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Informationen zum Gelenkschutz ein Leitfaden für Patienten Menschen sind uns wichtig. www. St-joSef-Stift.de

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InhaltIn

halt 1. Was ist Gelenkschutz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.4

2. Allgemeines zum Krankheitsbild . . . . . . . . . . . . . . S.53. Der Aufbau eines Gelenkes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.64. Das entzündliche Gelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.75. Achsen am menschlichen Körper . . . . . . . . . . . . . S.116. Entzündliche Veränderungen am Bewegungsapparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.12

6.1. Typische Veränderungen im Bereich der Hand. . . . . S.126.1.1. Handgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.126.1.2. Fingergrundgelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.146.1.3. Mittelgelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.166.1.4. Daumen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.186.1.5. Sehnenruptur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.206.2. Typische Veränderungen am Ellenbogen . . . . . . . . . . S.216.3. Typische Veränderungen an den Schultern . . . . . . . . S.226.4. Typische Veränderungen an der Halswirbelsäule . . . S.23

Untere Extremität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.256.5. Typische Veränderungen an den Hüften . . . . . . . . . . S.256.6. Typische Veränderungen an den Knien . . . . . . . . . . . S.266.7. Typische Veränderungen an den Fußgelenken . . . . . S.286.7.1. Sprunggelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.286.7.2. Fuß- und Zehengelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.287. Grundregeln des Gelenkschutzes . . . . . . . . . . . . . S.308. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten . . . S.368.1. Gelenkschutz im Haushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.368.2. Gelenkschutz und Hilfen für Bad und Hygiene . . . . S.458.3. Anziehen /Ausziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.478.4. Gelenkschutz im Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.488.5. Computer / Büroarbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.498.6. Werkzeuge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.518.7. Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.518.8. Kartenspielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.518.9. Schneiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.518.10. Auto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.518.11. Rollos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.528.12. Fenster und Türen öffnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.528.13. Fahrradfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.528.14. Gartenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.539. Gelenkschutz und Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . S.5310. Empfehlenswerte Sportarten /Hobbys . . . . . . . . S.5411. Mobilisationsübungen für die Finger . . . . . . . . . S.55

Kontaktadressen und Literaturempfehlungen . . . . . S.59

Informationen zum Gelenkschutz

Herausgeber:St. Josef-Stift SendenhorstOrthopädisches KompetenzzentrumRheumatologisches KompetenzzentrumNordwestdeutschlandEndoprothesenzentrum MünsterlandReha-Zentrum am St. Josef-StiftWesttor 748324 SendenhorstTelefon: 02526 300-0Telefax: 02526 [email protected] www.st-josef-stift.de

Diese Broschüre wurde durch die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter der Ergo-therapie in Zusammenarbeit mit denChefärzten des St. Josef-Stiftes erstellt.

1. Auflage, 20062. Auflage, 2012

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Vorwort

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ortSehr geehrte, liebe Patientin, sehr geehrter, lieber Patient,

die rheumatoide Arthritis ist eine entzündliche Systemerkrankung mit Hauptbefall der Gelenke,wobei oft von Beginn an die Fingergelenke und Handgelenke betroffen sind. Durch die charakteris -tische Entzündungsreaktion der Gelenkinnenhaut werden die Gelenkstrukturen angegriffen, diesführt leider im Verlauf zu Schmerzen und Funktionseinschränkungen. Die heute zur Verfügung ste-henden modernen Behandlungsmethoden sind glücklicherweise häufig in der Lage, die Entzün-dungsreaktion einzudämmen oder sogar komplett zum Stillstand zu bringen. Die umfassendeBehandlung der rheumatoiden Arthritis (gleichlautende Bezeichnung: chronische Polyarthritis)umfasst dabei Informationen und Aufklärung über das Krankheitsbild, medikamentöse Therapien,Krankengymnastik und Ergotherapie, physikalische Therapiemaßnahmen, rheumaorthopädischeOperationen sowie Berücksichtigung psychologischer und sozialmedizinischer Aspekte.Die Ergotherapie ist dabei zuständig für den richtigen Umgang mit den entzündeten Gelenken, Seh-nen sowie den beteiligten Muskeln. Beim Krankheitsbild der rheumatoiden Arthritis können nahe-zu alle Gelenke im Körper betroffen sein. Dabei ist natürlich jedes Gelenk wichtig für das normaleFunktionieren unseres Bewegungssystems im Alltag; den Gelenken der Finger und der Hand kommtaber doch eine besondere Bedeutung zu. Wir greifen (und begreifen dadurch), wir tasten und fühlen,wir heben und tragen, gestikulieren und deuten, und benötigen hierfür das Zusammenspiel vonzahlreichen kleinen und mittleren Gelenken unserer Hände.Ergotherapeuten beschäftigen sich speziell mit diesen komplexen Funktionsabläufen und demZusammenspiel von Gelenk, Sehne und muskulärem System, damit der Alltag mit seinen zahlrei-chen Anforderungen und Aufgaben zu bewältigen ist. Neben den vielen kleinen Gelenken, die sich inder Hand auf engstem Raume zu einer Funktionseinheit zusammenfinden, richtet sich die Auf-merksamkeit der Ergotherapie aber auch auf die mittleren und größeren Gelenke des Körpers. Jenach Befall der einzelnen Gelenke im Rahmen der rheumatoiden Arthritis ist es wichtig, sowohl überdie Funktion als auch über die Mechanismen der möglichen Gelenkschädigung informiert zu seinund zu wissen, wie man hiermit im Alltag umgeht, aber auch bewegt und trainiert.Wie reagiert nun ein Gelenk auf die entzündlichen Veränderungen bei der rheumatoiden Arthritis?Wie darf ein entzündliches Gelenk bewegt werden, welche Fehlbelastungen oder Überanstrengungensollten vermieden werden?Gibt es ein Training speziell für die rheumatisch betroffenen Gelenke und Sehnenscheiden, und wiewird dies zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Gelenke durchgeführt? Gibt es spezielle Hilfs-mittel oder Schienen, mit denen Gelenke entlastet oder gestützt werden können?Die Ergotherapie kann auf diese Fragen gute Antworten geben. Viele dieser Antworten und Infor-mationen sind in diesem Leitfaden zusammengestellt und damit auch im weiteren Verlauf immerwieder ins Gedächtnis zu bringen. Wir hoffen, dass dieser Leitfaden Ihnen bei der Bewältigung der Krankheit gute Dienste leistet, undempfehlen Ihnen, sich bei offen bleibenden Fragen an Ihre betreuenden Ärzte und Ergotherapeutenzu wenden.

Prof. Dr. med. M. Hammer Dr. med. L. BauseChefarzt Rheumatologie Chefarzt Rheumaorthopädie

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1. Was ist Gelenkschutz?

Gelenkschutz beschreibt einen möglichst scho-nenden Umgang mit den eigenen Gelenken imAlltag und die richtige Lagerung der Gelenkeim Ruhezustand.

Die Ziele des Gelenkschutzes sind:n Vermeidung von Schmerzen

n Vermeidung von Fehlbelastung und Über-beanspruchung

n Vorbeugung von Deformitäten

Durch den Gelenkschutz können Sie selbstaktiv dazu beitragen, Entzündungen und dro-hende Fehlstellungen positiv zu beeinflussen.Die Gelenkschutzregeln sollten Sie schon sehrfrühzeitig und stetig befolgen, da die Belastun-gen des Alltags sich häufig negativ auf denKrankheitsverlauf auswirken können. Es istnicht im Sinne des Gelenkschutzes, dass Sie sowenig wie möglich tun! Bewegung tut IhrenGelenken gut, nur Überbelastung oder Fehlbe-lastung sollten Sie möglichst vermeiden. DerGelenkschutz ist keine einmalige Therapie-maßnahme, sondern vermittelt ein Grundwis-sen und bedeutet daher ein Umdenken undUmschulen zu veränderten Lebens- und Ver-haltensweisen. Wichtig hierfür ist auch dasEinbeziehen Ihrer Familienangehörigen undgegebenenfalls Ihrer Arbeitskollegen. Die gelenkschonenden Verhaltensweisen soll-ten Sie möglichst bereits im frühen Stadiumder Erkrankung anwenden und auch in Phasenverminderter Krankheitsaktivität und verbes-serten Wohlbefindens beibehalten.

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1. Was ist Gelenkschutz?1. W

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utz? Für den Gelenkschutz ist es wichtig, dass Sie

den Unterschied zwischen Bewegung undBelastung erkennen:Bewegungen sind dynamisch, wobei dieGelenkstellung immer wieder geändert wird,ohne dass ein großes Gewicht auf das Gelenkwirkt.

Bei einer Belastung wirken starke Kräfte aufdas Gelenk ein, z. B. wenn Sie eine schwereTasche tragen oder wringen. Dauerbewegun-gen oder statische Arbeiten wie z. B. Haltear-beiten sind ebenfalls Belas tungen.

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2. Allgemeines zum Krankheitsbild

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itsbild2. Allgemeines zum

Krankheitsbild

Definition: „chronische Polyarthritis“ setzt sich zusam-men aus:chronisch = wiederkehrend, schleichend,

fortdauerndpoly = viele, mehrere Arthritis = Gelenkentzündung

Also wörtlich übersetzt eine wiederkehrende,fortlaufende Entzündung in vielen Gelenken.Heutzutage wird auch oft statt „chronischePolyarthritis“ die Bezeichnung „rheumatoideArthritis“ benutzt.

Verlauf:Die chronische Polyarthritis (c.P.) verläuft inSchüben über Jahre oder Jahrzehnte.Grundsätzlich gibt es zwei Verlaufsformen,eine mit dem sogenannten Rheumafaktor(seropositive c.P.), die mit 70% – 80% aller Fällehäufiger auftritt als die ohne Rheumafaktor(seronegative c.P.).Oft beginnt sie an kleinen Gelenken und kannim Laufe der Erkrankung auf große Gelenkeübergreifen.

Vorkommen: Die c.P. ist die häufigste entzündliche Gelenk -erkrankung, an der etwa 1% der Bevölkerungim Laufe ihres Lebens erkranken, Frauen dabeidreimal häufiger als Männer.

Krankheitsbeginn: häufig zwischen dem 25.und 45. Lebensjahr

Ursache: Eine Fehlregulation des Immunsystems, derenUrsache zur Zeit noch weitgehend unbekanntist, führt zum Ausbruch der Erkrankung.Dabei behandelt unser Immunsystem körper -eigenes Gewebe fälschlicherweise wie einenfremden, schädlichen Eindringling und greiftso die Gelenkinnenhaut an. Wie bei vielenKrankheiten verursacht nicht nur ein Auslöserallein die Erkrankung. Es müssen mehrere Fak-toren zusammenwirken, damit es zu einemAusbruch der Erkrankung kommt. BekannteFaktoren sind z. B.:

n Genetische Veranlagung

n Psychischer Stress

n Hormonelle Faktoren

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einer Bewegung wird die Gelenkflüssigkeit anden Knorpel ge drückt und somit kann eineausreichende Abgabe der Ernährungsstoffeerfolgen, d. h. der Knorpel wird gut versorgt.Daher ist Bewegung bei einer rheumatischenErkrankung unerlässlich. Zum Schutz wirddas Gelenk äußerlich von einer Gelenkkapselumschlossen. Wäh rend ein straffes Bänderge-füge das Gelenk sichert und für Stabilität undHalt in den vorgegebenen Bewegungsrichtun-gen sorgt, wird die Beweglichkeit durch einekräftige und dehnbare Muskulatur und derenSehnen gewährleistet.

3. Der Aufbau eines Gelenkes

Um das Krankheitsbild der chronischenPolyarthritis und die dadurch möglichenGelenkveränderungen zu verstehen, ist es wich-tig, dass Sie den Aufbau der Gelenke kennen.

