The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

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W ir sollten etwas für Ti- bet unternehmen. Das Leben ist sinnlos, wenn wir nichts für Tibet tun.“ Nur wenige Tage, ehe sie sich anzün- dete, verbrachte Tsering Kyi die Schulferien bei ihrer Familie im Dorf Draktho, Gemeinde Mema, wo sie diesen Satz geäußert haben soll. Tsering Kyi, 19, die eine ti- betische Mittelschule im Be- zirk Machu (chin. Maqu), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, besuchte, setzte sich am 3. März auf einem Gemüsemarkt der Stadt Machu in der traditi- onell tibetischen Region Amdo in Brand; sie starb unmittelbar danach. Dem tibetischen Parlament- im-Exil in Dharamsala zufolge war das Sicherheitspersonal sofort zur Stelle und riegelte den Markt ab: „Alle Mobiltelefone wurden konfisziert, damit die Nachricht über das Geschehen sich nicht verbreiten konnte. Den Leuten, die die Szene mitbekamen, wurde streng verboten, irgendetwas über die Selbstverbrennung weiterzu- geben oder darüber zu sprechen.“ Die Polizei ging später zu Tsering Kyis Familie, um zu er- mitteln und führte Untersuchun- gen in der Nachbarschaft durch. Alle Websites in der Gegend wur- den gesperrt und die Leiter der Regierungsämter kamen auf die Protestaktion hin zu einer Bespre- chung zusammen. Radio Free Asia berichtete unter Berufung auf eine tibeti- sche Exilquelle mit Kontakten zu Machu, chinesische Markt- händler hätten das brennende Mädchen mit Steinen beworfen. Als die Polizei eintraf, schlug sie das Mädchen, während sie die Flammen löschte. Tsering Kyi starb auf der Stelle. Dies ist der erste Fall von Selbstverbrennung in der Region Machu. Seit 2009 haben sich 25 Tibeter in Flammen gesetzt, wo- bei sie mehr Freiheit in Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil forderten. Vor der jährlichen Sitzungs- periode des Nationalen Volks- kongresses (NPC) „schwor“ Pe- king, alle Ausdrucksformen von Auflehnung in Tibet gnadenlos „niederzuschmettern“. Auf der Eröffnung des Natio- nalen Volkskongresses in Peking am 5. März war oft die Rede von der nötigen Stabilität des Landes und den begleitenden Maßnah- men; die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, wie man die innere Stabilität herstellen will. Die Ausgaben der Zentral- regierung für die öffentliche Sicherheit wurden um 7,7 Pro- zent erhöht. Der Etat für innere Sicherheit erreicht nun mit den Ausgaben der lokalen Behörden umgerechnet 84 Milliarden Euro. Damit übersteigt er den 80 Mil- liarden Euro schweren Militär- etat um vier Milliarden Euro. Offensichtlich sieht die Zentral- regierung das eigene Volk als den gefährlichsten Feind an. (rls) www.epochtimes.de Ist Fukushima schon vergessen? Seite 3 GEWISSEN Die höchste und zutiefst innere Instanz. Behauptet Roland R. Ropers in seiner Etymosophie-Kolumne. mehr auf Seite 11 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 € Mit bunten Ballons und schwerem Herzen. Vor 53 Jahren, am 10. März 1959, wurde der Aufstand der Tibeter gegen die chinesische Besatzungsmacht blutig niederge- schlagen. Der Dalai Lama und Zehntausende Tibeter flohen nach Nepal und Indien. Um daran zu erinnern und um auf die immer schärfer werdende Unterdrückung der Tibeter in ihrem eigenen Land hinzuweisen gab es am 10. März weltweite Demonstrationen. Hier vor der chinesischen Botschaft in Madrid. Mehr auf Seite 12. Tibeterin stirbt für Selbstbestimmung FOTO: HANS-WERNER SCHULTZ/PIXELIO.DE Der schiitische Halbmond zerbricht Seite 7 Menahem Pressler lehrt die Essenz der Musik Der Bratschenvirtuose Eric Shumsky erzählt von seiner Begegnung mit dem legen- dären Pianisten Menahem Pressler bei einer Meister- klasse des 87-jährigen Kam- mermusikers. mehr auf Seite 8 Online-Rollenspiele können der Ehe schaden Das Spielen und Spielverver- halten von Onlinespielern ist anscheinend eine Angele- genheit, die die Qualität der Ehebeziehung wesent- lich beeinflusst. mehr auf Seite 10 Das neue Libyen mit alten Missständen Mit dem Fall des libyschen Diktators stieg die Erwartung, dass der Terror und die Miss- handlungen ein Ende haben. Dem sei nicht so, sagen die Menschenrechtsorganisati- onen. mehr auf Seite 6 „Nader und Simin – eine Trennung“ Seite 9 DIE NEUE SHOW MIT LIVE-ORCHESTER Berlin: 16.-18. März ICC | Frankfurt: 30.-31. März Jahrhunderthalle Tickets: www.ticketonline.de | Hotline Berlin: 030/609885290 | Hotline Frankfurt: 01805/697469 14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkmax.42Cent/Min. Präsentiert vom Deutschen Falun Dafa Verein e.V. RENAISSANCE VON 5000 JAHREN CHINESISCHER KULTUR „Ein außergewöhnliches Erlebnis.“ — Cate Blanchett Oscar- und Golden-Globe-Preisträgerin www. ShenYun2012 .com Erleben Sie die fantastische reiche Kultur des klassischen Chinas, die durch brillant choreografierte Tänze und faszinierende orchestrale Kompositionen zum Leben er- weckt wird. Spitzentänzer in prächtigen Kostümen beleben in poetischen Arrange- ments idyllische Schönheit, imperiale Dramen und den Glanz einer antiken Zivilisation. ANZEIGE Ist Erfolg in der Chefetage männlich? Seite 2

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The Epoch Times Deutschland

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Page 1: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

Wir sollten etwas für Ti-bet unternehmen. Das Leben ist sinnlos, wenn

wir nichts für Tibet tun.“ Nur wenige Tage, ehe sie sich anzün-dete, verbrachte Tsering Kyi die Schulferien bei ihrer Familie im Dorf Draktho, Gemeinde Mema, wo sie diesen Satz geäußert haben soll.

Tsering Kyi, 19, die eine ti-betische Mittelschule im Be-zirk Machu (chin. Maqu), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, besuchte, setzte sich am 3. März auf einem Gemüsemarkt

der Stadt Machu in der traditi-onell tibetischen Region Amdo in Brand; sie starb unmittelbar danach.

Dem tibetischen Parlament-im-Exil in Dharamsala zufolge war das Sicherheitspersonal sofort zur Stelle und riegelte den Markt ab: „Alle Mobiltelefone wurden konfi sziert, damit die Nachricht über das Geschehen sich nicht verbreiten konnte. Den Leuten, die die Szene mitbekamen, wurde streng verboten, irgendetwas über die Selbstverbrennung weiterzu-geben oder darüber zu sprechen.“

Die Polizei ging später zu Tsering Kyis Familie, um zu er-mitteln und führte Untersuchun-gen in der Nachbarschaft durch. Alle Websites in der Gegend wur-den gesperrt und die Leiter der Regierungsämter kamen auf die Protestaktion hin zu einer Bespre-chung zusammen.

Radio Free Asia berichtete unter Berufung auf eine tibeti-sche Exilquelle mit Kontakten zu Machu, chinesische Markt-händler hätten das brennende Mädchen mit Steinen beworfen. Als die Polizei eintraf, schlug sie

das Mädchen, während sie die Flammen löschte. Tsering Kyi starb auf der Stelle.

Dies ist der erste Fall von Selbstverbrennung in der Region Machu. Seit 2009 haben sich 25 Tibeter in Flammen gesetzt, wo-bei sie mehr Freiheit in Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil forderten.

Vor der jährlichen Sitzungs-periode des Nationalen Volks-kongresses (NPC) „schwor“ Pe-king, alle Ausdrucksformen von Aufl ehnung in Tibet gnadenlos „niederzuschmettern“.

Auf der Eröffnung des Natio-nalen Volkskongresses in Peking am 5. März war oft die Rede von der nötigen Stabilität des Landes und den begleitenden Maßnah-men; die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, wie man die innere Stabilität herstellen will.

Die Ausgaben der Zentral-regierung für die öffentliche Sicherheit wurden um 7,7 Pro-zent erhöht. Der Etat für innere Sicherheit erreicht nun mit den Ausgaben der lokalen Behörden umgerechnet 84 Milliarden Euro. Damit übersteigt er den 80 Mil-

liarden Euro schweren Militär-etat um vier Milliarden Euro. Offensichtlich sieht die Zentral-regierung das eigene Volk als den gefährlichsten Feind an. (rls)

www.epochtimes.de

Ist Fukushima schon vergessen? Seite 3

GEWISSEN Die höchste und zutiefstinnere Instanz. Behauptet Roland R. Ropers in seiner Etymosophie-Kolumne.

mehr auf Seite 11

14. - 20. März 2012 / Nr. 307 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

Mit bunten Ballons und schwerem Herzen. Vor 53 Jahren, am 10. März 1959, wurde der Aufstand der Tibeter gegen die chinesische Besatzungsmacht blutig niederge-schlagen. Der Dalai Lama und Zehntausende Tibeter fl ohen nach Nepal und Indien. Um daran zu erinnern und um auf die immer schärfer werdende Unterdrückung der Tibeter in ihrem eigenen Land hinzuweisen gab es am 10. März weltweite Demonstrationen. Hier vor der chinesischen Botschaft in Madrid. Mehr auf Seite 12.

Tibeterin stirbt für Selbstbestimmung

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Der schiitische Halbmond zerbricht Seite 7

Menahem Pressler lehrtdie Essenz der MusikDer Bratschenvirtuose EricShumsky erzählt von seinerBegegnung mit dem legen-dären Pianisten MenahemPressler bei einer Meister-klasse des 87-jährigen Kam-mermusikers. mehr auf Seite 8

Online-Rollenspiele können der Ehe schadenDas Spielen und Spielverver-halten von Onlinespielern ist anscheinend eine Angele-genheit, die die Qualität der Ehebeziehung wesent-lich beeinfl usst.

mehr auf Seite 10

Das neue Libyen mit alten MissständenMit dem Fall des libyschen Diktators stieg die Erwartung, dass der Terror und die Miss-handlungen ein Ende haben. Dem sei nicht so, sagen dieMenschenrechtsorganisati-onen. mehr auf Seite 6

„Nader und Simin –eine Trennung“ Seite 9

DIE NEUE SHOWMIT LIVE-ORCHESTER

Berlin: 16.-18. März ICC | Frankfurt: 30.-31. März JahrhunderthalleTickets: www.ticketonline.de | Hotline Berlin: 030�/�609�885�290 | Hotline Frankfurt: 01805�/�69�74�69 14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk�max.�42�Cent/Min.

P r ä s e n t i e r t v o m D e u t s c h e n F a l u n D a f a V e r e i n e . V .

RENAISSANCE VON 5000 JAHREN CHINESISCHER KULTUR

„Ein außer gewöhnliches Erlebnis.“ — Cate Blanchett

Oscar- und Golden-Globe-Preisträgerin

www.ShenYun2012.com

Erleben Sie die fantastische reiche Kultur des klassischen Chinas, die durch brillant choreografi erte Tänze und faszinierende orchestrale Kompositionen zum Leben er-weckt wird. Spitzentänzer in prächtigen Kostümen beleben in poetischen Arrange-ments idyllische Schönheit, imperiale Dramen und den Glanz einer antiken Zivilisation.

A N Z E I G E

Ist Erfolg in der Chefetage männlich? Seite 2

Page 2: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

Ist Erfolg männlich? Warum sind Frauen in Führungs-positionen in Unternehmen

und vielen anderen Organisatio-nen unterrepräsentiert? Seit Jah-ren wird über das Missverhältnis zwischen dem Frauenanteil in der Bevölkerung und in Chefetagen diskutiert. Anfang März kündigte die EU-Justizkommissarin Viviane Reding einen Gesetzesvorschlag für den Sommer 2012 zur Ein-führung einer Frauenquote für die von Männern dominierten Füh-rungsspitzen an. Das Fehlen von Frauen schade Europas Wettbe-werbsfähigkeit und behindere das Wirtschaftswachstum.

Eine solche Sichtweise hält der Betriebswirt und Diplom-Psycho-loge Prof. Dr. Jürgen Weibler, In-haber des Lehrstuhls für BWL mit den Schwerpunkten Perso-nalführung und Organisation an der FernUniversität Hagen,

„zunächst einmal für zu einsei-tig“. Grundsätzlich ist nach sei-ner Ansicht „eine Frauenquote im Management eine sinnvolle Über-legung, aber man muss auch die Gründe für dieses Frauendefizit in Führungspositionen angehen“. Weiblers Aussagen basieren auf der Auswertung zahlreicher em-pirischer Untersuchungen zur Unterrepräsentanz von Frau-en in Unternehmensführungen. Empirische Belege dafür, dass der Erfolg von Führungskräften von ihrem Geschlecht beziehungswei-se von „männlichen“ oder „weib-lichen“ Führungsstilen abhängt – die sich unter den bestehenden Verhältnissen selten signifikant unterscheiden – fand er nicht.

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307DEuTschlaND2

iEine ausführliche Darstel-lung zum Thema „Female Leadership: Wie Frauen führen“ ist im Buch „Personalführung“ von Jürgen Weibler enthalten, das im Februar 2012 beim Verlag Vahlen, München, in zweiter auflage er-schienen ist (IsBN 978-3-8006-4185-7), 751 seiten.

Impressum

Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia AkbarVerantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Feuilleton)Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchinredaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline MartiniVerlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 E-Mail [email protected]

Geschäftsführung Manyan Ng, Zhihong ZhengAnzeigen +49(0)30/26 39 5314 (Berlin Zentral) E-Mail [email protected] Barbara Giesenkirchen, Breslauer Str. 11, D-31275 Lehrte Tel./Fax: +49(0)30/36434994E-Mail [email protected] BVZ Berliner Zeitungsdruck, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin

spendenkonto Bank: Deutsche Bank 24Konto-Nr.: 525 505 401BLZ: 100 700 24BIC/SWIFT: DEUT DE DBBERIBAN: DE 9110 0700 2405 2550 5401

Ist Erfolg in der Chefetage männlich?Belege, dass der Erfolg von Führungskräften von ihrem Geschlecht beziehungswei-se von „männlichen“ oder

„weiblichen“ Führungsstilen abhängt, hat noch niemand gefunden.

Die männliche Sicht der Welt als StandardEin wesentlicher Grund für die geringe Frauenquote vor allem im Top-Management liegt für Weibler in der menschlichen Kulturgeschichte: „Viele Gene-rationen lang haben Männer die Führungspositionen in der Wirt-schaft besetzt und einen Standard für Deutungshoheit definiert, den wir heute verinnerlicht haben.“ So werden Führungspositionen und die Erwartungen an Führungs-kräfte mit Aggressivität, Ehrgeiz, Energie, Entschlossenheit und Stärke assoziiert. Also mit Begrif-fen, die auch typisch sind für Män-ner und deren Sicht von sich selbst. Jürgen Weibler: „Welcher Mana-ger und auch welche Managerin würde sich dagegen mit ‚weiblich“ belegten Eigenschaften beschrei-ben wie kinderlieb, fröhlich, leicht-gläubig oder schüchtern?“ Statt-dessen wird von Frauen bei der Besetzung von Führungspositio-nen oftmals eine stärkere Ausbil-dung männlicher Eigenschaften erwartet als von den Männern selbst – und von Frauen als Leit-bild übernommen, um sich kon-form zu verhalten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sowohl Männer als auch Frauen sich überwiegend immer noch einen männlichen Vorgesetzten wünschen. Gleichzeitig sehen je-doch immer mehr Männer Frauen im Management positiv.

Dabei ist es nebensächlich, ob die Stereotypen richtig sind, son-dern es geht nur darum, dass sie tatsächlich bestehen. In diesem Sinn wird ein längeres Telefo-nat bei einem Manager für eine

„telefonische Verhandlung“ ge-halten, bei einer Managerin für

„Entspannung“. Solche Stereo-type helfen den Männern auch, ihre Vormachtposition nicht zu räumen, nur weil – objektiv ge-sehen – Frauen genauso gut sind. Für Frauen ist offensichtlich der

Schritt vom mittleren in das Top-Management eine besonders gro-ße Hürde: Hier scheint eine un-sichtbare Barriere zu bestehen, die momentan nur ganz wenige durchbrechen können („Glass Ceiling Effect“).

Die Fremdheit zwischen Sein und ScheinWeil die Erwartungen an Füh-rungskräfte und deren Selbstbilder bei Frauen viel weniger überein-stimmen als bei Männern, müs-sen Managerinnen eine zusätzli-che Diskrepanz zwischen „Sein“ und „Schein“ – dem eigenen Ich und der ihnen oft wesensfremden Rolle „harte Managerin“ – über-winden. Weibler: „Viele können oder wollen dies nicht!“ Dies mag einer der Gründe sein, warum we-niger Frauen den gleichen Ehrgeiz wie Männer entwickeln.

Empirisch signifikante Unter-schiede zwischen den tatsächli-chen Führungsstilen von Män-nern und Frauen fand Weibler in den Studien breitflächig nicht. Zu sehr sind Frauen, so seine Begrün-dung, in ihrem Unternehmen von einem Geflecht aus Rollenerwar-tungen, Unternehmenskultur und Strukturen umgeben, als dass sie einen wirklich individuellen Führungsstil entwickeln könn-ten. Und auch der Erfolg variiert im Prinzip nicht, aber eben auch nicht der Misserfolg.

Einen wichtigen Trumpf kann „Frau“ nach Weiblers Analysen aber auf jeden Fall ausspielen:

„Zurzeit wird der ‚Transforma-tionale Führungsstil“ als beson-ders effektiv angesehen. Dabei werden unter anderem die Be-schäftigten als Persönlichkeiten mit individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen gesehen, auf die die Vorgesetzten auch un-terschiedlich eingehen müssen. Weiblichen Führungskräften fällt das anscheinend etwas leichter als männlichen.“ Zudem belohnen

sie stärker Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem konkreten Anlass, also kurzfristig nach ei-nem Erfolg. Weibler: „Das moti-viert viel stärker als ein Bonus, der erheblich später kommt.“

Bei Krisen Frauen bevorzugtPikanterweise werden Frauen durchaus bevorzugt, wenn es gilt, eine konkrete Krisensituation zu meistern. Danach stehen sie un-freiwillig häufiger auf einer un-sichtbaren Klippe, von der sie leicht abstürzen können („Glass Cliff Effect“). Scheitern Frau-en bei dieser besonders riskan-ten Aufgabe, „bestätigen“ sie die männlichen Vorurteile. Machen sie ihren Job gut, erfüllen sie le-diglich die Erwartung an sie als gute „People Manager“, empfeh-len sich im Gegensatz zu männli-chen Kollegen dadurch aber nicht automatisch für „toughe“ (starke) Positionen im Top-Management. Gerade in gemischten Teams aus Männern und Frauen werden Er-folge der gesamten Gruppe vor al-lem den männlichen Mitgliedern zuerkannt. Dies kann an deren meist viel besserer Vernetzung und ihren typisch „männlichen Denkweisen“ liegen. Außerdem sind Frauen in ihrem Außenauf-tritt weniger dominant.

