Steintime Österreich 2 2009
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Bauen mit Naturstein I Gute Architektur motivier tSteine im Gar ten I Gefunden, gebrochen, gespalten
Architektur + Naturstein 2 I 2009
ÖSTERREICHAuslobung
Seite 9
PILGRAMPREIS2010
EDITORIAL
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ÖKOLOGISCHBAUEN
MIT PROFIL
UMWELTVERTRÄGLICHES UND GESUNDES BAUEN gewinnt invielen Bereichen immer mehr an Bedeutung. Häufig ist esbereits selbstverständlicher Teil der Qualitätssicherung. Investo-ren und Mieter werden künftig verstärkt Gebäude und Wohnun-gen einfordern, die im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheits-aspekte hohen Standards entsprechen und gleichzeitig auchnoch geringe Betriebskosten aufweisen. Umwelt- und gesund-heitsbezogene Informationen zu Bauprodukten werden daher inZukunft unverzichtbar sein. Sie erhöhen die Transparenz in derKommunikation mit den Kunden und schaffen somit die Voraus-setzungen für die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken.Informationen, wie sie die ökologischen Baustoffprofile auswei-sen, werden heute zu wichtigen Bausteinen in der Nachhaltig-keitsbewertung eines Bauwerks.Diese Informationen sind Bestandteile von Environmental Pro-duct Declarations (EPDs), mit denen die europäische Naturstein-branche die wachsende Nachfrage nach Umweltinformationen inZukunft bedienen will. Diese EPDs werden international genormtund mit den darin enthaltenen ökologischen Profilen eine konse-quente und sachgerechte Kommunikation über die Umweltein-flüsse eines Produkts ermöglichen. Dank einer österreischischenInitiative kann in den nächsten Monaten in Europa eine transpa-rente Umweltproduktdeklaration für Bauprodukte erarbeitet wer-den. Die Natursteinindustrie in Österreich hat diese Entwicklungnicht nur aufgenommen, sondern sie ist Vorreiter in Europa. Ent-scheidend ist, dass die mit einer EPD kommunizierten Informatio-nen von Bauprodukten nicht losgelöst vom weiteren »Lebensweg«des Bauwerks gesehen werden. Dadurch wird der Weg zu einersachgerechten Bewertung frei, in der nicht nur die Umweltwirkun-gen der Baustoffherstellung, sondern auch der ökologischeBetrieb, der Lebenszyklus, die Leistungsfähigkeit der Baustoffeund deren Recycling in einem Bauwerk zum Tragen kommen.
Dr. Anton Helbich-PoschacherVorsitzender der VereinigungÖsterreichischer Natursteinwerke
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INHALT
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Bilbao ist grau. So wird dieStadt im Baskenland beschrie-ben. Stimmt nicht ganz!Zwischen den grauen Häuser-zeilen leuchtet ein Bau hervor:die von Frank O. Gehry erdach-ten Formen des Guggenheim-Museums. Dieser Bau zeigt,dass Häuser mehr sein könnenals nur umbauter Raum;manchmal wenigstens.
Das »Baur au Lac« in Zürich, einesder exquisitesten Hotels Europas,präsentiert sich nach einem Umbau soprachtvoll und elegant wie eh und je.Besonders edel: die neuen Bäderder Suiten mit auserlesenen klassi-schen Marmorsorten – verarbeitet inÖsterreich.
Das Stadtarchiv in Halle/Saale isthochdekoriert. Nach dem Architektur-preis Sachsen-Anhalt 2007 erhieltendie Architekten kister scheithauer
gross aus Köln auch den DeutschenNatursteinpreis 2009 für die gelun-gene Ergänzung des historischen
Gebäudes.
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Bei der Gestaltung des Ludwig-platzes in Rosenheim habendie Architekten und Stadtpla-ner von SEP Baur & Deby derPflasterung besonderes Augen-merk geschenkt. Diese vereintAufenthalts- und Fahrflächenund verstärkt somit die Platz-wirkung.
4 STEIN TIME 2 I 09
Auslobung
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PILGRAMPREIS2010
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F r die Zukunft gestalten.
Die aktuellen Seiten von STEIN TIME
Natursteinfassaden – Visitenkarten aus Stein
Stadtarchiv in Halle – Ziegelstein und Muschelkalk
Haus der Kirche in Stuttgart – Kirche erleben
Schule in Hallein – Lernen auf Stein
Villa in Sofia – Luxuriöse Vielfalt
Hotel in Zürich – Stein vom Feinsten
Landhaus in Moskau – gemeinsam gestalten
Promenaden in Alicante – Zwischen Meer und Felsen
Platz in Rosenheim – Ein Platz mit Struktur
Fußgängerzone Baden – Bühne in der Stadt
Softwarepark in Hagenberg – Granit im Softwarepark
Trepp auf, trepp ab – Steintreppen im Garten
VÖN intern
Impressum
Fotonachweis
TRENDS
SCHWERPUNKT
ARCHITEKTUR
INNEN
PLÄTZE
GARTEN
STANDARDS
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REDAKTIONWilly Hafner, Ariane Suckfüll,Beate Ullrich, Gabriele Oldenburg,Richard Watzke;Streitfeldstraße 35 · D-81673 MünchenTel. +49 89/43 60 05-194Fax +49 89/43 60 05-113www.s-stein.com
VERLAGCallwey VerlagStreitfeldstraße 35 · D-81673 MünchenTel. +49 89/43 60 05-0Fax +49 89/43 60 05-113www.callwey.de
HERAUSGEBERVereinigung ÖsterreichischerNatursteinwerkeScharitzerstraße 5 · A-4020 Linz
6 STEIN TIME 2 I 09
Anfang Oktober ging in Veronadie 44. Internationale Fach-messe für Naturstein undBearbeitungsmaschinen zuEnde. Die allgemeine Stim-mung: verhalten optimistischmit Hoffnung auf einen Auf-schwung noch 2010. Dieweiteren Aussichten: Nur Plat-ten genügen nicht, Natursteinmuss sich neu erfinden.
Der Name der Messe ist Pro-gramm: »Marmomacc – Inter-national Exibition of StoneDesign and Technology«. Diezahlreichen Sonderschauenunterstrichen einmal mehr die-sen Anspruch. Die Initiative»Marmomacc incontra ilDesign« will Architekten undDesigner mit Ausstellernzusammenführen. Die Ständestanden in diesem Jahr unterdem Motto »Hybrid and Flexi-ble«. Die vom Consorzio Mar-misti Chiampo initiierte undschon zur Fachmesse Abitareil Tempo gezeigte Ausstellung»I Marmi del Doge« will mitinnovativen Gestaltungsan-sätzen dem natürlichen Mate-rial zu einem festen Platz imzeitgenössischen Design ver-helfen. Die Sonderschau»Monocromo«, ebenfalls schonauf der Abitare il Tempogezeigt, stellte nur ein einzigesMaterial in den Vordergrund:Pietra Serena in verschiedenenOberflächen und Bearbeitungs-möglichkeiten.
Naturstein im Raum
Stand bei den von Architektengestalteten Messeständen undder Schau »Monocromo« die
Gestaltung von ganzen Räu-men im Vordergrund, ging esin der von dem Designer Raffa-ello Galiotto konzipierten Son-derschau »I Marmi del Doge«um einzelne Gebrauchsgegen-stände aus Naturstein. BeideAusstellungen können exem-plarisch für die derzeitige Ent-wicklung der italienischen unddamit auch der internationalen
Natursteinbranche stehen.Naturstein nur als harte, funk-tionale Platte, als dauerhaftenBelag oder polierte Verkleidunganzubieten, wird in Zukunftkaum genügen. Überkapazitä-ten, die Verlagerung der Pro-duktionsstätten aus Europahin zu den Gewinnungsstättenin aller Welt, stellt die Bran-che in Italien und nicht nurdort vor die Aufgabe, ihr Pro-dukt neu zu erfinden. Dassdabei viele der Gestaltungs-ideen weit von einer Serien-reife entfernt sind, liegt in derNatur der Sache. Neue Pro-dukte können nicht von heuteauf morgen entwickelt werden.
Weg in die Zukunft
Die in Verona vorgestelltenIdeen zeigen Wege, wie dasProdukt Naturstein in Zukunftaussehen und vor allem auchvermarktet werden kann. Dassdie nördlich der Alpen beliebteForderung nach einer vorallem Steinmetzen wichtigen»Steingerechtigkeit« dabei abund zu auf der Strecke blieb,ist bestenfalls eine Randnotiz.Viel wichtiger dürfte die Fragesein, wie der Handwerker vorOrt mit dieser Entwicklung
marmomacc 2009
Design oder nicht seinWILLY HAFNER
TRENDS
umgehen kann und muss.Viele der gezeigten Produkteund Messestände dürften tra-ditionelle Steinmetzen verwirrtoder abgeschreckt haben. Siesahen eher aus, als seienArchitekten die Kernzielgruppedieser Fachmesse. Das mussnicht falsch sein. Falsch wärees, die in Verona gezeigten»Fingerübungen und Prototy-pen« als Irrwege einiger vomsteingerechten Weg abgekom-mener Sonderlinge zu sehen.
Steine »made in Italy«
Will der Bau- und Gestaltungs-stoff Naturstein in Zukunftmehr sein als nur ein harterBelag, sind Initiativen undIdeen wie die in Verona gezeig-ten, dringend notwendig.Sicher geht es hier eher erst
einmal darum, die Ideen hinterden Gegenständen und derenOberflächen zu erkennen. Zielder Messestände und Produkt-entwicklungen war es, so vorallem im Bekannten das Unbe-kannte sichtbar zu machen.Natürlich gilt hier, wie immerwenn es um neue Entwicklun-gen geht: Nicht alles, was gutaussieht, funktioniert auch.Was vor einigen Jahren nochunmöglich schien, dominiertheute eine Messe und nimmtEinfluss auf das ästhetischeEmpfinden der natürlichenSteine. Handwerk gepaart mitSpitzentechnologien. Natur-stein »made in Italy« soll inZukunft wieder Einfluss aufden Markt gewinnen. Es liegtnun an jedem selbst, dieseMöglichkeiten zu nutzen.
Ornament
oder Verbre-
chen: fast
schon rich-
tiges Design
Unter der Präsidentschaftvon Dr. Anton Helbich-Poschacher wurde erstmalsunter Beteiligung fast allernationalen europäischenNatursteinverbände ein Son-derbudget für die Vorberei-tungen zur Erstellung einereuropaweit einheitlichenUmwelt-ProduktdeklarationEPD (Environmental ProductDeclaration) nach ISO 14025für Naturstein bewilligt. EPDfür Bauprodukte sind einewesentliche Voraussetzung,um Bauwerke im Hinblick aufihre Umweltleistung als Teilder Nachhaltigkeit bewertenzu können. Die umweltbezo-gene Qualität eines Gebäu-des ist neben der Ausfüh-rungsqualität und der Nut-zung von den eingesetzten
Bauprodukten abhängig. Sosieht es jedenfalls die öffent-liche Hand, die über ihreeigene Beschaffung immermehr Umweltinformationeneinfordert: zum Energiever-brauch in der Bauprodukther-stellung, zur Beeinflussungder Innenraumluft oder auchzu Recyclingpotenzialen.Diese umweltbezogenenInformationen können durchEPDs vermittelt werden. InEuropa werden im Auftragder EU-Kommission dieGrundlagen von EPDs fürBauprodukte definiert. Eswird davon ausgegangen,dass mittelfristig das öffent-liche Beschaffungswesen,möglicherweise aber auchder private Sektor, EPDsnachfragen werden. rw
EPD für Naturstein
Stein oder
nicht Stein:
Naturstein
als leichte
Lamelle
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Im Rahmen des ArchitekturForums Naturstein wurde aufder Stone+tec in Nürnberg derDeutsche Natursteinpreis2009 vergeben. Den mit ins-gesamt 30000 € dotiertenPreis teilen sich dieses Malzwei Gewinner: WeinmillerArchitekten, Berlin, für denNeubau der Landeskreditbankam Schlossplatz in Karlsruhesowie kister scheithausergross Architekten und Stadt-planer, Köln, für den Neubaudes Stadtarchivs in
Halle/Saale. Laut MichaelFrielinghaus, Präsident desBundes Deutscher Architekten(BDA), zeugten beide Projektevon einem großen Verständnisvon Material, Proportion undräumlicher Wirkung und beleg-ten, auf welche Weise dasMaterial Naturstein in derArchitektur mehr als nur einedekorative Rolle einnähme.
Zugleich verdeutlichten diezwei prämierten Bauwerke dieBandbreite des Einsatzes vonNaturstein – von der architek-tonischen Intervention imBestehenden bis hin zumstadtraumprägenden Neubau.Wolfgang Bachmann, Chefre-dakteur der Architekturzeit-schrift Baumeister, führtedurch die Veranstaltung undleitete die im Anschluss andie Verleihung stattfindendePodiumsdiskussion. Frieling-haus betonte, der Preis solle
ein Appell sein, neue Wege inder Architektur mit Natursteinzu beschreiten.Naturstein solle laut ArchitektKleihues als das gesehen wer-den, was es ist: ein Materialmit ihm spezifischen Eigen-schaften. Adjektive wie gerad-linig, konservativ und boden-ständig werden mit Natursteinim Allgemeinen assoziiert.
Und genauso sollte das Mate-rial auch eingesetzt werden.Für Kleihues bestehe das Zieldarin, Naturstein als monoli-thische Wand zu verwendenund nicht zweckentfremdet voreine bestehende Wand zuhängen. DNV-GeschäftsführerReiner Krug erklärte hingegen,dass eine plattierte Lösungseiner Ansicht nach durchauseine Berechtigung habe, wenndiese gut und konstruktiv rich-tig ausgeführt sei.
