Tecnogramma Juli 2011 - Frischer Wind fürs Haus

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JULI 2011 758097 - 08/2011 Frischer Wind fürs Haus tecnogramma Wieso Belüftung für die Häuser von heute so wichtig ist

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Atmen – der erste und natürlichste Akt des Menschen. So natürlich, dass wir uns dessen kaum bewusst sind. Unsere Häuser und unser Lebensstil haben sich jedoch geändert und da wir knapp 80% unserer Zeit in geschlossenen Räumen (Wohnung, Schule, Büro, Fitnessstudio etc.) verbringen, ist die Frage nach der Qualität unserer Atemluft mehr als berechtigt. Ist unsere Luft gut? Werden die Räume, in denen wir uns aufhalten, ausreichend gelüftet? Oder fi ndet die Lüftung zumindest über geeignete Systeme statt? Finden wir nun heraus, wie gut die Luft in modernen Gebäuden ist und warum sich der Markt immer mehr zur kontrollierten mechanischen Lüftung hinwendet.

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Wieso Belüftung für die Häuser von heute so wichtig ist

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Magazine

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MAGGIORI INFORMAZIONI

PRODUKTE

Unsichtbare SchließteileBei geschlossener Tür sind sie un-sichtbar: Die neuen elektrischen Fallenschließteile verschwinden zur Gänze – ein Betrachter sieht ledi-glich den Rahmen. Mit einem Winkel von nur knapp 8 mm ist die Ästhe-tik perfekt. Das neue Schließteil ist aus 3 mm dickem Stahl gefertigt, kombiniert Widerstandskraft und Montagefreundlichkeit und ist für Luft 4 bzw. Luft 12 für Fenster und Türen mit einer 13-mm-Beschlagsnut verfügbar. Um das gesamte System der Schließmechanismen zu ver-einheitlichen, können bei der Wahl von Haken-Bolzen-Verschlüssen nicht nur das zentrale, sondern auch die anderen beiden Schließteile mit reduziertem Winkel versehen wer-den. Dieser Typ von Schließteil kann ohne jegliches Platzproblem sowohl an einfl ügeligen als auch an zwei-fl ügeligen Türen montiert werden.

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Atmen – der erste und natürlichste Akt des Menschen. So natürlich, dass wir uns dessen kaum bewusst sind. Unsere Häuser und unser Lebensstil haben sich jedoch geändert und da wir knapp 80% un-serer Zeit in geschlossenen Räumen (Wohnung, Schule, Büro, Fit-nessstudio etc.) verbringen, ist die Frage nach der Qualität unserer Atemluft mehr als berechtigt. Ist unsere Luft gut? Werden die Räu-me, in denen wir uns aufhalten, ausreichend gelüftet? Oder fi ndet die Lüftung zumindest über geeignete Systeme statt?Finden wir nun heraus, wie gut die Luft in modernen Gebäuden ist und warum sich der Markt immer mehr zur kontrollierten mechani-schen Lüftung hinwendet.

Frei atmenin atmungsaktivenHäusern

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Schimmel im neuen Haus

Kaum zu glauben: Das Haus wurde eben erst umgebaut. Sämtliche alte Fens-ter wurden durch neue ersetzt. Eine regelrechte „energetische Sanierung eines bestehenden Gebäudes“ mit 55% Steuerabsetzung. Und nun, kaum ein Jahr nach Abschluss der Arbeiten, tauchen kleine schwarze Schimmelpunkte an der Badezimmerdecke auf! Bei genauerem Hinsehen sind auch an der Wand hinter der Garderobe graue Flecken zu erkennen…Leider sind solche Fälle keine Ausnahmen. Schimmel kann nach dem Einbau von neuen, abgedichteten und gut isolierten Fenstern auch in Häusern auftau-chen, die nie davon befallen waren. Dasselbe Problem betriff t auch Neubauten. Warum?

Der Grund

In unseren vier Wänden produzieren wir täglich Feuchtigkeit: beim Kochen, Waschen, Wäscheaufhängen. Auch Pfl anzen tragen ihren Teil bei, und wir selbst geben sogar beim Sitzen Feuchtigkeit ab.Diesem ganz normalen Prozess können wir durch das Lüften der Räume einfach und effi zient entgegenwirken. Ansonsten sammelt sich unweigerlich Feuchtigkeit an. Kommt die mit Dampf gesättigte Luft mit Wänden in Kontakt, deren Temperatur unter dem Taupunkt liegt, bildet sich Kondensat. Aber auch ohne Kondensatbildung entsteht Schimmel, wenn Wände über längere Zeit hin feucht bleiben.

Die Entstehung von Feuchtigkeit ist also ein natürlicher Prozess. Aber warum treten die Probleme der Kondensat- und Schimmelbildung erst nach dem Ein-bau neuer Fenster und Türen auf?

Die Innenluft ist

verbrauchter als die Außenluft

WIE VIEL FEUCHTIGKEIT PRODUZIEREN WIR?

