Surprise Strassenmagazin 281/12

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Weise Worte Der Dalai Lama im Exklusivinterview Rauschen im Blätterwald: was Bäume für Geschichten erzählen können Recycling – Schweizer Sammelwut schafft kostbares Gut Nr. 281 | 10. bis 23. August 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.

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Weise WorteDer Dalai Lama im Exklusivinterview

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Recycling – Schweizer Sammelwut schafft kostbares Gut

Nr. 281 | 10. bis 23. August 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.

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Ihre Meinung!Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, [email protected]. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3

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EditorialWeise und intelligent

«In der Vergangenheit halfen uns die Bäume. Ihre Blüten schmückten uns, ihreFrüchte nährten uns, ihre Blätter und ihre Fasern kleideten uns und gewährtenUnterschlupf. Heute, wo wir von komplizierten Maschinen und Computern in un-seren modernen Büros umgeben sind, ist es leicht, unsere Verbindung zur Natur zuvergessen», lautet ein beliebtes Zitat des Dalai Lama, und es klingt, wie weise Wor-te oft klingen – nämlich etwas anachronistisch. In einer Welt, die von Breaking Newsgeprägt ist, tendieren sie zu null Nachrichtenwert. Denn sie benennen viel grund-sätzlichere Dinge als die Aktualität.

Da sitzen wir also bei der Bildauswahl an unseren Computern und sehen uns Bäu-me an. Michel Brunner hat sie für seinen Bildband «Baumriesen der Schweiz» foto-grafiert und eigens für uns ihre Geschichte erzählt. Das sind keine Breaking News,aber es ist eine weise Angelegenheit. Denn die Geschichten öffnen den Blick aufsGanze. Rücken die Relationen etwas zurecht. Eine Eiche von 1500 Jahren zum Bei-spiel. Die fing an zu wachsen, als die Franken gerade damit beschäftigt waren, die Alemannen und Westgo-ten zu besiegen. Und jetzt, da Hollande und Merkel telefonieren, um die Eurozone zu retten, steht sie immernoch da. Die Eiche hätte was zu erzählen. Bäume seien intelligent, sagt Baumspezialist Michel Brunner: «In-telligenz ist die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Optionen wählen zu können. Das können Pflanzen.» Es isteine überraschende, weil instinktive Art von Intelligenz. Eine ebenso wenig geläufige Definition fand der Dalai Lama im Gespräch mit Danielle Batist vom Internatio-nalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP: Intelligenz als Korrektiv der Emotion, das uns hilft, unser Ver-halten zu beurteilen. Die Intelligenz ist dazu da, gerade auch unerfreulichere Gefühle wie Wut und Missgunstin Schach zu halten. Fazit: Es kann nie schaden, seine Intelligenz nicht nur in die prestigeträchtigen Aufgabenam Computer zu investieren, sondern sich bei aufkeimendem Zorn bewusst zu machen, wozu man eigentlichso intelligent ist. Statt wie die Axt im Walde zu wüten.

Mit dieser Ausgabe verabschieden wir Delia Lenoir als Kolumnistin, danken ihr für fast sieben Jahre Fami-liengeschichten und Irene Meier für ebenso viele Jahre der optischen Umsetzung. Wir werden Oncle Paul undTante Catherine vermissen. Aber wir freuen uns auch auf einige Neuerungen im nächsten Heft.

Legen Sie sich für die Lektüre unter einen knorrigen Baum und geniessen Sie das Rauschen der Blätter.

HerzlichDiana Frei

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DIANA FREI

REDAKTORIN

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Inhalt03 Editorial

Baumgeflüster05 Basteln für eine bessere Welt

Geschickt gewickelt06 Aufgelesen

Kicken gucken06 Zugerichtet

Zu viel Zivilcourage07 Leserbriefe

Heimweh-Kompressoren07 Starverkäufer

Tesfagabir Ghebreab 08 Porträt

Pistenpunk 21 Lösungen

Bimarus und Sudokus aus Heft 280 22 Le mot noir

«Häschen, ich brauchte ein Thema» 23 Heldentheater

Schweizerisch-iranischer Mythentausch24 Kulturtipps

Wie man Wünsche wahr macht26 Ausgehtipps

Theatralischer Grillabend28 Verkäuferporträt

Biologe schnuppert Käse29 Projekt Surplus

Eine Chance für alle!30 In eigener Sache

ImpressumINSP

Der Dalai Lama hat im Sommer Grossbritannien be-sucht und dem internationalen Netzwerk der Stras-senzeitungen INSP ein exklusives Interview gegeben.Mit der Journalistin des INSP hat er nicht nur über dieLage der Tibeter gesprochen, sondern auch darüber,was die Verkäufer von Strassenzeitungen direkt be-trifft: über Heimat, Einsamkeit und Sparmassnahmenin der Wirtschaftskrise.

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Schweizer Wälder und Wiesen sind voll mit bemer-kenswerten Bäumen, die oft unbeachtet bleiben. Mi-chel Brunner hat viele davon besucht und fotografiert.Eine kommentierte Bildergeschichte über eine dickeLinde, eine verdrehte Eibe, eine eitle Eiche und ande-re ungewöhnliche Bäume.

14 RecyclingDie Wegwerfgesellschaft

Recycling ist eine gute Sache. Material wird zu neuemMaterial, zumindest teilweise. Immer mehr Stoffekönnen wiederverwertet werden: In ersten Versuchenwerden im Zürcher Oberland Getränkekartons rezy-kliert, und in Bern kann Plastik zur Sammelstelle ge-bracht werden. Es gibt aber ein Problem. Beim Recy-cling werden nicht nur Abfallstoffe wiederaufbereitet,es wird auch das Gewissen der Menschen gereinigt.

10 Dalai Lama«Auf eine gewisse Art bin auch ichheimatlos»

16 Faszination BaumUnter mächtigen Kronen

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Basteln für eine bessere WeltSie lesen es im vorliegenden Heft: Was wir an Essen kaufen, verursacht Abfall, und unser Autor redet uns ab S. 14 ins Gewissen, Re-cyceln sei nur die halbe Lösung, Vermeiden die bessere. Wir haben noch einen Vorschlag: Kochen Sie Ihren Reiskuchen einfach in Ba-nanenblättern und nehmen Sie ihn so ins Büro mit!

1. Sie brauchen: 400 Gramm Klebreis (= Sushireis), 150 Gramm grüne, getrockneteMungbohnen, 1 Paket Bananenblätter, 3 Esslöffel Fischsauce (alles im Asia-Shop er-hältlich), 250 Gramm Schweinefleisch, gestossener Pfeffer, 2 Meter Kordel

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2. Waschen Sie den Klebreis, bedecken Sie ihn mit kaltem Wasser und lassen Sie ihnüber Nacht einweichen. Weichen Sie die Mungbohnen mindestens zwei Stunden inwarmem Wasser ein, giessen Sie sie ab und kochen Sie sie in reichlich Wasser weich.Zerdrücken Sie sie dann zu Püree. Marinieren Sie das Schweinefleisch in Fischsauceund Pfeffer.

3. Nehmen Sie die Bananenblätter aus der Packung, falten Sie sie auseinander, säu-bern Sie sie mit einem feuchten Tuch und bügeln Sie sie kurz mit einem Dampfbü-geleisen, bis sie biegsam geworden sind.

4. Legen Sie ein Bananenblatt auf der Arbeitsfläche aus und legen Sie darauf im rech-ten Winkel ein zweites. Häufen Sie Klebreis darauf, dann eine Schicht Bohnenpüreeund Schweinefleisch, dann wieder Bohnenpüree und zum Schluss den restlichenReis.

5. Falten Sie die linke und rechte Seite der Bananenblätter zur Mitte hin, legen Sie dieoberen und unteren Blätter darüber und verschnüren Sie das Ganze zu einem Paket. Kochen Sie Ihre Pakete im Wasserbad etwa 3 bis 4 Stunden, lassen Sie sie abkühlen.

6. Packen Sie sie aus und schneiden Sie den Inhalt mit einem Draht in dünne Schei-ben. Servieren Sie sie Ihren Bürokollegen mit etwas Fischsauce und Pfeffer.

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AufgelesenNews aus den 90 Strassenmagazinen,die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Mitgehangen

London. In der Olympia-Ausgabe sprichtGoldmedaillengewinner Tommie Smith vonPeter Normann, dem weissen australischenSprinter, der 1968 mit ihm und John Carlosauf dem Podest stand, als sie ihre schwarz be-handschuhten Fäuste zum Black Power Salu-te streckten. Normann unterstützte sie nichtnur mit Bürgerrechts-Button. Er hatte auchdie Idee, dass sie das eine Paar Handschuheteilen. Wegen seiner Zivilcourage wurde er1972, obwohl Landesbester, nicht selektio-niert. Selbst als 2000 die Spiele in Sydneystattfanden, wurde er nicht eingeladen.

Am Ball

Paris. Die jungen Filmemacher Mitja Tho-mas und Konstantin Stell haben beim Ho-meless World Cup 2011 in Paris nicht nurwunderbare Spiel- und Turnierimpressioneneingefangen. Für ihren kurzen Dokumen -tarfilm «Offsight» befragten sie Spieler und Betreuer der 64 Teams aus aller Welt unteranderem dazu, was für sie homeless, alsoobdachlos sein, bedeutet. So unterschiedlichdie Herkunft und Lebensumstände der Spie-ler, so verschieden auch ihre Ansichten. Ein-drücklich, ergreifend und inspirierend.http://vimeo.com/36866674

Mageres Verständnis für Dicke

Stuttgart. «Mit Gewicht wird nur Negativesassoziiert wie Faulheit, oder dass man unge-pflegt, fast schon asozial ist», erklärt eine 30-jährige Frau mit 218 Kilo. Alkoholiker, Dro-gensüchtige und andere Menschen am Randeder Gesellschaft können mit mehr Verständ-nis rechnen. Dicke sind in den Augen der All-gemeinheit selber schuld, dabei sind oft auchKrankheit und falsche Medikamentierung einGrund für das Übergewicht. Trottwar setztsich mal für eine andere Randgruppe ein.

ZugerichtetHände aus den Hosen -taschen!Heiss sei es gewesen an jenem Freitag im Ju-li 2007. Der Schweiss sei ihm in den Hemd-kragen gelaufen, als er um etwa 14.45 Uhrmit seiner Partnerin vom Auto zu einer Tier-handlung unterwegs gewesen sei, erinnertsich der spätere Geschädigte. Dabei passiertedas Paar eine Patrouille des polizeilichen As-sistenzdienstes (PAD), die gerade dabei war,in der sengenden Hitze einen Drogensüchti-gen bis in die letzte Ritze zu filzen. Gegenü-ber seiner Begleiterin bemerkte er noch, wiehimmeltraurig elend der Junkie doch auchzwäg sei. Und wie menschenverachtend, wieman ihn hier mitten in der Stadt in der Son-ne schmachtend auseinandernehme wie ei-nen Schwerverbrecher. Um circa 15.30 Uhr forderte eine PAD-Pa-trouille bei der Einsatzzentrale Verstärkungan. Wenige Minuten später trafen drei Beam-te der «Wache Spezial» am «Tatort» ein, wosich der spätere Geschädigte jetzt lauthalsempörte. Er zahle doch nicht Steuern fürnutzlose Kontrollen der schwächsten Mit-glieder unserer Gesellschaft! Und beim An-blick der anrückenden Polizisten brüllte er:«Ihr würdet besser einen Kranken- als einenKastenwagen bestellen!» Der Wachtmeisterverlangte vom tobenden Störer einen Aus-weis, welchen dieser aber nicht vorweisenkonnte, weil er ihn im Auto hatte. So bega-ben sich die beiden zum Parkplatz, der aber,oh Schreck, leer war. Seine Partnerin müsseinzwischen weggefahren sein, erklärte derzu Kontrollierende. Sie komme sicher gleichwieder, versicherte er, schliesslich müsse sieihn ja noch abholen. Der Polizist nahm wohlan, er werde veräppelt. Zudem hatte der Stö-

renfried inzwischen die Hände in die Hosenta-schen gesteckt und traf auch keine Anstalten,diese wieder herauszunehmen, nachdem erdazu aufgefordert worden war. Zwanzig Se-kunden lang. Die Weigerung führte dazu, dassdem Mann «polizeilicherseits die Hände ausden Hosentaschen gezogen und mit Hand-schellen auf dem Rücken zusammen gebun-den wurden», wie es in der Anklageschriftheisst. Nur Augenblicke später fuhr tatsächlichdie Partnerin vor, und die Identität des Manneskonnte geklärt werden. Zu spät. Der Mann,nun vollends ausser sich, wurde verhaftet undauf die Wache verbracht. Das hätte die Polizei nicht tun dürfen, urteiltenun eine Richterin und sprach den Einsatzlei-ter der Freiheitsberaubung und des Amtsmiss-brauches schuldig. Besteht kein dringenderVerdacht auf ein Verbrechen und kann ein Bür-ger sich ausweisen, darf er oder sie nicht ver-haftet werden. Auf der Wache wurde der Manndann auch noch mit einem Nasen-Kopf-Dreh-griff zu Fall gebracht, als er sich weigerte, dieArrestzelle zu betreten, wobei er sich mittel-schwer am Knie verletzte. Was einem zweitenPolizisten eine Verurteilung wegen einfacherKörperverletzung einbrachte. Nur jener, derdie Leibesvisitation durchführte, wurde freige-sprochen. Die Verteidiger der Polizisten zeich-neten in der Verhandlung vom Geschädigtendas Bild eines schwerst renitenten Mannes, dereine Gefährdung der öffentlichen Ordnung undSicherheit darstellt. Einer, der vorliegend ausideologischen Gründen gehandelt habe.Stimmt, meint der Geschädigte, schliesslich seier ja auch Pfarrer.