Weibliche Vorbilder notwendigOb eine gesetzliche Frauenquo-te für Führungspositionen, gleich, ob national oder EU-weit, das richtige Mittel ist, um lange ze-mentierten Stereotypen entge-genzuwirken, ist für Prof. Weibler nicht einfach zu beantworten: „Es gibt auf jeden Fall gute ethische und auch demografische Grün-de für eine Frauenquote. Aber es ist niemandem damit gedient, wenn überproportional häufig Fehlbesetzungen die Folge einer momentan noch zu geringen Aus-wahl sein sollten. Das hätte einen

stark kontraproduk-tiven Effekt. Um mehr Frau-en in zentralen Positionen zu bekommen, schlägt er für den Normalfall eine „maßvolle Quote“ für den Übergang vor, die sich bei der Besetzung von Füh-rungspositionen als Leitidee am Frauenanteil der darunter liegen-den Ebene orientiert: „Es muss auf den jeweils vorauslaufenden Stufen ja eine genügende Zahl von Frauen mit entsprechender Erfahrung und dem Willen wei-terzugehen, geben.“ Wichtig ist ihm vor allem, „dass wir Vorbilder in allen zentralen gesellschaftli-chen Positionen haben – nur da-durch können die vorherrschen-den Stereotype aufgebrochen werden. Je mehr Vorbilder es gibt, desto schneller vollzieht sich diese Wandlung.“

Zu bedenken gibt er aber, dass mehr Gerechtigkeit gegenüber Frauen neue Ungerechtigkeiten zur Folge haben könnte: „Die Nichteinführung einer Quote würde die zweifellos vorhande-ne Ungerechtigkeit verlängern. Die Einführung dagegen würde diejenigen Männer benachtei-ligen, die trotz entsprechender Qualifikationen nicht zum Zuge kommen. Einen auf die einzelne Person bezogenen Gerechtigkeits-ausgleich gibt es da leider in der Regel nicht. Man kann den Ku-chen nicht gleichzeitig verspeisen und behalten!“ (sfr / Bossemeyer-FernUniversität Hagen)

Frauenquote für Führungspositionen

Dass eine stärkere Partizipa-tion von Frauen gerade in Führungspositionen aus

vielfältigen Gründen wichtig und notwendig ist, wird mittlerwei-le sogar durch Beratungsfirmen wie McKinsey postuliert. Selbst die EU-Kommission droht großen Unternehmen mit einer verbind-lichen Frauenquote.

Bund und Länder fordern nun die außeruniversitären Forschungs-einrichtungen erneut nachdrück-lich auf, ihre Anstrengungen zu er-höhen, dieses Potenzial in Zukunft noch stärker auszuschöpfen. Ob-wohl sie ihre Forderung nach akti-ver Rekrutierung und Zielquoten für die forschungsorientierte För-derung von Frauen mehrmals in den letzten Jahren gestellt haben, hat sich bisher wenig getan.

Frauenquote auf ErfolgskursDie Leibniz-Gemeinschaft beab- sichtigt nun, mehr Wissenschaft-

lerinnen für Leitungspositionen zu gewinnen, um den Anteil von Frauen in wissenschaftlichen Lei-tungspositionen bis 2016 auf 20 Prozent zu erhöhen. Diese Vor-gabe hat das GESIS Leibniz

Q u a l i t ä tE r f a h r u n g

K o m p E t E n z

Institut für Sozialwissenschaften auf der Ebene der wissenschaftli-chen Abteilungsleitungen bereits heute erfüllt. Auf der darunter liegenden Hierarchieebene der Teamleitung sind aktuell sogar 47 Prozent Frauen. Dies ist vor al-lem darauf zurückzuführen, dass wesentliche Bestandteile des ge-lebten GESIS-Leitbilds die För-derung von Geschlechtergerech-tigkeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind. Letztere wird besonders durch die fami-lienfreundliche Institutskultur – GESIS ist zertifiziert durch das audit berufundfamilie – und die damit verbunden Maßnahmen, wie beispielsweise Unterstützung bei der Kinderbetreuung und der Möglichkeit der Telearbeit, ge-fördert.

GESIS hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2016 den Frauen-anteil in den wissenschaftlichen Leitungspositionen zu halten

beziehungsweise weiter zu stei-gern. Auf der wissenschaftlichen Leitungsebene strebt GESIS an, im Rahmen der rechtlichen Vor-gaben offene Abteilungsleiterpo-sitionen mit Wissenschaftlerinnen zu besetzen. Weiterhin strebt GE-SIS an, bei der Neubesetzung der bis 2015 freiwerdenden Teamlei-terstellen den Frauenanteil auf 50 Prozent zu steigern, mindestens jedoch den derzeitigen Anteil von 47 Prozent zu halten. Damit wird das von Bund und Ländern im Rahmen des Pakts für Forschung und Innovation geforderte „Kas-kadenmodell“ – Orientierung an der Frauenquote in der jeweils darunterliegenden Qualifikati-onsstufe – angewandt.

GESIS steht für Qualität und Kompetenz in den Sozial-wissenschaften und strebt auch im Bereich der Geschlechterge-rechtigkeit eine Vorreiterrolle an. (sfr / Hollerbach – GESIS)

Frauenquote als Geschlechter- gerechtigkeit?

GEsIs leibniz Ins-titut für sozialwis-senschaften strebt eine Zielquote von 40 Prozent für wissenschaftliche abteilungsleitungen und 50 Prozent für wissenschaftliche Teamleitungen an.

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Page 3: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 DEUTSCHLAND

A N Z E I G E

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Bereits wenige Tage nach der Reaktorkatastrophe von Fu-kushima im vergangenen

Jahr starteten Psychologen der Katholischen Universität Eich-stätt-Ingolstadt (KU) eine reprä-sentative Umfrage in der Bevölke-rung zum Thema Atomkraft. Um zu untersuchen, ob und wie sich das persönliche Erleben mit zeit-lichem Abstand zur Reaktorkatas-trophe und dem danach beschlos-senen Atomausstieg veränderte, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Sommer 2011 er-neut befragt.

Durchgeführt wurde die Stu-die von Prof. Dr. Elisabeth Kals (Professur für Sozial- und Organi-sationspsychologie) und ihrer Mit-arbeiterin Dipl.-Psych. Manuela Sirrenberg mit 500 Teilnehmern zwischen 14 und 74 Jahren. Die Wissenschaftlerinnen konnten auf ihre umfangreiche Forschung über Gerechtigkeitspsychologie im Umweltbereich zurückgreifen.

Untersucht wurden drei Fra-gekomplexe: Wie stark sind di-rekt nach der Reaktorkatast-rophe Gefahrenbewusstsein,

Gerechtigkeitsurteil, Emotionen (Ängste und Mitgefühl) sowie die Bereitschaft in der Bevölkerung in Bezug auf Atomenergie aus-geprägt? In welchem Ausmaß besteht die Bereitschaft, sich für den Ausstieg aus der Atomkraft bzw. deren Beibehaltung einzu-setzen? Welche Motivstrukturen liegen hierfür zugrunde?

Engagement durch UngerechtigkeitserlebenEs zeigte sich, dass bei den Teil-nehmern eine hohe Bereitschaft bestand, sich für den Atomaus-stieg zu engagieren, sei es durch die Teilnahme an öffentlichen Kundgebungen, durch Verzicht oder auch durch Investitionen im privaten Energiebereich. „Ent-gegen der öffentlichen Annahme entsprangen die zu diesem Zeit-punkt geäußerten Engagements nicht Ängsten und Sorgen um die eigene Gesundheit, sondern waren in erster Linie Ausdruck des (Un-)Gerechtigkeitserlebens der Bürge-rinnen und Bürger“, erklären Kals und Sirrenberg. Während Ängste und Sorgen unmittelbar nach der

Reaktorkatastrophe moderat aus-geprägt gewesen seien, habe ein hoch ausgeprägtes Ungerechtig-keitserleben gegenüber der Atom-kraft bestanden.

„Ich fi nde es ungerecht, dass solch große Katastrophen wie in Fukushima auch mich hier in Deutschland treffen können, ob-wohl ich dachte, dass Atomkraft sicher sei.“ Das in etwa war die Aussage dazu und das Empfin-den, über die Sicherheit belogen worden zu sein, führte zu Enttäu-schung und Vertrauensverlust und dem Gedanken: „Das ist ungerecht, dass man uns so belogen hat.“

Die Ergebnisse einer zweiten Umfrage ein halbes Jahr später bei über 200 der vorhergehenden Teilnehmer belegten die Stabilität der Befunde: Das unterstützende Verhalten zum Atomausstieg steht auch weiterhin in engem Zusam-menhang mit dem (Un-)Gerech-tigkeitserleben in der Bevölkerung.

„Interessanterweise haben das Interesse und die Engagements im Bereich Atomkraft mit dem zeitlichen Abstand nur in sehr geringem Maße abgenommen.

Hingegen sind die vormals eher moderaten Ängste und Sorgen um die eigene Gesundheit sogar gestiegen, obgleich die möglichen Gefahren in Deutschland, auch durch den zeitlichen Abstand zu Fukushima, objektiv eher gesun-ken sind“, betonen die beiden Wissenschaftlerinnen.

Gesundheitssorgen wegen AtomkraftGaben in der ersten Studie 67 Prozent der Befragten an, kei-ne Ängste und Sorgen bezüglich der eigenen Gesundheit aufgrund von Atomkraft zu empfi nden, wa-ren es in der Folgebefragung nur noch 46 Prozent. Das stete Inte-resse und die gestiegenen Ängste sprächen dafür, dass die Atom-kraft und die Energiegewinnung nach wie vor auch jenseits des politischen Tagesgeschehens und Deutschlands alleinigem Atom-ausstieg für die deutsche Bevöl-kerung ein wichtiges Thema sei-en, zu dem die Bürgerinnen und Bürger differenzierte Gerechtig-keitsurteile fällten. (sfr / Schulte-Strathaus – KU)

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Ist Fukushima schon vergessen?

Journalisten wurden am 28. Februar in Schutzkleidung zu den Trümmern von Fukushima Daiichi geführt. TEPCO-Mitarbeiter erklären die Lage vor Ort, die nicht so „sauber“ ist, wie sie hier wirkt, sondern immer noch hoch gefährlich.

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Das Thema Burn-out be-herrschte jüngst wochen- und monatelang die öf-

fentliche Diskussion. Für die einen ist Burn-out eine Modediagnose, für die anderen eine ernstzuneh-mende Erkrankung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psy-chotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) klärt nun auf.

Missverständnisse und irre-führenden Sichtweisen rund um Burn-out vermischen sich mit schädlichen psychosozialen Be-dingungen unserer Arbeitswelt. Die DGPPN stellt in Kooperati-on mit der Stiftung Seelische Ge-sundheit der Öffentlichkeit das Positionspapier „Burn-out – Der Preis für die Leistungsgesellschaft?“ vor. Das Papier warnt vor einem unkritischen Gebrauch des Be-griffs Burn-out für quasi sämtli-che psychischen Störungen, die im Zusammenhang mit einer Ar-beitsbelastung stehen. Diese all-umfassende Anwendung des Be-griffs hat zwar zu einem offeneren Umgang mit psychischen Erkran-kungen geführt. Betroffenen fällt

es erkennbar leichter, ohne Scham über ihre psychischen Erkrankun-gen zu sprechen. Aber oftmals wird Burn-out mit der schweren und nicht selten lebensgefährli-chen Krankheit der Depression gleichgestellt. Damit drohe eine besorgniserregende Unter- oder Fehlversorgung der Betroffenen, argumentiert die Fachgesellschaft.

Burn-out ist – laut der Inter-nationalen Klassifikation von Erkrankungen (ICD-10) – keine medizinische Diagnose. Auch in Zukunft wird Burn-out bei der an-stehenden Revision zur ICD-11nicht als eigenständige Krank-heit anerkannt werden. Burn-out kommt lediglich im Anhang des ICD-10 vor, nämlich unter

„Faktoren, die den Gesundheits-zustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesund-heitswesens führen“. Dennoch hat Burn-out für Diagnostik und Therapie mehrfach Bedeutung:

• Das Erleben von Burn-out kann ein Risikozustand sein, der zu Erkrankungen wie

Depressionen, Alkoholmiss-brauch, Angststörungen, chronisches Schmerzsyndrom, Tinnitus, Bluthochdruck oder chronische Infektionskrankhei-ten führen kann.

• Andererseits kann das Erleben von Burn-out auch Frühsym-ptom oder Folge von Krank-heiten wie beispielsweise Psy-chosen, Multiple Sklerose oder Tumorerkrankungen sein.

Nur durch eine gründliche medi-zinische Untersuchung kann eine zugrunde liegende Krankheit er-fasst und gezielt behandelt werden. Diese differenzierende Diagnostik ist bei erlebtem Burnout unbedingt notwendig, denn für alle diese zu-grunde liegenden Krankheiten gibt es gesicherte störungsspezifi -sche Therapien, die den Patienten nicht vorenthalten werden dürfen. Für Burn-out, ohne gleichzeitig

bestehende Erkrankung, gibt es keine nach den Regeln der evi-denzbasierten Medizin wirksam nachgewiesenen Therapien oder Prävention. Ist Burn-out Auslö-ser einer psychischen oder soma-tischen Erkrankung, sollte in der dann indizierten Therapie die Be-lastung am Arbeitsplatz noch stär-ker berücksichtigt werden.

Die DGPPN fordert, dass „psy-chisch gesunde“ Arbeitsplätze mehr

als bisher in die Verantwortung der Betriebe und Verwaltungen rücken. Dabei sollte die Position von Be-triebsärzten gestärkt werden. Wie in den meisten anderen europä-ischen Ländern sollten auch in Deutschland gesetzliche Regelun-gen zum Schutz vor gesundheits-gefährdendem psychischem Stress erfolgen. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz müssen medizi-nischen Risiken von Lärm, Licht, Vibrationen oder Toxinen gleich-gestellt sein. Dies könnte aus Sicht der DGPPN verhindern, dass das sogenannte Burn-out-Problem vor-nehmlich auf das Gesundheitssys-tem abgeschoben wird. Hier be-steht in Deutschland erheblicher Nachholbedarf.

In der medizinischen For-schung ist der Risikofaktor „psy-chisch ungesunder Arbeitsplatz“ bisher kaum untersucht worden. Das Thema „Psychische Krank-heit und Arbeitsplatz“ muss auch Gegenstand einer breit angelegten wissenschaftlichen Forschungsiniti-ative der Bundesregierung werden. (sfr / Siller – DGPPN)

Wenn die Flamme erlischt …

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Die Burn-out-Debatte

Page 4: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307INNovaTIoN4

An eigener Produktion führt kein Weg in den USA vorbei

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ohne eigene produzierende Unternehmen kann die ame-rikanische Wirtschaft und der Wohlstand der Mittelklasse nicht gerettet werden.

Peter Morici

Barack Obama und seine republikanischen Heraus-forderer stimmen in vielen

Dingen nicht überein. Aber bei ei-ner Sache sind sie sich einig: dass es auf Produktion ankommt und dass die Wiederbelebung produ-zierender Unternehmen in den USA im Zentrum des Präsident-schaftswahlkampfes im Herbst ste-hen wird.

Seit dem Jahr 2000 ist die US-Wirtschaft jährlich um nur 1,6 Prozent gewachsen. Somit hat sie das durch Produktivität und Be-völkerungswachstum errechnete Potenzial von drei Prozent ver-fehlt und dabei keinen einzigen Arbeitsplatz geschaffen. Gäbe es nicht eine alarmierend hohe An-zahl an Amerikanern, die gar nicht erst auf Jobsuche gehen und

dadurch nicht in der Statistik auf-tauchen, wäre die Arbeitslosenra-te bei 13 Prozent.

Importabhängigkeit – ein SchlamasselÖkonomen sind sich einig, dass die schwache Nachfrage nach Produkten aus den USA der Grund dafür ist. Die Abhängig-keit von ausländischem Öl und ausländischer Produktion sind der Hauptgrund für diesen Schla-massel.

Das Handelsbilanzdefizit be-trägt 600 Milliarden US-Dol-lar oder ungefähr 3,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Jeder Dollar, der ins Ausland fließt und nicht durch Importe ins Land zurückkommt, bedeutet weni-ger Nachfrage und weniger Jobs. Beseitigen die USA das Handels-bilanzdefizit, würde das BIP um eine Billion US-Dollar ansteigen und zehn Millionen neue Jobs könnten entstehen.

Zurzeit ist Öl für 45 Prozent des Handelsbilanzdefizits verant-wortlich. Den Rest verursachen Produzenten aus China, Deutsch-land und Japan.

Pro Tag werden ungefähr neun Mil-lionen Barrel Öl im-portiert. Der Benzinver-brauch ist etwa gleich hoch. Eine gesteigerte heimische Produktion im Golf, in Alas-ka und aus anderen Offshore-Vorkommen könnte die Importe halbieren. Die Möglichkeiten zur effizienteren Nutzung von Benzin und Erdgas für den Transport in Städten und der Heizung könn-ten den Rest erledigen.

Produktivität und ProduktionssteigerungIn Bezug auf die eigene Produk-tion werden so viele unehrliche Argumente vorgebracht.

Die Steigerung der Produkti-vität hat sicherlich die Beschäf-tigungszahlen in Europa, in den USA und in China in diesem Sek-tor sinken lassen. Aber Produk-tionssteigerungen treten überall und in jedem Jahr auf. Das ist die Essenz des Fortschritts.

Der Ackerbau hat die Produk-tivität im 20. Jahrhundert drama-tisch gesteigert, aber die Ameri-kaner haben die Landwirtschaft nicht aufgegeben.

Wenn die Vereinigten Staaten drei viertel von dem 650-Milli-

arden-Defizit bei der Produkti-on beseitigen könnten, müss-

te jemand anderes diese Produkte herstellen, sogar

auf einem höheren Effi-zienzniveau als in der Vergangenheit. Die

US-Wirtschaft wäre um fünf Prozent größer und die Politiker wären um einen Mangel an Ar-beitskräften besorgt.

Die niedrigen Löhne sind in beschäftigungsintensiven Berei-chen ein positiver Aspekt, aber die US-Technologie sollte ein Vorteil in anderen Bereichen sein. Auf diese Weise bleibt Deutschland bei Arbeitsplätzen in Fabriken und beim Export führend und das mit einer Lohnstruktur, die viel höher liegt als die in den USA. Falls die Deutschen nicht schlauer sind als die Amerikaner, sollten wir das auch schaffen.

DienstleistungenAmerika ist führend beim Export von Dienstleistungen, aber trotz gemeinsamer Bemühungen die-se durch Handelsabkommen in den letzten Jahrzehnten zu stei-gern, liegt der Exportüberschuss der USA bei Wirtschaftsdienstleis-tungen bei nur etwa 80 Milliarden US-Dollar. Die USA werden dies nicht mehr als verdoppeln kön-nen, selbst wenn es ihnen gelingt, auf dem chinesischen oder auf einem anderen asiatischen Markt Fuß zu fassen.

Moderne einheimische Öko-nomien mögen von Dienstleis-tungen dominiert sein, aber die

meisten dieser Dienstleistungen kommen im internationalen Han-del nicht zum Tragen. Denken Sie zum Beispiel an Kinos, Reinigun-gen oder Installateure.

Die Herstellung von Produk-ten trägt zur Dynamik des Wachs-tums auch auf andere Weise bei. Dort werden höhere Löhne ge-zahlt und sie sorgen für zwei Drit-tel aller Forschungs- und Ent-wicklungsaktivitäten. Das schafft geistiges Eigentum, das den ho-hen Lebensstandard Amerikas trägt.

Ohne Produktion würden viele der Innovationen im Dienstleis-tungsbereich nicht stattfinden. Wären Intel und IBM beispiels-weise keine Unternehmen mit Sitz in den USA, wäre es höchst zwei-felhaft, ob Apple, Microsoft und andere Softwareunternehmen für Business Solutions, die einen Lö-wenanteil in Bereich Forschung und Entwicklung ausmachen, heute Unternehmen mit Sitz in Amerika wären.

WettbewerbsfähigkeitAmerikas größte Konkurren-ten, die Regierungen von China, Deutschland und Japan, sind sich dieser Tatsachen schon seit lan-ger Zeit bewusst und haben ihre Währung, Steuerstruktur und

Fördergelder für die Wirtschaft so ausgerichtet, dass ein wettbe-werbsfähiger Herstellungssektor gesichert ist.

In einer perfekten Welt müss-ten die Amerikaner nicht mit Ri-valen konkurrieren, die in die Märkte eingreifen, wie es diese Regierungen tun. Aber leider handelt es sich hier nicht um die beste aller möglichen Welten.

Obama, Romney und Santo-rum liefern simple Botschaften. Auf die Produktion kommt es an und die Amerikaner müssen tun was nötig ist, um in ihrer Welt konkurrenzfähig zu sein.

iPeter Morici ist Ökonom und Professor für Wirt-schaft an der University of Maryland School und ein häufig veröffentlichter Kolumnist in den USa.

Der im Bau befindliche Boeing 787 Dreamliner in den Boeing Produkti-

onsanlagen in Paine Field in Everett, Washington, 17. Februar 2012.

