Tierreport 1/2012
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Transcript of Tierreport 1/2012
TIERREPORTCHF 5.– / EURO 4.– 1/2012
Tierverm
ittlung und News:
www.tierre
port.ch
O F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S
Tierschutz kennt keine Grenzen
TIERREPORT 1/20122
4 Eier aus dem Käfig Das Verbot der konventionellen Käfige in der EU wird vielfach unterlaufen.
5 Legehennen im Müll Der Grossteil der «ausgedienten» Schweizer Legehennen landet in der Verbrennung.
6 STS-Pferdelabel Augenschein in einem der ersten zertifizierten Betriebe der Schweiz.
8 Tiere in Not Tierheime mit alten und schwer vermittelbaren Tieren brauchen Ihre Unterstützung.
10-12 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.
13 Damenwahl Bei den Mausmakis ist klar, wer das starke Geschlecht ist.
14 Aldi lenkt ein Auf Initiative des STS führt nun auch Aldi Fleisch aus tierfreundlicher Haltung.
15 Gastronomie Wirte könnten vermehrt Produkte aus tierfreundlicher Haltung verwenden.
16–19 Totenkopfäffchen Die flinken Primaten sind fast ständig in Bewegung.
20 Delfinsterben Delfinarien profitieren von der Faszination der Tiere – Todesfälle in Kauf genommen.
22 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus alles Welt.
24 Hunde in China Ein vom STS unterstütztes Pionierprojekt in China zeigt erste Erfolge.
25 Pelzkampagne Viele Marken zeigten echtpelzfreie Kleider und Accessoires an der STS-Modenschau.
26 Antipelz-Plakat Kunststudentin Fang Bing gewann den Antipelz-Wettbewerb in China.
28 TIERREPORT.ch Die neue Tiersendung mit Tiervermittlung, Interviews und Tierschutz-News.
30 Tierversuche Vom schwierigen Dialog mit den Forschenden über die Reduktion der Tierversuche.
32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORTOffizielles Organ des Schweizer Tierschutz STSNr. 1, März 2012, erscheint viermal jährlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 101, 4008 BaselTelefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]
Redaktor: Mark Rissi
Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Julika Fitzi, Hansuli Huber, Ragna Kirberg, Catherine Reber, Helen Sandmeier, Stefan Tschopp, Sara WehrliTT
Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel
Druck: Birkhäuser+GBC, Reinach
Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWStEinzelnummer CHF 5.–
Tierreport-Abonnentendienst:General-Wille-Strasse 144, 8706 MeilenTelefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]
Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktion mit Quellenangabe gestattet.
ISSN 1424-9537, Papier 100% Recycling
Besuchen Sie uns im Internet:
www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch
Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau · Appenzell · Appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-Land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-Léman · Horgen · Interlaken-Oberhasli · Jura/AJPAPP · Jura/Soubey · Kreuzlingen · La Chaux-de-Fonds · Le Locle · Liechtenstein · Linth · Locarno · Lugano · Luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon ·Oberaargau · Obersimmental · Oberwallis · Obwalden · Olten · Rheintal · Romanshorn · Rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen ·Schwyz · Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · Thun · Toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’TT Accueil pour Animaux · Gerenau-Stiftung für Tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt · AKUT Aktion Kirche und Tier · APS Auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der Rattenfreunde · Le Refuge de Darwyn · Stiftung Wildstation Landshut · PRT Protection et Récupération des Tortues · STT OS Chats, Genève · VAVV Z Verein Aquarium Zürich
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TIERREPORT 1/2012
TIERREPORT 1/2012 3
EDITORIAL
eine Hetzkampagne» – dieses kürzlich in den Medien erschie-
nene Zitat des Präsidenten einer Jagdgesellschaft ist wohl nur
ein hilfloser Versuch, vom eigentlichen Thema abzulenken.
Dass die Jägerlobby sonst viel gesprächiger ist, belegt ein im De-
zember 2011 erschienener Leserbrief des Präsidenten von «Jagd-
Schweiz». Er plädiert dafür, dass bei «schadenstiftenden» Wölfen
und Luchsen regulierend eingegriffen werden darf, im Klartext:
dass ihr Schutz herabgestuft werden soll. Und er hofft, «dass
dies auch von Schreibtischtätern früher oder später verstan-
den wird». In den Augen von gewissen Jägern bin ich also ein
Schreibtischtäter, weil ich eine andere Auffassung von Verant-
wortung für alle Tierarten habe, auch für solche, die in Jäger-
kreisen als Schädlinge gelten. Natürlich habe ich kein Problem
damit. Ich frage mich nur, ob sich der Präsident von «Jagd-
Schweiz» überhaupt darüber Rechenschaft gibt, welche Bedeu-
tung das Wort «Schreibtischtäter» in der jüngeren Geschichte
erhalten hat.
Herzlich, Ihr
Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS
Liebe Leserin, lieber Leser
Im Rahmen der jetzt laufenden Revision der eidgenössischen
Jagdverordnung fordert der STS eine Verpflichtung für die Jä-
gerschaft, bei der Ausübung ihrer Leidenschaft Grundsätze der
Tierschutzethik zu beachten. Eigentlich eine Selbstverständlich-
keit, müsste man meinen; denn welcher Jäger betrachtet sich
schon nicht als Heger, Pfleger und Tierschützer? Weshalb aber
schreien sie dann Zeter und Mordio, wenn an ihren überholten
Traditionen gekratzt wird?
So verlangen wir vom STS zum Beispiel ein Verbot der Baujagd,
welche gemäss einer unabhängigen Meinungsumfrage schon
vor Jahren von über 80 Prozent der Bevölkerung abgelehnt
wurde. Für diese überwiegende Mehrheit von Schweizerinnen
und Schweizern bedeuten unterirdische Kämpfe zwischen Hund
und Fuchs eine tierquälerische Jagdform, die nicht mehr in un-
sere heutige Zeit passt. Ich empfinde es zudem als geradezu sa-
distisch, dass lebende zahme Füchse dazu missbraucht werden,
Bauhunde auszubilden. Die Hunde mögen daran Vergnügen fin-
den, aber die Füchse? Bis heute ist es uns nicht gelungen, in Er-
fahrung zu bringen, wie diese gebeutelten Wildtiere gehalten
werden, wenn man sie nicht gerade zum Abrichten der Hunde
benötigt, und wie lange sie das grausame Spiel mitmachen müs-
sen, bis sie ausgedient haben. Schade, dass wir noch niemanden
aus Jägerkreisen gefunden haben, der uns diese Fragen beant-
worten würde. «Die Tierschützer starteten gegen die Baujagd
Von Hetzkampagnen und Schreibtischtätern
TIERREPORT 1/20124
Die neue EU-Richtlinie sieht bei einer Kä-
fig-Besatzdichte von 16,7 Hennen pro
Quadratmeter pro Huhn eine ständig nutz-
bare Fläche von mindestens 600 Quadrat-
zentimetern vor, was etwa einer A4-Seite
entspricht. Dazu gibt es ein Nest, Sitzstan-
gen und einen Bereich mit Einstreu. Je-
des Käfigabteil muss bei einer Höhe von
45 Zentimetern mit einer Einrichtung zum
Kürzen der Krallen ausgestattet sein.
Angesichts der geringen Fläche und
der niedrigen Käfighöhe ist nach wie vor
kein Flattern und Fliegen denkbar, zu be-
drängnisvoll ist die bedrückende Enge.
Die Einrichtungen, vor allem die Sitzstan-
gen, schränken den Bewegungsraum sogar
noch zusätzlich ein. Normale Verhaltens-
weisen wie Gehen oder Laufen sind den
Tieren genauso wenig möglich wie in den
alten Käfigen.
40 Millionen illegale Eier täglichDennoch: Fast die Hälfte der EU-Mit-
gliedsstaaten, darunter Frankreich, die
Niederlande, Italien, Belgien, Polen und
Spanien, hält ihr Geflügel noch immer in
den alten Käfigen. Dabei war das Verbot
derartiger Legebatterien schon 1999 (!)
beschlossen worden.
Im Dauerstreit um zu kleine Käfige
für Legehennen greift die EU-Kommission
nun durch: So eröffnete sie Vertragsver-
letzungsverfahren gegen 13 EU-Länder,
welche die seit Jahresbeginn geltenden
Regeln missachten.
Die herkömmlichen Käfige bestehen
aus Drahtgitter. Durchschnittlich vier bis
fünf Hennen fristen in einem solchen Kä-
fig ihr Dasein. Die Masse betragen 50 x
50 cm bei einer Höhe von 40 cm vorne
und 35 cm hinten. Fütterung, Wasserver-
sorgung, Beleuchtung, Ventilation und
Ei-Entnahme sowie Kotentsorgung sind
vollautomatisiert. Der Name «Käfigbat-
terie» kommt daher, dass diese Käfige in
Doppelreihen mit dem Rücken zueinander
installiert und vier bis fünf Reihen über-
einander gestapelt werden. So können
möglichst viele Tiere auf wenig Raum zu-
sammengepfercht werden.
Strafen angedrohtDurch die Haltung in zu kleinen Käfigen
würden nicht nur 40 Millionen Hennen
gequält, heisst es seitens der Kommission,
die Nichtbefolgung der Regeln könnte
auch Marktverzerrungen zur Folge ha-
ben: Jene Unternehmen, die in die neuen
Käfige investiert hätten, würden benach-
teiligt. Wenn die betroffenen Regierun-
gen nun nicht binnen zwei Monaten Ab-
hilfe schaffen, droht den Ländern in letz-
ter Konsequenz eine Klage beim Europä-
ischen Gerichtshof, der hohe Geldbussen
verhängen kann.
Kaum VerbesserungDoch auch mit diesen neuen, «ausgestal-
teten» Käfigen wird den Bedürfnissen der
Legehühner nur in geringem Masse ent-
gegengekommen – die ganze Übung ent-
puppt sich als Kosmetik! Der oberfläch-
lich informierte Konsument lässt sich ver-
mutlich beruhigen. Der engagierte Tier-
freund hingegen wird zu unterscheiden
wissen und verstehen, dass zwischen die-
ser neuen Käfigversion und einer wirklich
tiergerechten Haltung noch immer Welten
liegen. -
Mark Rissi
Batteriehaltungwird unterlaufen
Seit dem 1. Januar 2012 gilt in der EU das Verbot konventionel-ler Käfige in der Legehennen-haltung. Neu sind sogenannte «ausgestaltete Käfige» vorge-schrieben – eine durchaus ge-schönte Umschreibung, muss man sagen. Denn aus ethologi-scher Sicht stellen diese keine echte Alternative dar!
MARK RISSI
TIERREPORT 1/2012 5
Landwirt Erich Frederiks hatte es satt, seine Legehennen in den Müll zu werfen. Heute liefert er sie ans Restaurant Kreuz in Egerkingen. Denn der dortige Koch und Wirt, Louis Bischofberger, stehtauf Suppenhühner.
Frederiks’ Suppenhühner
Unter einem Suppenhuhn stellt man
sich gemeinhin ein ausgemergeltes, altes
Huhn vor. Ein Knochengerippe mit we-
nig und zähem Fleisch, das stundenlang
ausgekocht werden muss, um eine eini-
germassen kräftige Brühe zu gewinnen.
Dies mag einst auf kleinen Bauernhöfen
so gewesen sein, wo die Hühner alt wer-
den durften und irgendwann, wenn sie
wirklich keine Eier mehr hervorbrachten,
kurz vor ihrem natürlichen Ende im Sup-
pentopf landeten.
Genormte EierHeute hat ein Ei robust zu sein und vor
allem eins: normiert. Wenn also die Sta-
bilität der Schale nach einem Jahr oder
rund 330 gelegten Eiern abnimmt, wird
die Henne ersetzt. Nicht, dass ihn das
stören würde, sagt Geflügelbauer Fre-
deriks, aber die Abnehmer verlangten
nach Normiertem: «Eine etwas dünnere
Schale verträgt das heutige Schalenei
nicht.»
Als «Energieliefe-rant» entsorgtWas passiert nun aber mit
den jährlich gegen zwei
Millionen ausgedien-
ten Legehennen in der
Schweiz, die kaum jemand
essen will und deren Flei-
schausbeute zu gering ist?
Knapp 50 Prozent werden
tatsächlich zu Suppen-
hühnern verarbeitet, die
restlichen 50 Prozent der
Legehennen aber landen
in der Verbrennungsanlage.
Früher endeten die ausgedienten Lege-
hennen als Brennstoff in der Zementfab-
rik, heute werden sie auch in Biogasanla-
gen verwertet. Wenigstens dienen sie so-
mit noch der Stromproduktion und wer-
den nicht einfach ungenutzt weggeworfen.
Es bleibt jedoch ethisch fragwürdig,
dass hochwertige tierische Eiweisse, die
sich bestens für den menschlichen Verzehr
eignen, einfach aus dem Nahrungskreis-
lauf entfernt und entsorgt werden.
