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Stellschraube Gesundheitsversorgung:„Lösungswege zum Thema Ärztemangel“

Bad Wildbad, 12.11.2018 Geschäftsführer | AOK NordschwarzwaldHartmut Keller

AOK Baden-Württemberg

Mögliche Ursachen:

Gesundheitsstrukturgesetz 1993 vom 21.12.1992Ziel: stabile Beitragssätze

Maßnahmen u.a.:

− Budgetierung der Arznei- und Heilmittelausgaben

− Steuerung der Arztzahlen nach einer Bedarfsplanung

− Neues Entgeltsystem für Krankenhäuser

− Ab 1999 endet die Zulassung mit dem 68. Lebensjahr (zwischenzeitlich aufgehoben)

12.11.2018 Regionalplanertagung 2018 | Hartmut Keller | AOK Nordschwarzwald2

Rückblick - Ursachen


Hohe Niederlassungszahlen Ende 1992

Konsequenz 2010 bis heute:

Ärzte erreichen gemeinsam das „Rentenalter“

Nachwuchs?


Rückblick - Ursachen

AOK Baden-Württemberg12.11.2018 Regionalplanertagung 2018 | Hartmut Keller | AOK Nordschwarzwald4

Hausärztliche Versorgung in % (KVBW)


� Tendenz in der Niederlassung der Hausärzte setzt sich fort:

– Mehr Ärztinnen, mehr angestellte Tätigkeit und Teilzeit, je ländlicher die Region und je kleiner die Praxis, desto schwieriger die Nachfolge.

– Künftig weniger kleine Praxen auf dem Land, mehr Hausarztzentren in den Kerngemeinden.

– Bericht bestätigt: Derzeit immer noch fast in jeder Gemeinde ein Hausarzt. In den kommenden 5 Jahren scheiden 500 Hausärzte aus.

– Patienten arrangieren sich mit Veränderungen, nehmen weitere Anfahrtswege in Kauf, profitieren von längeren Öffnungszeiten und breiterem Behandlungsspektrum.

� Fachärzte immer schon in größeren Praxen in den Kerngemeinden

– Regional wird es schwieriger Nachfolger zu finden (Urologen, Hautärzte, HNO-Ärzte, Frauenärzte)


Versorgungssituation in Baden-WürttembergQuelle: „Versorgungsbericht der KV“


� Nie zuvor gab es mehr Ärzte als heute (371.302 in Deutschland), trotzdem steuern wir auf einen Ärztemangel in der hausärztlichen Versorgung zu.

– Bei steigender Arztzahl sinkt die durchschnittliche Arbeitszeit je Arzt und damit die Zahl der versorgten Patienten.

– In 2011 waren 8 % der Ärzte in Teilzeit ; in 2015 sind es 18 % der Ärzte .

– Sachverständigenrat : „Für zwei ausscheidende Hausärzte werden drei neue benötigt, um die Versorgung auf gleichem Niveau zu halten“

– Die Medizin wird weiblicher: Von den neuen Mitgliedern der KV waren 2015 in der Allgemeinmedizin 68 % weiblich.

– Die Zahl der Versorgungsanteile sinkt (136 VA weniger als 2013)


Versorgungssituation in Baden-WürttembergQuelle: „Versorgungsbericht der KV“


Maßnahmen


Versorgungssituation in Baden-Württemberg


� Seit 1998 finanzielle Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin . 4.800 EUR pro Monat, bei unbegrenzter Stellenzahl.

� Seit 2016 fachärztliche Weiterbildungsförderung. Bis zu 132 Stellen in Baden-Württemberg (je 22 Augen-, Frauen- und Kinderärzte, 16,5 HNO, 13,5 Hautärzte, 13 Orthopäden, 10 Nervenärzte, 8,5 Chirurgen, 4 ärztl. Psychotherapeuten).

� Ambulante Förderung stellt Gehaltsgleichheit mit stationärer Weiterbildung sicher.

� Finanzierungsanteil AOK Baden-Württemberg ambulant + stationär in 2017 ca. 8,7 Mio. EUR.


Gesetzliche Förderung der Weiterbildung in der Allgemein- und Facharztmedizin - nach § 75 a SGB V


� Förderprogramm unterstützt Praxisneugründungen und -übernahmen , Filialpraxen und Anstellung von Medizinern .

– Ärzte, die in einem Fördergebiet eine Praxis neugründen oder übernehmen, eine Zweigpraxis eröffnen oder einen Arzt anstellen, erhalten eine Förderung bis 60.000 EUR oder einen Zuschlag auf die Vergütung (max. 10.000 EUR/Quartal) .