Pfl anze 0,005 l/h

Mensch im Ruhezustand 0,04 l/h

Mensch bei der täglichen Arbeit 0,09 l/h

Geschirrspülmaschine 0,2 l pro Waschgang

Waschmaschine 0,3 l pro Waschgang

Kochen 0,6 l/h

Boden reinigen 0,6 l/h

Baden 1,1 l

Duschen 1,7 l

Ein Dreipersonenhaushalt produziert im Tagesdurchschnitt 6 Liter Wasser.Quelle: Fernlehrgang BauBiologie IBN - Institut für Baubiologie+Ökologie Neubeuern, Neu¬beuern (D) 2009

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Das Paradoxon der ZugluftDie Antwort klingt paradox: Weil bisher Zugluft herrschte. Alte Fenster isolieren schlechter als neue; trockene Winterluft kann durch undichte Stellen eindringen und die feuchte Innenluft ersetzen. Zwar geht dabei die Innenwärme verloren, aber es fi ndet ein - wenngleich unkontrollierter - selbständiger Luftaustausch statt.

Keiner da?Ein weiterer Unterschied zu früher liegt in unserem Lebensstil. Die Gesellschaft hat sich verändert, die Haushalte sind kleiner, die Familienmitglieder verbrin-gen den Großteil des Tages außer Haus. Und die Fenster bleiben geschlossen.

Himmel, dieser Schimmel!

Analysieren wir im Detail, welche Folgen ein unzureichender Luftaustausch hat: Das Schimmelproblem wurde bereits festgestellt. Schimmelpilze sind nicht nur unästhetisch und riechen unangenehm, sondern setzen auch Sporen frei, die im Kontakt mit der Haut oder beim Einatmen Allergien und Asthma verursa-chen können. Die Sporenkonzentration ist einer der Parameter bei der Mes-sung der Luftqualität.

Unsichtbare Substanzen

Lüften unterbindet nicht nur die Schimmelbildung. In unseren Wohnungen fi nden sich auch schädlichere Substanzen, die wir - im Gegensatz zu den schwarzen Flecken an den Wänden - weder sehen noch riechen können.Im Überblick auf S. 7 sind die in geschlossenen Räumen meistverbreiteten Schadstoff e aufgezählt: Vom CO2, das durch das reine Atmen entsteht und Müdigkeit und Kopfweh verursachen kann, bis zum Formaldehyd, das unser At-mungssystem reizen und in großen Mengen sogar krebserregend sein kann.

WUSSTEN SIE, DASS...?• der ideale Feuchtigkeitsgehalt für

Innenräume zwischen 40 und 60% liegt?

• zu feuchte Luft zur Verbreitung von Mikroorganismen (Milben, Bakteri-en, Schimmel) beiträgt, die Allergien und Asthma verursachen, schlechte Gerüche verbreiten und Möbel und Wände beschädigen?

• bei zu trockener Luft Augen, Atem-wege und Haut austrocknen? Zu trockene Luft kann außerdem Mü-digkeit, Kopfschmerzen, vermehrte Staubbildung und elektrostatische Entladungen (z. B. beim Berühren von Metallfl ächen, Synthetikstoff en und Wolle) bewirken.

• einige Baustoff e die Luftfeuchtigkeit ausgleichen? Unlackiertes Holz, Kalk und Ton nehmen überschüssi-ge Feuchtigkeit auf und geben sie ab, wenn die Umgebung zu trocken ist.

• bei Strahlungsheizungen (Fußbo-den-, Wand- oder Deckenheizungs-systeme) im Vergleich zu Konvekti-onsheizungen (Heizkörper) geringe Temperaturen ausreichen, um die Komfortbedingungen zu gewähr-leisten?

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Frischluft

In geschlossenen Räumen droht also die Ansammlung von Feuchtigkeit, Schimmel und Schadstoff en. Bedenken wir außerdem, dass wir gut 80% unse-rer Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, so leuchtet die Bedeutung des Lüftens umso mehr ein. Professor Ernesto Antonini von der Universität Bologna erklärt: "Unsere beste Frischluftquelle ist die Außenluft. Sie weist sogar unter ungünstigen Bedingungen eine geringere Konzentration an Schadstoff en auf, weil sich diese auf ein enormes Volumen verteilen".Sowohl die Weltgesundheitsorganisation1 als auch die Europäische Union2 drängen derzeit auf die Luftqualitätsanalyse in Gebäuden; in nächster Zukunft sind neue Normen zur Luftverschmutzung in Innenräumen zu erwarten.

Jeder Raum sollte alle zwei Stunden

vollständig gelüftet werden

1 Im Jahr 2010 hat die Weltgesundheitsorgani-sation (WHO, World Health Organization) die Richtlinien für Innenluft veröff entlicht (WHO guidelines for indoor air quality. Selected pol-lutants): Über sechzig Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben die gefährlichsten Schadstoff e in Innenräumen analysiert. Das Buch (nur in englischer Sprache verfügbar, ISBN 9789289002134) kann um 70 USD erworben oder kostenlos über die Webseite www.euro.who.int unter „What we publish“ abgerufen werden.

2 Im Rahmen der Arbeit der GFS (Gemeinsame Forschungsstelle) hat die Europäische Union kürzlich das Projekt Airmax zur Untersuchung der Luftqualität in Innenbereichen fi nanziert. Die Messungen in öff entlichen Gebäuden und Kinderhorten verschiedener europä-ischer Städte haben ein höheres Aufkommen von Schadstoff en in Innenräumen als in Au-ßenbereichen ergeben.