Wiederentdeckungdes SuppenhuhnsAuf der Herrenmatt scharren
12000 Hühner pro Legegang
unter Kirschbäumen. Im Jahr
2000 verkaufte Frederiks sein
Milchkontingent, um ganz
auf die Eierproduktion um-
zusteigen. «Die Entsorgung
einer Legehenne kostet etwa
70 Rappen bis einen
Franken», so Frederiks.
Wird das Huhn geschlachtet und weiter-
verarbeitet, könne er sich diese Kosten
sparen.
Damit dies rentiert, braucht es aber
den Konsumenten. Sein grösster Abneh-
mer von ausgedienten Hennen ist Kü-
chenchef Louis Bischofberger. Weit über
1000 Legehennen hat er schon verarbei-
tet. Und er ist überzeugt, dass die Gesell-
schaft auf die Problematik aufmerksam
gemacht und sensibilisiert werden muss.
«Die Öffentlichkeit ist hiervon einfach zu
wenig informiert!», kritisiert der Kreuz-
Wirt. «Das Problem wird totgeschwiegen
und Lösungen werden einfach nicht an-
gepackt!»
Der Koch spricht sogar von «Entglei-
sung des Anstands aus purer Geldgier und
Dummheit». Es komme ihm wie eine Art
Rosinenpickerei vor: Die Eier nehme man
gut und gerne, das Fleisch der Legehen-
nen werde hingegen verachtet. «Aber der
Konsument», betont er, «trägt eine Mitver-
antwortung». Denn wer Eier essen wolle,
der müsste konsequenterweise auch Sup-
penhühner essen. Recht hat er. -
Mark Rissi
Der Bauer und der Koch: Aus-gediente Hennen gehören nicht in die Verbrennungsanlage.
Spezialität Suppenhuhn: LouisBischofberger verschafft dem Sup-penhuhn kulinarische Anerkennung.
TIERREPORT 1/20126
Eine dichte, undurchdringliche Nebel-
decke hängt schwer über Boswil im aar-
gauischen Mittelland, als wir an diesem
Novembertag den Hof Flurweid von Heidi
Fischer und Karl-Martin Heck besuchen.
Den Pferden scheint das düstere Wetter
nichts anhaben zu können. Erwartungs-
voll scharen sie schon mit den Hufen und
drängen sich zum Ausgang des ganzjäh-
rig zugänglichen Auslaufbereichs. Kaum
hat Heidi Fischer die Absperrbänder ge-
öffnet, preschen die Pferde wie
auf Kommando los und galop-
pieren auf die Weide.
Leben in der GruppeErst zum Schluss trauen sich auch
die zwei jungen Freiberger Foh-
len, ihren Artgenossen zu folgen.
Die beiden Jünglinge sind erst vor
wenigen Tagen angekommen. Fischer be-
kundet etwas Mitleid: «Es ist schon hart:
Da wurden sie erst vor kurzem von
ihren Müttern getrennt, und nun
müssen sie sich unterordnen, sonst
werden sie von den anderen Pfer-
den zurechtgewiesen.»
Doch auch wenn Menschen
Pferde immer wieder gerne als
angeblich so sanfte Wesen ver-
niedlichen: Innerhalb einer Herde
herrscht eine strenge Hierarchie.
Bis da die Rangordnung geklärt ist, geht
es mitunter recht ruppig zu und her.
Aber genau auf dieses artgemässe Ver-
halten ist das Konzept des Ehepaars aus-
gerichtet: Statt auf einer Fohlenweide mit
ausschliesslich gleichaltrigen Artgenossen
sollen die jungen Pferde in einer gemisch-
ten Gruppe aufwachsen und so ihr natür-
liches Sozialverhalten lernen, wie es auch
in einer Herde in freier Wildbahn der Fall
wäre.
Ein Label für artgerechte Pferdehaltung
FOTOS: MATTHIAS BRUNNER
Vertrauensbasis: Heidi Fischer undKarl-Martin Heck pflegen den Kontakt mit den Pferden.
«Trampelweide»: Die Pferde haben jeden Tag freien TT Auslauf.
TIERREPORT 1/2012 7
Flexibles StallsystemDazu bietet der moderne, nach den neues-
ten ethologischen Erkenntnissen gebaute
Hof eine ideale Infrastruktur. Wie es das
STS-Pferdelabel vorschreibt, werden die
Pferde in einem Gruppenstall mit einem
grosszügig bemessenen, ständig zugäng-
lichen Auslaufbereich gehalten.
Der Laufstall verfügt über einen brei-
ten, separaten Ein- und Ausgang. So kön-
nen rangniedrigere Pferde jederzeit aus-
weichen, wenn sie in Bedrängnis durch
Artgenossen geraten. Ausserdem befinden
sich zwei Integrationsboxen mit Schiebe-
türen im Stallgebäude. Auch der Aussen-
bereich kann dank des flexiblen Gatter-
systems wenn nötig unterteilt werden.
So können die Neuankömmlinge vor-
sichtig Kontakt mit der Herde aufnehmen,
ohne dass es zu Rangeleien bei zu na-
her Tuchfühlung kommt. Zum Schutz vor
Verletzungen tragen sowohl neu zu inte-
grierende Pferde als auch die Zuchtstuten
keine Hufeisen.
Zucht- und AufzuchtbetriebDieses sorgfältig durchdachte Stallma-
nagement ist in diesem Fall besonders
entscheidend, da der Hof Flurweid als
Aufzuchtstall für soeben von ihren Müt-
tern entwöhnte Fohlen konzipiert ist. Die
Jungpferde bleiben in der Regel bis im
Alter von etwa drei oder vier Jahren da,
bis sie zu ihren Besitzern zurückkommen
oder als angehende Reit- oder Fahrpferde
weiterverkauft werden.
Das Ehepaar züchtet ausserdem selber
Freiberger des leichteren, sportlichen Typs.
Dafür stehen auch zwei separate Abfohl-
boxen zur Verfügung. Hier kann die Stute
in aller Ruhe ihr Junges zur Welt bringen.
Getrennte FütterungZu Problemen in Laufställen kann es al-
lenfalls bei der Fütterung kommen. Wenn
es ums Futter geht, verstehen Pferde kei-
nen Spass – da möchte jedes zuerst dran-
kommen. Deshalb werden die Pferde der
«Flurweid» jeweils in separaten Fressstän-
den gefüttert. So ist sichergestellt, dass je-
des Tier genau die entsprechende Ration
erhält, die ihm zusteht, und in Ruhe fres-
sen kann. Dies ist nötig, da die Futter-
mengen eines Fohlens oder älteren Pfer-
des sehr unterschiedlich sind.
Da Pferde ausgesprochene Gewohn-
heitstiere sind, suchen sie meistens den-
selben Fressstand auf, was die Fütterung
wesentlich erleichtert.
Offen für neue ErfahrungenFischer ist noch neu in der Pferdezucht,
hat aber bereits klare Vorstellungen: «Ich
möchte leicht handhabbare, menschenbe-
zogene Pferde aufziehen.» Lieber behalte
sie ein Jungpferd bis zum vierten Lebens-
jahr, als es zu verkaufen, wenn es noch
nicht dazu bereit ist. Am Nationalgestüt
in Avenches hat sie den Kurs «Equigar-
dePlus» absolviert und bildet sich seither
laufend weiter. «Als Nächstes möchte ich
lernen, wie man mit dem Pferd Holz rü-
cken kann», sagt die experimentierfreu-
dige Pferdeliebhabern, die sich selbst als
Freizeitreiterin bezeichnet. -
Matthias Brunner
Bisher haben rund ein Dutzend Betriebe das STS-Pferdelabel verliehen bekommen. Die Anforderungen liegen deutlich über den gesetzlichen Mindestbestimmungen der Tierschutzverordnung. Ein zentraler Punkt des Labels ist, dass die Pferde grund-sätzlich in einem Gruppenstall gehalten werden und täglich freien Auslauf erhalten. Zusätzlich muss eine Weide vorhanden sein. Der Weidegang muss in einem Weide-journal festgehalten werden.
Beim ersten Mal nimmt der STS-Kontrolldienst zunächst den gesamten Betrieb auf und überprüft nebst den vorgeschriebenen Massen auch weitere Kriterien wie Stallklima, Licht, Einstreu und Fütterung. Die erste Nachprüfung erfolgt unangemel-det zwei Jahre später. Jeder zertifizierte Betrieb erhält eine Stallplakette, mit der er sich als anerkannter Stall ausweisen kann.
Weitere Informationen zum STS-Pferdelabel sowie Merkblätter zu tiergerech-ter Pferdehaltung sind im Internet unter www.tierschutz.com oder bei der STS-Ge-schäftsstelle (Telefon 061 365 99 99) erhältlich.TT
Mehr zum STS-Pferdelabel
Gruppenauslaufstall: Dank zweiEingängen können die Pferde ausweichen.
Fressstände: Bei dieser Methodekommt kein Pferd zu kurz.
Flurweid: Einer der ersten STS-zertifizierten Betriebe.
TIERREPORT 1/20128
Immer wieder werden Tiere einfach ausgesetzt, vernachlässigt oder abgeschoben.Die STS-Sektionen nehmen sich solcher Fälle an, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Der bald siebenjährige Collie-Schäfer-
mischlingsrüde Max hat in seinem Leben
schon einiges durchgemacht. Von seiner
völlig überforderten ehemaligen Besitze-
rin wurde er über lange Zeit in jeder Hin-
sicht vernachlässigt. Trotz mehrmaliger
Intervention vom Tierschutzverein und
vom Veterinärdienst änderte sich nichts
an den von Schmutz, Ungeziefer und Ver-
wahrlosung geprägten Umständen, bis die
Behörden einschritten und den abgema-
gerten Hund zusammen mit sieben eben-
falls betroffenen Hühnern beschlagnahm-
ten und dem Tierheim übergaben.
Verzweifelt versuchte die Vorbesitze-
rin mit allen Mitteln, Max zurückzube-
kommen. Sie vermochte nicht einzusehen,
weshalb man ihr den Hund wegnahm.
Tierschicksale, die das Leben schrieb
UneinsichtigeHundehalterin
Der Spaziergänger traute seinen Au-
gen kaum, als er unterwegs im Wald
bei Ricketwil auf eine ganze Gruppe
von Kaninchen traf. Geistesgegenwär-
tig alarmierte er daraufhin umgehend
den Tierschutzverein Winterthur. So-
fort rückte Melanie Müller, die interi-
mistische Präsidentin des Vereins, aus.
InstinktivesVerhalten gezeigtAls sie vor Ort eintraf, war sie zunächst
etwas beruhigt: Die wahrscheinlich mut-
willig ausgesetzten Zuchtkaninchen hat-
ten ihren Urinstinkt soweit bewahrt, dass
sie sich eine Höhle in einem Altholz-
haufen freigebuddelt hatten. Zum Glück:
Denn normalerweise haben zahme Haus-
kaninchen kaum eine Überlebenschance
in der freien Wildbahn.
Insgesamt acht Tiere konnten die Tier-
schützerinnen einfangen. Eines war lei-
der bereits tot, und ein weiteres Kanin-
chen musste später vom Tierarzt wegen
seines schlechten Gesundheitszustandes
euthanasiert werden. Die übrigen Tiere
waren zwar nicht unterernährt, doch von
Ohrmilben befallen. Ein trächtiges Weib-
chen, das vorübergehend ex-
tern betreut wird, hat kurz
darauf in der Auffangstation
Junge geworfen. «Wir haben bei der Stadt-
polizei Winterthur Anzeige gegen Unbe-
kannt eingereicht», sagte Müller.
Nachdem sich die Tiere inzwischen
gesundheitlich wieder erholt haben, sucht
der Tierschutzverein Winterthur nun neue
Plätze für die Kaninchen. -
Tierschutzverein Winterthur
und Umgebung
Kaninchen im Wald ausgesetzt
TIERREPORT 1/2012 9
Schon seit Tagen streunte eine Katze
durchs Quartier. Einer aufmerksamen Be-
wohnerin entging es nicht, dass das Tier
etwas verwahrlost und mager aussah. Sie
hatte Mitleid mit der Katze und brachte sie
deshalb ins Tierheim Allenwinden.
Dort wurde das Tier erst einmal wie
jede Findlingskatze kontrolliert und zu-
nächst in Quarantäne gehalten – er be-
kam den Namen Elias. Nach wenigen Ta-
gen fiel dem Tierheimpersonal jedoch auf,
dass der alte Kater aussergewöhnlich viel
Wasser trank.
Diagnose: NiereninsuffizienzHellhörig geworden, entschlossen sich
die Verantwortlichen des Tierheimes, eine
Blutuntersuchung beim Tierarzt vorneh-
men zu lassen. Das Resultat bestätigte den
Verdacht: Elias leidet an einer schweren
Niereninsuffizienz. Zunächst versuchten
es die Tierpflegerinnen mit einem
speziellen Diätfutter. Doch davon
wollte Elias schon nach kurzer Zeit
nichts mehr wissen.