Gestalten mit SteinAuf die Frage hin, ob Architek-ten zufrieden mit der Art undWeise der Bemusterung vonNatursteinen seien, entgeg-nete Preisträger Michael Groß-mann, es sei höchst interes-sant zu sehen, welch unter-schiedliche Arten und Bearbei-tungsmöglichkeiten von Natur-stein derzeit auf dem Marktzur Verfügung stünden. DasGestaltungspotenzial von Stei-nen sei laut BDA-PräsidentFrielinghaus groß und derskulpturale Ansatz noch langenicht erschöpft. Laut Kleihuessei die Auswahl in der Tat einwunder Punkt. Er persönlicharbeite nur mit Betrieben sei-nes Vertrauens zusammen.Gerade Architekten solltensich laut Kleihues dieses ein-malige Material in den Stein-brüchen selbst anschauen.Viele seiner Kollegen wärenregelrecht begeistert gewe-sen, den Naturstein einmal inseiner Ursprünglichkeit erlebtzu haben.
Naturstein in der Diskussion
Deutscher NatursteinpreisBEATE ULLRICH
Die Preisträger mit DNV-Präsident Joachim Grüter und BDA-Präsident
Michael Frielinghaus
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SCHEYBAL
Deutscher Natursteinpreis2009: je 7500,– €
Weinmiller Architekten,Gesine Weinmiller, MichaelGroßmann, Berlin,für die L-Bank, Karlsruhe;kister scheithauser gross,Köln, für das Stadtarchiv,Halle/Saale;
Besondere Anerkennungen2009: je 5000,– €
Günter Hermann Architekten,Stuttgart, für den Um- undErweiterungsbau der Deut-schen Bundesbank, Berlin;Waechter+Waechter Architek-ten BDA, Darmstadt, für denNeu- und Umbau des Hessi-schen Landtags, Wiesbaden;Hilmer & Sattler und AlbrechtGesellschaft von ArchitektenmbH, Berlin, für das Büro-haus/Hotel Lenbachgärten,München;
Lobende Erwähnungen 2009:Bernhard, Müggenburg, Satt-ler Landschaftsarchitekten,Berlin, für den Bonifatius-park, Frankfurt am Main;B & V Braun Volleth Architek-ten GmbH, Frankfurt/M., fürden Kronprinzbau, Stuttgart;Diethelm & Spillmann, CH-Zürich, für den Umbau unddie Erweiterung desFrank Marc Museums,Kochel am See;ARGE Ortner & Ortner /Kramm & Strigl, Berlin, fürdas Liliencarré, Wiesbaden;Van den Valentyn Architektur,Köln, für das Konrad-Ade-nauer-Ufer, Köln;Petra und Paul Kahlfeldt,Berlin, für das Wohnhaus,Heidelberg;
Die Preisträger
Der von der Vereinigung Öster-reichischer Natursteinwerke(VÖN) 2008 erstmals ausge-lobte HTL-Natursteinpreis istein neuer Wettbewerb für inno-vative, nutzerorientierte Pro-jekte aus Naturstein im Innen-und Außenbereich. Dabei wer-den Arbeiten berücksichtigt,die ästhetische, innovative undökologische Lösungen aufwei-sen. Der Wettbewerb stelltNaturstein als einen Baustoffin den Vordergrund, der durchindividuelle Behandlung vonDetails und Oberflächen wiekaum ein anderer auch beikleineren Projekten zur Wir-kung kommt. Durch den Wett-bewerb sollen HTL-Schülerzusätzlich zur Vortragsreihe»Faszination Naturstein« bes-ser mit den gestalterischenund konstruktiven Möglichkei-
ten von Naturstein vertrautgemacht werden. Teilnahmebe-rechtigt sind HTL-Schüler alsGruppen, Klassen oder Jahr-gänge als geistige Urheberund Planverfasser. Die Dar-stellung der Arbeiten erfolgtanhand von Lageplänen,Grundrissen, Schnitten,Details oder Fotos. In einemBegleittext sind Angaben zumEntwurf, der Konstruktion, derWirtschaftlichkeit sowie derOberflächenbearbeitung desNatursteins zu machen. Beur-teilt werden die Projekteanhand der Gestaltung undästhetischen Erscheinung, dertechnisch einwandfreien Kons-truktion, der Einbindung in denräumlichen Kontext, deradäquaten Verwendung vonNaturstein sowie der funktiona-len Brauchbarkeit. Die Jury
besteht aus HTL-Lehrern undVertretern der VÖN.
Premiere in Linz und Mödling
Beim ersten Durchgang nah-men HTL-Schüler aus Linz undMödling teil. Für die Premierezieht der Mödlinger Abteilungs-vorstand der Abteilung Bau-technik Hochbau, Prof. HaraldHrdlicka, ein positives Resu-mee: »Naturstein ist in, daherwar die Beschäftigung derSchüler mit dem BaustoffNaturstein im Rahmen desWettbewerbs hochaktuell.« Fürdie Schüler sei es ein Anreiz,sich mit Kollegen anhand kon-kreter Projekte zu messen.Darüber hinaus würden dieSchüler durch den Wettbewerbmotiviert, sich mit zeitgenössi-scher Natursteinarchitektur zubeschäftigen. Die Arbeiten
Ende Juni war die SalzburgerAltstadt Schauplatz des Euro-päischen Steinfestivals 2009:eine dringend notwendige undvor allem sehr gelungeneImagepolitur. Der Steinmetzeinmal nicht als »Billigimpor-teur« inhaltloser Massenware,sondern als kreativer Handwer-ker im Blickpunkt der Öffent-lichkeit. Wenn bei einem Festi-val in einer solch geschichts-trächtigen Umgebung jungeSteinmetzen aus ganz Europaeinem breiten und vor alleminteressierten Publikum ihrHandwerk zeigen können, kann
betreffen sowohl die Außenge-staltung als auch das Innen-raumdesign.An der HTL 1 in Linz begleiteteProf. Christian Armbruster dreiKlassen durch den Wettbe-werb: »Vonseiten der HTLbegrüßen wir den Wettbewerbsehr, da die praxisnahe Ausbil-dung an der HTL durch solcheKontakte zur Wirtschaft geför-dert wird.« Rund 70 Schülerdes dritten und vierten Jahr-gangs arbeiteten jeweils inGruppen an Themen in denBereichen Hoch- und Tiefbau.
Nach dem ersten Durchgangwird der Wettbewerb im Schul-jahr 2010/2011 an mehrerenHTLs weitergeführt.Weitere Informationen zumWettbewerb aufwww.pronaturstein.at
das nur gut sein für ein Hand-werk, das in den letzten Mona-ten eher durch Negativschlag-zeilen auffiel. Für heimischeQualität gegen Billigware ausdem Fernen Osten – unter die-ses Motto hatte der SalzburgerLandesinnungsmeister AdolfMoser das Festival gestellt.Als Organisator des Festivalswollte er auch das ange-staubte Image dieses Hand-werksberufs heben, erklärte erin einem Interview dem Öster-reichischen Rundfunk. Unterder thematischen Vorgabe»Wasser und Natur« waren
über 120 Steinmetzen ausUngarn, Italien, Deutschland,Frankreich, England, Malta,Kroatien und Österreich nachSalzburg gekommen. Jedemstand als Ausgangsmaterialein 30 x 30 x 40 cm großerSandsteinblock zur Verfügung.Lehrlinge erhielten Arbeitsvor-
lagen, Gesellen und Meisterarbeiteten nach eigenen Ent-würfen. Darüber hinaus gab esein umfangreiches Rahmenpro-gramm sowie gastronomischeAngebote. Als Höhepunkt wur-den alle Arbeiten durch denSalzburger Dorotheums-Cheföffentlich versteigert.
Schüler gestalten mit Naturstein
HTL-Natursteinpreis 2009RICHARD WATZKE
Steinfestival Salzburg
Im Licht der ÖffentlichkeitRICHARD WATZKE
TRENDS
8 STEIN TIME 2 I 09
Das Siegerteam in
Linz: Rita Spiegel-
berg, Anna Kick-
ingereder, Romina
Priesner und
Simone Schütz
setzten sich mit
ihrem Entwurf für
ein Sattlermu-
seum durch.
Die Sieger in Mödling mit der Jury aus Professoren der
HTL Mödling sowie den Vorsitzenden der VÖN.
Salzburgs Landes-
hauptfrau Gabi Burg-
staller mit Bundes-
innungsmeister Rudi
Wunsch (l.) und Salz-
burgs Landesinnungs-
meister Adolf Moser
(2. v.r.)
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ANZEIGE PILGRAM
Der Pilgram-Preis 2010 wirdfür herausragende Bauten,Platz- und Freiraumgestaltun-gen ausgeschrieben, beidenen eine beispielhafte inno-vative, gestalterische undtechnisch-konstruktive Anwen-dung von Naturstein im Mittel-punkt steht. Es werdenanspruchvolle Baukonzepteausgezeichnet, die für einehohe architektonische Quali-tät, eine energetische Optimie-rung und eine wirtschaftlicheKonstruktion stehen. Gewür-digt werden herausragendePlanungsleistungen, die ästhe-
tisch anspruchsvolle, innova-tive und ökologische Lösun-gen aufweisen.Der Wettbewerb stellt Natur-stein als einen Baustoff inden Vordergrund, der durchdie individuelle Behandlungvon Details und Oberflächenwie kaum ein anderer auchbei kleineren Bauwerken zurGestaltung des öffentlichenRaums beiträgt und vorbildlichhinsichtlich der Rücksicht-nahme auf Nachhaltigkeit,Energieeffizienz und Umwelt-probleme ist.Der Preis wird für realisierteProjekte vergeben, bei denendem Baustoff Naturstein einebesondere architektonischeBedeutung zu kommt und diebeispielhafte Lösungen für dieGestaltung unserer Umweltdarstellen.Teilnahmeberechtigt sindösterreichische Architektinnenund Architekten, Ingenieurkon-sulentinnen und Ingenieurkon-
sulenten für Landschaftspla-nung und Landschaftspflegeund Ingenieurkonsulentinnenund Ingenieurkonsulenten fürInnenarchitektur, die geistigeUrheber und Planver fasservon im In- und Ausland fertiggestellten Bauwerken sind.Mit der Teilnahme werden dieBedingungen der Auslobunganerkannt. Prämiert wird dievorbildliche Gestaltung undtechnisch zeitgemäße Kons-truktion von Projekten im In-und Ausland unter maßgebli-cher Verwendung von Natur-stein aus österreichischer Fer-
tigung, ausgeführt von Natur-stein-Fachbetrieben. Ausge-lobt wird der Pilgram-Preis2010 von der VereinigungÖsterreichischer Naturstein-werke (VÖN), Linz, in Zusam-menarbeit mit der Bundes-kammer der Architekten undIngenieurkonsulenten (bAIK)Wien.Der Pilgram-Preis ist mit10 000 E dotiert und ein an-erkannter Architektur-Preis.1991 wurde er zum erstenMal vergeben.Die Jury besteht aus Arch.Prof. Dipl.-Ing. Maria Auböck,Wien; Arch. Dipl.-Ing. HerbertAblinger, Wien; Arch. Mag.arch. Boris Podrecca, Wien;Dr. Anton Helbich-Poschacher,St. Georgen und Ing. NorbertKienesberger, Grieskirchen.Redaktion Pilgram-Preis:Bundeskammer der Architek-ten und [email protected]
Pilgram-Preis 2010
Bauen mit Naturstein –energieeffizient und nachhaltig
WILLY HAFNER
Bekannter Preis: neues Logo – der Pilgram-Preis 2010
10 STEIN TIME 2 I 09
ARCHITEKTUR
Bilbao ist grau. So wird die Stadt imBaskenland beschrieben. Stimmtnicht ganz! Zwischen den grauen
Häuserzeilen leuchtet ein Bau hervor: dievon Frank O. Gehry erdachten Formen desGuggenheim-Museums. Dieser Bau zeigt,dass Häuser mehr sein können als nurumbauter Raum; manchmal wenigstens.
ARCHITEKTUR IST EINE ÖFFENTLICHE,IM WORTSINN POPULÄRE DISZIPLIN.Sprach man vor Jahren noch von denbetont zeitgenössisch, gar futuristisch auf-trumpfenden Bauwerken, den möglichstprominenten »Signature Buildings«, so ste-hen heute – im Namen der Krise – Sym-bole der ganz anderen Art im Mittelpunkt.
JEDER WILL EIN SCHLOSSIn einer Zeit, da allerorten Schlösserrekonstruiert oder neu erfunden werden,in einer Zeit, da die Rückbesinnung aufdas bauliche Gestern zunehmend dasbekundende Heute und gar das visionäreMorgen in der Architektur verdrängt, ineiner solchen Zeit taugt breiten Bevölke-rungsschichten ein altes Schloss ausStein oft mehr als Vision als einegedämmte Kiste aus Glas. Ist das Alteplötzlich wieder das Neue? Spielt sich dieRenaissance der europäischen Stadtge-stalt aus natürlichem Stein und die damitpunktuell, aber medienwirksam einherge-henden Rückgriffe der architektonischenSprache auf das längst vergangeneGestern inmitten einer »neuen Avant-garde« ab, wie das die Berliner Architek-tin Petra Kahlfeldt einmal genannt hat?
IST ALT ALSO NEU?Nach all den Diskussionen um dieBewahrung oder auch nur Nachempfin-
Visitenkartenaus Stein
VON WILLY HAFNER
Die Kunst der FugeNaturstein im Detail: Das Fugenmuster ist entscheidend.
