SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Anoushka Shankar Eine Sitar auf dem Weg nach Spanien Ian Anderson „Das alles macht mich immer noch wütend!“ Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz! Keith jarrett Solo in rio und die Magie des Moments NOV./DeZ. 2011 80.000 ex emplare www.sonomagazin.de Musik für erwachsene Hörer Roger Cicero Mehr Soul im Swing – die „Männersachen“ geben Gas Außerdem: George Benson, U2, Peter Gabriel, Michel Godard u. a.

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SONO – das kostenlose Musikmagazin für alles, was qualitätsbewusste erwachsene Hörer schätzen – also Klassik, Klassik-Crossover, Jazz, Weltmusik, erwachsener Rock, Pop, R&B, Liedermacher, Folk, Chanson, Filmmusik, Instrumentalmusik, und Easy Listening.

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Page 1: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Anoushka ShankarEine Sitar auf dem Weg nach Spanien

Ian Anderson„Das alles macht mich immer noch wütend!“

Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz!

Keith jarrettSolo in rio und die Magie des Moments

NOV. / DeZ. 2011 8 0.0 0 0 exe m p la re

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Musik für erwachsene Hörer

Roger CiceroMehr Soul im Swing – die

„Männersachen“ geben Gas

Außerdem: George Benson, U2, Peter Gabriel, Michel Godard u. a.

Page 2: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Für diese streng limitierten Boxen sollten Jazz-Fans unter dem Weihnachtsbaum Platz freihalten!

Sie bleiben die Größten: Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Charlie Parker und Sidney Bechet! Die fünf prächtigen Boxen der neuen THE JAZZ MASTERS-Serie gehen zurück in die 30er bis 50er Jahre und präsentieren auf jeweils 13-15 CDs digital neu remastert das Komplettwerk dieser Künstler. Die erstaunlich preiswerten Boxen enthalten zudem prachtvolle, ausführliche Booklets!

WES MONTGOMERY’s Verve-Alben gelten als die Meisterwerke des unvergessenen Gitarristen. Das 5-CD-Set MOVIN’: THE COMPLETE VERVE RECORDINGS beinhaltet alle acht Alben wie “Movin’ Wes”, “Bumpin’”, “Tequila” und “The Dynamic Duo”, remastert und mit reichlich Bonustracks in einem ausführlichen, reich illustrierten Hardcover-Buch (19 x 19 cm).

Zum 50. Jubiläum vollendet Impulse seine JOHN COLTRANE-Boxenserie! THE ORIGINAL IMPULSE ALBUMS 4 & 5 enthalten jeweils fünf Albumklassiker und runden damit das Gesamtwerk des

Saxophonisten ab: “Expression”, “Live at the Village Vanguard Again!”, “Om”, “Cosmic Music”, “Selfl essness”, “Live in Seattle”, “Sun Ship”, “Transition”, “Infi nity” und “Live in Japan”.

Der swingendste schwarze Kasten aller Zeiten! Alle zwanzig Folgen der erfolgreichen ORIGINAL JAZZ CLASSICS REMASTERS in einer Box, mit einem nahezu unglaublichen Preisvorteil! Jedes der hier enthaltenen Alben von Top-Stars wie MILES DAVIS, SONNY ROLLINS, CHET BAKER,

ART BLAKEY usw. ist ein Klassiker und wurde neu digital remastert!

www.jazzecho.de

Zum fünfzigsten Jubiläum des Kultlabels:

• Jeweils zwei legendäre Alben auf einer CD !

• Neues digitales Remastering!

• Komplettes Original-Artwork im Farb-Booklet!

www.impulse50.de

Sie bleiben die Größten: Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Charlie Parker und Sidney Bechet! Die fünf prächtigen Boxen der neuen

JAZZ-KLASSIKEREINGEBOXT!

Archie Shepp Alice Coltrane McCoy Tyner Coleman

Hawkins Keith Jarrett Charles Mingus Duke

El l ington Chico Hamilton Pharoah Sanders

Paul Gonsalves Howard Roberts Albert Ayler

Freddie Hubbard Michael White Sonny Rollins Milt

Jackson Oliver Nelson Ahmad Jamal Clark Terry

Hank Jones Art Blakey Gabor Szabo Mel Brown

Sonny Stitt Marion Brown Curtis Fuller Steve Allen

Elvin Jones Sonny Criss Shirley Scott John Handy

The Real Jazz Is Back!

Page 3: SONO - Musik für erwachsene Hörer

3

inh alt

t r ail e r News aus der Welt der Musik 4l e se rp os t/ iM pre ssU MLob, Kritik und Wissenswertes 5In Rio spielte Keith Jarrett einesder Konzerte seines Lebens 6Jethro Tulls ian anderson denkt an die Kirche und an „Aqualung“ 8entertainment ist eine Kunst finden Alsmann, Cicero, Tukur 10Der Grübler peter Gabriel feilt weiter am Gesamtkunstwerk 12Diesmal singt George Bensonkaum, greift dafür in die Saiten 14n eU e G e si ch t e r Irma, Alexander von Hagke, Duo Gazzana 15Berlin hatte für U2 die nötigeFrischzellenkur parat 16Vergesst die Stones! Die stadion-rocker Coldplay, Kings of Leon RHCP machen das Rennen 18

Als camille Mutter wurde,

klang plötzlich alles anders 20d ie s o n o - lis t e

Mussorgskys „Bilder einer Aus-

stellung“ im neuen Gewand 22Jazz trifft bei Michel Godard,

auf Alte Musik und die

Ideen Monteverdis 24Das radio.string.quartet.vienna

schürft bei Freud und Dali,

ein traumhaftes Projekt 26In anoushka shankas Welt

lernt die Sitar spanisch 28c d - r e z e n si o n e n r o c K , p o p & co.Jeff Bridges, theo Bleckmann, Superheavy,

Udo lindenberg, John Watts u.a. 30c d - r e z e n si o n e n K l a s si KDaniel Barenboim, hélène Grimaud, Sharon

isbin, David Orlowsky, David Garrett u.a. 34c d - r e z e n si o n e n Ja z z & wo r l dMalcolm Braff, Chick Corea, Brad Mehldau

Rudresh Mahanthappa, Stefano Bollani u.a. 36

s c h at z t rU h eneue Boxsets, Serien und Sampler 38M e d i a M i xneue Bücher, Spiele und DVDs 42

t o U r n e e n p o ptony Christie, Bob Dylan, Jean Michel Jarre,

ina Müller, Saga, tok tok tok, Wilco, u.a. 46t o U r n e e n K l a s si K lisa Batiashvili, nigel Kennedy, alice Sara

Ott, Martin Stadtfeld, ingolf Wunder u.a. 48t o U r n e e n Ja z zJan Garbarek, tringvall trio u.a.

Rückblick: Badi assad 49

p r o M i - h ö r e r -s t e c K B ri e fFantasy-autor Kai Meyer 50

Zunächst das Wetter: Golden

scheint die herbstsonne durch

das Münchner Redaktionsfenster,

ein prächtiger altweibersommer.

Dann die Stimmung: ist auch ganz

gut, denn die musikalische Saison wartet mit

vielen Prominenten und noch mehr Künstlern auf,

die endlich entdeckt werden wollen. Da heißt es,

eine auswahl treffen: alte Recken und junges Blut,

klas sischer Jazz und modernes Entertainment,

Weltmusik und Kammerklänge, alles unter einem

Dach. Und dazu so manches Schmankerl, das

über diesen horizont hinausreicht. lassen sie sich

also ruhig zum Schmökern verführen. Denn wenn

uns das gelingt, haben wir unsere Mission erfüllt!

Ralf Dombrowski

Chefredakteur SOnO

10 stadion-rocker

10 camille

8 Michel Godard

14 radio.string.quartet.vienna

E x K l U S i V F ü R a B O n n E n t E n : 16 s e i t e n s o n o p l Us

Für diese streng limitierten Boxen sollten Jazz-Fans unter dem Weihnachtsbaum Platz freihalten!

Sie bleiben die Größten: Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Charlie Parker und Sidney Bechet! Die fünf prächtigen Boxen der neuen THE JAZZ MASTERS-Serie gehen zurück in die 30er bis 50er Jahre und präsentieren auf jeweils 13-15 CDs digital neu remastert das Komplettwerk dieser Künstler. Die erstaunlich preiswerten Boxen enthalten zudem prachtvolle, ausführliche Booklets!

WES MONTGOMERY’s Verve-Alben gelten als die Meisterwerke des unvergessenen Gitarristen. Das 5-CD-Set MOVIN’: THE COMPLETE VERVE RECORDINGS beinhaltet alle acht Alben wie “Movin’ Wes”, “Bumpin’”, “Tequila” und “The Dynamic Duo”, remastert und mit reichlich Bonustracks in einem ausführlichen, reich illustrierten Hardcover-Buch (19 x 19 cm).

Zum 50. Jubiläum vollendet Impulse seine JOHN COLTRANE-Boxenserie! THE ORIGINAL IMPULSE ALBUMS 4 & 5 enthalten jeweils fünf Albumklassiker und runden damit das Gesamtwerk des

Saxophonisten ab: “Expression”, “Live at the Village Vanguard Again!”, “Om”, “Cosmic Music”, “Selfl essness”, “Live in Seattle”, “Sun Ship”, “Transition”, “Infi nity” und “Live in Japan”.

Der swingendste schwarze Kasten aller Zeiten! Alle zwanzig Folgen der erfolgreichen ORIGINAL JAZZ CLASSICS REMASTERS in einer Box, mit einem nahezu unglaublichen Preisvorteil! Jedes der hier enthaltenen Alben von Top-Stars wie MILES DAVIS, SONNY ROLLINS, CHET BAKER,

ART BLAKEY usw. ist ein Klassiker und wurde neu digital remastert!

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Zum fünfzigsten Jubiläum des Kultlabels:

• Jeweils zwei legendäre Alben auf einer CD !

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Sie bleiben die Größten: Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Charlie Parker und Sidney Bechet! Die fünf prächtigen Boxen der neuen

JAZZ-KLASSIKEREINGEBOXT!

Archie Shepp Alice Coltrane McCoy Tyner Coleman

Hawkins Keith Jarrett Charles Mingus Duke

El l ington Chico Hamilton Pharoah Sanders

Paul Gonsalves Howard Roberts Albert Ayler

Freddie Hubbard Michael White Sonny Rollins Milt

Jackson Oliver Nelson Ahmad Jamal Clark Terry

Hank Jones Art Blakey Gabor Szabo Mel Brown

Sonny Stitt Marion Brown Curtis Fuller Steve Allen

Elvin Jones Sonny Criss Shirley Scott John Handy

The Real Jazz Is Back!

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D i e z a h l

30,1 %der Fernsehzuschauer hätten gerne

Helge Schneider als neuen Tatort-

Kommissar im Ruhrpott. In einer

repräsentativen Umfrage des Me-

dienportals Blickpunkt:Film konnte

der Komödiant und Querdenker

sich knapp vor Armin Rohde (27,9

Prozent) platzieren. Andere Musiker-

kollegen blieben wie Marius Müller-

Westernhagen (10,3 Prozent) und

Herbert Grönemeyer (6,6 Prozent)

weit abgeschlagen in der Gunst der

Krimi-Freunde.

überreicht bekommt. Der Künstler und Entertainer, der nicht zuletzt wegen seines humanitären Enga-gements von Queen Elizabeth II in den Adelsstand erhoben wur-de, wird damit unter anderem für die weitreichende Unterstützung geehrt, die er wohltätigen Orga-nisationen zukommen lässt. Al-lerdings wäre es nicht wirklich

Christoph Schlingensiefs Opern-dorf in Burkina Faso wächst und wächst. Sir Cliff Richard (l.) hilft gerne und singt am liebs-ten Souliges.

Björk ist die Zukunft, R.E.M. schon Vergangenheit. Die eine feilt am eigenen Musik-App, die anderen haben vorerst die Segel gestrichen.

TR AIleR

Die Feuilletons haben ge-weint. Denn R.E.M. ha-ben sich aufgelöst, und

damit ging für manchen Redak-teur ein „kleines Wunder der Pop-Geschichte“ (Süddeutsche Zeitung) zu Ende. Michael Sti-pe, Sänger und Vordenker der US-amerikanischen Edelrocker, nahm es allerdings gelassen. „Wie ein weiser Mann einmal sagte: Die Kunst ist es zu wissen, wann es Zeit ist, die Party zu verlassen“, gab er zu Protokoll und verwies darauf, dass 31 Jahre und 15 Alben mit ei-ner Band genug seien. Man tren-ne sich in Freundschaft, hieß es weiter, und wer noch einmal die ganze Pracht des R.E.M.-Sounds genießen wolle, der könne ja zum frisch kompilierten Abschieds-Best-Of-Album „Part Lies, Part Heart, Part Truth, Part Garbage, 1982–2001“ greifen. There’s no biz like showbiz!

PAul MCCARtnEy hat ein Ballett geschrieben. Es heißt „Ocean’s Kingdom“ und ist das erste Werk

des Liverpoolers für die Welt des Tanzes. Den Auftrag dazu gab das New York City Ballet, das sich auch um die Uraufführung am 22. September in New York kümmerte. Gerade einmal zwei Monate soll McCartney für die Entwürfe gebraucht haben, die er dann zusammen mit dem Dirigenten John Wilson in eine Orchesterpartitur verwandelte und dem Leiter des New York City Ballet für die Bühne präsentierte. Die Kostüme übrigens designte McCartney-Tochter StEllA, die in diesen Tagen auch sonst viel zu tun hatte. Schließlich wollte Pa-pas dritte Ehefrau Nancy Shevell, die der Ex-Beatle am 9.Oktober in London geheiratet hat, ebenfalls im schicken Kostüm antreten.

Jamie Oliver hat ihn schon erhal-ten und auch Robin Gibb. Und Prince Charles. So befindet sich CliFF RiChARD in guter Gesell-schaft, wenn er am 4. November in Düsseldorf den Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises

Während Modesignerin Stella McCartney gerne Modells betrachtet, hat Papa Paul in new york Spaß bei den Proben zu seinem Ballett.

Foto

: Cor

bijn

nachhaltig, wenn Cliff Richard angesichts der Gala nicht auch einen Teil des Programms von

„Soulicious – The Soul Album“ vorstellen würde. Apropos Nach-haltigkeit: Die Sängerin Björk, Is-lands Königin der Illusion, hat ihr neues Album „Biophilia“ zuerst nur als App veröffentlicht. Denn das Virtuelle macht weniger Müll, vielleicht aber auch nicht so viel Spaß. Deshalb kam die CD dann doch noch hinterher.

Es war einer der Träume des im vergangenen Jahr gestorbe-nen Theaterpioniers ChRiStOPh

SChlingEnSiEF: ein Operndorf in Burkina Faso, ganz real und zugleich eine „soziale Plastik“. Am 8.Oktober nun wurde diese Vision ein wenig mehr zur Wirk-lichkeit. Denn da öffnete die vom Architekten Francis Kéré entwor-fene Dorfschule ihre Pforten. Und auch sonst wird eifrig weiter gear-beitet, wie etwa in der vom Goe-the-Institut geförderten „Dodo Opera Connection“, in der der Theateraktivist Wilfried Bambara Künstler und über 70 Jugendliche der umliegenden Dörfer in Tanz- und Gesangsprojekte integriert. Das Operndorf wächst.�

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le SeRP oST

Mehr junges BlutBetrifft: SoNo allgemein

Erst ein Kompliment: Sie machen ein wirk-lich schönes Heft! Dann auch Kritik: Warum kommen so wenig jün-gere Rockthemen vor? Ich bin zwar aus dem Hitparadenalter raus. Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht noch was Neues entdecken möchte. Also nur Mut zu jungem Blut!Heinz Beierlein, per eMail

Swingt ordentlichBetrifft: SoNoplus

Manche brauchen dafür ein gan-zes Buch, aber der Beilage vom letzten SONO Heft ist es gelungen, die Geschichte des Swings wirk-lich spannend und unterhaltsam auf wenigen Seiten darzustellen. Ich habe das mit viel Vergnügen gelesen!Friedemann Strate, Essen.

Der BlenderBetrifft: Nigel Kennedy

in SoNo 4/11

Also, ich will ja nicht meckern, aber Ni-gel Kennedy ist nun wirklich ein Blender. Mir kommt er vor wie ein Geiger, der nicht übt, und deshalb alles

Mögliche spielt. Da hätte man ihm ruhig mal ein bisschen auf den Zahn fühlen können!Annemarie Liephold, Potsdam

Sehr ehrlichBetrifft: Chris Rea in SoNo 4/11

Ich war sehr beeindruckt, wie selbstverständlich Chris Rea in ihrem Interview über seine Krankheit und den Tod geredet hat. Solche Themen werden bei Künstlern in der Öffentlichkeit von den Hochglanzblätter ja oft verschwiegen. Dabei machen sie sie erst richtig menschlich. Klaus Heinemann, Trittau

i h r e m e i n u n gist uns wichtig!Haben Sie Fragen, Kritik, Anregun-

gen oder ergänzungen zu den

Artikeln in SoNo? Dann schreiben

Sie uns – die Redaktion freut

sich auf ihr Feedback unter post@

sonomagazin.de oder per Post

an Inmedia, Redaktion SoNo, lucile-

Grahn-Str. 37, 81675 München

Foto

: Cor

bijn

i m p r e s su mVerlag: I N M e D I A Verlags- und Redaktionsbüro GmbH lucile-Grahn-Str. 37 81675 München Telefon 089 / 457 261-0 Fax 089 / 457 261-50 Mail [email protected]

herausgeber: Günter F. Bereiter

Redaktion: Ralf Dombrowski([email protected], Tel. 0 89 / 45 72 61-41)

Autoren dieser Ausgabe: Guido Fischer, Sascha Fröhlich, Raoul Gulbenkian, Paul Hammerthal, Wolf Kampmann, Jörg laumann, Reinhard lemelle, Felix Marondel, Gunther Matejka, Christiane Rebmann, Christian Stolberg, Steffen Rüth, Hans-Jürgen Schaal, Robert Wallner

Bildredaktion: Fritz osskartermine: Michael Sailer

Design: Arndt KnieperProduktion: Viola Müller-Hergerdt

Anzeigenmarketing: Maren Kumpe([email protected], Tel. 089 / 457 261-35)

Abo + Vertrieb: Susanne lanzinger([email protected], Tel. 0 89 / 45 72 61-45)

Druck: Augsburger Druckhaus ADV Aindlinger Str. 17–19 86167 Augsburg

SOnO erscheint sechsmal jährlich

Echt der hammer Betrifft: Sono-liste in SoNo 3/11

Ihre SONO-Liste ist ein echtes Schmankerl! Dass da auch mal so Leute vorkommen wie Joni Mitchell , die ja sonst gerne bei all den Lady Gagas vergessen wer-den! Ich habe mir jedenfalls gleich mal ein paar von diesen Tipps be-stellt und Joni Mitchell, Joe Jack-son und Steve Hackett sind echt der Hammer. Freue mich schon auf die nächste Liste!Anselm Schuster, per eMail

! www.petergabriel.com

Projekt1:Layout 1 13.10.2011 11:54 am Seite 1

Page 6: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Es sollte eine kleine Tournee im ver-gangenen Frühjahr werden. Drei Ter-mine in Südamerika, São Paulo, Rio

de Janeiro und Buenos Aires, drei der raren Solokonzerte, die Keith Jarrett selbst streng kontingentiert, um nicht in eine Routine der Gestaltung zu verfallen. Für die Fans in Bra-silien war das eine Sensation, schließlich hatten sie mehr als zwei Jahrzehnte warten müssen, bis der anspruchsvolle Pianist zum überhaupt erst zweiten Mal in ihrem Land gastierte. Jarrett selbst hatte das Gefühl, dass er noch einen Koffer in Brasilien hatte, und so waren die Voraussetzungen gut für ein paar außergewöhnliche Konzertgastspiele. São Paulo klappte gut, Buenos Aires auch, aber der Abend in Rio de Janeiro fiel aus dem Rahmen. „Ich hatte zuvor nicht wirklich eine Vorstellung davon, was das bedeuten sollte, aber dann war mir klar: Dieses Konzert ist es!“ meint Keith Jarrett in der Rückschau. „Alles, was ich in Rio gespielt habe, ist impro-visiert und es führt schlicht kein Weg dorthin, zu diesem speziellen musikalischen Platz ein zweites Mal zurückzufinden, nicht in einem anderen Land, nicht in einem anderen Saal, mit einem anderen Publikum oder in einer an-deren Nacht.“

Der magische MomentEs ist das Mysterium des Spontanen und es führte dazu, dass der Pianist sich in Rio auf ungewohnt streng gegliederte Weise in Form spielte. Wo er früher große Bögen spannte, indem er lange Passagen oft aus einem initia-len Motiv entwickelte, es in Farben, Formen, Dynamiken variierte und mit kontrastiven Elementen konfrontierte, bevorzugte er in Rio einzelne Stücke, 15 improvisierte Album-blätter, die er jedes für sich sich emphatisch

Keith Jarre t t

Das Rio-ErlebnisEigentlich wäre Bach an der Reihe gewesen. Und auch ein Album im bewährten Trio steht auf der Warteliste. Aber dann spielte Keith Jarrett ein Konzert in Rio de Janeiro und war selbst so fasziniert, dass er alles andere vertagte. Von ralf Dombrowski

entfalten ließ, um sie in einem Fluss der Energien am Ende wieder zusammenzufüh-ren. Keith Jarrett betont, dass er beim Spielen selbst nicht wusste, was er tat, am Ende aber ein Konzert formte, das alles hatte, was er sich als Künstler wünschte. Denn die Aufnahme aus Rio fühle sich auch aus der Distanz noch gut an, „ jazzig, ernsthaft, sanft, spielerisch, warm, ökonomisch, energetisch, leidenschaft-lich und mit der brasilianischen Kultur auf einzigartige Weise verknüpft. Der Sound in der Halle war exzellent und ebenso das enthu-siastische Publikum.“

Ein Glücksfall also und doch auch das Ergebnis langjähriger Erfahrung. Denn Jar-rett gehört zu den Mitbegründern des kam-merjazzigen Solokonzerts, das er in der sti-listischen Phase der Verinnerlichung im Anschluss an den extrovertierten freien und den lümmelig lärmenden Jazz entwickelt hatte. Viele Entwicklungsstränge liefen da-mals in den frühen 70er Jahren zusammen, zum einen das Bedürfnis nach einer neu-en Individualität und Privatheit der Musik, nachdem man sie jahrelang in den Dienst

Ganz bei sich und bei der Kunst: Der junge Keith Jarrett definiert das Solo-Konzert

„Ich hatte zuvor nicht wirklich eine Vorstellung davon, was das bedeuten sollte, aber dann war mir klar: Dieses Konzert ist es!“

Page 7: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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des Poltischen, Engagierten, Öffentlichen gestellt hatte. Ein bisschen Genietypus durf-te ruhig auch dabei sein, die Absetzung vom Diktat des Afroamerikanischen, die Idee des Konzertanten, des Hochkulturellen, letztlich eine Abkehr von den Werten des überhitzten vorangegangenen Jahrzehnts, das mit dem offensichtlich scheiternden Vietnamkrieg, den unheilvollen Prophezeiungen des Club of Rome von den Grenzen des Wachstums die Bedürfnisse der Menschen nach Ruhe, Ein-kehr, Bedeutung multiplizierte.

T h e K ö l n Co n C e rTDauerbrenner des Spontanen

Das Konzert, das Keith Jar-

rett am 24. Januar 1975 in der

Kölner Oper spielte, war ein

Glücksgriff. Zwar hatte der

Pianist bereits in Lausanne,

Bremen und andernorts

seine improvisationen präsentiert. Manchem

Spezialisten gelten die aufnahmen dieser abende

als die eigentlichen Sternstunden jener Solojahre.

in Köln jedoch brachte Jarrett seine künstlerische

idee so pfiffig auf den Punkt, das ihn im anschluss

daran auch das große Publikum ins herz schloss.

Die Möglichkeiten rasant sich verbes-sernder Aufnahme- und Wiedergabetechni-ken trafen damals auf den jungen Produzen-ten Manfred Eicher, der diese Notwendig-keiten erkannte, und auf den ebenfalls noch

jungen, überaus begabten Keith Jarrett, der nach dem rasanten Aufstieg in Bands von Charles Lloyd bis Miles Davis nach einer ver-änderten, eigenen Identität suchte. Mit einer Prise Romantik im auditiven Cortex startete er eine ganze Reihe von Solokonzerten, traf damit auf eine Empathie des Publikums, das sich diesen Klangreisen verbunden fühlte, und schuf vor allem mit dem pathostrunke-nen Kölner Konzert vom 24.Januar 1975 einen Monolithen der künstlerischen Selbstoffen-barung, der weit über die engen Kreise der improvisierenden Musik hinaus die Men-schen bei der Emotion packte.

Ein lebenslanges ProjektSeitdem kehrt Keith Jarrett in verschiedenen Näherungen alternierend mit der Arbeit im Trio zu den Soloprojekten zurück und er-forscht die Dimensionen des Konzepts aus

Zufriedenheit ist harte Arbeit. Keith Jarrett stellt hohe Ansprüche an sein Publikum, aber auch an sich selbst. Das Los des Genies.

wechselnden Perspektiven, noch immer streng dem Dogma des Spontanen folgend, bis hin eben zu dem Abend in Rio, den er in einer Dramaturgie der Kontraste von impres-sionistischen Flächen und bluesigen Exkur-sen, balladenhaften und gospelig-funkigen, weit schweifenden und kompakt verdichten-den Kapiteln fließen ließ. Es ist diese Vielfalt der improvisierten Angebote, versöhnlich im Impetus und von einem aufbrausend enthu-siastischen Publikum begleitet, das „Rio“ eine besondere Atmosphäre verleiht und auch als Livedokument mit einer Aura des Besonde-ren umgibt. Und den Künstler rundum zu-frieden macht.

Neu: Das Doppelalbum „rio“ (eCM/Universal)

mit dem Live-Mitschnitt des spektakulären

Konzerts erscheint am 4.November.

Page 8: SONO - Musik für erwachsene Hörer

8

I an, dies ist nicht die erste Anniversary-Edition von

„Aqualung“ – zum 25. gab’s auch schon eine. Was bedeuten Ihnen selbst diese Jubiläen?Mir persönlich sind sie im Grun-de ziemlich egal. Die Plattenfir-men nutzen sie natürlich, um ältere Titel wieder in Umlauf zu bringen. Die neue „Aqualung“-Edition hat aber auch für mich persönlich besondere Reize, weil wir dank der neuen Technologi-en endlich den Klang hingebracht haben, der mir seinerzeit schon bei der Aufnahme vorschweb-te. Damals mussten wir aus rein technischen Gründen eine Reihe von Kompromissen machen, die mir überhaupt nicht behagt ha-ben. In den neuen Mixen klingt das alles um Welten besser.

Was für Erinnerungen kommen in Ihnen hoch, wenn Sie diese Songs nun wieder hören?Offen gestanden keine so beson-ders erfreulichen, obwohl ich auf dieses Album sehr stolz bin. Aber es war keine leichte Ge-burt: Die Räume waren feucht und kalt, die Akustik im Studio ziemlich unbefriedigend. Ich hatte bald einen satten Schnup-fen, und die Band brauchte lange, bis sie unter diesen Umständen

das gewisse Feeling in der Musik fand, das ich haben wollte.