YVONNE KUNZ ([email protected])

ILLUSTRATION: PRISKA WENGER

([email protected])

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Starverkäufer Tesfagabir GhebreabDoris und Thomas Hochheimer Baumbergeraus Muri schlagen Tesfagabir Ghebreab alsStarverkäufer vor: «Tesfagabir Ghebreab ver-kauft jeweils an Wochenenden beim Coop inMuri. Er ist sehr diskret, äusserst freundlich(auch wenn wir kein Heft kaufen), nie auf-dringlich. Er fragt, wie es einem geht, lässtGrüsse ausrichten, ist aber nie anbiedernd.In Gesprächen erzählt er auf sehr natürlicheund offene Art von sich und seiner Familie.Er ist unser Starverkäufer.»

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GNominieren Sie IhrenStarverkäufer!Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Siean dieser Stelle sehen möchten: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, [email protected]

Leserbriefe«Die Grabesruhe in der Stadt sollte noch viel ausgiebiger gestört werden»

Nr. 278: RuhestörerIm Rhythmus der Reglemente

Bettler geben sich als Strassenmusikanten ausEs ist grundsätzlich festzuhalten, dass es nicht einfach den Sammelbe-griff «Strassenmusik» gibt. Meine Frau und ich sind oft in Luzern anzu-treffen. Dort musizieren gerade in der Ferienzeit vielfach junge Leutespontan auf der Strasse, um etwas Geld zu verdienen. Es handelt sich da-bei unverkennbar meist um Studierende. Diese verbleiben aber nicht län-ger an demselben Standort. Manchmal fragen sie in benachbarten Ge-schäften sogar noch, ob sie mit ihrer Darbietung nicht stören würden. Siebieten einzeln oder in Gruppen Musik verschiedener Gattung auf rechthohem Niveau, sie betteln nicht, verhalten sich höflich und belästigenniemand. Das ist uns dann gut und gerne auch einmal ein «Nötli» wert.Ganz anders verhält es sich mit den organisierten Bettlerbanden sattsambekannter Herkunft. Diese Leute hocken dann vor irgendeinem Geschäft,malträtieren ihren «Heimweh-Kompressor» (Handharmonika) und er-zeugen schauerliche Töne, die mit Musik nichts mehr zu tun haben. Da-bei belästigen sie mit ihrer Bettelei die Passanten zum Teil recht massiv.Da ist bei mir ganz sicher nichts zu holen. Ganz schlimm wird es, wennsolche «Musikanten» in Horden in Trams und Busse in Zürich einfallen,wo ihnen ihre Opfer nicht so ohne Weiteres entkommen können. Ent-sprechend aggressiv, frech und anmassend wird dann gebettelt, oft kannman das Vorgehen sogar direkt als Bedrohung und Nötigung geradegegenüber älteren Personen bezeichnen. Mit Erfolg habe ich schon diePolizei gerufen, wenn die Bettelei allzu arg ausartete.Abschliessend noch ein dickes Kompliment für das Strassenmagazin Sur-prise, dieses hat in letzter Zeit inhaltlich, von der Themenwahl her starkzugelegt. Auch ich bin dadurch zum regelmässigen Leser geworden, ob-wohl meine Hauptlektüre ein anderes Segment betrifft. Meine Frau ist re-gelmässige Käuferin des Magazins.Hugo Enz, Adliswil

Strassenmusiker entschädigen statt schikanierenSurprise und die Idee dahinter gefällt mir! In der letzten Nummer vor al-lem der Artikel über die Strassenmusik. Ruhestörer find ich übrigens ei-nen sehr treffenden Titel. Die Grabesruhe, die zuweilen in der Stadtherrscht, sollte noch viel ausgiebiger gestört werden! Man sehe sich dieInnenstadt einmal an einem Sonntag oder abends nach Ladenschlussan. Sowas von Kulturlosigkeit im öffentlichen Raum! Der Kommerz maglieber die Kultur in geschlossenen Räumen. Der Stadt würde es viel bes-ser anstehen, sie würde die Strassenmusiker ihrerseits für ihre der Allge-meinheit dienenden Anstrengungen entschädigen, statt den Wünschender Geschäftemacher zu gehorchen und die Strassenmusiker zunehmendzu schikanieren!Beni Gnos

Nr. 279: Wir rätseln

Treffend: Spuk, Krimi und PörtnerIch bin schon seit Jahren Leserin Ihres Magazins und freue mich immerauf die neuen Ausgaben. Die letzte ist sehr gut gelungen. Und zwar vonAnfang bis Ende. Besonders gefallen haben mir die beiden Artikel überSpukphänomene und Kriminalistik sowie die Wörter vom Pörtner. Tref-fender hätte ich es nicht sagen oder schreiben können! Sandra Gerber, Winterthur

Kreuzworträtsel für den FreundeskreisMit dem Heft zum Thema Rätsel haben Sie den Vogel abgeschossen. DieBeiträge sind wie immer aufschlussreich, informativ, zum Teil humor-voll – kurz: einfach gut. Basteln für eine bessere Welt hat mich ganz be-sonders angesprochen. Ich habe gleich zwei mir liebe Personen mit ei-nem selbstgebastelten Kreuzworträtsel beglückt. Hoffentlich haben sieebenso viel Spass beim Lösen wie ich beim Ausdenken! Und der Hin-weis auf Blingding wird meine Freundin und mich im November nachBaden locken. Ganz herzlichen Dank für die sehr ansprechenden Hefte.Ruth Schifferli, Bertschikon

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VON MANUELA DONATI (TEXT) UND DAVIDE CAENARO (BILD)

Katharina Keller schaut auf ihre Hände. Sie sind kräftig, aber nichtklobig. Jetzt gerade sieht man ihnen nicht an, dass sie an drei Tagen derWoche hart mit ihnen arbeitet: schleift, fräst, schneidet, lackiert. Arbei-tet sie mit Massivholz, kann es gut sein, dass sie eine Woche langschwarze Hände hat. Katharina Keller ist Schreinerin in der Zürcher Ge-nossenschaft Tigel. «Es gefällt mir, dass ich etwas herstelle, dass ich amEnde des Tages sehe, was ich geschaffen habe», sagt sie. Im Tigel stelltsie fast ausschliesslich Tische her, doch in ihrer Wohnung in ZürichWipkingen sind viele Möbel selbst gemacht. Manchmal sind ihr ihreHände aber zu gross. In einer aufgestylten Frauenrunde fühle sie sichmanchmal irgendwie nicht feminin genug, auch wenn sie zuvor zweiStunden lang gebadet hat, um die Hände wieder sauber zu kriegen.

Auch wenn Stellen mittlerweile für beide Geschlechter ausgeschrie-ben werden: Die Schreinerbranche ist nach wie vor ein traditionelles Arbeitsmilieu. So war es für sie nicht immer einfach, sich in einer Män-nerdomäne zu behaupten. Die blöden Sprüche auf der Baustelle zu ignorieren. Oder den Stolz herunterzuschlucken, wenn Kunden liebermit dem männlichen Lehrling sprachen oder gleich den Chef verlangten.Katharina Keller lernte, damit umzugehen,denn sie ist ein praktischer und pragmatischerMensch. Und vor allem macht ihr der Beruf sogrossen Spass, dass sie von einer Passionspricht. Die Geburt ihrer Tochter Ida führteallerdings zu neuen Schwierigkeiten. «In derBaubranche muss alles schnell gehen», sagtsie. «Auf ein krankes Kind kann keine Rücksicht genommen werden.»Schliesslich machte sie sich auf die Suche nach einer Teilzeitstelle, diesie dann im Tigel fand.

Seit sieben Jahren arbeitet die 36-Jährige nun als Schreinerin. Zuvorlebte sie ihre Leidenschaft, das Snowboarden. Als Jugendliche gehörteKatharina Keller zu den Pionieren des Sports in der Schweiz. Vom älte-ren Bruder motiviert, verbrachte sie so viele Tage wie möglich imSchnee. Es machte ihr nicht nur Freude, sie war auch gut – so gut, dasssie an ihrem ersten Contest gleich den Sieg holte und die anderen Fahre-rinnen in den Schatten stellte. «Dieser Sport war wie für mich gemacht»,erinnert sie sich. «Die Mischung aus Bewegung und Koordination mach-te Spass und war gleichzeitig auch eine Herausforderung.» Katharina Kel-ler brach das Gymnasium ab, lebte ihre Sturm-und-Drang-Phase in derSnowboardwelt aus und zog mit ihrer Boarder-Clique umher, immer aufder Suche nach dem besten Schnee. «Als Snowboarder waren wir damalsdie Punks auf der Piste. Ich gefiel mir in der Rolle des Rotzlöffels.» Snow-boarden sei weit mehr als nur ein Sport gewesen, eine richtige Lebens-philosophie.

Doch die Snowboardszene veränderte sich. Die ehemalige Rand-sportart wurde 1998 olympisch, was eine Professionalisierung auslöste.

PorträtRotzlöffel macht TischeIn ihrer Jugend schaffte es Katharina Keller aus blosser Fahrfreude an die Weltspitze der Snowboardszene.Doch dann wurden die Pistenpunks zu Spitzensportlern. Und Katharina Keller wurde zur Schreinerin.

Manager, Trainer und Sponsoren kamen und veränderten die Branche.Katharina Keller, die zuvor ohne grossen Effort an der Weltspitze mit-gehalten hatte, hinkte ihren Konkurrentinnen plötzlich hinterher – imGegensatz zu ihr bereiteten sich diese nun wie Spitzensportlerinnenauf die Wettkämpfe vor. Schliesslich wechselte sie die Disziplin, vonFreestyle zu Boardercross, einem Wettkampf, bei dem vier oder mehrFahrer gleichzeitig gegeneinander einen Parcours hinunterfahren. Auchdort war sie immer vorne dabei, doch für die drei ersten Plätze reichtees selten. «Ich war nicht gemacht für den Leistungssport. Ich konntemit dem Druck nicht umgehen und fühlte mich nicht mehr wohl», sagtsie rückblickend. Aus dem Lebensgefühl war ein Zwang geworden. DerWendepunkt war dann ihr Sturz am ersten Weltcup der Saison 2000 inSölden. Katharina Keller zog sich einen Kreuzbandriss zu und war fastfroh, im Spital zu liegen und nicht an den Wettkämpfen teilnehmen zumüssen: «Es war wie ein Zeichen.» 2003 stieg sie dann endgültig aus.Der Abschied vom Snowboardzirkus, so sehr er ein eigener Entscheidwar, fiel dann doch nicht leicht. Noch drei Jahre nach dem Ausstieg warKatharina Keller orientierungslos, auf der Suche nach einer neuen Passion, die so gross sein sollte wie die alte. Sie versuchte sich als Jour-nalistin, machte einen einjährigen Lehrgang und schrieb über das

Snowboarden. Diese Aussensicht half ihr, sich von ihrem alten Lebenzu verabschieden. Als sie sich für eine Schreinerlehre entschied, wus-ste sie: «Ich habe wieder etwas gefunden, das mir Freude macht.» Heu-te trägt sie die Erinnerungen an ihre Snowboardkarriere im Herzen.Töchterchen Ida spielt mit den Medaillen, ihr Freund trägt T-Shirts ausder Zeit zum Schlafen. «Ich habe keinen Schrein aufgebaut», meint sielachend. Nur die Startnummer von den US Open habe sie aufbewahrt,«es war immer ein Traum von mir, dort mitzufahren». Ganz abgewandtvom Schneesport hat sich Katharina Keller aber nicht: Sie würde gernewieder mehr auf dem Brett stehen, und auch Ida soll bald Skifahren lernen.

