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Sonntag, 13 Sonntag, 13 Sonntag, 13 Sonntag, 13. . . . Januar 2013 (20:05 Januar 2013 (20:05 Januar 2013 (20:05 Januar 2013 (20:05-21:00 Uhr) 21:00 Uhr) 21:00 Uhr) 21:00 Uhr) KW KW KW KW 2 2 2 2 Deutschlandfunk Deutschlandfunk Deutschlandfunk Deutschlandfunk - Musik & Information Musik & Information Musik & Information Musik & Information FREISTIL FREISTIL FREISTIL FREISTIL Schiffbruch Schiffbruch Schiffbruch Schiffbruch – Tragödien auf dem Meer Tragödien auf dem Meer Tragödien auf dem Meer Tragödien auf dem Meer Von Ulrike Klausmann Von Ulrike Klausmann Von Ulrike Klausmann Von Ulrike Klausmann Redaktion: Klaus Pilger Redaktion: Klaus Pilger Redaktion: Klaus Pilger Redaktion: Klaus Pilger Produktion DLF 2012 Produktion DLF 2012 Produktion DLF 2012 Produktion DLF 2012 M a n u s k r i p t M a n u s k r i p t M a n u s k r i p t M a n u s k r i p t Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich ge- schützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urhe- berrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © - ggf. unkorrigiertes Exemplar -

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Deutschlandfunk Deutschlandfunk Deutschlandfunk Deutschlandfunk ---- Musik & Information Musik & Information Musik & Information Musik & Information

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Schiffbruch Schiffbruch Schiffbruch Schiffbruch –––– Tragödien auf dem Meer Tragödien auf dem Meer Tragödien auf dem Meer Tragödien auf dem Meer

Von Ulrike KlausmannVon Ulrike KlausmannVon Ulrike KlausmannVon Ulrike Klausmann

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Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich ge-schützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urhe-berrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © - ggf. unkorrigiertes Exemplar -

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Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Costa Concordia OOOO----Ton 1Ton 1Ton 1Ton 1 Jutta Neumann Als wir da rein kamen, diese Riesengänge, alles mit Messing und Teppich, dann gläserne Aufzüge, die hin und hergehen, und unsere Kabine war eine Riesenkabine, wir hatten ein Riesenbett, ne Sitzecke drin, ich sag noch zu meinem Mann, das ist ja ein Luxus, also so einen Luxus hatten wir noch nie. 0.20 OOOO----Ton 2Ton 2Ton 2Ton 2 Joachim Neumann Das Schiff hieß Costa Concordia, als wir vor dem Schiff standen war es wie ein Hochhaus, ganz toll, wir kamen rein, da waren noch die tollen Gefühle, die Reise fing ja erst an, und dann sind wir unser Gepäck los geworden, und dann sind wir zu unserem Zimmer gegangen, und dann sag ich noch, das ist ja toll, mit Fenster, mit Wasser, mit Blick aufs Wasser und so, ganz toll. 0.29 OOOO----Ton 3Ton 3Ton 3Ton 3 Jutta Neumann Und es ist eigentlich schön eine Kreuzfahrt, weil man hat die Kabine, man kann seine Kleidchen umwech-seln, man kann schön morgens zum Buffet, man hat tolles Essen, die Philippinos machen schön ein Frühstück, da sind nette Leute und wenn die Leute nicht so nett sind, dann nimmt man seinen Teller und geht an einen anderen Tisch, man muss sich ja nicht mit denen unterhalten, ist ja zwanglos, und dann kann man eben schöne Ausflüge machen. 0.26 GeräuschGeräuschGeräuschGeräusch Riesenwelle Zitator 1 Zitator 1 Zitator 1 Zitator 1 Schiffbruch – Tragödien auf dem Meer Von Ulrike Klausmann O O O O----Ton 4Ton 4Ton 4Ton 4 Linda Maria Koldau Etwas, was oft gesagt wird, ja das ist ja genau wie auf der Titanic, oder es haben ja auch Überlebende von der Costa Concordia gesagt also das fühlte sich an genau wie auf der Titanic oder wie im Titanic-Film, das ist einerseits diese unkoordinierte Evakuierung, also es lief ja eigentlich auf der Titanic einigermaßen noch relativ ruhig ab. Aber das liegt ja auch daran, dass die Titanic so schön langsam über Bug gesunken ist, aber es gab viele Crewmitglieder, die nicht ausgebildet waren, die nicht wussten, wie die Boote zu be-dienen sind, das hat sich ja auf der Costa Concordia abgespielt, also das reine Chaos. 0.42 SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Linda Maria Koldau, Kulturwissenschaftlerin und Autorin des Buches „Titanic – das Schiff – der Untergang – die Legenden“. OOOO----Ton 5Ton 5Ton 5Ton 5 Linda Maria Koldau Und eine Parallele, die man mit Abstand sieht, ist sicherlich auch dieses berühmte Hybris-Motiv, also auf der einen Seite die Titanic die mit hoher Geschwindigkeit durch ein Eisfeld fährt, und die Costa Concordia die wegen eines Showeffektes viel zu dicht an eine Insel heran fährt, und mit dem Felsen, also hier Eis-berg, da Felsen, kollidiert. 0.22 Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Andrea Doria

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OOOO----Ton 6Ton 6Ton 6Ton 6 Gaetano Famularo Sono stato a New York quando è andata affondo l’Andrea Doria, quella nave passeggiera che è andata affondo. Io ero a bordo con mia moglie. Hanno morto 52 ma noi ci abbiamo scappato un po la vita. 0.18 OOOO----Ton kurz freistehend, dannTon kurz freistehend, dannTon kurz freistehend, dannTon kurz freistehend, dann SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Gaetano Famularo, Arbeiter aus Lipari, einer Insel vor der sizilianischen Küste OvervoiceOvervoiceOvervoiceOvervoice----Sprecher altSprecher altSprecher altSprecher alt Ich war in New York, mit der Andrea Doria, dieses Passagierschiff, das untergegangen ist. Ich war an Bord mit meiner Frau. 52 Menschen sind gestorben. Aber wir sind noch mal mit dem Leben davon gekommen. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Am Mittwoch, dem 25 Juli 1956, um 15.00 h stand Kapitän Piero Calamai auf der Kommandobrücke des großen italienischen Luxusdampfers Andrea Doria und blickte unverwandt gen Westen. Sprecherin Sprecherin Sprecherin Sprecherin William Hoffer in seinem Buch „Andrea Doria“ Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Die Nachmittagssonne wanderte auf einen Dunstschleier am westliche Horinzont zu, das untrügliche Vorzeichen eines Juli-Nebels vor der Küste von Massachusetts. OOOO----Ton 7Ton 7Ton 7Ton 7 Gaetano Famularo Sono andato la perché qua c’era stato la guerra, c’è stato quella brutta guerra, e allora qua andava mala-mente non arrivavano viveri, per potere mangiare, perché c’erano i sommergibili che buttavano in fondo le navi. E andavamo con una piccola barca in Sicilia a comprare al mercato nero. E allora mia moglie era stufa non voleva più stare qua. 0.33 Overvoicesprecher älterOvervoicesprecher älterOvervoicesprecher älterOvervoicesprecher älter Ich wollte auswandern, weil bei uns ja dieser schlimme Krieg gewesen war, wir hatten keine Lebensmittel. Es kamen keine Schiffe wegen der U-Boot-Wracks, die immer noch im Meer trieben und die Schiffe zum Sinken brachten. Wir mussten mit einem kleinen Holzboot nach Sizilien rüber, um auf dem Schwarzmarkt einzukaufen. Da war meine Frau es leid und wollte dort nicht mehr bleiben. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Obgleich die Touristenklasse faktisch das Ghetto des Schiffes war, bot sie dennoch einigen Komfort und die Emigrantenkinder staunten über verschiedene Bequemlichkeiten, die in der alten Heimat als Luxus gegolten hätten. Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Atmo Strand Tripolis OOOO----Ton 9 Ton 9 Ton 9 Ton 9 Ghirma (eritreisch) 0.42 OOOO----Ton steht kurz frei, dannTon steht kurz frei, dannTon steht kurz frei, dannTon steht kurz frei, dann

