TRACKS Magazin 3 13 (Mai/Juni 2013)

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Das grösste Schweizer Gratis-Musik- und Veranstaltungsmagazin

Transcript of TRACKS Magazin 3 13 (Mai/Juni 2013)

JUSTIN TIMBERLAKEThe 20/20 ExperienceSony

CD Mainstream/Indie/Alternative

hug. Als Knirps war Justin Timberlake Disney-Star im «Mickey Mouse Club» und also potentiell so absturzgefährdet wie Brittney Spears, Selena Gomez und Milley Cirus (okay: Frau Aguliera und Ryan Goslin sind ordentlich erwachsen geworden). Doch statt des Absturzes kam zuerst 2002 sein aufregendes Debüt «Justified» und 2006 sein «Debüt» als ernst zu nehmender Schauspieler in «Alpha Dog» und «Black Snake Moan». Gleichzeitig erschien der Zweitling «FutureSex/Love Sounds», auf dem er überra-schend und sehr stilsicher den Geist von Michael Jackson in die Zukunft führte. Nun also das Album Nummer drei, und wir fragen uns erneut, woher Timberlake diese Lockerheit und Souveränität hernimmt, mit so viel Erwartungsdruck in der Doppelbelastung als Sänger und Schauspieler fertig zu werden. Zurzeit (das kann man wohl so sagen, weil er so viel-seitig ist), also zurzeit interes-siert ihn das Tanzen nicht mehr so intensiv wie bei «FutureSex/ LoveSounds», dafür umso mehr relaxte Clubmusik zum Rum-sitzen und schöne Mädels angucken. Dabei bleibt er bei einer gewissen Härte im Klang, wird nie rührselig und hält den Spannungsbogen auch im Midtempo mühelos. Grad so, als würde Sean Parker in «The Social Network» (grossartig gespielt von Timberlake) mal eben auf einen Drink ausgehen. Damit hebt er sich (schon wieder) von der langweiligen Masse der Schmuse-Clubmusik ab. Gut gemacht.

Mainstream/Indie/Alternative CD

PASSENGERAll The Little LightsWarner

DEAD CAN DANCEIn ConcertPias/Musikvertrieb

Dust To The Stars» nach Power Pop, Psychpop und Instrumentalmusik wieder einmal seiner anderen Liebe, dem Art- und Progressivrock zu. Auf «From The Dust To The Stars» zeigt er sich aber sti-listisch offener als auch schon. Die sieben, bis zu 15 Minuten langen Songs bieten in der Tradition von Bands wie Pink Floyd, den frühen Genesis, den Beatles, Tangerine Dream und anderen anspruchsvolle, ver-sponnene, experimentelle und kurzweilige Unterhaltung. JIMBO MATHUS & THE TRI-STATE COALITION White BuffaloJimbo Mathus hat eine Vergan-genheit als Gitarrist der Neo-Swing-Band Squirrel Nut Zippers.Was er mit The Tri-State Coalition macht, ist aber eine andere Geschichte. Auf dem zweiten Album mit dem Quintett spielt er angerauten und feinen Americana, Blues, Country und Rootsrock. DENIZ TEK Detroit Der Amerikaner Deniz Tek hat in der Vergangenheit mit Bands oder Künstlern wie den austra-lischen Radio Birdman, New Race, The Stooges, DTK-MC3 (mit Mitgliedern von MC5) und Scott Morgan (The Rationals) gearbeitet, aber auch immer wieder Soloalben veröffentlicht. Sein aktuelles Werk heisst nicht umsonst «Detroit». Die zehn Songs sind stark von der dort ansässigen Rockszene (MC5, Iggy And The Stooges, Alice Cooper, u.a.) beeinflusst. Raue Rocksongs mit einem Schuss Punk und Blues. BILLY MACKENZIE Outernational - «Outernational» war das erste Soloalbum des ehemaligen Mitglieds des genialen New- Wave-Duos The Associates (mit Alan Rankine). 1992 erschienen markierte es das definitive Ende der Associates, die eh nur noch aus Mackenzie bestanden. Für die zehn Songs (die Wiederveröffentlichung wartet mit vier Bonustracks auf) nahm er seine markante Tenorstimme etwas zurück und präsentierte gefälligen, oftmals tanzbaren Pop, dem eine gewisse Melancholie anhaftete. Diese Melancholie überschattete auch sein privates Leben. Billy MacKenzie, der in seiner Karriere u.a. mit Yello und Annie Lennox gearbeitet hatte, nahm sich 1997, gerade mal 39-jährig, das Leben.

THEY MIGHT BE GIANTS Nanobots«Istanbul (Not Constanti-nople)» vom 1990er Album «Flood» klingt noch gut in meinem Ohr: quirliger, spassi-ger und zeitlos guter Indie-pop. Dann habe ich die Band um John Flansburgh und John Linnell etwas aus den Augen und Ohren verloren. Zwischen «Nanobots» und «Flood» liegen, wenn ich richtig gezählt habe, zwanzig Alben (inklusive Best-Of- und Livealben). Immer noch ist ihr Sound unverkennbar, aber irgendwie wollen die fünfund-zwanzig(!) Nummern nicht mehr so viel Spass machen wie früher. Sind die beiden Herren älter und ernster ge-worden oder liegt es an mir?THE BLACK ANGELS Indigo Meadow Neo-Psychedelik, die zehnte (könnte auch die elfte sein). Die aus Austin, Texas stam-menden The Black Angels frönen auf «Indigo Meadow» wie viele andere dem Sound der späten Sechziger, aber nicht nur. Das bärtige Quar-tett vermischt Stonerrock, Psychdelik und Indierock zu einer zähen und fiebrigen Mischung, die irritiert aber auch fasziniert. 13th Floor Elevators, die Silver Apples, die Byrds, die experimentel-len Primal Scream, und die Queens Of The Stone Age hätten ihre Freude daran. CRIME & THE CITY SOLUTION American TwilightDreiundzwanzig Jahre nach ihrem letzen Werk « Paradise Discotheque» veröffentlichen die Australier Crime & The City Solution ein neues Al-bum. Für «American Twilight» hat Mastermind Simon Bon-ney David Eugene Edwards (16 Horsepower/Woven Hand) und Jim White (Dirty Three) an Bord geholt. Diese Frisch-zellenkur tut der Band gut. Die acht Songs, irgendwo zwischen Nick Cave, Sort Sol und Joy Division situiert, klin-gen atmosphärisch dicht, ein-dringlich und auf eine eigen-willige Art beseelt. JEREMY From The Dust To The Stars Der umtriebige amerikani-sche Musiker, Produzent und Labelbesitzer Jeremy Morris wendet sich auf «From The

8 9

Pally’s kurz und knapp

SAINT LU2Warner

ERIC CLAPTONOld SockUniversal

hug. Wenn man sich Claptons Alben aus den Achtzigern anhört, ist es immer wieder hochgradig irritierend, wie unglaublich belang- und orientierungslos sich der grosse Slowhand den schreck-lichen Trends dieser Zeit anbieder-te. Tempi passati. Spätestens mit dem überragen-den Blues-Album «Me And Mr. Johnson» schuf er 2004 einen neuen Meilenstein seiner Karriere und spielte fortan losgelöst von selbstauferlegten Zwängen locker wieder tollen Blues. Nun interpretiert der Meis-ter zwölf Songs, die seine eigene Musik und seine grossartige Blues-Karriere geprägt haben: Von J.J. Cale über Peter Tosh bis George Gershwin ist das musika-lische Spektrum zwar gefährlich breit, aber was in dieser Samm-lung drin sein muss, muss eben drin sein. Und das klappt gut, denn Clapton macht aus dieser Fülle eine überaus entspannte, ein-heitliche Stunde neue Musik. Eine heitere Fingerübung und gleichzeitig eine würdige Respekt-bekundung. Wenn sich der Al-bumtitel auf die zum Teil sehr alten Songs bezieht, müssten die Socken eigentlich in Mehrzahl stehen. Sind sie aber nicht. Viel-leicht meint Clapton mit dem alten Socken sich selber – wir würden ihm diese köstliche Selbstironie durchaus zutrauen. Passt irgendwie zur Musik, die klingt, als hätte er sie nur für seine persönliche Sammlung eingespielt.

hug. Wenden wir uns den sanften Klängen zu: Der Fispelstimme des Briten Mike Rosenberg. Der wurde, man muss diesen lustigen Satz immer wieder zitieren, 2009 aus der von ihm gegründeten Band

Passenger rausgeworfen mit dem Argument, er sei «a bit of a tit for singing in a ridiculous mock foreign accent». Rosenberg behielt dann aber den Bandnamen und spielt seither als Solist mit Verstärkung unbeirrt eigenwilli-gen, spärlich inszenierten Neofolk mit von Klassikinstrumenten gesetzten Akzenten und liebens-würdigen Melodien, die – logisch – von seiner Zitterstimme getragen sind. Das bleibt auch auf seinem neuen Album so. Das kann man mögen oder nicht. Wir finden das

sehr charmant. Auf der beigefüg-ten Bonus-CD gibt's acht Akustik-Versionen zu hören, das ist nett.

hug. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis der Zweitling der Österreicherin Luise Gruber alias Saint Lu endlich erschienen ist, aber «2» hält, was das selbstbe-titelte Debüt von 2009 in Aussicht stellte: Damals sang sie selbst-sicheren, poppigen Rock, jetzt ist es, wenn man so will, selbst-sicherer, rockiger Pop mit einer Menge Soul drin – und weiterhin ausdrucksstark mit einer leicht kratzig-röhrigen Stimme und einer satten Produktion. Man könnte jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten, Saint Lu wandelt souverän auf den Spuren von Amy Winehouse selig, ohne sie je zu kopieren. Wer also starke Frauenstimmen und starke Frauenmusik mag: Kaufen!

BIG BOY PETE AND THE SQUIRE HitmenRocket Racket Records

rp «Hitmen» von Big Boy Pete And The Squire ist eine Zusam-menarbeit zwischen Peter Miller

(spielte in den Sechzigern in der englischen Beatband Jaywalkers) und Christopher Earl Zaijowski (The Squires Of The Subterrain). Die zwölf Songs auf «Hitmen» wurden von Peter Miller alias Big Boy Pete in Sechzigern geschrie-ben und den Jaywalkers angebo-ten, die sie aber ablehnten. Miller hat die Songs wieder ausgegraben und sie mit Zaijowski überarbeitet. Das Resultat lässt sich hören.

«Hitmen» enthält Material in der Tradition der Beatles, XTC, der Cleaners From Venus, Tomorrow, The Dukes of Stratosphear (XTC) und Blossom Toes. Wunderschön altmodischer Psychpop mit feinen Melodien und zuweilen Ausflügen in schräge Gefilde. «All Fun Of The Fair» klingt wie eine Mischung aus «Spazz» von The Elastik Band und Blossom Toes « Look At Me I'm You».

hug. Letztes Jahr taten sich die Australierin Lisa Gerrard (göttlich, ihr Gesang) und der Engländer Brendan Perry nach 16 Jahren (!) Bandpause und Soloprojekten wieder zu Dead Can Dance zu-sammen und begeisterten mit «Anastasis» ihre riesige globale Fangemeinde, die all die Jahre treu geblieben war. Hartmetaller, Schwarzkittel, Mittelalterfreunde, Emos und Melancholisten haben nie aufgehört, die schwebenden, Klassik-angehauchten, drama-tischen Lieder von Dead Can Dance zu lieben (die Trippel-Vinyl-Sonderedition von «In Concert» war innert Wochen ausverkauft). Logisch also, dass das Duo nach dem bejubelten «Wiedereinstieg» innert Kürze ein Live-Album nach-

schiebt. Es ist das Album zur aktuell laufenden einjährigen Welttournee, auf dem natürlich vor allem die Songs von «Anastasis» zu hören sind plus einige ältere. Bei der penibel sorgfältigen Arbeitsweise des Duos versteht es sich von selbst, dass während der Songs sämtliche Klang-Beeinträchti-gungen von Fan-Geklatsche ausgeblendet werden und «In Concert» fast die Qualität eines Studioalbums erreicht. Am 3. Juni spielen Dead Can im Zürcher Kongresshaus. Wir lieben die Band und das Album, und wir werden hingehen!

hh. Mit dem 19. Studioalbum und im 45. Jahr des Bestehens kommen Deep Purple mit ei-nem Album, das die Lücke zwischen den grossen Klassi-kern der 70er und den Platten der „Neuzeit“, sprich ab dem Reunion-Album „Perfect Strangers“ schliesst. Gleich der Opener des Albums „A Simple Song“ ist so simpel aber nicht, denn nach einem verhaltenen Intro donnert es in bester Purple-Tradition bra-chial los, die „beasty“ Ham-mond inklusive (ein Gruss an Jon Lord!). Der Song hätte es auch problemlos auf „In Rock“ geschafft, besser hätten Purple ihr neues Album nicht eröffnen können. Und fett rockend geht es weiter, „Weir-distan“ marschiert straight forward, einzig die Syntheziser -Einschübe mögen den old-school-Fan etwas verstören, aber Roger Glover entschädigt mit einem geilen Bass-Riff und Hammersound. „Out Of Hand“ erinnert an „Perfect Strangers“ (im positiven Sinn) und Gillan, der sich auf die-sem Album in bester Sanges-laune präsentiert, glänzt mit toller Melodieführung, das Sahnehäubchen liefert dann noch Steve Morse mit geilem Solo. Das alles zusammen mit einem tollen Arrangement macht „Out Of Hand“ zu ei-nem der besten Songs des Albums. Und das will was heissen, denn „So What“ besticht praktisch über die ganze Länge mit herausragen-den Songs, die jeden Purple-Fan in Verzückung versetzen werden – und zwar alte wie neue! In „Hell To Pay“ liefert Gillan eine massive Stadion-Hookline auf harter Rockbasis und das Hammond-Solo auf treibendem, pumpendem Bass/Drum-Teppich mit den Harmonie-Läufen von Ham-mond und Gitarre ist einfach nur geil! Der absolut perfekte Live-Song – Deep Purple at it's best! „Body Line“ mit einem an Blackmore erinnernden Gitarren-Solo swingt und groovt, einmal mehr besticht der Song durch die perfekte Symbiose von Glover und Paice. „Above And Beyond“ erinnert durch Keyboard-Thema und Gesangslinie an

Emerson, Lake & Palmer, bleibt aber stets Deep Purple.„Blood From The Stone“ mit Fender Rhodes Piano kommt etwas gemässigter daher, um in der Bridge allerdings wie-der heftig und satt Dynamik zu verbreiten. Das angejazzte Piano-Solo mag nicht jeder-manns Sache sein, bringt aber willkommene Abwechs-lung. „Uncommon Man“ mit langem Gitarren-Intro und typischen Keith Emerson Keyboard-Fanfaren ist ein verhaltener Midtempo-Rocker, der sich nach und nach zu musikalischem Breit-wand-Kino aufbaut. „Aprez Vous“ gibt dann wieder die typische Purple-Kante mit langem, spannendem „Frage/ Antwort“-Solo von Gitarre und Keyboard auf einem soliden Bassgroove. „All The Time In The World“ ist eine schöne rockige Ballade ohne Zuckerguss, von Ian Gillan mit viel Gefühl und Seele interpretiert. „Vincent Price“ mit dezenten Psychedelic-Einschüben, schwerem Groove und einem typischen Gillan-Schrei beschliesst das Album. Auf der Special-Edition gibt es noch den Jerry Lee Lewis-Klassiker „It'll Be Me“ als Bonus. Produzent Bob Ezrin hat hier ganze Arbeit geleistet. Der Sound ist perfekt, drückt gewaltig und liefert hohe Dynamik. Zudem hat er aus der Band absolute Höchstleistungen herausgekitzelt und sie wieder an ihre Wurzeln zurückgeführt. „So What“ ist mit Abstand das beste Purple-Album der letzten 30 Jahre und überholt das gefeierte „Perfect Strangers“ Reunion-Album mit Spielfreude, Energie und Klasse-Songs.

DEEP PURPLENow WhatEdel/Phonag

Grandios !

JUSTIN TIMBERLAKEThe 20/20 ExperienceSony

CD Mainstream/Indie/Alternative

hug. Als Knirps war Justin Timberlake Disney-Star im «Mickey Mouse Club» und also potentiell so absturzgefährdet wie Brittney Spears, Selena Gomez und Milley Cirus (okay: Frau Aguliera und Ryan Goslin sind ordentlich erwachsen geworden). Doch statt des Absturzes kam zuerst 2002 sein aufregendes Debüt «Justified» und 2006 sein «Debüt» als ernst zu nehmender Schauspieler in «Alpha Dog» und «Black Snake Moan». Gleichzeitig erschien der Zweitling «FutureSex/Love Sounds», auf dem er überra-schend und sehr stilsicher den Geist von Michael Jackson in die Zukunft führte. Nun also das Album Nummer drei, und wir fragen uns erneut, woher Timberlake diese Lockerheit und Souveränität hernimmt, mit so viel Erwartungsdruck in der Doppelbelastung als Sänger und Schauspieler fertig zu werden. Zurzeit (das kann man wohl so sagen, weil er so viel-seitig ist), also zurzeit interes-siert ihn das Tanzen nicht mehr so intensiv wie bei «FutureSex/ LoveSounds», dafür umso mehr relaxte Clubmusik zum Rum-sitzen und schöne Mädels angucken. Dabei bleibt er bei einer gewissen Härte im Klang, wird nie rührselig und hält den Spannungsbogen auch im Midtempo mühelos. Grad so, als würde Sean Parker in «The Social Network» (grossartig gespielt von Timberlake) mal eben auf einen Drink ausgehen. Damit hebt er sich (schon wieder) von der langweiligen Masse der Schmuse-Clubmusik ab. Gut gemacht.

Mainstream/Indie/Alternative CD

PASSENGERAll The Little LightsWarner

DEAD CAN DANCEIn ConcertPias/Musikvertrieb

Dust To The Stars» nach Power Pop, Psychpop und Instrumentalmusik wieder einmal seiner anderen Liebe, dem Art- und Progressivrock zu. Auf «From The Dust To The Stars» zeigt er sich aber sti-listisch offener als auch schon. Die sieben, bis zu 15 Minuten langen Songs bieten in der Tradition von Bands wie Pink Floyd, den frühen Genesis, den Beatles, Tangerine Dream und anderen anspruchsvolle, ver-sponnene, experimentelle und kurzweilige Unterhaltung. JIMBO MATHUS & THE TRI-STATE COALITION White BuffaloJimbo Mathus hat eine Vergan-genheit als Gitarrist der Neo-Swing-Band Squirrel Nut Zippers.Was er mit The Tri-State Coalition macht, ist aber eine andere Geschichte. Auf dem zweiten Album mit dem Quintett spielt er angerauten und feinen Americana, Blues, Country und Rootsrock. DENIZ TEK Detroit Der Amerikaner Deniz Tek hat in der Vergangenheit mit Bands oder Künstlern wie den austra-lischen Radio Birdman, New Race, The Stooges, DTK-MC3 (mit Mitgliedern von MC5) und Scott Morgan (The Rationals) gearbeitet, aber auch immer wieder Soloalben veröffentlicht. Sein aktuelles Werk heisst nicht umsonst «Detroit». Die zehn Songs sind stark von der dort ansässigen Rockszene (MC5, Iggy And The Stooges, Alice Cooper, u.a.) beeinflusst. Raue Rocksongs mit einem Schuss Punk und Blues. BILLY MACKENZIE Outernational - «Outernational» war das erste Soloalbum des ehemaligen Mitglieds des genialen New- Wave-Duos The Associates (mit Alan Rankine). 1992 erschienen markierte es das definitive Ende der Associates, die eh nur noch aus Mackenzie bestanden. Für die zehn Songs (die Wiederveröffentlichung wartet mit vier Bonustracks auf) nahm er seine markante Tenorstimme etwas zurück und präsentierte gefälligen, oftmals tanzbaren Pop, dem eine gewisse Melancholie anhaftete. Diese Melancholie überschattete auch sein privates Leben. Billy MacKenzie, der in seiner Karriere u.a. mit Yello und Annie Lennox gearbeitet hatte, nahm sich 1997, gerade mal 39-jährig, das Leben.

THEY MIGHT BE GIANTS Nanobots«Istanbul (Not Constanti-nople)» vom 1990er Album «Flood» klingt noch gut in meinem Ohr: quirliger, spassi-ger und zeitlos guter Indie-pop. Dann habe ich die Band um John Flansburgh und John Linnell etwas aus den Augen und Ohren verloren. Zwischen «Nanobots» und «Flood» liegen, wenn ich richtig gezählt habe, zwanzig Alben (inklusive Best-Of- und Livealben). Immer noch ist ihr Sound unverkennbar, aber irgendwie wollen die fünfund-zwanzig(!) Nummern nicht mehr so viel Spass machen wie früher. Sind die beiden Herren älter und ernster ge-worden oder liegt es an mir?THE BLACK ANGELS Indigo Meadow Neo-Psychedelik, die zehnte (könnte auch die elfte sein). Die aus Austin, Texas stam-menden The Black Angels frönen auf «Indigo Meadow» wie viele andere dem Sound der späten Sechziger, aber nicht nur. Das bärtige Quar-tett vermischt Stonerrock, Psychdelik und Indierock zu einer zähen und fiebrigen Mischung, die irritiert aber auch fasziniert. 13th Floor Elevators, die Silver Apples, die Byrds, die experimentel-len Primal Scream, und die Queens Of The Stone Age hätten ihre Freude daran. CRIME & THE CITY SOLUTION American TwilightDreiundzwanzig Jahre nach ihrem letzen Werk « Paradise Discotheque» veröffentlichen die Australier Crime & The City Solution ein neues Al-bum. Für «American Twilight» hat Mastermind Simon Bon-ney David Eugene Edwards (16 Horsepower/Woven Hand) und Jim White (Dirty Three) an Bord geholt. Diese Frisch-zellenkur tut der Band gut. Die acht Songs, irgendwo zwischen Nick Cave, Sort Sol und Joy Division situiert, klin-gen atmosphärisch dicht, ein-dringlich und auf eine eigen-willige Art beseelt. JEREMY From The Dust To The Stars Der umtriebige amerikani-sche Musiker, Produzent und Labelbesitzer Jeremy Morris wendet sich auf «From The

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Pally’s kurz und knapp

SAINT LU2Warner

ERIC CLAPTONOld SockUniversal

hug. Wenn man sich Claptons Alben aus den Achtzigern anhört, ist es immer wieder hochgradig irritierend, wie unglaublich belang- und orientierungslos sich der grosse Slowhand den schreck-lichen Trends dieser Zeit anbieder-te. Tempi passati. Spätestens mit dem überragen-den Blues-Album «Me And Mr. Johnson» schuf er 2004 einen neuen Meilenstein seiner Karriere und spielte fortan losgelöst von selbstauferlegten Zwängen locker wieder tollen Blues. Nun interpretiert der Meis-ter zwölf Songs, die seine eigene Musik und seine grossartige Blues-Karriere geprägt haben: Von J.J. Cale über Peter Tosh bis George Gershwin ist das musika-lische Spektrum zwar gefährlich breit, aber was in dieser Samm-lung drin sein muss, muss eben drin sein. Und das klappt gut, denn Clapton macht aus dieser Fülle eine überaus entspannte, ein-heitliche Stunde neue Musik. Eine heitere Fingerübung und gleichzeitig eine würdige Respekt-bekundung. Wenn sich der Al-bumtitel auf die zum Teil sehr alten Songs bezieht, müssten die Socken eigentlich in Mehrzahl stehen. Sind sie aber nicht. Viel-leicht meint Clapton mit dem alten Socken sich selber – wir würden ihm diese köstliche Selbstironie durchaus zutrauen. Passt irgendwie zur Musik, die klingt, als hätte er sie nur für seine persönliche Sammlung eingespielt.

hug. Wenden wir uns den sanften Klängen zu: Der Fispelstimme des Briten Mike Rosenberg. Der wurde, man muss diesen lustigen Satz immer wieder zitieren, 2009 aus der von ihm gegründeten Band

Passenger rausgeworfen mit dem Argument, er sei «a bit of a tit for singing in a ridiculous mock foreign accent». Rosenberg behielt dann aber den Bandnamen und spielt seither als Solist mit Verstärkung unbeirrt eigenwilli-gen, spärlich inszenierten Neofolk mit von Klassikinstrumenten gesetzten Akzenten und liebens-würdigen Melodien, die – logisch – von seiner Zitterstimme getragen sind. Das bleibt auch auf seinem neuen Album so. Das kann man mögen oder nicht. Wir finden das

sehr charmant. Auf der beigefüg-ten Bonus-CD gibt's acht Akustik-Versionen zu hören, das ist nett.

hug. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis der Zweitling der Österreicherin Luise Gruber alias Saint Lu endlich erschienen ist, aber «2» hält, was das selbstbe-titelte Debüt von 2009 in Aussicht stellte: Damals sang sie selbst-sicheren, poppigen Rock, jetzt ist es, wenn man so will, selbst-sicherer, rockiger Pop mit einer Menge Soul drin – und weiterhin ausdrucksstark mit einer leicht kratzig-röhrigen Stimme und einer satten Produktion. Man könnte jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten, Saint Lu wandelt souverän auf den Spuren von Amy Winehouse selig, ohne sie je zu kopieren. Wer also starke Frauenstimmen und starke Frauenmusik mag: Kaufen!

BIG BOY PETE AND THE SQUIRE HitmenRocket Racket Records

rp «Hitmen» von Big Boy Pete And The Squire ist eine Zusam-menarbeit zwischen Peter Miller

(spielte in den Sechzigern in der englischen Beatband Jaywalkers) und Christopher Earl Zaijowski (The Squires Of The Subterrain). Die zwölf Songs auf «Hitmen» wurden von Peter Miller alias Big Boy Pete in Sechzigern geschrie-ben und den Jaywalkers angebo-ten, die sie aber ablehnten. Miller hat die Songs wieder ausgegraben und sie mit Zaijowski überarbeitet. Das Resultat lässt sich hören.

«Hitmen» enthält Material in der Tradition der Beatles, XTC, der Cleaners From Venus, Tomorrow, The Dukes of Stratosphear (XTC) und Blossom Toes. Wunderschön altmodischer Psychpop mit feinen Melodien und zuweilen Ausflügen in schräge Gefilde. «All Fun Of The Fair» klingt wie eine Mischung aus «Spazz» von The Elastik Band und Blossom Toes « Look At Me I'm You».

hug. Letztes Jahr taten sich die Australierin Lisa Gerrard (göttlich, ihr Gesang) und der Engländer Brendan Perry nach 16 Jahren (!) Bandpause und Soloprojekten wieder zu Dead Can Dance zu-sammen und begeisterten mit «Anastasis» ihre riesige globale Fangemeinde, die all die Jahre treu geblieben war. Hartmetaller, Schwarzkittel, Mittelalterfreunde, Emos und Melancholisten haben nie aufgehört, die schwebenden, Klassik-angehauchten, drama-tischen Lieder von Dead Can Dance zu lieben (die Trippel-Vinyl-Sonderedition von «In Concert» war innert Wochen ausverkauft). Logisch also, dass das Duo nach dem bejubelten «Wiedereinstieg» innert Kürze ein Live-Album nach-

schiebt. Es ist das Album zur aktuell laufenden einjährigen Welttournee, auf dem natürlich vor allem die Songs von «Anastasis» zu hören sind plus einige ältere. Bei der penibel sorgfältigen Arbeitsweise des Duos versteht es sich von selbst, dass während der Songs sämtliche Klang-Beeinträchti-gungen von Fan-Geklatsche ausgeblendet werden und «In Concert» fast die Qualität eines Studioalbums erreicht. Am 3. Juni spielen Dead Can im Zürcher Kongresshaus. Wir lieben die Band und das Album, und wir werden hingehen!

hh. Mit dem 19. Studioalbum und im 45. Jahr des Bestehens kommen Deep Purple mit ei-nem Album, das die Lücke zwischen den grossen Klassi-kern der 70er und den Platten der „Neuzeit“, sprich ab dem Reunion-Album „Perfect Strangers“ schliesst. Gleich der Opener des Albums „A Simple Song“ ist so simpel aber nicht, denn nach einem verhaltenen Intro donnert es in bester Purple-Tradition bra-chial los, die „beasty“ Ham-mond inklusive (ein Gruss an Jon Lord!). Der Song hätte es auch problemlos auf „In Rock“ geschafft, besser hätten Purple ihr neues Album nicht eröffnen können. Und fett rockend geht es weiter, „Weir-distan“ marschiert straight forward, einzig die Syntheziser -Einschübe mögen den old-school-Fan etwas verstören, aber Roger Glover entschädigt mit einem geilen Bass-Riff und Hammersound. „Out Of Hand“ erinnert an „Perfect Strangers“ (im positiven Sinn) und Gillan, der sich auf die-sem Album in bester Sanges-laune präsentiert, glänzt mit toller Melodieführung, das Sahnehäubchen liefert dann noch Steve Morse mit geilem Solo. Das alles zusammen mit einem tollen Arrangement macht „Out Of Hand“ zu ei-nem der besten Songs des Albums. Und das will was heissen, denn „So What“ besticht praktisch über die ganze Länge mit herausragen-den Songs, die jeden Purple-Fan in Verzückung versetzen werden – und zwar alte wie neue! In „Hell To Pay“ liefert Gillan eine massive Stadion-Hookline auf harter Rockbasis und das Hammond-Solo auf treibendem, pumpendem Bass/Drum-Teppich mit den Harmonie-Läufen von Ham-mond und Gitarre ist einfach nur geil! Der absolut perfekte Live-Song – Deep Purple at it's best! „Body Line“ mit einem an Blackmore erinnernden Gitarren-Solo swingt und groovt, einmal mehr besticht der Song durch die perfekte Symbiose von Glover und Paice. „Above And Beyond“ erinnert durch Keyboard-Thema und Gesangslinie an

Emerson, Lake & Palmer, bleibt aber stets Deep Purple.„Blood From The Stone“ mit Fender Rhodes Piano kommt etwas gemässigter daher, um in der Bridge allerdings wie-der heftig und satt Dynamik zu verbreiten. Das angejazzte Piano-Solo mag nicht jeder-manns Sache sein, bringt aber willkommene Abwechs-lung. „Uncommon Man“ mit langem Gitarren-Intro und typischen Keith Emerson Keyboard-Fanfaren ist ein verhaltener Midtempo-Rocker, der sich nach und nach zu musikalischem Breit-wand-Kino aufbaut. „Aprez Vous“ gibt dann wieder die typische Purple-Kante mit langem, spannendem „Frage/ Antwort“-Solo von Gitarre und Keyboard auf einem soliden Bassgroove. „All The Time In The World“ ist eine schöne rockige Ballade ohne Zuckerguss, von Ian Gillan mit viel Gefühl und Seele interpretiert. „Vincent Price“ mit dezenten Psychedelic-Einschüben, schwerem Groove und einem typischen Gillan-Schrei beschliesst das Album. Auf der Special-Edition gibt es noch den Jerry Lee Lewis-Klassiker „It'll Be Me“ als Bonus. Produzent Bob Ezrin hat hier ganze Arbeit geleistet. Der Sound ist perfekt, drückt gewaltig und liefert hohe Dynamik. Zudem hat er aus der Band absolute Höchstleistungen herausgekitzelt und sie wieder an ihre Wurzeln zurückgeführt. „So What“ ist mit Abstand das beste Purple-Album der letzten 30 Jahre und überholt das gefeierte „Perfect Strangers“ Reunion-Album mit Spielfreude, Energie und Klasse-Songs.

DEEP PURPLENow WhatEdel/Phonag

Grandios !

