The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

20
D er Zufall wollte es, dass ich vor einigen Tagen mit dem Transforma- tions- und Weisheitsforscher, Publizisten und Etymosophen Roland Romuald Ropers ins Gespräch kam. Wir tauschten uns aus über Musik, über die Stimme und über Sprache. Ropers hatte die Epoch Times Deutschland entdeckt durch das Interview mit Christian Stras- ser, dem Verleger des Scorpio Verlags. Das tiefere Verständnis von Worten ist ein Thema, das uns beide schon lange beschäftigt hat. Man sammelt, man vergleicht, man geht möglichst sorgsam mit der Sprache um, man sucht Gesprächspartner und man schweigt auch manches Mal. Das Schweigen hatte in diesem Gespräch keine Chance, denn jedes Wort weckte Assoziationen, Interpretationen; Fremdworte wie diese lockten aus meinem Gesprächspartner tiefergehende Deutungen aus seinem profun- den Schatz an Sprache und an Sprachen hervor. Das fing beim Englischen an, ging weiter über das Französische zum Lateini- schen (bis dahin konnte ich noch mithalten), machte auch beim Griechischen noch nicht halt, sondern erst beim Sanskrit, der altindischen Hochsprache. Nun war das nicht nur ein tiefsinniges Gespräch, sondern auch ein humorvolles mit viel Gelächter ob der erkannten ei- genen Ahnungslosigkeit über so manche Schätze in der Sprache. Sprache? „Das Wort ‚Sprache‘ bedeutet nichts anderes als sein Name besagt: Se-pa-ra-che = Separierungskraft, die Fähig- keit der Trennung, der Teilung (vgl. dazu das holländische taal = Sprache, vom Wortstamm „teilen“, engl.: to tell).“ Das sagt Roland Ropers so nebenbei. Seine „Etymosophie“© hat das Licht der Erkenntniswelt erblickt nach einem Konzert in Stockholm im April 1998, Carlo Maria Giulini hatte Ludwig van Beethovens „Missa Solemnis“ dirigiert. Es öffnete sich ihm, wie er sagt, ein tieferer Zugang zur Wort- und Sprachbedeutung als durch herkömmliche Etymolo- gie gewohnt. Die „Etymologie“ setzt sich aus den griechischen Worten „etymos“ (wahrhaftig, wirklich, echt) und „lógos“ (Wort, Lehre) zusammen. Etymosophie soll über die gängige Etymologie hinausgehen (ähnlich wie Philo- logie und Philosophie, Theologie und Theosophie). „Wir leben in einer Welt des Bewusstseins-Wandels“, sagt Ropers, „der Transformati- on, wo unsere Worte, unsere Sprache die Welt in ihrer Ursprünglichkeit erfassen und wieder-entdecken sollten. Die Turmbaulegende von Babel zum Beispiel schilderte primär ein geistiges Entwicklungsgeschehen innerhalb der Menschheit, den Fall vom Geistesbewusstsein in das Verstandesdenken, den Verlust von Intuition, des inneren Wortes, das aus der Gabe unmit- telbarer Anschauung geboren wurde.“ Es vergingen nur zwei Tage nach diesem Gespräch, als Roland Ropers mir erklärte: Er werde in Anerkennung für die besonders aufrichtige und engagierte Redaktion der „Epoch Times Deutschland“ hier mit der Veröffentlichung seiner in Jahrzehnten gesammelten Erkenntnisse beginnen. Dieses wäre der richtige Platz für die Etymosophie. Da war ich wirk- lich sprachlos vor Freude. Wir bedanken uns sehr herz- lich, lieber Roland Ropers, auch im Namen unserer Leser für diese Bereicherung! Renate Lilge-Stodieck www.epochtimes.de Grenzpolitik sichert Pandas Überleben Seite 11 Urlaubsparadies Sylt in Schieflage Seite 2 Fehmarnbelt-Querung als Wirtschaftsfaktor Trotz der vielen temporären negativen Schlagzeilen zur Zukunft der EU: Europa wächst weiter zusammen. mehr auf Seite 4 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 € Frankreichs Umgang mit der Globalisierungskrise Seite 5 In Rom fiel Schnee am Kolosseum. Erbaut zwischen den Jahren 72 - 79 n. Chr., diente das Kolosseum 400 Jahre lang der Volksbelustigung: Zum Tode Verurteilte wurden von wilden Tieren zerfetzt. Auf Initiative von Menschenrechtsorganisationen dient das Kolosseum seit 1999 als Monument gegen die Todesstrafe. Immer wenn ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat die Todesstrafe abschafft, wird das Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben angestrahlt. Ein engagierter Kämpfer für die Menschenrechte I wan Iwanowitsch Agrusow war der Inbegriff von Mut und Demut, ein Vorbild für jeden Menschenrechtler. Ihm wurde im Zweiten Weltkrieg seine Jugend gestohlen und wäh- rend des Kalten Krieges viel Un- recht getan. Gott sei Dank hat er das nie zu nahe an sich heran- gelassen; er hatte Wichtigeres zu tun. Sein Leben stand ganz im Einsatz für die Menschenrechte. Für ihn ein Akt der christlichen Nächstenliebe, eine Ehrensache! So wird und muss es weitergehen: Eine Trauerpause hätte er nicht gewollt, es gibt Dringlicheres. Menschenrechtsverletzungen machen auch keine Pause.“ So würdigte Karl Hafen, der Nach- folger von Iwan I. Agrusow im Amt des Geschäftsführenden Vorsitzenden der IGFM in einer ersten Reaktion das Wirken sei- nes Vorgängers. Mit einem offiziellen Nachruf, der Darstellung seiner Lebens- geschichte und der Einrichtung einer Online-Kondolenzliste re- agierte die IGFM auf die Todes- nachricht. Iwan I. Agrusow wurde am 2. Oktober 1924 in Petschory, einer in Estland liegenden über- wiegend von Russen bewohnten Grenzstadt, in einer bürgerlichen Familie geboren. Sein Vater war Metzger, seine Mutter Grund- schullehrerin. Er hatte zwei Brü- der Roman und Ilja. Aus einer gläubigen orthodoxen Familie stammend, war er schon als Schü- ler kein Anhänger der Sowjets, die er eher als Zerstörer, denn als Erbauer wahrgenommen hatte. Seine Jugend fiel dem Krieg zum Opfer. 1941 wurde er als erst 17-jähriger Kriegsgefange- ner der Deutschen zwangsweise beim Umbau des breitspurigen sowjetischen Schienennetzes ein- gesetzt. Beim Rückzug der Deut- schen wurde er als Zwangsarbei- ter nach Bayern verschleppt, wo er in einem Zementwerk in der Nähe von Neumarkt Schwerst- arbeit verrichten musste. Nach Kriegsende befreiten ihn die Amerikaner, die ihn aber gegen seinen Willen in einer Nacht- und Nebelaktion zusammen mit einer Gruppe sowjetischer Soldaten nach Prag zu einem Stützpunkt der Sowjets – eine ehemalige Kaserne des Deutschen Reiches – verfrach- teten. Ein sowjetischer Oberst erklärte an Ort und Stelle alle Zwangsarbeiter zu „Staatsfein- den“, die den Gulag zu erwar- ten hätten; das wenige Eigentum, das sie hatten, wurde ihnen abge- nommen; für eine demütigende Registrierung durch eine sowje- tische Offizierin mussten sie sich nackt in Reih und Glied aufstel- len und schließlich wurde ihnen der Kopf glattrasiert. Fortsetzung auf Seite 3 FOTO: AFP PHOTO / ALBERTO PIZZOLI Kunst des Nichthandelns und die Schauspielkunst Seite 12 Das eine geht nicht ohne das andere Selten gingen Geld und Kunst glücklicher Hand in Hand als in der Renaissance. Natürlich galt damals Erste- res als profan, wenn nicht gar schmutzig. Es sei denn, es finanzierte heilige Taten und Kunstwerke ... mehr auf Seite 8 Auf zur Berlinale zu „Ai Weiwei: Never Sorry“ Die Dokumentation über das Wirken des Künstlers Ai Weiwei in seinem Hei- matland von Alison Klayman wird auf der Berlinale und dem Sundance Film Festival gezeigt. Der Film zeigt die graue Realität. mehr auf Seite 9 Iwan Iwanowitsch Agrusow, Gründer der Internationalen Gesellschaft für Menschen- rechte (IGFM), ist am 1. Februar 2012 im Alter von 87 Jahren gestorben. Roland R. Ropers neue Welt der Etymosophie Iwan Iwanowitsch Agrusow, Grün- dungsvater der IGFM, war der Inbegriff von Mut und Demut, ein Vor- bild für jeden Men- schenrechtler. Er war tief in der Russisch- Orthodoxen Kirche verwurzelt. FOTO: BERNHARD MÜLLER i Ab heute erscheint wöchentlich exklusiv in The EPOCH TIMES Deutschland die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers – Lesen Sie weiter auf Seite 11 unten E-Mail: [email protected]

description

The Epoch Times Deutschland

Transcript of The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Page 1: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Der Zufall wollte es, dass ich vor einigen Tagen mit dem Transforma-

tions- und Weisheitsforscher, Publizisten und Etymosophen Roland Romuald Ropers ins Gespräch kam. Wir tauschten uns aus über Musik, über die Stimme und über Sprache. Ropers hatte die Epoch Times Deutschland entdeckt durch das Interview mit Christian Stras-ser, dem Verleger des Scorpio Verlags.

Das tiefere Verständnis von Worten ist ein Thema, das uns beide schon lange beschäftigt hat.

Man sammelt, man vergleicht, man geht möglichst sorgsam mit der Sprache um, man sucht Gesprächspartner und man schweigt auch manches Mal. Das Schweigen hatte in diesem Gespräch keine Chance, denn jedes Wort weckte Assoziationen, Interpretationen; Fremdworte wie diese lockten aus meinem Gesprächspartner tiefergehende Deutungen aus seinem profun-den Schatz an Sprache und an Sprachen hervor. Das fi ng beim Englischen an, ging weiter über das Französische zum Lateini-schen (bis dahin konnte ich noch mithalten), machte auch beim Griechischen noch nicht halt, sondern erst beim Sanskrit, der altindischen Hochsprache.

Nun war das nicht nur ein tiefsinniges Gespräch, sondern auch ein humorvolles mit viel Gelächter ob der erkannten ei-genen Ahnungslosigkeit über so

manche Schätze in der Sprache. Sprache? „Das Wort ‚Sprache‘ bedeutet nichts anderes als sein Name besagt: Se-pa-ra-che = Separierungskraft, die Fähig-keit der Trennung, der Teilung (vgl. dazu das holländische taal

= Sprache, vom Wortstamm „teilen“, engl.: to tell).“ Das sagt Roland Ropers so nebenbei. Seine „Etymosophie“© hat das Licht der Erkenntniswelt erblickt nach einem Konzert in Stockholm im April 1998, Carlo Maria Giulini hatte Ludwig van Beethovens „Missa Solemnis“ dirigiert. Es öffnete sich ihm, wie er sagt, ein tieferer Zugang zur Wort- und Sprachbedeutung als durch herkömmliche Etymolo-gie gewohnt.

Die „Etymologie“ setzt sich aus den griechischen Worten

„etymos“ (wahrhaftig, wirklich, echt) und „lógos“ (Wort, Lehre) zusammen. Etymosophie soll über die gängige Etymologie hinausgehen (ähnlich wie Philo-logie und Philosophie, Theologie und Theosophie).

„Wir leben in einer Welt des Bewusstseins-Wandels“, sagt Ropers, „der Transformati-on, wo unsere Worte, unsere Sprache die Welt in ihrer Ursprünglichkeit erfassen und wieder-entdecken sollten. Die Turmbaulegende von Babel zum Beispiel schilderte primär ein geistiges Entwicklungsgeschehen innerhalb der Menschheit, den Fall vom Geistesbewusstsein in das Verstandesdenken, den Verlust von Intuition, des inneren

Wortes, das aus der Gabe unmit-telbarer Anschauung geboren wurde.“

Es vergingen nur zwei Tage nach diesem Gespräch, als Roland Ropers mir erklärte: Er werde in Anerkennung für die besonders aufrichtige und engagierte Redaktion der

„Epoch Times Deutschland“ hier mit der Veröffentlichung seiner in Jahrzehnten gesammelten Erkenntnisse beginnen. Dieses wäre der richtige Platz für die Etymosophie. Da war ich wirk-lich sprachlos vor Freude.

Wir bedanken uns sehr herz-lich, lieber Roland Ropers, auch im Namen unserer Leser für diese Bereicherung!

Renate Lilge-Stodieck

www.epochtimes.de

Grenzpolitik sichertPandas Überleben Seite 11

Urlaubsparadies Sylt in Schiefl age Seite 2

Fehmarnbelt-Querung als WirtschaftsfaktorTrotz der vielen temporärennegativen Schlagzeilenzur Zukunft der EU: Europawächst weiter zusammen.

mehr auf Seite 4

8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

Frankreichs Umgang mit derGlobalisierungskrise Seite 5

In Rom fi el Schnee am Kolosseum. Erbaut zwischen den Jahren 72 - 79 n. Chr., diente das Kolosseum 400 Jahre lang der Volksbelustigung: Zum Tode Verurteilte wurden von wilden Tieren zerfetzt. Auf Initiative von Menschenrechtsorganisationen dient das Kolosseum seit 1999 als Monument gegen die Todesstrafe. Immer wenn ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat die Todesstrafe abscha� t, wird das Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben angestrahlt.

Ein engagierter Kämpfer für die Menschenrechte

Iwan Iwanowitsch Agrusow war der Inbegriff von Mut und Demut, ein Vorbild für

jeden Menschenrechtler. Ihm wurde im Zweiten Weltkrieg seine Jugend gestohlen und wäh-rend des Kalten Krieges viel Un-recht getan. Gott sei Dank hat er das nie zu nahe an sich heran-gelassen; er hatte Wichtigeres zu tun. Sein Leben stand ganz im Einsatz für die Menschenrechte. Für ihn ein Akt der christlichen Nächstenliebe, eine Ehrensache! So wird und muss es weitergehen: Eine Trauerpause hätte er nicht gewollt, es gibt Dringlicheres. Menschenrechtsverletzungen machen auch keine Pause.“ So würdigte Karl Hafen, der Nach-folger von Iwan I. Agrusow im Amt des Geschäftsführenden Vorsitzenden der IGFM in einer ersten Reaktion das Wirken sei-nes Vorgängers.

Mit einem offi ziellen Nachruf, der Darstellung seiner Lebens-geschichte und der Einrichtung einer Online-Kondolenzliste re-agierte die IGFM auf die Todes-nachricht.

Iwan I. Agrusow wurde am 2. Oktober 1924 in Petschory, einer in Estland liegenden über-wiegend von Russen bewohnten Grenzstadt, in einer bürgerlichen Familie geboren. Sein Vater war

Metzger, seine Mutter Grund-schullehrerin. Er hatte zwei Brü-der Roman und Ilja. Aus einer gläubigen orthodoxen Familie stammend, war er schon als Schü-ler kein Anhänger der Sowjets, die er eher als Zerstörer, denn als Erbauer wahrgenommen hatte.

Seine Jugend fi el dem Krieg zum Opfer. 1941 wurde er als erst 17-jähriger Kriegsgefange-ner der Deutschen zwangsweise beim Umbau des breitspurigen sowjetischen Schienennetzes ein-gesetzt. Beim Rückzug der Deut-schen wurde er als Zwangsarbei-ter nach Bayern verschleppt, wo er in einem Zementwerk in der Nähe von Neumarkt Schwerst-arbeit verrichten musste.

Nach Kriegsende befreiten

ihn die Amerikaner, die ihn aber gegen seinen Willen in einer Nacht- und Nebelaktion zusammen mit einer Gruppe sowjetischer Soldaten nach Prag zu einem Stützpunkt der Sowjets – eine ehemalige Kaserne des Deutschen Reiches – verfrach-teten. Ein sowjetischer Oberst erklärte an Ort und Stelle alle Zwangsarbeiter zu „Staatsfein-den“, die den Gulag zu erwar-ten hätten; das wenige Eigentum, das sie hatten, wurde ihnen abge-nommen; für eine demütigende Registrierung durch eine sowje-tische Offi zierin mussten sie sich nackt in Reih und Glied aufstel-len und schließlich wurde ihnen der Kopf glattrasiert.

Fortsetzung auf Seite 3

FO

TO

: A

FP

PH

OT

O /

AL

BE

RT

O P

IZZ

OL

I

Kunst des Nichthandelns und die Schauspielkunst Seite 12

Das eine geht nicht ohne das andereSelten gingen Geld und Kunst glücklicher Hand in Hand als in der Renaissance. Natürlich galt damals Erste-res als profan, wenn nicht gar schmutzig. Es sei denn, es fi nanzierte heilige Taten und Kunstwerke ...

mehr auf Seite 8

Auf zur Berlinale zu„Ai Weiwei: Never Sorry“Die Dokumentation über das Wirken des Künstlers Ai Weiwei in seinem Hei-matland von Alison Klayman wird auf der Berlinale und dem Sundance Film Festival gezeigt. Der Film zeigt die graue Realität.

mehr auf Seite 9

Iwan Iwanowitsch Agrusow, Gründer der Internationalen Gesellschaft für Menschen-rechte (IGFM), ist am 1. Februar 2012 im Alter von 87 Jahren gestorben.

Roland R. Ropers neue Welt der Etymosophie

Iwan Iwanowitsch Agrusow, Grün-dungsvater der IGFM, war der Inbegri� von Mut und Demut, ein Vor-bild für jeden Men-schenrechtler. Er war tief in der Russisch-Orthodoxen Kirche verwurzelt.

und F

OT

O:

BE

RN

HA

RD

LL

ER

iAb heute erscheint wöchentlich exklusiv in The EPOCH TIMES Deutschland die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers – Lesen Sie weiter auf Seite 11 unten

E-Mail: [email protected]

Page 2: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Thilo Gehrke

Sylt gilt als Insel der Rei-chen und Schönen. Da sind endlose Strände, Dünen,

Heideduft, Wind und vor allem jede Menge Urlauber aus ganz Deutschland. Und wer etwas auf sich hält, wohnt unterm eigenen Reetdach. Ständig wird auf der Insel gebaut. Aber meist für Tou-risten – oder gleich für Millionäre. Das treibt nicht nur die Mieten und Immobilienpreise in die Höhe, son-dern verändert auch drastisch das soziale Gefüge auf Deutschlands nördlicher Insel. Schulen droht die Schließung, den freiwilligen Feuer-wehren fehlt der Nachwuchs und die Einheimischen werden durch die astronomischen Immobilien-preise und Lebenshaltungskosten aufs Festland gedrängt. Doch seit dem Sommer 2011 formiert sich Widerstand unter den verbliebenen Insulanern.

Morgens halb neun am Orts-schild Hörnum auf Sylt. Der Por-sche-Cayenne-Geländewagen gleitet mit aufheulendem Motor sportlich vorbei an den Kinderer-holungsheimen links und rechts der Straße in den kleinen Ort an der Südspitze von Deutschlands nördlicher Insel.

An einem sonnigen Samstag im Juni fand hier eine Weltpremiere statt. Der Beach Polo World Cup Sylt lockt die Prominenten aus aller Welt an. Direkt am Hafen, mit VIP-Zelt und entschlossen blickenden Security-Mitarbeitern warten Tierarzt, Polopferde und

von weit angereiste Zuschauer auf den Beginn des Spektakels im tie-fen Nordseesand. Der Parkplatz füllt sich rasch mit Luxuskarossen, ihnen entsteigen betont sportlich gekleidete Herren in Begleitung junger Damen oder Damen, die jung aussehen.

Im einst verschlafenen Hör-num, das bis vor wenigen Jahren geprägt war von Militär, Schul-land- und Erholungsheimen, voll-zieht sich nach der Eröffnung ei-nes Luxushotels und des vierten Golfplatzes der Insel auf dem ge-ebneten ehemaligen Kasernenge-lände ein Wandel besonderer Art.

Dieses Event war einer der wenigen Höhepunkte, mit de-nen es Hörnum schaffte, kurz-zeitig Deutschlands höchste Por-schedichte aufzuweisen. Für die Strandbar Sansibar in den nahen Rantumer Dünen, wo im Sommer Kreuzfahrer vor Anker gehen und am Strand Champagnerpartys fei-ern, und für Sylts heimliche Insel- und Promihauptstadt Kampen stellt Hörnum noch keine ernst-zunehmende Konkurrenz dar. Aber als neues Lockmittel dient hier nun der Golfplatz mit dem 5-Sterne Wellness-Hotel „Buder-sand“ und unter Tierschützern umstrittenen Events wie dem

„Beach Polo World Cup“.

Der Zug der „Sylt-Vertriebenen“ Montag halb neun am Bahnhof Westerland: Ankunft der „Sylt-Vertriebenen“. Doreen Schwei-kert putzt Ferienwohnungen. Auch ihr Mann pendelt in die alte Heimat – er mäht jetzt Rasen auf einem Golfplatz.

Früher haben sie selbst auf der Insel gelebt. Doch der Wohnraum wurde ihnen zu teuer. Sie nehmen immer den Zug mit den Service-kräften – die Handwerker fahren schon eine Bahn früher. Alltag für Sylt-Pendler, man kennt sich, war

früher Nachbar, bei vielen fährt der Frust mit.

Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nord-frieslands ein Überangebot an Ar-beitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer, etwa 3.000 Personen, täglich vom Fest-land per Zug und Fähre auf die Insel; somit wirkt sich die Wirt-schaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus.

Die große Wirtschaftskraft zieht nicht nur Arbeitnehmer an, sie ist gleichzeitig Grund für einen stetigen Wegzug von Sylter Fami-lien auf das benachbarte Festland, da die extrem hohen Mieten und Immobilienpreise sowie die höhe-ren Lebenshaltungskosten für viele Sylter nicht mehr bezahlbar sind. Dieser Prozess wird heutzutage als Gentrifizierung bezeichnet.