In den nächsten fünf Jahren wird sich Katharina Keller aufmachenauf die Suche nach einer neuen Passion, denn aus körperlichen Grün-den wird sie nicht ewig als Schreinerin arbeiten können. Einige Ideenhat sie schon im Hinterkopf, doch bis es so weit ist, will sie vor allemeines: mit sich selbst im Einklang sein. Zu diesem Wunsch hat die klei-ne Ida massgeblich beigetragen. «Ich habe zwar keine Karriere im klas-sischen Sinn gemacht, aber ich habe immer geschaut, dass ich weiter-komme», sagt sie. «Mit einem Kind relativiert sich das alles, und manlernt, mehr im Jetzt zu leben.» ■

«Ich habe zwar keine Karriere im klassischen Sinngemacht, aber ich habe immer geschaut, dass ichweiterkomme.»

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Dalai Lama «Emotionen und Intellekt bildeneine perfekte Kombination»Eines der grössten spirituellen Vorbilder unserer Zeit, seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, gab auf seiner Rei-se nach Grossbritannien dem International Network of StreetPapers (INSP) ein exklusives Interview. Es wur-de ein Gespräch über Heimatlosigkeit, Spiritualität jenseits von Religion und darüber, was passiert, wenn derDalai Lama inkognito mit Strassenkehrern spricht.

VON DANIELLE BATIST (INTERVIEW) UND SIMON MURPHY (BILDER)

Viele Strassenzeitungsverkäufer haben kein Daheim. Buddha wardie meiste Zeit seines Lebens ohne Zuhause. Und Sie haben fastIhr ganzes Leben im Exil verbracht. Was bedeutet Heimatlosig-keit für Sie?Menschen, die kein Zuhause haben, fehlt die Basis, die man zum Lebenbraucht. Sie haben keinen Anker. Das ist sehr traurig. Aber von einemweiteren Blickwinkel aus betrachtet würde ich sagen, die ganze Welt istunser Zuhause. Der Einzelne mag sich in einerschwierigen Situation befinden, aber er bleibtimmer ein Teil der Weltgesellschaft. Ich denke,es ist dem Menschen eigen, helfen zu wollen,wenn er sieht, dass es jemandem schlechtgeht. Auf eine gewisse Art bin auch ich hei-matlos. Aber das kann auch ein Vorteil sein,denn so öffnet sich einem der Blick dafür, dass man auch anderswo einZuhause finden kann. Wenn man nur eine einzige Heimat hat, kannman darin leicht gefangen sein.

Strassenzeitungen sind vermehrt mit Verkäufern konfrontiert, dienicht die typischen Lebensgeschichten mitbringen, sondern bis-lang gut integriert waren. Schuld daran ist die globale Rezession:Viele Menschen verlieren ihren Job und landen dann auf derStrasse. Was denken Sie über die strikten Sparmassnahmen, mitdenen manche Regierungen der Wirtschaftskrise begegnen?Das ist eine überaus komplizierte Situation. Ich denke, dass Regierun-gen zunächst verantwortlich sind für ein Land als Ganzes. Von dahersind manche Massnahmen vielleicht tatsächlich nötig. Aber wenn mandie Situation genauer betrachtet, tragen die früheren Regierungen undeinige Unternehmen die Schuld an der Misere. Ohne einen richtigenPlan und ohne Vorgaben denken sie zuallererst an ihren unmittelbarenGewinn. Sie kümmern sich nicht um langfristige Konsequenzen. Vondiesem abstrakten Blickwinkel aus betrachtet – nicht aus der Sichtweisedes Einzelnen – ist die aktuelle Situation eine direkte Konsequenz ihresHandelns. Erst jetzt, wo die Probleme deutlich werden, fangen sie an,

Massnahmen zu ergreifen. Das ist sehr schwierig. Das Traurige ist, dassAbertausende von Menschen am Existenzminimum leben. Aber umehrlich zu sein, weiss auch ich nicht, wie man die Situation angehenkönnte.

Über sich selbst haben Sie oft gesagt, das Wichtigste sei, die Hoff-nung zu bewahren. In Ihrer Biografie schreiben Sie, Sie seien schon1953 davon überzeugt gewesen, dass die Lage – egal was passiert– schlussendlich besser werden würde. Wie schaffen Sie das?

Ich verlor im Alter von 16 Jahren meine Heimat. Dann verlor ich mit 24mein Land. In den letzten 52 Jahren hat es viele Probleme gegeben. DieTibeter haben all ihre Hoffnung und ihr Vertrauen in mich gesetzt. Ichkann aber nicht viel tun. Deshalb fühle auch ich mich manchmal hoff-nungslos und verzweifelt. Aber letztendlich ist es viel besser, mit eineroptimistischen Lebenseinstellung an Probleme heranzugehen. Man darfnicht trübsinnig und mutlos werden. Das bringt gar nichts. Ich treffe vie-le Leute, die in einer schwierigen Situation leben. Trotz der widrigenUmstände erkläre ich ihnen, dass sie unbedingt immer selbstbewusstsein und hart arbeiten müssen.

Wie gelingt es Ihnen, Gefühlen wie Angst, Frustration oder garHass keine Chance zu geben?Merkt man, dass man an einer Situation nichts ändern kann, sollte mansich nicht zu sehr sorgen. Das führt nur zu Frustration, und die wiede-rum endet oft in Wut. Emotionen können zu viel Ärgernis führen. Des-halb hat uns Gott oder die Natur mit einem Gegengewicht ausgestattet:der menschlichen Intelligenz. Wir Menschen sind aufgrund unserer In-telligenz in der Lage, unser Verhalten zu beurteilen und einzuschätzen.Emotionen und Intellekt bilden eine perfekte Kombination.

«Ich mische mich manchmal inkognito unters Volk. Denn mitdem Dalai Lama sprechen die Menschen nicht so offen wiemit einem normalen Mönch.»

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In Ihrer Autobiografie «Das Buch der Freiheit» werfen Sie denstaatlichen chinesischen Medien vor, die Menschen in die Irre zuführen, indem sie die Situation in Tibet von den Fünfzigerjahrenan falsch darstellen. Wie wichtig ist die Rolle von unabhängigenMedien?Unabhängige Medien sind extrem wichtig. So wie ich das sehe, sind dieMedien fast wie ein drittes Auge. Heutzutage ist manchmal sogar dasdritte Auge etwas voreingenommen.(Lacht.) Das ist ein Problem. Wenndie Medien zuerst eine objektive Analyse erstellen und anschliessendden Menschen davon berichten, dann ist ihre Rolle sehr hilfreich undüberaus effektiv. Wenn ich Medienleute treffe, sage ich ihnen immer, siesollen ihre Nase überall hineinstecken und nach allen Seiten hin re-cherchieren – nicht nur das Vordergründige, sondern auch hinter denKulissen.

Wenn Sie an Ihr Land denken: Was sind die wichtigsten Ge-schichten, die erzählt werden müssen?Man muss sich klarmachen, dass der Kampf der Tibeter strikt gewaltlosist und ganz im Geiste der Versöhnung steht. Deshalb sind wir auf welt-weite Unterstützung angewiesen. Wir müssen erfolgreich sein. Wennwir verlieren, wird das die Menschen ermuti-gen, die auf andere Methoden setzen, Gewalteingeschlossen. Zudem gibt es ein wichtigesThema, das nichts mit Politik zu tun hat, son-dern mit Umweltschutz. Das Hochland von Ti-bet, ein Teil des Himalaja-Gebirges, spielt einegrosse Rolle bei der Erderwärmung. Fast allegrossen Flüsse in diesem Teil der Erde entspringen dort. Deshalb ist dieBewahrung der tibetischen Natur nicht nur im Interesse der Tibeter.Mehr als eine Milliarde Menschen sind abhängig von diesen Flüssen. Inden Fokus gehören auch Berichte über die tibetische Kultur, eine Kulturdes Friedens, der Gewaltlosigkeit und des Mitgefühls. Wir leben in einersehr materiellen Welt, in der es nur um Konsum geht. Dabei gibt es vie-le moralische Probleme, die manchmal zu Gewalt führen – vor allem un-ter Jugendlichen. Sobald sich diese jungen Menschen einem Problemgegenübersehen, reagieren sie oft mit Gewalt.

Denken Sie, dass die Unruhen in Grossbritannien im letzten Som-mer ein Beispiel dafür sind?Ja, ich denke, das ist ein Indikator. Ich dachte, die Menschen in Gross-britannien wären reifer und friedlicher. Als ich dann die Nachrichtenhörte, war ich überrascht und schockiert zugleich. Das zeigt sehr deut-lich, dass man nicht alles als selbstverständlich annehmen sollte. Undman sollte auf keinen Fall alten Denkweisen nachhängen. Wir müssenuns jetzt ernsthafter mit den sozialen und kulturellen Zuständen be-schäftigen.

Sie haben 4,5 Millionen Follower auf Twitter und vier MillionenFans auf Facebook. Einer Ihrer letzten Tweets lautete: Ich binüberzeugt davon, dass die Zeit reif dafür ist, einen Weg zu finden,um Spiritualität und Ethik jenseits vom Thema Religion zu den-ken. Wie kommen Sie zu dieser Ansicht?Bei sieben Milliarden Menschen ist selbstverständlich ein grosser Teil da-bei, der überhaupt kein religiöses Interesse hat. Und in der Gruppe derGläubigen gibt es einen grossen Teil, der die Sache nicht wirklich ernstnimmt. Für viele hat Religion mit einem täglichen Ritual zu tun. Es hatnichts mehr von Ernsthaftigkeit. Dass diese Menschen sonntags eine Kirche aufsuchen oder einen Tempel – Buddhisten eingeschlossen –, hatfür sie keine echte Bedeutung. Sie beten zu Buddha oder Gott. Aber inihrem wahren Leben haben sie kein Problem damit, ungerecht und kor-rupt zu sein, Lügen zu erzählen oder zu betrügen. Dieses Benehmensteht allen grossen Religionen und traditionellen Lehren entgegen. Des-halb brauchen wir einen breiteren Ansatz, um zu verdeutlichen, dass

Moral und Ethik die Basis eines glücklichen Lebens sind. Eines habendie grossen Religionen und Traditionen sowie auch die Nicht-Gläubigengemeinsam: Jeder möchte glücklich sein und eine glückliche Familie ha-ben. Manche Menschen glauben, dass ihr Leben sinnvoll ist und sieglücklich macht, wenn sie nur Macht und Geld haben. Das ist ein Feh-ler. Glück und Leid sind Teile des Verstands. Sie sind eine mentale Er-fahrung. Nur über mentales Training ist es möglich, Schmerzen undTrauer zu lindern sowie Glück und Freude zu steigern.

Seit 2009 gab es laut dem Tibetischen Zentrum für Menschen-rechte und Demokratie 37 Selbstverbrennungen. Wie denken Siedarüber, dass manche Ihrer Landsmänner zu solch extremenMethoden greifen, um auf die Unterdrückung der Tibeter hinzu-weisen?Die Dinge, die in Tibet geschehen, sind natürlich sehr, sehr traurig. Aufeine Art zeigen sie, dass die Tibeter stark an Gewaltlosigkeit glauben:Sie wollen anderen nicht weh tun. Sie tun sich selbst weh, indem siesich anzünden. Das ist sicher ein Ausdruck der Verzweiflung. Vombuddhistischen Standpunkt aus hängt jede Tat davon ab, welche Moti-vation dahintersteckt – egal, ob die Tat positiv oder negativ ist. Wir müs-

sen jeden Vorfall unter buddhistischen Gesichtspunkten bewerten. Poli-tisch gesehen sind die Tibeter in Tibet mein Chef. Ich halte mich seit 52Jahren für das freie Sprachrohr des tibetischen Volkes. Von daher habeich kein Recht, über das Verhalten meines Chefs zu urteilen.