„Aqualung“ ist zwar kein Kon-zeptalbum, aber es hat doch ein eindeutiges und durchaus unge-wöhnliches Zentralthema: Ihre Auseinandersetzung mit der or-ganisierten Religion. War das von vorneherein so geplant?Nein, aber es war unvermeidlich

– denn das waren Dinge, die mir damals ständig durch den Kopf gingen. Ich hatte sehr widerstrei-tende Gefühle und Gedanken, was das Christentum anbetraf, und sie verwirrten mich, so ähn-

Je thro t ull

„Das alles macht mich immer noch wütend!“Mit „Aqualung“ überschritten Jethro Tull die Schwelle zum Erfolg. Jetzt wird der Album-Klassiker wiederveröffentlicht, aufwendig restauriert in neuer klingender Pracht. Band- leader Ian Anderson erinnert sich im Gespräch mit SONO an dessen schwere Geburt. Interview: Christian Stolberg

Clown mit Tiefgang: Ian Anderson spart nicht mit klaren Worten

Foto

: Cor

bis

Page 9: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Jethro Tull schminkten sich alt, als alle jung sein wollten. Ian Anderson (r.) ist noch immer der Derwisch der Rockflöte.

9

07.11. MÜNCHEN   Lukaskirche08.11. AUGSBURG   Heilig Kreuz Kirche09.09.11. WÜRZBURG   Johanniskirche10.11. NÜRNBERG   G. Adolf Kirche12.11. HAMM Pauluskirche13.11. ESSEN   Ev. Kirche Katernberg11.12. STUTTGART   Markuskirche

Jan Garbarekand the

Hilliard Ensemble

Officium Novum

Das neue Album

info: 06221 25672www. bremme-hohensee.de

info: 06221 25672www. bremme-hohensee.de

16.11.KÖLN Philharmonie23.11.ZÜRICH Neumünster02.12.WIEN  Konzerthaus03.12.03.12.MÜNCHEN Herkulessaal04.12.HALLE  Oper07.12.HANNOVER  Markuskirche08.12.08.12.HEIDELBERG Heilig Geist Kirche

lich wie die widersprüchlichen Emotionen in der Pubertät einen umtreiben. Mir ist eigentlich auch erst im Nachhinein klar ge-worden, wie sehr das Album von diesen Themen geprägt ist. Viele Leute behaupten ja bis heute, es sei ein Konzeptalbum, aber das ist schlicht nicht wahr!

ein junger Erwachsener, der alt genug war, um Auto fahren zu dürfen und bei Bedarf in den Krieg geschickt zu werden. Auch heute noch finde ich vieles an den Amtskirchen haarsträubend: die Überalterung ihres Führungs-personals, dass bei Anglikanern und Katholiken Frauen noch im-mer vom Klerus ausgeschlossen sind und so weiter und so fort. Das alles macht mich immer noch wütend. Andererseits soll-ten wir nie vergessen, wie sehr unsere Geschichte von den Kir-chen geprägt ist. Und so laut ich vieles kritisiere, so wichtig ist es mir, etwa durch Benefizkonzer-te meinen Beitrag zu leisten, um alte Kirchenbauten zu erhalten. Trotzdem: Der Reformbedarf in den Kirchen ist gewaltig!

War Ihnen klar, als sie „Locomoti-ve Breath“ fertig komponiert hat-ten, dass da etwas Besonderes im Entstehen war, dass dieser Song ein Klassiker werden könnte?Ich war schon sehr zufrieden mit dem Song, den späteren Hit habe ich aber nicht gerochen, auch weil er in meiner ursprüngli-chen Vision ruhiger und fast rein akustisch instrumentiert

war. Übrigens war es damals auch nur in Deutschland und im Vereinigten Königreich so, dass „Locomotive Breath“ das Zugpferd von „Aqualung“ wur-de. Die Amerikaner fuhren erst mehr auf „Crosseyed Mary“ ab, und in Italien und Spanien war

„My God“ sehr populär.

„Aqualung“ war das Album, das für Jethro Tull den endgültigen Durchbruch in Stadiondimensi-onen brachte. Hat Sie das über-

rascht, angesichts der schweren Thematik?Wir haben das erst gar nicht so mitbekommen, weil es sich auch nicht über Nacht vollzogen hat, sondern nach und nach passier-te. „Aqualung“ war ein „Slow-burner“, wie wir das in England nannten.

Sie spielen einige der Songs ja auch noch heute noch in Ihren Konzerten. Wie fühlt sich das für Sie an nach 40 Jahren?In aller Bescheidenheit: Die Sub-stanz der Songs ist doch immer-hin so gut, dass man sie in immer wieder neuen, anders akzen-tuierten Arrangements spielen kann. Und das hält sie dann auch für mich frisch. �

Neu erscheint:am 28. oktober

Jethro tulls „Aqualung“ (eMI) als

remasterte Doppel-CD-edition

und als 40th Anniversary Deluxe

edition mit einer 180g-lP, zwei

CDs, jeweils einer Audio-DVD und

Audio-Blu-ray inkl. unveröffent-

lichtem Material, verschiedenen

Mixen und einem 48seitigen

hardcover-Booklet.

Wie stehen Sie 40 Jahre später zu dem, was der 24jährige Ian damals über die Anglikanische Kirche von sich gegeben hat?Gut, ich habe heute nicht nur deutlich weniger Haare auf dem Kopf, sondern auch ein paar Flausen weniger im Sinn. Aber in den wesentlichen Punkten hat sich meine Meinung nicht geän-dert. Ich war ja kein Teenie da-mals, sondern immerhin schon

„Wir�haben�dank�der�neuen�Tech-nologien�endlich�den�Klang�hin-gebracht,�der�mir�seinerzeit�schon�bei�der�Aufnahme�vorschwebte“

Page 10: SONO - Musik für erwachsene Hörer

10

Mit „Männersachen“ gegen den Rest der Popwelt: Der Big-Band-Swing hat Roger Cicero in die großen Hallen geführt. Nun ist er „In diesem Moment“ angekommen.

Vor fünf Jahren ging es für Roger Cice-ro richtig los. „Männersachen“ wur-de veröffentlicht, ein Album, das aus

der Rückschau wirkt, als wäre es genau für ein verändertes Bedürfnis erwachsener Hö-rer konzipiert worden, die angesichts rasant sich beschleunigender Download-Beliebig-keit ein wenig Originales mit einem Hauch von Nabelschau und der nötigen Portion ma-chistischer Larmoyanz zum selbstkritischen Beschmunzeln suchten. „Tatsächlich war das für mich ein Experiment“, erinnert sich der Sänger und Entertainer aus heutiger Sicht. „Zuvor hatte ich mich immer irgendwie in den Dienst von anderen gestellt. Das wollte ich nicht mehr, sondern an meiner eigenen Kar-riere basteln. Und so stand schnell die Idee im Raum, ob ich es mal mit deutschsprachigem Swing versuchen sollte. Nun waren bereits an-dere Pioniere wie Götz Alsmann an der Grenze von Swing und Pop unterwegs, aber das war ein anderer Sound, Chanson-Schlager-Jazz-Swing der 20er bis 40er. Wir wollten eher den typischen Big-Band-Swing, da hatte ich auch schon etwas Erfahrung. Dieser Mischung aus großer Band, Swing, Pop und etwas Soul sind wir dann über drei Alben hinweg treu geblie-ben. Diese vier Zutaten sind weiterhin im Topf, wurden aber für „In diesem Moment“ neu vermengt und mit einer anderen Kelle verrührt.“ Außerdem wurden ein paar neue Köche hinzugefügt. Kiko Masbaum, bekannt unter anderem von seiner Arbeit mit Unhei-

lig, stieß als Produzent zum Team, versierte Arrangeure wurden gewonnen, „um den Big-Band-Sound ein wenig aufzubrechen“. Der neue Roger Cicero ist also ein bisschen noch der alte, vor allem in der Tendenz, seine Tex-te pointiert, aber nicht zu exaltiert zu gestal-ten. Ansonsten dominieren Soul und Pop im orchestralen Gewand, präsent gemischt und durchaus mehrheitsfähig.

Kollege Götz Alsmann hingegen prä-sentiert sich noch ein wenig puristi-scher als bisher. „Die Idee, ein wirk-

lich durchgestyltes Konzeptalbum zu machen, stand immer wieder mal im Raum. Als dann die Idee mit Frankreich kam, war das etwas, wo man am wenigsten nachdenken muss-te. Das fühlte sich gleich so organisch, total gut an. Lass uns nach Paris fahren und dort Chansons suchen! Natürlich, nichts könnte selbstverständlicher sein!“ Als bekennen-dem Nostalgiker war es Alsmann klar, dass Recherche und Aufnahme vor Ort stattfinden mussten. Sänger und Band packten ihre Sa-chen, ließen sich als Wanderzirkus im Tra-ditionsstudio Ferber nieder und machten sich daran, Lieder von Charles Trenet, Yves Montant oder auch Charles Aznavour in ein deutsches Bar-Jazz-Gewand zu kleiden. Die Stimmung in den Räumen des Komplexes war ebenso pittoresk wie inspirierend. „Da steht ein Flügel“, erinnert Alsmann sich wei-ter, „angeblich sollen auf dem schon Gilbert Becaud und Charles Aznavour gespielt haben. Ich sage, dieser Flügel hat schon Johannes Brahms persönlich gekannt.“ Künstler und In-strument gewöhnten sich aneinander, ebenso wie die 15 Lieder, die Alsmann und sein Quar-

CiCero · Al smAnn · T ukur

That’s Entertainment!Dezent fing es in der 90ern mit Künstlern wie Max Raabe an. Inzwischen hat deutsches Entertainment auch jenseits des Schlagermarktes wieder Konjunktur. Ein Seitenblick auf drei Protagonisten dieses Musikherbstes. Von ralf Dombrowski

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tett anstimmten. „Es gibt mehr Schnittstellen, als man glaubt. Wenn man sich vorstellt, dass schon in den 30ern französische Chansons ins Deutsche übertragen wurden, deutlich liebevoller und originalgetreuer als die US-amerikanischen Schlager dieser Zeit, dann merkt man doch, wie früh man Notiz davon nahm.“ Nun also „In Paris“, mit Klassikern und Randnotizen des bilateralen Musikver-ständnisses, wie gewohnt stilvoll souverän gespielt und mit etwas Pomade im Konzept. Aber diese Konsequenz ist es ja, warum der Entertainer Alsmann so unterhaltsam ist.

Mit Stilisierung hat auch der dritte im Bunde der souveränen Selbst-darsteller viel Erfahrung. Ulrich

Tukur, Schauspieler, zuweilen Tatort-Kom-missar, pflegt schon seit den späten 90ern mit seinen Rhythmus-Boys die Kunst der nostalgischen Unterhaltung. Das hat ihm sogar Jazz-Awards beschert, auch wenn die Musik deutlicher in der Tradition des Varie-tés als des improvisierenden Untertagebaus steht. Er selbst jedenfalls nimmt es mit einem Quäntchen Ironie, beschert dem goldenen Herbst „Musik für schwache Stunden“ und heftet dem Programm ein Augenzwinkern ans Revers. „So grau und trüb kann kein Tag, so schwach keine Stunde sein, dass sie nicht von Ulrich Tukur und den Rhythmus-Boys in ein heiter-lichtes Fest verwandelt würden. Hier haben Sie nicht nur Momente schöns-

ter Besinnlichkeit, Sie tanken die Kraft, die Sie nötig brauchen, um mit rebellischer Ent-schlossenheit eine marode Welt durch eine neue, anmutigere zu ersetzen.“ „Coraggio e buon divertimento!“ gibt Tukur als Motto der

Musik mit auf den Weg und taucht in eine Klangwelt ein, die im akustisch befrackten Bar-Swing-Gewand von „Liebling, was wird nun aus uns beiden“ bis „Ich steh im Regen“ führt. Auf Charles Trenets „Que reste-t-il de nos amour?“ textet er gar seinen eigenen galan ten Epilog.

Zieht man zu Cicero, Alsmann und Tu-kur Phänomene in Betracht wie dass alte Recken wie Udo Lindenberg es wieder in die Hitparade schaffen und Annette Humpe mit Max Raabe fabulierend fusioniert, fällt das Fazit beinahe euphorisch aus. Denn wer sich dieser Tage niveauvoll unterhalten lassen will, hat gute Chancen, den richtigen Songs fürs nostalgisch zeitlose Gemüt zu finden.�

Neu: Götz Alsmann „in Paris“ (Blue note/

emi) erscheint am 21.oktober, roger Cicero „in

diesem moment“ (Warner) folgt am 28. oktober.

ulrich Tukur & Die rhythmus Boys „musik für

schwache stunden“ (Trocadero/indigo) ist

bereits seit 23. september erhältlich.

Auf Tournee zu erleben: Götz Alsmann:

Tourneestart 21. oktober 2011 (Dortmund).

roger Cicero & Big Band: Tourneestart 23. Feb­

ruar 2012 (Timmendorf). ulrich Tukur & Die

rhythmus Boys: Tourneestart 28. november

2011 (Hamburg)

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Männer auf verlorenem Posten: Ulrich Tukur (ohne Eis) spielt mit den Klischees der heilen Welt und macht daraus einen bitter- süßen Fluchtraum der Melancholie

Die Pomade passt zum Konzept: Götz Als- mann schlendert musikalisch swingend durch Paris und landet damit in der Bar der Nostalgie. Voilà, un homme!

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Ich mag das rhythmische Ele-ment, das die Streicher diesem Lied geben. Es bekommt in die-ser Fassung auch eine ausge-prägtere spirituelle Komponente. Das war mir wichtig.

Eine Konsequenz des Älterwer-dens?Wenn Sie so wollen. Ich habe quasi den Mittelpunkt der Schwerkraft im Körper etwas mehr von unten nach oben ver-lagert. (lacht) Wenn man älter wird, ist Sex nicht mehr so ein ausgeprägter Motivator.

Für Ihre neue Version des 86er Klassikers „Don’t Give Up“ holten Sie sich die norwegische Sängerin

Pe ter Gabriel

Hits ohne BeatsMastermind ist das falsche Wort. Peter Gabriel ist eher eine Mischung aus Sinnsucher, musikalischem Pfadfinder und Filou. Und er liebt das Orchester. Von Christiane rebmann

Als Peter Gabriel im ver-gangenen Jahr sein Al-bum „Scratch My Back“

mit Coverversionen der Songs seiner Lieblingsmusiker her-ausbrachte, kündigte er an: „So, jetzt drehe ich den Spieß um und bitte die Kollegen, meine Songs zu interpretieren. Das wird mein nächstes Album.“ Dann aber hat der 61jährige Brite sich für sein neues Werk „New Blood“ umentschlossen und eigene Songs im veränderten Klangge-wand aufgenommen.

Herr Gabriel, haben sich keine Kollegen gefunden, die Ihre Songs singen wollten?(lacht) Doch. Ich habe jetzt die Hälfte zusammen. Da sind rich-tig schöne Sachen dabei: David Byrne singt „Not One Of Us“, Paul Simon „Biko“ und Lou Reed „Solsbury Hill“. Aber insgesamt dauert es länger, als ich geschätzt hatte. Die Idee zum jetzigen Al-bum entstand dann, als wir mei-ne letzte Tournee vorbereiteten. Wir stellten fest, dass wir außer den Coverversionen noch ein bisschen Material brauchten. Deshalb ließ ich meinen Arran-geur John Metcalfe auch einen Teil meiner eigenen Songs um-arrangieren, wie die „Scratch my Back“-Versionen ohne Gi-tarre und ohne Schlagzeug. Und diese Arrangements gefielen mir so gut, dass ich mich entschied,

ein ganzes Album damit aufzu-nehmen.

Hits wie „Sledgehammer“ sind allerdings nicht mit drauf. Nach welchen Kriterien haben Sie die Songs für dieses Album ausge-sucht?Ich wollte nicht meine Hits mit Orchester. Ich suchte die Kom-positionen aus, die nicht gera-de traditionelle Popsongs sind. Ich fand, dass „San Jacinto“, „The Rhythm Of The Heat“ oder „Wallflower“ besser passen.

Unter anderem nahmen Sie eine sehr filigrane Version ihres Lie-besliedes „In Your Eyes“ auf. Das Stück bot sich für diese Art von Arrangement geradezu an.

Ane Brun ins Studio, die hier Kate Bush ersetzt. Können Sie sich noch an die Situation erinnern, in der Sie den Song schrieben?Er entstand in dem Bauernhaus, das ich damals außerhalb von Bath gemietet hatte. Ich hatte mir vorher einen Bildband der Foto-künstlerin Dorothy Lange ange-sehen, Fotos von der Großen De-pression, der US-Wirtschaftskri-se von 1929. In den Song flossen aber auch meine persönlichen Probleme ein. Ich hatte damals mit Eheproblemen und einer Depression zu kämpfen.

Sie kämpften und hatten Erfolg. Ja, nach meiner Scheidung ging ich sechs Jahre lang in eine The-

„Ich wollte nicht meine Hits mit Orchester. Ich suchte die Kom-positionen aus, die nicht gerade traditionelle Popsongs sind“

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Peter Gabriel liebt es, sich musikalisch selbst zu kommentieren

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rapie. Ich bin dadurch ein biss-chen offener geworden für die Gefühle anderer Menschen.

Zumindest die Zeit der Eheprob-leme scheint passé. Sie leben seit einigen Jahren in zweiter Ehe mit zwei kleinen Söhnen. Spüren Sie hier und da noch etwas von den Depressionen?Manchmal. Ich habe dann das Gefühl, als wäre ich unter Was-ser. Aber meistens bin ich viel entspannter als damals und füh-le mich, als würde ich auf dem Wasser schweben.

Vor vier Jahren gründeten Sie ge-meinsam mit Richard Branson The Elders, eine Art nationenübergrei-

fenden Ältestenrat, der für eine bessere Welt kämpfen will. Wie kommen Sie voran?Gerade versuchen wir, eine Zu-sammenarbeit mit der inter-nationalen Nichtregierungs- Organisation Avaaz aufzubau-en. Protestbewegungen in On-line-Petitionen eine Plattform zu geben, darin sehe ich die Zu-kunft.

Neu erschienen: Das Doppelal-

bum „New blood“(real World/eMi)

von Peter Gabriel ist seit 7. Oktober

erhältlich. am 21. Oktober folgt die

DVD „New blood – live in london“

mit der Konzertaufzeichnung vom

März 2011 aus dem Hammersmith

apollo (siehe SONO Mediamix).

baCKStaGe-le Ktü reNils Wülker Sind sie schon einmal nachts vor dem Fernseher aufgewacht

und haben festgestellt, dass die Musik der blauen Stunde besser

klingt als manches im Hauptprogramm? Dann sind sie wahr-

scheinlich bei der „Space Night“ gelandet, einem der vielen Pro-

jekte, bei dem Nils Wülker mitmischt. Denn der trompeter aus

bonn gehört in Deutschland zu den gefragtesten Musikern sei-

nes Fachs. im Handgepäck hat er zur Zeit einen amerikanischen

roman, für den die Kritik nur lobende Worte fand: „Aktuell lese

ich ‚Freedom‘ von Jonathan Franzen im Original.

Besonders faszinieren mit die Absurditäten und

Abgründe im Alltag der Protagonisten vor dem

Hintergrund aktuellen Zeitgeschehens. Für mich

das Richtige, wenn ich im Tourbus sitze.“

Hörfutter: Nils Wülkers album „6“, erschie-

nen auf seinem eigenen label ear treat.

VerlOSuN G„In The Spirit Of Jazz“

Die Compilation „In The Spirit Of Jazz _ Magic Moments 5 “ enthält unter anderem die einzige Solo-Aufname des Pianisten Esbjörn Svensson.

Wir verlosen drei Exemplare dieser famosen Komplilation mit Jazz und

mehr für die langen Abende des Herbstes.

Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Spirit Of Jazz“ abschicken an: Inmedia, Redaktion SONO, Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München. Einsendeschluss ist der 10. November 2011.

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Der sanfte RieseKaum zu glauben, aber George Benson steuert zügig auf die 70 zu. Eineinhalb Jahre vor dem runden Geburtstag zeigt er, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Von sascha Fröhlich

Er spielt „I Want To Hold Your Hand“, aber man hört eigentlich „Breezin’“. George Benson darf das. Denn unter

allen US-amerikanischen Jazzmusikern der vergangenen vier Jahrzehnte hat es der Gi-tarrist aus Pittsburgh in Pennsylvania am überzeugendsten geschafft, auf dem Grat zwischen improvisierter Musik und Pop ent-lang zu balancieren. Einst als Wunderknabe in der Nachfolge von Wes Montgomery gefei-ert, konnte man es ihm angesichts seiner ver-blüffenden Fingerfertigkeit am Instrument noch nicht einmal übel nehmen, als er in den frühen 80ern in den Hitparaden auftauchte. „Für mich gibt es nur Musik“, meint Benson aus heutiger Perspektive. „Ich muss immer daran denken, dass früher viele Popsongs, die in den USA ein Hit waren, mit Jazzmusikern aufgenommen wurden. So entstanden zum Bei-spiel viele Motown-Aufnahmen. Die Jungs, die da spielten, waren Jazzmusiker, die in Detroit

lebten. Man gab ihnen diesen Job, und sie er-ledigten ihn prima. Ich versuche, dasselbe zu machen. Egal was ich spiele, es soll natürlich klingen. Denn es gibt nur zwei Sorten Musik: gute und schlechte.“

Das ist ein Topos der Interviewgeschich-te, aber er führt noch immer zum Wesent-lichen zurück. Denn am Anfang aller als läs-sig empfundenen Musik stehen Künstler, die auch einmal loslassen können. George Ben-son hat diese Fähigkeit bei zahllosen Konzer-ten in aller Welt erworben und über die Jahre darüber hinaus seine Spielkompetenzen am Instrument weiter verfeinert. Wenn er ein Album nun „Guitar Man“ nennt, dann ist das zum einen ein Bekenntnis zu den Wur-zeln seines Musikantentums, setzt aber auch die Latte hoch, an der er sich messen lassen will. Aufgenommen live im Studio mit über-wiegend kleiner Band – nur an einigen Stel-len ergänzt ein schmeichelndes Orchester im Ogerman-Stil die Aufnahmen –, spürt er dem Gefühl der Unmittelbarkeit nach und erweist sich abermals als souveräner Melodiker.

Hauptsache elegantDamit setzt er sich aber auch gleichzeitig die Grenzmarke. Denn so flüssig und leichtfing-rig ihm die Lieder von „Don’t Know Why“ bis „Tequilla“ von der Hand gehen, so we-nig wagen sie doch, über ein gewisses Maß der Expressivität hinaus zu gehen. Es ist die künstlerische Maske, die George Benson seit zwei Jahrzehnten angelegt hat, die freiwillige Selbstbeschränkung des Erfolgs, von der er sich auch bei „Guitar Man“ an vielen Stellen nicht lösen kann oder will. Wie sehr wünscht man sich manchmal den Hendrix im Manne, der dem Glanz ein wenig Bodensatz verord-net. Aber das erlebt man nur in den seltenen Momenten, wenn der Meister sich inkognito wie eines Nachts beim Jazzfestival in Montreal im Club blicken lässt. Und so bleibt es bei sanften, wenn auch wunderschönen Harmo-nisierungen wie etwa in den Balladen „Ten-derly“ und „My One And Only Love“, die die Kunst des „Guitar Man“ prägen. Und das wiederum beherrscht George Benson elegant und geschmackvoll wie sonst kaum ein ande-rer Gitarrist der Jazzwelt.

Neu: George Benson „Guitar Man“ (Concord/

Universal) erscheint am 21. oktober 2011.

Show gehört zum Geschäft. George Benson ist ein großer Poser, aber gut genug, um sich ein bisschen Eitelkeit leisten zu können. Fo

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Alexander von HagkeDer Seitenspringer

[Jazz] Das Panzerballett ist harter stoff. sehr gut,

aber braucht man nicht immer, befand der Münchner

saxofonist Alexander von hagke. Mit eigenem Quar-

tett gelingt es ihm nun auf „Loreley“, erfrischend mo-

derne Kompositionen zu entfalten, die anders als bei

den herben Kollegen den Fokus ganz auf die Feinheit

der Melodieführung und die Ästhetik des instrumen-

talklangs lenken. Damit schafft er Perspektiven für

die eigene künstlerische Zukunft und empfiehlt sich

als neue Kraft am horn. Sascha Fröhlich

Alexander von Hagke „Loreley“ (Enja/Soulfood)

IrmaDie Selbstbewusste

[World Pop] es muss ein Kul-

turschock gewesen sein. Vor acht

Jahren kam irma aus Kamerun

nach Paris, eine teenagerin vom

afrikanischen Land in einer vor

eindrücken nur so sprudelnden

Metropole. erst einmal wurde sie

umgeworfen von der normativen

Kraft der Großstadt, aber dann

entdeckte sie bald deren Chancen.

irma hörte sich so viel Musik an

wie nur möglich und begann als

sängerin eigene schlüsse daraus

zu ziehen. „Letter to the Lord“ ist

das resultat dieser orientierungs-

phase, ein Debüt, das irma sogar

zweimal aufgenommen hat, weil

[Klassik] Auf Bildern sehen sie so jung aus. Aber das heißt nicht, dass Natascia und Raffaella Gazzana nicht schon längst international auf sich aufmerksam ge-macht hätten. Schließlich sind die beiden Schwestern aus Sora in der Nähe von Rom seit Mitte der 90er auf den Bühnen der Klassikwelt unterwegs. So war es an der Zeit, die Früchte der gemeinsamen künstlerischen Arbeit festzuhalten. „Five Pieces“ führen die Geigerin und die Pianistin von Paul Hindemith bis Valentin Silvestrov. Dabei können sie auf eine musikalische Sensibilität bauen, die über die Spielkompetenz hinaus dem Programm Tiefe, Nachdruck, Bedeutung verleiht. Zwei Schwestern sind doch mehr als nur ein Duo. Paul Hammerthal

Duo Gazzana: „Five Pieces“ (ECM/Universal))

Römische Kunst: Natascia (l.)und Raffa- ella Gazzana

Die Melancholie im Blick täuscht – Irma singt Lieder voller Energie

ihr die erste Version nicht gefal-

len hat. Die themen ihrer Lieder

behandeln das Allzumenschliche,

von der Gleichgültigkeit des All-

tags bis hin zur Leidenschaft der

Zweisamkeit. Aber sie bringen die

bekannten themen derart auf den

Punkt, wie man es seit tracy Chap-

man nicht mehr erlebt hat. „Ich

vermische in meinen Liedern alles

was ich irgendwo aufschnappe:

ein paar Sekunden aus dem Radio

und Sachen, die ich auf der Straße

höre. Ich verarbeite alles zu mei-

nem ganz eigenen Style.“ Das sa-

gen viele Künstler, aber nur selten

trifft es so genau zu wie bei irma.

Ralf Dombrowski

Irma „Letter to the Lord“

(Warner)

Duo Gazzana Die Klangverwandten

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Der Trabi wurde zum Symbol. Im Jahr 1991 wusste niemand genau, was bitte die Zweitaktplastikwannen des real

nicht mehr existierenden Sozialismus auf dem Cover einer der beliebtesten Rockbands der Ära sollten. Koketterie wurde gemut-maßt, Ironie soll auch Pate bei der seltsam traumatisch anmutenden Collage gestanden haben, die Szene-Photograph Anton Corbijn für die CD-Hülle gestaltet hatte. Jedenfalls versuchten U2 sich mühsam neu zu erfinden, monatelang im noch unaufgeräumten Berlin, in das sie im November 1990 auf der Suche nach dem renovierten Gruppensound gezo-gen waren. Immerhin verhieß die kommende Hauptstadt des auf eine Vereinigung zustre-benden Deutschlands gleichzeitig Historie und Aufbruch, noch diffus in seiner künstle-rischen Stoßrichtung, aber – und da machte der Trabi als Zeichen wieder Sinn – als Met-ropole, auferstanden aus ideologischen Rui-nen mit der Option, die hippste Adresse der Alten Welt zu sein.

