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17 © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2006 # 2 Abbildung 1: Ablauf beim revisionssicheren Auslesen, Speichern und Löschen digitaler Fotos Vollautomatischer Prozess durch Einstecken initiiert Digitales Foto Original Digitales Foto gelöscht Speicherkarte Arbeitsplatz-PC Server Ermittlung aller Bilddaten Virenfreiheit Contentüberprüfung jpg, tif, tiff, Herstellerformate digital signierte Liste der korrekten Bilder Übertragung Bild für Bild Kopie auf Server Secure DIFO vergleicht Signaturen des Servers und erstellt digital signierte Löschliste Server signiert Bild und sendet Erfolgs- meldung Zeitverlauf „Speichern auf Server“ Zeitverlauf „Löschen Originale“ Juristische Beweiskraft Logbuch enthält: Ergebnis Virenprüfung Ergebnis Contentprüfung Digital signierte Liste aller Bilder Übertragungsergebnis Signatur Server „Bild erhalten“ Digital signierte Liste aller gelöschten Bilder Das Projekt „Digitale Foto- grafie“ (DiFo) der Bayerischen Polizei soll das Einsparpotenzial digitaler Kameras und Arbeitsabläufe für den Polizeidienst erschließen. Die teuren Verfahren der traditionellen Fotogra- fie von Tatorten auf Filmbild-Kame- ras mit anschließender Negativ- und Bildentwicklung gehören damit, zumindest in Bayern, nun der Ver- gangenheit an. Kostenvorteile bezie- hen sich hierbei nicht nur auf die Erstellung der Fotos, sondern wirken sich über die gesamte Lebensspanne und in den definierten Prozessen positiv aus. Die schnelle – wenn er- forderlich bundesweite – Verfügbar- keit digitaler Fotos ist gerade im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft ein weiterer wesentlicher Vorzug gegen- über der früheren Vorgehensweise. Bayern ist mit diesem Ansatz Vorrei- ter und definiert damit Standards, die nicht nur in der Polizeiarbeit, sondern auch in vielen Behörden und Wirtschaftsunternehmen sehr nützlich sein dürften. Die Einführung von Syste- men zur digitalen Fotografie erfordert jedoch naturgemäß die Nutzung von Schnittstellen zu Kameras und Spei- chermedien an PC-Arbeitsplätzen, die sorgsam zu reglementieren ist, da- mit keine Einbußen bei der IT-Sicher- heit zu beklagen sind. Hier hat sich die Bayerische Polizei für den Einsatz von DeviceWatch (www.devicewatch.de) der Münchner Firma itwatch GmbH entschieden. Der vorliegende Projekt- bericht schildert die Anforderungen, Entscheidungsgründe und ersten Er- fahrungen. Das DiFo-Projekt ist eng an die flächendeckende Verfügbarkeit des Betriebssystems Microsoft Windows XP gekoppelt, in dem Peri- pheriegeräte – im Folgenden meist kurz als Geräte oder auch neudeutsch „Devices“ bezeichnet – durch Plug&Play sehr einfach eingesetzt werden können. Zur Verbindung von Devices mit dem PC-Arbeitsplatz dienen (ganz allgemein) die Schnitt- stellen USB, FireWire, PCMCIA, Blue- tooth und einige mehr. Mit diesem leichten Zugang zum PC sind natür- lich auch Risiken verbunden, unter Von Walter Wust, München Sichere IT-Umgebung für digitale Tatortfotos Ein Projektbericht der Bayerischen Polizei Digitale Fotografie verspricht enorme Kostenvorteile gegenüber der klassischen chemie- basierten Variante. Um dieses Potenzial zu erschließen, ohne auf der IT-Seite Abstriche bei der Sicherheit zu machen, hat die Bayerische Polizei ein flächendeckendes Device- Management eingeführt. Sicheres Device-Management Systeme und ihr Umfeld anderem das Einbringen von Schad- software, das unerlaubte Kopieren von Daten oder das Schaffen uner- wünschter Netzverbindungen per WLAN oder Bluetooth (vgl. bspw. [1] und [2]). Derzeit hat die Bayerische Polizei etwa 20 000 PCs im Einsatz; alle Computer wurden 2005 in weni- gen Monaten mit Windows XP aus- gestattet. Rasch nach seinem Start meldete das zugehörige Projekt auch die Anforderung, digitale Fotoappa- rate einbinden zu können. Wie sich herausstellte, handelt es sich hierbei um einen Schlüsselfaktor, der bei Roll-out-Vorhaben anderer Behör- den häufig vergessen wird. Diese frühzeitige Kommunikation zwi- Sonderdruck für