So bekommt er halt seither
sein Lieblingsfutter mit einer je-
weils eingeschmuggelten Tablette gegen
Nierenschwäche. Täglich verputzt er bis
zu 400 Gramm Nassfutter, und trotzdem
bleibt er dünn.
SchicksalhaftesWiedersehenDas Tierheim veröffentlichte in der Zei-
tung und im Internet eine Suchanzeige
von Elias, doch niemand meldete sich.
Bis nach zwei Monaten eine Frau auf-ff
tauchte, mit Fotos von ihrer verschwun-
denen Katze: Es war tatsächlich Elias. Die
Besitzerin brach in Tränen aus, als sie ihn
wiedersah – mager und gealtert, sodass
sie ihn kaum mehr erkennen konnte.
Unlängst habe sie ein Baby bekom-
men, erzählte die Frau, worauf der Kater
eines Tages plötzlich verschwunden sei.
Ob das wohl der Grund war, dass Elias
plötzlich weglief? Weil ihm vermeintliche
Konkurrenz drohte?
Nach einigen Tagen Bedenkzeit ent-
schied sich die Besitzerin schweren Her-
zens doch, Elias im Tierheim zu lassen, um
ihm einen ruhigen Lebensabend zu gön-
nen. So gut hatte er sich mittlerweile ein-
gewöhnt im Tierheim Allenwinden, für
das er ein regelrechtes Maskottchen ge-
worden war. -
Tierschutzverein Zug
Die Tierheime der STS-Sektionen setzen sich tag-täglich mit viel Herzblut für Tiere in Not ein – egalwie widrig die Umstände auch sein mögen. Doch nicht alle Hunde, Katzen, Nager und anderen Tiere sind wieder vermittelbar – weil sie entweder bereits
zu alt, traumatisiert oder krank sind. Für sie ist das Tierheim die einzige Chance!Doch dafür brauchen wir Ihre Unterstützung: Bitte helfen Sie mit Ihrem Beitrag, dass diese Tiere weiterleben dürfen!
Bitte helfen Sie verwaisten Tieren in den Tierheimen!
Für Max war zu Beginn noch vie-
les ungewohnt. So musste er zuerst ein-
mal das «Hunde-ABC» lernen. Selbst mit
ganz normalen Alltagsgeräuschen war er
nicht vertraut und reagierte irritiert dar-
auf. Auch jetzt noch wirkt er bei unbe-
kannten Begegnungen auf den Spazier-
gängen rasch sehr unsicher.
Trotzdem hoffen seine Tierpfleger,
dass Max doch noch eine zweite Chance
bekommt. Denn eigentlich ist der sen-
sible Rüde sehr menschenbezogen und
geniesst jede Aufmerksamkeit oder Strei-
cheleinheit. Allerdings müsste eine neue
Bezugsperson schon Hundeerfahrung be-
sitzen und viel Geduld für Max aufbrin-
gen. -
Aargauischer Tierschutzverein
Katzenopa Elias geniesst seinen Lebens-abend im Tierheim
TIERREPORT 1/201210
A G R A R P O L I T I K
Tierwohl soll im Landwirtschafts-gesetz verankert werden
G L A R U S
Landrat lehnt Stacheldrahtverbot abEin Stacheldrahtverbot brauche es nicht,
findet der Glarner Landrat. Vor einem
Jahr wogte die Diskussion im Landrat
und in den Leserbriefspalten hoch. Die
Frage war: Sollte ein Stacheldrahtverbot
ausgesprochen werden, wie es die CVP-
Motion forderte, oder nicht? Die Mehr-
heit entschied sich dagegen. Die drei Ge-
meinden wollen angeblich auf den «ge-
FOTO
LIA
Der Bund soll dafür sorgen, dass die
Landwirtschaft einen wesentlichen Bei-
trag zur Garantierung des Tierwohls
leistet. Der Bundesrat schlägt vor, dies
im Zweckartikel des Landwirtschaftsge-
setzes zu verankern. Mit der Erwähnung
im Zweckartikel werde eine Forderung
aus Tierschutzkreisen berücksichtigt,
schreibt der Bundesrat in der Botschaft
zur Agrarpolitik. Auch wenn damit
keine grundlegenden Änderungen ver-
bunden seien, werde der gesellschaft-
lichen Bedeutung dieses Anliegens so
besser Rechnung getragen.
Konkret setzt der Bundesrat beim
Tierwohl auf die Weiterführung der
bisherigen Instrumente: das Programm
«Besonders tierfreundliche Stallhal-
tungssysteme» (BTS) und das Programm
«Regelmässiger Auslauf im Freien»
(RAUS). Angestrebt wird eine um acht
Prozent höhere Beteiligung am RAUS-
Programm bis 2017.
Der Bundesrat räumt ein, dass die
Beteiligungsrate an den Programmen
je nach Tierart erheblich variiert. Am
meisten «tierfreundliche» Ställe gibt es in
der Geflügelhaltung. Bei den Schweinen
liegt die Beteiligung an BTS dagegen nur
bei 64 Prozent und beim Rindvieh bei
42 Prozent. Auch im RAUS-Programm
ist die Beteiligungsrate bei einigen Tier-
kategorien gering, beispielsweise bei
Mastpoulets.
sunden Menschenverstand» setzen, vom
Kanton aus soll es ein Merkblatt geben.
Die Glarner Jäger setzten schon
mehrfach ihren Hegearbeitstag für das
Einsammeln von Restbeständen rosti-
ger Zäune ein. Trotzdem gebe es immer
noch Stacheldraht, der sogar über Wege
gespannt sei – so schrieb die «Südost-
schweiz».
+ + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H
S T Ä N D E R A T
Keine Direkt-zahlungen
bei Tierschutz-gesetz-
Verstössen
Der Ständerat will Bauern, die das
Tierschutzgesetz übertreten, die
gesamten Direktzahlungen strei-
chen. Eine entsprechende Motion
von SVP-Ständerat This Jenny
wurde mit 22 zu 7 Stimmen gut-
geheissen.
Vorangegangen war der Fall ei-
nes Thurgauers, der wegen mehr-
facher Übertretung des Tierschutz-
gesetzes verurteilt wurde, worauf
ihm die Thurgauer Behörden die
Auszahlung der Direktzahlungen
verweigerten. Der Landwirt ging
bis vors Bundesgericht, wo er
Recht erhielt. Nach Ansicht des
Gerichts können nur diejenigen
Zahlungen gestrichen werden,
die einen Zusammenhang mit der
Tierhaltung haben.
This Jenny argumentierte da-
gegen, es sei nicht nachvollziehbar,
wieso tierquälerische Landwirte
vom Bund noch Subventionen er-
hielten. Dies sei auch schädlich für
das Image der korrekten Bauern.
TIERREPORT 1/2012
FOTO
LIA
SOYL
ENT
NE
TTW
ORK
Die Nationalratskommission schlägt er-
neut vor, die Durchfuhr von Schlachttie-
ren auf der Strasse gesetzlich zu verbie-
ten. Heute ist das Transitverbot in einer
Verordnung verankert. Der Nationalrat
befürwortete schon bei der parlamenta-
rischen Initiative von Alt-Nationalrätin
Barbara Marty Kälin ein Verbot im Gesetz.
N A T I O N A L R A T
Schlachttiertransporteerneut Thema
Die grosse Kammer befürchtet, dass
die EU auf die Aufhebung des Verbots
drängen könnte, wenn es nur auf Ver-
ordnungsebene geregelt ist. Der Stän-
derat wollte jedoch bisher nichts wissen
von einer Änderung. Nun fordert die Na-
tionalratskommission erneut, das Ver-
bot ins Gesetz zu schreiben.
H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S
R E P T I L I E N L E D E R
STS zeichnetUhrenfirmen aus
Seit dem Start der STS-Reptilienleder-
kampagne 2011, mit der die Uhrenin-
dustrie für die Problematik der Verwen-
dung von Schlangen- und Waranledern
sensibilisiert werden soll, haben rund 80
Schweizer Uhrenfirmen eine vom STS
aufgesetzte Verzichtserklärung unter-
schrieben.
Der STS zeichnet diese Unternehmen
nun mit einem Zertifikat aus und be-
dankt sich damit für das von den Fir-
men gezeigte Verantwortungsbewusst-
sein gegenüber Tier und Natur.
G E S E T Z E S V E R S C H Ä R F U N G
Handel mit Hunde- undKatzenfellen verbieten
Wenig umstritten ist das Verbot des
Handels mit Hunde- und Katzenfel-
len. Die Räte hatten einer Motion zu-
gestimmt und den Bundesrat damit
beauftragt, das Gesetz etwas zu ver-
schärfen. Demnach soll nicht nur die
Einfuhr, sondern jeglicher
Handel mit Hunde- und
Katzenfellen verboten sein.
Weiter sieht die Gesetzes-
revision vor, dass der Bun-
desrat den Handel mit Tieren
verbieten darf, denen ein «ab-
normer Körperbau» oder ein
«abnormes Verhalten» ange-
züchtet wurde. Die Kommission hat
das Gesetz einstimmig zur Annahme
empfohlen. Der Nationalrat wird sich
voraussichtlich in der Frühjahrsses-
sion damit befassen.
F I S C H E R E I
Herkunftvon Fisch soll
besser überprüftwerden
Die Schweiz soll mit eigenen Kontrollen
sicherstellen, dass keine Fischprodukte aus
illegaler Fischerei in den Handel gelangen.
Der Ständerat nahm eine entsprechende
Motion von SP-Nationalrat Carlo Somma-
ruga mit 26 gegen 8 Stimmen an. Zuvor
hatte auch der Nationalrat zugestimmt.
Der Bundesrat hatte sich gegen die
Motion ausgesprochen, unter anderem
weil ein grosser Teil der Fischprodukte
über die EU in die Schweiz gelange und
somit bereits die einwandfreie Herkunft
geklärt sei.
11
TIERREPORT 1/201212
T I E R V E R S U C H E
Nationalratskommission gegen umfassende Transparenz
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T I E R S C H U T Z G E S E T Z
Stachel-drahtverbot auf Pferde-
weiden bleibt bestehen
Eine Motion zur Aufhebung
des Verbots wurde vom Stände-
rat stillschweigend abgelehnt.
Vertreter aus der Jura-Region
hatten das Verbot aufheben
wollen, weil es ihrer Meinung
nach unangemessen und eine
anderweitige Sicherung teuer
und fehleranfällig sei. Land-
wirtschaftsminister Johann
Schneider-Ammann hat aber
zugesichert, für den Jurabogen
mit den grossflächigen Weiden
eine Lösung zu finden.
L A N D W I R T S C H A F T
Kühe sollen Hörner tragen Armin Capaul und Daniel Wismer lassen
nicht locker: Nachdem alles darauf hin-
deutet, dass die Botschaft zur AP 2014
ihrem Anliegen nach Direktzahlungen
für behornte Tiere nicht entspricht, ha-
ben sie einen offenen Brief an Bundes-
rat Johann Schneider-Ammann ge-
schrieben. Darin fordern sie ihn auf,
ihrem Wunsch nachzukommen. Geht es
nach ihnen, würden die Halter behornter
Tiere mit 365 Franken pro Jahr und Tier
belohnt. Sie machen klar, dass ihr Anlie-
gen breite Unterstützung finde und dass
etwa der STS, Bio Suisse, die Kleinbau-
ern, Kagfreiland oder Pro Specie Rara
hinter ihrer Forderung stünden.
Die Wissenschaftskommission des Natio-
nalrates (WBK) will Firmen und Forscher
schützen, die an Tierversuchen beteiligt
sind. Sie sollen nicht in jedem Fall detail-
lierte Angaben über die Tierversuche ma-
chen müssen.
Mit einer Revision des Tierschutzge-
setzes will der Bundesrat unter anderem
die Transparenz bei Tierversuchen ver-
bessern. Die Nationalratskommission be-
fürchtet nun Nachteile für Firmen und
Personen, die an den Experimenten be-
teiligt sind. Sie schlägt eine Zusatzklau-
sel vor: Der Bundesrat soll bei der Rege-
lung der Einzelheiten «die überwiegenden
schutzwürdigen privaten oder öffentli-
chen Interessen beachten». Rückschlüsse
auf Firmen, Forscher, Forschungsan-
lagen und Forschungsvorhaben sollten
vermieden werden. Der Schutz von Men-
schen, Anlagen und Geschäftsgeheimnis-
sen dürfe nicht tangiert werden, hält die
Kommission fest.