U2 liefen im alten Hansa-Studio ein, das spätestens mit David Bowie und den Aufnah-men zu „Heroes“ den Ritterschlag der künst-lerischen Bohème erhalten hatte. Die Räume lagen im ehemaligen Grenzgebiet, draußen herrschte die Atmosphäre eines vergessenen Carpenter-Films, abgerissen und irgendwie abgefahren. Drinnen war es bald ebenso. The Edge trennte sich während der Aufnahmen von seiner Frau Aislinn O’Sullivan, die Stim-mung war gespannt, der Gitarrist stürzte sich ins Chaos der Untreue, während Produzenten wie Daniel Lanois und Brian Eno im Stu-dio vorbei schau-ten und einer Band Ratschläge gaben,

die zwischen Überspanntheit, musikalischer Frühvergreisung und Diventum pendelte. Ei-gentlich platzte der Knoten erst, als in einem konzentrierten Moment „One“ entstand, ge-schrieben innerhalb einer Stunde und trotz-dem einer der größten Songs, die der Band bislang gelungen waren.

Von da an ging es voran, wenn auch lang-sam. Nach Monaten, die aus der Rückschau eigentlich der Weg aus der Agonie waren, ging es U2 wie Berlin. Aus den Relikten der Vergangenheit entstand etwas Neues. Der Sound der Gitarren war härter, die Beats hatten das Elektrifizierte kennengelernt, die christliche Rockmusik der irischen Gutmän-ner war in der säkularen Wirklichkeit ange-kommen. Im November 1991 erschien „Ach-tung Baby“. Im Anschluss daran wurde viel getourt, die Fans erlebten eine ins Giganti-sche gewachsene Combo der Superstars, und die Promi-Szene gefiel sich, Bono & Co. die Reverenz zu erweisen. Aber es wurden eben gleichzeitig auch Alben wie Nirvanas „Never-mind“ veröffentlicht, das mal eben die Hybris des saturierten Vorjahrzehnts mit melancho-lischer Wut hinwegfegte, und grellbunte He-donisten feierten in Clubs wie dem ‚Tresor‘ ein ganz anderes, boomendes Lebensgefühl. U2 jedenfalls hatten den Anschluss geschafft. Aber fast wäre es ihnen wie den Trabis auf dem Cover gegangen. Denn sie standen kurz vor der Ausmusterung. �

Info: Davis Guggenheims Doku „From The

Sky Down“ eröffnete am 8.September das

Toronto Film Festival. „Achtung Baby

20th Anniversary –

Remastered“ (Island/

Universal) erscheint

am 28.11. als Doppel-CD

und Super Deluxe Edition.

U2

Der Hansa-EncounterEs gibt Platten, an denen gehen Bands kaputt. Mit „Achtung Baby“ überwanden U2 vor genau 20 Jahren die Mauer zum Ernst des Künstlertums, kämpften und gewannen gegen die Reste der eigenen Pubertät. Nicht ohne Tränen im Auge. Von Sascha Fröhlich

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The Edge (l.) und Bono (r.) in Kanada: Für die Doku „From The Sky Down“ haben U2 alte Lieder noch einmal live aufgenommen

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„So�hört�es��sich�an,�wenn��vier�Männer��den�Joshua��Tree�zerlegen“��Bono über

„Achtung Baby“

Wenn nicht Berlin, dann Marokko: Auf der Suche nach Inspiration fuh- ren U2 auch in den Maghreb

Im Frühjahr sind U2 für Dokufilmer Davis Guggenheim in das Hansa-Studio zurückgekehrt

Der Trabi wurde zum Maskottchen und zum Lieblings-bandmotiv von Star-Photograph Anton Corbijn

„Die Rohmixe haben mich umgehauen“, meinte Gitarrist The Edge (l.) beim Remastering von „Achtung Baby“

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Die Dinosaurier des Rock’n’Roll sind zwar beileibe noch nicht ausgestor-ben, doch so langsam grasen sie mit

unterschiedlichem Tempo ihrer wohlver-dienten Ruhestandsweide entgegen. Nehmen wir die Rolling Stones als Paradebeispiel, seit fünf Jahrzehnten sind sie die internationalen Vorzeigestadionrocker schlechthin. Char-lie Watts hat dieses Jahr seinen 70. gefeiert, auch Mick Jagger und Keith Richards sind inzwischen alt genug, um die Rente mit 67 zu

bekommen. Im kommenden Jahr feiert die Band ihr 50jähriges Bestehen, es halten sich Gerüchte, dass sie zu diesem Anlass Konzerte spielen, doch ob es noch einmal eine wirkliche Welttournee geben wird, ist unklar. Oder Bon Jovi. Der an guten Tagen immer noch schwer juvenil wirkende Herzensbrecher am Mikro-fon wird nächsten März auch schon 50, und nach anstrengenden Jahren in den Stadien dieses Erdballs gönnt sich die Gruppe bis auf weiteres ein ausgedehntes Päuschen.

Coldplay: Britsound für alle Was wird also aus ihm, dem guten alten Sta-dionrock, der in den 80er und 90er Jahren, als auch noch pensionierte, nicht mehr so an-gesagte oder verblichene Künstler wie Bry-an Adams, Tina Turner, Michael Jackson das Genre verstärkten, so wahnsinnig boomte? Alles Geschichte, oder steuern wir gar auf die Ära Netrebko zu? Entwarnung, der Genera-tionenwechsel hat eingesetzt. Coldplay zum Beispiel gastierten im Oktober im FNB Stadi-um in Johannesburg, Südafrika, und 62.000 Besucher waren Zeugen. Die Band um Sänger Chris Martin ist eine Besonderheit. Eigentlich sind ja die wenigsten ihrer Songs besonders knallig, laut oder zum Grölen animierend. Und dennoch gelten die Briten global als die-jenige Band, der man am ehesten zutraut, die nächsten U2 zu werden – eine verlässliche, qualitativ über die meisten Zweifel erhabene und fleißige Megaband.

Dabei haben Coldplay vor 15 Jahren ein-mal als eher zarte, kleine Gitarrenpopgrup-pe angefangen, besonders unbescheiden waren sie außerdem nie. „Die Entwicklung ist bei uns nicht über Nacht passiert“, sagt Will Champion, der Schlagzeuger. „Wir ha-ben sehr viel live gespielt und überhaupt sehr

stadio n - ro cker

Alte Recken, junges BlutDie erfolgreichsten Tourneen der vergangenen Jahre waren The Police, Genesis, U2. Die Herren füllen, wie auch Metallica oder AC/DC die Stadien, doch was macht der Nachwuchs? ein ausblick von steffen rüth

Bühne mit Aussicht: Noch vor wenigen Jahren ein Geheimtipp aus der Südstaatenprovinz, füllt die Familienband Kings Of Leon inzwischen die Rockarenen

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viel gearbeitet. Wir sind nicht eines Morgens wach geworden und haben festgestellt: Oh, wir sind ganz oben. Ich denke auf jeden Fall, dass wir Schwein hatten, eine der letzten Bands zu sein, die innerhalb eines stabilen Plattenfir-mengefüges sich haben entwickeln können.“ Es ist also ein bisschen paradox. Coldplay sind eine Stadionrockband, ohne direkt Sta-dionrock zu spielen. Gut, ihr Hit „Viva La Vida“ und die jüngste, vom neuen Album „Mylo Xyloto“ stammende Single „Paradise“ passen schon ganz gut dazu, die Hände zum Himmel zu heben. Trotzdem schafft es die Band, speziell mit stilleren, fast intimen und doch energisch vorgetragenen Songs wie „Fix you“, „Clocks“ und „Yellow“ große Arenen zu bewegen. „Es gibt immer den Weg, eine kom-promisslose künstlerische Reise damit zu ver-binden, populär zu sein. Wenn du die ganzen Rock’n’Roll-Stories hören willst, dann sind wir die falsche Band. Wir arbeiten sehr hart, und das könnten wir nicht, wenn wir die ganze Zeit Party machen würden. Man muss fit und gesund bleiben, sonst bricht so ein Bandgefüge auch ganz schnell auseinander. Deshalb sind wir sehr vernünftig. Harte Drogen etwa sind bei uns vollkommen tabu. Und einen trinken tun wir nur, wenn es unserer Energie und der Show nicht schadet.“

RHCP: Muskelspiel mit Appeal Bei den Kings Of Leon aus Nashville und den Red Hot Chili Peppers aus Los Angeles, also den zwei anderen Bands, die sich langfristig in der Stadionliga etablieren dürften (Kings Of Leon) oder diesen Schritt schon geschafft haben (Chili Peppers), sind die Regeln im Um-gang mit Rauschmitteln laxer. Insbesondere die Mitglieder der Chili Peppers haderten lan-ge Jahre ihrer seit den frühen 80ern währen-

ten sie zuletzt eine ganze US-Tour absagen, man tuschelte über Alkoholprobleme von Frontmann Caleb Followhill, zudem gibt es immer wieder Streit zwischen den Brüdern, die ihre bewegten Anfänge als Band jetzt in dem wirklich feinen Dokumentarfilm „Tali-hina Sky“ in die Kinos bringen. Mittlerweile ist das unermüdliche Quartett jedoch wieder unterwegs, und Bandküken Jared Followill bringt auf den Punkt, was für alle drei der nachrückenden Stadionrockbands gilt: „Ich weiß, dass wir ein wunderbares Publikum ha-ben, sehr loyale Fans. Ich hoffe, dass wir im-mer in der Lage sein werden zu touren, egal was im Musikgeschäft sonst noch passiert.“�

Neu erschienen: Bis zur nächsten stadion-

saison kann man sich mit neuen alben von

coldplay „Mylo Xyloto“ (eMi), den red Hot chili

Peppers „i’m With You“ (Warner) und

der doku-dVd „talihina sky“ (sony) trösten.

Alltagsphilosophen mit Hang zur großen Geste: Coldplay verquirlen Melancholie und Ethos zur breitenwirksamen Mischung

Alles Macho oder was? Konzerte der Red Hot Chili Peppers sind auch Konditionssache

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„Wir�arbeiten�sehr�hart,�und�das�könnten��wir�nicht,�wenn�wir��die�ganze�Zeit�Party��machen�würden“��Will�Champion,�Coldplay

den Laufbahn mit Drogenproblemen. Heute sind die Männer clean und gesund, Sänger Anthony Kiedis surft täglich, Bassist Flea läuft Marathon, und die Shows rund um das jüngste Album „I’m With You“ haben absolu-te Großraumqualitäten. Die Lichttechnik der aktuellen Tournee hat Champions-League-Format, und Funkrocksongs wie „Give It Away“ und „Under the Bridge“ elektrisieren Massen jedes Alters. Denn auch das ist wich-tig: Wer heute Stadien füllen will, der muss Zielgruppen und Generationen übergreifend die Leute begeistern. Coldplay schaffen das, die Chili Peppers auch.

Kings Of Leon: Think Nashville! Die Kings Of Leon indes haben zumindest großes Potential, seit ihrem ersten Album „Youth And Young Manhood“ aus dem Jah-re 2003 bauen sie ihr Publikum sowie ihre stilistische Bandbreite kontinuierlich aus. Angefangen als Südstaatenrocker zwischen den Strokes und Lynyrd Skynyrd, umfasst das musikalische Spektrum auf dem neues-ten Werk „Come Around Sundown“ auch viel Folkiges und Countryklänge. Ihren Durch-bruch schafften die drei Söhne eines Wan-derpredigers und ihr Cousin in Europa und dort speziell in Großbritannien. Seit sie 2008 die zwei Hymnen „Sex On Fire“ und „Use Somebody“ auf ihrem Album „Only By The Night“ am Start hatten, sind die etwas kauzi-gen Kings Of Leon auch in der US-Heimat Su-perstars. Nur sind die Rocker, bei denen nur Schlagzeuger Nathan Followhill die 30 über-schritten hat, bisweilen etwas unstet. Nach ei-nem abgebrochenen Konzert in Dallas muss-

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Sie ist nicht einfach nur Sängerin, sondern hat ihre Stimme zur Skulp-

tur gemacht. Von der Popband Nouvelle Vague kommend, er-kundet Camille mit radikaler Hingabe die Abgründe und Ho-rizonte ihres Instruments. Da-bei nimmt sie stets in Kauf, den Hörer mit ihrer Hyper-Poesie zu überfordern. Auch auf ihre neue CD muss man sich sehr bewusst einlassen, denn Camille macht es uns nicht leicht, die-sem äußerst heterogenen Lie-derzyklus zu folgen. Warum sie dennoch viel entspannter wirkt als auf früheren Alben, lässt sie im Interview mit SONO durch-blicken.

Auf „Ilo Veyou“ erzählt jeder Song eine andere Geschichte. Gibt es auch eine übergreifende Story?Ich habe mich bewusst gegen ein Konzeptalbum entschieden. Es war ein Experiment. Ich woll-te a cappella in Kirchen arbei-ten, mit einem Streichquartett aufnehmen und andere Dinge ausprobieren. Weil ich ein Baby erwartete, war ich in einer spe-ziellen Stimmung. Einige Songs waren fertig, andere in Planung. All das musste raus. Wenn sich überhaupt ein roter Faden durch das Album zieht, dann diese Energie. Ich wollte in den Songs

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„Ein Song ist eine Frage“Camille ist Mutter geworden. Auch für ihre Lieder hat die Stimmkünstlerin ein neues Gefühl von Verantwortung ent-wickelt. Die CD „Ilo Veyou“ steht für ihre Liebe zu ihrem Kind, zu Frankreich und zum Leben. interview: Wolf Kampmann

an alle Orte gelangen, an die das Leben mich führt. Gib dich zärt-lich und verspielt in den Lauf der Dinge, sagte ich mir. Ein Al-bum zu machen, ist ja niemals ein hundertprozentig friedvoller Prozess. Es ist viel Arbeit, bei der man immer wieder an seine Grenzen stößt und sich selbst hinterfragt. Aber ich fühlte mich voller Leben. Darum geht es. Es ist ein Fluss.

Jeder Song stellt die Frage, wer und wo bin ich. Doch bevor Ge-legenheit für eine Antwort da ist, beginnt ein neuer Song.Richtig, ein Song ist eine Frage. Und ich erhalte niemals die Antwort. Ich wusste wirklich nicht, wo-

hin ich gehen würde. Ausge-hend von ein paar losen Ideen, musste ich mich immer wieder fragen, was ich will und was nicht. Jedes Album ist eine Rei-se von einem Punkt zu einem

Eine Madonna des Gesangs: Camille liebt Inszenierungen mit Hintersinn

Ca m i l l e s W e lt Stimme mit Anspruch

Bossa Nova hieß

die erste liebe der

Camille Dalmais.

2004 sang die Pariserin Hymnen

den Punk-Ära im brasilianischen

Klanggewand bei der Band Nouvelle

Vague. es folgten nationale Pophits

wie „Ta douleur“, ein Song-auftritt

in „Ratatouille“ und eine Solokar-

riere, die sie immer weiter von den

Klischees der Popmusik entfernt. Foto

: arm

elle

Bou

ret

Page 21: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Reichtum der ganzen Welt in Paris. Als Künstlerin kann ich nicht vergessen, dass ich Fran-zösin bin.

All diese Gerüche von Frankreich von Vietnam über den Maghreb bis zu Edith Piaf sind ja auf deiner Platte zu hören.Frankreich ist wie ein Stern mit ganz unterschiedlichen Zacken. Es ist der Schnittpunkt zwi-schen Süd-, Nord- und Osteuro-pa. Ohne die Einwanderer wä-ren wir nichts. Wir waren schon immer ein Einwanderungsland. Das vergessen wir oft. Die ext-remen Rechten werden immer stärker und wollen die Zigeuner und andere Volksgruppen ein-fach aus dem Land schmeißen. Das ist eine Schande, denn sie missverstehen unsere Kultur.

21

Die neue CD des weltberühmten britischen Geigers mit einer Eigenkomposition für Violine, Orchester,Band und Vokalstimme, inspiriert von Vivaldis „Die vierJahreszeiten“ und den vier Elementen

LUFT, ERDE, FEUER UND WASSER.Eine spannende Mischung aus Klassik, Jazz, Pop undFolk, eingespielt mit dem von Kennedy gegründeten„Orchestra of Life“.

GROSSE DEUTSCHLAND-TOURNEE 20111.11. Leipzig, 2.11. Stuttgart, 3.11. München, 5.11. Freiburg, 6.11. Hannover, 8.11. Düsseldorf, 9.11. Bielefeld, 10.11.Hamburg, 12.11. Nürnberg, 13.11. Berlin, 14.11. Dresden,16.11. Dortmund, 17.11. Regensburg, 18.11. Baden-Baden,20.11. Mannheim, 21.11. Aachen, 23.11. Bremen, 24.11.Köln, 26.11. Kassel, 28.11. Essen, 29.11. Saarbrücken, 30.11.Frankfurt

WWW.NIGEL-KENNEDY.NETWWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE

Sony Anz_Sono_Kennedy_v2_Layout 1 10.10.11 10:50 Seite 1

anderen. Das ist ein Ritual. Ich schließe eine Türe und öffne eine andere.

Es macht ja kaum einen Unter-schied, ob du a cappella singst oder dich in verschiedenen Kon-stellationen begleiten lässt.Die Stimme hält alles zusammen. Ich wollte keinen Backgroundge-sang, vom Kinderchor an einigen Stellen mal abgesehen. Meine Stimme sollte das Boot den Fluss hinabsteuern.

Für mich als Deutschen geht es auf der Platte auch um verschie-dene Zustände und Phasen von Frankreich. Manchmal bin ich ganz erfüllt von Frankreich. Heutzutage ist es so einfach zu reisen. Man bil-det sich ja oft ein, überall sonst

„Frankreich ist ein schönes Land. Warum tun wir uns so schwer, diese Schönheit zu erkennen?“

wäre es besser als dort, wo man lebt. Für uns abendländische Künstler ist es oft die größte Herausforderung, zu bleiben, wo wir sind, und zu beobach-ten, wie sich die Dinge dort ent-wickeln. Wir müssen uns mit den Schwierigkeiten unserer Umgebung konfrontieren und etwas daraus machen. Das pas-siert mir gerade. Ich bin so viel gereist und sehe mein Land sehr kritisch. Paris ist keine freundli-che Stadt. Die Leute sind immer gestresst. Überall ist Stau. Es wäre so einfach, zu verschwin-den. Aber Frankreich ist auch ein schönes Land. Warum tun wir uns so schwer, diese Schön-heit zu erkennen? Außerdem

haben wir so viel Ausland im eigenen Land. Wir haben den

Früher sagtest du einmal, eine Platte zu machen sei wie eine Geburt. Siehst du das als junge Mutter immer noch so?Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber ein Hauptunterschied besteht darin, dass das Leben bei der Ge-burt eines Kindes stärker ist als du selbst. Der Zeitrahmen ist in etwa ähnlich. Bei einer Platte ist dieser Prozess nur ungleich komplizier-ter, weil du Kontrolle darüber hast. Wenn ein Baby dann auf der Welt ist, gehört es dir genauso we-nig wie eine veröffentlichte Platte. Beide gehen ihren eigenen Weg.

Neu erschienen: Camille

„ilo Veyou“ (Virgin / emi)

Live: Camille ist ende mai 2012

mit vier Konzerten in Deutschland

zu erleben. .

Page 22: SONO - Musik für erwachsene Hörer

22

Sie kennen schon alle Bearbeitungen von

Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“?

Werfen Sie lieber mal einen Blick auf unsere Liste. Von Hans-Jürgen Schaal

Die S o n o - liSte

illus

trat

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Page 23: SONO - Musik für erwachsene Hörer

1. Emile Naoumoff „the Piano Concerto“ Wenn Sie sich zwischen Mus-sorgskys Original für Klavier und Ravels Orchesterfassung mal wieder nicht entscheiden kön-nen, versuchen Sie es doch mit diesem 44minütigen Zwitter. Die

„Paraphrase“ des bulgarischen Pianisten Naoumoff zusammen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin lässt zuweilen an ein brillantes russisches Kla-vierkonzert denken. Im Orches-terklang überraschen dagegen vorklassisch wirkende Holzblä-serfarben. (Alcra-Wergo)

2. John Wallace & The Wallace CollectionEs gibt rund 30 verschiedene sinfonische Orchestrierungen der „Bilder einer Ausstellung“ – und ein Vielfaches an weiteren Bearbeitungen. Diese hier – nur für Blechbläser und Perkussion – schuf Elgar Howarth 1977 für das Philip Jones Brass Ensemble. Die Neuaufnahme unter John Wal-lace besticht durch ihre Farbig-keit und Dynamik – butterweich in den Solostellen, messerscharf in den Tutti. Eines vermisst man hier nie: Streicher. (Collins Clas-sics)

3. Granados Trio „Bilder einer Ausstellung“ Mussorgskys Klavierzyklus, übersetzt auf drei klassische Gi-tarren: Das hat perkussive Kon-tur, schönen Akkordklang und atmende Räumlichkeit. Die drei Gitarristen, die sich vor 20 Jah-ren in Professor Teucherts So-listenseminar in Frankfurt zu-sammenfanden, verzaubern die hohen Töne mit Silber und die tiefen mit Bronze. Wie wohlig-warm akustische Gitarren klin-gen können, das wissen eben nicht nur Folkmusiker und Sin-ger/Songwriter. (FSM)

4. Tomita „Pictures At An exhibition“ Die Synthesizerversion des Elek-tronikpioniers Isao Tomita ist längst selbst zum Klassiker ge-worden. Ravels Orchester-Ins-trumentierung folgend, steigert sich der Japaner in einen wilden Rausch greller Klangfarben zwi-schen Horror und Humor. Zwit-schernde Küken, blubbernde Tui-lerien, sphärische Chorstimmen und diskrete Perkussionsanklän-ge – all das quetschte Tomita aus den frühen Synthesizermodellen von anno 1974. (BMG/RCA)

5. Carsten Wiebusch„Reger – Wagner – Mussorgsky“ Erste Orgelversionen der „Bilder einer Ausstellung“ entstanden in den 1970er Jahren. Der Organist Carsten Wiebusch aber schrieb sich seine Fassung lieber selbst – maßgeschneidert auf die histori-sche Walcker-Orgel der Evange-lischen Kirche in Essen-Werden. Statt in extremen Registern mu-siziert Wiebusch auf ihren Ma-nualen fast romantisch und mit der Finesse eines Konzertpianis-ten. Ein unspektakulär daher-kommendes, großes Hörerleb-nis. (Fermate)

6. Heavy Tuba & Jon Sass Den Kern dieser eigenwilligen Jazzband aus Österreich bilden sieben tiefe Blechbläser, darun-ter der New Yorker Wahl-Wiener Jon Sass an der Basstuba. Wo das schwere Blech an Grenzen stößt, ergänzt Keyboarder Helmar Hill digitale Sounds. Er schrieb auch die phantasievollen Arran-gements: Die „Tuilerien“ gibt’s rein perkussiv, die „Küken“ tan-zen ein Blues-Duett auf synthe-tischen Flöten, immer wieder geht’s übermütig Richtung Rock und Salsa. (ATS Records)

7. Fine Arts Brass Ensemble Noch einmal Blech, aber ganz an-ders: Das 1980 gegründete briti-sche Fine Arts Brass Ensemble ist ein klassisches Blechbläser-quintett – mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba. Äu-ßerst geschickt hat Stephen Ro-berts, der Hornist des Ensemb-les, Mussorgskys Klaviernoten auf das fünfstimmige Gebläse verdichtet. Das Ergebnis ist kon-zentrierte, virtuose Kammermu-sik mit Biss und Tiefe: 16 wohl-klingend-expressive Miniaturen. (Nimbus Records)

8. Mats-Up „Same Pictures, new exhibition“Aus der Schweiz kommt die bis-lang überzeugendste Modern-Jazz-Adaption der „Bilder einer Ausstellung“. Das Septett des Trompeters Matthias Spillmann – vier Bläser und ein Rhythmus-trio – stülpt Mussorgskys The-men jazzmäßig um und ver-wendet sie als Startschuss für kompetente Improvisation. Da werden Techniken der West-coast-Jazz-Arrangeure aufge-griffen und große Bläsersoli der Jazzgeschichte zitiert. Mussorgs-ky swingt! (Unit Records)

9. Mekong Delta„Pictures At An exhibition“Wie man die „Bilder“ rockt, haben Emerson, Lake & Palmer 1971 mit viel Phantasie vorgemacht. Damit verglichen wirkt die Komplett-Version des deutschen Prog-Metal-Trios Mekong Delta aske-tisch streng: nur Gitarre, Bass, Drums. Allerdings erklingt die Gitarre zuweilen in ganzen Chö-ren, der Bass spielt auch Melodie, der Drummer schlägt originel-le Rhythmen – und wo es passt (Bydlo, Katakomben), wird’s auch mal heavy-düster. (Bullet Proof)

10. German Marimba Duo Für Matthias Krohn und Andre-as Schwarz war ihre Version der „Bilder“ der erfolgreiche Karri-erestart als „German Marimba Duo“. Zu welchen Wirkungen zwei fünfoktavige Marimbas im Verein fähig sind, darüber kann man bei ihnen in jedem Stück staunen. Fast scheint es, als würde das Motorische in Mussorgskys Musik hier noch motorischer, das Groteske noch grotesker, das Schaurige noch schauriger. Wer braucht da Or-chesterfarben? (KlangRäume)

11. ChoralConcert „Bilder einer Ausstellung“ Jazz mit Kirchenorgel? Oder Or-gelmusik mit Gästen? Beim Trio ChoralConcert bleibt so manches in der Schwebe, nicht nur stilis-tisch. Karl Scharnweber an der Orgel der Christkirche Rends-burg, Thomas Klemm an Saxo-fon und Flöten und Wolfgang Schmiedt an den Gitarren treten immer wieder überraschend zu-sammen und auseinander, als wollten sie Endgültiges vermei-den. Ein musikalischer Essay, der zum Nachdenken anregt (KlangRäume).

12. „Mussorgsky für 44 Pianisten“Zum Schluss noch ein echtes Unikum, ein Happening, ein mu-sikalisches Ereignis zwischen Monumentalität und Bizarrerie. Fünftausend Zuhörer erlebten 1993 in einer Braunschweiger Klavierfabrik diese Aufführung der „Bilder“ an 44 Flügeln und einem präparierten Piano. Hans-Christian Wille plante, Hans-Wilhelm Plate arrangierte, Uwe Präkelt dirigierte, VW sponser-te. Heraus kam Klaviermusik als orchestrales Raumerlebnis. (ram)

23

Page 24: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Die ehemalige Zisterzienserabtei von Noirlac ist ein besonde-rer Ort. Seit 2008 ein Kultur- und Begegnungszentrum, sind dort häufig Künstler zu Gast, um sich von der Atmosphäre

oder auch der Akustik inspirieren zu lassen. Im Juni 2011 versammelte der Tubaist Michel Godard ein ungewöhnliches Sextett in den Gewöl-ben. Theorbe, Barockvioline und Gesang standen Serpent, Bassgitarre und Saxofon gegenüber. Heraus kam Musik zwischen den Stilwelten, feintönend, manchmal knorrig, aber sehr französisch im Impetus der Klangkulturverschmelzung. Das Album „Monteverdi – A Trace Of Grace“ ist bei Carpe Diem Records erschienen, einem Label aus Bre-men, das sich auf Alte Musik und deren Grenzgänge konzentriert.