– Als Fördersumme stehen 5,4 Mio. EUR p. a . hälftig finanziert von KVBW und Kassen zur Verfügung (§ 105 Abs. 1a SGB V).

– Bislang Förderung von 13 Niederlassungen (8 Neugründungen, 5 Übernahmen) sowie 4 Zweigpraxen und 10 Anstellungen.

– Fördergemeinden: https://www.kvbawue.de/praxis/niederlassung/bedarfsplanung-offen-oder-gesperrt/


Fördermaßnahmen in Baden-WürttembergZiel und Zukunft (ZuZ)


� Für Hausärzte ist aktuell eine ZuZ-Förderung möglich :

− Horb

− Mühlacker

− Ötisheim

− Nagold

− Ebhausen

− Haiterbach

− Wildberg

� Die KVBW unterstützt Vertragsarztpraxen, die einen Fa mulus beschäftigen, mit einem monatlichen Taschengeld für den Studierenden.




� Förderung von neuen Versorgungsansätzen , die die Qualität , die Effizienz und die Effektivität der vertragsärztlichen Versorgung verbessern.

– Projekte müssen Zusammenschlüsse von Vertragsärzten zur kooperativen Versorgung sein, bei denen Informations- und Kommunikationstechnologien und telemedizinische Anwendungen eingesetzt werden, die geeignet sind, räumliche Distanzen zu überbrücken und die Versorgung im ländlichen Raum zu unterstützen.

– 27 Projektanträge wurden eingereicht. 8 Projekte mit 604 Ärzten erhalten zusammen 2,1 Mio. EUR .

– Die geförderten Strukturen sind drei Jahre aufrecht zu erhalten.




Förderung im Rahmen der HZV-Verträge

� VerbundweiterbildungPlus: Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin HZV

– Weiterbildungsassistenten-Zuschlag für HZV-Hausärzte

– Unterstützung Projekt Train-the-Trainer-Seminare (Zuschuss pro HZV-Teilnehmer)

� Förderung Stiftung „Perspektive Hausarzt“ z. B. „Winter School“

� Zuschlag für Versorgungsassistentinnen HZV-Praxis (VERAH)

� Qualitätszirkel für Medizinische Fachangestellte

� Förderung Praktisches Jahr in HZV-Praxen (Uni Freiburg)

� zusätzliches Volumen HZV 2016: ca. 12 Mio. EUR (davon ca. 150.000 EUR Weiterbildungsassistenten-Zuschlag, ca. 11 Mio. EUR VERAH-Zuschlag)


Fördermaßnahmen in Baden-Württembergdurch die AOK Baden-Württemberg


Zusammenspiel AOK -Haus- und FacharztProgramm

AOK Baden-Württemberg14

Veränderung zum Vorjahresquartal

-0,25%

3,90%

1,73%

8,58%

1,73%

17,95%

HZV-Ärzte FAV-Ärzte Kardio FAV-Ärzte Gastro FAV-Ärzte PNP FAV-Ärzte Ortho FAV-Ärzte Urologie

HZV und Facharztverträge – aktueller Sachstand ÄrzteAnzahlÄrzte

HZV*davon KJÄ

FAVKardio-logie

Gastro. PNPOrtho ./ Chirur.

UrologieDiabeto-logie**

Rheumato-logie

* HZV 3.963

TVZ III/2017 3.973 349 1.810 205 173 688 578 117 49 -davon Kinder- u.

Jugendärzte (KJÄ-Modul)

361

27.09.2018 3.963 361 1.997 213 176 747 588 138 111 24Angestellte Ärzte &

Praxispartner972

Veränderung -10 12 187 8 3 59 10 21 62 24 Gesamt 4.935

**ohne HSA/KSA


HZV und 73c – aktueller Sachstand Versicherte

Regionalplanertagung 2018 | Hartmut Keller | AOK Nordschwarzwald15 12.11.2018

Anzahl Versicherte

HZVdavon im

KJÄ-ModulFAV

TVZ IV/2017 1.505.493 146.533 574.216TVZ IV/2018 1.576.244 165.844 639.586

Veränderung 70.751 19.311 65.370

4,70%

13,18%

11,38%

HZV KJÄ-Modul FAV

Veränderung zum Vorjahresquartal


VERAHs� 2.177 VERAHs

� in 1.593 HZV-Praxen

� bei 2.196 HZV-Ärzten

� 472 Praxen beschäftigen mehr als eine VERAH

� 42 VERAHs in mehr als einer Praxis angestelltStand: Abrechnungsquartal 2/2018

VERAHmobile

Stand: September 2018

Status Quo – VERAHs (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis)