«Gefahr» für Tierversuchslabore Bereits im Ständerat, der als erstes über
die Gesetzesrevision beraten hatte, war
umstritten, wie detailliert die Informati-
onen über Tierversuche sein sollen. Die
Mehrheit des Rates sprach sich schliess-
lich dafür aus, dass nach Abschluss ei-
nes Tierversuches neben dem Versuchs-
zweck, der Anzahl eingesetzter Tiere und
dem Schweregrad der Belastung auch das
Fachgebiet des Versuchs und dessen Titel
veröffentlicht werden sollen.
Eine Minderheit wollte nicht, dass das
Fachgebiet und der Titel bekannt werden.
Es wurde gewarnt, dass sich dadurch
das verantwortliche Forschungsinstitut
identifizieren lasse. Den Instituten drohe
dann Gefahr, etwa von Tierschützern ...
TIERREPORT 1/2012 13
Ein Hang zur Polygamie wird üb-
licherweise ganz selbstverständlich
dem männlichen Geschlecht zugewie-
sen. Evolutionsbiologen begründen dies
meist damit, dass die Männchen ihre
Gene erfolgreicher weitergeben können,
wenn sie sich mit möglichst vielen Weib-
chen paaren.
Dass es aber auch umgekehrt ge-
hen kann, belegen die Mausmakis, nur
nennt sich da das Ganze Polyandrie
(Vielmännerei). Bei dieser kleinen, auf
Madagaskar lebenden Lemurenart prak-
tizieren die Weibchen abwechselnd Sex
mit mehreren Männchen. Bisher wurde
dieses Verhalten damit erklärt, dass die
Weibchen wohl irgendwann dem läs-
tigen Anbaggern der triebgesteuerten
Männchen nachgeben würden, um an-
schliessend endlich in Ruhe gelassen zu
werden.
Dominas statt MachosDavon kann bei den Grauen Mausma-
kis keine Spur sein, wie Wissenschaftler
des Deutschen Primatenzentrums (DPZ)
in Göttingen zu ihrem eigenen Erstau-
nen herausgefunden haben. Denn die
Weibchen sind bei dieser Lemurenart den
Männchen körperlich deutlich überlegen.
Von einem unterwürfigen, defensiven
Verhalten ist deshalb nicht auszugehen.
Ganz im Gegenteil: Je kräftiger und
grösser ein Mausmaki-Weibchen ist,
desto häufiger und mit mehr wechseln-
den Geschlechtspartnern hat es Sex. Da-
bei gehen die Lemuren-Damen durchaus
aktiv auf die Herrenwelt zu.
Ausschweifende Sexorgien«Was sich liebt, das neckt sich», lautet ein
geflügelter Spruch. Bei den Mausmakis
bedeutet dies, dass sie zur Paarungszeit
DamenwahlFangen spielen. Man, beziehungsweise
frau, versucht den Schwanz des begehr-
ten Partners zu ergreifen und ihn so fest-
zuhalten. Dann ist der Spass allerdings
schon vorbei und es geht meistens sofort
zur Sache. Typisch für Lemuren sind ja
diese grossen, fast hypnotisch wirken-
den Augen. Doch von wegen: «Schau mir
in die Augen, Kleiner!» – ist nicht! Für
romantische Gefühle und langes Wer-
ben bleibt keine Zeit übrig. Da die Weib-
chen oft nur gerade für eine Nacht im Jahr
empfängnisbereit sind, fällt die Partner-
suche ziemlich wahllos aus. Ein einzelnes
Weibchen kann dabei kurz nacheinander
mit bis zu sieben Männchen Sex haben.
Welchen Sinn das Verhalten der
Mausmaki-Weibchen hat, das können
sich bis jetzt aber auch die Forscherinnen
und Forscher des DPZ nicht erklären. -
Mark Rissi
Welches ist eigentlich wirklich das starke Geschlecht? Eine alte Diskussion – doch bei den Maus-makis ist der Fall klar: Die wesentlich grösseren Weibchen geben den Ton an. Und sie paaren sich kurz aufeinanderfolgend gleich mit mehreren Männchen.
NAT
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TIERREPORT 1/201214
Seit dem Start in der Schweiz im Jahre
2005 hat Aldi rund 150 Filialen aufgebaut
und ist zum viertgrössten Detailhändler
des Landes avanciert. Durch seine Präsenz
wurde die Preis- und Margendiskussion
bei allen Lebensmittelanbietern verstärkt
in den Vordergrund gerückt. Prompt re-
agierten die beiden Grossen der Branche,
Migros und Coop, mit der Lancierung ei-
gener Billiglinien.
Billig auf Kosten der TiereFür den Tierschutz liess diese Entwick-
lung im Detailhandel nichts Gutes ahnen.
Denn alle Erfahrungen zeigen, dass die
Produktion von Billiglebensmitteln stets
auf Kosten der Tiere, Umwelt und Bau-
ern geht sowie Qualität und Sicherheit der
Nahrungsmittel darunter leiden.
Die Befürchtungen wurden durch
eine anfangs 2011 publizierte STS-Um-
frage zum Angebot von Eiern und Fleisch
aus Schweizer Herkunft und besonders
tierfreundlicher Haltung bei Aldi, Coop,
Lidl und Migros bestärkt. Zwar setzte
auch Aldi beim Fleisch mehrheitlich auf
Schweizer Herkünfte, bot indessen weder
beim Frischfleisch noch beim Tiefkühlsor-
timent Fleisch von Tieren aus tierfreund-
licher Haltung (Labelfleisch) an.
Eigenes Label lanciertDaraufhin suchte der STS den Kontakt
zu den Aldi-Verantwortlichen und for-
derte sie auf, mehr fürs Tierwohl zu tun
und ihre Verantwortung gegenüber den
Tieren wahrzunehmen. Seit Februar 2012
bietet Aldi nun Label-Schweinefleisch mit
dem Signet «Nature Suisse» an. Derzeit sind
vier Fleischwarenartikel (Hinterschinken,
Fleischkäse, Landrauchschinken, Cervelats)
und vier Frischfleischartikel (Schweins-
plätzli, Schweinsteak, Hackfleisch ge-
mischt, Bauernbratwurst) erhältlich.
Mindestanforderungenmehr als erfülltDer STS konnte in Erfahrung bringen,
dass die Tierschutz-Anforderung von
«Nature Suisse» denjenigen von «Agri-Na-
tura» (VOLG) und «TerraSuisse» (Migros)
entsprechen. Das bedeutet, dass die Hal-
tung der Zuchtsauen und Mastschweine
strengere Vorgaben als die der Tierschutz-
gesetzgebung erfüllen. Insbesondere ste-
hen den Tieren mehr Platz, eingestreute
Liegeflächen und Auslauf ins Freie zur
Verfügung. Aldi stellt zudem sicher, dass
die Labelbauern für den Mehraufwand ei-
nen höheren Preis erhalten.
Der Einstieg von Aldi wird vom STS
begrüsst, in der Hoffnung, dass Aldi das
Labelfleisch-Sortiment ausweitet und die
anderen Detaillisten ermutigt werden,
verstärkte Anstrengungen zugunsten von
Produkten aus tierfreundlicher Haltung
zu unternehmen. - Hansuli Huber
STS-Geschäftsführer Fachbereich
KEYS
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Auf Drängen des STS beginnt nun auch Aldi damit, mehr aufs Tierwohl zu achten. Unter dem eigenen Label «Nature Suisse»bietet die deutsche Billig-Ladenkette in der Schweiz zunächst Schweinefleisch an, das von Tieren aus tierfreundlicherer Hal-tung stammt.
Aldi lenkt ein
TIERREPORT 1/2012 15
ISTOCKPHOTO/FOTOLIA
Die Spar Gruppe mit dem schweiz-
weit drittgrössten Gastrozulieferer
«TopCC» bietet nach Beratung durch
den STS vermehrt Fleisch von Tie-
ren aus Auslauf- und Weidehaltung
sowie Schweizer Freilandeier für die
Gastronomie an. Damit steht Wirten
und Köchen nun erstmals ein breites
Angebot an qualitativ hochstehen-
den, tierfreundlichen Herkünften zur
Verfügung.
2008 wurden in der Schweiz mehr
als 13 Milliarden Franken für das Es-
sen ausser Haus ausgegeben. Gemäss
einer Studie von «amPuls» aus dem Jahre
2009 ist Fleisch als Bestandteil von Ge-
richten und Menüs nach wie vor die be-
deutendste Speisekategorie ausser Haus.
Der Fleisch-Anteil am gesamten Ausser-
hauskonsum liegt bei 16 Prozent.
Systemgastronomie ist tonangebendWas den Fleischkonsum von Tieren aus
artgerechter Haltung (Labelfleisch) an-
belangt, stechen drei Gastrounterneh-
men hervor. Auf Druck des STS bietet
McDonald’s, umsatzmässig die Nummer
eins im Gastrogeschäft der Schweiz, seit
Februar 2010 nur noch Schweizer Rind-
fleisch aus Tierhaltung mit regelmässi-
gem Auslauf ins Freie (RAUS) an.
Schon etwas länger hat die Migros,
der zweitgrösste Schweizer Gastroakteur,
Labelfleisch in ihrem Restaurantangebot.
Ebenso konsequent setzen die Coop-Res-
taurants (Nummer sechs in der Schweizer
Systemgastronomie) auf faires Fleisch: So
kommt dort nur Rind-, Schweine- sowie
Bio-Kalbsfleisch von «Coop-Naturafarm»
auf den Tisch.
Gros der Wirte zucktmit den SchulternDie meisten der weit über 20 000 Restau-
rants, Personalrestaurants und Schnell-
imbisse in der Schweiz verwendet hinge-
gen eher wenig Produkte aus tierfreund-
licher Haltung. Meistens bekommen die
Gäste entweder konventionelles Schwei-
zer-, und noch häufiger, Importfleisch
und -eier vorgesetzt.
Vielfach sind die Wirte über die Tier-
haltungsbedingungen im In- und Aus-
land und die verschiedenen Tierwohl-La-
bels gar nicht richtig informiert oder sie
behaupten, das Angebot an Produkten
aus tierfreundlicher Haltung für die Gas-
tronomie sei unzureichend.
Soviel zur ernüchternden Bilanz meh-
rerer Umfragen des Schweizer Tierschutz
STS unter den Wirten und Köchen.
Neues Angebotfür GastronomieNun springt der zu Spar gehörende Gast-
rozulieferer «TopCC» mit einem neuen
Angebot für die Gastronomie in die Bre-
sche. Statt dem gängigen, minderwertigen
Fleisch aus der Intensivmast bietet «TopCC»
Wirten und Köchen Rind- und Kalbfleisch
aus Auslauf- und Weidehaltung an. Des
Weiteren führt das Unternehmen vor Ostern
eine Informationskampagne für Schweizer
Freilandeier durch.
Der STS steht seit einiger Zeit in Kon-
takt mit Spar und hat im Auftrag des Un-
ternehmens einen Tierschutz-Sortiment-
scheck durchgeführt. Wir begrüssen dieses
Engagement von Spar für das Tierwohl.
Denn je höher die Nachfrage nach Pro-
dukten aus Auslauf- und Weidehaltung ist,
desto mehr Bauern werden ihre Tierhaltung
entsprechend umstellen.
Dass es hier noch viel zu tun gibt, zeigt
sich daran, dass noch immer Millionen von
Nutztieren – auch in der Schweiz – ständig
unter beengten, reizarmen Bedingungen im
Stall dahinvegetieren müssen und erst am
Tag der Schlachtung zum ersten Mal den
freien Himmel erblicken. -
Hansuli Huber
STS-Geschäftsführer Fachbereich
Fortschritt fürs Tierwohlin der GastronoNun gibt es für Wirte und Köche keine Ausreden mehr, wenn es um das Tierwohl geht.
Quicklebendige Totenköpfe
TIERREPORT 1/201216
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Totenkopfäffchen sind alles andere als leblose Wesen, wie ihr Name suggerieren könnte. Ganz im Gegenteil: Die flinken Prima-ten sind fast ständig in Bewegung. Doch ihr natürlicher Lebens-raum ist stark bedroht.
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Die geringe Körpergrösse ist ihnen
zum Verhängnis geworden: Da sie schein-
bar leicht zu handhaben sind, werden To-
tenkopfäffchen in der Pharmaindustrie
für Versuchszwecke eingesetzt, und Pri-
vatleute halten sie als exotische Heim-
tiere. Der berühmteste Totenkopfaffe ist
wohl «Herr Nilsson» im mehrfach verfilm-
ten schwedischen Roman «Pippi Lang-
strumpf» von Astrid Lindgren. Der Affe
spielt dabei die Rolle einer Meerkatze.
Noch heute werden Totenkopfäffchen
immer wieder in Kleinanzeigen und auf
einschlägigen Internetportalen zum Kauf
angeboten. Doch so niedlich sie auch aus-
sehen mögen: Es sind und bleiben Wild-
tiere, und allein schon aufgrund ihres
enormen Bewegungsdranges sind sie für
die Heimtierhaltung völlig ungeeignet.