Große Formate, schmale Fugen, ein Fugenbild, das Sinn
macht: eine Fassadenfläche im Wortsinn, nur unterbrochen
von präzise angeordneten Fenstern und Türen.
PROJEKT: Kondrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
ARCHITEKT: Thomas van den Valentyn, Köln
NATURSTEIN: Römischer Travertin Classico1
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dung des Alten, der Schlösser, Burgenund Ensembles auf der einen Seite, nachall den Kämpfen für Zeitgenossenschaft,für das Neue und Eigene auf der anderenSeite kann es einen nicht mehr verwun-dern, dass die Gretchenfrage der Bau-kunst, wie man es denn nun halte – mitdem alten Neuen (Moderne) oder demneuen Alten (Tradition) – sich als uner-müdlich wie nutzlos herausstellt.Diese Debatte gehört zu den leiden-schaftlichsten, vielleicht auch unsinnig-sten und natürlich ältesten der »Bau-Welt«. Stein gegen Glas! Wie so oft beiIdeologiediskussionen geht es meist nurum Äußerlichkeiten, geht es Vielen –auch den Architekten – nur noch um dieFassaden.Viele vergessen, dass Architektur inerster Linie die Kunst des Unsichtbarenist, dass Räume wichtiger sind als Ober-flächen und dass Ästhetik nicht an dieStelle von Zwecken und Inhalten tretenkann. Aber doch, so heißt es: Steinernesist gleich undurchsichtig, schwer, tota-litär. Gläsernes ist gleich transparent,leicht, demokratisch. So einfach ist dasdann und so falsch. In Wirklichkeit siehtdas Leben anders aus. Es lebe also deralte Streit. Es steht noch immer Steingegen Glas oder Glas gegen Stein –gestern und heute wieder ganzbesonders.
Das Spiel an der EckeNaturstein im Detail: An den Ecken ist die Qualität zu erken-
nen. Präzise montiert, in der Schichtung logisch, klar im
Erscheinungsbild und keine geklebten Gehrungen
PROJEKTE: Sparkasse Hohenlohekreis, Künzelsau (rechts,)
CDU-Parteizentrale, Berlin (unten)
ARCHITEKTEN: Müller, Müller-Djordjevic, Stuttgart (rechts),
Petzinka, Pink und Partner, Düsseldorf (unten)
NATURSTEIN: Gauinger Travertin (unten), Dorfergrün (rechts)
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Die Platte macht dickDas Prinzip der tektonischen Schichtung: Die Schichtung
von Platten übereinander, die das Verstecken der Fugen in
den dabei entstehenden Überlappungen ermöglicht,
erzeugt eine größere, plastische Tiefenwirkung.
PROJEKTE: Delbrückhaus, Berlin (links),
Walter-Benjamin-Platz, Leibniz-Kolonnaden, Berlin (rechts)
ARCHITEKT: Hans Kollhoff, Berlin
NATURSTEIN: Sardischer Granit und Pietra Serena (rechts)
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ARCHITEKTUR
STEIN GEGEN GLAS …Unterschiedlicher könnten Werkstoffekaum sein: schwer, rau und unver-wüstlich der Stein – leicht, glatt undzerbrechlich das Glas. Doch es gibtnichts Verschiedenes, was nicht auchverwandt ist, jedenfalls nicht in derGeschichte der Architektur und Kunst.Wie es sich jedoch für eine richtigenordeuropäische, will sagen teutoni-sche Grundsatzdiskussion gehört,gerät hier Vieles gleich zu einem Glau-bensbekenntnis. Doch neigt sich die-ser Krieg womöglich seinem Ende zu.Nun entpuppt sich diese Diskussion inden Augen einer neuen, jungen Gene-ration von Architekten als »ziemlichuninteressant«. Das ist von erfrischen-der Klugheit und Abgeklärtheit. Eswäre schön, wenn man es als ein Indizfür das baldige Ende einer seit Beginndes letzten Jahrhunderts geführten, in
Die neue StärkeDas Erscheinungsbild eines Hauses bestimmt die
Fassade. Die Gesetze der Tektonik, des Tragens und
Lastens stehen im Vordergrund. Massive L-Stücke aus
Naturstein geben dem Wandaufbau den nötigen Halt.
PROJEKT: Auswärtiges Amt, Berlin
ARCHIKTEKTEN: Thomas Müller
Ivan Reinmann, Berlin
NATURSTEIN: Römischer Travertin Classico
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Eine Chance fürs OrnamentUmlaufende Gurtgesimse, gefräst aus massiven
Werkstücken, die unten größer dimensioniert sind als
oben, machen einen soliden und zuverlässigen Eindruck.
PROJEKT: Maritim Hotel, Berlin
ARCHITEKTEN: Kleihues + Kleihues Architekten, Berlin
NATURSTEINE: Römischer Travertin Classico
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all der Zeit dabei aber zu gar nichtsEssenziellem führenden Debatte wer-ten könnte. Auf der Seite der vermeint-lich fürchterlichen Traditionalisten:Prinz Charles, der königliche Architek-turkritiker aus Großbritannien. Auf derSeite der vermeintlich schrecklichenModernisten: Richard Rogers, JacquesHerzog, Pierre de Meuron, NormanFoster, Renzo Piano und Frank O.Gehry – um nur einige Vertreter derinternationalen »Star-Architektur« zunennen. Wenn nun eine jüngere Gene-ration von Architekten sich am über-kommenen Feindbild so ostentativdesinteressiert zeigt, so lässt das hof-fen. Der Streit Alt versus Neu, konser-vativ versus progressiv, Naturstein ver-sus Stahl und Glas, offen versusgeschlossen: All das führt schon seitJahren zu keinem intelligentenGespräch über das Bauen.
KEINE GEDÄMMTEN KISTENDie wahren Zeugnisse des Bauens mitNaturstein sind die des konkreten Bau-ens: Häuser entstehen auf dem Funda-ment einer Tradition, einerseits entste-hen sie im Heute, andererseits zielensie nach Möglichkeit in die Zukunft.Das ist der Anspruch guter Architekturund sollte auch der Anspruch guterRäume aus Stein sein. Alles anderesind Glaubensfragen. Der Wiener Archi-tekt Wolfgang D. Prix erklärte vor Kur-zem in einem Vortrag zur Eröffnung derMünchener Opernfestspiele 2009 seineAuffassung von Architektur und Raum,Ästhetik und Nachhaltigkeit: »Ich denkeeher an Gebäude, die nicht gedämmteKisten sind, sondern mit ihrer Form unddurch ihre Fassade Energie gewinnenund in ihrer Gestalt die Gestalt derzukünftigen Gesellschaft zeigen. Ichmeine damit aber nicht die in vielen
Die Rückkehr der MassivitätNaturstein im Detail: Die optische Standfestigkeit eines
Gebäudes hängt von der soliden, also »massiven« Gestaltung
seiner Ecken ab. Ein Beispiel: L-förmig geschnittene Werk-
steine wirken als Ecklösung massiver als schmale, vertikal
gestellte »Vierkantstäbe«. Richtig ausgeführt überzeugt die
Lösung ökologisch und ökonomisch.
PROJEKT: Upper Eastside, Unter den Linden, Berlin
ARCHITEKTEN: gmp von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
NATURSTEIN: Römischer Travertin Classico
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14 STEIN TIME 2 I 09
ARCHITEKTUR
wurden? Nur Fassade? Wo bleiben hierkonstruktive Logik und Ehrlichkeit,wenn auch das alles nur »Blendwerk«war? Wie war das noch vor 15 Jahrenmit den polierten Kisten. Innen Beton,außen dünne Platten. Es gibt viel Stein,aber wenig Fantasie. Überall dieselbenmonotonen Verkleidungen.
WAS HEISST EHRLICHDa ist sie dann halt doch da, dielästige Moral der Ehrlichkeit. GottfriedSemper hatte einst das formuliert, wasspäter Robert Venturis mit seinem»decorated shed« provokativ fortführte:Das Material spreche nur für sich undtrete unverhüllt auf in jener Gestalt, injenen Verhältnissen, die als die zweck-mäßigsten für dasselbe durch Erfah-rung und Wissenschaften erprobt sind.Dies sei die wahre Einfachheit, so heißtes. Der Wunsch nach dem Besonderen
steht bei vielen Bauherrn heute im Vor-dergrund. Natursteine haben eine Per-sönlichkeit, sind naturverbunden, klarund frisch. Die materielle Anbindung aneine örtliche Bautradition symbolisiertdas wiederentdeckte Geschichtsbe-wusstsein, das bereit ist, die gewach-sene Tradition weiterzuführen. Die bau-geschichtlichen Prototypen zeigen denWeg. Stütze und Last, Funktion undDekor, Oberfläche und Farbenspiel bil-den noch immer eine unnachahmlicheEinheit. Gerade heute braucht ein Bau-stoff mehr Sinn als nur Verkleidung! Einsinnvoller Einsatz von Naturstein kannnur dann gelingen, wenn seine spezifi-schen Eigenschaften wie Härte, Plastizi-tät, Färbung oder Wetterfestigkeit inden Vordergrund gestellt werden. AusHäusern werden »beeindruckende Mar-ken«, aus Nullachtfünfzehn-Bauten wird»Corporate Architecture«. �
Die ganz dicken SteineNaturstein im Detail: Eine »symmetrische Lochfassade« aus Kalkstein mit
zurückgesetzten Fensterscheiben. Eine Fifty-fifty-Fassade. Die Glasfelder
werden bis zur maximal bei einem Bürogebäude vertretbaren Größe aufge-
rissen und folglich müssen auch die umgebenden Steinflächen ein Maxi-
malmaß ausfüllen. Ein nicht durch Fugen gestörtes Steinskelett. Natur-
stein an der Grenze seines ästhetisch und bautechnisch Möglichen.
PROJEKT: DZ-Bank, Berlin
ARCHITEKT: Frank O. Gehry, Los Angeles
NATURSTEINE: Giallo Dorato, Pietra di Nanto
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bunten Magazinen abgebildeten, leblo-sen Telefonsex-Architekturen, deren Bil-der viel versprechen und nichts davoneinlösen können.«
DIE AUFGABE DER HÄUSERDie Baugeschichte hilft, den Blick zuschärfen. Was war eigentlich mit dem»immateriellen Schimmer des griechi-schen Marmors« auf der Akropolis, vondem die Dichter schwärmten? Was warmit den Marmorinkrustationen von SanMiniato al Monte in Florenz oder von IlGesú in Genua? Nur Fassade? Was warmit den dünnen Maßwerken an der Fas-sade des Straßburger Münsters, dievon hinten durch Eisenbänder gehalten
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ARCHITEKTUR
ZIEGELSTEIN UNDMUSCHELKALK
Das Stadtarchiv in Halle/Saale ist hochdekoriert.Nach dem Architekturpreis
Sachsen-Anhalt 2007 erhieltendie Architekten kister scheithauergross aus Köln auch den Deut-schen Natursteinpreis 2009 fürdie gelungene Ergänzung deshistorischen Gebäudes.
Backsteineinlagen in den Lüftungs-
öffnungen rhythmisieren die
Fassade und schaffen mit dem
ockerfarbenen Ton einen Bezug
zum Hauptgebäude.
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DER NEUBAU DES STADTARCHIVS INHALLE ist eine architektonisch überzeu-gende und in seiner Materialität eigen-ständige Antwort auf die Frage nach derErgänzung eines historischen Gebäudes.So befindet die Jury des DeutschenNatursteinpreises 2009 über den vonkister scheithauer gross Architekten undStadtplaner, Köln, realisierten Bau.Historischer »Partner« des Magazin-neubaus ist ein Neorenaissance-Palazzovon 1884 mit einer Fassade aus massivgemauerten ockerfarbenen Ziegelsteinenund in Naturstein gefassten Fensteröff-nungen und Portalen. Der Bestandsbauist horizontal stark gegliedert in Sockel-,Haupt- und Mezzaningeschoss, die durchkräftige Gesimsbänder aus Natursteinund das steinerne Traufgesims nochbetont werden.Der Neubau stellt sich als ein massiverTurm aus Stein neben das Stadtpalais ineine schmale Baulücke. Der ruhendehorizontale Palazzo und der vertikale auf-strebende Turm ergeben einen reizvollenKontrast.In direkter Umkehrung der Materialitätdes Altbaus präsentiert sich der Archiv-turm als ein hoher Natursteinblock ausMuschelkalk, in den vertikale Öffnungen
geschnitten wurden, die mit Backsteinen inder Farbigkeit des Altbaus als konstruktiverWandaufbau ausgefacht sind. Darin einge-lassene hölzerne Lüftungsklappen tanzenin unterschiedlichen Höhen über dieFassade und interpretieren das Thema Öff-nungen in einer dem Archiv angemessenenWeise. Gleichzeitig erhält die streng geord-nete Fassade einen spielerischen irrationa-len Ausdruck. Durch die Übernahme derGesimsbänder in den Neubau fügt sich derTurm in die horizonal gegliederte Straßen-fassade ein, ohne seine Vertikalität aufzu-geben. Durch die schrittweise Reduktionder Auskragungstiefe der Gesimsbänderbis hin zur Fassadenbündigkeit wird in demTurmkopf die Vertikalität des Archivs subtil
Die Fassade ist in ihrem
ursprünglichen Zustand verblieben.
Das Material der neuen Fassade –
Muschelkalk – orientiert sich an
den vorhandenen Gebäuden.