© Alexander Raths / fotolia.com

520 mit lfd. Leasingvertrag (916 insgesamt ausgeliefert)

Regionalplanertagung 2018 | Hartmut Keller | AOK Nordschwarzwald16 12.11.2018


� unterstützt Hausarzt bei der Versorgung der Patienten

� erstellt in Zusammenarbeit mit Arzt und Patient individuelle Versorgungspläne

� führt delegierte Hausbesuche eigenständig (VERAHmobil) durch und unterstützt den Arzt bei Diagnose-, Therapie- und Präventionsmaßnahmen

� entlastet den Arzt durch Beurteilung und Dokumentation chronischer Wunden und führt in Abstimmung die Behandlung selbständig durch

� bildet Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und sozialen Netzwerken (Krankenhäuser, Sanitätshäuser, Selbsthilfegruppen usw.)

� motiviert Patienten zur aktiven Beteiligung an den Diagnose- und Therapiemaßnahmen


Aufgaben einer VERAH(Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis)


� Im Auswahlverfahren für das Medizinstudium sollen neben der Abiturnote zwei weitere Kriterien Anwendung finden. Soziale und kommunikative Fähigkeiten sowie die Leistungsbereitschaft sind einzubeziehen. Ausbildung, Tätigkeit oder ehrenamtliches Engagement im medizinischen Bereich wird künftig berücksichtigt.

� Hochschulen werden unterstützt, die Auswahlverfahren entsprechend anzupassen und etwa Auswahlgespräche als Instrument zu etablieren. Das Bundesforschungsministerium wird Projekte zur Begleitforschung der Entwicklung fördern.

� Im Staatsexamen werden künftig alle Studierenden auch in der Allgemeinmedizin geprüft.


Masterplan Medizinstudium 2020 - neue Hausärzte für Morgen


� Praktisches Jahr: Innere Medizin und Chirurgie bleiben Pflichtquartale; hinzukommen zwei Wahlfächer, von denen eines in der ambulanten Versorgung absolviert werden muss.

� Die medizinischen Fakultäten sollen die Allgemeinmedizin für Nachwuchsmediziner attraktiver gestalten und schon in der Ausbildung stärker in den Fokus rücken.

� Die Hochschulen sollen mehr Lehrkrankenhäuser auf dem Land einbinden. Es werde nach "weiteren geeigneten Mitteln gesucht", um zu großen finanziellen Belastungen der Studierenden, etwa durch Fahrtkosten, entgegenzuwirken.

� An allen medizinischen Hochschulen sind Lehrstühle für Allgemeinmedizin vorgesehen.


Masterplan Medizinstudium 2020 - neue Hausärzte für Morgen


� Strittig: Die „Landarzt-Quote“. Mit ihr sollen Abiturienten „ohne Einser“ einen Studienplatz bekommen, wenn sie bereit sind, später als Hausarzt aufs Land zu gehen.

� Lösungsansatz: Über die Stiftung Hochschulzulassung (ZVS) können die Länder bis 10 % der Studienplätze an Bewerber vergeben, die sich verpflichten nach Studium und allgemeinärztlicher Weiterbildung in unterversorgten Regionen zu arbeiten.

� Auswahlkriterien die fachliche Eignung und die Motivation hausärztlich zu arbeiten.

� Kritik an Landarzt-Quote :

� Wohlhabende könnten sich aus der Verpflichtung „herauskaufen“.

� Es entstehen „Schlupflöcher“, um sich auf einen Studienplatz einzuklagen.

� Bayern will die Option nutzen und 5 % über die Vorabquote zulassen.


Masterplan Medizinstudium 2020- neue Hausärzte für Morgen


� Ebenfalls strittig: 1.000 zusätzliche Medizinstudienplätze .

� Verbände wie Marburger Bund und Bundesärztekammer fordern seit Jahren, die 25.000 Studienplätze aufzustocken. Begründung: Ruhestandswelle der Babyboomer

� Mit den meisten Ländern ist die Erhöhung wegen der hohen Kosten von 200.000 EUR pro Medizinstudienplatz nicht zu machen.

� Eine Expertenkommission soll prüfen, ob das Studienplatzangebot erhöht werden soll.