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Sprecherin Sprecherin Sprecherin Sprecherin Ghirma Halefom, Flüchtling aus Eritrea Overvoicesprecher jungOvervoicesprecher jungOvervoicesprecher jungOvervoicesprecher jung Meine Hoffnung war, wie auch die der anderen, ein Land zu finden, das uns aufnimmt, das uns beschützt, wo wir in Frieden leben können. Deswegen haben wir unser Land verlassen. Unsere Probleme kennt die ganze Welt, deshalb sind wir geflüchtet, wir waren viele Leute auf dem Boot. OOOO----Ton 10 Ton 10 Ton 10 Ton 10 Tineke Strik The refugees the ones who where in the boat, most of them came from the subsaharian countries like Somalia, Ethiopia, Eritrea, most of them were refugees from war that was going on there, and most of them already lived a few years in Libya. But then when the war broke out it became really dangerous for them because Gaddafi pushed them, tryed to get their support to his drive and at the same time the rebel-lions suspected them from supporting Gaddafi. So they became stuck between these two sides and they really had to flee. So they decided to ask an organisation, a smuggler organisation to help them going to Europe to Lampedusa. 0.53 OvervoicesprecherinOvervoicesprecherinOvervoicesprecherinOvervoicesprecherin Die meisten der Flüchtlinge in dem Boot kamen aus der Subsahara, also Ländern wie Somalia, Äthiopien, Eritrea. Überwiegend Kriegsflüchtlinge, von denen die meisten schon mehrere Jahre in Libyen lebten. Doch als der Krieg ausbrach, wurde es gefährlich für sie, denn Gaddafi wollte, dass sie ihn unterstützten. Gleichzeitig wurden sie von den Rebellen verdächtigt, Gaddafi zu unterstützen. So gerieten sie zwischen die Fronten und mussten fliehen. Sie beschlossen, eine Schmugglerorganisation um Hilfe zu bitten, um sie nach Europa, nach Lampedusa zu bringen. Sprecherin Sprecherin Sprecherin Sprecherin Tineke Strik, niederländische Politikerin und Mitglied des Europaparlamentes in Straßburg OOOO----Ton 11Ton 11Ton 11Ton 11 Tineke Strik So that is the way they ended up in a rubber dinky 7 meters long, so you can imagine that it was really overpacked, they were sitting on three stages on top of each other and just at the moment that they wanted to depart from Libya the smugglers came back to the boat and withdrew the water and the food in order to replace it with even more poeple on the boat. 0.31 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin So kamen sie in ein 7 Meter langes Schlauchboot, Sie können sich vorstellen, wie überfüllt es war, sie sa-ßen in drei Schichten übereinander und gerade in dem Moment, als sie in Libyen losfahren wollten, kamen die Schmuggler zurück und nahmen Wasser und Lebensmittel aus dem Boot, damit noch mehr Menschen hinein passten. Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Motor eines Schlauchbootes heult auf OOOO----Ton 12Ton 12Ton 12Ton 12 Ghirma 0.25 Overvoicesprecher jungOvervoicesprecher jungOvervoicesprecher jungOvervoicesprecher jung Am Anfang, als wir losgefahren sind, war noch alles ruhig. Wir waren 72 Leute an Bord. Aber mit der Zeit wurde das Meer turbulenter, nach 18 Stunden hat sich die Situation vollkommen verändert, das Wetter wurde stürmisch und unruhig. GeräuschGeräuschGeräuschGeräusch Atmo mit Motorschlauchboot auf dem Meer

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Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Costa Concordia Napoli Mandolin Orchestra, Torna a Surriento OOOO----Ton 13Ton 13Ton 13Ton 13 Joachim Neumann Und dann waren wir mit dem Essen fertig, haben wir gedacht, was machen wir jetzt? Gehen wir schlafen? Nein, wir gehen noch nicht schlafen, wir gucken uns noch bisschen was an. Und dann sind wir losgegan-gen in den Theatersaal. Weil da eine große Zaubershow war. 0.18 OOOO----Ton 15Ton 15Ton 15Ton 15 Jutta Neumann Also eigentlich fing es schon so an, ich hatte ja so eine Vorahnung. 0.04 SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Joachim und Jutta Neumann, Schreibwarenhändler aus Berlin. OOOO----Ton 16Ton 16Ton 16Ton 16 Bevor wir die Reise angetreten haben, hab ich immer zu meinen Freundinnen gesagt und auch zu mienem Mann morgens: mir ist ganz komisch zumute. 0.10 OOOO----Ton 17Ton 17Ton 17Ton 17 Joachim Neumann Also dann sind wir in die Zaubershow gegangen, und da wurde ein großer Kasten, da wurde eine Frau eingesperrt, und die wurde dann mit dem Dolch durchlöchert, und dann gab es Rauch und dann machte er das auf und dann war gar keiner drin. 0.19 OOOO----Ton 18Ton 18Ton 18Ton 18 Jutta Neumann Und als wir in dem Zaubersaal saßen, da ist mir ganz komisch gewesen, als wenn ich irgendwie gespürt hab, gleich ist irgendwas. 0.10 OOOO----Ton 19Ton 19Ton 19Ton 19 Joachim Neumann Hat er wieder zugemacht, ist er wieder simsalabim rumgerannt, und dann gab es auf einmal einen riesen Rumms. 0.09 OOOO----Ton 20 Ton 20 Ton 20 Ton 20 Jutta Neumann Das ging durch Mark und Bein, das vergessen Sie nie. 0.02 OOOO----Ton 21Ton 21Ton 21Ton 21 Joachim Neumann Jutta flog zu mir auf die Seite und dann ging das Licht aus, dann ging das Licht wieder an, dann sprang ne Frau aus dem Kasten, rannte über die Bühne, und dann raste der Vorhang von rechts nach links rüber in dieser Schieflage in der das Schiff war. Und da sag ich zu Jutta: Mensch du, ne super Show, wa? Die Amis ham was drauf. 0.36 OOOO----Ton 22Ton 22Ton 22Ton 22 Jutta Neumann Und mein Mann saß da, du ist ja toll was die Amerikaner sich so einfallen lassen, und ich sag: du die las-sen sich nichts mehr einfallen, jetzt ist bitterer Ernst geworden, der ist mit dem Schiff in die toskanischen Felsen gefahren und wir sind hier irgendwo aufgelaufen oder irgendwas ist passiert, das hat ja einen Rumms gegeben, das Schiff war ja auch schief.0.21 Sprecherin Sprecherin Sprecherin Sprecherin Aus dem Protokoll des Hafenamtes von Porto di Livorno

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Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 22 Uhr. Wachtmeister Formuso von den Carabinieri von Prato meldet, dass ihn eine Signora angerufen hat, deren Mutter als Passagierin auf einem Kreuzfahrtschiff der Costa Crociere ist. Diese hat von Proble-men an Bord berichtet. Während des Abendessens sei die Decke der Brücke über dem Restaurant auf die Anwesenden gefallen, woraufhin alle Personen an Bord aufgefordert wurden, ihre Schwimmwesten anzu-legen. Wir teilen ihm mit, dass wir zur Zeit keine Meldung über Schiffe in Notlage haben und bitten ihn, die Signora zu fragen, um welches Schiff es sich handelt. Die Signora teilt ihnen über das Telefon mit, dass es sich um die Costa Concordia handelt. OOOO----Ton 23Ton 23Ton 23Ton 23 Joachim Neumann Dann steht man auf und auf einmal merkt man, dass viele Leute schon aus dem Saal rausgehen und wir gehen natürlich auch raus und in dem Moment kommt auch eine Durchsage: Piano, wir haben ein techni-sches Problem. Das Licht ging immer an und aus das Licht. 0.16 Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 22 Uhr 14. Wir kontaktieren die Costa Concordia und fragen, ob es Probleme gibt. Der Offizier meldet, dass es seit circa 20 Minuten einen Stromausfall gibt und dass er davon ausgeht, alles in kurzer Zeit zu beheben. Wir teilen ihm mit, dass wir von Passagieren in Schwimmwesten gehört haben und dass im Speisesaal ein Teil der oberen Brücke eingestürzt sein soll. Er versichert, dass es nur ein Problem mit dem Stormausfall gibt. OOOO----Ton 24Ton 24Ton 24Ton 24 Joachim Neumann Dann war diese beruhigende Durchsage: technisches Problem, bleiben Sie in Ihren Räumen, gehen Sie was trinken, gehen Sie aufs Zimmer, gehen Sie in Ihre Kabinen, also es ist alles beruhigt gewesen. 0.16 Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 22 Uhr 26. Wir kontaktieren die Costa Concordia und fragen nach dem aktuellen Stand. Der Kapitän be-richtet von einem Wassereinbruch an der linken Schiffsseite und Schräglage des Schiffes. Wir fragen nach eventuellen Verletzten oder Toten. Er verneint und verlangt lediglich Unterstützung durch ein Schlepp-schiff. OOOO----Ton 25Ton 25Ton 25Ton 25 Joachim Neumann Aber man merkte, dass immer mehr Unruhe kam und Jutta sagte dann, komm, wir sind zusammen geblieben, in unsere Kabine gegangen und haben unsere Schwimmwesten geholt. 0.13 Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 22 Uhr 34 Wir kontaktieren die Costa Concordia und fragen nach dem aktuellen Stand der Schwimmfähigkeit des Schiffes. Man berichtet von einer wachsenden Schräglage und einer Notsituation. Wir fragen nach der Anzahl der Personen an Bord: es sind 3208 Passagiere und 1023 Besatzungsmitglieder. OOOO----Ton 26Ton 26Ton 26Ton 26 Joachim und Jutta Neumann Manche haben sich hingesetzt und haben noch ne Flasche Wein getrunken, weil die ja gesagt haben, sie können auf Kosten des Hauses entweder in die Kabinen gehen oder in den Aufenthaltsraum und können da trinken, wobei ja jeder gesehen hat, die Teller sind ja schon nicht mehr im Regal gewesen, die sind ja schon runter gerutscht, man hat ja den Krach gehört. Das Boot geht schiefer, da bleibt doch kein Teller stehen, die Flaschen, die sausen ja auf den Glasregalen auch runter. 0.36 Musik Musik Musik Musik Udo Lindenberg Andrea Doria verhallt