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17© SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2006#2

Abbildung 1:Ablauf beimrevisionssicherenAuslesen,Speichern undLöschen digitalerFotos

Vollautomatischer Prozess durch Einstecken initiiert

Digitales Foto

Original

Digitales Foto

gelöschtSpeicherkarte

Arbeitsplatz-PC

Server

Ermittlung aller BilddatenVirenfreiheitContentüberprüfung jpg,tif, tiff, Herstellerformatedigital signierte Liste derkorrekten Bilder

ÜbertragungBild für BildKopie auf Server

Secure DIFO vergleichtSignaturen des Serversund erstellt digitalsignierte Löschliste

Server signiert Bildund sendet Erfolgs-meldung

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JuristischeBeweiskraft

Logbuch enthält:

Ergebnis Virenprüfung

Ergebnis Contentprüfung

Digital signierte Liste aller Bilder

Übertragungsergebnis

Signatur Server „Bild erhalten“

Digital signierte Liste aller gelöschten Bilder

Das Projekt „Digitale Foto-grafie“ (DiFo) der Bayerischen Polizeisoll das Einsparpotenzial digitalerKameras und Arbeitsabläufe für denPolizeidienst erschließen. Die teurenVerfahren der traditionellen Fotogra-fie von Tatorten auf Filmbild-Kame-ras mit anschließender Negativ- undBildentwicklung gehören damit,zumindest in Bayern, nun der Ver-gangenheit an. Kostenvorteile bezie-hen sich hierbei nicht nur auf dieErstellung der Fotos, sondern wirkensich über die gesamte Lebensspanneund in den definierten Prozessenpositiv aus. Die schnelle – wenn er-forderlich bundesweite – Verfügbar-keit digitaler Fotos ist gerade im Jahrder Fußball-Weltmeisterschaft einweiterer wesentlicher Vorzug gegen-über der früheren Vorgehensweise.Bayern ist mit diesem Ansatz Vorrei-ter und definiert damit Standards,die nicht nur in der Polizeiarbeit,sondern auch in vielen Behördenund Wirtschaftsunternehmen sehrnützlich sein dürften.

Die Einführung von Syste-men zur digitalen Fotografie erfordertjedoch naturgemäß die Nutzung vonSchnittstellen zu Kameras und Spei-chermedien an PC-Arbeitsplätzen,die sorgsam zu reglementieren ist, da-mit keine Einbußen bei der IT-Sicher-heit zu beklagen sind. Hier hat sich dieBayerische Polizei für den Einsatz vonDeviceWatch (www.devicewatch.de)der Münchner Firma itwatch GmbH

entschieden. Der vorliegende Projekt-bericht schildert die Anforderungen,Entscheidungsgründe und ersten Er-fahrungen.

Das DiFo-Projekt ist eng andie flächendeckende Verfügbarkeitdes Betriebssystems MicrosoftWindows XP gekoppelt, in dem Peri-pheriegeräte – im Folgenden meistkurz als Geräte oder auch neudeutsch„Devices“ bezeichnet – durchPlug&Play sehr einfach eingesetztwerden können. Zur Verbindungvon Devices mit dem PC-Arbeitsplatzdienen (ganz allgemein) die Schnitt-stellen USB, FireWire, PCMCIA, Blue-tooth und einige mehr. Mit diesemleichten Zugang zum PC sind natür-lich auch Risiken verbunden, unter

Von Walter Wust, München

Sichere IT-Umgebung fürdigitale TatortfotosEin Projektbericht der Bayerischen Polizei

Digitale Fotografie verspricht enorme Kostenvorteile gegenüber der klassischen chemie-

basierten Variante. Um dieses Potenzial zu erschließen, ohne auf der IT-Seite Abstriche

bei der Sicherheit zu machen, hat die Bayerische Polizei ein flächendeckendes Device-

Management eingeführt.

