Matthias Wühle: August Thyssen. Der Schöpfer der großen Werke

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August Thyssen. Schöpfer der großen Werke

Johann Wolfgang Goethe UniversitätHS: Unternehmerkarrierern – Unternehmerpersönlichkeiten

Referent: Matthias Wühle11. Mai 2010

Matthias Wühle: August Thyssen. Der Schöpfer der großen Werke

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Schöpfer der großen Werke*)

August Thyssen1842 – 1926

1.Leben auf dem Werksgelände

2.„ Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage“.

Der Geschäftsmann

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“.

Thyssen und der Adel

4. Apokalypse. Krieg und Nachkrieg

5. Ende einer Dynastie

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*) Brief August Thyssens an seinen Sohn August Jr. vom 21. Juni 1910 über seine Begründung, von seinem Sohn Gehorsam einzufordern (ThyssenKrupp Konzernarchiv, Gewerkschaft Deutscher Kaiser,) in: Lesczenski, Jörg: August Thyssen 1842 – 1926 (Essen 2008), S. 148

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33Eschweiler im 19. Jh

1. Leben auf dem Werksgelände

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o Katholische Familieo wächst auf dem Werksgelände

der väterlichen Draht-Fabrik-Compagnie auf

o Eltern: Friedrich und Katharina Thyssen, Kinder:o 1839 Maria ∞ Mathias

Rüsges, Tuchfabrikanto 1840 Luise,

Ursulinenschwestero 1842 Augusto 1844 Joseph, Unternehmer

und Augusts Geschäftspartner

o 1846 Balbina ∞ Désiré Bicheroux, Wallonischer Unternehmer

o 1854 Friedrich, Kunstsammler

o 1860 Therese ∞ Fritz Hoosemans, holländischer Margarine- und Spirituosenfabrikant

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1. Leben auf dem Werksgelände

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Ausbildung

• 1848 – 1854 Rektoratsschule Eschweiler

• 1854 – 1859 Höhere Bildungsschule Aachen

• 1859 – 1861 Polytechnische Schule Karlsruhe

• 1861 Institut Supérieur du Commerce de l’Etat Antwerpen

1. Leben auf dem Werksgelände

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„Wir sind bereit, eine Anleihe von 2 bis 4 Millionen Mark bei dieser Bank aufzunehmen unter der Bedingung, dass der Zinsfuß auf 41,4 Prozent p.a., der Emissionskurs auf 99 Prozent und der Tilgungssatz auf 2 Prozent festgesetzt wird. Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage. Falls die Bayerische Handelsbank auf diese Bedingungen nicht eingehen sollte, bedauern wir, von weiteren Verhandlungen Abstand nehmen zu müssen und zeichnen

hochachtungsvoll…“

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Nachricht August Thyssens an die Bayerische Handelsbank im Mai 1909 (ThyssenKrupp Konzernarchiv, Gewerkschaft Deutscher Kaiser) in: Lesczenski, Jörg: August Thyssen 1842 – 1926 (Essen 2008), S. 110

2. „Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage“

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Familieninterne Kapitalmittel

• 1867: 8.000 Taler Startkapital von seinem Vater• 1871: 40.000 Taler nach Austritt aus erstem Unternehmen• Für weitere 35.000 Taler wird sein Vater Mitgesellschafter des

neuen Unternehmens• 15.000 Taler Mitgift von Josephs Ehefra Klara• 1872 Mitgift der eigenen Ehefrau Hedwig• † 1875 Désiré Bicheroux, Mann v. Schwester Balbina, Erbschaft• † 1877 Friedrich, Erbschaft 420.000 Mark• † 1888 Katharina, Erbschaft 38.000 Mark

2. „Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage“

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Industrieller und Bankier

• 1862 – 1867 Mitarbeit in der väterlichen Bank• Primat der Eigenfinanzierung• Keine Bankiers in den Vorständen• Ausnutzung der Konkurrenz der Banken untereinander• 1900 Aufsichtsratsvorsitz der Rheinischen Bank• 1918 Gründung der Bank voor Handel- en Scheepvart in Rotterdam• 1925 Großanleihe i.H.v. 12 Millionen $ beim Bankhaus Dillon

2. „Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage“

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Carl Klönne

Hugo StinnesMatthias Erzberger Carl Klönne

2. „Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage“

Der Netzwerker

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Der Modernisierer

• Gespür für Standortvorteile• Monatsbilanzen• Profit centers• Kontrolle und Delegation• Vertikale Integration• Erzversorgungsproblem als „nationale Aufgabe“• Konzernverbünde als „notweniges Übel“ (Primat der

Familiendynastie)

2. „Provisionen irgendeiner anderen Art kommen nicht in Frage“

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„Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam, unsere Größe und Bedeutung liegt in unseren Kohlen- und demnächst in unseren Erzgruben und nur diese Faktoren werden uns dauernd den berechtigsten Einfluß und das große Ansehen sichern, welches eine Weltfirma erlangen muß“

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Brief August Thyssens an Carl Klönne vom 16. Juli 1902 über die Absichten seines Sohnes Fritz, in das Potsdamer Leib-Garde-Husaren-Regiment einzutreten (ThyssenKrupp Konzernarchiv, Gewerkschaft Deutscher Kaiser,) in: Lesczenski, Jörg: August Thyssen 1842 – 1926 (Essen 2008), S. 134

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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Nobilitierung im Kaiserreich… – Eisernes Kreuz (Klasse I und II)

– Kronenorden (Klasse I bis IV)

– Roter Adlerorden (Klasse I bis IV)