Wer?Wer ist verantwortlich für die Luft-qualität in Gebäuden – Planer oder Bewohner? Die Antwort ist nicht eindeutig, denn es können sowohl Planungs- als auch Nutzungsfehler vorliegen. Planer haben lediglich Ab-zugsanlagen für Küchen und fenster-lose Badezimmer vorzusehen und in den anderen Räumen ausreichend große Fenster für einen vollständi-gen Luftaustausch einzuplanen. Für die Lüftung müssen anschließend die Bewohner sorgen, wie auch der Be-rater und KlimaHaus-Prüfer Ingenieur Ruben Erlacher bestätigt: "Klarerwei-se müssen die Planer sicherstellen, dass die Fenster groß genug sind, um

die komplette Lüftung des gesamten Raumvolumens zu ermöglichen. Laut Gesetz sind sie jedoch nicht verpfl ich-tet, mechanische Lüftungssysteme vorzusehen. Es obliegt den Bewoh-nern, ihre Fenster mehrmals am Tag zu öff nen, um die gute Qualität der Innenluft zu gewährleisten."

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SCHADSTOFFE, DIE SICH IN GESCHLOSSENEN RÄUMEN ANSAMMELN

Schadstoff Quelle Gesundheitliche Folgen AnmerkungenCO2 (Kohlendi-oxid)

Das Produkt der Atmung Nicht schädlich, soll jedoch nicht eingeatmet werden. Ein Über-schuss kann Konzentrations-schwäche, Kopfschmerzen und im Extremfall Atembeschwerden verursachen

Die optimale CO2-Konzentration in der Luft beträgt 700 ppm (Teile ei-ner Million), der maximal akzeptab-le Wert liegt bei 1.500 ppm

CO (Kohlen-monoxid)

Unvollständige Verbrennung in Öfen und Gasdurchlauferhitzern sowie unzureichend belüftete Ka-mine und Holzöfen

Bei Vergiftung: Migräne, Schwin-delgefühl, Schläfrigkeit, Atemnot

Auch die Belastung durch eine geringe CO-Konzentration ist über längere Zeiträume schädlich (schleichende Vergiftung)

Viren und Bak-terien

Umgebung Verkühlung, Grippe, Infektions-krankheiten

Hygiene und Lüftung sind an viel-besuchten Orten wie Büros, Schu-len und Krankenhäusern beson-ders wichtig

Formaldehyd Baumaterial, wie Klebemittel, La-cke, Farben; als Antiseptikum wird Formaldehyd in Reinigungsproduk-ten für den Haushalt verwendet

Reizung der Augen und Schleim-häute der Atemwege. Die IARC (International Agency for Research on Cancer) stuft Formaldehyd als krebserregend für den Menschen ein

Einer der meistverbreiteten Schad-stoff e in Innenbereichen. Die WHO hat den Höchstwert für die Konzen-tration in Gebäuden auf 0,1 ppm festgelegt

Radon Im Boden vorhandenes radioak-tives Gas, das sich in der Umge-bung zerstreut. Es sammelt sich in geschlossenen unterirdischen Räumen oder in Räumlichkeiten mit direktem Bodenkontakt an (z. B. Keller) und ist gefährlich

Schätzungen zufolge ist Radon nach dem Tabakkonsum die zweit-häufi gste Ursache für Lungenkrebs

Die Radonabsonderung des Bo-dens ist im Voraus schwer zu bestimmen. Für die Messung der Radonkonzentration kann man sich an die Landesagentur für Umwelt wenden

Asbest Bis in die 1980er Jahre wurde As-best zusammen mit Zement als Eternit zur Dämmung von Gebäu-den und Dächern verwendet. Als Baumaterial fi ndet man es auch in Dachziegeln, Fußböden, Rohren, Lacken, etc.

Asbestose, Lungentumor Das Gesetz Nr. 257/1992 verbietet den Einsatz von Asbest

Esempi di sostanze nocive che si accumulano nei luoghi chiusiWie viel?

Lüften ist gut, aber wie viel soll nun gelüftet werden? Die gesetzlichen Be-stimmungen geben folgende Richt-werte vor: • UNI TS 11300-1 empfi ehlt in Wohn-

gebäuden ohne mechanisches Lüf-tungssystem eine Luftwechselrate von 0,3/h.

• UNI EN 15251:2008 regelt die Pla-nung von Lüftungsanlagen und empfi ehlt eine Luftwechselrate zwischen 0,5/h und 0,7/h, wenn die Räumlichkeiten besetzt sind.

• UNI 10339 setzt die Luftwechsel-rate mit der Funktion des Raumes und der Anzahl der Anwesenden in Verbindung und unterscheidet

beispielsweise zwischen einer Schulklasse, einem Büro und einem Fitnessstudio.

