Uwe Zimmermann, Bürgermeister Oranien-baum-Wörlitz

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E-Government

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Prof. Dr. Peter Rudolph von der Hochschule Magdeburg-Stendal hat eine These für den stetig steigenden Krankenstand in Deutschland, der 2012 bei 4,66 Prozent lag: „Seit 1990 hat sich unse-re Arbeitswelt um 30 Prozent verdichtet. Anders gesagt: Wir arbeiten ein Drittel mehr als noch vor 23 Jahren.“ Dass dieses Arbeitstempo zu Lasten der Gesundheit geht, ist sicher wahr, die Ursache aber liegt in den technischen Möglichkeiten, mehr in weniger Zeit leisten zu können. Die Fließbänder von Henry Ford waren vor Jahrzehnten nur der Anfang, heute sind es Maschinen, die sich schneller drehen als wir gucken können, es sind Computer, die flinker rechnen als wir denken können, und Roboter, die weder atmen noch essen müssen. Es ist die Technik, die uns Beine macht.

Wenn Verona millionenfach „Hier werden Sie geholfen“ säuselt, dann weckt das Erwartungen. Wenn man bei Amazon rund um die Uhr bestellen kann, was am nächsten Tag schon im gelben Auto angefahren kommt, dann ist jeder von gestern, der länger als zwei Werktage braucht. Und wer bei Facebook in Echtzeit zur Party einladen und gleich die Gäste zählen kann, der kommt gar nicht mehr auf die Idee, eine Karte zu verschicken. Alles jetzt und sofort – die Angebote der Wirtschaft färben ab. Der moderne Bürger erwartet längst auch von seiner Verwaltung schnellen Service. So wie er bei „Amazon“ sofort mit seinem guten Namen zahlt, so schnell will er als Steuerzahler auch von seinem ei-genen Rathaus umsorgt sein. Bürger und Wirtschaft erwarten einfach, dass ihre Rathäuser die eigenen

Technik, die uns Beine machtWas IT für die Kommune bringt?

Als Beamte noch bedächtig Karteikarten hin und her schoben, da drehte sich die Welt ziemlich langsam. Der Bürger kam ohnehin nur zwei-, dreimal im Leben ins Rathaus: Zur Hochzeit, zur Umzugsmeldung und zur Registrierung seines Fuhrwerks. Heutzutage reden Bürgermeister gern von gläsernen Rathäusern mit stets offen stehenden Türen. Doch allein bei den Öffnungszeiten können Verwaltungen nicht mit Versandhäusern oder Callcentern mithalten. Es sei denn, sie setzen auf die schier unglaubliche Innovati-onsfähigkeiten von IT.

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Dienstleistungen schnell, effizient und serviceorien-tiert anbieten. Darüber hinaus hat niemand mehr Lust, sich auf den langen Amtsfluren von Pontius zu Pilatus schicken zu lassen: Man erwartet trans-parente Verwaltungsstrukturen und keinen Dschun-gel. Und die Rathäuser reagieren. In immer mehr öffentlichen Verwaltungen stehen die gestiegenen Bürgeransprüche an Service- und Dienstleistungen ganz oben. Formulare zum Download im Internet, Sperrmüllbestellung per SMS, Dreckeckenmeldung per App – vieles ist möglich.

Der Wettbewerb der Regionen um Bürger und Wirtschaft sorgt für den nötigen Druck unterei-nander. Die demografische Entwicklung und die kommunale Finanzsituation sorgen dafür, dass nach Wegen gesucht wird, die bezahlbar aber sinnvoll sind. Am Ende steht immer nur eine Lösung: Der Einsatz von Informationstechnologie (IT) als ein zentrales Instrument, um den Herausforderungen gewachsen zu sein. Ohnehin wird IT als eigene Qua-lität der kommunalen Leistungserbringung beson-ders von jüngeren Bürgern und von Unternehmen nachgefragt.

Schneller, effizienter, günstigerErfreulicherweise bietet der IT-Bereich beacht-

liche Einsparpotenziale an. Wer bei den Investitionen an der IT nicht knausert, der kann am Ende ziem-lich viel sparen. Ausgereifte Programmlösungen, medienbruchfreie und damit bürgernahe Behörden-prozesse bis hin zu ausgeklügelten Drucker-Manage-mentsystemen sind einige Beispiele. Inzwischen wird vielfach auch der Einsatz von Informationstechno-logien von politischer Ebene gesetzlich vorgeschrie-ben. Die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie zum 28. Dezember 2010 steht als Beispiel dafür, wie Dienstleistungsqualität gesteigert und zugleich Verwaltungskosten gesenkt werden können.

Beispiele, die Schule machen. So ergab die Entscheiderbefragung „Branchenkompass Public Services “ von Steria Mummert Consulting 2013, dass 60 Prozent der befragten Verwaltungen in der IT große Chancen sehen, um neben E-Government-Dienstleistungen auch Prozesse zu verbessern und Kosten zu sparen.

Beispiel Sachsen: Drei in einemHier haben drei Landkreise ihre IT an einen

neu gegründeten kommunalen Eigenbetrieb für integrierte IT-Lösungen ausgelagert. Die ausschlag-gebenden Gründe für diese Entscheidung waren in allen Kommunen gleich. Es ging vor allem darum, die Haushalts- und Innovationssicherheit durch das Auslagern an einen kompetenten Dienstleister zu wahren. Dies war unter den bisherigen Bedingungen

nicht mehr möglich. So war die Prozessbearbeitung von zahlreichen Medienbrüchen geprägt, die erheb-liche Effizienzverluste zur Folge hatten. Hinzu kam, dass die IT-Landschaft in den einzelnen Behörden sehr heterogen aufgebaut war. Computer hatten ein unterschiedliches Alter, Einzelplatzdrucker waren die Regel und es gab viele unterschiedliche Services, Fachanwendungen und Ansprechpartner, was sich entsprechend in den Kosten niederschlug.

Genossenschaftsmodell in Sachsen-Anhalt

Auch in Sachsen-Anhalt gibt es erfolgreiche Initi-ativen zur Förderung der interkommunalen Zusam-menarbeit im IT-Bereich. Im Dezember 2009 haben die Stadt Magdeburg, die Gemeinde Barleben sowie der kommunale IT-Dienstleister KID Magdeburg die Genossenschaft Kommunale IT-UNION gegründet. Das Genossenschaftsmodell zielt darauf ab, dass alle Mitglieder Zugriff auf zeitgemäße und effektive IT-Dienstleistungen haben. Die Mitnutzung größe-rer IT-Strukturen bringt eine größere Effizienz und weniger Kosten. Darüber hinaus schmort niemand mehr allein im eigenen Saft und kann sich darauf verlassen, dass sich um Datenschutz und Datensi-cherheit Experten kümmern. Am Ende haben Städte und Gemeinden wieder mehr ihr eigentliches Ziel im Auge, nämlich die Steigerung ihrer Attraktivität als Wohn- und Unternehmensstandort im Wettbewerb der Regionen.

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Internet of Everything, kurz IoE, ist eine Art Syno- nym für die Vernetzung von Menschen, Prozessen, Daten und Objekten. Das allein aber reicht nicht, es ist der Mehrwert all dieser Verbindungen mit dem Netzwerk. Zahlreiche aktuelle Technologien – zum Beispiel das Internet der Dinge, Mobilität und Cloud Computing – ermöglichen gemeinsam das IoE.