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The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 WirTschafT

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Das Seebeben vor der Küs-te Japans, in dessen Folge es zur schwersten Atom-

katastrophe seit der Nutzung der Kernenergie kam, jährt sich dieser Tage zum ersten Mal. Unmittel-bar nach dem Unglück entbrann-te in Deutschland eine grundle-gende Debatte um die Zukunft der Kernenergie, die den Weg für eine umfassende Energie-wende bereitete. Parallel stieg die Nachfrage nach Ökostrom unter dem Schlagwort des „pri-vaten Atomausstiegs“ sprunghaft an. Bundesweit kam es zu einem regelrechten Hype um „grünen“ Strom. Wie aber hat sich das Inte-resse an Ökostrom seitdem entwi-ckelt? Gibt es einen nachhaltigen Trend hin zu „sauberer“ Energie oder hat sich die Nachfrage nach

„grünem“ Ökostrom bereits ein Jahr nach dem Unglück wieder normalisiert?

Mit Blick auf diese Fragestel-lung hat das unabhängige Ver-braucherportal toptarif.de das Interesse der Verbraucher an Ökostrom in den Monaten vor und im ersten Jahr nach Fuku-shima genauer unter die Lupe genommen. In diesem Zusam-menhang wurden alle Rechner- abfragen, die seit Jahresbeginn 2011 über den toptarif.de-Strom-rechner durchgeführt worden sind, ausgewertet und der Anteil der reinen Ökostrom-Vergleiche im Zeitverlauf ermittelt.

Nur kurzfristiges Hoch durch Atomkatastrophe in FukushimaIm Ergebnis zeigt sich, dass das Interesse an Ökostrom in den Wo-chen nach der Atomkatastrophe am höchsten war. So lag der An-teil der Rechnerabfragen für „grü-ne“ Tarife in der Spitze bei knapp 40 Prozent und fiel damit mehr als doppelt so hoch aus wie in den Vormonaten. Bezog sich vor der Katastrophe nur etwa jeder fünf-te durchgeführte Tarifvergleich ausschließlich auf Ökostrompro-dukte, waren es in der bis etwa Ende Mai andauernden Hoch-phase stets drei bis vier von zehn

Berechnungen. Mit Beginn der Sommerzeit nahm das Interesse der Verbraucher an Ökostrom je-doch wieder spürbar ab. „Seit An-fang Herbst 2011 entspricht das Vorgehen der Verbraucher bei der Suche nach Ökostromtarifen wieder weitgehend dem Verhalten von vor den Ereignissen in Fuku-shima“, erklärt Daniel Dodt von toptarif.de.

Vorlieben der Verbraucher variieren bundesweitNeben dem abnehmenden Inte-resse im Zeitverlauf werden im Rahmen der Auswertung zudem bundesweite Unterschiede bei der Suche nach Ökostrom deutlich. Im öko-affinsten Bundesland, dem Saarland (34,3 Prozent), bezieht sich mehr als jeder dritte Tarifver-gleich seit der Atomkatastrophe in Fukushima ausschließlich auf Öko-Angebote. Ähnlich verhält es sich im Norden Deutschlands: Sowohl in Bremen (32,2 Prozent) als auch in Schleswig-Holstein (28,2 Prozent) werden überdurch-schnittlich oft Ökotarife abgefragt. Weniger aktiv nach „grünem“ Strom suchen die Thüringer (24,2 Prozent) und die Brandenburger (23,7 Prozent). Am geringsten fällt der Anteil der Ökostrom-Abfra-gen mit 23,4 Prozent in Sachsen aus. In den drei ostdeutschen Bun-desländern entfällt weniger als jede vierte Berechnung auf kon-krete Ökostromtarife.

Bei Ökostrom-Produkten auf Qualitätssiegel achten

„Verbraucher haben mittlerwei-le eine sehr große Auswahl an verschiedenen Ökostrom-Tari-fen“, macht Daniel Dodt deut-lich. „Konnten Stromkunden 2008 gerade einmal zwischen 25 Unternehmen mit Öko-Produk-ten wählen, so hatte sich diese Zahl bis 2010 bereits verdoppelt. Ende 2011 lag sie vielerorts be-reits bei mehr als 70 Anbietern.“ Besonders erfreulich: Die Zei-ten, in denen für Ökostrom deut-lich tiefer in die Tasche gegriffen werden musste als für herkömm-lichen Strom, sind vorbei. „Viele

Unternehmen haben mittlerweile auch preiswerte Ökostrom-Tari-fe auf den Markt gebracht. Der preisliche Abstand zu konventi-onellen Produkten wird bestän-dig kleiner“, stellt Dodt fest. An-gesichts steigender Auswahl und großer Qualitätsunterschiede empfehlen Verbraucherschützer neben reinen Ökostrom-Anbie-tern zudem Produkte mit hoch-wertigen Qualitätssiegeln wie dem

„Grüner Strom Label“ und dem „ok-power“-Gütesiegel, die einen nachhaltigen Nutzen für die Um-welt nachweisen können. (sfr)

Run auf Ökostrom nach Fukushima vorbei

Verbraucher im saarland und in Bremen suchten besonders häufig nach Ökostrom tarifen – haushalte in sachsen und Brandenburg eher selten.

interesse an „grünem“ Ökostrom ein Jahr nach

fukushima auf ähnli-chem Niveau wie vor der atomkatastrophe.

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César Chelala

Ich war auf dem Weg zurück in mein Hotel in Tripolis, wo ich mit einem argentinischen

Freund wohnte, als ich plötzlich das Wesen der damaligen liby-schen Regierung des Diktators Mohammed Gaddafi verstand. Wir hatten angefangen, uns mit unserem Fahrer zu unterhalten, der unsere Fragen in perfektem Englisch beantwortete.

Als er hörte, dass wir Argen-tinier sind, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er begann eine angeregte Unterhaltung über den ehemaligen Fußballstar Diego Maradona. Ganz sicher wirkt der Name des Fußballstars erst ein-mal wie ein Magnet – trotz sei-ner Negativ-Schlagzeilen und er bleibt weiterhin im Rampenlicht der Welt.

Als wir an Militärbaracken vor-beikamen, fragte mein Freund den Fahrer, ob hier Gaddafi leben wür-de. Sofort kippte die Stimmung des Fahrers: sein freundliches Auftreten ging in eine verlegene Nervosität über und er wurde uns gegenüber regelrecht feindselig. Etwas ver-blüfft versuchten wir, die Unterhal-tung wieder in Richtung Marado-na zu lenken, was jedoch scheiterte.

Dies war effektiver als eine Un-terrichtsstunde in Politik; dieser Vorfall unterstrich, dass der schwer einzuschätzende Terror des liby-schen Diktators in der Lage war, das Volk in Schach zu halten und erklärte, warum dies, noch unter-stützt durch das Stillhalten des Aus-landes, in Tripolis ein Klima von Unterdrückung und Terror ver-breitete.

Mit dem Fall des libyschen Dik-tators und seine Ablösung durch den Nationalen Sicherheitsrat (NTC) unter Mustafa Abu Jalil stieg die Erwartung, dass der Ter-ror und die Misshandlungen der

Gaddafi -Ära ein Ende haben. Dem sei nicht so, sagen die

Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Am-nesty International, deren Aussa-gen durch Ärzte ohne Grenzen (Medicins Sans Frontieres – MSF) bestätigt werden.

Die Organisation MSF hatte beschlossen, ihren Einsatz in Mis-rata wegen Folter an Häftlingen zu beenden.

Die Organisation beklagt, dass einige Patienten, die aufgrund von Folter behandelt wurden, an-schließend wieder in Gewahrsam genommen und erneut gefoltert wurden.

Der Generaldirektor von MSF sagte: „Unsere Rolle ist es, Kriegs-leidenden medizinische Hilfe zu-kommen zu lassen und nicht, den-selben Patienten zwischen zwei Foltersitzungen zu behandeln.“ MSF weist darauf hin, dass die Fol-terung in Misrata durch Human Rights Watch bestätigt wurde, die die Haftbedingungen in Gefäng-nissen in Misrata seit letztem Ap-ril prüfen.

In einem Vortrag vor dem UN-Sicherheitsrat stellte Navi Pillay, die UN-Beauftragte für Menschen-rechte am 25. Januar fest, dass die Menschenrechtssituation in Libyen „weiterhin beunruhigend

ist, erhöhte Wachsamkeit und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft benötigt“.

Laut Pillay hat die Tatsache, dass die einstweilige Regierung keine wirksame Kontrolle über die Revolutionsbrigaden habe, Kon-sequenzen für die Lage der Men-schenrechte in verschiedenen Ge-genden.

Der internationale Ausschuss des Roten Kreuzes (ICRC) war bei der Überwachung der Haftbedin-gungen in Libyen sehr erfolgreich. Zwischen März und Dezember 2011 hatte der ICRC über 8.500 Häftlinge in mehr als 60 Gefäng-niseinrichtungen besucht.

Obwohl die Mehrheit der In-haftierten Gaddafi -Getreue waren, stellte die ICRC fest, dass es un-ter ihnen auch eine große Anzahl Häftlinge gab, die aus Ländern südlich der Sahara kamen und die während des Gaddafi -Regimes sei-ne Söldner waren.

Laut Amnesty International wird vom Militär, von Sicher-heitskräften und von zahlreichen bewaffneten Milizen, die sich au-ßerhalb jeglichen rechtlichen Rah-mens befi nden, gefoltert. Viele Häftlinge starben im Gewahrsam, nachdem sie den verschiedensten Foltermethoden einschließlich Schlägen, Elektroschocks, Schlä-gen mit Metallketten und -stäben ausgesetzt waren.

Kürzlich erklärte Donatella Rovera, die Sprecherin von Am-nesty International: „Nach all den Versprechungen, Haftanstal-ten unter Kontrolle zu bringen, ist es erschreckend zu sehen, dass es keine Verbesserung bezüglich der Beendigung der Anwendung von Folter gibt.“

Amnesty International er-klärte, dass sowohl die Polizei als auch das Gerichtswesen in diesem Land noch nicht wieder funktio-nieren, unterschiedliche inoffi zielle Gruppen Verhöre in Haftanstalten durchführen und diese sich außer-halb der Reichweite des Rechtssys-tems befi nden.

Auch wenn Libyens neue Re-gierung von allen Seiten mit er-heblichen Herausforderungen konfrontiert ist, solange sie nicht sicherstellt, dass Menschenrechte geschützt und Gesetze eingehalten werden, läuft sie Gefahr, dass das Land im Chaos versinkt. Es könnte wieder in die Umstände münden, in denen sich Libyen schon einmal befand.

Dr. César Chelala ist Mitgewinner eines Preises des „Overseas Press Club of America“.

Folterungen gehen uneingeschränkt weiter: Ein libyscher Oppositioneller zeigt ein Foto, welches er am 25. Februar 2011 in den Trümmern des Hauptquartieres der Polizeibehörde fand – vor dem Sturz von Mohammed Gaddafi .

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307INTERNATIONAL6

Fortsetzung

Unter dem Deckmantel der „ge-sellschaftlichen Ordnung und so-zialen Stabilität“ hat die Partei die Verfassung, die Gesetze und Re-gelungen ständig abgeändert und das, was das Volk aus seiner Un-zufriedenheit heraus tat, als anti-revolutionär gebrandmarkt und unterdrückt. Im Juli 1999 hat Ji-ang Zemin entgegen dem Willen der Mehrzahl der Mitglieder des Politbüros seine Entscheidung ge-troffen, Falun Gong innerhalb von drei Monaten zu beseitigen. Kurz darauf wird das ganze Land von Lügen und Verleumdungen über-fl utet. Nachdem Jiang Zemin in einem Interview mit der franzö-sischen Zeitung „Le Figaro“ Fa-lun Gong als eine „böse Sekte“ denunziert hatte, beeilten sich die chinesischen Propagandisten

Artikel herauszugeben, in denen die Bevölkerung dazu aufgefordert wurde, sich gegen Falun Gong zu wenden. Schließlich wurde der Na-tionale Volkskongress gezwungen, einen Entscheid über die Behand-lung von „bösen Sekten“ zu erlas-sen. Daraufhin gab das Oberste Volksgericht gemeinsam mit der Obersten Volksstaatsanwaltschaft sogleich eine Auslegung zu diesem Entscheid heraus. Am 22. Juli 1999 publizierte die staatliche Nachrich-tenagentur Xinhua die Ansprache der Leiter der Organisationsabtei-lung und der Propagandaabteilung des Zentralkomitees der KPCh, in der sie öffentlich die Verfolgung von Falun Gong durch Jiang befür-worteten. Die chinesischen Bürger wurden schlichtweg in die Verfol-gung hineingezogen, weil die Partei diese Entscheidung getroffen hat-te. Sie können nur Befehlen gehor-chen und trauen sich nicht, etwas dagegen einzuwenden. In den ver-gangenen sechs Jahren hat die Re-gierung ein Viertel der fi nanziellen Staatsressourcen zur Verfolgung

von Falun Gong verwendet. Jeder Chinese musste sich einer Prüfung unterziehen. Die meisten von de-nen, die zugaben, dass sie Falun Gong üben und es ablehnten das Praktizieren aufzugeben, verloren ihren Job, ihren Studienplatz oder wurden in Zwangsarbeitslager ein-gewiesen. Die Falun Gong-Prakti-zierenden haben weder gegen das Gesetz verstoßen noch das Land verraten, noch sind sie gegen die Regierung. Sie glauben lediglich an Wahrhaftigkeit, Barmherzig-keit und Nachsicht. Jedoch wur-den Hunderttausende deswegen eingesperrt. Trotz der Informati-onssperre seitens der KPCh konn-ten bereits über 2.700 Todesfälle durch Folter19 durch deren Famili-enangehörige bestätigt werden. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher.

Medienberichte: Am 15. Okto-ber 2004 berichtete die Hongkon-ger Tageszeitung „Wenhui Bao“, dass Chinas zwanzigster wissen-schaftlich-experimenteller Satel-lit bei der Rückkehr auf die Erde im Kreis Daying in der Provinz

Sichuan auf das Haus von Huo Jiyu gestürzt sei und es zerstör-te. Der Bericht zitierte die Aussa-ge des Bürodirektors des Kreises Daying, Ai Yuqing, der auch der örtliche stellvertretende Direktor des Satellitenbergungsprojekts war. Er bestätigte, dass es sich bei dem „schwarzen Klumpen“ um den Sa-telliten handelte. Die (chinesische) Nachrichtenagentur Xinhua be-richtete dagegen nur über die Zeit seiner Rückkehr und betonte, dass dies schon der 20. wissenschaftlich-experimentelle Satellit sei, der nach China zurückkehrte. Xinhua er-wähnte nicht, dass der Satellit ein Haus zerstört hatte. Dies ist ein typisches Beispiel für die chinesi-sche Berichterstattung, wobei gute Nachrichten veröffentlicht und die schlechten auf Anweisung der Par-tei verschwiegen werden.

Lügen und Verleumdungen, die Zeitungen und Fernsehsendungen während der vergangenen politi-schen Bewegungen publizierten, ermöglichten es der KPCh, ihre Politik durchzusetzen. Sobald die

Partei einen Befehl erlässt, folgen dem alle Medien unmittelbar. Die Partei wollte die „Rechten“ be-kämpfen, sofort berichteten die Medien landesweit über die Ver-brechen der „Rechten“. Die Partei wollte Volkskommunen einrichten, sofort lobten die Medien des gan-zen Landes die Vorteile der Volks-kommunen. Innerhalb des ersten Monats der Verfolgung von Falun Gong haben alle Medien Falun Gong immer wieder während der besten Sendezeit verleumdet und damit an den Menschen in ganz China Gehirnwäsche betrieben. Seither hat Jiang Zemin alle Me-dien eingesetzt, um immer wieder gefälschte Nachrichten und er-fundene Berichterstattungen über Mord und Selbstmord von Falun Gong-Praktizierenden zu erdichten und zu verbreiten, um die Nation zum Hass gegen Falun Gong auf-zuhetzen.

KommentarDrei

112.432.248MENSCHEN

haben mit dem Stichtag 10. März 2012 ihre Austritts-erklärung auf der Webseite

http://quitccp.org verö� entlicht.

BRIEFE AN DIE REDAKTION Bitte senden Sie die Briefe an [email protected] Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 263 95 312 / 13, Fax: +49 (0) 30 / 319 99 684

Am 18. November 2004 verö� entlichte „The Epoch

Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommu-nistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschich-te und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 42.000 Chinesen ihren Aus-tritt aus der KPCh, dem Kom-munistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder E-Mail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.orgverö� entlicht.

112.432.248

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Aufl ösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie

beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Fortsetzungsbericht.

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Das neue Libyen mit alten Missständen

„Unsere Rolle ist es, Kriegsleidenden medizinische Hilfe zukommen zu lassen und nicht, denselben Patien-ten zwischen zwei Foltersitzungen zu behandeln.“

Ärzte ohne Grenzen

19 2733 Todesfälle (Stand 1.10.2005)

Page 7: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

Alon Ben-Meir

Selten war die Trennlinie zwischen gemäßigten und extremistischen Kräften im

Nahen Osten so klar. Der extre-mistische Antiwesten, der vom Iran geführte schiitische Halb-mond, der aus dem Irak (der weit-gehend auf Irans Anordnung ope-riert), Syrien und Libanon besteht, wurde von Teheran während der letzten drei Jahrzehnte mit poli-tischem Kapital und Finanzmit-teln sehr unterstützt. Jetzt ist er aufgrund des Zusammenbruchs seines wichtigsten Glieds, nämlich Syriens Assad-Regimes, ernsthaft vom Zerfall bedroht.

Andererseits vereint die mensch-liche Tragödie in Syrien die alten und neuen arabischen Regime, die Türkei, die Vereinigten Staaten und die EU in ihrem seltenen gemein-samen Interesse, die Bildung einer stellvertretenden Regierung in Da-maskus zu unterstützen.

Während der Iran, Russland und China mit allen Mitteln ver-suchen Assads Fall zu verhindern, müssen sich die internationalen und regionalen gemäßigten Kräf-te dennoch der Herausforderung stellen. Wenn diese lockere Allianz gemäßigter Kräfte nicht die Rei-hen schließt und keine tatkräfti-ge Anstrengung unternimmt, den schiitischen Halbmond zu zerbre-chen, wird die syrische Bevölke-rung alleingelassen. Sie müssen in der Folge mit einem ständigen Ge-metzel rechnen und werden eine historische Gelegenheit verpassen, sich einem neuen, friedlichen und möglicherweise demokratischer ori-entierten Nahen Osten anzuschlie-ßen. Die Türkei setzt sich vor allem für eine stärkere Beteiligung der ge-mäßigten Kräfte ein.

ResolutionenAm 16. Februar stimmte die Ge-neralversammlung der Vereinten Nationen (United Nations Ge-neral Assembly – UNGA) mit überwältigender Mehrheit einer Resolution zu, die den Plan der Arabischen Liga (AL) unterstützt, Bashar Assad zum Rücktritt auf-zufordern. Außerdem werden die weit verbreiteten systematischen Menschenrechtsverletzungen durch seine Streitkräfte stark ver-urteilt und weiterhin Forderungen erhoben, die Regierung solle so-fort alle Gewalttaten beenden.

Obwohl die UNGA-Resolution nicht bindend ist, bedeutet sie für die syrische Opposition eine star-ke moralische Unterstützung, be-sonders nach dem russisch-chinesi-schen Veto Anfang Februar gegen einen Beschluss des Sicherheitsrats der Vereinten Nation (United Na-tion Security Council – UNSC). Ebenso stärkt die UNGA-Reso-lution das moralische Ansehen der Arabischen Liga, der Türkei und des Westens, die dann weite-re Schritte unternehmen könnten, die über ihre derzeitigen vorläufi-gen Positionen hinausgehen, da alle bisherigen Initiativen fehlgeschla-gen waren.

Die Initiative der AL, die zu einer Machtübergabe an den sy-rischen Vizepräsidenten Farouk al-Shara, zur Bildung einer Ein-heitsregierung und den UNSC zur Unterstützung ihrer Durchset-zung aufruft, war von Anfang an schwierig. Eine Machtübergabe an den syrischen Vizepräsidenten, selbst wenn die Initiative im UNSC angenommen worden wäre, hätte sich in Syrien nicht umsetzen lassen, denn Farouk al-Shara selbst ist seit fast 30 Jahren ein prominentes Mit-glied des syrischen Regimes.