18 STEIN TIME 2 I 09
ARCHITEKTUR
verstärkt. Der im Altbau plastisch vertre-tene massive Natursteinsockel tritt im Neu-bau zurück und wird als Schattenfuge aus-gebildet. Das in Naturstein gerahmte Portalwird neu interpretiert als eine Öffnung inder Natursteinwand, ausgefacht mit einerLage für Lage sich weiter nach innenabstaffelnden, schweren Mauerwerkswand,die die Idee des Eingangs äußerst bildhaftwerden lässt.Trotz seiner Eigenständigkeit macht geradeder intelligente Dialog, den der Neubau mitdem Altbau architektonisch und in Bezugauf die Materialität führt, den großen Reizdieses Projekts aus. Das Spiel mit Natur-stein und Backstein und die Umsetzung immassiven, konstruktiven Wandaufbauerzeugt die besondere Poesie diesesEnsembles.
Doch es ist nicht nur die Gestaltung, diebei diesem Objekt überzeugt: Der charak-teristische Neubau wird dazu genutzt, dieklimatische Situation für die Lagerung desArchivmaterials zu optimieren. Durch dieAuslagerung der Archivbestände konnte imAltbau die räumliche Situation der Archiv-verwaltung und der öffentlichen Lese- undVersammlungsräume verbessert werden.Ziel war es auch, die späteren Betriebs-kosten zu minimieren. Deshalb wurde einklimatisches Konzept, das sogenannteKölner Modell entwickelt. Bei dieser Bau-konstruktion wird auf eine teure Voll-klimatisierung der Räume verzichtet. Diegeforderte Raumtemperatur, Luftzufuhr und-feuchtigkeit werden ausschließlich durchden konstruktiven Wandaufbau und einenatürliche, kontrollierte Lüftung erreicht. �
BAUHERR
Stadt Halle, D-Halle/Saale
ARCHITEKT/PLANVERFASSER
kister scheithauer gross
Architekten und Stadtplaner,
D-Köln
NATURSTEIN
Kirchheimer Muschelkalk
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20 STEIN TIME 2 I 09
ARCHITEKTUR
Im Herzen Stuttgarts ist »Kirche«seit Anfang 2009 auf neue Artund Weise erlebbar. Auf der König-
straße, mitten im pulsierendenLeben der City, schafft das Hausder Katholischen Kirche einen Ortder Ruhe und Begegnung.
KIRCHEERLEBEN
VON ANNE-MARIE RING
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NOMEN EST OMENDer Name ist Programm: »City-Pasto-rale« heißt das Konzept, mit dem sichdie katholische Kirche einen neuenZugang zum Menschen eröffnen will.Wo bislang die Verkündung christlicherDogmen im Vordergrund stand, sollkünftig verstärkt der Einzelne mit sei-nen individuellen Belangen im Mittel-punkt stehen. City-Pastorale wurde 1992in Frankfurt am Main gestartet. Inzwi-schen gibt es mehr als 20 deutscheGroßstädte, in denen Menschen aufganz individuelle Art und Weise mit derKirche auf Tuchfühlung gehen können.
LAGE IST TRUMPFIn Stuttgart sah die katholische Kirchedie einmalige Chance gekommen, alsdie Landesbank Baden-Württembergbeschloss, ihren Stammsitz an derKönigstraße aufzugeben. Eine bessereAdresse als Kö 7, an der quirligen Fuß-gängerzone, die in ihrem unterenBereich den Hauptbahnhof mit demSchlossplatz verbindet, hätte sich für
Zwecke der City-Pastorale kaum findenlassen. Durch den Abriss des Pfarrhau-ses an der dahinter liegenden Stauffen-bergstraße wurde ein etwa 900 Qua-dratmeter großer Bauplatz geschaffen.Das Grundstück stellte besondereAnforderungen an den Entwurf. DieStirnseite zur Königstraße beträgt nur13 Meter, während sich die Längs-achse auf über 50 Meter ausdehnt,begrenzt durch die Domkirche auf dereinen und den neu erbauten Phönixbauauf der anderen Seite.An der Stirnseite ragt das Haus derkatholischen Kirche zwei Meter in denLuftraum der Königstraße und machtals städtebaulich weit sichtbares Zei-chen auf die besondere öffentliche Nut-zung aufmerksam. Von dieser schmalenStirnseite aus entwickelt sich der Bau-körper in einem gewissen räumlichenAbstand entlang der Domkirche undumfasst diese in ihrem rückwärtigenTeil. Auf acht Ebenen sind in zwei Unter-geschossen eine Tiefgarage sowie eingroßer Veranstaltungssaal, im ersten
BAUHERR
Bauherrengemeinschaft
Kath. Pfarrstelle St. Dionysius,
D-Neckarsulm; Kath. Stadtdekanat,
Stuttgart, und Kath. Kirchen-
gemeinde St. Eberhard, D-Stuttgart,
vertreten durch Katholisches Stadt-
dekanat, D-Stuttgart
ARCHITEKTEN
Anton Ummenhofer, D-Stuttgart
NATURSTEINARBEITEN
Steinbau Lauster, D-Stuttgart
Das Haus der
Katholischen
Kirche, Stutt-
gart, will ein
Forum sein, in
dem aktuelle
Fragen der
Politik, Gesell-
schaft und
Religion erör-
tert werden.
Li.: Das senkrechte
Bandfenster belichtet
das Treppenhaus.
Re.: Ansicht von der
Königstraße; massive
gemauerte Fassade aus
acht bis zwölf Zentimeter
dicken Platten.
22 STEIN TIME 2 I 09
ARCHITEKTUR
Obergeschoss eine Galerie für Aus-stellungen und in den darüber liegen-den Etagen Büros und Wohnungen –das Konvent der Vinzentinerinnen vonUntermerchtal sowie die Pfarrwohnungim Loggiageschoss – untergebracht.
SEELSORGE »EN PASSANT«Kernzone jedoch ist der öffentlichzugängliche Bereich im Erdgeschoss:ein lichtes Atrium mit Café, Buchhand-lung, mehreren Läden und der kreisrun-den Informationstheke, dem »katholi-schen i-Punkt«, im Zentrum. Um Pas-santen die Schwellenangst zu nehmen,öffnet sich das Erdgeschoss mit einerGlasfront zur Königstraße. Eigentlichhätte die gesamte Fassade verglastwerden sollen, doch mit Rücksicht aufden Ensemble-Charakter von Königin-Olga-Bau, Domkirche und nicht zuletztKunstgebäude wurde schließlich eineSandsteinfassade realisiert.Das äußere Erscheinungsbild des Neu-baus orientiert sich in Bezug auf Maß-verhältnisse, Wandaufbau, Fassaden-gliederung, Fensterteilung und Materia-lien an den historischen Bauwerkendes städtebaulichen Ensembles. So ist
die Fassade mit demselben Maulbron-ner Sandstein verkleidet, der auch dasÄußere von St. Eberhard prägt. Für dieFassade wurden die Platten feingeschliffen, anders im Inneren, wo dieAußenwand der Domkirche zur Innen-wand des Neubaus wird.
MATERIALIEN
Außenfassade:
Maulbronner Sandstein,
geschliffen
Innenwand:
Maulbronner Sandstein,
Krustensteine
Bodenbelag Erdgeschoss,
1. Untergeschoss und Galerie:
Gauinger Travertin, gespachtelt
und geschliffen; quadratische
Platten, Format 100 x 100 cm
Treppe EG zur Galerie:
Keilstufentreppen aus massiven
Werkstücken; die übrigen
Treppen sind mit Maßplatten
aus Gauinger Travertin belegt.
Re.: Die ehemalige
Außenwand der Dom-
kirche wurde – mit
Krustenplatten aus
Maulbronner Sandstein
bekleidet – zur Innen-
wand des Neubaus.
Blick auf den
Laden im
Erdgeschoss
Li.: Der »i-Punkt«
im Erdgeschoss,
von der Galerie
aus gesehen
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AUSSEN WIRD INNENDie Längsfassade des Doms, bisher imInneren des Gebäudeblocks verborgen,ist als Hauptfassade des Neubaus nunin voller Höhe sichtbar: Mit einer Raum-höhe von neun Metern macht das zwei-geschossige Atrium die gesamte Außen-wand der Domkirche zur Innenwand desNeubaus. Der Abstand zwischen Neu-und Altbau ist mit einem schmalen Glas-dach geschlossen, durch welches natür-liches Tageslicht fällt und die mit Krus-tenstücken aus Maulbronner Sandsteinbekleidete Längsfassade der Domkirchebetont. Der neu geschaffene halb öffent-liche Raum bildet eine fußläufige Verbin-dung quer zur Königstraße, über die neugestaltete Stauffenbergstraße, durchdas Foyer des Kunstgebäudes hindurchin den Schlossgarten hinein.
KRUSTENWANDFür die Gestaltung der Innenwandlieferten die Natursteinwerke LausterKrustenplatten aus rotem MaulbronnerSandstein. Es war der Wunsch derArchitekten, nur solche Werkstückezu verlegen, die aus den unregelmä-ßigen Bruchkanten der Blöcke heraus-gesägt waren. Die aufgrund der un-regelmäßigen Oberfläche auftretendenToleranzen wurden zur Raummittehin ausgerichtet, was der Innenwanddie ihr eigene Plastizität verleiht.Sie ist nach Art einer Vormauerschaleaus diesen massiven Werkstückengemauert und mit Halteankern ander Domwand gesichert. Das Gewichtder acht bis zwölf Zentimeter dickenNatursteinwand ist nach unten ab-gelastet.
Geprägt von Natur-
stein und Holz: Der
nach Südwesten aus-
gerichtete Gang im
Theorietrakt erhält
viel natürliches Licht.
ARCHITEKTUR
IN DER HÖHEREN TECHNISCHENBUNDESLEHRANSTALT HALLEINwerden jährlich rund 1000 Schülerunterrichtet. Schwerpunkte der Ausbil-dung sind die Fächer Hochbau, Bau-handwerk, Betriebsinformatik, Stein-metzhandwerk und Bildhauerei, Innen-raumgestaltung, Tischlerei, Produkt-und Systemdesign sowie Maschinen-bau. Der Unterricht fand bis 2007 inGebäuden statt, die den Anforderungenan modernen Unterricht nicht mehrgenügten. Das rund 100 Jahre alteTheoriegebäude war wegen der beeng-ten Grundstückssituation nicht erweiter-bar und wich einem Neubau. Der beste-hende Werkstättentrakt musste zumTeil ergänzt und an die aktuellen Erfor-dernisse des Praxisunterrichts an-gepasst werden.Der Baustart des Neubaus des Theorie-trakts sowie der Funktionsadaptierungder Werkstätten erfolgte im April 2007nach einem 2003 durchgeführten Archi-tektenwettbewerb. Nach einer Bauzeitvon eineinhalb Jahren wurden die Bau-maßnahmen abgeschlossen und zumWinterhalbjahr 2009/2010 der Unnter-richt im Neubau aufgenommen. DieGesamtkosten betrugen rund 15 Millio-nen Euro. Das neue, viergeschossigeTheoriegebäude besteht aus zwei zuei-nander verschobenen Gebäudehälften
LERNENAUF STEIN
VON RICHARD WATZKE Beim Neubau der Höheren Technischen Lehr-anstalt Hallein wurde österreichischer Natur-stein für alle Böden und Treppen verwendet.
Das einheitliche Erscheinungsbild verknüpft dieGebäudeteile für Theorie und Praxisunterricht.
24 STEIN TIME 2 I 09
Runde Einleger aus Rauchkristall
markieren die Trittkanten bei den
Podesten. Zusätzlich erhöhen in die
Bodenplatten aus Dorfergrün eingefräs-
te Blindenleitstreifen die Sicherheit.
Die einzelnen Geschosse
kommunizieren miteinander
über Galerien und erlauben
den Blick in die Halle im
Erdgeschoss.
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mit einer sich daraus ergebenden Halleim Zwischenraum. Im Erdgeschossbefinden sich Verwaltung, Buffet, Sport-lerumkleiden sowie die Eingangshalle. Inden Geschossen darüber wurden dieUnterrichtsräume untergebracht.Der Zubau des Werkstättentrakts ist wiedas vorhandene Gebäude dreigeschos-sig und bildet den »Kopf« der Schulan-lage mit Wirkung über die Salzach zurAltstadt hin. Als Zwischenglied zumBestand dient ein Stiegenhaus, dasüber einen Verbindungssteg im erstenObergeschoss über die Davisstraße hin-weg mit dem Theorietrakt verbunden ist.Auch optisch sind Praxisausbildung undtheoretischer Unterricht miteinander ver-knüpft: Sowohl die Böden und Treppenim Theorietrakt als auch der verglasteVerbindungssteg und das Treppenhausdes Praxistrakts wurden mit dem auf1400 Meter Seehöhe in Osttirol gewon-nenen Dorfergrün belegt. Derdunkelgrüne Chloritgneis besitzt einegeschliffene Oberfläche und wurde beiden Bodenflächen in Bahnen mit unter-schiedlichen Breiten verlegt. Die Trep-penstufen wurden jeweils aus einemStück gefertigt; runde Einleger ausRauchkristall sowie in den Bodenbelageingefräste Blindenleitstreifen sorgenauf den stark frequentierten Treppenfür Sicherheit. �
BAUHERR
BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.,
1031 Wien
ARCHITEKTEN
Arbeitsgemeinschaft Mack + Sorg,
70736 Fellbach
NATURSTEINARBEITEN
Lauster Steinbau GmbH Natursteinwerke,
9541 Einöde b. Villach
Blick aus dem ersten
Stock in die Halle im
Erdgeschoss
26 STEIN TIME 2 I 09
INNEN
Selten bekommt ein Steinmetz dieGelegenheit, die gesamte Vielfalt vonNaturstein in einem einzigen Bauvor-
haben wie dieser Villa in Sofia auszureizen.Oberste Priorität hatte die Qualität.