Die Cisco-Studie verspricht, dass alleine Städte weltweit 1,9 Billionen US-Dollar (1,4 Billionen Euro) an Wert in den kommenden zehn Jahren durch IoE-Anwendungen generieren könnten. Konkret nennen die Autoren dabei:

R 100 Milliarden US-Dollar durch geringere Betriebskosten im Energieverbrauch über die Integration von Heizungs- und Klimaanlagen in Gebäudesysteme

R 69 Milliarden US-Dollar durch geringere Able-sekosten und genauere Verbrauchsbestimmung bei ihrer Gasversorgung

R 41 Milliarden US-Dollar mit intelligenten Parkleitsystemen durch die Echtzeit-Anzeige verfügbarer Parkplätze

R 39 Milliarden US-Dollar bei der Wasserversor-gung allein durch die Verbindung von Was-serzählern über ein IP-Netzwerk und deren Ablesung aus der Ferne

R 18 Milliarden US-Dollar Mehreinnahmen bei den Mautgebühren durch automatische Bezah-lung und eine effizientere Verkehrsführung

Michael Ganser, Senior Vice President Zentral- und Osteuropa bei Cisco, bringt zwei Dinge zusammen, um diese gigantischen Einsparungen zu erreichen: „Städte müssen flexibel Bürgerbedürfnisse erfüllen und gleichzeitig die vorhandenen Kapazitäten besser nutzen.“ Er ist überzeugt davon, dass das Internet of Everything die Art deutlich verändern wird, wie Städte ihre Dienste anbieten und wie Bürger mit den Behörden interagieren.

Die Praxis Was sich auf den ersten Blick nach der Lösung

aller kommunalen Finanzprobleme anhört, ist in der Praxis freilich nicht in Hänschenmanier umsetzbar. Denn vor dem Sparen steht das Investieren. In mo-derne, effektive und zukunftssichere IT-Technik.

E-Government

Die Frage nach dem GeldCisco-Studie verrät, wie man 130 Milliarden Euro sparen kann

Das ist eine Hammerzahl: Bis 2022 könnte die Öffentliche Hand weltweit eine Wert-schöpfung von 4,6 Billionen US-Dollar (3,4 Billionen Euro) generieren. Alleine in Deutschland wären die Öffentlichen Verwaltungen mit 177,8 Milliarden US-Dollar oder 130,6 Milliarden Euro dabei. Nach Ansicht der Verfasser einer Cisco-Studie ist das kein Hexenwerk, sondern die „Kunst“ des Internets of Everything (IoE). Wer mitsparen möchte, sollte sich diesen Beitrag auf keinen Fall sparen ...

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„Nicht an der IT sparen, sondern mit der IT“ ...

... ist einer der Leitsätze, die viele Experten der Branche vor sich her tragen. Umso wichtiger wird dies vor dem Hintergrund einer alarmierenden War-nung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB). Er hatte auf einen drohenden finanziellen Kollaps der Gebietskörperschaften hingewiesen und ein Defizit der kommunalen Haushalte von insge-samt 15 Milliarden Euro prognostiziert.

Doch noch ist das Horrorszenario zu verhindern. Wenn Bürgermeister, Abgeordnete und Verwaltungen Sparsamkeit und mehr Interkommunale Zusammen-arbeit zulassen. Denn alle, die bereits gemeinsam moderne Informations- und Kommunikationstechno-logien nutzen, werden bestätigen, das die Vernetzung handfeste Vorteile für alle Beteiligten bringt: bei der Qualität der Leistung, bei Serviceorientierung und IT-Sicherheit sowie beim Datenschutz. Stimmt der lokale Service in Verbindung mit einer starken Organisation im Backoffice, werden Doppelarbeiten vermieden, Reibungsverluste minimiert und eben am Ende Kosten gespart. Ein virtuelles Rathaus muss nicht teuer sein, es muss allerdings die vielfältigen Datenbeziehungen – vertikal zwischen Kommunen, Land, Bund und EU sowie horizontal zwischen den Fachämtern – bündeln. Rücken Kommunen hier enger zusammen, ist so man-ches zuverlässiger und kostengünstiger umsetzbar. Es ist eine große Chance, dauerhaft Kostensteigerungen aufzufangen.

Der kommunale IT-Dienstleister der Landeshaupt-stadt Magdeburg (KID) hat unlängst die eigene unter-nehmerische Entwicklung nachgezeichnet. Kümmerte sich das Unternehmen 1999 um weniger als 1.000 Netzanschlüsse in den Ämtern und Eigenbetrieben der

Stadt, so waren es 2012 knapp 4.500. Die Zahl der von der KID betreuten PCs schnellte von 1.250 (1999) auf 2.200 (2012). Mehr IT ermöglichte deutlich mehr Service, mehr Qualität, mehr Tempo mit gleichem oder zum Teil weniger Personal. Die Zahl der von der KID betreuten Fachverfahren stieg binnen 13 Jahren von 21 (1999) auf knapp 80. Und diese Verfahren sind heute ein Vielfaches komplexer: mehr Module werden von mehr Stadtbeschäftigten wesentlich intensiver als in der Vergangenheit genutzt. Die Landeshauptstadt freut sich, auch wegen dieser rasanten Entwicklung im IT-Bereich, über gedeckelte Personalkosten, einen ausgeglichenen Haushalt und die wieder erreichte Selbständigkeit bei der Haushaltsplanung.

Übrigens: Die KID selbst hat nicht daran partizipiert. Hier verdoppelten sich die Personalkosten durch die höheren Aufgaben im technischen Support und die üblichen Tarifsteigerungen.

Das Anlagevermögen indes verdreifachte sich – wegen des steigenden Bedarfs an techni-schen Lösungen und dem damit verbunde-nen Bedarf an Speicherkapazitäten, Personal und fachlicher Betreuung.

Die Folgen sind an der Entwicklung des Betriebsergebnisses abzulesen – von knapp 300.000 Euro Gewinn im Jahr 2008 bis zu einer schwarzen Null fünf Jahre später. Hätte sich die KID nicht weitere Geschäftsfelder erschlossen, dann würde sie sich schon vor Jahren in die Reihe von Theater, Verkehrs-betrieben oder Zoo als Zuschussempfänger eingereiht haben.

Die Zeit wäre reif für die erste Preisanpassung seit 13 Jahren.

Im Februar wurde von Kunden, KITU-Mitgliedern, Vertretern der Landeshauptstadt Magdeburg und den Partnerfirmen der KID während einer kleinen Zusammenkunft die Prokuristin der KID, Regina Haase, in den Ru-hestand verabschiedet. Sie war fast auf den Tag genau 15 Jahre für die KID tätig. Mit der Ausgründung der KID 1999 übernahm sie die kaufmännische Leitung. Seit 2000 war sie Prokuristin der KID und ab 2010 auch Prokuristin der KITU. Regina Haase hat alle Veränderungen beim Aufbau des Unterneh-mens federführend mitgestaltet. Vielen Dank

dafür! „Kein Weiser jammert um den Verlust, er sucht mit freud´gem Mut, ihn zu erset-zen.“ Mit diesem Shakespeare-Zitat leitete der Geschäftsführer, Dr. Michael Wandersleb zur Vorstellung der Nachfolgerin über.