Ein ähnlicher Vorschlag für den

Vizepräsidenten, den der Golfko-operationsrat vorlegte, sieht vor (ob-wohl keineswegs vollkommen) eine Explosion im Jemen zu verhindern. Aber während die Entmachtung von Jemens Präsident Ali Abdul-lah Saleh die yemenitische Öffent-lichkeit überzeugte, lässt sich das Problem in Syrien allein mit dem Rücktritt Bashar Assads nicht lösen, sondern nur mit der Absetzung des ganzen Regimes, dem er angehört. Deshalb muss die Arabische Liga symbolische Handlungen vermei-den und der Wahrheit auf den Grund gehen, wie bitter und be-unruhigend sie auch sein mag.

Sinnlose AktionenDie andere Initiative der AL besteht darin den UNSC aufzufordern, mit den Vereinten Nationen zusam-men eine gemeinsame arabische friedenserhaltende Streitmacht für Syrien aufzustellen. Doch selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass sie bei den Veto-kontrollierten Verein-ten Nationen angenommen wird, führt sie zu nichts anderem als zu einer weiteren sinnlosen Aktion.

Für den Anfang lässt sich kein Frieden in Syrien aufrechterhalten. Es reicht nicht, nur an die Miss-erfolge von Friedenswächtern der Vereinten Nationen in Ruanda, Bosnien und dem Kongo zu erin-nern, um die Unfähigkeit der Ver-einten Nationen zu erkennen, solch eine Aufgabe zu erfüllen, wenn die Bereitschaft zu Frieden und Zusam-menarbeit zwischen den Konflikt-parteien prinzipiell fehlt.

Das Aussenden einer Friedens-mission der Vereinten Nationen nach Syrien zu dieser Zeit würde nur Assads Regime helfen, noch länger an der Macht zu bleiben. Außerdem würde solch eine Mis-sion der Vereinten Nationen sehr wahrscheinlich dasselbe Schicksal wie die kürzlich zurückgezogenen Beobachter der ArabischenLiga er-leiden, deren Tätigkeiten von den syrischen Behörden kontrolliert wurden und damit endeten, dass sie dem Regime in die Hände spiel-ten. Die Beobachter hielten grund-sätzlich still, während das Gemetzel weiterging, bevor sich die AL dafür entschied, ihre Mission aufzugeben.

Die friedenserhaltende Streit-macht der Vereinten Nationen müsste unter der Kontrolle des UNSC, statt unter der der syri-schen Regierung stehen und vom UNSC beauftragt sein, sich überall in Syrien frei zu bewegen und ohne Einschränkungen über die stattfin-denden Ereignisse berichten dür-fen. Aber einer solchen Streitmacht würde die syrische Regierung wahr-scheinlich nicht erlauben, Syrien zu betreten. Sie könnte zu weiterem Widerstand gegen die Regierung von Assad ermutigen und Vergel-tungsmaßnahmen der Regierung einschränken.

Schließlich sind die Reformen der Regierung von Assad wie das Abhalten eines Referendums auf eine neue Verfassung sowie Par-lamentswahlen nur ein Trick, um mehr Zeit zu gewinnen. Deshalb sollte es keine Überraschung sein, dass diese falschen Reformen von Russland und kürzlich von China unterstützt wurden.

Das syrische Volk wird diese Re-formen, die von einer Regierung eingeführt wurden, deren Rücktritt sie fordert, nicht akzeptieren. Denn es hat nicht so viel geopfert, nur um sich mit den „Abfällen“ abzufinden, die ihm von einer Regierung auf-gezwungen wurden, deren Manie-ren und Glaubwürdigkeit verloren gingen. Assad und seine Kohorten

weigerten sich, eine feste Verpflich-tung zu übernehmen. Sie zogen die Verhandlungen in die Länge, um alle wichtigen Reformen zu verwäs-sern und verdrehten später syste-matisch die Tatsachen, während sie gleichzeitig an ihrem gewaltsa-men Vorgehen gegen das syrische Volk festhielten. Syriens Problem liegt nicht in der Formulierung sei-ner Gesetze, sondern im Regime selbst, das diese Entwürfe und Ge-setze einführt.

Die GelegenheitDie Teilnehmer des AL-Treffens in Tunesien vom 24. Februar soll-ten sich die starke Botschaft von 137 Nationen auf der UNGA zu-nutze machen, in der die Angriffe der syrischen Sicherheitskräfte auf ihr eigenes Volk verurteilt werden. Damit könnten sie moralische Un-terstützung leisten, die nicht nur aus Worten besteht, und ein Han-deln direkt vor Ort ermöglichen.

Die Mitglieder des gemäßigten Lagers sollten mit solchen mutigen Maßnahmen einen Freiheitskorri-dor errichten, indem sie sich einen Teil des syrischen Territoriums im Norden erkämpfen, der an die Tür-kei grenzt. Wie in Libyen sollte so-fort eine Flugverbotszone über die-sem Korridor, die von bereitwilligen NATO- und AL-Mitgliedstaaten aus der Luft überwacht wird, ein-gerichtet werden, aber ohne sich in Kämpfe mit den Regierungsstreit-kräften verwickeln zu lassen, außer zum Schutze des Korridors.

Dieser Korridor würde zivilen Flüchtlingen, die der Gewalt ent-kommen möchten, als humanitä-rer sicherer Hafen dienen und auch militärische Überläufer aufnehmen, die die Bewaffnung der Freien Sy-rischen Armee unterstützen könn-ten. John McCain und Lindsey Graham, die beide im Verteidi-gungsausschuss des US-Senats ar-beiten, setzten sich kürzlich dafür ein. Außerdem wird der Korridor dem Syrischen Nationalrat (Syrian National Council - SNC) erlauben, einen Fuß auf syrischen Boden zu setzen und damit den Weg für seine Anerkennung durch die Arabische Liga, durch den Westen und andere moslemische Mächte bereiten.

Überdies sollte der SNC eine Schattenregierung gründen, die sich aus nichtideologischen Fach-leuten und Technokraten zusam-mensetzt, um sich auf eine Ära nach Assad vorzubereiten. NATO-Mitglieder, vor allem Frankreich (das schon im letzten November die Idee eines humanitären Flug-korridors vorbrachte) sowie die Ara-bische Liga werden wahrscheinlich solch einen Vorschlag unterstützen.

Israel kann still dazu beitragen, indem es seine Grenze zu Syrien für Flüchtlinge aus dem südlichen Syrien, die die verteidigte nördli-che Sicherheitszone nicht erreichen können, öffnet und eng überwacht. Auch Jordanien kann einbezogen werden, denn es hat Grenzen so-wohl mit Syrien als auch mit Israel. Aber die größte Verantwortung liegt bei der Türkei, indem sie die Ara-bische Liga voll unterstützt.

Auf die Türkei kommt es anVon allen Mitgliedern des gemä-ßigten Lagers ist die Türkei am wichtigsten. Wenn die interna-tionale Gemeinschaft nicht ein-greift, wird sich der gegenwärtige Konflikt in Syrien bald in einen umfassenden Bürgerkrieg verwan-deln. Dann wird die Türkei mit Flüchtlingen überschwemmt, die die PKK-Basis im nördlichen Sy-rien stärken und den iranischen Einfluss auf ihre unmittelbare Nachbarschaft vergrößern, alles zum Nachteil der Türkei.

Zurzeit ist die Türkei geogra-fisch und politisch am besten geeig-net, die Errichtung dieses Korridors entlang ihrer südöstlichen Grenze zu ermöglichen und zu unterstüt-zen. Wenn die Türkei diese Initi-ative ergreift, würde sie nicht nur wirklich Führung im Nahen Os-ten demonstrieren und ihr Bünd-nis mit dem Westen weiter stärken, sondern auch ihre Beziehungen mit einer arabischen Welt verbessern, die zunehmend beunruhigter über eine neo-osmanische Außenpolitik in der Region wurde.

Für Ankara ist es an der Zeit, sich mit der bitteren Wahrheit zu versöhnen, dass es keinen Mittelweg gibt: Entweder stoppt es den Iran in Syrien und beendet das Töten oder

es überlässt Syrien dem iranischen Einfluss. Dadurch würde der Iran weiter ermutigt, eine Vormachtstel-lung in der Region zu erlangen, die auch den Besitz von Kernwaffen umfassen könnte.

Syrien hat sich in jeder Hinsicht in ein Schlachtfeld zwischen den gemäßigten und extremistischen Kräften im Nahen Osten verwan-delt. Halbherzige Versuche der in-ternationalen Gemeinschaft wer-den zu keinem Ergebnis führen, solange sie die Realität des Baathis-ten-Regimes in Syrien ignorieren.

Gleichzeitig ist jede Aussicht, eine Einigung mit Assad darüber zu erreichen, dass das syrische Volk die Möglichkeit zur Teilnahme an der Macht erhält, eine Illusion. Sy-rien vor Irans Zugriff zu schützen und gleichzeitig die Syrer von As-sads Fesseln zu befreien, wird dra-matische geopolitische Auswirkun-gen haben, weil sich dann auch das Machtgleichgewicht überall im Na-hen Osten verändern wird.

Sicherlich würde die Maßnah-me, Syrien der iranischen Kontrolle zu entziehen, eine weitere regionale und internationale Isolierung Te-herans bedeuten und könnte einen Militäreinsatz gegen den Iran ent-weder durch Israel oder durch die Vereinigten Staaten abwenden, der das Ziel hätte, seine atomaren Am-bitionen zu beenden.

Der Sieg von Iran und Konsor-ten in Syrien wäre katastrophal für die Region und sollte so schnell wie möglich verhindert werden. Ein Re-gimewechsel, der das Freiheitsstre-ben des syrischen Volkes unterstützt, würde den schiitischen Halbmond zerbrechen und unüberwindlichen Druck auf den Iran ausüben, seine Einmischung in die Angelegenhei-ten seiner arabischen Nachbarn zu beenden.

Ein Mitglied der Freien Syrischen Armee bezieht mit Kameraden eine Stellung in Idlib im nordwestlichen Syrien.

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 INTErNATIoNAl 7

Syrien hat sich in ein Schlachtfeld zwischen gemä-ßigten und extre-mistischen Kräften im Nahen osten verwandelt.

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iAlon Ben-Meir ist Professor für internationale Beziehun-gen am Center for Global Affairs in New york. Er hält Vorlesungen über interna-tionale Verhandlungen und Nahoststudien.

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The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307FEUILLETON8

Weisheiten aus dem alten ChinaShen Gongbao ist eine Gestalt aus-

dem Buch „Amtseinsetzung der Gottheiten“. Er und Jiang Ziya waren beide Schüler des Urhim-melsherrn. Als Shen erfuhr, dass sein Meister dabei war, Jiang Ziya zu entsenden, um mitzuhelfen, die Zhou-Dynastie zu etablieren, wel-che die Shang-Dynastie ersetzen sollte, und ihn anwies, den unter-schiedlichen Gottheiten Titel zu verleihen, wurde Shen vom Neid erfasst. Er drängte Jiang Ziya zu ei-ner Antwort: „Welchen König wirst du schützen?“ Jiang Ziya erwiderte: „Ich soll König Wu des Zhou-Vol-kes schützen, dessen Verdienste der antiken Kaiser Yao und Shun sind, dessen Güte mit den universellen Charaktereigenschaften über-einstimmt und dessen Erhöhung perfekt in die Veränderungen im himmlischen Klima passen. König Zhou aus der Shang-Dynastie man-gelt es an jeglichen Verdiensten; er ist auf dem Endweg und wird der letzte Herrscher der Shang-Dynas-tie sein.“

Shen erwiderte: „Ich werde los-gehen, um deinen Kontrahenten zu schützen und deine Pläne ver-eiteln.“ Jiang Ziya sagte eindring-lich zu Shen: „Wie kannst du es wagen! Niemand darf die Anwei-sungen unseres Meisters verletzen. Niemand darf die himmlischen Veränderungen aufhalten.“ Shen war ärgerlich und erwiderte: „Jiang Ziya, du willst das Volk der Zhou schützen? Welche Fähigkeiten hast du? Du hast gerade mal 40 Jahre lang gelernt. Wie kannst du dich mit mir messen? Ich kann meinen Kopf abschlagen, ihn in die Luft werfen und er fällt wieder auf mei-nen Nacken zurück, wie zuvor. Wie kannst du es wagen, gegen mich zu sein?“ Jiang Ziya ignorierte Shen und Shen ging verärgert weg.

Shen begann, die Bemühungen von Jiang Ziya zu stören. Er wand-te sich an verschiedene Gottheiten mit der Absicht, Jiang zu töten. Ei-nes Tages wurde Shen vom Urhim-melsherr erwischt, als er dabei war, Jiang in einen riesigen Berg zu wer-fen. Shen fl ehte seinen Meister an, ihm zu vergeben und schwor: „Soll-te ich weiterhin Gottheiten auffor-dern, Jiang Ziya zu behindern, so bin ich bereit, das Loch im Nord-meer mit meinem eigenen Körper zu verstopfen.“ Er wurde freigelas-sen. Jedoch bereute Shen nicht.

Er schürte weiterhin Disharmo-nie und bat den Leiter einer Grup-pe, 10.000 Gottheiten aufzustellen, um König Wu, der von Jiang Ziya beschützt wurde, große Probleme zu bereiten. Der Urhimmelsherr schlug Shen nieder und tötete den Tiger, auf welchem er ritt. Er sag-te zu Shen: „Du hast versprochen, dass du, wenn du weiterhin die Ar-beit von Jiang Ziya sabotierst, das Loch im Nordmeer zustopfen wirst. Es ist nun an der Zeit, dein Verspre-chen einzulösen.“ So endete Shen auf dem Grund des Meeres, wo er nie mehr wieder die Sonne aufge-hen sah.

Shen Gongbao und die Folgewirkung des Neides

Eric Shumsky

Menahem Pressler gab auf der ganzen Welt Tausende von Konzer-

ten. Zum einen als Solopianist, aber auch mit dem großartigen Beaux Arts Trio, dem vermutlich berühmtesten Klaviertrio der Welt. Pressler ist Gründungsmitglied des Trios für Klavier, Geige und Cello und trat mit diesem über 50 Jahre lang auf. Er ist aber auch ein ein-zigartiger Lehrer. An der Jacobs School of Music an der Indiana University Bloomington hat er vie-le Persönlichkeiten der Musikwelt tief berührt und geprägt.

Ich besuchte dort zunächst zwei Veranstaltungen. Unter den vie-len Musikern und Werken, die am Abend im Music Institute of Chi-cago zu hören waren, gab es zwei ausgezeichnete Trios. Das Trio Fantastico spielte Beethovens Kla-viertrio op. 70 Nr. 1, das „Geister-trio“, und das Trio Giocoso spiel-te den ersten Satz aus Beethovens Opus 1, Nr. 1. Besonders hat mir dabei der Bogenarm der Violinis-tin Serena Harnack gefallen.

Einen weiteren ganz wunder-baren und sensiblen Auftritt gab Kate Liu, eine Studentin von Alan Chow. Liu spielte Chopins Polo-naise Nr. 7 in A-Moll, Op. 61.

An einem Samstagmorgen be-suchte ich den Auftritt des Car-dinal Trios, das den ersten Satz von Dvoraks Dumky-Trio auf sehr schöne Weise spielte. Aber der Höhepunkt war der letzte Auftritt des Morgens. Eine wunderbare Darbietung von Dmitri Shostako-vich. Natalie Nedvetsky spielte mit Amber Scherer, die sie wunderbar im zweiten Klaviersatz unterstütz-te. Natalie Nedvetsky, die für ihre Ausdauer und Brillanz bekannt ist, spielte auch noch Chopins Ballade in G-Moll, Op. 23 und eröffne-te damit Presslers morgendliche Lehrveranstaltung.

Alle Musiker waren sehr gut vorbereitet. Gleich nachdem sie ihre jeweiligen Sätze gespielt hat-ten, arbeitete Pressler mit ihnen daran und gab Verbesserungside-en. Das brachte einem wieder ins Bewusstsein, dass ein guter Unter-richt wirklich einen Unterschied ausmacht und dass die Wertle-gung auf jedes Detail und auf jede Nuance das Gesamtergeb-nis verbessert.

Pressler machte deutlich, dass Musik wie eine Schatzkiste ist, in der ein Teil eines persönlichen Le-bens verschlossen ist. Man müsste nur wissen, wie das gesamte Le-ben des Komponisten, eingebet-tet in den geheimen Code seiner Musik, zu lesen ist.

Die gesamte Meisterklasse hat-te zum Thema, dass Musik eine einzigartige Sprache ist und sich in jeder ihrer Phrasen große Be-deutung ausdrückt. Das Leben durch Musik zu erfahren, so wie das Leben durch eine rosarote Brille zu sehen, ist möglicherwei-se eine der tiefgehendsten Wege, deren Essenz zu entdecken.

Die jungen Musiker, wunder-bar in ihrem Bestreben, sich selbst zu verbessern, spielten, als ob sie

Worte in einem Theaterstück spre-chen würden. Ein Stück, das sie noch nicht verstehen. Aber Musik kann auf vielen Ebenen interpre-tiert werden. Noten um ihrer ei-genen Schönheit Willen zu spielen bedeutet, auf einer gewissen Ebe-ne zu spielen und auf einer schö-nen dazu. Wenn eine Phrase zu ei-ner Darstellung eines bestimmten Moments im Leben wird, sprin-gen die Noten vom Blatt direkt in unser Herz. Pressler verfolgte immer das Ziel, auf diese Art zu spielen.

Er stand an einem zweiten Kla-vier neben dem Konzertfl ügel und gab die Struktur für das Spiel der jungen Künstler vor. Nach nur ei-ner kurzen Zeit klangen die jun-gen Musiker viel besser und die Musik begann Formen anzuneh-men. Es wäre unfair, dabei das ex-zellente Training, das diese Musi-ker im Music Institute of Chicago absolvieren, nicht zu erwähnen.

Die Geschmeidigkeit eines MeistersPresslers beeindruckende Per-sönlichkeit ist intensiv und direkt. Sein hervorragendes musikali-sches Können ist unerschöpfl ich hinsichtlich seiner Fähigkeit, die Essenz von Sinn und Bedeutung herauszustellen.

Pressler zeigte, wie essenziell es ist, dass das Tempo eines Stückes so gewählt wird, dass das thema-tische Material zu singen beginnt. Dieses Ausloten des richtigen Tempos ist von höchster Wichtig-keit und ein kritischer Punkt, an dem bereits vielen Musikern der eigentliche Sinn des Stückes ab-handen kommt.

Der Trend von heute geht da-hin, zu schnell, ohne Gefühl und ohne Bedeutung zu spielen. Das fühlt sich dann an, als würde man ein Vier-Gänge-Menü in einem Schnellimbiss in acht Minuten zu sich nehmen.

Der wunderbar talentierte junge Pianist, der Chopin spielte, bekam viel Hilfe durch Presslers Aufmerksamkeit für strukturelle Details. Wird in diesem Fall der Rhythmus der Polonaise im fal-schen Tempo und mit falschen Be-tonungen gespielt, leidet das ganze Stück und wird mehr oder weni-ger zu einer poetischen Kritzelei mit einzelnen schönen Formalien und stimmungsvollen Farbtupfern.

Wie auch immer, bei diesem polnischen Tanz „Polonaise“, der benannt ist nach einem enganlie-genden Gewand, das zu Marie Antoinettes Zeiten populär war, darf das Tempo nicht zu hoch gewählt werden. Ähnlich wie bei einem Walzer von Johann Strauß, muss ein genau richtiges Tempo und Gefühl dafür entwickelt wer-den.

Eine große Interpretations-möglichkeit hat der Pianist be-reits, wenn er durch eine struk-turgebende linke Hand mehr das Tempo vorgibt, als der rechten hinterherzulaufen. Wenn dann noch das Künstlerische ins Spiel kommt, fangen die Noten an, For-men anzunehmen. Und was für majestätische Formen bei gleich-zeitiger Freizügigkeit Chopin in seinen Klavierstücken hinterließ. Der junge Pianist konnte sofort die meisterhafte Interpretation Press-lers übernehmen und das Ergeb-nis wurde magisch.