LUXURIÖSEVIELFALT
VON RICHARD WATZKE
Lisenen, Fensterumran-
dungen und Balustraden
sind aus dem Kalkstein
Mocca Creme gearbeitet.
Die Eingangshalle
empfängt die Besucher
mit einem eleganten
Spiel aus weißem
Rosa Portogallo und
Rosso Alicante.
Treppenanlage mit
massiven, profilierten
Pfeilern und Treppen-
wangen aus fein
geschliffenem Kalkstein.
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EINEN IN DER SUMME SEINEREINZELTEILE beeindruckenden Bauwünschte sich der private bulgarischeAuftraggeber. Die hohen Ansprüchewaren von den in Bulgarien ansässi-gen Bauunternehmen und Handwer-kern allerdings noch nicht zu erfüllen.Eine Gruppe österreichischer Unter-nehmen erhielt dadurch die Chance,den gesamten Bau fast in Eigenregieauszuführen. Das Besondere daranwar, dass es keine übergeordneteBauleitung gab. Lediglich ein von denausführenden Unternehmen eingesetz-ter Projektkoordinator sorgte für diereibungslose Zusammenarbeit allerGewerke und die termingerechteAbwicklung; die Gestaltung wurde vomArchitekt gemeinsam mit allen ausfüh-
Klassisch: Weit in den
Raum vorspringender
Kamin aus Rosa
Portogallo mit frei ste-
henden Säulen.
28 STEIN TIME 2 I 09
INNEN
renden Handwerkern »demokratischerarbeitet« und mit dem Bauherren-ehepaar abgestimmt, erklärt RudolfBuryan vom Natursteinwerk Rada ausNiederösterreich; beim gesamten Bausei ausschließlich die Qualität im Vor-dergrund gestanden.Erste Gespräche fanden im Herbst2007 statt, im März 2008 wurde derAuftrag auf ungewöhnliche Weise nurmit Handschlag fixiert und im Mai2009 fertiggestellt. Rückblickendbetont Rudolf Buryan, dass es beieinem so komplexen Projekt wichtigsei, alle ausführenden Gewerke sofrüh wie möglich in den gesamtenBauprozess einzubinden.
Das rote Mosaik und
der beige Waschtisch
aus Kalkstein bilden
einen reizvollen Farb-
kontrast.
Eine runde Sache: Ohne
Ecken schwingt die mit
Kalkstein verkleidete
Wand des Bades zur
Dusche hinein.
Profilierte Leisten aus
Nero Portoro umrahmen
den Spiegel.
Beige und graubraune Kalksteine
und Marmore prägen das Bad mit
dem rund eingefassten Whirlpool.
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STEIN IN HÜLLE UND FÜLLEInsgesamt wurden für den Außenbe-reich und den Innenausbau 14 Kubik-meter Naturstein verarbeitet. Für diemassive Bauzier an der Fassadesowie zahlreiche Böden wurde derportugiesische Kalkstein MoccaCreme mit fein geschliffener Ober-fläche verwendet; gleich in drei ver-schiedenen Varianten wurde RosaPortogallo gewählt.Ein wesentliches Gestaltungselementder Villa sind die Kamine. Bei einemKamin aus Rosa Alicante wurde dasMaterial so verarbeitet, dass es wieein Gemälde vor der Wand wirkt.
Kamin aus dem türkischen
Marmor Salome, um die
Ecke gezogen
Kaminverkleidung
aus Rosa Alicante
aus einer einzigen,
wandhohen Platte
30 STEIN TIME 2 I 09
Die Platte misst 140 x 250 Zentime-ter; die größte Herausforderung war,die wandhohe Platte schadenfrei zutransportieren und zu versetzen.Eine heikle Aufgabe, wie RudolfBuryan betont, denn zusätzlich wardie linke Seitenkante auf Gehrunggearbeitet. Im oberen Stockwerkbefindet sich ein weiterer Kamin miteiner aufwendigen Verkleidung. Dertürkische Marmor Salome wurdedabei in großformatigen Plattenversetzt und zieht sich um die Eckeherum als Treppenverkleidung nachoben. �
MATERIALIENAußenbereich:
16 m3 portugiesischer Kalkstein
Mocca Creme
Innenbereich:
Insgesamt wurden 500 m2 Mar-
mor, Kalkstein und Granit verlegt,
darunter die Sorten Mocca
Creme, Rosa Portogallo in den
Varianten Creme Extra, Rosa und
Rötlich-weiß, Giallo Reale, Bianco
Perlino, Rosso Alicante, Marmor
Salome, Nero Portoro, Empera-
dor hell und dunkel, Ivory Brown
sowie Neuhauser Granit und Nero
Assoluto.
ARCHITEKTEN
Miksche.Roth.Architektur
1230 Wien
Juri Angelov, BG-Sofia
NATURSTEINARBEITEN
Rada Naturstein GmbH
2170 Poysdorf
INNEN
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Edle Materialien,
wohin man blickt:
Waschbecken aus
Noir St. Laurent in
einem der Bäder
32 STEIN TIME 2 I 09
INNEN
Das »Baur au Lac« in Zürich, eines der exquisi-testen Hotels Europas, präsentiert sich nacheinem Umbau so prachtvoll und elegant wie
eh und je. Besonders edel: die neuen Bäder derSuiten mit auserlesenen klassischen Marmorsorten– verarbeitet in Österreich.
Bronzene Dedon-Sofas
auf einem Bodenbelag
aus Belgisch Granit
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Wilhelm II. und viele Fürsten, Grafenund Barone folgten. Daneben fandensich zu allen Zeiten immer wiederberühmte Musiker als Gäste ein, vonRichard Wagner, Franz Liszt, ArthurRubinstein über Placido Domingo undZubin Mehta bis zu Anne-Sophie Mutter,ebenso weltbekannte bildende Künstlerwie Marc Chagall, Joan Miró, HenryMoore und viele andere.
KONTINUITÄT WIRD GROSSGESCHRIEBENDas Baur au Lac ist laut einem Gäste-prospekt weltweit das älteste 5-Sterne-Hotel, das noch im Besitz der Gründer-familie steht. Mit Andrea Kracht an derSpitze führt die gleichnamige Familiedas Traditionshaus nun bereits in dersechsten Generation (Karl Kracht hatteEnde des 19. Jahrhunderts eine Toch-ter des Baur-Sprosses geehelicht undmit ihr zusammen das Hotel übernom-men – daher der Namenswechsel). DieBesitzerkontinuität spiegelt sich auch inder Entwicklung des Hotels selbstwider. Seit seinem Bestehen wurde esin regelmäßigen Abständen auf die je-weils aktuellen Bedürfnisse einer an-spruchsvollen internationalen Kund-schaft abgestimmt. In den vergangenenzwölf Jahren investierte die FamilieKracht nicht weniger als 150 Millionen
STEIN VOMFEINSTEN
VON ROBERT STADLER
DER VORARLBERGER JOHANNESBAUR aus Götzis hat in Zürich Hotel-geschichte geschrieben. 1838 eröff-nete er am Paradeplatz, dem Zentrumdes heutigen Zürcher Bankenviertels,das »Baur en Ville«, damals das vor-nehmste Hotel der Stadt. Noch edlersollte sein zweites Gästehaus werden,das im Jahr 1844 direkt am Zürichseeeröffnete »Baur au Lac«. Zunächst mehreine große Villa denn ein Hotel, dientees in den ersten Betriebsjahren alsnoble Residenz für inkognito reisendeGäste. Später wurde es mehrmals er-weitert, bis es seine heutige Größe mit120 Gästezimmern und Suiten er-reichte. Der exzellente Ruf des Hausesverbreitete sich rasch. 1854 widmetebeispielsweise die Leipziger »IllustrierteZeitung« dem Baur au Lac einen aus-führlichen Bericht und lobte über-schwänglich: »Das Äußere versprichtviel, sehr viel. Wenn man aber das In-nere betritt, die luxuriösen Salons undSchlafzimmer durchwandert, so findetman alle Erwartungen übertroffen«.Das Baur au Lac zog im 19. Jahrhun-dert viele adlige Gäste aus ganz Europaan. Österreichs Kaiserin Elisabeth(Sissi) verbrachte hier mit zwei Prinzenund einer Entourage von 60 Personengleich einen ganzen Sommer. Die russi-sche Zarin, später der deutsche Kaiser
Fünf Meter langer
Bartresen aus
Nero Assoluto mit
integrierten kleinen
Glasfenstern.
34 STEIN TIME 2 I 09
Franken – das sind knapp 100 Millio-nen Euro – in Erneuerungen, Umbautenund Erweiterungen. Im Sommer 2009konnte die vorläufig letzte Etappe abge-schlossen worden. Gegenstand des um-gerechnet 26 Millionen Euro teuren Pro-jekts war die Erneuerung von 22 Junior-suiten und Suiten, drei Bankettsalons,der Terrasse und des im Hotelpark ge-legenen Restaurants »Pavillon«. FürMichel Rey, der seit über 25 JahrenDirektor des Hotels ist und dessenVater bereits vor ihm über Jahrzehnteerfolgreich die Geschicke des Hausesgelenkt hatte, war dies bereits dervierte Umbau.
HOTELARCHITEKTEN VON WELTRUFDer Pariser Stararchitekt Pierre-YvesRochon gilt in der Luxushotellerie alsKoryphäe. Seine Handschrift tragenunter anderem ausgewählte Hotels wiedas Four Seasons Hotel George V in
Paris, das Four Seasons Hotel desBergues in Genf, das Hotel Hermitagein Monte Carlo und einige der Topre-staurants von Jöel Robuchon. BeimBaur au Lac in Zürich zeichnete Rochon– stets in enger Zusammenarbeit mitder Familie Kracht und dem Direktoren-ehepaar Rey – verantwortlich für dieNeugestaltung des im eigenen Hotel-park gelegenen Gourmetrestaurants»Pavillon« und der Terrasse. Die Ter-rasse, die einen fantastischen Blick aufden hoteleigenen Park, den Zürichseeund die dahinter liegenden Berge er-laubt, präsentiert sich seit dem Umbauin einem trendigen Design mit eineroriginellen Kombination von Vintage-Design aus der Zeit der Wende zum 20.Jahrhundert und zeitgenössischem De-sign. Dominierend sind Grün, Weiß,Schwarz und Grau. Die Tische ausschwarzem Chrom und Glas sind eineSonderanfertigung aus Italien. Passenddazu sind die bronzenen Dedon-Sofasmit mintfarbenen Auflagen. In den fünfMeter langen, in Italien angefertigtenBar-Tresen aus schwarzem Granit sindkleine Glasfenster integriert. Tische
und Sitzecken werden gesäumt vonprachtvollen Buchsbäumchen undRosmarinsträuchern. Nebst Pierre-YvesRochon war der in Zürich lebende De-signer Frédéric D’Haufayt maßgeblicham Umbau beteiligt. Er hat dem Salon,dem sogenannten Petit Palais, sowieden Zimmern ein völlig neues Gesichtverliehen.
AUF DER SUCHE NACHDEM RICHTIGEN STEINAber nicht nur erstklassige Designerund Architekten waren bei der Erneue-rung des Baur au Lac engagiert, auchfür die Natursteinarbeiten wurde mitder Firma Franz Bamberger NatursteinGmbH aus Traiskirchen bei Wien einUnternehmen beauftragt, das bei derPlanung, Umsetzung und Ausführungvon exklusiven Gestaltungen aus Mar-mor und Granit über langjährige undbreite Erfahrung verfügt. FirmeninhaberFranz Bamberger gibt gern zu, die An-nehmlichkeiten von Top-Hotels als Gastselbst sehr zu schätzen. Seine eigenenHotelerfahrungen sind wohl mit einGrund dafür, weshalb sein Unterneh-
INNEN
Crema Marfil – hier als
Badewannenabdeckung in
einem der Luxusbäder
Großzügige Wandverkleidungen in
aufgeklappter Form aus feinadrigem
Marmor Bianco Statuario mit Umrah-
mungen aus Bardiglio, Bodenbelag
aus dem gleichen Material.
Freistehende Badewanne in Oval-
form, Steinverkleidung in Ausführung
mit durchgehender Aderung. Abde-
ckungen im Glasverbundverfahren
Stein-Glas. Durch die Verwendung
an exponierten Stellen wie Wasch-
tisch- und Badewannenabedeckugen
ermöglicht dies eine zeitlose
Hochglanzoberfläche.