Sicheres Device-ManagementSysteme und ihr Umfeld

anderem das Einbringen von Schad-software, das unerlaubte Kopierenvon Daten oder das Schaffen uner-wünschter Netzverbindungen perWLAN oder Bluetooth (vgl. bspw. [1]und [2]).

Derzeit hat die BayerischePolizei etwa 20 000 PCs im Einsatz;alle Computer wurden 2005 in weni-gen Monaten mit Windows XP aus-gestattet. Rasch nach seinem Startmeldete das zugehörige Projekt auchdie Anforderung, digitale Fotoappa-rate einbinden zu können. Wie sichherausstellte, handelt es sich hierbeium einen Schlüsselfaktor, der beiRoll-out-Vorhaben anderer Behör-den häufig vergessen wird. Diesefrühzeitige Kommunikation zwi-

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schen dem Basis-Projekt „Betriebs-system“ und dem Anwendungspro-jekt „DiFo“ war entscheidend für eineffizientes Arbeiten.

Bordmittel vs. USB & Co.

Aus Sicht der IT-Plattform –also Betriebssystem und systemnaheKomponenten – ist der sicherste Be-trieb dadurch gekennzeichnet, dassalle Schnittstellen mit „Bordmitteln“abgeschaltet werden. Hierzu stehenWindows Group Policy Objects (kurzGPO), das BIOS sowie lokale Einstel-lungen zur Verfügung (z. B. Rechteauf bestimmten Registry Keys perAccess-Control-Listen). Mit dem Pro-jekt DiFo hatte die Bayerische Polizeiaber gerade den Bedarf, die Schnitt-stellen der Plattform zu öffnen –selbstverständlich nur für die vorabdefinierte Nutzung.

Ein erster Lösungsansatz wares, den ohnehin klar definiertenHardwarebeschaffungsprozess mitzentraler Validierung und Freigabeauch für die Peripheriegeräte zu nut-zen. Schnell erkannte man jedoch,dass die Geschwindigkeit, in welchersich der Markt der Peripheriegeräteverändert, im Rahmen eines zentralgesteuerten Freigabeprozesses nurungenügend abzubilden ist. Da Kos-tendruck und Verbesserungen derFlexibilität Hauptgründe für die Rea-

Abbildung 2:Erfasste digitale

Fotos werden übereine Client-/Server-

Anwendung imBayerischen Landes-

kriminalamtverwaltet.

Sicheres Device-ManagementSysteme und ihr Umfeld

lisierung des Projekts DiFo waren,wäre es kontraproduktiv gewesen,realisierbares Einsparpotenzial vonvornherein auszugrenzen: Die Kos-ten digitaler Kameras unterliegen ei-nem stetigen Abwärtstrend, die Mo-delle werden häufig mit technischenVerbesserungen oder neuen Funktio-nen unter neuem Namen auf denMarkt gebracht, was zeitlich aufwän-dige, zentrale Validierungsprozessead absurdum führt.

Vom Preisdruck im Marktder Peripheriegeräte kann man ambesten dann profitieren, wenn fürdas Management der Devices„schlanke“ Prozesse definiert wer-den, die ohne großen zeitlichen undpersonellen Aufwand ablaufen undgegebenenfalls auch einen häufigenWechsel zu anderen Herstellern oderneuen Gerätetypen unterstützen.Daraus resultierte die Forderungnach einem wirtschaftlichen Life-Cycle-Management für einen poten-ziell sehr großen Device-„Zoo“ unddie effiziente Integration in definier-te Prozesse, vor allem zu Beschaffungund Freigabe.

Selbstredend ist der Sicher-heitsbedarf bei Polizeibehördenhoch, weswegen Verfahren regelmä-ßig auch einem „Negativ-Test“ un-terzogen werden, der die Funktioneiner Teilkomponente infrage stellt

und prüft – am besten „in allen Le-benslagen“. Im vorliegenden Fallzeigte sich bei den BIOS-Einstellun-gen einiger PCs ein Fehlverhalten:Der Plug&Play-Mechanismus im Be-triebssystem und das Betriebssystemselbst sind teilweise „stärker“ als dasBIOS, sodass eine Sperre von USB-Schnittstellen mit BIOS-Mitteln inbestimmten Fällen nicht mehr greiftund der Benutzer dennoch Zugangzu einigen Devices erhält – der Nega-tiv-Test für das Bordmittel BIOSkonnte somit nicht als bestandengelten.