Jedes Gelenk besteht aus zwei Knochenanteilen(Kopf und Pfanne), die jeweils mit Knorpelüberzogen sind. Dieser hat die Aufgabe, einereibungsfreie Bewegung zu ermöglichen undStöße abzufedern. Zwischen Gelenkkopf und -pfanne befindet sich ein Gelenkspalt mitGelenkflüssigkeit. Diese wird von der Gelenk -innenhaut gebildet und leitet Ernährungsstof-fe zu dem Knorpel weiter. Solange sich das Ge -lenk in Ruhestellung befindet, erfolgt nur eingeringer Austausch von Nährstoffen. Erst bei

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3. Der Aufbau eines Gelenkes3. D

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Abb. 1: Gesundes Gelenk: A=Knochen, B=Muskulatur, C=Knorpel, D=Gelenkspalt mit Gelenkflüssigkeit,E=Gelenkkapsel, F=Gelenkinnenhaut, G=Bänder

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4. Das entzündliche Gelenk

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Gelen

k4. Das entzündliche Gelenk

Ein entzündliches Gelenk ist zunächst ge -schwollen, schmerzhaft und überwärmt. DerGrund dafür liegt in einer Entzündung an derGelenkinnenhaut. Diese bildet nun vermehrtGelenkflüssigkeit, die ebenfalls entzündlicheBestandteile enthält und einen sogenanntenGelenkerguss verursachen kann. Durch dieSchwellung werden mit der Zeit Bänder, Kapselund Sehnen überdehnt. Nach Abklingen derEntzündung können sich die Bänder, imGegensatz zu den Sehnen, nicht in ihre Ur -sprungslänge zurückziehen, und so entstehtauf Dauer eine Instabilität in den Gelenken.Durch den ausgleichenden Einsatz der Musku-latur kann nun das mangelhaft bandgeführteGelenk in eine Fehlstellung gezogen werden.

Die Gelenke sind infolgedessen weniger stabil,vermindert belastbar und neigen zu Fehlbelas -tungen und Funktionseinschränkungen. Häu-fig wiederkehrende und langanhaltende Ent-zündungen können zudem im weiteren Verlaufzu Knorpel- und Knochenschäden führen.Eine andere Folge der Entzündungen am Ge -lenk ist die „schmerzbedingte Schonhaltung“.Es kommt zum Ungleichgewicht im Zusam-menspiel der Muskulatur. Dieses führt eben-falls zur Fehlhaltung und Fehlstellung in denGelenken. Durch die schmerzbedingte Schon-haltung kann es leicht zu Kraftverlust, einge-schränkter Beweglichkeit und sogar zur Ver-steifung in einer Fehlstellung kommen.

Abb. 2: Entzündliches Gelenk: A=Knochen, B=geschädigter Knorpel, C=geschädigter Knochen, D=veränderte Gelenkflüssigkeit, E=verdickte Gelenkinnenhaut, F=Gelenkkapsel, G=Bänder (überdehnt)

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Unterschied zwischen knochenge-führten, bandgeführten und muskel-gesicherten GelenkenDa es verschiedene Gelenktypen gibt, ergebensich unterschiedliche Therapiekonzepte undGelenkschutzprinzipien.

Die Gelenke können auf verschiedene Art undWeise stabilisiert werden:

a) KnochengeführtDie Bewegung dieser Gelenke wird durch dieArt bzw. den Aufbau der Knochenelementebestimmt. Die Gelenkkörper passen genau auf-einander. Beispiel: Hüftgelenk.

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4. Das entzündliche Gelenk

Entzündung

Schmerzen

SchonhaltungeingeschränkteBeweglichkeit

SchmerzenVersteifung ineiner Fehlstellung

Abb. 3: Schmerzkreislauf

Abb. 4: Hüftgelenk

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4. Das entzündliche Gelenk

b) BandführungBandgeführte Gelenke werden überwiegenddurch Bänder stabilisiert; bei dauerhaftenBandschädigungen durch wiederholtes Ent-zündungsgeschehen nimmt jedoch die Stabi-lität und die Sicherung des Gelenkes ab undSeitabweichungen bzw. Fehlstellungen sind dieFolge. Unter der täglichen Belastung kommt eshäufig zu einer Zunahme der Instabilität. EineBandagen- bzw. Schienenversorgung kann die-sem Prozess vorbeugen.Zu der Gruppe der bandgeführten Gelenkegehören zum Beispiel die Handgelenke, dieSprunggelenke, Zehen- und Fingergelenke.

Abb. 5: Handgelenk mit Bandapparat

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d) MischgelenkeEs gibt Gelenke, die teils durch Muskulatur,teils durch Bänder geführt werden. Die man-gelnde Funktion der überdehnten Bänderkann hier durch eine gut funktionierendeMuskulatur ausgeglichen werden. Deswegendürfen solche Gelenke nur zeitweise von außenstabilisiert werden, da sonst die Muskulaturerschlafft. Beispiel: Kniegelenk, Halswirbelsäule.

Fazit:Eine verminderte Funktion der Muskulaturkann durch intensives Training zurückgewon-nen werden; eine Bandinstabilität lässt sichnur durch eine äußere stabilisierende Schie-nen- oder Bandagenversorgung ausgleichen.Besprechen Sie bitte immer mit ihrem Arztoder Therapeuten, welche Therapiekonzeptefür Ihre Gelenkprobleme sinnvoll sind.

c) Muskelgesicherte GelenkeDieser Gelenktypus wird überwiegend durchMuskeln geführt. Dabei muss die Muskulaturhohen Ansprüchen genügen. Zum Einen musssie dehnbar genug sein, um eine endgradigeBewegung zuzulassen, zum Anderen muss siekräftig genug sein, um die Gelenke in der vor-gegebenen Führung zu halten. Schmerzbe-dingte Schonhaltungen führen schnell zumVerlust dieser wichtigen Funktionen.Beispiel: Schultergelenk.

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4. Das entzündliche Gelenk

Abb. 6: Schultergelenk mit Muskulatur

Abb. 7: Kniegelenk mit Bändern und Muskulatur

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5. Achsen am menschlichen Körper

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Abb. 9: nicht achsengerecht

Abb. 8: achsengerecht

5. Achsen am menschlichen Körper

Das menschliche Skelett weist verschiedeneKörperachsen auf. Diese sind lediglich gedach-te Linien, auf denen Bewegungen und Belas -tungen erfolgen.Der belastungsärmste Umgang mit seinemKörper erfordert achsengerechtes Halten undBewegen, um einseitige Beanspruchung zu ver-meiden.

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Radialdeviation

6.1.Typische Veränderungen imBereich der Hand

6. Entzündliche Veränderungenam Bewegungsapparat

Auf den folgenden Seiten werden die häufig-sten Fehlstellungen der chronischen Polyar-thritis erklärt, damit Sie möglichst frühzeitigVeränderungen an Ihren Gelenken erkennenkönnen. Da die c.P. unterschiedliche Verlaufs-formen aufweist, können einige der folgendenFehlstellungen auftreten, müssen dies abernicht.

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6. Entzündliche Veränderungen6. E

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Dies führt zur Radialdeviation und im fortge-schrittenen Verlauf zur:

BajonettstellungAbrutschen der Handwurzel zur Handinnen-fläche

Abb. 10: Achsenge-rechte Haltung

Abb. 13

Abb. 12: Bajonettstellung

Abb. 11: Achsenabwei-chung des Handgelenkszur Daumenseite

6.1.1. HandgelenkDas Handgelenk besteht aus den beiden Unter-armknochen, Elle und Speiche, aus acht Hand-wurzelknochen sowie den Mittelhandknochen.Die acht Handwurzelknochen sind unterein-ander gelenkig verbunden und durch straffeBänder gesichert. Die zahlreichen Gelenke bie-ten somit anatomisch viel Platz für die Aus-breitung von Entzündungen. Außer denknöchernen Strukturen besteht die Hand ausvielen Weichteilen wie z. B. Bändern, Sehnenund Muskeln. Während straffe Bänder dieHandgelenke sichern und für Stabilität undHalt in den vorgegebenen Bewegungsrichtun-gen sorgen, wird die Beweglichkeit der Fingerdurch eine kräftige und dehnbare Muskulaturund deren Sehnen gewährleistet.Eine gute Kraftübertragung besteht immerdann, wenn sich das Handgelenk in einer ach-sengerechten Stellung befindet, das heißtUnterarm und Mittelfinger bilden eine Linie (s. Abb. 10).Durch Entzündungen im Bereich des Handge-lenkes kann es zu einer Lockerung des wichti-gen Bandgefüges und somit zu einer Instabi-lität kommen.

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6. Entzündliche Veränderungen

Veränderungen im Handgelenk äußern sich in:

n Belastungsschmerz

n Abnahme der Gelenkstabilität

n Kraft- und Funktionsverlust in Hand- undFingergelenken

Mögliche Gefährdungen im täglichen Lebenz.B.

n Das Abstützen auf der flachen Hand beimAufstehen

n Der Gebrauch von Unterarmgehstützenohne angepasste Handgriffe

n Das Aufstützen des Kopfes auf die Hand -innenfläche

n Bettenaufschütteln

n Auf Flaschenböden schlagen

All diese Tätigkeiten fördern die Instabilitätund somit das Abrutschen des Handgelenkes.

Möglichkeiten des GelenkschutzesTragen Sie Handgelenksbandagen (Abb. 14) zuräußeren Stabilisierung tagsüber in Belas -tungssituationen(Prinzip: Was von innen nicht hält, muss vonaußen gestützt werden!) Stützen Sie sich beim Aufstehen ab, indem Sie:

n die ganzen Unterarme auf den vor Ihnenstehenden Tisch auflegen

n die Hände auf die Oberschenkel legen, dieFüße in Schrittstellung halten, den Ober-körper nach vorne neigen und mit Schwungaufstehen

Benutzen Sie anatomische oder individuellangepasste Handgriffe an Unterarmgehstüt-zen, Achsel- oder Arthritikergehstützen (Abb.15).

n Bei vorangeschrittenen Gelenkveränderun-gen im Bereich des Handgelekes, der Fingerund des Daumens sollte überprüft werden,ob eine Ruhelagerungsschiene sinnvoll ist.

Die Fehlstellungen im Handgelenk sind häufigdie Ursache für weitere Fehlstellungen in denFingern und sollten daher in besonderemMaße berücksichtigt werden.Das Handgelenk ist ein Schlüsselgelenk; je län-ger die „Architektur“ des Handgelenkes erhal-ten bleibt, desto besser für die Kraftübertragungauf die Finger!

Abb. 14: Handgelenksbandage

Abb. 15: Unterarmgehstützen (li. ohne, re. mit angepassten Handgriffen)

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Eine sehr auffällige Fehlstellung beim Rheu-matiker ist die Abweichung der Finger zurKleinfingerseite, die als

Ulnardeviation

6.1.2. Fingergrundgelenke Verlust des QuergewölbesDie Grundgelenke der gesunden Hand bildenbeim Faustschluss einen Bogen (Quergewölbe),bei dem das Gelenk des Mittelfingers denhöchsten Punkt einnimmt (Abb. 16).Ist der Bandapparat entzündlich gelockert, ste-hen jetzt beim Faustschluss die Gelenke aufeiner Linie, wobei das Grundgelenk des Zeige-fingers den höchs ten Punkt bildet (Abb. 17).

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6. Entzündliche Veränderungen

Abb. 16: normales Quergewölbe

Abb. 17: Verlust des Quergewölbes

Abb. 18

Abb. 19

bezeichnet wird. Die Entzündung (Schwel-lung) der Grundgelenke führt zur Lockerungder Bänder. Durch einen veränderten Sehnen-verlauf werden die Finger vermehrt zur Klein-fingerseite gezogen. Durch die täglichen Belastungssituationen wiez. B. Greifen und Tragen verstärkt sich dieseFehlstellung und kann ohne Behandlungschwere Funktionseinschränkungen zur Folgehaben.

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6. Entzündliche Veränderungen

Eine weitere Fehlstellung, die ebenfalls auf dieLockerung der Bänder an den Grundgelenkenzurückzuführen ist, ist die

Subluxation /Luxation

Mögliche Gefährdungen im täglichen LebenDie größte Gefahr für die Grundgelenke ist deraktive Faustschluss, d. h. eine zu starke Beu-gung bei gleichzeitiger Belastung. Zum Bei-spiel fördert schweres Tragen die Lockerungder Bänder und nachfolgend das Abrutschender Sehnen.

n Drehbewegungen, z. B. einen Wasserhahnauf- und zudrehen oder einen Schraub-deckel öffnen

n Druck auf die Grundgelenke in Fehlstel-lung, z. B. seitliches Abstützen, Tasse oderBuch halten

n Halten und Bewegen im Faustschluss, z. B.Wringen, ein Schälmesser halten oderstricken

n Greifen mit den Fingerspitzen fördert dieSubluxation, z. B. schreiben, Wäscheklam-mern drücken, Nähen und Sticken

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie möglichst bei beginnenderAbweichung eine Antiulnardeviationsor -these (Schiene gegen das Abweichen derFinger zur Kleinfingerseite) (s. Abb. 19) mitUnterstützung des Quergewölbes zur äuße-

Abb. 21: Subluxation

Abb. 20

Gelenkkopf und Gelenkpfanne dieser Gelenkeverschieben sich so, dass der Finger zur Hand-innenfläche hin abrutscht und die betroffenenFingergrundgelenke größer erscheinen lässt.