Zur Bedeutung der Begriff e und Ein-heiten: Als Luftwechselrate wird der Luftaustausch pro Stunde bezeich-net, dessen Einheit 1/h ist. Eine Luft-wechselrate von 0,5/h bedeutet, dass innerhalb einer Stunde die Hälfte des Luftvolumens im Raum ausgetauscht wird. Die gesamte Raumluft wird also alle zwei Stunden vollständig erneu-ert. Studien und Untersuchungen sind zum Schluss gekommen, dass der Mindestaustausch für eine einigerma-ßen gute Luftqualität in Wohnräumen 0,5/h entspricht.

Wie?Lüften kann man auf dreierlei Art und Weise: • natürliche Lüftung• kontrollierte natürliche Lüftung • kontrollierte mechanische Lüftung Die verschiedenen Lüftungsmetho-den werden im folgenden Teil erläu-tert.

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Natürliche Lüftung

Beim natürlichen Lüften wird einfach das Fenster geöff net. Der Vorgang ist allerdings nicht so banal, wie er klingen mag: Um den Richtwert von 0,5/h zu erreichen, sind verschiede-ne Faktoren zu berücksichtigen. Die Geschwindigkeit, mit der die frische Außenluft die verbrauchte Innenluft ersetzt, hängt ab von:• der Öff nung des Fensters (Fenster-

fl ügel off en oder gekippt) • der Jahreszeit, da der Unterschied

zwischen Innen- und Außentem-peratur den Prozess im Winter be-schleunigt

• Wind oder Windstille: Wind be-schleunigt den Vorgang

• Zugluft, die ebenfalls den Aus-tausch begünstigt.

Das Bild auf der nächsten Seite zeigt, wie die Fensteröff nungszeit je nach Jahreszeit und Vorhandensein von Wind und Zugluft variiert. Die Klima-Haus Agentur empfi ehlt, drei bis fünf Mal täglich zu lüften und dabei alle Fenster zu öff nen, um einen raschen und vollständigen Luftaustausch si-cherzustellen.

Ersparnisse aus dem Fenster wer-fen?Es leuchtet ein, dass es wenig wirt-schaftlich ist, alle zwei Stunden sämt-liche Fenster zu öff nen, weil zusam-men mit der verbrauchten Innenluft auch die Heiz- oder Kühlenergie entweicht: Die Frischluft muss wieder aufgeheizt oder abgekühlt werden, was den Energiekonsum in die Höhe treibt.Aber ehrlich gesagt: Wer hat schon die Möglichkeit bzw. erinnert sich da-ran, alle zwei Stunden zu lüften? Zu-sätzlich ist zu bedenken, dass durch off ene Fenster auch Lärm, Pollen, Insekten, oder - im schlimmsten Fall - Diebe eindringen können.

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LUFTAUSTAUSCH IN MINUTEN

Fenster öff nen und einige Minuten lang die Luft durch den Raum ziehen lassen (s. Abbildung 1): Dies ist wohl die schnellste Metho-de des Lüftens. Sie wird vor allem im Winter empfohlen, damit die Temperatur der Wände nicht absinkt (je kälter die Wand, desto wahrscheinlicher ist die Entstehung von Schimmel).

Quelle: IBN - Institut für Baubiologie+Ökologie Neubeuern

Fenster off en, Zugluft Winter: 2 - 4 Min. Sommer: 12 - 20 Min.

Fenster off en,keine Zugluft Winter: 4 - 6 Min. Sommer: 25 - 30 Min.

Fenster gekippt, Zugluft Winter: 4 - 6 Min.

Sommer: 25 - 30 Min.

Fenster gekippt,keine Zugluft

Winter: 30 - 75 Min. Sommer: 3 - 6 St.

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Kontrollierte natürliche Lüftung

Der Vorgang ist zwar immer noch natürlich, erfolgt aber „kontrolliert“, weil er projektmäßig eingeplant wird. Dabei wird der Kamineff ekt genutzt - eine uralte, höchst wirksame Methode, die bis in die Tierwelt zurückverfolgt werden kann.

Termitenhügel, Tipis und Bādgir Denken wir beispielsweise an die Termitenhügel, komplexe Bauten mit einer konstanten Innentemperatur. Oder an Tipis, die Zelte der nordamerika-nischen Prärieindianer mit ihrem Rauchabzug, oder wiederum an die Windtür-me (Bādgir), die seit jeher im mittleren Osten zur Ventilation verwendet werden.All diese Bauten basieren auf einem physikalischen Prinzip: Da ihr Druck höher als der atmosphärische Druck ist, steigt warme Luft auf und entweicht. Sind an der Unterseite Öff nungen vorhanden, wird Luft angesaugt. Genau deshalb sind in unseren Häusern Luftzüge vor allem in den unteren Geschossen zu spüren, und kann aus dem Boden austretendes Radon in die Keller eintreten.

Welches System wird bei Niedrigenergiehäusern angewandt? Wird der Kamineff ekt in der Planungsphase mit einberechnet, können in den unteren und oberen Stockwerken des Hauses automatisierte, motorisierte Öff nungen vorgesehen werden (Dreh-Kippfenster, Schwingfenster, Oberlicht). Wir haben uns bei Professor Antonini erkundigt, ob die natürliche kontrollier-te Lüftung ohne Wärmerückgewinnung eine praktikable Lüftungsmethode ist: "Die Methode ist praktikabel – selbst wenn sie gegen das Gebot des niedrigen Energieverbrauchs verstößt. Wann immer Heiz- oder Kühlanlagen in Betrieb sind und verbrauchte Luft, die auf Komforttemperaturen gebracht wurde, durch frische Außenluft ersetzt wird, kommt es zu einer beachtlichen Energiever-schwendung“.