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Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Andrea Doria Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Nebel. Der stille Mörder des Meeres. Er hüllt ein Schiff wie mit einer dunklen Decke ein und raubt dem Navigator sein einziges, wichtigstes Hilfsmittel: die Sicht. Die Andrea Doria war mit einem Radargerät neuesten Modells ausgestattet, aber Calamai war ein Kapitän traditioneller Art, der lieber seinen eigenen Augen vertraute. OOOO----Ton 27Ton 27Ton 27Ton 27 Gaetano Famularo E stato di notte, c’era la nebbia, noi alle nove di mattina dovevamo arrivare a New york e così hanno fatto il giorno prima di arrivvare a New York, c’era una festa grande a bordo. Può essere che erano ancora u-briachi, non si sa, e allora si ballava a bordo, c’era divertimento. 0.28 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Es war nachts und neblig, um neun Uhr morgens sollten wir in New York ankommen, und daher war am Abend vorher ein großes Fest an Bord. Kann sein, dass sie alle noch betrunken waren, wer weiß, jedenfalls haben wir getanzt und uns amüsiert. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Wie ein Messer schnitt der scharfe Vorsteven der Stockholm zuerst ins Oberdeck der Andrea Doria, bei der Trennwand zwischen den Kabinen 52 und 54. Das laute Kreischen von Stahl gegen Stahl zerriß die Stille der Nacht über dem Meer. Ein Feuerwerk weißer und orangegelber Funken zerstäubte in den Him-mel. OOOO----Ton 28Ton 28Ton 28Ton 28 Gaetano Famularo Erano le undici e venti, tutto a un colpo ho sentito bebebebomm. Ma che è stato? Credevo che aveva inve-stito qualche isola, invece aveva investito un’altra nave.. Ballavano, c’era la festa da ballo. In quel momen-to che la nave ci ha investito suonavano arrivvederci Roma, mi rocordo bello mi ricordo. 0.27 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Es war 20 nach elf, da hörte ich plötzlich ein „ bebebebomm“. Was war das? Ich dachte wir wären gegen eine Insel gekracht, aber wir sind mit einem anderen Schiff zusammen gestoßen. In dem Moment, als das Schiff mit unserem zustammengestoßen ist, spielten sie gerade „Arriverderci Roma“. Ich erinnere mich noch gut. Musik Musik Musik Musik Arrivederci Roma bricht ab Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Etwa 40 der Passagiere auf der Andrea Doria hatte der Tod in ihren Kabinen im Schlaf oder bei den Vorbe-reitungen zur Nachtruhe überrascht. Doch den Überlebenden und der Besatzung stand nun ein Kampf gegen die Gewalten der Vernichtung bevor, der ihnen in jener Nacht das Äußerste abfordern würde. OOOO----Ton 29Ton 29Ton 29Ton 29 Gaetano Famularo Andavo a cercare mia moglie non la potevo trovare. Che timore! 0.05 Overvoicesprecher älterOvervoicesprecher älterOvervoicesprecher älterOvervoicesprecher älter Ich bin sofort meine Frau suchen gegangen, aber sie war weg. Was für eine Angst! Musik Musik Musik Musik

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SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Der italienische Liedermacher Gianmaria Testa auf seiner CD mit dem Titel „Da questa parte del mare“, die er den Migranten und Flüchtlingen gewidmet hat Musik Musik Musik Musik hoch bei Gesang 0.56 hoch bei Gesang 0.56 hoch bei Gesang 0.56 hoch bei Gesang 0.56 –––– 1.40 dann unter Sprecher leise weiter 1.40 dann unter Sprecher leise weiter 1.40 dann unter Sprecher leise weiter 1.40 dann unter Sprecher leise weiter Overvoicesprecher mittelaltOvervoicesprecher mittelaltOvervoicesprecher mittelaltOvervoicesprecher mittelalt Aber wir kannten ihn doch auch, diesen Geruch des Laderaums, die Bitterkeit des Abschieds kannten wir doch auch eine Sprache zu vergessen um eine neue schnell zu lernen noch vor dem Fahrradfahren wir kannten ihn doch auch den Atemhauch an den Schaufenstern die Wärme des Brotes und die Schmach der Ablehnung wir kannten es doch auch dieses stumme Schauen. Musik hoch bei 3.18 und unter Zitator weiter bis EndeMusik hoch bei 3.18 und unter Zitator weiter bis EndeMusik hoch bei 3.18 und unter Zitator weiter bis EndeMusik hoch bei 3.18 und unter Zitator weiter bis Ende Zitator 3Zitator 3Zitator 3Zitator 3 Im 20. Jahrhundert sind Millionen Menschen von einem Kontinent zum anderen gewandert, und so haben sie das Gewicht der Welt verschoben... Millionen, Myriaden von Menschen. Im 20. Jahrhundet waren wir Italiener die Hauptakteure. 30 Millionen von uns sind ausgewandert. Vom Hafen Molo Beverello legten die Schiffe ab, die uns auf die andere Seite des Ozeans brachten. Der Kai war schwarz von Müttern mit ihren weißen Taschentüchern, die wie unzählige aufgespießte Schmetterlinge auf das Heck gerichtet waren, das langsam den neuen Ufern zustrebte. SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Der italienische Schriftsteller Erri de Luca in einem Beitrag der Fensehsendung „Che tempo che fa“ von RAI TRE Zitator 3 Zitator 3 Zitator 3 Zitator 3 Heute dagegen fahren sie auf irgendeinem schiffbaren Untergrund in einen ungewissen Norden, Haupt-sache es ist kein Hafen. Sie haben alles dabei, was sie retten konnten vor der Vertreibung, sie haben bren-nende Laken und tiefstes Elend zurück gelassen. Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot OOOO----Ton 32Ton 32Ton 32Ton 32 Tineke Strik At the moment they departed from Libya they already had only a very very small amount of food and bav-erage with them. That caused problems quite soon because there were pregnant woman and babys among them and the weather became bad very soon also. 0.22 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Als sie in Libyen losfuhren, hatten sie nur wenig Lebensmittel und Wasser an Bord. Daher bekamen sie schon bald Probleme, denn es waren schwangere Frauen und Babys dabei und dann verschlechterte sich auch noch das Wetter.