35
men schon wiederholt für Natursteinar-beiten in äußerst exklusiven Hotels inganz Europa beauftragt wurde, beimBaur au Lac jetzt bereits zum zweitenMal. Bei der Planung und der Auswahlder Steine kann sich Bamberger leichtin die Welt der Gäste versetzen; erkennt deren Ansprüche und weiß, wel-ches Ambiente sie erwarten. Als Stein-händler und Steinmetzmeister kennt eraber auch Hunderte von Materialienund fast ebenso viele Steinbrüche inaller Welt. Wann immer möglich führt erseine Auftraggeber selbst in die Brücheund Steinwerke, um ihnen die Materia-lien vor Ort zu zeigen. Dies tat er auchmit Baur-au-Lac-Besitzer Andrea Kracht.Die Reise führte zunächst in abgele-gene Gebiete der Türkei, wo die beidenallerdings feststellen mussten, dassder dort abgebaute Stein doch nicht insGestaltungskonzept der Renovierungdes Zürcher Nobelhotels passte. Des-halb ging es gleich weiter, diesmal hochhinauf in die Vogesen, immer auf derSuche nach dem Stein mit der speziel-len, individuellen Maserung, die der Ge-staltung des Hotels die besondereNote, das gewisse Etwas verleiht. DazuFranz Bamberger: »Ich habe schon beivielen Hotelbauten mitgewirkt, aber ge-meinsam mit Herrn Kracht in verschie-
dene Gegenden zu reisen, um einenStein auszusuchen, hat mir wieder vorAugen geführt, wie viel Engagementdazu gehört, ein Hotel von der Qualitäteines Baur au Lac zu leiten.«
EDLE MATERIALIEN25 Luxusbäder wurden im Zuge der Re-novierung mit hochwertigen Naturstei-nen ausgestattet. Der spanische Mar-mor Crema Marfil verleiht ihnen beson-deren Glanz. Dieser hochwertige Steinfand Verwendung bei den Bodenbelä-gen mit Kippeffekt zu den Friesen, denBadewannenabdeckungen und denWandplatten, die mit reichlich profilier-ten Friesen verziert sind. Einen Kontra-punkt setzen die massiven Duschtas-
sen aus Black Galaxy gemeinsam mitden Waschtischen aus demselben Ma-terial. In den Suiten unterstreichenraumhohe, kassettenartige und zumTeil gespiegelte Platten aus weißemportugiesischem Marmor die außerge-wöhnliche Eleganz. All dies liefertendie Mitarbeiter der Franz BambergerNaturstein GmbH maßgeschneidert ausdem Werk in Traiskirchen an, für dieBadewannen sowie für die Naturstein-verlegung.Auch in den öffentlichen Bereichen desHotels finden sich Natursteinverlegun-gen vom Feinsten, so im Pavillon, imRestaurant, im Salon und in den WC-An-lagen. Hier wurden als Materialen Bleude France mit polierter Oberfläche, Bel-
Intarsienarbeit im
Bereich eines Suiten-
Entrées;
Materialien: Thassos,
Crema Marfil, Noir
St. Laurent
Glasmarmor Statuario
als Waschtisch kombi-
niert mit Intarsien und
Friesen als Bodenbelag
36 STEIN TIME 2 I 09
INNEN
Bauen im Betrieb – hervorragend ge-klappt. Hier seien in jeder Hinsicht Voll-profis am Werk gewesen. Gleichesgelte im Übrigen auch für das Hotelrei-nigungspersonal, in dessen Obhut sichdie Natursteinarbeiten im Baur au Lacnun befinden. Das Hotelpersonal habebezüglich Reinigung, Pflege und Unter-halt große Erfahrung im Umgang mitdiesen hochwertigen Materialien. Einezusätzliche Schulung seitens des aus-führenden Unternehmens habe sich indiesem Fall erübrigt. Und Franz Bamber-ger meint: »Die Hotelbesitzerfamilienund das Hotelmanagement haben wahr-lich keine Kosten und Mühen gescheut,um den Gästen ein Höchstmaß anLuxus zur Verfügung zu stellen. DasBaur au Lac bleibt damit auch in Zu-kunft, was es schon immer war: einHotel der Sonderklasse.«
gisch Granit mit geschliffener Oberflä-che und Virginia Mist (USA) eingesetzt.Die Produktions-, Verlege- und Montage-arbeiten inklusive Vorbereitung wie Pla-nung und Materialienkauf nahmen rundneun Monate in Anspruch. Die Arbeitenauf der Baustelle erfolgten bei laufen-dem Hotelbetrieb unter der Leitung vonImplenia, dem größten und bedeutend-sten Generalunternehmen in derSchweiz. Dragan Milosevic, der für dieFirma Bamberger die Natursteinarbeitenleitete, gegenüber STEIN TIME: »DieserAuftrag war schon sehr speziell. Der De-signer reizte die Möglichkeiten und dasKnow-how unserer Firma zu 100 Pro-zent aus – oder anders gesagt: Er gingmit uns ans Limit!« Die Zusammenar-beit mit den einzelnen Gewerken, soMilosevic weiter, hätte unter Berück-sichtigung der schwierigen Umstände –
BAUHERR
Kracht’s Erben, CH-Zürich
GENERALPLANUNG
Implenia Generalunternehmung
AG, CH-Zürich
ARCHITEKTEN
Fischer Architekten AG, CH-Zürich
DESIGN
Pierre-Yves Rochon, FR-Paris;
Fréderic d’Haufayt, CH-Zürich
BAUHERRENVERTRETUNG
MS Bautreuhand, Hegnau/CH-
Zürich; Markus Salathé
NATURSTEINARBEITEN
Franz Bamberger Naturstein
GmbH, Traiskirchen bei Wien
VERWENDETE NATURSTEINE
Bleu de France, Belgisch Granit,
Virginia Mist (öffentlicher Be-
reich), Crema Marfil, Black Ga-
laxy, Rosa Portogallo (in den Ba-
dezimmern der Suiten)
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38 STEIN TIME 2 I 09
Eine Villa gilt als Ausdruckrepräsentativer Wohnkulturund verfeinerter Lebensart,
ist bei Wikipedia zu lesen. Daslässt Spielraum für Interpreta-tionen. In Moskau wurde dieserSpielraum ausgereizt …
RUSSLAND BOOMT, HEISST ES. Glit-zernde Hochhäuser wachsen in denHimmel über Moskau und St. Peters-burg, die fast schon legendären russi-schen Oligarchen horten Reichtümer,neben denen sich Dagobert DucksGeldspeicher wie ein armseliges Spar-schwein ausnimmt, die Top-Destinatio-nen des internationalen Jetsets ver-zeichnen einen steigenden Anteil russi-scher Klientel und Nobelmarken wieMaybach, Prada oder D&G müsstenohne die Kunden aus Putins Reichspürbar geringere Umsätze ausweisen.Wenn Firmen wie Strabag, Hochtief,Magna oder Oerlikon Investoren suchenoder gar zum Verkauf stehen, ist mitSicherheit einer der russischen Super-reichen unter der Bieterschar zu finden.Russland ist vielleicht noch nicht ganzdas neue El Dorado, scheint aber auf
STEIN-ZEITREISE
VON JÖRG STEPHAN
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dem Weg dorthin ein gutes Stück vor-angekommen zu sein.In nüchternen Zahlen liest sich dasallerdings ein bisschen weniger gran-dios. Wohl hat sich das Pro-Kopf-Ein-kommen seit Beginn des Millenniumsvervielfacht und beträgt nun immerhinrund 400 Euro monatlich, aber erst imJahr 2007 gelang es der russischenWirtschaft, ein Brutto-Inlandsprodukt zuerzielen, das – wenn auch nur knapp –über dem von 1989 lag. Umgerechnetauf die Bevölkerung betrug das BIP2008 rund 16000 Euro pro Kopf, zumVergleich: In Österreich sind es knapp40000 Euro, in Luxemburg schlappe113000 Euro. Nach oben gibt es alsoSpielraum. Wie viel Spielraum möglichist, dokumentiert unter anderem einständig wachsender Gürtel von Villen-vierteln, der in den Kiefernwäldern um
die russische Hauptstadt entstandenist. Durchschnittsverdiener dürften hierallenfalls in den für das Hauspersonalerrichteten Wohntrakten anzutreffensein. Die Herrschaften aber zeigen, wieweit sie es gebracht haben. Wenn mandenn so weit kommt, es ansehen zukönnen. Denn zwischen unsereinemund jenen dort liegt ein fünf Meterhoher Schutzzaun, ausgestattet mitallem, was die Sicherheitsindustrie anHigh-End-Produkten zu bieten hat, undsorgfältig gehütet von einer grimmigschauenden Wachmannschaft. Es istzu bezweifeln, dass diese Herren bereitsind, die mitgeführten Kalaschnikowsim Ernstfall ihrer Bestimmung gemäßeinzusetzen, käme grobem Leichtsinngleich.Wie in aller Welt bevorzugt auch dieMoskauer Society die Villa als Wohn-
Architektur für Disney-
land, Steinmetzarbeit
fürs Lehrbuch:
massive Aussenver-
kleidungen aus Jura-
marmor, Verkleidungen
und Gesimse aus
Donaulkalkstein
Römisch-Russisches
Crossover: die Brun-
nenanlage im Park
des Hauses
40 STEIN TIME 2 I 09
form und angemessenen Ausdruck wirt-schaftlichen Erfolges. Dass dieser Bau-typus in seiner reinen und ursprüng-lichen Form, also als sommerlich-lockere Alternative zum steif-zeremo-niellen Stadtpalais, heute kaum mehranzutreffen ist, wird ja von Architektur-kritikern weltweit und mit sich häufigwiederholenden Stereotypen beklagt.Allein, was hilft es? Bauherren dieserKategorie haben meist andere Priori-täten als stilistische Reinheit. So ent-stand ein neuer »Internationaler Stil«,den man vielleicht am ehesten als neo-gotisch-edwardianischen Spät-Rokkokomit Elementen einer barockisierten mal-lorquinischen Finca bezeichnen könnte.Nichts für Puristen also. Doch vor Über-heblichkeit sei gewarnt: So wie sich inCasting-Shows zahnlückige Handyver-käufer oder borstige Putzfrauen alsengelsgleiche Stimmträger entpuppen,bieten auch die scheinbarenGeschmacksirrungen eines italienisch-russischen Planungsteams im Detailmanche – positive – Überraschung.Denn auch wenn man selbst kein
Freund barocker Treppenhäuser oderantikisierender Kamineinfassungen seinmag, die handwerkliche Qualität diesesBauwerks wird auch der größte Zweiflernicht bestreiten. Allein das Treppen-gesims aus Jerusalem Stone: naht- undmakellos wie die massiven Säulen imzentralen Salon. Das Material wird imBodenbelag weitergeführt und kontra-stiert dann angenehm zu den Kaminver-kleidungen aus Pietra Vicenza. ImAußenbereich fällt vor allem das grobe15 cm starke, massiv gefügte Mauer-werk aus Juramarmor (Solnhofer Rem-brandt) ins Auge, eingefasst von Gesim-sen und Verkleidungen aus bulgari-schem Donaukalk, der sich hier auchals Bodenbelag fortsetzt. Insgesamtgut 700 m2 Bodenfläche innen undaußen, rund 500 m2 Fassade und 800laufende Meter Gesimse und Verklei-dungen wurden projektiert, geliefertund montiert. Das alles summierte sichzu einem Auftragsvolumen von knappvier Miollionen Euro.Qualität hat eben ihren Preis. Wohldem, der sie liefern kann.
MATERIALIENAußenfassade:
Bruchsteinmauerwerk (15 cm massiv):
Solnhofer Rembrandt
Verkleidungen und Gesimse: Donaukalk
(Vratza, Bulgarien)
Bodenbelag: Donaukalk (Vratza,
Bulgarien)
Innenausbau:
Treppenbelag und Massivstützen:
Jerusalem Stone, gelb
Kaminverkleidungen: Pietra Vicenza
Bodenbelag: Jerusalem Stone, gelb
Natursteinlieferung und -arbeiten:
Franz Bamberger Natursteinwerke,
Traiskirchen
Steinkultur in Reinkultur:
Treppe, Säulen und
Bodenbelag aus Jerusalem
Stone, Kaminsims aus
Pietra Vicenza
ARCHITEKTUR
41
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42 STEIN TIME 2 I 09
ARCHITEKTUR
Alicantes neue Tramlinie durchquerteine spektakuläre Szenerie zwischenMeer und schroffen Felsen. Die Archi-
tekten Urzelai und de Miguel legten dafüreine Ebene an – flankiert von Promenadenund Plätzen –, die Infrastruktur und Felsland-schaft harmonisch verschmelzen lässt.
ZWISCHEN MEERUND FELSEN
VON ARIANE SUCKFÜLL
Die künstlichen Landschafts-
elemente sind der natürlichen Fels-
landschaft nachempfunden.
Die neue Tramlinie ist eingebettet
zwischen das Meer auf der einen und die
schroffen Felsen auf der anderen Seite.
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EINE HARMONISCHE EINHEIT vonInfrastruktur und Felslandschaft habendie Architekten Eduardo de Miguel &José Maria Urzelai in der bergigenKüstenregion um die spanische StadtAlicante geschaffen. Die Tramlinie 1 isteingebettet zwischen das Meer auf dereinen und die schroffen Felsen derSerra Grossa auf der anderen Seite.Die Architekten säumten ihren Weg mitmodernen Promenaden, Mauern, Fuß-gängerwegen sowie Plätzen und bezo-gen die alte Infrastruktur dabei mit ein.Hinter den Überresten einer Raffinerie,der sogenannten La Británica, entstan-den die ersten von Menschenhanderrichteten Mauern in der SerraGrossa. Dieser strategisch günstiggelegene Ort am Fuße des Gebirgszu-ges war von seiner industriellen Vergan-genheit deutlich geprägt. Er war dieBasis für die Raffinerieanlage mit Stol-len und Tanks im tiefen Inneren desFelsgesteins, zugänglich über einen
bereits davor existierenden Steinbruch.Die neue Streckenführung der Tram hatdazu beigetragen, die Überreste deralten Industrielandschaft in einenneuen Kontext zu stellen und damit einStück Vergangenheit zu retten.
EINE EBENE FÜR DIE TRAMDie Herausforderung bestand in derKonstruktion einer einfachen Ebene.Zwischen den Gleisen und dem von derSonne gebrannten Gestein der natürli-chen Felsen und alten Mauern legtendie Architekten eine Promenade an.Bei den Fußgängerwegen planten sieZugänge über die Schwelle unterhalbder Trambahn-Infrastruktur, wobeiimmer die Abstützung der bestehendenMauern genutzt wird. Genau vor demSteinbruch, also vor dem größten undältesten Einschnitt, entstand der Haupt-platz mit einer Tram-Station.Auch der ehemalige Steinbruch istfester Bestandteil des Konzeptes.