� Laut Fakultätentag müssen Bund und Länder 80 Mio. EUR bereitstellen , sonst kann der Masterplan 2020 nicht erfolgreich umgesetzt werden.


Masterplan Medizinstudium 2020- neue Hausärzte für Morgen


Pforzheim – Enzkreis:

Seit 2016 Netzwerk „Docs4Pfenz“ = „Ärzte für Pforzheim und Enzkreis“ Veranstaltungen für Medizinstudenten, Ausbildungspaket der Region, Fahrkostenzuschüsse

2016: 1 Praxisübernahme2017: 2 Ärztinnen in Weiterbildung Allgemeinmedizin

Landkreis Calw:

Stipendium für Medizinstudenten mit monatlich 400 Euro bis zu sechs Jahre lang. Verpflichtung für mind. vier Jahre im Landkreis ärztlich tätig zu sein.Masterplan

Landkreis Freudenstadt:

Stipendium für Medizinstudenten mit monatlich 500 Euro bis zu vier Jahre lang. Verpflichtung für mind. vier Jahre im Landkreis ärztlich tätig zu sein.


Regionale Gesundheitskonferenzen

AOK Baden-Württemberg12.11.201823

Projekt TeleDerm

Regionalplanertagung 2018 | Hartmut Keller | AOK Nordschwarzwald

„Hausärztliche Telemedizin am Beispiel der Teledermatologie – aktuelle Entwicklungen“


� In der Hausarztpraxis wird die veränderte Hautstelle fotografiert und die Bilder über das Internet an den Hautarzt übermittelt.

� Innerhalb von 48 Stunden erhält der Hausarzt eine Diagnose, auch die weitere Therapie wird in der Hausarztpraxis durchgeführt.

� Landkreise: Böblingen, Calw, Rottweil und Zollernalbkreis

� Interventionszeitraum: 01.07.2018 bis 30.06.2019

� 62 HZV-Ärzte in 49 Arztpraxen nehmen an dem Projekt teil, davon 22 Praxen aus dem Landkreis Calw

� Fördergeber: Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Förderung neuer Versorgungsformen.

12.11.201824

Projekt TeleDerm



Projekt TeleDerm - Überweisungswege



Projekt TeleDerm



„Ist ein Besuch beim Dermatologen erforderlich (lt. Spezialisten)?“ (n = 33)

12.11.201827

Erste Ergebnisse der Pilotstudie



Digitale Vernetzung von ca. 6.000 an den Selektivverträgen teilnehmenden Haus- und Fachärzten ab 2019 mit folgenden Zielen:

� Sicherung des bestehenden Qualitätsanspruchs

� Geeignete Fachanwendungen (eArztbrief, eMedikationsplan, eAU) bieten Vorteile für Versicherte, Ärzte und AOK

− Versicherte: Patienteninformationen liegen rechtzeitig vor, Vermeidung unnötiger Untersuchungen

− Ärzte: Arbeitsentlastung und wirtschaftliche Vorteile (kein unnötiges Versenden oder Faxen, Einsparung von Papier, Porto, etc.)

− AOK: Wirtschaftlichkeit durch Vermeidung von Doppeluntersuchungen und Fehlentscheidungen aufgrund fehlender Kenntnis über Patienten


Digitale Vernetzung zwischen Haus- und Fachärzten


Das Netzwerk verbindet die Akteureim Gesundheitswesen


Kernanwendungen des Digitalen Gesundheitsnetzwerks


� Digitale Sprechstunde?Ärztliche Versorgung über Video oder gar nicht?

− Darüber hinaus werden für eine bessere Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und Pflegeheimen Sprechstunden und Fallkonferenzen per Video als telemedizinische Leistung umfangreich ermöglicht. In diesem Zusammenhang wird die Videosprechstunde insgesamt für alle Versicherten und in der häuslichen Pflege im weiten Umfang weiterentwickelt.

� Hebammenbetreuung über Video oder gar nicht?

� Arzneimittelversorgung vor Ort: Beispiel Apotheke in Hüffenhardt

− die praktizierte Abgabe von Arzneimitteln sowie deren Lagerung verstößt gegen das Arzneimittelgesetz und ist wettbewerbswidrig.

− Zulässig ist nur die Arzneimittelabgabe in einer Apotheke oder mittels Versandhandels durch eine Apotheke.

� Arzneimittel ohne Rezept über die KV-Karte


Ausblick…

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Bad Wildbad, 12.11.2018 Geschäftsführer | AOK NordschwarzwaldHartmut Keller

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