Ein weiteres Problem: BIOSund GPO ermöglichen es nicht, spe-zifische, durch ihren Namen identifi-zierte Devices für einzelne Benutzeroder Gruppen freizugeben. Außer-dem schützen diese Bordmittel nichtvor Schnittstellen oder Geräteklas-sen, die zum Roll-out-Zeitpunktnoch nicht bekannt sind. Dadurchentsteht eine permanente Notwen-digkeit zur Nachschau.

Verfahren mit ACLs auf ein-zelne Registry Keys werden überdiesschon durch die Treiber einiger Gerä-te ausgehebelt, die beispielsweisesofort einen neuen Registry-Schlüs-sel anlegen, wenn sie einen vordefi-nierten Key nicht mehr lesen können– wenn sie an einer bestimmten Stellekeine Schreibberechtigung haben,suchen sie sich einfach einen ande-ren Platz.

Speziallösung gefordert

Nach der Analyse aller ver-fügbaren Bordmittel war damit klar,dass wegen fehlender Flexibilität undlimitierter Funktionalität eine ande-re Lösung gefunden werden musste.Nach einer kurzen Marktsondierungfiel die Entscheidung „Make or Buy“klar in Richtung „Einkauf“, da dervorgefundene Reifegrad entspre-chender marktgängiger Produkteeine Inhouse-Entwicklung nichtrechtfertigt und von anderen Stellenüber „Groschengräber“ mit starkwachsenden Kosten bis hin zur Kos-

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tenexplosion berichtet wurde. Des-halb begann man Ende 2004 miteiner Ausschreibung „sichereSchnittstellen“ ein Werkzeug zu su-chen, welches das sichere Manage-ment einzelner Devices sowie allerSchnittstellen ermöglicht. Den Zu-schlag in dieser Ausschreibung er-hielt im ersten Halbjahr 2005 dasProdukt DeviceWatch.

DeviceWatch dient dazu,alle Schnittstellen und Peripheriege-räte (auch großer PC-Netze) zentralzu managen – auch für neue, bis datounbekannte Systeme ist hierfür keinSoftware-Update erforderlich. DieDeviceWatch DEvCon (Device EventConsole) ermöglicht es, auf dezentralauftretende gerätespezifische Ereig-nisse (z. B. Plug&Play-Fehler, neuesLaufwerk, verbotene Netzwerkkarteo. Ä.) individuell zu reagieren undauch eigene Lösungen zu integrie-ren. Die Konsole umfasst zudemFunktionen zur Inventarisierung pe-ripherer Endgeräte, was überdies –ohne clientseitige Software-Installa-tion – auch durch den DeviceWatchScanner möglich ist. Nicht zuletztenthält die Lösung einen Content-Filter mit detailliertem, kundenseitigerweiterbaren Pattern Matching zursyntaktischen und semantischenKontrolle von Dateiinhalten beimAustausch mit externen Laufwerken.Als weitere Pluspunkte konnte derAnbieter eine branchenübergreifen-de Marktdurchdringung anführenund durch Referenzinstallationen ei-nen hohen Produktreifegrad bele-gen.

Parallel zum Managementder (zulässigen) Devices als solcheblieb noch eine weitere Herausforde-rung: Ein einmal freigegebenes Ge-rät, beispielsweise eine Kamera,könnte auch von Berechtigten ent-weder versehentlich oder sogar ab-sichtlich missbraucht werden. Digi-tale Kameras sind heutzutageletztlich auch Datenträger mit einem„ganz normalen“ Dateisystem, wo-durch einerseits das Risiko eines un-erwünschten Exports (Schreiben auf

eine Kamera) und zum anderen einesverbotenen Imports entsteht (Lesenvon verbotenem Material).

Auch wenn Windows XP einFlag kennt, mit dem man das Schrei-ben auf USB-Speichergeräte generellverhindern kann, so ist auch diesesBordmittel für das DiFo-Projekt un-zureichend, da es nur auf USB wirkt,also eingebaute Speicherkartenlesernicht miteinbezieht. Zudem erweistes sich im täglichen Betrieb als sehrlästig: Hier muss beispielsweise einAdministrator, der zum Schreibenberechtigt sein soll, das Flag jedesMal verändern und er darf vor allemnach der Nutzung das Rücksetzennicht vergessen. Diese manuelle Ak-tion ist nicht zumutbar und darüberhinaus äußerst fehleranfällig.