Wie kam es zu „Monteverdi“?Die Aufnahme ist der Abschluss einer Trilogie. Der erste Teil beschäf-tigte sich mit Musik und Parfüm, der zweite mit Wein, und jetzt folgt Monteverdi. Jedes Mal ging es um Grenzüberschreitungen, zu Düften, zum Geschmack oder eben nun zur Alten Musik. Und es war außer-dem ein Treffen von Musikern verschiedener Stilherkünfte. Drei ent-stammen der Barockszene, die anderen drei im Großen und Ganzen dem Jazz.

Wie haben Sie sich vorbereitet?Die Musik von Monteverdi kenne ich, seit ich klein bin. Sie hat mich eigentlich immer schon begleitet. Dann habe Steve Swallow gefragt, ob er auch Kompositionen beisteuern möchte. So steht Monteverdi auf der einen Seite und unsere Musik als Spiegel auf der anderen. Als wir dann zu den Proben kamen, hatten wir ursprünglich Arrangements dabei, die sich dann aber vielfältig verändert haben. Denn im Kern geht es auch um Improvisation.

Die Barockmusiker haben auch improvisiert?Natürlich. Vor allem der Spieler der Theorbe hat andauernd die Stü-cke variiert, ebenso die Geigerin. Lediglich Guillemette Laurens hat ihre Stimmpassagen weitgehend original beibehalten. Sie ist ja eine der Pionierfiguren der Alten Musik. Sucht man nach frühen Monteverdi-Aufnahmen, war meistens sie daran beteiligt.

Wie kam das Repertoire zustande? Die meisten Stücke sind mir sehr präsent, überwiegend Madrigale und Ausschnitte aus der Oper „L’Incoronazione di Poppea“. Sie basieren vielfach auf einer ostinaten Grundform. Da wiederum ergeben sich

Michel G o dard

Claudios ErbenDrei Barockmusiker treffen auf drei Jazz- kollegen. Sie spielen Musik von Monte-verdi und ein bisschen mehr. Und aus dem Experiment wird eine Begegnung auf Augenhöhe. Von ralf dombrowski

Monteverdi macht glücklich. Das Projekt war

für Michel Godard (r.) und seine Freunde

die Erfüllung eines Traums

Page 25: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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TOWER OF

POWER

Theater am Ring

15.03.12 Düsseldorf - Tonhalle 17.03.12 Hamburg - Laeiszhalle 22.03.12 Bremen - Glocke 23.03.12 Frankfurt - Alte Oper 24.03.12 Freiburg - Konzerthaus 27.03.12 Stuttgart - Liederhalle 28.03.12 München - Philharmonie 30.03.12 Berlin - Tempodrom

WinnerEmmy Award

funkelnagelneu

11.11.11 Erfurt - Alte Oper 12.11.11 Halle - Steintor-Varieté 24.11.11 Stade - Stadeum 25.11.11 Paderborn - Paderhalle 26.11.11 Mülheim a.d. Ruhr - Stadthalle 01.12.11 Dortmund - Konzerthaus 02.12.11 Soest - Stadthalle 09.12.11 Berlin - UdK 10.12.11 Elmshorn - Stadttheater 14.12.11 Düsseldorf - Tonhalle 15.12.11 Mannheim - Capitol 17.12.11 Frankfurt - Alte Oper 12.01.12 Aachen - Eurogress 13.01.12 Wuppertal - Historische Stadthalle 14.01.12 Bonn - Oper 19.01.12 Stuttgart - Liederhalle / Hegelsaal 20.01.12 Lörrach - Burghof 21.01.12 Mainz - Frankfurter Hof 22.01.12 Saarbrücken - Congresshalle 28.01.12 Ludwigsburg - Scala 29.01.12 Karlsruhe - Tollhaus 09.02.12 Wahlstedt - Kleines Theater am Markt 10.02.12 Flensburg - Deutsches Haus 11.02.12 Hamburg - Laeiszhalle 08.03.12 Münster - Halle Münsterland, Congress-Saal 09.03.12 Hannover - Theater am Aegi 10.03.12 Buchholz - Empore 14.03.12 Lüneburg - Vamos! Kulturhalle 15.03.12 Bremen - Glocke 16.03.12 Lübeck - Musik- und Kongreßhalle

17.03.12 Kiel - Kieler Schloss 19.03.12 Köln - Philharmonie 22.03.12 Datteln - Stadthalle 23.03.12 Essen - Philharmonie 24.03.12 Bielefeld - Rudolf-Oetker-Halle 31.03.12 Trier - Europahalle 13.04.12 Aurich - Stadthalle 14.04.12 Lingen - Theater an der Wilhelmshöhe 15.04.12 Krefeld - Seidenweberhaus

20.03.2012 Hamburg - Fabrik21.03.2012 Hannover - Capitol22.03.2012 Berlin - Postbahnhof

TICKETS: 01805 - 62 62 80* | 040 - 413 22 60 | www.karsten-jahnke.de * 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42/Min.

K A R S T E N J A H N K E K O N Z E R T D I R E K T I O N

viele Berührungspunkte zum Jazz und sogar zur heutigen po-pulären Musik.

Warum diese Kombination von Musikern?Wichtig war für mich natürlich Steve Swallow, eines meiner großen Idole. Die Möglichkeit, mit ihm zu arbeiten, war die Er-füllungen eines Traumes. Aber auch die anderen Musiker ken-ne ich schon länger.

Warum spielen Sie in diesem Fall nur Serpent und ein bisschen Bass?Auf der eine Seite wollte ich so nah wie möglich am Barock sein. Darüber hinaus aber hätte die Tuba in dieser Akustik dem Ganzen ein wenig die Natürlichkeit ge-nommen. Sie wäre zu kraftvoll, zu dominant gewesen. Ich wollte mich da auch etwas selbst beschränken.

Worin besteht die besondere Faszination des Serpents?Es lässt sich wie viele traditionelle Instrumente sehr reduziert spielen. Manchmal reicht die richtige Positionierung eines Tones, um eine gro-ße Wirkung hervorzurufen. Dafür werden Fragen etwa der Intonation viel wichtiger.

Was kommt als nächstes? Ein Album zur französischen Küche?Nein, nein. Es wird eher darauf hinaus laufen, dass ich mit Steve Swallow enger zusammenarbeite. Erst unlängst meinte er, wir sollten öfter spielen, aber uns nicht mehr nur der Musik anderer Komponisten widmen, sondern etwas Eigenes machen. Und da habe ich nun wirk-lich nichts dagegen. �

T ö n e n d e s c h l a n g e

der (oder das) Serpent

wurde um 1590 erfunden

und besteht aus einer

bis zu 240 cm langen

konischen, schlan-

genförmig gewundenen

Schallröhre. aufgrund seines tiefen

und vokalnahen Klangs wurde es vor

allem in Frankreich zur Begleitung

von Gregorianischen chorälen

verwendet. im 19. Jahrhundert wurde

das Serpent durch Basshorn und

Tuba verdrängt und geriet lange in

Vergessenheit.

Auch ein Schluck Wein im Becher: das Monteverdi-Team bei der Arbeit

Page 26: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Björk würde er gerne einmal treffen. Aber daraus wird wohl nichts, denn die isländische Künstlerin, die sich

eben erst mit dem Album „Biophilia“ wie-der einmal neu erfunden hat, gehört zu den am besten abgeschotteten Künstlerinnen der Netzwelt. „Es ist erstaunlich und auch ein bisschen frustrierend“, meint Bernie Mal-linger, erster Geiger und Mitbegründer des radio.string.quartet.vienna. „Einen ganzen Tag lang habe ich das Internet abgesucht, aber nicht einen Hinweis gefunden, kein Kontakt, nichts, was man verwenden könnte.“ Dabei hätte er der Sängerin gerne ein Exemplar von

„radiodream“ in die Hand gedrückt. Denn Mallinger ist der festen Überzeugung, dass eine Geistesverwandschaft zwischen dem besteht, was er in Wien mit seinen Freunden experimentiert, und dem, was die öffentlich-keitsscheue Sängerin im Land der Geysire imaginiert.

Tatsächlich gibt es Gemeinsamkeiten, wenn auch vor allem konzeptioneller Natur. So schwer sich Björk in ein Schema der Pop-welt einpassen lässt, so wenig sieht sich auch das r.s.q.v. noch als Statthalter einer festgefügten Tradition. „Ich glaube, wir sind schon ein Streichquartett. Aber wir entwickeln uns immer mehr in Richtung einer Art globalen Musik. Deshalb bleibt es nicht immer beim Streichquar-tett, sondern der Sound öffnet sich nach vie-len Seiten. Natürlich lieben wir alle die ursprüngliche Form, und auch auf dem Al-bum gibt es Passagen, die sich ganz klassisch im klanglich bekannten Rahmen bewegen. Aber

r adio.strin g.quarte t.vienna

Rapid String MovementDas radio.string.quartet.vienna wagt den ästhetischen Neuanfang und kommt mit „radiodream“ seinem Ziel ein gutes Stück näher. von Paul Hammerthal

es ist eben nicht das Einzige. Ein weiterer Punkt: Wir dürfen, sollen und wollen über den Tellerrand schauen. Das ist bei vielen Kolle-gen anders, die sind aus unterschiedlichen Gründen festgelegter.“ Dieser Anspruch der latent Klangausweitung hat allerdings nicht nur Vorteile. Während traditionelle Streich-quartette sich zwar in harter Konkurrenz, aber doch innerhalb eines klaren Rahmens von Repertoire, Interpretation und Rezepti-on bewegen, muss das r.s.q.v. mit der Vielfalt der Möglichkeiten kämpfen, um eine eigene Sprache zu finden.

Die musikalischen Ergebnisse dieser ästhe-tischen Auseinandersetzung fielen bislang sehr unterschiedlich aus. Während das Tri-bute an die Musik des Mahavishnu Orches-tra in sich rund und stimmig wirkte, gelang ihnen mit den folgenden drei Alben kein wirklicher Treffer. Zwar führten auch die-se Projekte durch unterschiedliche Gäste wie den Akkordeonisten Klaus Paier klang-lich über den engen Stilzusammenhang des Genres hinaus. Im Kern jedoch verwiesen sie das Streichquartett auf den Platz der Be-gleitung, wohltönend und wenig charakteris-tisch. „Quartett mit Gast ist etwas ganz anderes. Natürlich waren die ganzen Kooperationen der vergangenen Jahre jede für sich großartig. Aber jetzt schien es uns dringend nötig, wieder einmal etwas nur als Quartett zu machen. Denn wir hat-ten das Gefühl, dass sich sehr viel verändert hat, was wir noch nicht festgehalten hatten und unbe-dingt mitteilen wollten.“

Traumdeutung musikalischUnd so reifte ein Programm heran, mit dem das r.s.q.v. die Träume einer Nacht musika-lisch nachvollziehen wollte. „Von Anfang an war klar, dass vieles von uns selbst geschrie-ben sein sollte. Aber es durften auch Stücke von anderen vorkommen, die irgendwie mit dem Thema zu tun hatten.“ Und so machten sich die Musiker und Musikerinnen des r.s.q.v. auf die Traumreise, ließen sich von Sigmund Freud und Salvador Dali, von Kinospektakeln wie „Inception“ und Henry Mancini inspirie-ren. Manches entwickelte sich schrill, ande-res profitierte von der Transparenz der Strei-cherstimmen. Soundopulenz und Redukti-

on, Synthetik und Natürlichkeit stehen nebeneinander und ergänzen sich in 14 Abschnitten zu einer Suite der akusti-

schen Chimären. Aus den bisherigen Experimenten innerhalb der origi-när klassischen Klangwelt wurden

Ausflüge bis hin in rockverwand-te Gefilde. Für das r.s.q.v. jeden-falls ist „radiodream“ ein gro-ßer Schritt aus dem Lager der Puristen heraus. Und für die Szene womöglich ein Wegwei-ser in eine bislang kaum er-

forschte Richtung.�

Neu: das album

„radio-dream“ (aCt/edel

Kultur) des radio.string.

quartet.vienna erscheint

am 28. ok tober 2011.

Grenzgänger mit Geigen und einem Faible fürs Konzeptuelle: das r.s.q.v

Page 27: SONO - Musik für erwachsene Hörer

AC/DC Pug Me In

Miles DAvis The Complete Columbia Album Collection

JiMi HenDrix West Coast Seattle Boy: The Jimi Hendrix Anthology (Collectors Edition)

roger WAters The Roger Waters Collection

BruCe springsteen Born To Run - 30th Anniversary

MiCHAel JACkson The Ultimate Collection

Billy JoelLive at the Shea Stadium

peArl JAM Ten (Collector's Edition)

Deluxe Box_Anz_210x285.indd 1 07.10.11 10:24

Page 28: SONO - Musik für erwachsene Hörer

28

D er Sound einer Sitar ist einzigartig. Aber bei keinem anderen Weltmusik-Instrument schwingen bis heute so hartnäckig Klischees mit. Schließlich steht sie für eine Zeit, als Erleuch-

tungswillige und Blumenkinder sich nach Indien aufmachten, um am eigenen Karma zu feilen. Natürlich kann man sich auch weiterhin an der Sitar in höhere Klangsphären improvisieren. In einer genau ge-regelten Bodensitzhaltung, die wahrscheinlich allen orthopädischen Weisheiten spottet. Anoushka Shankar ist allein schon optisch der Beweis, dass man bei ausgiebigen Sessions seine Würde und Schön-heit bewahren kann. Die 30jährige hat aber eben nicht nur das tief-verwurzelte ABC der indischen Musik verinnerlicht, all die Ragas, die den Weg zur spirituellen Einkehr ebnen. An der Sitar konnte sie mittlerweile selbst die verschiedensten musikalischen Freundschaften knüpfen. Mal spielte sie mit dem klassischen Cellisten Mstislaw Ros-tropowitsch und dann wieder mit Jazzklavier-Ikone Herbie Hancock. Und wenn sie nicht gerade mal mit Lenny Kravitz jammte, bildete sie mit Sting ein durchaus magisches Duo.

Für ihr sechstes Album „Traveller“ hat Anoushka Shankar aber nun an eine musikalische Tradition angedockt, die in ihrer feurigen Robustheit eigentlich so gar nichts mit den filigranen Reizen der in-

dischen Musik zu tun hat. Für die Virtuo-sin liegen die Unterschiede zwischen dem Flamenco und der Musik ihrer Ahnen aber nur im Detail. Was beide dagegen unüber-hörbar miteinander verbindet, ist nicht nur ihr Fokus auf den Rhythmus. „Flamenco hat mich immer schon begeistert und fas-ziniert“, erinnert sich Anoushka Shankar. „Er sprach mich an, da ich spürte, dass

An oushk A sh Ank Ar

Krishna – Olé!Sie ist die Halbschwester von Norah Jones und trägt einen großen Namen. Doch mit ihrem Können ist Anoushka Shankar an der Sitar mehr als nur in die Fußstapfen ihres Vaters Ravi Shankar getreten. Von Guido Fischer

Vater Ravi kann stolz sein: Noch ist Anoushka Shankar keine Legende.Aber musikalisch kann sie ihm bereits das Wasser reichen.

Page 29: SONO - Musik für erwachsene Hörer

er eine Eigenschaft mit der klassischen indischen Musik teilt, die ich ganz besonders schätze: die grenzenlose Musikalität des Ausdrucks, ganz gleich, ob es sich um eine Solostimme handelt, eine Sitar oder eine Gitarre.“

Die indischen Wurzeln des FlamencoWarum sich Shankar im Flamenco von jeher ein wenig wie zu Hause fühlte, wurde ihr erst so richtig bei den Vorbereitungen ihres Albums klar, als sie erfuhr, dass der Flamenco seine Ursprünge in Indien hat. So sollen vor rund 800 Jahren die Vorfahren der Gitanos aus Rajasthan zu einer lange Reise aufgebrochen sein, die sie über Asien und den Vor-deren Orient bis nach Spanien geführt hat. Musikhistorisch gesehen ist der Flamenco damit gewissermaßen der kleine Bruder der indischen Musik. Nur hatten sie sich auch in der ansonsten so hellhörigen Welt-musik-Szene etwas aus den Augen und Ohren verloren. Jetzt ist aber die überfällige und verblüffende Familienzusammenführung geglückt, unter der Ägide von Anoushka Shankar und dem spanischen Gitarris-ten Javier Limón, die jeweils Koryphäen aus ihrem Umkreis wie den Ghatam-Spieler Pirashanna Thevarajah und Flamenco-Altmeister Pepe Habichuela zu den Aufnahmen mitgebracht haben. Dementspre-chend bestaunt man da hitzige Duelle zwischen Tablas und spanischer Perkussion. Und plötzlich scheinen die Schleifgesänge von der Spanie-rin Sandra Carrasco und der Inderin Shubda Mudgal auf einem Atem da-herzukommen.

Die Musik auf „Traveller“ stammt durchweg von Anoushka Shankar und Javier Limón. Bei den Texten hingegen hat neben historischen Vorlagen auch ihr Vater Ravi Shan-kar mitgewirkt, den sie voller Stolz „meinen Guru, meinen Lehrer“ nennt. Neun Jahre war sie gerade mal, als sie von ihm in die Kunst des Sitarspiels eingewiesen wurde. Aber bereits mit 13 Jahren gab das in London gebore-ne und in den USA aufgewachsene Talent anno 1994 sein erstes Konzert in Neu-Dehli. Ravi Shankar war aber mehr als nur ihr unerschöpflicher Ur-quell der Inspiration. Wer wie er Gott und die Welt kannte, vom Klassikvi-olinisten Yehudi Menuhin bis zu den Beatles, der machte seine Tochter auf den ständigen gemeinsamen Reisen mit der musikalischen Prominenz bekannt. Das größte Erlebnis aber waren nicht die George Harrisons und Eric Claptons dieser Welt – obwohl gerade mit ersterem die Teen-agerin eine musikalische Seelenverwandschaft verband –, sondern die Geburt ihres ersten eigenen Kindes. Zubin heißt der stramme Jun-ge und war schon bei den „Traveller“-Sessions mit dabei. Und so wie Anoushka Shankar in dem Stück „Inside Me“ ihre Sitarsaiten hüpfen und glitzern lässt, kann man sich lebhaft vorstellen, in welch freudiger Erwartung sie sich da befand.

Neu: Anoushka shankar „Traveller“ (DG/universal)

Tournee: Anoushka shankar spielt von 6. november 2011 an sechs

konzerte in Deutschland, in München (6.11.), heidelberg (7.11.), Baden-

Baden (17.11.), Berlin (6.12.), hamburg (7.12.) und Dortmund (8.12.).

29

D i e T ö c h T e rRavi Shankars Erben sind überaus aktivDie erfolgreiche halbschwester

ging ihren eigenen musikalischen

Weg. Im Jahr 2002 veröffent-

lichte norah Jones „Come Away

With Me“, den Überraschungs-

erfolg des Jahrzehnts. und mit

Anoushka shankar fand sie auch

zusammen. Zwei Talente mit viel

Wirkung auf die Musikwelt.

Be sTellCo up o n

„Tut uns leid, alle vergriffen!“Wenn Sie diesen Satz nie mehr hören wollen, können Sie ihn hier unten löschen – jetzt und für immer.

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s T r A s s e / h A u s n r .

p l Z / o r T ( n u r D , A , C h , e u )

e - M A I l

B I T T e B u C h e n s I e D e n r e C h n u n G s B e T r A G A B V o n

k o n T o n r .

B A n k l e I T Z A h l / B A n k

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*Ausland: € 24 pro Jahr

Foto

: Get

ty

Page 30: SONO - Musik für erwachsene Hörer

30

P O P, RO ck & cO

die pop-cd des monats

Theo Bleckmann „Hello Earth! - The Music Of kate Bush“ WINTER & WINTER / EDEL:kULTUR

kate Bush ist sakrosankt. Zu eigenwillig erscheint ihre Musik im kosmos der

anspruchsvollen Popmusik der vergangenen drei Jahrzehnte, um sich ei-

ner Bearbeitung unterziehen zu lassen. Tatsächlich blieben ihre Lieder im

Vergleich zu denen von kollegen wie Sting oder Peter Gabriel bislang weitgehend

ungecovert. Denn sie erfordern nicht nur einen brillanten Interpreten, um den be-

reits komplexen Originalen eine weitere Ebene hinzuzufügen, sondern auch eine

selbstbewusste Ästhetik, die sich am Bush-Universum reibt. kurz: Es braucht

jemanden wir Theo Bleckmann, um der britischen künstlerin auf Augenhöhe

zu begegnen. Denn der in New York lebende Sänger ist mit allen Avantgarde-

Wassern gewaschen, zugleich aber empathisch genug, um Musik von innen he-

raus leuchten zu lassen. „Hello Earth!“ hat er im Quintett mit Gleichgesinnten

wie dem Pianisten Henry Hey und dem Bassisten Skuli Sverrisson aufgenom-

men, mit Schwerpunkt auf der „Hounds Of Love“-Phase , aber auch mit Liedern

wie „Army Dreamers“ und „The Man With The child In His Eyes“. Und es gelingt

Bleckmann mit weicher, dezent dramatischer Stimme und Stilexkursen in die

Welten von Folk bis Jazz, die Lieder auf ihre ursprüngliche Schönheit zurück-

zuführen. Das ist ein kunststück, denn es entkleidet die Musik von kate Bush

der Dominanz ihrer Stimme, ohne ihr gleichzeitig die Identität und Finesse zu

nehmen. Ein Meisterstück der Interpretationskultur. Ralf Dombrowski

Wissenswertes: Theo Bleckmann hat bereits mit künstlern wie Laurie Ander-

son, Philip Glass oder auch Meredith Monk gearbeitet.

Downloadtipp: das ganze Album

Jeff Bridges„Jeff Bridges“BLUE NOTE/EMI

[americana] Wie Hollywood-Recke Jeff Bridges auf dem Cover seiner gleichnamigen Debüt-CD mit einer alten Gretsch-Klampfe posiert – das passt. Das wirkt auch nicht gestellt. Klar, Bridges hat für seine Rolle als abgehalf-terter Countrysänger in „Crazy Heart“ einen Oscar bekommen. Doch Musik spielt, so sagt er, ei-gentlich schon lange in seinem Le-ben eine Hauptrolle. Gemeinsam mit Produzent T-Bone Burnett und Songwritern wie John Good-win und Greg Brown – alle waren sie auch bei „Crazy Heart“ betei-ligt – präsentiert er jetzt zehn Titel aus dem Americana-, Folk- und Country-Fach. Meist hält sich der Hollywood-Veteran stimm-lich diskret zurück: Er grummelt, nuschelt und näselt zu gemütli-chen Rhythmen wie Dylan oder Young. Wenn das Tempo mal an-zieht, wie bei „Blue Car“, lassen Clapton und/oder Cale grüßen. Kurz: gut gemachter Laidback-Sound. Gunther Matejka

Hintergrund: Mit Produzent T-

Bone Burnett verbindet Bridges seit

30 Jahren eine enge Freundschaft.

Downloadtipp: „What A Little Bit

Love can Do“, „Everything But Love“,

„Blue car“

The B-52s„With The Wild crowd! – Live In Athens, GA“EAGLE/EDEL

[new Wave/Rock] Auf ein Live-album der legendären New-Wave-Band aus Athens, Georgia, hat wahrscheinlich niemand drin-

gend gewartet. Umso größer ist die Überraschung, in welch beste-chender Form sich die Formation um Sängerin Kate Pierson und Sänger Fred Schneider auf diesem Livemitschnitt aus dem Classic Center in ihrer Heimatstadt prä-sentiert. Nachdem ihr 2008 ver-öffentlichtes Comeback-Album

„Funplex“ auf durchaus gemischte Reaktionen stieß, scheint die Band ihr kleines Tief wieder überwun-den zu haben. Die anlässlich des 34jährigen Jubiläums ihres ers-ten Konzerts am Valentinstag 1977 aufgezeichnete Show überzeugt jedenfalls ohne Abstriche. Hits wie „Rock Lobster“ und „Party Out Of Bounds“ haben bis heute nichts von ihrer Dynamik ein-gebüßt und klingen erstaunlich modern und zeitgemäß. Entspre-chend groß ist der Jubel, der der Band entgegen brandet, die sich gegen Ende hin bei Stücken wie

„Love Shack“ und „Planet Claire“

in einen wahren Spielrausch hi-neinsteigert. Robert Wallner

Downloadtipp: „Give Me Back My

Man“, „Party Out Of Bounds“ und

„Rock Lobster“

Tony Christie„Now’s The Time!“cOLUMBIA/SONY

[adult pop] Der Titel ist Pro-gramm: Zeit wird’s, meint Tony Christie, um aus dem Soziotop der Schlagerwelt heraus zu tre-ten und einen Sound zu machen, der das Erbauliche zugunsten des Tanzbaren und Soulgetön-ten hinter sich lässt. Damit steht der 68jährige Brite, der vor vier Dekaden mit Liedern wie „I Did

What I Did For Maria“ bekannt wurde, in der Entertainment-Welt nicht alleine. Schon Tom Jones hatte als reiferer Herr die „Sex Bomb“ platzen lassen, und Produzent Rick Rubin recycelt er-folgreich alte Recken von Johnny Cash bis Neil Diamond. Nun also auch Tony Christie, und siehe da: Der Profi macht seine Sache gut.

„Now’s The Time!“ hat mit seiner souligen Grundhaltung klares Partypotential, und der Meis-ter selbst profitiert mit kräfti-gem Bariton davon, dass er mit allen Showwassern gewaschen ist. Ein Prise Motown schwingt da mit und ein pfiffiges Pathos, wie man es aus der Paul-Anka-Schule kennt. Handgemachter Studiosound mit einer Prise Big Band bildet den Rahmen, und der rüstige Crooner selbst fühlt sich in diesem entspannten Ambien-te hörbar wohl. Offenbar wurde es wirklich Zeit für einen neuen Tony Christie. Sascha Fröhlich

Ähnlich wie: Tom Jones,

Phil collins, Neil Diamond

Downloadtipp: „Now’s The Time!“

Fatoumata Diawara„Fatou“WORLD cIRcUIT/INDIGO

[World pop] Die 1982 in der El-fenbeinküste geborene Sängerin und Schauspielerin zählt zu den großen Talenten der Weltmusik-szene. Zu ihren Bewunderern ge-hören unter anderem Herbie Han-cock, John Paul Jones, Damon Al-barn und Tourmani Diabaté. Und das vollkommen zu Recht, denn auf ihrem Debütalbum für das Label World Circuit überzeugt Fatoumata Diawara mit zwölf ein-dringlichen, angenehm zurück-haltend instrumentierten Songs. Eingespielt hat die Künstlerin die Platte mit Hilfe von Produzent Nick Gold und Musikern wie Gi-tarrist Moh Kouyate, Keyboarder

Page 31: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Boris Persikoff, Schlagzeuger Seb Rochford und Bassist Alioune Wade. In Stücken wie „Sowa“ oder „Makoun Oumou“ begeistert Fa-toumata Diawara als einfühlsa-me Geschichtenerzählerin, die durchaus auch vor kontroversen Themen nicht zurückschreckt. Zu den eindringlichsten Komposi-tionen auf „Fatou“ gehört neben dem mit einem hypnotischen Gi-tarrenmotiv unterlegten Opener

„Kanou“ vor allem der mit einem hypnotischen Afrobeat-Groove veredelte Titel „Bissa“.