Bei Nacht taucht
die indirekte
Beleuchtung die
Szenerie in ein
warmes Licht.
ARCHITEKTUR
Im leeren Raum, der durch den Abbrucheiner Seite entstanden war, gestaltetendie Architekten eine neue Umgebung.So sollen zum einen die Geräusche derAußenbezirke gedämpft und zum ande-ren der neu entstandene Platzgeschlossen werden.Plattformen, Geländer, Bänke, Pinien,Rinnsteine, Türen und die Beleuchtungsind harmonisch aufeinander abge-stimmt. Galvanisierter Stahl wurde als
Material für die funktionalen Elementegewählt.Der Beton der Wände und der Bodenbelägewurde ursprünglich belassen, grob zersägteEbenen, die von Sonne und salzigem Windweiter aufgeraut werden. Beton und Felsenhaben dieselbe Farbe, die sie zu einerEinheit verschmelzen lässt. Auch die neugestalteten Mauern sind aus dem Materialder Umgebung: aus dem Kalkstein desalten Serra-Grossa-Steinbruchs. �
BAUHERR
Regionalregierung Valencia
ARCHITEKT/PLANVERFASSER:
José María Urzelai y Eduardo
de Miguel, ES-Valencia
NATURSTEIN
Kalkstein aus der Serra Grossa,
Region Alicante
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Die Freifläche
vor der Nicolaus-
kirche ist durch
Sitzmöbel
gegliedert.
46 STEIN TIME 2 I 09
PLÄTZE
DIE STÄDTEBAULICHE SITUATION umden Ludwigsplatz und die Nikolauskircheliegt an der Schnittstelle zur spätmittel-alterlichen Stadterweiterung Rosen-heims. Ursprünglich verlief hier einWassergraben der Stadtbefestigung umdie Altstadt. Bereits Ende des 15. Jahr-hunderts war es jedoch notwendiggeworden, zusätzliche Marktflächen undStapelplätze für Waren, insbesonderefür den Salzhandel, zu schaffen. Alssogenannter »Äußerer Markt« wurdedamals der Ludwigsplatz als nach demMax-Josefs-Platz wichtigster Stadtraumvon Rosenheim angelegt.
GESTALTUNGDer Verlauf der ehemaligen Stadtbefes-tigung mit Graben wird bei der Neuge-staltung durch den freigelegten Stadt-bach markiert, der durch eine beglei-
EIN PLATZ MITSTRUKTUR
VON BEATE ULLRICH Bei der Gestaltung des Ludwigplatzes in Rosenheimhaben die Architekten und Stadtplaner von SEPBaur & Deby der Pflasterung besonderes Augen-
merk geschenkt. Diese vereint Aufenthalts- und Fahr-flächen und verstärkt somit die Platzwirkung.
Oben: Im Vordergrund
ein »MIni-Kreisel«:
LKWs können auf
Grund der Boden-
gleichheit den Kreisel
befahren.
Rechts: Ein »Quell-
topf«, der den Stadt-
bach speißt.
Der Luwigsplatz vom
»Grünen Markt« aus
gesehen: Die Pflas-
terung erstreckt sich
über die gesamte
Platzfläche.
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MATERIALIENSchremser Granit,
9 x 11, 11 x 13, 13 x 15 und 15 x 17 cm,
einheitlich 10 cm hoch
in 4 cm Splitt verlegt;
Fahrbahn: teilweise Granitgroßsteine
im Platzbereich, bituminöser Belag im
Fahrbahnbereich;
tende Baumreihe betont wird. Eine Ter-rassierung erweitert den freigelegtenBach und schafft auf diese Weise einereizvolle Aufenthaltssituation. Passan-ten können den Bach erleben und anihm verweilen. Eine in den Platz einge-stellte Baumgruppe gliedert den Raumund verdeutlicht den ursprünglich win-kelförmigen Ludwigsplatz. Der Ludwigs-platz beginnt heute an der Nikolauskir-che und zieht sich über einen demmotorisierten Verkehr zugehörigenAbschnitt hin zum sogenannten »Grü-nen Markt«. An diesem Teil des Lud-wigsplatzes bieten heute noch Bauernund Blumenhändler ihre Waren feil. ImHinblick auf die historische Altstadt-situation erfolgte eine durchgehendePflasterung des Stadtbodens, der durchEntwässerungsrinnen gegliedert wird.Der niveaugleiche Ausbau verstärkt die
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PLÄTZE
Platzwirkung. Dieses Gestaltungsprinzipgilt auch für die angrenzenden Straßenund Gassen, wobei für die Fahrbahnenentsprechende Materialien gewählt wur-den.
NUTZUNGDie Platzflächen sind vielfältig nutzbar.Der bereits bestehende »Grüne Markt«kann sich entsprechend dem Bedarfüber den gesamten Ludwigsplatzerstrecken und durch Dauerständeergänzt werden. Zwischen Mittertor undNikolauskirche erstreckt sich eine Multi-funktionsfläche. In den Aufenthaltsbe-reichen sind Bänke, Infosäulen, Fahr-radständer sowie große Freiflächen derGastronomie untergebracht. Für Festeund Veranstaltungen können auch Park-plätze als Mehrzweckflächen miteinbe-zogen werden.
VERKEHRIm gesamten Bereich des Ludwigsplat-zes ist der Fußgänger soweit wie mög-lich privilegiert. Die Fahrflächen für denmotorisierten Verkehr werden im erfor-derlichen Umfang als verkehrsberuhig-ter Bereich mit Tempo 20 ausgewiesen.Die angrenzenden Flächen sind Fußgän-ger- bzw. verkehrsberuhigte Bereiche.Die Einmündung von Königstraße undInnstraße in den Ludwigsplatz erfolgtüber einen Kreisverkehrsplatz (»Mini-kreisel«) mit 16 Metern Durchmesser,der alle Verkehrsbeziehungen auch fürden Schwerverkehr zulässt und gleich-zeitig als verkehrsberuhigende Maß-nahme wirkt. Der Schwerverkehr kannzum Abbiegen die Mittelinsel überfah-ren. Mit dem leistungsfähigen »Minikrei-sel« kann auf eine Lichtsignalanlagesowie auf die Beschilderung verzichtetwerden.Dieser Kreisel liegt zum Teil auf dem ver-deckten Mühlbach, der im angrenzendenGehbereich geöffnet und damit bewusstin das Stadtbild eingefügt wurde.
Die Terrassen
gliedern den
Platz und laden
Sommer wie
Winter zum
Verweilen ein.
Eine vorgespannte
Granitbrücke verläuft
über den frei gelegten
Stadtbach.
bitte das Grün links
oben entfernen
Unterschiedliche Pflasterformate aus Schremser
Granit geben dem Bodenbelag Lebendigkeit und
Struktur.
BAUHERR
Stadt Rosenheim
ARCHITEKTEN
SEP Baur & Deby, D-München
NATURSTEINARBEITEN
Karl Pritzl Pflasterarbeiten,
D-Zwiesel
NATURSTEINALIEFERANT
Schärdinger Granitindustrie AG,
3943 Schrems
BRÜCKE
Kusser Aicha Granitwerke
D-Aicha vorm Wald
NATURSTEINARBEITENDie Brücke, die an dieser den Mühlbachüberspannenden Stelle eingebaut ist,besteht aus einer erstmalig angewand-ten Konstruktion. Diese besteht auseiner nur 25 Zentimeter dünnen Granit-platte mit vorgespannten Stahllitzen,die über 8,8 Meter Spannweite frei trägt.Die Fahrbahn am Ludwigsplatz ist mitGranitgroßsteinen gepflastert. WenigFugenanteil und eine diagonale Verle-gung gewährleisten geringe Rollgeräu-sche. In den übrigen Straßenabschnit-ten erfolgte ein bituminöser Ausbau.Für die Pflasterung der Seitenbereichewurden Schremser Granitsteine inunterschiedlichen Größen, 9 x 11,11 x 13, 13 x 15 und 15 x 17 Zenti-
meter, einheitlich zehn Zentimeterhoch, in vier Zentimeter Splitt verlegt.Die Verfugung des Pflasters erfolgte inSplitt, das obere Drittel in Sand, umeine feste aber wasserdurchlässigeFuge zu erreichen. Als Belagsmaterialwurde Schremser Granit verwendet –ein feinkristalliner, glatt spaltenderStein, der eine exakte Verlegung,schmale Fugen und damit eine guteBegehbarkeit gewährleistet.Vor den Gebäuden wurden Granit-platten, deren Oberfläche gesägt undgestrahlt wurde, 40 Zentimeter in freienLängen, zehn Zentimeter hoch, in Splittverlegt. In den Arkaden und an derNikolauskirche sind gebrauchte groß-formatige Granitplatten verlegt.
Lageplan o.M.: Eine Gruppe von vier Bäumen
gliedert den Raum und verdeutlicht die ursprüng-
liche Winkelform des Ludwigsplatzes.
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PLÄTZE
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Der Hauptplatz ist das Zentrumder Fußgängerzone der Stadt Baden.Bei der Neugestaltung wurde er
bewusst als zeitlose Bühne für dasstädtische Leben gestaltet.
BÜHNE INDER STADT
VON RICHARD WATZKE
Die 1718 vollendete,
fast 20 m hohe Dreifaltig-
keitssäule von Giovanni
Stanetti markiert das
Zentrum des Platzes.
51
Die geschlitzten Rigol-
platten setzen eine
Zäsur in der Pflasterung
und überdecken die Ver-
sorgungsleitungen bei
temporären Nutzungen.
51
DAS ERSCHEINUNGSBILD BADENSwird durch den Hauptplatz geprägt. DieGestaltung in Dreiecksform geht aufdas Jahr 1000 zurück; die größte Ver-änderung erlebte der Platz 1812 durcheinen Stadtbrand, nach dem alle Häu-ser auf der Rathausseite neu aufgebautwerden mussten. Einen großen Schrittzur Erhöhung der Lebensqualität in derStadt setzte Baden 1972, als es dieAutos aus dem Stadtinneren verbannteund damit die erste FußgängerzoneÖsterreichs schuf.Nach 26 Jahren Nutzung und kleinerenAdaptierungen erfolgte in den letztenJahren die vollständige Neugestaltungdes Platzes. Auf Wunsch der Stadtver-waltung ersetzte man dabei rund 4000Quadratmeter Betonsteine durch Her-schenberger Granitpflaster, das nebender Langlebigkeit vor allem auch ein
Pendant zur historischen Häuserumge-bung bildet. Zuvor wurden der Unterbausowie alle Leitungen für Strom, Kommu-nikation und Wasser erneuert.Da der Hauptplatz kein historisch an-gelegter Platz, sondern lediglich eineStraßenkreuzung vor dem Rathaus inder Stadtmitte war, galt es, den Raum-eindruck zu vergrößern, indem bei derRestaurierung der barocken PestsäulePoller, Absperrkette sowie die altenKandelaber entfernt wurden. Stattdes-sen belebt ein Wasserspiel mit sechsin den Boden eingelassenen Düsen dieZone um die Säule herum. Die neueWeite des Platzes als Stadtraum wirdzudem durch die ruhige und zurückhal-tende Pflasterung betont. �
BAUHERR
Stadtgemeinde Baden
ARCHITEKT
Lindner Architektur ZT GmbH,
2500 Baden
NATURSTEINLIEFERANT
Poschacher Natursteinwerke,
4222 St. Georgen
MATERIAL
3100 m2 Bodenplatten aus
Herschenberger Granit, allseits
sandgestrahlt, 36 x 24 x 8 cm,
1200 m2 Bahnen, 10 cm stark,
sowie 125 m2 Rigolplatten mit
Schlitz, 10 x 1,5 cm
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PLÄTZE
52 STEIN TIME 2 I 09
Regionaler Granit spielt die tragendeRolle bei der Gestaltung der Außen-anlagen eines Softwareunternehmens
in Hagenberg im Mühlkreis.
GRANIT IMSOFTWAREPARK
VON RICHARD WATZKE
Sitzbänke aus gesägten
und sandgestrahlten Granit-
quadern mit dazwischen-
gehängten Holzrosten aus
Eichenbohlen.
5353
BAUHERR
amsec,
4232 Hagenberg im Mühlkreis
LANDSCHAFTSARCHITEKT
Markus Kumpfmüller,
4400 Steyr
NATURSTEINLIEFERANT
Poschacher Natursteinwerke,
4222 St. Georgen
MATERIAL
Trittplatten, Blockstufen, Brücken-
platten und Sitzblöcke aus
gesägtem und sandgestrahltem
Herschenberger Granit.