GrundgelenkMittelgelenk

Endgelenk

GrundgelenkMittelgelenk

Endgelenk

Abb. 22: Kraftmechanismus

1 kg

1 kg

10 kg

10 kg

1 kg

3 kg

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6.1.3. MittelgelenkeSchwanenhalsfehlstellungDie Überstreckung des Mittelgelenkes mitBeugung im Endgelenk nennt man Schwanen-halsfehlstellung (Abb. 24).Die Ursache für diese Fehlstellung ist ein falscherSehnenzug aufgrund der Entzündung (Abb. 25).Beim Greifen von Gegenständen kommen dieMittelgelenke immer schwerer in die Beugung.Zudem kann sich ein Schnapp phänomen ent-wickeln, das die Sehne bei Bewegung springenlässt.

ren Stabilisierung. Dies ist eine Arbeits-schiene und sollte generell in Belastungs -situationen getragen werden.

n Nutzen Sie Hebelwirkungen, d. h. je längerder Hebel ist, der zum Einsatz kommt,desto weniger Kraft benötigen Sie. Verwen-den Sie z. B. einen Schraubdeckelöffner,benutzen Sie eine Schlüsselhilfe, ersetzenSie den Wasserhahn durch eine Einhebel-mischbatterie.

n Achten Sie besonders auf achsengerechtesHalten und Bewegen, d. h. Unterarm, Handund Mittelfinger sollen eine Linie bilden.

n Um den Faustschluss zu entlasten und einAbrutschen der Grundgelenke zu vermei-den, benutzen Sie Griffverdickungen fürz. B. Schälmesser, Zahnbürste, Nagelfeileetc..

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6. Entzündliche Veränderungen

Schreibhilfen z. B. Dreiecksverdickung auf demKugelschreiberAufsteckwäscheklammern

n Reduzieren Sie DauerbelastungenStricken, Nähen und Sticken nur für kurzeZeithandwerkliche Tätigkeiten nur kurz durch-führen,zwischendurch die Finger bewegen undlockern

Achten Sie auf ausreichende Pausen.

Abb. 25: veränderter Sehnenzug

Abb. 24

Abb. 23

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Halten von flachen Gegenständen z. B.Papier, Buch

n Streck- und Spreizübungen der Finger

Wenn ein aktiver Ausgleich der Fehlstellungnicht mehr möglich ist, kann es langfristig zurVersteifung in der Fehlstellung und somit zumFunktionsverlust kommen.

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6. Entzündliche Veränderungen

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie im Alltag dauerhaft eine Anti -hyperextensionsorthese, auch „Schwanen-halsring“ genannt, (Schiene gegen die Über-streckung im Mittelgelenk).

KnopflochfehlstellungDie Beugestellung im Mittelgelenk mit Über-streckung im Endgelenk nennt man Knopf-lochfehlstellung (Abb. 29). Auch hier liegt ein falscher Sehnenzug zugrun-de, das Gelenk rutscht durch die beiden Seh-nenzügel wie ein Knopf durch ein Knopfloch.

Abb. 26: Schwanenhalsring

Abb. 29

Abb. 30

Abb. 27: Silber Ring Schiene

n Mit aktiven Beugeübungen der Mittelgelenkekönnen Sie den kleinen Faustschluss fördern.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Das Greifen kleiner Gegenstände mit über-streckten Endgelenken

n Das nächtliche Einsteifen der Mittel- undEndgelenke in der Fehlstellung, aufgrundder Beugestellung der Finger über mehrereStunden

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie eine Antiflexionsorthese, auch„Knopflochring“ genannt bzw. eine Spiral-federextensionsorthese, (Schienen zurStreckung des Mittelgelenkes) in der Nacht.

SubluxierterSeitenzügel

Ruptur des Mittelzügels

Abb. 28: Oval-8 Schiene

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6.1.4. DaumenSchusterdaumenDie Beugung im Grundgelenk und gleichzeiti-ge Überstreckung im Endgelenk nennt manSchusterdaumen oder 90 / 90 Deformität (Abb.33).Ein veränderter Sehnenzug erschwert die akti-ve Streckung im Grundgelenk und somit dieBeugung im Endgelenk.Bei einer ausgeprägten Fehlstellung greift manmit der Endgelenkinnenseite, da eine Beugungim Endgelenk nicht mehr möglich ist. Dasführt zu einer erheblichen Einschränkungbeim Greifen kleiner Gegenstände wie z. B.Münzen, Büroklammern etc..

n Mit aktiven Streckübungen der Mittelgelen-ke, sowie Beugeübungen der Endgelenkekönnen Sie der Fehlstellung entgegenwirken.

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6. Entzündliche Veränderungen

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Das Greifen mit überstrecktem Endgelenkz. B. Geldstücke, Nadeln aufnehmen,Wäscheklammern drücken

Abb. 31: Knopflochring

Abb. 33

Abb. 32a: Spiralfederextensionsorthese

Abb. 32b: Spiralfederextensionsorthese

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6. Entzündliche Veränderungen

n Trainieren Sie mehrmals täglich die Beu-gung im Endgelenk und fixieren Sie dabeidas Grundgelenk in Streckung.

n Benutzen Sie Aufsteckklammern (Abb. 35),um den Druck in die Fehlstellung zu ver-meiden. (siehe Gelenkschutz im Haushalt).

Schwanenhalsfehlstellung des Daumens Der Daumenballen rutscht seitlich in dieHandinnenfläche, das Grundgelenk ist über-streckt und das Endgelenk gebeugt (Abb. 36).Ursache ist eine Entzündung des Daumensat-telgelenkes. Durch das Abrutschen des Dau-mens in die Hand verändert sich auch hier derSehnenzug in den anderen Gelenken. DieFähigkeit, den Daumen abzuspreizen undGegenstände zu umfassen, nimmt immermehr ab.

Abb. 35

Abb. 36

Abb. 37

Abb. 34: Daumengrundgelenkhülse

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Das Halten von großen Gegenständen mitüberstrecktem Grundgelenk (Abb. 37).

n Das Verwenden von Stiftverdickungenführt bei vorhandener Vorschädigung zueiner Zunahme der Überstreckung imGrundgelenk.

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie im Alltag eine Daumengrund -gelenkorthese (Schiene zur Streckung desDaumengrundgelenks), die Ihnen die End-gelenkbeugung wieder ermöglicht.

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Möglichkeiten des Schutzes

n Führen Sie keine ruckartigen Bewegungendurch.

n Vermeiden Sie einen dauerhaften Sehnen-zug, der z. B. beim Tragen schwerer Taschenentsteht.

20

6. Entzündliche Veränderungen

Abb. 40

6.1.5. Sehnenruptur (Reißen der Seh-nen) Es ist möglich, dass die Sehnen der Handgeschädigt werden und sogar reißen. Dies kanndurch eine lang bestehende Entzündung derSehnenscheide hervorgerufen werden. Ein Rei-ben des Sehnengewebes an Knochenvorsprün-gen oder über angegriffene, zerstörte Knochen -oberflächen führt ebenfalls zu dieser Proble-matik.Vor allem an die lange Daumenstrecksehne,der 4. und 5. Langfingerstrecker, die ellenseiti-gen Strecksehne des Handgelenkes und dieBeugesehnen des Daumens sind hier gefähr-det.Durch eine solche Ruptur verlieren Sie plötz-lich die Fähigkeit, die Finger entweder aktiv zubeugen oder zu strecken. Sie sollten die Handdann nicht weiter bewegen und sich zeitnah inärztliche Behandlung geben.

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie kontinuierlich eine Daumen -abduktionsschiene (Abb. 38) zur Absprei-zung des Daumens im Sattelgelenkwährend der Nacht und ggf. tagsüber beiBelastung eine spezielle Daumenbandage(Abb. 39).

Abb. 38: Daumenabduktionshülse

Abb. 39: Daumensattelgelenksbandage

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6. Entzündliche Veränderungen

Möglichkeiten des Schutzes

n Beginnen Sie frühzeitig mit einer kran-kengymnastischen Übungsbehandlung so -wie selbständigen Übungen, die Sie unterAnleitung erlernen können.

n Tragen Sie Taschen nicht über dem Unter-arm, sondern besser über der Schulter

n Benutzen Sie auch bei kleinen Einkäufeneinen Einkaufswagen, statt den angewinkel-ten Unterarm zu beladen.

n Vermeiden Sie, sich mit gestreckten Armabzustützen.

Weitaus häufiger kommt es im Ellbogen zueiner eingeschränkten Beweglichkeit, be dingt

Abb. 41: Überstreckung Ellenbogen

durch eine Verkürzung der Muskulatur, z. B.bei einer schmerzbedingten Schonhaltung.

Beugekontrakturdurch die Ruhigstellung kommt es zum Ver-lust der endgradigen Streckung. Eine bereitsbestehende Einschränkung verstärkt sich imweiteren Verlauf, häufig kommt es zu Kapsel-verklebungen (siehe Schmerzkreislauf) und inletzter Konsequenz zu einer Teilsteife desGelenkes in Beugestellung.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n schmerzbedingte Ruhigstellung z.B. in einemDreieckstuch über längere Zeit (Abb. 42)

n Taschen /Einkaufskörbe am angewinkeltenUnterarm tragen

Abb. 42: Dreieckstuch

6.2. Typische Veränderungen amEllenbogen

Das Ellenbogengelenk ist ein vor allem band-gesichertes Gelenk, d. h. die Bänder unterstüt-zen die Bewegungsrichtung. Zusätzlich müs-sen sie straff genug sein, um eine funktionelleStabilität zu ermöglichen.

ÜberbeweglichkeitAufgrund häufiger Entzündungsprozessekann es zur Bandlockerung und somit zurInstabilität kommen.Da die Gelenkführung verloren geht, ist eineKontrolle über die Bewegung erschwert. Sokommt es zur seitlichen Abweichung die das

n Tragen

n Abstützen behindern.

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Vermeiden Sie das Tragen von schwerenGegenständen.

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6. Entzündliche Veränderungen

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Verringerung der Beweglichkeit aufgrundder schmerzbedingten Schonhaltung

n Direktes seitliches Abspreizen des ge -streckten Armes belastet das Gelenk

n Alle Arbeiten, bei denen über Kopf mitGewicht hantiert wird, da sie Entzündun-gen begünstigen, wie z. B.: Gardinen auf-hängen, schwere Aktenordner aus demRegal nehmen oder Fensterputzen.

n Ruhigstellen des Armes über mehrere Tage

n Heben und Halten von Gewichten mitgestrecktem Arm

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Beginnen Sie frühzeitig mit kranken -gymnastischer Übungsbehandlung sowiemit selbständigen Übungen nach Anleitung.

n Zum seitlichen Abspreizen führen Sie denArm zunächst nach vorn und dann zurSeite.

n Richten Sie Ihren Arbeitsplatz und Ihrehäusliche Umgebung zweckmäßig ein d. h.:Bringen Sie in der Küche häufig benötigteund / oder schwere Gegenstände in Greif-höhe unter, stellen Sie leichte Utensilien indie Hängeschränke, hängen Sie nasseWäsche auf einen niedrigen Wäscheständer.

Abb. 43

6.3. Typische Veränderungen anden Schultern

Die Schulter ist ein muskelgesichertes Gelenk,dabei erfüllen die Muskeln eine wichtige Funk-tion als Stabilisatoren. Nur wenn die Muskula-tur kräftig genug ist, können sie das Gelenkwirkungsvoll sichern. Zusätzlich muss die Muskulatur dehnbargenug sein, um eine normale Gelenkbeweglich-keit zu ermöglichen. Geht diese Fähigkeit ver-loren, kommt es häufig zu einer einge-schränkten Beweglichkeit bedingt durchschmerzhafte Schonhaltungen und Kapselver-klebungen. Die dadurch verkürzte Muskulaturschränkt Alltagstätigkeiten, wie z. B. Anziehenund Kämmen sehr häufig ein. Durch Aus-weichbewegungen werden auch andere Gelenkeauf Dauer stärker belastet. „Überkopfarbeit“,vor allem mit Gewicht oder Widerstand, stelltdabei eine besondere Belastungssituation dar.Zusätzlich können Entzündungen, die Gelenk-veränderungen verursachen, ebenfalls zu Bewe-gungseinschränkungen führen.