Sie haben nun mehr als 50 Jahre im Exil gelebt und sind weltweiteine der am meisten anerkannten Persönlichkeiten. Wie schaffenSie es, dem alltäglichen Leben innerhalb und ausserhalb von Ti-bet verbunden zu bleiben?Innerhalb von Tibet gab es ein paar Gelegenheiten, bei denen ich michbei meinem Reisen inkognito unters Volk gemischt habe. Manche habenmich gefragt, wo der Dalai Lama sei. Denen habe ich gesagt: Oh, der Da-lai Lama ist da drüben. Später hielt ich eine Rede und entdeckte im Pu-blikum eine Frau, die ich auf einem meiner Inkognito-Ausflüge kennen-gelernt hatte. Als sie mich erkannte, konnte sie es kaum glauben.(Lacht.) Das war immer recht lustig. Mein Beweggrund war allerdingsherauszufinden, was wirklich vorgeht. Wenn die Menschen wissen,dass du der Dalai Lama bist, sprechen sie nicht so offen mit dir, wiewenn sie denken, dass du ein normaler Mönch bist. In der Vergangen-heit antwortete nicht einmal meine Entourage ganz ehrlich, wenn ichsie etwas fragte. Deshalb habe ich vor allem die Strassenkehrer gefragt.Denn sie waren ungebildet und unschuldig. Sie äussern sich immer ge-radeheraus – und üben auch Kritik an Regenten, an hohen Offiziellenoder an hohen Lamas.

Unsere Verkäufer sehen sich mit vielen sozialen und ökonomi-schen Problemen konfrontiert. Aber am schlimmsten ist für siedas Gefühl der Einsamkeit. Sie verbrachten Ihre Kindheit unterErwachsenen im Kloster. Sie mussten die verantwortungsvolleAufgabe übernehmen, schon mit 15 Jahren der spirituelle FührerIhres Volkes zu sein. Das führte auch bei Ihnen zu Gefühlen derEinsamkeit. Vor diesem Hintergrund: Welchen Rat würden Sie un-seren Verkäufern geben?Wenn ich über mich nur als Tibeter oder Buddhist denke, dann verur-sacht das in mir eine gewisse Distanz. Deswegen sage ich zu mir selbst:Vergiss das. Du bist ein menschliches Wesen, eines von sieben Milliar-

«Wir müssen mit unserem gewaltlosen Kampf erfolgreichsein. Wenn wir verlieren, wird das die Menschen ermutigen,die auf andere Methoden setzen, Gewalt eingeschlossen.»

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den. Wenn man das sagt, kommt man sich sofort näher. Wenn die Men-schen der Tatsache zu viel Bedeutung beimessen, dass sie arm, ob-dachlos oder in einer schwierigen Situation sind, dann stellen sie das zusehr in den Mittelpunkt. Gewiss ist das eine Form von Realität. Aber ei-ne andere Realität ist, dass jeder von uns einer von sieben MilliardenMenschen weltweit ist. Ich weiss, dass das im praktischen Sinne wohlkeine grosse Relevanz hat. Aber emotional gesehen kann das sehr hilf-reich sein. ■

Übersetzung: Sabrina Eisenreich, Bearbeitung: Reto Aschwanden

Der Fotograf Simon Murphy spendete die Fotos für dieses Interview. Mehr über

seine Arbeiten finden Sie auf seiner Website www.simonmurphyphotographer.com.

www.street-papers.org / INSP

Ein Leben im ExilDer 14. Dalai Lama wurde am 6. Juli 1935 in einem kleinen Dorf ander heutigen Grenze Tibets geboren. Seine Eltern, die ihn LhamoDhondrub genannt hatten, waren Bauern. Als er zwei Jahre alt war,erkannte ihn ein Suchtrupp buddhistischer Geistlicher als Reinkarna-tion des vorherigen, 13. Dalai Lamas. Noch vor seinem vierten Ge-burtstag wurde er inthronisiert. Danach wuchs er im Kloster auf underwarb den akademischen Grad Geshe Lharampa, ein Doktorat inbuddhistischer Philosophie. 1950, als er 15 Jahre alt war, marschiertedie Armee des kommunistischen Regimes unter Mao Tse-Tung in Ti-bet ein. Der Dalai Lama floh zu Fuss nach Indien und liess sich inDharamsala nieder, wo heute die tibetische Exilregierung ihren Sitzhat. Etwa 80 000 Tibeter folgten ihm ins Exil. Dort begann der DalaiLama mit seiner Arbeit: die Kultur der Tibeter zu bewahren und ihreNotlage weltweit bekannt zu machen. Der Dalai Lama befürwortet ei-nen «mittleren Weg» zur Lösung der Tibetfrage, setzt sich also für dieAutonomie Tibets innerhalb der Volksrepublik China ein. Er bekenntsich zum gewaltlosen Widerstand und erhielt dafür 1989 den Frie-densnobelpreis. Im März 2011 erklärte der Dalai Lama, dass er fortannicht mehr als politisches, sondern nur noch als geistliches Ober-haupt agieren würde. Ein taktischer Schachzug, denn viele Staats-chefs fürchten bei Treffen mit dem Dalai Lama die Reaktion der chi-nesischen Regierung. Der Rollenwechsel konnte allerdings nicht ver-hindern, dass der Empfang beim britischen Premierminister DavidCameron im Mai in China Unmut auslöste. Der heute 77 Jahre alte Da-lai Lama kommentierte die Affäre gelassen: «Das passiert doch immer.Es ist schon beinahe Routine.»

«Die Tibeter in Tibet sind mein Chef. Ich bin ihr Sprachrohr und von daher habe ich kein Recht, über das Verhalten meines Chefs zu urteilen.»

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Recycling Wir sind SammelweltmeisterKein Land sammelt so fleissig Abfall und führt ihn der Wiederverwertung zu wie die Schweiz. Ein Gewinn fürdie Umwelt ist das trotzdem nicht.

VON STEFAN MICHEL (TEXT) UND PATRIC SANDRI (ILLUSTRATION)

In einer Diszipin ist die Schweiz Serienweltmeister: im Abfallsam-meln. Jahr für Jahr weisen wir die höchsten Sammelraten für Papier,Glas, Aluminium und PET aus. Eindrückliche 92 Prozent aller Getränke-verpackungen landen in der Wiederverwertung. Das Bundesamt für Um-welt (BAFU) verkündet auf seiner Website: «Das Potenzial der Separat-sammlungen ist damit in der Schweiz weitgehend ausgeschöpft.» Andersgesagt: Besser geht's nicht. Oder auch: Mehr ist leider nicht möglich.

Die Zahlen beeindrucken: Seit 1990 ist die Menge der verbranntenoder auf Deponien gelagerten Abfälle nicht mehr gestiegen, obwohl dergesamte Abfallberg der Schweiz um rund 20 Prozent zugenommen hat– von gut vier Millionen Tonnen auf 5,5 Millionen Tonnen. Der Anteildes Abfalls, der rezykliert wird, hat sich imgleichen Zeitraum verdoppelt. Die wachsendeSchweizer Bevölkerung schmeisst also proKopf zwar immer mehr weg, aber wenigstensrund zur Hälfte in die Tonne der Recycling -sammelstelle. Ökobilanzspezialist Fredy Dinkelvom Beratungsunternehmen Carbotech ordnetein: «International gesehen ist das Schweizer Recycling-System einesder besten», doch er sieht Verbesserungsmöglichkeiten: «Getränkekar-tons und weitere Kunststoffprodukte neben den PET-Flaschen würdensich ebenfalls rezyklieren lassen.»

Erste Versuche, leere Getränkekartons zu verwerten, laufen in den Ge-meinden Grosshöchstetten im Emmental und Weisslingen im ZürcherOberland. Die Website www.getraenkekarton.ch (betrieben von den dreigrössten Herstellern der Schweiz) erklärt, wie das Recycling funktioniert:«Die Getränkekartons werden in Kartonfabriken im Inland und im grenz-nahen Ausland aufgearbeitet. Der Zellstoff (75 Prozent des Verpa -ckungsmaterials) wird zu Karton verarbeitet. Kunststoff und Aluminiumwerden voraussichtlich in Schweizer Zementwerken als Ersatzbrennstoffeingesetzt und helfen so, fossile Energieträger zu reduzieren.»

Aus Plastik Plastik machenEtwas weiter ist das Recycling von Plastik. Einige grössere Gemeinden,

allen voran Zug und Bern, nehmen auch andere Plastiksorten als nur PETzurück: von Kosmetik- und Ölflaschen über Waschmittelbehälter undJoghurtbecher bis zu Plastiksäcken und Folien. Bern und Zug schickenihren Plastik nach Baar (ZG) zur Firma Plastoil. Dort wird der Plastik ge-reinigt, gehäckselt und schliesslich in einem chemischen Verfahren zu Ölverdampft. Dieses Öl wird als Brennstoff in Heizungen verwendet.

Die mediale Begeisterung war gross, als das Verfahren vor einigenJahren vorgestellt wurde. Doch Fachleute sind skeptisch. Fredy Dinkelkritisiert: «Es macht nur beschränkt Sinn, Plastik in einem aufwendigenVerfahren zu verölen und ihn dann zu verbrennen, wenn man ihn direktverbrennen und die Energie nutzen kann.» In den Kehrichtverbren-nungsanlagen, wo der nicht separat gesammelte Plastik landet, wird erzusammen mit dem übrigen Abfall in Fernwärme oder Strom umge-

wandelt. Noch besser, als Plastik zu verbrennen, wäre es, ihn zu neuemPlastik einzuschmelzen. Dinkel hält fest: «Die Technik ist vorhanden,um die verschiedenen Plastiksorten wie Polyethylen, Polypropylen oderPolystyrol* zu trennen und sie wieder als solche zu verwerten. Ökolo-gisch ist es immer am besten, Material möglichst hochwertig wieder zuverwerten.» Beim PET geschieht das bereits. In der Schweiz werdenPET-Flaschen zu 40 Prozent aus PET-Rezyklat hergestellt. Taugen PE-Plastikfolien aus hygienischen Gründen nicht mehr zu Lebensmittelver-packungen, werden aus ihnen Kabelschutz- oder Abwasserrohre herge-stellt.

Der Haken der «werkstofflichen Wiederverwertung», wie das tech-nisch heisst: Das gesammelte Material muss rein sein. Patrik Geissel-hardt, Geschäftsführer von Swiss Recycling, dem Dachverband der

Schweizer Recycling-Systeme, erklärt: «Versuche mit Gemischt-Plastik-sammlungen haben gezeigt, dass rund die Hälfte des gesammelten Materials Ausschuss ist und verbrannt werden muss.» Auch er findet:«Plastik-Recycling ist nur dann sinnvoll, wenn aus dem gesammeltenMaterial wieder Plastik wird.» Geisselhardt ist einer der Autoren einerStudie des BAFU zu Möglichkeiten eines erweiterten Plastik-Recyclingsin der Schweiz. Zwischenresultat: Das Potenzial wäre vorhanden.

China kauft Schweizer PETDass die Stadt Bern Plastik zu sammeln begann, lag nicht an der tol-

len Ökobilanz der Verölung, sondern war eine Anti-Littering-Massnah-me, wie Martina Tschan von Entsorgung und Recycling der Stadt Bernerklärt: «Viele Leute deponierten Säcke voll Plastik an den Sammelstel-len. Dass man Kunststoff jetzt offiziell abgeben kann, ist sehr beliebt.Schliesslich ist es gratis – im Unterschied zur Entsorgung im Gebühren-sack.» 2011 nahm die Hauptstadt 310 Tonnen Plastik entgegen, pressteihn zu Ballen und lieferte ihn Plastoil zur Wiederverwertung.