Karin Sendel-Solka ist nun die kaufmän-nische Leiterin und KID- und KITU-Proku-ristin. Sie hat ein Universitätsstudium als Diplom-Ökonomin abgeschlossen. Bevor sie zur KID kam, arbeitete sie als Prokuristin und kaufmännische Leiterin für die Gesellschaften der Invitel-Gruppe in Helmstedt.

Aus der KID-Praxis

Karin Sendel-Solka

Zeit für Veränderung

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Aus der KID-Praxis

Karin Meinecke, Linkspartei, sitzt seit 1990 im Magdeburger Stadtrat. Sie ist die dienstälteste Abge-ordnete im Gremium. Und sie ist eine von denen, die sich das Ehrenamt auch eine Menge kosten lassen. Neben Zeit auch viel Platz: „Da auch mein Mann Walter Stadtrat ist, kam im Lauf der Jahre immer mehr Papier zusammen. Und es gibt ja eine ganze Reihe von Dokumenten, die man gern aufbewahrt. Ende der 1990er Jahre war es dann soviel, dass wir unser Gästezimmer zum Ratsarchiv umbauten – mit Regalen und Ordnungsprinzip.“ Sie erinnert sich auch lebhaft an die Zeiten, als sie und ihr Mann mit Koffern und Taschen ins Rathaus zogen, um wenigstens die wichtigsten Informationen am Mann zu haben: „Wir kannten das ja nicht anders und haben es demzufolge auch klaglos ertragen.“ Heute bräuchte ihr niemand mehr dicke Aktenstapel in die Hand zu drücken.

„Als Kulturausschussvorsitzen-de lese ich naturgemäß gern und viel. Aber in Bezug auf die politische Arbeit reicht es mir, wenn ich es an einem Bildschirm kann.“

Es sei ein Segen gewesen, als am 6. Dezember 2007 „Mandatos“ im Magdeburger Stadtrat einge-führt wurde. Magdeburg war die erste Großstadt in Deutschland, die ihren Abgeordneten einen elek-tronischen Arbeitsplatz zur Verfügung stellte: „Am Anfang war es nicht einfach, die Technik zu beherr-schen. Für meine Kinder ist das ja ein Klacks, aber in unserem Alter braucht man dafür etwas länger.“ Für die Meineckes, die schon immer ein Interesse für Neues und neue Technik hatten, ist aus heutiger Sicht Mandatos ein Glücksfall: „Ich gehe mit meiner Handtasche ins Rathaus, denn da passt mein Laptop prima rein. Den Rollkoffer brauche ich nur noch für den Urlaub. Ich kann sogar in der Straßenbahn das eine oder andere nachlesen. Es ist einfach perfekt.“

Beate Wübbenhorst, SPD, denkt mit Grausen an die alten Zeiten zurück: „Wir wurden ja regel-recht zugemüllt mit Papier!“ Auch sie musste sich Schränke und Regale kaufen, um in den eigenen vier Wänden nicht den Überblick zu verlieren:

„Einige Stadträte, zu denen ich auch gehörte, hatten die Nase gestrichen voll und machten Druck. Wir wollten eine papier-lose Lösung und fragten die Experten, ob man Dokumenten-verwaltung nicht auf dem PC einrichten kann.“

Man kann. Und so ließ eine Lösung auch nicht mehr lange auf sich warten. In mehreren Abstim-mungsrunden mit der KID als technischen Dienst-leister der Magdeburger Stadtverwaltung machten die Räte Vorgaben, was sie sich wünschen. Für Beate Wübbenhorst ist das Ergebnis ein Grund zur Freude: „Heute gehören meine Schränke wieder mir und auch zu Ratssitzungen gehe ich viel leichteren Schrittes. Besonders vorteilhaft finde ich die Recher-chefunktion.“

In Ausschusssitzungen oder bei Bürgersprech-stunden könne sie nun ohne zeitraubendes Blättern in dicken Akten in Echtzeit per Stichwortsuche in alten Dokumenten suchen. Sogar offline, denn alle Dokumente, in denen sie Anmerkungen gemacht hat, werden automatisch auf ihren Laptop gesichert. Papier braucht die Stadtratsvorsitzende eigentlich nur noch für die Tagesordnung: „Wenn ich auf dem Podium die Sitzung leite, dann muss ich Papier in der Hand haben, um meine Notizen dranzukritzeln.“

Bergeweise Papier auf Sitzungstischen – das ist ein Bild, das der junge FDP-Stadtrat Gregor Bartel-mann (28) nur aus Erzählungen der Älteren kennt:

Ohne ein Blatt Papier ins Rathaus, aber trotzdem alles „am Mann“Wie „Mandatos“ das Leben der Magdeburger Stadträte veränderte

54 der 56 Magdeburger Stadträte wissen die Vorteile von „Mandatos“ zu schätzen. Statt bergeweise Beschlussvorlagen oder andere Dokumente hin und her zu tragen, haben sie einen Laptop oder ein iPad in der Tasche. Das schont die Umwelt, den Rücken und verringert den Platzbedarf in den eigenen vier Wänden. Doch ist die politische Arbeit so ganz ohne Papier auch praktikabel? Der SERVER fragte nach.

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„Ich bin erst seit 2009 im Stadtrat, da gab es Man-datos schon.“ Der Student schwört auf das iPad, das ihm das Rathaus für seine Abgeordnetenarbeit zur Verfügung gestellt hat:

„Für das Studium von Drucksa-chen und Änderungsanträgen sowie für die Recherche im Ratsinformationssystem ist das flache Tablet perfekt. Lediglich bei großen B-Plänen wünschte ich mir einen größeren Bild-schirm.“

Als Vertreter der „Generation Google“ findet Gregor Bartelmann die Recherchefunktion etwas umständlich, da bei bestimmten Stichworten ellen-lange Listen von Drucksachen angezeigt werden, in denen sie vorkommen: „Da sollte man schon wissen, in welchem Ausschuss oder in welchem Jahr das Thema behandelt worden ist. Hier sehe ich noch Vereinfachungspotential.“

Der Magdeburger Christdemokrat Wigbert Schwenke ist Abgeordneter im Rathaus der Landes-hauptstadt und im Landtag von Sachsen-Anhalt: „Die Stadtratsarbeit ist dank Mandatos wesentlich entspannter, denn da spaziere ich mit dem Laptop unterm Arm ins Rathaus. Am Wochenende vor einer Landtagssitzung sieht das anders aus: Da sortiere ich erst einmal einen halben Nachmittag Papiere, schleppe die wichtigsten Vorlagen mit ins Plenum und muss mir hin und wieder einen Papiercontainer für uralte Sachen suchen“.