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6. Entzündliche Veränderungen

Die Halswirbelsäule ist teils bandgesichert, teilsmuskelgesichert. Aufgrund häufiger Entzün-dungsprozesse, in Kombination mit vermehrterFehlbelastung, besonders in den oberen beidenHalswirbelgelenken, kann es zur Bandlocke-rung und somit zurInstabilität kommen.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Lebenbei bereits bestehender Instabilität

n Beim Arbeiten sollten Sie den Kopf nie inden Nacken legenz. B. Gardinen aufhängen, Haare waschenbeim Friseur (Bandapparat wird noch insta-biler).

n Extreme Nickbewegungen können mögli-che Verletzungen des Rückenmarks verursa-chen, z. B. durch plötzliches Ab bremsenbeim Autofahren.

Möglichkeiten des Schutzes

n Führen Sie keine extremen Nick- und Kreis-bewegungen mit dem Kopf aus; benutzenSie z. B. beim Lesen eine Buchstütze.

n Tragen Sie nur zeitweise und auf Verord-nung des Arztes eine stabilisierende Hals-krawatte, um die umgebende Muskulaturnicht zu schwächen. Zusätzlich können Sieunter physiotherapeutischer Anleitunggezielte isometrische Spannungsübungenzur Stärkung der Muskulatur durchführen.

n Im Spätstadium der Rheumatoiden Arthritisist evtl. eine operative Maßnahme ange-zeigt.

Da die Muskulatur die mangelnde Stabilitätkompensieren muss, sind schmerzhafte Mus-kelverspannungen häufig die Folge. Dadurchkann sich die Körperhaltung verändern.

6.4. Typische Veränderungen ander Halswirbelsäule

n Beim Sitzen sollten Sie den Arm seitlichabgewinkelt ablegen und nicht am Körperhalten.

Abb. 44

Abb. 45

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6. Entzündliche Veränderungen

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Nehmen Sie keine Schonhaltung (Hoch -ziehen der Schulter bei Entzündungen,ungünstige Sitzhaltung) ein

Möglichkeiten im Alltag

n Verwenden Sie zur Entspannung in derNacht ein spezielles Kopflagerungskissen

n Vermeiden Sie lange Sitzzeiten

n Schlafen Sie auf einer guten wirbelsäulen -gerechten Matratze mit Lattenrost

Bedenken Sie bitte, dass eine schmerzbedingteSchonhaltung der Schulter zu einem gleichenBeschwerdebild führen kann. Halten Sie daherbitte Rücksprache mit Ihrem behandelndenArzt bezüglich der Ursachen Ihrer Beschwerden.

n Verwenden Sie bei langen Fahrten auf demBeifahrersitz ein Nackenhörnchen

n um eine achsengerechte Stellung der Hals-wirbelsäule (beim Lesen) zu ermöglichen,verwenden Sie eine Buchstütze, ein Lese-pult oder ein Kissentablett.

Abb. 46

Abb. 47

n die Benutzung eines Sitzkeils ermöglichtIhnen eine Aufrichtung der Wirbelsäuleund somit auch eine Entlastung der Hals-wirbelsäule

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6. Entzündliche Veränderungen

Untere Extremität

Allgemeines:Für die untere Extremität gilt generell:

n Fehlbelastung in einem Gelenk haben auchKonsequenzen für die übrigen Gelenke(Mobile-Effekt), da diese Funktion überneh-men und Belastung kompensieren müssen.

n zu hohes Körpergewicht führt zu einerzusätzlichen Belastung für die Gelenke

n eine zu starke Beugung in der Hüfte und/oder Knie durch sehr niedrige Sitzmöbel über-beansprucht Ihre Gelenke und Muskulatur

n Treppen steigen ist enorm gelenkbelas tend

n Sportliche Aktivitäten wie z. B. Joggen oderBallsportarten beanspruchen Ihre Gelenkebesonders

n meiden Sie möglichst Dauerbelastungenwie langes Stehen, Sitzen oder Laufen.

Abb. 48 Mobile-Effekt

6.5. Typische Veränderungen anden Hüften

Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk mit über-wiegend knöcherner Bewegungsführung. Eswird durch starke Bänder gesichert, die es vorAuskugeln und Extrembewegungen schützen.

Die Muskulatur übernimmt die Aufgabe derBewegungssteuerung und einer weiteren akti-ven Stabilisierung.Eine schmerzbedingte Schonhaltung in Hüft-beugung führt daher auf Dauer zu einer einge-schränkten Beweglichkeit bedingt durch Ver-kürzungen besonders der Beugemuskulatur.Die dadurch verminderte Streckung in derHüfte hat Einschränkungen besonders beimLaufen zur Folge; es kommt zu einem klein-schrittigen Gangbild. Zusätzlich werden Knieund Wirbelsäule stark belastet.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Schmerzbedingte Ruhigstellung z. B. dauer-haftes Sitzen

n Beine übereinanderschlagen

Möglichkeiten im Alltag

n Führen Sie möglichst wechselnde Tätigkei-ten aus. Bei vorwiegend sitzender Tätigkeitversuchen Sie zwischendurch Bewegungs-gänge einzulegen, telefonieren Sie auch malim Stehen oder benutzen Sie ein Stehpult.Bei langem Stehen, z. B. am Arbeitsplatz,verwenden Sie bitte eine Stehhilfe (Abb. 49)

Abb. 49 Stehhilfe

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6. Entzündliche Veränderungen

6.6. Typische Veränderungen anden Knien

Eine vermehrte Schonhaltung in Schmerzpha-sen kann zu einer Beugekontraktur im Knieführen. Durch die Ruhigstellung kommt eszum Verlust der endgradigen Streckung. Einebereits bestehende Einschränkung verstärktsich im weiteren Verlauf, häufig kommt es zuKapselverklebungen (siehe Schmerzkreislauf S. 8) und in letzter Konsequenz zu einer Ver-steifung des Gelenkes in Beugestellung. Für einnormales Gangbild ist ein volle Streckungallerdings unerlässlich.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Das Unterlagern der Knie in Rückenlagemit einer Rolle oder einem Kissen fördertdie Zunahme der Beugestellung (Abb. 51).

Abb. 51

n Nutzen Sie für lange Wegstrecken zur Ent-lastung der Hüften eventuell ein Fahrrad

n Erhöhtes Sitzen reduziert die Belastung inder Hüfte, daher sollten Sie z. B. ein Keil-oder Sitzkissen sowie eine Toilettensitz -erhöhung verwenden

n Zur achsengerechten Lagerung beim Liegenauf der Seite können Sie sich ein Kissen zwi-schen die Knie legen (Abb. 50).

BeinlängendifferenzJahrelange Entzündungsprozesse können zuSchädigungen des Knorpel- und Knochenge-webes führen. Daraus kann sich eine Verände-rung in der Beinlänge ergeben. Auch die Beugekontraktur in der Hüfte führtfunktionell zu einer Beinverkürzung.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Beim Laufen können durch die Beinlängen-differenz Fehlbelastungen entstehen, diesich ungünstig auf die Funktion der Nach-bargelenke und die Wirbelsäule auswirken(Mobile-Effekt).

Möglichkeiten im Alltag

n Bei einer Beinlängendifferenz sollten Sieunbedingt einen Ausgleich durch eineSchuherhöhung oder Schuheinlage schaf-fen.

n Tragen Sie Schuhe mit weichen Schuhsoh-len

Abb. 50

n Dauerbelastungen: Langes Stehen, langesGehen, langes Sitzen

n Treppen steigen -> nicht als Training ansehen

n zu starke Beugung in den Knien durch zuniedrige Sitzmöbel (Abb. 52)

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Um das volle Bewegungsausmaß zu erhal-ten, lagern Sie möglichst die Knie immer inStreckung. Benutzen Sie dafür zur Unter-stützung z. B. eine Fußschaukel oder einenHocker.

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6. Entzündliche Veränderungen

n Benutzen Sie höhere Sitzmöbel, um dasAufstehen zu erleichtern und gelenkentlas -tend zu sitzen

n Lieber den Aufzug als die Treppe benutzen

Die Bewegungen des Kniegelenkes sind abhän-gig von der intakten Funktion des Kapsel-Bandapparates. Für die Bewegungssicherungund Stabilität ist diese Funktion entscheidend.

Häufige Entzündungen im Kniegelenk könnenzu Bandlockerungen führen. Das Knie istnicht mehr ausreichend stabil und es kann sichzum einen das Bild einer X- oder O-Bein Fehl-stellung (s. Abb. 53/54) manifestieren. Dieseitliche Stabilisierung ist nicht mehr gewähr-leistet. Zum anderen bewirkt eine Lockerungder Kreuzbänder ein sogenanntes Schubladen-phänomen, welches ein oft auftretendes Symp -

Abb. 52

tom der Verschiebbarkeit des Schienbeinkopf-es gegenüber dem Oberschenkelknochen beigebeugtem Knie nach vorne oder hinten ist(Subluxation). In beiden Fällen kommt es zueinem ungleichmäßigen Knorpelabrieb, sodass sich im weiteren Verlauf eine Kniegelenks-arthrose entwickeln kann.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Sportarten, die einen schnellen Richtungs-wechsel erfordern z. B. Tennis, Squash, Fuß-ball

n Laufen auf unwegsamen Gelände

n ungeeignetes Schuhwerk

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie Kniebandagen auf ärztliche Ver-ordnung zur Stabilisierung

Abb. 53: X-Bein Fehl-stellung

Abb. 54: O-Bein Fehl-stellung

Abb. 55

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6. Entzündliche Veränderungen

6.7.2. Fuß- und Zehengelenke Das Längs- und Quergewölbe ist wichtig füreinen harmonischen Bewegungsablauf beson-ders auch auf unebenen Untergrund. HäufigeEntzündungsprozesse führen zum Verlust desLängsgewölbes (Plattfuß) und des Querge-wölbes (Spreizfuß).

Durch Abflachung des Quergewölbes und Ent-zündungsgeschehen in den Zehengelenkenentwickeln sich Krallenzehen.

Hierbei kommt es zur Überstreckung derZehengrundgelenke und Beugung in den Mit-tel- und Endgelenken. Ein Abrollen des Fußes,wie es für ein harmonisches Gangbild notwen-dig wäre, ist nur noch eingeschränkt möglich.Im fortgeschrittenen Stadium entwickelt sichdadurch ein kleinschrittiger Gang.

Ist das Großzehengrundgelenk von Entzün-dung betroffen, kann es zu einem Hallux val-gus kommen. Dabei weicht die Großzehe zuden Zehen hin ab und kann sich über oderunter die Zehen schieben. Enges Schuhwerkführt häufig zu Schmerzen beim Laufen undkann zusätzlich starke Druckstellen verursa-chen. Durch Fehlstellungen der Füße werdenandere Gelenke, z. B. Knie und Hüften, fehl-bzw. überbelastet.

Abb. 57 Krallenzehen

Bereits geringe Schädigungen der Sprungge-lenke können große funktionelle Einschrän-kungen bewirken, die sich in vermindertenAbrollbewegungen zeigen.

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Zunahme der Bandlockerung durch Um -knicken des Fußes

n Barfußgehen auf harten Fußböden

n ungeeignetes Schuhwerk

Möglichkeiten des Gelenkschutzes

n Tragen Sie stets fest anliegende, ge -schlossene Schuhe mit weichen Sohlen

n Lassen Sie die Fehlstellung frühzeitig mitorthopädischen Einlagen korrigieren

n Entlasten Sie Ihre Gelenke, indem Sie Sprin-gen, langes Gehen und Stehen vermeiden

n Benutzen Sie eine Stehhilfe

n Barfußgehen im Sand, z. B. am Meer aufGras und Moos

Abb. 56

6.7. Typische Veränderungen anden Fußgelenken

6.7.1. SprunggelenkeDie Sprunggelenke sind hauptsächlich band-gesicherte Gelenke. Durch häufiges Entzün-dungsgeschehen kann es zu einer Bandlocke-rung und somit zu einem Knickfuß kommen.