Als eine der „Überbands“ der 80er und 90er hat man es in der Gegenwart nicht gerade leicht. Denn wer sich traut, ein neues Album rauszubringen, der hat in der Regel bloss zwei Optionen. Entweder, er konzentriert sich auf die Wahrung des Besitzstandes, was meistens nicht sonderlich spannend endet (Rolling Stones und Bon Jovi lassen grüssen) oder aber er enttäuscht auf der ganzen Linie.

pc. Umso bemerkenswerter ist es, dass Depeche Mode nach zwei eher mässigen Veröffentlichungen (2005: Playing The Angel, 2009: Sounds Of The Universe) dieser besonderen Herausforderung noch einmal die Stirn zu bieten. Und dieses Mal hat es sich gelohnt. Und das, obwohl die Themen auf der textlichen Ebene genau dieselben geblieben sind. „Es gibt eigentlich nur drei Themen: Tod, Schmerz und Leiden“, scherzt Songwriter und Keyboarder Martin Gore in Interviews, „ wir variieren das jeweils ein bisschen von Song zu Song.“ Wenig verwunderlich also, dass Sänger Dave Gahan zum Beispiel in der Single „Heaven“ davon erzählt, dass er sich in Staub auflösen möchte. So mancher wird beim Hören die bewegte Bandgeschichte vor dem inneren Auge Revue passieren lassen: Wie der Erfolg die Musiker immer weiter voneinander distanzierte und wie Dave keine Drogensorte unversucht liess, was Ende der 90er Jahre in einem Selbstmordversuch gipfelte. Doch für Gahan hat der Song nichts mit dem Tod zu tun. „Für mich geht es um diese Grenze zwischen dem Bewussten und dem Moment, wo man wegdriftet, so wie das beim Musikmachen passieren kann“, erklärt der 50jährige in Interviews. Und obwohl die Depeche Mode-typische Düsterheit auch auf „Delta Machine“ vom Anfang bis zum Schluss zu spüren ist, sieht Gahan die Musik als eine Art Rettungsanker, die ihm durch die schweren Zeiten geholfen hat. Musik helfe einem, Dinge zu überstehen. Hochs und Tiefs gehörten zum Leben und aus ihnen müsse man lernen, sagt Dave Gahan. Vielleicht ist das der grösste Unterschied zu früheren Depeche Mode Alben. Statt sich einfach nur den ganzen Schmerz und dem Leid eines Songs zu ergeben, schöpft die Band mittlerweile Kraft aus dieser Musik. So, wie die schwarzen Sklavenarbeiter damals aus dem Blues neue Kraft schöpften. Da ist es schon fast logisch, dass „Delta Machine“ eine ganze Reihe von bluesartigen Zügen aufweist. Dies verdeutlicht zum Beispiel der Song „Angel“, der fast schon eine Art Blues ist, nur mit dem Unterschied, dass die Licks und Fills nicht von Gitarren, sondern von Synthesizern übernommen werden. Dieses Muster wiederholt sich auch in anderen Songs (ohne repetitiv zu wirken): Die Synthesizer schaffen Riffs, die dem Song eine klare Gestalt geben (besonders ausgeprägt z.B. in „Secret To An End“) und daran erinnern, warum sich Depeche Mode in ihren Anfängen eben gerade nicht für Gitarren, sondern für eine Band mit drei Synthesizern entschieden hatten: Um umkompliziert die Koffer packen zu können, um überall im Land auftreten zu können. Und dieses Konzept hat sie bekanntermassen zu einer der erfolgreichsten Tourbands überhaupt gemacht. Auch in der Gegenwart. So erreichen sie durch ihre Liveauftritt heute mehr Fans als noch während ihrer Zeit in den 90er Jahren. Das wird auch dieses Mal nicht anders sein, wenn sie im Mai ihre neue Tournee starten und dabei im Juni auch in der Schweiz gastieren. Fünf bis sechs Songs des neuen Albums will die

Band an ihren Konzerten jeweils zum Besten geben. Gut genug ist das Material dafür allemal. Und abwechslungsreich: Da wabern die Minimal-Elektroarrangements in „My Little Universe“ und dann wird es wieder beinahe akustisch in schweren und schleppenden „Slow“.So scheinen Depeche Mode noch immer eine Zukunft zu haben. Obwohl, oder vielleicht gerade weil Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher an völlig unterschiedlichen Orten leben (New York, Santa Barbara/USA und London). Und gerade weil sich die Band entschlossen hat, sich nach ihrem Tiefpunkt wieder aufzurappeln. Die eigentliche Läuterung von Depeche Mode und von Dave Gahan im Speziellen vervollständigt eine kleine Anekdote: Dave hat sich inzwischen von einem Piercing getrennt, das er jahrelang an einer relativ ungewöhnlichen Stelle trug. Auslöser dafür sei sein Stiefsohn gewesen, der – als Dave gerade nackt aus der Dusche stieg – fragte: „Papi, warum trägst Du eigentlich ein Ohrring am Po?“

Der Ohrring am Po

LIVE7. Juni 2013

Bern, Stade de Suisse9. Juli 2013

Locarno, Piazza Grande10

CD Mainstream/Indie/Alternative Mainstream/Indie/Alternative CD

InseratVOLBEAT

1984 - InfluenzaDie Elsässer Postpunk-irgendwas-Gitarren-Indies sind fünf Jahre nach ihrem Debüt «Open Jail» offener geworden und haben sich von der knappen Prägnanz zu korrekten Indie-Songs Marke Great Britain entwickelt. Nicht schlecht. Aber das Debüt hatte mehr Power. APPARAT - Krieg und Frieden Jetzt aber: Apparat, der deutsche Elektronik-Minimalist, probiert wieder mal was Neues und präsentiert uns strenge Soundscapes, die sich für den Soundtrack zu einem wenig heiteren Film eignen. Entsprechend heisst das Album im Untertitel: «Music For Theatre».ROVER - RoverTimothée Régnier spielte früher in Punkbands, auf seinem Debüt präsentiert er leicht verquirlte französische Lieder, die vielleicht deshalb schräge Einschläge haben, weil sie in der Bretagne entstanden sind. Klingt wie der kleine Bruder von Arno. ATTWENGER - ClubsSie waren schon immer die lustigsten und schrägsten aller lustigen und schrägen Österreicher und werden es mit dieser Auswahl von Live-Mitschnitten (36 Tracks in 50 Minuten) auch bleiben. Quirlig überschäumende Hedonisten-Volksmusik zum Mitjubeln, die beiden Jungs und Gäste in Bestform. Die CD kommt mit einer DVD, auf der zwei Roadmovies und Videoclips zu sehen sind. PSYCHO PUNCH - Smakk ValleyKaum was Neues von den Punk-Rockern aus Schweden, aber das ist okay so: Party-Pogo straight in your Face.SONNY EMORY - Rock Hard CachetDer Honorarprofessor für angewandte Schlaginstrumente an der Georgia State University hält unverdrossen die Fahne des Fusionjazz hoch. Wer die guten alten Mother's Finest immer noch vermisst und Billy Cobham gerne wieder zu seinen besten Zeiten hätte: Voilà!STINKY LOU - 12 Roots N Boogie Blues HitsRe-Release des vergriffenen Vinyls von Stinky Lou and the Goon Mat with Lord Benardo, wie das Projekt vollständig heisst. Klingt, als wäre der alte Danzig voll auf dem Hound-Dog-Taylor-Trip, und die Cramps würden applaudieren. Das ist lustig!JUNIP - JunipZwölf Jahre brauchte das Trio aus Schweden für ihr 2010er-Debüt «Fields», nun folgt der Nachfolger «Junip» geradezu in Rekordtempo. Die Songs bleiben freundlicher, warmer, ruhiger Pop mit schöner Feinarbeit an der akustischen Gitarre und präzisen KeyboardsALEX HEPBURN - Together AloneDie Sängerin aus London leidet an dem, was man Brüche in der Biografie nennt. Aber Alex jammert nicht, sondern verarbeitet ihre schmerzhaften Erfahrungen und Verluste in intensiven, kraftsprühenden Songs zwischen Soul, Blues und Rock und setzt mit ihrer kratzigen Stimme noch einen drauf. Sie wird zu recht als Newcomerin mit grosser Zukunft gehandelt. HELLDORADO - Bones In The Closet Wenn man aus dem kalten Norwegen kommt, Spaghetti-Western mag und jede denkbare Country-Spielart auf die Schippe nimmt, hat das mit Humor zu tun. Und den pflegt das Trio mit seinem vierten Album wieder trefflich. Klingt wie der Soundtrack zu einem Tarantino-Film.SAALSCHUTZ - NichtsnutzWer Dieter Thomas Kuhn und Nena mag, wird das neue Album des Zürcher Duos lieben. Wir aber finden: Wenn schon lustig, dann richtig. Zum Beispiel mit den Torpedo Boyz.

HUG’s Shorties

THE STROKESComedown MachineSony

rp Nach zehn Jahren und vier Alben macht die deutsche Indie-rockband Earthbend Schluss. Das ist umso bedauernswerter, weil das Trio um Sänger Andrè Kunze mit «Serenity» ihr bestes Album abliefert. Der Albumtitel, Serenity heisst übersetzt Gelas-senheit, lässt vermuten, dass wenigstens der Band der Ab-schied nicht so schwer fiel. «Serenity» ist ein Album so gross wie ein Monument, ein Meilenstein. Gewaltige Rock-riffs, kraftvolle Drums, grosse Melodien verbinden sich zu Breitwandrock mit epischen Momenten und vibrierender

Dramatik, Earthbend liefern mit den neun Songs Hymnen für die grosse Bühne ab, die ihnen bis anhin verwehrt war. «Serenity» gehört in grosse Stadien, auf grosse Bühne. Songs wie «Gypsy Queen», «Sirenity», «Jitter jive», «Airplane» oder «Steamers» lassen keine Zweifel daran. Bei «Airplane», beispiels-weise läuft es einem ob der In-tensität kalt den Rücken runter. Rockmusik muss bewegen, be-rühren, erschüttern. «Serenity» tut genau dies und noch mehr. Und so ein Meisterwerk er-scheint nur als Download. Eine Schande.

EARTHBEND SerenityNoisolution

UMBERTO ECHOElevator DubsEnja/Musikvertrieb

12

TEXASThe ConversationPias/Musikvertrieb

hug. Einst war Texas aus Schottland die meistgespielte Band Englands. Das war 1989, und es folgte eine Zeit, in der die Band sehr sicher auf dem schma-len Pfad zwischen Geplätscher und sauberem Radiopop wandelte. Die ganze Welt mochte Songs wie «I Don't Want A Lover» und das unbeschwerte «Inner Smile». Doch dann sank der Stern von Texas zusehends, ihre Alben wurden immer deutlicher uninspiriert und verloren sich auf der Geplätscher-Seite. Die Single «Say What You Want» mit dem Wu-Tang Clan rettete zwar aus der Verlegenheit, aber schliesslich versandete die Band, und Sängerin Sharleen Spiteris Solo-Album «Melo-dy» markierte 2008 so etwas wie die Kapitulation von Texas, zumal «Melo-dy» selber vom Publikum kaum wahr-genommen wurde, jedenfalls nicht hierzulande. Und nun sind sie also wieder da, nach acht Jahren Pause. Sharleen ist hübsch hergerichtet im signalisierenden Americana-Hemd, die neue Musik ist wohltuend satt produ-ziert, und die Band scheint wieder zu Kräften gekommen zu sein. Natürlich bleiben Texas bei ihrem Pop mit dem typisch federnden Rhythmus. Sie kommen sogar wieder in die Nähe ihres alten Pfads und mit dem Song «Hearts Are Made To Stray» wieder zu amtlicher Radiotauglichkeit. Das ist gut. Allerdings noch nicht das Gelbe vom Ei. Immerhin: Heute würden wahrscheinlich die Pretenders so tönen.

LONG DISTANCE CALLINGThe Flood InsideSuper Ball Music/EMI

lg. Long Distance Calling haben sich trotz reiner Instrumentalmusic (mit wenigen Ausnahmen) im Sog des Postrocks/-metals recht schnell einen Namen gemacht und eine stets wach-sende Fanbasis verzeichnet. Auch auf dem vierten Album haben die deu-tschen am bewährten Rezept festge-halten und schön mäandrierende Musik mit viel Tiefgang geschaffen. Doch es ist eine Neuerung zu ver-zeichnen: Martin Fischer (ex-Fear My Thoughts) wurde als fester Mann fürs Mikrophon an Bord genommen (wenn auch nicht auf allen Songs von "The Flood Inside") und er löst seine Auf-gabe mit Bravour und verleiht den Songs noch grössere Dimensionen ("Inside The Flood"). Man könnte ihn am ehesten mit Mike Patton (Faith No More) vergleichen und im Bereich der zeitlosen Rockstimmen einordnen. Mit "The Flood Inside" haben sich Long Distance Calling vom Korsett des Postrocks befreit und haben wunder-bar atmosphärischen (Progessive) Rock geschaffen, der die Band sicher noch weiter bringen wird. Man kann fast keine Songs hervorheben, denn sie sind alle genial. Ich versuche es Mal und nenne "Nucleus", "Ductus" und "Waves" als Anspieltipps. Grandiose Scheibe!

hug. Wer bis beziehungsweise trotz des letzten Albums der New Yorker gehofft hatte, dass die Jungs doch noch irgend-wie zurück zu ihren Rockwurzeln mit Punk-Attitüde finden, muss nun defini-tiv alle Hoffnungen begraben. Seit «Angels» sind The Stroke noch netter, noch poppiger geworden, und sie lau-fen nun dauernd Gefahr, ihre Konturen zu ganz verlieren. Von «Comedown Machine» ist es für die Hörer nur ein kleiner Schritt hinüber ins Alternative-Pop-Lager, wo es ähnliche, aber viel bessere Songs zu entdecken gibt. Schade eigentlich.

DIVING FOR SUNKEN TREASUREMotherfucker Jazz BarRookie Records

rp Der Albumtitel « Motherfucker Jazz Bar» zeugt nicht gerade von Feingefühl,

Behutsamkeit oder gar politi-scher Korrektheit. Das ist es auch nicht, um was es dem Berliner Quartett um Frontmann Huckleberry Blues, Schlagzeu-ger Johnny Dingsbums, Gitar-rist Max Paul Maria und Chris McCool am Stehbass geht, wie die Künstlernamen vermuten lassen. Diving For Sunken Trea-sure haben sich Spass auf die Flagge ihres Schiffes, ähhmm,

Schnellbootes geschrieben. Ihre Mischung aus Rockabilly, Spag-hettiwestern Seemannsliedern, Punk, Blues und Gypsy-Punk geht meistens rasant ab. Songs wie «At The Harbor», «Elopun-ti», «Bridges» oder «Around The Bend» gehen ab wie ein Schnellboot und verbreiten gute Laune. Zwischenstopps wie «Song Of The Sirens» oder «Going Down» bringen neue

Energie, damit es weitergehen kann. Gypsy-Punk-Entertain-ment für eilige Seemänner.

hug. Als «eklektisch maximalistisch» beschreibt der Münchner Grossmeister des Mischpults seinen Stil, wenn er mal nicht grad Reggae-, Jazz- und Pop-Bands produziert. Das klingt natürlich etwas exaltiert, stimmt aber: Wenn Umberto Echo Dubmusik macht, ist das endlos spannend, weil er keine Beschränkung akzeptiert und sich als Multiinstrumentalist in verschiedensten Stilrichtungen bestens auskennt. Auf dem dritten Album, das unter seinem

Namen erscheint, versammelt er eine ganze Reihe grossartiger Reggae- und Jazz-Musiker, darunter den Schweizer Jojo Mayer, den zwatzligsten Schlagzeuger der Welt, und konstruiert seine eigene Klang- und Rhythmus-Welt, in der sich Nils Petter

Molvaer ebenso zu Hause fühlen würde wie Bill Laswell. In Anspielung auf den Albumtitel kommt man nicht umhin zu sagen: Endlich kann man sich aufs Liftfahren freuen. Wer sich gerne ernsthaft mit Musik auseinandersetzt, kommt um dieses Album nicht herum.

CD Mainstream/Indie/Alternative Mainstream/Indie/Alternative CD

InseratVOLBEAT

1984 - InfluenzaDie Elsässer Postpunk-irgendwas-Gitarren-Indies sind fünf Jahre nach ihrem Debüt «Open Jail» offener geworden und haben sich von der knappen Prägnanz zu korrekten Indie-Songs Marke Great Britain entwickelt. Nicht schlecht. Aber das Debüt hatte mehr Power. APPARAT - Krieg und Frieden Jetzt aber: Apparat, der deutsche Elektronik-Minimalist, probiert wieder mal was Neues und präsentiert uns strenge Soundscapes, die sich für den Soundtrack zu einem wenig heiteren Film eignen. Entsprechend heisst das Album im Untertitel: «Music For Theatre».ROVER - RoverTimothée Régnier spielte früher in Punkbands, auf seinem Debüt präsentiert er leicht verquirlte französische Lieder, die vielleicht deshalb schräge Einschläge haben, weil sie in der Bretagne entstanden sind. Klingt wie der kleine Bruder von Arno. ATTWENGER - ClubsSie waren schon immer die lustigsten und schrägsten aller lustigen und schrägen Österreicher und werden es mit dieser Auswahl von Live-Mitschnitten (36 Tracks in 50 Minuten) auch bleiben. Quirlig überschäumende Hedonisten-Volksmusik zum Mitjubeln, die beiden Jungs und Gäste in Bestform. Die CD kommt mit einer DVD, auf der zwei Roadmovies und Videoclips zu sehen sind. PSYCHO PUNCH - Smakk ValleyKaum was Neues von den Punk-Rockern aus Schweden, aber das ist okay so: Party-Pogo straight in your Face.SONNY EMORY - Rock Hard CachetDer Honorarprofessor für angewandte Schlaginstrumente an der Georgia State University hält unverdrossen die Fahne des Fusionjazz hoch. Wer die guten alten Mother's Finest immer noch vermisst und Billy Cobham gerne wieder zu seinen besten Zeiten hätte: Voilà!STINKY LOU - 12 Roots N Boogie Blues HitsRe-Release des vergriffenen Vinyls von Stinky Lou and the Goon Mat with Lord Benardo, wie das Projekt vollständig heisst. Klingt, als wäre der alte Danzig voll auf dem Hound-Dog-Taylor-Trip, und die Cramps würden applaudieren. Das ist lustig!JUNIP - JunipZwölf Jahre brauchte das Trio aus Schweden für ihr 2010er-Debüt «Fields», nun folgt der Nachfolger «Junip» geradezu in Rekordtempo. Die Songs bleiben freundlicher, warmer, ruhiger Pop mit schöner Feinarbeit an der akustischen Gitarre und präzisen KeyboardsALEX HEPBURN - Together AloneDie Sängerin aus London leidet an dem, was man Brüche in der Biografie nennt. Aber Alex jammert nicht, sondern verarbeitet ihre schmerzhaften Erfahrungen und Verluste in intensiven, kraftsprühenden Songs zwischen Soul, Blues und Rock und setzt mit ihrer kratzigen Stimme noch einen drauf. Sie wird zu recht als Newcomerin mit grosser Zukunft gehandelt. HELLDORADO - Bones In The Closet Wenn man aus dem kalten Norwegen kommt, Spaghetti-Western mag und jede denkbare Country-Spielart auf die Schippe nimmt, hat das mit Humor zu tun. Und den pflegt das Trio mit seinem vierten Album wieder trefflich. Klingt wie der Soundtrack zu einem Tarantino-Film.SAALSCHUTZ - NichtsnutzWer Dieter Thomas Kuhn und Nena mag, wird das neue Album des Zürcher Duos lieben. Wir aber finden: Wenn schon lustig, dann richtig. Zum Beispiel mit den Torpedo Boyz.

HUG’s Shorties

THE STROKESComedown MachineSony

rp Nach zehn Jahren und vier Alben macht die deutsche Indie-rockband Earthbend Schluss. Das ist umso bedauernswerter, weil das Trio um Sänger Andrè Kunze mit «Serenity» ihr bestes Album abliefert. Der Albumtitel, Serenity heisst übersetzt Gelas-senheit, lässt vermuten, dass wenigstens der Band der Ab-schied nicht so schwer fiel. «Serenity» ist ein Album so gross wie ein Monument, ein Meilenstein. Gewaltige Rock-riffs, kraftvolle Drums, grosse Melodien verbinden sich zu Breitwandrock mit epischen Momenten und vibrierender

Dramatik, Earthbend liefern mit den neun Songs Hymnen für die grosse Bühne ab, die ihnen bis anhin verwehrt war. «Serenity» gehört in grosse Stadien, auf grosse Bühne. Songs wie «Gypsy Queen», «Sirenity», «Jitter jive», «Airplane» oder «Steamers» lassen keine Zweifel daran. Bei «Airplane», beispiels-weise läuft es einem ob der In-tensität kalt den Rücken runter. Rockmusik muss bewegen, be-rühren, erschüttern. «Serenity» tut genau dies und noch mehr. Und so ein Meisterwerk er-scheint nur als Download. Eine Schande.

EARTHBEND SerenityNoisolution

UMBERTO ECHOElevator DubsEnja/Musikvertrieb

12

TEXASThe ConversationPias/Musikvertrieb

hug. Einst war Texas aus Schottland die meistgespielte Band Englands. Das war 1989, und es folgte eine Zeit, in der die Band sehr sicher auf dem schma-len Pfad zwischen Geplätscher und sauberem Radiopop wandelte. Die ganze Welt mochte Songs wie «I Don't Want A Lover» und das unbeschwerte «Inner Smile». Doch dann sank der Stern von Texas zusehends, ihre Alben wurden immer deutlicher uninspiriert und verloren sich auf der Geplätscher-Seite. Die Single «Say What You Want» mit dem Wu-Tang Clan rettete zwar aus der Verlegenheit, aber schliesslich versandete die Band, und Sängerin Sharleen Spiteris Solo-Album «Melo-dy» markierte 2008 so etwas wie die Kapitulation von Texas, zumal «Melo-dy» selber vom Publikum kaum wahr-genommen wurde, jedenfalls nicht hierzulande. Und nun sind sie also wieder da, nach acht Jahren Pause. Sharleen ist hübsch hergerichtet im signalisierenden Americana-Hemd, die neue Musik ist wohltuend satt produ-ziert, und die Band scheint wieder zu Kräften gekommen zu sein. Natürlich bleiben Texas bei ihrem Pop mit dem typisch federnden Rhythmus. Sie kommen sogar wieder in die Nähe ihres alten Pfads und mit dem Song «Hearts Are Made To Stray» wieder zu amtlicher Radiotauglichkeit. Das ist gut. Allerdings noch nicht das Gelbe vom Ei. Immerhin: Heute würden wahrscheinlich die Pretenders so tönen.

LONG DISTANCE CALLINGThe Flood InsideSuper Ball Music/EMI

lg. Long Distance Calling haben sich trotz reiner Instrumentalmusic (mit wenigen Ausnahmen) im Sog des Postrocks/-metals recht schnell einen Namen gemacht und eine stets wach-sende Fanbasis verzeichnet. Auch auf dem vierten Album haben die deu-tschen am bewährten Rezept festge-halten und schön mäandrierende Musik mit viel Tiefgang geschaffen. Doch es ist eine Neuerung zu ver-zeichnen: Martin Fischer (ex-Fear My Thoughts) wurde als fester Mann fürs Mikrophon an Bord genommen (wenn auch nicht auf allen Songs von "The Flood Inside") und er löst seine Auf-gabe mit Bravour und verleiht den Songs noch grössere Dimensionen ("Inside The Flood"). Man könnte ihn am ehesten mit Mike Patton (Faith No More) vergleichen und im Bereich der zeitlosen Rockstimmen einordnen. Mit "The Flood Inside" haben sich Long Distance Calling vom Korsett des Postrocks befreit und haben wunder-bar atmosphärischen (Progessive) Rock geschaffen, der die Band sicher noch weiter bringen wird. Man kann fast keine Songs hervorheben, denn sie sind alle genial. Ich versuche es Mal und nenne "Nucleus", "Ductus" und "Waves" als Anspieltipps. Grandiose Scheibe!

hug. Wer bis beziehungsweise trotz des letzten Albums der New Yorker gehofft hatte, dass die Jungs doch noch irgend-wie zurück zu ihren Rockwurzeln mit Punk-Attitüde finden, muss nun defini-tiv alle Hoffnungen begraben. Seit «Angels» sind The Stroke noch netter, noch poppiger geworden, und sie lau-fen nun dauernd Gefahr, ihre Konturen zu ganz verlieren. Von «Comedown Machine» ist es für die Hörer nur ein kleiner Schritt hinüber ins Alternative-Pop-Lager, wo es ähnliche, aber viel bessere Songs zu entdecken gibt. Schade eigentlich.

DIVING FOR SUNKEN TREASUREMotherfucker Jazz BarRookie Records

rp Der Albumtitel « Motherfucker Jazz Bar» zeugt nicht gerade von Feingefühl,

Behutsamkeit oder gar politi-scher Korrektheit. Das ist es auch nicht, um was es dem Berliner Quartett um Frontmann Huckleberry Blues, Schlagzeu-ger Johnny Dingsbums, Gitar-rist Max Paul Maria und Chris McCool am Stehbass geht, wie die Künstlernamen vermuten lassen. Diving For Sunken Trea-sure haben sich Spass auf die Flagge ihres Schiffes, ähhmm,

Schnellbootes geschrieben. Ihre Mischung aus Rockabilly, Spag-hettiwestern Seemannsliedern, Punk, Blues und Gypsy-Punk geht meistens rasant ab. Songs wie «At The Harbor», «Elopun-ti», «Bridges» oder «Around The Bend» gehen ab wie ein Schnellboot und verbreiten gute Laune. Zwischenstopps wie «Song Of The Sirens» oder «Going Down» bringen neue

Energie, damit es weitergehen kann. Gypsy-Punk-Entertain-ment für eilige Seemänner.

hug. Als «eklektisch maximalistisch» beschreibt der Münchner Grossmeister des Mischpults seinen Stil, wenn er mal nicht grad Reggae-, Jazz- und Pop-Bands produziert. Das klingt natürlich etwas exaltiert, stimmt aber: Wenn Umberto Echo Dubmusik macht, ist das endlos spannend, weil er keine Beschränkung akzeptiert und sich als Multiinstrumentalist in verschiedensten Stilrichtungen bestens auskennt. Auf dem dritten Album, das unter seinem

Namen erscheint, versammelt er eine ganze Reihe grossartiger Reggae- und Jazz-Musiker, darunter den Schweizer Jojo Mayer, den zwatzligsten Schlagzeuger der Welt, und konstruiert seine eigene Klang- und Rhythmus-Welt, in der sich Nils Petter

Molvaer ebenso zu Hause fühlen würde wie Bill Laswell. In Anspielung auf den Albumtitel kommt man nicht umhin zu sagen: Endlich kann man sich aufs Liftfahren freuen. Wer sich gerne ernsthaft mit Musik auseinandersetzt, kommt um dieses Album nicht herum.

ip. Winwoods Karriere begann früh. Er hatte innerhalb kürzester Zeit gelernt, wie man Klavier und Gitarre spielt und verdiente sich seine ersten Sporen zusammen mit seinem Bruder Muff in der Band seines Vaters. Spencer Davis sah den damals 15jährigen mit der Muff Woody Jazz Band spielen und warb ihn sofort ab. Winwood wurde, trotz seiner Jugend, der Motor der Band und zwei Jahre später feierte die Spencer Davis Group 1966 ihren ersten Nummer-Eins-Hit mit „Keep On Running“, der die Beatles von der Topposition verdrängte. Ray Charles war damals Winwoods Idol und versuchte so zu singen wie er, was ihm überraschenderweise auch gelang. Eric Clapton über die junge Stimme, die klang, wie die eines erfahrenen, schwarzen Bluesers: „Die Art, wie er singen konnte, erschien mir unmöglich. So jung verfügte er ja noch gar nicht über die Erfahrung, die eine solche Stimme mit sich bringt. Es war erschreckend!“ Ähnlich sah das auch Paul Jones (Manfred Mann): „Ich dachte, wenn der nach London kommt, ist es um uns alle geschehen!“ Mit den Hits kam auch das Geld. Winwood, der in der Arbeiterstadt Birmingham aufwuchs, investierte den Verdienst in eine Hammond-Orgel, die dem Klassiker „Gimme Some Lovin'“ das typische R'n'B-Feeling verlieh und die Spencer Davis Group in Amerika bekannt machte. Der Film „The Ghost Goes Gear“, den die Band drehte und überhaupt nicht mochte, entpuppte sich dann aber als Sargnagel und Winwood verliess die Band, zog nach London, und gründete dort die Band Traffic. Traffic wurde zu einem festen Begriff in der Rockmusik der 70er Jahre. Winwood, Dave Mason (Gitarre), Chris Wood (Flöte, Saxophon) und Jim Capaldi (Drums), allesamt musikalische Hochkaräter, zogen sich in ein Haus auf dem Land zurück, um sich ausschliesslich der Musik zu widmen. Traffic war eine Band, in der es um das Zusammenspiel von Freunden ging, um Feeling, und nicht um technischen Schnickschnack oder Erfolgspläne. Die Isolation inmitten von englischem Grün inspirierte Traffic zu Meilensteinen wie „Mr. Fantasy“ und dem Zweitling „Traffic“, die teilweise im Garten entstanden, wo die vier Musiker ihre Instrumente aufstellten und den lieben Gott einen guten Mann sein liessen. Irgendwann verlor das Hippie-Dasein seinen Reiz. Traffic schlief ein und das machte sich Eric Clapton zu Nutze, der gerade aus der Asche seiner Band Cream gestiegen war. Zusammen mit Ginger Baker, Ric Grech und Winwood am Gesang und den Tasten, formierte Clapton die Supergroup Blind Faith, die aber auch, vom Hippiegedanken beseelt, gar keine Supergroup sein wollte. Der Kompromiss aus Traffic und Cream gab ein umjubeltes Gratiskonzert vor 100'000 Leuten im Hyde Park und wurde mit nur sechs Songs auf Amerikatournee geschickt. Zu dem Zeitpunkt hatte Clapton die Band innerlich bereits verlassen, denn wirkliches Bandfeeling wollte bei den vier Individualisten nicht aufkommen. So verabschiedete sich Clapton dann mit schlechtem Gewissen gegenüber Winwood, der eine Menge Arbeit und Enthusiasmus in Blind Faith gesteckt hatte. Winwood begann, an einem Soloalbum zu arbeiten, das unter Mitwirkung seiner früheren Hippie-Kumpane Wood und

Capaldi aber sehr schnell zu einem weiteren Traffic-Album wurde. Als Winwood während einer US-Tour aber so krank wurde, dass er zurück nach England fliegen musste und sich dann im Krankenhaus von einem Blinddarmdurchbruch erholte, fand er zum ersten Mal Zeit zum Nachdenken. Er beschreibt diese Zeit heute als spätes Erwachsenwerden. Winwood erfand sich in der Folge komplett neu. In England war Punk angesagt, sein Soloalbum floppte. 1980 erschien sein nächstes Werk „Arc Of A Diver“, das er zusammen mit Will Jennings komponierte, aber komplett im Alleingang einspielte. Er landete damit einen Billboard-Hit, an den das folgende Album „Talking Back To The Night“ aber nicht anknüpfen konnte. 1986 brachte ihm dann mit dem Smash Hit „Higher Love“ die Anerkennung als Popmusiker, der er sich lange verwehrt hatte. Sein Bruder Muff sagt über den Winwood der 80er Jahre: „Er sah unglücklich aus, aber es war lukrativ.“ 1988 folgte das Album „Roll With It“, ein weiterer Riesenerfolg. Winwood arbeitete dann wieder mit Capaldi zusammen, was zu einem kurzzeitigen Wiederaufleben von Traffic führte. Kurz nach der Aufnahme der Band in die Rock'n'Roll Hall of Fame verstarb auch Capaldi 2005 und damit war Traffic endgültig Geschichte. Eine noch offene Rechnung gab es allerdings in Form des frühzeitigen Endes von Blind Faith, das für Clapton und Winwood gleichermassen unbefriedigend geblieben war. 2008 trafen sich die zwei Ikonen für drei Konzerte in New York und tourten ein Jahr später zusammen, um den Kreis zu schliessen.Steve Winwood sagt über sich selbst, dass er eigentlich halb in Rente lebt. Aber die Musik sei ein laufendes Streben nach Vervollständigung, und somit wird er der Musikwelt hoffentlich noch einige Zeit erhalten bleiben. Der sympathische Engländer ist in der Schweiz im Juli zu Gast und ist wärmstens all jenen ans Herz zu legen, die einen Musiker mit Ausnahmetalent, unstillbarem Drang und bedeutender Historie zu schätzen wissen. Wer sich übrigens vorab einstimmen möchte, sollte sich dringend die hervorragende BBC-Dokumentation „Steve Winwood - English Soul“ anschauen (youtube).