„Durch die Erfahrungen im Stadtrat von Magdeburg bin ich heute ein hundertprozentiger Mandatos-Fan.“

Der Landtag habe zwar für die Abgeordneten ein Intranet zu bieten, aber noch immer muss viel auf Papier ausgedruckt werden: „Wir sind da noch nicht so beispielhaft wie in der Stadt ausgerüstet. Aber bis zum Sommer soll es auch im Landtag papierlos zugehen können.“

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Nur 28 Prozent der Öffentlichen Verwaltungen in Deutschland halten guten Kundenservice für wichtig. Zum Vergleich: Bei anderen Branchen sind es im Durchschnitt 70 Prozent. (Quelle: Studie „Potenzialanalyse Servicequalität“). Bei welcher Prozentzahl ordnen Sie Ihre Stadt ein?Ein prozentualer Wert lässt sich nicht beziffern. Für uns hat der Kundenservice eine hohe Priorität. Dass wir mit diesem Ansatz auch erfolgreich sind, zeigen unsere Ergebnisse aus dem Bürgerpanel. Dort fragen wir Magdeburgerinnen und Magdeburger unter an-derem zu ihrer Zufriedenheit mit Behörden, Ämtern und dem Bürgerservice. Rund Drei Viertel der Befrag-ten sind mit unserer Arbeit vollkommen zufrieden bzw. sehr zufrieden.

Glauben Sie, dass Bürger und Unternehmen als Steuer- und Gebührenzahler zu Recht auch von ihren Kommunalverwaltungen eine ähnlich hohe Servicequalität wie von Versicherungen, Banken und Telefonanbietern erwarten können?Die Servicequalität ist eine Abwägung zwischen den Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln. Die Stadtverwaltung hat bisher immer versucht, die Servicequalität gegenüber dem Bürger in einem angemessenen Verhältnis zu erhö-hen. Unser Bürgerservice verfolgt dabei eine Multika-nalstrategie. Das heißt, es werden unterschiedliche Zugangskanäle in die Verwaltung angeboten, aus denen der Bürger selbst eine Kontaktaufnahme wäh-len kann. Dazu gehören zum Beispiel unsere Bürger-büros, Anfragen per E-Mail oder über die Behörden-rufnummer 115 und der noch junge MD-Melder im Internet unter www.magdeburg.de.

Damit dürfte Magdeburg zu jenen 50 Prozent der öffentlichen Verwaltungen gehören, die ihre Leistungen an den Anforderungen der Kunden ausrichtet. Was können Magdeburger online mit ihrer Stadtverwaltung schon problemlos klären?Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig: Ein Beispiel ist die Terminvergabe für die verschiedensten Anliegen in BürgerBüros, der Führerscheinstelle und der Auslän-derbehörde. Jeder kann selbständig im Onlineka-lender auf www.magdeburg.de/buergerservice oder telefonisch unter der Behördenrufnummer 115 für die genannten Bereiche einen Termin buchen. Mit der Einführung des neuen Systems im April 2012 hat die Stadtverwaltung ihren Dienstleistungsservice deutlich

verbessert, weil dadurch zum Beispiel die Wartezeiten erheblich reduziert wurden. Noch ganz frisch auf unseren Internetseiten ist der MD-Melder: Seit dem 20. Januar dieses Jahres können die Bürger schnell, einfach und jederzeit Meldungen über Schlaglöcher, defekte Ampeln oder verschmutzte Gehwege im Internet eingeben. Der genaue Standort kann auf einer Karte markiert werden. Da ein Bild immer noch mehr als tausend Worte sagt, kann auch ein Foto mit der Meldung übersandt werden. Nach einer redaktionellen Überarbeitung werden die Meldungen anonym im Internet auf md-melder.magdeburg.de veröffentlicht und mit einem Bearbeitungsstand – entweder mit gelb für „in Bearbeitung“ oder mit grün für „abgeschlossen“ – versehen. Interessierte können somit genau verfolgen, was gemeldet wurde und was erledigt ist. Die Resonanz ist enorm: Allein in den ersten zwei Wochen gingen 354 Meldungen ein.

Und was (noch) nicht?Die Nutzung der Funktionen des neuen Personalaus-weises zur elektronischen Identifikation. Eine entspre-chende Einführung ist aber in Planung.

Als Sie 2001 als Oberbürgermeister ins Amt kamen, hatte noch nicht einmal jeder Mitarbeiter eine eigene E-Mail-Adresse. Was hat sich seitdem getan, wie hat sich die IT im Magdeburger Rat-haus entwickelt?Die Stadtverwaltung verfügt über rund 2.200 Computerarbeitsplätze, die über ein stadteigenes und modernes Kommunikationsnetz verbunden sind. Die Arbeit der Mitarbeiter wird von 45 großen Softwareanwendungen unterstützt. Diese reichen vom Meldewesen, über die Finanzverfahren bis hin zu den speziellen Programmen für das Sozialamt und die Bauverwaltung. Für die Kraftfahrzeugzu-lassung in den Bürgerbüros ist sogar eine spezielle Online-Verbindung mit dem Kraftfahrtsbundesamt erforderlich. Ohne diese technische Ausstattung wäre eine ordnungsgemäße Aufgabenerledigung nicht gewährleistet.

Als erste deutsche Großstadt stellt Magdeburg seit 2007 den Stadträten einen elektronischen Arbeitsplatz zur Verfügung, das Telefon- und Da-tennetz verbindet rund 60 Standorte im gesam-ten Stadtgebiet, die Behördenrufnummer 115 ist eingeführt, für Bürgerbüros kann man sich online

Wir kommunizieren auf vielen Kanälen mit unseren BürgernIm Gespräch mit dem Magdeburger Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper

Interview

Dr. Lutz Trümper, Oberbürgermeister Magdeburg

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Termine reservieren und seit Neustem sogar via „Melder-App“ Kontakt aufnehmen. Das klingt nach einem hohen finanziellen Aufwand. Ist der für die Stadt überhaupt bezahlbar?Die Verwaltung geht mit den ihr zur Verfügung ste-henden Mitteln sparsam aber gleichzeitig effizient um. Trotz Haushaltskonsolidierung haben wir in den vergangenen Jahren spürbar in die strategische Ent-wicklung unserer Informationstechnologie investiert. Diese Investitionen sind notwendig, weil ein guter Bürgerservice nur mit moderner Technik gewährleis-tet werden kann.

Wie ist die Akzeptanz der Magdeburger bei Ver-waltungsdienstleistungen im Internet?Wurden 2011 noch rund 200.000 Besucher auf magdeburg.de gezählt, waren es 2012 etwa 355.000. Im vergangenen Jahr stiegen die Zugriffs-zahlen auf über 379.000. Gründe für den Anstieg sind unter anderem der Relaunch der städtischen Internetseiten 2012 und die Einführung von E-Government-Anwendungen, wie zum Beispiel die Terminreservierung für die Bürgerbüros. Ein wei-terer Grund sind die hohen Zugriffszahlen auf die Informationen der Stadtverwaltung während des Hochwassers 2013. Zudem ist auch die Akzeptanz unserer Social-Media-Angebote stark gestiegen: Mittlerweile hat der städtische Twitter Account unter https://twitter.com/Ottostadt 3.409 Follower. Der Magdeburger Facebook Account verzeichnet mehr als 7.500 „Gefällt mir“-Angaben. Die Facebook-Einträge lesen täglich mehr als 8.000 Internetnutzer, Tendenz steigend. Die Internetseite des Formularde-pots vom Städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb wur-de 2013 insgesamt 4.656-mal aufgerufen. Zudem haben 1.282 Nutzer der Online-Leihe im Verbund www.biblio24.de, Onleihe Sachsen-Anhalt, zuletzt 18.357 Medien entliehen.