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6. Entzündliche Veränderungen

Abb. 58 Hallux valgus

Mögliche Gefährdungen im täglichen Leben

n Durch falsches Abrollen der Füße kommtes zu einem falschen Gangbild.

n Tragen von zu engem Schuhwerk

n Barfußgehen

Maßnahmen des Gelenkschutzes

n Tragen Sie möglichst flaches und bequemesSchuhwerk mit weicher Sohle bzw. Abroll-hilfe.

n Vermeiden Sie hohe Absätze oder spitzzulaufendes Schuhwerk.

n Orthopädische Einlagen unterstützen dasLängs- und Quergewölbe und können dieZehenfehlstellung korrigieren.

n Bei einer Hallux-valgus-Stellung tragen Siefrühzeitig und kontinuierlich Nachtbanda-gen.

n Versuchen Sie, die Füße generell zu entlas -ten, d. h. Vermeiden Sie Springen, langesGehen und Stehen.

n Pausen einlegen bzw. einplanen

n Bei Bedarf ist eine Gangschulung in derKrankengymnastik sinnvoll.

Abb. 59

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7. Grundregeln des Gelenkschutzes7. G

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1. Achsengerechtes Halten und Bewegen Achten Sie auf anatomische Achsen.

2. Hebelwirkungen ausnutzen Physikalisches Gesetz: Je länger der Hebel,desto geringer der Kraftaufwand.

3. Griffverdickungen benutzen,um die Gelenke zu entlasten.

4. Viele und große Gelenke in die Bewegung miteinbeziehen Verteilen Sie den Kraftaufwand auf mehrere und kräftigere Gelenke.

5. Stoß- und Schlagbewegungen vermeiden Bewahren Sie Ihre Gelenke vor Erschütterungen.

6. Zug an Gelenken vermeiden, um die Lockerung Ihrer Gelenke nicht zu provozieren.

7. Grundregeln des Gelenkschutzes

7. Druck auf Gelenke in Fehlstellungvermeiden Belasten Sie Ihre Gelenkflächen gleichmäßig.

8. Dauerbelastungen vermeidena) Nehmen Sie keine langandauerndengleichbleibenden Gelenkpositionen ein.b) Vermeiden Sie langandauernde gleich-förmige Bewegungen.

9. Tätigkeiten in Teilschritte aufteilen,um die jeweilige Belastung zu vermindern.

10. Pausen einlegenGeben Sie Ihrem Körper Zeit, sich zu regenerieren.

11. Individuelle Schmerzgrenzen erkennenVerstehen Sie Ihre Schmerzen als Warnsignal.

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7. Grundregeln des Gelenkschutzes

1. Achsengerechtes Halten und BewegenBei Tätigkeiten im täglichen Leben sollten Siestatische Haltearbeiten vermeiden oder diesemöglichst durch dynamisches Arbeiten erset-zen. Bewegungen sollten Sie achsengerechtdurchführen, damit Sie Ihre Gelenke und IhreMuskulatur nicht einseitig belasten. Bei der Verrichtung Ihrer täglichen Arbeit soll-ten Sie darauf achten, dass Unterarm und Mit-telfinger eine Linie bilden, so dass Handgelenkund Finger achsengerade stehen.Beispiel: Winkelmesser

2. Hebelwirkung ausnutzenDas Öffnen von Drehverschlüssen (Wasserhäh-ne, Heizungsthermostate, Marmeladengläser,etc.) erfordert viel Kraft und stellt oft eine star-ke Belastung für die Gelenke dar. Durch dasBenutzen eines Hebels verringern Sie denKraftaufwand, außerdem wird Ihre Hand ach-sengerecht gehalten.Beispiel: Einhebelmischbatterie, Schraub-deckelöffner

Abb. 61:Winkelmesser Abb. 63: Schraubdeckelöffner Oxo

Abb. 62: Öffnen mit der HandAbb. 60: normales Messer

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7. Grundregeln des Gelenkschutzes

4. Viele und große Gelenke miteinbeziehenJe mehr Gelenke Sie in die Bewegung einbezie-hen, desto geringer ist die Belastung für jedeseinzelne Gelenk.Beispiel: Rucksack anstatt Plastiktragetasche,Bügelschere

3. Griffverdickungen benutzenDie Grundgelenke der Finger sind beim Haltenvon kleinen Gegenständen sehr stark belastet.Aus diesem Grund sollten Sie Verdickungenverwenden.

Abb. 64: normales Essbesteck

Abb. 67: Bügelschere

Abb. 66: normale Schere

Abb. 65: Griffverdickungen

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7. Grundregeln des Gelenkschutzes

5. Stoß- und Schlagbewegungen vermeidenErschütterungen der Gelenke sollten Sie ver-meiden, da hierdurch immer neue Reizungenentstehen können. Beispiel: Hämmern, Kissen ausschütteln, Vaku-um lösen durch Schlag auf den Glasboden

6. Zug an den Gelenken vermeidenDurch starken Zug an den Gelenken wird derKapsel-Band-Apparat gedehnt und weitereLockerungen und Instabilitäten sind die Folge.„Rollen, Schieben, Ziehen ist besser als Tragen!“Beispiel: Schwere Einkaufstüte oder Koffer tra-gen

Abb. 69: Vakuum-Hebel Abb. 71: Koffer mit Rollen

Abb. 70: Tragen eines KoffersAbb. 68: Schlagen auf den Boden eines Glases

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7. Grundregeln des Gelenkschutzes

b) langandauernde gleichförmige BewegungenLangandauernde monotone Bewegungen, dieSie mit einem gewissen Kraftaufwand ausüben,belasten Ihre Gelenke ebenfalls. Stattdessensollten Sie öfter Pausen einlegen und die Tätig-keiten abwechseln.

8. Dauerbelastungen vermeidena) langandauernde gleichbleibende Gelenk positionDa langandauernde gleichbleibende Gelenkpo-sitionen das Versteifen Ihrer Gelenke begüns -tigt, ist es besser, wenn Sie Ihre Körperhaltungöfter verändern. Dies ist besonders für berufs -tätige Patienten von Bedeutung.Beispiel: langes Sitzen, z. B. am PC

7. Druck auf Gelenke in Fehlstellung vermeidenUm die Fehlstellung der Gelenke nicht zu ver-stärken, sollten Sie jeglichen Druck in dieRichtung der Fehlstellung vermeiden. Beispiel: Abstützen des Kopfes auf die flacheHand

Abb. 73: Bärchenklammern

Abb. 74: Telefonieren im Stehen

Abb. 75: höhenverstellbarerer Schreibtisch

Abb. 72:Wäscheklammer (Daumen+DII)

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7. Grundregeln des Gelenkschutzes

10. Pausen einlegenEs ist wichtig, dem Körper Zeit zur Erholungund Regeneration zu geben, vermeiden SieDauerbelastungen. Daher ist es sinnvoll,während der Tätigkeiten Pausen einzulegen. Esist auch zu empfehlen, besonders belas tendeTätigkeiten wie Fensterputzen, Wäschewaschen und Bügeln auf mehrere Tage zu ver-teilen oder durch jemand anderen durchführenzu lassen.

11. Individuelle Schmerzgrenzen erkennenBei länger bestehender Erkrankung kann esder Fall sein, dass es Ihnen schwer fällt, Ihreindividuelle Schmerzgrenze wahrzunehmen,die durch einen gewissen „Grundschmerz“überlagert wird. Bewerten Sie daher einen aku-ten Schmerz während einer belastenden Tätig-keit, wie z. B. Fenster putzen, Bügeln, Fußbo-

den reinigen, als Warnsignal! Legen Sie Pausenein oder wechseln Sie zu einer weniger belas -tenden Tätigkeit.

9. Tätigkeiten in Teilschritte aufteilenViele Tätigkeiten, besonders im Haushalt, sindsehr kraftaufwändig und stellen somit eine Belas -tung für die Gelenke dar. Um dies zu vermeiden,sollten Sie versuchen, ge wohnte Arbeitsvorgängezu überdenken und neu zu planen. Beispiel: Lieber öfter gehen, als zu viel Gewichtauf einmal tragen.

Abb. 76: Bügeln Abb. 78: Kartoffeln kochen

Abb. 79: Kartoffeln kochenAbb. 77: Stricken

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten8. G

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iten 8.1. Gelenkschutz im Haushalt –

Probleme/LösungsmöglichkeitenFlaschen bzw. Schraubdeckelglas öffnen1. Öffnen Sie Flaschen mit einem Nuss -knacker.

2. Drehen Sie Flaschen mit speziellen Öffner-hilfen (Kautschukhütchen, 3-fach-Öffneretc.) auf.

8. Gelenkschutz bei verschiede-nen Tätigkeiten

Es folgt eine Auswahl an diversen Hilfsmitteln,wobei bei der Auflistung nicht darauf geachtetwurde, in welchem Krankheitsstadium welchesHilfsmittel eingesetzt werden sollte.Bei Hilfsmitteln sollten Sie unterscheiden zwi-schen:1. Alltagshilfen, die Fehlbelastungen undSchmerzen vorbeugen, wie z.B. Stift- undGriffverdickungen, Öffnerhilfen, Winkel-messer, etc.Den Einsatz dieser prophylaktisch wirken-den Helfer sollten Sie frühzeitig wählen.

2. Alltagshilfen, die eine Tätigkeit wiedermöglich machen, also die verlorengegange-ne Funktion ersetzen, wie z. B. Strumpfan-ziehhilfen, Kammverlängerung, Knöpfhilfeetc..

Überprüfen und testen Sie vor den Erwerbden Nutzen und die Effektivität der Hilfsmit-tel, denn nicht jedes ist für Sie und IhreBedürfnisse geeignet.

Abb. 80: Kautschukhütchen

Abb. 81: 3-fach-Öffner

Abb. 82: Oxo-Öffner

3. Verwenden Sie einen Schraubdeckel öffner,der das Öffnen durch einen verlängertenHebelarm erleichtert.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Büchsen /Konserven öffnen1. Verwenden Sie einen elektrischen Konser-venöffner.

2. Benutzen Sie einen speziellen Hebel fürDosen mit Ring (Getränke-, Fisch-, Tierfut-terdosen).

Abb. 86: J-Popper

Abb. 87: Canpull Öffnerhilfe

Schweren Mixer halten1. Verwenden Sie Mixer mit Zusatzgerätenund Gestell, so dass Sie ihn nicht haltenmüssen.

2. Der sehr vielseitige Einsatz einer Küchen-maschine ersetzt belastende Haltearbeiten.

4. Lassen Sie sich einen Dreiecksöffner, z. B.unter einen Hängeschrank montieren.

Abb. 83: Schraubdeckelöffner

Abb. 84: stationärer Dreiecksöffner

Abb. 85: Vakuum-Hebel

5. Hebeln Sie mit einem Vakuumöffner denSchraubverschluss auf, bis Luft einströmenkann; anschließend lässt sich der Deckelviel leichter öffnen (Siehe 5. Gelenkschutz-regel).

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Schüssel, Brettchen, Töpfe, Zitronenpresserutschen wegVerwenden Sie eine rutschfeste Unterlage(Antirutschfolie), um statische Haltearbeitenzu erleichtern.

Zitrone etc. auspressen1. Halbieren Sie die Zitrone, legen Sie dannbeide Hände übereinander auf die Zitro-nenhälfte und pressen Sie so mit leichterDrehung nach rechts und links. So setzenSie viele Gelenke ein, verteilen die aufzu-bringende Kraft und die Finger weichennicht in die Fehlstellung zum kleinen Fin-ger hin ab.

2. Sollten Sie viel frisch gepresste Säfte trin-ken, verwenden Sie bitte eine elektrischeSaftpresse.

Kartoffeln, Äpfel etc. schälen1. Spargelschäler ermöglichen Ihnen achsen-gerechtes Arbeiten im Handgelenk und dieGrundgelenke sind weniger belas tet

2. Verwenden Sie Kartoffelschäler mit verdick-tem Griff (Verdicktes Essbesteck entlastetebenfalls Ihre Gelenke).

Mixerhaken herausdrückenStellen Sie den Mixer auf den Kopf. Drückennun mit beiden Händen das Gerät auf dieTischkante. Somit lösen Sie den Entriege-lungsknopf für die Rührstäbe.

Abb. 91: Kochen

Abb. 89: Schälen mit herkömmlichem Schälmesser

Abb. 90: Schälen mit Spargelschäler und verdick-tem Griff

3. Probieren Sie es mit verschiedenen, schar-fen Messern, an denen verdickte Griffeangebracht sind (z. B. Moosgummi). Damitentlasten Sie Ihre Gelenke.