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KML: Kontrollierte mechanische Lüftung

Mit der kontrollierten mechanischen Lüftung wird die Luft im Haus ohne Ener-gieverschwendung ausgetauscht.

Das Haus atmet ein (durch das Wohnzimmer) Die KML-Anlagen saugen Außenluft an und leiten sie über Zuluftdüsen in Räu-me mit niedriger Schadstoff produktion weiter (wie Wohnzimmer oder Schlaf-zimmer).

…und aus (über die Küche) Die Abluftdüsen führen die verbrauchte Luft aus den Räumen, in denen die Schadstoff produktion höher ist (z. B. Küche und Bad), nach außen ab. Der Pro-zess kommt gewissermaßen einer Respiration des Hauses gleich: Gute Luft wird angesaugt, schlechte Luft abgeführt.

Die richtige Temperatur zu jeder Jahreszeit Sieht dieses Flusssystem einen Wärmetauscher vor (s. Abb. auf Seite 17), kann die Abluft einen Teil ihrer Wärme an die Zuluft abgeben. Die effi zientesten KML-Anlagen können bis zu 90% der Wärme rückgewinnen. Im Sommer wird der Betrieb umgekehrt: Die Zuluft strömt an der Abluft vorbei und wird gekühlt. Die beiden Luftfl üsse treff en zwar aufeinander, vermischen sich aber nicht.

Reduzierter EnergieverbrauchEine KML-Anlage mit Wärmetauscher bringt beträchtliche Energieeinspa-rungen. Die Anschaff ungskosten werden durch die für Heizung und Kühlung eingesparte Energie amortisiert. Dies lohnt sich vor allem für Niedrigenergie-häuser, wie Professor Antonini erklärt: "Solange unsere Häuser durchschnitt-lich 170 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr verbrauchten, war der zusätzliche Energieaufwand, der durch das Öff nen der Fenster entstand, noch vernachlässigbar: schätzungsweise 10 bis 20 kWh/m²/Jahr. Wird der Energie-

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100120140160180

Casa non isolataCasa isolata

Casa isolata con VMC

Die 20 kWh/m², die jährlich durch das Öff nen der Fenster vergeudet werden, fallen bei einem Niedrigenergiehaus wesentlich stärker ins Gewicht (33%, s. Spalte 2) als bei ei-nem Haus ohne Wärmedämmung (12%, s. Spalte 1). Mit einer KML-Anlage mit Wärme-rückgewinnung reduzieren sie sich auf 4 kWh (10%).

Haus ohne DämmungHaus mit Dämmung

Haus mit Dämmung und KML-Anlage

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verbrauch des Hauses allerdings auf 60 bis 70 kWh/m²/Jahr gesenkt, fallen 20 kWh Mehraufwand sehr wohl ins Gewicht“. Die Wärmeverluste, die durch das Lüften entstehen, fallen bei energieeffi zienten Häusern stärker ins Gewicht als bei schlecht gedämmten Gebäuden (s. Grafi k auf S. 10).

Mehr Luft, weniger Luft Es gibt KML-Anlagen mit fi xer und variabler Förderleistung. Anlagen mit va-riabler Förderleistung regeln die Luftmenge nach dem eff ektiven Bedarf und verringern den Luftaustausch, wenn die Räumlichkeiten leer sind. So kann der Energieverbrauch anhand einer vernünftigen Planung (stündlich, wöchentlich oder auf die Raumbesetzung und das Schadstoff aufkommen abgestimmt) zu-sätzlich optimiert werden.

Zentralisiert Es wird zwischen zentralisierten und dezentralisierten KML-Systemen unter-schieden. Eine zentralisierte Anlage besteht grundsätzlich aus: • einem externen Lufteinlass mit Filter • eventuell einem geothermischen Wärmetauscher zur Vorwärmung der ange-

saugten Luft im Winter und zur Vorkühlung der Luft im Sommer • einer zentralen Einheit mit Motor, Ventilator, Pollen- und Staubfi lter, Wärme-

tauscher (kann beispielsweise in Sommernächten deaktiviert werden, wenn kühle Außenluft eintreten darf) und eventuell einem Feuchterückgewinner und einem Modul zur Feuchtezufuhr.

• Rohrleitungen in allen oder fast allen Räumen des Gebäudes • Zuluftdüsen, die Frischluft in Räume mit niedriger Schadstoff produktion ein-

leiten (Wohnzimmer, Schlafzimmer) • Abluftdüsen, die verbrauchte Luft aus Räumen mit hoher Schadstoff produkti-

on ableiten (Küche, Bad) • einem Auslass für verbrauchte Luft.Wichtig ist, dass die Luft von einem Raum des Gebäudes in den anderen strö-

Mit der kontrollierten

mechanischen Lüftung können bis zu 90% der Wärme der verbrauchten Luft rückgewonnen werden

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Schema einer zentralisierten KML-Anlage Quelle: Aldes

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men kann; deshalb sollen Tür-Zugluft-Stopper vermieden oder besondere Vor-kehrungen getroff en werden, z.B. Lüftungsroste an der Tür oder Zwischenräu-me zwischen Türrahmen und Wand oder schallgedämmte Durchzugslöcher in Trennwänden. Die Gesamtkosten für eine zentralisierte KML-Anlage für ein Einfamilienhaus mittlerer Größe betragen zwischen 8.000 und 10.000 Euro. Die Stromkosten für den ganzjährigen Betrieb beschränken sich jedoch auf 40-60 Euro.