Magdeburg gilt mit zahlreichen E-Government-Projekten als Vorreiter für ein modernes, vernetz-tes Rathaus. Wie sorgt Magdeburg dafür, dass Hard- und Software auch morgen noch auf der Höhe der Zeit sind?Die Stadtverwaltung und die KID als ihr Dienstleister schreiben die IuK-Strategie kontinuierlich fort und setzen diese gemeinsam um. Diese Strategie ist auch Basis für die Bereitstellung der notwendigen finanzi-ellen Mittel, um kurz- und mittelfristige Anforderun-gen abzudecken.

Haben Sie einmal durchgerechnet, was die gut funktionierende IT-Betriebsführung pro Jahr Ihrem Kommunalhaushalt bringt bzw. bringen kann?Die Investitionen in Hard- und Software dienen nicht dem Selbstzweck, sondern sind durch gesetzliche

Anforderungen, zum Beispiel im Sozialbereich, not-wendig und hängen neben wirtschaftlichen Betrach-tungen auch von der Dringlichkeit, der Qualität und der Außenwirkung ab. Grundsätzlich ist bei allen geplanten Projekten, die nicht gesetzlich gefordert werden, eine positive Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unabdingbare Voraussetzung.

Was lässt sich die Landeshauptstadt dies pro Jahr kosten?Die jährlichen Gesamtkosten variieren. Durchschnitt-lich kann von rund 7,5 Mio. Euro ausgegangen werden.

Würden Sie den Spruch „Mit der IT sparen, nicht an der IT“ unterschreiben?Ja, denn nur mit einer effizienten Informationstech-nologie können die ständig steigenden Anforderun-gen an die Stadtverwaltung bewältigt werden.

Magdeburg hat mit der KID frühzeitig ein eigenes IT-Unternehmen gegründet, das fast alle not-wendigen IT-Dienstleistungen der Verwaltung übernommen hat. Durch die von der KID initiierte Gründung der KITU, einer Genossenschaft für IT-Dienstleistungen der Kommunen, gibt die Stadt nun ihr Know-how und Wissen sozusagen gratis weiter. Manch einer in der Verwaltung könnte da Befürchtungen haben. Sie auch?Die Mitgliedschaft in der KITU setzt natürlich ein gewisses Vertrauen und Miteinander voraus. Die Stadt ist bereits in mehreren Gremien, wie zum Beispiel der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement KGSt vertreten, wo spe-ziell Erfahrungen und Trends ausgewertet und den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Bezogen auf IT-Dienstleistungen und Softwareanwendungen bietet die KITU den Kommunen und Landkreisen in Sachsen-Anhalt entsprechende Unterstützungen an. Außerdem lassen sich durch die Mitnutzung größerer Strukturen eine höhere Effizienz erreichen und damit Haushaltsmittel einsparen. Auch deshalb ist die Stadtverwaltung Mitglied der KITU.

Halten Sie regionale Zusammenarbeit in Sachen IT für eine Chance für alle Beteiligten oder eher für eine Gefahr, dass Magdeburg vernachlässigt werden könnte?Ich sehe das eher als Chance. Außerdem hat uns die KID bisher immer gut betreut und ist flexibel auf ge-änderte Anforderungen und Rahmenbedingungen eingegangen. Deshalb gehe ich davon aus, dass die die KID auch künftig ein zuverlässiger Dienstleister für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt-verwaltung ist. Falls wir uns vernachlässigt fühlen, werden wir umgehend reagieren.

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E-Government

Wigbert Schwenke sitzt für die CDU im Landtag von Sachsen-Anhalt und im Magdeburger Stadtrat. Er ist sich sicher:

„dass so etwas wie die KITU vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen wäre.“

„Nach den leidvollen DDR-Erfahrungen woll-te sich keine Gemeinde noch einmal von anderen bevormunden lassen. Völlig klar, dass jedes Dorf lange darauf bedacht war, seine gerade errungene Unabhängigkeit zu bewahren.“ Zahlreiche fehl-geschlagene Gemeindereformen stehen seit 1990 dafür als Beispiel. Schwenke ist hoch erfreut, dass sich die Zeiten ändern und die KITU so etwas wie „der Einstieg in eine neue, eine partnerschaftliche Regionalisierung“ sein könnte:

„Es spricht für die Kompetenz der KID, dass ihr bereits 29 Kommunen zutrauen, die zu-nehmend komplizierter werden-den IT-Probleme zu lösen.“

Und nicht ganz uneigennützig fügt er als Mag-deburger hinzu: „Wenn unsere städtische Gesell-schaft maßgebend in der Genossenschaft mitwirkt, so dürfte das ja auch kostendämpfend für die Landeshauptstadt sein.“ Er sieht jedenfalls nicht die Gefahr, dass die Kommunen der Region das Wissen und die Kompetenz der KID absaugen, und am Ende die Qualitätsarbeit der IT-Dienstleistungen für die Landeshauptstadt vernachlässigt wird: „Bisher habe ich jeden einzelnen KID-Mitarbeiter als kompetent, hilfsbereit und freundlich kennen gelernt.“

Genossenschaftsmodell garantiert Gleichbehandlung

Das Genossenschaftsmodell dürfte ein wichti-ges Argument für die Kommunen gewesen sein, in der KITU mitzumachen. Das Modell bevorzugt kein Mitglied, alle sind gleichberechtigt, niemand kann bevorteilt oder gar benachteiligt werden. Die interkommunale Zusammenarbeit hat das Ziel, die IT-Leistungen und den dazugehörigen Service zu verbessern. Es gemeinsam zu tun, bietet die Möglichkeit der Kostenminderung für jedes einzel-ne Genossenschaftsmitglied. Doch um Erfolg zu haben, braucht die Kommunale IT-UNION zunächst „Schwungmasse“, also möglichst schnell eine größe-re Mitgliederzahl. Je mehr Mitglieder, desto schneller erreichen alle ihre Effizienz- und Qualitätsziele.

30 Mitglieder nach knapp vier Jahren – das kann sich schon sehen lassen. Luft nach oben freilich gibt es immer, denn nach wie vor sind viele kleinere und mittlere Städte und Gemeinden mit den sich ständig wandelnden, aber stets wachsenden Anforderungen an IT überfordert. Und dabei werden in Deutsch-land in mehr als 10.000 Kommunen nahezu immer wieder die gleichen Verwaltungsdienstleistungen erbracht. Auf der Höhe der Zeit zu sein setzt voraus, die IT im eigenen Haus medienbruchfrei, effizient und bürgernah anzubieten. Aber: Wie macht man das?

Gemeinsam spielen alle in einer ganz anderen Liga

Allein die Tatsache, gemeinsam IT-Programme und Erfahrungen zu nutzen, ist schon ein gewaltiger Schritt nach vorn. Durch gemeinsame Bestellungen von Hardware entstehen ganz andere Möglichkeiten der Preisverhandlung. Gemeinsam Antworten auf technische Herausforderungen zu finden ist ohnehin eine ganz andere Liga, als allein auf weiter Flur nach dem Stein der Weisen zu suchen.