4. Alternative: Pellkartoffeln oder Kartoffelnfertig aus der Dose /Glas

Kartoffeln etc. kochen, aufsetzenTeilen Sie die Arbeitsschritte auf: stellen Siezuerst den Topf auf den Herd und geben Siedanach die Kartoffeln hinein. Füllen Sie jetzt

Abb. 88:Mixerhaken rausdrücken

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Füllen von Schüsseln, Tellern etc.Es ist zu empfehlen, den Teller nicht in derHand zu halten, während Sie die Suppe odersonstiges einfüllen. Belasten Sie Ihre Gelenkenicht unnötig durch Tragen oder Halten vonGegenständen, die man hinstellen kann.

Abb. 93: Kartoffeln auftragen

Pfanne, Stieltopf tragenDa Pfannen in der Regel nur einen Griff haben,werden beim Tragen besonders das Handge-lenk und die Fingergrundgelenke eines Armesbelastet.1. Kaufen Sie sich auf Dauer Pfannen mit zweiGriffen.

2. Alternative: Benutzen Sie eine Campingzan-ge. Dadurch erhält die Pfanne oder derStieltopf einen weiten Griff. Achtung: Pfan-nenbeschichtung kann beschädigt werden!

Schneiden von Brot, Fleisch, Wurst etc.1. Lassen Sie, wenn es möglich ist, Brot,Fleisch, Wurst etc. schon im Geschäftschneiden.

2. Verwenden Sie ein spezielles Messer, mitdem Sie achsengerade schneiden können,so dass die Finger nicht zum kleinen Finger

mit einem leichten Behälter Wasser nach. Sobrauchen Sie nicht auf einmal so schwer zu tra-gen und müssen Ihre Finger- und Handgelenkenicht unnötig belasten.

Kartoffeln etc. abschütten1. Nehmen Sie die Kartoffeln mit einemSchaum löffel heraus und schütten Sie dannerst das Wasser ab.

2. Verwenden Sie den Einsatz eines Schnell-kochtopfes. Dieser erspart Ihnen ein mühe-volles Abgießen des Kochgutes in her-kömmlicher Weise.

3. Bei Verwendung eines speziellen Sieb-deckels können Sie den Topf am Rand desSpülbeckens absetzen und ohne Festhaltendes Deckels abschütten (s. Abb. 91).

4. Stellen Sie ein Abtropfsieb in die Spüle undschütten das Kochgut (z. B. Nudeln, Kartof-feln) hinein, während das Wasser einfachabläuft.

Abb. 92: Abschütten mit „Kitty“ Siebdeckel

Tragen von Geschirr, Tablett, Töpfen etc.1. Es ist günstig, wenn Sie beim Transport vie-ler Teile einen Servierwagen benutzen, denn„Rollen ist besser als Tragen“!

2. Sehr wichtig ist es, dass Sie beidhändig undkörpernah tragen, damit Sie das Gewichtbesser verteilen. Fassen Sie z. B. ein Tablett

nicht an den Seiten an, dabei würden z. B.Ihre Finger zur Kleinfingerseite gedrückt.

3. Gehen Sie lieber öfter mit weniger Gewicht,als zuviel auf einmal zu tragen. (Viel Bewe-gung – wenig Belastung)

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

hin weggedrückt werden. Der Griff desMessers ist vergleichbar mit dem einerFuchsschwanzsäge.

3. Alternativ können Sie ein elektrisches Mes-ser oder eine elektrische Schneidemaschineverwenden.

Schneiden von Kartoffeln, Zwiebeln etc.Benutzen Sie ein Spezialbrett mit „Nägeln“,auf das Sie Gemüse oder Früchte aufspießen.So kann Ihnen nichts wegrutschen, außerdemsparen Sie Kraft. (Solch ein Brett ist leichtselbst anzufertigen mit nichtrostendenNägeln).

Abb. 94:Winkelmesser

Abb. 96: Universalgriff

Abb. 97: gelenkbelastendes Auswringen

mehr aus dem Ellenbogen und der Schulter.Alternative: Einhandquirl, Pürierstab

Schwergängige Herd- oder Waschmaschinen-schalter betätigenErleichtern Sie sich das Drehen dieser Schalterdurch einen Universalgriff, der durch Hebel-wirkung nur geringe Kraft erfordert.

Abb. 95: Einhänderbrett

Rühren mit einem Kochlöffel oder Schnee-besenBringen Sie auch hier zum Gelenkschutz eineVerdickung an und rühren Sie nicht aus demHandgelenk. Halten Sie beim Rühren dasHandgelenk möglichst gerade und rühren Sie

Wasserhahn öffnen1. Am günstigsten ist die Einhebelmischbatterie,da sie das Prinzip der Hebelwirkung ausnutztund somit weniger Kraft aufzubringen ist.

2. Verwenden Sie ggf. einen Universalgriff. 3. Sie können sich das Öffnen eines Wasser-hahns ebenfalls durch eine Hebelwirkungerleichtern und die Gelenke bei dieser häu-fig vorkommenden Tätigkeit entlasten.

AuswringenAnstatt Hände und Handgelenke beim Aus-wringen kräftig gegeneinander zu verdrehen,

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

AbtrocknenStellen Sie das Geschirr, insbesondere Töpfeund Schüsseln, zum Abtrocknen hin, damit dieGelenke entlastet werden.

Elektrostecker einstöpseln und herausziehen1. Achten Sie beim Kauf neuer Elektrogerätedarauf, dass Stecker und Schalter für Sieleicht zu handhaben sind.

2. Wenn möglich, verwenden Sie Steckdosen-leisten, um ein häufiges Wechseln derStecker zu vermeiden.

3. Im Elektrofachhandel sind Steckdosenerhältlich, bei denen ein leichter Druck aufden seitlichen Hebel genügt, um denStecker aus der Streckdose zu entfernen.

Tasse, Glas zum Mund führenHalten Sie die Tasse oder das Glas mit beidenHänden, um auch hier die aufzubringendeKraft zu verteilen. Gleichzeitig vermindern Siedas Abweichen der Finger zur Kleinfingerseiteund schonen das Handgelenk vor einseitigerBelastung.

Abb. 100: Komfort-Steckdose

Abb. 101: Stecker mit Lasche

4. An manchen Steckern sind Laschen ange-bracht, die das Herausziehen er leichtern.

Abb. 99:Wischsysteme

legen Sie den Putzlappen zur Hälfte um denWasserhahn, umgreifen ihn mit beiden Hän-den und drehen Sie achsengerade in eine Rich-tung. Das geht leichter und belastet die Gelenkeweniger.

Eine andere Alternative können handelsübli-che Wischsysteme sein, mit deren Hilfe derLappen ausgepresst wird.

Abb. 98: weniger gelenkbelastendes Auswringen

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

5. Eine spezielle Zughilfe erleichtert Ihnen dasHerausziehen des Steckers.

1. Verwenden Sie Holzklammern zum Auf-stecken.

2. Benutzen Sie die aufsteckbaren Plas tik -bärenklammern.

Abb. 102a: Zughilfe

Abb. 103: Bärchenklammern

Abb. 102b: Zughilfe

Abb. 102c: Zughilfe

WäscheklammernDie herkömmlichen Wäscheklammern müssenmit viel Kraft zusammengedrückt werden. Siebelasten besonders die Grundgelenke und för-dern Fehlstellungen (Subluxation).

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Fußboden wischen1. Es gibt verschiedene Wischsysteme, beidenen häufiges Bücken und das Wringenmit den Händen vermieden wird. Bei deno.g. Wischsystemen können Sie wie die Pro-fis den Wischlappen mit dem Fußpedaloder in einer Presse ausdrücken.

2. Verwenden Sie mehrere Lappen zumTrockenwischen.

4. Verwenden Sie ein Leichtbügeleisen. 5. Verwenden Sie einen Trockner, um die Fal-tenbildung gering zu halten.

Fußboden kehrenBenutzen Sie eine Kehrgarnitur mit langemStiel, um rückengerechtes Arbeiten zu ermögli-chen und häufiges Bücken zu vermeiden (Abb.105).

StaubsaugenVerwenden Sie einen leichtes Schlittenmodellmit Teleskopsaugrohr.Durch Anbringen von Gleitknöpfen erleich-tern Sie sich das Verrücken von Möbeln.

Abb. 105: Kehrgarnitur

Abb. 106:Wischsystemwagen

Abb. 104: Stehhilfe mit Bügelbrett

BügelnUm langandauernde, gleichbleibende Bewe-gungen zu vermeiden, bügeln Sie nur das Not-wendigste! 1. Achten Sie beim Kauf von Textilien aufmöglichst bügelfreie Wäsche.

2. Erledigen die Bügelwäsche nicht auf ein-mal, sondern arbeiten Sie in mehreren, kur-zen Etappen.

3. Zur Entlastung der Fuß-, Knie- und Hüft-gelenke benutzen Sie eine Stehhilfe. Wech-seln Sie oft Ihre Körperhaltung, stehen Sieöfter auf!

Fenster putzenZum Putzen verwenden Sie einen Fensterabzie-her mit langem Stiel. Teilen Sie sich Ihre Arbeitein. Verteilen Sie die Fensterputzarbeiten aufmehrere Tage oder delegieren Sie diese schwereTätigkeit an andere, z. B. Familienmitgliederoder Fensterputzservice.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Allgemeine Hinweise1. Erleichtern Sie sich Ihre Arbeit im Haushaltdurch elektrische Küchengeräte, z. B.Küchenmaschine, elektrisches Messer,Dosenöffner, Saftpresse, Waschmaschine,Trockner und Ge schirrspüler. Probieren Siedie Geräte vorher aus; achten Sie auf eingeringes Gewicht, gut greifbare Stecker undleicht zu bedienende Schalter.

2. Passen Sie die Höhe der Arbeitsfläche bei sit-zenden und stehenden Tätigkeiten jeweils an.

Sitzende Arbeitshaltung:Hüfte, Knie und Fuß bilden jeweils einen Win-kel von mindestens 90°, die Beine stehen leichtgespreizt. Empfehlenswert zur besseren Auf-

richtung Ihrer Wirbelsäule und zum leichterenAufstehen ist die Verwendung eines Keilkis-sens. Die Ellenbogen haben einen Winkel von ca. 90°.

Stehende Arbeitshaltung:Beine leicht gespreiztGewicht gleichmäßig verteilengerader RückenSchultern entspannen

Abb. 108: Stehhilfe

Abb. 107: Einkaufstrolley

Tasche tragenDas aufkommende Gewicht beim Tragen einerschweren Tasche belastet Ihre Hand- und Fin-gergelenke sehr stark.Deshalb:1. Tragen Sie nicht alles auf einmal. Gehen Siedafür lieber öfter.

2. Hängen Sie Ihre Tasche über die Schulteroder benutzen Sie einen Rucksack.

3. Verwenden Sie grundsätzlich einen Ein-kaufswagen, auch wenn Sie nur wenigeWaren kaufen wollen.

4. Benutzen Sie das Fahrrad mit Fahrradkorbals Transportmittel, auch wenn Sie es selbstnicht fahren müssen.

3. Benutzen Sie einen Stuhl, den Sie für dieoben beschriebene Sitzposition individuelleinstellen können, z. B. einen verstellbarenBürostuhl. Für viele Arbeiten kann aucheine Stehhilfe nützlich sein.

4. Verwenden Sie leichtes Geschirr, leichtesBesteck, leichte Schüsseln und vor allemleichte Töpfe und Pfannen.

5. Teilen Sie sich die Arbeit so ein, dass Sienicht zu lange dieselbe Bewegung aus üben.Beispiel: Bügeln Sie nicht die ganze Wäscheauf einmal, sondern in Etappen; legen SiePausen ein.

6. Falls Sie Arbeitschienen oder Handgelenks-manschetten besitzen, sollten Sie diesemöglichst bei der Arbeit tragen. Die Schie-nen sorgen für eine achsengerade Stellungund belastungsarmes Arbeiten.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

3. Verwenden Sie einen Badewannensitz oderein Badewannenbrett.

4. An der Wand und der Badewanne ange-brachte Haltegriffe gewährleisten Ihneneinen sicheren Ein- und Ausstieg.

5. Verwenden Sie auch in Ihrer Badewannestets rutschfeste Matten oder Aufkleber.

Waschen1. Um eine eingeschränkte Ellenbogen- undSchulterbeweglichkeit zu kompensieren,verwenden Sie:a) eine herkömmliche Rückenbürste odereinen Rückenschwamm mit gebogenemStiel oder alternativ eine Malerrolle mitLammfellb) ein Gästetuch mit seitlich angenähtenWäschebändern

2. Benutzen Sie einen Zehenputzer, wenn Siemit Ihren Händen nicht an Ihre Füße gelan-gen.

3. Zum Füße abtrocknen können Sie eingroßes Badetuch oder ein Handtuch mitlangen Wäschebändern verwenden.

4. Waschlappen wringen (siehe Wringen beimGelenkschutz im Haushalt).

5. Zum Shamponieren ist bei Einschränkun-gen im Ellenbogen- und Schulterbereicheine Haarwaschbürste eine geeignete Hilfe.