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Zitator 3Zitator 3Zitator 3Zitator 3 Niemand soll sagen: warum brechen sie auf, wenn sie schwanger sind, diese jungen Frauen! Weil sie nicht schwanger sind, wenn sie aufbrechen. Sie werden regelmäßig an jeder afrikanischen Grenze vergewaltigt. Ihr Kind kommt mitten unter den Illegalen zur Welt, sein erster Schrei ist begleitet vom Geräusch der Hubschrauber. Sie trennen die Nabelschnur durch und vertrauen sie dem Meer an. Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 34Ton 34Ton 34Ton 34 Tineke Strik The second day therefore they decided to call a contact they had, it was an eritrean priest living, residing in Rome and they had this contact details with them in case they might use if they would get in trouble. 0.18 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Deshalb beschlossen sie am zweiten Tag, einen Priester aus Eritrea anzurufen, der in Rom lebte. Sie hat-ten diese Nummer für den Notfall dabei. OOOO----Ton 35Ton 35Ton 35Ton 35 Ghirma 0.17 Overvoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jung Nach 18 Stunden habe ich Don Moussie angerufen, wir haben ihm unsere Position gegeben, wo wir uns befanden. Er hat uns gesagt, dass er Hilfe ruft. Wir haben lange gewartet. OOOO----Ton 36Ton 36Ton 36Ton 36 Pater Moussie Zerai Io ho ricevuto la telefonata da lui il 26. Che era già tardi, pomeriggio quando ho segnalato la telefonata che ho ricevuto che mi avvisava che c’era questo gommone con queste 72 persone a bordo e che c’erano le difficoltà e che c’era poco benzina e che avevano finito l’acqua da bere e non avevano da mangiare e quin-di, c’erano donne e bambini. Per cui io ho detto va bene, avviso la guardia costiera italiana come ho sem-pre fatto , ho chiamato, li ho avvisato, dopo di che la guardia costiera italiana l’indicazione che mi avevano dato del coordinamento, perché usavano il compass, non usavano il GPS, solo che il capitano che guidava gommone che era un ganese non sapeva usare il GPS. 1.02 OOOO----Ton kurz anspielen, dannTon kurz anspielen, dannTon kurz anspielen, dannTon kurz anspielen, dann SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Pater Moussie Zerai Overvoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelalt Der Anruf kam am 26. Es war schon später Nachmittag, als ich den Notruf weitergegeben habe, von dem Schlauchboot mit 72 Personen an Bord und dass sie nicht mehr viel Benzin hatten, kein Wasser und keine Lebensmittel. Dass Frauen und Kinder dabei waren. Ich habe die italienische Küstenwache angerufen, wie ich es immer gemacht habe. Ich habe ihnen die Koordinaten des Bootes genannt‚ denn sie benutzten ei-nen Kompass und nicht das GPS, denn der Kapitän, der das Schlauchboot steuerte, ein Mann aus Ghana, wusste nicht wie man ein GPS benutzt. OOOO----Ton 38Ton 38Ton 38Ton 38 Ghirma 0.38 Overvoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jung Es wurde immer schlimmer, 15 Tage lang. Es kam mehrmals ein Helikopter. Sie haben Fotos von uns gemacht. Ich erinnere mich nicht genau, weil ich so kaputt war. Ich habe versucht, den Kapitän zu unter-stützen, es ist so viel passiert. Ich will nicht drüber reden, es ist zu schlimm.

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Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Auf dem Meer, Hubschrauber kommt näher, bleibt in der Luft stehen, dreht wieder ab OOOO----Ton 38aTon 38aTon 38aTon 38a Tineke Strik The helicopter havered a while above this boat and they looked, they went away and came back very quickly. Then they had bottles of water and bisquits with them. And they drubbed in the boat, and then they made gestures like stay put, we will come back. So this is he moment all the survivors said at that moment they really thought now we are going to be rescued so everyone was clapping hands and singing and thougt okay now everything will be allright. Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Der Hubschrauber schwebte eine Weile über dem Boot, sie flogen weg und kamen bald mit Flaschen und Keksen zurück. Die warfen sie in das Boot und machten Zeichen in dem Sinne: Wartet, wir kommen zu-rück. In dem Moment, das haben alle Überlebenden gesagt, dachten sie, endlich gerettet zu werden. Sie klatschten in die Hände, sie sangen und dachten, jetzt wird alles gut. Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 37Ton 37Ton 37Ton 37 Tineke Strik And at that moment the socalled captain who was in the boat suddenly threw away the sattelite phone and the GPS in the water, because he was afraid of being suspected otherwise of being one of the smugglers and he feared to be procecuted by that. So the survivors also told that they really were shocked that he did so, but it already happened before they could do anything. 0.28 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Und in dem Moment hat dieser sogenannte Kapitän in dem Boot das Satellitentelefon und das GPS ins Wasser geworfen. Weil er Angst hatte, als Menschenschmuggler verdächtigt und verfolgt zu werden. Die Überlebenden haben berichtet, dass sie total schockiert waren, aber sie konnten es nicht mehr verhindern. OOOO----Ton 39Ton 39Ton 39Ton 39 Pater Moussie Zerai Ho detto alla costiera italiana di chiedere all’ente gestore del turaia di farsi dire da dove stavano chiaman-do perché tramite il sattelite possono saperlo. Infatti dopo qualche ora la guardia costiera mi aveva ri-chiamato dicendomi queste persone sono a 69 miglia da Tripoli per cui erano lontani dall’Italia e mi han-no detto che l’Italia lanciava l’appello a tutte le navi che erano li in zona per fare soccorso a queste perso-ne. Io ho detto va bene, aspettiamo allora che qualcuno risponde. 0.45 Overvoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelalt Ich habe der italienischen Küstenwache vorgeschlagen, das Telefon von der Betreibergesellschaft orten zu lassen. Das haben sie gemacht und nach ein paar Stunden hat die Küstenwache mir gesagt, dass das Boot 60 Meilen von Tripolis entfernt ist. Sie waren also weit weg von Italien. Die Küstenwache hat gesagt, dass sie den Notruf an alle Schiffe in der Zone weiter geben, damit sie ihnen zu Hilfe kommen. Ich habe gesagt okay, dann warten wir, dass sich jemand meldet. OOOO----Ton 40Ton 40Ton 40Ton 40 Ghirma 0.33 Overvoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jung Wir haben auf den Helikopter gewartet, alle und auch der Kaptiän. Aber niemand ist gekommen. Deshalb sind wir weiter gefahren. Die Leute fingen an zu sterben. Die Geräte waren kaputt, das Benzin war leer war. Gott sei Dank haben wir überlebt, nach 15 Tagen.

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GeräuschGeräuschGeräuschGeräusch Schlauchboot auf dem Meer, Motor geht aus Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Costa Concordia Napoli Mandolin Orchestra, Torna a Surriento OOOO----Ton 41Ton 41Ton 41Ton 41 Joachim Neumann Wir haben ja auch gesehen, dass die Scheiben vom Fahrstuhl eingeschmissen waren, dass auch Leute da weggerutscht sind, das Wasser ist ja die Stufen runter gelaufen, 0.1o Zitator Zitator Zitator Zitator 22 Uhr 48. Wir kontaktieren die Costa Concordia und fragen, ob die Evakuierung des Schiffes in Betracht gezogen wird. Man berichtet, dass man diese Möglichkeit erwägt. Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 42Ton 42Ton 42Ton 42 Joachim Neuman Aber je länger man drauf ist auf dem Schiff, je mehr merkst du, das du jetzt schon schief läufst oder du kannst auch nachher keine Tür mehr aufmachen. Weil das klemmt ja alles, das geht ja nicht mehr, Sie können ja nicht die Wand senkrecht hoch laufen. Diese Gefühle kommen dann und dann kommst das Schreien und es ist kein Licht und dann laufen die Leute im Dunkeln, und dann laufen sie vielleicht verkehrt, 0.24 Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 23 Uhr 23. Die Costa Concordia meldet eine starke Schieflage und fordert Unterstützung eines Schiffes für einen eventuellen seitlichen Anschub. OOOO----Ton 43Ton 43Ton 43Ton 43 Jutta Neumann Erst mal hat das ja ewig lange gedauert, eine Stunde bis sie die Boote überhaupt runter gelassen haben und das war so dilettantisch, es war gar keine Koordinierung, 0.11 ZZZZitator 1itator 1itator 1itator 1 Null Uhr 42. Wir nehmen Kontakt zum Kapitän der Costa Concordia auf, der uns mitteilt, dass er und alle Offiziere sich in einem Rettungsboot befinden. Kapitän di Falco befiehlt ihm, an Bord zurück zu gehen, um die Evakuierung der Passagiere zu koordinieren. OOOO----Ton 45Ton 45Ton 45Ton 45 Joachim Neumann Und dann sind wir in den Booten gewesen, und dann haben wir ein anderes Boot gesehen, das war schon mit Leuten besetzt, und dann kam Personal, und dieses Personal hat die Leute wieder raus geschickt, die-ses Boot fährt nicht, und dann haben wir nachher gesehen, dieses Boot dass da Personal drin war. Dann waren da keine Leute, die das Boot runter lassen, sondern es sind alles, entweder ist es ein Koch gewesen oder es sind von den Passagieren Leute gewesen, die den Motor angekriegt haben, weil es ist keine Ord-nung, manche sind ja auch nicht in die Boote gekommen. 0.40 OOOO----Ton 46Ton 46Ton 46Ton 46 Jutta Neumann Die meiste Angst hatte ich eigentlich als wir da in diesem Boot drin waren, dann kamen die Holzplatten über uns runter, dann sackte das manchmal wie beim Fahrstuhl, dann wurde das Boot schief und die Leute haben geschrien wie am Spieß. 0.16