Schlaue Bürgermeister vertrauen modernster TechnologieE-Government-Prozesse werden in Zukunft unverzichtbar. Vor diesem Hintergrund bieten sich die Bündelung der kommunalen Nachfrage, die Beratung der Kommunen bei der Bedarfsdefinition sowie der fachlich begleitete Einkauf der benötigten IT-Lö-sungen an. Um die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich IT zu fördern, haben die Stadt Magdeburg, die Gemeinde Barleben sowie der IT-Dienstleister KID-Magde-burg im Dezember 2009 die Genossenschaft Kommunale IT-UNION (KITU) gegründet. Inzwischen hat sie 30 Mitglieder.

Wigbert Schwenke

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Die Magdeburger Stadtratsvorsitzende Beate Wübbenhorst beschreibt es mit den Worten:

„Warum sollte jeder im Umkreis von 100, 200 Kilometern ein Fahrrad erfinden? Statt vieler kleiner altmodischer Königrei-che sollte unser Bemühen eine Region sein, in der schlaue Bürgermeister mit der moderns-ten verfügbaren Technologie umgehen, die den Bürgern gute Bedingungen zum Wohnen und Arbeiten bieten.“

Und sollte die Landeshauptstadt mit der eigenen KID einen kleinen Wissensvorsprung haben, so sei die Lokalpolitik gern bereit, diesen mit anderen zu teilen: „Ich rechne fest damit, dass die erreichten Synergieeffekte sich früher oder später auch in unse-rem Haushalt bemerkbar machen.“

Auf den Weg gemachtDie arg zerklüftete kommunale Landschaft

Sachsen-Anhalts jedenfalls hat sich auf den Weg gemacht. Sehr vorsichtig, sehr behutsam. Aber sie

ist unterwegs. Die Kommunale IT-UNION ist eine Chance, ein Versuch, mit ihren Mitgliedern eine vor-sichtige Annäherung in Richtung Vereinheitlichung kommunaler Prozesse zu gehen. Die Perspektiven geben viel Hoffnung. Die vorhandenen Ressourcen und das Know-how der Genossenschaft gemein-sam zu nutzen, gebiert die Möglichkeit, morgen die kommunalen Kernverfahren in kleinen Schritten sogar für alle zu konsolidieren und zu vereinheit-lichen. In weiter Ferne wäre sogar die gesamte Betriebsführung für alle Genossenschaftsmitglieder an einem zentralen Standort denkbar. Man muss es nur wollen.

Das Angebot zur Selbsthilfe liegt auf dem Tisch. Für jede Kommune.

IKT-Beirat tagte bei der KITU

Der Beirat für Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT) des Landes Sachsen-Anhalt tagte bei der Kommunalen IT-UNION eG (KITU). Vertreter der Landtagsfraktionen, Vertreter der Wirtschaft und der Hochschulen unterstützen

beratend den CIO des Landes Sachsen-Anhalt. Das E-Govern-ment-Gesetz des Bundes, das kommunale IT-Kompetenz- zentrum Sachsen-Anhalts und weitere Themen standen auf der Agenda.

Beate Wübbenhorst

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Ausflugstipp

Das Letzlinger Schloss wurde auf Veranlassung von Johann Georg, Kurfürst von Brandenburg (1525 – 1598), zwischen 1559 und 1562 erbaut. Für den Kurfürsten, ein begeisterter Jäger, war die wildreiche Umgebung Anlass, hier in der südlichen Altmark eine Nebenresidenz zu errichten und ihr den Namen „Hirschburg“ zu geben. Bis heute erlebte das letzte Hohenzollern-Schloss in Sachsen-Anhalt eine wechselvolle und spannende Geschichte. Sogar ein Koch wurde hier ermordet. Die Tat wurde nie aufgeklärt. Heute beherbergt das Jagdschloss eine hochinteressante historische Ausstellung, ein feines Hotel und ein Spitzenrestaurant. Fest steht: Ein Ausflug nach Letzlingen lohnt zu jeder Jahreszeit.

Malerisch fügt sich das weiße Schloss abseits des Ortskerns von Letzlingen (eines der bekanntesten Spar-geldörfer unseres Bundeslandes) in die Waldlandschaft ein: „Anno Domini 1560 ist dis Haus allhier zu Lietz-lingen angefangen“, steht als Begrüßung am Torhaus, durch das man den Innenhof der Residenz betritt.

Das Jagdschloss besteht aus einem dreistöckigen Wohnhaus mit einer Ringmauer, vier Ecktürmen und dem Torhaus. Bis 1608 herrschte reges Treiben auf der Hirsch-burg, denn auch Johann Georgs Sohn, Joachim Friedrich (1546 – 1608), liebte die wunderschöne, weitläufige Anlage und die unendlichen Jagdmöglichkeiten. Doch mit seinem Tode verfiel die Hirschburg in einen fast zwei Jahrhunderte dauernden Dornröschenschlaf. Es gab keine gesellschaftlich bedeutenden Veranstaltungen mehr, son-dern nur langsamen Verfall. Während des Dreißigjährigen

Krieges plünderten Truppen, die hier stationiert waren, die Burg aus, nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Fußböden wurden herausgerissen, die Einrichtung nach Tangermünde geschafft. Dann, 25 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, erschütterte ein Mord die Bewohner des Schlosses: Am 16. September 1673 wurde der Koch Paul Frey „auf seinem Lager noch schlafend mit der Flinte erschlagen“, berichtet der Chronist. Ein Eifersuchtsdrama? Eine Affekthandlung im Streit? Ein Raubmord? Die Antwort wird auf ewig ein Geheimnis bleiben. Alle Ermittlungen verliefen im Sande.

1701 und 1739/40 diente das Schloss Letzlinger Kolonisten, die den stillgelegten Wirtschaftshof nutzen durften, als erste Ansiedlungsmöglichkeit. Die gesamte Anlage stand damals dem jeweiligen Oberforstmeister der Altmark als Dienstwohnung zur Verfügung.

Die wechselvolle Geschichte des Jagdschlosses Letzlingen

Geliebt, geplündert, vergessen – und jetzt ein Kleinod zum Entspannen

AnfahrtAus Halle: A 14 Rich-tung Magdeburg bis zum Ende, dann der B71 folgen bis Letzlin-gen. Hier ist alles bes-tens ausgeschildert.Ab Magdeburg: über die B 71 bis Letzlin-gen.

Extra-TippNoch vor Ostern am 20. April soll die Dau-erausstellung um wei-tere sechs Räume im zweiten Obergeschoss erweitert werden. Themen: Die Hofjag-den im 19. Jahrhun-dert – besser bekannt als Kaiserjagden. Und es wird die Heide als ungewöhnlicher Lebensraum vorge-stellt.Schauen Sie einfach auf die Internetseite vom Jagdschloss Letz-lingen.

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Eine wechselvolle Ge-schichte erlebte das Jagd-

schloss Letzlingen. Einst Residenz von Herrschern,

dann Ausbildungsstätte und Krankenhaus. Nach der Restaurierung ist es

wieder ein beliebtes Aus-flugsziel geworden.