Robert Wallner

Hintergrund: Bereits im Alter

von 16 Jahren stand Fatoumata

Diawara erstmals als Schauspiele-

rin vor der kamera.

Downloadtipp: „Bissa“

Kinderzimmer Productions

„Gegen den Strich“TRIkONT/INDIGO

[symphonic Hiphop] Mit Kin-derzimmer hat „Gegen den Strich“ nicht mehr viel zu tun, eher mit dem Salon einer herrschaftlichen Villa. Und eigentlich hatte sich das Duo von Textor und Quasi Modo, das unter dem Signum Kinder-zimmer Productions den deut-schen Hiphop expressiv-elekt-ronisch aufgepimpt hatte, zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits seit drei Jahren aufgelöst. Als aber der österreichische Radiosender FM4 die Herren im Sommer 2010 zum Ortstermin mit Symphonie-Orchester einlud, konnten sie doch nicht nein sagen und er-schienen im Großen Sendesaal des Radio-Kulturhauses des ORF in der Wiener Argentinierstraße. Rund 200 Zuhörer waren außer-dem dabei, und so wurde diese Unplugged-Deluxe-Session eine bemerkenswerte Stilhybride die-ses Musikherbstes. Neben alten Liedern wie „Marihuana“ kamen

auch neue Songs wie „Sie kriegen uns nie“ zum Einsatz, die im de-zent orchestrierten Rahmen schon beinahe etwas Offizielles hatten. Überhaupt ist das Experiment der Stil- und Attitude-Fusion auf ir-ritierende Weise geglückt. Denn eigentlich war Hiphop ja einmal der Sound der Kinderzimmer, re-nitent und subversiv. Mit „Gegen den Strich“ aber tritt er in das Re-pertoire des erwachsenen Pop ein. Paul Hammerthal

Wissenswertes: FM4, die amtliche

Jugendwelle des ORF, ist seit 1995

auf Sendung.

Noel Gallagher’s High Flying Birds

„Noel Gallagher’s High Flying Birds“SOUR MASH/INDIGO

[Rock] Seinem Bruder Liam ist es mit dem Anfang des Jahres veröffentlichten Debütalbum seiner Band Beady Eye nicht ge-lungen, sich nur halbwegs vom allseits bekannten Oasis-Sound zu emanzipieren. Noel Gallagher ist da auf seinem neuen Werk, un-terstützt von Toningenieur Paul Stacey und dessen Zwillingsbru-der Jeremy Stacey am Schlagzeug, schon etwas mutiger unterwegs. Natürlich enthalten auch die zehn Songs von „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ viele bekannte Oa-sis-Elemente, aber doch in abso-lut verträglicher Dosis. Zu den außergewöhnlichsten Stücken zählt sicherlich das stark an die Kings Mitte der 60er Jahre erin-nernde, mit Ragtime-Elementen angereicherte „The Death Of You And Me“, mit dem Noel unter Be-weis stellt, was für ein versierter Songwriter er immer noch ist. Be-freit vom einengenden Korsett sei-ner früheren Band läuft er auch in Nummern wie dem epischen

„Everybody’s On The Run“ und der Midtempo-Hymne „If I Had

A Gun“ zu absoluter Hochform auf. Robert Wallner

Wissenswert: Noel Gallagher hat

zusammen mit den DJs der Forma-

tion Amorphous Androgynous noch

ein weiteres Album eingespielt.

Downloadtipp: „The Death Of You

And Me“

Tom Waits„Bad As Me“ANTI/INDIGO

[Blues, Rock] Amerikas Gossen-poet und Rotlichtbarde Nummer eins ist wieder da und präsentiert sich bestens erholt mit einer so vitalen, engagierten, aufgedreh-ten Performance wie lange nicht mehr. Zudem haben er und seine Produzentin Kathleen Brennan großen Aufwand für den Klang seiner neuen Songs betrieben: Da scheppert wie immer vieles schräg, aber alle Instrumente be-kommen viel Volumen – eine sat-te Soundkulisse. Die Stimmung der Stücke pendelt zwischen zwei Polen: hier rhythmisch packen-de Blues- und Funk-Knochen-schüttler, in denen heisere Ba-ritonsaxes mit spitzen Riffs den Gitarren nochmals zusätzlichen Pfeffer einblasen – dort gefüh-lige Texmex-Balladen ähnlich jenen, denen Bob Dylan zuletzt frönte. Aber Waits nölt und wü-tet heftiger: Im schwülen Boogie

„Get Lost“ steigert er sich in ei-nen überdrehten Falsettgesang, dessen Intensität nur noch von einem fiesen Bluesgitarrensolo übertroffen wird. Und in „Hell Broke Luce“, einer Art Rap-In-ferno mit Metalgitarren, Maschi-nengewehrfeuer und Explosions-geräuschen im Hintergrund, lebt er seine Lust am Untergang hem-mungslos aus. Felix Marondel

Comeback: Sieben Jahre nachdem

er zuletzt mit neuem Material auf-

gewartet hatte, serviert Tom Waits

auf „Bad As Me“ 13 neue Songs (in

der Deluxe-Version sogar 16)

Spectrals„Bad Penny“WIcHITA/PIAS

[indie pop] Louis Jones ist 21 Jahre alt und muss in seinem Le-ben bereits viel britischen Pop gehört haben. Denn der Sänger und Songwriter, der sich hinter dem Projekt Spectrals verbirgte, präsentiert mit „Bad Penny“ ein Album, das Morrissey in seinen jungen Jahren mit The Smiths kaum besser hinbekommen hät-te. Diese Musik hat alles, was das sanfte Independent-Herz engli-scher Stilprägung sich wünscht: eine Prise Lakonik gepaart mit aufs Wesentliche reduzierten Gi-tarren-Pop Arrangements, einen launisch vor sich hin singenden Barden mit nicht allzu fordern-den Texten über die Liebe und mehr, die bei aller Schlichtheit die Untiefen des Banalen geschickt umschiffen. So ist „Bad Penny“ eigentlich das Album, das man sich von längst etablierten Kol-legen wie eben Morrissey oder Matt Johnson wünschen würde. Und das ist schon ziemlich viel für einen Neuling des Geschäfts. Sascha Fröhlich

Ähnlich wie: The The, The Smiths,

Elvis costello, Pulp

SuperHeavy„SuperHeavy“A&M/UNIVERSAL

[Rock/soul/Reggae] Für Mick Jagger muss es nach fünf Jahr-zehnten Rolling Stones durch-aus einen gewissen Reiz be-sitzen, sich musikalisch noch

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einmal neu zu orientieren. Für sein Projekt SuperHeavy hat er seine Mitstreiter, Sängerin Joss Stone, Eurythmics-Mastermind Dave Stewart, Soundtrack-Kom-ponist A.R. Rahman („Slumdog Millionaire“) und Dancehall-Star Damian Marley, mit viel Bedacht ausgewählt. Theoretisch betrach-tet eine mehr als reizvolle Kom-bination, deren musikalischer Mehrwert sich aber leider nicht immer einstellt. So überzeugend diese Gruppe der Genre-Stars auch beim Titelsong „Superhea-vy“ agiert, auf die gesamte Spiel-dauer weist dieses Experiment doch zu viele Leerstellen auf, in denen das Zusammenspiel nur bedingt funktioniert. Ne-ben gelungenen Nummern wie der sonnigen Reggae-Hymne

„Miracle Worker“ und dem mit Elektronik-Elementen angerei-cherten „Energy“ gibt es mit dem zu stark an bekannte Strukturen angelehnten „Unbelievable“ und der recht zähen Ballade „One Day One Night“ durchaus ein paar Ausfälle zu vermelden. Robert Wallner

Info: Die fünf Beteiligten an diesem

Projekt können zusammen elf Gram-

mys auf ihrem konto verbuchen.

James Morrison„The Awakening“ISLAND/UNIVERSAL

[pop, soul] Schon der Opener von „The Awakening“ macht deutlich, wohin die musikalische Reise auf dem dritten Album des Sänger, Gitarristen und Songwri-ters geht: Der sanfte Popsong „In My Dreams“ bettet James Mor-risons prägnanten Gesang in ein ausgeklügeltes Soundgewand aus Streichern, dezenten Gitarren und Percussions ein. Auch mit den übrigen zwölf Songs bewegt sich der Brite fast ausschließlich im Midtempo-Bereich, weiß je-

doch einen interessanten Span-nungsbogen aufzubauen. Vom souligen „6 Weeks“ über das tanz-bare „Slave To The Music“ und das kraftvolle „Forever“ bis hin zur spartanisch instrumentier-ten Ballade „Right By Your Side“ reicht Morrisons breites Spekt-rum. Seinen Höhepunkt findet das überwiegend vom ehemaligen Suede-Gitarristen Bernard Butler produzierte Album allerdings in

„Up“, einem stimmigen Duett mit der Sängerin Jessie J.

Jörg Laumann

Wissenswertes: Die „Saturn-Editi-

on“ des Albums enthält eine Bonus-

DVD mit der 20minütigen Dokumen-

tation „Man Behind The Music“ und

zwei Videoclips.

Downloadtipp: „Up“, „The Awake-

ning“, „I Won’t Let You Go“

Udo Lindenberg„MTV Unplugged – Live aus dem Hotel Atlantic“STARWATcH MUSIc/WARNER

[Rock] Vor drei Jahren gelang Udo Lindenberg mit dem Album „Stark wie zwei“ ein spektakuläres Comeback. Der Sänger, Musiker, Komponist, Maler und Entertai-ner feierte dieses Jahre seinen 65. Geburtstag und denkt noch lan-ge nicht ans Aufhören. Mit „MTV Unplugged – Live aus dem Hotel Atlantic“ setzt sich Udo Linden-berg selbst ein Denkmal und legt eine pfiffige Werkschau seiner Karriere vor, eingespielt mit vie-len Gästen und Kollegen, darun-ter Inga Humpe, Jennifer Rostock, Max Herre, Jan Delay, Clueso und natürlich dem Panik orchester. Aufgenommen wurde das Live-album, für dessen musikalische Umsetzung Andreas Herbig, Henrik Menzel und Peter „Jem“ Seifert verantwortlich zeichen, in der Kulturfabrik Kampnagel. Die Bandbreite der Songs reicht von „Good Life City“ aus den frühen

70er Jahren über Titel wie „Mein Ding“ aus dem Comeback-Album

„Stark wie zwei“ bis hin zum von Annette und Inga Humpe kom-ponierten Song „Ein Herz kann man nicht reparieren“. Robert Wallner

Info: Das Album ist in einer

„Einzelzimmer“-Edition mit 13 Songs

und einer „Doppelzimmer“-Edition

mit 24 Songs erhältlich.

Grateful Dead „Europe ’72, Vol. 2“RHINO/WARNER

[Rock] In den frühen 70er Jahren waren die Grateful Dead, jenes Vorzeigekollektiv des Hippierock, nicht nur auf der Höhe ihrer Po-pularität und kollektiven Schaf-fenskraft angelangt, sondern hat-ten die psychedelischen Sound-experimente ihrer Anfangszeit durch einen ansteckend lässigen Folk- und Countryrock ersetzt, den sie in ausgedehnten Impro-visationen immer weiter verfei-nerten. Mit diesem Sound be-stritten Jerry Garcia, Bob Weir & Co. damals eine Tournee auf dem alten Kontinent und durch Groß-britannien, die später auf dem le-gendären Triple-Album „Europe ’72“ dokumentiert wurde. Was die Europäer damals vorgeführt be-kamen, war relaxtes, der eigenen ländlichen Wurzeln auf neue Art bewusstes, kalifornisches Alter-nativ-Lebensgefühl. Die britische Popzeitung Melody Maker wür-digte die Gastspielreise später als das „Europäische Rock-Ereignis des Jahres“. Nun wird das his-torische Livedokument um eine Doppel-CD ergänzt, die weitere fast ausnahmslos hörenswer-te Mitschnitte der Konzertreise enthält. In für eine Rock-Live-aufnahme der frühen 70er Jahre verblüffend transparentem und knackigem Sound (die moderne Remixtechnik hat hier Wunder

getan) erlebt man das Septett aus San Francisco in fabelhafter Spiellaune und als ungemein ho-mogene Einheit. Traumhaft schön die entspannte Country-Ballade

„Loser“, das dylaneske „Black- Throated Wind“, ansteckend fun-ky das allmaneske „Good Lovin’“, faszinierend der Jam-Block aus

„Darkstar – Drums – The Other One“. Felix Marondel

Nachschlag: Die Doppel-cD ist

eine Art Sequel des erstmals vor

fast 40 Jahre erschienenen Albums

„Europe ’72“

Klingen ähnlich: Bob Dylan, Neil

Young, Gram Parsons, Tom Petty,

The Allman Brothers Band

John Watts„Fischer-Z“PMG

[Wave/pop] Natürlich fragt der Fan: Warum das Ganze? John Watts gräbt zum 30jährigen des Erfolgsalbums „Red Skies Over Paradise“ in der Krabbelkis-te der eigenen Hits und nimmt Songs seiner Combo Fischer-Z noch einmal auf. Das ist an sich eine schöne Sache, denn es er-möglicht im Prinzip die Erwei-terung der stilistischen Band-breite. Nur verpasst John Watts diese Chance, denn er hält sich in vielen Passagen weitgehend an die Arrangements der Originale aus den frühen 80er Jahren. Er spielt ein Tribute für sich selbst und setzt damit fort, was er wäh-rend der vergangenen zweiein-halb Jahrzehnte bereits gepflegt hat. John Watts kann nicht aus seiner Haut und genau genom-men ist das auch gut so. Denn der agile und engagierte Brite war einer der großen Songschreiber der New Wave, der wiederum seine Energie aus kulturellen Konflikten vom Kalten Krieg bis zum unsozialen Thatcherismus gezogen hat. Durch die Brille

P O P, RO ck & cO

Page 33: SONO - Musik für erwachsene Hörer

des Historikers betrachtet ist „Fischer-Z“ die anspruchsvollere Variante eines Best-Of-Albums. Und als solches macht es wieder Spaß. Ralf Dombrowski

Wissenswertes: Fischer-Z spielen

im November neun konzerte in

Deutschland.

Downloadtipp: „Room Service“,

„Berlin“

Wilco„The Whole Love“ANTI/INDIGO

[progressive americana] Wil-co haben einen langen Anlauf von den mittleren 90er Jahren bis heute genommen, aber es hat sich gelohnt. Als Country-Rock-Band gestartet, von Jim O’Rourke in Richtung Postrock geführt, durch Nels Cline zur Elitetrup-pe zwischen Americana, Jazz und Kunstlied avanciert, gelingt Wil-co auf „The Whole Love“ ihr bis-lang komplettestes Statement. Die Sophistication der letzten Alben haben sie gegen simple und ein-gängige Melodien eingetauscht. Ihr Klangerfindungsreichtum ist grenzenlos, kein einziger Einfall, der sich wiederholen würde. Viele ihrer Songs glaubt man schon eine kleine Ewigkeit zu kennen. Nichts ist vordergründig, alles sanft ver-packt. Unaufdringlich breiten sie sich in der Rockgeschichte aus, manches erinnert an die späten Beatles, anderes auch an die frü-hen Grateful Dead, einiges sogar an Krautrock, aber das Augen-maß, mit dem sie unterschied-lichste Klang- und Störquellen zu einem poetischen Fluss vereinen, kündet von Zukünftigem. Dieses ungewöhnliche Album will wie-der und wieder entdeckt werden. Wolf Kampmann

Weiterhören: Jim O’Rourke, Bonnie

„Prince“ Billy

Downloadtipp: „The Whole Love“

The Gotan Project„La Revancha En cumbia“¡YA BASTA!/ALIVE

[cumbia] Vor zehn Jahren veröf-fentlichte das Gotan Project sein mittlerweile legendäres Mix-Al-bum „La Revancha del Tango“, das immer noch als Referenzwerk für einen aufgeklärten Umgang mit traditionellen Musikstilen gilt. Für „La Revancha En Cumbia“ haben die drei Herren den Spieß jetzt einfach umgedreht und die Creme der argentinischen Cum-bia-Szene verpflichtet, um sich etwas genauer mit ausgewählten Songs des Gotan Projects ausei-nanderzusetzen. Herausgekom-men sind zehn Remixe, unter an-derem von Axel Krieger, El Hijo De La Cumbia, Bomba Estereo, Fauna, Tremor und El Remolon, die die ganze Vielfalt dieser un-gemein vitalen Szene zeigen. Zu den Höhepunkten dieses Album zählen unter anderem die elekt-risierende Bearbeitung des Titels

„Triptico“ durch die einzigartigen Frikstailers und vor allem El Hijo De La Cumbias schweißtreibender Remix von „Una Musica Brutal“. Robert Wallner

Ähnlich wie: Tango crash

The Walkabouts„Travels In The Dustland“GLITTERHOUSE/INDIGO VÖ 21.10.

[Rock] Es schien so, als hätten sich die Walkabouts nach ihrem letzten Album „Acetylene“ vor sechs Jahren in Wohlgefallen aufgelöst, doch jetzt kehren Chris Eckman, Carla Torgerson und Co. mit einem ihrer bislang stärks-ten Alben zurück. „Travels In The Dustland“ ist auf den ersten

Blick einfach nur eine Sammlung einfacher Songs, doch bei genau-erem Hinhören entpuppen sich alle Lieder als Teil einer größeren Geschichte, die in dem fiktiven County Dustland im mittleren Westen der USA spielt. Es ist eine Story über Amerika, die Chris Eckman so nur anlegen konnte, weil er in seiner neuen Wahlhei-mat Slowenien genug Distanz zu den Vereinigten Staaten gefunden hat. Durch alle Stücke, die hef-tigeren wie die ruhigeren, zieht sich ein durchgängiger Groove, der das Erzähltempo vorgibt. In alter Walkabouts-Manier teilen sich Eckman und Torgerson die Gesangsparts auf und wechseln somit die Erzählperspektive. Wenn es schon keine Romane mehr gibt, die an William Faul-kner anschließen, dann tun das zumindest die Walkabouts musi-kalisch mit diesem Album. Wolf Kampmann

Weiterhören: The Baseball Project,

John Hiatt

V.A.„Geisterbahn“STEEPLEJAck/INAkUSTIk

[Folk] Die Idee klingt zunächst mal gut: Folksänger von den bri-tischen Inseln erzählen uns ein paar Takte über die deutsche Volksmusik. Produzent Andrew Cadie hat sich schon lange mit deutscher Folklore beschäftigt und ist befremdet, dass im deut-schen Radio nur angloamerikani-scher Pop läuft. Jetzt gibt er uns mit ein paar Landsleuten, die alle-samt in Deutschland leben, einige verborgene Folkperlen zurück. So weit, so gut. Leider bleibt er da-bei tief in den 70er Jahren stecken. Abgesehen von dem charmanten britischen Akzent erinnern viele der hier vorgetragenen Versionen an längst überwundene Gutmen-schenmusik à la Zupfgeigenhansel

(West) und Wacholder (Ost). Die-se leicht verklemmte Rüstfahrten-romantik mag die eine oder an-dere sentimentale Erinnerung wecken, ist aber sicher nicht dazu angetan, eine Trendwende in der Aneignung deutschen Volksguts einzuleiten. Schade, denn es han-delt sich hier um eine verschenkte Chance, die in dieser Form nicht so schnell wiederkommen wird. Wolf Kampmann

Weiterhören: Wacholder,

Brummtopf

Downloadtipp: „Es geht ein

dunkler Wolk herein“

Johnny Winter „Roots“MEGAFORcE/NEO/SONY

[Blues] Der Name ist Programm bei der neuen Veröffentlichung von Johnny Winter. „Roots“ führt den Gitarristen und Sänger zurück zu seinen musikalischen Wurzeln. Mit Unterstützung diverser Gäs-te hat Winter elf Blues-Klassiker neu eingespielt. Herausgekom-men ist eine unterhaltsame, mit ansteckender Spielfreude darge-botene Zeitreise, die mit Robert Johnsons „Dust My Broom“ den Bogen zurück bis in die 1930er Jahre spannt. DerProtagonist liefert sich Gitarrenduelle mit namhaften Kollegen wie Warren Haynes und Susan Tedeschi und kann auch in gesanglicher Hin-sicht überzeugen. Bruder Edgar Winter darf beim Instrumental „Honky Tonk“ mit dem Saxofon die Akzente setzen, bevor das mit satten Bläsersätzen instrumentier-te „Come Back Baby“, im Original von Ray Charles bekannt gemacht, den stimmungsvollen Abschluss markiert. Jörg Laumann

Wissenswertes: Die Idee zu „Roots“

stammt von dem Gitarristen Paul

Nelson, der auch als Produzent und

Musiker mitgewirkt hat.

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Page 34: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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David Orlowsky Trio„Chronos“Sony

[Weltmusik] Der deutsche Klari-nettist David Orlowsky hat genau diese intensive Herzenswärme in seinem ,singenden’ Ton, der man sich kaum entziehen kann. Und selbst wenn er jetzt wieder auf sein angestammtes Terrain zu-rückkehrt, in die Welt des Klez-mer, reibt man sich verwundert die Ohren. Denn obwohl Orlows-ky auch auf seinem dritten Album seiner Klarinette eigentlich altbe-kannte Tränen entlockt, er sein Instrument frech aufjauchzen lässt oder zum Tanz aufspielt, kommt diese uralte Musik einfach ganz neu daher. Das liegt jedoch weniger an den Kompositionen, die allesamt aus der Feder von Or-lowsky, Florian Dohrmann (Kon-trabass) und Gitarrist Jens-Uwe Popp stammen. Mit Gästen wie Bandoneonist Per Arne Glorvigen zeigt das Trio, das es hier nicht um das Idiom der osteuropäischen Folklore geht, sondern um ihren Geist. Reinhard Lemelle

Weiterhören: Giora Feidman, David

Krakauer, Don Byron

David Garrett„Beethoven: Violinkonzert; Kreisler: Violinstücke“DeCCa/UniVerSal, V.Ö. 4.11 .

[Konzert] Fast nur mit der Lupe kann man auf dem CD-Cover le-sen, was Glam-Geiger und Tee-nie-Schwarm David Garrett nun eingespielt hat: Es ist Beethovens einziges Violinkonzert! Wer aber befürchtet, dass Garrett auf die-sen Prüfstein der Interpretati-onkompetenz rockig drauf los

drischt, darf durchatmen. Dezent und elegant kommt sein Spiel da-her. Sein Ton ist nicht nur schlank, sondern besitzt zudem verzau-bernde Schönheit. Als wollte Garrett den oftmals verkannten Melodiker Beethoven endlich rehabilitieren. Und das ist ihm jetzt auf seine Weise gelungen. Im Zugabenprogramm zeigt er dann mit dem (leicht blassen) Ro-yal Philharmonic Orchestra unter Ion Marin, dass er nicht nur sen-timental zu schwelgen versteht. In den Wiener Salonstücken des Geigers Fritz Kreisler schaltet Garrett auch bravourös ein paar Gänge höher – und dürfte selbst damit seine ärgsten Kritiker sou-verän entwaffnen. Guido Fischer

Weiterhören: Jascha Heifetz, Gidon

Kremer, nikolaj Znaider

The London Steve Reich Ensemble

„reich: Different Trains, Piano Counterpoint u. a.“eMi ClaSSiCS

[Minimal Music] Goethe emp-fand das Streichquartett noch als Gespräch zwischen vier vernünf-tigen Menschen. Vorausgesetzt, es gibt Themen, über die man sich streiten kann. Beim US-ameri-kanischen Minimalismus-Guru Steve Reich gibt es stattdessen nur die rhythmische Kinetik. So komponierte er 1999 gleich ein Triple-Quartet, bei dem 12 Strei-cher über komplex verschachtelte Motive und Rhythmen einen un-glaublichen Sog entwickeln. Und mit „Different Trains“ schuf Reich 1988 gar ein beklemmendes Quar-tett über den Holocaust, das er mit Tonbandzuspielungen collagierte. Anlässlich von Reichs 75. Geburts-tag hat das London Steve Reich Ensemble diese Kammermusik-werke enorm spannungsvoll in den Griff bekommen. Kaum glau-ben möchte man hingegen, dass

Reichs Minimal Music-Manifest „Six Pianos“ jetzt als „Piano Coun-terpoint“ von einem einzigen Pia-nisten gestemmt worden sein soll. Guido Fischer

Ähnlich wie: Philip Glass, John

adams

Trio Bravo+„Trio Bravo+“oZella/Galileo MC

[Crossover] Eine Biographie, die heute schon wieder unwirklich wirkt. Der Geiger Mark Chaet wur-de in der realsozialistischen Ukra-ine geboren, geriet dort zunächst an den falschen Musiklehrer, der ihm sein Talent absprach. Er ließ sich aber davon nicht abbringen, kam in einer Musikberufsschule unter und studierte sein Instru-ment so lange, bis seine politische Einstellung nicht mehr ins System passte. Zwar wurde er in der Ära der Öffnung als Musiker rehabi-litiert, hatte aber 1992 dann doch die Nase voll und wanderte über weite Umwege nach Berlin aus, wo er 1994 endlich an der Hanns-Eisler-Universität seine Kompe-tenzen weiter verfeinern durfte. Dort traf er auf den Kontrabas-sisten Sergej Sweschinskij und gründete zusammen mit Pianist Alexander Gutman das Trio Bra-vo. Mit dieser Formation erspielte Chaet sich im Lauf der folgenden Jahre einen guten Ruf als Gei-ger zwischen den Stilen, und so entwickelt sich das Ensemble zu einer Konstante in seinem Künst-lerleben. „Trio Bravo+“ bietet nun einen Schlusspunkt der ersten 15 Jahre Klangerkundungen im Grenzgebiet von Folklore, Klas-sik und Jazzgetöntem. Mit wech-selnden Besetzungen etwa um die Marimba-Spielerin Maria Schnei-der ergänzt, schlendert Chaet an den Stationen seiner bisherigem Karriere entlang, bringt eine Prise Russisches mit etwas Abstrakti-

on, einen Hauch des Schtetls mit Kammermusikalischem zusam-men. Mit viel Emphase gestaltet er Räume voller Offenheit, Melan-cholie und ist längst da, wo Nigel Kennedy gerne wäre. Ralf Dombrowski

Weiterhören: Fauré Quartett, Dani-

el Kahn, Moscow art Trio

Enrico Pieranunzi„1685 – enrico Piera nunzi plays Bach, Händel, Scarlatti“CaM JaZZ/eDel KUlTUr

VÖ 28.10.