8.2. Gelenkschutz und Hilfen für Badund Hygiene – Probleme/Lösungs-möglichkeitenDuschen1. Legen Sie eine rutschfeste Duschmatte indie Duschwanne.

2. Verwenden Sie einen Duschhocker oder ggf.einen Duschklappsitz.

Abb. 109: Duschklappsitz

Abb. 110: Badewannensitz

Abb. 111: Haarwaschbürste

3. Nutzen Sie zu Ihrer Sicherheit an der Wandangebrachte Haltegriffe.

Baden1. Duschen ist vorteilhafter2. Benutzen Sie zum Überwinden des Bade-wannenrandes eine Einstieghilfe.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Toilette1. Lassen Sie sich, angepasst an Ihre Körper-größe, die Toilette höher montieren oderein hohes Toilettenbecken installieren.

2. Sie können aber auch eine Toilettensitz -erhöhung verwenden, wenn Umbaumaß-nahmen nicht möglich sind.

3. Zu Ihrer Sicherheit können Sie Haltegriffeanbringen lassen.

4. Bei deutlichen Einschränkungen der obe-ren Extremität kann eine Toilettenpapier-hilfe zum Einsatz kommen.

Zähne putzen1. Verdicken Sie den Griff an der Zahnbürstedurch eine Moosgummiverdickung.

2. Eine elektrische Zahnbürste ist von Vorteil,da sie durch das Batteriefach einen dickenGriff hat und keine Rotationsbewegungenim Handgelenk nötig sind.

3. Da Zahnputzgele (2-in-1-Produkte; Mund-wasser mit Zahncreme) dünnflüssiger sind,benötigen Sie nur wenig Kraft, um das Gelauf die Zahnbürste aufzutragen.

4. Sie können die Tube in einen Tubenaus-presser einlegen und diesen dann mit IhremUnterarm bedienen.

Abb. 112: Toilettenpapierhilfe

Abb. 114: Tubenauspresser

Abb. 113: verlängerte Bürste

Frisieren1. Bei Einschränkungen im Ellenbogen- undSchulterbereich verwenden Sie einen verlän-gerten Kamm oder eine verlängerte Bürste.

5. Alternativ können Sie die Tube auf dasWaschbecken legen und die Zahncreme mitdem Handballen vorsichtig herausdrücken.

2. Beim Kauf eines Föhns sollten Sie aufgeringes Gewicht und leicht zu bedienendeSchalter und Stecker achten.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

PediküreBei der Fußpflege sollten Sie am besten eineandere Person als Hilfe hinzuziehen odergleich eine medizinische Fußpflege in An -spruch nehmen.

RasierenBeim Nassrasierer können Sie den Griff z. B. mit Moosgummi verdicken. VerwendenSie einen elektrischen Rasierer mit geringemGewicht.

8.3. Anziehen/Ausziehen1. Tragen Sie weite und bequeme Kleidung.2. Es ist leichter, wenn Sie die betroffene Seitezuerst anziehen.

3. Pullover ausziehen: Beugen Sie sich nachvorne und ziehen Sie den Pullover vomNacken aus über den Kopf; ÜberkreuzenSie dabei Ihre Arme nicht.

4. Achten Sie beim Kauf neuer Kleidung aufgut erreichbare Verschlüsse (vorne oder seit-lich)

5. Bei starken körperlichen Einschränkungenkann ein Anziehstab nützlich sein.

Maniküre1. Verwenden Sie für die Maniküre eine Feder-bügelschere.

2. Wenn Sie bevorzugt einen Nagelknipserbenutzen, sollte dieser mit vergrößerterStandfläche ausgestattet sein. Für dieBedienung stellen Sie den Nagelknipser andie Tischkante und betätigen Sie den Hebelmit dem Handballen statt mit dem Dau-men.

Abb. 115: Nagelknipser

Abb. 117: AnziehstabAbb. 116: Nagelbürste mit Saugnäpfen

3. Verdicken Sie den Griff der Nagelfeile. 4. Verwenden Sie evtl. ein elektrisches Mani-küre-Set.

5. Es gibt Nagelfeilplatten mit Saugnäpfen.6. Nagelbürste mit Saugnäpfen verwenden,die fest am Waschbecken angebracht wer-den kann.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

Knöpfe1. Verwenden Sie eine Knöpfhilfe.

SchuheTragen Sie stets bequeme, flache Schuhe mitweicher Sohle. Beim Tragen von Slippern erübrigt sich eindauerhaftes Schleifebinden.Setzen Sie generell einen langen Schuhlöffel ein.Benutzen Sie für Halbschuhe elastischeSchnürsenkel. Die Schuhe sind dann wie Slip-per zu handhaben. Die Zunge sollte dabei amSchuh befestigt werden.Schuhe mit Klettverschluss sind ebenfalls einegute Option.Für die meisten Rheumapatienten sind maßge-fertigte Schuheinlagen dauerhaft empfehlens-wert.

8.4. Gelenkschutz im Alltag – Probleme/LösungsmöglichkeitenSchlüssel1. Vergrößern sie den Schlüsselkopf z. B. mitSchienenmaterial.

2. Verwenden Sie Schlüsselhilfen mit Hebel-wirkung.

3. Die Hebelwirkung nutzen Sie, indem Sie:a) einen kleinen Schraubenzieher,b) eine Häkelnadel,c) einen großen Nagel durch das Loch imSchlüssel stecken,oder d) einen Universalgriff verwenden.

Abb. 118: Knöpfhilfe

Abb. 119: Strumpfanziehhilfe

Abb. 120: Universalgriff Abb. 121: Schlüsselhilfe

2. Alternative: Greifen Sie auf Kleidung mitKlettverschluss zurück

ReißverschlussVergrößern Sie die Greiffläche durch einenSchlüsselring oder eine Lederschlaufe. Ersetzen Sie evtl. den Reißverschluss durcheinen Klettverschluss.

Strümpfe/Strumpfhose1. Benutzen Sie eine Strumpfanziehhilfe.

2. Zum Ausziehen eignet sich ein langerSchuhlöffel oder Anziehstab.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

8.5. Computer/BüroarbeitsplatzSchreibenVerwenden Sie Stiftverdickungen:Stifte, Pinsel, Kugelschreiber können Sie pro-blemlos mit Moosgummi verdicken.Benutzen Sie dicke Stifte mit Leichtlauf-schreibmine.

600450200

50 - 100 ca. 310

> 0

Zahlenangaben in mm

30

720

mind

. 650

besse

r 690

mind

. 550

besse

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mind

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mind

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ca. 500

Wenn Sie viel schreiben müssen: Computerbzw. elektrische Schreibmaschine einsetzen.Testen Sie eine alternative Stifthaltung, d. h.zwischen Zeige- und Mittelfinger.

Abb. 122: Stiftverdickungen Abb. 124: Ergonomischer Büroarbeitsplatz

Abb. 125: Ergonomische Tastatur

Abb. 123: alternative Stifthaltung

Richten Sie sich Ihren PC-Arbeitsplatz nachIhren persönlichen Bedürfnisse ein, z. B. opti-malen Abstand zum Monitor beachten, je nachKörpergröße.

Folgende Hilfsmittel können Ihren Arbeits-platz weiterhin optimieren und gelenkscho-nender machen:

n Verwenden Sie ergonomische, evtl. teilbareTastaturen.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

n Handballenauflagen, entweder direkt ander Tastatur oder als extra Gel kissen, ent -las ten Ihre Handgelenke.

n Mousepad mit Handgelenksstütze (gibt esintegriert)

Abb. 127b: Ergonomische Maus

Abb. 127a: Ergonomische Maus

Abb. 128:Mousepad mit Handgelenksstütze

Abb. 129a: Bürostuhl

Abb. 129b: Bürostuhl mit Fußstütze

Abb. 126: Handballenauflagen

n Ergonomische Maus oder Joystickmausbenutzen.

n Höhenverstellbarer Schreibtisch

n Monitor auf schwenkbarem Pult

n Höhenverstellbarer Bürostuhl mit verstell-barer Lordosenstütze

n Fußstütze

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

8.8. KartenspielenDamit Sie Ihre Spielkarten nicht festhaltenmüssen, stecken Sie die Karten in eine Bürsteoder in einen Zollstock. Spezielle Kartenhalter aus dem Handel erleich-tern Ihnen ebenfalls das Kartenspielen.

8.6. WerkzeugeHandwerkliche Tätigkeiten, die mit vielKraftaufwand oder mit Stoß und Schlag aus-geübt werden, wirken sich ungünstig auf IhreGelenke aus! Wenn Sie Werkzeuge für leichte handwerklicheTätigkeiten benutzen, sollten diese verdickteGriffe haben, z. B. Laubsäge, Pinsel.

8.7. Lesen1. Verwenden Sie eine Buchstütze. 2. Stellen Sie Ihr Buch auf einen Notenständer. 3. Wenn Sie in Rückenlage lesen:a) Stützen Sie Ihr Buch mit einem Kissen. b) Stellen Sie evtl. Ihr Buch mit einer Buch-stütze auf ein Frühstückstablett oder einenServierwagen (Dinett) .

4. Die Leselotte ermöglicht ein bequemesLesen im Bett, auf dem Sofa, am Tisch oderim Sessel.

5. Ein Gummifingerhut erleichtert Ihnen dasUmblättern.

Abb. 131: Kartenhalter

Abb. 132: Federbügelschere

Abb. 130: Leselotte

Wenn Ihnen das Mischen schwer fällt, kanneine Kartenmischmaschine hilfreich sein.

8.9. Schneiden1. Benutzen Sie eine Federbügelschere; dieseist sehr leicht, selbstöffnend und es werdenalle Finger mit einbezogen.

2. Verwenden Sie ggf. eine elektrische Schere.

8.10. Auto1. Eine individuell verstellbare Sitzhöhe undSitzneigung ist für Sie besonders günstig.

2. Falls dies nicht ausreichend möglich ist,verwenden Sie ein Keilkissen oder Lenden-kissen, allerdings nicht ohne Befestigung.

3. Für Zündschlüssel gibt es für Sie spezielleHilfen (siehe Schlüsselhilfen).

4. Überlegen Sie, ob ein PKW mit Automatik -getriebe sinnvoll ist. Sie ersparen sich dashäufige Kuppeln und Schalten.

5. Fensterheber, Schiebedach, Außenspiegeletc. sollten elektrisch bedienbar sein.

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8. Gelenkschutz bei verschiedenen Tätigkeiten

6. Eine Zentralverriegelung erspart das mehr-fache Öffnen der Türen.

8.11. RollosErkundigen Sie sich im Fachbetrieb nachErleichterungen beim Rolladenöffnen.Eine elektrische Rolladenhilfe oder ein Getrie-be ist leicht zu bedienen und erspart Ihneneinen hohen Kraftaufwand.

8.13. FahrradfahrenDas Fahrrad sollte individuell für Sie einge-stellt sein:

n Der Lenker sollte höher als der Sattel einge-stellt sein, so dass Sie aufrecht sitzen undder Druck auf die Handgelenke verringertwird.

n Beim Einstellen der Sattelhöhe sollten Siedarauf achten, dass Ihre Knie beim Tretennicht maximal durchgestreckt werden.

n Sattel- und Lenkradfederungen minderndie Erschütterungen, die auf Ihre Gelenkeeinwirken können.

n Anatomische Lenkergriffe bieten Unterstüt-zung des Handgelenkes, insbesondere derHandwurzelknochen.

Abb. 133: elektrische Rolladenhilfe

Abb. 134: Spezielle Türgriffverlängerungen

Abb. 135: Anatomische Lenkergriffe

Ziehen Sie ggf. Gummihandschuhe an. Siegeben Ihnen beim Gurthochziehen einen bes-seren Halt.