Der Erfolg des «klassischen» Recycling in den Bereichen Papier, Alt-metall und PET hat zu einem weiteren Problem geführt: Das Material istbegehrt. Allen voran chinesische Unternehmen kaufen in Europa saubersortierte Wertstoffe ein – zu höheren Preisen, als die Schweizer Recyclerzahlen. Im Heimatland verarbeiten sie sie weiter. «Das ist super», findetÖkobilanzspezialist Fredy Dinkel spontan, «denn Recycling funktioniertnur, wenn man mit dem Material etwas herstellen kann. Der Transportgrosser Mengen nach China und in verarbeiteter Form wieder zurückfällt verglichen mit der Energieeinsparung durch das Recycling nichtgross ins Gewicht.» Das Problem liegt woanders: «Das Recycling in derSchweiz oder im grenznahen Ausland kann durch den Export gefährdetwerden», relativiert der Ökobilanzexperte.

«Dass man Kunststoff jetzt offiziell abgeben kann, istsehr beliebt. Schliesslich ist es gratis – im Unterschiedzur Entsorgung im Gebührensack.»

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Aus dem chinesischen Hunger nach unserem Recycling-Gut machtedie Nachrichtensendung «10 vor 10» einen Hilferuf der Schweizer Recy-cling-Industrie. Diese fürchte, dass ihr der Rohstoff ausgehe, so der Be-richt. Im Gespräch mit Surprise sieht es Patrik Geisselhardt nicht mehrso dramatisch. «Preisschwankungen sind normal. Es gab Zeiten, da warPET-Rezyklat teurer als neues PET. Da kauft der Chinese nicht mehr. Inder Schweiz wird weiter rezykliert, auch wenn es sich ökonomisch nichtlohnt.» Grund dafür ist das Gesetz, welches bestimmt, dass ein Pfand er-hoben wird, falls die Recycling-Quote der verkauften PET-Flaschen oderAludosen einmal unter 75 Prozent sinken sollte.

Wegwerfmentalität mit gutem Gewissen«Es ist fraglich, ob die Leute beim Recycling weiterhin so gut mit-

machten, wenn alles nach China exportiert würde», stellt Geisselhardt inden Raum. Er zählt auf die Einsicht der Firmen, die Alt-PET, Altmetalloder Altpapier abzugeben haben. «Es gibt immer jemanden, der mehrbezahlt. Aber es ist auch etwas wert, wenn die Ware regelmässig zumvereinbarten Zeitpunkt abgeholt wird. Dass die Schweizer Abnehmerweniger bezahlen als die ausländischen, geht auf die Dauer natürlichauch nicht.» Wie es um die Vaterlandsliebe bestellt ist, wenn anderswoein Preisvorteil lockt, zeigen die Milliardenverluste der Schweizer De-tailhändler durch den Einkaufstourismus. Geisselhart meint: «Sicher istder Wertstoffexport nach Fernost eine Sache, die wir beobachten müs-sen.» Trotzdem sieht er das Schweizer Recycling-System nicht in Gefahr.

Dass den Schweizer Wiederverwertern das Material nicht ausgeht,daran arbeitet die Bevölkerung: Denn wir rezyklieren so viel, weil wir soviel wegwerfen. Der wichtigste Faktor für die Abfallmenge ist das Brut-toinlandprodukt. Das zeigte die Krise 2009, als das Volumen zum erstenMal seit der Rezession anfangs der Neunzigerjahre wieder leicht sank.

Inzwischen wächst es wieder und mit ihm das begehrte Recycling-Gut.Da fragt sich der kritische Geist: Ist das umfangreiche Recycling-SystemAntrieb unserer Wegwerfmentalität? Schliesslich schmeissen wir nichtnur unser Leergut in den Sammelcontainer, sondern laden auch Flaschefür Flasche ein bisschen schlechtes Gewissen ab. Oder sind die gut aus-gebauten Separatsammlungen die logische Folge unseres Wohlstandsund das Pflaster, das wir über dessen negative Konsequenzen kleben?«Was ist da ursächlich?», fragt sich auch Fredy Dinkel vom Beratungs-unternehmen Carbotech. «Verbrauchen wir mehr, weil wir recyceln, oderbeheben wir mit dem Recycling den Schaden, den wir anrichten?»

Einmal jährlich die MüllabfuhrDass gutes Recycling die Menschen motiviert, mehr zu kaufen und

wegzuwerfen, ist nicht bewiesen. Das gute Image, das die Wiederver-wertung hat, hält sie sicher nicht davon ab. Dinkel erzählt das Beispieleiner Frau, die aus ökologischen Gründen Milch in Plastikflaschenkauft, weil diese rezykliert werden. «Dabei gibt es Ökobilanzen, die zei-gen, dass Getränkekartons besser sind als Kunststoffflaschen, selbstwenn Erstere im normalen Kehricht landen.»

Über 700 Kilo Abfall produziert jede in der Schweiz wohnende Per-son pro Jahr. Ob wir gleich viel wegwerfen würden, wenn wir diesenMaterialberg zu Hause aufbewahren müssten, bis einmal jährlich einLastwagen der Müllabfuhr käme, um ihn abzuholen? Recycling ist sinn-voll, das leistungsfähige Verwertungssystem in der Schweiz ein Segen.Doch viel umweltfreundlicher, als Abfall zu rezyklieren, ist es, solchengar nicht erst zu verursachen. ■

*Polyethylen: z.B. Milchflaschen; Polypropylen: z.B. Plastikboxen; Polystyrol: z.B.

Joghurtbecher

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Faszination Baum Wenn die Äste Geschichten wispernBäume begleiten die Menschheit seit Anbeginn der Zeit. Sie liefern Schutz, Brennholz und Früchte. Und seit je-her üben die grünen Riesen eine eigentümliche Faszination auf die Menschen aus. Michel Brunner hat über dieJahre Hunderte von ungewöhnlichen Bäumen entdeckt und fotografiert. Hier erzählt er ihre Geschichten.

VON RETO ASCHWANDEN (PROTOKOLL) UND MICHEL BRUNNER (BILDER)

Bergahorn, Wiesenberg NW (Seite 16)«Es gibt in den Schweizer Bergen viele Bäume von rekordverdächtigenAusmassen. Der 500-jährige Bergahorn von Wiesenberg gehört mit 9,65Metern Stammumfang zu den dicksten der Welt. Bergahorne dienen alsSchutzbäume, dieser hier ist auf der Rückseite beschädigt von Steinenaus einem Murgang. Früher wurden seine Blätter auch als Winterfutterverwendet. Man muss diese von Hand abstreifen, denn der Bergahornhat Mühe, nach einer Beschneidung wieder auszutreiben.»

Eiche, Morrens VD (Seite 17)«Es gibt historische Ansichtskarten, wo unter diesem Baum eine Platt-form zu sehen ist, von der aus vermutlich Bekanntmachungen verkündetwurden. Dieser Baum erinnert an eine Tanzlinde – eine Tradition ausDeutschland, bei der man die Bäume bewusst in die Breite gezogen unddann einen Tanzboden ins Geäst gelegt hat. Nur hat man statt einer Lin-de eine Eiche genommen, weil die Linde im Waadtland weniger verbrei-tet ist. Die Form ist sicher nicht natürlich gewachsen: Wahrscheinlichwurde die Krone geköpft und anschliessend die Äste auf die Seite geleitetund dann mit Stützen versehen. Für eine Eiche ist das einzigartig.»

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1 Sommerlinde, Aebnit BE«Mit einem Stammumfang von über elf Metern ist dieser Baum die dick-ste Linde der Schweiz. Linden wurden früher bewusst gepflanzt: auf demDorfplatz, vor Kirchen oder wie hier auf einem Bauernhof. Es werden ih-nen unheilabwehrende Kräfte zugeschrieben – angeblich gegen Dämonen,sicher aber gegen Blitze, die statt in Haus und Scheune in die Linde schla-gen, die das meist gut wegstecken kann. Zudem liefern die Blüten auchdie Grundlage für Tee. Im rückseitigen Stamm öffnet sich ein Hohlraum,wo man reinsteigen kann.»

2 Eibe, Crémines BE«Mit etwa 1500 Jahren ist diese Eibe wahrscheinlich der älteste Baum derSchweiz. Trotzdem ist sie relativ klein. Der Drehwuchs ist für Eiben un-typisch, das zeigt, dass sie Mühe hatte zu wachsen. Die Eibe gehört zuden am meisten mystifizierten Bäumen. Man kann sie fast nicht töten,denn sie treibt immer wieder aus, sie ist so eine Art Jungbrunnen. Diekulturhistorisch bedeutsamsten Eiben stehen fast alle auf Friedhöfen.Früher glaubte man, die Wurzeln würden zu den Toten hinunterwachsenund durch den Mund zur Seele gelangen, die dann im Baum weiterlebt.»

3 Bergmammutbaum, Walenstadt SG«Ein Kollege von mir hat das Haus gekauft, um den Baum auf diesemGrundstück zu erhalten. Aufgrund ihrer Grösse werden Bergmammut-bäume gern vom Blitz getroffen, darum hat dieser einen Blitzableiter. Zu-dem ist er mit Zugseilen gesichert, und mein Kollege muss regelmässigtonnenweise Zapfen entfernen lassen. In Walenstadt windet es oft stark,und bei einer Höhe von 48 Metern können die Zapfen zu schmerzhaftenProjektilen werden.»

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Edelkastanie, Altirolo TI«Fast 13 Meter Stammumfang und ein gewaltiger Hohlraum, das ist un-gewöhnlich. Wahrscheinlich steckte früher ein grosser Steinblock drin,der irgendwann rausgearbeitet wurde. Bevor ich das Bild machte, be-nutzte der Besitzer den Hohlraum als Lagerplatz für Holzbeigen, es sahaus wie eine Krippe. Interessant ist auch, dass der Stamm sich trotz derSchräglage wieder aufgerichtet hat.»

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INTERVIEW: RETO ASCHWANDEN

Herr Brunner, woher kommt Ihre Faszination für Bäume?Als Kind verbrachte ich die Ferien oft in Rüderswil, einem kleinen Ortim Emmental. Im Dorfzentrum stand ein alter Baum, die sogenannteLeuenberger-Linde, die zum Andenken an den Bauernführer, der gegendie Zürcher kämpfte, gepflanzt worden war. Ich bin viel in dieser Lindeherumgeklettert, und immer wenn ich sie sah, wusste ich: Jetzt fängtdie freie Zeit wieder an.

Wie reagieren Passanten, wenn Sie mit demMassband um einen Baum herumgehen?Es kamen auch schon Fragen wie: Was wollenSie mit dem Baum, brauchen Sie Holz?

Sie sprechen im Buch von der Intelligenzder Bäume, distanzieren sich aber gleich-zeitig von Überinterpretationen.Intelligenz ist die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Optionen wählenzu können. Das können Pflanzen. Es gibt Forschungen, die zeigen, dassBäume untereinander über eine ausgeklügelte Kommunikation verfü-gen. Doch mit solchen Sachen muss man vorsichtig sein. Ich will nichtsbehaupten, sondern etwas in den Raum stellen.

Fürchten Sie, nicht ernst genommen zu werden? Ich möchte es dem Leser überlassen, was er mit meinen Informationenanfängt. Persönlich bin ich überzeugt, dass Bäume über Intelligenz ver-fügen. Was das bedeutet, ist eine Definitionsfrage. Aber ich glaubenicht, dass der Mensch per se intelligenter ist als ein Baum. Wir bauenAKWs, die irgendwann hochgehen, da kann man sich fragen, wie intel-ligent wir sind.

Wer ist Ihr Publikum?Neulich sprach ich vor Bankern. Der Baum als Bild von Beständigkeit,als Symbol für Anlagen und Wachstum, das fanden sie faszinierend.Meist sind es ganz verschiedene Leute, die Freude an der Natur habenund sich von meiner Begeisterung anstecken lassen. Es gibt viele Leute,die Bäume aus dem Buch aufsuchen und mir dann berichten, was sichverändert hat. Deshalb habe ich auch das Wanderbuch «Wege zu Baum-riesen» geschrieben. Ein Bild kann nur schwer vermitteln, wie sich einBaum im Wind bewegt, welche Geräusche und Düfte dabei entstehen.