Dezentralisiert Im Vergleich zur vorherigen Lösung erfordern dezentralisierte Anlagen weni-ger Eingriff e: Es ist kein verzweigtes Leitungsnetz notwendig, das durch das gesamte Gebäude verläuft und regelmäßig gereinigt werden muss. Dezentra-lisierte Systeme können also bei einem Umbau leichter eingebaut werden. Sie arbeiten wie kleine zentralisierte Systeme. Die Einheiten mit Motor, Ventilator, Filter, Zu- und Abluftdüsen und eventuellem Wärmetauscher werden an den Außenwänden der einzelnen Räume oder an den Fenstern montiert.Die Wärmerückgewinnung ist zwar weniger effi zient als bei zentralisierten Anla-gen, erreicht aber trotzdem 70-80%.Die Kosten pro Einheit betragen ca. 800-1.200 Euro - weshalb für eine Vier- bis Fünfzimmerwohnung mit 4.000 bis 5.000 Euro Anschaff ungskosten zu rechnen ist.

Dezentralisierte Anlagen sind

eigenständige Einheiten, die an den Wänden oder Fenstern montiert werden

Der Wärmetauscher einer kontrollierten me-chanischen Lüftungsanlage: Zuluft und Ab-luft treff en aufeinander, ohne sich zu vermi-schen. Im Winter gibt die Abluft ihre Wärme an die Zuluft ab, im Sommer wird der Prozess umgekehrt.

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Ruben Erlacher ist Dozent, Berater und KlimaHaus-Prüfer und zertifi -zierter Passivhausplaner. Mit einem Abschluss in Bauingenieurwesen in Innsbruck (Österreich), einem For-schungsdoktorat an der Universität New Orleans (USA) und einem Ph.D. in Ingenieurwesen und angewandter Wissenschaft arbeitet Erlacher als Freiberufl er im familieneigenen Büro und kümmert sich um Planung, Bera-tung, Erhebungen und Messungen. Zudem ist er Dozent an den Univer-sitäten Bozen und Rom (La Sapienza und LUMSA).

Dürfen wir unsere Fenster noch öff nen? KML-Systeme gewährleisten also eine ausreichende Frischluftzufuhr ohne Energieverschwendung. Aber heißt das, dass wir in Zukunft unsere Fenster auch bei schönstem Wetter nicht mehr öff nen dürfen?Ingenieur Erlacher klärt auf: "Es stimmt nicht, dass die Fenster nicht mehr ge-öff net werden dürfen, wenn eine KML-Anlage installiert ist. Im Gegenteil: Ist keine KML-Anlage vorhanden, MÜSSEN die Fenster geöff net werden - egal, ob es draußen kalt oder heiß, nebelig oder schön ist. Einige Male am Tag muss gelüftet werden, andernfalls riskiert man schlechte Luftqualität mit hoher CO2-Konzentration und Feuchtigkeit. Mit einer KML-Anlage ist der Wärmekomfort dagegen höher, und die Fenster dürfen auch geschlossen bleiben. Oder geöff -net werden. Warum auch nicht? Es passiert nichts.“Wenn wir die Fenster öff nen, passiert nichts. Wenn wir sie geschlossen lassen, strömt dennoch frische Luft ein, aber wir ersparen uns Lärm, Pollen und Insek-ten. Und fühlen uns sicherer vor Dieben und Kriminellen.

Neues liegt in der Luft

Der neue Markt für kontrollierte mechanische Lüftungssysteme ist startbereit. Wenn auch die ersten Anlagen für Großbauten bereits in den 1970er Jahren errichtet wurden, so sind sie jetzt, mit dem Einzug der Niedrigenergiehäuser, erst recht sinnvoll für öff entliche Gebäude, Wohnhäuser und Bauten für den Dienstleistungssektor.Ingenieur Erlacher teilt diese Meinung: "Ich bin davon überzeugt, dass in höchstens 10 Jahren alle Gebäude ausnahmslos mit KML-Systemen ausge-stattet sein werden. Es wird ein Standard werden - zum Glück!“Derzeit arbeiten im KML-Sektor großteils Anlagentechniker. Was ist mit den Fensterproduzenten? Welche Rolle werden Fenster in Zukunft spielen? Sie könnten an Bedeutung verlieren, weil sie theoretisch nicht mehr gebraucht werden. Wenn allerdings die dezentralisierten Anlagen weiterentwickelt und mit Fenstern bzw. Fensterahmen integriert werden, könnte der Fenstermarkt davon profi tieren.Fenster mit eingebauten KML-Systemen… reine Fantasie? Nein, es gibt bereits Pionierprojekte. Und wir haben einen der Vorreiter interviewt (s. S. 16).