STEVE WINWOODKaum ein Musiker ist gleichzeitig so wichtig und unscheinbar wie Steve Winwood. Er ist ein begnadeter Musiker, der seine Instrumente im vorbeilaufen lernte und der sich aufgrund dieser Tatsache voll und ganz seiner Vorstellung von Musik hingeben konnte. Wie Eric Clapton sagt: „Eigentlich muss man Musiker sein, um zu verstehen, wie wichtig Steve ist.“

Blue Eyed SoulLIVE

2. Juli 2013Zürich, Volkshaus

SPENCER DAVIS GROUP BLIND FAITH

TRAFFIC

14

ip. Winwoods Karriere begann früh. Er hatte innerhalb kürzester Zeit gelernt, wie man Klavier und Gitarre spielt und verdiente sich seine ersten Sporen zusammen mit seinem Bruder Muff in der Band seines Vaters. Spencer Davis sah den damals 15jährigen mit der Muff Woody Jazz Band spielen und warb ihn sofort ab. Winwood wurde, trotz seiner Jugend, der Motor der Band und zwei Jahre später feierte die Spencer Davis Group 1966 ihren ersten Nummer-Eins-Hit mit „Keep On Running“, der die Beatles von der Topposition verdrängte. Ray Charles war damals Winwoods Idol und versuchte so zu singen wie er, was ihm überraschenderweise auch gelang. Eric Clapton über die junge Stimme, die klang, wie die eines erfahrenen, schwarzen Bluesers: „Die Art, wie er singen konnte, erschien mir unmöglich. So jung verfügte er ja noch gar nicht über die Erfahrung, die eine solche Stimme mit sich bringt. Es war erschreckend!“ Ähnlich sah das auch Paul Jones (Manfred Mann): „Ich dachte, wenn der nach London kommt, ist es um uns alle geschehen!“ Mit den Hits kam auch das Geld. Winwood, der in der Arbeiterstadt Birmingham aufwuchs, investierte den Verdienst in eine Hammond-Orgel, die dem Klassiker „Gimme Some Lovin'“ das typische R'n'B-Feeling verlieh und die Spencer Davis Group in Amerika bekannt machte. Der Film „The Ghost Goes Gear“, den die Band drehte und überhaupt nicht mochte, entpuppte sich dann aber als Sargnagel und Winwood verliess die Band, zog nach London, und gründete dort die Band Traffic. Traffic wurde zu einem festen Begriff in der Rockmusik der 70er Jahre. Winwood, Dave Mason (Gitarre), Chris Wood (Flöte, Saxophon) und Jim Capaldi (Drums), allesamt musikalische Hochkaräter, zogen sich in ein Haus auf dem Land zurück, um sich ausschliesslich der Musik zu widmen. Traffic war eine Band, in der es um das Zusammenspiel von Freunden ging, um Feeling, und nicht um technischen Schnickschnack oder Erfolgspläne. Die Isolation inmitten von englischem Grün inspirierte Traffic zu Meilensteinen wie „Mr. Fantasy“ und dem Zweitling „Traffic“, die teilweise im Garten entstanden, wo die vier Musiker ihre Instrumente aufstellten und den lieben Gott einen guten Mann sein liessen. Irgendwann verlor das Hippie-Dasein seinen Reiz. Traffic schlief ein und das machte sich Eric Clapton zu Nutze, der gerade aus der Asche seiner Band Cream gestiegen war. Zusammen mit Ginger Baker, Ric Grech und Winwood am Gesang und den Tasten, formierte Clapton die Supergroup Blind Faith, die aber auch, vom Hippiegedanken beseelt, gar keine Supergroup sein wollte. Der Kompromiss aus Traffic und Cream gab ein umjubeltes Gratiskonzert vor 100'000 Leuten im Hyde Park und wurde mit nur sechs Songs auf Amerikatournee geschickt. Zu dem Zeitpunkt hatte Clapton die Band innerlich bereits verlassen, denn wirkliches Bandfeeling wollte bei den vier Individualisten nicht aufkommen. So verabschiedete sich Clapton dann mit schlechtem Gewissen gegenüber Winwood, der eine Menge Arbeit und Enthusiasmus in Blind Faith gesteckt hatte. Winwood begann, an einem Soloalbum zu arbeiten, das unter Mitwirkung seiner früheren Hippie-Kumpane Wood und

Capaldi aber sehr schnell zu einem weiteren Traffic-Album wurde. Als Winwood während einer US-Tour aber so krank wurde, dass er zurück nach England fliegen musste und sich dann im Krankenhaus von einem Blinddarmdurchbruch erholte, fand er zum ersten Mal Zeit zum Nachdenken. Er beschreibt diese Zeit heute als spätes Erwachsenwerden. Winwood erfand sich in der Folge komplett neu. In England war Punk angesagt, sein Soloalbum floppte. 1980 erschien sein nächstes Werk „Arc Of A Diver“, das er zusammen mit Will Jennings komponierte, aber komplett im Alleingang einspielte. Er landete damit einen Billboard-Hit, an den das folgende Album „Talking Back To The Night“ aber nicht anknüpfen konnte. 1986 brachte ihm dann mit dem Smash Hit „Higher Love“ die Anerkennung als Popmusiker, der er sich lange verwehrt hatte. Sein Bruder Muff sagt über den Winwood der 80er Jahre: „Er sah unglücklich aus, aber es war lukrativ.“ 1988 folgte das Album „Roll With It“, ein weiterer Riesenerfolg. Winwood arbeitete dann wieder mit Capaldi zusammen, was zu einem kurzzeitigen Wiederaufleben von Traffic führte. Kurz nach der Aufnahme der Band in die Rock'n'Roll Hall of Fame verstarb auch Capaldi 2005 und damit war Traffic endgültig Geschichte. Eine noch offene Rechnung gab es allerdings in Form des frühzeitigen Endes von Blind Faith, das für Clapton und Winwood gleichermassen unbefriedigend geblieben war. 2008 trafen sich die zwei Ikonen für drei Konzerte in New York und tourten ein Jahr später zusammen, um den Kreis zu schliessen.Steve Winwood sagt über sich selbst, dass er eigentlich halb in Rente lebt. Aber die Musik sei ein laufendes Streben nach Vervollständigung, und somit wird er der Musikwelt hoffentlich noch einige Zeit erhalten bleiben. Der sympathische Engländer ist in der Schweiz im Juli zu Gast und ist wärmstens all jenen ans Herz zu legen, die einen Musiker mit Ausnahmetalent, unstillbarem Drang und bedeutender Historie zu schätzen wissen. Wer sich übrigens vorab einstimmen möchte, sollte sich dringend die hervorragende BBC-Dokumentation „Steve Winwood - English Soul“ anschauen (youtube).

STEVE WINWOODKaum ein Musiker ist gleichzeitig so wichtig und unscheinbar wie Steve Winwood. Er ist ein begnadeter Musiker, der seine Instrumente im vorbeilaufen lernte und der sich aufgrund dieser Tatsache voll und ganz seiner Vorstellung von Musik hingeben konnte. Wie Eric Clapton sagt: „Eigentlich muss man Musiker sein, um zu verstehen, wie wichtig Steve ist.“

Blue Eyed SoulLIVE

2. Juli 2013Zürich, Volkshaus

SPENCER DAVIS GROUP BLIND FAITH

TRAFFIC

14

CD Mainstream/Indie/Alternative

hug. Wenn es eine Art Überset-zermaschine gäbe für die Com-puter, die in den «Terminator»-Filmen miteinander kommuni-zieren und mit seelenloser Kon-sequenz die Apokalypse über die Erde bringen: Das würde wohl genau so tönen wie Autechre. Denn da können Apparat und die Neubauten und Brian Eno noch so an den Knöpfen drehen: Niemand kitzelt den Geist in der Maschine so präzise heraus wie Autechre. Es klirrt und schleift, es splinkt und sploinkt, das ist kalt und herzlos, mechanisch und unbeirrt, und trotzdem tönt es so, als würde da etwas spre-chen, als hätte da etwas eine Art Melodie in sich und vielleicht auch einen Hauch Wärme. Das ist sehr spannend und gleichzei-tig sehr anstrengend. Deshalb werden es wohl nur ein paar wenige superhart trainierte Computermusik-Freunde in einem Zug bis ans Ende dieser Doppel-CD und dieses Vierfach-180-Gramm-Vinyls schaffen. Aber zumindest reinhören sollten eigentlich alle, die sich für Musik und Klang interessieren. Wir schlagen vor, im Notfall eine Autechre-CD-Kaufgemeinschaft zu gründen. Und für Auteche-Kenner: Ein Vorbehalt bleibt: «Exai» ist das elfte Album der beiden Briten Rob Brown und Sean Booth, und das klingt von der Konzeption immer noch gleich wie die Alben eins bis zehn. Das wirft zwei Fragen auf: Wie halten es die beiden Tüftler nur aus, über so viele Jahre so kalte Musik zu machen? Und sollte da nicht irgendwann mal etwas mehr, etwas Neues kommen?

AUTECHREExaiWarp/Musikvertrieb

DEAN ALLEN FOYD Road To AtlasCrusher Records

rp Psychedelische Musik hat neue Popularität erlangt. Nicht, dass dieser Stil, so nebenbei bemerkt, jemals weg gewesen wäre. Dieses in den Sechzigern entstandene Genre war bloss etwas aus dem Bewusstsein der Leute und der Medien

verschwunden. Bands wie The Flaming Lips, Tame Impala, Animal Collective, Toy, Django Django, um nur ein paar zu erwähnen, haben ihm in der ferneren und näheren Vergan-genheit neues Leben einge-haucht. Auf dieser Welle reitet auch das schwedische Quartett Dean Allen Foyd. Die Band um Sänger und Gitarrist Francis Rencoret bezieht ihre Inspiration nach eigenen Angaben von Syd Barrett (ehemals Pink Floyd), Love und Captain Beefheart. Hinzufügen darf man vielleicht noch The Doors, die vor allem in

GRANDE ROSESDiseaseNoisolution

rp Grande Roses aus Stockholm, Schweden, haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Vor gut 9 Jahren ins Leben gerufen, wollte das Quintett um Sänger Göran Andersson zuerst in Rich-tung Country gehen. Ihre erste Veröffentlichung, eine EP, er-schien bei EMI/Capitol. Zwei Wochen bevor man die Aufnah-men zu «Disease» begann, wur-de Grande Roses aber wieder fallengelassen. Die Band nahm das aber eher gelassen. Davon zeugen auch die zehn Songs auf ihrem Debüt. Wahrscheinlich

den Orgelpassagen anklingen. Ihr zweites Album, die EP «Road To Atlas», geht mit diesen Ein-flüssen verschwenderisch, und ausschweifend um. Dean Allen Foyd scheint es um Authenti-zität zu gehen. Die fünf Songs lassen denn auch die psyche-delischen Sechziger vor dem geistigen Auge aufblitzen. Man wähnt sich an wilden Rock-parties, Drogen werden herum-gereicht, musikalische Experi-mente gewagt.

dachten Grand Roses sich: jetzt erst recht. In der Tradition der frühen Sisters Of Mercy, New Model Army, Joy Division und ihrer Landsleute von Leather Nun haben Grande Roses ein intensi-ves Werk mit grossartigen Gesten, Dynamik und Dramatik erschaf-fen. Der Auftakt, der Titeltrack, bringt die Qualitäten der Band auf den Punkt: kratzige und fiebrige Gitarren, vereint mit pumpenden Bass und stoischen Drums, von einer rauen Stimme überlagert, schaukeln sich zu Stadiumrock Indie Style hoch.

rp Durch Syd Barrett (ehemals Pink Floyd) hat der 24-jährige Jacco Gardner zur psychedeli-schen Musik gefunden. Dies hört man dem Debüt des holländi-schen Multiinstrumentalisten immer wieder an, «Cabinet Of Curiosities» enthält viele kleine, teilweise gespenstig klingende Einschübe und Experimente, was ja auch eine Eigenheit von Barrett Songs war. Zu hören ist dies unter anderem in «The Riddle» oder «The Ballad Of Little Jane». Dane-ben hat Jacco Gardner ein Faible für die Erhabenheit und die wun-derschönen Harmonien von Bands wie Sagittarius. Left Banke oder Millennium. «Clear The Air» und «The One Eyed King» strahlen Würde und gleichzeitig Zerbrech-lichkeit aus. Diese Zerbrechlich-keit gleitet oftmals in eine Traurig-keit ab. Dies rückt «Cabinet Of Curiosities» immer wieder in die Nähe der englisch-holländischen Neo-Psych-Band The Legendary Pink Dots. Gerade der Bezug zu LPD zeigt, dass Gardners Blick auf die psychdelische Musik eher rückwärts gerichtet ist. Ihm geht es nicht um Erneuerung sondern um Bewahrung. Bewahrung mit Stil und Raffinesse.

JACCO GARDNERCabinet Of CuriositiesTrouble In Mind Records

rp Matthew E. White hat eine schillernde Vergangenheit. Der aus Virgina Beach, USA, stam-mende Produzent, Session-musiker und Arrangeur war

MATTHEW E. WHITEBig InnerDomino Recording/MV

Sänger und Gitarrist einer Rockband und später auch noch Kopf einer Avant-Garde-Jazz Formation. Auf seinem ersten Soloalbum geht er aber ganz andere Wege. «Big Inner» offeriert behutsamen,

einfühlsamen und nachdenk-lichen Soulpop / Blue-Eyed-Soul. Sieben Songs, die es in sich haben und die für ober-flächliches Hören zu schade sind. Einlassen muss man sich auf Songs wie «One Of These Days», «Big Love», «Will You Love Me» oder «Hot Toddies» - auch wegen der Texte. Matthew E. White beschäftigt sich mit den grossen Themen des Lebens: Liebe, Tod, Religion, Suchen und Finden

PROPELLERDon't Be Sorry Again propeller.bandcamp.co

rp Das amerikanische Duo um Greg Randall und Will Ander-son hat ein einfaches aber durchaus wirkungsvolles Kon-zept für ihre Songs: Man neh-me kraftvoll rockige Gitarren, ein energetisches Schlagzeug und lege darüber eine ange-raute Stimme, die mit bitter-süssen Melodien dem geneig-ten Hörer schmeichelt. Mit diesem Konzept offerieren Propeller zwar nichts Neues, Bands wie Teenage Fanclub, die Replacements, Hüsker Dü, Dinosaur Jr oder Sugar fahren auf einer ähnlichen Schiene. Doch hat die kontrastreiche Mischung auf ihrem zweiten Album nach «The Fear Of Rock And Roll» (2010) durchaus Charme und Unterhaltungs-wert. Songs wie «Gone Too Far», «Nothing», «Away She goes», «Used To Hang Around» oder « Might Never Be The Only One» gehen gut ins Ohr und sorgen dort für nachhaltigen Hörgenuss.

aber es wäre ja auch eine grosse Enttäuschung, wenn das nicht so wäre. Kommt dazu, dass Meisterproduzent Kevin Shirley hier ein weiteres Mal sein geniales Händchen anlegt, mit dem er bereits in jüngerer Vergan-genheit grossartige Taten von Joe Bonamassa, Black Country Communion oder Beth Hart veredelte. Shirley packt die hervorragende musikalische Leistung der Band in einen herrlich warmen, druckvollen Retrosound, der perfekt passt. Die Transparenz der Produk-tion ist beeindruckend, hier stimmt einfach alles – das Verhältnis der Instrumente unter- und miteinander, der fantastische Drumsound und der unter die Haut gehende Gesang. Eine weitere, wahrhaftige Meisterleistung von Kevin Shirley. „All Hell Breaks Loose“ ist Musik aus den 70ern, die innovativste Zeit des Hardrocks, mit Gefühl und Liebe ins Hier und Jetzt transportiert. Dabei ist das Werk von „altbacken“ Lichtjahre entfernt und beweist, wie herausragend gut und wegweisend Thin Lizzy zu ihren besten Zeiten waren – dieser Sound fasziniert heute genauso wie vor 35 Jahren. Phil Lynott wäre verdammt stolz auf dieses Album!

BLACK STAR RIDERSAll Hell Breaks LooseNuclear Blast / Warner

hh. Aus Respekt vor dem verstorbenen Lizzy-Chef Phil Lynott haben die legitimen Erben um Scott Gorham dieses Projekt nicht unter Thin Lizzy veröffentlicht, sondern es sind nun die Black Star Riders. Thin Lizzy wird es aber weiterhin geben, jedoch nur live und auch hier in wesent-lich eingeschränktem Mass. Das hier vorliegende Material hätte allerdings problemlos in die Lizzy-Diskografie gepasst, es hätte sogar zum Besten gezählt, was die irische Rock-Legende jemals veröffentlicht hat. Packende Songs, die schon nach wenigen Takten zu identifizieren sind, Thin Lizzy in Reinkultur! Es ist alles da, was die Fans an Lynott und seiner Truppe liebten: die wunderbaren Twin-Gitarren, die irischen Folkeinflüsse und eine absolut herausragende Bandleistung. Mit Ricky Warwick, wie Phil Lynott ebenfalls irischer Abstam-mung, hat die Truppe einen Frontmann, der gesanglich auf Tuchfühlung zum ehemaligen Lizzy-Boss geht ohne dabei aufgesetzt oder gekünstelt zu wirken – man spürt förmlich den Geist von Phil Lynott in den Songs. Die beiden Gitar-risten Scott Gorham und Damon Johnson (ex-Alice Cooper, -Brother Cane) er-gänzen sich wie weiland Gorham und Robertson – herrlich, wie die beiden schönste Melodien im Zweiergespann vorlegen, eingängig, melodisch und kräftig. Die Songs sind durchweg erste Sahne, da gibt es keine Ausfälle. Klar, erinnert der eine oder andere Titel an alte Lizzy-Grosstaten –

Mainstream/Indie/Alternative CD

hug. Zehn Jahre, einige EPs und ein Album lang war der weisse Rapper Macklemore mehr oder weniger nur ein Thema in seiner Heimatstadt Seattle . Jetzt, nachdem sein bereits bei einem Independent-Label erschienenes zweites Album «The Heist» via Warner den Weg in den Mainstream gefunden hat und uns Europä-ern von der Plattenfirma als Debüt angepriesen wird, ist Macklemore mit seinem Produ-zenten Ryan Lewis plötzlich in aller Munde, vor allem dank seinem Videoclip zu «Thrift Shop». Es zeigt Macklemore witzig als selbstironischen Scherzkeks zum Thema kor-rekte Szenenkleidung und wurde auf Youtube bisher 132 Millionen Mal angeklickt. Aber aus der aufgrund des Videos erwarteten Mischung aus Die Antwoord, LMFAO und The Streets wird mit «The Heist» nichts: Macklemore und Ryan Lewis zeigen sich zwischen-durch zwar durchaus ironisch und humorvll, konzentrieren sich aber lieber auf ernste The-men wie die Homo-Ehe und Drogenkonsum. Verpackt sind diese Themen in eher langsa-me, wortbetonte Rap-Tracks mit Hang zu Club- und Soul-musik. Wir vergessen die Idee mit dem Scherzkeks und hören uns das Album nochmal an. Dann merken wir: Durchaus gute Ideen, relevante Texte, aber nicht das next big thing. Muss ja auch nicht immer... Irritierend ist nur der Einstiegs-track «The Thousand Hours»: Klingt wie Alicia Keys mit Eminem / Rhianna mit Jay-Z usw. So langweiliges Clubge-jammer brauchen Macklemore und Ryan Lewis beileibe nicht.

Rupert Huber, die beiden sind Mitbegründer der Wiener Elek-tro-Schule und also Meister des Chillouts, sie haben uns so herr-liche Entspannungs-Alben wie «Dehli» und «Suzuki» ge-schenkt. Mit «Odeon» scheren Dorfmeister und Huber singen-de Freunde um sich und kreie-ren zu deren Liedern sehr ruhi-

MACKLEMORE & RYAN LEWISThe HeistWarner

TOSCAOdeon!K7/Namskeio

hug. Tosca haben wir immer gemocht, denn Tosca sind Richard Dorfmeister (ja, der von Kruder & Dorfmeister) und

ge, dunkle Atmosphären, die in ihrer Wertigkeit kaum je über die Atmosphäre eines Lied-Anfangs hinausreichen. Sprich: Die Tracks leben von der Span-nung zwischen regulärem Pop-Gesang und statischer Instru-mentalisierung. Das ist als Ver-suchsanordnung durchaus ernst zu nehmen, funktioniert aber zumindest auf diesem Album selten.

hug. Schon diese scheue, zitternde Stimme: Man möchte dem armen Mann am liebsten tröstend übers Köpfchen streicheln und ihn fragen: Ist es so schlimm? Wie Anthony Hegarty von Anthony and the Johnsons scheint auch Woodkids Stimme aus reiner Melancholie zu bestehen. Wo der Franzose doch voll auf der Erfolgsstrasse fährt: Er ist ein gefragter Videoclip-Filmer für Kunden von Katy Perry über Moby bis zum Modelabel Dior. Auf seinem Debüt macht er nun grossen, ernsten Pop mit viel Geigen fürs Kopfkino. Das tut gut! Schön übrigens zu sehen, dass in letzter Zeit singende Männer an Bedeutung gewonnen haben, die etwas zu sagen haben: Frank Ocean, James Blake, Jamie Lidell, Frank Turner, Jake Bugg. Und nun Woodkid.

WOODKIDThe Golden AgeUniversal

16 17

CD Mainstream/Indie/Alternative

hug. Wenn es eine Art Überset-zermaschine gäbe für die Com-puter, die in den «Terminator»-Filmen miteinander kommuni-zieren und mit seelenloser Kon-sequenz die Apokalypse über die Erde bringen: Das würde wohl genau so tönen wie Autechre. Denn da können Apparat und die Neubauten und Brian Eno noch so an den Knöpfen drehen: Niemand kitzelt den Geist in der Maschine so präzise heraus wie Autechre. Es klirrt und schleift, es splinkt und sploinkt, das ist kalt und herzlos, mechanisch und unbeirrt, und trotzdem tönt es so, als würde da etwas spre-chen, als hätte da etwas eine Art Melodie in sich und vielleicht auch einen Hauch Wärme. Das ist sehr spannend und gleichzei-tig sehr anstrengend. Deshalb werden es wohl nur ein paar wenige superhart trainierte Computermusik-Freunde in einem Zug bis ans Ende dieser Doppel-CD und dieses Vierfach-180-Gramm-Vinyls schaffen. Aber zumindest reinhören sollten eigentlich alle, die sich für Musik und Klang interessieren. Wir schlagen vor, im Notfall eine Autechre-CD-Kaufgemeinschaft zu gründen. Und für Auteche-Kenner: Ein Vorbehalt bleibt: «Exai» ist das elfte Album der beiden Briten Rob Brown und Sean Booth, und das klingt von der Konzeption immer noch gleich wie die Alben eins bis zehn. Das wirft zwei Fragen auf: Wie halten es die beiden Tüftler nur aus, über so viele Jahre so kalte Musik zu machen? Und sollte da nicht irgendwann mal etwas mehr, etwas Neues kommen?

AUTECHREExaiWarp/Musikvertrieb

DEAN ALLEN FOYD Road To AtlasCrusher Records

rp Psychedelische Musik hat neue Popularität erlangt. Nicht, dass dieser Stil, so nebenbei bemerkt, jemals weg gewesen wäre. Dieses in den Sechzigern entstandene Genre war bloss etwas aus dem Bewusstsein der Leute und der Medien

verschwunden. Bands wie The Flaming Lips, Tame Impala, Animal Collective, Toy, Django Django, um nur ein paar zu erwähnen, haben ihm in der ferneren und näheren Vergan-genheit neues Leben einge-haucht. Auf dieser Welle reitet auch das schwedische Quartett Dean Allen Foyd. Die Band um Sänger und Gitarrist Francis Rencoret bezieht ihre Inspiration nach eigenen Angaben von Syd Barrett (ehemals Pink Floyd), Love und Captain Beefheart. Hinzufügen darf man vielleicht noch The Doors, die vor allem in

GRANDE ROSESDiseaseNoisolution

rp Grande Roses aus Stockholm, Schweden, haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Vor gut 9 Jahren ins Leben gerufen, wollte das Quintett um Sänger Göran Andersson zuerst in Rich-tung Country gehen. Ihre erste Veröffentlichung, eine EP, er-schien bei EMI/Capitol. Zwei Wochen bevor man die Aufnah-men zu «Disease» begann, wur-de Grande Roses aber wieder fallengelassen. Die Band nahm das aber eher gelassen. Davon zeugen auch die zehn Songs auf ihrem Debüt. Wahrscheinlich

den Orgelpassagen anklingen. Ihr zweites Album, die EP «Road To Atlas», geht mit diesen Ein-flüssen verschwenderisch, und ausschweifend um. Dean Allen Foyd scheint es um Authenti-zität zu gehen. Die fünf Songs lassen denn auch die psyche-delischen Sechziger vor dem geistigen Auge aufblitzen. Man wähnt sich an wilden Rock-parties, Drogen werden herum-gereicht, musikalische Experi-mente gewagt.

dachten Grand Roses sich: jetzt erst recht. In der Tradition der frühen Sisters Of Mercy, New Model Army, Joy Division und ihrer Landsleute von Leather Nun haben Grande Roses ein intensi-ves Werk mit grossartigen Gesten, Dynamik und Dramatik erschaf-fen. Der Auftakt, der Titeltrack, bringt die Qualitäten der Band auf den Punkt: kratzige und fiebrige Gitarren, vereint mit pumpenden Bass und stoischen Drums, von einer rauen Stimme überlagert, schaukeln sich zu Stadiumrock Indie Style hoch.

rp Durch Syd Barrett (ehemals Pink Floyd) hat der 24-jährige Jacco Gardner zur psychedeli-schen Musik gefunden. Dies hört man dem Debüt des holländi-schen Multiinstrumentalisten immer wieder an, «Cabinet Of Curiosities» enthält viele kleine, teilweise gespenstig klingende Einschübe und Experimente, was ja auch eine Eigenheit von Barrett Songs war. Zu hören ist dies unter anderem in «The Riddle» oder «The Ballad Of Little Jane». Dane-ben hat Jacco Gardner ein Faible für die Erhabenheit und die wun-derschönen Harmonien von Bands wie Sagittarius. Left Banke oder Millennium. «Clear The Air» und «The One Eyed King» strahlen Würde und gleichzeitig Zerbrech-lichkeit aus. Diese Zerbrechlich-keit gleitet oftmals in eine Traurig-keit ab. Dies rückt «Cabinet Of Curiosities» immer wieder in die Nähe der englisch-holländischen Neo-Psych-Band The Legendary Pink Dots. Gerade der Bezug zu LPD zeigt, dass Gardners Blick auf die psychdelische Musik eher rückwärts gerichtet ist. Ihm geht es nicht um Erneuerung sondern um Bewahrung. Bewahrung mit Stil und Raffinesse.

JACCO GARDNERCabinet Of CuriositiesTrouble In Mind Records

rp Matthew E. White hat eine schillernde Vergangenheit. Der aus Virgina Beach, USA, stam-mende Produzent, Session-musiker und Arrangeur war

MATTHEW E. WHITEBig InnerDomino Recording/MV

Sänger und Gitarrist einer Rockband und später auch noch Kopf einer Avant-Garde-Jazz Formation. Auf seinem ersten Soloalbum geht er aber ganz andere Wege. «Big Inner» offeriert behutsamen,

einfühlsamen und nachdenk-lichen Soulpop / Blue-Eyed-Soul. Sieben Songs, die es in sich haben und die für ober-flächliches Hören zu schade sind. Einlassen muss man sich auf Songs wie «One Of These Days», «Big Love», «Will You Love Me» oder «Hot Toddies» - auch wegen der Texte. Matthew E. White beschäftigt sich mit den grossen Themen des Lebens: Liebe, Tod, Religion, Suchen und Finden

PROPELLERDon't Be Sorry Again propeller.bandcamp.co

rp Das amerikanische Duo um Greg Randall und Will Ander-son hat ein einfaches aber durchaus wirkungsvolles Kon-zept für ihre Songs: Man neh-me kraftvoll rockige Gitarren, ein energetisches Schlagzeug und lege darüber eine ange-raute Stimme, die mit bitter-süssen Melodien dem geneig-ten Hörer schmeichelt. Mit diesem Konzept offerieren Propeller zwar nichts Neues, Bands wie Teenage Fanclub, die Replacements, Hüsker Dü, Dinosaur Jr oder Sugar fahren auf einer ähnlichen Schiene. Doch hat die kontrastreiche Mischung auf ihrem zweiten Album nach «The Fear Of Rock And Roll» (2010) durchaus Charme und Unterhaltungs-wert. Songs wie «Gone Too Far», «Nothing», «Away She goes», «Used To Hang Around» oder « Might Never Be The Only One» gehen gut ins Ohr und sorgen dort für nachhaltigen Hörgenuss.

aber es wäre ja auch eine grosse Enttäuschung, wenn das nicht so wäre. Kommt dazu, dass Meisterproduzent Kevin Shirley hier ein weiteres Mal sein geniales Händchen anlegt, mit dem er bereits in jüngerer Vergan-genheit grossartige Taten von Joe Bonamassa, Black Country Communion oder Beth Hart veredelte. Shirley packt die hervorragende musikalische Leistung der Band in einen herrlich warmen, druckvollen Retrosound, der perfekt passt. Die Transparenz der Produk-tion ist beeindruckend, hier stimmt einfach alles – das Verhältnis der Instrumente unter- und miteinander, der fantastische Drumsound und der unter die Haut gehende Gesang. Eine weitere, wahrhaftige Meisterleistung von Kevin Shirley. „All Hell Breaks Loose“ ist Musik aus den 70ern, die innovativste Zeit des Hardrocks, mit Gefühl und Liebe ins Hier und Jetzt transportiert. Dabei ist das Werk von „altbacken“ Lichtjahre entfernt und beweist, wie herausragend gut und wegweisend Thin Lizzy zu ihren besten Zeiten waren – dieser Sound fasziniert heute genauso wie vor 35 Jahren. Phil Lynott wäre verdammt stolz auf dieses Album!

BLACK STAR RIDERSAll Hell Breaks LooseNuclear Blast / Warner

hh. Aus Respekt vor dem verstorbenen Lizzy-Chef Phil Lynott haben die legitimen Erben um Scott Gorham dieses Projekt nicht unter Thin Lizzy veröffentlicht, sondern es sind nun die Black Star Riders. Thin Lizzy wird es aber weiterhin geben, jedoch nur live und auch hier in wesent-lich eingeschränktem Mass. Das hier vorliegende Material hätte allerdings problemlos in die Lizzy-Diskografie gepasst, es hätte sogar zum Besten gezählt, was die irische Rock-Legende jemals veröffentlicht hat. Packende Songs, die schon nach wenigen Takten zu identifizieren sind, Thin Lizzy in Reinkultur! Es ist alles da, was die Fans an Lynott und seiner Truppe liebten: die wunderbaren Twin-Gitarren, die irischen Folkeinflüsse und eine absolut herausragende Bandleistung. Mit Ricky Warwick, wie Phil Lynott ebenfalls irischer Abstam-mung, hat die Truppe einen Frontmann, der gesanglich auf Tuchfühlung zum ehemaligen Lizzy-Boss geht ohne dabei aufgesetzt oder gekünstelt zu wirken – man spürt förmlich den Geist von Phil Lynott in den Songs. Die beiden Gitar-risten Scott Gorham und Damon Johnson (ex-Alice Cooper, -Brother Cane) er-gänzen sich wie weiland Gorham und Robertson – herrlich, wie die beiden schönste Melodien im Zweiergespann vorlegen, eingängig, melodisch und kräftig. Die Songs sind durchweg erste Sahne, da gibt es keine Ausfälle. Klar, erinnert der eine oder andere Titel an alte Lizzy-Grosstaten –

Mainstream/Indie/Alternative CD

hug. Zehn Jahre, einige EPs und ein Album lang war der weisse Rapper Macklemore mehr oder weniger nur ein Thema in seiner Heimatstadt Seattle . Jetzt, nachdem sein bereits bei einem Independent-Label erschienenes zweites Album «The Heist» via Warner den Weg in den Mainstream gefunden hat und uns Europä-ern von der Plattenfirma als Debüt angepriesen wird, ist Macklemore mit seinem Produ-zenten Ryan Lewis plötzlich in aller Munde, vor allem dank seinem Videoclip zu «Thrift Shop». Es zeigt Macklemore witzig als selbstironischen Scherzkeks zum Thema kor-rekte Szenenkleidung und wurde auf Youtube bisher 132 Millionen Mal angeklickt. Aber aus der aufgrund des Videos erwarteten Mischung aus Die Antwoord, LMFAO und The Streets wird mit «The Heist» nichts: Macklemore und Ryan Lewis zeigen sich zwischen-durch zwar durchaus ironisch und humorvll, konzentrieren sich aber lieber auf ernste The-men wie die Homo-Ehe und Drogenkonsum. Verpackt sind diese Themen in eher langsa-me, wortbetonte Rap-Tracks mit Hang zu Club- und Soul-musik. Wir vergessen die Idee mit dem Scherzkeks und hören uns das Album nochmal an. Dann merken wir: Durchaus gute Ideen, relevante Texte, aber nicht das next big thing. Muss ja auch nicht immer... Irritierend ist nur der Einstiegs-track «The Thousand Hours»: Klingt wie Alicia Keys mit Eminem / Rhianna mit Jay-Z usw. So langweiliges Clubge-jammer brauchen Macklemore und Ryan Lewis beileibe nicht.