Guter Rat: Fragen und AntwortenAls es Zeit für die Frage-und-Ant-wort-Runde war, wurden diejenigen, die die tiefgründige Botschaft des 87 Jahre alten Meisters noch nicht verinnerlicht hatten, direkt belehrt. Wie zum Beispiel die Mutter eines vermeintlichen Konzertpianisten, die um Rat bat. Pressler sprach dann über die Risiken, die über-ambitionierte Eltern für das Leben ihrer Kinder bedeuten können und versuchte im Fokus zu behalten, was gute Musik bewirken kann.

Ein paar Minuten später fragte ein frühreifer Junge um Rat für sei-ne Interpretation von Beethovens fünftem Klavierkonzert. Pressler ließ ihn nicht einmal die Frage be-enden. „Ich habe schon die Ant-wort“, sagte er. „Du, mein kleiner Freund, bist viel zu jung, um die-sem Stück auch nur annähernd beizukommen. Du musst erst die anderen Klavierkonzerte von Beet-hoven spielen und dir seine Quar-tette anhören, seine Symphonien verstehen und viel Lebenserfah-rung sammeln, um auch nur an-satzweise dieses Werk zu ergrün-den“ – Ende der Diskussion.

Presslers wollte mit seiner Ant-wort den Jungen keinesfalls nie-dermachen. Vielmehr mahnte er, der Musik mit Demut und Be-scheidenheit zu begegnen. Viele haben gute Absichten, sind aber gefangen in beschränkten und un-reifen Gedanken.

Die Kernaussagen der gro-ßen Meistermusiker sind immer ähnlich und ihre Botschaft ist eindeutig. Musik ist ein tiefgrün-diges Medium, das die Fähigkeit besitzt, etwas ganz Besonderes im menschlichen Wesen zu be-rühren. Es kann unser Ego über-steigen und etwas viel Größeres umfassen. Nämlich die Botschaft, die der Komponist uns zu vermit-teln versucht.

Im Angesicht großer Musik bedarf es Intelligenz, Hingabe, Liebe und Verständnis und vor allem Demut, um diesen Sinn zu entdecken. Nur dann haben wir die Chance, die wahre Musik zu fi nden. Musik ist deshalb eine nie endende Reise, auf der wir un-sere kleinen Ichs vergessen dür-fen. Und manchmal erleben wir sie wie einen schönen Sonnenun-tergang. Das Zwischenspiel, dass dann im Vortragssaal erklang, war einer davon ...Eric Shumsky ist Konzertviolinist. www.shumskymusic.com.

Menahem Pressler lehrt die Essenz der MusikDer Bratschenvirtuose Eric Shumsky erzählt von seiner Begegnung mit dem legen-dären Pianisten Menahem Pressler bei einer Meister-klasse des 87-jährigen Kam-mermusikers.

Menahem Pressler wurde 1923 in Magdeburg geboren. 1939 fl oh er mit seiner jüdischen Familie nach Israel. Seine Musiker-karriere begann als Solist in den USA.

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Der diesjährige Oscarge-winner kommt aus dem Iran:

„Nader und Simin – eine Trennung“ zeigt die Probleme einer Familie im modernen Iran auf.

Joe Bendel

Als eine gebildete, verhält-nismäßig liberale iranische Frau will Simin fortan im

Ausland leben, nicht so sehr für sich, aber für ihre Tochter Ter-meh. Leider läuft ihr Reisevisum bald ab und ihr Ehemann Nader will nicht ins Ausland gehen.

Das verursacht Dinge, welche Abendländer als unversöhnliche Unterschiede eines Ehepaars be-zeichnen würden. Es setzt zudem eine tragische Kette von Ereignis-sen in Bewegung, die in Asghar Farhadis Film „Nader und Simin – eine Trennung“ ihren Lebensstil gefährdet. Der Film gewann be-reits auf der Berlinale 2011 den Goldenen Bären.

Nader ist kein richtiger Funda-mentalist, aber er ist stur. Er will auch seinen an Alzheimer erkrank-ten Vater pfl egen, obwohl Simin das für eine fragwürdige Entschul-digung hält. Weil eine Scheidung im Iran kein leichtes verschuldens-unabhängiges Vorhaben ist und ihr Fall sich in die Länge zog, zieht Simin zu ihren Eltern zurück.

Nader braucht Hilfe bei der Pfl ege seines Vaters und stellt Ra-zieh als Haushaltshilfe ein. Sie ist arm, ungebildet, äußerst religiös und verheiratet mit dem gewalt-tätigen Houjat. Sie nimmt die Position nur anstelle von Houjat an, als dieser Versager für seine Schulden ins Gefängnis kommt. Doch, kaum, dass sie sich in die Routine des Haushaltes niederzu-lassen scheint, steht die Welt Kopf. Plötzlich steht Nader vor Gericht unter der Anklage, den Tod von Raziehs ungeborenem Kind ver-ursacht zu haben, während der

brutale Houjat seine Familie be-lästigte.

Zugegeben, das Porträt der ira-nischen Gerichtsbarkeit im Film lässt nicht viel Zuversicht übrig, aber das ist fast das geringste von Naders Problemen. Stattdessen wird er sich selbst gegenüber sein schlimmster Feind und reagiert auf Razieh und Houjat in jeder kritischen Situation auf die übelste Weise. Aber seiner feinfühlsamen Tochter seine Entscheidungen zu erklären, ist oft seine größte Her-ausforderung.

Sehr ähnlich zu Farhadis auf

dem Tribeca-Filmfestival preisge-krönten Film „Elly“ stellt „Nader und Simin – eine Trennung“ sehr lebhaft dar, wie ein tragischer Feh-ler alles mehr und mehr verkom-pliziert. Es ist ein intensiver Film, der einen fast an den Rand der Erschöpfung bringen kann.

Wie viele Filme des gefeierten und verfolgten Filmemachers Jafar Panahi wirft auch dieser Film ein Schlaglicht auf die Spaltungen in der iranischen Gesellschaft und spaltet zutiefst die Berufstätigen und – soweit sie es wagen – welt-lich Orientierten von den Armen und den fundamentalistischen Grundsätzen. Nader und Simin sollten die Oberhand haben, aber dies hier ist der Iran.

„Nader und Simin – eine Tren-nung“ ist klug und auch auf der mikroskopischen Ebene minutiös realistisch. Die dynamische Bezie-hung zwischen Simin und Nader ist besonders aufschlussreich und mit großer Sensibilität gespielt von Leila Hatami und Peyman Moaa-di in den Hauptrollen.

Wir verstehen sehr deutlich, dass dies ein Paar mit viel gemein-samer Geschichte ist, die einander nicht hassen. Es gelingt ihnen den-noch nicht, zusammenzukommen, aber sie können nicht aufhören, sich darum zu bemühen. Ebenso gibt der Teenager Sarina Farhadi (die Tochter des Regisseurs) eine bemerkenswert fein abgestimmte Vorstellung als unsichere Termeh.

„Nader und Simin – eine Tren-nung“ und davor „Elly“ sind so etwas wie iranische Cassavetes-Fil-me, unbequem innig und direkt, aber in ihrer Wirkung unleug-bar tief sitzend. Es ist ein wenig schwierig, ihren Platz im zeitge-nössischen iranischen Film-Esta-blishment näher zu bestimmen.

Trotzdem ist „Nader und Si-min – eine Trennung“ ein au-ßergewöhnlich bemerkenswer-ter Film. Sehr empfehlenswert, zählt er doch mühelos zu den besten der Berlinale und gewann jüngst auch den verdienten Oscar.

Joe Bendel schreibt über Film und Jazz und lebt in New York. Seine neu-esten veröffentlichten Artikel fi nden sich unter http://jbspins. bitteblogspot.com

Iranisches Ehedrama erhält Oscar

iDer Film lief bereits im Sommer 2011 in den deutschen Kinos. Aus gegebenem Anlass zeigen ausgewählte Kinos in den Städten Berlin, München, Frankfurt, Köln, Münster und weitere Städ-te das Beziehungsdrama nochmals auf der Lein-wand.

Evan Mantyk

Mit 260 der weltbekanntes-ten Kunst- und Antiqui-tätenhändler, über 175

Experten für die Begutachtung und Objekte, die auf ein Alter von 7.000 Jahren datiert werden, gilt die Euro-päische Kunstmesse Tefaf in Maas-tricht, Holland als der Inbegriff des Kunstmarktes.

Die 25. Tefaf Maastricht wird vom 16. bis 25. März stattfi nden. Zum Anlass dieses silbernen Jubi-läums veröffentlicht die Tefaf ein Buch mit dem Titel „Celebrating the Best, 25 Years of TEFAF Maas-tricht“.

„Die Tefaf ist wegen einer be-stimmten Sache ein Erfolg: Es ist nicht die Örtlichkeit, nicht das Drumherum und wer daran teil-nimmt und es sind auch nicht die Bildungsreisen oder die Sponso-renpartys“ wird der aus New York stammende Kunstinvestor Jim Hedges aus dem Buch auf einer Pressekonferenz zitiert. „Sie ist des-halb ein Erfolg, weil Galerien von höchster Qualität aller Messen der Welt die besten Objekte zeigen.“

Die Messe hat so hohe Ansprü-che, dass die Besucher von Objekten umgeben sind, die Museumsquali-tät haben.

Das Jubiläumsbuch „Celebrating the Best, 25 Years of TEFAF Maas-tricht“ erzählt zum Beispiel die Ge-schichte eines Gemäldehändlers, der seine Kataloge auf einem antiken Tisch auslegte, der nicht den Qua-litätsstandards der Tefaf entsprach.

„Die Möbelgutachter erschienen ordnungsgemäß und bewerteten den Tisch als dem Standard nicht entsprechend, ließen ihn entfernen und in einem verschlossenen Lager-raum verstauen.“

„Der Aussteller war von der

Entscheidung nicht begeistert und wies darauf hin, dass er den Tisch nicht verkaufen wolle. Aber die Gut-achter hielten an ihrem Urteil fest und sagten, dass es sich um eine An-tiquität handelt, die auf der Messe präsentiert wird.“ Die Lösung war ein simples Tischtuch.

Kulturelle InstitutionSeit dem Zustandekommen im Jahr 1988 ist die Tefaf zu einer kulturel-len Institution geworden und hat die Stadt Maastricht in Holland zu einem Zentrum für feine Künste werden lassen.

„Die Tefaf ist in jedem Jahr das wichtigste Ereignis der Stadt“, sagte der Bürgermeister der Stadt Maas-tricht Onno Hoes laut dem Buch zum 25-jährigen Jubiläum. „Auf den ersten Blick ist Maastricht ein unpassender Veranstaltungsort für die wichtigste Antiquitätenmesse, aber es gibt eine starke Bindung zwischen der Messe und der Stadt. Die beiden sind zu einer Einheit ge-worden.“

Um die Rolle der Stadt für eine erfolgreiche Messe zu würdigen, gab die Tefaf im letzten Jahr be-kannt, dass sie dem Museum aan het Vrijthof in Maastricht eine „be-trächtliche fi nanzielle Spende“ ge-macht hat.

Höhepunkte in diesem JahrDie diesjährigen Höhepunkte der Tefaf sind unter anderem eine 3000 Jahre alte ägyptische Figur, die als „shabti“ bekannt ist. Hier-bei handelt es sich um ein Objekt, das zusammen mit bedeutsamen Ägyptern deren Grabstätten bei-gegeben wurde. Das Objekt wird von der Galerie Harmakhis, Brüs-sel, Belgien angeboten.

Altomani & Sons aus Itali-en bieten eine Bronzestatue aus dem Jahre 1596 von der Manne-rist sculptor Giambologna (Jean de Boulogne) mit dem Titel „An Angel Alightning“ an. Das religi-öse Werk ist eine von sechs solcher Statuen von Giambologna und die letzte, die auf dem Markt verfüg-bar ist.

Die Kunstkammer Georg Laue aus München wird eine seltene Tasse aus einer Kokosnuss anbie-ten, die einst dem deutschen Na-turforscher und Entdecker Alexan-der von Humboldt gehörte.

Auf der TEFAF wird auch eine Ausstellung mit Originalzeichnun-gen von solchen wie Leonardo da Vinci, Guercino, Rembrandt van Rijn und Peter Paul Rubens zu se-hen sein. Die Zeichnungen sind eine Leihgabe von der Fondation Custodia in Paris.

Die weltgrößte Kunstmesse feiert 25-jähriges Jubiläum

Intensive Qualitätskontrolle auf der Tefaf Maastricht.

Mit einem Oscar aus-gezeichnet als bester fremdsprachiger Film: Leila Hatami als Simin und Peyman Moadi als Nader im iranischen Film „Nader und Simin – eine Trennung“.

Die Direktorin und Dirigentin eines kore-anischen buddhistischen Chores, Kim Sun-Young, hatte nach dem Besuch der

Vorstellung von Shen Yun Performing Arts in Suseong Artipia am 28. Februar das Gefühl, dass ihr ein zweites Leben geschenkt wurde.

„Ich bin sehr aufgeregt, weil ich mich so ins-piriert und erhöht fühle. Mir ging es in letzter Zeit körperlich nicht gut. Als ich jedoch Shen Yun anschaute, fühlte ich mich wie neugebo-ren“, berichtete Kim.

Die Aufführung wurde beim letzten Vorhang vom Publikum mit tosendem Applaus bedacht.

„Ich schaue mir Shen Yun jedes Jahr an“, er-zählte Kim. „In diesem Jahr bin ich noch be-geisterter. Ich bin von den ausgezeichneten Sze-nen dieser Darbietung vollkommen fasziniert.“

„Die Musik des Live-Orchesters ist besonders bezaubernd. Die Musik bekundet perfekt die Botschaften, die die Geschichten transportie-ren ... Die Farbtöne der Kostüme integrierten sich nahtlos in diese Botschaften, die vermittelt werden sollen.“

„Ein Buddha erschien im letzten Stück mit dem Titel ‚Before Disaster, the Divine Is Res-cuing‘ und errettete alles. Ich spürte die Barm-herzigkeit von Buddha. Shen Yun reinigte mein Herz.“

„Es fühlte sich an, als ob ich ein sehr fried-liches, regenbogenartiges Reich betrat. Es war wie im Traum – ich erlebte die Schönheit einer Knospe, die während des Frühlingserwachens aus der Erde sprießt.“

„Die Kostüme von Shen Yun, die Musik und die digitalen Hintergrundbilder versetzten mich in vollkommenes Erstaunen. Ich glaube, dass es in Zukunft auf diese Weise weitergehen wird.“

Kim fuhr zwei Stunden lang, um die letzte Aufführung von Shen Yun in Daegu zu besu-chen. Sie bestellte eine weitere Eintrittskarte von Shen Yun für den 1. März in Daejeon: „Ich informierte so viele Menschen in Daejeon über Shen Yun. Es wird wunderbar sein, wenn mehr Menschen kommen können, um diese fantasti-sche Darbietung anzuschauen.“

Epoch Times freut sich, Shen Yun von der ersten Stunde an als Medienpartner begleitet zu haben. Wir möchten Ihnen und Ihren Lieben dieses kulturelle Ereignis ans Herz legen. Tickets bestellen für Berlin oder Frankfurt:

Das Künstler-Ensemble Shen Yun Perfor-ming Arts aus New York hat es sich zur Aufgabe gemacht, die göttlich inspirierte chinesische Kultur neu aufl eben zu lassen. Kim Sun-Young war dabei.

„Shen Yun reinigte mein Herz“

iDie Künstlergruppe kommt im März 2012 auch nach Deutschland:

Berlin ICC Saal 116.+17.+18. März 2012Hotline: 030 - 609885290

Jahrhunderthalle Frankfurt30.+31. März 2012Hotline: 01805-697469

Kim Sun-Young: „Ich erlebte [bei Shen Yun] die Schönheit einer Knospe, die während des Frühlingserwachens aus der Erde sprießt“.

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Joshua Philipp

Vielleicht liegt es daran, dass du die ganze Nacht wach bist und Drachen tötest:

Onlinespiele, insbesondere Rol-lenspiele, schaden deiner Ehe.

Die Untersuchung der Brig-ham Young University wurde am 15. Februar im Journal of Leisure Research veröffentlicht. Von den 349 Paaren, die an der Studie teilnahmen, wünschten 75 Prozent der Ehepartner, dass der andere genauso viel Mühe in die Ehe investieren würde wie in seine Spiele. Die Studie wur-de von der Doktorandin Michel-le Ahlstrom und ihrem Professor

für Erholungsmanagement Neil Lundberg geleitet.

„Es sind nicht die Stunden, die den Unterschied ausmachen“, schrieb Lundberg in der Presse-nachricht. „Es geht wirklich da-rum, was das aus der Beziehung macht – ob wegen der Spiele Konflikte und Streitereien ent-stehen oder nicht.“

Bei den Konflikten ging es weniger darum, wie viel Zeit mit dem Spielen verbracht wurde, sondern um das Spielen selbst und ob die Spieler dafür zu lan-ge aufblieben. „Diese Belange können Probleme verursachen wie eine geringere Anpassungs-fähigkeit des Ehepartners, weni-ger miteinander verbrachte Zeit bei gemeinsamen Aktivitäten und weniger ernsthafte Kommunika-tion“, ist der Pressenachricht zu entnehmen.

Allerdings gab es Punkte, die konventionelle Anschauungen hinterfragten. Es wurde entdeckt, dass viele Frauen online Rollen-spiele spielten und es viele Paare gab, bei denen beide spielten.

76 Prozent der Paare, bei de-

nen beide spielten, sagten aus, dass das Spielen gut für ihre Be-ziehung sei. Aber trotzdem „gab es die gleichen Probleme“, er-wähnte Lundberg. „Wenn zum Beispiel über Spiele gestritten wurde und Schlafrituale gestört wurden. Auch wenn gemeinsam gespielt wurde, war die erfragte eheliche Zufriedenheit geringer.

Es gab einige Probleme bei der Studie, weshalb die Forscher

glauben, dass das eigentliche Problem schwerwiegender sein könnte. „Wir fanden viele leiden-schaftliche Spieler, die nicht an der Studie teilnehmen wollten“, steht es in der Pressenachricht.

Ihr ist zu entnehmen, dass der durchschnittlich Befragte 33 Jah-re alt und sieben Jahre verheiratet ist. Unter den Spielern waren 84 Prozent Männer und unter den Paaren, bei denen beide spielten, waren 73 Prozent der Ehemänner aktivere Spieler als ihre Frauen.

„Diese Studie beweist, dass Spielen einen Effekt auf die ehe-liche Zufriedenheit ausübt“, er-klärte Lundberg. „Das ist nicht nur eine zufällige Erscheinung, mit der einige Paare zu tun ha-ben. Wegen der Vielzahl an ver-heirateten Spielern – 36 Prozent der Multi-Player online Rollen-spieler – können wir von einem weit verbreiteten Problem ausge-hen.“

Die Autoren gaben einige Hinweise für Spieler, insbeson-dere darauf zu achten, welche Spiele gespielt werden bei gleich-zeitig moderatem Spielverhalten.

„Achte bei jeder Art von Spielen auf deren Inhalte“, betonte Ahl-strom. „Beachte, was du in dem Spiel machst, wie viel Zeit es in Anspruch nimmt und welchen Einfluss es auf dich hat, deine Ar-beit, deinen Schlaf, deinen Kör-per und vor allem, wie es deinen Ehepartner und deine Ehebezie-hung beeinflusst.“

Online-Rollenspiele können der Ehe schaden

Computerspiele können Ehebeziehungen beeinflussen, ist einer Studie zu entnehmen.

Das Spielen und Spiel-verhalten von Online-spielern ist anscheinend eine Angelegenheit, die die Qualität der Ehebe-ziehung wesentlich be-einflusst.

Fermi enthüllt Gammablitze im Detail

Andres Cordova

Das Fermi-Gammastrahlen-Teleskop (FGST) wurde konstruiert, um Gamma-

blitze zu untersuchen, enorme, aber kurze Energieemissionen, die hauptsächlich dann auftauch-ten, wenn ein alter Stern stirbt.