Insofern sind viele Sylter aufs Festland „ausgewandert“. Sie ar-beiten zwar nach wie vor auf der Insel, wo ja vor allem der Touris-mussektor mit den damit verbun-denen Nebengewerben boomt, pendeln aber jeden Tag über den Hindenburgdamm auf die Insel.

„Finanzkrise verantwortlich für Immobilienboom auf Sylt“ Seit bald 20 Jahren schon gebe es das Problem der steigenden Mieten und Immobilienpreise, in letzter Zeit habe es sich aber noch einmal zugespitzt, betonte der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Carsten Ker-kamm. Er macht die Finanzkrise mitverantwortlich. In unsicheren Zeiten wollen Menschen in sichere Anlagen investieren, wie eben in Immobilien auf Sylt.

Doch die Einheimischen kön-nen mit dieser Preisentwicklung oft nicht mithalten. Eine Doppel-haushälfte, 152 Quadratmeter, für 3,3 Millionen Euro oder ein Frie-senhaus für 5,9 Millionen – nach oben hin scheint es kaum Grenzen

zu geben. Für den kleinen Geld-beutel sieht das Angebot dagegen mager aus.

„40 bis 60 Prozent der Häu-ser sind im Winter dunkel“, sag-te Kerkamm. Es gebe auch keine Kinder mehr, in List gibt es be-reits seit 2005 eine Zwangsfeuer-wehr. Zweimal in der Woche gibt die Sylter Tafel Lebensmittel an Bedürftige aus – Insulaner, die ihre Heimat nicht verlassen wol-len, aber durch steigende Mieten und Lebenshaltungskosten in die Armut gedrängt werden.

Bürgerinitiative Zukunft.SyltJedoch formiert sich unterdessen kämpferischer Widerstand einiger couragierter Insulaner. Knapp 50 Sylter waren dem Aufruf von Katin-ka Gosselaar und Lars Schmidt von der Bürgerinitiative „Zukunft.Sylt“ gefolgt, die am 16. September 2011 kurz nach 18 Uhr das Geheimnis um den Veranstaltungsort der seit zehn Tagen angekündigten Aktion unter dem Motto „Wir haben ge-nug von zu wenig Wohnraum“ via Facebook lüfteten.

„Wir haben bewusst das Engli-sche Kino als Treffpunkt gewählt, um auf das freie Gelände mit enormem Entwicklungspotenzial aufmerksam zu machen“, erläuter-te Schmidt. Wohnraum für bis zu 5.000 Sylter könnte auf dem ehe-mals militärisch genutzten Gebiet entstehen. „Dieser Ort hat Symbol-charakter und dabei geht es nicht nur um Wohnraum, wir wollen, dass Sylt konkurrenzfähig bleibt und lebenswert für uns, die wir hier leben und arbeiten“, ergänzt Gosse-laar. Eine Plattform wollen die bei-den bieten für die, die etwas verän-dern wollen.

Das Englische Kino gehört zu ei-nem gut erhaltenen Kasernenkom-plex auf dem Fliegerhorst Wester-land, der vor drei Jahren von der Bundeswehr geräumt und an die Gemeinde Sylt übergeben wurde. Diese beschloss, alle Gebäude, bis auf die neue Sporthalle, abzureißen und das Gelände zu renaturieren.

Fliegerhorst Westerland: „Stoppt den Abriss!“ Unter dem Motto : „Stoppt den Ab-riss!“ will sich die Initiative nun jeden Freitag am Tor des Fliegerhorstes zu einer Mahnwache treffen. Anlass ist der Mangel an Dauerwohnraum, der nach Ansicht der Initiative nur noch durch die Umwandlung des Fliegerhorstes in eine Bürgerstiftung mit entsprechender Überplanung und Erhalt der Gebäude erreicht

werden kann. Immer mehr Internetnutzer

unterstützen die Facebook-Seite „Englisches Kino Sylt“, auf der sie ihr Bedauern ausdrücken, dass das Gebäude – wie alle anderen auf dem alten Fliegerhorst – abge-rissen werden soll. Astrid Hansen, Oberkonservatorin im Landesamt für Denkmalpflege und für öffent-liches Bauwesen zuständig, sagte, dass sie bereits ihr Veto gegen den Abriss eingelegt habe. „Das Engli-sche Kino ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung und im Denkmalbuch des Landes Schles-wig-Holstein eingetragen.“ Es dür-fe nur abgerissen werden, wenn es baufällig sein sollte oder öffentli-che Interessen dem Erhalt entge-genstünden.

Bürgermeisterin droht mit Strafanzeige Petra Reiber, Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt, droht den Aktivis-ten mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und erklärte, dass das Englische Kino wie alle an-deren Gebäude auf jeden Fall abge-rissen wird – mit oder ohne Veto der Denkmalschutzbehörde. „Die Rena-turierung des Geländes ist im Regio-nalplan V festgeschrieben und steht über dem Denkmalschutz.“ Woh-nungsbau auf dem Fliegerhorst hält sie für eine „Utopie“, die Gemein-de habe bereits bessere Flächen für Dauerwohnraum ausgemacht. Rei-ber: „Zum Beispiel den Bastianplatz in Westerland, wo wir so schnell wie möglich anfangen wollen zu bau-en.“ Der Bastianplatz ist bislang ein Sportplatz inmitten des dicht bebau-ten Alt-Westerland.

Zurück bleibt ein Paradies für Ur-lauber – übervoll mit Gästen – aber mit immer weniger Insulanern. Eine Insel ohne Insulaner, weil jeder ir-gendwie mitverdienen will. Wenn der Ausverkauf so weitergeht, dann leuchtet in manch schmuckem Dorf bald nur noch der Bewegungsmelder.

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302DEuTschlaND2

Urlauberparadies Sylt in Schieflage

Impressum

Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung)Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Feuilleton), Anke Wang (The Epoch Life)Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchinredaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline MartiniVerlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 E-Mail [email protected]

Geschäftsführung Manyan Ng, Zhihong ZhengAnzeigen +49(0)30/26 39 5314 (Berlin Zentral) E-Mail [email protected] Barbara Giesenkirchen, Breslauer Str. 11, D-31275 Lehrte Tel./Fax: +49(0)30/36434994E-Mail [email protected] BVZ Berliner Zeitungsdruck, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin

spendenkonto Bank: Deutsche Bank 24Konto-Nr.: 525 505 401BLZ: 100 700 24BIC/SWIFT: DEUT DE DBBERIBAN: DE 9110 0700 2405 2550 5401

Die extrem hohen Mieten und Immobilienpreise sowie die höheren lebens-haltungskosten sind für viele sylter nicht mehr bezahlbar. Diesen Prozess nennt man Gentrifizierung.

Eine Insel ohne Insulaner – weil jeder irgendwie mitverdienen will. Wenn der ausverkauf so weiter geht, dann leuchtet in manch schmuckem Dorf bald nur noch der Bewegungs-melder.

Unterm eigenen Reetdach zu wohnen, ist der Traum sowohl der Alteingesessenen als auch der Urlauber und Immobilienkäufer.

Fo

To

: c

hr

IsT

INa

Ka

DE

N/P

IxE

lIo

.DE

Page 3: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 DEuTschlaND

a N z E i g E

3

Fortsetzung von seite 1

Mit viel Glück gelang Agrusow die Flucht aus dem Lager. Er schlug sich zu Fuß nach Pilsen durch, wo sich ein erstes Flüchtlingslager der Vereinten Nationen befand. Dort freundete er sich mit einem ehe-maligen jüdischen Gulag-Häft-ling an, der davon berichtete, dass sich eine Organisation in Israel für ihn eingesetzt, er dadurch Hafter-leichterung erhalten hatte und ihm schließlich die Auswanderung nach Israel genehmigt worden sei. Agrusow, der in der Schule mehr schlecht als recht Deutsch gelernt hatte, entschied sich für ein Leben in Deutschland. Im Rahmen sei-nes Flüchtlingsstatus erhielt er eine Kurzausbildung als Radio- und Fernsehtechniker.

Er schloss sich dem „Bund Rus-sischer Solidaristen“ (NTS) an, ei-ner Partei, die 1930 von jungen Exilrussen aus aller Welt gegrün-det, in der Sowjetunion demokra-tische Verhältnisse schaffen wollte. Im Dritten Reich stand der NTS in enger Verbindung zum deutschen militärischen Widerstand und wur-de daher sowohl von den Nazis als auch von den Bolschewiken, spä-ter vom sowjetischen KGB-Ge-heimdienst, verfolgt. Hunderte der

NTS-Mitglieder wurden erschos-sen oder überlebten die deutschen Konzentrationslager und den so-wjetischen Gulag nicht. Mit Be-ginn des Kalten Krieges erklärte die sowjetische Regierung alle, die Kontakt zu „abtrünnigen“ Sowjet-bürgern hatten, zu Staatsfeinden. Agrusow ließ sich davon nicht be-eindrucken und half weiter den nicht Deutsch sprechenden Rus-sen, die sich aus Angst, im Gulag ermordet zu werden, entschlossen hatten, nicht in die Heimat zurück-zukehren.

Als die erste Hilfe für Sowjet-flüchtlinge nicht mehr so dringlich war, trennte sich Agrusow vom NTS. Mit seiner Frau und sei-nen beiden Söhnen ließ er sich in Frankfurt am Main nieder. Tief in der orthodoxen Kirche verwurzelt, engagierte er sich in der Russisch-Orthodoxen Kirche, der religiösen und geistigen Heimat vieler Sowjet- exilierter und Flüchtlinge, wurde Mitglied des Kirchenvorstands.

Gründungsvater der Inter-nationalen Gesellschaft für MenschenrechteDie Begegnung mit dem jüdischen Gulag-Häftling in Pilsen holte ihn wieder ein und in ihm reifte der Gedanke, eine Organisation zu

gründen, die sich für Menschen-rechte einsetzen sollte. Mit ein paar Freunden setzte er sich am „Tag der Menschenrechte“ 1971 auf die Straße und demonstrierte für die Freiheit politischer Gefangener im sowjetischen Gulag. Diese sponta-ne Aktion führte zur Gründung der Gesellschaft für Menschenrechte am 8. April 1972 in Frankfurt am Main.

Für Agrusow war Menschen-rechtsarbeit immer ein Akt christ-licher Nächstenliebe, eine Ehren-sache, sich für die einzusetzen, die sich nicht selbst helfen konnten. Er wurde beschimpft, diskrimi-niert, verleumdet und bespitzelt – die DDR-Staatssicherheit als lan-ger Arm des KGB machte auch in Frankfurt davor nicht halt. Seine

„Stasi-Akten“ umfassen Tausende von Seiten.

Nach zwei Schlaganfällen zog er sich 1995 aus dem aktiven Ge-schäft als IGFM-Geschäftsführer zurück, blieb aber Ratgeber ihres Vorstands bis zu seinem Tod.

Fünfzig Jahre lang stand er auf der Feind-Liste des KGB, seit 1941 hatte er seine Eltern und Geschwis-ter nicht mehr sehen dürfen. Lü-gen und gezielte Desinformation, er habe angeblich mit den Nazis kollaboriert und Juden ermordet,

wurden vom KGB und dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit verbreitet, bis er 1991 eine offizi-elle Einladung zum Besuch seiner Heimat erhielt, die er zusammen mit seiner Frau Franziska annahm. Eine späte Anerkennung für seinen richtigen Weg erhielt Agrusow im Dezember 1993, als er die russische Sektion der IGFM in der einstigen Höhle des Löwen – im Kreml – und wenige Tage später am „Tag der Menschenrechte“ in Kiew die ukrainische Sektion der IGFM im Parlamentsgebäude des ukraini-schen Parlaments gründen konn-te. 1982 wurden seine Verdienste für die Menschenrechte mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande im Römer in Frankfurt gewürdigt. (red)

Ein engagierter Kämpfer für die Menschenrechte

SilverStone Stowe GMt Blue liMited edition of 250

Das Modell Silverstone Stowe GMT blau/gelb hat eine Flyback-

Funktion. Normale Chronographen müssen für eine neue

Messung angehalten, auf Null gestellt und wieder gestartet

werden. Bei einem Flyback-Chronographen ist die Nullstellung

«im Flug» ohne vorheriges Stoppen möglich. Ursprünglich

wurde diese Funktion erfunden um Rennfahrern das Stoppen

von neuen Rundenzeiten zu vereinfachen.

Nur zur Information: In der Muttersprache der Uhrmacherei,

Französisch, bedeutet Flyback «Retour en vol».

Kaliber G1721, Automatik, Chronograph, Flyback, zweite Zeit–

zone, Großdatum, 10 bar Wasserdichtheit, 48 mm Durchmesser,

Limiterung 250 Stück

r e t o u r e n v o l !

i n n e r f o r c e . l o t S o f .

Hamburg • Gänsemarkt 19Tel. 0 40 3 57 58 50

Agrusow setzte sich aus christlicher Nächstenliebe

für die ein, die sich nicht selbst helfen konnten.

Fo

To

: B

Er

Nh

ar

D M

ül

lE

r

Aus deN KoNdoleNzschreIbeN

Menschen wie Iwan Agrusow sind ein Vorbild und helfen weiterzumachen, wenn man am Erfolg der eigenen Bemühungen um die Menschenrechte zu zweifeln beginnt. Jürgen Thierack, Planegg.

Gegen eine Übermacht von Gleichgültigkeit, ja gar lodernder Feindschaft ging er seinen

Weg. Erfreulicherweise wurden ihm dafür auch manche Erfolge und der Dank vieler zuteil, Agrusow konnte schließlich auch den Kollaps der Diktatur in seinem Heimat-land erleben. Dr. med. Friedrich Weinber-ger, Walter-von-Beayer-Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie e.V. (GEP)

Fei schad um den alten Herrn. Das war ein feiner Mensch. Peter E. Mülller

Page 4: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Günter Spahn

Gewiss, die EU muss der-zeit Herausforderungen bestehen. Viele EU-Staa-

ten haben zu viele Schulden ange-häuft. Doch zu Europa gibt es kei-ne Alternative, wie jüngst zu Recht Altkanzler Helmut Kohl feststellte. Europa sei Versöhnung und Hei-mat; die EU bedeute Frieden und Freiheit. Unabhängig von den der-zeitigen europäischen Herausfor-derungen durch die Finanzkrise ist die EU ein Erfolgsmodell, wenn man etwa die politische Entwick-lung Europas seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges würdigt. Dies gilt aber insbesondere auch für die wirtschaftliche Entwicklung.

Die aktuelle Abstimmung der Kroaten zur Mitgliedschaft ihres Landes in die EU beweist die nach wie vor vorhandene Attraktivität der EU. An der Pforte steht auch Serbien. Europa darf nicht auf Haushaltsprobleme, so wichtig deren Lösung auch ist, reduziert werden. Europa ist mehr. Euro-pa ist heute die Definition für das Zusammenwachsen der Men-schen und Kulturen und steht für gemeinsame Werte wie Frieden und Freiheit.

Es war notwendig, dass Helmut Kohl im Umfeld der derzeitigen Aufregungen um die Finanzkrise daran erinnerte.

Ein Beitrag für das Zusam-menwachsen noch unterschiedli-cher Strukturen sind u.a. auch die großen Projekte der Infrastruktur, die vor allem für die Stärkung der Wirtschaft stehen.

Europa braucht den Ausbau der InfrastrukturGroße Infrastrukturprojekte sind Beiträge der Standortentwicklung und stellen somit einen bedeuten-den Faktor für die Entwicklung der Wirtschaft dar. Gerade in der EU haben die großen verkehrspo-litischen Projekte nicht nur wich-tige Beiträge der Verständigung ermöglicht. Sie gaben vor allem auch der Wirtschaft wichtige Im-pulse. So ist der zwischen 1987 und 1993 entstandene 50 Kilo-meter lange Eurotunnel für die Überwindung des Ärmelkanals (die Inbetriebnahme erfolgte im November 1994) ein historischer Meilenstein für Frankreich und United Kingdom und somit auch für Europa geworden.

Zwei wichtige Volkswirt-schaften, Frankreich und Uni-ted Kingdom, wurden durch die Überwindung der Wasserstraße von Dover verbunden, ohne das

zeitaufwendige Umsteigen auf Fähren. Auch die Schweiz hat als Alpenland und Bindeglied der Verkehrs- und Gütertransport-ströme, u.a. zwischen Deutsch-land nach Italien, die Wichtigkeit des derzeit entstehenden spekta-kulären Gotthard-Basistunnels erkannt. Das 57 Kilometer lange Projekt wird nach der Inbetrieb-nahme nicht nur die Verkehrszei-ten reduzieren; der Tunnel wird auch einen ganz wichtigen Beitrag leisten, Güter umweltfreundlich auf der Schiene in und durch das Land zu transportieren.

Wenn der Gotthard-Basistun-nel und seine Verlängerung durch den Tunnel am Ceneri, der die Schweiz mit Italien verbindet, er-öffnet wird, dann ist ein weiterer Baustein der europäischen Ver-kehrsnetze erfolgreich Wirklich-keit geworden.

Fehmarnbelt-Querung mehr als ein Traum Eine durchaus mit Eurotunnel und Gotthard-Basistunnel ver-gleichbare Dimension nimmt die entstehende Fehmarnbelt-Que-rung zwischen Dänemark und Deutschland ein. Auch hier ent-stehen nicht nur neue Arbeits-plätze durch das Projekt. Die Fehmarnbelt-Querung ist die Realisierung von Standort- und somit Wirtschaftspolitik pur! Die Bahn spart Umwege von 160 Kilometern. Durch die Que-rung wird die Lücke zwischen den nordeuropäischen und kon-tinentaleuropäischen Schienen-netzen ganz im Interesse der EU geschlossen. Aber die Fehmarn-belt-Querung, vermutlich ein Ab-senktunnel, ist viel mehr. Sie ist ein erwünschter Beitrag der bes-seren grenzüberschreitenden In-tegration von Nachbarn und Be-reichen wie Wissenschaft, Kultur und vor allem der Arbeitsmärkte und somit der Wirtschaft.

Es genügt ein Blick auf die Landkarte, um die Notwendig-keit der Fehrmarnbelt-Querung zu verdeutlichen. Sie verbindet durch den Lückenschluss nicht nur Schweden, Dänemark und Deutschland. Sie ist Strukturpo-litik reinsten Wassers. In einer Li-nie werden die europäischen Met-ropolen, die zu den erfolgreichsten wirtschaftlichen Regionen Euro-pas gehören, nämlich Kopenha-gen und Hamburg, über Seeland, Lolland, Fehmarn und die alte Hansestadt Lübeck verbunden. Das 19 Kilometer-Projekt der fes-ten Fehmarnbelt-Querung (davon ist der geplante eigentliche Ab-senktunnel 17,6 Kilometer lang) zwischen der dänischen Lolland- und der deutschen Fehmarn-Insel, die wiederum durch die deutsche Fehmarnsund-Brücke (Vogelfluglinie) mit dem Festland in Schleswig-Holstein verbunden

ist, liegt auch im deutschen In-teresse. Deutschland ist Skandi-naviens größter Handelspart-ner. Die Fehrmarnbelt-Querung wird nicht nur die gesamte Region um den Fehrmarnbelt mit neun Millionen Menschen besser ver-netzen und in der wirtschaftlichen Bedeutung ausbauen. Partizipie-ren wird vor allem auf deutscher Seite auch das Oberzentrum Han-sestadt Lübeck und der gesamte Kreis Ostholstein und ganz allge-mein Schleswig-Holstein. Derar-tige Erfahrungen hat man bereits bei der Verbindung der dänischen Hauptstadt Kopenhagen mit der südschwedischen Stadt Malmö über die großartige Öresundbrü-cke gemacht.

Beide Städte haben mit ihrem jeweiligen Hinterland gewaltig in Sogwirkung der Öresundbrücke durch zusätzliche Investitionen, z.B. in die Bereiche Informations-technologie, Medizintechnik und Biowirtschaft profitiert.

Wichtige RealisierungsphaseDas größte nordeuropäische Inf-rastrukturvorhaben Fehmarnbelt-Querung geht jetzt in die entschei-dende Phase.

Nachdem der Staatsvertrag zwi-schen Dänemark und Deutschland von den Parlamenten (in Deutsch-land am 18. Juni 2009) ratifiziert wurde, geht das 5,5 Milliarden-Eu-ro-Projekt nun in die konkrete Pha-se der Realisierung. Bereits Ende August 2011 hat die Gesellschaft

Femern A/S, die im Auftrag des dänischen Verkehrsministeriums für die Planung und Erstellung der festen Fehmarnbelt-Querung verantwortlich ist, mit den Vorbe-reitungen der Ausschreibungen für die großen Bauverträge begonnen. Kurz vor Weihnachten 2011 wurde der „konsolidierte technische Be-richt“, der die vier möglichen Ver-fahren der Querung analysiert, der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Ab-senktunnel ist die bevorzugte Va-riante. Ein Bohrtunnel, nach dem

Konzept des Eurotunnels, ist mit höheren baulichen Risiken verbun-den, da drei Tunnelröhren durch geologisch schwierige Bodenver-hältnisse gebohrt werden müssten.

Bei den zunächst favorisierten Brückenlösungen (Schrägkabel-brücke und klassische Hängebrü-cke) sprechen Wind- und Wetter-verhältnisse gegen einen ständigen ungestörten Betrieb. Alle vier Al-ternativen basieren auf den glei-chen sicherheitstechnischen und funktionalen Anforderungen für

eine vierspurige Autobahn sowie einer zweigleisigen Eisenbahnver-bindung. Ein Absenktunnel, mit an Land vorgefertigten Elementen, ist auch von der Investitionssum-me her gegenüber einem Bohr-tunnel (Gesamtkosten würden 6,8 Milliarden Euro betragen) – ne-ben den erwähnten technischen Schwierigkeiten – um 25 Prozent weniger Kosten zu realisieren. Wenn die endgültigen Entschei-dungen auf der Basis der jetzt vorgelegten Empfehlungen durch

Dänemark und Deutschland (u.a. in Deutschland durch den Plan-feststellungsbeschluss der zustän-digen Behörde in Schleswig-Hol-stein) vorliegen, kann mit dem Bau 2014 begonnen werden. Die Eröffnung des Jahrhundertvorha-bens ist für das Jahr 2020 geplant. In acht Jahren ist dann Europa er-neut besser zusammengewachsen.