Rupert Huber, die beiden sind Mitbegründer der Wiener Elek-tro-Schule und also Meister des Chillouts, sie haben uns so herr-liche Entspannungs-Alben wie «Dehli» und «Suzuki» ge-schenkt. Mit «Odeon» scheren Dorfmeister und Huber singen-de Freunde um sich und kreie-ren zu deren Liedern sehr ruhi-

MACKLEMORE & RYAN LEWISThe HeistWarner

TOSCAOdeon!K7/Namskeio

hug. Tosca haben wir immer gemocht, denn Tosca sind Richard Dorfmeister (ja, der von Kruder & Dorfmeister) und

ge, dunkle Atmosphären, die in ihrer Wertigkeit kaum je über die Atmosphäre eines Lied-Anfangs hinausreichen. Sprich: Die Tracks leben von der Span-nung zwischen regulärem Pop-Gesang und statischer Instru-mentalisierung. Das ist als Ver-suchsanordnung durchaus ernst zu nehmen, funktioniert aber zumindest auf diesem Album selten.

hug. Schon diese scheue, zitternde Stimme: Man möchte dem armen Mann am liebsten tröstend übers Köpfchen streicheln und ihn fragen: Ist es so schlimm? Wie Anthony Hegarty von Anthony and the Johnsons scheint auch Woodkids Stimme aus reiner Melancholie zu bestehen. Wo der Franzose doch voll auf der Erfolgsstrasse fährt: Er ist ein gefragter Videoclip-Filmer für Kunden von Katy Perry über Moby bis zum Modelabel Dior. Auf seinem Debüt macht er nun grossen, ernsten Pop mit viel Geigen fürs Kopfkino. Das tut gut! Schön übrigens zu sehen, dass in letzter Zeit singende Männer an Bedeutung gewonnen haben, die etwas zu sagen haben: Frank Ocean, James Blake, Jamie Lidell, Frank Turner, Jake Bugg. Und nun Woodkid.

WOODKIDThe Golden AgeUniversal

16 17

CD Mainstream/Indie/Alternative

DAVID BOWIEThe Next DaySony

InseratMascot

passte das auch. Nun präsen-tiert uns der lustige Franzose das Nachfolgewerk, und das klingt jetzt wie Musik, die mit Absicht komponiert wurde: Das Spontane ist Jil und seinen Freunden abhanden gekom-men. Aus dem unbekümmerten No Folk ist eine Art bekümmer-ter Neo Folk geworden. Nicht, dass «In The Tiger's Bed» nun langweilig wäre. Aber der Char-me des Debüts ist verflogen. Schade. Und letztlich ein Al-bum mehr in der langen langen Reihe der schwierigen Zweital-ben, die die Versprechen des Debüts nicht halten.

das schon fast zwanghafte Bedürfnis, das Album «Olé, Olé» aus der Sammlung zu kramen und «Nokta» in voller Lautstärke reinzubrettern. Das Album ist zwar schon 18 Jahre alt, aber dieser Song hat bis heute nichts von seiner hypnotisierenden Kraft verloren. Damit hat Taha durchaus den Rai in seiner elektronischen Spielart mitdefiniert. Inzwischen ist der im Elsass lebende Algerier ein alter Hase, der nach Belieben zwischen Chanson, Elektro und Rai changiert und dabei eine sehr sichere Hand beweist. Er baut seine Musik auf Blöcken arabischer Musik auf, die fast erratisch wirken, aber eben von einem treibenden Rhythmus durchzogen sind. Diese Blöcke überzieht und unterlegt er mit elektronischen Beats und Bässen und singt dazu in grossen Gesten. Wie er diese scheinbar einfache Bauweise zur Perfektion bringt, ist grosse Kunst. So gross, dass man am Titelsong «Zoom» tagelang hängen bleibt, bevor man ein Stück weitergehen kann – und eine arabische Coverversion von «Now Or Never» entdeckt: Der Mann hat Stil.

hug. Um das gleich am Anfang zu sagen: So schlecht, wie öfters moniert wird, ist «Delta Machine» gar nicht. Es kommt bei einer Band wie Depeche Mode halt auch darauf an, aus welcher Sicht man dieses Album bewertet: Der Fan alter Tage wird auf ewig Alan Wilder vermissen, der die Band 1995 (!) verlassen hat (hier einen recht freundlichen Gruss an alle Bon-Scott-Fans). Wer Depeche Mode immer noch mit Synthie-Pop gleichstellt, hat die Band eh nie ganz be-griffen. Und wer DM als Über-gott anbetet, schürt Erwartun-gen, die gar nicht erfüllt wer-den können. Aber wer die düstere, zelebrierte Selbstzer-

hug. Selbstreferentiell nennt sich das: David Bowie bezieht alles, was er auf «The Next Day» tut, auf seine Zeit in Berlin. Ja ja ja: Das war seine krea-tivste Zeit, da brachte er seine Du-kannst-alles-sein-was-du-willst-Kunst zur vollen Blüte, dort hat er mit Iggy Pop Drogen eingeschmissen und ein bisschen auf Punk ge-macht. Aber hey: Wir ken-nen diese Story inzwi-schen, wir haben sie schon tausendmal gehört.

Deshalb schwant uns Unheil, was die Musik seines ersten Albums seit zehn Jahren betrifft, wenn wir nur schon das Cover sehen: Das Berlin-Album «Heroes» mit weissem Quadrat drüber. Eine dermassen flache Idee wäre sogar für eine unbedeutende Band peinlich. Für die Pop-Ikone Bowie ist sie es umso mehr. Und tatsächlich bringt die Musik nichts Neues. Sie ist selbstreferentiell. Sie klingt, als wäre nie was passiert seit den späten Siebzigern. Sie ist nett und sauber produziert, gewohnt distanziert und kopflastig, aber so ideen-los wie das Cover. Mit diesem Albumtitel hätten wir erwartet, dass Bowie «Heroes» ins heute übersetzt und in die Zukunft führt. Aber davon ist er weit entfernt. Jetzt bestätigt das Al-bum letztlich bloss den Umstand, dass Bowie schon in den Neunzigern an Bedeutung verloren hat und es ihm seither nie mehr gelungen ist, diese wieder für sich zu beanspru-chen. Angesichts der zehn Jahre langen Pause scheint «The Next Day» gar wie ein ziemlich verzweifelter Comeback-Versuch. Herzinfarkt und Rekonvaleszenz hin oder her. Was aber wirklich gut sein soll: Die grosse David-Bowie-Ausstellung «David Bowie is» im Londoner Victoria and Albert Museum. Wer diesen Sommer in London weilt, kann sich die ruhig antun.

CARLA BRUNILittle French SongsUniversal

hug. Frankreich macht sich inzwischen mehr über Carlas verschnippseltes Gesicht lustig, als dass die Franzosen ihre Musik estimieren. Und seit Sarko und mit ihr die First Lady vom Thron gefegt wurden, wartet man gespannt, was Carla nun anstellt, um im Gespräch zu bleiben. Sie tut, was sie immer getan hat: Sie inszeniert die Grand Dame mit treffli-chem Feingefühl für taktisch-ironische Spitzen. Und da ihre und Sarkos

Lage zurzeit eher prekär ist, sind ihre neuen Lieder umso heiterer und flockiger und die Texte etwas bissiger. Dabei schwenkt sie von ihren Eher-Pop-Liedern rüber zu Eher-Chanson-Liedern. Und am Ende haben wir einmal mehr eine wunderbare Carla-Bruni-Platte.

JIL IS LUCKYIn The Tiger's BedNaive/Musikvertrieb

hug. Vor zwei Jahren be-scherte uns Jil Bensénoir ein köstlich verspieltes Debüt mit so zauberhaften Liedchen wie «Judah Loew's Mistake» und der ironischen Petitesse «Without You». Er nannte das No Folk, und irgendwie

RACHID TAHAZoomNaïve/Musikvertrieb

hug. Wenn immer der Name Rachid Taha fällt, ergreift einem

DEPCHE MODEDelta MachineSony

fleischung von Depeche Mode mag, wird hier einmal mehr bestens bedient: unerfüllter Sex, vergebliche Religion und bohrender Schmerz sind die Themen von «Delta Machine». Der Albumtitel soll übrigens klarstellen, dass die neuen Lieder vom Delta Blues inspi-riert sind – was sich aber ausser beim supercoolen «Slow» nicht musikalisch äussert. Man merkt höchsten eine heimelige und thema-tische Anlehnung an die Atmosphäre von Blues und Gospel aus dem tiefen Missis-sippi. Gleich nach «Slow» offenbart sich mit «Broken» aber ein Umstand, der durch-aus als Schwäche ausgelegt werden kann: Dieser Song ist für DM so simpel, dass er schlicht unter ihrer Würde ist. Und «Broken» bleibt nicht der einzige. Andere aber, wie das erwähnte «Slow» und der Opener «Welcome To My World», sind grosse Klasse. Am Ende ist «Delta Machine» kein schlechtes Album. Aber vielleicht eines der am wenigsten grossartigen der DM-Geschichte.

Mainstream/Indie/Alternative CD

rk. Die fünf Jungs von 3 Doors Down machen bereits seit über zwanzig Jahren Musik. Den entscheidenden Meilenstein setzten sie dann vor elf Jahren mit ihrem Werk „Kryptonite“ und gewannen vor allem durch ihre live Auftritte laufend Fans dazu. Damit nicht genug, rund 16 Millionen Plattenverkäufe, 3 Grammy Nominierungen, 2 American Music Awards und 5 BMI Pop Awards in der Kategorie „Songwriting“ lassen 3 Doors Down zu einer der erfolgreichsten Pop-Rock Bands der Welt werden.Nun sind die Amerikaner wieder auf Tour und machen halt in der Schweiz. Ihren letzten Besuch hier hatte die Truppe im vergangenen März in der gut gefüllten Eulachhalle in Winterthur. Nach ihrem fünften Album „Time Of My Life“ im Jahre 2011, haben sie dieses Mal ihr erstes „The Greatest Hits“ Album im Gepäck, welches im November auf den Markt kam. Darauf enthalten sind auch drei neue, unveröffentlichte Songs. Somit ist die Band also bestens gewappnet, um bei ihrem Besuch in der Schweiz, am 20. Juni im Komplex 457 in Zürich, alle alten Klassiker aber auch neue Schmuckstücke zu präsentieren. Eine weitere Änderung wird es ebenfalls noch geben. Nachdem der langjährige Gitarrist Matt Roberts leider aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen musste, übernimmt vorübergehen Gitarrentechniker Chet Roberts dessen Parts. So oder so, für jeden 3 Doors Down-Fan ein Ereignis, das er nicht verpassen sollte und ebenfalls interessant für Fans von Black Stone Cherry, Nickelback, Alter Bridge oder Puddle Of Mudd.

LIVE20. Juni 2013

Zürich, Komplex 457

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CD Mainstream/Indie/Alternative

DAVID BOWIEThe Next DaySony

InseratMascot

passte das auch. Nun präsen-tiert uns der lustige Franzose das Nachfolgewerk, und das klingt jetzt wie Musik, die mit Absicht komponiert wurde: Das Spontane ist Jil und seinen Freunden abhanden gekom-men. Aus dem unbekümmerten No Folk ist eine Art bekümmer-ter Neo Folk geworden. Nicht, dass «In The Tiger's Bed» nun langweilig wäre. Aber der Char-me des Debüts ist verflogen. Schade. Und letztlich ein Al-bum mehr in der langen langen Reihe der schwierigen Zweital-ben, die die Versprechen des Debüts nicht halten.

das schon fast zwanghafte Bedürfnis, das Album «Olé, Olé» aus der Sammlung zu kramen und «Nokta» in voller Lautstärke reinzubrettern. Das Album ist zwar schon 18 Jahre alt, aber dieser Song hat bis heute nichts von seiner hypnotisierenden Kraft verloren. Damit hat Taha durchaus den Rai in seiner elektronischen Spielart mitdefiniert. Inzwischen ist der im Elsass lebende Algerier ein alter Hase, der nach Belieben zwischen Chanson, Elektro und Rai changiert und dabei eine sehr sichere Hand beweist. Er baut seine Musik auf Blöcken arabischer Musik auf, die fast erratisch wirken, aber eben von einem treibenden Rhythmus durchzogen sind. Diese Blöcke überzieht und unterlegt er mit elektronischen Beats und Bässen und singt dazu in grossen Gesten. Wie er diese scheinbar einfache Bauweise zur Perfektion bringt, ist grosse Kunst. So gross, dass man am Titelsong «Zoom» tagelang hängen bleibt, bevor man ein Stück weitergehen kann – und eine arabische Coverversion von «Now Or Never» entdeckt: Der Mann hat Stil.

hug. Um das gleich am Anfang zu sagen: So schlecht, wie öfters moniert wird, ist «Delta Machine» gar nicht. Es kommt bei einer Band wie Depeche Mode halt auch darauf an, aus welcher Sicht man dieses Album bewertet: Der Fan alter Tage wird auf ewig Alan Wilder vermissen, der die Band 1995 (!) verlassen hat (hier einen recht freundlichen Gruss an alle Bon-Scott-Fans). Wer Depeche Mode immer noch mit Synthie-Pop gleichstellt, hat die Band eh nie ganz be-griffen. Und wer DM als Über-gott anbetet, schürt Erwartun-gen, die gar nicht erfüllt wer-den können. Aber wer die düstere, zelebrierte Selbstzer-

hug. Selbstreferentiell nennt sich das: David Bowie bezieht alles, was er auf «The Next Day» tut, auf seine Zeit in Berlin. Ja ja ja: Das war seine krea-tivste Zeit, da brachte er seine Du-kannst-alles-sein-was-du-willst-Kunst zur vollen Blüte, dort hat er mit Iggy Pop Drogen eingeschmissen und ein bisschen auf Punk ge-macht. Aber hey: Wir ken-nen diese Story inzwi-schen, wir haben sie schon tausendmal gehört.

Deshalb schwant uns Unheil, was die Musik seines ersten Albums seit zehn Jahren betrifft, wenn wir nur schon das Cover sehen: Das Berlin-Album «Heroes» mit weissem Quadrat drüber. Eine dermassen flache Idee wäre sogar für eine unbedeutende Band peinlich. Für die Pop-Ikone Bowie ist sie es umso mehr. Und tatsächlich bringt die Musik nichts Neues. Sie ist selbstreferentiell. Sie klingt, als wäre nie was passiert seit den späten Siebzigern. Sie ist nett und sauber produziert, gewohnt distanziert und kopflastig, aber so ideen-los wie das Cover. Mit diesem Albumtitel hätten wir erwartet, dass Bowie «Heroes» ins heute übersetzt und in die Zukunft führt. Aber davon ist er weit entfernt. Jetzt bestätigt das Al-bum letztlich bloss den Umstand, dass Bowie schon in den Neunzigern an Bedeutung verloren hat und es ihm seither nie mehr gelungen ist, diese wieder für sich zu beanspru-chen. Angesichts der zehn Jahre langen Pause scheint «The Next Day» gar wie ein ziemlich verzweifelter Comeback-Versuch. Herzinfarkt und Rekonvaleszenz hin oder her. Was aber wirklich gut sein soll: Die grosse David-Bowie-Ausstellung «David Bowie is» im Londoner Victoria and Albert Museum. Wer diesen Sommer in London weilt, kann sich die ruhig antun.

CARLA BRUNILittle French SongsUniversal

hug. Frankreich macht sich inzwischen mehr über Carlas verschnippseltes Gesicht lustig, als dass die Franzosen ihre Musik estimieren. Und seit Sarko und mit ihr die First Lady vom Thron gefegt wurden, wartet man gespannt, was Carla nun anstellt, um im Gespräch zu bleiben. Sie tut, was sie immer getan hat: Sie inszeniert die Grand Dame mit treffli-chem Feingefühl für taktisch-ironische Spitzen. Und da ihre und Sarkos

Lage zurzeit eher prekär ist, sind ihre neuen Lieder umso heiterer und flockiger und die Texte etwas bissiger. Dabei schwenkt sie von ihren Eher-Pop-Liedern rüber zu Eher-Chanson-Liedern. Und am Ende haben wir einmal mehr eine wunderbare Carla-Bruni-Platte.

JIL IS LUCKYIn The Tiger's BedNaive/Musikvertrieb

hug. Vor zwei Jahren be-scherte uns Jil Bensénoir ein köstlich verspieltes Debüt mit so zauberhaften Liedchen wie «Judah Loew's Mistake» und der ironischen Petitesse «Without You». Er nannte das No Folk, und irgendwie

RACHID TAHAZoomNaïve/Musikvertrieb

hug. Wenn immer der Name Rachid Taha fällt, ergreift einem

DEPCHE MODEDelta MachineSony

fleischung von Depeche Mode mag, wird hier einmal mehr bestens bedient: unerfüllter Sex, vergebliche Religion und bohrender Schmerz sind die Themen von «Delta Machine». Der Albumtitel soll übrigens klarstellen, dass die neuen Lieder vom Delta Blues inspi-riert sind – was sich aber ausser beim supercoolen «Slow» nicht musikalisch äussert. Man merkt höchsten eine heimelige und thema-tische Anlehnung an die Atmosphäre von Blues und Gospel aus dem tiefen Missis-sippi. Gleich nach «Slow» offenbart sich mit «Broken» aber ein Umstand, der durch-aus als Schwäche ausgelegt werden kann: Dieser Song ist für DM so simpel, dass er schlicht unter ihrer Würde ist. Und «Broken» bleibt nicht der einzige. Andere aber, wie das erwähnte «Slow» und der Opener «Welcome To My World», sind grosse Klasse. Am Ende ist «Delta Machine» kein schlechtes Album. Aber vielleicht eines der am wenigsten grossartigen der DM-Geschichte.

Mainstream/Indie/Alternative CD

rk. Die fünf Jungs von 3 Doors Down machen bereits seit über zwanzig Jahren Musik. Den entscheidenden Meilenstein setzten sie dann vor elf Jahren mit ihrem Werk „Kryptonite“ und gewannen vor allem durch ihre live Auftritte laufend Fans dazu. Damit nicht genug, rund 16 Millionen Plattenverkäufe, 3 Grammy Nominierungen, 2 American Music Awards und 5 BMI Pop Awards in der Kategorie „Songwriting“ lassen 3 Doors Down zu einer der erfolgreichsten Pop-Rock Bands der Welt werden.Nun sind die Amerikaner wieder auf Tour und machen halt in der Schweiz. Ihren letzten Besuch hier hatte die Truppe im vergangenen März in der gut gefüllten Eulachhalle in Winterthur. Nach ihrem fünften Album „Time Of My Life“ im Jahre 2011, haben sie dieses Mal ihr erstes „The Greatest Hits“ Album im Gepäck, welches im November auf den Markt kam. Darauf enthalten sind auch drei neue, unveröffentlichte Songs. Somit ist die Band also bestens gewappnet, um bei ihrem Besuch in der Schweiz, am 20. Juni im Komplex 457 in Zürich, alle alten Klassiker aber auch neue Schmuckstücke zu präsentieren. Eine weitere Änderung wird es ebenfalls noch geben. Nachdem der langjährige Gitarrist Matt Roberts leider aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen musste, übernimmt vorübergehen Gitarrentechniker Chet Roberts dessen Parts. So oder so, für jeden 3 Doors Down-Fan ein Ereignis, das er nicht verpassen sollte und ebenfalls interessant für Fans von Black Stone Cherry, Nickelback, Alter Bridge oder Puddle Of Mudd.

LIVE20. Juni 2013

Zürich, Komplex 457

18

Neulich in der Redaktion einer x-beliebigen Musikzeitschrift.«Was gibt's Neues?»«Hmm...», «Äh...», «Ooohh...», «Also...» (alle leicht verlegen durcheinander)«Gibt's denn wirklich nichts Neues?»«Also, ähm, der Skrillex könn...»«...wer ist Krill – was?»«Oder Tyler, The Creator.»«Und Autechre machen ja jetzt auch schon seit 20 Jahren dasselbe.»«John Fogerty?»So geht das jeden Monat aufs Neue. Welche Geschichten sollen in die nächste Ausgabe? Irgendwie sind es dann immer zuwenig. Vielleicht, weil es Autechre tatsächlich schon über 20 Jahre gibt. Oder weil man dem Neuen nicht traut. Oder schlicht müde ist von den immergleichen langweiligen Interviews mit aufgeblasenen Newcomern. Ausser natürlich beim «Rolling Stone»: Da ist man froh, wenn der Bruce Springsteen und der Neil Young mal grad keine Platte machen, weil sie dann wieder den Robert Zimmermann aufs Cover nehmen können. Den lieben sie ja so. Ach, Sie wissen nicht, wer Robert Zimmermann ist? Sehen Sie, schon wieder ein guter Grund für eine Bob-Dylan-Geschichte.Alle anderen müssen die Lücken füllen. Und sie tun das mit Best-of-Listen. Ratings sagen sie dem auf der Redaktion. Das ist wie bei der Hitparade, eine Aufarbeitung der besten hundert. Oder fünfzig. Oder zehn. Darum kriegen wir mit jeder neuen Ausgabe jedes Magazins und mit jedem Newsletter ein neues Rating.So wissen wir endlich, welcher der 34.-beste Depeche-Mode-Song ist. Oder welches das 85.-schlechteste Metal-Album-Cover. Oder wer der 17.-beste Blues-Gitarrist der Welt ist. Toll. Das bringt echt meine Welt in Ordnung. Ausser, dass in der Liste der 100 wichtigsten Oldschool-Hip-Hop-Platten der 80er-Jahre «It's A Compton Thang» von Compton's Most Wanted fehlt. Also das geht gar nicht, im Fall. Dafür ist Bob Dylan egal in welcher Besten-Liste beim «Rolling Stone» immer auf Platz Eins. Das Problem ist nur, dass auch die Listen-Ideen nach und nach ausgeschöpft sind und es immer anstrengender wird, mit neuen Listen alte Lücken zu füllen. Lesen wir bald Ratings wie Die 100 schrägsten Alternativ-Country-Lieder von singenden Schlagzeugern zwischen 1940 und 1950 und Die 64 besten Bob-Dylan-Alben («Rolling Stone»)? Und den: Die 1000 besten ersten Alben südkalifornischer Frickler-Bands.Wir sehen: Es wird schwierig. Ich finde, man sollte wieder Mut zur Lücke haben.Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie

Kolumne

von Christian Hug

ALICE IN CHAINS The Devil Put Dinosaurs HereEMI

ip. Vier Jahre nach „Black Gives Way To Blue“ gibt es Neues aus dem Alice In Chains Camp. Die ursprünglich geplante Veröffent-lichung für Ende 2012 musste aufgrund einer Schulteroperation von Mastermind Jerry Cantrell, der die Schnippelei übrigens gut über-standen hat, verschoben werden. Zwei Songs, „Hollow“ und „Stone“, haben den Weg an die Öffentlich-keit bereits gefunden und lassen Fans mit hängender Zunge auf den Rest warten. „The Devil Put Dino-saurs Here“ liefert den mit Abstand besten Albumtitel seit langem und zeigt die Band zum einen, wie man sie kennt, zum anderen aber auch, wohin sie sich bewegt hat, seit William DuVall die Nachfolge von Layne Staley angetreten hat. Alice In Chains haben ihre Mischung aus Melancholie und Schwere über die Jahre weiterentwickelt und „The Devil Put Dinosaurs Here“ setzt die wahrscheinlich düsterste Marke. Mit Ausnahme von „Voices“, das vergleichsweise flockig und leicht nach den Beatles klingt, zeichnen sich die zwölf Tracks allesamt durch eine Schwermütigkeit aus, die es in der Dichte noch auf kei-nem Vorgängeralbum gegeben hat. Der Opener „Hollow“ ist das erste Video, hat zum Zeitpunkt der Rezen-sion fast 1,5 Millionen Klicks auf Youtube und kletterte in den Mainstream Rock Charts der USA direkt auf den ersten Platz. Das gewohnt treibende Riffing und die auf dem gesamten Album durch-gehenden zweistimmigen Vocals hinterlassen überhaupt keinen Zweifel daran, wohin „The Devil Put Dinosaurs Here“ den Hörer mit-nimmt. „Pretty Done“, „Breath On A Window“ und der Titeltrack sind typische Alice In Chains-Songs mit Trademark-Gitarren-Wehmut und

hypnotischem Vorwärtsdrang. „Lab Monkey“ hat einen leichten Sound-garden-Einschlag und besticht mit einem vergleichsweise exotischen Riff und „Low Ceiling“ klingt nach einem Rocknroller, den man mit Lässigkeit ein paar BPM zu langsam spielt. Das wunderbar getragene „Scalpel“ mit Akustikgitarre und einem auflösenden Refrain setzt als Ballade mit aufhellender Stimmung einen schönen Kontrapunkt in die Trackliste. Eines der besten Riffs der Bandgeschichte liefert danach „Phantom Limb“, ein Highlight des Albums, das genauso gut auch aus den früheren Tagen hätte stammen können und mit einer Portion mehr Heaviness glänzt. „Hung On A Hook“ und „Choke“ beenden das fünfte Studioalbum des Vierers mit wieder-um leiseren Tönen. „The Devil Put Dinosaurs Here“ ist ein Album, das nicht auf Überraschungen setzt oder mit Experimenten und Abgehnum-mern punkten möchte. Das muss es auch nicht, denn Alice In Chains sind eine konstante Grösse, die seit weit über zwanzig Jahren unver-wechselbare Musik von hoher Qualität schreibt und damit immer noch überzeugt. „Dinosaurs“ reiht sich nahtlos in diese Chronik ein. Die Band hat den Verlust ihres Freundes und Sängers mit unglaublich viel Würde, Vorsichtigkeit und Zeit verar-beitet, ohne dass je Zweifel oder Kritik an der neuen Formation auf-gekommen wären. Und vor allem haben sie mit William DuVall einen Musiker gefunden, der diese Verän-derungen mitträgt und die Grenze zwischen Erinnerung und Neuanfang aufgehoben hat. Vor Alice In Chains kann man schlicht nur den Hut ziehen.

CD Mainstream/Indie/Alternative

BON JOVIWhat About NowIsland Records

mv. Mit Bon Jovi ist das so eine Sache in den letzten Jahren. Wer die alten Hairspray- Hard Rock-Klassiker wie "Slippery When Wet" oder "New Jersey" toll fand, war meist enttäuscht ob der Wandlung vom kräftigen

Hard Rock zum sehr poppigen Radio Pop Rock mit vielen Bruce Springsteen- und Country-Anleihen. Auch das neue Album "What About Now" führt leider diese Tradition fort und klingt überhaupt nicht mehr nach Hard Rock. Jeder Song könnte sofort in die Radio Rotation oder in den nächsten Supermarkt als Hintergrund-Musik. Kräftige elektrische Gitarren sind eher selten, viele Songs klingen doch arg nach dem Boss Bruce Springsteen oder sind total aufs Mainstream-Radio zugeschnitten. Das ist alles nicht unbedingt schlecht, es kommt einfach auf die Erwartungshaltung und die Zielgruppe an. Fans der letzten Bon Jovi Alben werden somit auch mit "What About Now" glücklich werden und sich an typischen Bon Jovi Hits wie "Because We Can", "That's What The Water Made Me", "Beautiful World" oder den obligatorischen Balladen "Amen", "Army Of One" und "The Fighter" erfreuen. Das getragene "I'm With You" mit schönem Harmonie-Gesang im Chorus und einem coolem Richie

THROWBACK SUBURBIA

Shot Glass Souvenirwww.throwbacksuburbia.com

rp Portland, Oregon, hat mit Blitzen Trapper, Everclear, The Dandy Warhols The Shins, The Decemberists, The Thermals, Gossip, u.a. eine fruchtbare Indie-rock-Szene. Throwback Suburbia ist ein weiterer Hoffnungs-

träger aus dieser Stadt im Nordwesten der USA. Zwar ist die Band um Sänger und Gitarrist Jimi Evans noch nicht so bekannt, wie einige der eingangs genannten. Das dritte Werk «Shot Glass Souvenir» des 2006 ins Leben gerufenen Quintetts könnte dies aber ändern. Bereits der Auftakt «Give And Take» lässt wenig Zweifel an den Qualitäten der Band. Knackig frische Jangle-Pop-Gitarren werden von unwiderstehlichen Gesangs-harmonien umgarnt. Jimi Evans Den Begriff «hitverdächtig» darf man hier zum ersten aber beileibe nicht zum letzten Mal verwenden. Song Nummer zwei beginnt mit einem trocken groovenden Fundament aus Bass, Drums und Orgel. Die einmal mehr wunderschönen Gesangsharmonien verwandeln «Setting Sun» in tanzbaren Power Pop. Auch der folgende Song «It's You» sorgt für Pop-Hochgefühle, auch wenn er verhaltener klingt. Throwback Suburbia machen hier, nicht zum letzten Mal, gesanglich Referenzen an die Beach Boys. Beim darauf folgenden «Here Again» hat der Fünfer das Tempo erneut gedrosselt. Das gibt der Band einmal mehr die Gelegenheit wunderschön, wehmütige Gesangsharmonien auszubreiten. Ihr untrügliches Gespür für zündende Hooklines ist fast

beängstigend. Etwas später mischen Throwback Suburbia in «Side Effects» eine Spur Doo Wop in ihren Power Pop. Bis zum Schluss steht eines ausser Frage: «Shot Glass Souvenir» ist ein Erstklassealbum, das Fans der Beatles, Rooney, Butch Walker, Off Broadway, Beach Boys, ELO oder der Wondermints in Verzückung bringen sollte.

zwischen die schnelleren Tracks ein, ohne in belanglosen Schmusepop abzudriften. "Ich hör auf mein Herz" ist ein Album mit einer Menge Energie, positiver Ausstrah-lung und der richtigen Portion Schmiss, die eine Platte für den Sommer haben muss. Echt gut!

