Stomaanlage beim Kind- Indikationen und … · Atresien (Darm, Anus) ... Stomaanlagen bei...
Transcript of Stomaanlage beim Kind- Indikationen und … · Atresien (Darm, Anus) ... Stomaanlagen bei...
Stomaanlage beim Kind-
Indikationen und Indikationen und AnlagetechnikenAnlagetechniken
Prof. Dr. med. Ludger StaibKlinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Klinikum Esslingen
Die Beschäftigung mit kindlichen Stomata ist wichtig aus folgenden Gründen:
• Es werden durch die moderne Neonatologie und Kinderchirurgie mehr Stomata bei Frühgeborenen und unreifen Kindern angelegt
• Es gibt noch wenig passende Produkte bei Kindern
• Die Haut des Neugeborenen ist noch sehr empfindlich und besitzt keine Barrierefunktion
Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen mit Relevanz für die Chirurgie
schnellere Heilungstendenz durch höhere Zellteilungsrate
angeborene Fehlbildungen mit potentieller Lebensgefahr
unreife Organsysteme bei Neugeborenen, u.a. Abwehrmechanismen
mangelndes Verständnis für Maßnahmen, Compliance
Eltern als „dritte Partei“: Arzt – Patient – Eltern-Verhältnis
Stomaanlage beim Kind
Meist lebensrettende Maßnahme
Hauptursachen:
Fehlbildungen
Entzündungen
Zunehmende Bedeutung, seit unreife Frühgeborene operiert werden
Versorgung extrem untergewichtiger Frühgeborener meist komplex und oft frustran
Schwangerschaftsdauer
Frühgeburt: ≤ 37. vollendete SSW ----> Unreife in welchen Organsystemen?
Termingeburt: Beginn 38. SSW bis Ende 42. SSW
Übertragung: ≥ Beginn der 43. SSW
Indikationenfür Stomaanlagen bei Kindern und Jugendlichen
Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) Atresien (Darm, Anus) M. Hirschsprung Aganglionose (Mekonium-) Ileus, zystische Fibrose
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen M.Crohn, Colitis ulcerosa
Trauma
Nekrotisierende Enterocolitis (NEC)
Strukturelle / immunologische Unreife des Darmes (NG, FG)
PLUS: Prädisponierende Faktoren
MUKOSASCHÄDIGUNG
Hypoxie(Ateminsuff., Anämie)
BakterienViren
Verminderte Durchblutung(Hyopotonie, Bradykardie, Placentainsuff.)
Thromboembolien(Polycytämie, Nabelvenenkatheter)
Ernährungsstörungen(hyperosmolar, parenteral, Transfusionen)
Willital 2000, Spitta Verl., p350
Nekrotisierende Enterocolitis (NEC)
Klinik Translokation paralytischer
Ileus Perforation „Pneumatosis
intestinalis“ Behandlung
Resektion Split-Stoma ggf. Second-Look
Nekrotisierende Enterocolitis (NEC)
12. Lebenstag, Frühgeborenes
33.SSW, 2000gr, blutiges
Mekonium, abdominelle
Syptomatik Röntgen:
„Pneumatosis coli“
Nekrotisierende Enterocolitis (NEC)
14. Lebenstag, Drilling 33.SSW,
1100gr, abdominelle
Syptomatik Röntgen:
„Pneumatosis coli“ OP: 10 cm
Jejunumresektion, Split-Stoma
Nekrotisierende Enterocolitis Folgezustände 1
Sigmastenose: Sigmaresektion(3 Monate)
Verwachsungen: Adhäsiolyse(4 Monate)
Omphalocele
meist präoperativ bekannt, d.h. Eingriff geplant Transfer des Kindes in sterilem Omphalozelensack
direkt in OP
Bauchdeckenverschluß
Bauchdeckendehnung Doppelung der Faszie ggf. Netzeinlage Mobilisation der Haut ggf. Situationsnähte
Problem:Kein Hautverschluss über Netz bei großer Leber möglich
Analatresie 1 Anus ist nicht angelegt, Gefahr des
Mekoniumileus, daher zunächst doppelläufiges Sigmoideostoma
Morbus Hirschsprung Angeborenes Fehlen von Ganglienzellen im Rektum
führt zu einer Engstellung mit Stenosewirkung (Erstbeschreibung 1886 durch Harald Hirschsprung, dänischer Pädiater)
Oberhalb davon ist der Dickdarm weitgestellt Folgen sind Dilatation, Obstipation, Ileus, Gedeihstörung
Die Diagnosesstellung erfolgt durch eine Rektum-Saugbiopsie
Therapie: Erst doppelläufiges Sigmoideostoma Zweizeitig Resektion des betroffenen Segmentes,
Durchzugs-OP (Duhamel)** im Alter zwischen 6 und 12 Monaten, evtl. auch minimal-invasiv möglich*
*Cobellis G, Minerva Pediatr 63(3):163-7, 2011**Coran AG, Am J Surg180(5):382-7, 2010
Chronische Obstipation
Ursachensuche: Ernährungsfehler, mechanisches Problem, Fehlbildung der Darminnervation?
Bei Versagen der konservativen Therapie: Stomaanlage
Spülung mit Einläufen über Stoma
Nach Diagnosestellung Darmresektion und Stomarückverlagerung
Dilatierter, atoner Darm wirkt als Infektquelle
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Stomaanlagen bei Analfistel und Stenosen (M.Crohn)
Stomaanlagen bei entzündlich verändertem Dickdarm (toxischem Megakolon)
Eher Jugendliche und junge Erwachsene betroffen
Ca. 10% definitive Stomaanlagen*
*Barrena S, Pediatr Surg Int 27(4):385-90, 2010
Kindliche Stomaanlagen beim Trauma
Ursachen: Pfählungsverletzungen Schuß- und Stichverletzungen Unfälle mit Darmzerreißung (Sturz, Autounfall,
Fahrradunfall) Technik:
Hartmann-Situation und sekundäre Rekonstruktion Split-Stoma Doppelläufiges Stoma Damage-Control
Anlagetechniken 1
Grundsätzlich Kritische, jedoch zeitnahe
Indikationsstellung Blutarme und schonende
Operationstechnik (6-0 Fäden), Lupenbrille
Stoma nicht in der Bauchwunde ausleiten, da Versorgungsprobleme
Haut bei Frühgeborenen sehr empfindlich Stomaprolaps v.a. nach Notfall-
Ops/Peritonitis
Anlagetechniken 2
Doppelläufiges Dünndarmstoma Endständiges Dünndarmstoma Split-Dünndarmstoma Appendikostoma
Doppelläufiges Sigmoideostoma Endständiges Sigmoideostoma Split-Dickdarmstoma Mehrere Stomata (Kontinente Stomata)
Pflegerische Probleme
Enger Raum, Intensivstation, Inkubator, Begleiterkrankungen
Hautprobleme (Infektionen, Phlegmone, Mykosen)
Stomaprolaps und parastomale Hernie(Irtan 2010)
Stoma-Stenose Schmale Produktpalette, Flexibilität und
Kreativität sind gefragt
Zusammenfassung
Stomaanlage bei Kindern ist meist überlebenswichtig, Haupt-Indikationen sind Fehlbildungen und Entzündungen sowie Unreife, jedes Alter ist betroffen
Sorgfältige und zeitnahe Indikationsstellung, subtile Operationstechnik
Interdisziplinäres Team für optimales Ergebnis wichtig
Flexibilität und Kreativität sind bei der Stomaversorgung gefragt
Die meisten kindlichen Stomata können wieder zurückverlagert werden