Mit freundlicher Genehmigung von Günter Spahn, Herausgeber und Chefredakteur von WirtschaftsReport“.

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302WirTSchaFT4

Fehmarnbelt-Querung als Wirtschaftsfaktor

Widerrufsrecht: Ich kann meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb 14 Tagen nach Eingang des Auftrages widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die Bekanntgabe des Widerrufs per Telefon, Fax, E-Mail oder Postkarte an obige Adresse. Kündigung: Bei der Abo-Bestellung handelt es sich um eine Mindestbestellmenge. Sofern nicht mit 4 Wochen Frist zum Ablaufende gekündigt wurde, verlängert sich das Abonnement und das Mini-Abo geht in ein 51 Abo über. Preisänderungen sind vorbehalten.

Abo-BestellformularLieferadresse

Firma/Institution

Name, Vorname

Telefonnummer

Straße und Hausnummer

PLZ, Ort

E-Mail

Bankverbindung

Kontoinhaber

Konto-Nummer

Bankleitzahl

Bitte haben Sie Verständnis, dass Ihr Auftrag nur per Bankeinzug angenommen werden kann. Ich ermächtige Sie widerrufl ich, die anfallenden Gebühren mittels Lastschrift von meinem Kon-to einzuziehen.

Datum, Unterschrift

Bitte das Formular ausschneiden, ausfüllen und uns zusenden:� per Post The Epoch Times Abo-Service: Breslauer Str. 11, D-31275 Lehrte� per Fax +49(0) 30/36 43 49 94 oder � per E-Mail [email protected]

Epoch Times-Leser verstehen mehr.

Bank

Seductive Red○ Mini-Abo 12 Ausgaben The Epoch Times frei Haus geliefert für 21 €

○ Jahres-Abo 51 Ausgaben The Epoch Times frei Haus geliefert für 76 € Sichern Sie sich

Ihr Exemplar!

Trotz der vielen temporären negativen Schlagzeilen zur Zukunft der EU: Europa wächst weiter zusammen.

Tunneleinfahrt Deutschland. Die Fehmarnbelt-Querung ist die

realisierung von Standort- und somit Wirtschaftspolitik pur!

Fo

To

S:

FE

mE

rN

a/S

Page 5: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Alain Renaudin

In einer Zeit, in der große Sorge um die Wirtschaft herrscht, ist die Versuchung groß, Schutz-

zollgrenzen aufzubauen. Genau-so groß ist die Versuchung, die Schuld für alle Probleme der Glo-balisierung zu geben. Man möch-te fast glauben, dass eine kleinere Welt die bessere Welt sei. Die Welt des eigenen Landes.

So ist momentan die Stimmung im krisengeschüttelten Europa und insbesondere in Frankreich. Der Trend, die nationale Produktion auf Kosten anderer voranzutrei-ben, ist bei den Franzosen an-scheinend stärker als in anderen Ländern, weil in Frankreich das Wirtschaftswachstum schwach ist. Das Land steht kurz vor der Re-zession mit der höchsten Arbeitslo-senquote seit zwölf Jahren – nahe zehn Prozent. Der Hauptgrund ist, dass die Antiglobalisierungsstim-mung derart stark ist.

Politische Führer, Medien, Ge-werkschaftsführer und ein Groß-teil der Öffentlichkeit, waren lange davon überzeugt, dass die Glo-balisierung wegen des Outsour-cings die Beschäftigungszahlen in Frankreich drückt. Also ist in der politischen Debatte im diesjähri-gen Präsidentschaftswahlkampf ein wichtiger Streitpunkt, wie in Frankreich Arbeitsplätze geschaf-fen werden können. Der amtieren-de Nicolas Sarkozy und François Bayrou ermutigen demzufolge die Konsumenten, Waren aus Frank-reich zu kaufen.

Die Realität der VerbraucherViele mögen denken, „Made im eigenen Land“ sei das magische Heilmittel, aber das ist eine Illusi-on. Solche Kennzeichnungen sind zwar aus gesellschaftlichen Grün-den attraktiv – zur Erhaltung von Arbeitsplätzen. Aus Gründen der Umwelt wegen der CO2-Bilanz

der Logistik. Aber diese Kriteri-en reichen nicht aus. Bei den Ein-käufen der Konsumenten spielen andere Betrachtungsweisen eine Rolle. Insbesondere bei Qualität und Preis. Und die Einkaufskörbe können sich sehr stark unterschei-den, abhängig von der Art der Wa-ren, der Breite des Angebots, der Wichtigkeit des Kaufs, dem Stel-lenwert und der Attraktivität der Marke, Gewohnheiten und natür-lich der Kaufkraft. In Wirklichkeit verurteilen wir Outsourcing, aber häufen Spielzeug aus China unter dem Weihnachtsbaum auf.

Vor einigen Jahren zeigten die Konsumenten in Meinungsumfra-gen die Bereitschaft, mehr Geld für Produkte auszugeben, die die Umwelt weniger belasten. Aber diese Einstellung hat sich nicht auf den Einkauf im Supermarkt übertragen. Genauso wenig bei konkurrierenden, vergleichbaren Märkten. Nicht, solange der Nut-zen für die Umwelt nicht sichtbar, konkret und bezahlbar wird. In globalen Märkten muss das Gü-tesiegel „Made in France“ auf den Produkten zusätzlichen Nutzen im Verhältnis zwischen Qualität und Preis bringen.

Das Argument „Made in France“ scheint politisch korrekt zu sein, aber die letztendliche Ent-scheidung liegt bei den Unterneh-men. Zweifellos wird ein Unter-nehmen in Frankreich produzieren, wenn es auf wirtschaftlicher Ebene Sinn macht, wenn es einen signifi-kanten Vorteil in den Kaufkriterien der Kunden darstellt und wenn es ein positives Image fördert.

Über diese Fragen hinaus gibt es weitere Zwickmühlen. Sollte ein französischer Konsument ei-nen Toyota, der im Norden Frank-reichs produziert wurde, oder ei-nen Renault, der in Osteuropa gefertigt wurde, bevorzugen? Ist ein Produkt wirklich „Made in France“, wenn es mit Bautei-len aus dem Ausland produziert

wurde und ab wie viel Prozent än-dert sich die Herkunft? Die Her-kunft von Früchten und Gemüse auszumachen mag einfach sein, aber bei Hightech-Produkten ist das viel schwieriger.

Oder was ist mit einem Pro-dukt, das in einem französischen Labor entworfen, aber woanders hergestellt wurde? Wie ist es poli-tisch zu erklären, dass die Regie-rung Air France darum bittet, Air-bus anstelle von Boeing zu kaufen, aber in den Vereinigten Staaten freien Wettbewerb verlangt, da-mit die amerikanischen Air-Li-nes nicht Boeing bevorzugen? Der A380 Airbus wird in 30 Län-dern produziert. Streng genom-men sollte Frankreich demnach nur das Cockpit und zwei andere Teile, die auf französischen Boden produziert werden, kaufen.

Und was ist mit den zwei Mil-lionen französischen Angestell-ten, die für ausländische Firmen arbeiten? Sind die noch franzö-sisch? Wie können solche Richtli-nien französische Unternehmen dazu ermutigen, zu exportieren und global agierende Unterneh-men zu werden, wenn die Konsu-menten darauf getrimmt werden, Produkte aus dem eigenen Land zu kaufen?

Außerdem bestimmt nicht die Nationalität eines Unternehmens deren ethisches Verhalten. Das sind vielmehr deren Manager und Angestellten.

Französische SpitzenqualitätDas Argument „Made in France“ ist laut einer Umfrage unter Kon-sumenten zu einem positiven Kaufkriterium geworden, mehr noch als vor acht Jahren. Mar-ken wie SEB, ein Marktführer bei Kleingeräten, zögern nicht, ein „Made in France“-Siegel auf die Verpackungen zu kleben und bezeichnen das als einen zusätzli-chen Kaufanreiz, wenn der Preis wettbewerbsfähig bleibt. Einige

Lieferanten, wie die Systèm U-Gruppe, erklären in ihrer Wer-bung, dass mehr als 80 Prozent ihrer Nahrungsmittelproduktion von lokalen Produzenten stammen.

Gleichzeitig erklären sie, dass ihre Produkte ein „soziales Fabri-kat“ seien, das die Beschäftigungs-zahlen in Frankreich schützt. Das ist nicht weit davon entfernt zu behaupten, ein patriotisches Pro-dukt zu sein. Währenddessen ist es amüsant zu beobachten, dass die erfolgreichste Marke, die für sich beansprucht, französisch zu produzieren, McDonald’s ist. In jener Zeit, als die Vogelgrippe grassierte, erklärte die Fast-Food-Kette, dass die Qualität und die Sicherheit der Zutaten aufgrund der 100-prozentigen französischen Herkunft gewährleistet sei.

Am Ende ist es die Qualität, die zählt und die einzelnen Län-der versuchen, ihren Namen mit

einem gewissen Qualitätsstandard zu verbinden. Nehmen Sie zum Beispiel die deutsche Automobil-industrie.

Volkswagenwerbung schließt mit dem Satz „Das Auto“ und suggeriert damit den größten Be-weis für Qualität. In der letzten Werbekampagne von Opel wird die deutsche Qualität erklärt. Renaults Antwort war eine Par-odie auf die Opelwerbung, in der mit starkem deutschem Akzent die französische Qualität erklärt wird.

Um für Produkte aus Frank-reich zu werben, wäre es vielleicht effektiver, das Etikett „Made in France“ durch „Made by France“ oder sogar „French touch“ zu er-setzen. Es könnte eine Produk-tion auf französischem Boden sein oder eine Produktion fran-zösischer Unternehmen, die aus aller Welt ihre Ressourcen bezie-hen und weltweit tätig sind. Ein

solches Etikett könnte Werte, hohe Qualität, Fachkenntnis und Inno-vation vermitteln. Mehr als ein geografisches Kriterium.

Den Nationalismus beim Kauf von Konsumgütern zu fördern, ist nutzlos. Anstatt von einer kleine-ren Welt zu träumen, sollten fran-zösische Unternehmen sich mit ihren Produkten auf ihre Quali-tät und ihr Know-how besinnen, um von der Eroberung der rea-len Welt zu träumen und Grenzen zu überschreiten: Das ist immer noch besser, als sich selbst durch das Verschließen von Türen zu beschützen!

Alain Renaudin ist Gründungspräsident von NewCorp Conseil und Spezialist für Meinungsumfragen und Unternehmens-kommunikation. Mit Genehmigung von YaleGlobal Online. Copyright © 2012, Yale Center for the Study of Globaliza-tion, Yale University.

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 WiRTschAFT

A N z E i g E

5

43336-320x159-kraemer.indd 1 12.08.11 14:32

Frankreichs Umgang mit der Globalisierungskrise

Das Gütesiegel „Made in France“

auf diesen Produkten bestätigt Qualität.

Fo

To

: P

As

cA

L g

UY

oT

/AF

P/g

ET

TY

im

Ag

Es

Page 6: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Neuem zu streben: Die eine ist, die Rote Fahne aufzustellen, das soll sein; die andere ist, die Weiße Fahne aufzustellen, das soll nicht sein … Rote Fahnen, egal ob senkrecht oder horizontal, sollen aufgestellt werden. Wenn wir keine rote Fahne aufstellen, dann werden die Kapitalisten Weiße Fahnen aufstellen. Lieber stellen wir, das Proletariat, die Rote Fahne auf, als dass die Kapitalisten ihre Fahne aufstellen. Die Fahne, die die Kapitalisten aufgestellt haben, sollen wir ausreißen. Wir sollen wagen, aufzustellen und auszureißen.“ Zufolge dieser Rede von Mao wur-de eine landesweite Kampagne „Aufstellen der Roten Fahne“ – Ausreißen der Weißen Fahne“ in großem Umfang durchgeführt

10 Die „Neue-Drei-Anti-Kampagne“ war ein Kampf gegen Korruption, Verschwendung und Bürokra-tie im Jahr 1960.

11 Die „Deportation auf das Land“ bezeichnet die „Direktive über die Deportation der Kader auf das Land zum weiteren Stählen durch Arbeit“, die das Zentralkomitee der KPCh am 28. Februar 1958 herausgab: „Zurzeit haben viele junge Kader, besonders die, die nach der Befreiung zur Arbeit gekommen sind, keine oder fast keine Kriege, Vorkämpfe oder ‚Stählen durch Arbeit‘ erlebt …“ Um Intellektuelle mit „hohem Klassenbewusstsein, großer Arbeitsfähigkeit, starkem Durchhaltevermögen in Krisen und enger Beziehung zu den Massen zu erzeugen, sollte eine zahlreiche Kader in die Fabriken oder auf das Land geschickt werden, um sich dort an der körperlichen Arbeit zu beteiligen. Die meisten wurden in die Basiseinheiten auf dem Land geschickt, um dort die Arbeit der Bauern zu verrichten. Bis Februar 1958 belief sich die Anzahl der deportierten Kader schon auf drei Millionen.

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302INTERNATIONAL6

Fortsetzung

Keiner der als „rechtsgerichtet“ Verurteilten hatte vorgeschlagen, die KPCh zu stürzen. Alles, was sie anboten, waren lediglich konstruk-tive Kritik und Vorschläge. Jedoch genau wegen dieser Vorschläge ver-loren Zehntausende von Menschen ihre Freiheit und Hunderttausende von Familien litten darunter. Was folgte, waren zusätzliche Bewe-gungen wie etwa „Das Herz der KPCh hingeben“, „Ausreißen der Weißen Fahne“,9 „Neue-Drei-Anti-Kampagne“,10 „Deportation auf das Land“11 und „Auffangen der Rechtsgerichteten“, die in der ers-ten Runde davongekommen wa-ren. Wer auch immer Meinungs-verschiedenheiten mit dem Leiter, besonders mit dem Parteisekretär einer Arbeitseinheit, hatte, wurde

als Gegner der KPCh eingestuft. Diese wurden von der KPCh oft-mals konstanter Kritik unterworfen oder zur Zwangs-Umerziehung in Arbeitslager geschickt. Manchmal wurden ganze Familien von der Partei in ländliche Gebiete umge-siedelt oder deren Kinder am Be-such von Hochschulen oder an der Aufnahme in die Armee gehindert. Sie konnten sich in den Städten nicht um eine Stelle bewerben. Die Familien verloren damit die Sicher-heit ihres Arbeitsplatzes und die Vorteile des öffentlichen Gesund-heitswesens. Sie wurden im Rang auf die Ebene von Bauern herun-tergestuft und somit sogar noch zu Ausgestoßenen innerhalb der Ge-sellschaft zweiter Klasse.

Aufgrund dieser Verfolgung Intellektueller entwickelte sich ein Teil der Gelehrten zu Wende-hälsen. Sie folgten eng der „Ro-ten Sonne“, wurden „vom Ge-richt ernannte Intellektuelle“ der KPCh und taten oder sagten, was immer die KPCh von ihnen ver-langte. Andere distanzierten sich

von allen politischen Angelegen-heiten. Die Intellektuellen Chinas –die immer ein Verantwortungsbe-wusstsein gegenüber der Nation getragen hatten – waren seitdem zum Schweigen gebracht.

3.5. Der Große Sprung nach vorn – Erfi nden von Unwahr-heiten zur Prüfung der Loya-lität des Volkes Nach der Anti-Rechts-Kampagne begann man in China die Wahr-heit zu fürchten. Jeder machte mit, sich Unwahrheiten anzuhören, Unwahrheiten zu erzählen, fal-sche Geschichten zu erfi nden und die Wirklichkeit durch Lügen und Gerüchte zu verhüllen. Der Große Sprung nach vorn war eine landes-weite kollektive Unterweisung im Erdichten von Lügen. Die gesamte Bevölkerung wurde unter Anlei-tung des bösartigen Gespenstes der KPCh zu vielen grotesken Aktio-nen veranlasst. Sowohl Lügner als auch Belogene haben sich selbst und andere betrogen. Mit dieser aufgezwungenen Kampagne von

Lügen und grotesken Aktionen im-plantierte die KPC ihre gewalttäti-ge und üble Energie in die geistige Welt des chinesischen Volkes. Zu jener Zeit lobpreisten die Men-schen den Großen Sprung nach vorn mit folgendem Lied: „Ich bin der große Jadekaiser, ich bin der Drachenkönig, ich kann Berge und Flüsse versetzen; hier komme ich.“ Jahr für Jahr wurden grotes-ke Ziele angestrebt wie „Erreichen einer Kornproduktion von 65.000 kg pro Mu“, „Verdoppelung der Stahlproduktion“ und „Überho-len von Großbritannien in 10 Jah-ren sowie der USA in 15 Jahren“. Diese Politik führte in eine große, landesweite Hungersnot, die Milli-onen Menschen das Leben kostete.

KommentarDrei

110.590.591MENSCHEN

haben mit dem Stichtag 5. Februar 2012 ihre Austrittser-

klärung auf der Webseitehttp://quitccp.org verö� entlicht.

BRIEFE AN DIE REDAKTION Bitte senden Sie die Briefe an [email protected] Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 263 95 312 / 13, Fax: +49 (0) 30 / 319 99 684

Am 18. November 2004 verö� entlichte „The Epoch

Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommu-nistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschich-te und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 56.000 Chinesen ihren Aus-tritt aus der KPCh, dem Kom-munistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder E-Mail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.orgverö� entlicht.

110.517.598

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Aufl ösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie

beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Fortsetzungsbericht.

Soziale Unzufriedenheit � ema in DavosBen Zala

Vor Kurzem wurde das Weltwirtschafts forum zur Zielscheibe der globalen

Bewegung für wirtschaftliche Ge-rechtigkeit. Ende des letzten Jahr-hunderts, bevor irgendjemand öf-fentliche Plätze aus Protest gegen die wachsende Ungleichheit zwi-schen den Spitzenschichten der restlichen Gesellschaft „besetzte“, nahm eine große globalen Koali-tion aus Umwelt-, Entwicklungs- und Friedensaktivisten die öffent-lichen Sitzungen von wichtigen Organisationen wie der WHO, des IWF und der G8 ins Visier.

Im September 2000 beendeten Aktivisten die Eröffnung des Asien-Pazifi k-Gipfels des Weltwirtschafts-forums in Melbourne, Australien. Sie protestierten damit gegen eine nicht repräsentative und unverant-wortlich eingestellte Elite, die sich trifft, um die Wirtschaftsplanung für das Jahr in einer Region festzu-legen, in der die Einkommen sehr ungleichmäßig verteilt sind.

Zwölf Jahre später vollzog das Weltwirtschaftsforum eine verblüf-fende Kehrtwende und veröffent-lichte einen neuen Bericht. Darin wurde nach einer „Veränderung in der Mentalität“ verlangt, um eine sich abzeichnende Krise in den Griff zu bekommen, die von Aufruhr, Protesten und politischer Gewalt geprägt ist und durch Un-gleichheit und Ausgrenzung über-all in der Welt gefördert wird. Die siebte Ausgabe des globalen Risi-koberichts der Organisation hebt die zunehmende Bedeutung der Ausgrenzung als ein Sicherheits-problem im Laufe der kommen-den Jahrzehnte hervor. Denn der

„Samen der Endzeit“ werde sowohl die soziale als auch die politische Stabilität in der ganzen Welt be-drohen.

„Da die Welt immer kom-

plizierter und ineinander verfl och-ten wird, lassen sich die Systeme, die unseren Wohlstand unterstüt-zen und unsere Sicherheit fördern, immer weniger kontrollieren“, wird in dem Bericht erklärt. Diese Schlussfolgerung ist der vielleicht radikalste Aufruf zu den Waffen, den man normalerweise von ei-nem wichtigen Akteur des globa-len politischen „Establishments“ erwarten würde.

Nach Jahrzehnten zunehmen-der Armut, riesiger Schulden und Kämpfen gegen ein ungerechtes globales Handelssystem machen diejenigen, die ihr Dasein am Ran-de der globalen Gemeinschaft fris-ten, einen Aufstand. Doch unsere vorhandenen Rahmenbedingun-gen und Möglichkeiten, auf diese Art von globaler Unsicherheit eine Antwort zu fi nden, unterstützten sie dabei nur wenig.

Um es einfach auszudrücken,

Washington, Brüssel und sogar Pe-king und Neu Delhi waren über-rascht. Die Zeit für ein etwas radi-kaleres Denken ist jetzt gekommen. Dass solche Alarmrufe jetzt von den Schaltzentralen neoliberaler Volkswirtschaften ausgehen, ist ein Zeichen dafür, dass wir vielleicht an einem Wendepunkt stehen.

Aufstand der MassenMehrere wichtige Funktionsträger im Verteidigungs- und Sicherheits-bereich verweisen jetzt ausdrück-lich auf einen Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und Un-sicherheit. Wie zum Beispiel die

globalen Trends des amerikani-schen Inlandsgeheimdienstes: Der 2025-Bericht sagt voraus, dass in den kommenden Jahren „die zu-nehmende Verfl echtung den Men-schen ermöglichen wird, sich über nationale Grenzen hinweg zusam-menzufi nden, um eine Koalition der Wütenden und Benachteilig-ten zu bilden ...“

Doch bis jetzt haben die Wäch-ter der globalen Wirtschaftsord-nung noch nicht darüber nach-gedacht, welche langfristigen und ernsthaften Folgen es für den Frie-den und die Sicherheit haben wür-de, wenn die Ungleichheit welt-weit weiter bestehen würde. Diese neue Analyse der Gefahren sowie der „Samen der Endzeit“ im Welt-wirtschaftsforums-Bericht könn-te ein Zeichen sein, dass Davos schließlich die Realität ins Auge fasst.