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Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 1Uhr 46. Kapitän de Falco kontaktiert den Kapitän der Costa Concordia, Herrn Schettino und befiehlt ihm, über die Strickleiter an Bord zurückzugehen und die Situation zu überprüfen. OOOO----Ton 47Ton 47Ton 47Ton 47 Jutta Neumann Dann hab ich das Aufplatschen gehört auf dem Wasser und dann hat einer von den Passagieren das Boot angeschmissen, es konnte noch nicht mal die Besatzung, die Besatzung war unausgebildet in solch einem Katastrophendings, die konnten kein Wort deutsch, kaum englisch, das waren alles so junge Philippinos, blutjunge Leute, die haben da rumgedrückt an den Knöpfen, och nee das war ganz schlimm. 0.27 Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 Zwei Uhr 53. Wir fragen die Besatzung des Polizeibootes, ob noch Personen an Bord des Schiffes sind. Sie antworten, dass sie gerade über eine Strickleiter auf das Schiff gehen. Wir fragen, ob sie etwas von Kapitän Schettino gesehen oder gehört haben. Sie antworten: er ist im Rettungsboot unterwegs zum Hafen. OOOO----Ton 48Ton 48Ton 48Ton 48 Jutta Neumann Und dann sehen wir da den Hafen und die Leuchttürme und dann sind wir rausgeklettert, die Boote haben dann umgedreht um die anderen rauszuholen. Die Inselbewohner waren so toll, die haben die Leute mas-senweise rausgeholt, und die Inselbewohner haben die Menschen mit Taschenlampen aus dem Wasser geholt wie kleine Pinguine, haben sie ins Dorf gebracht, haben ihnen warme Kleidung gegeben, die Insel war übersäht von Bergen mit nasser Kleidung, schreienden Menschen, und alles Costa-Mitarbeiter, der Kapitän war ja als erster von Bord, die ganze Besatzung war ja schon vorher weg. 0.35 Musik Musik Musik Musik Bob Dylan, Tempest (Anfang)Bob Dylan, Tempest (Anfang)Bob Dylan, Tempest (Anfang)Bob Dylan, Tempest (Anfang) The pale moon rose in its glory Out on the Western town She told a sad, sad story Of the great ship that went down Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2 Der Untergang der Titanic hatte, auch wenn die Schuld-und Haftungsfrage tunlichst ungeklärt blieb, im-merhin einige positive Folgen für die Passagierschifffahrt. Musik Musik Musik Musik Bob Dylan, TempestBob Dylan, TempestBob Dylan, TempestBob Dylan, Tempest T'was the fourteenth day of April Over the waves she rode Sailing into tomorrow To a golden age foretold Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2 Am 12. November 1913 wurde die erste internationale Konferenz zum Schutze des menschlichen Lebens auf See einberufen, auf der internationale Mindeststandards für die Sicherheit verabschiedet wurden. OOOO----Ton 49Ton 49Ton 49Ton 49 Linda Maria Koldau Eine der wichtigsten Konsequenzen ist einerseits die Überwachung der Eisberge, die International Ice-Control, und das andere ist, dass Funk von da an 24 Stunden besetzt sein musste, so dass es so etwas nicht mehr gab, dass die um Hilfe rufen und ein Schiff in der Nähe ist und der Funker wohlbechtigt das Gerät abgestellt hat, weil er eine 12-Stunden-Schicht hinter sich hat. Und dann eben Rettungsboote für alle Passagiere an Bord, das ist eher Placeboberuhigung denn die normale Situation bei eine Schiffbruch ist nicht wie bei der Titanic, dass es so schön langsam runter geht und man nach allen Seiten die Rettungs-

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boote runterlassen kann, sondern oft ist es ja so wie bei der Costa Concordia, dass eine starke Schieflage entsteht und dann werden die Rettungsboote untauglich. 0.44 Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Andrea Doria OOOO----Ton 50 Ton 50 Ton 50 Ton 50 Linda Maria Koldau Ich denke die Andrea Doria hat auch mit davon profitiert, weil wir hier eine typische Rettungsbootsituation haben, Rettungsboote sind ja nicht wie bei der Titanic ein Ersatzschiff, dass dann beliebig lange irgendwo herumschwimmen kann, sondern die sind eigentlich gedacht für den Transfer von Schiff zu Schiff, und diese Situation hatten wir ja bei der Andrea Doria. 0.17 Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Für die Rettung des Schiffes war die Andrea Doria mit sechzehn Aluminium-Rettungsbooten ausgestattet, die insgesamt 2000 Personen fassten – Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Mehr als ausreichend für die Höchstzahl von Passagieren und Besatzung. Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Andrea Doria OOOO----Ton 51Ton 51Ton 51Ton 51 Gaetano Famularo Andavo in cerca a mia moglie perché a bordo eravamo separati, mia moglie era con altre donne. Allora andavo in cerca, non la potevo trovare. Dopo non l’ho vista più perché io stavo su un’altra nave, si chia-mava l’ile de France, era francese, la nave. 0.23 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Ich bin sofort meine Frau suchen gegangen, denn wir waren nicht zusammen an Bord, sie war mit den anderen Frauen zusammen. Ich habe sie gesucht, aber nicht gefunden. Erst später habe ich sie wiederge-sehen, denn mich hat ein anderes Schiff aufgenommen, es hieß Ile de France. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Langsam glitt die Ile de France längsseits, um an Steuerbord der Andrea Doria eine Abschirmung gegen den Seegang zu bilden und die Gewässer zwischen den beiden Schiffen gleichsam in eine Lagune zu ver-wandeln. OOOO----Ton 52Ton 52Ton 52Ton 52 Gaetano Famularo Io ero soltanto col pigiama. A bordo ce l’hanno dato i francesi, per dire la verità ci hanno rispettato, erano brava gente. Dopo sono andati col capello per raccogliere i soldi per noi, brava gente, se devo dire la veri-tà. 0.21 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Ich hatte nur den Pyjama, den hatten die Franzosen uns gegeben. Ehrlich gesagt waren sie wirklich nett, sie haben uns respektiert. Hinterher sind sie mit dem Hut herum gegangen und haben Geld für uns ge-sammelt, ehrlich gesagt, nette Menschen. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Die Neuigkeit von dem Zusammenstoß vor der Küste der Insel Nantucket verbreitete sich schnell. Es kam zu spontanen Kundgebungen des Mitleids und der Sorge um die Betroffenen.