CHRISTINA STÜRMERIch hör' auf mein HerzUniversal

ip. In einer Zeit, in der Komplimente über Klicks unter Facebookfotos ver-teilt und auch erwartet werden, sind Christina Stürmers Texte ein willkom-mener Denkanstoss. Vor zehn Jahren landete die Österreicherin in der ORF-Castingshow Starmania auf dem zweiten Platz und hat sich seitdem zu einem der erfolgreichsten Exporte ihres Landes gemausert. Mittlerweile ist sie 30 Jahre alt, den Casting-Kinderschuhen längst entwachsen, und man mag es der sympathischen Linzerin wirklich gönnen, dass sie die-sen Absprung gemeistert hat. Mit "Ich hör auf mein Herz" kommt nun ihr sechstes Studioalbum heraus, auf dem man diesen Schritt unmissver-ständlich und endgültig hören kann. Die Verspieltheit ist verschwunden und hat einer gereifteren jungen Frau Platz gemacht. Stürmers Texte bewe-gen sich immer noch in der verklärten Nachdenklichkeit, mit der sie vielen jungen Menschen aus der Seele spricht. Allerdings tut sie das nicht mehr mit der leicht verqueren Unver-ständlichkeit, die früher zu irritiertem Stirnrunzeln geführt hat, sondern verpackt Gedanken in griffige und nachvollziehbare Worte. Verände-rung und Vorwärtsdrang sind die Hauptthemen auf "Ich hör auf mein Herz" und das schlägt sich auch in der Musik nieder. Denn musikalisch bewegen sich Stürmer und ihre Band immer noch im gewohnten Fahrwas-ser des angerockten Mainstream-Pop, aber dies mit einem amtlichen Drive, guten Hooks und grossem Wiederer-kennungswert. Ein paar ruhige Num-mern sind mit beispielsweise "Wieviel wiegt ein Herzschlag" oder "Was machst du wenn die Stadt schläft" auch dabei, sie fügen sich aber in punkto Songwriting wunderbar

ip. Rosenstolz sind auf dem Kompost abgelegt und ob sie je wieder aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden, weiss keiner so genau. Faktum ist, dass Peter Plate, Songwriter und musikalischer Kopf des erfolgreichen Duos, bereits vier Monate nach dem Aus von Rosenstolz sein Soloalbum auf dem Markt hat, was offensichtlich für seinen Schaffensdrang spricht. "Schüchtern ist mein Glück" zeigt ihn auch, wie er am besten kann: Als Popmusiker mit Gespür für Melodie und Hang zur Dramatik. Die Dramatik, die bei Rosenstolz in Form von AnNas Stimme Ausdruck fand, ist auf Plates Soloalbum allerdings eher ein laues Lüftchen und schiebt es in die Nähe des Schlagers. "Mein blauer Sonntag, wie du mich krank machst, nichts fühlt sich richtig, nichts mehr wichtig" ist einerseits reimtechnisch grenzwertig, allerdings könnte es andererseits als Schmankerl für Kenner durchgehen. "Schüchtern ist mein Glück" den Umständen angemessen zu besprechen ist keine leichte Aufgabe. Nach Masstäben der Relevanz und Spannung kann man hier keine Punkte vergeben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine Platte handelt, die einer der erfolgreichsten Songwriter Deutschlands geschrieben hat. Die Erwartung ist ein fieses Tierchen, das einem immer dann um die Nase summt, wenn man es überhaupt nicht brauchen kann und es bleibt der leichte Nachgeschmack, dass Plates Songs die Ausstrahlung einer AnNa R. eben doch brauchen, um nicht seicht zu versinken. Mit "Elektrisch" ist ein Song an Bord, der dem Titel entspricht und die 80er mit typischem Synthie- und Drumcomputersound aufleben lässt und "Gefallen In Love" darf mit Gitarre und einem kruden Englisch-Deutsch-Gemisch fröhlich sein. "Sturm" kommt als B-Version von "Walking On Sunshine" (Katrina & The Waves) nicht aus den Hufen. Eine Perle versteckt sich mit dem Titeltrack "Schüchtern ist mein Glück" auf dem Album, textlich wie musikalisch, denn hier ist Plate ehrlich und unverschnörkelt und man möchte sogar ein kleines bisschen Lindenberg ausmachen. Der Rest bewegt sich allerdings in recht unspannenden, vorwiegend melancholischen Gefilden, mit Schlagereinschlag und ohne grosse Überraschungen. Plate ist und ist nicht Rosenstolz. Plate ist Plate und wem es gefällt, ein bisschen langsamer mit Schmalz zu walzen, der kommt mit "Schüchtern ist mein Glück" wunderbar klar.

PETER PLATESchüchtern ist mein GlückUniversal

20 21

Neulich in der Redaktion einer x-beliebigen Musikzeitschrift.«Was gibt's Neues?»«Hmm...», «Äh...», «Ooohh...», «Also...» (alle leicht verlegen durcheinander)«Gibt's denn wirklich nichts Neues?»«Also, ähm, der Skrillex könn...»«...wer ist Krill – was?»«Oder Tyler, The Creator.»«Und Autechre machen ja jetzt auch schon seit 20 Jahren dasselbe.»«John Fogerty?»So geht das jeden Monat aufs Neue. Welche Geschichten sollen in die nächste Ausgabe? Irgendwie sind es dann immer zuwenig. Vielleicht, weil es Autechre tatsächlich schon über 20 Jahre gibt. Oder weil man dem Neuen nicht traut. Oder schlicht müde ist von den immergleichen langweiligen Interviews mit aufgeblasenen Newcomern. Ausser natürlich beim «Rolling Stone»: Da ist man froh, wenn der Bruce Springsteen und der Neil Young mal grad keine Platte machen, weil sie dann wieder den Robert Zimmermann aufs Cover nehmen können. Den lieben sie ja so. Ach, Sie wissen nicht, wer Robert Zimmermann ist? Sehen Sie, schon wieder ein guter Grund für eine Bob-Dylan-Geschichte.Alle anderen müssen die Lücken füllen. Und sie tun das mit Best-of-Listen. Ratings sagen sie dem auf der Redaktion. Das ist wie bei der Hitparade, eine Aufarbeitung der besten hundert. Oder fünfzig. Oder zehn. Darum kriegen wir mit jeder neuen Ausgabe jedes Magazins und mit jedem Newsletter ein neues Rating.So wissen wir endlich, welcher der 34.-beste Depeche-Mode-Song ist. Oder welches das 85.-schlechteste Metal-Album-Cover. Oder wer der 17.-beste Blues-Gitarrist der Welt ist. Toll. Das bringt echt meine Welt in Ordnung. Ausser, dass in der Liste der 100 wichtigsten Oldschool-Hip-Hop-Platten der 80er-Jahre «It's A Compton Thang» von Compton's Most Wanted fehlt. Also das geht gar nicht, im Fall. Dafür ist Bob Dylan egal in welcher Besten-Liste beim «Rolling Stone» immer auf Platz Eins. Das Problem ist nur, dass auch die Listen-Ideen nach und nach ausgeschöpft sind und es immer anstrengender wird, mit neuen Listen alte Lücken zu füllen. Lesen wir bald Ratings wie Die 100 schrägsten Alternativ-Country-Lieder von singenden Schlagzeugern zwischen 1940 und 1950 und Die 64 besten Bob-Dylan-Alben («Rolling Stone»)? Und den: Die 1000 besten ersten Alben südkalifornischer Frickler-Bands.Wir sehen: Es wird schwierig. Ich finde, man sollte wieder Mut zur Lücke haben.Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie

Kolumne

von Christian Hug

ALICE IN CHAINS The Devil Put Dinosaurs HereEMI

ip. Vier Jahre nach „Black Gives Way To Blue“ gibt es Neues aus dem Alice In Chains Camp. Die ursprünglich geplante Veröffent-lichung für Ende 2012 musste aufgrund einer Schulteroperation von Mastermind Jerry Cantrell, der die Schnippelei übrigens gut über-standen hat, verschoben werden. Zwei Songs, „Hollow“ und „Stone“, haben den Weg an die Öffentlich-keit bereits gefunden und lassen Fans mit hängender Zunge auf den Rest warten. „The Devil Put Dino-saurs Here“ liefert den mit Abstand besten Albumtitel seit langem und zeigt die Band zum einen, wie man sie kennt, zum anderen aber auch, wohin sie sich bewegt hat, seit William DuVall die Nachfolge von Layne Staley angetreten hat. Alice In Chains haben ihre Mischung aus Melancholie und Schwere über die Jahre weiterentwickelt und „The Devil Put Dinosaurs Here“ setzt die wahrscheinlich düsterste Marke. Mit Ausnahme von „Voices“, das vergleichsweise flockig und leicht nach den Beatles klingt, zeichnen sich die zwölf Tracks allesamt durch eine Schwermütigkeit aus, die es in der Dichte noch auf kei-nem Vorgängeralbum gegeben hat. Der Opener „Hollow“ ist das erste Video, hat zum Zeitpunkt der Rezen-sion fast 1,5 Millionen Klicks auf Youtube und kletterte in den Mainstream Rock Charts der USA direkt auf den ersten Platz. Das gewohnt treibende Riffing und die auf dem gesamten Album durch-gehenden zweistimmigen Vocals hinterlassen überhaupt keinen Zweifel daran, wohin „The Devil Put Dinosaurs Here“ den Hörer mit-nimmt. „Pretty Done“, „Breath On A Window“ und der Titeltrack sind typische Alice In Chains-Songs mit Trademark-Gitarren-Wehmut und

hypnotischem Vorwärtsdrang. „Lab Monkey“ hat einen leichten Sound-garden-Einschlag und besticht mit einem vergleichsweise exotischen Riff und „Low Ceiling“ klingt nach einem Rocknroller, den man mit Lässigkeit ein paar BPM zu langsam spielt. Das wunderbar getragene „Scalpel“ mit Akustikgitarre und einem auflösenden Refrain setzt als Ballade mit aufhellender Stimmung einen schönen Kontrapunkt in die Trackliste. Eines der besten Riffs der Bandgeschichte liefert danach „Phantom Limb“, ein Highlight des Albums, das genauso gut auch aus den früheren Tagen hätte stammen können und mit einer Portion mehr Heaviness glänzt. „Hung On A Hook“ und „Choke“ beenden das fünfte Studioalbum des Vierers mit wieder-um leiseren Tönen. „The Devil Put Dinosaurs Here“ ist ein Album, das nicht auf Überraschungen setzt oder mit Experimenten und Abgehnum-mern punkten möchte. Das muss es auch nicht, denn Alice In Chains sind eine konstante Grösse, die seit weit über zwanzig Jahren unver-wechselbare Musik von hoher Qualität schreibt und damit immer noch überzeugt. „Dinosaurs“ reiht sich nahtlos in diese Chronik ein. Die Band hat den Verlust ihres Freundes und Sängers mit unglaublich viel Würde, Vorsichtigkeit und Zeit verar-beitet, ohne dass je Zweifel oder Kritik an der neuen Formation auf-gekommen wären. Und vor allem haben sie mit William DuVall einen Musiker gefunden, der diese Verän-derungen mitträgt und die Grenze zwischen Erinnerung und Neuanfang aufgehoben hat. Vor Alice In Chains kann man schlicht nur den Hut ziehen.

CD Mainstream/Indie/Alternative

BON JOVIWhat About NowIsland Records

mv. Mit Bon Jovi ist das so eine Sache in den letzten Jahren. Wer die alten Hairspray- Hard Rock-Klassiker wie "Slippery When Wet" oder "New Jersey" toll fand, war meist enttäuscht ob der Wandlung vom kräftigen

Hard Rock zum sehr poppigen Radio Pop Rock mit vielen Bruce Springsteen- und Country-Anleihen. Auch das neue Album "What About Now" führt leider diese Tradition fort und klingt überhaupt nicht mehr nach Hard Rock. Jeder Song könnte sofort in die Radio Rotation oder in den nächsten Supermarkt als Hintergrund-Musik. Kräftige elektrische Gitarren sind eher selten, viele Songs klingen doch arg nach dem Boss Bruce Springsteen oder sind total aufs Mainstream-Radio zugeschnitten. Das ist alles nicht unbedingt schlecht, es kommt einfach auf die Erwartungshaltung und die Zielgruppe an. Fans der letzten Bon Jovi Alben werden somit auch mit "What About Now" glücklich werden und sich an typischen Bon Jovi Hits wie "Because We Can", "That's What The Water Made Me", "Beautiful World" oder den obligatorischen Balladen "Amen", "Army Of One" und "The Fighter" erfreuen. Das getragene "I'm With You" mit schönem Harmonie-Gesang im Chorus und einem coolem Richie

THROWBACK SUBURBIA

Shot Glass Souvenirwww.throwbacksuburbia.com

rp Portland, Oregon, hat mit Blitzen Trapper, Everclear, The Dandy Warhols The Shins, The Decemberists, The Thermals, Gossip, u.a. eine fruchtbare Indie-rock-Szene. Throwback Suburbia ist ein weiterer Hoffnungs-

träger aus dieser Stadt im Nordwesten der USA. Zwar ist die Band um Sänger und Gitarrist Jimi Evans noch nicht so bekannt, wie einige der eingangs genannten. Das dritte Werk «Shot Glass Souvenir» des 2006 ins Leben gerufenen Quintetts könnte dies aber ändern. Bereits der Auftakt «Give And Take» lässt wenig Zweifel an den Qualitäten der Band. Knackig frische Jangle-Pop-Gitarren werden von unwiderstehlichen Gesangs-harmonien umgarnt. Jimi Evans Den Begriff «hitverdächtig» darf man hier zum ersten aber beileibe nicht zum letzten Mal verwenden. Song Nummer zwei beginnt mit einem trocken groovenden Fundament aus Bass, Drums und Orgel. Die einmal mehr wunderschönen Gesangsharmonien verwandeln «Setting Sun» in tanzbaren Power Pop. Auch der folgende Song «It's You» sorgt für Pop-Hochgefühle, auch wenn er verhaltener klingt. Throwback Suburbia machen hier, nicht zum letzten Mal, gesanglich Referenzen an die Beach Boys. Beim darauf folgenden «Here Again» hat der Fünfer das Tempo erneut gedrosselt. Das gibt der Band einmal mehr die Gelegenheit wunderschön, wehmütige Gesangsharmonien auszubreiten. Ihr untrügliches Gespür für zündende Hooklines ist fast

beängstigend. Etwas später mischen Throwback Suburbia in «Side Effects» eine Spur Doo Wop in ihren Power Pop. Bis zum Schluss steht eines ausser Frage: «Shot Glass Souvenir» ist ein Erstklassealbum, das Fans der Beatles, Rooney, Butch Walker, Off Broadway, Beach Boys, ELO oder der Wondermints in Verzückung bringen sollte.

zwischen die schnelleren Tracks ein, ohne in belanglosen Schmusepop abzudriften. "Ich hör auf mein Herz" ist ein Album mit einer Menge Energie, positiver Ausstrah-lung und der richtigen Portion Schmiss, die eine Platte für den Sommer haben muss. Echt gut!

CHRISTINA STÜRMERIch hör' auf mein HerzUniversal

ip. In einer Zeit, in der Komplimente über Klicks unter Facebookfotos ver-teilt und auch erwartet werden, sind Christina Stürmers Texte ein willkom-mener Denkanstoss. Vor zehn Jahren landete die Österreicherin in der ORF-Castingshow Starmania auf dem zweiten Platz und hat sich seitdem zu einem der erfolgreichsten Exporte ihres Landes gemausert. Mittlerweile ist sie 30 Jahre alt, den Casting-Kinderschuhen längst entwachsen, und man mag es der sympathischen Linzerin wirklich gönnen, dass sie die-sen Absprung gemeistert hat. Mit "Ich hör auf mein Herz" kommt nun ihr sechstes Studioalbum heraus, auf dem man diesen Schritt unmissver-ständlich und endgültig hören kann. Die Verspieltheit ist verschwunden und hat einer gereifteren jungen Frau Platz gemacht. Stürmers Texte bewe-gen sich immer noch in der verklärten Nachdenklichkeit, mit der sie vielen jungen Menschen aus der Seele spricht. Allerdings tut sie das nicht mehr mit der leicht verqueren Unver-ständlichkeit, die früher zu irritiertem Stirnrunzeln geführt hat, sondern verpackt Gedanken in griffige und nachvollziehbare Worte. Verände-rung und Vorwärtsdrang sind die Hauptthemen auf "Ich hör auf mein Herz" und das schlägt sich auch in der Musik nieder. Denn musikalisch bewegen sich Stürmer und ihre Band immer noch im gewohnten Fahrwas-ser des angerockten Mainstream-Pop, aber dies mit einem amtlichen Drive, guten Hooks und grossem Wiederer-kennungswert. Ein paar ruhige Num-mern sind mit beispielsweise "Wieviel wiegt ein Herzschlag" oder "Was machst du wenn die Stadt schläft" auch dabei, sie fügen sich aber in punkto Songwriting wunderbar

ip. Rosenstolz sind auf dem Kompost abgelegt und ob sie je wieder aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden, weiss keiner so genau. Faktum ist, dass Peter Plate, Songwriter und musikalischer Kopf des erfolgreichen Duos, bereits vier Monate nach dem Aus von Rosenstolz sein Soloalbum auf dem Markt hat, was offensichtlich für seinen Schaffensdrang spricht. "Schüchtern ist mein Glück" zeigt ihn auch, wie er am besten kann: Als Popmusiker mit Gespür für Melodie und Hang zur Dramatik. Die Dramatik, die bei Rosenstolz in Form von AnNas Stimme Ausdruck fand, ist auf Plates Soloalbum allerdings eher ein laues Lüftchen und schiebt es in die Nähe des Schlagers. "Mein blauer Sonntag, wie du mich krank machst, nichts fühlt sich richtig, nichts mehr wichtig" ist einerseits reimtechnisch grenzwertig, allerdings könnte es andererseits als Schmankerl für Kenner durchgehen. "Schüchtern ist mein Glück" den Umständen angemessen zu besprechen ist keine leichte Aufgabe. Nach Masstäben der Relevanz und Spannung kann man hier keine Punkte vergeben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine Platte handelt, die einer der erfolgreichsten Songwriter Deutschlands geschrieben hat. Die Erwartung ist ein fieses Tierchen, das einem immer dann um die Nase summt, wenn man es überhaupt nicht brauchen kann und es bleibt der leichte Nachgeschmack, dass Plates Songs die Ausstrahlung einer AnNa R. eben doch brauchen, um nicht seicht zu versinken. Mit "Elektrisch" ist ein Song an Bord, der dem Titel entspricht und die 80er mit typischem Synthie- und Drumcomputersound aufleben lässt und "Gefallen In Love" darf mit Gitarre und einem kruden Englisch-Deutsch-Gemisch fröhlich sein. "Sturm" kommt als B-Version von "Walking On Sunshine" (Katrina & The Waves) nicht aus den Hufen. Eine Perle versteckt sich mit dem Titeltrack "Schüchtern ist mein Glück" auf dem Album, textlich wie musikalisch, denn hier ist Plate ehrlich und unverschnörkelt und man möchte sogar ein kleines bisschen Lindenberg ausmachen. Der Rest bewegt sich allerdings in recht unspannenden, vorwiegend melancholischen Gefilden, mit Schlagereinschlag und ohne grosse Überraschungen. Plate ist und ist nicht Rosenstolz. Plate ist Plate und wem es gefällt, ein bisschen langsamer mit Schmalz zu walzen, der kommt mit "Schüchtern ist mein Glück" wunderbar klar.

PETER PLATESchüchtern ist mein GlückUniversal

20 21

CD Mainstream/Indie/Alternative

Jahren einen Stern in den Him-mel gemeisselt, indem sie sämt-liche Hitparaden knackten und während Wochen die ersten Plätze belegten. Diesen Erfolg konnten sie zwar nicht mehr wiederholen, aber sie sind ihren Fans musikalisch treu geblieben und haben weiterhin auf schwe-bende Popmusik gesetzt. Das hat merkwürdigerweise bei „Waking Up“, ihrem zweiten Album, nicht so ganz geklappt, die Verkaufs-zahlen brachen deutlich ein. Mit „Native“ hat die Saure-Gurken-Zeit allerdings ein Ende. Die erste Single „If I Lose Myself“ ist wie-der auf dem Weg nach ganz oben und bei sämtlichen Radiosta-tionen auf Dauerrotation. Völlig zu Recht, denn das Quintett hat mit diesem Song wieder einen Ohrwurm erster Güte aus dem Hut gezaubert. One Republic haben einfach ein Händchen für Ohrwurmhymnen, die sie mit dickem Teppich unterfüttern. Ein

ONE REPUBLIC NativeInterscope

bisschen Hilfe haben sie aller-dings in Anspruch genommen. Und alleine dafür gebührt „Native“ schon ein Ehrenplatz, denn das Album wartet mit dem Who Is Who des derzeitigen Produzentengilde des Pop auf: Jeff Bhasker, der schon mit allen zwischen den Rolling Stones und Pink gearbeitet hat, Benny Blanco (Rihanna, Flo Rida, Katy Perry) oder Philippe Zdar (Jay-Z, DAft Punk) halfen mit, „Native“ zu veredeln. Wer One Republic schon immer mochte, der wird das neue Album lieben. Und wer dachte, One Republic sei nun gar nicht seine Tasse Tee, der bleibt vielleicht auch bei dieser Mei-nung. Wäre aber schade, denn die Jungs haben ziemlich was auf dem Kasten.

klingt «People, Hell & Angels» eher nach einem Nachspiel zum Debüt «Are You Experienced» denn nach einem Vorläufer zu «Band Of Gypsys». Mehrere Licks und Song-Einstiege erin-nern unverkennbar an Songs aus «Are You Experienced» und zeigen Hendrix's Eigenarten und Vorlieben. Erstaunlich ist die Bandbreite an Stilen von Blues über Psychedelic bis Soul, die Hendrix mit erfrischender Freu-de und Spiellust aufnimmt, da-bei aber fast durchgehend auf ausufernde Gitarrensoli verzich-tet. Das könnte so durchaus auch ein Album des Hendrix-Jüngers Stevie Ray Vaughan selig sein. Alles in allem: Ein tolles Teil! In seiner Einfachheit auch für Nicht-Hendrix-Möger und Hippiesound-Feinde zugänglich und für Hendrix-Fans sowieso ein Muss. Die können dann wieder darüber rätseln, welche und wie genau Hendrix seine Klänge aus der Gitarre holt. Auch wenn das nichts bringt. Denn wie sagte Lemmy «Motorhead» Kilmister über seine Zeit, als er Roadie bei Hendrix war sinngemäss? Er habe jedes Konzert von Jimi backstage mitverfolgt und wisse heute noch nicht, was Hendrix auf der Bühne angestellt hat.

JIMI HENDRIXPeople, Hell & AngelsSony

beruhigend, dass sich Sony ernsthaft die Mühe macht, den Nachlass ordentlich zu verwalten. Mit dem vor drei Jahren erschie-nenen Album «Valleys Of Nep-tune» erschien eine Sammlung bisher unveröffentlichter Songs, die Hendrix zwischen dem 1968 releasten «Electric Ladyland» und Hendrix' unvollendetem Long-player «First Rays Of The New Rising Sun» von 1970 eingespielt

ip. One Republic aus Colorado ha-ben sich mit dem Überhit „Apologize“ vor sechs

hug. Angesichts der Dutzenden von Post-mortem-Veröffentlichun-gen zum Übergott aller Gitarren-götter kam man nie um den Ein-druck herum, dass immer irgend-wer die Aufnahmetaste drückte, wann immer Jimi auch nur die Absicht hatte, seine Gitarre zur Hand zu nehmen. Meistens klin-gen diese Veröffentlichungen denn auch entsprechend unfertig und improvisiert. Da ist es

hatte und von den Hendrix-Erben autorisiert ist. Nun folgt mit «People, Hell & Angels» die Au-farbeitung der Tracks, die Hen-drix 1969 nach der Experience-Phase und vor der Band-of-Gypsis-Ära einsielte, mehrheit-lich mit Musikern wie Schlag-zeuger Buddy Miles und Bassist Billy Cox, die dann auch auf dem sich daraus ergebenden 1970er-Album «Band Of Gypsys» mit-wirkten. Erstaunlicherweise

InseratMaurer

Mit Volbeat ist die Musikwelt um ein Genre reicher geworden, den

Elvis-Metal. Diese neue Schublade hat den Dänen zu einer

beispiellosen Karriere rund um die Welt und auf die grössten Bühnen

verholfen. Nach bisher vier Edelmetall-Alben folgt nun Nummer fünf, dem Gitarrist Nummer vier Rob Caggiano

(davor bei Anthrax angestellt) den letzten Schliff verpassen durfte,

und der im Zuge dessen die Nachfolge von Thomas Bredahl

angetreten hat. Tracks sprach mit Jon Larsen, dem abgeklärten und

freundlichen Drummer der dänischen Erfolgstruppe, der in

der entspannten Umgebung seines Zuhauses Auskunft zu „Outlaw Gentlemen & Shady

Ladies“ und einen Einblick in die dänische Simplizität gab.

Ruhm und Kartoffeln24 25

Mit Volbeat ist die Musikwelt um ein Genre reicher geworden, den

Elvis-Metal. Diese neue Schublade hat den Dänen zu einer

beispiellosen Karriere rund um die Welt und auf die grössten Bühnen

verholfen. Nach bisher vier Edelmetall-Alben folgt nun Nummer fünf, dem Gitarrist Nummer vier Rob Caggiano

(davor bei Anthrax angestellt) den letzten Schliff verpassen durfte,

und der im Zuge dessen die Nachfolge von Thomas Bredahl

angetreten hat. Tracks sprach mit Jon Larsen, dem abgeklärten und

freundlichen Drummer der dänischen Erfolgstruppe, der in

der entspannten Umgebung seines Zuhauses Auskunft zu „Outlaw Gentlemen & Shady

Ladies“ und einen Einblick in die dänische Simplizität gab.

Ruhm und Kartoffeln24 25

Was isst du denn am liebsten?Es gibt in Dänemark etwas, das sich am ehesten mit Kartoffelbrei und Wurst erklären lässt. Schmeckt grossartig! Eigentlich essen Kinder das sehr gerne, aber ich liebe es auch.Die einfachen Sachen sind meist die besten.Absolut! Alles mit Kartoffelbrei ist sehr willkommen (lacht). Aber ich esse auch gerne mal ein gutes Steak. Stimmt es, dass die Beatles dich dazu gebracht haben, mit dem Schlagzeugspielen anzufangen?Sie waren auf jeden Fall ein Hauptgrund. Ich habe sie im TV gesehen, als ich noch ein Kind war und das war für mich das grösste, das ich jemals gesehen hatte. Da sass dieser kleine Typ ganz hinten am Schlagzeug, über den sich alle lustig machten. Aber er lächelte die ganze Zeit und schien total glücklich zu sein. Also dachte ich mir: Das muss ein verdammt guter Job sein, das will ich auch machen, wenn ich gross bin! Wenn man dir beim Spielen zuhört, ist es allerdings nicht ganz einfach, Ringo Starr auszumachen. (Jon lacht.) Hat dich sein Stil beeinflusst?Ja, denn wenn er spielt, folgt er der Gitarre. Das ist auch meine Art zu spielen. Ich weiss, dass es viele Bands gibt, die das genau anders herum machen. Da passen sich die Gitarren dann dem Beat und dem Bass an. Ich habe mich aber immer den Gitarren untergeordnet. Die Sachen, die ich spiele, sollen sich dem Song anpassen und nicht zeigen, was für ein supergeiler Drummer ich bin. Vieles von dem, was andere Drummer drauf haben, könnte ich nie spielen. Ich habe manchmal nicht die geringste Ahnung davon, was die da tun. Ich kann die Gitarren unterstützen, wie Ringo Starr oder Charlie Watts (Rolling Stones) oder Phil Rudd von AC/DC. Würdest du diese beiden Drummer zu deinen Favoriten zählen?Als ich ein Kind war, wollte ich so spielen können wie Ringo oder Charlie Watts. Mein Vater ging damals in die Bibliothek, um Alben von den Beatles und den Stones zu holen, damit ich dazu spielen konnte. Es war nun mal sehr viel einfacher, zu diesen Bands zu spielen, denn du gehst als Anfänger nicht hin und holst dir was von Led Zeppelin. Das war schön leicht zum Nachspielen und irgendwie bin ich daran hängengeblieben. Ich habe mich überhaupt nicht weiterentwickelt (lacht). Das sehen viele Leute bestimmt ganz anders, denn man entwickelt sich ja ständig weiter. Aber vermutlich ist es wie mit dem Essen: Je einfacher, desto besser. (lacht) Genau so sehe ich das auch. Ein Drummer wie Chris Adler von Lamb Of God würde wohl überhaupt nicht zu Volbeat passen, aber er passt perfekt zu Lamb Of God und der Musik, die sie spielen. Umgekehrt würde ich niemals in eine Band wie Lamb Of God hineinpassen. Ich wäre nach zehn Sekunden schon komplett im Eimer, wenn ich sowas spielen müsste. Es kommt immer darauf an, was für Musik du machst. Als Michael die Band zusammengestellt hat, hat er nach einem Drummer gesucht, der die zwei und die vier im Takt auf die Snare bringt. Er hatte davor schon mit all diesen Schlagzeugern gespielt, die triolische Breaks und Fills konnten. Aber danach wollte er jemanden haben, der einfach den Beat hält. Da hat er in dir den Richtigen gefunden. Es sieht so aus (lacht).

übernimmt. Manchmal kommt er mit komplett fertigen Songs in den Proberaum, manchmal aber auch mit einzelnen Riffs oder Teilen eines Songs, an denen wir dann zusammen arbeiten. Manchmal kommt was Gutes dabei raus, manchmal aber auch überhaupt nichts. Viele Songs entstehen aber auch auf Tour. Michael hat immer ein Aufnahmegerät dabei, auf dem er dann die gesammelten Werke mit nach Hause nimmt und dort daran weiterbastelt. Wie lange haben die Aufnahmen an „Outlaw Gentlemen“ gedauert?Insgesamt sechs Wochen.Das ist schnell!Ja, wir mögen es, schnell zu arbeiten.Habt ihr Gastmusiker auf den Album?Oh, ja! Die haben wir immer, auch auf diesem Album.

ip. Ihr habt bisher mit Jacob Hansen gearbeitet, der auch dieses Mal wieder an den Reglern sass. Zusätzlich habt ihr jedoch auch Rob Caggiano ins Boot geholt, der bis dahin hauptberuflich Gitarrist bei Anthrax war. Wir kannten Rob schon ungefähr zwei Jahre. Er spielte Gitarre bei The Damned Things, die mit uns als Support auf Tour waren. Wir haben uns so kennengelernt und es lief darauf hinaus, dass er fast jeden Abend aus Spass mit uns auf der Bühne stand. Irgendwann auf dieser Tour sagte er, dass er uns wahnsinnig gerne produzieren würde, wenn sich die Gelegenheit böte. Wir fanden die Idee gut und wollten das ausprobieren. Als er dann verfügbar war, fragten wir ihn nochmal an und er sagte zu. Wir wollten aber auch Jacob dabei haben. Das war wichtig für uns, aber auch für Rob, denn Jacob weiss genau, wie wir arbeiten. Das hat allen geholfen und die Zusammenarbeit hat grossartig

Gitarren und mehr „echte“ Soli, wenn man das so nennen kann. Steht euch sehr gut!Ja! Finde ich auch (lacht).Um nochmal auf Mercyful Fate zu sprechen zu kommen: Hank Sherman, deren Gitarrist, hat bei euch ausgeholfen. Hank hat ja einen ganz anderen musikalischen Background, andererseits ist Michael aber auch ein grosser Fan von Mercyful Fate. Wie kam es dazu, dass Hank bei euch gelandet ist?Das kam deshalb, weil wir sehr schnell einen Gitarristen brauchten. Michael hatte Hank in den letzten paar Jahren einige Male getroffen, aber nie wirklich mit ihm über Gitarrenkram gesprochen. Wir brauchten also jemanden, der unsere Songs sehr schnell lernen konnte und vermutlich hatte Michael Hanks Nummer in seinem Telefonbuch. Er hat ihm dann gesagt, dass in einem Monat die Tour anfängt und ob er aushelfen könne, worauf wir seine Zusage bekamen. Er war dann für gute sechs Monate bei uns. Das war definitiv ein Bonbon für Michael und mich (lacht), weil wir beide schon sehr lange grosse Fans von Mercyful Fate sind. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder, als Hank zusagte.Eines der besten Albumcover überhaupt ist das ihres 1984er Albums „Don't Break The Oath“. Oh, ja, ein Klassiker! Da stimme ich absolut zu.Wie geht es eigentlich Thomas Bredahl? Spielt er wieder?Ich weiss, dass er seit kurzem wieder Musik macht. Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, hatte er gerade wieder angefangen, mit seinen alten Kumpels zu spielen. Ich glaube, er hat auch ein neues Projekt, an dem er arbeitet. Aber er ist glücklich zusammen mit seiner Familie und ist vor Weihnachten nochmals Vater einer Tochter geworden. Er geht in seiner Rolle als Familienmensch auf. Gibt es da also kein böses Blut nach der Trennung?Nein, auf keinen Fall. Wir sprechen hier und da zusammen, alles ist gut. Was viele Leute an Volbeat fasziniert, ist die Tatsache, dass ihr innerhalb weniger Jahre eine der grössten Bands Europas geworden seid. Es ist noch nicht so lange her, da habt ihr noch im BörömPömPöm in Oberentfelden im Vorprogramm von Hatesphere und Raunchy gespielt. Was sind deine persönlichen Lieblingsmomente auf diesem Weg?Das ist sehr schwierig zu sagen, weil es einfach zu viele sind. (Überlegt.) Dazu gehören aber definitiv der Auftritt bei Rock am Ring 2010, weil ich davor noch nie so viele Leute vor der Bühne gesehen hatte. Dann das Eröffnungskonzert auf der Main Stage beim Roskilde Festival in Dänemark 2007, weil wir als Kids früher immer dahin gegangen sind. Und unsere erste Goldene Schallplatte in Dänemark, die wir für unser zweites Album „Rock The Rebel / Metal The Devil“ bekommen haben. Die Tour mit Metallica war fantastisch. Und im Z7 in der Schweiz zu spielen war auch immer grossartig, das ist eine tolle Halle mit einer sehr netten Crew. Aber es ist wirklich schwierig, Highlights aus dieser Menge an überwältigenden Momenten herauszupicken. Ihr seid auch eine der wenigen Bands, die es in Amerika geschafft haben. Wann habt ihr zuletzt dort gespielt?Das war letzten Juni.Ihr fahrt jetzt im März wieder für eine ziemlich grosse Tour dort hin. Einige Shows sind bereits ausgebucht. Nehmt ihr einen Support mit?Ja, Danko Jones wird uns begleiten. Das hört sich nach einem Kracherpaket an. Wie ist es für euch, in Amerika zu spielen? Gibt es Unterschiede zu Europa?Was das Publikum angeht, ist es nicht gross anders als in Europa. Aber das Essen ist furchtbar. Ich bevorzuge definitiv europäisches Essen (lacht). Du hattest in einem anderen Interview schon mal bemerkt, dass es das Essen ist, was du am Touren am liebsten magst. (Jon lacht.) Kochst du selber auch, oder bist du eher ein guter Esser?Ich bin überhaupt kein guter Koch, das muss ich zugeben. Ich bin besser im Essen vernichten als im Essen herstellen. Meine Frau nickt gerade heftig! Ich bin wirklich ein sehr schlechter Koch.

geklappt. Und aus dieser Zusammenarbeit heraus wurde Rob dann der neue Gitarrist bei Volbeat.Ja (lacht). Das war definitiv überhaupt nicht geplant. Vielleicht weißt Du, dass er Anthrax verlassen hatte, bevor er nach Dänemark kam. Wir brauchten einen neuen Gitarristen und hatten eigentlich jemanden, der letztendlich aber nicht mit unserem Zeitplan kompatibel war. Also waren wir wieder zum Trio geschrumpft. Während der Aufnahmen fragte Michael also Rob, ob er die Gitarren und ein paar Soli einspielen würde. Und Rob wollte. Wir haben ein paar Mal zusammen gejammt und das hat sich gut und richtig angefühlt.