Das Weltwirtschaftsforum

beschreibt Dystopia als „einen Ort, an dem das Leben voller Härte und ohne Hoffnung ist“. Die Wahrheit ist, dass diese Be-schreibung nach Jahren des un-gleichen Wachstums und einer zu-nehmenden Kluft zwischen Eliten und Nichteliten sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern für die Mehrheit der Weltbevölke-rung zu einer Wirklichkeit wurde. Der neoliberale Wirtschaftskon-sens, der die Diskussionen des Weltwirtschaftsforums so lange beherrschte, bekommt schließ-lich die langfristigen Folgen eines globalen freien Marktes zu spü-ren, auf dem Preisschwankungen außer Kontrolle geraten (seien sie sozial, auf die Umwelt bezogen oder jetzt sogar strategisch).

Christian Parenti vom Insti-tut The Nation sagt: „Zwischen dem Wendekreis des Steinbocks und dem Wendekreis des Krebses liegt das, was ich den Wendekreis wirtschaftlich und politisch her-untergekommener postkolonialer Staaten nenne, die in den mittle-ren Breiten liegen. Dort schlägt der Klimawandel hart zu. Des-halb fi nden wir dort die meisten erfolglosen und halb erfolglosen Staaten der Entwicklungsländer.“

Doch die Gefahren sind nicht nur auf die Entwicklungsländer beschränkt. Der Weltwirtschafts-forums-Bericht warnt, dass die-se Zukunft wie in Dystopia auch

„entwickelte Volkswirtschaften betreffen könnte, wo Bürger den Verlust von sozialen Besitzstän-den beklagen und aufkommen-de Volkswirtschaften, die daran scheitern, ihrer jungen Bevölke-rung Zukunftschancen zu bieten oder zunehmende Ungleichheiten in den Griff zu bekommen; oder am wenigsten entwickelte Volks-wirtschaften, in denen es immer weniger Wohlstand und soziale Errungenschaften gibt“.

Der Bericht ist Teil eines

wachsenden Bewusstseins für den Zusammenhang zwischen Ereig-nissen und Unruheherden wie dem arabischen Frühling, den Oc-cupy-Bewegungen weltweit und der zivilen Unruhe in Ländern wie Thailand, Chile, Israel und Indien. Die Verbindung besteht laut Bericht in einer allgemeinen und „wachsenden Frustration bei den Bürgern des politischen und wirtschaftlichen Establishments; die öffentliche Mobilisierung wird durch die größere technologische Vernetzung ermöglicht“. Diese Frustration und die daraus resul-tierende Mobilisierung schaffen zusammen eine viel größere glo-bale Tendenz. Kurzfristige Lösun-gen reichen nicht mehr aus, nur die Probleme einer ausgegrenzten Mehrheit zu lösen.

Über Davos hinausEs ist eine Sache, mehrere verket-tete globale Tendenzen zu unter-suchen, die sich zu einem gefähr-lichen – oder endzeitlich-globalen Bild zusammenfügen. Es ist etwas ganz anderes den Mut zu haben, die Fundamente der globalen Ordnung wirklich nochmals zu überdenken, die diese Tendenzen erst erzeugt haben. Leider gibt es keine leichten Antworten auf die Frage, wie sich diese Tendenzen umkehren lassen, besonders in der Zeit einer echten Weltwirtschafts-krise, in der die Versuchungen, kurzfristige, wählerfreundliche schnelle Lösungen zu fi nden, so verführerisch sind.

Wenn die dominierende Ant-wort im Weltwirtschaftsforums-Bericht der Formel des letzten Jahrzehnts „Krieg gegen den Ter-ror“ folgt und Unsicherheit durch den Gebrauch der hochtechno-logischen militärischen Macht zu kontrollieren versucht, dann soll-ten wir uns am besten an das Le-ben in einer Welt wie in Dystopia gewöhnen.

Die Unzufriedenheit mit der Globalisierung und dem System zieht sich durch alle Bevöl-kerungsschichten.

Es gibt keine ein-fache Antwort auf die Frage, wie sich diese Trends um-kehren lassen.

FO

TO

: S

EA

N G

AL

LU

P/G

ET

TY

IM

AG

ES

9 Am Nachmittag des 8. Mai 1958 sprach Mao

Tse-tung in der zweiten Sitzung des achten

Parteitages zum ersten Mal die Frage „Aufstellen

der Roten Fahne [Cha Hongqi] – Ausreißen

der Weißen Fahne [Ba Baiqi]“ an. Er sagte: „Wir

sollen von Lenin lernen und den Mut haben,

Rote Fahnen aufzustellen, je röter, desto

besser. Wir sollen den Mut haben, immer nach

Neuem zu streben. Es gibt zwei Arten, nach

Page 7: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Thilo Gehrke

In der kommunistischen Ära offiziell assimiliert, verloren viele Roma in Osteuropa

nicht erst seit der Finanzkrise ihre wirtschaftliche Grundlage, deren traditionellen Berufe wie Kessel-flicker oder Bärenführer sind im modernen Europa nicht gefragt. Ihre große Mehrheit lebt in tiefs-ter Armut und hat ein immenses, historisch aufgehäuftes Moder-nisierungsdefizit. Nicht wenige werden in die Kriminalität ge-drängt oder machen sich in das wirtschaftlich verheißungsvollere Westeuropa auf.

Dorthin, wo die Gassen immer enger werden und die Hautfar-be der Menschen immer dunk-ler, verirrt sich selten ein Tourist. Nicht weit entfernt vom neuen futuristischen Shoppingcenter am Busbahnhof von Varna, ei-ner bulgarischen Großstadt am schwarzen Meer, liegt ein Stadt-teil der in keinem Stadtplan ver-zeichnet ist. In engen Verschlägen ohne sanitäre Anlagen hausen Roma-Familien am Berghang inmitten schwelender Müllberge.

Vor einer Baracke hat die mo-bile Ambulanz heute Sprechstun-de um eine Gesundheitsversor-gung für die Ärmsten der Stadt zu ermöglichen. Neben einer lan-gen Warteschlange aus elenden Gestalten wird ein Schaf ausge-weidet.

Ein Mann mit verlebtem Ge-sicht greift meinen Arm und will mein Geld sehen. Schnapsge-ruch entströmt seinem zahnlosen Mund. Schnellen Schrittes, meine Wertsachen fest im Griff, entferne ich mich.

Roma − am Rande der Gesellschaft Die extrem prekären Lebensbe-dingungen − Analphabetismus, fehlende Gesundheitsvorsorge, Arbeitslosigkeit, Abhängigkeit von geringfügigen staatlichen Hilfen − oder ein Abgleiten in Prostitution und Kleinkriminali-tät sind in vielen Roma-Gruppen seit mehreren Generationen das gültige Existenzmodell.

Sie stehen am untersten Rand der Gesellschaft, sie haben keine Lobby und sind politisch schlecht organisiert. Der Rassismus gegen sie ist ein gesellschaftlicher Kon-sens, der von einem Großteil der herrschenden Eliten länderüber-greifend legitimiert wird. Manche Beobachter sprechen bereits von einem Scheitern der Zivilgesell-schaft in Osteuropa. Tatsächlich scheinen viele Länder der Region nur auf dem Papier wirklich gut in das moderne politische Euro-pa integriert zu sein. Im bulgari-schen Varna, erinnert auch hier auf den ersten Blick nichts an die soziale Schieflage, die sich ange-sichts der wirtschaftlichen Krise, an der auch Rumäniens Nach-barland Bulgarien trotz des boo-menden Tourismus am nahen Gold- und Sonnenstrand leidet abzeichnet.

In Westeuropa häufig unbe-achtet, ist der Diskurs osteuropä-ischer Eliten geprägt von Rassis-mus und Nationalismus, Gewalt

gegen Minderheiten ist somit in-direkt legitimiert. Es ist ein Krieg gegen die Roma. Es gibt Auf-märsche gegen sie, selbsternann-te Ordnungshüter schikanieren und bedrohen sie; um die Vier-tel, in denen sie wohnen, werden Mauern errichtet; ihre Häuser werden angezündet; sie werden von ihren Wohnorten vertrieben, manchmal brutal ermordet.

Selbst in Frankreich werden illegal im Land lebende Roma von der Regierung Sarkozy als Gefahr für die innere Sicherheit und zum Feindbild stilisiert. Im Sommer vergangen Jahres räum-te die Polizei rigoros die Roma-Lager, Präsident Nicolas Sarkozy polemisierte gegen sie, Massenab-schiebungen fanden statt.

Tschechische Republik: Rechtsradikale marschieren jedes Wochenende gegen Roma Auch das Leben im tschechischen Varnsdorf (Warnsdorf), dem einst deutschen Zentrum des Schlucke-nauer Zipfels, ist nicht leicht. Die Textilbetriebe von einst sind lange schon zugesperrt. Die Arbeitslo-sigkeit liegt bei über 20 Prozent. Von Perspektive keine Spur. Wer weg kann, geht weg. Andere kom-men dagegen zuhauf: die „sozial Unangepassten“, wie es neutsche-chisch heißt. Ein Sprachgebrauch, der seit Kurzem das politisch kor-rekte „Roma“ ersetzt hat, das die

„normalen Leute“ ohnehin nie be-nutzt haben. Für sie waren und sind die Roma schlichtweg „Zi-geuner“. Die zugezogenen Roma lebten vormals in tschechischen Kleinstädten, meist im attraktiven Speckgürtel von Prag. Immobili-enhaie kauften ihre Wohnungen auf. Den Roma erlassen sie die angehäuften Mietschulden und verfrachten sie in die nordböhmi-sche Provinz.

Die hier herrschende Arbeits-losigkeit und die Wuchermieten zwingen die Roma oft direkt in die Kriminalität, um an Geld zu kommen. Die staatliche Unter-stützung, von der sie in der Regel

leben, weil es heutzutage anders als zu sozialistischen Zeiten kei-ne Nachfrage mehr nach unge-lernten Roma-Hilfsarbeitern gibt, reicht vorn und hinten nicht. Zu-mal die staatliche Unterstützung in Krisenzeiten von Prag aus ge-kürzt wird. „Die Roma geraten in einen sozialen Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt“, sagt der Soziologe Ivan Gabal, der sich seit Jahren diesem The-ma widmet.

Mit dem organisierten Zuzug der Roma ist in den letzten Mo-naten folglich die Kriminalität gewachsen. Statistiken verglei-chen sie mit der von tschechi-schen Großstädten. Die „wei-ßen“ Tschechen trauen sich nicht mehr, ihre Kinder unbeaufsich-tigt aus dem Haus zu lassen.

Als zwanzig Roma, mit Ma-cheten bewaffnet, sechs „weiße“ Tschechen in einer Disco angrif-fen und in die Flucht schlugen, war das Maß voll. Seither wird demonstriert. „Wir lassen uns nicht zum Müllplatz der Repu-blik machen“, lautet der allge-meine Tenor im Schluckenauer Zipfel.

An jedem Wochenende droht der Protest neuerlich zu eska-lieren. Demonstrationen mit markigen Reden von extra aus Prag und anderswo angereisten Rechtsradikalen enden seither mit Märschen zu den Behau-sungen der Roma. „Tschechi-en den Tschechen, Zigeuner ins Gas!“ brüllen die Kahlköpfe.

Ungarn: Milizen jagen Roma Sie drohen, prügeln, verbrei-ten Hasstiraden: Rechtsradika-le Milizen jagen Roma in einem ungarischen Dorf Angst und Schrecken ein. Der Ort Gyön-gyöspata ist im April 2010 nicht nur in Ungarn Symbol für eine gescheiterte Minderheiten-Poli-tik geworden. Die rechtsradikale Partei Jobbik hatte bei den letz-ten Wahlen in Ungarn 17 Pro-zent erreicht und zog ins Parla-ment ein. Sie hetzt offen gegen

„kriminelle Zigeuner“ und propa-giert einen Antikapitalismus, der von altbekannten Feindbildern getragen wird.

Doch das Geflecht der Ursa-chen für die ausufernde Gewalt gegen Roma in Osteuropa ist komplexer. Gemein ist den ei-gentlich sehr unterschiedlichen Roma-Gemeinschaften vor al-lem eines: Ihre große Mehrheit lebt in tiefster Armut und hat ein immenses, historisch aufgehäuf-tes Modernisierungsdefizit. Un-ter den kommunistischen Dikta-turen wurde dieses Defizit durch den formalen Schul- und Arbeits-zwang kaschiert, aber nicht be-seitigt. Zudem werden typische Roma-Berufe wie Kupferschmied, Bärenführer oder Kesselflicker in der heutigen modernen Industrie-gesellschaft nicht mehr benötigt. Nach 1989 überließen die post-kommunistischen Regierungen die Roma-Gruppen sich selbst.

EU-Millionen zur Roma-Hilfe versickern oft für Studien, Konferenzen oder den Roma-Organisationen Es gibt in keinem einzigen ost-europäischen Land und auch auf EU-Ebene keine umfassen-de Strategie, um den betroffenen Roma aus dieser Situation her-auszuhelfen. Zwar stellen einzel-ne Länder und die EU immer wieder Millionenbeträge als Ro-ma-Hilfe zur Verfügung, doch das Geld versickert häufig in Behör-den, für Studien oder Konferen-zen und bei Roma-Organisatio-nen selbst. Letzteres konstatiert beispielsweise der rumänische So-ziologe Nicolae Gheorghe, lan-ge Jahre Roma-Beauftragter der OSZE: Die winzigen Roma-Eli-ten in Osteuropa hätten es nicht geschafft, der Mehrheit der Roma auch nur punktuell aus ihrem Elend zu helfen. Stattdessen gebe es inzwischen überall in Osteuro-pa eine kleine, verbürokratisier-te Roma-Elite, die Fördergelder konsumiere.

Märchenhaft reiche osteuro-päische Roma-Könige, die so ihre

Macht ausbauen und wenig Inter-esse an der Eigenständigkeit ihrer

„Untertanen“ haben. Die Perspektivlosigkeit der

Roma in Osteuropa hat dazu ge-führt, dass viele von ihnen in den Westen wandern, vor allem aus Rumänien und Bulgarien. Nach Italien, Spanien, Frankreich und England sind neuerdings wieder deutsche Großstädte Ziele der Roma. Eine Bleibe in einer deut-schen Asylbewerberunterkunft mit einer garantierten gesund-heitlichen Mindestversorgung ist im mit Roma-Verfolgung histo-risch vorbelasteten Deutschland immer noch lukrativer als die un-gewisse Zukunft in der Heimat.

In westeuropäischen Ländern arbeiten sie für ein paar Euro pro Stunde in Putzdiensten, auf dem Bau, als Buntmetallsammler oder betteln, nicht wenige stehlen. Je nach Gesetzeslage erhalten sie Sozialhilfe oder Kindergeld. Für viele ist das mehr, als sie in ihren Heimatländern jemals erwarten können. Doch natürlich ist West-europa damit überfordert, die jahrzehntealten sozialen Proble-me ganzer osteuropäischer Bevöl-kerungsschichten zu lösen.

Es bedürfte einer kohärenten gesamteuropäischen Strategie, um den Roma vor Ort aus ih-rer Perspektivlosigkeit zu helfen. Dabei sollte sich niemand Illusio-nen über schnelle Erfolge machen. Gefragt ist über Jahre hinweg sehr schrittweise, aufwendige Sozialar-beit. Und natürlich der Wille aller Beteiligten eine Lösung zu finden.

Roma-Kinder haben verminderte Chancen im Leben: Die meisten erhalten keine gute Ausbildung und sind später auf Hilfsjobs angewiesen.

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 iNTErNATioNAl 7

Fo

To

: A

NN

E-C

Hr

iST

iNE

Po

UJ

oU

lA

T/A

FP

/GE

TT

y i

mA

GE

S

Es scheint einen Bürgerkriegim Verborgenen zu geben. Sinti und roma in osteuropa werden von rechtsextremis-ten oder sogar von Staats we-gen verfolgt und ausgegrenzt. Der rassismus scheint sogar gesellschaftsfähig zu sein.

Dorthin, wo die Gassen immer enger werden und die Hautfarbe der menschen immer dunkler, verirrt sich selten ein Tourist.

iThilo Gehrke, 41, ist Journa-list, Fotograf und freier Autor in Hamburg. Er hat die deut-sche Wiedervereinigung unter sozialen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen As-pekten medial begleitet und ist mitglied im wissenschaft-lichen Forum für internationa-le Sicherheit an der Führungs-akademie der Bundeswehr.

Roma − Volk ohne Land

Page 8: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302FEuillEToN

8

WETTBEWERB

NTD TELEVISION INTERNATIONAL

2012

HAN MODEDESIGN

A N z E i g E

Das eine geht nicht ohne das andere

Andrea lorini

Es ist gut zu wissen, wie man Geld verdient, aber noch besser zu wissen, wie man es

ausgibt“, sagte Giovanni Rucellai (geboren 1475). Als Kaufmann, der in Florenz zum Kunstmäzen wur-de, machten er und einige erfolg-reiche Familien sich in der Stadt-geschichte einen Namen – nicht wegen des enormen Reichtums, den er angehäuft hatte, sondern weil er sein Geld in Kunst und Kulturschätze investierte.

In der Renaissance entwickel-te sich, neben vielen anderen kul-turellen Errungenschaften, die bis heute relevant sind, auch das moderne Bankensystem und das Geld begann das Zusammenleben mit allen Vor- und Nachteilen zu bestimmen. Dass das Geld aber auch in die Entwicklung der schö-nen Künste investiert wurde, war einer der positivsten und unüber-sehbaren Effekte.

Gemalte GeldbesessenheitAuf Gemälden, besonders flämi-scher Meister, wurden jedoch auch die Machenschaften der Wuche-rer gezeigt. Die Zinswucherer, die Geld zu willkürlich gesetzten Zinssätzen verliehen, waren völlig neue Gestalten in der damaligen Gesellschaft. Auf Gemälden wur-de ihre Geldbesessenheit in Form von verzerrten Gesichtern und ei-ner unnatürlich gekrümmten Kör-perhaltung geschildert – eine un-verkennbar hässliche Darstellung die moralisch abschrecken sollte.

In van Reymerswaeles Werk werden Wucherer vor allem mit knochigen Händen und starken Schatten dargestellt. Die Art und Weise, wie sie ihr Geld beobach-ten, hat etwas Dämonisches und erinnert an den Spruch: „Das Geld ist des Teufels Exkrement.“ Eine halb abgebrannte Kerze begleitet sie als Symbol der Vergänglichkeit.

Das Motiv wird auch in dem Bild „Der Bankier und seine Frau“ dargestellt. Der Geldwechsler und seine Frau wirken insgesamt we-niger abstoßend als die Personen

auf dem Bild „Die Wucherer“, aber ihre Hände sind in merkwür-digen Haltungen abgebildet. Von der Silhouette her erinnern sie an Tierklauen. Auch hier wird denen, die mit Geld handeln, eine räube-rische Natur unterstellt.

Italiens Auffassung vom schmutzigen Geld Während die nördlichen Künstler ihrem protestantischen Denken entsprechend Wucher hauptsäch-lich moralisch verurteilten, wurde er von der katholischen Kirche schlicht untersagt. Der Haupt-grund hierfür lag in der Auslegung der Bibel: Arbeit wurde als ein Teil des göttlichen Planes angesehen, die man im Schweiße seines An-gesichts verrichten musste. Wucher zu betreiben, indem man Gewinne machte, ohne selbst etwas herzu-geben, zählte demnach nicht als Arbeit. So einfach war das.

Anfänglich war in Italien die Einstellung gegenüber Geld stark mit der Vorstellung der Sünde ver-bunden, wie sie in Dantes „Göttli-cher Komödie“ zu finden ist. Hier gibt es Ungeheuer, die Menschen verschlingen und Teufel, die einen Sack voll Geld benutzen, um die habgierigen Sünder auszupeit-schen. Unter den beschriebenen Sündern befinden sich auch ein Papst, ein Kardinal und eine Non-ne, die den Schaden symbolisieren, den die Kirche seit der Einführung des Geldes durch Korruption er-litten hat.

Thomas von Aquin hingegen brachte den Gedanken auf, Sün-den durch eine milde Gabe zu sühnen. Auch begann er, zwischen moralisch verwerflichen Wuche-rern und anständigen Bankiers zu unterscheiden. Durch seine Idee, unterhalb eines Prozentsatzes von rund fünf Prozent Kredite nicht als Wucher anzusehen, wurde das Kreditwesen gesellschaftsfähig.

Viele Gaben für Gemeinwohl kamen von reichen Kaufleuten und Bankiers, wie zum Beispiel Francesco Datini, der mit 100.000 Gold-Florinen zwei Krankenhäu-ser bauen ließ. Eines wurde das

„Hospital der Unschuldigen“ ge-nannt.

Der Fall Lelmo Balduccis, eines florentinischen Bankiers, war ein-zigartig. Ihm wurde unterstellt, ein Wucherer zu sein, doch gab er das von ihm angehäufte Geld für den Bau des St. Matthäus-Kranken-hauses aus, das heute die Kunst-akademie beherbergt. Er gründete

dieses Krankenhaus vor allem zur Behandlung von Hauterkrankun-gen, da man seinerzeit glaubte, dass das Berühren von Geld zu Hauterkrankungen führt. Die Idee, dass Geld etwas Schmutziges ist, war damals sehr stark ausgeprägt; sie wurzelte im Moralischen.