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OOOO----Ton 53Ton 53Ton 53Ton 53 Gaetano Famularo Io la sera sono arrivvato verso le cinque perché la nave era indietro verso le cinque di sera, faceva un caldo in questa stagione. Dopo ho telefonato alla compagnia, all’ufficio immigrazione, per vedere se mia moglio si trovava e mio figlio. Dice si, si trovava a bordo della Stoccolmo. Mi ha tranquillizzato un po. 0.36 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Am Abend bin ich im Hafen angekommen, ungefähr um fünf. Es war sehr heiß! Ich habe bei der Schiffsge-sellschaft angerufen, und beim Einwanderungsbüro, um zu erfahren, was mit meiner Frau und meinem Sohn ist. Sie haben gesagt, dass sie an Bord der Stockholm sind. Das hat mich ein bisschen beruhigt. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Die amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörden teilten mit, sie wollten „das traurige Los dieser armen Menschen erleichtern“, die nun wieder nach und nach in New York eintrafen, zumeist ohne Pässe und ohne Gepäck. Die üblichen Einreiseformalitäten entfielen, ankommende Schiffbrüchige brauchten in die Blankoformulare der Zollabfertigung nur ihre Namen und ihre Adresse einzusetzen. OOOO----Ton 54Ton 54Ton 54Ton 54 Gaetano Famularo Allora tanto mia moglie si è fatta male, è stata all’ospedale l’hanno operato, siccome ha preso un colpo. Quando scendeva sull’altra nave, si è buttato un’altro sopra di lei e sì è fatta male nelle scialuppe della nave. Era insieme a mio figlio, ma non si vedevano, perché mia moglie era in infermeria a bordo della nave e mio figlio non sapeva che era anche lei a bordo. Allora siccome c’era uno dell’Andrea Doria, quello che ci serviva a tavola, che disse dove è la mamma e lui disse non lo so. Te la faccio vedere io. 0.43 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Meine Frau hatte sich verletzt, sie musste im Krankenhaus operiert werden, sie hatte sich was gebrochen. Als sie ins Rettungsboot kletterte, ist ein Anderer auf sie drauf gefallen. Sie war auf demselben Schiff wie mein Sohn, aber sie haben sich zuerst nicht gefunden, weil meine Frau auf der Krankenstation lag. Da war so ein Kellner von der Andrea Doria, der uns immer bedient hatte, der sagte zu ihm: weißt du nicht, wo deine Mama ist? Ich zeige sie dir. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Auf und mit der Titanic starben 1513 Personen, und es gab nur 705 Überlebende. Dieses Geschehen kann nur als große Tragödie betrachtet werden. Auch auf der Andrea Doria und auf der Stockholm gab es viele Todesopfer. Doch die bezeichnendste Tatsache dieses historischen Ereignisses ist die große Zahl von Passagieren und Besatzungsmitgliedern der Andrea Doria, die bereits den Tod vor Augen hatten, ehe sie durch einen heroischen, geglückten Einsatz gerettet wurden. OOOO----Ton 55Ton 55Ton 55Ton 55 Linda Maria Koldau Allerdings muss man natürlich auch sagen, wenn man voll gerammt wird in die Seite, gibt es auch nicht mehr viel zu überlegen, wie schlimm ist es eigentlich. Ich schreibe jetzt gerade einen Aufsatz, wo ich auch umfassend über die Lakonia schreibe, das ist ein Kreuzfahrtschiff, das 1963 untergegangen ist durch Brand und auch da, obwohl es eigentlich auch ernst schon war mit dem Brand, hat man immer noch ge-dacht, man kann das Feuer einigermaßen bekämpfen und man bekommt es in den Griff. 0.24 Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2 Es ist kein Geheimnis, dass Reedereien ein eisernes Prinzip haben: bei einem Notfall die Bergung unter allen Umständen vermeiden! Ein Notruf ist erst dann abzusetzen, wenn der Kapitän absolut sicher ist, dass er nicht ohne Hilfe in den nächstgelegenen Hafen kommen kann. Und wenn es nicht anders geht, dann sollte er sich gut überlegen, von was für einem Schiff er sich helfen läßt. SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Linda Maria Koldau in ihrem Buch über die Titanic.

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OOOO----Ton 56Ton 56Ton 56Ton 56 Linda Maria Koldau Wenn ein Schiff dabei ist zu sinken oder wenn ein Schiff schwer beschädigt ist und aus eigener Kraft nicht mehr in den Hafen kommt, dann kann jemand anderes richtig viel Geld verdienen, wenn er dieses Schiff abschleppt und das ist natürlich nicht im Interesse der Reedereien, deswegen ist der Wunsch, so lange wie möglich zu warten mit einem derartigen Notsignal, und wenn man es absetzen muss, dann ist es ideal, wenn man ein Schiff der eigenen Reederei als Helfer bekommt, dann kann man das intern verrechnen und hat nicht so hohe Unkosten. 0.33 Musik Musik Musik Musik Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot Erkennungsmusik Flüchtlingsboot OOOO----Ton 57Ton 57Ton 57Ton 57 Pater Moussie Zerai Passato il giorno non c’era nessuna notizia. Io continuavo a chiamare la guardia costiera, se arrivano noti-zie, perché in quel periodo lì non era l’unico barcone che avevano perso, c’era un’altro che è partito prima di loro, è partito il 22 di marzo 2011, che non sapevamo nulla. C’erano a bordo più gente, 335 persone, anzi più 25 bambini, quindi 350 persone e non avevamo notizie. Allora io insistevo di cercare queste per-sone, e la guardia costiera italiana mi aveva detto, abbiamo lanciato più volte l’allarme, lo stiamo lancian-do ogni 4 ore, però non succede niente. 0.44 Overvoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelalt Ein Tag verging und keine Nachricht. Ich rief immer wieder die Küstenwache an, ob sie Nachricht erhalten hatten, denn es war nicht das einzige Boot, das zu dieser Zeit auf dem Mittelmeer verloren gegangen war. Es gab noch eines, das war schon am 22. März 2011 losgefahren. Da waren viel mehr Leute an Bord, 325 plus 25 Kinder, also 350 Menschen. Und die Küstenwache hat gesagt, wir haben den Notruf mehrmals weitergegeben, wir melden ihn alle 4 Stunden. Aber nichts geschieht. Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Atmo mit dem Schlauchboot auf hoher See (ohne Motor) OOOO----Ton 58Ton 58Ton 58Ton 58 Tineke Strik Then they started drifting and drifting and poeple started to become a bit insane because they had lack of water nd some of them drank some seawater wicht es very salt so wich is even more unhealthy so they got problems with there as well, one of them jumped into the sea paniking and more and more poeple started to die after a couple of days. 0.31 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Dann trieben sie immer weiter und die Menschen fühlten sich schlecht wegen des Wassermangels, einige tranken Meerwasser, was noch ungesünder ist, weil es so salzig ist, es wurde immer schlimmer, einer sprang voller Panik ins Wasser, und immer mehr Menschen starben. SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Aus dem Bericht des Europäischen Parlamentes vom 29. März 2012, verfasst von Tineke Strik Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Sturm auf hoher See, bricht ab und verhallt Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1 Der Wind wurde stärker und die Wellen höher. Das stürmische Wetter warf das Boot hin und her, es füllte sich mit Wasser. Einige Menschen fielen ins Wasser und konnten nicht mehr gerettet werden. Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Nebelhorn

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OOOO----Ton 59Ton 59Ton 59Ton 59 Ghirma 0.24 Overvoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jungOvervoice Sprecher jung Viele Schiffe sind uns begegnet. Fischerboote aus Italien und Tunesien und wahrscheinlich ein großes Kriegsschiff von der NATO, sie haben uns alle gesehen. Wir hatten ja auch telefoniert, aber keiner hat uns geholfen. Sie haben uns fotografiert und mit Fernrohren beobachtet, aber sie haben nichts gemacht. Dabei wusste doch die ganze Welt von unserer Lage, das hatten wir doch Don Moussie gesagt und er hat es der italiensichen Küstenwache gemeldet. Aber keiner ist gekommen um uns zu helfen. Geräusch Geräusch Geräusch Geräusch Wind auf hoher SeeWind auf hoher SeeWind auf hoher SeeWind auf hoher See Zitator 3Zitator 3Zitator 3Zitator 3 Fremde Fischer sagten aus: Sie sahen Etwas nahen, das verschwamm beim Nahen. Eine Insel? Ein verkommnes Floß? Etwas fuhr, schimmernd von Möwenkoten Voll von Alge, Wasser, Mond und Totem Stumm und dick auf den erbleichten Himmel los. SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Bert Brecht in seinem Gedicht „Das Schiff“ Musik Musik Musik Musik Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1 Das Boot trieb mit der Strömung und dem Wind. Um zu überleben tranken sie ihren Urin, vermischt mit etwas Zahnpasta, die sie dabei hatten. Die Totenglocken begannen zu läuten und am 15. oder 16. Tag ihrer Reise lebten nur noch 11 Menschen. OOOO----Ton 60Ton 60Ton 60Ton 60 Tineke Strik At that moment the survivers said, then they lost all the hope. So they were just lying in their dingy, they already had to shift the dead bodys to the sea because that was difficult in the beginning they did not want to do so, but they had to do so, because of the smell. And at the end after 15 days they saw land again and that was the moment that they enden up at the libian shores again at a completely other position where they started their journey. Then they were still eleven poeple, but in the moment that the boat hit the rocks one of them got drawned, then they were with ten at the beach and quite soon the libyan soldiers came there, they picked them up and put hem in gial. Initiantly without any help, without any medical care, what ever. So the tenth person died in prison actually from exaution of course, lack of food and water of course. 1.07 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin In dem Moment, sagen die Überlebenden, hatten sie die letzte Hoffnung verloren. So lagen sie in ihrem Schlauchboot. Sie mussten die toten Körper ins Wasser werfen, das war schlimm, sie wollten es erst nicht, aber sie mussten es tun wegen des Geruchs und so trieben sie immer weiter zurück und nach 15 Tagen kam wieder Land in Sicht. Sie landeten an der lybischen Küste, weit weg von dem Ort, wo sie losgefahren waren. Da waren sie nur noch zu elft. In dem Moment, als das Boot gegen einen Felsen stieß, ist einer von ihnen ertrunken. Bald kamen die libysche Soldaten, sie verhafteten sie und brachten sie ins Gefängnis, zunächst ohne medizinische Versorgung. So starb noch einer im Gefängnis an Erschöpfung, ohne Wasser und Nahrung. OOOO----Ton 61Ton 61Ton 61Ton 61 Pater Moussie Zerai Dopo quindici giorni mi hanno chiamato loro dal carcere di Zelatel quando sono stati presi dai militari dicendomi guarda che siamo sopravissuti alcuni. Li ho messo in contatto con il vescovo di Tripoli dicendo