[Recital] Irgendwann packt es jeden einmal. Keith Jarrett hat es schon getan, Chick Corea eben-falls und nun eben auch Enrico Pieranunzi. Der italienische Pia-nist und Klavierprofessor spielt Klassiker, und er wählt die Kom-ponisten aus, die mit ihrem Hang zur zuweilen improvisiert wirken-den Linienbildung neben den Im-pressionisten dem Jazzempfinden am nächsten sind. Als Motto wählt er das Geburtsjahr von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Domenico Scarlatti 1685, von dem aus er verschiede-ne Kapitel der Variationskultur anvisiert. Das Besondere dabei: Pieranunzi verknüpft die Werke der barocken Meister mit eigenen Improvisationen, gemäß der Vor-stellung, dass erst die bürgerliche Klassikrezeption des 19. Jahrhun-derts den Interpreten die Fähig-keit zu spontanen Variationen abgewöhnt hat. Und tatsächlich ist dieses Solo-Recital immer dann am besten, wenn Freiheit auf die Festlegung trifft, wenn eine intu-itive Passage beinahe unmerklich in eine komponierte übergeht und sich auf diese Weise die musikali-schen Welten kommentieren, er-gänzen, komplettieren. Allerdings stößt Pieranunzi da auch an seine Grenzen. Denn so souverän sein

Kl a SSiK

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Anschlag und seine Phrasierung im Jazzigen klingen, so klar fehlt ihm im Klassischen doch eine An-schlagskultur etwa eines András Schiff oder der Nachdruck eines Friedrich Gulda. Da hilft es auch nicht, für einige Stücke auf ein his-torisches Instrument aus dem Jahr 1849 zurückzugreifen, denn gera-de ein alter Pleyel ist noch heraus-fordernder als ein neuer Steinway. Ralf Dombrowski

Weiterhören: Brad Mehldau,

Stefano Bollani, alfred Brendel

Daniel Barenboim/Pierre Boulez

„The liszt Concertos“DG/UniVerSal

[Konzert] Ein Pianist spielt Liszt, natürlich, es ist ja Jubiläum. Und deshalb widmen sich dieser Tage ganze Armaden von Interpreten dem musikalischen Schaffen des romantischen Komponisten, der in vielfacher Hinsicht die Vorstellung und Wahrnehmung von Musik verändert hat. Denn Liszt etablierte die Idee des Vir-tuosen endgültig in der bürger-lichen Konzertkultur, und seine beiden Klavierkonzerte gelten als Schlachtschiffe des Zirzensi-schen, gerne geschmäht von einer Musikkritik, die den Kampf des erfolgreichen Künstlers mit den Grenzen der Ausdruckskraft so nicht akzeptieren wollte. Daniel Barenboim nun, selbst auf seine Weise ein Missionar eines toleran-ten Kulturverständnisses, konnte es daher nicht hinnehmen, dass die Liszt’schen Konzerte im Jubel-jahr womöglich falsch verstanden werden könnten, und widme-te sich für das Klavier-Festival Ruhr dem mächtigen Werk aus seiner Perspektive. Wichtig war ihm die Entkleidung des Mythos vom Gewand des Historischen und eine Neudeutung des Virtu-osen als Spiel mit Illusionen und

Farben. Damit das auch möglich werden konnte, lud er seinen Kol-legen Pierre Boulez an das Pult der Staatskapelle Berlin, einen der er-fahrensten Klangraumgestalter der Gegenwart. Und vor allem diese Entscheidung trug dazu bei, dass die im Juni des Jahres in Essen aufgezeichneten Konzerte sich auch dem nähern, was Ba-renboim sich dachte. Denn erst im Verbund des dynamisch und dramaturgisch perfekt gesteuer-ten Orchesters konnte der Pianist mit den Möglichkeiten der Klang-farblichkeit spielen. So wurde aus

„The Liszt Concertos“ zwar keine Jahrhundertaufnahme, aber doch eine Version inspirierter Ausein-andersetzung mit dem Monumen-talen, die Feinheiten des Tiefgrün-digen zuließ. Sascha Fröhlich

Weiterhören: Svjatoslav richter,

Julius Katchen

Hélène Grimaud„Mozart: Klavierkonzerte nr. 19 & 23 u. a.“DG/UniVerSal

[Konzert] Von den bisherigen Aufnahmen Hélène Grimauds weiß man, dass sie sich über die ausgewählten Klavierstücke lie-ber einmal zu viel als zu wenig Gedanken macht. Kopflastig ist ihr Spiel aber nie, sondern bis-weilen verstörend aufwühlend. Kein Wunder, dass sie selbst bei ihren in München mitgeschnit-tenen Konzert-Aufnahmen zwei bekannte Klavierkonzerte von Mozart nicht einfach runterperl-te. Mit dem Kammerorchester des Symphonieorchesters des BR legte sie vielmehr Stimmen und Stimmungen frei, die vor allem an den Musikdramatiker Mozart denken lassen. Ungemein emp-findsam und subtil lotet Grimaud die langsamen Sätze aus, wäh-rend die spielerische Brillanz in den schnellen immer auch etwas

Trügerisches besitzt. Geistigkeit und Musikalität geraten bei Gri-maud in ein auf- und anregendes Wechselspiel. Guido Fischer

Sylvain Cambreling„antonín Dvorák: Sinfo-nie nr. 9 ,aus der neuen Welt‘; leoš Janácek: Sinfonietta“Glor ClaSSiCS/Sono MUSiC

[Sinfonik] Es ist eine Frage des Tempos und der Offenheit. Denn Antonín Dvoráks neunte Sinfo-nie „Aus der Neuen Welt“ ist so prall gefüllt mit grandiosen, pa-thostrunkenen Melodien, dass Dirigenten gerne den Fehler bege-hen, sie als Potpourri klassischer Gassenhauer zu verstehen oder auf der anderen Seite via übertrie-bener Empathie dem imaginierten Schicksal der Indianer akustisch nachzuspüren. Es ist eine Frage der Balance, und Sylvain Camb-reling erweist sich als umsichtiger Gestalter mit dem Gespür für ein passendes Maß der Introspekti-on. So zart und fragil, beinahe in-tim war das „Largo“ lange nicht mehr zu hören; mehr portionier-ter Nachdruck als beim „Scherzo. Molto Vivace“ mit dem SWR-Sin-fonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das der gebürtige Nord-franzose seit 1999 als Chefdirigent leitet, ist kaum noch möglich. Cam-breling schöpft die Möglichkeiten der Farbgestaltung mit Pfiffigkeit aus, und bevor das Fest der Ohr-würmer allzu versöhnlich wird, ist die 2009 entstandene Aufnahme auch schon vorbei und mündet in Leoš Janácek „Sinfonietta“, eine Komposition des bereits 72jähri-gen Tschechen, die er in nur drei Wochen anlässlich eines Kongres-ses des patriotischen Turnerver-bandes „Sokol“ geschrieben hatte und die 1926 in Prag uraufgeführt wurde. Hier treffen imaginierte Folklore und Fanfarenpracht, or-chestraler Wohlklang und dezente

Abstraktion aufeinander, als spä-tes Erbe der nationalen Musik-jahrzehnte. Für Cambreling und sein Orchester ist Janácek mehr noch als Dvorák eine Spielwiese der Akzente, der Präsenz in der Transparenz. Eine ebenso feinsin-nige wie unterhaltsame Aufnah-me zweier großer Orchesterwerke aus dem Geiste der reflektierten Romantik. Sascha Fröhlich

Wissenswertes: im Jahr 2009

bekam Sylvain Cambreling den

echo Klassik als Dirigent des Jahres

für sei ne Beschäftigung mit olivier

Messiaen.

Sharon Isbin & Friends

„Guitar Passions“Sony ClaSSiCal

[Crossover] Natürlich ist die US-amerikanische Topgitarristin Sharon Isbin absolut sattelfest im klassischen Kernrepertoire, ob bei Bach oder in den spanischen Mini-aturen eines Albéniz. Die ehema-lige Schülerin des Jahrhundertgi-tarristen Andrés Segovia geht aber eben gerne mal musikalisch fremd. Für ihre Klangroute in Richtung Brasilien und Lateinamerika hat sie sich nun namhafte Begleitung gesichert. Ex-Zappa-Gitarrist Ste-ve Vai, die brasilianische Sirene Rosa Passos sowie der Tapping-Spezialist Stanley Jordan assistie-ren Isbin bei ihren einfühlsamen, akustischen Saitenschwingungen. Und für weltmusikalisch angeneh-me Brisen sorgt etwa eine Cover-version von Antonio Carlos Jo-bims „Chovendo na Roseira“. Das eigentliche Gitarrenfeuer lodert aber erst, wenn Isbin ganz allein und atemberaubend virtuos zu-packt, in Klassikern von Agustín Barrios Mangoré und Albéniz. Reinhard Lemelle

Ähnlich wie: Miloš Karadaglic

„Mediterráneo“

Page 36: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Inge Brandenburg„Sing! inge, sing!“SilVer SPoT/eDel:KUlTUr

[Vocal Jazz] Im Booklet liest man über die gebürtige Leipzi-gerin Lobeshymnen aus berufe-nem Jazz-Munde, auch von Emil Mangelsdorff und Klaus Doldin-ger. Dabei ist der Name Inge Bran-denburg längst vom Jazz-Radar verschwunden. 1999 starb die Sängerin mit 70 Jahren in Mün-chen, verarmt und vergessen. Doch auch in den Jahrzehnten zu-vor kannten sie nur noch Insider, obwohl Brandenburg für kurze Zeit als Europas beste Jazzsänge-rin galt. Ein überfälliger Tribut an diese verschollene Künstlerin versammelt jetzt Aufnahmen von 1959 bis 1995, die sie vorrangig für deutsche Rundfunkstationen ge-macht hatte. Und ob nun in den Standards „The Man I Love“ und

„Body and Soul“ oder „Non, je ne regrette rien“ – sie besaß neben mitreißender Swing-Power auch stets diese Bittersüße im Aus-druck, die große Jazzstimmen aus und unsterblich macht. Guido Fischer

Besonderheit: ein gleichnamiges

Filmporträt über inge Brandenburg

kommt am 26.10. in die Kinos.

Dieter Ilg„otello live at Schloss elmau“aCT/eDel:KUlTUr VÖ 28.10.

[Fusion] Jazz-Bassist Dieter Ilg gibt meistens prominenten Musikern Rückendeckung, wie etwa Till Brönner oder Bassbari-ton Thomas Quasthoff bei dessen Standardausflügen. Doch 2010 be-gab sich Ilg mit eigenem Trio ins

Studio und in die Operngeschich-te, um Giuseppe Verdis berühm-ten Mohren „Otello“ auf Fusion-Herz und Nieren abzuklopfen. Das Experiment glückte, die ver-jazzte Otello-Annäherung wurde mit einem Schallplattenpreis aus-gezeichnet. Anfang 2011 entstand nun der Livemitschnitt im ober-bayerischen Schloss Elmau. Und mit seinen Kompagnons Rainer Böhm (Klavier) und Patrice Heral (Schlagzeug) legte Ilg noch mal nach, was die dauergroovende Gangart und romantische Jazz-Hymnenseligkeit angeht. Wür-de da aber zwischendurch nicht einer der Musiker als intriganter ,Jago’ mit einer Free-Funk-Scat-Arie auftreten, man würde glatt vermuten, hier eine verscholle-ne Aufnahme des schwedischen Esbjörn Svensson Trio zu hören. Guido Fischer

Weiterhören: Uri Caine „Wagner e

Venezia“

Kerkko Koskinen Orchestra

„Trains & letters“riCKy-TiCK/GrooVe aTTaCK

[Ensemble Jazz] Der finnische Komponist, Pianist und Bandlea-der Kerkko Koskinen nennt ger-ne Charles Mingus als Vorbild seiner eigenwillig humorvollen Klangwelten. Tatsächlich ist da eine entfernte Geistesverwandt-schaft auf dem aktuellen Album seines Orchesters zu spüren. Zum einen erscheint das Thema

„Trains & Letters“ zunächst abst-rus genug, dass es auch von dem amerikanischen Querdenker hät-te sein können. Es ist gedacht als augenzwinkernder Nekrolog auf zwei Kulturräume, die in Zeiten von Internet und E-Mail immer mehr verloren gehen, Züge als Soziotope und Briefe als fest ge-schriebene Dokumente mensch-licher Verfasstheit. Vor allem aber

ist die Musik auf sympathisch intendierte Art chaotisch, ein wunderbares Ineinanderwirken konkurrierender Bläsersätze, irrlichternder Linien auf mo-dern swingender Basis, die aber rechtzeitig zur Gemeinsamkeit zurückkehren, bevor musikali-sche Zentrifugalkräfte wirken können. Zwischendurch wird das Ganze noch gewürzt durch ein wenig Cembalo oder auch ein paar finnische Verse. So bekommt Kerkko Koskinens Klangkosmos eine überraschende Prise Sonder-barkeit, die so vielen gelackten Orchesterplatten abgeht. Eine Entdeckung! Ralf Dombrowski

Weiterhören: le Sacre Du Tympan,

Mingus Big Band

Brad Mehldau, Kevin Hays

„Modern Music“noneSUCH/Warner

[Piano Jazz] In den 90ern star-tete der New Yorker Tenorsaxo-fonist Patrick Zimmerli zunächst eine Musiklaufbahn im Umkreis der avancierten Moderne etwa an der Seite des Gitarristen Ben Monder. Doch dann zog es ihn mehr zum Komponieren hin, und er schrieb viel Kammermusik un-ter dem Eindruck von Minimalis-ten wie Steve Reich. Eines dieser Projekte ist „Modern Music“, ein Programm, konzipiert für zwei Klaviere, dessen sich nun die Pia-nisten Kevin Hays und Brad Mehl-dau angenommen haben. Obwohl weitgehend auskomponiert, ist die Wahl von zwei Jazzkoryphäen für diese musikalischen Zwiege-spräche wohl durchdacht. Denn Zimmerlis Kompositionen wirken frei fließend und fordern von den Interpreten dieses nötige Quänt-chen Spontaneität und Impulsivi-tät, um aufzublühen. So gelingt es Hays und Mehldau, die „Modern Music“ mit postimpressionisti-

scher Gestaltungskraft wirken zu lassen und der Tendenz zum Pla-kativen der Ausdruckspatterns mit Impulsivität und pianistischer Eleganz entgegen zu wirken. Sascha Fröhlich

Ähnlich wie: Wim Mertens,

Michael nyman

Chick Corea, Stefano Bollani

„orvieto“eCM/UniVerSal

[Piano Jazz] Spontan sollte es sein, ein Treffen aus dem Geiste der berühmten Klavierduos, die in den 70er Jahren die Jazzwelt fas-zinierten. So reisten die Pianisten Chick Corea und Stefano Bollani im vergangenen Dezember ohne große vorherige Absprachen an, um beim Umbria Jazz Winter Festival ihr Glück auf der Bühne zu versuchen. Lediglich ein paar Lieder hatten sie vereinbart, der Rest blieb der Gunst des Moments überlassen. Und die Schwingun-gen am Abend vor Silvester waren dem Künstlerduo gewogen. Mit charmanter Eloquenz formulier-ten sie ihre Dialoge, ästhetisch eher unter der postromantischen Führung Bollanins als dem frühe-ren Idiom der Corea-Gespanne folgend. Es gab Kammerjazziges und ein wenig Avantgardeskes, allerdings in Maßen, ansonsten viel Melodie, viele perlende Läu-fe und fein balancierte, manch-mal gar höflich zurückhaltende Zwiegespräche. Tatsächlich fehlt

„Orvieto“ daher ein wenig der Schmiss, der zweieinhalb Jahr-zehnte zuvor die Konzeption der Klavierduos von Corea bestimmte. Dazu hätten sich die beiden viel-leicht doch vorher treffen sollen, um im Kleinen die Grenzen des je-weiligen Partners auszuloten und sie dann vor Publikum im krea-tiven Idealfall auszukosten. Sei’s

Ja Z Z & Wo rlD

Page 37: SONO - Musik für erwachsene Hörer

drum: Schön klingt die Musik von Corea und Bollani allemal. Sascha Fröhlich

Wissenswertes: Chick Corea ist der

Duo-König des Jazz. Berühmt wur-

den vor allem seine aufnahmen mit

dem Vibrafonisten Gary Burton.

Rudresh Mahanthappa

„Samdhi“aCT/eDel:KUlTUr

[World Jazz] Indien holt auf. Während das Land kurz davor steht, China den demographi-schen Spitzentitel abzuluchsen, ist auf der anderen Seite der Welt eine Generation von nicht mehr ganz jungen, selbstbewussten Musikern herangewachsen, die in der Jazzszene klangkulturel-le Akzente setzen. Dabei geht es nicht um das Relativieren vorhan-dener Normen, sondern eher um die Definition eines eigenen Stil-platzes im Impulsgemenge star-ker Gestaltungstraditionen. Dem Saxofonisten Rudresh Mahanth-appa kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Denn über seine spieltechnische Kompetenz hat er sich bereits während der vergan-genen fünf Jahre einen prominen-ten Platz in der Wertschätzung von Presse und Publikum erspielt. Mit „Samdhi“ nun geht er einen Schritt weiter als bisher. Im Quin-tett mit Gitarrist David Gilmore, E-Bassist Rich Brown, Drummer Damion Reid und Mridangam-Trommler Anantha Krishnan entwickelt er ein Programm zwi-schen den Welten, verwurzelt im Free Funk ebenso wie im Poly-rhythmischen, im Jazz Blues wie in den weit ausholenden Bögen der indischen Ideenwelt. Da fin-det sich viel New York im Stilge-päck, das Erbe der M-Base-Ära à la Steve Coleman etwa, aber eben auch jazzig Ungewohntes in Ton-bildung und Phrasierung. Das ist

neu, muss sich setzen, wird aber Spuren hinterlassen. Paul Hammerthal

Malcolm Braff„inside“enJa/SoUlFooD

[Piano Jazz] Für Malcolm Braff war es auch ein wenig ein Neu-anfang. Sein langjähriges Trio mit dem Bassisten Bänz Oes-ter und dem Drummer Samuel Rohrer hatte sich aufgelöst, und so konnte sich der in der Schweiz lebende, aber in Brasilien gebo-rene Pianist Malcolm Braff nach anderen Partnern umsehen, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Als ihn das Festival von Cully in diesem Frühjahr als Artist in Re-sidence engagierte, bekam er die Gelegenheit, den Bassgitarris-ten Reggie Washington und den jungen Drummer Lukas Koenig einzuladen. Die Arbeitsphasen entwickelten sich so produktiv, dass das frischgebackene Trio wenig später ins Studio ging. Elf überwiegend eigene Stücke wur-den aufgenommen, funky an der Basis und beiläufig komplex in der Durchführung. Auf „Inside“ laufen die M-Base-Erfahrungen Washingtons mit frei fließenden Grooves und Braffs Hang zu ver-schmitzter Abstraktion zusam-men, ergänzt um das klare, ver-siert kommentierende Schlagzeug des österreichischen Newcomers. Als kleinen Bonus sang schließ-lich im Nachhinein noch die bis-lang unbekannte Aurélie Eme-ry – ein Session-Gast aus Cully – Björk-getönte Linien über ein Stück des Albums. So entstand funky Pianojazz mit ordentlich Kraft in der Hinterhand, ein Re-zept, das noch richtig groß raus-kommen könnte. Sascha Fröhlich

Ähnlich wie: Kevin Hays, Gerald

Clayton, andy Milne

Highlights:Fr., 04.11., 19.30 Uhr, Festsaal Ingolstadt

Pat Metheny Triow/Larry Grenadier & Bill StewartSo., 06.11., 19.30 Uhr, Festsaal Ingolstadt

Earth, Wind & FireExperience feat. The Al McKay Allstars

Das komplette Programm & Tickets unter:www.ingolstaedter-jazztage.de, Tel.: 08 41/3 05 18 11

Fr., 04.11., Jazz Party I:• George Duke Quartet • Tingvall Trio• Iiro Rantala

Sa., 05.11., Jazz Party II:• The Bahama Soul Club • Magnus

Lindgren Quartet • Raphael Gualazzi• Incognito • Mike Stern Band feat.

Dave Weckl, Bob Malach, Chris Minh Doky

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Joo Kraus & Tales In Tones Trio„Painting Pop“eDel ConTenT / eDel KUlTUr

[Cool Jazz] Erinnert sich noch jemand an Tab Two? An dieses rätselhaft verschrobene Duo des früheren Kraan-Bassisten Hel-mut Hattler mit einem jungen Trompeter namens Joo Kraus? Richtig, es ist eben jener New-comer, der sich inzwischen zu einem der führenden Instru-mentalisten seines Fachs in der deutschen Szene gemausert hat. Und er kann es noch immer nicht lassen, mit seinen Projekten die Randgebiete des Jazz an der Gren-ze zum Pop abzugehen, um nach Inspirationen und Repertoire-ideen zu suchen. „Painting Pop“ führt ihn nun mit seinem Trio

über den Kosmos von Michael Jackson hinaus, den er mit dem vorangegangenen „Neverland“-Projekt erkundete. Wirkte die Hommage an den „King Of Pop“ noch ein wenig konstruiert, so ist dieses Album ein gelungenes Experiment. Die Stücke stam-men mal von Toto und 10cc, mal von Sade und sogar Nena, wer-den aber von den Musikern mit einer Nonchalance in die eigene Klangsprache übersetzt, dass einem stellenweise Gänsehaut kommt. So klingt ein „I’m Not In Love“ momenthaft wie eine ver-schollene Ballade von Chet Baker, und der „Smooth Operator“ hät-te auch aus einer Laune von Art Blakey’s Jazz Messengers heraus entstanden sein können. Hier ist ein Konzept gereift und wirkt so-gar bei den Liveaufnahmen der Bonus-CD von der Neverland-Tournee homogen und überzeu-gend. Was für ein cooler Typ die-ser Kraus doch geworden ist! Paul Hammerthal

Page 38: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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s ch at zkiste

The Smiths„complete“RhiNO/WaRNeR

The Smiths waren das gute Gewissen der New Wave, jedenfalls stellen sie sich gerne so dar. Während die Kollegen von Human League bis Spandau Ballet den Synthiepop der Punk-Nachfolge gerne als Kunstform inszenierten, gaben sich Sänger Steven Patrick Morrissey und Gitarrist Johnny Marr mit ihrer Band be-tont authentisch und normal. Schon der Aller-weltsname war eine Botschaft, allerdings eine ironisch relativierte. Denn so durchschnitt-lich jugendlich The Smiths auf der einen Seite wirken wollte, so massiv nahmen sie auf der anderen Stellung zu den Verfassthei-ten der britischen Gegenwart. Mor-risseys verbaler Lieblingsfeind war Premierministerin Margaret Thatcher, der er in seinen Liedern schon einmal die Guillotine an den Hals wünschte, dicht gefolgt von Bob Geldof, den er schlicht für einen Scharlatan des Bene-fiz-Business hielt. Dazu kamen klare Stellungnahmen gegen den Verzehr von Fleisch, dem die Band sogar den Albumtitel „Meat Is Murder“ widmete.

So waren The Smiths eine wunderbar wider-sprüchliche Combo, die zum einen stellenwei-se aggressive oder traumatische Texte in eine ansprechende musikalische Form brachte, auf der anderen Seite zumindest auf dezente Wei-se dem Ausverkauf der Popmusik, der in den frühen 80ern einsetzte, einen künstlerischen Anspruch der Originalität entgegensetzten. Markant waren neben Morrisseys mal flehen-der, mal larmoyanter, aber auch beschwören-der Stimme vor allem die schwebenden und fröhlich flirrenden Gitarrenlinien Marrs, die dem Pathos des Textes einen Teil des poeti-schen Ernstes wieder nahmen. So war es ei-

gentlich unvermeidlich, dass die beiden stilistischen Prot-agonisten der Band über kurz oder lang aneinander geraten mussten.

Anno 1987, nur fünf Jahre nachdem sich The Smiths in Manchester gegründet hatten, verließ Johnny Marr die Band, die das letzte, noch gemeinsame und vierte Studioalbum

„Strangeways, Here We Come“ wenig später als Nachruf veröffentlichte. Morrissey startete seine Solokarriere, setzte mit „Viva Hate!“ im folgenden Jahr das Politikerbashing erfolg-reich fort und gilt heute neben Elvis Costel-lo und David Sylvian als integre Ikone der Independent-80er. Marr arbeitete mit Bands wie Electronic weiter, schrieb Songs für Oa-sis und Beck und machte sich im Vorfeld der 30jährigen Bandjubiläums daran, das Erbe von The Smith zu remastern und in einer CD-Box mit neuen Linernotes herauszuge-ben. „Complete“ heißt das gute Stück, ist in verschiedenen CD- und Vinylversionen er-hältlich und macht alle, die die 80er miterlebt haben, ein bisschen nostalgisch. Denn genau genommen ging es damals kaum jemandem in England, in Europa wirklich schlecht. The Smiths dokumentieren diesen musikalischen Wohlstand in aller verschmitzt intellektueller Pracht. Sascha Fröhlich

Info: the smiths wurden zum Vorbild vieler Bands

des Britpop und des New-Wave-Revivals.

Saubermänner mit Attitüde: Johnny Marr (l.) und Morrissey (2.v.l.) mit Band

Page 39: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Miles Davis„the Perfect Miles Davis collection“cOLUMBia/LeGacY/sONY

im september 1991 starb Miles Da-

vis an den Folgen eines schlagan-

falls. zwei Jahrzehnte sind seitdem

vergangen, aber noch immer gilt der

trompeter als tonangebende kraft

im Jazz. Denn er war mehreres zu-

gleich: einerseits ein neugieriger und

risikofreudiger Musiker, der mehr-

mals dem Jazz eine Richtung wies

und darüber hinaus in seinen Bands

mit steter Regelmäßigkeit die hoff-

nungsträger seines Fachs versam-

melte. auf der anderen seite war er

ein kämpfer für die Gleichberechti-

gung schwarzer künstler, der es als

einer der ersten durchsetzte, ge-

nauso bezahlt zu werden wie seine

weißen kollegen. Und er war Prota-

gonist eines Lebensstils, der mit ex-

altierter Mode, ruppigen Gesten und

der Botschaft, mit dem Rücken zum

Publikum zu spielen, die Verhaltens-

normen von Jazzmusikern revidierte.

in einer hinsicht allerdings war

Miles Davis erstaunlich konstant.

Nachdem er Mitte der 50er

Jahre einen Vertrag mit

der Plattenfirma cBs/

columbia unterschrie-

ben hatte, blieb er dem

haus weitgehend treu.

Das ermöglicht es sony,

d i e i n z w i s c h e n d e n

Blondie„Original album classics“ePic/LeGacY/sONY

Zwar hatte sich die New Yorker Pop-Punk-Combo Blondie 1983 nach neun produktiven Jahren of-fiziell aufgelöst. Aber so ganz sein

lassen wollten es die Musiker und die Sängerin Deborah Harry dann doch nicht, und so veröffentlicht die Band bis heute Alben unter dem erfolgreichen Namen. Drei Auf-nahmen der mittleren Jahre, „No Exit“, „Livid“ und „The Curse Of Blondie“ sind nun im Rahmen der Reihe „Original Album Classics“ in einem Schuber zusammengefasst wieder zu haben. Sie gehören zur Herbstrunde der bereits 2008 gestarteten Serie, die Raritäten und vergriffene Aufnah-men jeweils im Dreierpack mit Originalcovers im Vinylstil zusammenfassen. Neben Blondie sind diesmal Songwriter Ben Folds, die Altrocker von Deep Purple und die britischen Indie-Rocker Manic Street Preachers mit von der Partie. Noch umfangreicher sind die 5-CD-Päckchen mit Alben von REO Speedwagon, Lou Reed, Suicidal Tendencies und El-vis Presley, die ebenfalls dieser Tage in die Läden kommen. Und wem das nicht genügt, der kann noch ein bisschen in den Regalen kramen. Denn seit Start der Serie sind bereits rund 200 Titel im Rahmen der „Original Album Classics“ wieder veröffentlicht worden. Paul Hammerthal

Info: Die „Original album classics“ umfassen auch Folk- und

Jazztitel von Willie Nelson über George Benson bis Deodato.

katalog von columbia verwaltet,

erstaunliche sammlungen seiner

Platten herauszugeben. aus anlass

des 20. todestages nun kann man

als Miles-Davis-Fan auf zwei zu-

sammenstellungen zurückgreifen.