Haben Sie einen Lieblingsbaum?Grundsätzlich muss ich einen Baum kennenlernen, damit ich ihn wirk-lich schätzen kann. Linden haben etwas Weiches an sich, das mag ichsehr. Die Eiche hingegen hat mich nie übermässig beeindruckt. Sie istein imposanter Baum, aber wenn sie grösser wird, entwickelt sie etwasUnnahbares. Ich habe Eichen auch schon als «Halbstarke» betitelt. Sieprotzen und bewegen sich wenig mit dem Wind, weshalb im Alter dieStarkäste gerne abbrechen. Eine Linde hingegen gibt nach und bleibtmeist unbeschadet. Sanftmut scheint der Eitelkeit überlegen zu sein. ■

Faszination Baum Sanftmut schlägt EitelkeitMichel Brunner, von dem die Bilder auf den Vorderseiten stammen, ist Buchautor und Gründer des schweizeri-schen Bauminventars «pro arbore». Im Interview spricht er über die Intelligenz der Bäume, Vorträge vor Bankernund halbstarke Eichen.

Michel BrunnerWege zu BaumriesenBroschiertISBN 978-3-85932-654-5CHF 24.50 statt CHF 34.50 (inkl. MwSt, portofreier Versand)

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«Ich glaube nicht, dass der Mensch per seintelligenter ist als ein Baum.»

Michel Brunner

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Sudoku 1, Seite 7 Sudoku 2, Seite 22Bimaru, Seite 13

Das sind die Lösungen zu den Sudokus und Bimarusaus Heft 280:

Brückenrätsel 1, Seite 2 Brückenrätsel 2, Seite 16

Das sind die Lösungen zu den Bildrätseln aus Heft280 und 281:

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Grill.» «Nein, eben nicht. Da liegt nur ein ver-kohlter Fisch.» «Wo kann er sein?», werde ichunruhig, als das Telefon klingelt. «Oncle Paulschwimmt auf die Sandbank zu!», informiertuns André über den Hörer hinweg. «Merde,und wer geht ihn holen?» «Oh nein, das machtjetzt mal ein anderer!», winkt Catherine abund sieht in meine Richtung. «Ich hör mir dei-nen schlechten Film jetzt an. Und dann er-zählst du mir von deinem neuen Leben.»

Wenig später sitzen Catherine und ich miteiner Flasche Muscadet im Garten. «Alle De-tails, Chérie, der Reihe nach!» «D’accord»,überlege ich. «Angefangen hat alles letztenSommer nach dem Tod meines Vaters.» «Ah,dieses Meeting in der Bank?» «Genau, duweisst schon, teures Mineralwasser, alle frischfrisiert, alles schien schlüssig und simpel. DieKonten auch. Nur irgendwie hatte ich das Ge-fühl, hier stimmt was nicht. Dabei konnte ichgar nicht sagen, was es war …»

Aber das ist jetzt eine längere Geschichte,vielleicht irgendwo ein andermal. An dieserStelle sagt le mot noir merci à vous tous etadieu.

DELIA LENOIR

([email protected])

ILLUSTRATION: MEIER IRENE

([email protected])

Kürzlich abends in der Bretagne. «Kapern?»,stellt Cousin André eine Dose auf den Fami-lientisch in der Wohnküche. «Und was ist mitdem Fisch?», frage ich. «Oncle Paul steht nocham Grill», gibt André zögernd preis. «Seit dreiUhr nachmittags? Eine Dorade hat zehn Minu-ten, maximal!» «Wenn du mal 103 bist, wirstauch du ein bisschen langsamer.» «Und wannhat er den gefangen?», bleibt Tante Catherinemisstrauisch: «Irgendwann letzten Monat oderso?» «Ich setze lieber Muscheln auf», schiebeich meinen Stuhl zurück: «Ich helfe dir.»

«Was ist das eigentlich für eine Geschichte»,schenkt sich Catherine ein Glas Wein ein, wäh-rend ich am Herd hantiere. «Die Sache für denStaatsanwalt. Deine Stiefmutter. Eine Bank,die sie gedeckt hat? Und deine Schwester, dieda mitmischt? Klingt eher wie ein schlechterFilm.» «Später», trinke ich aus ihrem Glas:

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Le mot noirNeue Ufer

«Gibt es noch irgendwo Knoblauch?» «Ich gehim Laden welchen holen», setzt sich Andréschnell in Bewegung.

Catherine sieht mich weiter fragend an:«Und jetzt hörst du auch auf, dieses Dings dazu schreiben?» «Ich disponiere nur ein biss -chen um. Eine Kolumne zu lesen reicht mir innächster Zeit. Ausserdem ist es längst Zeit füreine Neue mit frischen Ideen, und auf die freue ich mich schon!» «Keine Kolumne mehr,super!», schlurft Cousin Gérôme vom Strand indie Küche. «Nach bald sieben Jahren ja», grinse ich. «Na hoffentlich schreibt die Neue wenigstens besser als du», knurrt Cousine Françoise hinter ihm. «Wie du mich in diePfanne gehauen hast, weil ich Liebeskummerhatte, verzeihe ich dir nämlich nie.» «Häschen,ich brauchte ein Thema und deines hat sicheben angeboten», säusle ich: «Du warst so ver-zweifelt!» «Meine heimliche Geliebte hast duauch geoutet», stiert Gérôme auf seinen Ehe-ring: «Hätte sie deinetwegen übrigens fast ver-loren.» «Und dass du geschrieben hast, dassich das Roastbeef püriere, weil mein Sohn mitKinnbruch betrunken in den Hortensien lag,wäre aus meiner Sicht nicht nötig gewesen»,schiebt Tante Catherine nach. «Mon Dieu, seidihr vielleicht pingelig», rühre ich in den Mu-scheln. «Irene, unsere Illustratorin, hat ja im-mer alles ausgebügelt!»

«Hat jemand Oncle Paul gesehn?», ist Andrémit dem Knoblauch zurück. «Er steht am

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HeldentheaterTell bei den Persern

VON FLORIAN BLUMER

Wilhelm Tell wäre mittlerweile gut 700 Jahre alt. Seit 500 Jahren wirdseine Geschichte in Altdorf aufgeführt, seit 100 Jahren in Interlaken,nun ist – unvermeidlich – auch noch ein Musical dazugekommen. Un-ser Held wurde quer durch die Werbung und von links nach rechtsdurch die Politpropaganda geschleift, Schriftsteller und Historiker vonMax Frisch bis Jean-François Bergier haben sich an seiner Demontageabgearbeitet.

Über den heldenhaften Tyrannenmörder aus Altdorf ist also alles ge-sagt. Oder? Der renommierte Zürcher Theaterregisseur Niklaus Helblingist anderer Meinung: «Nicht, wenn man die Geschichte von Iranern er-zählen lässt.» «Mythentausch» nennt sich das Projekt, das er mit seinerTheatergruppe «Mass & Fieber» in Zusammenarbeit mit der iranischenTruppe «Don Quixote» auf die Beine gestellt hat, im Auftrag der Tell-spiele Altdorf, zur Feier ihres 500-Jahr-Jubiläums.

Denn auch die Perser haben ihren Freiheitshelden. Doch währendGessler sich einfach durch seinen unangenehmen Charakter auszeich-net, ist im persischen Nationalepos «Buch der Könige» verbürgt, dassder brutale Herrscher Zahhak seine Macht dem Teufel persönlich ver-dankt. Der Leibhaftige hat ihn nämlich auf die Schultern geküsst, wor-auf ihm dort zwei schwarze Schlangen wuchsen, die täglich mit den Ge-hirnen zweier Jünglinge gefüttert werden müssen. Als es den Sohn desSchmieds Kaveh treffen soll, beschliesst der Vater, sich zu wehren. Erknüpft seine Schürze an eine Lanze und versammelt Getreue zumMarsch gegen den Despoten.

Nun haben «Mass & Fieber» und «Don Quixote» ihre Nationalheldenkurzerhand ausgetauscht: In der gemeinsamen Produktion führen erstdie Iraner «Wilhelm Tell» auf, danach geben die Schweizer den «Zah-hak». Sie erzählen diesen zwar aus einem schweizerischen Blickwinkelund geben der Geschichte einen Schuss «europäische Psychologie» bei,indem sie danach fragen, wie Zahhak zum Dämonenkönig wurde. Siehielten sich aber eng an die Vorlage, denn dem Schweizer Publikummüsse die hier nicht bekannte Geschichte erst einmal erzählt werden,so Helbling. Die Iraner – die Tell übrigens von einem Zeichentrickfilmher bereits kannten – waren in dieser Hinsicht freier. Und diese Freiheitnutzten sie für eine sehr eigenwillige Interpretation, die ihn selber sehrbeeindruckt habe, sagt Helbling. Er verspricht: «So haben wir Tell nochnie gesehen.» In einem dritten Teil präsentieren die beiden Gruppen zu-sammen einen «Heldengarten», in welchem der Zuschauer wandeln undsich mit 70 iranischen und schweizerischen Helden und dem Heldenbildals solches auseinandersetzen kann.

Interessanterweise kommt die Geschichte in der iranischen Versionfrauenfreundlicher daher als im «Original». Während Friedrich Schiller

in seinem Drama von 1804 die Frauen praktisch ganz aussparte, stellen«Don Quixote» Tells Gattin Hedwig ins Zentrum: Sie ist die Erzählerindes Stücks. Oder besser gesagt die Sängerin, denn die meisten Textewerden gesungen, in der iranischen Sprache Farsi (mit deutschen Über-titeln). Ein Schwerpunkt der Interpretation liegt bei der Reflexion überden Tyrannenmord, daneben gibt es auch einige komödiantische Einla-gen: So zum Beispiel, wenn die Altdorfer üben, sich vor dem Hut zu ver-beugen, ohne sich zu verbiegen. Was die beiden freien Truppen verbin-de, sagt Helbling, sei die Liebe für grosse fiktive Stoffe und der Humorim Umgang damit.

Fiktiv? Es gibt tatsächlich alte Quellen, die einen «Thall» aus Altdorferwähnen. Doch seine Heldentaten finden sich dort nirgends beschrie-ben. Dafür in deutlich älteren nordischen Sagen. So muss zum Beispielder dänische Meisterskifahrer Toko seinem Sohn auf Geheiss des Königseinen Apfel vom Kopf schiessen – und wird von diesem misstrauischnach dem Zweck des zweiten Pfeils im Köcher gefragt. Aber was auf dieDauer zählt, ist nicht der Wahrheitsgehalt – sondern die Kraft einer gu-ten Geschichte. ■

Mass & Fieber & Don Quixote: «Tell / Zahhak. Ein Mythentausch», Fr, 10. August und

Sa, 11. August, Sacklager Eyschachen, Altdorf, Di, 21. August bis Do, 23. August,

19 Uhr, Theaterspektakel Zürich, Landiwiese Nord, weitere Vorstellungen im Feb -

ruar 2013, Theater der Künste, Zürich

Und plötzlich spricht Hedwig Farsi: iranischer Wilhelm Tell.

Während am Walensee die alte Geschichte um unseren Nationalhelden für Musicalfreunde neu aufgewärmtwird, gibt es in Altdorf und Zürich einen völlig neuen Tell zu sehen: in einer iranischen Version, welche die Frauan seiner Seite ins Zentrum rückt.

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Kulturtipps

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BuchGeflügelte Küsse

Autor Ralph Dutli folgt den Flugrouten der Bienen von den ägypti-schen Riten über die antiken Mythen bis zu den Comics der Neu-zeit.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

Seit dem Frühling summen sie wieder von Blüte zu Blüte: die Bienen.Und wir sind von Vorfreude (auf den Honig), aber auch von gehörigemRespekt (vor ihrem Stachel) erfüllt. Dabei hat auch das Süsse Achtungverdient. Immerhin legen diese vom sprichwörtlichen Bienenfleiss an-getriebenen Hautflügler für ein Kilo Honig das Dreieinhalbfache desErd umfangs zurück; schon ein Gramm erfordert 8000 bis 10 000 Blüten-besuche. Wo es was zu holen gibt, verraten die Bienen einander mit ih-ren Rund- und Schwänzeltänzen, deren Präzision atemberaubend ist.Dazu fähig ist das Bienenvolk nur als Gemeinschaft, die alte Imker auchals «der Bien» bezeichnen. Dieser Superorganismus kennt eine strengeHierarchie und Arbeitsteilung: an der Spitze die bis zu zwei MillionenEier legende Königin, dann die Bienen, die putzen, füttern, bauen, ver-teidigen und sammeln, und schliesslich die Drohnen, die beim Hoch-zeitsflug die Königin befruchten, wobei die Erfolgreichen mit dem Le-ben bezahlen und die zu kurz Gekommenen bei ihrer Rückkehr in denStock abgeschlachtet werden. Dass aber nicht nur die biologischen Fak-ten Staunen machen, beweist Ralph Dutli mit seiner kenntnisreichenKulturgeschichte der Biene. Unterhaltsam führt er uns durch ein Mu-seum der Kulturen, und überall gibt es Bienen zu entdecken, in den My-then, Religionen und Künsten. Ein Schwergewicht liegt auf der Dicht-kunst, und so schliesst der Band mit einer Sammlung ausgewählter Bie-nen-Gedichte. Die Biene war zu allen Zeiten von praktischem Nutzen,als Bestäuberin und Lieferantin von Kerzenwachs und vor allem Honig,der zum Süssen, aber auch als Heilmittel diente – auch heute noch. Dar-über hinaus gaben die Bienen Anlass zu vielen Wundergeschichten: Diealten Ägypter etwa hielten sie für die Tränen des Sonnengottes, in derAntike galten sie unter anderem als die verwandelten Küsse von Venusund Adonis – süss wie die Liebe, stachlig wie die Liebespein. Mal war die Biene erotisches Symbol, mal Metapher der Jungfräulich-keit, mal Sinnbild für den idealen Staat oder auch Exempel für stechen-de Pamphlete. «Unglaublich, wofür Bienen alles gut sind», schreibt Dut-li. Für Mythen und Märchen, Satire und Comic – von den geflügeltenKüssen der Venus bis zur Biene Maja.Ralph Dutli: Das Lied vom Honig. Eine Kulturgeschichte der Biene.