Die großen Mäzene von FlorenzZwischen dem 14. und 16. Jahr-hundert stieg die Anzahl der von florentinischen Bankiers in Auftrag gegebenen Kunstwerke beträcht-lich. Enorme Summen wurden in die Errichtung von Kirchen und Klöstern investiert, Paläste erbaut und mit Statuen und Gemälden geschmückt. „Beim Tod von Lo-renzo dem Prächtigen im Jahre 1492 hatten die Medici das drei-fache Erbe ihres Großvaters Cosi-mo allein für Gebäude, Gemälde und Skulpturen ausgegeben, die

sie ihren Mitbürgern spendeten“, schreibt der berühmte italienische Archäologe und Kunsthistoriker Salvatore Settis.

Außer Schönheit aus Reue zu finanzieren oder ein „herrliches Kunstwerk“ in Auftrag zu geben, das die eigene Macht und Bedeu-tung verkündete, wirkten in Flo-renz aber noch andere Faktoren. Alle Bürger hatten eine sehr gro-ße Liebe zur Kunst und es war ihr Stolz, ihre Stadt zu verschönern. Schönheit war dementsprechend ein kollektiver Wunsch und nicht nur das Bedürfnis einiger reicher Leute.

Die adeligen Paläste aus dieser Zeit veränderten das architektoni-sche Profil der ganzen Stadt. Eine Anekdote von der Grundsteinle-gung des Palazzo Strozzi berich-tet zum Beispiel, wie glücklich der Bauherr Filippo Strozzi war, als ein Lebensmittelhändler eine Münze

auf den Stein warf. Diese Anekdo-te charakterisiert den Adeligen und den gewöhnlichen Mann als eben-bürtige gesellschaftliche Kräfte.

Die Ästhetik von Florenz wurde in gewisser Hinsicht aber auch von einem „demokratischen“ Geist ge-formt. In der Strenge und Gleich-mäßigkeit der Fassaden ging es um Schönheit und Geradlinigkeit und es gab nichts, was als pompös empfunden werden konnte. Lä-den definierten das Straßenbild, denn Florenz war eine Republik, die sich aus einer Stadtgemeinde entwickelte.

Sogar die Medici, die durch ihren großen politischen Einfluss lange Zeit Herren der Stadt waren, wollten nie zu sehr herausragen. Sie drückten in ihren Bauwerken einen Geist von Einfachheit und Mäßigung aus. Und viele der Ar-beiten, die durch sie bestellt wur-den, bekam die Öffentlichkeit gar nicht zu sehen, weil es private Auf-träge waren, die zum Beispiel für Schlafzimmer gedacht waren.

Warten auf die göttliche Ein-gebung

„Ich denke immer nach und plane. Und wenn mir Gott die Gelegen-heit gibt, hoffe ich, in der Zukunft große Werke zu schaffen“, sagte Fi-lippo Strozzi, als er 1466, nach lan-gem Exil in seine Heimatstadt Ne-apel, zurückkehrte. Ein Ausdruck dessen, wie sehr er sich eine „gött-liche Eingebung“ wünschte, ohne die damals keiner etwas erschaf-fen wollte. Schließlich wurde der Glaube als die wichtigste Inspira-tionsquelle für Meisterwerke ange-sehen, erst danach kam die Ratio. Auf einer rein vernunftbezogenen Basis wären Werke wie diejenigen Fra Angelicos oder Botticellis nicht möglich gewesen.

Und auch die Auftraggeber der Werke, die als harte Männer ihre Rolle in der Historie spielten, hat-ten ein Seelenleben. Lorenzo de’ Medici zum Beispiel erscheint als ein sehr kalter Mann, wenn man sich seinen Kampf gegen den do-minikanischen Ordensbruder Sa-vonarola vor Augen führt. Doch er besuchte jede Woche mehrmals ein Kloster und hat sich, laut sei-ner Memoiren, nachts oft selbst gegeißelt. Eines ist sicher: Wie auch immer die Menschen dach-ten, die in einer der größten Kunst- epochen der Geschichte lebten und sie miterschufen, sie erlebten die Welt und ihr Leben sehr viel anders als wir.

Selten gingen geld und Kunst glücklicher Hand in Hand als in der Renaissance. Natürlich galt damals Ersteres als pro-fan, wenn nicht gar schmutzig. Es sei denn, es finanzierte hei-lige Taten und Kunstwerke ...

Den Niederländer Marinus van Reymerswaele machten seine Dar-stellungen habgieriger Menschen in ganz Europa berühmt. Hier „Die Steuereinnehmer“, ca 1450. Er selbst wurde übrigens einmal für das Plündern einer Kirche bestraft.

Fo

To

: T

HE

EP

oc

H T

iME

S

Page 9: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 FEuillEToN 9

A N z E i g E

DIE NEUE SHOWMIT LIVE-ORCHESTER

Berlin: 16.-18. März ICC | Frankfurt: 30.-31. März JahrhunderthalleTickets: www.ticketonline.de | Hotline Berlin: 030�/�609�885�290 | Hotline Frankfurt: 01805�/�69�74�69 14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk�max.�42�Cent/Min.

P r ä s e n t i e r t v o m D e u t s c h e n F a l u n D a f a V e r e i n e . V .

RENAISSANCE VON 5000 JAHREN CHINESISCHER KULTUR

„Ein außer gewöhnliches Erlebnis.“ — Cate Blanchett

Oscar- und Golden-Globe-Preisträgerin

www.ShenYun2012.com

Erleben Sie die fantastische reiche Kultur des klassischen Chinas, die durch brillant choreografi erte Tänze und faszinierende orchestrale Kompositionen zum Leben er-weckt wird. Spitzentänzer in prächtigen Kostümen beleben in poetischen Arrange-ments idyllische Schönheit, imperiale Dramen und den Glanz einer antiken Zivilisation.

Joe Bendel

Ai Weiweis charakteristisches Design des „Vogelnests“ für das Beijing National-Stadi-

on war eines der prägendsten Bilder der Olympiade 2008. Aber Ai woll-te die Spiele in Beijing neu definie-ren und nachdrücklich das furcht-bare Leid, dass die Kommunistische Partei in Chinas schutzloser Unter-schicht angerichtet hat, anprangern.

Ai zog ein Leben des Kampfes für Menschenrechte in China ei-nem privilegierten Leben vor und ist wohl als der wichtigste Kunst-Ak-tivist der Welt zu bezeichnen. Ali-son Klayman hat ihn in der faszi-nierenden und wütend machenden Dokumentation „Ai Weiwei: Never Sorry“ porträtiert.

Bedenkt man das immer wieder-kehrende Motiv des Mittelfingers in Ais Arbeit, ist es wenig überra-schend, dass er kein Liebling des Regimes ist. Dennoch ist Ai mehr als eine bloße symbolische Trotz-haltung. Klayman verfolgt betont die Wurzeln von Ais unangepass-tem Wesen bis hin zu dem Leid, das seine Familie während der Kultur-revolution erfahren hat.

Als Ai für einigen „Lärm“ sorg-te, als er sich von den Olympischen Spielen distanzierte, konnten dies in China nur wenige hören. Wie auch immer, sein herausragendes Können im Umgang mit sozialen Medien, insbesondere Twitter, hat dies geändert. Tatsächlich haben Ai und die Streitmächte der alltägli-chen Chinesen, die er durch Tweets inspiriert hat, jeden beschämt, der einem nichtssagenden Star auf Twitter folgt.

Die meisten Westler müssten wissen, dass Ai bis vor Kurzem von der Polizei für einen langen Zeit-raum in Isolationshaft gehalten

wurde. Aber die Projekte, die dem Künstler den Unmut des Regimes gebracht haben, könnten sich in na-her Zukunft als Offenbarung zeigen.

Am Bemerkenswertesten waren seine Bemühungen, jeden Namen der Tausenden Schulkinder zu do-kumentieren, die während des Erd-bebens in Sichuan aufgrund der dünnen Wände in den Bauten der

„Tofu-Schulen“ starben. In jeder trans- parenten Gesellschaft wären diese Informationen in den amtlichen Ak-ten. Aber in China waren solche Be-mühungen explizit verboten.

In dem Film kann man eine große Anzahl an Lektionen finden

einschließlich der Wichtigkeit, sol-che Tragödien für die Geschich-te zu dokumentieren, anstatt die unschuldigen Opfer von Sichu-an durch das Gedächtnisloch der Kommunisten rutschen zu lassen. Manchmal ist Ais öffentliche Kri-tik am Regime schockierend frech. Sein Inneres muss aus stahlvertärk-tem Beton sein.

Obwohl sich Klayman haupt-sächlich auf Ais Aktivismus konzen-triert, transportiert sie doch noch einen lebendigen Sinn für Ais Per-sönlichkeit. Das wird teilweise durch einige geschickt bearbeitete Inter-viewausschnitte erreicht. Noch fun-damentaler: Ai scheint einfach eine Person nach dem Motto „Was du siehst ist, was du bekommst“ zu sein.

Tatsächlich fokussiert sich Klay-man direkt auf das Thema. Als Do-kumentaristin kommt es ihr sehr zu-gute, dass Ai so viele seiner Proteste und die anschließenden Razzien bei seinen Anhängern in den sozialen Netzwerken dokumentiert hat. Das Wort „umstritten“ sollte hier nicht verwendet werden. Das, von dem Ai sagt, dass es passiert ist, hat wirk-lich stattgefunden. Ganz besonders und in jedem Fall ein ständiger An-griff der Polizei. Narben und Bild-material, um es zu beweisen, sind vorhanden.

Neben hilfreichem Kontext, der durch TV-Moderatoren und einer harmlosen Bewertung geliefert wird, handelt es sich hier um Ais Show. Und die ist durchaus angemessen.

Wir würden einen solchen Film „inspirierend“ nennen. Ein Begriff, der unbestreitbar zu Ai

passt. Unglücklicherweise, obwohl er momentan nicht von physischer Gewalt bedroht ist, bleibt Ais ver-hältnismäßige Freiheit im heutigen China stark eingeschränkt. Der Zu-schauer wird daher wahrscheinlich verschiedene widersprüchliche Emotionen spüren, wenn der Film endet. Wut müsste dazugehören.

Diese Dokumentation ist wich-tig, weil die internationalen Schein-werfer weitaus intensiver auf seine Situation scheinen müssten, wenn sich die Situation jemals ändern soll. Durch die scheußliche Angewohn-heit des chinesischen Regimes, seine Kritiker zu verfolgen, verdient Klay-man einen respektvollen Anteil an Hochachtung, da sie den Mut hat-te, sich diesem Projekt überhaupt anzunehmen. Hoffentlich wird sie irgendwann in der Zukunft einen glücklichen Nachtrag für den Film produzieren. Die zusätzliche Arbeit würde sie sicher nicht ungerne auf sich nehmen.

Unter den gegeben Umständen sind die Bemühungen, die in den Film investiert wurden, beachtlich. Er ist einer der herausragenden Do-kumentationen beim diesjährigen Sundance Film Festival und der Berlinale.

Auf zur Berlinale zu „Ai Weiwei: Never Sorry“Die Dokumentation über das Wirken des Künstlers Ai Wei-wei in seinem Heimatland von Alison Klayman wird auf der Berlinale und dem Sundance Film Festival gezeigt. Der Film zeigt die graue Realität.

Im Konflikt mit dem Regime: Der Künstler und Dissident Ai Weiwei.

Yun Yin

Seit alten Zeiten glauben die Chinesen daran, dass göttli-che Wesen über viele Dynas-

tien hin Chinas reiche Kultur an die Menschen übermittelt haben. Insbesondere die drei Hauptreli-gionen: der Konfuzianismus, der

Buddhismus und der Daoismus sind das Herzstück dieses Erbes. Sie haben Spiritualität und Glau-ben erweckt, indem sie den Respekt für Werte wie Güte, Gerechtigkeit, Höflichkeit und Weisheit hervor-brachten.Mit seinen atheistischen Wurzeln jedoch ist das gegenwärtige kom-munistische Regime in China be-strebt, diese traditionellen Werte und den Glauben zu untergraben, weil es befürchtet, dass der Glau-be an das Göttliche den Gehorsam gegenüber der Partei schwächen könnte. Es wurden verschiedene Kampagnen gestartet, die kulturel-len und religiösen Stätten zerstört und die Chinesen dazu gezwungen,

ihre Philosophie des „Kampfes ge-gen den Himmel, die Erde und den Kampf der Menschen untereinan-der“ anzunehmen. Obwohl Kampfkünste in Filmen zu sehen sind, die Programme der Konfuzius-Institute, welche in vie-len Ländern eröffnet wurden und man Darbietungen und Ausstel-lungsstücke sehen kann, die die tra-ditionelle Kleidung oder Legenden veranschaulichen, fehlt es an einem grundlegenden Element, den die Kommunistische Partei Chinas seit Jahrzehnten versucht, zu zerstö-ren: die Tradition der spirituellen Selbstdisziplin und die Ehrfurcht vor dem Göttlichen. Die kommunistische Ideologie

behauptet, dass die Menschen „mit dem Himmel, der Erde und gegeneinander kämpfen“ müssen und konzentriert sich dabei auf den sogenannten Klassenkampf. Für das Überleben der Kommunis-tischen Partei war es daher zwin-gend erforderlich, dass sie ihre eige-ne Kultur entwickelte. Sie ersetzte traditionelle Leitgedanken durch ihre eigene gewalttätige Ideologie und veränderte die Künste in ein Propagandawerkzeug. Auf diese Weise versucht sie, die Macht des Regimes aufrechtzuerhalten. Die Bewegung zur „Unterdrü-ckung der Konterrevolutionäre“ zu Beginn der 1950er-Jahre hatte zum Ziel, die traditionellen chinesischen

Religionen, den Buddhismus und den Taoismus, zu zerstören. Da die Partei offiziell ein marxistisch-athe-istisches Regime ist, lief die Reli-gion der Herrschaft des kommu-nistischen Regimes direkt zuwider und wurde als eine Bedrohung an-gesehen, durch die sich die Herzen und das Bewusstsein der Massen gegenüber der Partei versagen. Die

„Anti-Rechtsbewegung“ von 1957 nahm insbesondere Intellektuelle ins Visier, weil sie die Absichten der Partei leicht prüfen und entlarven konnten. Diese beiden Bewegun-gen erfolgten auf direkten Befehl der Partei und führten zum Massa-ker an den kulturellen Eliten Chi-nas. Somit wurde der Weg geebnet,

die traditionelle chinesische Kultur durch die Kultur der Kommunis-tischen Partei zu ersetzen. Die Kulturrevolution (1966 - 1976) war für Chinas traditionelle Kultur eine Katastrophe. Während dieser beispiellosen massiven politischen Bewegung wurde die 5000 Jahre alte Kultur Chinas fast vollständig aus-gerottet. Alte Relikte, Antiquitäten, Kalligrafien, Gemälde, klassische Bücher und Schriften wurden ver-brannt. Tempel und Statuen wurden in Schutt und Asche gelegt. Millio-nen verloren ihr Leben. Chinas tra-ditionelle Feiertage, Anstandsregeln, Arten der Unterhaltung und die Kul-tur an sich werden niemals wieder so sein wie früher, das ist gewiss.

iJoe Bendel schreibt über Film und Jazz in New York. Seine aktuellen Artikel sind zu finden unter: jbspins.blogspot.com.

Der Unterschied von traditioneller und gegenwärtiger Kultur ChinasWo ist die Kultur Chinas hingekommen, die eine so lange geschichte und Traditi-on aufweisen kann? Können heutige Ausstellungen und Konfuzius-institute Chinas kulturelles Erbe wirklich

Fo

To

: A

liS

oN

Kl

AY

mA

N

Page 10: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Kat Piper

Im westlichen Arktischen Oze-an wurde eine riesige Süßwas-serkuppel entdeckt; sie könn-

te durch starke Winde verursacht worden sein, die die Zirkulation des Arktischen Ozeans beschleu-nigten, ist einem britischen For-schungsbericht zu entnehmen.

Eine Änderung der Windrich-tung könnte dazu führen, dass sich dieses kalte Wasser bis in den Nordatlantik ausbreitet, was the-oretisch eine wichtige Strömung, die mit dem Golfstrom in Verbin-dung steht, bremsen würde. Der Golfstrom ist dafür bekannt, dass er Europa ein relativ mildes Kli-ma beschert.

Die Forscher von der Univer-sität London (UCL) und dem britischen Zentrum für natio-nale Ozeanografie (NOC) ent-deckten, wie sich das Wasser dort zusammenstaut, nachdem sie Sa-tellitendaten studiert hatten, die zwischen 1995 und 2010 von der Europäischen Raumfahrtagentur gesammelt wurden.

Sie berechneten, dass der Meeresspiegel in der westlichen Arktis seit 2002 um 15 Zentimeter gestiegen war und sich das Süß-wasservolumen um 8.000 Kubik-kilometer vergrößert hatte. Das entspricht zehn Prozent des ge-samten in der Arktis vorhandenen

Süßwassers, stellten die Forscher fest. Das Süßwasser stammt aus Flüssen, Meereseis, Niederschlä-gen und Verdampfung.

„Satellitendaten haben uns ge-zeigt, dass sich in der westlichen Arktis über die letzten 15 Jahre durch den Wind eine Süßwas-serkuppel aufgebaut hat. Unsere Entdeckungen lassen vermuten, dass ein Drehen des Windes dazu führen könnte, dass das Süßwas-ser in den restlichen Arktischen

Ozean und darüber hinaus ge-langt“, erklärte die Hauptautorin der Studie Katharine Giles vom UCL in einer Pressenachricht.

Der arktische Ozean fließt im Uhrzeigersinn in einer Zirkula-tion, die als Beaufortwirbel be-kannt ist. Frühere Studien, die auf Schiffs-, U-Boot- und Bojen-daten beruhten, ergaben, dass das Süßwasservolumen in der Arktis steigt. Die Menge des Süßwassers, das den Atlantik erreichte, war

aber geringer, als erwartet wur-de. Die Wissenschaftler hatten die Vermutung, dass der Beau-fortwirbel – wie eine durch Wind angetriebene Ozeanströmung – als Grenze wirkt und das Wasser speichert.

Schon früher hatten Forscher anhand von Klimamodellen vor-hergesagt, dass sich durch die Wirkung von Meereswinden im Zentrum des Beaufortwirbels ein Wasserspeicher bilden könnte.

„Wir waren überrascht, als wir erfuhren, dass unsere Ergebnisse ebenfalls zeigten, dass da etwas anderes vorging“, erwähnte Gi-les. „Als wir uns die Entwicklung unserer Daten in Jahresabständen anschauten, bemerkten wir, dass die Änderungen im oberflächli-chen Ozeanwasser nicht immer mit den Änderungen des Win-des in Zusammenhang standen und wir überlegten, was wohl der Grund dafür sein könnte.“

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302WISSEN

Süßwasserspeicher im Arktischen Ozean Riesige Süßwassermengen sind im Arktischen Ozean gespeichert, scheinen sich aber kaum von dort wegzu-bewegen. Britische Forscher rätseln, was das Wasser dort gefangen hält. Würde es in den Atlantik gelangen, könn-te es einen Einfluss auf den für das milde Klima in Europa verantwortlichen Golfstrom haben. Neueste Entdeckun-gen lassen einen Zusam-menhang mit dem Arktischen Windsystem vermuten.

10

Parasiten verändern das Aussehen von Pflanzen Die Erforschung der Gene von Phytoplasmen – parasi-tisch lebende, zellwandlose Bakterien, die Krankheiten bei Bäumen verursachen kön-nen –, führte zu einem tiefen Einblick in die bestehenden Zusammenhänge zwischen Parasit, Wirt und Überträger der Krankheit auf genetischer Ebene.

Dank neuer Forschungen aus Großbritannien ist es etwas klarer gewor-

den, auf welche Weise bestimmte Krankheiterreger das Leben ih-rer Wirte verändern; es ist wie bei den Malariaerregern, die Moski-tos nach Menschen suchen lassen.

Ein Team englischer Biologen entdeckte, dass ein winziges zell-wandloses Bakterium, genannt Phytoplasma, Entwicklungsver-änderungen bei den pflanzlichen Wirten hervorrufen kann, die wie-derum das Verhalten der Überträ-gerinsekten beeinflussen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Einflussbereich dieser krankheitserregenden Moleküle weit über die Grenzen ihres Wirts hinausreicht, um einen dritten Or-ganismus zu beeinflussen“, schrieb Saskia Hogenhout vom John Innes

Center (JIC) in Norwich, England, in einer Pressenachricht.

Der Krankheitserreger Aster Yellows Witches’ Broom (AY-WB), der eine Deformation bei einer Vielzahl von Pflanzen verursacht, wird von verschiedenen Zikaden-arten, die saugende Insekten sind, übertragen.

„Es ist an der Zeit, Phytoplas-men besser zu erforschen, da sie empfindlich auf Kälte reagieren; sie könnten auf neue Gebiete überspringen, wenn die Tempe-ratur durch den Klimawandel an-steigt“, äußerte Hogenhout.

Wenn sie einmal mit einem Phytoplasma-Stamm infiziert sind,

entwickeln Pflanzen und Bäume viele kleine bündelartig wachsen-de Stämmchen und der Erreger kann die biologische Interaktion zwischen seinem Wirt und den In-sekten manipulieren.

Das Team isolierte das Genom von AY-WB und lokalisierte 56 Moleküle, die als Effektor-Protei-ne bekannt sind und das Potential haben, die Wirt-Überträger-Bezie-hung zu beeinflussen.

Sie entdeckten, dass das Protein Effektor SAP11 die Hormonab-wehr der Wirtspflanze gegen die Zikaden senkt, wodurch die In-sekten mehr Eier auf der Pflan-ze ablegen können. Die Zikaden können nun auch mehr Eier in den Stämmchen-Bündeln ablegen.

Wegen ihrer großen Mobili-tät ist es wahrscheinlich, dass die Zikaden die Parasiten verbreiten, wenn sie uninfizierte Bäume be-suchen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass SAP11 einen Einfluss ausübt, der weit über den Wirtsorganismus hinausreicht. Nicht nur die mit AY-WB infizierten Pflanzen, sondern auch der Fortpflanzungserfolg der Zikaden, die AY-WB auf eine brei-te Vielfalt von Pflanzenspezies in ganz Nordamerika übertragen, wird beeinflusst“, beendeten die Forscher ihren Bericht. (red.)