Für den enzyklopädisch veranlagten

sammler bietet die bereits 2009

erschienene Box „the complete co-

lumbia album collection“ die Mög-

lichkeit, den gesamten Miles mit 52

alben auf 70 cDs, Bonusmaterial

und zusätzlicher DVD zu archivieren.

Darüber hinaus gibt es nun auch

eine auswahl dieser edition in einer

kleineren, aber für viele Jazzfans

vollkommen ausreichenden Version.

„the Perfect Miles Davis collection“

versammelt 20 essentielle alben,

angefangen bei den Gil-evans-auf-

nahmen über „kind Of Blue“ und

das legendäre Quintett der 60er bis

hin zum Jazzrock von „Bitches Brew“

und einigen alben aus den 80ern.

Mit einem eigenen Booklet sorgfäl-

tig ediert und kommentiert, bietet

diese Box einen ausgezeichneten

Überblick über die schaffensphasen

mit hohem Genusspotential. Und

wer dann erst einmal

Blut geleckt hat,

kann sich „sorcerer“,

„the Man With the

horn“ oder „You’re

Under arrest“ immer

noch einzeln zulegen.

Ralf Dombrowski

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Ganz entspannt: Als Blondie stagnierte, sang Deborah Harry auch mal Jazz

Page 40: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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s ch at zkisteMaria Callas„the callas effect“eMi cLassics

Als Teenagerin sang Ma-ria Callas ihre erste Rolle in Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ in Athen, und

wenig später schon galt die in New York geborene Griechin mit italienischem Pass als Jahrhundert-stimme. Sie schaffte es, in den nach neuen Helden und Heldinnen dürstenden Nachkriegsjahren nicht nur der Oper an sich wieder zu neuem Glanz und Popularität zu verhelfen, sondern ganze Epo-chen wie das Belcanto neu zu beleben. Und sie war eine schillernde Gestalt des öffentlichen Le-bens, durch ihre glamouörsen Auftritte, aber auch durch ihre Affäre mit dem Milliardär Aristoteles Onassis. Die Edition „The Callas Effect“ spürt dem besonderen Reiz dieser Märchenkarriere nach, mit zwei CDs, die ihre Paradearien von Gluck bis Verdi und Puccini bis Catalani unter einem Dach versammeln. Als besonderer Bonus wird die Sammlung durch eine DVD-Dokumentation ergänzt, die mit viel historischem Material die Le-bensgeschichte von Maria Callas nachvollzieht. � Sascha�Fröhlich

Little Feat„40 Feat“PROPeR/ROUGh tRaDe

als Litte Feat 1968 anfin-

gen, war noch alles offen.

Die Rockmusik war gerade

erst im Begriff, erfunden zu

werden, und allerlei schräge Vögel und träumer such-

ten nach ihrem Platz auf der spielwiese. einer davon

war Lowell George, sänger und Gitarrist mit Blumen

im haar und Gewürzkraut im kopf. er rief mit Freunden

aus dem zappa-Umfeld Little Feat ins Leben, schrieb

Lieder, die die Freiheit der amerikanischen highways

priesen, und glaubte selbst an diese Mythen. in den

70ern avancierte die Band zum kritikerliebling, wurde

allerdings vom Publikum langsamer anerkannt. Lowell

George frönte den Rauschmitteln, starb 1979 an herz-

versagen und hinterließ eine Band, die im Laufe der

Jahre auf der Bühne immer besser wurde. „40 Feat/

the hot tomato anthology 1971-2001“ versammelt

nun auf 3cDs Live-aufnahmen aus vier Jahrzehnten

vom bandeigenen hot-tomato-Label. Manches fällt

unter die Rubrik kurioses, das Meiste aber ist so durch

und durch amerikanischer country-Funk mit Blues ver-

mengt, dass man sich am liebsten gleich ins auto set-

zen möchte und gen süden cruisen, der sonne, dem

taumel, der Freiheit entgegen. � Paul Hammerthal

Hände hoch und zuhören! Bugge ist dabei bei SZ Jazz

Verschiedene Interpreten„süddeutsche zeitung Jazz“aLiVe

Es muss eine Heidenarbeit gewesen sein, mehr als 300 Titel zusammen-zustellen, um das Thema Jazz mal von einer neuen Seite anzugehen. Aber der Musikjournalist – und frisch gebacke-ne Chefredakteur des SONO-Magazins Ralf Dombrowski – hatte die Idee, das schier grenzenlose Repertoire nicht nach Kriterien wie Chronologie oder Persönlichkeiten, sondern nach einem dramaturgischen Konzept zu gliedern. Es sollten CDs entstehen, die jeweils nach Themen sortiert jede für sich ei-nem Spannungsbogen folgen, der die ganz alten Stücke ebenso integriert wie die ganz neuen. Spezialisten sollten ebenso angesprochen werden wie No-vizen des Musikgenusses, Entdecker ebenso wie Hörer, die sich einfach nur gute Unterhaltung wünschen. Heraus kam eine Box mit 18 CDs, die manche Überraschung zu bieten hat. So fin-den sich die Größen des Geschäfts

von Charlie Parker und Miles Davis bis John Coltrane und Ornette Cole-man ebenso in den Zusammenstel-lungen wieder wie Musiker, die auf einem Theremin spielen, eine Blue-grass-Version eines Queen-Klassikers anstimmen oder indische Musik aus Jazzperspektive interpretieren. Darin unterscheidet sich die Jazz-Edition der Süddeutschen Zeitung von anderen Compilations, die diesen Weg schon gegangen sind. Sie nimmt den Hörer an der Hand und führt ihn durch das Spiegelkabinett einer Musik, die viel mehr zu bieten hat als Swing, Bebop und verrückte Bläser. Paul�Hammerthal

Page 41: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Elvis PresleyYoung Man With the Beat – the complete ’56 elvis Presley MastersRca/LeGacY/sOnY

Popgeschichtsschreibung hat etwas surrea-

les. Denn Journalisten neigen dazu, karrieren

wie naturgewalten erscheinen zu lassen, die

über die Musikwelt hereinbrechen. Da tau-

chen Genies wie aus dem nichts auf, walzen

alles nieder, was sich ihnen kritisch in den

Weg stellt, und schaffen es scheinbar mü-

helos, ein großes Publikum auf ihre seite zu

ziehen. Dieses Modell ist zwar alt, aber wir-

kungsvoll, und einer der ersten, bei denen es

breitenwirksam zum tragen kam, war elvis

Presley.

noch 1955 kannte kaum jemanden den

jungen Wilden aus tupelo, der mit seiner Mi-

schung aus country-sound und Rockabilly

beim regionalen sun-Label ein paar eben-

so regionale singles aufgenommen hatte.

allerdings waren die talentscouts von Rca

Victor auf ihn aufmerksam geworden und

bearbeiteten elvis’ Manager sam Philips, den

newcomer doch für die große Firma zu ver-

pflichten. es wurde viel gefeilscht, schließlich

unterschrieb Presley im november 1955 sei-

nen Vertrag und kassierte den für damalige

Verhältnisse traumhaften Betrag von 35.000

Dollar. Das war eine große investition, die

sich für Rca Victor lohnen musste, und des-

halb warfen die Werbe- und Marketingleute

die star-Maschinerie an. elvis Presley, eben

erst 20 geworden, machte mit jugendlichem

elan den ganzen trubel mit. Das Jahr 1956

ging daraufhin in die Pophistorie ein als Be-

ben des Rock’n’Rolls, der in Gestalt des Jun-

gen mit dem hüftschwung die nach neuen

klängen dürstende Musikszene überflutete.

ein Märchen, möchte man meinen. Doch

die umfangreiche edition „Young Man With

the Big Beat – the complete ’56 elvis Pres-

ley Masters“ zeichnet da ein differenziertes

Bild. natürlich gibt es in dieser opulent be-

bilderten und mit Devo-

tionalien, Outtakes,

Liveaufnahmen und

interviews auf ins-

gesamt 5 cDs ge-

schmückten edition

reichlich mitreißen-

de Musik zu hören. Die

minutiös rekonstru-

ierte chronologie

des Durchbruchsjahres 1956 dokumentiert

aber auch einen pausenlos arbeitenden, von

termin zu termin hetzenden künstler, der

sich ganz in den Dienst der Vermarktung der

eigenen Person gestellt hat.

Das ist spannend nachzuvollziehen und

zeigt darüber hinaus einen Menschen in-

nerhalb eines Räderwerks, dem das Private

weitgehend abhanden gekommen war. auf

der Promosingle von 1956, mit der elvis un-

ter dem Motto „the truth about Me“ den

Wissensdurst der Fans zu stillen versuchte,

meinte er: „In vielen der Briefen fragen

mich die Leute nach den Dingen, die ich

so mache. Also, ich rauche nicht, ich trin-

ke nicht, und ich gehe gern ins Kino. Viel-

leicht werde ich eines Tages auch ein Heim

und eine eigene Familie haben, von der ich

mich nicht mehr fortbewegen werde.“

träume eines 21jährigen, der sich in den

Dienst der Öffentlichkeit gestellt hatte,

von dort den Weg aber nie mehr zurück

in die normalität gefunden hat.

Sascha Fröhlich

Für seine Karriere ging Elvis Presley auch vor den Fans auf die Knie. Die fanden es großartig und liebten ihn.

Page 42: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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zur Weltkarriere brauchte. Oder als er als erster Schwarzer in leitender Stellung bei einer Plattenfirma 1961 über Nacht mit Lesley Gores Nummer-1-Hit „It‘s My Party“ ein Label sanierte. Oder noch früher, als er als Neuling im Geschäft gleich eine zehnmonatige Orchester-Tournee organisierte und beinahe pleite ging. Genau genommen hat er fast über-all im Lauf der Jahre mitgemischt, hat mehrere Dutzend Filmmusiken geschrieben, wurde 79 Mal für den Grammy nominiert und hat die begehrte Trophäe der amerikani-schen Musikwirtschaft auch 27 Mal erhalten.

So kann ein Buch wie „Mein Leben – meine Leiden-schaften“ aus den Vollen schöpfen. Auf 178 Seiten tummelt sich die Hautevolee des amerikanischen Entertainments auf zahlreichen, zum Teil seltenen oder noch nie gezeigten Bildern und der Meister selbst kommentiert die eigene Bio-graphie, aber auch die Geheimnisse des Musikgeschäfts. Es ist keine Autobiographie im strengen Sinne, eher ein mit vielen Zitaten garniertes Portrait, das Quincy Jones‘ Akti-vitäten locker chronologisch abbildet. Und das macht auch den Schmökerspaß bei der Lektüre aus. Denn man muss nicht den Erinnerungen allein folgen, sondern bekommt sie von einem Autorenteam im Hintergrund journalistisch aufbereitet präsentiert. Vor allem aber vermittelt sich mit den vielen Dokumenten eines prall gefüllten Lebens eine doppelte, rundum positive Botschaft: Erstens kann man sehr viel mehr erreichen, als es am Anfang erscheinen mag, und zweitens ist Musik eine Leidenschaft, für die es sich zu kämpfen lohnt. Sascha Fröhlich

Fakten: Quincy Jones: „Mein Leben – meine Leidenschaften“

(Edel:Vita), 178 Seiten, 24,95 €.

Buch: Quincy Jones„Mein Leben – meine Leidenschaften“EDEL:VITA

Es muss einen unglaublichen Spaß gemacht haben, die-ses Buch zu gestalten. Denn zum einen ist Quincy Jones einer dieser Dogen der Musikkultur, der über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg als Musiker, Komponist, Produzent und Master Mind mit so ziemlich allen wichti-gen Gestalten des Business gearbeitet hat. Darüber hinaus aber hat er wirklich auch Geschichten zu erzählen, wie das war, damals mit Michael Jackson zum Beispiel, dem begabten Wunderkind des Pop, das den richtigen Anstoß

Der Durchstarter: Als Produzent und Film-komponist wird Quincy Jones berühmt

Seine Karriere startete Quincy Jones als Jazz-trompeter

Page 43: SONO - Musik für erwachsene Hörer

MONTEVERDI a trace of grace

Anfang Juni 2011 treffen sich sechs Musiker in der uralten französischen Abtei von Noirlac, um in der Stille traumhafter Sommernächte eine außergewöhnliche Musik zu erschaffen. Es entsteht eine einzigartige Begegnung zwischen Jazz und Alter Musik, voll magischer Momente der Improvisation aus einer gemeinsamen musikalischen Sprache.

Das neue Projekt von Michel Godard mit Steve Swallow, Guillemette Laurens u.a.Jetzt überall im Handel und als MP3-Download erhältlich.

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DVD: Sonic Youth„1991: The Year Punk Broke“GEFFEN / UNIVERSAL

20 Jahre ist es her, dass Sonic Youth mit dieser rasanten Filmmontage ein ungewöhnliches Dokument einer Festivaltour, an der neben ihnen selbst auch Nirvana, Dinosaur Jr, die Babes In Toyland und noch ein paar andere Bands beteiligt waren, veröffentlichten. Schon damals ging es weniger um einen Konzertfilm, als um ein Zeitgemälde. Neben mitreißenden Live-Aufnahmen, die meist aus mehreren Shows zusammengeschnitten und nur selten

in Bild und Ton synchron sind, gibt es flüchtige Szenen aus dem Back-stage und seltsame Inszenierungen wie einen Dackel, der bellend zu So-nic Youth einlädt, Kim Gordon beim vergeblichen Versuch, J Mascis zu in-terviewen, spontane Gedichte, die in irgendwelchen europäischen Städten proklamiert werden und viele absur-

de Spielereien. Nichts an diesem Film sollte all-zu ernst genommen werden. Wir erleben einen lebensfrohen Kurt Cobain unmittelbar vor der Veröffentlichung von „Nevermind“ und Sonic Youth im Zenit ihres alternativen Ruhmes. Die zentrale Botschaft des Films: Alles hätte ganz anders werden können, wenn es diesen Bands wirklich gelungen wäre, die Macht der Platten-firmen zu brechen. Hier setzt sich eine Szene selbst ein Denkmal, wohl wissend, dass ihr Husarenritt bald vorbei sein wird. Die erst-malige Veröffentlichung dieses Films auf DVD hat daher einen überaus sentimentalen Beige-schmack. Obwohl es derselbe Film wie damals ist, wurde es doch ein ganz anderer Film, denn wir wissen, wie die Geschichte nach 1991 wei-tergegangen ist. Wolf Kampmann

Weiterhören: Das wohl einflussreichste Album

von Sonic Youth ist „Bad Moon Rising“ (1985).

Selbst Freejazztrommler Han Bennink gehört wie

auch Rapper Chuck D zu den Fans der Band.

Hörbuch: Walter Moers„Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ Man darf Walter Moers nicht unterschät-

zen. Natürlich, bekannt wurde er über seine

Cartoons wie das „kleine Arschloch“, einem

renitenten Weltverächter, der mit einer Por-

tion Sarkasmus der hedonistischen Spaß-

gesellschaft der Neunzigerjahre den Spiegel

vorhielt. Und spätestens, seitdem der Groß-

meister des Seemannsgarns Käpt‘n Blaubär

seinen Platz in der „Sendung mit der Maus“

gefunden hatte, waren die charakteristi-

schen Kartoffelnasen ein fester Bestand-

teil bundesdeutscher Kinderzimmer. Weit

weniger bekannt ist aber Walter Moers, der

Romanautor. Ähnlich pointiert wie bei sei-

nen Zeichnungen, nur freigiebiger noch mit

phantasievollen Ideen hat er von seinem

Erstling „Die 13½ Leben des Käpt‘n

Blaubär“ an seinen Phantasiekonti-

nent Zamonien aufgebaut, wo sich al-

lerlei schräge Vögel tummeln.

Zur zentralen Figur nach dem furcht-

losen Blaubären und dem Wolpertinger

Rumo hat sich der schriftstellernde Lind-

wurm Hildegunst von Mythenmetz

entwickelt, der bereits in „Die

Stadt der Träumenden Bücher“

tief in die Katakomben von

Buchhain hinabstieg, um den

Schattenkönig zu suchen. Auf

dieser abenteuerlichen Reise

ins Innere des Literarischen

begegnete er harmlosen Buchlingen ebenso

wie skrupellosen Bücherjägern und entkam

einer Katastrophe nur fast. Da sich aber die-

se seltsame Echse schnell zu einem Liebling

einer wachsenden Zamonien-Fanschar ent-

wickelte, entschloss sich der Autor, die Saga

von Hildegunst fortzusetzen.

Nun also das „Labyrinth der Träumen-

den Bücher“, zum einen als illustrierter

Schmöker-Wälzer, zum anderen in der Hör-

buchversion. Wieder kämpft Hildegunst

von Mythenmetz mit den Wörtern wie mit

den irrlichternden Gestalten und Andreas

Fröhlich gibt dem phantastischen Getüm-

mel mit sonorer, dramaturgisch vielseitiger

Stimme eine raffiniert lakonische Form. Wer

Hörstoff für dunkle, verwunschene Herbst-

und Winterabende sucht, für den ist dieses

„Labyrinth“ ein Füllhorn. Ralf Dombrowski

Fakten: Walter Moers „Das Labyrinth der

Träumenden Bücher“ (Der Hörverlag), Voll-

ständige Lesung durch Andreas Fröhlich.

Laufzeit ca. 1.050 Min. 12 CD (39,99 €),

2 mp3-CD (29,99 €)

Page 44: SONO - Musik für erwachsene Hörer

44

3CD + DVD: Klaus Hoffmann„Mit Freunden“STILLE-MUSIC / INDIGO

Gästelisten sind verräte-risch. Denn wer sich bei einem größeren Event als Freund oder Mitwirkender ansagt, der gibt damit auch ein Votum über die Beliebt-heit des Gastgebers ab. Und

da kann Klaus Hoffmann nicht klagen. Denn als der Schauspieler und Sänger am 27. März 2011 einen Tag nach seinem 60. Geburtstag zum großen Fest in den Berliner Fried-richstadtpalast lud, kamen nicht nur rund 2.000 Gäste im Saal, sondern auch namhafte Kollegen, um dem Jubilar angemessen zu gratulieren. Mit dabei war beispielsweise Reinhard Mey, der zu Ehren Hoffmanns wie Orpheus singen wollte, sich auf der Bühne außerdem mit Hannes Wader zusammen tat und für diesen Abend mit „Bruder Klaus“ sogar ein neues Lied geschrieben

Buch: „Paul Simon – die Biografie“von Marc EliotEDEL:VITA

Im angelsächsischen Sprachraum

gibt es im Prinzip zweierlei Arten von

Popstar-Biografien: die sogenannten

„autorisierten“, deren Informations-

und Unterhaltungswert oft darunter

leidet, dass ihre Autoren Leben und

Person der beschriebenen Stars bis

zur Peinlichkeit schönfärben. Und,

vor allem im Boulevardpresse-Pa-

radies England beliebt, die soge-

nannten „unautorisierten“, in de-

nen durch allerlei mediale

Schlammschlachten ge-

stählte „Hacks“ aus der

Fleet Street hinter jedem

Stöhner ihrer Protagonis-

ten einen Skandal, min-

destens aber eine finstere

Charakterschwäche wit-

tern. Das Buch des Ame-

rikaners Marc Eliot über Paul Simon

gehört weder zur einen noch zur

anderen Spezies. Eliot, ein Genera-

tionsgenosse Simons, der schon Bio-

graphien über Clint Eastwood, Bruce

Springsteen und die Eagles geschrie-

ben hat, ist ein profunder

Kenner des US-Showge-

schäfts. Er hat allerhand

erhellendes mitzuteilen

über die zeitgeschicht-

lichen Umstände, unter

denen s ich die f rühe

Freundschaft zwischen

Paul Simon und Art Gar-

funkel, ihr kometenhafter Aufstieg

als Popduo in den 60er Jahren und

die von allerlei Großtaten, aber auch

immer wieder bitteren Enttäuschun-

gen geprägte weitere Laufbahn Paul

Simons bis heute vollzog.

Eliot bemüht sich spürbar dem

komplexen (und von Komplexen

geprägten) Charakter Paul Simons

gerecht zu werden. Die Musik und

deren Wirkungsgeschichte allerdings

bekommt er schriftstellerisch wenig

anschaulich in den Griff. Von diesem

Manko abgesehen ist das anspre-

chend gestaltete und solide bebil-

derte Buch dennoch eine lohnende

Lektüre. Christian Stolberg

Info: 352 Seiten, 30 Bilder, € 19.95

dem ungewöhnlichen Programm auch die begeisterte Stimmung dokumentieren, die die Künstler auf der Bühne beflügelt hat, tat-sächlich wie Orpheus zu singen. Sascha Fröhlich

Wissenswert: Klaus Hoffmann wurde auch

als Schauspieler, unter anderem durch die Titel -

rolle in der Verfilmung von Ulrich Plenzdorfs

„Die neuen Leiden des jungen W.“, und als

Interpret der Chansons von Jaques Brel bekannt.

„Mit Freunden“ erscheint als 3CD-Box, DVD und

Deluxe-Edition mit Bonusmaterial.

hatte. Ein ähnliches Kaliber war der hollän-dische Entertainer und Charmeur Herman van Veen, der es sich nicht nehmen ließ, seine verschmitzt besinnlichen Texte auch auf Klaus Hoffmann zu münzen. Hinzu kamen künstle-rische Partnerinnen wie Romy Haag und Caro-line von Brünken, aber auch Instrumentalisten wie die französische Akkordeonistin Lydie Auvray und der in Berlin lebende Klarinettist Rolf Kühn. Es wurde ein rauschendes Fest, das mehr als drei Stunden lang einen großen Bo-gen bis hin zu „Mein Weg“ spannte, nicht dem von Frank Sinatra, sondern dem eigenen Song, den Hoffmann mit Reinhard Mey anstimmte. Festgehalten wurde dieser Abend, bei dem, so der Gastgeber, der Geburtstag nur der Anlass gewesen sei, das Leben selbst zu feiern, so-wohl auf DVD als auch auf 3 CDs, die neben

Reinhard Mey, Klaus Hoff-mann, Hannes Wader: mit Freuden unter Freunden

MEDIA- MIX

Page 45: SONO - Musik für erwachsene Hörer

DVD: Oscar Peterson Trio„The Stuttgart Concert“INAKUSTIK

Der Kanadier Oscar Peterson galt als Wun-

derkind des traditionellen Jazz und recht-

mäßiger Erbe des Titanen der Virtuosität Art

Tatum. Tatsächlich konnte sich in Sachen Ge-

läufigkeit kaum jemand mit Peterson messen, zumindest bis zum

Jahr 1993, als er einen Schlaganfall erlitt und im Anschluss dar-

an erst mühsam die Kunst des Klavierspiels wieder erlernte. Der

Mitschnitt des ZDF Jazz-Clubs vom 25. April 1988 gehört daher

zu den goldenen Tagen, als der Pianist die Musik einfach laufen

lassen konnte. Tatsächlich zeigte er im Fernsehstudio mit lässiger

Eleganz die Facetten seiner Kunst, perlende Unisono-Passagen,

Blues-inspirierte Phrasierungen, das ganze Spektrum des ge-

schmackvollen Klavierspiels. Ihm zur Seite standen Bassist Dave

Young und Schlagzeuger Kenny Drew, die den opulenten Passa-

gen des Klaviers die nötige Trio-Form gaben. So ist das „Stuttgart

Concert“ ein Dokument aus den glücklichen Tagen des Jazz und

eines Pianisten, der über Jahre hinweg der Maßstab des modern

traditionellen Klavierspiels war. Ralf Dombrowski

Info: „Stuttgart Concert“ ist auch im Surround-Sound gemischt

und führt High-End-Fans auf diese Weise mitten in den Club.

DVD: Peter Gabriel„New Blood – Live In London“EAGLE VISION/EDEL

Peter Gabriel ist Charismatiker.

Schon in den Achtzigern zählten

seine Konzerte zu den großen Live-

Ereignissen der Pop-Kultur

und daran hat s ich bis

heute nicht viel geändert,

auch wenn er inzwischen

auf Show zugunsten eines

Orchesters verzichtet. Zwei

Tage machte Gabriel im ver-

gangenen März im Londoner

Hammersmith Apollo Theater Sta-

tion und hatte ein gutes Dutzend

Bearbeitungen seiner Hits von „Mer-

cy Street“ über „Biko“ bis „Solsbury

Hill“ im Gepäck. Es war zunächst ein

Experiment, aber die beiden Aben-

de wurden für alle, einschließlich

des Künstlers selbst, ein derartiges

Erlebnis, dass sie schließlich in sein

Albumprojekt „New Blood“ münde-

ten. Und natürlich ließ Peter Gabriel

die Shows in London auch mit Ka-

meras für die Nachwelt festhalten.

Zusammen mit dem New Blood Or-

chestra unter der Leitung von Ben

Foster und ergänzt um pointierte

Visuals lässt sich die Magie dieser

Abende nachvollziehen, die auch

noch Monate später die Zuschauer

in Euphorie versetzen kann.

Typisch Peter Gabriel eben,

der Charismatiker.

Sascha Fröhlich

Fakten: Peter Gabriels DVD

„New Blood – Live In London“

erscheint am 21. 10.

20 JAHRE

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Album, unveröffentlichte Remixe,

B-Seiten und einer neuen, alternativen

Version des Albums

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neuen Dokumentation „From The

Sky Down“

Streng limitierte und nummerierte

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Page 46: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Jean Michel JarreSein Vater Maurice Jarre war mit Musik für

Schmonzetten wie „Doktor Schiwago“ oder „Law-

rence von Arabien“ berühmt geworden. Dem Sohn

stand aber der Sinn nach ganz anderer Musik. Sein

Orchester holte sich der Technik-Freak aus den

frühen Synthesizern, zumeist wandschrankgroßen

Ungetümen, die aber ein neues Klang-Universum

erschlossen. Als dann 1976 „Oxygène“ erschien, war

es geschehen. Jean Michel Jarre war der erste Pop-

star der elektronischen Musik, allen Kraftwerkern

zum Trotz, ein Magier der Sound-Spektakel, zu de-

nen bald auch aufwändige Light-Shows kamen.

Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die

Konzerte, die der inzwischen 63jährige Meister des

Synthetischen gibt, sind Multimedia-Ereignisse mit

hohem Unterhaltungswert und Anfang November

in zehn deutschen Städten zu erleben.

Tournee in Deutschland vom 31.10. bis 19.11.2011,

Weitere Infos unter www.jeanmicheljarre.com

46

TOUrNEEN P O P, rO cK & cO

ALaith Al-Deen24.1. Hannover 25.1. Hamburg 26.1. Dortmund 27.1. Bremen 29.1. Bielefeld 30.1. Köln 31.1. Ulm 1.2. Stuttgart 3.2. Mannheim 4.2. Karlsruhe 5.2. Offenbach a. M. 7.2. Leipzig 8.2. München 10.2. Berlin

Tori Amos25.10. Frankfurt 31.10. Essen

bBeatsteaks7.11. Osnabrück 8.11. Lübeck 11.11. Trier 12.11. Siegen 14.11. Oldenburg 15.11. rostock 17.11. Zwickau 19.11. Freiburg 22.11. Heilbronn 23.11. Würzburg 27.11. Fürth 29.11. Magdeburg 30.11. cottbus 2.12. Köln 3.12. Göttingen 5.12. Braunschweig 7.12. Essen 9.12. Berlin

The BossHoss9.3. Oberhausen 10.3. Leipzig 16.3. München 23.3. Hamburg 24.3. Berling 30.3. Stuttgart 31.3. Offenbach

Bush5.11. Hamburg 7.11. Berlin 8.11. Köln 10.11. München

cTony Christie1.2. Heilbronn 2.2. Bonn 4.2. Fellbach 5.2. Berlin

7.2. Frankfurt 8.2. Hamburg

Coldplay15.12. Köln 20.12. Frankfurt 21.12. Berlin

Elvis Costello7.11. Berlin

Crosby & Nash20.10. Essen 27.10. Niedernhausen

dJoy Denalane3.11. Köln 5.11. München 6.11. Berlin 7.11. Hamburg 9.11. Nürnberg

The Dubliners1.11. München 2.11. Nürnberg 3.11. Stuttgart 5.11. Dortmund 6.11. Göttingen 8.11. Dresden 10.11. Braunschweig 11.11. Berlin 23.11. Hannover 25.11. Bielefeld 26.11. Aurich 28.11. Lübeck 30.11. Bremen 2.12. Flensburg 3.12. Hamburg

eElbow7.11. Köln 8.11. München 10.11. Berlin

Erasure8.11. 11.11. 12.11. 14.11.