Wallstein Verlag 2012. 21.90 CHF

KinoWünsche mit Hochgeschwindigkeit

Kore-eda Hirokazu, ist ein Meister der universellen Themen undLiebling der Cinéphilen. Jetzt erzählt er von einer Familienzusam-menführung – oder davon, was sich Kinder darunter vorstellen.

VON YVONNE KUNZ

Viele Filmemacher scheinen keinerlei Erinnerung daran zu haben, wieKinder ticken und die Welt erleben, und so handeln Kinokinder meistnicht wie Kinder. Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda zeigt,dass es auch ganz anders geht. Sein echtes Interesse, sein Gespür fürNuancen und seine stilistische Zurückhaltung lässt die jungen Darstel-ler vor der Kamera aufblühen – und genau das ist es, was «I Wish» zueinem ungemein berührenden, aber nie überzuckerten Vergnügenmacht. Der Film erzählt elliptisch, aber erstaunlich effektiv die Geschichte vonzwei Brüdern in Südjapan, die durch die Scheidung der Eltern getrenntwurden. Der 12-jährige Koichi (Maeda Koki), pausbäckig und etwas alt-klug, lebt mit der Mutter und seinen Grosseltern in einer engen Woh-nung in Kagoshima. Die Stadt auf der Insel Kyushu ist wenig bemer-kenswert – wäre da nicht ein aktiver Vulkan. «Ich versteh’s nicht», sagtKoichi immer wieder, weniger verängstigt als konsterniert über die Ge-lassenheit, mit der die Menschen mit der Bedrohung leben. Sein kleinerBruder, der hinreissende Wildfang Ryu (Maeda Ohshiro, Kokis echterBruder), lebt am anderen Ende der Insel bei seinem Vater, einem Indie-Rock-Gitarristen. Sechs Monate ist die Scheidung her, und die Brüderversuchen, mit der Situation zurechtzukommen. Doch wünschen siesich eigentlich nichts mehr, als dass die Familie wieder eins wird. AlsKoichi hört, dass Wünsche wahr werden, wenn man sich an jene Stellein Kumamoto stellt, wo sich die Hochgeschwindigkeitszüge kreuzen,mobilisiert er Ryu und einige Freunde. Und so machen sich sieben Kin-der auf den Weg. Das Wichtigste im Gepäck sind ihre Wünsche, die vonder Wiederbelebung eines geliebten Hundes bis hin zur Rückkehr zurantiautoritären Erziehung reichen. «I Wish» ist ein Film für Erwachsene, aus der Perspektive der Kinder. Ko-re-eda hat die Gabe, tiefste Emotionen zu zeigen, welche die Figurennicht ausdrücken können oder deren sie sich nicht einmal bewusst sind.Damit entlässt Kore-eda den Zuschauer mit dem Gefühl, ein ganz klei-nes bisschen erleuchtet worden zu sein.Kore-eda Hirokazu: «I Wish», Japan, 128 Min., mit Maeda Koki, Maeda Ohshiro,

Ohtsuka Nene u. a. Ab 23. August in den Deutschschweizer Kinos.

Familienidyll oder kindlicher Wunschtraum?

So geht es Putten, die Honig schlecken

wollen.

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25SURPRISE 281/12

Die 25 positiven FirmenDiese Rubrik ruft Firmen und Institutionenauf, soziale Verantwortung zu übernehmen.Einige haben dies schon getan, in dem siedem Strassenmagazin Surprise mindestens500 Franken gespendet haben. Damit helfensie, Menschen in pre kären Lebensumstän-den eine Arbeitsmöglichkeit zu geben undsie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zube g leiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? DieSpielregeln sind einfach: 25 Firmen werdenjeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jenerBetrieb heraus, der am längsten dabei ist.

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MusikRadikal romantisch

Fai Baba taucht Folk und Blues in lärmendes Feedback. OhneRücksicht auf den Massengeschmack schafft er grosse Kunst.

VON RETO ASCHWANDEN

Ein Freitagnachmittag, kurz nach fünf. Er sei erst grade aufgestanden, er-klärt der Zürcher Fabian Sigmund beim Interview, und deshalb muss erjetzt erst einmal frühstücken, geröstete Panini und Bier. Das Rockerkli-schee passt: Als Fai Baba legt Sigmund mit seinem zweiten Album «Sna-ke Snake» eine Songsammlung vor, in der er hemmungslos schwelgt undrücksichtslos lärmt. Grosse Musik, radikal, schamlos und romantisch. Die Songs zwischen Blues, Folk und psychedelischem Krach habendurchaus Hitpotenzial. Meist jagt Sigmund Gitarre und Gesang durchEcho- und andere Effektgeräte, bis die Melodien im Feedback versinken.«Ich stehe total auf zuckersüsse Melodien», erklärt der Zürcher. Auf Ak-korden rumpicken sei allerdings nicht sein Ding: «Mich interessiert, wieich mit dem Bearbeiten der einzelnen Spuren Stimmungen schaffenkann.» Für die Aufnahmen benützt er alte Bandmaschinen, Kassetten-geräte oder was sonst gerade zur Hand ist. «Dadurch kann ich im Schlaf-zimmer aufnehmen statt in einem professionellen Tonstudio, wo derZähler tickt.»Konzessionen an den Massengeschmack machen für Sigmund keinenSinn. «Es wäre ein Horror, wenn mir eine Plattenfirma Vorgaben machenwürde. Zudem bringen es hierzulande auch angepasste Popbands nichtweit.» Die Plattentaufe findet im Zürcher Kaufleuten statt, was erstaunt,denn das Schickimicki-Lokal steht nicht im Ruf, eine Hochburg kompro-missloser Klänge zu sein. Doch Sigmund findet: «Es ist einfach ein schö-ner Raum mit einer tollen Akustik. Du kannst dort richtig gut Musik ma-chen.» Und die gerät live mit Band anders als auf den Aufnahmen, dieSigmund weitgehend allein einspielte. «Ich fände es langweilig, die Lie-der live so zu spielen, wie sie auf der Platte klingen. Die Interpretationund Variation des Materials macht doch die Qualität einer Liveband aus.»Wer Fai Babas Urgewalt live erleben will, muss sich sputen. Im Septem-ber reist er für ein halbes Jahr nach New York. Schon letztes Jahr ver-brachte er einige Monate dort und schwärmt von den Möglichkeiten:«Ich will noch viel mehr ausprobieren. Rausfinden, was möglich ist.Mach dein eigenes Ding, so gut du kannst.»Fai Baba: «Snake Snake» (A Tree In A Field Records/Irascible)

Live (Plattenladen-Konzerte ohne Band): Di, 14. August, 18 Uhr, Jamarico,

Helvetiaplatz, Zürich; Do, 16. August, 20.30 Uhr, Chop Records, Bern;

Fr, 17. August, 17 Uhr, Plattfon, Basel

Hemmungslos: Fai Baba schwelgt und lärmt.

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Ausgehtipps

Säbeli Bum mit Zora Vipera samt Cirque de Loin.

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Farbig die Stäbe, monoton die Musik: Light Asylum.

LuzernZähne fletschen

Light Asylum tauchten vor knapp zwei Jahrenerstmals in Blogs der Gothic-Szene auf. KeinWunder: Solche Drummachines und Sequen-zer setzten Anne Clark und New Order schonvor knapp 30 Jahren ein. Die Referenzen wei-sen also Richtung Europa, doch Sängerin Shan-non Funchess und Instrumentalist Bruno Co-viello kommen aus Brooklyn. Funchess bildetmit ihrer Mordsröhre zwischen Altstimme ausder Gruft und zähnefletschendem Sprechge-sang das Alleinstellungsmerkmal. Die Single«Shallow Tears» aus dem Debüt-Longplayerbringt dem Duo derzeit viel Aufmerksamkeit –und das Publikum auf eine falsche Fährte. DieAuskopplung ist eine dramatisch wogendeElektropop-Hymne, ansonsten aber widmetsich das Duo monoton motorend Material, dasmeist aber harsch und konfrontativ aufmar-schiert. Man muss für diese Musik hart im Neh-men sein, doch wer einstecken kann, wird dasGeprassel von Light Asylum mit Genuss übersich ergehen lassen. (ash)Fr, 17. August, 22.30 Uhr, Südpol, Luzern

Anzeigen:

BernZirkus am Fluss

Schon zum vierten Mal geht es beim SäbeliBum drunter und drüber. Das integrative Festi-val vereint im Berner Lorrainebad Gross undKlein, Alt und Jung und Behindert mit «Nor-mal». Und weil Mitmachen mehr bringt als nurZuschauen, gibt es unter anderem eine Druck-station, bei der Besucher sich ein Erinne-rungsshirt machen lassen können und eineSchminklounge zur Verwandlung vom Zu-schauer zum Artisten. Auf der Bühne spielender lokale Songwriter Patrick Bishop, die zwölf-köpfige Gypsy-Truppe Traktorkestar sowie dieHora’Band. Zudem präsentiert der Cirque deLoin sein aktuelles Programm «Mother’s Milk»,eine Zusammenarbeit mit dem Bassisten MichGerber und Luk Zimmermann (Lunik), die zu-sätzlich angeheizt wird von der Berner Stras-senkünstlertruppe Sole Confuso um die Perfor-merin Milena Gross aka Zora Vipera. Siehtdoch gut aus. (ash)Sa, 25. August, ab 13 Uhr, Lorrainebad

(bei schlechtem Wetter im nationalen Pferdezentrum,

Mingerstrasse 3), Bern

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So mächtig wie vergänglich: Sandskulptur.

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RorschachIm Sandkasten

In Rorschach gibt’s heuer zum 14. Mal einWettsändele für die Grossen. Die thematischeVorgabe ist jedes Jahr eine andere, aktuellheisst sie Modern Ways of Living. Nun ja,denkt man, zum Glück hat das Motto nicht vielmit angewandtem Möbeldesign zu tun und dasSofa daheim zerrinnt uns während des TV-Din-ners nicht zwischen den Fingern. Den interna-tionalen Künstlerteams kommt sicher trotzdemetwas Schickes in den Sinn. In den letzten Jah-ren sind schon Teams aus Holland, Russland,Lettland, Tschechien, Bulgarien, Kenia und Ko-sovo angereist und haben ihre Kunst aus undauf Sand gebaut. Die Sache ist naturgemässvergänglich, der Prozess an sich somit wichtig,und entsprechend darf man den Sandkasten-künstlern bei der Arbeit zusehen. (dif) Sandskulpturenfestival: Sa, 11. bis Sa, 18. August,

jeweils 9 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr Aufbau

(ausser Mo, 13. August); Mi, 15. bis Fr, 17. August von

17 bis 19.30 Uhr Speed-Carving; Preisverleihung Sa,

18. August 17.30 Uhr. Ausstellung bis 9. September

www.sandskulpturen.ch

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Grösser denn je: Giant Giant Sand.