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al vescovo di aiutare almeno per i sopravvissuti almeno per le cure mediche e i vestiti, per dare da mangia-re e tutto quello di cui avevano bisogno. Infatti il vescovo con le suore li hanno accolti, li hanno aiutati a livello finanziario li hanno dato die soldi per trasferirsi in tunisia. Però quattro di loro hanno preferito prendere di nuovo il barcone, sono arrivati per fortuna, due sono ancora in Italia, e due sono in Olanda. Overvoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelalt Nach 15 Tagen haben sie mich angerufen aus dem Gefängnis von Zelatel nachdem sie vom Militär gefan-gen genommen worden waren. Sie haben gesagt: stell dir vor, ein paar von uns haben überlebt. Ich habe ihnen den Kontakt zum Bischof von Tripolis verschafft, damit er ihnen mit medizinischer Versorgung, Kleidung und Essen zu Hilfe kommt. Der Bischof und die Nonnen haben sie aufgenommen und auch finanziell unterstützt, damit sie nach Tunesien gehen können. Aber vier von ihnen sind wieder aufs Boot gegangen und zum Glück hier angekommen, zwei sind noch in Italien und zwei sind in Holland. Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 62Ton 62Ton 62Ton 62 Joachim Neumann Aber ich hab immer gesagt, wir leben, wir haben es überlebt und das ist das Wichtigste. 0.10 OOOO----Ton 63Ton 63Ton 63Ton 63 Jutta Neumann Na und dann kamen auch ganz viele, mussten wir ja diese Fragebögen beantworten, wir haben uns dann einen Anwalt genommen, 0.07 OOOO----Ton 64Ton 64Ton 64Ton 64 Joachim Neumann Dann hieß es am Anfang ganz schlimm, man muss Listen ausfüllen, was einem fehlt, man muss die Kas-senbons haben, stellen Sie sich mal vor, Sie haben einen alten Schlüpfer, da haben Sie doch keinen Kas-senbon mehr, dann sagen Sie sich schietbumm, den brauch ich nicht mehr, also das war mir dann alles völlig egal, denn ich lebe ja und das war das Tolle. 0.25 Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 65Ton 65Ton 65Ton 65 Gaetano Famularo Visto che mia moglie si è fatta male ho fatto la causa alla compagnia. Che io? Eravamo 2000 sulla nave, una bella nave grande l’Andrea Doria, e così abbiamo fatto la causa a questa compagnia. 0.19 Overvoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älterOvervoice Sprecher älter Da meine Frau sich verletzt hatte, habe ich die Gesellschaft verklagt. Was heißt ich? Wir waren 2000 Pas-sagiere auf der Andrea Doria, das war ja ein ganz schön großes Schiff. Deshalb haben wir die Gesellschaft verklagt. Zitator 2Zitator 2Zitator 2Zitator 2 Es überraschte niemanden, als die Ermittlungen Anfang Januar eingestellt wurden. Die Schifffahrtslinien hatten sich auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt. Im Verlauf der nächsten zwei Jahre legten An-wälte den Privatklägern dringend nahe, sich mit wesentlich geringeren Abfindungen als gefordert zufrieden zu geben. Im weiteren und tieferen Sinn war der große Verlierer die Wahrheit. Musik Musik Musik Musik Bob Dylan, TempestBob Dylan, TempestBob Dylan, TempestBob Dylan, Tempest The watchman, he lay dreaming As the ballroom dancers twirled He dreamed the Titanic was sinking Into the underworld

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Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2 Da es letzten Endes keine konkrete Schuldzuweisung gab, gab es auch keine rechte Verantwortung – und damit keine vollgültige Haftung. (s.183 3 Z) Musik Musik Musik Musik Bob Dylan, TempestBob Dylan, TempestBob Dylan, TempestBob Dylan, Tempest When the Reaper's task had ended Sixteen hundred had gone to rest The good, the bad, the rich, the poor The loveliest and the best Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2 Zweiter Offizier Lightoller gab allerdings viel später in seinen Memoiren zu, die britische Untersuchung sei nichts anderes als „whitewash“ gewesen, eine Persilwäsche, durch die die Verantwortlichen aus der Haf-tung entlassen wurden. OOOO----Ton 66Ton 66Ton 66Ton 66 Linda Maria Koldau Wenn man sich anschaut, was da gelaufen ist 1912, wie die Untersuchungen liefen, wer da was ausgesagt hat und was alles getan wurde, damit ja nicht die Rede von Verantwortung ist, das ist ein völlig moderner Prozess, der sich damals abgespielt hat, und zu einem Prozess ist es ja gar nicht gekommen, sondern nur zu den Untersuchungen, die dann eben keine richtige Verantwortung festgestellt haben, auch das ist wie-der typisch, das war damals 1912 nicht anders als heute, die Konzerne tun alles um das menschliche Ver-sagen zu leugnen, Forderungen abzuwälzen und zu verschleiern, das natürlich die wirtschaftliche Not-wendigkeit, Profit zu erwirtschaften auf Kosten der Sicherheit geht. Und das war damals genau so wie heu-te. 0.46 Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2Zitatorin 2 Und die Sicherheit der Passagiere? Diane Bristow, Titanic-Forscherin und ehemals Stewardess bei einer Fluggesellschaft, fasst es drastisch zusammen: Idealisten und Romantiker mögen gerne glauben, dass ihre Sicherheit, wenn sie reisen, für die Eigentümer und Aktionäre des Transportunternehmens von höchs-ter Wichtigkeit ist. Aber das ist nicht die Realität. Das Entscheidende für jedes Transportunternehmen ist Profit. Basta. Es wird an allen Ecken gekürzt, wenn zu erwarten ist, dass dadurch Pennies, Dollars, Pfund oder was auch immer eingespart werden. OOOO----Ton 67Ton 67Ton 67Ton 67 Linda Maria Koldau Aber letzten Endes ob man es Hybris nennen will oder einfach auch Gewinnsucht, also ich fand sehr inte-ressant den Ausspruch eines erfahrenen Kapitäns kurz nach dem Costa Concordia – Unglück, dass es einfach rein technisch und rein logistisch ist die Grenze eines großen Schiffes bei rund 2500 Passagieren, darüber hinaus kann man in einer Notsituation nicht geordnet evakuieren. Und es werden aber Kreuz-fahrtschiffe für 6000 bis 8000 Leute gebaut und da fragt man sich eben auch, haben wir nichts gelernt seit der Titanic? Musik Musik Musik Musik Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1 Im Jahr 2011 verloren mindestens 1500 Menschen ihr Leben bei dem Versuch, das Mittelmeer zu über-queren. SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin Aus dem Bericht des Europäischen Parlamentes vom 29. März 2012, verfasst von Tineke Strik