PORTRAITSErnesto Antonini ist Architekt und Pro-fessor für Architekturtechnologie an der Universität Bologna. Zu seinen größten Aufgaben zählen die Auswertung von Forschungsprojekten der Europäischen Union, des Mini-steriums für Industrie, Handel und Handwerk und der Regionen Veneto, Marken und Toskana. Daneben war er verantwortlich für europäische und nationale Forschungsprojekte über bautechnische Innovationen, von den Baustoff en für Niedrigenergiehäuser zur Energieeinsparung bis hin zur na-chhaltigen Architektur.

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SCHIMMEL:IMMER OFFENE FENSTER SIND AUCH KEINE LÖSUNGDas Auftreten von Schimmel hängt nicht nur von der Luftfeuchtigkeit ab. Zwei weite-re Faktoren sind im Spiel: • Umgebungstemperatur • Mindestoberfl ächentemperatur der Innenbereiche (Wände, Glasfl ächen, Rah-

men). Hier ein Beispiel:

Temp.°C

Feuchtigkeit

30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65%

20 1,9 4,1 6,0 7,7 9,3 10,7 12,0 13,2

21 2,8 5,0 6,9 8,6 10,2 11,6 12,9 14,2

22 3,6 5,9 7,6 9,5 11,1 12,5 13,9 15,1

Bei einer Innentemperatur von 20 °C und Feuchtigkeit von 65% bildet sich an den Wänden Kondensat, falls deren Oberfl ächentemperatur unter 13,2 °C liegt. Kondensat kann auf drei Arten bekämpft werden: • durch die Verminderung der relativen Luftfeuchtigkeit auf 50%, bspw. mit Lüften• durch die Erhöhung der Umgebungstemperatur, indem bspw. die Thermostattem-

peratur um 1 °C angehoben wird (Feuchtigkeit sinkt bei ansteigender Temperatur) • durch die Erhöhung der Oberfl ächentemperatur im Innenbereich. Dies erfordert al-

lerdings bauliche Eingriff e, z. B: Wärmedämmung oder die Ausrichtung der Fens-ter nach außen.

Es ist keine gute Idee, die Fenster ständig off en zu lassen. Zwar verliert sich die Luftfeuchtigkeit dabei, aber die Umgebungs- und Oberfl ächentemperaturen sinken, wenn es draußen kalt ist. Bei einer Umgebungstemperatur von 18 °C und einer Ober-fl ächentemperatur von 7 °C bildet sich Kondensat auch dann, wenn die Feuchtigkeit bei knapp 50% liegt.

Temp.°C

Feuchtigkeit

30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65%

18 0,2 2,3 4,2 5,9 7,4 8,8 10,1 11,3

Ist keine KML-Anlage vorhanden, sollte gelüftet werden – allerdings, ohne Tem-peraturstürze zu verursachen. Im Winter macht es beispielsweise Sinn, nach dem Duschen das Badezimmerfenster zu öff nen. Sobald sich die überschüssige Feuch-tigkeit verfl üchtigt hat, sollte das Fenster wieder geschlossen und stattdessen die Badezimmertür geöff net werden.

ZUSAMMENFASSUNG• Moderne Fenster sind dichter als

früher: Ohne unkontrollierte Luftzü-ge müssen sich die Bewohner nun selbst daran erinnern, zu lüften.

• Bei unzureichendem Luftaustausch erhöht sich die Konzentration von Feuchtigkeit (Schimmel) und Schad-stoff en (schlechte Komfortbedin-gungen).

• Dank der kontrollierten mecha-nischen Lüftung fi ndet der Luft-austausch auch bei geschlossenen Fenstern statt.

• Neben den zentralisierten Anlagen gibt es auch dezentralisierte Syste-me, die an den Wänden oder Fens-tern montiert werden können.

WEITERE INFORMATIONENVeico StrimLeitungProductmanagement [email protected]

Karlheinz SanterMaico [email protected]

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Fenster zu, Luft reinDer Architekt Michael Tribus hat „LiLu®simply Passive House“ geschaff en: ein Fenster mit integrierter mechanischer Lüftung. Wir haben Helmut Moratelli von Wolf Artec, den mit der Umset-zung betrauten Fensterbauer, interviewt.

Können Sie uns einige Informationen zu den Hauptmerkmalen von LiLu® geben? "LiLu® ermöglicht einen Luftaustausch von 100 bis 600 m³ pro Stunde und eignet sich damit in seiner großen Ausführung bestens für Klassen mit 20 - 25 Schülern. Für kleinere Räume, die beispielsweise nur von einer Person genutzt werden, kann die Lüftungslast reduziert werden. Die verschiedenen Modelle sind programmierbar und können mit einem CO2-Fühler ausgestattet werden, der den Luftverbrauch erfasst. Die Leistung von LiLu® wird automatisch gere-gelt.“