Unter dem Arktischen Eis wurden riesige Süßwasservorkommen entdeckt. Britische Wissenschaftler sorgen sich darum, ob das Süßwasser in den Atlantik gelangen könnte.

Forscher hatten bereits vorherge-sagt, dass sich im Arktischen Ozean ein Wasserspeicher bilden könnte.

Die Mistel mit ihrer parasitären Lebensweise ändert das Erscheinungsbild ihres Wirtes.

Der Einfluss der Pa-rasiten reicht weit über die Grenzen ihres Wirts hinaus

i

Phytoplasmen sind Bakte-rien die keine Zellwände haben. Sie können nicht unabhängig vom Wirt oder Überträger leben. Die Parasiten leben im so-genannten Phloem (Leit-gefäßen) von Pflanzen, also dort wo innerhalb der Pflanze energiereiche Stoffe wie Zucker und Aminosäuren transportiert werden. Sie durchzie-hen die gesamten Pflan-zenkörper. Das aktive Phloem wird bei Bäumen auch Bast genannt.Überträger der Pflanzen-krankheit sind phloemsau-gende Insekten, wie zum Beispiel Zikaden. Der Erbsatz von Phytoplas-men ist stark reduziert. Die Gene, die zur Syn-these von körpereigenen Energieträgern dienen fehlen. Deshalb müs-sen sie diese Stoffe den Wirtszellen entziehen. Viele bekannte Nutz-pflanzen sind Wirts-pflanzen, darunter Kirsch- und Apfelbäu-me, sowie Weinreben.

FO

TO

: S

WE

DIS

h P

OL

AR

RE

SE

AR

ch

SE

cR

ET

AR

IAT

FO

TO

: A

NG

EL

INA

ST

BE

L/P

IxE

LIO

Page 11: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 WISSEN 11

Grenzpolitik sichert Pandas ÜberlebenGrenzpolitik in Naturreserva-ten ist der Schlüssel für das Miteinander der zu schützen-den Tierarten und den dort lebenden Menschen.

Ginger Chan

Sind moderne Schutzstrategien zur Erhaltung des Pandabären effektiv? Ja und nein, ist der Studie zu ent-

nehmen, die Ende des letzten Jahres in der Online-Edition des Fachjournals Bio-logical Conservation veröffentlicht wurde.

Mit dem kontinuierlich weltweiten Schwinden ungestörter Wildhabitate ar-beiten Naturschützer und Politiker an Grenzverordnungen, um die wachsen-den Bedürfnisse von Wildtieren und Men-schen zu balancieren.

Anstatt in geschützten Gebieten die Aktivitäten von Menschen vollständig zu verbieten, tendieren Politiker dazu, ge-schützte Areale in drei Zonen aufzuteilen: ein Kerngebiet, um das natürliche Öko-system zu schützen, eine experimentelle Zone, die von Menschen genutzt werden kann und eine Pufferzone, die einen Über-gang zwischen den beiden Zonen darstellt.

Trotz des Trends, diese Strategie ein-zusetzen, muss ihre Wirksamkeit noch un-tersucht werden. Forscher von verschie-denen amerikanischen Universitäten, der chinesischen Akademie für Wissenschaf-ten in Peking und des chinesischen Na-turschutz- und Forschungszentrums für Pandabären, untersuchten die Festlegung der Grenzen des Wolong-Naturreservats in Sichuan, China.

„Gebiete abzugrenzen bedeutet über-all, in China und den USA, Linien auf Pa-pier zu ziehen“, äußerte die Hauptautorin der Studie, Vanessa Hull von der Univer-sität Michigan, in einer Pressenachricht.

„Aber die große Herausforderung ist im-mer, diese Linien mit Leben zu füllen.“

„Die Menschen, die in dieser Land-schaft leben, können die Grenzlinien nicht sehen; es gibt keine Zäune“, beton-te sie weiter. „Unsere Studie zeigt, dass

Gebietsabgrenzungen ein effektives Werk-zeug für die Kontrolle einiger menschli-cher Einwirkungen sind, für andere je-doch nicht.“

Das Wolong-Naturreservat wurde vor 30 Jahren etabliert. Es beheimatet zehn Prozent der weltweiten Riesenpandabä-ren-Population, 2.200 andere Tierspezies und über 4.000 Pflanzenarten. Außerdem leben etwa 5.000 Einheimische in diesem Reservat.

„Wolong ist ein ideales Gebiet, um Untersuchungen zu diesem Thema durchzuführen; es ist ein führendes Na-turreservat, auf das andere Reservate in China als Vorbild für zukünftige politische Entscheidungen schauen“, schreiben die Forscher in ihrem Bericht.

Das Team stellte fest, dass die Puffer-zone und einige Teile der experimentellen Zone eine wichtige Rolle bei der Erhal-tung der Heimat des Pandabären spie-len. Die Wissenschaftler bemerkten aber auch, dass die menschlichen Aktivitäten in diesen Zonen nicht klar definiert sind, wodurch die Fauna und Flora noch immer verletzlich sind.

Außerdem sind die Grenzverordnun-gen nicht effektiv genug, um das Weiden von Viehherden zu regulieren. Die Auto-ren berichteten von der Zerstörung des Bambusbestandes durch Weidevieh und zitierten eine Studie von 2006, wonach dieses Problem „eine der signifikantesten Bedrohungen des Panda-Bestandes im ge-samten Reservat“ darstellt. Bis jetzt gibt es aber noch keine Gesetze, um das Vieh zu kontrollieren.

„Die größte Schwierigkeit für Grenz-markierungen ist, dass sie schwer durch-zusetzen sind, wenn es um individuelles Verhalten von Tieren und Menschen geht, es ist kaum möglich, ‚Linien im Sand‘ zu ziehen, um zu markieren, wo eine Zone endet und eine andere beginnt“, bemer-ken die Autoren.

„Obwohl Pufferzonen diesbezüglich helfen können, indem sie als ‚verschwom-mene‘ Grenzen wahrgenommen werden, ist ihre Effektivität begrenzt, wenn es kei-ne sichtbaren Grenzen gibt, um Zonen abzuteilen.“

Stopp von Sternengeburten in alten Galaxien

Cassie Ryan

Extrem weit entfernte ellip-tische Galaxien in einer Entfernung von zehn Mil-

liarden Lichtjahren wurden beob-achtet, während sie einen Prozess mit intensiven Sternengeburten

durchlebten. Diese Phase endete aber plötzlich auf mysteriöse Wei-se. Heute zählen sie zu den mas-sivsten, aber passiven Galaxien mit alternden Sternen.

Astronomen nehmen an, dass die Sternengeburten in diesen Galaxien durch das Erscheinen supermassiver Schwarzer Löcher beendet wurde, die im Zentrum von benachbarten Quasaren er-schienen. Quasare sind hochakti-ve, helle Objekte, die durch starke Strahlungsausbrüche gekennzeich-net sind.

Durch die Kombination von Daten – einschließlich denen des Spitzer-Weltraum-Teleskops der

NASA – stellte das internationa-le Team fest, dass diese Galaxien dicht beieinander liegen und von großen Halos aus dunkler Mate-rie umgeben sind – Materie, die nicht sichtbar ist, aber 80 Prozent der Gesamtmasse des Universums ausmachen soll. Die Wissenschaft-ler bestimmten die Masse dieser Halos und simulierten ihr Wachs-tum über die Zeit mit Computer-modellen.

„Das ist das erste Mal, dass wir diesen klaren Bezug zwischen Galaxien mit vielen Sternengebur-ten im frühen Universum und den schwersten Galaxien des heutigen Universums feststellen konnten“,

erwähnte Teamleiter Ryan Hick-ox vom Dartmouth College, New Hampshire, USA, in einer Presse-veröffentlichung.

Die Sternengeburten dauerten nur 100 Millionen Jahre an, aber die Anzahl der Sterne in diesen Galaxien verdoppelte sich in die-ser relativ kurzen kosmologischen Zeitspanne.

„Wir wissen, dass massige el-liptische Galaxien vor langer Zeit ziemlich plötzlich aufhörten, Ster-ne zu produzieren und jetzt passiv sind“, schrieb die Mitautorin Julie Wardlow von der Universität Ir-vine in Kalifornien in der Presse-nachricht.

„Und die Wissenschaftler fra-gen sich, was das wohl sein könn-te, das den gesamten Sternen-bildungsprozess einer Galaxie herunterfährt.“

Die Ergebnisse lassen vermu-ten, dass die Galaxiehaufen in ih-rer aktiven Phase mit Quasaren in Verbindung standen, wobei bei Sternengeburten große Mengen an Materie in den Schwarzen Lö-chern des Quasare verschwanden. Darauf folgende Emissionen der Quasare könnten das Gas in den Galaxien, das nötig ist, um Ster-ne zu bilden, verdünnt haben; da-durch war die Bildung neuer Ster-ne plötzlich nicht mehr möglich.

Kombinierte Beobachtungs-daten brachten Licht in das Dunkel der Entstehung von supermassiven Galaxien. Sie sollen Teile von Galaxienhau-fen sein, die mit Quasaren in Verbindung stehen.

In Naturreservaten können Pandas und Menschen in Frieden leben.

Worte haben einen Sinn und ei-nen Ursprung. Jedes Wort ent-springt der kosmischen Quelle

aus dem unveränderlichen Sein und nimmt durch den Menschen verschie-dene Formen und Gestalten an. Jeder drückt sich in der Sprache individuell aus und wirkt authentischer, je dichter er am Urgrund lebt. Der Dichter hat die besondere Fähigkeit, sehr dicht, sehr nahe aus der Quelle zu schöpfen.

Im Anfang war der Weg, der aus der Quelle in die Vielfalt des Lebens hinausführt und in der Rückkehr zum Ursprung, zum Prinzip des Lebens wird. Das lateinische Wort principio sagt es so

treffend: primus capere = zuerst ergrei-fen. Prinzip wird im Allgemeinen als eine Gesetzmäßigkeit verstanden, die einer Sache zugrunde liegt. Und dies ist der Urgrund, der Ursprung, der An-fang und das Ende des Seins, das Alpha und Omega unseres Lebens.

Der Franzose sagt für Wort: le mot; hierin steckt das Wort Weg, denn mot kommt von lat.: movere (bewegen), und alles, was sich bewegt, ist auf dem Weg (Motor, Motiv, Motivation u.a.). Das ständige Bewegtsein vom Ursprung her ist der Ausdruck unseres wahren We-sens.

Epoche ist ein sehr bedeutungsvolles

Wort, weil es uns auf das notwendige Innehalten (griech.: epéchein) hinweist, bevor eine neue Ära beginnen kann.

In jeder Epoche, in jedem Innehal-ten, ist der Mensch auf der Suche nach Zeit-Reichtum und Zeit-Freiheit. Das Wort deutsche Wort Zeit (engl.: time, lat.: tempus, frz.: temps) geht etymolo-gisch auf das englische Wort tide (Tide, Zeit zwischen Ebbe und Flut) zurück. Mit Zeit füllen wir die Leere, vor der uns graut (horror vacui). Die Zeit lässt sich nicht auf etwas anderes zurückfüh-ren, es gibt nichts hinter oder vor ihr, es gibt nur etwas dazwischen. Dieses Dazwischen-Sein, die Zwischen-Zeit

(engl.: mean-time, frz.: entre-temps) ist ein interessantes Phänomen, mit dem wir oft zu tun haben: Was soll ich in der Zwischenzeit machen? Das englische Wort mean kann hier doppeldeutig auf-gefasst werden: das englische Adjektiv mean steht für mittelwertig, während das Verb to mean heißt: von Bedeutung sein.

Zwischen-Zeit, geschenkte Zeit ist Leere und daher von so großer Bedeu-tung.

Etymosophie © – exklusive Kolumne für The Epoch Times Deutschland von Roland R. Ropers, Etymosoph und Publizist.

Etymosophie von Roland R. RopersEPOCH TIMES

Innehaltenzwischen

den Zeiten

Die Wissenschaft-ler fragen sich, was das wohl sein könnte, das den gesamten Sternen-bildungsprozess einer Galaxie her-unterfährt.

Fo

To

: C

hIN

a P

ho

To

S/G

ET

Ty

IM

aG

ES

Page 12: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302mENschEN & mEiNuNgEN12

Kunst des Nichthandelns und die Schauspielkunst

Dass die „talentierte Ms. Kopp“ aber sogar ein biss-chen traurig darüber ist,

„nur“ noch Schauspielerin zu sein und dass es ein Fluch sein kann, viele Talente zu haben, erzählte sie Bernd Schneeweiss im Epoch Times-Gespräch. Und auch, dass die Wahrhaftigkeit in ihrem Leben eine große Rolle spielt – ebenso wie die „Kunst des Nichthandelns“ oder „Wuwei“, wie die Chinesen sagen. Ach ja: Chinesisch spricht Ina-Alice Kopp übrigens fließend. Allein mit Ballett, Gesang, Schau-spiel, Betriebswirtschaft und Kla-vierspielen wäre ihr wohl auch langweilig geworden.

Epoch Times: Frau Kopp, Sie mögen das Wort Ehrgeiz nicht unbedingt. Ihr Lebenslauf ist allerdings so bunt und vielfäl-tig – Tänzerin, Pianistin, Sänge-rin, Schauspielerin, dazu noch Sinologin und eine Managemen-tausbildung und überall sind Sie ausgezeichnet – dass man Ihnen doch einen starken inneren An-trieb nicht absprechen kann.

Ina-Alice Kopp: Ja, den habe ich. Ich glaube aber, dass dieser Antrieb Neugier heißt und nicht Ehrgeiz. Interesse.

Epoch Times: Ist das etwas, das sich von Kindesbeinen an erhalten hat? Oder haben diesen inneren Antrieb nur bestimmte Menschen und andere nicht – beziehungsweise verlieren ihn einfach auf dem Weg?

Kopp: Ich glaube, dieser Antrieb oder diese Neugier wird geweckt. In meinem Fall waren es meine Familie und bestimmt auch meine Schule, meine Leh-rer. Sie haben mich ständig mit Dingen konfrontiert, die ich inte-ressant fand.

Epoch Times: Ist dieses „Breit-Aufgestellt-Sein“ in gewis-ser Weise nicht auch ein Fluch?

Kopp: Ich beneide Men-schen, die wissen, dass sie ihr Leben lang in einem Bereich arbeiten werden. Mir hat meine Breitgefächertheit immer Ent-scheidungsschwierigkeiten verur-sacht, unter denen ich noch im-mer leide. Ich habe sie dadurch gelöst, dass ich keine Entschei-dung getroffen habe.

Epoch Times: Sie als Si-nologin kennen vielleicht das chinesische Sprichwort, wonach Entscheidungen, die man nicht trifft, sich zu den größten Katas-trophen entwickeln.

Kopp: (lacht).Meissner, der Schüler von

Stanislawski, empfiehlt für Schauspieltechnik auf der Büh-ne: „Tu nichts, bis etwas kommt und dich zwingt, etwas zu tun“. Das ist ja wie das chinesische daoistische Wuwei: Nichtstun, die Kunst des Nichthandelns. So eliminieren sich bestimmte Din-ge, aber Vieles bleibt. Und aus dem Grund bastle ich jetzt an einer Karriere in Zentralasien, einer in Zentraleuropa, einer in den USA und mache gleichzei-tig ein Masterstudium im Wirt-schaftsbereich.

Epoch Times: Das ist für Sie ja nichts Neues mehr, Sie ha-ben bereits vieles gemacht und vieles davon gleichzeitig. Ballett, Theater, Film …

Kopp: Das sind alles Sachen, die man nicht fertig machen kann. Das ist ein ewiger Weg.

Epoch Times: Zumindest gibt es da ein abgeschlossenes Studium. Wie ist das mit dem Konservatorium, da gab es Jazz und Drama, … es sind ja meh-rere Bereiche.

Kopp: Darauf wollte ich ge-rade hinweisen. Das ist ein abge-schlossenes Studium unter sehr vielen, die ich begonnen habe.

Epoch Times: Die Wirt-schaftsuniversität Wien war ja auch dabei. Wie hat es Ihnen dort gefallen?

Kopp: Die Wirtschaftsuni war eine Herausforderung, die ich mir selbst gestellt habe. Eine reine Vernunftsentscheidung, deswegen habe ich sie ja auch mit Chinesisch kombiniert, der Gedanke war: Ich bin gut in Na-turwissenschaften und Sprachen und möchte etwas Neues lernen und mir ein Sicherheitsnetz bau-en, falls die künstlerische Karrie-re fehlschlägt.

Epoch Times: Sie sind mit Ihrem Körper aber genauso stark auf Du und Du. Trifft Sie da irgendwann mal ein Blitz und sagt: Ina jetzt singst Du, jetzt tanzt Du, jetzt springst Du, jetzt sprichst Du, jetzt lernst Du, …

Kopp: (lacht) Es kristalli-siert sich immer mehr die rein schauspielerische Richtung her-aus. Leider. Damit fallen andere Möglichkeiten weg, wie etwa die Tänzerin, die ich immer wer-den wollte – die werde ich nicht mehr werden, weil ich einfach zu alt dafür bin.

Epoch Times: Bei Konfu-zius heißt das glaube ich „Dem natürlich Lauf folgen“.

Kopp: Was ist denn Ihr Chi-na-Bezug? Haben Sie Sinologie studiert?

Epoch Tmes: Ich habe nicht Sinologie studiert, nein, ich habe mich mit traditioneller chinesischer Medizin, Reflex-zonenmassage und Energiear-beit beschäftigt und bin dann vor mehreren Jahren durch eine Freundin auf ein buddhistisches Qigong gestoßen, Falun Dafa oder Falun Gong genannt. Viel-leicht haben Sie in Ihrem Sino-logie-Studium davon gehört und auch erfahren, dass Falun Gong in China seit 1999 verfolgt wird.

Kopp: Leider nicht, das The-ma wurde dort nicht behandelt.

Epoch Times: Bei Falun Gong gibt es drei Prinzipien, nach denen man versucht, sein Leben auszurichten.

Kopp: Welche sind das?Epoch Times: Mein Chine-

sisch ist nicht so gut, aber: Zhen, die Wahrhaftigkeit, Shan, die Barmherzigkeit, und Ren, die Toleranz oder Nachsicht, auch Durchhaltevermögen. Ich weiß nur, das Zeichen besteht aus zwei Teilen, Messer und bluten-des Herz, das ist dann Toleranz im Chinesischen.

Kopp: (tippt in Ihrem Smart-phone) Dieses Zeichen hier?

Epoch Times: Ja. Das ist das Zeichen für „Ren“, die To-leranz.

Kopp: Ich muss sagen, ich glaube sehr an ein gewisses mo-ralisches Verhalten. Das ist auch das, was ich meinen Kindern beibringen würde. Ich würde meine Kinder wahrscheinlich nicht religiös erziehen, aber ich würde sie ethisch erziehen.

Epoch Times: Fotografie – in diesem Bereich haben Sie – außer als Model – noch nicht gearbeitet oder doch?

Kopp: Nicht professionell. Aber ich bin schon bekannt da-für, dass ich die schöneren Ur-laubsfotos mache und dass ich das bessere Auge habe.

Epoch Times: Also außer Sir Peter Ustinov fällt mir kaum jemand ein, der in seinem Leben noch mehr gemacht hat.

Kopp: Ah, ihn habe ich so verehrt! Ich habe ihn gese-hen als betrunkenen Philoso-phen, der eine Klagerede an Nero hält. Sie ist genau aus dem Buch „Quo vadis“ übernommen worden, auf dem später die-ser Film beruhte. Diese Ankla-gerede an Nero habe ich auch einmal gespielt (lacht). Das zum Thema Männerrollen. Das ist mein männliches Denken, weil

ich hauptsächlich mit Männern aufgewachsen bin, mit meinem Vater und zwei Brüdern.

Epoch Times: Sind Ihre Brüder älter als Sie?

Kopp: Viel älter. Ein großer Einflussfaktor. Interessen wer-den in der Familie geweckt und wenn du zwei ältere Brüder hast, die auch schon viele Interessen haben und denen du sozusagen nacheiferst – denn sonst fängt ein Zehnjähriger nicht an, Hesse oder Rilke oder Shakespeare zu lesen.

Epoch Times: Ist das Ver-zichten eigentlich Ihr Lebensthe-ma? Sie sagen ja, dass Sie nicht alles auf dem Niveau machen können, wie Sie es auch ausüben wollen. Da muss man dann wohl oder übel auf etwas verzichten.

Kopp: Ja. Ich bin nicht gut im Verzichten. Aber das ist so ein Thema, ich versuche, das so lange wie möglich rauszuzögern. Mir alles offenzuhalten.

Epoch Times: Worauf ver-zichten Sie nicht?

Kopp: Hmm … auf Kaffee und Kuchen verzichte ich nicht. Also überhaupt auf Genuss (lacht).

Epoch Times: Ihr Fleiß hat auch Früchte getragen. Sie

haben es nach Hollywood und nach China geschafft.

Kopp: In den USA und in China sind mir viele Dinge klar geworden. Das bezieht sich hauptsächlich auf den Bereich Freundschaft, Familie, aber auch auf den Beruf. Eine Sache, die mir extrem wichtig ist, ist Ehr-lichkeit. Etwas anderes ist Ver-lässlichkeit. Es kränkt mich sehr, wenn jemand nicht verlässlich ist, der mir nahesteht. Dazu gehört, mir vorzugaukeln, dass man im-mer zuverlässig und vertrauens-würdig ist.

Epoch Times: Wie haben Sie das Arbeiten in China er-lebt?