In wissenschaftlich geführten Zoos kann
man beobachten, wie die putzmunteren
Tiere kaum eine Sekunde verharren, son-
dern blitzschnell und ständig in Bewe-
gung sind.
Hier wird auch deutlich, wie verspielt
die Affenbande ist: Vor allem die jünge-
ren, männlichen Artgenossen balgen mit-
Lieben Insekten: Fällt die Jagd für einmal nicht so erfolgreich aus, genügen zur Not auch ein paar Früchte.
einander und spielen Fangen. Da kommt
es schon einmal vor, dass einer seinen
Spielkameraden mit seinen langen Fin-
gern am Schwanz festhält.
Flinker BaumbewohnerIn freier Wildbahn leben Totenkopfäff-
TIERREPORT 1/2012
So quicklebendig wie sie sich geschickt
von einem Ast zum andern hangeln,
scheint die Bezeichnung «Totenkopfäff-
chen» für die zierlichen Primaten ziem-
lich unpassend zu sein. Ausschlaggebend
für die morbide Namensgebung war of-
fenbar einzig die markante Fellzeichnung
des Kopfes mit dem maskenhaften, weis-
sen Gesicht, den tiefliegenden, schwarz-
gefärbten Augenhöhlen und der ebenfalls
schwarzen Schnauze. Die übrige Körper-
behaarung ist ziemlich bunt und reicht
von einem melierten Grünton bis zu den
senfgelben oder orangen Gliedmassen.
Der Bauch ist weiss bis hellgrau gefärbt.
Als Versuchs- und Heimtier gehaltenMit einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 26
und 36 Zentimetern sind die Äffchen im
Vergleich zu anderen Primaten ziemlich
klein und ausserdem leicht – wobei die
Männchen wesentlich grösser werden als
die Weibchen. Der Schwanz, der nicht zum
Klammern, sondern nur zum Ausbalancie-
ren beim Springen und Klettern dient, ist
deutlich länger als der ganze Körper.
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Balancierhilfe: Der lange Schwanz dient nicht zum Klammern.
TIERREPORT 1/2012
Pause: Während der Ruhephasen wird der Schwanz oft über die Schultern gelegt.
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chen vor allem in den Regenwäldern des
Amazonasbeckens sowie in Mittelamerika,
wobei sie sich in fünf Arten unterscheiden.
Meistens halten sie sich dabei in den un-
teren Baumregionen auf. Allen gleich ist
ihre ausgesprochene Vorliebe für Insekten.
Rund den halben Tag sind die flin-
ken Affen damit beschäftigt, von Baum zu
Baum zu springen, um Falter, Käfer und
andere Insekten zu erwischen. Fällt die
Jagd für einmal nicht so erfolgreich aus,
genügen zur Not auch ein paar
Früchte, Nektar, Blüten, Knos-
pen oder Blätter, um den Bauch
zu füllen.
Füllige Männchen und dominante WeibchenBesonders verfressen sind die
Männchen, wenn die Paarungs-
zeit bevorsteht. Denn anstatt
«richtig» um die Weibchen zu
werben, schlägt sich das «starke
Geschlecht» ganz einfach die
Wampe voll, um Eindruck zu
schinden. Das Prinzip ist simpel: Der mas-
sigste Kerl findet die grösste Beachtung
bei der Damenwelt. Allerdings spielen die
starken Jungs während dieser Zeit auch
mit ihren Muskeln und lassen dabei ihren
Aggressionen freien Lauf.
Ansonsten nehmen es die geselligen
Totenkopfäffchen eher gelassen, was die
Rangordnung innerhalb der Gruppe be-
trifft, die zwischen einem Dutzend und
bis zu mehreren hundert Individuen um-
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TIERREPORT 1/2012 19
Huckepack: Von Geburt an tragen die Mütter ihr Jungtier auf dem Rücken mit sich herum.
fassen kann. Auffallend ist dabei, dass
die Weibchen meistens unter sich bleiben
und eine dominierende Stellung einneh-
men. Derweil halten sich die Männchen
eher am Rande der Gruppe auf und spielen
bloss eine untergeordnete Rolle.
Junge werden Huckepack genommenMeistens bringen die Weibchen dersel-
ben Gruppe ihre Jungen nach einer Trag-
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Totenkopfaffen (Saimiri) zählen zur Familie der
Kapuzinerartigen (Cebidae) und gliedern sich
in fünf Arten:
(Saimiri sci-
ureus) kommt im Norden Südamerikas vor.
(Saimiri bo-
liviensis) lebt im gleichnamigen Land.
(Saimiri vanzolinii)
existiert nur in einem beschränkten Gebiet
des Amazonas.
(Saimiri ustus)
unterscheidet sich von den anderen Arten
dadurch, dass er nicht die sonst so typischen
buschigen «Pinsel» an den Ohren trägt.
Totenkopfaffe (Saimiri oerstedii) bewohnt
kleine Teile der Pazifikküste Costa Ricas und
Panamas. Er steht auf der Roten Liste der
Weltnaturschutzorganisation (IUCN) und gilt
als vom Aussterben bedrohte Art.
Zoologischer Steckbriefzeit von rund fünf Monaten etwa
zeitgleich zur Welt. Von Geburt
an tragen die Mütter ihr Jung-
tier auf dem Rücken mit sich he-
rum. Ab der fünften Lebenswo-
che getrauen sich die Jungtiere
auch die ersten Ausflüge ohne
ihre Mutter zu unternehmen, um
ihre Welt zu entdecken.
Während sich die Väter kaum
für den Nachwuchs interessie-
ren, hat fast jedes Weibchen eine
«beste Freundin» in der Gruppe,
die für das Jungtier auch so et-
was wie eine «Tante» ist.
Bedrohter LebensraumTotenkopfäffchen halten sich nur selten
auf dem Boden auf. Denn dort droht ih-
nen Gefahr durch ihre natürlichen Fress-
feinde wie Schlangen und Greifvögel.
Doch wesentlich bedrohlicher für die Af-
fenpopulationen ist die Abholzung der
Regenwälder durch die Menschen. -
Matthias Brunner
TIERREPORT 1/201220
Delfine können in Gefangenschaft nicht
artgerecht gehalten werden. Was wis-
senschaftlich geführten Zoos schon bei
Landsäugetieren schwerfällt – nämlich
die artgerechte Haltung in Gefangen-
schaft – ist für Rummelplätze, wie es die
meisten Delfinarien sind, ein Ding der Un-
möglichkeit! Ein monotones Bassin kann
den komplexen Lebensraum Meer nicht
ersetzen. Problematisch sind nicht nur
Delfinarien, sondern auch Anbieter von
«Delfintherapien», welche die Delfin-Fas-
zination in wissenschaftlich unhaltbare
Heilungsversprechen ummünzen.
Artgerechte Haltung unmöglichDie Delfinarien-Industrie floriert. Welt-
weit gibt es circa 200 Delfinarien, 60 da-
von allein in Europa. Ein einziger Delfin
generiert einem Delfinarium Einnahmen
in der Höhe von einer Million CHF jähr-
lich! (Ein Elefanten-Baby: rund 500 000
CHF Mehreinnahmen). Während die meis-
ten Wildtiere in Zoos dank fehlender na-
türlicher Feinde und der tierärztlichen
Versorgung älter werden als in freier Na-
tur, ist es bei Delfinen umgekehrt: In Ge-
fangenschaft sterben sie viel früher als in
der Natur. Im Meer kann ein Delfin durch-
aus 50 Jahre alt werden – in Gefangen-
schaft sind 30-jährige Tiere selten.
Um Wildtiere artgerecht zu hal-
ten, darf man ihre Anpassungsfähigkeit
nicht überstrapazieren. Die Gesamtheit
von Platzangebot, artgerechter Beschäf-ff
TödlicheDelfin-Liebe
Delfine üben eine grosse Faszination auf den Menschen aus: Weil sie hochintelligente und sozi-ale Lebewesen sind wie wir, ihr Element aber das Wasser ist, sind sie uns vertraut und fremd zu-gleich. Delfine werden als «unsere wilden Freunde», Helfer und Heiler verklärt, und Menschen wollen «Flipper» nahe sein, wie sie ihn aus der Fernsehserie kennen. Delfinarien instrumentali-sieren diese Faszination – und nehmen dabei den Tod der Delfine in Kauf!
TIERREPORT 1/2012 21
tigung, Gruppenzusammensetzung, Füt-
terung und Fortpflanzung muss dem Tier
ermöglichen, ein natürliches Verhaltens-
repertoire auch in Gefangenschaft zu
zeigen. Aus dieser Sicht mag zwar die
artgerechte Haltung von Meerkatzen
oder Waschbären im Zoo möglich sein,
aber schon die Haltung von Grosskatzen,
Elefanten oder auch Seelöwen in Zoos
müsste grundsätzlich hinterfragt werden
– und bei Delfinen gilt artgerechte Hal-
tung unter Experten als unmöglich.
Delfinarien töten DelfineAufgrund der hohen Mortalität in Ge-
fangenschaft benötigen Delfinarien lau-
fend Wildfänge zur Aufstockung ihres
Bestandes. In der Karibik, Russland, Ja-
pan und Indonesien werden Delfine ge-
fangen, um sie an Delfinarien zu verkau-
fen. Dass diese für ihr Geschäft biswei-
len das Argument der «Erhaltungszucht»
bemühen, ist unter diesem Aspekt gera-
dezu zynisch! Besonders grausam sind die
Fänge in Japan, wo während der jährli-
chen Delfin-Massaker von Taiji hunderte
Tümmler und Grindwale abgeschlachtet
und einige besonders schöne Exemplare
für die Delfinarien eingefangen werden.
Experten schätzen, dass für jeden gefan-
genen Delfin zwei bis zehn (!) weitere Del-
fine während der Fangaktionen oder des
Transports sterben müssen! Die überle-
benden Tiere sind traumatisiert durch den
Verlust der Familie, die Panik beim Fang,
den Stress des Transports – und leiden an
ihrem Bestimmungsort unter den widri-
gen Haltungsbedingungen. Von 1979 bis
2008 wurden gemäss CITES mindestens
285 Walartige legal nach Europa einge-
führt, davon 11 in die Schweiz.
In freier Natur legen Delfine über hun-
dert Kilometer am Tag zurück, tauchen bis
hundert Meter tief, sind Wind und Wellen
ausgesetzt, formen komplexe Herden mit
eigener Sprache und erkunden ihren Le-
bensraum mittels Echolot. Im Delfinarium
verfallen sie in stereotypes Kreisschwim-
men, entwickeln Immunschwächen auf-ff
grund mangelnder Wasser- und Futterqua-
lität, und ihre Sprache und das Sonar, ihr
wichtigstes Sinnesorgan, verkümmern. Sie
leiden unter Sonne und Lärm, und das «Ja-
gen» beschränkt sich auf Luftsprünge nach
toten Fischen. Und weil Delfine aufgrund
fehlender Gesichtsmuskeln keine Mimik
zeigen wie wir Menschen, scheinen sie da-
bei doch immerfort «glücklich» zu sein.
CON
NYL
AND
ISTO
CKPH
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Der Fall ConnylandAuch in der Schweiz gibt es ein Delfina-
rium: das «Connyland». Die Delfinhaltung
dieses Rummelplatzes ist im Herbst 2011
negativ in die Schlagzeilen geraten, weil
in kurzer Folge zwei Delfine an einer An-
tibiotika-Vergiftung verstarben. Allein die
Tatsache, dass häufige Antibiotika-Gaben
offenbar die Folgen schlechter Tierhaltung
kaschieren sollen, ist äusserst bedenklich!
Zudem sind allein in den vergangenen drei
Jahren im Connyland acht (!) Delfine ver-
storben. Die Todesursachen blieben oft un-
bekannt, oder es wurden Lungenentzün-
dungen, Nierenversagen, Ertrinken oder
Euthanasie als Grund angegeben. Die vie-
Nichts zu lachen: Delfine sind keine Clowns.
Connyland: Delfinarien ermöglichen keine artgerechte Haltung.
len Todesfälle lassen auf mangelhafte Hal-
tung schliessen. Die Haltungsbedingungen
übertreffen zwar die (minimalistischen!)
Vorgaben der Tierschutzverordnung,
doch ist der Pool zu klein, zu seicht, an
seiner tiefsten Stelle wenige Meter tief,
und den Winter verbringen die verbliebe-
nen drei Tiere eingesperrt in einem «Hal-
lenschwimmbad». Diese Tierhaltung ist
zwar gesetzeskonform, aber gewiss nicht
tiergerecht!
Doch nun regt sich Widerstand gegen
die Delfinhaltung: Eine von 80 000 Per-
sonen unterschriebene Petition der Orga-
nisation Oceancare an den Bundesrat und
die EU-Botschaft fordert den europawei-
ten Stopp des Handels mit Delfinen und
des Baus von Delfinarien. Zugleich ver-
langt die «Motion Gadient» ein Verbot für
den Import von Wal- und Delfinartigen in
die Schweiz. Der Schweizer Tierschutz STS
stellt sich hinter diese Anliegen, denn eine
vertretbare Delfinhaltung ist im Binnen-
land Schweiz schlichtweg nicht möglich.