– Ratstitel

– Berufung ins Preußische Herrenhaus

– Von

– Freiherr

– Graf

– Verdienstauszeichnung

– Standeserhebung des Ausgezeichneten in eine Stufe mit Repräsentanten der höchsten Bürokratie oder höherer Militärs

– Erbliche Nobilitierung

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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… und die bürgerlichen Alternativen

• Ehrenpromotion (seit 1899)

• Ehrenmitgliedschaft in Universitäten

• Ehrenbürgerschaft

• Kirchliche Auszeichnungen

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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v.l.n.r.: August Jr., Fritz, Heinrich, Hedwig mit Erzieherin Minna Schömann (vorn)

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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Familie Thyssen

• 1872 ∞ Hedwig Pelzer, //1885

– 1873 Fritz– 1874 August jr.– 1875 Heinrich– 1878 Hedwig

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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Nobilitierungsbestrebungen der Familie Thyssen

Hedwig

//1885 August

1887 ∞ Georg

Carl Freiherr v.

Rotsmann,

Kavalleriemajor

(† 1891)

1893 ∞

Francois Delhove,

Capitain-

Commandant

(† 1896)

1899 ∞

Emanuel de

Neuter,

belgischer General

Fritz

1902 Geplanter Eintritt

ins Potsdamer

Leibgarde-Husaren

Regiment

August jr.

1899 Mitgliedschaft im

Union-Club in Berlin

1900 Aufnahme als

erster Einjähriger

bürgerlicher Herkunft in

das Potsdamer

Leib-Garde-Husaren

Regiment

1907 Erwerb des

Ritterguts Rüdersdorf

Heinrich

1906 ∞ Margit Freiin

Bornemisza de Kászon

et Impérfalva

1907 Ungarische

Staatsbürgerschaft und

Adoption durch

Schwiegervater, damit

Titel des Barons und

Wappen

Heinrich Baron

Thyssen-Bornemisza

de Kászon

Hedwig

1899 ∞ Ferdinand

Freiherr v. Neufforge,

preuß. Jurist (//1908)

1909 Max Freiherr v.

Berg, ungarischer

Gutsbesitzer

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

Schloß Landsberg

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1818

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

Schloß Landsberg

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1919

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

Schloß Landsberg

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2020

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

Schloß Landsberg

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Bartolomé Esteban Murillo: Die Pastetenesser, 1670 Franz v. Lenbach: Otto von Bismarck in der Uniform der Halberstädter Kürassiere, 1890

3. „Die Zukunft der Familie liegt nicht in Potsdam“

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„Die Lösung der Erzfrage halte ich für unbedingt im vaterländischen Interesse geboten“

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Denkschrift August Thyssens an Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg vom 28. August 1914 (ThyssenKrupp Konzernarchiv) in: Lesczenski, Jörg: August Thyssen 1842 – 1926 (Essen 2008), S. 271

4. Apokalypse

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„Kein Opfer kann groß genug sein, um die Weltmachtstellung Deutschlands für alle Zeiten sicherzustellen“

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Brief August Thyssens an Matthias Erzberger vom 14. Oktober1915 (ThyssenKrupp Konzernarchiv) in: Lesczenski, Jörg: August Thyssen 1842 – 1926 (Essen 2008), S. 276

4. Apokalypse

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4. Apokalypse

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1918 – 1925 Die Apokalypse• 1918 Gefangennahme durch Mühlheimer Arbeiter- und Soldatenrat• 1919 Streiks, Betriebsbesetzungen, Belagerungszustand über das

Ruhrgebiet• 1920 Bürgerkrieg zwischen Roter Ruhrarmee und

Reichswehr/Freikorps, Flucht nach Oberstdorf• 1920 Grippeepidemie: Thyssens letzte Hoffnungsträger Hans und

Julius erkranken unheilbar• 1921 Pariser Friedenskonferenz: Zusammenbruch der

Rohstoffversorgung, Verlust des Hagendinger Stahlwerks (Lothringen)

• 1923 franko-belgische Besetzung des Ruhrgebiets• Gesundheitliche Probleme (Schwächung der Sehkraft)

4. Apokalypse

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Die Suche nach der Nachfolge• Fritz Thyssen

– Verhältnis galt als zerrüttet – „Jedenfalls verzichte ich […] darauf, nach Deinen oft genug gehörten liebenswürdigen Eröffnungen weiter

mit Dir zusammen thätig zu sein. Ich nehme an, dass diese Erklärung eine wahre Erleichterung ist nach dem Vielen, was Du an mir auszusetzen hast, ganz im Gegensatz zu Dir selbst, wo alles vollkommen ist“ (Brief Fritz an seinen Vater, 1923)

• August Thyssen Jr.– 1906 Entmündigungsverfahren gescheitert– 1918 Enterbt

• Baron Heinrich Thyssen-Bornemisza– „der kommende Führer“ innerhalb des Konzerns– Thyssen warf ihm restriktive Kreditpolitik gegen den Konzern vor

• Baronin Hedwig v. Berg– „Kein Talent für die Wirtschaft“– Eigenmächtige Ehen– Möglicherweise uneheliche Tochter

• Julius und Hans Thyssen (Neffen, Söhne des Bruders Joseph)– 1920 an Grippe unheilbar erkrankt

• Stephan Thyssen-Bornemisza (Enkel, Sohn Heinrichs)– Akademische Karriere: Professor für Geophysik an der Uni Münster

5. Ende einer Dynastie

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14. Januar 1926:

Gründung der Vereinigten

Stahlwerke AG in Düsseldorf

- Aufsichtsratsvorsitzender:

Fritz Thyssen

- Heinrich gründet die selbständige

Unternehmensgruppe Thyssen-Bornemisza

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5. Ende einer Dynastie