DAS BÜROGEBÄUDE AMSEC wurde von der TISPAufschließungs- und Betreibergesellschaft mbH imSoftwarepark Hagenberg für 250–300 Mitarbeitererrichtet. Als Entwicklungs-Prototyp für Gebäudeauto-mation beherbergt es neben Öko-Serverhousing einVeranstaltungszentrum. Darüber hinaus ist amsec einMusterobjekt zum Testen von Wohlbefinden, Energie-und Gesamtkosteneffizienz, bei dem Heizung, Kühlungund Lüftung von einer zentralen Gebäudeautomationüberwacht und geregelt werden; 2007 wurde dasGebäude mit dem »Energie Star« des Landes Ober-österreich ausgezeichnet.Die Außenanlagen wurden nach den Prinzipien desFörderprogramms »Natur in Betrieb« des Landes Ober-österreich angelegt. Auf Wunsch des FirmeninhabersWalter Sticht verwendete das zuständige Büro für Land-schaftsplanung als bevorzugten Baustoff Granit, derbei den Aushubarbeiten in großen Mengen und mitgroßem Aufwand zutage gefördert worden war. Für dieGestaltung wurden neben den Bruchsteinen und Find-lingen aus dem Aushub auch wiederverwertbare Plat-ten aus dem Linzer Bahnhof sowie neu gefertigte Tritt-platten, Stufen und Granitquader aus HerschenbergerGranit verwendet. Akzente setzen die bogenförmigbearbeiteten Monolithe, die einen künstlich angelegtenBachlauf überbrücken. �
Dem harten, dauerhaften Granit
wurden weiche, warme und bunte
»Antagonisten« zugesellt: unbe-
handeltes Eichen-, Robinien- und
Lärchenholz sowie vielfältige
Mischpflanzungen und Ansaaten
aus heimischen Wildpflanzen
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IM GARTEN
Naturstein ist wegen seiner Dauerhaftigkeitund Schönheit das am meisten verwendeteMaterial für den Bau von Treppen. Es gibt
viele interessante Möglichkeiten und Spielarten,mit dem Rohstoff Stein Treppen zu gestalten.Bevor über bautechnische Details getüftelt wird,sollte man sich einen Überblick über alle in Fragekommenden Varianten verschaffen. Nicht zuletztentscheidet die fantasievolle Einbindung derTreppe in den Garten, ob ein Projekt als gelungenangesehen werden kann oder nicht.
TREPP AUF,TREPP AB
VON DANIEL BÖSWIRTH
Die etwas nach vorn ver-
setzte rechte Mauer und
der leichte Schwung der
Treppe machen neugierig
und wirken wie eine Ein-
ladung für den Garten-
besucher.
Durch ihre Stabilität
und fixe Höhe
können Blockstufen
rasch verlegt
werden.
55
STEIL BERGAUF ODER GESCHWUNGENum den Hang, mit oder ohne Podest,unter dem Laubengang verborgen oderzwischen Steinmauern als Durchgangeingeplant: Treppen schaffen die fürHanggärten so charakteristische Stim-mung. Die Kunst beim Bau einer Treppeliegt in der Ablenkung und Abwechslung.Berühmte Gartenanlagen wie die Cortiledel Belvedere in Rom oder das SchlossSanssouci sind gute Beispiele dafür,wie eindrucksvoll Terrassen mit Trep-penläufen verbunden werden können.Seit der Renaissance suchten Architek-ten und Gartenplaner nach Lösungen,steile Hänge zu gestalten, eine Auf-gabe, bei der auch in Privatgärten witte-rungsbeständige Granite und andereHartgesteine aus österreichischenSteinbrüchen zunehmend eine wichtigeRolle spielen.
VERSCHIEDENE BAUWEISENBlockstufen lassen sich besonderseinfach und rationell verlegen undeignen sich wegen ihrer einheitlichenForm ausgezeichnet für gerade, for-male Treppenanlagen. Zu bedenkenist allerdings, dass eine Granitstufemit einer Länge von 100 cm, einerHöhe von 15 cm und einer Breitevon 35 cm bereits etwa 150 kgwiegt. Auch wirken sie viel massiverund wuchtiger als z.B. Setzstufen mitStufenplatten. Im Unterschied zu ande-ren Bauvarianten können Blockstufenauch labil, das heißt direkt auf dasgefestigte Erdreich mit Sand als Füllma-terial, verlegt werden.
GEPFLASTERTE TREPPENMit Stellstufen, beispielsweise ausGranitbegrenzungselementen und Klein-
Auch Trockenmauersteine kön-
nen zum Treppenbau herange-
zogen werden. Um die einheit-
liche Stufenhöhe zu erreichen,
muss mit Ausgleichsfugen und
flachen Platten (Ausgleichs-
platten) gearbeitet werden.
56 STEIN TIME 2 I 09
IM GARTEN
pflastersteinen, können durch die klein-gliedrige Struktur elegant gewendelteTreppen gebaut werden. Dabei werdenKantensteine auf eine frostsichere undtragfähige Unterkonstruktion in ein Mör-telbett gesetzt. Durch die Verwendungeines andersfarbigen Materials wie hel-ler Granit in Kombination mit rotemKlinker, können die Stufenkantenbesonders hervorgehoben werden, wasder Sicherheit sehschwacher Personenzuträglich ist. Tritt- oder Setzstufen mitStoß- und Auftrittselement (meist Natur-steinplatten) dürfen nur auf einen trag-und frostfesten, bewehrten Betonunter-grund ins Mörtelbett verlegt werden.
VERSETZEN DER EINZELNEN STUFENBei seitlich versetzten Stufen bestehtdie Möglichkeit, Treppen an der Basisbreiter zu pflastern und nach oben zu
etwas schmäler zu gestalten. Geradedort, wo Treppen besonders »natürlich«in Hänge eingebunden werden sollen,bietet sich durch das Versetzen der Stu-fen nach links und rechts genügendPlatz, niedere Stauden oder Sträucheran den Rändern als Begleiter zu pflan-zen. Schnell breiten sich Farne, Busch-klee oder Gräser aus und überdeckenkahle Stellen. Die Treppe verliert durchdas Verschwimmen der Randschärfeihre strenge Form und fügt sich besserin die natürliche Umgebung ein. So wirdnicht nur die Geradlinigkeit in einfacherWeise aufgelockert, sondern diegesamte Treppe rasch in das Geländeeingebunden. Auch leichte Richtungsän-derungen können so elegant vorgenom-men werden.
SCHREITEN UND STEIGENInteressante Möglichkeiten ergebensich durch eine Kombination von Wegund Treppe. Über steilere Anstiege füh-ren Stufen, die flacheren meistert einWeg. Für Hanggärten, die terrassenar-tig angelegt sind, ist das sicherlich die
Beim Stiegensteigen sollte
man nicht die Stufen zählen,
sondern, abgelenkt durch
die vielen unterschiedlichen
Blickwinkel in den Garten,
leichtfüßig hinaufspazieren.
Treppe und Mauer aus dem sel-
ben Material bilden eine Einheit.
Auf der Suche nach ökologischen
Baustoffen im Garten werden ver-
mehrt Granite aus dem Wald- und
Mühlviertel eingesetzt.
gespaltenen Blöcke eine gute Alterna-tive. Sie fügen sich durch ihre raueOberfläche und interessanten Farb-schattierungen besser in die Umgebungein. Durch das Spalten variiert auch dieForm der Steinblöcke. Sie bringendurch ihre unterschiedliche und leb-hafte Struktur Abwechslung in das Stu-fenbild. Für gemauerte Stufen ausNatursteinplatten eignen sich Sand-stein, Granit und Porphyr gleicherma-ßen. Gepflasterte Stufen bieten einegute Möglichkeit, mit unterschiedlichenMaterialien zu arbeiten. Hier kann manauch auf Materialien zurückgreifen, diees nur in kleineren Pflasterformatengibt. Diabas, Basalt, Diorit, SüdtirolerPorphyr, Kalkstein, Grauwacke, Sand-stein oder Granulit sind eine kleine Aus-wahl aus schier unendlichen Möglich-keiten.
EINE PLATTFORM ZUM VERWEILENPodeste sind ein überaus reizvolles Mit-tel, Gärten zu präsentieren. Deswegensollte man sie nicht nur als Aufstiegs-hilfen ansehen, sondern auch bewusst
schönste Variante. Die größeren, lang-gezogenen Auftrittsflächen von Schlepp-treppen (Treppen mit großer Auftrittsflä-che) erinnern mehr an einen Weg alsan eine Treppe und sehen dadurch pfif-figer und ungezwungener aus.
STEIN, ABER WELCHER?Grob behauene Granitblöcke und Find-linge haben zwar keine ideale Beschaf-fenheit, denn ihre raue und unregelmä-ßige Oberfläche bringt ein unsicheresGehgefühl mit sich, sie passen aberaufgrund ihres natürlichen Charmeswunderbar in einen Naturgarten. Granitlässt sich aber auch sehr gut bearbei-ten. Gesägt in genormte Blockstufenund sandgestrahlt eignet er sich idealfür formale Gärten. Für Naturgärtenwirkt die strenge Form der gesägtenBlockstufen zu formal. Hier sind die
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in die Gestaltung mit einbeziehen.Ermüdend und langweilig ist derAnblick, wenn sich von der ersten Stufean ein gleichförmiger Anstieg ergibt.Eine durch ein Podest unterbrocheneTreppe schafft aber nicht nur Platz. DerBlick von oben in den darunter liegen-den Garten eröffnet neue, interessantePerspektiven. Mit Podesten könnenTreppen besser in das Gelände einge-fügt oder Richtungsänderungen bequemvorgenommen werden. Das Schrittmaßmuss natürlich auch bei der Ermittlungder Podestlänge eingehalten werden.Folgen mehrere Treppen mit Zwischen-podesten hintereinander, so ist daraufzu achten, dass jede Treppe mit einemanderen Bein angetreten wird (Schritt-wechsel). Eine Erweiterung des obers-ten letzten Podestes zu einem kleinenSitzplatz, auf dem man es sich richtiggemütlich einrichten kann, ist die Krö-nung einer gelungenen Treppenanlage.Der angebliche Nachteil eines Hanggar-tens wird zu seinem Vorteil: ein Sitz-platz mit Weitblick.
Streitfeldstraße 35, D -81673 MünchenPostfach 80 04 09, D -81604 MünchenFon +49 89/43 60 05-194,Fax +49 89/43 60 05-113E-Mail: [email protected]: www.s-stein.com
Chefredaktion: Willy Hafner (verantw. für denredaktionellen Inhalt, Anschrift: Scheyerner Weg 1,D-80638 München), Fon +49 89/17 80 96 58
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Wolf-Dieter Gericke, D-Waiblingen, Titel, S. 10–15, S. 22–23, S. 24–25 ; RichardWatzke, D-Freilassing, S. 6–9; SigridSchütze-Rodemann, D-Köln, S. 16–19; Rada Naturstein,Poysdorf, S. 26–30, S. 58; Natursteinwerke Franz Bamber-ger, Traiskirchen, S. 32–37, S. 38–41; Baur au Lac, CH-Zü-rich, S. 32–37; Duccio Malagamba, ES-Barcelona, S. 42–45;Miguel & Urzelai, ES-Valencia, S. 42–45; Beate Ullrich,D-München, S. 46–49; SEP Baur & Deby, D-München,S. 46–49; Poschacher Natursteinwerk, St. Georg a. d. G.,S. 50–51, S. 52–53; Daniel Böswirth,Wien, S. 54–57;
ÖSTERREICH
VÖN INTERN
Die Rada Naturstein Ges.m.b.H. fei-er te 2009 ihr sechzigstes Firmenjubi-läum. Das 1949 von Oswald Rada inPoysdor f gegründete Steinmetzunter-nehmen war ursprünglich auf dem
Gebiet Kunststein und dem Treppen-bau mit durch eigene Patentegeschützten freitragenden Treppensys-temen tätig. Diese Entwicklung fandihren Höhepunkt in der Ausführungder gesamten Kunststeinarbeiten undTeilen der Natursteinarbeiten in derUNO City in Wien.Mit der Übernahme der Geschäftslei-tung durch Rudolf und Elfriede Buryanbegann 1980 eine neue Entwicklungbei Rada. Der Kunststeinbereichwurde aufgegeben und der Betrieb aufdie reine Natursteinverarbeitungumgestellt. Von Anfang an setzte man
dabei auf die elektronisch gestützteArbeitsplanung und Fertigung: BeiRada wurde die erste CAD-Anwendungzur Natursteinverarbeitung im deutsch-sprachigen Raum eingeführt.
Der Neubau der ErstenAllgemeinen Versicherungam Wiener Bauernmarktwar der erste vollständigmit CAD gezeichnete Bau.Einen weiteren Höhepunktmarkier te 1990 das Haas-Haus, dessen Fassade mitrundem Grundriss unddiagonaler Fugenteilung nurunter Anwendung von CADund CNC-Fertigung möglichwar. Inzwischen bilden dergehobene Privat- undGeschäftsbau sowie dieRenovierung den Unterneh-mensschwerpunkt.
Rada ist eines von fünf Unternehmen,das für Steinmetzarbeiten amStephansdom zugelassen ist. RudolfBuryan sieht zwei Gründe für denUnternehmenser folg: die hoheBekanntheit als Problemlöser beitechnisch anspruchsvollen Projektensowie eine Belegschaft von 33 Mit-arbeitern, die einschließlich derMeister fast ausschließlich im Unter-nehmen ausgebildet wurden.Damit ist das Unternehmen auchinternational tätig, in München, aberauch in Prag, Budapest, Israel, Bulga-rien und sogar in der Mongolei.
60 Jahre Rada Naturstein
Ein heimischer Betrieb setzt auf CAD
58 STEIN TIME 2 I 09
Brunnen aus Donaukalkstein, zum 60-jährigen Jubiläum
gestiftet für die Landesausstellung 2013
Die technisch aufwen-
dige Natursteinfassade
des Haas-Hauses
wurde 1990 komplett
mit CAD/CAM
realisiert.
Sie sehen es. Sie erleben es.Sie haben den Durchblick!Naturstein ist drin. MitStein bauen heißt, andersbauen. Blaue Steine, grüneSteine, rote Steine – dieFarbpalette reicht vonSchwarz bis Weiß. Bruchrau, gesägt, geschliffenoder poliert – Natursteinsteht in einer Vielzahl vonOberflächenbearbeitungenzur Verfügung. Erleben Siedie Vielfalt der Steine.Steine sind Unikate – im Netz finden Sie alle!
S T E I N I S T A N D E R SI S T A N D E R S
NATUSTEIN IST DRIN!ENTDECKENSIE DIE STEINEIM NETZ.
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Anz. VÖN U4 -folge 4 2009 27.10.2009 17:00 Uhr Seite 1