Delfinarien haben weder pädagogi-
schen noch wissenschaftlichen Wert. Sie
vermitteln ein falsches Bild vom Wildtier
Delfin, und jedes verkaufte Ticket un-
terstützt die Nachfrage nach Delfinarien
und weiteren Wildfängen. Daher bleibt,
wer Delfine wirklich liebt und achtet,
Delfinarien wie dem Connyland fern! -
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T +
TIERREPORT 1/201222
U S A
Lokalverbot für Pelzmantel-Träger
SERE
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SLSO
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FO.C
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CKPH
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Ein Barbesitzer, der in Manhattan pelz-
bekleideten Kunden die Türe weist, erhält
seit kurzem Fanpost aus der ganzen Welt.
Johnny Barounis besitzt diverse Szene-
Bars an der Upper East Side, der Lower
East Side und im East Village von New
York.
Eigentlich hatte Barounis das Pelz-
verbot in seinen Lokalen bereits vor zehn
Jahren verhängt, aber erst eine Internet-
meldung machte dies einer breiten Öf-ff
fentlichkeit ausserhalb New Yorks
publik. Seither wird er aus aller Welt mit
Gratulations-E-Mails und Facebook-Ein-
trägen für seine konsequente Einstellung
eingedeckt. Auch Einwohner der Stadt
West Hollywood meldeten sich. Diese
müssen bis 2013 warten, bis das Pelz-
verbot in ihrer Stadt an der Westküste
in Kraft tritt.
Nicht alle Kunden waren allerdings
erfreut. Eine Pelzträgerin rief sogar die
Polizei und riskierte dabei, für falschen
Alarm bestraft zu werden. Barounis
nimmt es als überzeugter Tierfreund
gelassen.
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Weniger Antibiotikaeinsatzbei Nutztieren gefordert
EU-Gesundheitskommissar John Dalli
fordert, den Antibiotikaeinsatz in der
Nutztierhaltung auf ein Minimum zu
beschränken, um Resistenzen zu ver-
meiden. Die rein vorbeugende Verab-
reichung von Antibiotika bei Nutztieren
G R I E C H E N L A N D
Nur noch Zirkusse ohne
TiereNeu ist es in Griechenland verboten,
Tiere in Zirkussen zu halten. Wie grie-
chische Medien berichteten, gilt das
Land damit als Vorreiter für Europa.
Das vollständige Tierverbot in Zir-
kusunternehmen ist in einem neuen
griechischen Tierschutzgesetz ver-
ankert. Bereits 13 Staaten in Europa
haben zumindest das Mitführen von
Wildtieren verboten oder stark einge-
schränkt.
sei falsch und müsse beendet werden,
so Dalli gemäss Agra Europe. Dalli kri-
tisierte auch die illegale Verabreichung
von Antibiotika ohne Tierärzte. Er for-
derte die EU-Staaten dazu auf, aktiv zu
werden.
K A N A D A
Widerstand gegen Robben-
jagd wächstRussland, Kasachstan und Weissrussland
erliessen ein In- und Exportverbot für Felle
von Sattelrobben. Dieses Verbot folgt auf
den Beschluss des russischen Minister-
präsidenten Putin aus dem Jahr 2009, die
Robbenjagd in Russland aus Tierschutz-
gründen zu verbieten.
Mit mehr als zwei Millionen getöteten
Robben allein im letzten Jahrzehnt bleibt
die kanadische Robbenjagd die grösste Ab-
schlachtung von Meeressäugern weltweit.
Die Jagdstatistik zeigt, dass 98 Prozent der
getöteten Robben in den letzten fünf Jah-
ren weniger als drei Monate alt waren.
Tut’s seit Jahren: Vegetarier Johnny Barounis will keine Echtpelze in seinen Clubs in New York.
+ + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T
TIERREPORT 1/2012 23
ZVG
ISTO
CKPH
OTO
E U
Verbesserter Tierschutz in der Landwirtschaft angekündigt
U S A
Tigerpythons fressenNationalpark leer
Die EU-Kommission will den Tierschutz in
der Landwirtschaft verbessern und auf eine
wissenschaftliche Grundlage stellen. Dazu
hat sie eine Strategie für die Jahre 2012 bis
2015 vorgelegt. Jedoch sollen verschärfte
Auflagen für die Tierhalter vorerst nicht im
Vordergrund stehen. Stattdessen soll über
die Ausbildung der Landwirte und Infor-
mationskampagnen das Wohlergehen der
Nutztiere gesteigert werden.
Auf ihren Beobachtungsfahrten in Flo-
ridas Everglades-Nationalparks können
Forscher kaum noch Tiere beobachten.
Schuld daran sind offenbar aus Asien
eingeschleppte Tigerpythons, die sogar
Krokodile verschlingen können. Die Tiere
sind von Privathaltern ausgesetzt worden
und vermehren sich aufgrund der guten
Lebensbedingungen schnell.
Bei Beobachtungsfahrten über die
Strassen beobachten Forscher kaum noch
Waschbären (minus 99,3 Prozent der Sich-
S P A N I E N
Toreros hoffen auf Rajoy
Katalonien verbietet Stierkämpfe seit An-
fang 2012. Die Toreros hoffen jedoch auf
ein Machtwort der neuen spanischen Re-
gierung des konservativen Ministerpräsi-
denten Mariano Rajoy. Der Christdemo-
krat hatte vor seinem Wahlsieg verspro-
chen, für die «Verteidigung der Freiheit»
in der Arena einzutreten und sich dafür
stark zu machen, «dass die Stierkämpfe
zu Volksfesten des nationalen kulturellen
Interesses erklärt werden».
R U M Ä N I E N
Verfassungs-gericht rettet
herrenloseHunde
In Rumänien dürfen herrenlose Hunde
nicht mehr getötet werden. Das Verfas-
sungsgericht kippte ein Gesetz, wonach
Kommunen herrenlose Hunde einschlä-
fern lassen durften – wenn auch nur un-
ter strengen Auflagen.
Seit mehr als zwanzig Jahren wird in
Rumänien kontrovers und emotional über
die Massen herrenloser, teilweise aggres-
siver Hunde diskutiert, die in den Städ-
ten des Landes herumstreunen. Jährlich
werden in Rumänien mehr als zehntau-
send Menschen von Streunerhunden ge-
bissen, mindestens vier Opfer starben. Das
nun für verfassungswidrig erklärte Gesetz
erlaubte es Bürgermeistern, streunende
Hunde in ihrem Ort töten zu lassen.
Die neue Strategie beinhaltet die Ent-
wicklung wissenschaftlicher Kriterien für
den Tierschutz. Die EU hält Tierschutz und
Wettbewerbsfähigkeit für vereinbar und
unterstützt unter anderem neue Haltungs-
formen. Noch in diesem Jahr will EU-Kom-
missar John Dalli einen Bericht über die
Umsetzung der Gruppenhaltung für Sauen
vorlegen.
tungen), Opossums (minus 98,9 Prozent)
oder Luchse (minus 87,5 Prozent). Das be-
richtet eine Gruppe von US-Ökologen um
Michael Dorcas vom Davidson College.
Laut ihrer Studie, die in den «Proceedings»
der US-Akademie der Wissenschaften
nachzulesen ist, ist diese dramatische Ent-
wicklung tatsächlich auf die eingeschlepp-
ten, bis zu 5,5 Meter langen Würgeschlan-
gen (Python molurus bivittatus) zurückzu-
führen, die sich ebenso stark vermehrt wie
ausgebreitet haben.
TIERREPORT 1/201224
Wieder einmal ist eines der alten, klappri-
gen Dreiradvelos kaputt. Dabei wollte sich
der freiwillige Helfer gerade in den Sat-
tel schwingen und für seine nächste Tour
losradeln, um weitere Hunde in der chi-
nesischen Stadt Pingyao gegen Tollwut zu
impfen.
Das gehört zu den harmloseren Prob-
lemen, mit denen Chen Qian und Zhang
Yang, die beiden Leiter des Tierschutzpro-
jektes, fast täglich konfrontiert sind und
die sie deswegen nicht aus der Fassung
bringen können. Dann ist halt einmal
mehr Improvisationskunst gefragt.
Steiniger WegSeit die beiden engagierten Tierschüt-
zer ihr Vorhaben in der mittelalterli-
chen Stadt mit Unterstützung
des STS lanciert haben, kämp-
fen sie gegen viel grundsätzli-
chere Schwierigkeiten an. Zwar
werden dem Hund als Sternzei-
chen des chinesischen Horos-
kops zahlreiche positive Eigen-
schaften zugeschrieben, doch
im wirklichen Leben kümmern
sich die meisten Tierbesitzer
mehr schlecht als recht um ihre Vierbei-
ner. Bis heute verfügt die Volksrepublik
China noch nicht einmal über ein Tier-
schutzgesetz.
Schritt für Schritt voranChen Qian und Zhang Yang setzen mit
ihrer Kampagne bei den Hundebesitzern
an, um sie von ihrem Tierschutzanliegen
zu überzeugen. «Pink Collar» (rosarotes
Halsband) heisst die Aktion, mit der die
Hunde der Stadt zunächst kostenlos ge-
gen Tollwut geimpft werden sollen. Die
«Animals Asia Foundation» hat dafür ein-
tausend Impfdosen gespendet.
An ihren freien Wochenenden fah-
ren Studierende der Veterinärmedizin
an der landwirtschaftlichen Universität
von Shanxi mit dem Dreirad von Tür zu
Tür, um die Hunde von Pingayao zu imp-
fen und die Besitzer von der Notwendig-
keit dieser Aktion zu überzeugen. Keine
leichte Aufgabe: Denn viele Leute haben
noch nie zuvor etwas von Tierschutz ge-
hört oder sich je dafür interessiert.
Immerhin konnten mittlerweile rund
18 Prozent aller registrierten Hunde der
Stadt auf diese Weise vom Impfschutz
profitieren.
Ungebremster TatendrangDie Tierschutzaktivisten bleiben moti-
viert und wollen noch einen beachtli-
chen Schritt weiter gehen: Ihr Ziel ist es,
möglichst viele Hunde zu kastrieren, um
so die überbordende, unkontrollierte Ver-
mehrung zu stoppen. Dafür haben sie eine
Lokalität gefunden, die mit Hilfe der fi-
nanziellen Unterstützung des STS und des
Marchig Trust renoviert und mit einem
Operationssaal, Behandlungsräumen so-
wie einem Büro ausgerüstet wurden. An-
fang Oktober vergangenen Jahres konnte
die Arbeit in den neuen Räumlichkeiten
aufgenommen werden. - Mark Rissi
Hoffnung für Hundein China Das Reich der Mitte ist ein steiniges Pflaster für den
Tierschutz. Doch das Pionier-Projekt in der chinesischen Provinzstadt Pingyao zeigt erste Erfolge.
Wir brauchen Ihre Unterstützung!
Pink Collar: Ein rosarotes Hals-band als Symbol der erfolgreichenImpfaktion in Pingyao.
DANKEDaDANN NKEkann, sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen: Denn es braucht dringend Geld für DANKEweDANKEEmaDAANK
TIERREPORT 1/2012 25
Der STS geht neue Wege im Kampf ge-
gen das blutige Geschäft mit dem Pelz.
Lieber nackt als im Pelz zeigen sich das
Model Jasmin Brunner und Miss-Earth-
Schweiz Liza Andrea Kuster; für das neue
Plakat zur innovativen «pelzfrei»-Kampa-
gne des STS haben sie die Hüllen fallen
lassen. Seit mehr als zwei Jahren zeichnet
das «STS-pelzfrei-Label» mit dem Schrift-
zug «hier wird kein tierpelz verkauft» Ge-
schäfte und Bekleidungsmarken aus, die
in ihrer Kollektion weder Echtpelz verar-
beiten noch zum Verkauf anbieten.
Schluss mit EchtpelzkleidernAmerican Apparel, Blackout, Blue Dog,
Chicorée, Colonys/Companys, Coop City,
Erfolg, Esprit, Filippa K., H&M, Helly Han-
sen, Jack Wolfskin, Migros, Sherpa Out-
door, Strellson, Tarzan, Zimtstern – diese
Anbieter muss man sich merken, will man
hierzulande mit gutem Gewissen und ga-
rantiert pelzfrei einkaufen.
Dieses breite Angebot ist ein Segen im
Kampf gegen die Tierqual. Während die
Pelzindustrie den Konsumenten ein hoch-
wertiges Naturprodukt verspricht, ver-
schweigt sie, dass an den teuren Kleidungs-
stücken und trendigen Bordüren Blut klebt.