WinterthurDie Stadtwüste blüht

Die Winterthurer Musikfestwochen machen ihrem exzellenten Ruf beider 37. Ausgabe alle Ehre. Was in zwei Wochen kostenlos geboten wird,lässt das Interesse an den kostenpflichtigen Konzerten vom Schlusswo-chenende mit Sigur Rós, Franz Ferdinand oder The Hives beinahe in denRinnstein fliessen. Gigantisch ist die Vorfreude auf das Konzert von Ho-wie Gelbs neuer Band Giant Giant Sand. Die Verdoppelung ist kein Tipp-fehler. Denn mit dem Namen hat der Meister des spartanisch-sprödenWüsten-Country auch seine Band verdoppelt und seiner Heimatstadt dasneuste Album «Tucson» gewidmet. Hochgerüstet mit Streichern undTrompeten spielt die zwölfköpfige Band streckenweise mitreissendschwelgerischen Tex-Mex und Americana im Stil der frühen Calexico, ei-nem Ableger seiner Giant Sand. Doch während bei seinen ehemaligenMitstreitern mittlerweile Jazz, Klimaanlage und Kitsch Einzug hielten,schüttelt Gelb so nur den Sand aus den Kleidern, um entspannt weiter-spielen zu können. Wem es nicht nach Winterthur reicht, kann ihn da-vor in Luzern sehen. (ojo)Giant Giant Sand: Mi, 15. August, Südpol, Luzern, und So, 19. August,

Musikfestwochen Winterthur www.musikfestwochen.ch

ZürichAn Morels Grill

1958 traf das New Yorker Starmannequin Barbara Mullen in Klostersden zwölf Jahre jüngeren Ersatz-Skilehrer Fredi Morel. Die beiden ver-liebten sich auf der Skipiste und sind seither ein unzertrennliches Paar.Gemeinsam zogen sie durch die grosse weite Welt, bis sie vor 30 Jahrenmit ihrem Schrebergarten ein eigenes kleines Paradies in der ZürcherPfingstweid gefunden haben. Nun werden sie von der grossen weitenWelt eingeholt und müssen sich von ihrer grünen Oase verabschieden:Das Schrebergartenareal in Zürich West wird einem urbanen Park wei-chen. Die Geschichte ist wahr, und bei Wurst und Bier ist das PublikumGast an einem theatralen Grillabend, an dem die Grenzen zwischen Fik-tion und Realität, zwischen Bühne, Publikum und Protagonisten ver-schwimmen. (dif)Morels letzter Sommer: Do, 23. August bis So, 9. September, jeweils 19.30 Uhr,

Familiengärten Pfingstweid, Zürich, Tickets unter 043 222 42 30 oder online

www.morelsletztersommer.ch

Städtische Oase weicht moderner Urbanität.

Synthie-Pop für Trinkwasser: We Have Band.

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BaselJeder Tropfen zählt

Viva con Agua gehört zu den Schweizer Openairs wie all die buntenSponsoren-Lounges. Doch die emsigen Bechersammler von Viva conAgua predigen nicht nur Gutes, sondern tun es auch: Mit dem Leergut-pfand werden Brunnen- und andere Trinkwasserprojekte in der DrittenWelt realisiert. Nun organisiert die Non-Profit-Organisation zusammenmit der Kaserne Basel zum dritten Mal ein eigenes Festival. Da alle Hel-fer ehrenamtlich arbeiten und die Bands zu reduzierter Gage spielen, istdas Festival gratis. Umso erstaunlicher das Line-Up. So spielt am Freitagnebst Phenomden & The Scrucialists mit Andy Horace auch ein inter-nationaler Grandseigneur des Reggae. Der Samstag ist bis auf das Lon-doner Synthie-Pop-Trio We Have Band in Basler Hand. Es eröffnen dieIndie-Youngsters The Drops und We Loyal, bevor ein Special Guest vol-ler Liebe auf die Bühne käfert.Damit das Festival nicht nur hier Freude bereitet, sollte man feiern, wasdas Portemonnaie hergibt: Die Trinkeinnahmen gehen zugunsten derWasserprojekte in Mosambik. (ojo)Viva con Agua Festival: Kaserne Basel, Fr, 10. und Sa, 11. August, Kaserne Basel

www.vivaconagua.ch

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AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN

«Ich bin im Süden von Eritrea in einer grossen Bauernfamilie aufge-wachsen, mit drei Schwestern und fünf Brüdern. Am Ende der Schulzeithabe ich die Prüfung bestanden, die so ähnlich ist wie die Matura hier.Weil mich Pflanzen und Tiere sehr interessieren, bin ich in die Haupt-stadt Asmara gegangen und habe angefangen, Biologie zu studieren.Zwei Jahre später entschied ich mich zur Flucht, weil ich die politischeSituation und die damit verbundene Unfreiheit in meinem Land nichtmehr ertrug.

Im März 2008 bin ich in der Schweiz angekommen und wohne mitt-lerweile in Brügg bei Biel. Da ich in meiner Heimat nur zwei Jahre stu-diert habe, kann ich das Studium hier nicht fortsetzen. Das heisst, ichkönnte schon, aber ich würde finanziell nicht unterstützt dabei. Seit ichhier bin, konnte ich mehrere Deutschkurse besuchen und ich bin nunauf dem Sprachniveau B2. Zudem habe ich ein viermonatiges Prakti-kum im Bereich der Spitalreinigung absolviert und eine zweiwöchigeSchnupperlehre in einer Käserei. Obwohl die Arbeit körperlich anstren-gend war, gefiel es mir dort sehr gut. Vielleicht wäre das ein Beruf fürmich.

Mithilfe von ‹co-opera›, einem Projekt des Schweizerischen Arbeiter-hilfswerks zur beruflichen Integration, suche ich jetzt nach einer Aus-bildungsmöglichkeit und lerne noch besser Deutsch. Mein Problem istnoch, dass ich viel besser Deutsch schreibe und verstehe, als ich redenkann. Mir fehlt die Praxis, die Gespräche mit deutschsprachigen Leuten.Mit dem Verkauf von Surprise wird es zwar immer besser, aber ich binvon Natur aus ein zurückhaltender Mensch und kann deshalb nicht ein-fach so auf die Leute zugehen und sie ansprechen.

Den Verkaufsort gezeigt und Tipps gegeben, wie man gut verkauft,hat mir Tesfagabir, der vor mir beim Coop in Nidau war und jetzt in Mu-ri bei Bern Surprise verkauft. Trotz dieser Unterstützung war der Anfangim letzten April etwas schwierig für mich. Wie gesagt, ich bin eherschüchtern, und dann fiel es mir auch nicht leicht, mehrere Stunden amgleichen Ort zu stehen. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt undverkaufe, wenn ich Zeit habe, drei bis vier Mal pro Woche Surprise. Ichhabe auch schon ein paar Stammkunden, die das Heft kaufen und sichein bisschen mit mir unterhalten. Eine sehr nette Frau schenkt mir nachdem Einkaufen jedes Mal eine Flasche Cola oder so. Sie ist über 90 undimmer mit dem Rollator unterwegs. Einmal hat sie mir erzählt, dass siefrüher in Kenia war und deshalb Suaheli spricht.

Zeta-Os Aregay (30) verkauft Surprise in Nidau bei Biel. In seiner Heimat Eritrea hat er vor sei-ner Flucht nach Europa ein Biologiestudium angefangen. Nun sucht er nach einer passendenArbeit und verbessert unterdessen stetig seine Deutschkenntnisse.

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Verkäuferporträt«Vielleicht wäre Käser einBeruf für mich»

Am Sonntag gehe ich immer in die Kirche. Meistens besuche ich deneritreisch-orthodoxen Gottesdienst in Biel, weil ich in der Region woh-ne. Unsere Kirche hat sich 1993 mit der Unabhängigkeit von Eritrea vonder äthiopisch-orthodoxen Kirche getrennt, um nicht nur politisch, son-dern auch religiös und kirchlich unabhängig von Äthiopien zu sein. DasOberhaupt unserer Kirche ist Bischof Dioskoros. Es wäre schön, wenner einmal die Schweiz besuchen würde. Mir ist der Glaube sehr, sehrwichtig. Mein Grossvater sagte mir übrigens, ich sei nach einem Engelin der Bibel benannt. Die Regeln und Rituale zum Beispiel beim Fastenhalte ich immer ein. In unserer Religion gibt es sehr viele Fastentage. Andiesen essen und trinken wir mindestens bis zum Mittag nichts. Undwenn wir danach essen, dann keine tierischen Produkte, also zum Bei-spiel kein Fleisch und keine Milch. Ich bin überzeugt, wenn mehr Leu-te regelmässig fasten und beten würden, gäbe es viel weniger Streit un-ter den Menschen oder vielleicht sogar weniger Krieg.» ■

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Vorname, Name

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Datum, Unterschrift

1 Jahr: 6000 Franken 1/2 Jahr: 3000 Franken 1/4 Jahr: 1500 Franken 1 Monat: 500 Franken

Talon bitte senden oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, [email protected], PC-Konto 12-551455-3

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Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hat-ten. Menschen, die kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt habenund ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkaufdes Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation.Ihr Alltag bekommt wieder Struktur und mehr Sinn. Sie gewinnen neueSelbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Das verdient Respekt und Unterstützung. Das Spezialpro-gramm SurPlus ist ein niederschwelliges Begleitprogramm für ausge-wählte Surprise-Verkaufende, die regelmässig das Strassenmagazin

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Anja UehlingerAargau

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Impressum

HerausgeberVerein Surprise, Postfach, 4003 Baselwww.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9–12 Uhr, Mo–DoT +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 [email protected]äftsführungPaola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) AnzeigenverkaufT +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 [email protected] T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99Reto Aschwanden, Florian Blumer, Diana Frei (Nummernverant wort liche), Mena Kost [email protected]ändige MitarbeitRosmarie Anzenberger (Korrektorat), Yvonne Kunz, Delia Lenoir, Irene Meier, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Christopher ZimmerMitarbeitende dieser AusgabeDanielle Batist (INSP), Davide Caenaro, Manuela Donati,Stefan Michel, Isabel Mosimann, Simon Murphy (INSP),Patric SandriGestaltung WOMM Werbeagentur AG, BaselDruck AVD GoldachAuflage15000, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./JahrMarketing, Fundraising T +41 61 564 90 61

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27Patrick Würmli, Spalentorweg 20, 4051 Basel, [email protected]üro ZürichT +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, [email protected]üro BernT +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, [email protected] T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99Paloma Selma, [email protected] T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller [email protected], www.strassensport.chVereinspräsident Peter Aebersold

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Surprise ist:

Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialenSchwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit.Surprise hilft bei der Integration in den Ar-beitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsitua-tion, bei den ersten Schritten raus aus derSchuldenfalle und entlastet so die SchweizerSozialwerke.

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Be-nachteiligung betroffenen Menschen eineStimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellungfür soziale Gerechtigkeit.

Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinen-de Strassenmagazin Surprise heraus. Dieseswird von einer professionellen Redaktion pro-duziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illu-stratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft.Rund dreihundert Menschen in der deutschenSchweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlos-sen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur,verdienen eigenes Geld und gewinnen neuesSelbstvertrauen.

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport.In der Surprise Strassenfussball-Liga trainierenund spielen Teams aus der ganzen deutschenSchweiz regelmässig Fussball und kämpfenum den Schweizermeister-Titel sowie um dieTeilnahme an den Weltmeisterschaften für so-zial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hatSurprise einen eigenen Chor. GemeinsamesSingen und öffentliche Auftritte ermöglichenKontakte, Glücksmomente und Erfolgserleb-nisse für Menschen, denen der gesellschaft-liche Anschluss sonst erschwert ist.

Finanzierung, Organisation und internatio-nale VernetzungSurprise ist unabhängig und erhält keine staat-lichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mitdem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inse-raten finanziert. Für alle anderen Angebotewie die Betreuung der Verkaufenden, die Sport-und Kulturprogramme ist Surprise auf Spen-den, auf Sponsoren und Zuwendungen vonStiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte sozialeInstitution. Die Geschäfte werden vom VereinSurprise geführt. Surprise ist führendes Mit-glied des Internationalen Netzwerkes derStras sen zeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow,Schottland. Derzeit gehören dem Verband über100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

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24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– )(Verpackung und Versand bietenStrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.)

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Von Aarbergbis Zuoz.

www.vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch, Spendenkonto PC 12-551455-3Verein Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99

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