Hinzu kommt ferner, dasseinige Standard-Anwendungen beimÖffnen von Fotos kleinere Änderun-gen an dem genutzten Dateisystem-Ordner vornehmen und bei einemSchreibschutz auf dieses Directorymit undefinierten Fehlern abbre-chen. Als endgültiges K.-o.-Kriteriumerwies sich bei der Bayerischen Poli-zei die Einbindung in einen sicherenDiFo-Prozess, der nicht nur zwischenLesen und Schreiben unterscheidet,sondern der beispielsweise die Akti-on „Löschen“ erst nach der Erfüllungbestimmter Bedingungen zulässt.

Sicherer DiFo-Prozess

Innerhalb der BayerischenPolizei ist definiert, dass ein Tatortfo-to erst dann vom Originaldatenträ-ger gelöscht werden darf, wenn be-wiesenermaßen eine identische Ko-pie auf einem dafür vorgesehenenServer angekommen ist. Technischgesehen müssen die Fotos folgendenProzess durchlaufen:

Kopieren der Fotos vom Ori-ginaldatenträger in eine Quarantä-nezone und Anlegen von Integritäts-signaturen für jedes Foto in einemProtokoll

Sicheres Device-ManagementSysteme und ihr Umfeld

Prüfung aller Fotos auf Vi-renfreiheit (Freiheit von sog. Mali-cious Code) sowie inhaltlicher (se-mantischer) und syntaktischer Kor-rektheit: Dabei sind nicht nur diebekannten JPG-Formate EXIF undJFIF zu berücksichtigen, sondernauch die (Kamera-)herstellertypi-schen Rohformate, die eine höhereAuflösung und damit die Grundvor-aussetzung für forensisch detaillierteAnalysen bieten.

Nach positiver Prüfung folgtdie Übertragung der Fotos auf denServer

Die Rückmeldung des Ser-vers auf einem sicheren Kanal liefertIntegritätssignaturen zu jedem ein-zelnen Foto, die mit jedem Original-Foto verglichen werden. Erst wenndieser Inhalt korrekt über den siche-ren Kanal bestätigt ist, wird einLöschzertifikat erstellt.

Das Foto wird vom Original-datenträger gelöscht und das Lösch-protokoll archiviert.

Die digitalen Originalbilder(volles Datenvolumen) werden aufeinem lokalen File-Server im LAN dererfassenden Dienststelle gespeichert.Ein Vorschau-Bild nebst automati-siert erzeugten Metadaten wirdzudem an das Bayerische Landeskri-minalamt (BLKA) übertragen, dasdiese Informationen in einer zentra-len Bilddatenbank erfasst und bereit-stellt. Die Bildverwaltung über-nimmt dabei das Produkt „Pixelbo-xx“ (vgl. Abb. 2) – das gesamte Ver-fahren läuft auf einem zentralen Ap-plikationsserver und einem Daten-bankserver (mit Oracle 10g alsDBMS). Unter bestimmten Voraus-setzungen ist zudem vorgesehen, zunetzlastarmen Zeiten auch die volu-minösen Vollbilder zu einer überge-ordneten Dienststelle zeitversetzt zuübertragen.

Alle einzelnen Schritte undihre Ergebnisse müssen zudem in ei-nem gemeinsamen Protokoll (Log-

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File) revisionssicher hinterlegt wer-den. Der Investitionsschutz verbietethier offenkundig proprietäre Lösun-gen, die nur auf einen (oder einzelne)Kamerahersteller zugeschnitten sindoder bei der Freigabe eines neuenKameratyps eine Anpassung an derSoftware benötigen, da der hiermitverbundene Qualitätssicherungspro-zess zu teuer und zudem zu langsamwäre, um auf dem schnelllebigenGerätemarkt geeignet reagieren zukönnen.

Ergonomie und Kosteneffizienz

Neben der Sicherheit lagenzudem Anforderungen an Ergono-mie und kostengünstigen Betrieb imFokus des DiFo-Projekts. Im Folgen-den seien hier stellvertretend nur ei-nige signifikante Eigenschaften auf-geführt:

Der DiFo-Prozess ist automa-tisiert zu starten, sobald eine Kameraper externer Schnittstelle ange-schlossen wird.