Wenn einem Stern mit einer Masse, die um das 25-Fache grö-ßer ist als die unserer Sonne, der Brennstoff ausgeht, kann seine Strahlungskraft nicht länger sei-ne eigene Gashülle stützen und er fällt in sich zu einem schwar-zen Loch zusammen. Bei diesem Prozess explodiert ein Bruchteil der äußeren Schicht in einer Su-pernova.

Da das schwarze Loch Mate-rie von dem Stern abzieht, wird ein Gas-Jet mit nahezu Lichtge-schwindigkeit durch die Hülle der Supernova geschleudert und da-durch ein Gammablitz erzeugt.

„Fermi ist es gelungen, den Teil des Gammablitzes zu mes-sen, der den größten Energiean-teil hatte; der dauerte Hunderte bis Tausende Sekunden, vielleicht sogar 20 Minuten an“, schrieb Pé-ter Mészáros, Eberly Chair Pro-fessor für Astronomie, Astrophysik und Physik an der Pennsylvania State University in einer Presse-nachricht.

Laut Mészáros verpasst Fer-mi während der Messung eines Gammablitzes 500 andere, weil die Bursts hochgradig gerichtet sind.

Viel erfolgreicher war Fermi bei den Messungen, bei denen bestimmt werden sollte, wie nahe die Geschwindigkeit des Jets an die Lichtgeschwindigkeit heran-

kam. „Aber wir wissen immer noch nicht, ob es 99,9995 Pro-zent oder 99.99995 Prozent der Lichtgeschwindigkeit sind.

Fermis extrem genaue Mes-sungen haben unser theoreti-sches Wissen über Gammablitze sehr vertieft.

„Wir waren in der Lage, die einfachste Version der Theorien auszuschließen, die Quantenme-chanik mit Gravitation kombi-niert, obwohl der Test anderer Theorien noch aussteht“, sagte Mészáros.

Die Gammablitze, die heute von der Erde aus zu sehen sind, wurden von uralten weit entfern-ten Sternen ausgestrahlt und ent-stammen also einem frühen Uni-versum.

„Wir denken, dass unsere Messungen Zeiten untersuchten, in denen das Universum noch in

der Kindheit war“, schließt Més-záros.

Seit wann gibt es schwere Ele-mente in unserem Universum?

Gammablitze, die hellsten Ex-plosionen im Universum, können uns Informationen über unser junges Universum vermitteln.

Eine Explosion, bekannt als GBR 090323, wurde vom Fer-mi-Teleskop aufgenommen und dann einer detaillierten Studie mit dem Very Large Teleskop (VLT) der Europäischen Süd-sternwarte unterzogen.

Das VLT zeigt, dass der in-tensive Lichtblitz durch die Ur-sprungsgalaxie ging und dann durch eine andere nahe gelege-ne. Beide Galaxien sind zu sehen, wie sie vor zwölf Milliarden Jah-ren existierten; ein selten beob-achtetes Ereignis.

„Als wir das Licht dieser

Gammablitze studierten, wussten wir nicht, was wir vielleicht finden könnten“, erwähnte die leitende Wissenschaftlerin Sandra Savag-lio vom Max Planck Institut für extraterrestrische Physik in Gar-ching, in einer Pressenachricht.

„Es war überraschend, dass das kalte Gas in diesen zwei Galaxi-en des jungen Universums nach-weislich solch einen unerwarteten chemischen Aufbau hat.“

„Diese beiden Galaxien ha-ben mehr schwere Elemente als alle anderen Galaxien, die jemals in so einer frühen Entwicklungs-phase des Universums gesichtet wurden“, fügte sie hinzu. Wir ha-ben nicht erwartet, dass das Uni-versum in diesem frühen Stadium so reif und chemisch entwickelt war.“

Das Licht des Gammablitzes, das durch die Galaxien lief, wur-

de von deren Gas gefiltert und bei bestimmten Wellenlängen absorbiert. Die Analyse dieser Spektren enthüllte die chemische Komposition der kalten Gase in diesen entfernten Galaxien ein-schließlich der Fülle an schweren Elementen.

Von den Galaxien in unse-rem frühen Universum wird angenommen, dass sie weniger schwere Elemente enthalten als unsere heutigen Galaxien – wie die Milchstraße – weil deren An-reicherung erst durch viele Milli-arden Jahre andauernde Sternen-entwicklungen möglich gewesen sein sollen.

Die Daten des VLT zeigen jedoch, dass einige uralte Gala-xien überraschenderweise reich an schweren Elementen waren (weniger als zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall), was auf eine intensive Sternenbildungsphase hindeutet.

Diese beiden neu entdeckten Galaxien könnten kollidieren, so-dass eine kraftvolle Sternenbil-dung angeregt würde; das deutet darauf hin, dass die Gammablit-ze mit diesem Prozess in Verbin-dung stehen.

Wir hatten großes Glück, GRB 090323 beobachten zu kön-nen, als er noch ausreichend hell war, sodass es uns gelang, über-raschend detaillierte Beobachtun-gen mit dem VLT zu ermögli-chen“, schloss Savaglio.

„Gammablitze bleiben nur für kurze Zeit hell; und Daten mit guter Qualität zu erhalten ist sehr schwer. Wir hoffen, diese Gala-xien auch in Zukunft beobach-ten zu können, wenn uns noch empfindlichere Instrumente zur Verfügung stehen. Sie wären ein perfektes Beobachtungsziel für das European Extremely Large Telescope“, das im Jahr 2018 fer-tiggestellt werden soll und seinen Standort nur 20 Kilometer ent-fernt vom VLT in 3060 Metern Höhe auf dem Cerro Armazones in der chilenischen Atacamawüs-te haben wird.

Die Ergebnisse werden in der monatlich erscheinenden Ausgabe der Royal Astro-nomical Society veröffentlicht.

Mithilfe von Gammablit-zen konnten jetzt Aussa-gen über die Zusammen-setzung junger Galaxien gemacht werden. Wider Erwarten entsprach de-ren chemische Zusam-mensetzung einer heute alten Galaxie.

iProfessor David Hod-gins von der Universität Calgery untersuchte die Effekte die Online-Spiele und entdeckte, dass da-durch die Spielsucht dra-matisch ansteigen könnte. „Dadurch werden auch Menschen die niemals gespielt oder im Casino waren einbezogen.“ Gute Zugangsmöglichkeit zu Spielen zu haben, „ist ei-ner der Faktoren, der die Anzahl der Menschen, die süchtig werden, beein-flusst“, sagt er.

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Die Handzeichnung zeigt den Satelliten Fermi bei der Umrundung der Erde sowie zwei Galaxien des frühen Universums. Die helle Explosion auf der linken Seite stellt einen Gammablitz dar.

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„Wir fanden viele leidenschaftliche Spieler, die nicht an der Studie teilneh-men wollten.“

Fermis extrem ge-naue Messungen haben unser the-oretisches Wissen über Gammablitze sehr vertieft.

Page 11: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 WISSEN 11

Wir haben es mit zwei Begriffen zu tun, welche die Menschen eher belasten als befreien.

Gewissen ist identisch mit Bewusst­sein (lat.: conscientia). Wir sind uns ge­wiss, wir sind uns bewusst.

Es handelt sich um das Wissen (lat.: scientia), das mit dem Urgrund im In­nersten in Verbindung steht – daher das Prefix „con“ oder „cum“ (mit). Die Franzosen betrachten Wissen und Be­wusstsein als eine gemeinsame Geburt: la connaissance. Bedauerlicherweise kennt die lat. Sprache nur das Verb

„nasci“ (= geboren werden), aber nicht das mir logisch erscheinende Verb

„cognasci“ (= gemeinsam geboren werden).

In der englischen Sprache nimmt man eine Unterscheidung vor in con­science (Gewissen) und consciousness (Bewusstsein). Wissen heißt im Engli­schen knowledge, know how (gewusst wie) und kommt von lat.: cognoscere (erkennen).

Sokrates sagte: „Scio, nescio!“ (Ich weiß, dass ich nichts weiß). Wer mit al­len im tiefsten Urgrund verbunden ist, könnte aber sagen: „Conscio, scio!“

Thomas von Aquin, der berühm­te Kirchenlehrer, hat uns hinterlassen, dass die höchste Instanz das Gewissen,

nicht der Glaube, ist. Instanz, von lat.: instare (= innen stehen), ist die tiefste und höchste Erfahrung zugleich. Das Paradoxon von „hoch und tief“, „oben wie unten“, „wie im Himmel so auf Erden“ ist unsere wesentliche Instanz. Wenn man einen lateinischen Text liest, kann man hoch und tief nur aus dem Zusammenhang erkennen, da das Wort altus ohnehin sowohl hoch als auch tief bedeutet. Wer hoch hinaus will, muss gleichzeitig in der Tiefe verankert sein.

Wer heute zum Beispiel einen Weg durch Behördeninstanzen gehen muss, bewegt sich auf einer irreführenden Lei­ter von Exstanzen.

Das englische Wort instance (Beispiel) weist unmittelbar und sofort (engl.: ins­tant) auf das hin, mit dem wir spielerisch Kontakt aufnehmen sollten: unserem innersten Wesensgrund.

Die höchste Instanz ist das Bewusst­sein, das Wissen um die gute Botschaft, die im Innersten verborgen ist.

Aus diesem Grunde betrachtet der indische Weise die Unwissenheit (Sans­krit: Avidya) als größte Sünde, als Sund, als schmerzliche Trennung.

Etymosophie © – exklusive Kolumne für The Epoch Times Deutschland von Roland R. Ropers, Etymosoph und Publizist.

Etymosophie von Roland R. RopersGEWISSEN –

Die höchste und zutiefst

innere Instanz

Wissenschaftler Dr. Joseph Saragusty und seine Kollegen untersuchten

im Zoo gehaltene Zwergflusspfer­de und fanden einen Überschuss an Weibchen, die auch überwie­gend weiblichen Nachwuchs be­kamen (58 Prozent). Während man bisher immer davon ausge­gangen war, dass die Verschie­bung im Geschlechterverhältnis vom weiblichen Tier beeinflusst wird, zeigt die jetzige Studie erst­mals, dass auch Säugetier­Männ­chen das Geschlechterverhältnis ihrer Nachkommen beeinflussen können, indem sie das Verhältnis der Geschlechtschromosomen im Ejakulat zugunsten X-Chromo­somen tragender Spermien ver­schieben. Die Wissenschaftler vermuten, dass es für die männ­lichen Zwergflusspferde von Vor­teil ist, mit dieser Methode die künftige männliche Konkurrenz um weibliche Partner gering zu halten.

Die Frage der Geschlechts­bestimmung der Nachkommen­schaft hat Forscher seit jeher in­teressiert, doch trotz Tausender wissenschaftlicher Studien ist der Mechanismus, durch den das Geschlechterverhältnis der Nachkommen verschoben wird, noch unbekannt. Von Natur aus haben die Geschlechter bei der Reproduktion Chancengleichheit. Studien haben gezeigt, dass vie­le Einflussfaktoren zur Verschie­bung des Geschlechterverhältnis­ses beim Nachwuchs von Tieren und Menschen führen können. Einfluss auf das Geschlecht ha­ben zum Beispiel der Zeitpunkt der Kopulation, akuter oder chronischer Stress, die Paarungs­rate und Umweltgifte und ­ver­schmutzungen wie polychlorierte Biphenyle (PCB) oder Phytoös­trogene.

Weibliche Tiere setzen einen

hohen Energieaufwand für die Aufzucht ihrer Jungen ein. Soll­te es Mechanismen geben, die das Geschlechterverhältnis be­einflussen können, müssten die­se eigentlich beim Weibchen zu finden sein. Bei Säugetieren tra­gen alle weiblichen Eizellen ein X-Chromosom, während die Spermien der Männchen entwe­der ein X- oder ein Y-Chromo­som enthalten. Das Geschlecht des Nachwuchses hängt somit von dem männlichen Spermi­um ab, das die Eizelle befruch­tet. Bisher wurde angenommen, dass das Ejakulat etwa die gleiche Anzahl X- und Y-Chromosomen tragende Spermien enthält. Jetzt zeigte das Forscherteam des IZW, dass Zwergflusspferdbullen den Anteil der X-Chromosomen tra­genden Spermien im Ejakulat er­höhen können.

„Während jeder nach dem Mechanismus bei den Weib­chen suchte, entschieden wir uns zunächst, den Einfluss der

Männchen auf das Geschlecht der Nachkommen zu ermitteln. Durch Anfärben der X- und Y-Chromosomen in den Spermien des Ejakulats mit unterschiedli­chen Fluoreszenzfarben fanden wir heraus, dass es bei allen un­tersuchten Männchen erheblich mehr Spermien gab, die das X­Chromosom tragen“, erwähnte der Leiter der Studie, Dr. Joseph Saragusty vom IZW.

Diese Studie ist die erste Stu­die, die darauf hindeutet, dass bei Säugetieren auch Männ­chen über einen Mechanismus zur Änderung des Geschlechter­verhältnisses in der Population verfügen. „Eigentlich galt, dass Männchen keine Kontrolle über die Bestimmung des Geschlechts ihrer Nachkommen haben; die Entscheidung liegt letzten Endes bei den Weibchen“, erklärte Dr. Saragusty, „aber durch die Be­reitstellung von deutlich mehr Spermien eines bestimmten Ge­schlechts können sie die Wahr­

scheinlichkeit erhöhen, dass eine von diesen die Eizelle befruchten wird.“

„Wir wissen nicht, durch wel­chen Mechanismus die Männ­chen das Verhältnis der X­ und Y­Chromosomen beeinflussen, noch wodurch dieser Mechanismus in Gang gesetzt wird“, ergänzte Dr. Robert Hermes vom IZW, „aber es könnte für die Männchen eine Strategie darstellen, um die Kon­kurrenz gering zu halten. Wenn dieser Mechanismus nicht nur bei Zwergflusspferden auftritt, son­dern ein Bestandteil der männ­lichen Reproduktion im Allge­meinen ist“, fügte Dr. Saragusty hinzu, „könnte es eine Erklärung für eine Reihe von Verschiebun­gen im Geschlechterverhältnis bei den Populationen (wie zum Bei­spiel den Überhang von männli­chen Geburten beim Menschen) liefern, welche bisher allein den Weibchen zugeschrieben wurde.“

Diese Studie wurde in Zu­sammenarbeit mit einem Wis­

senschaftler von der Zoological Society of London in Großbri­tannien durchgeführt und durch den „Pakt für Forschung und In­novation“ finanziert. (red.)

Flusspferde zeugen lieber Töchter

„Während jeder bei den Weibchen nach dem Mecha-nismus suchte, ent-schieden wir uns zunächst, den Ein-fluss der Männchen auf das Geschlecht der Nachkommen zu ermitteln.“

Männliche Zwergfluss-pferde haben mehr Spermien mit X- als mit Y-Chromosomen. Dadurch produzieren sie mehr weibliche Nachkommen. Dieses bahnbrechen-de Ergebnis hat jetzt ein Forscherteam unter der Leitung von Wissen-schaftlern des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in einer Studie der Online-Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu fünf Metern und maximal 4,5 Tonnen Gewicht ist das Nilpferd nach dem Elefanten das zweitmächtigste am Land lebende Säugetier.

iDas dem Wal näher als anderen Tieren stehen-de Nilpferd zeugt seine Nachkommen im Wasser, wonach die Tragezeit 227 bis 240 Tage beträgt. Die Geburt erfolgt im seich-ten Wasser oder an Land. Üblicherweise kommt ein einzelnes Jungtier im Wasser zur Welt und wiegt zwischen 25 und 55 Kilo-gramm. Nach rund sechs bis acht Monaten wird das Jungtier entwöhnt. Wild lebende Flusspferde wer-den 30 bis 40 Jahre alt.

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Page 12: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

Chinas Tibet-Politik hat einen Tiefpunkt erreicht. Die Flucht von zahllosen

Mönchen und Nonnen und die vielen Selbstverbrennungen zei-gen, dass Pekings Tibet-Politik vor einem Scherbenhaufen steht. Nur ein echter Dialog Chinas mit der tibetischen Exilregierung kann zu einer friedlichen Lösung der Tibet-Frage führen.“

Diese Sorge treibt auch den Tibet-Experten Dr. Bernhard Müller um, ehemals Wirtschafts-minister des Kantons Bern und Mitglied des Schweizer National-rates.

Epoch Times: Herr Dr. Müller, Sie sind eng mit dem Dalai Lama befreun-det; dürfen wir Näheres darüber erfahren?

Bernhard Müller: Tibet war für mich schon als Leseratte im Kindesalter eine Faszination; aber als Mao Tse-tung nach der Ausrufung der Volksrepublik Chi-na im Jahr 1949 gleich auch noch das souveräne Tibet in sein Rie-senreich einzuverleiben begann, türmten sich vor mir nach und nach Bücher und Gutachten über Völkerrecht und Menschenrechts-Konventionen – ich verstand die Welt nicht mehr ...

Als dann der Dalai Lama im Jahr 1959 nach Indien fl oh, und hernach an die 20.000 tibetische Menschen über den Himalaja nach Nepal fl üchteten, begann für uns Schweizer in Nepal im Namen des Internationalen Ro-ten Kreuzes sowie der schweizeri-schen und nepalesischen Regie-rung eine ungemein schwierige zusätzliche Arbeit. Es galt, die Flüchtlinge in vier Regionen des ohnehin stark bevölkerten Ge-birgslandes anzusiedeln. Und so nahm zwischen dem Dalai Lama und mir eine feste, für mich un-schätzbare Freundschaft ihren Anfang.

Epoch Times: Es ist bereits 60 Jahre her seit der völkerrechts-widrigen Besetzung Tibets durch Mao Tse-tungs Truppen. Wo ste-hen wir heute in der Tibet-Frage?

Müller: Es ist wahrlich er-schütternd, feststellen zu müssen, dass heute kein einziger Staat mehr auf dieser Welt, auch nicht

die UNO oder EU, die Tibet-Frage bilateral oder multinational zur Sprache bringt. Man redu-ziert diese an sich völkerrechtlich klar relevante Angelegenheit etwa auf die Beanstandung von Men-schenrechtsverletzungen in Tibet (und China).

Zu groß sind die Bemühun-gen zahlreicher Staaten, mit der aufstrebenden Wirtschaftsmacht China möglichst enge Han-delsbeziehungen zu pfl egen. So etwa die einst tibetfreundliche Schweiz, welche „ohne Wenn und Aber“ ein bilaterales Frei-handelsabkommen mit Chi-na anstrebt, ausgerechnet mit einem Staat, welcher von den Uhren bis zu den Textilien Mar-kenartikel im großen Stil fälscht. ... Und hier eines der jüngsten und wohl treffendsten Zitate des Dalai Lamas: „ ... mein Volk stirbt auf seinem eigenen Terri-torium …“

Epoch Times: Wie können sich unsere Leser das Alltagsle-ben der Tibeter zum heutigen Zeitpunkt vorstellen?

Müller: Ja, da müssten wir nicht bloß von den Tibetern in Städten, Dörfern sowie als No-maden lebend sprechen. Vor-weg müssten wir von den 1,9 Millionen Tibetern sprechen, welche in der sogenannten

„Autonomen Region Tibet“ mit Lhasa als Hauptstadt leben und tibetischen Bürgern, 2,9 Mil-lionen an der Zahl, welche in den einstigen östlichen Provin-zen Amdo und Kham leben, aber 1965 klammheimlich,

völkerrechtswidrig und alle-mal brutal in die chinesischen Provinzen Qinqhai (neu) sowie Gansu, Sechuan und Yünnan integriert wurden!

So oder so sehe ich in allen diesen Provinzen, Distrikten oder Gemeinden, zwangsan-gesiedelte und sonst zugewan-derte chinesische Bürger, die die absolute Übermacht haben! So weist etwa die Stadt Lhasa 260.000 Chinesen und gerade noch 40.000 Tibeter auf ! Das sagt wohl genug! Die Tibe-ter werden zunehmend an den Rand des Existenzminimums gedrängt, die tibetische Eigen-ständigkeit, Identität und Kul-tur befi nden sich in höchster Gefahr, die Sinisierung Tibets verläuft im Eiltempo! Hilfe tut dringend not, bevor es dazu zu spät ist!

Epoch Times: Im August 2011 wurde Lobsang Sangay als Tibets neuer Premierminis-ter im Exil vereidigt; was erwar-tet die tibetische Bevölkerung von dieser Wahl?