Evanescene17.11. Offenbach a. M. 18.11. Düsseldorf 20.11. Berlin 21.11. München

fDie Fantastischen Vier13.12. Münster 14.12. Düsseldorf 16.12. Leipzig 17.12. Braunschweig 18.12. Augsburg 21.12. regensburg 22.12. Stuttgart

Peter Frampton21.11. Berlin 22.11. Mainz

gMarla Glen7.11. Aschaffenburg 8.11. Köln 9.11. Hamburg 10.11. ratingen

Guano Apes21.10. München 28.1. Stuttgart 29.1. Mannheim 8.2. Hannover

Wise Guys21.10. Bonn 22.11. Hannover 26.11. Bochum 17.12. Essen 20.1. Limburg 11.2. Mannheim 12.2. Mannheim 1.6. Saarbrücken 20.6. Lübeck 21.6. Lübeck 22.6. Flensburg 30.6. Köln 8.9. Dresden 13.9. Leverkusen 12.12. Leipzig

13.12. Halle 19.12. Kiel

iIn Flames21.11. Ludwigsburg 22.11. Offenbach a. M. 23.11. München 25.11. Oberhausen

Incubus19.11. Köln 22.11. München 27.11. Frankfurt

jJean Michel Jarre31.10. Frankfurt 1.11. Hannover 3.11. Hamburg 4.11. Dortmund 5.11. Köln 7.11. Dresden 8.11. Berlin 9.11. Erfurt 10.11. Trier 19.11. München

Jennifer Rostock29.10. München 30.10. Nürnberg 1.11. Stuttgart 3.11. Bremen 4.11. Dresden 5.11. Erfurt 6.11. Hannover 9.11. Osnabrück 11.11. Hamburg 12.11. Leipzig 14.11. Saarbrücken 15.11. Mannheim 16.11. Köln 18.11. Kiel 19.11. Magdeburg 20.11. Berlin

Jon Lord Blues Project15.11. regenstauf 17.11. Berlin 18.11. Hamburg 19.11. Isernhagen 20.11. Bochum

Cowboy Junkies3.11. Hamburg 4.11. Hannover 5.11. Berlin

kK.I.Z.10.11. Hamburg 11.11. Flensburg 12.11. Dresden 22.11. Nürnberg 23.11. Saarbrücken 25.11. Bremen 26.11. Dortmund

Paul Kalkbrenner29.10. Neubrandenb.25.11. Frankfurt 2.12. München 16.12. Berlin

The Kooks28.10. Ludwigsburg 30.10. Offenbach a. M. 31.10. München 1.11. Düsseldorf 3.11. Hamburg 5.11. Berlin

Lenny Kravitz2.11. Düsseldorf 4.11. Hamburg 5.11. Mannheim 7.11. Berlin 23.11. München

lLaBrassBanda1.11. Erfurt 2.11. Leipzig 3.11. Dresden 4.11. Berlin 7.11. Dortmund 8.11. Köln 9.11. Frankfurt 10.11. Freiburg 2.12. regensburg 4.12. München

Annett Louisan25.10. Leipzig 26.10. Kassel 27.10. Bremen 29.10. Karlsruhe 30.10. Stuttgart 31.10. Frankfurt 2.11. Düsseldorf 4.11. Hannover 5.11. Erfurt 6.11. Magdeburg 8.11. Essen 9.11. Saarbrücken 10.11. Mannheim 11.11. Nürnberg 23.11. Dresden 25.11. Bamberg 28.11. Kiel 29.11. Lübeck 30.11. Braunschweig 2.12. rostock 3.12. Stade 4.12. Oldenburg 5.12. Hamburg 7.12. Münster

mSöhne Mannheims10.11. Frankfurt 11.11. Hannover 12.11. Leipzig 14.11. Berlin 15.11. Hamburg 18.11. München 21.11. Köln 22.11. Oberhausen 25.11. Mannheim

Bob Dylan & Mark Knopfer26.10. München 27.10. Leipzig 29.10. Berlin 31.10. Hamburg 6.11. Hannover

Ina Müller & Band11.11. Würzburg 12.11. Ilsenburg 18.11. Magdeburg 19.11. Göttingen 20.11. Kassel 25.11. Fürth 27.11. Bamberg 1.12. Bremerhaven 2.12. Kiel 3.12. Hannover 9.12. Bremen 10.12. Flensburg 11.12. Braunschweig 15.12. Hamburg 16.12. Hamburg

George Michael - Symphonica9.11. Oberhausen 15.11. Berlin 17.11. München 19.11. Frankfurt

Milow25.10. Bamberg 27.10. Düsseldorf 28.10. Bielefeld 29.10. Hamburg 31.10. Berlin

Alle Tourneedaten fortlaufend aktuali-siert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

Page 47: SONO - Musik für erwachsene Hörer

47

3.11. Hannover 4.11. Leipzig 5.11. Bremen 6.11. Flensburg 11.12. Kempten 12.12. München 13.12. Dresden

nHeather Nova9.11. Berlin 11.11. Leipzig 13.11. Bielefeld 14.11. Köln 22.11. Stuttgart

rRea Garvey, Xavier Naidoo, Sasha & Mi-chael Mittermeier12.12. Dresden 13.12. Dresden

Achim Reichel3.11. Neuruppin 4.11. Berlin

7.11. rostock 8.11. Hamburg 11.11. rheine 12.11. Mülheim an der

ruhr13.11. Witten 15.11. Mainz 16.11. Wolfenbüttel 17.11. Kiel

Rihanna25.10. München 26.10. Frankfurt 4.11. Hannover 5.11. Leipzig 8.11. Köln 4.12. Hamburg

Roxette11.10. München 13.10. Hannover 14.10. Halle/Westfa-

len16.10. Mannheim 17.10. Stuttgart 19.10. Oberhausen 24.10. Berlin 25.10. Hamburg 27.10. Nürnberg

sSade15.11. Leipzig 16.11. Mannheim 19.11. Dortmund

Saga & Marrilion11.11. München 12.11. Würzburg 14.11. Münster 15.11. Offenbach 16.11. Mannheim 18.11. Stuttgart 19.11. Idar-Oberstein 20.11. Köln 22.11. Berlin 24.11. Hamburg 25.11. Mühlheim

Helge Schneider21.10. Frankfurt 22.10. Bamberg 23.10. Mainz

The Smashing Pumpkins21.11. Bremen 23.11. Berlin 24.11. Köln 25.11. Offenbach a. M. 27.11. München

wJohn Watts6.11. Ubach-Palen-

berg7.11. Osnabrück 8.11. Wuppertal 9.11. Braunschweig 10.11. Bremen 12.11. Ubach-Palen-

berg13.11. Darmstadt 14.11. Nürnberg

Wilco8.11. Frankfurt 9.11. München 12.11. Berlin

Kim Wilde7.3. Mainz 8.3. Trier 9.3. Köln 10.3. Bremerhaven 12.3. Nürnberg

yYes29.11. Dresden 30.11. Stuttgart 1.12. Oberhausen 3.12. München 4.12. Bielefeld

zZucchero3.11. Leipzig 5.11. Nürnberg 6.11. Frankfurt

bJoshua Bell27.11. Berlin

Kolja Blacher 23.11. Nienburg an

der Weser 2.12. Berlin 15.12. Landshut 16.12. Neumarkt 18.12. Viersen

Lisa Batiashvili 3.11. Bremen 8.11. Stuttgart 9.11. Köln 18.11. Schweinfurt 19.11. Bamberg

Khatia Buniatishvili 29.11. Berlin 2.12. Stuttgart 9.12. Mainz 10.12. Aschaffenburg

cCuarteto Casals 17.11. Köln

Ray Chen 11.1. Elmau 13.1. Elmau 15.1. Gütersloh

Trio di Clarone 7.12. Ludwigshafen

dXavier de Maistre 13.11. Hannover 14.11. Köln 15.11. Frankfurt 17.11. Bietigheim-

Bissingen 18.11. Dortmund 19.11. Münster 23.11. Berlin

eQuatuor Ébène 3.12. Schweinfurt 4.12. Neuss

fIsabelle Faust 25.10. Bad reichenhall

Nelson Freire 26.10. Düsseldorf

gSol Gabetta 30.10. Berlin

Elına Garanca 19.12. Berlin 22.12. Berlin

Christian Gerhaher 14.11. Hamburg 23.11. Herzogenaurach 25.11. Freiburg 27.11. Baden-Baden

Tok Tok Tok Ist es noch Pop oder schon Pop, was Tok Tok Tok

spielen? Während sich die Experten streiten, macht

die Band um Sängerin Tokunbo Akinro und den

Saxofonisten und Gitarristen Morten Klein Karrie-

re. Gerade ist das Album „Was heisst das denn?“

(BHM/ZYX) erschienen, ein Schritt in eine neue

richtung. Denn diesmal sind alle Stücke auf

deutsch geschrieben. Ansonsten aber bleiben sich

Tok Tok Tok musikalisch treu und verpacken ihre Lie-

der in eine soulig funky swingenden Mischung flo-

ckiger Klänge. Damit stehen sie Ende November in

ausgewählten deutschen Städten auf der Bühne –

sonniger Sound gegen herbstliche Stimmungen.

Konzerte vom 24.11. bis 3.12.2011, mehr unter

www.toktoktok.de

TOUrNEEN KL A SSIK

Alle Tourneedaten fortlaufend aktuali-siert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

Lisa BatiashviliDer Kollege vom Londoner The Guar-

dian war unlängst schwer begeistert.

„Lisa Batiashvili ist auf dem Podium

so energiegeladen und charisma-

tisch, eine Geigerin mit ungeheurem

Potenzial und der künstlerischen

Konzerte vom 3.11. bis zum 20.11.,

mehr unter www.lisa-batiashvili.com

Neugier, um es auch zu verwirkli-

chen“, gab er im Anschluss an ein

Konzert der Newcomerin aus Tiflis

zu Protokoll und brachte damit die

Euphorie, die Lisa Batiashvili derzeit

umgibt auf den Punkt. Dabei gehört

sie nicht einmal zu denen, die zum

Einstand vor allem Gefälliges spielen,

sondern hat unlängst mit „Echoes Of

Time“ (DG/Universal) ein durchaus

eigenwilliges Debüt mit Klangerin-

nerungen an ihre georgische Heimat

vorgelegt. Aber sie ist eben eine

charismatische Gestalt und das hilft,

um Musik eine überzeugende Kraft

zu verleihen.

Vadim Gluzman 17.11. Leipzig 18.11. Leipzig 25.12. Dresden 26.12. Dresden

Vittorio Grigolo 30.12. Berlin 3.1. Berlin

hHilary Hahn 23.11. Bielefeld

Nikolaus Harnoncourt 28.10. Berlin 29.10. Berlin

jRené Jacobs 3.11. Köln 20.11. Berlin

kMilos Karadaglic 2.12. Berlin 3.12. Hamburg 5.12. Düsseldorf 6.12. Bielefeld 7.12. Münster 9.12. Köln 10.12. Frankfurt

Vesselina Kasarova 2.12. München 5.12. München

Nigel Kennedy 1.11. Leipzig 2.11. Stuttgart

Page 48: SONO - Musik für erwachsene Hörer

48

3.11. München 5.11. Freiburg 6.11. Hannover 8.11. Düsseldorf 9.11. Bielefeld 10.11. Hamburg 12.11. Nürnberg 13.11. Berlin 14.11. Dresden 16.11. Dortmund 17.11. regensburg 18.11. Baden-Baden 20.11. Mannheim 21.11. Aachen 23.11. Bremen 24.11. Köln 26.11. Kassel 28.11. Essen 29.11. Saarbrücken 30.11. Frankfurt

Simone Kermes 1.11. Baden-Baden 5.11. Berlin

Gidon Kremer 18.11. Neuhardenberg 20.11. Frankfurt a. M.

mDaniel Müller-Schott 7.11. Würzburg 30.11. Duisburg 1.12. Duisburg 9.12. Stuttgart

oDavid Orlowsky 30.10. Bremen 31.10. Frankfurt 1.11. Stuttgart 3.11. Dresden 9.11. Ulm 10.11. Augsburg 11.11. Erlangen 12.11. Freiburg 15.11. Heidelberg 16.11. Köln 18.11. Güglingen 19.11. Heilbronn 20.11. Neuenstadt 23.11. Stuttgart 29.11. Halle (Saale)

Alice Sara Ott 23.10. Pforzheim 3.11. Bremen 6.11. Düsseldorf 7.11. Düsseldorf 20.11. Mönchengladb. 25.11. München 30.11. Stuttgart 4.12. Berlin

pMurray Perahia 7.12. Berlin

Maurizio Pollini 14.11. Berlin 22.11. München

qEmerson String Quartet 4.11. Bonn 5.11. Hamburg 10.11. Frankfurt a. M.

Artemis Quartett 21.11. Berlin 29.11. München 2.12. Oldenburg

Hagen Quartett 21.11. Bremen 22.11. Hamburg

sFazıl Say 15.11. Stuttgart

Martin Stadtfeld 5.11. Leipzig 10.11. Baden-Baden 11.11. Köln 13.11. Flensburg 14.11. Eckernförde 17.11. Berlin 18.11. Mainz

tNikolai Tokarev 18.11. Berlin 19.11. Berlin 20.11. Dortmund 21.11. Hamburg 22.11. Düsseldorf 23.11. Köln

vJan Vogler 9.11. Hildesheim 11.11. Mannheim

wCarolin Widmann 29.10. Stuttgart 16.11. Freiburg 21.11. Freiburg

Ingolf Wunder 31.10. Hamburg 21.11. Berlin 23.11. Münster 25.11. Bielefeld 27.11. Oldenburg 29.11. Hannover

yQuatuor Ysaÿe 14.12. Erlangen 17.12. Hamburg

zChristian Zacharias 7.11. Neuss

15.3. Hamburg 16.3. Bremen 17.3. Mühlheim an der ruhr 13.4. Passau 18.4. Nürnberg 19.4. Mannheim 20.4. regensburg 21.4. München 20.7. Losheim am See

hThe Harlem Gospel Singers Show25.12. Stuttgart 26.12. Mannheim 2.1. Köln 3.1. Köln 5.1. Essen

Jan Garbarek & Hilliard EnsembleAls vor 17 Jahren das Album „Officium“ erschien,

konnte keiner ahnen, was für eine Welle der Zu-

stimmung dem Experiment folgen sollte. Aber die

Verbindung von frühneuzeitlicher Vokalmusik und

improvisierendem Saxofon traf auf anhaltenden

resonanz, so dass Jan Garbarek und das Hilliard

Ensemble damit inzwischen nahezu überall auf

der Welt zu Gast waren. Im vergangenen Jahr nun

wurde das Projekt mit „Officium Novum“ (EcM/

UNiversal) fortgesetzt und um Klangeinflüsse er-

weitert, deren Blick ostwärts in richtung Armenien

zu dem Komponisten Komitas Vardapet schweift.

Die Grundhaltung ist geblieben, nur das repertoire

ist noch vielfältiger geworden. Im November sind

Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble wieder in

Deutschland zu Gast. Ein Klassiker der Konzertwelt.

Tournee vom 7.11. bis 11.12. 2011, Infos unter

www.bremme-hohensee.de

TOUrNEEN JA Z Z & WO rLD

bRebekka Bakken11.11. Essen 12.11. Mannheim 13.11. Mainz 15.11. Köln 16.11. Oldenburg 17.11. Hamburg 18.11. Berlin 19.11. Kiel 22.11. Erlangen 23.11. Hannover 2.2. München 3.2. Karlsruhe 4.2. Stuttgart 19.4. Lübeck 20.4. Worpswede 21.4. Hamm 22.4. Nürnberg 24.4. Bonn 25.4. Magdeburg 26.4. Halle 27.4. Potsdam 28.4. Dresden 29.4. Helmbrechts

Till Brönner22.10. München 1.12. Hannover

cCyminology15.10. Neuhardenberg 24.11. Kassel 25.11. Bremen 26.11. Kiel 9.12. Penzberg 10.12. Nürnberg 4.12. Bielefeld

dBarbara Dennerlein27.1. Kleve 1.3. Bad Hamm 11.3. Halle

eEchoes Of Swing6.11. Duisburg

gJan Garbarek & Hilliard Ensemble14.10. Osnabrück 16.10. Bremen 18.10. Pirmasens 7.11. München 8.11. Augsburg 9.11. Würzburg

10.11. Nürnberg 12.11. Hamm 13.11. Essen 15.11. Dortmund 11.12. Stuttgart

Hubert von Goisern23.1. Lörrach 24.1. Kaiserslautern 3.2. Landshut 5.2. Karlsruhe 6.2. Stuttgart 7.2. Frankfurt 8.2. Leipzig 10.2. Dresden 11.2. Magdeburg 12.2. Erfurt 10.3. Köln 11.3. Hannover 12.3. Berlin 13.3. Bielefeld

Alle Tourneedaten fortlaufend aktuali-siert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

6.1. Düsseldorf 7.1. Düsseldorf 13.1. Dortmund 14.1. Dortmund 16.1. Hamburg 25.1. Frankfurt a. M. 26.1. Frankfurt a. M.

Julia Hülsmann Trio27.10. Gelsenkirchen 29.10. Hameln 2.3. Emsdetten 17.3. Schweinfurt 30.3. Schwäbisch Hall 9.5. Hamburg 12.5. Donaueschingen

iIrish Folk Festival19.10. Kleinostheim 20.10. Mainz 21.10. München 22.10. Landsberg 23.10. Stuttgart 30.10. Karlsruhe 31.10. Unna 1.11. Hamburg 2.11. Buchholz 3.11. Oldenburg 4.11. Worpswede 6.11. Schwedt 7.11. Leipzig 8.11. Dresden 9.11. Görlitz 10.11. Berlin 11.11. Neubranden-

burg 12.11. rostock 13.11. Bremerhaven 14.11. Düsseldorf 16.11. Hannover 17.11. Nordhorn 18.11. Kreuztal

Vijay Iyer17.10. Koblenz 20.10. Dortmund 26.10. Innsbruck 27.10. Salzburg 28.10. Hamburg 7.11. Leverkusen 15.12. Singen 26.1. Kassel 27.1. Dornbirn 28.1. Basel 20.4. Neuburg/Donau

kRolf & Joachim Kühn Quintet29.10. Frankfurt 4.11. Schorndorf 5.11. Bayreuth 6.12. Hamburg 9.12. Darmstadt 12.1. Düsseldorf 3.3. Dessau

lCharles Lloyd6.11. Berlin

Page 49: SONO - Musik für erwachsene Hörer

49

mMax Raabe & Das Palast Orchester18.10. rosenheim 8.11. Erfurt 9.11. Gera 10.11. cottbus 11.11. Magdeburg 23.11. Hamburg 24.11. Münster 26.11. Niedernhausen 27.11. Darmstadt 28.11. Mannheim 29.11. Aschaffenburg 30.11. Würzburg 2.12. Kassel 10.12. Kulmbach 11.12. Leipzig

Rudresh Mahanth-appa25.10. Tübingen 26.10. Bamberg 27.10. Köln

I Muvrini15.11. Ludwigsburg 16.11. München 18.11. Düsseldorf 19.11. Hamburg

21.11. Erfurt 22.11. Dresden 23.11. Berlin 25.11. Mainz

Mo’ Blow23.10. Greifswald 5.11. Wolfsburg 11.11. Dresden 18.11. Jena

rCéline Rudolph9.11. München 12.11. Halle (Saale) 14.11. Dresden 7.2. Augsburg 10.2. Lörrach

sRyuichi Sakamoto6.11. Dortmund

Diknu Schneeberger Trio2.12. Sulzbach-

rosenberg21.1. Kirchheim/Teck

Karl Seglem 11.11. ravensburg 12.11. Herrenwies 13.11. Münster 14.11. Berlin 15.11. Zehdenick 16.11. Marburg 17.11. Gotha 18.11. Altenburg 19.11. Helbedündorf

tTomasz Stanko3.11. Berlin 26.4. Dortmund 27.4. Neuburg

Tingvall Trio3.11. Aalen 4.11. Ingolstadt 5.11. Neuwied 6.11. Dresden 7.11. Leverkusen 12.11. Burghausen 13.11. Freiburg 15.11. München 23.11. Berlin 8.12. Hamburg 19.1. Bremen 21.1. Kassel 24.1. Augsburg 27.1. Offenburg 30.3. St. Ingbert

TOK TOK TOK24.11. Aschaffenburg 29.11. Wiesbaden 1.12. Freiburg 2.12.11 Tübingen 3.12.11 Jena

Trombone Shorty29.11. Bremen 1.12. Karlsruhe 2.12. Erlangen 3.12. Köln 5.12. Stuttgart 6.12. Mannheim 7.12. München 8.12. Berlin 9.12. Hamburg

Olivia Trummer15.10. Esslingen 3.11. Ingolstadt 17.12. Hamburg 27.12. Bad Kissingen

vColin Vallon Trio29.10. Ludwigshafen 15.11. Elmau

wBugge Wesseltoft27.11. Neuharden-

berg30.11. Bochum 2.12. Heidelberg

Lizz Wright5.11. Berlin 6.11. BIX Jazzcclub

Tingvall TrioEin Schwede, ein Kubaner, ein Deutscher treffen

sich in der Hamburger Szene und heraus kommt

ein Trio, das die heimische Jazzwelt aufmischt. Nun

machen der Pianist Martin Tingvall und seine Kum-

pels nichts wirklich Neues. Aber sie bringen die Idee

des Klaviertrios derart gekonnt auf den Punkt, dass

sie nicht nur das Publikum, sondern auch die con-

naisseure des Fachs überzeugen, die dem Tingvall

Trio beispielsweise den Echo Jazz 2010 überreicht

haben. Das aktuelle Kapitel ihrer Klangstreifzüge

durch die nordisch geprägten Soundlandschaften

heißt „Vägen“ (Skip/Soulfood) und ist auch die

Grundlage des Live-Programm, mit dem die Musi-

ker von Ende Oktober bis hinein in den Dezember

auf deutschen Bühne Station machen.

Konzerte vom 27.10. bis zum 8.12., mehr Info unter

www.sonomagazin.de

Badi Assad, Ottobrunn

Man darf nicht immer auf die Ärzte

hören. Denn hätte sich Badi Assad

an das gehalten, was ihr die Spezi-

alisten vor einen guten Jahrzehnt

erzählt haben, dann hätte sie ihre

Musikerlaufbahn knicken können.

Denn jene meinten angesichts einer

Nervenerkrankung an den Händen,

sie würde nie mehr Gitarre spielen

können. Tatsächlich legte Badi As-

sad das Instrument, mit dem die

Schwester der beiden renommierten

Gitarren-Gurus Sergio und Odair As-

sad zuvor innerhalb weniger Jahre

den Sprung in die erste Musik-Liga

geschafft hatte, zwei Jahre lang

zur Seite und konzentrierte sich auf

Gesang und Percussion. Dann aber,

Stück für Stück, eroberte sie sich die

Kompetenz an den Saiten zurück,

und kann daher als besonderer Gast

der Ottobrunner Konzerte gelassener

und zugleich bewusster spielen, als

ihr das früher möglich gewesen wäre.

„Man kann sein Schicksal als Opfer

verstehen,“ meint sie im Gespräch,

„dann ist alles vorbei. Man kann es

aber auch als Herausforderung se-

hen und dann geht es immer weiter.“

So massiert sich Badi Assad auf der

Bühne zwar zwischendurch die Arme,

präsentiert aber ein vielschichtiges

Panoptikum der Stileinflüsse auf der

Basis der Klangtraditionen ihrer bra-

silianischen Heimat. Die Klassik hat

sie weitgehend hinter sich gelassen,

dafür kommen Vorbilder wie caeta-

no Veloso oder auch die Eurithmics

ins Spiel, deren Lieder und Ideen sie

geschickt in die eigene Songwelt in-

tegriert. Manches verblüfft wie die

Mundpercussion, die sie gleichzeitig

zum Gesang erzeugen kann, oder wie

die mit einem Drumstick präparierte

Gitarre, die auf einmal wie eine Mi-

schung aus Koto und Kalimba klingt.

Vor allem aber stellt Badi Assad sich

als faszinierende rhythmikerin und

musikalische Poetin vor, deren Lie-

der etwas von der Intensität haben,

die viele Menschen suchen. So war

das Konzert von Ottobrunn, gespielt

in einem wild wuchernden Bühnend-

schungel aus Palmen und exotischen

Dekorationen, einer dieser leisen,

feinen Momenten, der weit über den

Klangalltag hinausreicht.

Ralf Dombrowski

B L I c K Z U r ü c K :

Der Dschungel von Assad

Ein Hauch von Bra silien auf der Bühne: Badi Assad

Page 50: SONO - Musik für erwachsene Hörer

50

Welche Platte haben Sie sich als erste selbst gekauft?Im Anschluss an die Sozialisierung mit Hör-spielplatten: „The Black Hole“, den Soundtrack von John Barry.Welches Instrument haben Sie gelernt?Keines. Leider. Trotz der üblichen elterlichen Mahnung.Was war ihr bisher eindrucksvollstes Kon-zerterlebnis?

IQ im Londoner Mar-quee.

Sind Sie auch mal selbst als Musiker aufgetreten?Mit Musi-

kern, aber nicht

als Musiker.Was singen sie unter der Dusche?Ich pfeife kunstvolle Eigenkompo-

sitionen.Mit wel - chen Songs

bringt man sie auf die

Tanzfläche?Mit keinem.Und mit welchen wieder herunter?Viel zu vielen.Mit welcher Platte testen Sie die Belast-barkeit ihrer Boxen?Metal aller Art.Was läuft bei Ihnen zum Sonntagsbrunch?Das Radio.Wessen Stimme könn-ten Sie ewig lauschen?Lisa GerrardDer beste Soundtrack zum Joggen:

„Conan the Barbarian“ von Basil Poledouris. Schreibt sich auch gut dabei.Welche Musik haben Sie sich als letztes gekauft?

„Ego Anthem“ von TracedawnBei welcher Musik be-kommen Sie Ganzkör-perausschlag?Obwohl ich Prog-Rock-Fan bin: Yes. Geht für mich so was von gar nicht.Ihr Album für die einsa-me Insel:

„The Serpent’s Egg“ von Dead Can Dance.

der Pro mih ö rer

erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 1. dezember 2011

Kai MeyerKai Meyer ist einer der erfolgreichs-ten Romanautoren Deutschlands. Mit „Arkadien fällt“ (Carlsen) hat er soeben seine Gestaltwandler-trilogie fertig gestellt. Und er liebt musikalisch Opulentes.

Page 51: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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