Der Benutzer muss über dasFortschreiten des Prozesses perma-nent informiert bleiben.

Der Anwender muss durcheine abschließende Meldung überden Status und eventuell notwendi-ge Folgeaktivitäten unterrichtet wer-den; hierbei war es wichtig, eigeneFormulierungen einbringen zu kön-nen.

Prinzipiell ist eine White-Listfür Kameras und Flash-Datenträgerdurchzusetzen, da keine privat er-worbenen Datenträger verwendetwerden dürfen.

Die Freigabe eines neuenTyps muss im laufenden Betrieb voneiner zentralen Stelle für alle Benutzeroder einzelne Benutzer mit minima-lem Aufwand (unter fünf Minuten)möglich sein. Dies schließt auch diesyntaktische und semantische Prü-fung der Bildinhalte mit ein (auch inden jeweiligen Rohdatenformaten).

Eine Prozesseinbindung beider Beschaffung muss insofern gege-ben sein, dass das Plug-in einer ver-botenen Kamera den Nutzer sofortmit der Information versorgt, wie erden Beschaffungsvorgang einer frei-gegebenen Kamera initiiert. Es dür-fen hier keine überflüssigen Telefo-nate entstehen.

Der Life-Cycle der Sicher-heitseinstellungen (Security Policy)muss sich in einfacher und revisions-sicherer Weise auch in einen Quali-tätszyklus mit Test-, Validierungs-und Produktionsumgebung abbil-den lassen, ohne die gesamte Infra-struktur zu doppeln.

Wünschenswert ist zudemeine enge Einbindung in den Service-Desk, der über Plug&Play-Fehler ambesten in Echtzeit informiert werdensollte.

Fazit

Das DiFo-Projekt hatinsgesamt eine sichere Plattform er-forderlich gemacht, welche die fol-genden abstrakten Anforderungenerfüllt und dabei offen für die Inte-gration eigener Erweiterungen oderSonderwünsche ist:

detailliertes Logging,

Integration eigener Prozesse(z. B. als Plug-in mit einer Auto-Start-Funktion als Reaktion auf bestimmteEreignisse wie den Anschluss einerneuen Kamera),

im Produkt vorgeseheneStandardprozesse (z. B. Beantragungund Beschaffung sowie Life-Cycle-Management der Security Policies),

Content-Filter mit inhaltli-cher Prüfung (semantische und syn-taktische Elemente kundenseitig er-weiterbar).

Aus projektübergreifenderSicht sind neben den genannten„harten“ Faktoren auch einige „wei-

Literatur

[1] Peter Scholz, Plug & Plague, Si-cherheitsdefizite durch automatischeGeräteerkennung, <kes> 2004#1, S. 6

[2] Peter Scholz, UnbekannteSchwachstellen in Hardware und Be-triebssystemen, in: Handbuch derTelekommunikation, Wolters Klu-wer Verlag, März 2005, ISBN 3-87156-096-0

che“ Entscheidungsgründe von Be-deutung: Die Auswahl einer neuentragfähigen IT-Plattform und die dar-auf aufsetzenden Geschäftsprozesseist mit hohem Aufwand verbundenund wird deshalb nur in Zeitabstän-den von fünf bis zehn Jahren erneu-ert. Die Entscheidung für eine Soft-warelösung, die (nur) alle Projekt-anforderungen sicher und effizientabdeckt, ist deshalb zu kurz gegriffen.Vielmehr müssen die Lösungen fürdas DiFo-Projekt eine Basis bilden,die auch andere Anforderungen ausdem E-Government für den sicherenund kosteneffizienten Betrieb vonSchnittstellen und Geräten erfüllt.

DeviceWatch ist mittler-weile auf allen 20 000 PCs der Bayer-ischen Polizei im produktiven Ein-satz. Es gibt keine offenen Support-Calls und es gab weder während derValidierung noch dem Roll-Outnennenswerte negative Vorkomm-nisse. Die Lösung hat sich bislang füralle skizzierten Herausforderungenbewährt. �

Walter Wust ([email protected]) ist Leiter Sachgebiet IuK desPolizeipräsidiums Oberbayern.

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