Ist das Lüftungssystem schallisoliert? "Wir haben die Lärmquelle mit schalldämmenden Paneelen abgedichtet und die gesamte Konstruktion in einem Gehäuse installiert. Das Lüftungsgerät wird zudem durch interne Rohrsysteme gedämmt. Das System gleicht jenem, einer russischen Babuschka-Puppe: Ineinander montierte Gehäuse gewährleisten den Luftaustausch, lassen aber keinerlei Geräusche durchdringen.“

Welche Vorteile bietet LiLu® im Vergleich zu zentralisierten oder dezent-ralisierten kontrollierten Lüftungssystemen?"LiLu® ist ein komplett eigenständiges System, das sich schnell und ohne gro-ßen Aufwand montieren lässt. Es sind keine Elektriker oder Anlagentechniker notwendig - eine Steckdose reicht. Eine Wohnung im letzten Stock könnte ohne Rohrleitungsverlegungen in eine Passivwohnung umgewandelt werden, indem unsere Lösung ganz einfach außen installiert wird.“

Wie sehen die Zukunftsaussichten für LiLu® aus? "Die Forschungen gehen natürlich weiter, weil LiLu® so platzsparend wie mög-lich in die Wand integriert werden soll. Das System wird in Zukunft so wenig Platz einnehmen, dass es kaum zu sehen ist.“

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NENNEN SIE MICH LILU Der Name LiLu® steht für Licht und Luft. „Ich wollte dem Fenster gewissermaßen seine Hauptfunktionen zurückgeben – Lichteinfall einerseits und Luftzufuhr andererseits“, so Michael Tribus, der Erfi nder des Systems. "LiLu® entspricht sämtlichen Energieparametern für Pas-sivhäuser.“ Was aber ist nun LiLu® sim-ply Passive House? Es handelt sich um ein Modul für dezentralisierte kontrollier-te mechanische Lüftung, das Frischluft ansaugt und bis zu 90% der Wärme der verbrauchten Abluft rückgewinnt.Es kann mit einer fest eingebauten, nicht zu öff nenden Fensterscheibe oder als Rahmen für normale Fenster geliefert werden. An der Außenseite befi nden sich Solarzellen, die LiLu® ansteuern, wäh-rend an der Innenseite eigene Paneele das Geräusch des Ventilators dämmen. Es gibt keinerlei Wärmebrücken. LiLu® wird derzeit an der Universität Innsbruck getestet und von Passivhaus Darmstadt als Pilotprojekt angewandt.

PORTRAIT

Der Erfi nder Michael Tribus ist der Inhaber des Büros Michael Tribus Architecture in Lana (BZ). Als Pionier der Passivhäuser in Ita-lien hat er unter anderem im Jahr 2004 den Umbau des Ex-Post-Gebäudes in Bozen geplant. Der ehemalige Sitz der italienischen Post beherbergt heute Lan-desämter, ist das größte Passivhaus Ita-liens und mit einem jährlichen Verbrauch

von weniger als 1 l/m² ein Symbol für energieeffi zientes Bauen auf höchster Ebene. Tribus arbeitet mit dem Institut für Physik der Universität Innsbruck zu-sammen, das unter der Leitung von Pro-fessor Wolfgang Feist bereits 1991 das erste Passivhaus Deutschlands geplant hat. Von 1999 bis heute hat Michael Tribus Architecture mehr als vierzig Pas-sivhäuser entworfen.

PORTRAIT

Der KonstrukteurHelmut Moratelli führt zusammen mit seinem Bruder Roland das Unter-nehmen Wolf Artec, ein Schwesterun-ternehmen des Fensterherstellers Wolf Fenster, das auf die Planung und Pro-duktion von maßgeschneiderten Fen-stern und Türen aus Holz und Glas sowie Fassadenteile spezialisiert ist. Wolf Artec hat keine Standardproduktionsli-nie, sondern arbeitet ausschließlich im

Auftrag und im engen Kontakt mit Archi-tekten und Planern und ist vornehmlich in den Bereichen öff entliche Aufträge und Luxusvillen tätig. Das Unternehmen wurde 2005 in Schabs (BZ) gegründet, beschäftigt 24 Mitarbeiter und arbeitet mit verschiedenen Universitäten und Forschungszentren zusammen, um in-dividuelle Lösungen mit minimalstem Energieverbrauch zu entwickeln.

LiLu® ist ein dezentralisiertes KML-System mit zwei kleinen, internen Ventilatoren für die Zuluft und Ab-

luft. Es durchläuft derzeit die Testphase, wird aber in Bälde mit festeingebauter Verglasung oder als Rah-

men für normale Fenster verfügbar sein

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MAICO SRL, HANDWERKERZONE, 15, I-39015 ST. LEONHARD (BZ)TEL +39 0473 65 12 00, FAX +39 0473 65 13 00, [email protected], www.maico.com

Vor 30 Jahren hat Maico den Dreh-Kipp-Beschlag in Italien auf den Markt gebracht. Heute gibt es Multi-Matic: komplettes Sortiment, einfaches Handling und kürzere Montagezeiten, erhöhte Grundsicherheit, Langlebigkeit und Bedienungskomfort, geeignet für Fenster mit hohem Wärme- und Schallschutz

Multi-Matic von Maico, die neue Beschlagsgeneration

1981: Dreh-Kipp-Beschlag2011: Multi-Matic