Müller: Anlässlich meines Besuches im April 2012 beim Dalai Lama wird diese Fra-ge ohne Zweifel eine wichtige Rolle spielen. Dazu Folgendes: In Tibet stelle ich zunehmend Verzweifl ung, Angst und Resi-gnation fest. Kürzlich sagte ich in einem Tibet-Referat folgen-des: „Lange Zeit war China logischerweise der größte und einzige Feind Tibets; heute aber ist es die Ignoranz und Tatenlo-sigkeit der übrigen Welt.“

Epoch Times: Tausende von Klöstern sind in Tibet wäh-rend der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 von den chine-sischen Stoßtrupps, den Roten Garden, zerstört worden. Ist die tibetische Kultur an diesen Or-ten erhalten geblieben?

Müller: In der Tat wurden 6.000 Klöster von unschätzba-rem Wert ausgeraubt und an-schließend in die Luft gesprengt. China hat mitgeholfen, eini-ge dieser Monumente wieder herzustellen. Da aber die neu eingezogenen Lamaschaften nachweisbar gezwungen wurden, den Dalai Lama „als Verräter an Land und Leuten“ zu bezeugen, gelten die meisten dieser Lama-schaften als sogenannte „rote Lamas“. Bei unseren Besuchen ist da kaum noch etwas von Freundlichkeit und Gastfreund-schaft zu spüren. Oft wird man den Eindruck nicht los, dass China solche Klöster als lukrati-ve Touristenattraktion konzipiert hat und sie deshalb auch unter strengen Aufl agen duldet.

Epoch Times: Ihre beglei-teten Entwicklungsprojekte in Tibet und Nepal sowie die da-mit verbundenen Erfolge, etwa in der Landwirtschaft, stoßen auch in China auf Interesse. Weshalb?

Müller: In all den Jahren haben wir in der Tat entspre-chende Erfolge auch in extre-men Höhen- und Klimazonen erzielt. In China haben unter anderem folgende Entwick-lungsbereiche Beachtung und

Unterstützung erfahren: Unter Einhaltung von zwölf Kriterien kann nunmehr mit zwei Ern-ten pro Jahr gerechnet werden. Dabei ist insbesondere eine sehr ertragreiche Buchweizensorte in ständigem Aufwind. Erfolgreich sind ebenso Maßnahmen gegen das Vorrücken von Sanddünen, aber auch geglückte Auffors-tungen in brutal abgeholzten und höchst erosionsgefährdeten Lössgebieten.

Epoch Times: Sie treten ebenfalls als Berater der Regie-rungen in Nepal und Tibet auf. Würden Sie etwas näher auf diese Aufgaben eingehen?

Müller: Als Ehrenbürger Nepals war und ist es für mich eigentlich selbstverständlich, dass ich gelegentlich einzelne Ministerien oder Fachkommissi-onen berate; so ging es in jüngs-ter Zeit um die neue Verfassung sowie die Wahlen auf Landes-, Distrikt- und Gemeindeebene. In Tibet unternehme ich stets nur Einsätze im Einvernehmen mit der Regierung oder einzel-nen Ministerien. Als eines von zahlreichen Beispielen erwähne ich die Bildung einer Stiftung am Tibetan Hospital in Lhasa, wo mittellose und in Not gera-tene Bürger oder nach Lhasa strömende Pilger im Spital kos-tenlos ambulant oder stationär behandelt werden sollen.

Epoch Times: Herr Dr. Müller, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Gespräch.

Das Gespräch führte Ursula Bolliger.

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307MENSCHEN & MEINUNGEN

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„Die internationale Staatenge-meinschaft muss die verzwei-felten Hilferufe aus Tibet hö-ren, sich konsequent für ihre Menschenrechte einsetzen und mit allem Nachdruck ge-gen die zunehmende Unter-drückung der Tibeter protes-tieren“, mahnte Ulrich Delius, Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (G� V), anlässlich des 53. Jahresta-ges des Volksaufstands in Tibet (10.3.1959).

Tibet heute – ein Drama ohne Ende

iDr. Bernhard MüllerDer 1931 im Berner Ober-land geborene Verhal-tensbiologe und Öko-nom Dr. Bernhard Müller arbeitete in den Sechzi-gerjahren als Chef der schweizerischen Talent-wicklungs- und Landwirt-schaftsprojekte im Hima-lajakönigreich Nepal. Bernhard Müller ist u. a. Preisträger der Inter-nationalen Gesellschaft Öko-Himal für nachhalti-ge Ertragssteigerungen in arid-kontinentalen und zugleich extremen Hö-hen- und Klimazonen.Später vertrat er sein Land in verschiedenen internationalen Orga-nisationen und war als Dozent an der Techni-schen Hochschule in Lau-sanne tätig. 1974 wurde er durch Volkswahl zum Wirtschaftsminister des Kantons Bern und als Na-tionalrat in das Schweizer Parlament berufen.

Bernhard Müllers Tibet-bücher: „Tibet – Schrei der Wild-gänse“, „Das Phänomen Tibet – gestern, heute, morgen“, „Lo Mantang (Mustang) – das Kö-nigreich am Rande der Einsamkeit“ und „Chinesi-sches Tagebuch – ein po-litischer Reisebericht über vier spannungsgeladene Jahrzehnte“, alle Frieling-Verlag Berlin.

Seit vielen Jahren tre� en sich der Dalai Lama und Bernhard Müller und suchen nach Lösungen, wie dem leidenden tibetischen Volk geholfen wer-den könnte. Fernziel ist die völkerrechtlich verbriefte Rückgabe der Unabhängigkeit an Tibet.

Mit Beratung durch Bernhard Müller werden in Tibet zwischen 2.800 und

4.300 Metern ü. M. auf zahlreichen Ver-suchsfeldern und unter Beachtung von zwölf Kriterien höchst erfolgreiche Ge-

treide-, Gemüse- und Früchtesorten ge-prüft, gepfl egt und die Resultate minutiös

gewertet. Experimentierfeld auf 3.000 Metern ü.M.!

Der Potala, stolzes Wahrzeichen Tibets, sowie mehrere der 6.000 während der Kulturrevolution zerstörten Klöster und Monumente werden in Tibet mit chine-

sischer Hilfe restauriert, dann aber auch als einnahmeträchtige Touristenattraktio-

nen entsprechend vermarktet.

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14. - 20. März 2012 / Nr. 307www.epochtimes.de

Die heutige chinesische Medizin: Ein verwirrendes Gemisch Seite 14

Nintendo Wii: Sieht nach Sportaus, ist aber keiner drin Seite 15

Während heute alle Welt von Krisen spricht, die globa-le Auswirkungen haben,

betrachten die Shen Yun-Künstler Krisen als Chance, eine Chance für eine Rückbesinnung und eine Chan-ce für eine neue Wertorientierung. Seit 2007 gehen sie jedes Jahr mit neuem Programm von New York aus auf Welttournee.

Eine Krise ist nicht nur eine Krise, in ihr steckt gleichzeitig eine Chan-ce, so sagt es das chinesische Wort für Krise „危機“. Wie viele chine-sische Hauptwörter besteht auch „危機“ aus zwei Schriftzeichen: „危“ bedeutet Gefahr und „機“ Chance.

Tänzer und Musiker greifen in die Schatzkiste alter chinesischer Weis-heitslehren von Lebensart, Kunst und Wissenschaft und heben die tra-ditionellen Werte chinesischer Kultur

Los Angeles „Stadt der Engel“ Seite 16/17

SHEN YUN auf Welttournee

F OTOS: © 20 12 S H EN Y U N PER F O R M I N G A RTS

in der Form eines Tanztheaters wie-der ans Licht.

„Ein wunderbares Programm! Die alte chinesische Weisheit wird nicht nur dem chinesischen Volk vermittelt, sondern der ganzen Welt.“ Das sagte Ted Kavanau, Senior Producer von CNN Headline News, dazu.

Nur sind die Wege hinein nach China zurzeit versperrt. Dieses wun-derbare Programm kommt aus New York, weil der Wesenskern der tradi-tionellen Kunst – die spirituelle Aus-richtung und die Verbundenheit der Künstler mit der Urquelle aller Kul-tur – unter kommunistischer Herr-schaft weder gepfl egt noch anerkannt werden.

Die Präsentation dieser Renais-sance der traditionellen chinesischen Kultur auf der Bühne entfaltet sich mit unglaublicher Leichtigkeit, mit Ernst und mit Humor. Shen Yun lässt

uns empfi nden, wie Leben sein könn-te und wie Kunst sein sollte.

Gerade das Richtige, um an ei-nem aktuellen Geschehen teilzuha-ben und um mit dem Besuch ein Zei-chen zu setzen für all die Künstler und uns selbst, die innerhalb und außerhalb Chinas ein freies Leben und eine freie Kunst lieben. (rls)

auf Welttourneeuns empfi nden, wie Leben sein könn-

Gerade das Richtige, um an ei-nem aktuellen Geschehen teilzuha-ben und um mit dem Besuch ein Zei-chen zu setzen für all die Künstler und uns selbst, die innerhalb und außerhalb Chinas ein freies Leben und eine freie Kunst lieben. (rls)

Mongolischer Stäbchentanz. Die gastfreundlichen Mongolen laden gern zum gemeinsamen Essen und Feiern ein.

BERLIN ICC SAAL 1 Fr. 16. März 2012, 19:30 UhrSa. 17. März 2012, 19:30 UhrSo. 18. März 2012, 15:00 Uhr Hotline: 030 / 609885290 An allen bekannten Vorverkaufsstellenwww.ticketonline.de www.ShenYun2012.com

FRANKFURT/M. JAHRHUNDERTHALLE Fr. 30. März 2012, 19:30 UhrSa. 31. März 2012, 14:00 UhrSa. 31. März 2012, 19:30 UhrAn allen bekannten VorverkaufsstellenHotline: 01805-697469www.ticketonline.de

Page 14: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 30714 Gesundheit

die Lehre seines Meisters: „Günsti-gere oder kostenlose Behandlung von Armen“. Yu folgt der Lehre seines Meisters, aber er beklagt auch den moralischen Verfall bei den heutigen Menschen. Manche Leute rufen noch nicht einmal an, um ihre Dankbarkeit über die Heilung ihrer Krankheit aus-zudrücken.

Laut einer Statistik nahm Hong-kong bei der durchschnittlichen Le-benserwartung im Jahr 2010 den zwei-ten Platz ein. Yu ist der Meinung, dass dies an den Ärzten für chinesische Me-dizin in Hongkong liegt. „Viele ande-re Länder haben bessere Lebensbe-dingungen, Nahrungsmittel und Luft, aber sie können sich nicht mit Hong-kong vergleichen. Wenn die Ärzte für chinesische Medizin verschwinden, wird die Lebenserwartung in Hong-kong auch sinken.“

Die chinesische Medizin bewahrenUm das Erbe seiner Vorfahren - die alte chinesische Medizin - weiterzutragen, hat Yu Hong Chao die „Vereinigung zur Erhaltung der alten chinesischen Medizin“ gegründet, eine gemeinnüt-zige, wohltätige Organisation. Er hofft, dass er die 5000 Jahre alte Traditionelle Chinesische Medizin bewahren und weitergeben kann.

Als die Organisation gegründet wurde, hatte Yu noch schwarzes Haar. Jetzt, nach ein paar Jahren, ist sein Haar grau geworden. Einem älteren Mediziner fällt es schwer, zu Meetings zu gehen und auf der Straße zu de-monstrieren. Aber ein älterer Arzt für chinesische Medizin kann nicht zu Hause bleiben und das Leben genie-ßen. Er muss die Nachricht verbreiten und der Gemeinschaft dienen.

In den letzten zehn Jahren hat sich Yu Hong Chao aufgemacht, um über die verzerrte Berichterstattung bezüg-lich der chinesischen Medizin aufzu-klären. Er hofft, dass die Menschen in Hongkong den wahren Wert der chi-nesischen Medizin zu schätzen wissen.

„Einige Krankheiten können von der westlichen Medizin nicht geheilt wer-den und das Leben ist mit einer grö-ßeren Anzahl an Möglichkeiten auf jeden Fall besser.“

Die heutige chinesische Medizin: Ein verwirrendes Gemisch

Medizin kann eine Verbesserung um über 80 Prozent bewirken.

Der Gemeinschaft dienen „Es gibt viele gute Ärzte für chinesische Medizin, aber unglücklicherweise ha-ben sie keine Zulassung und dürfen nicht praktizieren.“ Yu fi ndet es trau-rig zu sehen, wie Patienten überall auf der Suche nach einem authentischen Arzt für chinesische Medizin sind. Sie scheitern jedoch und erleiden schlim-me Konsequenzen.

Wahre Mediziner haben das Ziel, die Menschen zu heilen. Es geht ih-nen nicht primär ums Geldverdienen. An der Wand von Yus Klinik steht

eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen.“ „Wenn ein Arzt von zehn Patien-

ten sechs heilen kann, ist er ein erst-klassiger Mediziner“, sagt Yu, „Wenn er nur einen oder gar keinen heilen kann, dann weiß er nicht, wie man Krankheiten behandelt. Wenn ein Arzt keine Krankheiten heilen kann, was nützt er dann? Ich habe zum Bei-spiel zehn Patienten zu einem Arzt ge-schickt und er hat sie alle geheilt. Das ist ein erstklassiger Arzt für chinesi-sche Medizin.“ Laut Yu kann zum Beispiel „Spondylitis ankylosans“, eine Wirbelentzündung, nicht mit westlicher Medizin behandelt wer-den, aber die authentische chinesische

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Heutzutage ist die Medizin ganzheitlich. Nicht ganz west-lich und nicht ganz östlich“,

sagt Yu Hong Chao, Arzt für Tradi-tionelle Chinesische Medizin. Er glaubt, dass das chinesische Regime die Ent-wicklungen der westlichen Medizin der chinesischen Medizin aufzwingt. „Die eine Hälfte des Unterrichts beschäftigt sich mit chinesischer Medizin, die an-dere Hälfte mit der westlichen Medi-zin“, sagt er und fügt hinzu, dass dies möglicherweise zur Auslöschung der reinen Traditionellen Chinesischen Medizin führen wird.

„Wir werden eine quasi-chinesische Medizin haben“, meint Yu. „Sie [die momentane Praxis] lehrt nur, wie man die Heilkräuter zubereitet und die Bü-cher studiert, jedoch ohne wirkliche klinische Erfahrung. Diejenigen, die wirklich die Krankheiten verstehen und fähig sind, sie zu behandeln, sind nicht sehr zahlreich.“

Alte Meister dürfen keine Rezepte mehr ausstellen. Die Verordnung, die das Antlitz der Traditionellen Chine-sischen Medizin momentan so schnell verändert, trat 1999 in Kraft. Viele Praktizierende wie Yu verfügen über ein großes Wissen und Fähigkeiten, aber entsprechen nicht den Anforde-rungen der Regularien. Daher sind die Schüler der großen Meister oftmals re-gistrierte Ärzte, während ihre Meister nur eingetragene sind.

Nach dem chinesischen Gesund-heitsgesetz darf ein „eingetragener Arzt für Chinesische Medizin“ keinen Krankenschein oder Rezepte ausstellen. Sein Status ist der eines Krankenpfl e-gers. Yu Hong Chao ist sehr besorgt, dass die Traditionelle Chinesische Me-dizin bald endgültig verschwinden wird. Unglücklicherweise sind sich die meis-ten Chinesen gar nicht bewusst, was da mit ihrer eigenen Kultur passiert.

Yu beschreibt, was er als wahre Medizin betrachtet: „Man muss au-thentische Fähigkeiten in chinesischer Medizin besitzen, dazu die aufrichtige Absicht, Patienten zu behandeln und die Ehrlichkeit, Patienten an andere Ärzte weiterzuempfehlen, wenn die

Über Jahrtausende hin wurde die Traditionelle Chinesische Medizin direkt vom Meister an den Schü-ler weitergegeben.

Diese sogenannte Tuina-Mas-sage ist typisch für die chine-sische Medizin. Bei der Tuina werden Körperstellen durch die Kleidung hindurch massiert, Verspannungen gelöst und so die Blockaden im Fluss der Lebensenergie in den Meridianen gelöst.

Seit den 60er Jahren wurden die alten Lehr-meister der chinesischen Medizin durch die Idole der „roten Revolution“ verdrängt, genauso wie die ursprünglichen Behand-lungsweisen der chinesischen Medizin.

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zu moderater bis anstrengender kör-perlicher Bewegung führen. „Ich bin bei solchen Studien immer skeptisch, auch wenn ich den Ergebnissen zustim-me. Es kommt immer wieder zu wi-dersprüchlichen Ergebnissen. Kinder bewegen sich sicher vor einer Wii und das ist nie verkehrt. Aus gesundheitli-cher Sicht ist das aber vernachlässig-bar“, erläutert Mayrhofer.

Warum die Spiele keinen Einfl uss auf die Gesamtbewegungsbilanz der Kinder haben, ist noch nicht geklärt. Baranowski hält mehrere Gründe für möglich. Es kann sein, dass die Kinder in der aktiven Gruppe die Spiele nur mit minimalem körperli-chem Einsatz gespielt haben. Mög-lich wäre auch, dass die Kinder mit aktiven Spielen die Aktivitäten abseits der Spielekonsolen zurückgefahren haben. „Die Kinder werden immer unsportlicher. In unseren Sommer-lagern können wir viele Übungen, die früher problemlos möglich wa-ren, gar nicht mehr machen, weil die Kinder es einfach nicht mehr schaf-fen“, warnt Mayrhofer vor einem grundsätzlichen Abfall der Fitness. (pressetext / mcd)

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 Fitness 15

Nintendo Wii: Sieht nach Sport aus, ist aber keiner drin

Wochen lang und führten exakt Buch über ihre Spielzeiten und Aktivitätsle-vels. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Kinder, die aktive Videospiele spielen, insgesamt aktiver sind als die Konsumenten passiver Wii-Unterhal-tung“, heißt es in der Studie.

Die Anzahl der täglichen Minuten, in denen moderate bis anstrengen-de körperliche Aktivität verzeichnet wurde, ist in beiden Gruppen prak-tisch identisch. Die Kinder mit ak-tiven Spielen schafften zwischen 25 und 28 Minuten; ihre Altersgenos-sen mit herkömmlichen Nintendo-Produkten brachten es auf 26 bis 29 Minuten Aktivität pro Tag. „Wir haben eigentlich erwartet, dass die bewegungsfördernden Wii-Spiele zu einer signifi kanten Erhöhung der körperlichen Aktivität führen. Wir waren ehrlich gesagt geschockt, dass es überhaupt keinen Unterschied zu machen scheint“, betont Studienleiter Tom Boranowski.

Unklare GründeÄltere Studien, die nur die Zeit wäh-rend des Spielens berücksichtigen, lie-ßen vermuten, dass aktive Videospiele

Es war zu schön, um wahr zu sein: Mit der Ankunft der Nintendo Wii glaubten viele

Eltern, ihren Kindern lediglich die richtigen Computerspiele vorsetzen zu müssen, um ein gesundes Maß an sportlicher Aktivität zu gewährleis-ten. Eine Studie des Baylor College of Medicine http://bcm.edu lässt diesen Traum jetzt platzen, wie cnet.com berichtet. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder, die sogenannte aktive Videospiele spie-len, nicht mehr körperliche Bewe-gung abbekommen, als eine Kont-rollgruppe mit passiv zu bedienenden Wii-Titeln.

Bei der Wii handelt es sich um eine fernsehgebundene Videospiel-Konsole, die über einen neuartigen Controller, ähnlich einer herkömm-lichen Fernbedienung mit einge-bauten Bewegungssensoren, verfügt. Der Spieler bewegt den Controller so, dass die entsprechenden Bewe-gungen von Spielfi guren oder -ele-menten auf dem Bildschirm umge-setzt werden.

„Ich bin kein Gegner von Video-spielen, aber eine Verbindung zum Sport herzustellen, halte ich für kom-plett falsch. Das schaut zwar nach Sport aus, es ist aber keiner. Die Wer-beaussagen der Elektronik- und Le-bensmittelindustrie verwässern den Wert von körperlicher Bewegung. Auch die Sportmedizin trägt oft dazu bei, dass die Eltern glauben, eine Wii sei besser als nix“, sagt Sportwissen-schaftler Michael Mayrhofer. Die Wertigkeit richtiger Bewegung solle stärker betont werden, unterstreicht der Experte.