Kopp: Ich war nach sechs Monaten China dermaßen erschöpft, dass ich nur noch schlafen wollte. Ich werde auch gefragt: Und, was machst du als Nächstes in China? Und ich sage, das überlege ich mir gut, weil ich jetzt weiß, wie viel Ar-beit das ist. Und das war eine der Top-Produktionen, ich will gar nicht wissen, wie es in einer Produktion mit einem geringe-ren Budget und weniger profes-sionellen Verhältnissen abläuft. Aber es war auch sehr familiär, die Kollegen haben sich sehr um einen gekümmert.

Epoch Times: Was wären Ihre Traumrollen – außer dem betrunkenen sterbenden Philo-sophen?

Kopp: Das ist eigentlich eine ziemlich gute Rolle! Ach, ich weiß auch nicht. Ich liebe nun mal die Klassiker. Ich werde im-mer wieder überrascht, was es schon alles Gutes gibt. Ich lese fast jeden Tag ein Drehbuch.

Epoch Times: Sie haben eine klassische Ausbildung ge-nossen und wie mir scheint ei-nen sehr klassischen Zugang zur Kunst, sei es jetzt Theater, sei es Musik.

Kopp: Als ich aufgewach-sen bin, wurde die äußerliche Schönheit immer als etwas Oberflächliches verdammt. Ich finde es schade, dass man Schönheit, gerade die eigene körperliche äußerliche Schön-heit, verteidigen und rechtferti-gen muss.

Epoch Times: Gibt es für Sie objektive Schönheit?

Kopp: Ich sag’s nicht gern, aber ja, schon. Ich finde, alles ist zulässig, aber ich glaube, dass gewisse Dinge universell schön sind, egal ob es dabei um Mu-sik geht oder um darstellende Kunst.

Epoch Times: Und bei Menschen?

Kopp: Bei mir ist es wirklich von klein auf so, dass ich mich an Leuten orientiere, die ich interessant finde. Ich navigiere nicht nach Menschenmassen, an Leuten, die objektiv die schöns-ten sind. Ich kann meistens die, die andere schön finden, gar nicht wirklich schön finden. Ich bin auch nicht unbedingt dafür bekannt, dass ich nur schöne Ex-Freunde habe (lacht).

Epoch Times: Ich danke recht schön für das Gespräch!Das Interview führte Bernd Schneeweiss

sie ist Österreichs china-Export Nummer 1: Die aus st. Pölten stammen-de ina-Alice Kopp hat in china mit ihrer TV-serie

„Departed heroes“ Woche für Woche 100 millionen Zuschauer.

Es klingt so ba-nal, aber das Ziel ist ja der Weg im Leben. mein per-sönliches Ziel ist eben das Lernen.

„Nichtstun, die Kunst des Nicht-handelns. So eliminieren sich bestimmte Dinge, aber vieles bleibt.“

iIna-Alice Kopp hatte in china mit ihrer TV-serie „Departed heroes“ Woche für Woche 100 millionen Zuschauer.

Fo

To

s:

mA

NF

rE

D b

Au

mA

NN

Page 13: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302www.epochtimes.de

Seilspringen zur Stärkungdes Herzens Seite 14

Miniaturmaschine liefertneuartigen Zuckertest Seite 15

Lange Nacht der aufgescho-benen Hausarbeiten Seite 18

Spritspar-Training: Das große StaunenRalph Schincke, Trainer für effi zientes Fahren. Bis zu 25 Prozent Kraftstoffer-sparnis sind seiner Ansicht nach mög-lich – je nach Modell. Und auch bei bereits auf Sparsamkeit getrimmten Fahrzeugen wie dem Ford Focus mit Econetic-Technik lassen sich mit der richtigen Fahrweise pro Jahr etliche Li-ter Kraftstoff einsparen.

Ford verspricht einen Verbrauch von weniger als vier LiternIm Rahmen einer internationalen Veranstaltung hat das Unternehmen jetzt ausgesuchten Motorjournalisten die wesentlichen Regeln erklärt. Das Staunen war groß, als dann die ersten Ergebnisse präsentiert wurden. In Euro umgerechnet waren es bei einem Teil-nehmer sogar mehr als 600 Euro im Jahr, die er durch eine umsichtige Fahr-weise einspart. (Bei einer durchschnittli-chen Fahrleistung von 20.000 Kilome-tern im Jahr und einem Kraftstoffpreis von 1,55 Euro/Liter.) Gefahren wurden die besonders sparsamen ECOnetic-Varianten von Ford, die in Kürze auf den Markt kommen – als Fünftürer und in der Kombiversion Turnier.

Für den Focus ECOnetic hat Ford den 1,6-Liter-TDCi-Motor komplett überarbeitet. Laut Hersteller ver-braucht der 105 PS starke Diesel nun-mehr nur noch rund 3,5 Liter auf 100 Kilometer. Das Vorgängermodell be-nötigte noch 4,3 Liter. Die Ingenieu-re haben dazu unter anderem die Direkteinspritzung verbessert, die

Dank modernster Technik ver-brennen Motoren heute weni-ger Kraftsto� als jemals zuvor. Dass aber der vom Hersteller vorgegebene Verbrauch kaum erreicht wird, wird auch durch die Fahrer verschuldet.

Kilometer. Das Vorgängermodell be-nötigte noch 4,3 Liter. Die Ingenieu-re haben dazu unter anderem die Direkteinspritzung verbessert, die

Eigenschaften des Turboladers opti-miert, die Reibungsverluste minimiert und eine effi zientere Ladeluftkühlung entwickelt. Doch die entscheidenden Maßnahmen sind die Start-Stopp-Au-tomatik, ein Energierückgewinnungs-system, eine Schaltempfehlungsanzeige sowie ein länger übersetztes Sechsgang-Schaltgetriebe. Das hält die Motordreh-zahl niedrig.

Sicherer unterwegs bei sparsamer FahrweiseSparen auf Kosten der Sicherheit? Nein, sagt der Deutsche Verkehrssi-cherheitsrat (DVR). Er analysierte die Sicherheitseffekte von Eco-Driving während des Trainings von Flotten-kunden. Das Training zielte auf einen entspannten Fahrstil, der nicht nur den Kraftstoffverbrauch senkte, son-dern zugleich auch die Sicherheit er-höhte. Die Haftungsansprüche infolge von Unfällen reduzierten sich in einem Zeitraum von elf Monaten nach dem Training um rund 35 Prozent im Ver-gleich zum gleichen Zeitraum vor dem Eco-Driving-Training.

Der sparsamste Focus, den Ford je auf den Markt brachte. Mit Leichtlaufreifen, einem länger übersetzten Sechsgang-Schaltge-triebe und einem komplett neu entwickelten Motor benötigt der Wa-gen bei richtiger Fahrweise weniger als vier Liter pro 100 Kilometer.

F OTO: © F O R D

Andreas Burkert

Bis zum großen Auftritt rein elekt-risch angetriebener Autos dauert es noch eine Weile. In der Zwi-

schenzeit bewerben viele Autoherstel-ler Fahrzeuge mit Hybridantrieb und versprechen ihren Kunden große Ein-sparungen beim Kraftstoffverbrauch. Doch auch Automodelle mit herkömm-lichem Antrieb wurden in den vergan-genen Jahren mit hohem Aufwand auf den sparsamen Umgang mit dem Treibstoff getrimmt. Die Verbrauchs-werte aktueller Kleinwagen pendeln sich mittlerweile bei rund vier Litern pro 100 Kilometer ein. Entweder dank der Start-Stopp-Automatik, einer intel-ligenten Ladeluftkühlung oder des Prin-zips des Downsizings der Motoren. Im Wirrwarr der Systeme, die vom Marke-ting oft mit schillernden Namen belegt werden, verlieren selbst Experten den Überblick.

Ein Blick in die Testberichte gro-ßer Autozeitschriften zeigt allerdings auch, dass die vom Hersteller verspro-chenen Werte in der Regel nicht einge-halten werden. Es liegt aber nicht nur am Europäischen Fahrzyklus (ECE-Test), nach dem die Autohersteller ihre Verbrauchswerte ermitteln. „Oftmals scheitert das Spritsparen auch am ungeübten Fahrer“, sagt

Diese Seite wurde erstellt in Kooperation mit Drive & Style,

dem Magazin für eine werteorientierte Mobilität.

www.drive-and-style.de

REIFENLUFTDRUCKAchten Sie stets auf den emp-fohlenen Luftdruck in den Reifen. Das erhöht nicht nur die Sicher-heit und den Fahrkomfort, son-dern spart auch Kraftsto� . Bereits der korrekte Reifendruck kann den Verbrauch dank des verrin-gerten Rollwiderstandes um bis zu drei Prozent reduzieren. Die Hersteller-Empfehlungen für den Reifenluftdruck bei verschiede-nen Beladungszuständen fi nden Sie auf den Au� lebern in den Seitentüren des Fahrzeugs.

DACH- UND HECKGEPÄCK-TRÄGERSelbst ein leerer Dach- oder Heckgepäckträger erhöht den Luftwiderstand des Fahrzeugs erheblich und damit den Kraft-sto� verbrauch, besonders bei schneller Fahrt. Demontieren Sie deshalb ungenutzte Gepäckträ-ger, Skihalter, Dachboxen und Fahrradhalter. Mit nur wenigen Handgri� en können Sie richtig viel Sprit sparen.

UNNÖTIGES GEWICHTOb Kisten, Flaschen, alte Zeitun-gen, Werkzeug, Schuhe oder Gar-tengeräte: Bereits 20 kg unnöti-ges Gewicht im Fahrzeug können die Kraftsto� kosten um 1 Cent pro Kilometer erhöhen. „Entrüm-peln“ zahlt sich daher aus. Weite-re Service-Tipps zum Download auf www.drive-and-style.de.

aufgescho-Seite 18

Page 14: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

von Gewicht und Fitnesslevel. Es ist bei weitem eine der effektivsten Me-thoden, um Fett zu verbrennen und die Fitness zu verbessern.

Wenn Sie das Seilspringen in Ihr Fitnessprogramm einbauen, werden Sie sich bald in einer fantastischen Figur wiederfi nden. Mit zwei bis drei-mal pro Woche, hat man beste Fett-verbrennungsresultate!

Schläge auf den Rücken, bis dieser Trick gut funktioniert.

500 Kalorien in 30 Minuten verbrennenVerlängern Sie die Playlist auf 30 Mi-nuten und üben Sie die verschiedenen Sprungvariationen gemeinsam mit Lie-gestützen, Kniebeugen und Rumpf-beugen in verschiedenen Sequenzen.

30-minütiges Springen kann bis zu 500 Kalorien verbrennen, abhängig

die 15 Minuten verfl ogen sind.

Das Springseil sollten Sie mit den Handgelenken bewe-gen, nicht mit den Ellenbogen oder den Schultern. Die Arme sollten bei der Kreisbewegung der Handgelenke ganz nah am Körper sein. Halten Sie die Knie leicht gebeugt, um harte Schläge gegen das Gelenk zu vermeiden.

Aufwärmung und gute Schuhe sind von Vorteil Seilspringen ist auf jeden Fall eine hochintensive und hochwirksame Übung, wo-durch eine Aufwärmphase auf jeden Fall angebracht ist, um Verletzungen zu vermeiden. Die Waden werden sich unter Um-ständen schnell hart und angespannt anfühlen. Wenn Sie dies bemer-ken, machen Sie eine Pause und tippen Sie jeweils immer einen Fuß leicht auf den Boden bis sich die Spannung löst. Gute Schuhe sind ebenfalls von Vorteil.

Sobald sich Technik und Fitness verbessert haben, wechseln Sie von ei-nem Fuß zum anderen und drehen das Seil noch schneller. Sie können beim Springen die Knie bis zur Brust anhe-ben oder Sie springen nach links und rechts mit geschlossenen Füßen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Beine zu scheren, wobei Sie die Füße nach un-ten biegen.

Sie können auch Folgendes probie-ren: Überschlagen Sie das Seil doppelt bis zum nächsten Sprung oder kreuzen Sie die Hände und damit das Seil ab-wechselnd bei jedem Sprung. Wenn Sie Letzteres versuchen, seien Sie vorsich-tig, Sie bekommen vielleicht ein paar

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 30214 Fitness

Wahrscheinlich sind wir als Kinder alle gern Spring-seil gehüpft, aber haben Sie

auch schon einmal darüber nachge-dacht, diesen Kinderspaß in Ihr aktu-elles Fitnessprogramm aufzunehmen?

Für manche erscheint es vielleicht zu abwegig oder zu anstrengend, aber auch hiermit verhält es sich wie mit al-len anderen Übungen zur Fitness – mit der richtigen Einstellung fi ndet man hierbei eine wunderbare Übung zur Stärkung des Herz-Kreislaufsystems.

Das Beste am Seilspringen ist sei-ne einfache Anwendungsmöglichkeit. Alles was man dazu braucht ist ein Springseil und ein bisschen freien Platz. Aller Anfang ist schwer und vielleicht wollen Sie am liebsten davonlaufen, nachdem Sie sich unzählige Male im Seil verfangen haben oder schon nach kurzer Zeit nach Luft ringen. Übung und Ausdauer ist aber auch hier der Schlüssel zum Erfolg!

Mit Musik geht alles leichterGeben Sie sich selbst etwas Konzen-tration und Motivation. Erstellen Sie sich eine 15-minütige Playlist mit Mu-sik, die Sie in Schwung bringt. Begin-nen Sie damit, abwechselnd mit einem Fuß über das Springseil zu springen, genauso, wie Sie es als Kind getan ha-ben. So kann man leicht und ange-nehm beginnen.

Üben Sie zwei bis drei Minuten zum Aufwärmen und um eine kon-stante Geschwindigkeit zu erreichen. Wechseln Sie das führende Bein nach-dem Sie 30 Sekunden mit jedem Bein gesprungen sind.

Gehen Sie dann zum nächsten Le-vel und springen Sie mit beiden Füßen gleichzeitig. Das erfordert etwas mehr physische Kraft. Am besten Sie sprin-gen eine halbe bis eine ganze Minute und machen dann einige Liegestütze, auch seitliche Liegestütze zwischen den Sprungintervallen. Wiederholen Sie dieses Muster mehrere Male und Sie werden erstaunt sein, wie schnell

Seilspringen zur Stärkung des HerzensSeilspringen ist eine wirksame und zugleich einfache Methode, um Fett zu verbrennen und die Fitness zu steigern.

Mit Seilspringen werden Sie sich bald in einer fantastischen Figur wiederfi nden.

„Übung und Ausdauer sind der Schlüssel zum Erfolg.“

iEmma-Kate Stampton Sie ist Personal- und Pilates-Trainerin.

Das Springseil sollten Sie mit den Handgelenken bewe-gen, nicht mit den Ellenbogen oder den Schultern. Die Arme sollten bei der Kreisbewegung der Handgelenke ganz nah am Körper sein. Halten Sie die Knie leicht gebeugt, um harte Schläge gegen das Gelenk zu

Aufwärmung und gute Schuhe sind von Vorteil Seilspringen ist auf jeden Fall eine hochintensive und hochwirksame Übung, wo-durch eine Aufwärmphase auf jeden Fall angebracht ist, um Verletzungen zu vermeiden. Die Waden werden sich unter Um-ständen schnell hart und angespannt anfühlen. Wenn Sie dies bemer-ken, machen Sie eine Pause und tippen Sie jeweils immer einen Fuß leicht auf den Boden bis sich die

Emma-Kate Stampton

FO

TO

: K

AT

RIN

WU

ER

TE

MB

ER

GE

R/B

ON

GA

RT

S/G

ET

TY

IM

AG

ES

Page 15: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 Gesundheit 15

die Variante, den Blutzuckerspiegel

über die Messung des Zuckergehaltes im ausgeschiedenen Harn zu bestimmen, wurde mit der Zeit eingestellt. Vor überzogenen Er-wartungen warnt Guido Freckmann, Geschäftsführer des Instituts für Dia-betes-Technologie. „Eine Beurteilung kann erst nach Vorlage überzeugen-der Daten erfolgen“, so der Experte im Pressetext-Interview.

Da der Markt sehr lukrativ ist, hält der Wettlauf der Forschung um Al-ternativen zur Blut- oder Gewebe-zuckermessung an. „Viele nicht–in-vasive Ansätze wie etwa die Analyse der Tränenfl üssigkeit erwiesen sich als nicht alltagstauglich, andere, wie die Infrarotmessung, müssen sich erst bewähren.“

Innovative MesstechnologieDie Technologie, mit der der Zucker-gehalt im Speichel bestimmt werden soll, muss hohen Ansprüchen genügen. Um sehr niedrige Zuckerkonzentrati-onen zu messen, haben die Forscher der Brown University von Rhode Is-land, USA mehr als tausend Minia-turmessgeräte auf einem Fingernagel großen Biochip zusammengebracht. Diese Lichtmessgeräte bestehen aus etwa 100 Nanometer kleinen Öffnun-gen, die eintreffende Lichtteilchen fest-halten können. Außerdem haben die-se Miniaturmessgeräte seitlich etwas größere Rillen, die Photonen streuen und diese mit dem elektronischen Teil des Biochips interagieren lassen. An der Stärke von dieser Interaktion kann dann dieser Miniatur-Computer einen Messwert ermitteln, der den Zuckerge-halt des Speichels erkennen lässt. Nachdem diese Lichtteilchen die un-tersuchte Körperfl üssigkeit auf der

The Epoch Times

Bisher war für Diabetespatien-ten die Zuckermessung an der Fingerbeere am schmerzvolls-

ten. Doch der Zuckerspiegel eines Menschen kann nicht nur im Blut, sondern auch im Speichel festgestellt werden. Ein in den USA entwickel-tes Miniaturgerät nutzt Erkenntnisse der Nanotechnologie, um in winzigen Flüssigkeitsmengen den Zuckergehalt zu ermitteln – wie beispielsweise im Speichel.

Mithilfe dieser Zuckermessung wür-de das Leben von Diabetikern erleich-tert werden – der dreimal tägliche Stich in den Finger entfi ele. Zurzeit befi ndet sich diese Technologie noch in der Ent-wicklungsphase und kann noch nicht eingesetzt werden.

Empfi ndliche Messungen erforderlich Die sensible Messtechnik fi ndet Stof-fe bis zu einem Gehalt von mindes-tens 0,39 Milligramm pro Deziliter. So kann der Speichelzucker, des-sen Konzentration um das Hundert-fache unter der des Blutzuckers liegt, gemessen werden. Die neue Mess-technologie namens „Plasmonische Interferometer“ erlaubt es, Moleküle in niedriger Konzentration zu fi nden.

„Es reicht dabei ein Grundmate-rial, das zehnmal kleiner ist als ein menschliches Haar“, sagt Studien-autor Domenico Pacifi ci. Die selbe Technik könne auch andere Biomar-ker oder Gefahrenstoffe gleichzeitig feststellen.

Fachleute noch skeptisch Bisher waren Versuche, den Blutzu-ckergehalt ohne einen Stich zu bestim-men, langfristig gesehen erfolglos. Auch

Miniaturmaschine liefert neuartigen Zuckertest

Oberfl äche durchlaufen haben, sto-ßen sie mit den anderen Lichtteil-chen in der Öffnung der Miniatur-messgeräte zusammen. Befi nden sich

in der Flüssigkeit die gesuchten Stof-fe wie etwa Zuckermoleküle, so ver-ändert dies je nach deren Gehalt die gegenseitige Beeinfl ussung der Licht-wellen in der Öffnung des Messgerätes. Diese Lichtintensitätswechsel lassen sich in Echtzeit messen und auswer-ten, erklären die Forscher ihre Er-fi ndung in der Zeitschrift „Nano Let-ters“. (ps)

iZuckermessung beim Diabetes

Bei der Behandlung von Diabetes werden drei Stu-fen unterschieden, wobei nur bei der dritten Stufe dreifach tägliche Blutzu-ckermessungen erforder-lich sind. Während bei der ersten Behandlungsstufe Ernährungsumstellung und eine Au� esserung des Le-bensstiles im Vordergrund stehen, wird die Zucker-krankheit in der zweiten Behandlungsstufe durch Ta-bletten und bei der dritten Stufe durch Insulinspritzen behandelt.

Bei der Behandlung mit Insulinspritzen muss die Menge an Insulin entspre-chend dem Zuckergehalt jeder Mahlzeit und auch gemäß dem aktuellen Blut-zuckerspiegel angepasst werden. Ohne entsprechen-de Blutzuckermessung bei jeder Mahlzeit ist es bisher bei der Insulintherapie nicht möglich, den Zuckerspie-gel im Körper konstant zu halten.

FO

TO

: M

ICH

AE

L H

OR

N/P

IXE

LIO

.DE

Neue Zuckermessung im Speichel

100-fach unter der des Blutzuckers: Die neue Messtech-nologie namens

„Plasmonische Interferometer“ erlaubt es, Mole-küle in niedriger Konzentration zu fi nden.

Blutzuckermessung mit bisher ge-bräuchlichem Messverfahren.

Diabetesforschung im Umschwung: Bisher waren Eisbecher wie diese mit Rübenzucker

ein Tabu für Zuckerpatienten. Laut der Amerikani-schen Diabetesgesellschaft 1994 hat sich dieses

Tabu jedoch nicht bewährt – es mache keinen Unterschied, ob man eine Tafel Schokolade

oder viermal so viel Karto� eln isst – insbe-sondere wenn man in einigen Jahren

ohne Aufwand den Zucker im Mund messen kann dank dieser neuen Technologie.

die Variante, den Blutzuckerspiegel

in der Flüssigkeit die gesuchten Stof-fe wie etwa Zuckermoleküle, so ver-ändert dies je nach deren Gehalt die gegenseitige Beeinfl ussung der Licht-wellen in der Öffnung des Messgerätes. Diese Lichtintensitätswechsel lassen

Diabetesforschung im Umschwung: Bisher waren Eisbecher wie diese mit Rübenzucker

ein Tabu für Zuckerpatienten. Laut der Amerikani-schen Diabetesgesellschaft 1994 hat sich dieses

Tabu jedoch nicht bewährt – es mache keinen Unterschied, ob man eine Tafel Schokolade

oder viermal so viel Karto� eln isst – insbe-sondere wenn man in einigen Jahren

ohne Aufwand den Zucker im Mund messen kann dank dieser neuen Technologie.