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Vom Herrschaftshaus zum LazarettIm Laufe der Jahre wäre das Jagdschloss Letzlingen

mit Sicherheit immer weiter verfallen, wenn nicht 1841 Friedrich Wilhelm der IV, König von Preußen, vorbeige-kommen und von dem Anwesen begeistert gewesen wäre. Er beauftragte umgehend seinen Architekten, Friedrich August Stüler, mit den Umbauarbeiten im neugotischen Stil. Damit begann eine neue Ära für Schloss und Altmark. Bis 1870 wurden nun Jagden für hochherrschaftliche Gäste veranstaltet. So kamen zum Beispiel 1864 der russische Zar Alexander II und 1882 Kronprinz Rudolf von Österreich auf Besuch ins Schloss. Das gesamte Protokoll für die prächtigen Jagdveranstal-tungen und die rauschenden Feste wurde über Berlin abgewickelt. Auch Kaiser Wilhelm II (1859 – 1941) liebte Letzlingen: 15 Mal residierte der letzte deutsche amtie-rende Monarch in der Altmark – bis zur letzten Hofjagd 1912.

Restaurierung kostete über 20 MillionenMit Wilhelms Abdankung 1918 mussten die Hohen-

zollern auch das Schloss aufgeben. Möbel, Bilder und viele andere wertvolle Gegenstände wurden auf andere Hohenzollern-Schlösser verteilt oder versteigert. Ins Jagd-schloss zogen dann im Laufe der nächsten Jahrzehnte die unterschiedlichsten Institutionen ein. Erst wurde das Haus eine private Ausbildungsstätte. Im Dritten Reich nutzte die NSDAP die Gebäude als Sportschule. Von 1939 bis 1945 wurden die Gebäude als Lazarett genutzt. Und bis 1991 diente das Schloss als Krankenhaus, eine Außenstelle der Klinik Gardelegen.

1996, mit der Gründung der landeseigenen Schlös-ser-Stiftung, geht das Jagdschloss in deren Eigentum über. Es beginnen umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die gut 20 Millionen Euro kosten. 2001 ist es soweit. Im Januar erstrahlt die ganze Anlage im neuen Glanz und wird feierlich eröffnet. Im Mittelpunkt steht nun eine hochinteressante Dauerausstellung: In acht lichtumflute-ten Räumen wird die Geschichte des Schlosses seit 1559 auf Bildern und Tafeln dargestellt. Historische Funde und alte Gemälde beleben die Schau und nehmen den Besucher mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Die Ausstellung thematisiert außerdem die Geschichte der Jagd in der Letzlinger Heide und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Region (siehe Extra-Tipp).

Seit der Wiedereröffnung lädt das Restaurant Kaiserhof zum gemütlichen Verweilen ein. Hier erwarten den Gast kleine und große Köstlichkeiten. Oft wurde die Küche im Schlemmeratlas positiv erwähnt. Tatsächlich: Jeder Euro in die bodenständigen Gerichte, hergestellt aus regionalen Produkten, ist gut investiert. Was das Restaurant noch auszeichnet: Es geht sehr familiär zu – extra Stühle für kleine Kinder. Und auch gut erzogene Hunde stören niemanden. Alles völlig normal und nicht überzogen. Das trägt zur Entspannung und Erholung bei, ebenso wie der Blick in den Schlosswald oder zur gegenüberliegenden Letzlinger Kirche. Das ist Kurz-Erho-lung mit Nachhaltigkeit!

Nach der Besichtigung der Ausstellung und einem leckeren Imbiss empfiehlt sich ein Verdauungsspazier-gang durch den Wald. Der Forst schließt sich unmittelbar an das Schloss an. Hier ist die Natur noch unberührt. Hier wachsen Bäume, wie sie wollen, bahnen sich Gräser und Kräuter ihre Wege. Schnell verfliegen die Stunden und der Abend bricht an. Jetzt nach Hause? Warum? Seit 2004 gibt es im ehemaligen Kavaliershaus das ro-mantische Schlosshotel Letzlingen. Verbringen Sie doch einfach eine romantische Nacht im Turmzimmer und genießen zuvor ein Vier-Gang-Überraschungs-Candle-Light-Dinner am Abend. Es lohnt sich. Wirklich!

Thomas Pfundtner

InfosJagdschloss Letzlin-gen, Schlossstraße 10, 39638 Hansestadt Gar-delegen, OT-Letzlingen.

AusstellungVon April bis Oktober von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, Sa. und So. bis 16.30 Uhr. Mo. geschlossen. Eintritt: Erwachsene: 2,20 EUR, Kinder: 1 EUR, Führungen sind nach Vereinbarung möglich: 039088 808970 o. 71. [email protected] erfragen Sie auch die Preise.Weitere Informationen: www.jagdschloss-letzlingen.deDas Schlosshotel Letzlingen und das Restaurant Kaiserhof erreichen Sie unter: 039088-80200 oder info@schlosshotel- letzlingen.de. www.schlosshotel-letzlingen.de

Foto links: ein Blick in die Dauerausstellung. Noch können nur acht Räume besichtigt werden – weitere sechs Räume kommen im April dazu.

Foto rechts: der Eingang vom Restaurant Kaiser-hof. Sobald es warm ist, herrscht dichtes Gedrän-ge auf der Terrasse.

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Streiflichter

Mit einem senkrecht aufgestellten Wäschekorb ins Geschichtsbuch

Wie Wilhelm Bartelmann den Deutschen einen Korb schenkte

Der Name Ludolph Wilhelm Eduard Bartelmann würde heute ebenso vergessen sein wie Millionen andere auch, wäre da nicht eine ziemlich penetrante Kundin gewesen, die den Korbmacher so genervt haben muss, dass er ihrer seltsamen Bitte entsprach. Überliefungen zufolge kam eine gewisse Elfriede von Maltzahn die Woche zweimal in die Rostocker Werk-statt des Kaiserlichen Hofkorbmachermeisters Bartel-mann und bettelte ihn an. Nicht nach Geld, sondern nach einem Gestühl, das es ihr erlaubte, trotz fortgeschrittenen Rheumas am Ostseestrand Luft, Wasser und Sonne zu genießen. Freilich nicht zu viel davon, aber auch nicht zu wenig. Der „Zauberstuhl“ sollte den Blick aufs Meer und viel Licht bieten, aber andererseits vor zu viel Wind und Sonne schützen. Bartelmann zögerte lange, womöglich, weil er keine Ahnung hatte, wie er es anstellen sollte. Doch im Frühjahr 1882 nahm er die Herausforderung an. Der Handwerker baute aus Weiden und Rohr eine Art senkrecht aufgestellten Wäschekorb mit Sitzbrett. Machte er sich damit über seine Kundin lustig? Wir wissen es nicht.