Michael hat Rob dann irgendwann die berühmte Frage gestellt und nach kurzer Bedenkzeit hat sich Rob zum Glück für uns entschieden. Die Produktion von „Outlaw Gentlemen“ klingt sehr transparent, klar und ausgewogen. Man hört Robs Einfluss darin. Wie hat euch seine Arbeit beeinflusst?Das war einer der Gründe dafür, warum wir etwas Neues ausprobieren wollten, ohne alles andere komplett zu verändern. Wir waren gespannt darauf, wo Rob uns als Produzent hinführen würde. Der Sound ist tatsächlich cleaner. Wir haben seine Produktion auf dem letzten Anthrax-Album gehört und mochten diesen Sound sehr. Nicht, dass wir wie Anthrax klingen wollten, denn Anthrax gibt es bereits. Wir wollten einfach frisches Blut im Volbeat-Sound haben. Und mit Rob an der Gitarre wurde es dann sogar noch besser. War Rob auch am Songwritingprozess beteiligt, oder waren die Songs schon fertig, bevor er zu euch kam?Nein, die Songs waren praktisch fertig, bevor wir ins Studio gingen. Wir ziehen es vor, gut vorbereitet ins Studio zu gehen. Einige Kleinigkeiten haben wir im Studio umgeschrieben, weil Rob ein paar gute Vorschläge brachte. Wie schreibt ihr generell eure Songs? Entstehen die im Übungsraum als Band, oder ist es hauptsächlich Michael, der die Ideen bringt?Natürlich ist es hauptsächlich Michael, der den Grossteil davon

Kannst du einige nennen?(zögert einen Augenblick) Du hast die sechs Promosongs gehört, richtig?Ja. Und dabei ist mir vor allem „Room 24“ aufgefallen. Da hört sich jemand verdächtig nach King Diamond an.Hmm... Ja, das hört sich sehr nach ihm an. (lacht)Und auf „Lonesome Rider“ singt eine Frau mit, die ich aber nicht erkannt habe. Ja, das ist Sarah Blackwood. Sie ist die Sängerin einer kanadischen Bands namens The Creepshow. Ich habe allerdings gehört, dass sie nicht mehr in der Band ist, bin mir aber nicht ganz sicher. (Sarah Blackwood ist

tatsächlich im Juli 2012 bei der bekannten Psychobillyband aus Ontario ausgestiegen, um sich auf ihre Solokarriere zu konzentrieren. Anm. d. Red.) Wir haben sie kontaktiert, weil wir ihre Stimme sehr mögen und sie mit auf dem Album haben wollten. Glücklicherweise hatte sie Zeit und konnte „Lonesome Rider“ mit ihrer Stimme veredeln. Die sechs Vorab-Songs sind stilistisch sehr breit gefächert. Da ist „Room 24“, der sehr düster klingt, daneben das Rockabilly-Stück „The Lonesome Rider“ und „The Cape Of Our Hero“, das einen sehr stadionmässigen Refrain hat. Die Songs hinterlassen insgesamt einen etwas melodischeren Eindruck, verglichen mit euren älteren Sachen. (überlegt) Ich denke, wir hatten immer schon viel Melodie in unserer Musik. Wir hatten auch immer schon härtere Momente, vielleicht nicht dunkler, aber härter. Ich glaube, das war immer schon da, seit dem ersten Album. Vielleicht sind die immer besseren Produktionen ein Grund dafür, warum man den Eindruck haben könnte, dass die Songs melodiöser werden.Es klingt ganz eindeutig immer noch nach Volbeat, aber man kann schon die eine oder andere Veränderung hören. Mir ist vor allem die zweistimmige Gitarrenarbeit bei „Pearl Heart“ aufgefallen, die man in der Art bisher nicht von Volbeat kannte.Das war auch einer der Gründe, warum wir jemanden wie Rob in der Band haben wollten. Michael wollte mehr Harmonien in den

Was das Publikum angeht, ist es in Amerika nicht gross anders als in Europa. Aber das Essen ist furchtbar.

VOLBEATOutlaw Gentlemen & Shady LadiesUniversal 1. Let's Shake Some Dust

2. Pearl Hart 3. The Nameless One 4. Dead But Rising 5. Cape Of Our Hero 6. Room 24 7. The Hangman's Body Count 8. My Body 9. Lola Montez 10. Black Bart 11. Lonesome Rider12. The Sinner Is You 13. Doc Holliday 14. Our Loved Ones

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Was isst du denn am liebsten?Es gibt in Dänemark etwas, das sich am ehesten mit Kartoffelbrei und Wurst erklären lässt. Schmeckt grossartig! Eigentlich essen Kinder das sehr gerne, aber ich liebe es auch.Die einfachen Sachen sind meist die besten.Absolut! Alles mit Kartoffelbrei ist sehr willkommen (lacht). Aber ich esse auch gerne mal ein gutes Steak. Stimmt es, dass die Beatles dich dazu gebracht haben, mit dem Schlagzeugspielen anzufangen?Sie waren auf jeden Fall ein Hauptgrund. Ich habe sie im TV gesehen, als ich noch ein Kind war und das war für mich das grösste, das ich jemals gesehen hatte. Da sass dieser kleine Typ ganz hinten am Schlagzeug, über den sich alle lustig machten. Aber er lächelte die ganze Zeit und schien total glücklich zu sein. Also dachte ich mir: Das muss ein verdammt guter Job sein, das will ich auch machen, wenn ich gross bin! Wenn man dir beim Spielen zuhört, ist es allerdings nicht ganz einfach, Ringo Starr auszumachen. (Jon lacht.) Hat dich sein Stil beeinflusst?Ja, denn wenn er spielt, folgt er der Gitarre. Das ist auch meine Art zu spielen. Ich weiss, dass es viele Bands gibt, die das genau anders herum machen. Da passen sich die Gitarren dann dem Beat und dem Bass an. Ich habe mich aber immer den Gitarren untergeordnet. Die Sachen, die ich spiele, sollen sich dem Song anpassen und nicht zeigen, was für ein supergeiler Drummer ich bin. Vieles von dem, was andere Drummer drauf haben, könnte ich nie spielen. Ich habe manchmal nicht die geringste Ahnung davon, was die da tun. Ich kann die Gitarren unterstützen, wie Ringo Starr oder Charlie Watts (Rolling Stones) oder Phil Rudd von AC/DC. Würdest du diese beiden Drummer zu deinen Favoriten zählen?Als ich ein Kind war, wollte ich so spielen können wie Ringo oder Charlie Watts. Mein Vater ging damals in die Bibliothek, um Alben von den Beatles und den Stones zu holen, damit ich dazu spielen konnte. Es war nun mal sehr viel einfacher, zu diesen Bands zu spielen, denn du gehst als Anfänger nicht hin und holst dir was von Led Zeppelin. Das war schön leicht zum Nachspielen und irgendwie bin ich daran hängengeblieben. Ich habe mich überhaupt nicht weiterentwickelt (lacht). Das sehen viele Leute bestimmt ganz anders, denn man entwickelt sich ja ständig weiter. Aber vermutlich ist es wie mit dem Essen: Je einfacher, desto besser. (lacht) Genau so sehe ich das auch. Ein Drummer wie Chris Adler von Lamb Of God würde wohl überhaupt nicht zu Volbeat passen, aber er passt perfekt zu Lamb Of God und der Musik, die sie spielen. Umgekehrt würde ich niemals in eine Band wie Lamb Of God hineinpassen. Ich wäre nach zehn Sekunden schon komplett im Eimer, wenn ich sowas spielen müsste. Es kommt immer darauf an, was für Musik du machst. Als Michael die Band zusammengestellt hat, hat er nach einem Drummer gesucht, der die zwei und die vier im Takt auf die Snare bringt. Er hatte davor schon mit all diesen Schlagzeugern gespielt, die triolische Breaks und Fills konnten. Aber danach wollte er jemanden haben, der einfach den Beat hält. Da hat er in dir den Richtigen gefunden. Es sieht so aus (lacht).

übernimmt. Manchmal kommt er mit komplett fertigen Songs in den Proberaum, manchmal aber auch mit einzelnen Riffs oder Teilen eines Songs, an denen wir dann zusammen arbeiten. Manchmal kommt was Gutes dabei raus, manchmal aber auch überhaupt nichts. Viele Songs entstehen aber auch auf Tour. Michael hat immer ein Aufnahmegerät dabei, auf dem er dann die gesammelten Werke mit nach Hause nimmt und dort daran weiterbastelt. Wie lange haben die Aufnahmen an „Outlaw Gentlemen“ gedauert?Insgesamt sechs Wochen.Das ist schnell!Ja, wir mögen es, schnell zu arbeiten.Habt ihr Gastmusiker auf den Album?Oh, ja! Die haben wir immer, auch auf diesem Album.

ip. Ihr habt bisher mit Jacob Hansen gearbeitet, der auch dieses Mal wieder an den Reglern sass. Zusätzlich habt ihr jedoch auch Rob Caggiano ins Boot geholt, der bis dahin hauptberuflich Gitarrist bei Anthrax war. Wir kannten Rob schon ungefähr zwei Jahre. Er spielte Gitarre bei The Damned Things, die mit uns als Support auf Tour waren. Wir haben uns so kennengelernt und es lief darauf hinaus, dass er fast jeden Abend aus Spass mit uns auf der Bühne stand. Irgendwann auf dieser Tour sagte er, dass er uns wahnsinnig gerne produzieren würde, wenn sich die Gelegenheit böte. Wir fanden die Idee gut und wollten das ausprobieren. Als er dann verfügbar war, fragten wir ihn nochmal an und er sagte zu. Wir wollten aber auch Jacob dabei haben. Das war wichtig für uns, aber auch für Rob, denn Jacob weiss genau, wie wir arbeiten. Das hat allen geholfen und die Zusammenarbeit hat grossartig

Gitarren und mehr „echte“ Soli, wenn man das so nennen kann. Steht euch sehr gut!Ja! Finde ich auch (lacht).Um nochmal auf Mercyful Fate zu sprechen zu kommen: Hank Sherman, deren Gitarrist, hat bei euch ausgeholfen. Hank hat ja einen ganz anderen musikalischen Background, andererseits ist Michael aber auch ein grosser Fan von Mercyful Fate. Wie kam es dazu, dass Hank bei euch gelandet ist?Das kam deshalb, weil wir sehr schnell einen Gitarristen brauchten. Michael hatte Hank in den letzten paar Jahren einige Male getroffen, aber nie wirklich mit ihm über Gitarrenkram gesprochen. Wir brauchten also jemanden, der unsere Songs sehr schnell lernen konnte und vermutlich hatte Michael Hanks Nummer in seinem Telefonbuch. Er hat ihm dann gesagt, dass in einem Monat die Tour anfängt und ob er aushelfen könne, worauf wir seine Zusage bekamen. Er war dann für gute sechs Monate bei uns. Das war definitiv ein Bonbon für Michael und mich (lacht), weil wir beide schon sehr lange grosse Fans von Mercyful Fate sind. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder, als Hank zusagte.Eines der besten Albumcover überhaupt ist das ihres 1984er Albums „Don't Break The Oath“. Oh, ja, ein Klassiker! Da stimme ich absolut zu.Wie geht es eigentlich Thomas Bredahl? Spielt er wieder?Ich weiss, dass er seit kurzem wieder Musik macht. Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, hatte er gerade wieder angefangen, mit seinen alten Kumpels zu spielen. Ich glaube, er hat auch ein neues Projekt, an dem er arbeitet. Aber er ist glücklich zusammen mit seiner Familie und ist vor Weihnachten nochmals Vater einer Tochter geworden. Er geht in seiner Rolle als Familienmensch auf. Gibt es da also kein böses Blut nach der Trennung?Nein, auf keinen Fall. Wir sprechen hier und da zusammen, alles ist gut. Was viele Leute an Volbeat fasziniert, ist die Tatsache, dass ihr innerhalb weniger Jahre eine der grössten Bands Europas geworden seid. Es ist noch nicht so lange her, da habt ihr noch im BörömPömPöm in Oberentfelden im Vorprogramm von Hatesphere und Raunchy gespielt. Was sind deine persönlichen Lieblingsmomente auf diesem Weg?Das ist sehr schwierig zu sagen, weil es einfach zu viele sind. (Überlegt.) Dazu gehören aber definitiv der Auftritt bei Rock am Ring 2010, weil ich davor noch nie so viele Leute vor der Bühne gesehen hatte. Dann das Eröffnungskonzert auf der Main Stage beim Roskilde Festival in Dänemark 2007, weil wir als Kids früher immer dahin gegangen sind. Und unsere erste Goldene Schallplatte in Dänemark, die wir für unser zweites Album „Rock The Rebel / Metal The Devil“ bekommen haben. Die Tour mit Metallica war fantastisch. Und im Z7 in der Schweiz zu spielen war auch immer grossartig, das ist eine tolle Halle mit einer sehr netten Crew. Aber es ist wirklich schwierig, Highlights aus dieser Menge an überwältigenden Momenten herauszupicken. Ihr seid auch eine der wenigen Bands, die es in Amerika geschafft haben. Wann habt ihr zuletzt dort gespielt?Das war letzten Juni.Ihr fahrt jetzt im März wieder für eine ziemlich grosse Tour dort hin. Einige Shows sind bereits ausgebucht. Nehmt ihr einen Support mit?Ja, Danko Jones wird uns begleiten. Das hört sich nach einem Kracherpaket an. Wie ist es für euch, in Amerika zu spielen? Gibt es Unterschiede zu Europa?Was das Publikum angeht, ist es nicht gross anders als in Europa. Aber das Essen ist furchtbar. Ich bevorzuge definitiv europäisches Essen (lacht). Du hattest in einem anderen Interview schon mal bemerkt, dass es das Essen ist, was du am Touren am liebsten magst. (Jon lacht.) Kochst du selber auch, oder bist du eher ein guter Esser?Ich bin überhaupt kein guter Koch, das muss ich zugeben. Ich bin besser im Essen vernichten als im Essen herstellen. Meine Frau nickt gerade heftig! Ich bin wirklich ein sehr schlechter Koch.

geklappt. Und aus dieser Zusammenarbeit heraus wurde Rob dann der neue Gitarrist bei Volbeat.Ja (lacht). Das war definitiv überhaupt nicht geplant. Vielleicht weißt Du, dass er Anthrax verlassen hatte, bevor er nach Dänemark kam. Wir brauchten einen neuen Gitarristen und hatten eigentlich jemanden, der letztendlich aber nicht mit unserem Zeitplan kompatibel war. Also waren wir wieder zum Trio geschrumpft. Während der Aufnahmen fragte Michael also Rob, ob er die Gitarren und ein paar Soli einspielen würde. Und Rob wollte. Wir haben ein paar Mal zusammen gejammt und das hat sich gut und richtig angefühlt.

Michael hat Rob dann irgendwann die berühmte Frage gestellt und nach kurzer Bedenkzeit hat sich Rob zum Glück für uns entschieden. Die Produktion von „Outlaw Gentlemen“ klingt sehr transparent, klar und ausgewogen. Man hört Robs Einfluss darin. Wie hat euch seine Arbeit beeinflusst?Das war einer der Gründe dafür, warum wir etwas Neues ausprobieren wollten, ohne alles andere komplett zu verändern. Wir waren gespannt darauf, wo Rob uns als Produzent hinführen würde. Der Sound ist tatsächlich cleaner. Wir haben seine Produktion auf dem letzten Anthrax-Album gehört und mochten diesen Sound sehr. Nicht, dass wir wie Anthrax klingen wollten, denn Anthrax gibt es bereits. Wir wollten einfach frisches Blut im Volbeat-Sound haben. Und mit Rob an der Gitarre wurde es dann sogar noch besser. War Rob auch am Songwritingprozess beteiligt, oder waren die Songs schon fertig, bevor er zu euch kam?Nein, die Songs waren praktisch fertig, bevor wir ins Studio gingen. Wir ziehen es vor, gut vorbereitet ins Studio zu gehen. Einige Kleinigkeiten haben wir im Studio umgeschrieben, weil Rob ein paar gute Vorschläge brachte. Wie schreibt ihr generell eure Songs? Entstehen die im Übungsraum als Band, oder ist es hauptsächlich Michael, der die Ideen bringt?Natürlich ist es hauptsächlich Michael, der den Grossteil davon

Kannst du einige nennen?(zögert einen Augenblick) Du hast die sechs Promosongs gehört, richtig?Ja. Und dabei ist mir vor allem „Room 24“ aufgefallen. Da hört sich jemand verdächtig nach King Diamond an.Hmm... Ja, das hört sich sehr nach ihm an. (lacht)Und auf „Lonesome Rider“ singt eine Frau mit, die ich aber nicht erkannt habe. Ja, das ist Sarah Blackwood. Sie ist die Sängerin einer kanadischen Bands namens The Creepshow. Ich habe allerdings gehört, dass sie nicht mehr in der Band ist, bin mir aber nicht ganz sicher. (Sarah Blackwood ist

tatsächlich im Juli 2012 bei der bekannten Psychobillyband aus Ontario ausgestiegen, um sich auf ihre Solokarriere zu konzentrieren. Anm. d. Red.) Wir haben sie kontaktiert, weil wir ihre Stimme sehr mögen und sie mit auf dem Album haben wollten. Glücklicherweise hatte sie Zeit und konnte „Lonesome Rider“ mit ihrer Stimme veredeln. Die sechs Vorab-Songs sind stilistisch sehr breit gefächert. Da ist „Room 24“, der sehr düster klingt, daneben das Rockabilly-Stück „The Lonesome Rider“ und „The Cape Of Our Hero“, das einen sehr stadionmässigen Refrain hat. Die Songs hinterlassen insgesamt einen etwas melodischeren Eindruck, verglichen mit euren älteren Sachen. (überlegt) Ich denke, wir hatten immer schon viel Melodie in unserer Musik. Wir hatten auch immer schon härtere Momente, vielleicht nicht dunkler, aber härter. Ich glaube, das war immer schon da, seit dem ersten Album. Vielleicht sind die immer besseren Produktionen ein Grund dafür, warum man den Eindruck haben könnte, dass die Songs melodiöser werden.Es klingt ganz eindeutig immer noch nach Volbeat, aber man kann schon die eine oder andere Veränderung hören. Mir ist vor allem die zweistimmige Gitarrenarbeit bei „Pearl Heart“ aufgefallen, die man in der Art bisher nicht von Volbeat kannte.Das war auch einer der Gründe, warum wir jemanden wie Rob in der Band haben wollten. Michael wollte mehr Harmonien in den

Was das Publikum angeht, ist es in Amerika nicht gross anders als in Europa. Aber das Essen ist furchtbar.

VOLBEATOutlaw Gentlemen & Shady LadiesUniversal 1. Let's Shake Some Dust

2. Pearl Hart 3. The Nameless One 4. Dead But Rising 5. Cape Of Our Hero 6. Room 24 7. The Hangman's Body Count 8. My Body 9. Lola Montez 10. Black Bart 11. Lonesome Rider12. The Sinner Is You 13. Doc Holliday 14. Our Loved Ones

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Hard/Heavy/Metal CD KINGDOM COMEOutlier Steamhammer

mv. Kingdom Come sind endlich wie-der mit ein-em neuen Album am Start. Geschlagene

Hard/Heavy/Metal CD

zweites Album "The Mouths Of Madness" legen die Kalifornier von Orchid eine EP namens "Wizard Of War" vor. Die Songs der Retro Doom Rocker zün-den sofort, allen voran das neue "Wizard Of War" (ein richtiger Groove Song mit einem packenden Riff). Dane-ben finden sich das gemässig-tere "Demon's Eyes" sowie das psychedelische "Albatross", welches vom Debüt "Capri-corn" stammt. Die EP kommt auch als limitierte 10" Version auf Vinyl, und so dürfte das psychedelische Artwork voll zur Geltung kommen. Live sind Orchid übrigens am 7. Mai 2013 im Kiff (Aarau) zusam-men mit den Schweden von Witchcraft zu begutachten – ein Pflichttermin.

HEAVEN SHALL BURNVetoCentury Media/EMI

VOIVOD Target EarthCentury Media / EMI

lg. Mit "Target Earth" legen die Science-Fiction Progressive-Thrash-Metaller Voivod ihr dreizehntes reguläres Studioalbum vor. Die Karriere dieser kanadischen Ausnahmeband hat so viele Unruhen und Veränderungen ertragen müssen wie die Musik selbst. Auf "Target Earth" konnten Voivod zum ersten Mal nicht auf Gitarrenspuren des 2005 verstorben Gitarristen Denis "Piggy" D'Amour zurückgreifen, was die Angelegenheit noch etwas spannender macht. Daniel "Chewy" Mongrain, ein Voivod-Fan der ersten Stunde und Wundergitarrist der technischen Death Metaller von Martyr, komplettiert das Line-up um Snake (v.), Blacky (bs.) Und dem einzigen konstanten Voivod-Mitglied Away (dr.). Schon als Tour-Besetzung gefestigt haben die "neuen" Voivod aufgrund der Fanresonanzen Lunte gerochen und entschieden, ein Album aufzunehmen. "Target Earth" beinhaltet alles, was Voivod ausmacht: grandiose, sehr technische und abgefahrene Gitarrenarbeit, kongeniales Drumming von Away (der sich auf für das Artwork verantwortlich zeigt), der etwas nasale und doch raue Gesang von Snake sowie längere, kompliziert arrangiertem,

vertrackte und doch in sich schlüssige Tracks. Schon der Opener "Target Earth" verlangt dem Hörer vieles ab. "Kluskap O'Kom" und "Corps Etranger" sind eher klassische und schnelle Voivod-Song, aber dennoch genial. Das eher ruhige "Empathy For The Enemy" zieht den Hörer in bizarre progressive Klanglandschaften. Target Earth deckt musikalisch fast das gesamte Voivod-sche Spektum ab und kann wohl am ehesten in der Nähe des Klassikers "Nothingface" eingeordnet werden (allem voran der vorab ausgekoppelte Track "Mechanical Mind"). Vergleiche zu anderen Bands lassen sich aufgrund der Einzigartigkeit von Voivod eh keine ziehen. Voivod sind wieder da und wie! Target Earth braucht aufgrund seiner Komplexität viele Hördurchläufe, doch wird der Hörer dann mit komplexen und doch eingängigen Klanggebilden belohnt. Ganz grosses Ohrenkino!

28

Inserat

MEGADETH

vier Jahre mussten die Fans auf Nachschlag zum 2009er Werk "Magnified" warten (das "Rendered Waters" Album von 2011 war kein reguläres Album und enthielt vor allem Rerecor-dings alter Klassiker). Aber das Warten hat sich mal wieder gelohnt. Kingdom Come-Master-mind Lenny Wolf hat sich zudem einmal mehr echt bis zum Maxi-mum selbst verwirklicht. So hat Lenny das neue Album nicht nur selber produziert und aufgenom-men sondern auch sämtliche Instrumente bis auf die Solo-gitarren von Eric Forester selber eingespielt. Respekt. "Outlier" führt dabei die Tradition der letzten Alben konsequent fort, das heisst die Led Zeppelin-Anleihen der alten Zeiten sind verschwun-den, dafür hat sich die Band längst ein eigenes Klang-Univer-sum erschaffen. Die Platte bewegt sich ausschliesslich im gemässigten Midtempo-Bereich, dies bedeutet bei Kingdom Come natürlich nicht, dass es langweilig wird sondern dass die Songs sehr durchdacht sind und extrem viel Tiefgang haben. Atmosphäre heisst das Zauberwort. Zudem experimentiert Lenny wie schon in der Vergangenheit öfters mit elektronischen Spielereien und genrefremden Einflüssen, was ihm aber immer super gelingt und zur Atmosphäre des jeweiligen Songs beiträgt (bestes Beispiel ist "Rough Ride Rallye", ein kleiner Hit für aufgeschlossene Gemü-ter). "Holy Curtain", "God Does Not Sing Our Song", "Don't Want To Wait", "When Colors Break The Grey", die Liste an genialen Gänsehaut-Songs ist auch dies-mal wieder sehr lang ausgefallen. Die Stimme von Lenny ist dazu wie immer das Markenzeichen der Band und drückt herrlich viel Weltschmerz aus, was super in unsere heutige Zeit passt. Mit "The Trap Is Alive" gibt's dann noch einen fett rockenden Ohr-wurm, der auch auf die ersten beiden Kingdom Come Klassiker gepasst hätte. Kingdom Come Fans müssen zuschlagen und wissen eh Bescheid. In die Klang-welt von Lenny Wolf taucht man am besten mit ein paar Kerzen, einem Glas guten Whisky, Kopf-hörer und viel Zeit ein. Es lohnt sich.

ORCHIDWizard Of WarNuclear Blast / Warner

lg. Als Appetizer auf ihr im Frühjahr erschei-nendes neues und

Korsett einer Schubladisierung und beziehen Einflüsse aus den verschiedenen Facetten des Death-Metals sowie ähneln so-gar etwas der Kreator-Ausgabe 2012 ("Phantom Antichrist"). Auch finden sich auf Veto elektronische und sehr atmos-phärische Einsprengsel (zum Beispiel auf dem epischen Monstertrack "Hunters Will Be Huntered" oder auf "Die Stürme Rufen Dich"). Immer sehr heavy, melodisch, spannenden, majes-tätisch und mit intelligenten Texten versehen (Fokus auf soziale und ökologische The-men) produzieren Heaven Shall Burn Metal, der sich nicht in die Vergangenheit orientiert sondern zielgerichtet in die Zukunft schaut und den Hörer wachrüt-teln will. Der sehr aggressive Gesang von Marcus tut sein Übriges zum packenden Ge-samtbild. Auch die Blind Guardian Coverversion vom Song "Valhalla" fügt sich perfekt ein. Veto ist ganz grosses Ohren-kino und ein gigantisches Album moderner Machart geworden.

lg. Die deutsche Metal-Band Heaven Shall Burn setzt auf ihrem sieb-ten Album

namens "Veto" die Messlatte sehr hoch an. Seit 15 Jahrens schon aktiv und in den Nuller-Jahren als Metalcore bezeichnet, sprengen Heaven Shall Burn das enge

SODOMEpitome Of TortureSteamhammer/SPV

mit den Alben "Agent Orange" (1989), "Better Off Dead" (1990) und

"Tapping The Vein" (1992) feiern, doch geniessen Sodom auf-grund ihrer frühen Taten ("In The Sign Of Evil" und "Obses-sed By Cruelty") grosses An-sehen im Extrem-Metal-Under-ground. "Epitome Of Torture" ist nun Studio-Album Nr. 14 und bietet wie eh und je unbarmher-zige Thrash-Metal Salven mit martialischen und gleichzeitig sehr kritischen Lyrics. Gitarrist Bernemann glänzt durch tolles Spiel inklusive Soli und Tom legt ganz Lemmy-like ein sehr solides Fundament. Der neue Drummer Makka gibt hier seinen Einstand auf Tonträger. Highlights sind der Titelsong "Epitome Of Torture", der Song

"Katjuscha" über den gleich-namigen russischen Raketenwerfer, das sehr harte "Stigmatized" und "Into The Skies Of War" (ganz nach Toms Vorbildern Tank und Motörhead) Abgerundet wird das sehr gelungene Album durch ein tolles Artwork mit Band-maskottchen Knarrenheinz und eine solide Produktion von Waldemar Sorychta. Die limitierte Ausgabe von "Epitome Of Torture" sowie die Doppel-LP kommen mit zwei bzw. drei Bonussongs, welche für dieses Review leider nicht vorlagen. Wer in die Geschichte dieses aussergewöhnlichen Trios mit Tom Angelripper als einzige Konstante tiefer eintauchen möchte, dem sei die sehenswerte und sehr ausführliche zweiteilige Banddokumentation Lords Of Depravity ans Herz gelegt.

CODE OF SILENCEDark Skies Over BabylonMausoleum Records

(Eden's Curse) gegründet wurde und eigentlich eine rein schottische Metalband werden sollte. Nach einigen Start-schwierigkeiten wurde das Line-Up schlussendlich mit Gitarrist Ben Randall (Power Quest) und dem brasiliani-schen Sänger Gus Monsanto (Timo Tolkki's Revolution Renaissance, Takara, Adagio) aufgestellt, wobei Paul Logue sich nur noch um das Song-writing und die Produktion kümmerte und James Murray den Bass-Posten überliess. Trotzdem klingt "Dark Skies Over Babylon", das Debut-album von Code Of Silence, sehr oft nach Eden's Curse, was natürlich als Kompliment gewertet werden darf und für die Qualität des Albums spricht. Auch Yngwie Malm-steen's Rising Force oder Impellitteri lassen öfters mal grüssen, dies vor allem dank der sehr virtuosen Gitarren-arbeit von Ben Randall. Der

mv. Code Of Silen-ce sind eine neue Band, welche von Paul Logue

Gesang von Gus Monsanto passt perfekt und wird Fans von Stratovarius, Angra oder Power Quest begeistern. Highlights sind der knackige Opener "Bitter Sweet Paradise", das hymnische "Black Abyss", die epische Halbballade "Dark Skies Over Babylon" und die erste Videoauskopplung "Sky Is Falling Down". „Dark Skies Over Babylon“ ist zudem ein Konzept-album über die Ritter des Templerordens, weshalb auch Lyrics und Artwork toll mit der Musik harmonieren. Melodic Metal Fans können hier einen coolen Newcomer mit einem echt guten Debutalbum entdecken.

lg. Die deutsche Thrash-Metal Band Sodom um Frontmann und Bassist Tom Angelripper liefert seit 1984 in schöner Regelmässigkeit Alben ab und hat sich schon sehr lange als eine feste Grösse etabliert. Die grössten Erfolge konnte man

VICIOUS RUMORSElectric PunishmentSteamhammer/SPV

lg. Mit "Razorback Killers konnte die US-Power-Metal Legende Vicious Rumors

Hard/Heavy/Metal CD KINGDOM COMEOutlier Steamhammer

mv. Kingdom Come sind endlich wie-der mit ein-em neuen Album am Start. Geschlagene

Hard/Heavy/Metal CD

zweites Album "The Mouths Of Madness" legen die Kalifornier von Orchid eine EP namens "Wizard Of War" vor. Die Songs der Retro Doom Rocker zün-den sofort, allen voran das neue "Wizard Of War" (ein richtiger Groove Song mit einem packenden Riff). Dane-ben finden sich das gemässig-tere "Demon's Eyes" sowie das psychedelische "Albatross", welches vom Debüt "Capri-corn" stammt. Die EP kommt auch als limitierte 10" Version auf Vinyl, und so dürfte das psychedelische Artwork voll zur Geltung kommen. Live sind Orchid übrigens am 7. Mai 2013 im Kiff (Aarau) zusam-men mit den Schweden von Witchcraft zu begutachten – ein Pflichttermin.