8.12. Fenster und Türen öffnen1. Verlängern Sie die Griffe z. B. mit Kunststoff-rohr mit Griffverdickung aus Moosgummi

2. Im Handel sind spezielle Türgriffverlänge-rungen erhältlich.

n Weiterhin verwenden Sie einen geradenLenker für achsengerade Handstellung, eineGangschaltung, eine Rücktrittbremse odereine hydraulische Handbremse und ggf. einFahrrad mit Hilfsmotor.

n Ein Fahrrad mit besonders tiefem Einstiegerleichtert Ihnen das Auf- und Absteigen.

n Wenn Sie Handgelenksmanschetten besit-zen, tragen Sie diese stets beim Radfahren.

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9. Gelenkschutz und Sexualität

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t9. Gelenkschutz und Sexualität

Leider kann sich die Erkrankung auch auf dasSexualleben auswirken. An erster Stelle beein-trächtigen die Schmerzen, aber auch Funkti-ons- und Bewegungseinschränkungen (beson-ders der Hände, Arme und Hüften) können dasAusleben der Sexualität behindern. Des weite-ren kann eine allgemeine Müdigkeit und somiteine häufig begleitende Lustlosigkeit zu einerVeränderung im Sexualleben führen.Gerade bei diesem Thema kommen für vieleBetroffene Unsicherheiten und Hemmungenhinzu. Auch das Selbstwertgefühl kann beiWahrnehmung der Veränderungen herabge-setzt sein.Die wichtigste Regel im Umgang mit der eige-nen Sexualität und dem Sexualleben sollte dasGespräch sein! Suchen Sie so selbstverständ-lich wie möglich das Ge spräch mit Ihrem Part-ner, bzw. der Partnerin. Auch ein Arzt Ihres Ver-trauens, wie auch andere Betroffene (beispiels-weise in einer Selbsthilfegruppe) können Siemöglicherweise unterstützen und beraten.

Mögliche Lösungsansätze /Hilfen könnensein:

n Analgetische Medikation (Schmerzmittel)vor dem Verkehr. Beachten Sie dabei dieDauer von der Einnahme bis zur Wirksam-keit.

n Wählen Sie eine günstige Tageszeit, d. h.Morgensteifigkeit der Gelenke und eventu-elle abendliche Müdigkeit sollten von bei-den Partnern berücksichtigt werden.

n Experimentieren Sie gemeinsam undsuchen Sie bequeme Positionen / Stellun-gen, um schmerzhafte Gelenke zu entlastenund so gemeinsam mehr Lust und Freudezu erleben.

8.14. GartenarbeitDa die Gartenarbeit zu den belastenden Tätig-keiten zählt, teilen Sie sich Ihre Arbeit gut ein,wechseln Sie die Handgriffe und legen Sie öfterPausen ein! Wenn für Sie die Gartenarbeit zurlästigen Tätigkeit wird und Sie zeitlich oderauch körperlich nicht mehr in der Lage sind,diese Arbeit durchzuführen, überlegen Sie, obnicht jemand Drittes (Familie, Bekannte, Gärt-ner, etc.) Ihnen helfen kann.Unterlagern Sie Ihre Knie bei Arbeiten amBoden mit einem Kissen.Spezielle Hocker mit langen Griffen helfenIhnen beim Aufrichten.

Verwenden Sie Geräte mit langen Stielen,damit vermeiden Sie unnötiges Bücken.

Abb. 136: Hocker

Abb. 137: „Gartenkralle“

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10. Empfehlenswerte Sportarten /Hobbys10

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s n Setzen Sie Hilfsmittel wie z. B. Kissen oderDecken ein, um ggf. eine Schmerzreduzie-rung und somit Erleichterung zu erreichen.

n Suchen Sie das offene Gespräch mit IhremPartner, bzw. der Partnerin, einem ArztIhres Vertrauens, einem Psychologen oderanderen Therapeuten.

n Die Einnahme von Medikamenten, wie z.B.MTX löst teilweise unangenehme Neben-wirkungen aus. Versuchen Sie solche Tagevorzuplanen.

n Vereinbaren Sie ein Signal mit Ihrem Part-ner. Sobald sich der Schmerz bemerkbarmacht, kann der Partner rechtzeitig liebe-voll darauf eingehen.

n Schwimmen (eher Rückenschwimmen, dadie Halswirbelsäule weniger belastet wird)

n Fahrradfahren (Fahrrad individuell einstel-len lassen)

n Ruhiges Tanzen

n Walking (auf gutes Schuhwerk achten)

n Gymnastik: Wasser- und Trockengym nastik(z. B. bei der Rheumaliga)

n Thai-Chi

n Qi-Gong-Kugeln

10. Empfehlenswerte Sportarten/Hobbys

Abb. 139: Qi-Gong-Kugeln

Abb. 138: Thai-Chi

Weitere Sportarten sprechen Sie am besten mitdem Arzt oder Therapeuten ab, wie z. B. Ski-Langlauf (gutes Ausdauertraining, aber Ach-tung: Sturzgefahr), Fitnesstraining unter phy-siotherapeutischer Anleitung an den Geräten(z. B. im ausgesuchten Fitnessstudio), ohnehohen Widerstand durch Gewichte.

Keine Sportart ersetzt die täglichen kran-kengymnastischen und ergotherapeutischenÜbungsmaßnahmen!

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11. Mobilisationsübungen für die Finger

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ngerSchieben Sie zuerst den Daumen und dann

nacheinander alle Finger zu sich (nicht anhe-ben) und halten Sie einen Moment diese Posi-tion (s. Abb. 140).Lockern Sie die Finger leicht.Kehren Sie zur Ausgangsposition zurück undbeginnen Sie von vorne.

Wichtig: Nur in Pfeilrichtung üben!

2. Das „Vertikale Wandern“

Maximale Bewegung – MinimaleBelastuungDiese gelenkschonenden Fingerübungen sol-len Ihnen helfen, das maximale Bewegungsaus-maß der Fingergelenke zu erhalten und dieFinger- und Handmuskulatur zu stärken.Durch dieses Training kann den typischen,rheumatisch bedingten Deformitäten vorge-beugt werden.

Allgemeine Grundsätze:Führen Sie die Übungen täglich 15 bis 30 Minu-ten durch.Legen Sie ggf. zwischendurch Pausen ein (s. Übung Nr. 10).Körperhaltung: Aufrechte Sitzhaltung, dabeiBeine nicht überschlagen, entspannte Schul-tern, Ellenbogen rechtwinkelig, ganze Unterar-me auf dem Tisch (ausgenommen Übung Nr. 7).Beachten Sie die Anmerkungen bei den Übun-gen.

1. Das „Klavierspielen“

11. Mobilisationsübungen für die Finger

Legen Sie die Handinnenseiten und Unterarmeetwa schulterbreit auf den Tisch. Richten Sie Ihre Handgelenke und Finger mög-lichst zur Mittelachse aus.

Handkanten und Unterarme liegen wiederschulterbreit auf dem Tisch. Legen Sie zwi-schen Handgelenk und Tischplatte ein Polster,so dass sich die Hand in der Mittelachse befin-det.Achten Sie darauf, dass die Finger ganzgestreckt sind. Strecken Sie den Daumen nach oben und zie-hen Sie dann die Finger nacheinander hoch.Halten Sie einen Moment inne, bevor Sie dieseStellung wieder lösen. Dabei lassen Sie dieHandkante auf der Tischplatte.Beginnen Sie erneut.

Abb. 140

Abb. 141

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11. Mobilisationsübungen für die Finger

3. Das „O“

Halten Sie die Anspannung einen kurzenMoment bevor Sie diese wieder lösen.

5. Die „Kleine Faust“

Ausgangsposition wie bei Nr. 2Berühren Sie mit der Daumenspitze die Zeige-fingerkuppen und bilden Sie dabei ein „O“.Die Fingerkuppen sollen sich nur leichtberühren!Strecken Sie dann Daumen und Zeigefingerlangsam.Führen Sie nacheinander alle Finger zum Dau-men und bilden Sie dabei möglichst ein „O“,indem Sie alle beteiligten Gelenke beugen.Lockern Sie aus und beginnen Sie von vorne.

4. Das „Beugen der Fingergrundgelenke“

Ausgangsposition wie bei Nr. 2Beugen Sie die Grundgelenke um 90°.Mittel- und Endglieder der Finger sollten dabeimöglichst gestreckt sein.

Ausgangsposition wie bei Nr. 2Bei gestreckten Fingergrundgelenken werdennur die Mittel- und Endglieder gebeugt.Anspannung einen Moment halten und siedann wieder lösen.

Abb. 142

Abb. 143a

Abb. 143b

Abb. 144

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11. Mobilisationsübungen für die Finger

8. Das „Rollen“

Für diese Übung benötigen Sie keine Polster.Die Unterarme liegen bequem auf dem Hand-rücken und die Schultern nehmen eine ent-spannte Haltung ein.Sie wandern mit dem Daumen im großenBogen zum Grundgelenk des kleinen Fingersund wieder zurück. Das Daumenendgelenksollte dabei leicht gebeugt sein.Lockern Sie die Hand aus und beginnen Sieerneut.

7. Die „Umwendebewegung“

6. Das „Daumentraining“

Legen Sie Ihre Handinnenseiten auf den Tisch.Die Oberarme sind locker am Körper angelegt.Aus dem Ellenbogengelenk drehen Sie nun imWechsel Ihre Hände nach außen und innen.Dabei weichen die Ellenbogen nicht vom Körper.Wichtig:Wenn die Umwendbewegung schmerzhaft ist,dürfen die Hände im Wechsel über die Hand-kante nach außen kippen.

Legen Sie eine Rolle an die Tischkante.Legen Sie Ihre Fingerspitzen darauf.Rollen Sie nun die Rolle nach vorne, bis IhreEllenbogen gestreckt sind.Der Oberkörper sollte aufrecht bleiben.

9. Das „Fingergeschicklichkeitstraining“

Legen Sie die Rolle wieder an die Tischkanteund legen Sie die Fingerspitzen einer Handoben drauf.Wandern Sie nun mit den Fingern und leichtabgespreiztem Daumen auf der Rolle nachvorne bis der Ellenbogen gestreckt ist, unddann wieder zurück.Wiederholen Sie diese Übung einige Male, umdann mit der anderen Hand zu üben.

Abb. 145

Abb. 146

Abb. 147

Abb. 148

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11. Mobilisationsübungen für die Finger

10. Das „Lockern der Schultern“

Legen Sie für diese Übung Ihre Arme entwederauf den Schoß oder lassen Sie sie locker amKörper hängen.Ziehen Sie Ihre Schultern zu den Ohren undhalten Sie einen Moment diese Spannung,bevor Sie die Schultern langsam wieder lockerlassen.Ziehen Sie nun Ihre Arme (Schulterblätter) inRichtung Boden.Halten Sie die Spannung einen Moment, bevorSie diese wieder lösen.Der Oberkörper sollte stets aufgerichtet blei-ben.Führen Sie jetzt Ihre Schulterblätter zusam-men, halten einen Moment die Spannung undlösen sie dann wieder.Bilden Sie mit dem Oberkörper einen „Katzen-buckel“, lassen Sie dabei die Luft aus IhrerLunge entweichen, um beim Aufrichten wiederlangsam einzuatmen.

Abb. 149

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Kontaktadressen und Literaturempfehlungen

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Lite

ratu

rem

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lung

enEmpfehlenswerte Literatur

Brattström, M.Gelenkschutz bei progredienter chronischer PolyarthritisStudienliteraturSchweden, 1972

Kleines, G.Wichtige Anregungen und Hinweise zum Gelenkschutz bei rheumatischenErkrankungenHrsg.: Rheumaklinik Aachen

Miehle, K., Wessinghage, D.Die RheumafibelSpringer-Verlag, BerlinHeidelberg 1976

Schmidt, K.-L., Ebner, W., Kopf, L.Rheumaforum 7G. Braun VerlagKarlsruhe 1979

Slatosch, D.-U.Gelenkschutz im täglichen LebenHrsg.: Schweizerische Rheumaliga, 1982

Donhauser-Gruber, U., Mathies, H.,Gruber, A.Rheumatologie, Lehrbuch für Krankengymnastik und ErgotherapiePflaum-VerlagMünchen, 1988

Bitzer-Munòz, S.Ergotherapie & Rehabilitation Ausg. 4/2001 Sexualität, Partnerschaft und Kinderwunsch

Kontaktadressenliste

ErgotherapieSt. Josef-Stift Westtor 748324 SendenhorstTelefon: 02526 [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga(Bezugsquellen für Hilfsmittel)Maximilianstraße 1453111 BonnTelefon: 0228 766060Telefax: 0228 [email protected]

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