Schlechte BilanzDie US-Wissenschaftler haben 78 überdurchschnittlich schweren Kin-dern zwischen neun und zwölf Jah-ren eine Nintendo Wii-Spielekonsole gegeben. Die Hälfte der Kinder er-hielt aktive Spiele, wie Wii Sports oder Dance Revolution dazu, die andere Hälfte bekam klassische passive Titel wie Super Mario Galaxy. Die Forscher beobachteten die Kinder daraufhin 13

Eine US-Erhebung an Kindern kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass der gesundheit-liche Nutzen des Wii-Spielens gleich Null ist.

Auch bei Erwachsenen beliebt. Bei einem Wii Fit plus Spiel bringt diese Frau eine Spielfi gur zum Fliegen.

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„Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Kinder, die aktive Videospiele spielen, insgesamt aktiver sind als die Konsumenten passiver Wii-Unter-haltung.“

Page 16: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 30716 Reise

Der bekannteste Schriftzug von Los Angeles ragt über

Hollywood (oben), Straßen-kunst auf einer Hausfassade in

LA Downtown (unten).

Los Angeles

Matthias Hombauer

Amerika, das Land der unbe-grenzten Möglichkeiten. Den steinigen Weg vom Tellerwä-

scher zum Millionär haben wohl schon einige versucht zu beschreiten. Und welcher Ort wäre besser dafür geeignet, als die Millionenmetropole Los Angeles?

Zehn Tage lang begab ich mich in die „Stadt der Engel“, um das ein-zigartige Lebensgefühl der Angelenos (so werden die Einwohner von LA ge-nannt) am eigenen Körper zu erfahren.

Los Angeles wurde erst 1781 ge-gründet und ist mit etwa vier Millio-nen Einwohnern nach New York die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staa-ten. Durch die subtropische Klimazone ergibt sich eine durchschnittliche Jah-restemperatur von angenehmen 18 ° C, also perfekt, um dem kalten Winter in Europa dieser Tage den Rücken zu-zukehren.

Am Anfang Ihrer Reiseplanung sollte neben dem Flug auch ein Miet-auto bedacht werden. Die Stadt ist so weitläufig, dass öffentliche Verkehrs-mittel nicht unbedingt ihren Zweck für Touristen erfüllen. Ein billiger und zu-verlässiger Anbieter ist Midway (www.midwaycarrental.com).

Am besten man reserviert den Miet-wagen schon von Deutschland aus und holt ihn direkt am Flughafen (Los An-geles International Airport, LAX) nach der Landung ab. Auch wenn die Preise im Internet verlockend klingen, soll-te man sich bewusst machen, dass die Versicherung für das Fahrzeug nicht in-kludiert ist und mit ca. 300 US-Dollar zu Buche schlägt. Der Verkehr ist über-schaubar und mit einem Mietauto mit Automatikgetriebe ist es kein Problem, auch die sechsspurigen Straßen sicher

zu befahren. Ein absolutes Muss ist ein Navigationssystem, welches direkt beim Autoverleih ausgeborgt werden kann. Als Alternative empfiehlt sich ein Smartphone mit zugehörigem Navi-gations-App.

Wenn Sie ein paar entspannte und sonnige Tage in Los Angeles genie-ßen wollen, dann ist Venice Beach ein guter Tipp. Der 4,5 Kilometer lange Sandstrand ist einer der bekanntesten Treffpunkte für Surfer, Straßenkünstler, Musiker, Maler und Souvenirverkäufer. Am sogenannten „Boardwalk“, ein as-phaltierter Weg am Strand, tummeln sich Skatboarder, Inlineskater und Radfahrer. Am berühmten „Muscle Beach“ wurde ein Freiluftfitnesscen-ter eingerichtet, wo Bodybuilder bei ihrem täglichen Training beobachtet werden können. Für alle Romantiker bietet der Sonnenuntergang inklusi-ve „Baywatch“-Strandhütten ein ein-maliges Naturschauspiel. So idyllisch und glamourös dieser Abschnitt an der Pazifikküste auch sein mag, so erlebt man auch die Schattenseiten des ame-rikanischen Traums. Neben den Desi-gnerhäusern an der Strandpromenade scharen sich Obdachlose, Drogensüch-tige und Aussteiger und hoffen auf eini-ge Dollar. Diese Gegend ist tagsüber si-cher, in der Nacht ist es allerdings nicht ratsam, alleine am Strand spazieren zu gehen.

Einige Kilometer nördlich liegt San-ta Monica, welches mit der „Third Street Promenade“ eine der wenigen Fußgängerzonen im Großraum Los Angeles bietet. Neben trendigen Mo-degeschäften wie Urban Outfitters und Abercrombie & Fitch kann man sich auch zwischendurch mit sehr guten Burgern in Barney's Beanery stärken.

Wer sich nach den erholsamen Ta-gen an den Stränden wieder in den Großstadtdschungel stürzen möchte,

sollte nach LA Downtown. In „Litt-le Tokyo“ wird man in traditionellen Sushilokalen mit Spezialitäten vom Chefkoch höchstpersönlich beglückt und kann in diesem Stadtteil zusätzlich die atemberaubende Aussicht auf die Skyline von LA aus dem 26. Stock des Rathauses (City Hall) erleben.

Für Sportbegeisterte stellt der Los Angeles Athletic Club (www.laac), wel-cher erstmals 1880 in Betrieb genom-men wurde, eine der besten Adressen in LA dar. Neben einem Fitnesscen-ter inklusive Laufbahn, Schwimmbe-cken und Basketballplatz gibt es die Möglichkeit, in einem der 72 exklu-siven Suiten nach dem Training zu entspannen.

Wenn Sie auf der Suche nach be-kannten Filmstars sind, dann planen Sie einen Aufenthalt in Hollywood und Beverly Hills. Am Hollywood Boule-vard, wo die berühmten Sterne der Stars am Gehweg („walk of fame“) ein-gelassen sind, haben Sie gute Chancen, das eine oder andere bekannte Gesicht zu sehen. Bei meiner Reise war es der Schauspieler und Sänger Billy Bob Thornton (Ex-Ehemann von Angelina Jolie), der ein Straßenkonzert zum Bes-ten gegeben hat. Seien Sie aber nicht allzu enttäuscht, wenn Hollywood nicht so ganz Ihren Vorstellungen ent-spricht, denn Glanz und Glamour wer-den Sie hier vergeblich auf der Straße suchen. Wenn Sie in dieser Gegend unterwegs sind, können Sie auch eine Runde mit dem Auto durch Beverly Hills fahren. Außer den hohen Zäunen werden Sie aber nicht viel von den mil-lionenschweren Anwesen der Schau-spieler zu Gesicht bekommen.

Besuchen Sie die Universal Studios, wenn Sie einen Tag hinter die Kulis-sen der Filmindustrie blicken möchten. Mit speziellen 3D-Kinovorführungen von Terminator 2, The Simpsons oder

Boardwalk, Venice Beach: Ein bunter Mix aus Straßenkünstlern, Skatern, Musikern und Souvenirverkäufern erwartet Sie auf dieser berühmten Strandpromenade.

F oToS: M AT TH i A S H o M bAu ER

Page 17: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 Reise 17

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von Terminator 2, The Simpsons oder King Kong bietet der Themenpark Unterhaltung auf höchstem Niveau.

Für Musikbegeisterte gibt es am Sunset Boulevard mit dem „Amoeba“-Shop den größten Recordstore der Welt. Und wenn Sie sich unter die Musiksze-ne von LA mischen wollen, dann war-ten die bekannten Nachtclubs „The Vi-per room“ (Ex-Besitzer Johnny Depp) und das „Rainbow“, wo sich unter an-derem schon John Lennon, Led Zeppe-lin oder Tom Waits amüsierten, auf Sie.

Dass die „Stadt der Engel“ nicht un-gefährlich ist, zeigt aber alleine schon die große Anzahl von mehr als 400 ri-valisierenden Gangs. Einige Vororte, wie z.B. Compton zählen überhaupt zu den gefährlichsten Orten der Verei-nigten Staaten. Vermeiden Sie bei Ein-bruch der Dunkelheit diese Gegenden und verriegeln Sie am besten ihr Miet-auto von innen, wenn Sie unterwegs sind. So sollten Sie keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt sein.

Nach einigen Tagen habe ich mich an die Eigenheiten von Los Angeles (und den Jetlag) gewöhnt und das eine oder andere Abenteuer erlebt. Für alle, die einen aufregenden und abwechs-lungsreichen Städteurlaub planen, ist Los Angeles wärmstens zu empfehlen.

Beobachten sie Bodybuil-der bei ihrem täglichen

Training am „Muscle Beach“ (oben). Mieten sie ein Fahrrad und erkunden sie den 4,5 Kilometer lan-

gen Sandstrand (rechts) oder versuchen sie sich

am Surfen (links).

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Page 18: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

wahrgenommen wird. „Bei der Stu-die kamen wir zu dem Ergebnis, dass eine eher ganzheitliche, intuitive Fä-higkeit der Lehrperson wahrgenom-men wird und dann dazu führt, dass sich Schülerinnen und Schüler eher selbstbestimmt motiviert fühlen“, so Florian Müller.

An der Untersuchung nahmen 5.900 10- bis 18-jährige Schülerin-nen und Schüler und deren Lehr-personen aus allen Schularten Ös-terreichs teil.

um die Motivation von Lehrpersonen bestellt ist und von welchen persön-lichen, institutionellen sowie organi-satorischen Bedingungen die Motiva-tion zu unterrichten abhängt.

Die Analyse der LehrerInnenmo-tivation ist ein bislang kaum erforsch-tes Feld. Insbesondere über den Zu-sammenhang von Lernmotivation der SchülerInnen und Unterrichts-motivation der Lehrpersonen ist noch wenig bekannt.

Nach der Selbstbestimmungsthe-orie von Deci & Ryan, welche die Grundlage für die Untersuchung bildet, sind drei Faktoren für psychi-sches Wachstum, Wohlbefi nden und Integrität von Menschen essenziell: Autonomie, Kompetenz und sozi-ale Einbindung. Auf Basis diverser Untersuchungen gilt es mittlerweile

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 30718 Bildung

Dr. Romy Müller/ idw

Eine seit 2009 an der Alpen-Ad-ria-Universität laufende Studie geht einerseits der Frage nach,

welche unterrichtlichen Bedingun-gen die Lernmotivation von jungen Menschen positiv beein fl ussen bzw. die Entwicklung nachhaltiger Moti-vation verhindern. Andererseits in-teressierte das Forscherteam, wie es

Bringt Druck etwas, um Lehrer zu motivieren? Welches Lernumfeld brauchen Schüler, um ihr Bestes zu geben? Eine Studie liefert die Antworten.

als bestätigt, dass Schüle-rInnen, deren psychologi-sche Grundbedürfnisse er-füllt werden, den Lerninhalt tiefer verarbeiten, mehr Eifer an den Tag legen und nach-haltiger lernen. Druck und Kontrolle wirken sich langfristig entgegen-gesetzt aus und führen zu außen stammender Moti-vation (z.B. durch Beloh-nung) und zu oberfl ächigem Lernen.

Interessanterweise zeigte sich in der Studie, dass die Unter-richtsmotivation der Lehr-personen besonders mit der Selbststeuerungs-fähigkeit der Lehr-personen als auch mit der Unterstüt-zung von Autono-mie (z.B. Freiräume bei der Unterrichts-gestaltung), Kompe-tenz (z.B. Unterstützung durch KollegInnen) und der sozialen Einbindung (z.B. Arbeitsklima) an der jeweiligen Schule zusammenhängt. Im Gegen-satz dazu spielten wahrgenommene organisatorische, bildungspolitische oder curriculare Einschränkungen oder Druck der Eltern keine Rolle für die Motivation zu unterrichten.

Ferner konnten die Analysen Hin-weise liefern, dass Lehrpersonen, die sich selber motivierten im Unterricht eher die psychologischen Bedürfnisse der SchülerInnen beachten als weni-ger selbstbestimmt motivierte Leh-rerInnen. Motivierte LehrerInnen schaffen somit Lernumwelten, die auch motivationsfördernde Bedin-gungen für ihre SchülerInnen bereit-stellen.

Aktueller Befund aus dem ForschungsprojektIn diversen empirischen Forschungs-arbeiten treten immer wieder Schwie-rigkeiten auf, die Grundbedürfnisse als theoretisch defi nierte Konstrukte empirisch zu trennen.

Hannes König, Christina Marx, Almut Thomas und Florian Müller (Institut für Unterrichts- und Schul-entwicklung) stellten sich daher nun die Frage, ob die SchülerInnen diese Faktoren überhaupt getrennt wahr-nehmen oder ob nur ein eher ho-listischer Eindruck der Lehrperson

Motivation in der Schule! Wovon hängt sie ab?

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Lehrermotivation und der Zusam-menhang mit der Motivation der Schüler wurde bis-lang kaum erforscht.

F OTO: S TEFA N I E PR AG ER / P I X E L I O. DE

Page 19: The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 14.03.2012

Facetten des Phäno-mens in verschiede-nen kulturellen und sozialen Milieus. In der interdiszip-linären Studie er-forschen sie die Be-deutungen, die das Vergeben von persön-lichen Verletzungen in Freundschaften, Partner-schaften oder berufl ichen Beziehungen hat.

Untersucht wird auch, an welchen – persönlichen oder durch die Gesellschaft und die Kultur vor-gegebenen – Grundsätzen und mo-ralischen Prinzipien sich Menschen orientieren, wenn sie vergeben. Und welche Rolle spielen bei dem Pro-zess der Vergebung Rachegefühle und Emotionen wie Wut, Ärger und Trauer?

Die Projektleitung ist auf der Suche nach Personen, die daran interessiert sind, über ihre Erfahrungen, Einstel-lungen und Erlebnisse zu dem Thema

The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 307 Bildung 19

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Phänomen der Vergebung

Krimi-Freunde könnten sich bei dem Wort „Vergebung“ an den Abschlussband „Ver-

gebung“ der Millennium-Trilogie des schwedischen Autors Stieg Larsson erinnert fühlen. Es ist jedoch nicht Lisbeth Salander, die im Mittelpunkt steht, sondern das Phänomen der Annahme bekundeter Reue.

Die Grundlagen des Vergebens stehen im Mittelpunkt eines For-schungsprojektes des Exzellenzclus-ters „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin. Die Wis-senschaftler Prof. Dr. Christian von Scheve und Dr. Angela Merkl un-tersuchen die unterschiedlichen

V e r - gebung im Rahmen eines jeweils etwa 30-minütigen Interviews zu sprechen. Die Interviews fi nden in Form eines offenen Gesprächs an der Freien Universität Berlin oder nach Vereinbarung andernorts statt. Inter-essenten können telefonisch oder per Mail Kontakt aufnehmen. (idw)

Wissenschaftler des Exzellenzclusters

„Languages of Emotion“, Freie Uni Berlin, untersuchen das Phänomen Vergebung.

iWeitere Informationen bei Interesse an einer Studienteilnahme.E-Mail: [email protected] oder Telefon: 030 / 838-57199

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The Epoch Times Deutschland / 14. - 20. März 2012 / Nr. 30720 Fundstücke

Die Großmama hat manchmal ei-nen Verdruß an so einem Federvieh. Wenn es in ihre Hausordnung sich nicht fügt, so muß es geschlachtet werden. Diesmal traf das traurige Los der Hinrichtung ein imperti-nentes Huhn, was immer mit gro-ßer Geschwindigkeit die Weizen-körner, welche sie für alle streut als Dessert zum Haber, für sich allein erschnappte. Dies Huhn war von Meline in Affektion genommen, gleich als es auskroch. Es heißt Män-newei, von Mannweibchen, weil es lang unentschieden blieb, ob das Tier ein Hahn oder ein Huhn sei, da es einen so roten, stolzen, dop-pelten Kamm und einen schönen

Menschen kenne ich, denen es gut geht,Die sich aber auch Mühe geben,Anständig nach innen und außen zu leben.

Da ihnen das gut stehtUnd sie repräsentable ErscheinungenSind, hört man ihre MeinungenMit Behagen. –Bis man erstaunt entdeckt,Daß sie keine andre Meinung vertragen. –

Hat ein Vögelchen erschrecktSich geduckt im Busch versteckt;Putzte traurig, putzte stummLange noch an sich herum.

Joachim Ringelnatz (1883 - 1934)

So gut wie schlecht

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Ein Huhn wird gerettetroten Bart hat. – Kurz, ich komme gerade an der Küche vorbei, wie die taube Agnes auf dem Schemel sitzt, das Huhn zwischen den Knien, das Messer wetzt. – Ich springe hinzu, zieh’ den Schemel unter ihr weg, sie fällt auf die Nase, das Huhn unter dem Messer weg fl attert mit großem Geschrei durchs Küchenfenster. Es war die Zeit, wo die andern Hühner schon alle im Hühnerstall mit ihrem Hahn der goldnen Ruhe genießen. Kaum hörten sie aber das Notge-schrei der Henne, als alle loslegten mit Gackern. – Ich war voll Schreck über meine Kühnheit, die Hinrich-tung zu verhindern. Ich jagte das Huhn durch den Garten; ganz am

End’ der Pappelwand fi ng ich’s erst wieder ein. Wo sollte ich mit hin? Bracht’ ich’s zurück, so wurde es dennoch abgetan; aber mir schau-derte, eine Suppe von diesem Huhn zu essen! – Ich marschierte zum Gärtner ins Boskett. Der nimmt es unter seine Obhut, bis bessere Zei-ten kommen …Abends beim Sternenschimmer, wo ich den Kopf aus unserm Man-sardfenster streckte, um recht vie-le Sterne zu Zeugen meines feierli-chen Schwures aufzurufen, tat ich das Gelübde, alles daran zu wagen, wenn ich einen Menschen in Gefahr sehe und wenn auch selbst schon das Messer über seinem Haupt schwebt.

– Ein rascher Entschluß vermag viel, aber Zagen ist das Verderben aller Großtaten. Hätt’ ich nur einen Au-genblick mich besonnen, so lebte jetzt kein Männewei mehr! – Und mit so einem Tier ist’s eine beson-dere Sache: man weiß nicht, ob es ein Jenseits hat, doch lebt es gern, doch hat es mehr mit der Natur zu schaffen wie wir, doch gehört ihm die Welt, jeden Augenblick es drauf verweilt. Es ist der Mühe wert, ein Leben zu retten, sei es, welches es wolle!

Bettina von Arnim (1785 - 1859) in Ori-ginalschreibweise. Aus: Lebensspiel. Zü-rich1953

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In Frankreich werden Alkoholtester im Auto und am Motorrad ab 1. Juli zur Pfl ichtaus-stattung gehören. Die Produktion in den Fabriken, wie hier in Sartilly, läuft auf Hochtouren. Nach amtlichen Aussagen ist Alkoholkonsum bei 31 Prozent der tödlichen Unfälle ursächlich beteiligt. Mit dem „Röhrchen“ sollen Autofahrer selbst vor Antritt der Fahrt testen, ob die 0,5 Marke, die auch in Deutschland gilt, überschritten ist.Diese Tester-Pfl icht gilt auch für Reisende aus dem Ausland, sonst droht ein Bußgeld von elf Euro. Diese werden allerdings erst nach einer viermonatigen Übergangsfrist ab 1. November fällig. Kritiker vermuten in der neuen Verordnung vor allem eine Abzocke an Autofahrern aus dem Ausland zusätzlich zur Maut. Besondere Einmal-Sets soll es an den Terminals von Fähren, dem Eurotunnel, an Flughäfen und Tankstellen geben. Das Set kostet etwa fünf Euro.

Zwillingsreiter oder ein Pferd mit acht Beinen? Nein, nur ein Schnappschuss in Augenhöhe von einem Pferde-rennen in England, dem DBS Spring Sales Bumper auf der Newbury-Renn-bahn am 3. März. Richard Johnson (im Vordergrund) auf Up To So-mething gewann das Rennen. Der Frühling zeigt sich auch in diesem Gewand der sport-lichen Gelegenhei-ten im Freien.