HEAVEN SHALL BURNVetoCentury Media/EMI

VOIVOD Target EarthCentury Media / EMI

lg. Mit "Target Earth" legen die Science-Fiction Progressive-Thrash-Metaller Voivod ihr dreizehntes reguläres Studioalbum vor. Die Karriere dieser kanadischen Ausnahmeband hat so viele Unruhen und Veränderungen ertragen müssen wie die Musik selbst. Auf "Target Earth" konnten Voivod zum ersten Mal nicht auf Gitarrenspuren des 2005 verstorben Gitarristen Denis "Piggy" D'Amour zurückgreifen, was die Angelegenheit noch etwas spannender macht. Daniel "Chewy" Mongrain, ein Voivod-Fan der ersten Stunde und Wundergitarrist der technischen Death Metaller von Martyr, komplettiert das Line-up um Snake (v.), Blacky (bs.) Und dem einzigen konstanten Voivod-Mitglied Away (dr.). Schon als Tour-Besetzung gefestigt haben die "neuen" Voivod aufgrund der Fanresonanzen Lunte gerochen und entschieden, ein Album aufzunehmen. "Target Earth" beinhaltet alles, was Voivod ausmacht: grandiose, sehr technische und abgefahrene Gitarrenarbeit, kongeniales Drumming von Away (der sich auf für das Artwork verantwortlich zeigt), der etwas nasale und doch raue Gesang von Snake sowie längere, kompliziert arrangiertem,

vertrackte und doch in sich schlüssige Tracks. Schon der Opener "Target Earth" verlangt dem Hörer vieles ab. "Kluskap O'Kom" und "Corps Etranger" sind eher klassische und schnelle Voivod-Song, aber dennoch genial. Das eher ruhige "Empathy For The Enemy" zieht den Hörer in bizarre progressive Klanglandschaften. Target Earth deckt musikalisch fast das gesamte Voivod-sche Spektum ab und kann wohl am ehesten in der Nähe des Klassikers "Nothingface" eingeordnet werden (allem voran der vorab ausgekoppelte Track "Mechanical Mind"). Vergleiche zu anderen Bands lassen sich aufgrund der Einzigartigkeit von Voivod eh keine ziehen. Voivod sind wieder da und wie! Target Earth braucht aufgrund seiner Komplexität viele Hördurchläufe, doch wird der Hörer dann mit komplexen und doch eingängigen Klanggebilden belohnt. Ganz grosses Ohrenkino!

28

Inserat

MEGADETH

vier Jahre mussten die Fans auf Nachschlag zum 2009er Werk "Magnified" warten (das "Rendered Waters" Album von 2011 war kein reguläres Album und enthielt vor allem Rerecor-dings alter Klassiker). Aber das Warten hat sich mal wieder gelohnt. Kingdom Come-Master-mind Lenny Wolf hat sich zudem einmal mehr echt bis zum Maxi-mum selbst verwirklicht. So hat Lenny das neue Album nicht nur selber produziert und aufgenom-men sondern auch sämtliche Instrumente bis auf die Solo-gitarren von Eric Forester selber eingespielt. Respekt. "Outlier" führt dabei die Tradition der letzten Alben konsequent fort, das heisst die Led Zeppelin-Anleihen der alten Zeiten sind verschwun-den, dafür hat sich die Band längst ein eigenes Klang-Univer-sum erschaffen. Die Platte bewegt sich ausschliesslich im gemässigten Midtempo-Bereich, dies bedeutet bei Kingdom Come natürlich nicht, dass es langweilig wird sondern dass die Songs sehr durchdacht sind und extrem viel Tiefgang haben. Atmosphäre heisst das Zauberwort. Zudem experimentiert Lenny wie schon in der Vergangenheit öfters mit elektronischen Spielereien und genrefremden Einflüssen, was ihm aber immer super gelingt und zur Atmosphäre des jeweiligen Songs beiträgt (bestes Beispiel ist "Rough Ride Rallye", ein kleiner Hit für aufgeschlossene Gemü-ter). "Holy Curtain", "God Does Not Sing Our Song", "Don't Want To Wait", "When Colors Break The Grey", die Liste an genialen Gänsehaut-Songs ist auch dies-mal wieder sehr lang ausgefallen. Die Stimme von Lenny ist dazu wie immer das Markenzeichen der Band und drückt herrlich viel Weltschmerz aus, was super in unsere heutige Zeit passt. Mit "The Trap Is Alive" gibt's dann noch einen fett rockenden Ohr-wurm, der auch auf die ersten beiden Kingdom Come Klassiker gepasst hätte. Kingdom Come Fans müssen zuschlagen und wissen eh Bescheid. In die Klang-welt von Lenny Wolf taucht man am besten mit ein paar Kerzen, einem Glas guten Whisky, Kopf-hörer und viel Zeit ein. Es lohnt sich.

ORCHIDWizard Of WarNuclear Blast / Warner

lg. Als Appetizer auf ihr im Frühjahr erschei-nendes neues und

Korsett einer Schubladisierung und beziehen Einflüsse aus den verschiedenen Facetten des Death-Metals sowie ähneln so-gar etwas der Kreator-Ausgabe 2012 ("Phantom Antichrist"). Auch finden sich auf Veto elektronische und sehr atmos-phärische Einsprengsel (zum Beispiel auf dem epischen Monstertrack "Hunters Will Be Huntered" oder auf "Die Stürme Rufen Dich"). Immer sehr heavy, melodisch, spannenden, majes-tätisch und mit intelligenten Texten versehen (Fokus auf soziale und ökologische The-men) produzieren Heaven Shall Burn Metal, der sich nicht in die Vergangenheit orientiert sondern zielgerichtet in die Zukunft schaut und den Hörer wachrüt-teln will. Der sehr aggressive Gesang von Marcus tut sein Übriges zum packenden Ge-samtbild. Auch die Blind Guardian Coverversion vom Song "Valhalla" fügt sich perfekt ein. Veto ist ganz grosses Ohren-kino und ein gigantisches Album moderner Machart geworden.

lg. Die deutsche Metal-Band Heaven Shall Burn setzt auf ihrem sieb-ten Album

namens "Veto" die Messlatte sehr hoch an. Seit 15 Jahrens schon aktiv und in den Nuller-Jahren als Metalcore bezeichnet, sprengen Heaven Shall Burn das enge

SODOMEpitome Of TortureSteamhammer/SPV

mit den Alben "Agent Orange" (1989), "Better Off Dead" (1990) und

"Tapping The Vein" (1992) feiern, doch geniessen Sodom auf-grund ihrer frühen Taten ("In The Sign Of Evil" und "Obses-sed By Cruelty") grosses An-sehen im Extrem-Metal-Under-ground. "Epitome Of Torture" ist nun Studio-Album Nr. 14 und bietet wie eh und je unbarmher-zige Thrash-Metal Salven mit martialischen und gleichzeitig sehr kritischen Lyrics. Gitarrist Bernemann glänzt durch tolles Spiel inklusive Soli und Tom legt ganz Lemmy-like ein sehr solides Fundament. Der neue Drummer Makka gibt hier seinen Einstand auf Tonträger. Highlights sind der Titelsong "Epitome Of Torture", der Song

"Katjuscha" über den gleich-namigen russischen Raketenwerfer, das sehr harte "Stigmatized" und "Into The Skies Of War" (ganz nach Toms Vorbildern Tank und Motörhead) Abgerundet wird das sehr gelungene Album durch ein tolles Artwork mit Band-maskottchen Knarrenheinz und eine solide Produktion von Waldemar Sorychta. Die limitierte Ausgabe von "Epitome Of Torture" sowie die Doppel-LP kommen mit zwei bzw. drei Bonussongs, welche für dieses Review leider nicht vorlagen. Wer in die Geschichte dieses aussergewöhnlichen Trios mit Tom Angelripper als einzige Konstante tiefer eintauchen möchte, dem sei die sehenswerte und sehr ausführliche zweiteilige Banddokumentation Lords Of Depravity ans Herz gelegt.

CODE OF SILENCEDark Skies Over BabylonMausoleum Records

(Eden's Curse) gegründet wurde und eigentlich eine rein schottische Metalband werden sollte. Nach einigen Start-schwierigkeiten wurde das Line-Up schlussendlich mit Gitarrist Ben Randall (Power Quest) und dem brasiliani-schen Sänger Gus Monsanto (Timo Tolkki's Revolution Renaissance, Takara, Adagio) aufgestellt, wobei Paul Logue sich nur noch um das Song-writing und die Produktion kümmerte und James Murray den Bass-Posten überliess. Trotzdem klingt "Dark Skies Over Babylon", das Debut-album von Code Of Silence, sehr oft nach Eden's Curse, was natürlich als Kompliment gewertet werden darf und für die Qualität des Albums spricht. Auch Yngwie Malm-steen's Rising Force oder Impellitteri lassen öfters mal grüssen, dies vor allem dank der sehr virtuosen Gitarren-arbeit von Ben Randall. Der

mv. Code Of Silen-ce sind eine neue Band, welche von Paul Logue

Gesang von Gus Monsanto passt perfekt und wird Fans von Stratovarius, Angra oder Power Quest begeistern. Highlights sind der knackige Opener "Bitter Sweet Paradise", das hymnische "Black Abyss", die epische Halbballade "Dark Skies Over Babylon" und die erste Videoauskopplung "Sky Is Falling Down". „Dark Skies Over Babylon“ ist zudem ein Konzept-album über die Ritter des Templerordens, weshalb auch Lyrics und Artwork toll mit der Musik harmonieren. Melodic Metal Fans können hier einen coolen Newcomer mit einem echt guten Debutalbum entdecken.

lg. Die deutsche Thrash-Metal Band Sodom um Frontmann und Bassist Tom Angelripper liefert seit 1984 in schöner Regelmässigkeit Alben ab und hat sich schon sehr lange als eine feste Grösse etabliert. Die grössten Erfolge konnte man

VICIOUS RUMORSElectric PunishmentSteamhammer/SPV

lg. Mit "Razorback Killers konnte die US-Power-Metal Legende Vicious Rumors

Hard/Heavy/Metal CD

30

CRIMSON GLORY

Transcendence

MCA/Roadracer

KLASSIKER um den unverwüstlichen Band-chef und Gitarristen Geoff Thorpe wieder Boden gut machen und im Jahre 2011 tourmässig ziemlich

Wer die Band nach einigen schwä-cheren Alben in den letzten Jah-ren, in welchen das Line-Up ja gewaltig durcheinander gewirbelt wurde, bereits abgeschrieben hatte, muss nun umdenken. Mit "Nemesis" treten die Finnen end-gültig aus dem Schatten ihres Ex-Mainman Timo Tolkki. Ein grosser Schritt, insbesondere für Tolkki-Nachfolger Matias Kupiainen, der auf "Nemesis" nicht nur fast das gesamte Songmaterial komponier-te, sondern auch die Produktion der Scheibe übernahm. Und dies mit Bravour, der Sound wurde zwar leicht moderner, ist aber der-massen druckvoll und transparent, dass jeder Stratovarius-Fan abso-lut begeistert sein wird. Rolf Pilve, welcher die schwere Aufgabe hat-te Drum-Legende Jörg Michael an den Kesseln zu ersetzen, macht

STRATOVARIUSNemesisEar Music

mv. "Neme-sis" nennt sich das bereits zwei-te Album der Post-Tolkki Ära von Stratovarius.

seine Sache ebenfalls sehr gut. Das Album vereint dann auch alle Qualitäten der Band und bietet einerseits sehr klassischen Stratovarius Stoff ("Abandon", "Halcyon Days", "Dragons"), andererseits aber auch an-spruchsvollere Songs ("Stand My Ground", "Nemesis") und sehr melodische, fast schon poppige Kost ("Fantasy" oder der Ohrwurm "Unbreakable"). Dazu darf natür-lich eine Ballade nicht fehlen ("If The Story Is Over") und fertig ist ein Album, welches deutlich zwingender ausgefallen ist als seine Vorgänger. Auch wenn sich sicher ein oder zwei etwas zu sehr nach Standard klingende Songs auf dem Album befinden, Stratovarius sind mit "Nemesis" eindrucksvoll wieder zurück an der Spitze des Melodic Power Metal und werden damit viele alte Fans zurückgewinnen.

NIGHTFALLCassiopeiaMetal Blade / Musikvertrieb

lg. Die alten griechischen Düster-Metal-Bands aus den 90er Jahren scheinen derzeit sehr

gut in Fahrt zu sein: Septic Flesh bringen haben in den letzten Jahren zwei hervorragende Alben herausgebracht, Rotting Christ sind mit einer neuen Scheibe am Start und nun veröffentlichen Nightfall mit "Cassiopeia" ihr bereits zweites Album auf Metal Blade Records (nach Astron Black & The Thirty Tyrants). Legendär ist nach wie vor das Debüt "Parade Into Centuries" aus dem Jahre 1992, das damals für Griechenlands Metal-Szene einige Türen geöffnet hat. Auch auf "Cassiopeia" präsentieren sich Efthimis Karadimas und seine Band voller Leidenschaft und bringen 11 kleine Perlen in der Schnittmenge zwischen Heavy, Death und Gothic Metal jenseits jeglicher Trends. Anspieltipp: "Stellar Paralax".

mv. 1988 erschien das zweite

Album der Florida-Metaller

Crimson Glory und schlug in

der Metal-Szene verdienter-

massen ein wie eine Bombe.

Damals nicht nur im

deutschen Metal Hammer zum

Album des Monats gekürt,

wurden viele Metaller auf die

Band aufmerksam, welche das

ebenfalls grandiose Debut

Album "Crimson Glory" aus

dem Jahr 1986 noch verpasst

hatten. Crimson Glory verban-

den das Beste von

Queensryche, Iron Maiden und

Metal Church zu einem ganz

eigenen Sound, welcher vor

allem durch den unfassbar

genialen Gesang von Sänger

Midnight geprägt wurde. Das

Gitarrenduo Ben Jackson und

Jon Drenning spielte ebenfalls

in einer ganz eigenen Liga und

erschuf zusammen mit dem

eindringlichen Gänsehaut-

Gesang mit jedem Song dieses

Jahrhundert-Albums höchst

anspruchsvolle, atmosphä-

rische, mystische Klang-

welten, welche von wunder-

schönen wie tieftraurigen

Melodien beherrscht wurden,

wie es kaum eine andere

Metalband je geschafft hatte.

Jeder Track auf dem Album ist

ein eigenes kleines Meister-

werk. Traditionelle US Metal

Stücke wie die erhabenen

"Where Dragons Rule", "Red

Sharks" oder "Masque Of

The Red Death" wechseln

sich ab mit endlos melodiö-

sen Kompositionen wie

"Lonely", "In Dark Places"

oder "Burning Bridges",

welche selbstverständlich

nie auch nur ansatzweise

kitschig klangen. Absolut

majestätisch thront "Painted

Skies" über allem, das

Stück ist pure Magie. Und

so könnte man jeden einzel-

nen Song mit allen Super-

lativen beschreiben. Das

Science Fiction-Artwork, die

mystischen Texte, die

Maskierung der Band durch

silberne Masken, die perfek-

te Morrisound-Studio

Produktion sowie die eben

beschriebene Musik

bildeten eine metallische

Perfektion, welche danach

weder von Crimson Glory

noch einer anderen Band

dieser Stilart je wieder

erreicht wurde.

abräumen. Das zweite Album mit dem kraft-vollen Sän-ger Brian Allen und die elfte

Scheibe insgesamt heisst "Electric Punishment" und bein-haltet zeitlosen US-Metal wie er in den 80er Jahren von einem grös-seren Publikum geliebt wurde, aber nie zu kommerziellen Höhen-flügen angesetzt hat (man denke an Bands wie ganz alte Savatage, noch ältere Queensrÿche, Metal Church usw.). Leider kann "Elec-tric Punishment" trotz einiger sehr guter Songs ("I Am The Gun", "Electric Punishment") nicht mit den Glanztaten von Vicious Rumors mithalten (die sind "Digi-tal Dictator", "Vicious Rumors" und "Welcome To The Ball"), was am unerreichbaren Gesang der 1995 verstorbenen Metalikone Carl Albert und fehlenden packen-den Hooklines liegt. Dennoch Daumen hoch für Vicious Rumors, die trotz zahlreicher Karriererückschläge unbeirrt ihren Weg gehen. Jeder Metal-head sollte "Electric Punishment" eine Change geben. Am 30. Mai treten die Jungs im Rock City in Uster auf.

ROTTING CHRIST Kata Ton Äaimona Eaytoy Season Of Mist / Irascible

lg. "Kata Ton Äaimona Eaytoy" bedeutet mach was Du willst und ist bereits das

zwölfte Album der seit 1987 akti-ven griechischen Black-/Gothic-Metal Institution von Rotting

andere Richtung ging, wurde wieder mit viel Respekt für Neuerfindung gelobt. Trotzdem kündigten Korn ihr für 2013 geplantes elftes Album als heavier und weniger elektronisch an und James Schaffer betonte, dass die Gitarren wieder eine grosse Rolle spielen werden. Ob die bereits vorsichtig angekündigte Rückkehr von Welch dabei eine Rolle spielt, bleibt noch offen. Bisher wurde bestätigt, dass Welch zumindest auf der kommenden Tour als Gitarrist dabei sein wird und auch neue Promofotos scheinen zu untermauern, dass sich Korn in die Nähe einer Wiedervereinigung wagen. Und das ist definitiv nicht nur für Nostalgiker von Interesse, die vor 20 Jahren schon von Korns Innovationen begeistert waren, sondern auch für Neueinsteiger, die sich die Kalifornier am 19. Juni im Komplex 457 in Zürich wärmstens empfohlen anschauen sollten.

ip. Niemand anders nämlich konnte so herrliche Dissonanzen aus einem Instrument herausfiltern wie das Duo Head und Munky. In Tat und Wahrheit jedoch gehört eine Menge Können dazu und die beiden wurden 2004 vom renommierten Guitar World Magazin auf Platz 26 der 100 besten Metal Gitarristen gewählt; gleich hinter Tom Morello (Rage Against The Machine) und noch vor John Petrucci (Dream Theater). Gemessen an der Innovation, die Korn wie eine frische Brise durch die Metalszene pusteten, ist das kein Wunder. Sänger Jonathan Davis stand dieser Geräuschkulisse in nichts nach. Legendär ist und bleibt seine 49-Sekunden-Hasstirade „Twist“, dem Intro zum zweiten Album „Life Is Peachy“ (1996). Obwohl komplett unverständlich, weil viel zu schnell und vor allem aus Wörtern zusammengebastelt, die gar keine zu sein scheinen, mauserte sich Davis' Keif-Spuck-Knurr-Arie zu einem Liebling der Fans. Wer allerdings soviel Neues, und dann auch noch in derart verzerrter Form, aufs Tapet bringt, dem schlägt nicht nur Wohlwollen entgegen. Für die Metalszene, der Korn auch gar nicht angehören wollten, waren sie zu wenig traditionell, für die Alternativszene zu hart und für Hiphopper, bei deren Musik sich Korn gerne bedienten, schlicht kein Thema. Da traf es sich ganz gut, dass sie eine neue Schublade aufzogen und man sie mit dem Begriff Nu Metal bezeichnen konnte. Bands wie Slipknot, Machine Head, Limp Bizkit oder Sepultura zeigten sich tief beeindruckt und inspiriert von Korns Rohheit und listen die Kalifornier nach wie vor unter ihre Einflüsse. Der Erfolg gab ihrem Stil Recht, denn bis heute haben Korn weltweit 35 Millionen Platten verkauft, acht ihrer Veröffentlichungen landeten jeweils unter den ersten fünf Plätzen der Albumcharts und 28 von 41 Singles krempelten ebenfalls die Hitparaden um. Zusätzlich durften sich Korn über sieben Grammynominierungen freuen, zwei davon nahmen sie auch tatsächlich mit nach Hause (im Jahr 2000 für das Video zu „Freak On A Leash“ und 2003 als beste Metal Performance für „Here To Stay“). Ab 2003 wurde es zusehends ruhiger um die Band. „Untouchables“, ihr fünftes Album blieb trotz Grammy für „Here To Stay“ hinter den erwarteten Verkaufszahlen zurück und der Drogenkonsum forderte in Kombination mit unverarbeiteten Kindheitstraumata der einzelnen Mitglieder dann 2005 sein Opfer. Brain „Head“ Welch verliess die Band, um sich taufen zu lassen und fortan als aktiver Christ seine Botschaft zu verkünden. Das war für viele Korn-Anhänger kaum nachzuvollziehen, hatte sich die Band doch hauptsächlich mit vulgären Lyrics und provozierenden Auftritten einen Namen gemacht. Es folgte dann auch prompt eine mediale Schlammschlacht zwischen beiden Parteien, die für die Weiterführung der Band als Quartett nicht sonderlich fördernd war. Die Popularität liess nach, denn auch Korn verzieh man das Herziehen über ein ausgestiegenes Mitglied nicht und der sinkende Nu Metal-Stern tat sein übriges dazu, dass man vor allem in Europa zeitweise nicht mehr viel von Korn hörte. In den Staaten hingegen blieben sie ein Thema, spielten vor allem live sehr viel und kollaborierten mit Kollegen wie Amy Lee von Evanescence und nahmen mit Jim Root (Slipknot), Clint Lowery (Sevendust) und Dave McClain (Machine Head) den „Song For Chi“ auf, um Geld für den verunglückten Deftones Bassisten Chi Cheng zu sammeln. Die Wogen zwischen Korn und Brian Welch haben sich seit letztem Jahr wieder geglättet. Ihr letztes Album „The Path Of Totality“, das mit ausgebauten Dubstep Elementen, Melodie und viel Elektronik in eine

Leichtverdauliches kam noch nie aus dem Korn-Kochtopf. Mit ihrer Gründung 1993 wurden sie zu Pionieren des Nu Metal und schlugen dem Publikum einen Sound um die Ohren, wie man ihn in der Form noch nicht gehört hatte. Charakteristisch für den typischen Korn-Sound sind bis heute der Rhythmusteppich aus Drums und dem scheppernden Bass, dem die beiden Gitarristen Brian „Head“ Welch und James „Munky“ Schaffer hauptsächlich – und das lässt sich kaum anders beschreiben- Geräusche hinzufügten.

Pioniere aus der Rappelkiste

LIVE19. Juni 2013

Zürich, Komplex 457

CD Hard/Heavy/Metal

Of The Damned“ mit Gastsänger Chris Reifert von Autopsy). Ver-misst werden die 70s Heavy Rock artigen Tracks, welche auf vielen früherer Alben für etwas Auflockerung sorgten (man den-ke da an „Soul Sacrifice“ oder „Autumn Twlight“). "The Last Spire" ist ein gutes Album ge-worden, das aber neben den Frühwerken wie "Forest Of Equilibrium", "Carnival Bizzare" und "The Ethereal Mirror" nicht ganz bestehen kann, da es auch teilweise uninspiriertes Material enthält (z.B „An Observation“). Dennoch ist das Werk cool und als sehr würdiger Schwanenge-sang der Doomer zu betrachten. Doom or be doomed!

MEMORY GARDENDoomainMetal Blade / Sony

lg. In den 90ern sowie anfangs der Nullerjahre konnte die schwedische Band bereits

einige Duftmarken setzten und veröffentlichte ein paar Alben in der Schnittmenge des epischen Doom Metals (à la Solitude Aeturnus und Candlemass) so-wie des Power Metals im Stil von

InseratFIRE ROSE

dann weiterhin hoch. "Pinnacle Of Bedlam" ist ein interessantes, komplexes, ja fast progressives Death-Metal Album geworden, das für Genre-Afficionados zu empfehlen ist.

CATHEDRALThe Last SpireRise Above / Irascible

lg. Wie es der Name andeu-tet, ist "The Last Spire" nach 23 Jah-ren das letzte Album der

britischen Doom-Metal Institu-tion Cathedral um Frontmann Lee Dorrian. "The Last Spire" ist das zehnte reguläre Album (ohne die Singles, EPs, Compi-lations etc. mitzuzählen). Nach-dem schon Ende 2012 mit zahl-reichen Fans das letzte Live-Konzert in London gefeiert wor-den ist, gibt es nun mit "The Last Spire" ein Cathedral-Album, das hautpsächlich die doomigen Markenzeichen der Band verbin-det: die Tracks sind lang, zähflüs-sig und brauchen ein paar Durchläufe, um den Hörer zu packen. Absolut der Knaller ist der Opener „Pallbearer“ gewor-den, doch geht es sehr gut wei-ter (zum Beispiel mit „Cathedral

Gitarrenriffs und ausgefallene Leads (die beiden Originalgi-tarristen Terrance Hobbs und Guy Marchais sind Meister ihres Fachs) stehen für genügend

Abwechs-lung. Auch die Rhyth-mussektion und das Gegrowle von Frank Mullen sind

nicht von schlechten Eltern. "Pinnacle Of Bedlam", das nunmehr siebte Album der New Yorker von Suffocation und das erste seit 4 Jahren ("Blood Oath"), könnte man fast in eine Schublade mit den späteren Werken von Death stecken, allerdings mit einem gehörigen Schuss mehr Brutalität. So kann man auch Vergleiche zu Morbid Angel zu ihrer "Gateways To Annihilation"-Phase ziehen. Der erste Songs, "Cycles Of Suffe-ring" schlägt voll ein. Auch die darauffolgenden "Purgatorial Punishment" und "Eminent Wrath" sind kleine Perlen gewor-den. Das Intro zu "Sullen Days" lockert das Album etwas auf, denn der Sound ist zugegebe-nermassen anspruchsvoll und komplex. Das Niveau bleibt

Christ - und dies neben einigen EPs und Split-Veröffentlichungen. Auf dem vorliegenden Album taucht Mastermind Sakis Tolis (voc., git). mit seinem Bruder Themis an den Drums in alte Geheimnisse und Mythen alter Kulturen wie diejenige der Inkas, Sumerer oder Perser. Eine mys-tische Atmosphäre breitet sich auch auf dem gesamten Album aus – dafür sorgen die Chöre, Frauenstimmen, Keyboardteppi-che, zusätzliche Instrumente so-wie generell die Arrangements der Songs mit melancholichen Leads à la Paradise Lost. Man fühlt sich zeitweise fast in einem Filmsound-track, doch hat es genügend Songs, welche den Hörer packen. Ein tolles Album, welche Fans des düsteren, epischen und sehr harten Heavy Metal gefallen wird. Anspieltipp: "P'unchaw Kachun – Tuta Kachun".

SUFFOCATIONPinnacle Of BedlamNuclear Blast / Warner

lg. Was früher noch brutales Ge-knüppel war und in gewissen Kreisen für Gelächter gesorgt hat (insbesondere die Debüt-EP "Human Waste"), ist jetzt eher frickeliger Death-Metal, der nun-mehr für offene Kinnladen sorgt. Zahlreiche Tempowechsel, krasse

„Wir gründeten die Band nicht, wir erkannten plötzlich, dass wir eine waren.“ So erklärt Bård Torstensen, Gitarrist der schwedischen Crossover-Metaller, die Gründungsphase, die ja eben eigentlich gar keine ist. Denn genau genommen arbeiteten Jocke Skog (keys), Zak Tell (voc), Erlend Ottem (guit) und Torstensen nur zusammen im Rosenlund Hospital in Stockholm, bevor sie zu Clawfinger wurden und einen der meistgespielten Tanzflächen-Klassiker in der Geschichte der Heavy-Discos schrieben: „Nigger“.

ip. Dieser kontroverse Song, der zu Beginn nur hinter vorgehaltener Hand zitiert werden konnte, wirbelte mächtig Staub auf und fand in den Mündern der rebellischen Metal- und Alternative-Jugend Europas schnell einen Lieblingsplatz. Clawfinger hatten sich aus dem Nichts nach ganz vorne geflucht, und das mit politisch korrektem Hintergrund. Denn natürlich handelte es sich nicht um ein diffamierendes, sondern vielmehr um ein anti-rassistisches Statement, das die Band aber so geschickt verpackte, dass es auf einmal cool war, dieses „Huch!“-Wort laut brüllen zu können, ohne dass man sich auf gefährliches Terrain begab. Im Fahrwasser von „Nigger“ tauchte auch „Rosegrove“ immer öfter auf den Playlists auf, gefolgt von „The Truth“ und „Warfair“, die Clawfinger Mitte der 90er Jahre zu einer festen Grösse im Metalgenre werden liessen. Mit ihrem zweiten Album „Use Your Brain“ blieben Clawfinger ihrem Rebellionskurs treu und veröffentlichten mit dem Track „Do What I Say“ einen weiteren

Kracher, der durch den Kindergesang eine besondere Note erhielt. Danach wurde es um die Schweden zwar vordergründig ruhiger, denn ihre folgenden, im Übrigen auch grossartigen Alben, konnten nicht mehr an die Durchschlagskraft ihrer beiden ersten anknüpfen. Doch wo Genrekollegen auf der Strecke blieben und dem Nu Metal mit Bands wie Korn oder Slipknot Platz machen mussten, wanderten Clawfinger weiter beharrlich auf ihrem Weg. Sie konnten sich mit Remix-Jobs für befreundete Bands im Gespräch halten und vor allem Rammstein pushten Clawfinger immer wieder über die Ziellinie der Erinnerung. Daneben arbeiteten Clawfinger aber auch mit namhaften Acts wie In Extremo, Die Krupps, Meshuggah oder Mambo Kurt zusammen, dem sie übrigens auch zu seinem Erfolg verhalfen. Ihr letztes Album „Life Will Kill You“ hat mittlerweile bereits fast sechs Jahre auf dem Buckel, aber zum 20jährigen Jubiläum ihres Debutalbums touren die Schweden dieses Jahr unter dem Motto

Korrekte Kontroverse

LIVE9. Mai 2013

Wetzikon, Eishalle

„Deafer Dumber Blinder“ wieder quer durch Europa und widmen sich ihren grössten Hits. Im Mai rüpeln sich Clawfinger in Wetzikon über die Bühne und das ist definitiv nicht nur ein Event für Nostalgiker, sondern auch für die Rebellen, die nach ihnen kommen. Denn Clawfingers zeitlose Message der Auflehnung hat nach wie vor Gültigkeit und gibt auch der jüngeren Generation Platz für lauten Aufmupf und erhobene Fäuste in Richtung der Bourgeoisie. Hingehen!

Tad Morose und (Morgana) Lefay ("Tides", "Verdict Of Posterity", "Mirage". Nach einigen Jahren Funkstille und der Rückkehr mit "Carnage Carnival" (2008) legt der Fünfer mit "Doomain" eine kraft-volle Scheibe vor, die teils heraus-ragende Songs wie "The Evange-list", "Daughter Of The Sea" oder der Titelsong enthält. Leider hat mit "Barren Lands" ein sehr schwa-cher Song Eingang auf Doomain gefunden. Alles in allem eine solide und gut produzierte Schei-be, welche Fans obengenannter Bands ansprechen dürfte.

KADAVARAbra KadavarNuclear Blast / Warner

lg. Das bärtige Trio aus Berlin ist zurück! Nachdem Kadavar mit ihrer Mischung aus Retro-Doom und Proto-Metal im letzten Jahr mächtig abgeräumt haben und ihr selbstbetiteltes Debüt gleich achtmal auf Vinyl gepresst worden ist, geht es jetzt auf Nuclear Blast, dem grössten Independent-Metal-Label der Welt, in einer anderen Liga weiter. Stilistisch hat sich – neben etwas mehr Abwechslung - nichts Wesentliches geändert, die Produktion drückt einfach etwas mehr als auf dem

Erstlingswerk. Die Songs animieren zum Räucherstäbchen anzuzünden und alles zu tun was dazugehört... Alle Songs sind gut gelungen, einige bleiben schneller im Ohr hängen („Come Back Life“, „Doomsday Machine“, „Dust“) als andere („Rythm For Endless Minds“, „Abdra Kadabra“). Sehr gute und 200%-ig authentische Retro-Scheibe.