ModeopferTrotz aller Beteuerungen der Pelzindustrie,
trotz millionenschwerer Imagekampagnen
und Pseudo-Labels: Pelz aus artgerechter
Haltung gibt es nicht. Pelztierfarmen sind
ein grausames Geschäft. Millionen Tiere
leben ein kurzes, leidvolles Leben in be-
drängter Enge und sterben einen oft lan-
gen, qualvollen Tod. Auf den Tötungs-
plätzen der chinesischen Pelzindustrie
werden jedes Jahr hunderttausende Tiere
bei vollem Bewusstsein gehäutet. Das hat
der Schweizer Tierschutz STS schon vor
Jahren dokumentiert.
Geschätzte 80 Prozent der weltweit
gehandelten Pelze stammen aus dem
Reich der Mitte. Das Land überschwemmt
die Welt mit Billigpelz. Verarbeitet wird
alles, was haarig ist.
Pelz-SammelaktionIm Rahmen des Events in Basel wurde
zudem eine Pelz-Sammelaktion zuguns-
ten notleidender Hirten in der Mongolei
durchgeführt. In den eisigkalten Wintern
des zentralasiatischen Landes finden die
unzeitgemässen Kleidungsstücke aus der
Schweiz sinnvolle Verwendung als Innen-
futter für die traditionellen Wintermäntel
der Nomaden. - Helen Sandmeier
STS
Lieber nackt als im PelzAn einer Modenschau des Schweizer Tierschutz STS in Basel präsentierten Kerstin Cook, Miss Schweiz 2010, und andere Miss Schweiz-Kandidatinnen garantiert echtpelzfreie Wintermode aus den Kollektionen von Tarzan, Colonys/Companys, Coop City, Sherpa Outdoor, Chicorée und Jack Wolfskin. Damit zeigten sie so schön wie eindrücklich: Modische Accessoires, wärmende Jacken, Mützen und Schals gibt es auch ohne Tierqual!
Sind für echtpelzfreie Mode: Ex-Miss Schweiz Kerstin Cook, STS-Präsident Heinz Lienhard, Model und Moderatorin Rekha Datta,Model Jasmin Brunner und Ex-Miss-Earth-Schweiz Liza Andrea Kuster.
TIERREPORT 1/201226
TIERREPORT 1/2012 27
Der Antipelz-Plakatwettbewerb des STS
für Kunststudierende in China gerät bei-
nahe schon zum Selbstläufer. Seit der ers-
ten Austragung 2007 werden jeweils die
besten Entwürfe von einer Jury prämiert.
Bereits 61317 Studentinnen und Studen-
ten haben seit Beginn ihre Plakatentwürfe
eingereicht. Sie sind an ihren Universitäten
im ganzen Land zu Botschafterinnen und
Botschaftern für unser Tierschutzanliegen
geworden. Denn um die Hintergründe des
Pelzgeschäftes zu thematisieren, mussten
sie sich zuerst mit der ganzen Problematik
auseinandersetzen.
Unmittelbare AuswirkungDie zierliche 23-jährige Kunststudentin
Fang Bing der Universität Guangxi gewann
dieses Jahr mit ihrem Plakat «Beautiful Kil-
lers» den ersten Preis. Für ihr Projekt borgte
sie sich den Pelzmantel einer Studienkolle-
gin aus, um ihr Plakat zu gestalten.
Bevor sie das Kleidungsstück nach Ab-
schluss ihrer Arbeit zurückgab, mailte sie
der Kommilitonin den Link zum STS-Film
über die Pelzproduktion in China (www.
tierschutz.com/pelz und www.animal-
protection.net/furtrade). Kurz darauf mel-
dete sich ihre Freundin: Sie verzichte ab
sofort auf das Pelztragen und werde auch
ihre Bekannten dazu ermuntern.
Subtile Umsetzung des ThemasFang Bing wählte für ihr Plakat eine Dar-
stellung ohne Tierqual, um vor allem
Frauen anzusprechen. Frauen, die einer-
seits das weiche, kuschelige Pelzgefühl
kennen und gleichzeitig durch drastische
Illustrationen eher abgeschreckt werden.
Die indirekte Botschaft, die das Plakat
vermittelt, solle aufrütteln und zum Nach-
denken animieren, erklärte Fang Bing zu
ihrem prämierten Gestaltungsvorschlag.
In der Naturliebe verwurzeltUnterstützung für ihr tierschützerisches
Engagement findet die Studentin in ih-
rem naturverbundenen Elternhaus. Der
Vater ist Förster und der Grossvater Arzt
für traditionelle chinesische Medizin. Seit
sechs Jahren gehört auch die heiss ge-
liebte Katze «Leopard» als festes Mitglied
zum Haushalt der Familie.
Nach Abschluss ihres Studiums will
Fang Bing Lehrerin werden. Sie hat sich
jetzt schon zum Ziel gesetzt, dass sie ihren
zukünftigen Schülerinnen und Schülern
Tierschutzanliegen näher bringen will. -
Mark Rissi
ZVG
«Beautiful Killers» als Sieger-Plakat
Die Kunststudentin Fang Bing gewann den ersten Preis im jüngsten Antipelz-Wettbewerb Chinas. Statt mit blutrünstigen Bildern zu arbeiten, spricht sie mit ihrem hintergründigen Plakatentwurf vor allem die Emotionen der Frauen an.
TIERREPORT 1/201228
Im Zusammenhang mit der Tier-
vermittlung werden jeweils eines der un-
zähligen Schweizer Tierheime sowie de-
ren Vierbeiner vorgestellt, die ein neues
Zuhause suchen. Darüber hinaus bie-
tet die rund viertelstündige Sendung In-
formationen zur Tierhaltung und zeigt
Beispiele aus der Tierschutzarbeit. Seit
Ende Januar steht das neue Format unter
www.TIERREPORT.ch in deutscher Spra-
che zur Verfügung.
Hinter der Kamera stehen dabei die
beliebte Moderatorin Lolita Morena (STS-
Vorstandsmitglied) und der Tierschützer
Mark Rissi, bekannt durch seine in-
ternationalen Dokumentarfilme. Da-
neben führen drei prominente junge
Moderatorinnen durch die Sendung: Ex-
Miss-Schweiz Amanda Ammann (25),
Ex-Vize-Miss-Schweiz Rekha Datta (23)
sowie die ehemalige Miss-Earth-Schweiz
Liza Andrea Kuster (25).
Ausgezeichnete ModeratorinnenVon diesen drei jungen Damen wollte die
Zeitschrift TIERREPORT wissen, was sie
Die Zeitschrift TIERREPORT hat nun auch eine eigene Sendung. Alle zwei Wochen erscheint eine neue Kurzfilmausgabe unter dem Namen TIERREPORT.ch im Internet, bei der es um Tiervermittlung, Interviews so-wie Tierschutz-News geht.
TIERREPORT.chDie neue Tiersendung
RDB/SOBLI
TIERREPORT 1/2012 29
zum Mitmachen bewogen hat und
wie es hinter den Kulissen aussieht:
Engagierte VermittlungEx-Miss-Schweiz Amanda Am-
manns Grund, sich für die Sen-
dung TIERREPORT.ch zu en-
gagieren, sind die Men-
schen und Tiere, die
sie als Moderatorin
vorstellen darf. Sie ist
beeindruckt vom selbstlosen Engage-
ment und vom umfangreichen Zeitein-
satz der Tierschützer und vor allem von
deren Liebe zu den Tieren. Es bereitet ihr
Freude, die Menschen zu Wort kommen
zu lassen, die ihre tägliche Arbeit wie
selbstverständlich leisten.
Amanda und ihre Familie besitzen
selbst zwei Hunde, einen Tibet-Terrier
und einen Malteser-Yorkshire-Mischling.
Und es sind die Geschichten aus dem Le-
ben der Tiere, die ihr unter die Haut gehen.
Besonders interessiert sie
sich dafür, was pas-
siert, wenn sich
ein liebevoller
Hundebesitzer
eines Tages
nicht mehr um
seinen vierbeini-
gen Freund kümmern kann. Hier möchte
Amanda helfen und dafür sorgen, dass
andere Menschen bewusst hinsehen und
vielleicht sogar einen Platz wissen, an
dem sich ein neues Herrchen oder Frau-
chen um diesen treuen Freund kümmern
kann.
Amanda teilt selbst die Emotionen der
im Tierschutz engagierten Mitarbeiter:
«Die meisten Tiere in den
Tierheimen würde
ich am liebsten
gleich mitnehmen
– direkt verliebt habe
ich mich in Banjo, ei-
nen Mischlingshund
am Drehort, der es
mir angetan hat und
der mir seit dieser Zeit
nicht mehr aus dem
Kopf geht.»
Breitgestreute AnteilnahmeEx-Vize-Miss-Schweiz
Rekha Datta freut sich, dass
sie als öffentliche Person
und Moderatorin auf einen
Schlag mehr Menschen er-
reicht und diese sensibi-
lisieren kann, den Tieren
zu helfen. Wie sehr ihr die
Tiere am Herzen liegen,
wird deutlich, wenn sie von ihrem
Kater erzählt, mit dem sie Ge-
spräche führt, mit dem sie gerne
kuschelt und der schon recht ei-
fersüchtig reagieren kann, wenn
Kollegen zu Besuch kommen.
Sie hätte auch sehr gerne ei-
nen Hund, doch im Moment hat
sie einfach zu wenig Zeit für einen solch
anspruchsvollen Vierbeiner. Dafür hat sie
ein gutes Verhältnis zu einem Tierheim
in ihrer Nähe aufgebaut und besucht dort
besonders gerne die Hunde.
Auch bei den Filmaufnah-
men zur neuen Sendung von
TIERREPORT.ch
hatte Rekha
ein beson-
deres Er-
lebnis mit einem Hund: Als sie
den amerikanischen Pitbull-Mischling
Tscherka in einer knienden und unsta-
bilen Haltung vorstellt, wittert dieser
eine Katze und zieht an der Leine.
Dieser Ruck reicht und Rekha
landet mit dem Gesicht auf dem
Boden. «Ich habe geschrien und
gelacht und konnte nicht glau-
ben, was mir soeben passiert
ist», erzählt sie mit fröhli-
cher Stimme. «Wir waren so-
eben fertig geworden und muss-
ten dann nochmals von vorne beginnen.
Nächstes Mal», so verspricht Rekha, «wer-
den wir auch solch einen Ausrutscher ein-
mal zeigen.»
Umfassender TierschutzDie ehemalige Miss-Earth-Schweiz
Liza Andrea Kuster engagiert
sich bereits seit mehreren
Jahren im Tierschutz.
Ihr Interesse an dem
Thema wuchs weiter,
als sie selber ein Shih
Tzu-Hündchen er-
warb: «Auf einmal spürt
man, was so ein Tier be-
deutet», erzählt sie. Eher
spontan hat Liza And-
rea mitgeholfen, für Tier-
heime in Ungarn Tiernahrung mit na-
hem Ablaufdatum von Tierhandlungen
zu erbitten. Der Tierschutz in Ungarn
ist noch nicht so weit entwickelt
wie in der Schweiz, und
die Unterstützung der
Tiere und Menschen
in Ungarn – auch als
Zeichen der Anerken-
nung und des Miteinanders – hat Liza An-
drea viel Freude bereitet.
Eines Tages erhielt sie dann eine An-
frage des STS für ein Foto-Shooting. Es
ging um ein Plakat zur Kampagne «Lieber
nackt als im Pelz». Normalerweise hätte es
Liza Andrea abgelehnt, die Hüllen fallen
zu lassen. Für den STS hat sie jedoch zuge-
sagt. Nun unterstützt sie diesen gerne als
Moderatorin der Sendung TIERREPORT.ch.
Dies ist für Liza Andrea auch eine gute
Ergänzung ihrer Tätigkeiten rund um Pro-
dukte und Themen aus den Berei-
chen Umwelt und Soziales. Diese
Schwerpunkte sind ihr so wichtig,
dass sie einen nennenswerten Teil
ihrer Gagen spendet.