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Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1 Wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtete, erlebten 72 Menschen, die am 26. März 2011 mit einem Schlauchboot von Tripolis aufgebrochen waren, eine Tragödie. Das Boot strandete nach 15 Tagen an der Küste Libyens mit nur neun Überlebenden. Was diesen Fall von all den anderen Tragödien, in de-nen Menschen ihr Leben verloren, unterscheidet, ist die Tatsache, dass der Notruf von Fischerbooten, einem Helikopter und einem Kriegsschiff ignoriert wurde. OOOO----Ton 68Ton 68Ton 68Ton 68 Tineke Strik There must have been so many poeple and organisations and authorities that widnessed these poeple in the boat and we know that they were informed by the italian authorities, and still no intervention had taken place. So we really wanted to find out who were these poeple in the helicopter, who were these poeple in the military vessel, who were these fisherboats, but also what did the vessels do that were in the neigber-hood and got the message that these poeple needed help. 0.35 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin So viele Menschen und Organisationen und Autoritäten müssen von den Flüchtlingen in dem Boot ge-wusst haben, und wir wissen, dass sie von den italienischen Behörden informiert worden waren. Dennoch hat niemand etwas unternommen. Deshalb wollten wir herausfinden, wer in dem Helikopter war, wer auf dem Militärschiff, wer in den Fischerbooten war, aber auch was die Seeleute unternommen haben, die in der Nähe unterwegs waren und die den Notruf erhalten hatten. Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1 Aus den Berichten der Überlebenden und anderen Quellen entsteht eine plausible Geschichte. Sie ereigne-te sich zur Zeit des Libyen-Konfliktes, während des NATO–Einsatzes vor der libyschen Küste. Die Passa-giere aus der Subsahara, 50 Männer, 20 Frauen und zwei Babys wurden von libyschem Militär zum Boot begleitet. OOOO----Ton 69Ton 69Ton 69Ton 69 Tineke Strik Some widnesses poeple who know the situation over there they know that Gaddafi actually used the refu-gees more or less in the war with NATO and with Europe in order that it was in the interest of Gaddafi just to push as many as refugees on the sea so that it would make it more difficult for NATO to undertake action or whatever. They just used them as a kind of instrument in the war. That kind of correspondence with what the survivors said that there were military poeple on the shore as if they ensured that they did not come back, that they really went off on the sea. 0.51 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Einige Zeugen, die die Situation vor Ort gut kennen, wissen, dass Gaddafi die Flüchtlinge für seinen Krieg gegen die NATO und Europa benutzte. Es war also in Gaddafis Interesse, so viele Flüchtlinge wie möglich auf das Meer zu bringen, um es der NATO zu erschweren, ihre Aktionen durchzuführen oder was auch immer. Sie haben die Flüchtlinge für den Krieg instrumentalisiert. Das deckt sich auch mit den Berichten der Überlebenden, die gesagt haben, dass bei ihrer Abfahrt Soldaten am Strand waren, als wollten sie si-cher gehen, dass sie wirklich auf die offene See hinausfahren und nicht zurückkommen. ZitZitZitZitatorin 1atorin 1atorin 1atorin 1 Aus dieser Geschichte geht hervor, dass ein ganzer Katalog von Fehlern gemacht wurde: die libysche Re-gierung übernahm keine Verantwortung für ihre Such-und Rettungszone, die italienische und die maltesi-sche Küstenwache versäumten es, Rettungsaktionen zu starten, die NATO ignorierte die Notrufe, obwohl Militärschiffe in der Nähe des Bootes unterwegs waren. Die Flagstaaten der Schiffe in der Nähe des Boo-tes unterließen die Hilfeleistung und nicht identifizierte kommerzielle Fischerboote haben ihre Hilfe ver-weigert. OOOO----Ton 70Ton 70Ton 70Ton 70 Tineke Strik What we hear from fisher companies is that they run the risk of being prosecuted themselves because in Italy you have this law that criminalizes companies that could be suspected that they are revolved in a

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smuggling operation. It is a bit ironic that you have this inernational law that compels anyone to rescue and at the same time you have national law, you have legislation that criminalises you if you do so. So that really has to be solved so that there is no factor, no incentiv actually for not intervening in the moment that poeple are in distress. 0.50 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Von den Fischereigesellschaften haben wir gehört, dass sie riskieren, selbst verfolgt zu werden, wenn sie Flüchtlinge aufnehmen. Denn in Italien gibt es dieses Gesetz, das Unternehmen kriminalisiert, die in den Verdacht des Menschenschmuggels geraten. Es ist verrückt aber wir haben dieses internationale Recht, nachdem jeder verpflichtet ist, Menschen in Seenot zu retten. Und gleichzeitig gibt es ein nationales Recht, das diejenigen, die es tun, kriminalisiert. Das muss geändert werden, damit es keinen Hinderungs-grund mehr gibt, Menschen in Seenot zu retten. Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1Zitatorin 1 Ohne die Bereitschaft der Überlebenden, ihre Geschichten zu erzählen, hätte diese Untersuchung keine Grundlage gehabt. Einige haben auf der Reise ihre Angehörigen verloren, alle haben physische und psychi-sche Narben von der traumatischen Reise und bauen sich ein neues Leben auf. Ghirma Halefom aus Erit-rea erreichte im Juni 2011 Lampedusa und lebt jetzt in einem Asylbewerberheim in Turin. OOOO----Ton 71Ton 71Ton 71Ton 71 Pater Moussie Zerai Infatti lui non sta entrando nei particolari perché già prima ha detto non vuole fare violenza a se stesso perché ricordare tutto gli fa male perché in quel occasione lui ha perduto sua moglie, è morta la moglie li nel mare per cui rivivere per lui è una sofferenza. 0.26 Overvoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelaltOvervoice Sprecher mittelalt Er hat mir schon vor dem Interview gesagt, dass er nicht ins Detail gehen wollte, denn das wäre zu schmerzvoll für ihn. Denn bei der Reise hat er seine Frau verloren, sie ist im Meer gestorben. Deshalb ist es für ihn so schlimm, sich daran zu erinnern. Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 72Ton 72Ton 72Ton 72 Tineke Strik What I also adress in my report is that the problem of poeple who need to be rescued in the mediteranian is not an isolated problem, we really have to look at the causes that these poeple are at sea that flee from Africa, but also why the southern member states seem to be hesitating to undertake these rescue actions in all cases. Contries like Italy, Malta, they time after time ask also the northern states of course, please, help us, we are now solving, we have to solve what ist he problem what is actually the problem of the whole European Union 0.45 Overvoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice SprecherinOvervoice Sprecherin Was ich mit meinem Bericht auch sagen will ist, dass das Problem der Menschen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten, kein isoliertes Problem ist. Wir müssen uns die Gründe ansehen, warum die Menschen aus Afrika fliehen, aber auch warum die südeuropäischen Mitgliedstaaten zögern, ihnen zu helfen. Länder wie Italien und Malta bitten die nördlichen Staaten immer wieder, ihnen zu helfen und die Probleme lösen, die eigentlich die ganze europäische Union betreffen. Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 73Ton 73Ton 73Ton 73 Pater Moussie Zerai Quell’altra barca di 350 persone che è partito il 22 marzo del 2011 ancora ad oggi non sappiamo nulla. Non sappiamo che fine hanno fatto. E tuttora io ricevo telefonate dai famigliari, parenti loro che mi chie-dono se abbiamo notizie e io a tuttora abbiamo nessuna notizia. 0.21

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OvOvOvOvervoice Sprecher mittelaltervoice Sprecher mittelaltervoice Sprecher mittelaltervoice Sprecher mittelalt Von dem anderen Boot mit den 350 Menschen an Bord, das am 22. März 2011 losgefahren war, haben wir bis heute nichts gehört. Wir wissen nicht, was damit passiert ist. Und immer noch rufen mich die Ver-wandten an und fragen, ob wir etwas wissen, aber wir haben keine Nachricht. Musik Musik Musik Musik Zitator 1Zitator 1Zitator 1Zitator 1 Das war: „Schiffbruch – Tragödien auf dem Meer“. Von Ulrike Klausmann.

Es sprachen: Ulrich Marx, Maya Bote, Ernst August Schepmann, Jonas Beck, Bruno Winzen, Isis Krüger,

Roland Görschen und Sigrid Burgholder

Ton und Technik: Hendrik Manuk und Katrin Fidorra.

Regie: Thomas Wolfertz

Mit O-Tönen von Jutta und Joachim Neumann, Linda Maria Koldau, Gaetano Famularo, Ghirma Halefom, Tineke Strik und Pater Moussie Zerai. Zitiert wurde aus den Büchern „Andrea Doria“ von William Hoffer und „Titanic, das Schiff – der Untergang – die Legenden“ von Linda Maria Koldau. Redaktion Klaus Pilger

Produktion: Deutschlandfunk 2012

Musik Musik Musik Musik OOOO----Ton 74Ton 74Ton 74Ton 74 Joachim Neumann Naja, wir fahren jetzt höchstens noch von Kladow nach Wannsee mit der Fähre, aber ansonsten, also wir gehen nicht mehr aufn Schiff. Musik Musik Musik Musik Gianmaria Testa, RitalsGianmaria Testa, RitalsGianmaria Testa, RitalsGianmaria Testa, Ritals

ENDE