FO

TO

: H

AR

TM

UT

910

/PIX

EL

IO.D

E

Page 16: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 30216 Reise

Meeresrauschen, salzige Bri-se, Muscheln suchen und den Sonnenuntergang am

Strand betrachten. Intakte Natur zu erleben, ist ein direkter Faktor für die Qualität der Erholung im Ur-laub.

Ein langfristig ökologisch tragba-rer Tourismus, erholsam, wirtschaft-lich realisierbar und gerecht für die lokale Bevölkerung – ist wünschens-wert. Das forum anders reisen (far) setzt dieses Ziel um. Zusammen mit der Umweltschutzorganisation WWF bietet far Umwelt-Reisen in Deutschland und der Welt an.

Bewusster Konsum„Ein verantwortungsvoller Tourismus trägt zum Schutz unserer Umwelt bei“, sagt WWF-Tourismusexpertin Martina Kohl. „Der Natur wird ein hoher Wert beigemessen, sodass Um-welt- und Naturschutzstandards op-timiert werden.“ Nachhaltiges Rei-sen ist in manchen Teilen der Erde existenzsichernd für die lokale Be-völkerung.

Wissen, wohin das Geld fließtZwischen dem WWF und dem Ver-band für nachhaltigen Tourismus be-steht seit fünf Jahren eine Koopera-tion, in dessen Rahmen Reisen zu

Nachhaltig Reisen: Gewinn für Mensch und Natur

den Natur- und Tierschutzprojekten der Umweltstiftung angeboten wer-den. Ein Teil des Geldes kommt den Projekten des WWF vor Ort zugute.

„Eine intakte Natur macht Reisen erholsam, interessant und erlebnis-reich“, sagt Ute Linsbauer von far.

„Achtzig Prozent der deutschen Rei-senden legen großen Wert darauf.“ Faszinierende Naturschätze liegen nicht nur in der Ferne, sondern oft direkt vor unserer Haustür.

Bei Familie Orang-Utan zu GastWer umweltbewusst Urlaub machen will, kann in WWF-Naturschutzpro-jekte von Nordsee bis Borneo und Zentralafrika reisen und die Regio-nen hautnah erleben. Das Angebot des far und des WWF Deutschland stellt neben bewährten Reisen auch neue Reiseziele für das Jahr 2012 vor. So können Reisende das Farben- und Lichterspiel des Wattenmeers erle-ben, Wasservögel auf ihrem Weg in den Süden beobachten und Natur-schutz erfahren. Wen es in die Ferne zieht, kann WWF-Mitarbeiter bei der Arbeit zum Schutz der Orang-Utans und des Regenwaldes auf Borneo begleiten, Gorillas und Ber-gelefanten in Zentralafrika begegnen oder einen Blick auf die Schatzkam-mern des Amazonas werfen. (far/aw)

Bei Umweltreisen auf Madagaskar trifft man nicht nur auf die bekannten, putzigen Lemuren. Der Hauben-Seidenku-

ckuck bewohnt den tropischen Regenwald Madagaskars, er ist hier endemisch, also nur hier heimisch.

„Watt is dat?“ Im Watt oder auf gleicher

Zahnhöhe mit dem Bi-ber in der Uckermark,

Urlaub in Deutsch-land zu machen, hat was. Urwaldähnliche Buchenwälder, glas-

klare Seen und Orchi-deenwiesen im Moor

zum Beispiel.

FO

tO

: c

hr

ist

iaa

an

e/p

ixe

LiO

.De

FO

TO

: T

OB

IaS

KU

NZ

E/p

IxE

lIO

.DE

FO

TO

: T

OK

aM

UW

I/p

IxE

lIO

.DE

Page 17: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 Umwelt 17

A N Z E I G E

Das Kleine Nachtpfauenau-ge (Saturnia pavonia), ist ei-ner der größten und farben-

prächtigsten Nachtfalter und steht auf Deutschlands Vorwarnliste gefährde-ter Tiere. Jetzt wurde er von der Na-turschutzstiftung des BUND-Landes-verbandes NRW und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Schmetterling des Jah-res 2012 gewählt. Seinen Namen ver-dankt er den augenähnlichen Flecken auf den Flügeln, mit denen er Feinde abschreckt.

Schmetterlingsfeindliche LandwirtschaftMit dieser Abschreckung klappt es lei-der nicht immer. „Mit der Ernennung des Kleinen Nachtpfauenauges zum

Flatterhaft in freier Wildbahn

Schmetterling des Jahres 2012 macht die Jury auf die besondere Schönheit dieses Schmetterlings und auf die ge-nerelle Gefährdung der Schmetterlinge aufmerksam. Durch den weiterhin viel zu hohen Flächenverbrauch und die Industrialisierung der Landwirtschaft geht in Deutschland der Bestand vie-ler Schmetterlingsarten leider zurück“, erklärt Jochen Behrmann, BUND Lan-desverband Nordrhein-Westfalen.

Rettende SpätzünderIm Spätsommer spinnen sich die Raupen des Kleinen Nachtpfauen-auges in einen festen Kokon ein. Die Schmetterlinge schlüpfen im Früh-jahr des nächsten Jahres, teilwei-se aber auch erst im übernächsten Jahr. Letztere werden auch „über-liegende“ Puppen genannt und si-chern den Fortbestand der Art, falls einmal die gesamte Jahres-Population

durch Krankheiten oder bei klima-tisch schlechten Bedingungen ster-ben sollte.

Appetit auf WildblumenKleine Nachtpfauenaugen nehmen keine Nahrung auf. Sie zehren von den Reserven, die sie sich als Raupen angefressen haben. Verwilderte Gär-ten und naturbelassene Landschaften braucht es zur Speisung dieser Raup-Tiere, die nach dem Schlüpfen nur wenige Tage leben.

Falter-Fahndung von Aurora- bis ZitronenfalterSag mir wo die Falter sind … Und sag mir auch gleich, wie viele es sind. Die Aktion „Abenteuer Faltertage“ des BUND, die seit 2005 jährlich durchgeführt wird, dient dem Schutz von Schmetterlingen. Dabei werden ab April leicht erkennbare Schmet-terlingsarten gezählt. Ein Bogen mit Abbildungen der Schmetterlinge, den man beim BUND kostenlos bestel-len kann, hilft dabei. Die Ergebnisse kann man einsenden oder auch bei www.bund.net online eingeben. Die Zählbögen kann man auch per Tel. (0 30) 2 75 86-442 oder per E-Mail an [email protected] bestellen. (BUND / aw)

Flatterhaft Wildbahn

Die Schmet-terlinge schlüpfen

im Frühjahr des nächsten Jahres, manche auch im Jahr danach. Letztere sichern den

Fortbestand der Art.

FO

TO

: R

OT

HO

LL

.AT

/RO

TH

EN

ED

ER

FO

TO

: I

. A

LT

MA

NN

Page 18: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

aus verschiede-nen Fachberei-chen. Weitere An-gebote, wie eine EDV-Beratung, Informationen über Unterstüt-zungsmöglichkei-ten, technische Hilfsmittel für behinderte und chro-nisch kranke Studierende sowie ein Betreuungsangebot für Studierende mit Kind berücksichtigen die indivi-duell unterschiedlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden.

Die Tübinger „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ ist die erste und bisher einzige Beteiligung einer süddeutschen Hochschule an der bundesweit zeit-gleich stattfinden-den Veranstaltung. Ihre Ausrichtung in Tübingen ist eine Maßnahme im Rah-men des vom Bun-desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ge-förderten Programms „Erfolgreich Studieren in Tübingen“. Der zen-trale Punkt dabei ist die Schaffung einer neuen Kultur des Lehrens und Lernens.

Das „Diversitätsorientierte Schreib- zentrum“ setzt sich zum Ziel, die akademische Schreibkompetenz an der Universität Tübingen zu stärken. Dabei verfolgt es einen diversitätsori-entierten Ansatz, um so die Entfal-tung der individuellen Potenziale der

In der Zeit von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens haben Tübinger Studierende die Gelegenheit, ge-

meinsam an ihren aktuellen Schreib-projekten zu arbeiten, liegengebliebe-ne wieder aufzunehmen oder neue zu beginnen.

Mit ihren Schreibaktivitäten befin-den sich die Studierenden der Univer-sität Tübingen in guter Gesellschaft: Zeitgleich schreiben Studierende

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 30218 Schule und Erziehung

A N z E i g E

Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten

anderer Hochschulen im Bundesge-biet und erstmals auch in den USA an ihren aufgeschobenen Hausarbeiten. Über Life-Schaltung sind sie mitein- ander verbunden und können sich über den Stand ihrer entstehenden Arbeiten austauschen.

Unterstützt und begleitet werden sie dabei von den Schreibberaterinnen und -beratern des Schreibzentrums sowie von Tutoren und Mentoren

Das neue Schreibzentrum der Uni Tübingen wird vom 1. auf den 2. März 2012 die erste „Lange Nacht der aufge-schobenen Hausarbeiten“ ausrichten.

PÄDAGOGIUM

Pädagogium Bad SachSaStaatl. anerkanntes GymnasiumOstertal 1 – 5 · 37441 Bad Sachsawww.internats-gymnasium.de

Sie suchen eine starke Gemeinschaft? Vorbereitung auf Studium und Beruf? Neue Perspektiven?

Mehr als ein Internat: dasPädagogiumBadSachsa

Beratung und information

Hotline 05523 / 30 01 - 0

[email protected]

Studierenden zu fördern und mit ihnen gemeinsam Lösungswege für ihre spezifischen Fragestellungen zu ermitteln. Die-ser Ansatz soll im Sinne eines uni-

versitären Diversity Managements zu Wertschätzung und Förderung von Vielfalt an der Universität Tübingen beitragen.

Ein Highlight der Langen Nacht ist der Veranstaltungsort: Die Räum-lichkeiten der neu gestalteten Uni-versitätsbibliothek stehen die gan-

ze Nacht über zur Verfügung. Zwei Säle bieten Gele-genheit zu konzen-triertem, produkti-vem Schreiben, ein weiterer dient dem Austausch, der Be-ratung und der ge-genseitigen Unter-stützung.Geleit durch die

Nacht geben ein Massage-Ange-bot und der Pausen-Express des Hochschulsports mit Atem-, Ent-spannungs- und Re-Mobilisierungs-übungen. Auch die verlängerten Öffnungszeiten der Cafeteria sol-len zur Stärkung des Durchhalte- vermögens der Studierenden beitra-gen. Studenten, die sich ausruhen möchten, können ihre mitgebrach-ten Iso-Matten und Schlafsäcke für ein kurzes „Nickerchen“ ausrollen. (idw/aw)

Durchwachte Nacht: Von 18 Uhr bis 6 Uhr können Studis bundesweit zeitgleich an ihren Schreibprojekten arbeiten.

Fo

To

: B

rig

iTT

E/p

ixE

Lio

.DE

just in

Page 19: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

Rezept für 3-4 Personen

Zubereitung:1. Chinakohl in Stücke schneiden. Die Glasnudeln in eine Schüs-sel legen. Heißes Wasser daraufgießen und bis zum Gebrauch (mindestens 15 Minuten) einweichen lassen.2. Die Zutaten für die Frikadellen mit den Händen gut vermen-gen und in 6 Bällchen formen.3. Eine Pfanne stark erhitzen und dünn mit Öl beschichten. Die Frikadellen auf mittlerer Hitze auf allen Seiten braun braten.4. Die Frikadellen in einem Topf reinlegen und die Hühnerbrühe und das Wasser hineingießen. Zum Kochen bringen, die Hitze re-duzieren und aufgedeckt köcheln lassen bis die Flüssigkeit sich leicht reduziert hat. Chinakohl und den ½ Teelöffel Salz hinzufü-gen. Den Topf zudecken und weiter köcheln lassen, bis der Chi-nakohl weich ist.5. Die Nudeln gut abtropfen lassen und hinzufügen. Die 2 Esslöffel Sojasauce hineinrühren. Den Topf vom Herd neh-men und sofort servieren.

Kleine Löwenköpfe: Shi Zi Tou

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 Kulinarisches 19

www.TaiwanSchmeckt.deTel. 030 36 43 49 93 [email protected]. 030 36 43 49 93 [email protected]

Taiwan ist eine Insel für viele Geschmäcker – alle regionalen Küchen Chinas sind hier zu Hause,

mit starken Einflüssen aus Japan und Korea.

Bei uns schmeckt Taiwan – mit genauen Verwendungstipps und Beschreibungen der Qualitätsprodukte Made in Taiwan.

Tee – zum Entspannen, Genießen und Naschen

Aktuell bieten wir eine bunte Mischung für die ganze Familie: Aromatisierte Premium-Tees von 3:15pm,

dazu hochwertige Instant-Tees und heiße Getränke. Rauchpflaumen und Ingwertee wärmen in der kalten Jahreszeit. Leckere „Milchtees“ begeistern große und

kleine Süßschnäbel in den Geschmacksrichtungen Marzipan, Taro, Kokos und und und …

Tel. 030 36 43 49 93 [email protected]

kleine Süßschnäbel in den Geschmacksrichtungen Marzipan, Taro, Kokos und und und …

Reis · Nudeln · Sojasoßen · Miso Gewürze · Tees · Süßes · Asia-Müslis · Trinkessig · Konfekt · Suppen

A N Z E I G E

Meilin Klemann

Frikadellen, Fleischklöße, Klopse, Buletten, Ham-burger...weltweit und

auch in Deutschland sind die kleinen runden Fleischbällchen beliebt. Die Chinesen habe ihre eigene Version davon. Probieren Sie es aus!Es ist eine alte und oft wiederholte Ge-schichte, daß dieses Gericht – runde Frikadellen umgeben von Chinakohl –den Namen von dessen Ähnlichkeit mit dem Kopf und der zotteligen Mäh-ne eines Löwen hat. Rustikal und herz-haft, ist dieses Hausmacher-Gericht eine Spezialität aus Shanghai. Die Shanghai-Küche ist mit über 400 Jahre die jüngste der zehn großen Kü-chen in China. Ursprünglich als „Ben-bang Küche“ bekannt, entstand und entfaltete sie sich während den letzten

zwei Dynastien in China, der Ming und Qing Dynastie. Da die Stadt Shanghai über keinen eigenen Küchenstil verfügte, übernahm sie die Küchen der umliegenden Küsten-Pro-vinzen, Jiangsu und Zhejiang. Im spä-teren 19. Jahrhundert, als Shanghai zu einem wichtigen Handelshafen wurde, wurden weitere Einfl üsse in die Küche eingebracht. Die Shanghai-Küche ist bekannt für das Einlegen in Wein und für Garme-thoden wie Backen, Schmoren, Dämp-fen, und Frittieren. Die Küche betont die Beibehaltung der ursprünglichen Aromen der Zutaten. Sie schmeckt frisch, geschmeidig und kross.

Ein einfach zubereitetes und herzhaftes Gericht für kalte Wintertage.

Zutaten:• 1 Chinakohl (ungefähr 750 g)• 120 g Glasnudeln• 350 ml Hühnerbrühe

(selbstgemacht odervon Brühwürfel)

• 150 ml Wasser• ½ Teelö� el Salz• 2 Esslö� el Sojasauce

(am Besten taiwanische oderjapanische benutzen wegen Qualität und Geschmack)

Für die Frikadellen:• 500g gehacktes Schweine-

fl eisch• 4 Wasser-Kastanien (optional),

fein gehackt• 2 fein gehackte Frühlingszwie-

beln (nur den weißen Teil ver-wenden)

• 1 Esslöffel fein gehackter fri-scher Ingwer

• 1 Teelö� el Salz• 1 Esslö� el Sojasauce • 1 Esslö� el Reiswein oder Sherry • ½ Teelö� el weisser Pfe� er

F OTO: W RW/ P I X E L I O. DE

FO

TO

: T

HO

MA

S K

LE

MA

NN

rikadellen, Fleischklöße, Klopse, Buletten, Ham-burger...weltweit und

rikadellen, Fleischklöße,

Page 20: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 30220 Fundstücke

Der Erbschaftsprozess Russel, der gegenwärtig die Londo-ner Zivilgerichte beschäftigt,

stellt in seiner Art zweifellos ein Uni-kum dar. Der bekannte Spruch Ben Akibas, daß alles schon dagewesen sei, trifft in diesem Falle nicht zu. Mr. Russel, ein reicher Gutsbesitzer und bekannter Sonderling, hat sich die Erfi ndung des Tonfi lms in origineller Weise zunutze gemacht.

Als Russel erkrankte und sein Ende herannahen fühlte, beschloß er, sein Testament abzufassen. Um aber das Nützliche auch gleich mit dem Ange-nehmen zu verbinden und der ganzen lieben Verwandtschaft unverblümt sei-ne Meinung sagen zu können, verfi el er auf eine geniale Idee.

Eines Tages berief er die Vertreter eines Londoner Filmunternehmens zu sich und erklärte ihnen, daß er die Absicht habe, sein Testament im

Wirklich, er war unentbehrlich!Überall, wo was geschahZu dem Wohle der Gemeinde,Er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,Pferderennen, Preisgericht,Liedertafel, SpritzenprobeOhne ihn da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,Keine Stunde hatt’er frei.Gestern, als sie ihn begruben,War er richtig auch dabei.

Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Wirklich, er war unentbehrlich

Von erlesener Ele-ganz sind die Gar-deroben zu jedem Karnevalsempfang in Venedig. Ein unver-gleichliches Schau-spiel mal mit, mal ohne Masken. Sehen und gesehen werden – am liebsten fährt man in historischen Kostümen auf einer Gondel vor den Pa-lästen vor. Lugte da nicht auch Casanova um die Ecke?

FO

TO

: A

FP

PH

OT

O /

AN

DR

EA

PA

TT

AR

O

Das Tonfi lm-Testament von 1931– Tonfi lm niederzulegen.

Die Filmleute gingen auf den Vor-schlag ein und unter strengem Aus-schluß der Öffentlichkeit wurde im Krankenzimmer ein Film gedreht, dessen einziger Akteur Mr. Russel war. Gleichzeitig erhielt Russels Anwalt den Auftrag, am Todestage des Gutsbesit-zers ein Inserat in den Blättern zu ver-öffentlichen, in dem mitgeteilt wurde, daß Russel bei seinem Begräbnis selbst die Grabrede halten und außerdem al-len Verwandten und Bekannten seinen letzten Willen kundtun werde.

Die Inserate taten ihre Schuldigkeit; zum Begräbnis Mr. Russels fand sich eine solche Menge von Neugierigen ein, daß die Aufbahrungshalle gesperrt wer-den musste. Dann kam die mit Span-nung erwartete Filmvorführung. Die Halle wurde verdunkelt, eine Projekti-onsleinwand entrollt und nun begann der tonfi lmische Teil der Leichenfeier.

Auf der Leinwand erschien das Bild Mr. Russels, der, auf seinem Bett sit-zend, folgende Rede losließ:

„Zu Lebzeiten konnte ich meinen lieben Mitmenschen leider nie richtig meine Meinung sagen. Nun, da ich tot bin, werde ich wohl ehrlich und ohne jede Rücksicht sprechen können.“

Und nun sprach Mr. Russel so aufrichtig und unverblümt, daß die Verwandten fl uchtartig die Halle verließen und die Leichen-feier unter fortwährendem unter-drücktem Gelächter vor sich ging.

Als erster kam der Neffe an die Rei-he, der die Erbschaft für sich erhofft hat-te. Mr. Russel meinte, daß er einem so liederlichen Patron und verschwende-rischen Menschen sein Vermögen nicht anvertrauen werde. Die Adoptivtoch-ter, die einen Mann genommen hatte, der dem Verstorbenen unsympathisch war, bekam ebenfalls Dinge zu hören,

die nicht schmeichelhaft klangen. Ein Rechtsanwalt musste es sich gefallen lassen, daß Mr. Russel ihn einen Gau-ner und Rechtsverdreher nannte und schließlich erfuhren auch zwei seiner Freunde, daß sie geldgierige Halunken seien, die auf seine Gutmütigkeit speku-liert hätten. Den glanzvollen Abschluß der Rede bildete die Verlesung des Tes-taments, nach der auffallend viele lange Gesichter bemerkt wurden. Das Ver-mögen vermachte Russel einer Blinden-anstalt und einem Wohltätigkeitsinstitut.

Der Winter ist ein rechter Mann,Kernfest und auf die Dauer;Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,Und scheut nicht süß noch sauer.

War je ein Mann gesund wie er?Er krankt und kränkelt nimmer,Er trotzt der Kälte wie ein Bärund schläft im kalten Zimmer.

Er zieht sein Hemd im freien anund läßt’s vorher nicht wärmenund spottet über Fluß im Zahnund Grimmen in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsangweiß er sich nichts zu machen,

Der Winter ist ein rechter Mann

Haßt warmen Drang und warmen Klangund alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,wenn´s Holz im Ofen knittert,und um den Ofen Knecht und Herrdie Hände reibt und zittert;

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbrichtund Teich und Seen krachen:Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,dann will er tot sich lachen. –

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinausBeim Nordpol an dem Strande;Doch hat er auch ein Sommerhausim lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort, bald hier;gut Regiment zu führen;und wenn er durchzieht, stehen wirund sehn ihn an und frieren.

Matthias Claudius (1740 - 1815)FO

TO

: A

FP

PH

OT

O /

YO

SH

IKA

ZU

TS

UN

O

Eine Kranichskulptur in einem Park in Tokio am 30. Januar.

iFRANKFURTER NACHRICHTEN und Intelligenz-Blatt –Frankfurter Journal Gegründet 1722 HandelszeitungFreitag, 15. Mai 1931 – Preis 10 Pfennig