Wir wissen aber, dass Elfriede von Maltzahn mit dem gewöhnungsbedürftigen Sitzmöbel tatsäch-

lich an den Strand von Warnemünde zog, allen Spötteleien zum Trotz. Selbst Bartelmann soll über die seltsamste Kundin seines Lebens leicht mit dem Kopf geschüttelt haben. Doch dann geschah, womit niemand gerechnet hatte: Elfriedes Stuhl war binnen eines Ostseesommers die Touristenattraktion in ganz Warnemünde. Der Spross einer Lübecker Korb-macherfamilie, der mit 25 Jahren seine eigene Werk-statt in Rostock eröffnet hatte, war plötzlich der gefragteste Handwerker der ganzen Küste. Denn die „Sitzgelegenheit für den Strand als Schutz vor Sonne und Wind“, oder kurz der „Strand-Stuhl“, erregte bei den anderen Badegästen, die auch bequem am Strand sitzen wollten, unglaubliches Aufsehen. Plötzlich „nervten“ täglich dutzende Kunden in Bartelmanns Werkstatt und die Nachfrage nach dem seltsamen Möbelstück stieg sprunghaft an.

Um dem Bedarf halbwegs gerecht zu werden, entwickelte Bartelmann einen Sommer später aus dem Einsitzer ein Modell für zwei Personen. Erst später lernte es die Welt als Strandkorb kennen.

Als geschäftstüchtige Erfinderin entpuppte sich im Sommer 1883 Bartelmanns Ehegattin Elisabeth. Sie ließ sich vom Gatten zwei Dutzend Strandkörbe bauen, mit denen sie in der Nähe des Warnemünder Leuchtturms die erste Strandkorbvermietung der Welt eröffnete. Es dauerte nicht lange, dann lebte die gesamte Familie vom Körbe verteilen – bald gab es Filialen in mehreren Orten Mecklenburgs. Noch heute wird die Strandkorbvermietung in Kühlungs-born in Familientradition geführt.

Doch zurück zum Erfinder: Eine industrielle Pro-duktion seiner Erfindung lehnte Bartelmann ebenso ab wie die Anmeldung des Strandkorbs als Patent. Er sah sich als Handwerker, der seine Strandkör-be liebevoll mit Details wie Markisen, Fußstützen, Armlehnen und Seitentischen ausstattete. Gesellen wie Franz Schaft und Johann Falck, die bei Bartel-mann gelernt hatten, waren cleverer. Sie gründeten

Zahlreiche Erfindungen in den vergangenen Jahrhunderten haben die Welt verändert. In einer Serie erinnert der Server an Erfindungen, die das Leben der Menschen nachhaltig beeinflusst haben. In der 21. Folge erzählen wir die Geschichte von Wilhelm Bartelmann (* 7. Oktober 1845 in Bergedorf; † 25. Juli 1930 in Rostock): Einer Kundin, die trotz fortgeschrittenen Rheumas unbedingt am Ostseestrand sitzen wollte, gab er einen Korb. Eine Tat, die ihn berühmt machte.

Wilhelm Bartelmann

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Anfang des 20. Jahrhunderts Fabriken, die den ge-samten Ostseeraum mit Strandkörben belieferten. In den 1920er Jahren eroberte der Strandkorb in gro-ßer Zahl die Strände von Nord- und Ostsee. Heute findet man Strandkörbe in allen Teilen der Welt.

Bis heute hat sich am Aussehen des Strandkorbs nichts geändert, außer dem kleinen, aber feinen Unterschied zwischen dem Ostseekorb (abgerundet und elegant) und dem Nordseekorb (leicht eckig). Inzwischen gibt es ihn auch als „Halblieger“, dessen Lehne um 45 Grad, oder als „Ganzlieger“, der um 90 Grad klappbar ist.

Interessant ist die Tatsache, dass der deutsche Strandkorb nie die deutschen Küsten verlassen hat. Es gibt ihn weder in Hurghada, auf Mallorca, am Strand von Kos oder an der Schwarzmeerküs-te. Wahrscheinlich ist den Ausländern die kuriose Strandlaube dann doch zu klobig, zu schwer oder schlichtweg zu albern.

In Deutschland ist das anders – Sommer für Sommer werden an Ost- und Nordsee zwischen 75.000 und 100.000 Strandkörbe aufgestellt. Und: Strandkorbverleihung ist auch nach über 100 Jahren ein lukratives Geschäft in den Seebädern.

Reger Betrieb amStrand der Nordsee-insel Norderney um 1900

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Frau Herr

Glosse

Eigentlich mag ich keine Wüste. Ist mir da ein-deutig zu trocken. Gibt ja nicht mal ein gepflegtes Bier. Sogar mein Arzt rät mir vom Sandurlaub ab.

Ich sei ja kein Kamel. Und zwei Liter pro Tag, das kann sich kein Schwein ausschwitzen. Nicht

mal ich. Nur das kleine Seppl-Blatt aus den Schweizer Bergen, also das ist

der mit der wunden Stellen zwi-schen Daumen und Zeigefin-

ger, springt wie Rumpelstilzchen herum und schreit: „Ach wie gut, dass

niemand weiß, dass die Wüste ist so heiß.“ Scheich Tamim bin Hamad hat ihm ja ge-

zeigt, dass da, wo Öl sprudelt, immer etwas ist. Auf jeden Fall Geld. Und wo Geld ist, kann auch Liebe sein. Liebe zum runden

Leder. Spätestens wenn Messi, Ronaldo und Götze triefend wie vollgesogene

Schwämme über wüsten Kunstrasen traben, wird Katar zum heißesten

Pflaster des Planeten.

Was haben eigentlich die zwei Millionen Katari auf dem Leib, wenn sie bei sengender Hitze auf der Tribüne hocken? Kühl-

akkus unter den Socken? Crash-Eis unterm Turban? Oder wird es das erste Nacktturnier der Geschichte?

Uns könnte das eigentlich egal sein, denn wir werden 2022 das ganze Gegenteil erleben. Wenn sich der Emir vom Persischen Golf mit seinen Lands-leuten eisgekühlte Getränke hinterkippt, scharen wir uns fröstelnd um die Feuerschale und liegen uns bei jedem Tor mit Glühwein in den Armen. So richtig stimmungsvoll stelle ich mir das zwar nicht vor, aber meine Frau freut sich wahnsinnig auf diese Weltmeis-terschaft.

So entspannt wie 2022 wird sie nie wieder ihre Weihnachtseinkäufe erledigen können – in men-schenleeren Citycentern. Sogar mehr Geld plant sie dafür schon ein, hat sie mir doch neulich gesagt: „Ach, Schatz, die Kiste Bier fürs Wohnzimmer ist doch billiger als zwei Plastikbecher auf der Fanmeile.“

Auch mein Freund bei der Polizei ist schon ganz happy. Schließlich muss er keine Überstunden auf ir-gendeiner Fanmeile schieben und hat keine Anzeige wegen ruhestörenden Lärms durch Autokorsos am Hals. Die Katar-WM ist was fürs Sofa. Ein Sommer-märchen wird sie jedenfalls nicht, bestenfalls ein Wintertraum.

Die Sofa-WM

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Telefon 03 91 2 44 64-0 Telefax 03 91 2 44 64-400 E-Mail [email protected] Internet www.kid-magdeburg.de

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Unter allen Einsendern des richtigen Lösungswortes verlosen wir dreimal einen Kugelschreiber mit Touchpen für die einfache Bedienung von Smartphones und Tablet-PCs.

Viel Spaß beim Rätseln!Einsendeschluss ist der 31. Mai 2014Vergessen Sie nicht den Absender. Die Ge-winner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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