Nachhaltige WirkungDie drei Moderatorinnen
kannten sich bereits vor ih-
rem Engagement
für die Sendung
TIERREPORT.ch. Und
neben der Freude an der Ar-
beit teilen sie ein gemein-
sames Anliegen: Sie wün-
schen sich, dass die Sendung
auf ein breites Interesse stösst
und die vorgestellten Tiere ein liebevol-
les neues Zuhause finden. Das wäre eine
wunderbare Bestätigung für ihren Ein-
satz. - Ragna Kirberg
TIERREPORT 1/201230
Nachdem das Bundesgericht im Jahr 2009
zwei Primatenversuche in Zürich verboten
hatte und das neue Tierschutzgesetz stren-
gere Regelungen im Umgang mit Tieren
in Experimenten verlangte, bangten viele
Forschende zunehmend um den aner-
kannten Forschungsstandort Schweiz. Sie
rechneten mit Einschränkungen bei den
Bewilligungen für ihre Forschungsvorha-
ben, insbesondere in der oftmals kritisch
beurteilten Grundlagenforschung. Die
Angst und Verunsicherung der Schweizer
Forschergemeinschaft nach dem wegwei-
senden Bundesgerichtsurteil zu den längst
umstrittenen Primatenversuchen führte in
der in der Folge im November 2010 dazu,
dass etwa 80 Universitäts-Forscher in Ba-
sel die «Basler Deklaration» mit dem Auf-ff
FOTOLIA
Wahrer Dialog oder blosse Lippenbekenntnisse?Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand im vergangenen Herbst in Berlin eine Folgekonferenzzur sogenannten «Basler Deklaration» von November 2010 statt. Immerhin fand ein Dialog zwischen Forschenden und einigen Tierschutzvertretern statt. Doch konkrete Ergebnisse, umdie Tierversuche zu reduzieren, blieben dabei weitgehend auf der Strecke.
TIERREPORT 1/2012
ruf an die Schweizer und internationale
Forschergemeinschaft, «Mehr Vertrauen,
Transparenz und Kommunikation» im
Umgang mit Tierversuchen zu zeigen, ge-
meinsam verabschiedeten.
Primäres Ziel war es, die Akzeptanz
von Forschungsvorhaben mit Tierversu-
chen zu verbessern; durch bessere Kom-
munikation und Transparenz unter den
Forscherinnen und Forschern, als auch
nach aussen, sollte das Vertrauen in die
tierexperimentelle Forschung in der Öf-ff
fentlichkeit wieder verstärkt werden.
Dies sollte ebenfalls dazu führen, dass
Tierversuche reduziert werden können
und der Dialog mit der Öffentlichkeit
stattfindet.
Verhandlungen unter Aus-schluss der ÖffentlichkeitVergangenen Oktober fand, unter ande-
rem auch im Hinblick auf das Inkrafttre-
ten der neuen EU-Direktive zu Tierversu-
chen ab 2013, die Fortsetzung der «Basler
Deklaration» in Berlin unter dem Motto
«Der Weg zu mehr Transparenz in der
Tierforschung» statt. Auch hier stand für
die circa 90 teilnehmenden Forscherinnen
und Forscher die Verbesserung der Kom-
munikation durch mehr gegenseitige wie
auch öffentliche Transparenz im Zentrum.
Weitere Schwerpunktthemen waren
die Erarbeitung mehrerer Positionspa-
piere zum Schmerz- und Belastungsma-
nagement und zur Einteilung der Tierver-
suche in entsprechende Schweregrade, die
Ausbildung und das Training Versuchs-
durchführender sowie die Implementie-
rung der «3R» (Replace, Reduce, Refine)
in der tierexperimentellen Forschung.
Erstmals waren in Berlin auch Vertre-
ter der Tierschutzorganisationen eingela-
den – jedoch blieben die Plätze deutscher
Vertreterinnen und Vertreter über beide
Tage leer, während Schweizer Tierschutz-
vertreterinnen das Angebot zum Dialog
annahmen und wichtige Tierschutz-As-
pekte in die Diskussionen einbringen
konnten.
Prominent begleitet wurde der Anlass
von der Europaabgeordneten für Tier-
schutz, Elisabeth Jeggle, sowie Susanna
Louhimies von der Europäischen Kom-
mission. Ausserdem referierten an der Ta-
gung auch Professor Hans Wyss, Direk-
tor des Schweizer Bundesamtes für Vete-
rinärwesen und Thomas Cueni, General-
sekretär der Interpharma. Anwesend war
auch National- und Universitätsrätin Ka-
thy Riklin, sowie weitere namhafte Per-
sonen aus gesellschaftspolitischen Krei-
sen aus Deutschland und der Schweiz.
Wo bleiben die «3R»(Replace, Reduce, Refine)?Der Anlass in Berlin konnte keine Vermin-
derung von Tierversuchen in der univer-
sitären Forschung darlegen. Das Thema
Reduktion und Alternativ- oder Ersatz-
methoden für Tierversuche sei zu kom-
plex und mittlerweile eine Wissenschaft
für sich, konnte man vernehmen, sodass
die Forschergemeinschaft ihren Beitrag
in erster Linie im «Refinement», also in
der Verbesserung der Versuchs- und Hal-
tungsbedingungen der betroffenen Tiere
sieht, um die Belastung der Tiere so tief
wie möglich zu halten.
Taten statt Worte gefordertAber immerhin: Das Angebot zum Di-
alog mit der Öffentlichkeit und eine ge-
wisse Bereitschaft zu mehr Transparenz
waren offenkundig. Die Verpflichtung der
Forscher, gemeinsam Verbesserungen des
Tierschutzes bei Tierversuchen zu erar-
beiten und diese umzusetzen, ist löblich
– und ein Grossteil der beteiligten For-
scher nimmt dieses Bekenntnis sicherlich
auch ernst.
Um Tierversuche aber tatsächlich
zu vermindern und die Belastungen der
Versuchstiere in der Haltung und auch
im Experiment nachhaltig zu verrin-
gern, braucht es noch sehr viel mehr an
Tatkraft, Transparenz und Tierschutz-
Betriebskonzepten in den Versuchstier-
haltungen. Davon müsste in Zukunft
mehr berichtet und gesehen werden,
weil sich ansonsten doch der Verdacht
auf blosse Lippenbekenntnisse hartnä-
ckig halten wird.-
Dr. med. vet. Julika Fitzi, STS-Fachstelle
Tierversuche & Gentechnologie
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TIER 4/2008
Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.Tierheime der STS Sektionen suchen für diese Tiere ein neues richtiges Zuhauser e me d r S S Se t e u he ü d e e T e e e n u s r c t g s Z ha s
TIERREPORT 1/2012T R E O 2
Mara,Maraa bin eine Mischung aus bin eine Mischung ausb e nAppenzeller, Border Collie und Appenzeller, Border Collie und p z o uBergamasker. Mit meinen erst vier r m k M m n e vMonate bin ich sehr lebhaft unde n b t dmuss zuerst in die Hundeschule. m ss erst in die H ndesch leu s d H d c eIch bin freundlich und mag Kinder.Ich bin freundlich und mag Kinderc u m dSTS-Sektion FrutigengS e o r g033 654 34 153 5 4 5
Nala,, bin eine 14 Jahre b ealte, eigensinnige Katzene s K -dame. Ich mag es gerned I hm m g gruhig. Gibt es jemand,ruhig Gibt es jemandh G e ader mir einen schönen der mir einen schönenr r e s nLebensabend ermöglicht?b s e e öSTS-SektionS e oTierschutzverein FrutigenTi h t i F tie h z e FTel. 076 346 43 85Tel 076 346 43 85l 7 4 4 5
Gaugin,a bin anderthalb jähriger, n r l gecharakterstarker Kater. Seit einem h k s k K r e mUnfall ist mein Vorderbein etwas Unfall ist mein Vorderbein et asn m n r b agekrümmt. Ich spiele gerne und bin gekrümmt Ich spiele gerne und bine m t h e g nan allem interessiert.n e n e eSTS-Sektion Tierschutzbund BaselT S i T s u u sTel. 061 331 32 336 3 3 3
Doris,Dorisr bin eine 5-jährigebin eine 5 jährigeb e 5 eweibliche Englische Bulldogg gb h n s e l g-ge und sehr unkompliziert im u s r k p e mUmgang. Sowohl mit andern g g o h nHunden als auch mit KatzenHunden als auch mit Katzenn n c a nkomme ich gut aus.komme ich gut ausm a .STS-Sektion SchwyzyS e o c yTel. 041 810 34 44. 1 1 4 4
Aaliyah,A li hl h bin eine sehr lebhaftebi i h l bh fn n e e a5-jährige American Staffordshire5 jährige American Staffordshireä g m i n a dTerrier-Hündin. Ich spiele gerneTerrier Hündin. Ich spiele gerner H d s e e eund bin personenbezogen. Suche d n r e g cjemanden auf dem Lande, der m d a d dsich mit meiner Rasse auskennt.i h it i R k th t e r s a k nSTS-Sektion FrutigenSTS-Sektion FrutigenS e o r g033 654 34 15033 654 34 153 5 4 5
Shila,Shila,S a bin ein 2-jähriges,bin ein 2 jähriges,n n ä getwas unsicheres Schäfere s s s h e -mischlings-Weibchen, dasm h g W c n aeine konsequente Führung i k t Fühe k s u e nbraucht. Ich sollte darum braucht Ich sollte darumb c s e a mnur zu hundeerfahrenen nur zu hundeerfahrenenn u nLeuten kommen.L e o mSTS-Sektion SchwyzS S t h zTel. 041 810 34 44T l 041 810 34 44Te 0 8 0
Ronny,o y, bin ein 4-jähriger, n ä gkastrierter Kater mit seidenems e e m e n mFell. Ich bin sehr anhänglich, Fell Ich bin sehr anhänglichl n n n caber auch eigensinnig. Nun aber auch eigensinnig Nunu e n . nsuche ich einen Einzelplatz mit pc e n p z tAuslauf.uSTS-Sektion TierschutzverT e o T s u e -ein Frutigenein Frutigenn u eTel. 076 346 43 85Tel 076 346 43 85l 7 4 4 8
Torres,,o s bin 4-jähriger Kater. Ich j gn j i e cspiele gerne, bin anhänglich, aber p n b a ä i a rauch eigensinnig. Ich suche einenu e n s h i nEinzelplatz mit Auslauf.Einzelplatz mit Auslaufn p z t s fSTS-Sektion Tierschutzbund BaselSTS-Sektion Tierschutzbund BaselT S i T s u u sTel. 061 331 32 33e 6 3 3 3
Youppie,pp ,Y p bin 10-jährige j gj iMischlingsdame, kastriert. M h g a , s rMöchte zu Familie (mit Mö h F ili ( iM h z a mgrösseren Kindern), etvl. grösseren Kindern) etvlg s n n r eals Zweithund. Liebe lange als Zweithund. Liebe langea w h d e gSpaziergänge.S ä eSTS-Sektion TierschutzverS S t r h v -ein Biel-Seeland Berner i Bi l S l d Be B S l d rJura Tel. 032 341 85 85Jura Tel 032 341 85 85u T 2 1 5
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Tarento,ta t bin ein 3-jähriger bi i 3 jäh igb e rBBS-Mix, männlich und BBS-Mix männlich undB M m n nkastriert. Möchte zu Familiea e M z a(mit grösseren Kindern), etvl.m r s n n n eals Zweithund. Möchte noch s w ö eviel lernen.viel lernene r nSTS-Sektion TierschutzverSTS-Sektion TierschutzverT S i T s u e --ein Biel-Seeland Berner Juran S a n J aTel. 032 341 85 85e 3 3 8 8
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Serafina,S fir ich bin erst i h bic b10 Monate alt und ganz 10 Monate alt und ganz u zverspielt. Gerne würde ich verspielt. Gerne würde ichrs G e ümit einer andern Katze in t n r aeiner schönen Wohnung n W h nmit Balkon leben.i B lk l bt eSTS-SektionSTS SektionS oTierschutzverein FrutigenTierschutzverein Frutigene v e F gTel. 076 346 43 854 4 5
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Nelson,Nelson,N s bin 3-jähriger bin 3 jähriger 3 eMischling, kastriert. Bin M c g asehr menschenfreunds n h r n -lich, mag schmusen, li h g hg h ,und mache gerne langeund mache gerne langeu c g e nSpaziergänge (Achtung: p g g ( gS z g g A uJagdtrieb).J bSTS-Sektion S - k nTierschutzverein Biel-Tierschutzverein BielT s u e n eSeeland Berner JuraSeeland Berner JuraS l d r r aTel. 032 341 85 85T 0 1 5
Dino,n bin ein 9-jähriger Kater und total verb e 9 h e a u t r-schmust und anhänglich. Aber andere Kater h u a ä A r d e tkann ich nicht leiden. Ich suche deshalb einen kann ich nicht leiden Ich suche deshalb einenc i e I s e a nEinzelplatz mit Auslauf.Einzelplatz mit Auslaufn p z t s fSTS-Sektion Schwyz, Tel. 041 810 34 44y ,T e o S w T 1 0 4 4
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Zara, bin 4-jährige Katzendame und b 4 h e t m nsehr ruhig und genügsam. Ich liebe h hig d g üg I h li bh u n a eStreicheleinheiten, bin liebevoll und Streicheleinheiten bin liebevoll undr h i e n b o nsensibel. Möchte in einen ruhigen, g ,n b M h n g ,kinderlosen Haushalt einziehen.n l a h e iSTS-Sektion Tierschutzbund BaselT e o T s u u sTel. 061 331 32 33Tel 061 331 32 33l 6 3 3
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Rekha Datta, Amanda Ammann und Liza Andrea Kuster
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