33

Hard/Heavy/Metal CD

mv. Megadeth zählen zusammen mit Metallica, Slayer und Anthrax zu den "Big Four" des Thrash Metal, welchen sie nicht nur mitgegründet sondern auch immer wieder stark geprägt haben. Die Band um den sehr exzentrischen Frontmann und Gitarristen Dave Mustaine besteht nun auch schon seit unglaublichen 30 Jahren. In dieser Zeit veröffentlichten Megadeth satte 13 Studioalben, von welchen vor allem das Debut "Killing Is My Business… And Business Is Good", der 1986er Oberhammer "Peace Sells… But Who's Buying" sowie das 1990er Album "Rust In Peace" zu den ganz grossen Klassikern des Thrash Metal zählen. Der finale Durchbruch gelang der Band aber 1992 mit "Countdown To Extinction", welches zigfach mit Platin veredelt wurde und sich über zwei Millionen mal verkaufte. Mehr als 38 Millionen Alben hat die Band bisher weltweit verkauft, eine stolze Zahl für eine Thrash Metal Band. Unzählige Line-Up Wechsel prägten die lange Laufbahn der Band, nur Dave Mustaine ist und bleibt die Konstante bei Megadeth. Nach der Bandauflösung im 2002 ging es 2004 mit dem hervorragenden Comeback-Album "The System Has Failed" endlich wieder Back to the roots. Seither veröffentlichten Megadeth noch drei weitere sehr starke Thrash Metal Scheiben, wobei vor allem "Endgame" von 2009 durchaus das Zeug hatte, es mit den Klassikern aus den 80ern aufzunehmen. Megadeth sind und waren auch immer berühmt für ihre gesellschaftskritischen, intelligenten Texte, wobei Dave Mustaine eine echte Persönlichkeit in der Metal-Szene darstellt, welche selbstverständlich immer schon und immer wieder aneckt und provoziert. Doch genau solche Typen braucht die Szene, es wäre sonst doch ganz schön trostlos und öde. Schlussendlich zählt aber vor allem die Musik, und diese ist und bleibt bei Megadeth spannend und aufregend. Davon überzeugen könnt ihr euch am Konzert am 29. Mai 2013 im Fri-Son in Fribourg. Vielleicht werden die Jungs auch schon ein oder zwei Songs des für Juni 2013 angekündigten neuen Albums "Super Collider" spielen. Get ready for the Symphony Of Destruction…

LIVE29. Mai 2013

Fribourg, Fri-Son

ORCHIDMouths Of MadnessNuclear Blast / Warner

lg. Nach der EP "Wizard Of War" lassen die kalifornischen Retro-Doomer und derzeit einzig wahren Erben der Inkarnation von Black Sabbath aus den 70er Jahren, mit "Mouths Of Madness" ihr zweites Album auf die erwartungsvolle Metal und Rock-Gemeinde los. Frontmann Theo Mindell und seine Kumpanen verfeiern das bereits auf dem Erstling "Capricorn" gezauberte Rezept und lassen in Abwechslung flotte Rocker ("Mouths Of Madness", "Marching Dogs Of War", "Wizard Of War" – alles Hits!) und lange, hypnotische Doom-Rock Nummern aus dem Sack ("Silent One", "Mountains Of Steel", "Leaving It All Behind"). Die Gitarren braten ordentlich, perfekt unterlegt von Bass und Schlagzeug und das charismatische Organ von Theo (teilweise Blackie Lawless von W.A.S.P. ähnlich) drückt den Songs den letzten Stempel auf. Dazu kommt dass vermehrt pyschedelische Elemente zu hören sind ("Loving Hand Of God"). "Mouths Of Madness" ist rundum gelungen, tönt sehr frisch und katapultiert Orchid an die Spitze der Retro-Rock Bewegung. Orchid machen allerdings nicht den Fehler wie viele andere und lassen sich nicht durch ein enges stilistisches Korsett einengen. Supercool! Am 7.5 sind Orchid zusammen mit den Labelmates von Freefall und Witchcraft im Kiff in Aarau livehaftig zu erleben – ein Pflichttermin.

34

hh. Vier Jahre haben sich die Amis Zeit gelassen, um das 10. Studioalbum an den Start zu bringen. Als Produzenten haben sie sich wieder Machine an Bord geholt, der schon das herausragende „Blast Tyrant“ (2004) veredelte. Und Machine hat einmal mehr einen fantastischen Job gemacht, „Earth Rocker“ hat im Vergleich zu „Blast Tyrant“ sogar die Nase vorn. Elf hart rockende Songs in typischer Clutch-Manier, aber so fokussiert und straight forward wie bislang noch nie. Ein Ergebnis ihrer Tourneen mit Motörhead, Volbeat und Thin Lizzy, wie Drummer Jean Paul Gaster erklärt. Auch die für Clutch neue Art der Aufnahme-arbeiten schlägt sich hier positiv nieder. Gingen sie bislang lediglich mit Songideen ins Studio und arbeiteten sie erst bei den Aufnahmen zu den finalen Tracks aus, hatten sie dieses Mal alle Songs bereits im Vorfeld fertiggestellt. Das ist dem Album durch alle Songs deutlich anzuhören, straff in den Arrange-ments, aufs Wesentliche konzentriert. Gitarrist Tim Sult, der leider zu den eher unterbewerteten Saitenartisten zählt, glänzt hier einmal mehr mit hervorragender Arbeit. So heavy und riffbetont war er bislang nur selten zu hören, zudem wurde ihm jetzt auch mehr Platz für Soli eingeräumt, den er mit Groove, Können und tollen Ideen ausfüllt. Die Rhythmusabteilung besticht ebenfalls durch fantastische Grooves und punktgenaues Zusammenspiel, speziell Drummer J.P. Gaster stellt einmal mehr seine überragende Klasse unter Beweis – er gehört im Hardrock zweifellos zum besten was die Szene zu bieten hat. Neil Fallon setzt mit seinem typischen Gesang und intelligenten, bisweilen abgedrehten Lyrics dem ganzen Werk dann noch die Krone auf. „Earth Rocker“ ist ein absolutes Hammeralbum mit ganz dicken Eiern in der Hose, kein einziger

CLUTCHEarth RockerWeathermaker Music

Songausfall – Vollbedienung garantiert. Clutch-Fans werden vor Freude heulen. Alle anderen Hardrock-, 70s Classic Rock- und auch Bluesrockfans sollten sich schleunigst beeilen, diese Band, die einen herausragenden Sonderstatus besitzt, zu entdecken. „Earth Rocker“ ist die beste Gelegenheit dazu.

Eure neue Platte hat einen grossartig bizarren Titel. Wie seid ihr darauf gekommen?(lacht) Ich glaube, das fing damit an, dass Jerry und Sean sich über diese christlichen Fundamentalisten lustig gemacht haben, die daran glauben, dass die Welt erst ein paar tausend Jahre alt ist. Sie behaupten auch, dass der Teufel Dinosaurierknochen in der Erde vergraben hat, um die Menschen vom Glauben an die Schöpfung abzubringen. Darüber haben wir einen Song geschrieben und als wir über den Albumtitel diskutierten, blieb dieser Song hängen. Ich mag Teufel und ich mag Dinosaurier (lacht). In Los Angeles, wo ich herkomme, gibt es auch diverse Teergruben, aus denen immer wieder riesige Knochen herausgeholt werden. Ich fand die Idee zu diesem Titel super!Wo habt ihr das Album aufgenommen?Wir waren in den Henson-Studios, hier in LA. Der Komplex hiess früher A&M Studios und war der Hauptsitz von A&M Records. Vor über zehn Jahren hat der Henson-Clan das alles übernommen. Du kennst die Muppets?Ich liebe die Muppets!(lacht) Ja, die Familie von Jim Henson, der die Muppets erfunden hat, besitzt das Studio jetzt. In diesem Studio gibt eine Tonne legendärer Dinge von unzähligen Musikern. Ich habe in den 90ern dort mit Ozzy schon Demos aufgenommen, aber auch The Police waren da, Joni Mitchell, Van Halen, Tom Petty, all diese coolen Leute. Es ist ein Ort voll toller Vibes. „We Are The World“ wurde auch dort eingespielt. Für uns war es sehr angenehm, weil die Atmosphäre sehr privat ist, aber wir haben auch viele alte Freunde getroffen. Und das Wetter hier in LA ist sehr viel besser als in Seattle (lacht)!Ihr habt wieder mit Nick Raskulinecz gearbeitet, der auch schon „Black Gives Way To Blue“ produziert hat. Ja, er ist ein grossartiger Produzent. Für uns war es logisch, dass wir diese Platte auch wieder mit ihm machen. Er hat allerdings

einen ziemlich vollen Terminplan, weil er mit den Deftones und Ghost im Studio war. Er ist sehr nett, kommt aus Nashville und verkörpert den typischen Southern Boy (lacht). Für mich persönlich war es sowieso klasse, mit ihm zu arbeiten, weil er auch Bassist ist. Wenn wir ins Studio kommen, probieren wir erst einmal die ganzen Amps und Bässe aus und finden auch immer den richtigen Sound für mich. Es ist sehr schön, mit einem Produzenten zu arbeiten, der sich so auf den Bass fokussiert. Die meisten Produzenten konzentrieren sich ja auf den Gesang und den Mix (lacht).In eurem Promoblatt stand ein Zitat von Jerry, der sagte, dass dieses Album komplett anders ist, als alle, die ihr vorher gemacht habt. Unterstützt du diese Aussage?(überlegt) Nun, ich versuche, das alles sehr einfach zu halten. Seitdem ich das erste Mal ein Studio betreten und ein Album aufgenommen habe, das war mit Ozzy 1989 oder 1990, ist diese Art von Arbeit ein Freundschaftsding für mich. Du gehst mit deinen Freunden ins Studio und nimmst einfach eine Platte auf, sehr kameradschaftlich und simpel. Ich versuche, mich möglichst aus den Business-Sachen rauszuhalten. Es ist einfacher für mich, wenn ich mich nur auf meinen Job als Musiker konzentriere, weil alles andere nicht so mein Ding ist. Interviews geben ist ok, touren ist gut, aber ich mag es, an Platten zu arbeiten. Meine ganze Leidenschaft konzentriert sich darauf, was aus den Lautsprechern herauskommt und ich mag es, Songs zu mixen und zuzuhören, was die Verstärker hergeben. Meine Liebe dazu überwiegt alles andere, was das Business noch so mit sich bringt. Ich bin gut darin, mit meinen Kumpels ins Studio zu gehen und eine Platte aufzunehmen, denn das ist für mich die Definition eines gelungenen Tages (lacht). Was aber den Sound von Alice In Chains angeht... Da muss ich Jerry ein bisschen widersprechen. Ich finde, die neue Platte klingt sehr nach Alice In Chains, sehr sludgy, sehr schwer. Ich weiss nicht,

woher das kommt, aber wenn wir vier zusammen spielen, klingt es immer so. Vor allem, wenn wir drei, Jerry, Sean und ich zusammen spielen, was wir ja seit 22 Jahren machen. Für mich ist das so sehr natürlich und nichts Besonderes. Nach dem ersten Hören klingt „The Devil Put Dinosaurs Here“ ruhiger als der Vorgänger. Ruhiger?Ja, es ist schwierig, das richtige Wort dafür zu finden. Langsamer, reifer?Weißt du, ich bin der Metalhead in der Band, ich mag den ganzen harten Kram (lacht). Ich bin immer derjenige, der es schneller, härter und verrückter mag. Die aktuelle Platte ist immer eine Momentaufnahme von dem Stadium, in dem du dich gerade befindest. Wenn wir „Dirt“ immer und immer wieder aufnehmen würden, wäre das Quatsch. Auf „The Devil Put Dinosaurs Here“ könnte man diese schnelleren, härteren Parts vermissen.Wenn wir zusammen spielen, und einer fragt, welcher Song als nächstes kommt, bin ich derjenige, der „Dam That River“ oder „We Die Young“ schreit. Ich will immer die harten, schnelleren Songs spielen (lacht). Das sind die Songs, die mich im Herzen berühren. Ich liebe es, harte Musik zu machen. Du fühlst dich aber schon wohl mit dem neuen Album?Absolut! Wir würden niemals etwas veröffentlichen, wenn wir nicht dahinterstehen könnten. Es steckt viel Mühe und Arbeit darin. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir nach so vielen Jahren immer noch musikalisches Zeugnis für unsere Freundschaft ablegen können. Wir haben immer noch viel Spass dabei,

zusammen Lärm zu machen, das ist das Besondere daran für mich. Ich liebe diese Jungs. Wir sind

ip. Alice In Chains gehören nicht nur neben Soundgarden, Pearl Jam und Nirvana zu den Big Four des Seattle-Grunge, sondern überhaupt zur ersten Garde der Rockmusik. Mit „The Devil Put Dinosaurs Here“ steht bald das fünfte Album der ursprünglich aus Seattle stammenden Band in den Läden. Gründe, mit Mike Inez zu sprechen, gibt es aber auch jenseits davon mehr als genug. Der Allroundmusiker, der bisher mit Grössen wie Ozzy Osbourne oder Heart gespielt hat und seit über 20 Jahren den tiefen Ton bei Alice In Chains angibt, könnte nicht nur ganze Bücher mit seiner Lebensgeschichte füllen, sondern gilt als einer der besten und vor allem sympathischsten seiner Gilde. Der gut gelaunte Bassist gab uns am Telefon Auskunft zu „The Devil Put Dinosaurs Here“, sprach über Herausforderungen und erläuterte seine aktuelle Proberaumsituation.

Heute, nach diesem Interview, probe ich mit Alice In Chains, links daneben proben Black Sabbath und rechts von uns sind Heart.

durch so viele Dinge gegangen, Geburten, Tode, haben so viele Länder bereist und die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen durchgemacht. Wir fühlen uns immer noch wohl zusammen, wenn wir die Tür hinter uns schliessen und unsere Verstärker aufdrehen. Das ist immer noch sehr heilig für uns. Das klingt sehr wertvoll. Ja. Wo im Leben findest du das noch? Sowas passiert einem nicht oft. Meine Band, meine Frau und meine Hunde, das ist mein Leben. Das ist ein schöner Übergang zur nächsten Frage, denn Alice In Chains scheint eine Band aus sehr gleichwertigen Individuen zu sein, musikalisch wie persönlich. Gilt das auch für euer Songwriting?Oh, ja! Normalerweise kommt Jerry mit ein paar Riffs an und wir formen sie dann zusammen. Sean ist in Seattle, Jerry und ich in LA und William mit seiner Familie in Atlanta. Wir müssen da natürlich immer ein bisschen puzzeln, aber ich denke, die neue Platte ist ein guter Wegweiser dafür, wo wir uns im Moment befinden und dass uns das gelingt. Ich hoffe, dass wir das auch live so rüberbringen können! Wir haben letzte Woche angefangen zu proben und für mich klingt alles sehr natürlich und gut. Es ist immer ein Erlebnis, die Songs in einer Livesituation zum Leben zu erwecken, ohne diese klinische Studioatmosphäre. Wir hauen einfach rein und spielen Songs wie „Stone“, „The Devil Put Dinosaurs Here“ oder „Hollow“, die live noch viel heavier klingen. Die werden auf der Bühne richtig Spass machen. Ich wünschte, wir hätten noch mehr Shows in Europa! Im Moment sind erst Kopenhagen und das Download Festival in England bestätigt. So steht es zur Zeit auf eurem Tourplan. Kommen noch mehr Europa-Shows dazu?Bestimmt! Nach Download gehen wir nochmal zurück nach Kanada und spielen Rock in Rio mit Metallica. Es hängt alles von der Planung ab und es ist nicht so, dass wir nicht in Europa spielen möchten (lacht). Auf der letzten Tour waren wir in 36 Ländern, unter anderem im Orient, wo es einen neuen Markt gibt. Wenn diese Tour fertig gebucht ist, sind es vermutlich rund 40 oder 45 Länder, in denen wir auftreten. Ich denke, dass wir einen guten Teil davon in Europa spielen werden. Ich hoffe, dass wir auch in die Schweiz kommen! Nach eurer Reunion hat es eine Weile gedauert, bis ihr

William DuVall offiziell als neues Bandmitglied benannt habt. Es schien ein sehr vorsichtiger Prozess zu sein, mit einem neuen Sänger weiterzumachen. Wie beeinflusst William euer Bandfeeling, gibt es Unterschiede zu vorher?Oh, absolut! Du kannst sonst nicht in unzähligen Ländern unterwegs sein, riesige, noch grössere und kleine Shows spielen, mit allen möglichen Transportmitteln jeder Grösse in der Gegend herumreisen und zusammen leben. Ganz am Anfang dachten wir: „Oh. Wo ist Layne? Wo ist unser Sänger?“ Das war schwer für uns. Aber wir lieben William. Er hatte davor schon mit Jerry gespielt und nach dem Album und der Tour zu „Black Gives Way To Blue“ fühlte es sich wirklich nach einer Band an, als wir für „Dinosaurs“ ins Studio gingen. Wir vermissen Layne sehr, jeden Tag. Aber wir sind jetzt sehr glücklich mit William, er ist ein Geschenk. Vor allem ist er wahnsinnig professionell und ich habe noch nie jemanden gesehen, der kreativer ist. Es ist unglaublich anzusehen, wie er an den Bühnenrand geht, um vor hunderten oder tausenden Leuten seinen Mut zusammenzunehmen und Laynes Songs für sie zu singen. Das ist unglaublich tapfer. Du hast mit einer Menge Bands zusammengearbeitet, namentlich Slash's Snakepit, Heart oder Ozzy Osbourne. Was hat dich am meisten herausgefordert?Auweia (lacht)! Ich glaube, ich war ungefähr 22 oder 23 Jahre alt und hatte erst in zwei Bands gespielt, als die Ozzy-Audition stattfand, bei der insgesamt 212 Bassisten vorspielten. Ich ging mit einem Kumpel hin, kam als Zweitletzter dran und lief in einem alten Hockeyshirt, zerrissenen Jeans und ranzigen

Tennisschuhen auf. Ich war überhaupt nicht nervös, weil ich 100%ig sicher war, dass ich den Job sowieso nicht bekommen würde, niemals! Ich wollte einfach mitmachen, weil ich Zakk Wylde und Randy Castillo kennenlernen, mit ihnen „Crazy Train“ spielen und ein bisschen Spass haben wollte. Wir haben ein bisschen gejammt und ich ging danach wieder raus zu meinem Auto. Ozzy und Sharon rannten mir hinterher und sagten: „Hey, du bist unter den ersten drei. Kannst du morgen nochmal wiederkommen?“ Das war für mich ein Wahnsinnserlebnis, der Wechsel vom Clubmusiker zu einem Ozzy Osbourne-Bassisten, der auf einmal in Wembley spielt. Und das innerhalb von zehn Tagen. Ich hatte damals noch nicht mal einen Pass! Ich dachte: „Oh Gott, die schmeissen mich wieder raus, weil ich keinen Pass habe!“ Aber Sharon nahm mich mit zum Passbüro, wo wir über Nacht einen bekamen. Es war trotzdem nicht ganz einfach für mich, meine Familie zurückzulassen. Mein Grossvater hatte damals Krebs und ihn und meine Familie, mein ganzes Leben zu verlassen, um mit Ozzy in ein Flugzeug zu springen, mit ihm in einem Schloss zu wohnen und all die Songs bis Wembley zu lernen, war wirklich eine grosse Herausforderung für mich. Ich dachte, wenn ich das schaffe, dann schaffe ich alles! Seitdem erkläre ich den Leuten bei Bedarf, dass ich durch die „Ozzy Osbourne Finishing School“ gegangen bin (lacht). Er hat mir soviel beigebracht und Zakk ist mein Nachbar, wir haben viel Kontakt zueinander. Und heute, nach diesem Interview, probe ich mit Alice In Chains, links daneben proben Black Sabbath und rechts von uns sind Heart. Bei einem Musikliebhaber kann dieser Satz einen Ohnmachtsanfall auslösen. Ja, es sind fast alle Leute unter dem selben Dach, mit denen ich in der Vergangenheit gespielt habe! Du probst mit deiner Band, gehst nach rechts und verbringst Zeit mit Ann und Nancy Wilson von Heart, um danach Geezer Butler an der Kaffeemaschine zu treffen. Wir haben echt viel Spass, es ist wie eine grosse Familie für mich. Heart wurden gerade in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen und ich glaube, Jerry spielt mit ihnen. Das wird eine ziemlich grosse Party! Ich weiss gar nicht, wo die letzten 22 Jahre geblieben sind. Ich dachte, ich mache das für vielleicht ein oder zwei Jahre und gehe dann nochmal zurück in die Schule, aber jetzt stehe ich hier und bereite mich schon wieder auf die nächste grosse Tour vor (lacht). 36 37

Eure neue Platte hat einen grossartig bizarren Titel. Wie seid ihr darauf gekommen?(lacht) Ich glaube, das fing damit an, dass Jerry und Sean sich über diese christlichen Fundamentalisten lustig gemacht haben, die daran glauben, dass die Welt erst ein paar tausend Jahre alt ist. Sie behaupten auch, dass der Teufel Dinosaurierknochen in der Erde vergraben hat, um die Menschen vom Glauben an die Schöpfung abzubringen. Darüber haben wir einen Song geschrieben und als wir über den Albumtitel diskutierten, blieb dieser Song hängen. Ich mag Teufel und ich mag Dinosaurier (lacht). In Los Angeles, wo ich herkomme, gibt es auch diverse Teergruben, aus denen immer wieder riesige Knochen herausgeholt werden. Ich fand die Idee zu diesem Titel super!Wo habt ihr das Album aufgenommen?Wir waren in den Henson-Studios, hier in LA. Der Komplex hiess früher A&M Studios und war der Hauptsitz von A&M Records. Vor über zehn Jahren hat der Henson-Clan das alles übernommen. Du kennst die Muppets?Ich liebe die Muppets!(lacht) Ja, die Familie von Jim Henson, der die Muppets erfunden hat, besitzt das Studio jetzt. In diesem Studio gibt eine Tonne legendärer Dinge von unzähligen Musikern. Ich habe in den 90ern dort mit Ozzy schon Demos aufgenommen, aber auch The Police waren da, Joni Mitchell, Van Halen, Tom Petty, all diese coolen Leute. Es ist ein Ort voll toller Vibes. „We Are The World“ wurde auch dort eingespielt. Für uns war es sehr angenehm, weil die Atmosphäre sehr privat ist, aber wir haben auch viele alte Freunde getroffen. Und das Wetter hier in LA ist sehr viel besser als in Seattle (lacht)!Ihr habt wieder mit Nick Raskulinecz gearbeitet, der auch schon „Black Gives Way To Blue“ produziert hat. Ja, er ist ein grossartiger Produzent. Für uns war es logisch, dass wir diese Platte auch wieder mit ihm machen. Er hat allerdings

einen ziemlich vollen Terminplan, weil er mit den Deftones und Ghost im Studio war. Er ist sehr nett, kommt aus Nashville und verkörpert den typischen Southern Boy (lacht). Für mich persönlich war es sowieso klasse, mit ihm zu arbeiten, weil er auch Bassist ist. Wenn wir ins Studio kommen, probieren wir erst einmal die ganzen Amps und Bässe aus und finden auch immer den richtigen Sound für mich. Es ist sehr schön, mit einem Produzenten zu arbeiten, der sich so auf den Bass fokussiert. Die meisten Produzenten konzentrieren sich ja auf den Gesang und den Mix (lacht).In eurem Promoblatt stand ein Zitat von Jerry, der sagte, dass dieses Album komplett anders ist, als alle, die ihr vorher gemacht habt. Unterstützt du diese Aussage?(überlegt) Nun, ich versuche, das alles sehr einfach zu halten. Seitdem ich das erste Mal ein Studio betreten und ein Album aufgenommen habe, das war mit Ozzy 1989 oder 1990, ist diese Art von Arbeit ein Freundschaftsding für mich. Du gehst mit deinen Freunden ins Studio und nimmst einfach eine Platte auf, sehr kameradschaftlich und simpel. Ich versuche, mich möglichst aus den Business-Sachen rauszuhalten. Es ist einfacher für mich, wenn ich mich nur auf meinen Job als Musiker konzentriere, weil alles andere nicht so mein Ding ist. Interviews geben ist ok, touren ist gut, aber ich mag es, an Platten zu arbeiten. Meine ganze Leidenschaft konzentriert sich darauf, was aus den Lautsprechern herauskommt und ich mag es, Songs zu mixen und zuzuhören, was die Verstärker hergeben. Meine Liebe dazu überwiegt alles andere, was das Business noch so mit sich bringt. Ich bin gut darin, mit meinen Kumpels ins Studio zu gehen und eine Platte aufzunehmen, denn das ist für mich die Definition eines gelungenen Tages (lacht). Was aber den Sound von Alice In Chains angeht... Da muss ich Jerry ein bisschen widersprechen. Ich finde, die neue Platte klingt sehr nach Alice In Chains, sehr sludgy, sehr schwer. Ich weiss nicht,

woher das kommt, aber wenn wir vier zusammen spielen, klingt es immer so. Vor allem, wenn wir drei, Jerry, Sean und ich zusammen spielen, was wir ja seit 22 Jahren machen. Für mich ist das so sehr natürlich und nichts Besonderes. Nach dem ersten Hören klingt „The Devil Put Dinosaurs Here“ ruhiger als der Vorgänger. Ruhiger?Ja, es ist schwierig, das richtige Wort dafür zu finden. Langsamer, reifer?Weißt du, ich bin der Metalhead in der Band, ich mag den ganzen harten Kram (lacht). Ich bin immer derjenige, der es schneller, härter und verrückter mag. Die aktuelle Platte ist immer eine Momentaufnahme von dem Stadium, in dem du dich gerade befindest. Wenn wir „Dirt“ immer und immer wieder aufnehmen würden, wäre das Quatsch. Auf „The Devil Put Dinosaurs Here“ könnte man diese schnelleren, härteren Parts vermissen.Wenn wir zusammen spielen, und einer fragt, welcher Song als nächstes kommt, bin ich derjenige, der „Dam That River“ oder „We Die Young“ schreit. Ich will immer die harten, schnelleren Songs spielen (lacht). Das sind die Songs, die mich im Herzen berühren. Ich liebe es, harte Musik zu machen. Du fühlst dich aber schon wohl mit dem neuen Album?Absolut! Wir würden niemals etwas veröffentlichen, wenn wir nicht dahinterstehen könnten. Es steckt viel Mühe und Arbeit darin. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir nach so vielen Jahren immer noch musikalisches Zeugnis für unsere Freundschaft ablegen können. Wir haben immer noch viel Spass dabei,

zusammen Lärm zu machen, das ist das Besondere daran für mich. Ich liebe diese Jungs. Wir sind

ip. Alice In Chains gehören nicht nur neben Soundgarden, Pearl Jam und Nirvana zu den Big Four des Seattle-Grunge, sondern überhaupt zur ersten Garde der Rockmusik. Mit „The Devil Put Dinosaurs Here“ steht bald das fünfte Album der ursprünglich aus Seattle stammenden Band in den Läden. Gründe, mit Mike Inez zu sprechen, gibt es aber auch jenseits davon mehr als genug. Der Allroundmusiker, der bisher mit Grössen wie Ozzy Osbourne oder Heart gespielt hat und seit über 20 Jahren den tiefen Ton bei Alice In Chains angibt, könnte nicht nur ganze Bücher mit seiner Lebensgeschichte füllen, sondern gilt als einer der besten und vor allem sympathischsten seiner Gilde. Der gut gelaunte Bassist gab uns am Telefon Auskunft zu „The Devil Put Dinosaurs Here“, sprach über Herausforderungen und erläuterte seine aktuelle Proberaumsituation.

Heute, nach diesem Interview, probe ich mit Alice In Chains, links daneben proben Black Sabbath und rechts von uns sind Heart.

durch so viele Dinge gegangen, Geburten, Tode, haben so viele Länder bereist und die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen durchgemacht. Wir fühlen uns immer noch wohl zusammen, wenn wir die Tür hinter uns schliessen und unsere Verstärker aufdrehen. Das ist immer noch sehr heilig für uns. Das klingt sehr wertvoll. Ja. Wo im Leben findest du das noch? Sowas passiert einem nicht oft. Meine Band, meine Frau und meine Hunde, das ist mein Leben. Das ist ein schöner Übergang zur nächsten Frage, denn Alice In Chains scheint eine Band aus sehr gleichwertigen Individuen zu sein, musikalisch wie persönlich. Gilt das auch für euer Songwriting?Oh, ja! Normalerweise kommt Jerry mit ein paar Riffs an und wir formen sie dann zusammen. Sean ist in Seattle, Jerry und ich in LA und William mit seiner Familie in Atlanta. Wir müssen da natürlich immer ein bisschen puzzeln, aber ich denke, die neue Platte ist ein guter Wegweiser dafür, wo wir uns im Moment befinden und dass uns das gelingt. Ich hoffe, dass wir das auch live so rüberbringen können! Wir haben letzte Woche angefangen zu proben und für mich klingt alles sehr natürlich und gut. Es ist immer ein Erlebnis, die Songs in einer Livesituation zum Leben zu erwecken, ohne diese klinische Studioatmosphäre. Wir hauen einfach rein und spielen Songs wie „Stone“, „The Devil Put Dinosaurs Here“ oder „Hollow“, die live noch viel heavier klingen. Die werden auf der Bühne richtig Spass machen. Ich wünschte, wir hätten noch mehr Shows in Europa! Im Moment sind erst Kopenhagen und das Download Festival in England bestätigt. So steht es zur Zeit auf eurem Tourplan. Kommen noch mehr Europa-Shows dazu?Bestimmt! Nach Download gehen wir nochmal zurück nach Kanada und spielen Rock in Rio mit Metallica. Es hängt alles von der Planung ab und es ist nicht so, dass wir nicht in Europa spielen möchten (lacht). Auf der letzten Tour waren wir in 36 Ländern, unter anderem im Orient, wo es einen neuen Markt gibt. Wenn diese Tour fertig gebucht ist, sind es vermutlich rund 40 oder 45 Länder, in denen wir auftreten. Ich denke, dass wir einen guten Teil davon in Europa spielen werden. Ich hoffe, dass wir auch in die Schweiz kommen! Nach eurer Reunion hat es eine Weile gedauert, bis ihr

William DuVall offiziell als neues Bandmitglied benannt habt. Es schien ein sehr vorsichtiger Prozess zu sein, mit einem neuen Sänger weiterzumachen. Wie beeinflusst William euer Bandfeeling, gibt es Unterschiede zu vorher?Oh, absolut! Du kannst sonst nicht in unzähligen Ländern unterwegs sein, riesige, noch grössere und kleine Shows spielen, mit allen möglichen Transportmitteln jeder Grösse in der Gegend herumreisen und zusammen leben. Ganz am Anfang dachten wir: „Oh. Wo ist Layne? Wo ist unser Sänger?“ Das war schwer für uns. Aber wir lieben William. Er hatte davor schon mit Jerry gespielt und nach dem Album und der Tour zu „Black Gives Way To Blue“ fühlte es sich wirklich nach einer Band an, als wir für „Dinosaurs“ ins Studio gingen. Wir vermissen Layne sehr, jeden Tag. Aber wir sind jetzt sehr glücklich mit William, er ist ein Geschenk. Vor allem ist er wahnsinnig professionell und ich habe noch nie jemanden gesehen, der kreativer ist. Es ist unglaublich anzusehen, wie er an den Bühnenrand geht, um vor hunderten oder tausenden Leuten seinen Mut zusammenzunehmen und Laynes Songs für sie zu singen. Das ist unglaublich tapfer. Du hast mit einer Menge Bands zusammengearbeitet, namentlich Slash's Snakepit, Heart oder Ozzy Osbourne. Was hat dich am meisten herausgefordert?Auweia (lacht)! Ich glaube, ich war ungefähr 22 oder 23 Jahre alt und hatte erst in zwei Bands gespielt, als die Ozzy-Audition stattfand, bei der insgesamt 212 Bassisten vorspielten. Ich ging mit einem Kumpel hin, kam als Zweitletzter dran und lief in einem alten Hockeyshirt, zerrissenen Jeans und ranzigen

Tennisschuhen auf. Ich war überhaupt nicht nervös, weil ich 100%ig sicher war, dass ich den Job sowieso nicht bekommen würde, niemals! Ich wollte einfach mitmachen, weil ich Zakk Wylde und Randy Castillo kennenlernen, mit ihnen „Crazy Train“ spielen und ein bisschen Spass haben wollte. Wir haben ein bisschen gejammt und ich ging danach wieder raus zu meinem Auto. Ozzy und Sharon rannten mir hinterher und sagten: „Hey, du bist unter den ersten drei. Kannst du morgen nochmal wiederkommen?“ Das war für mich ein Wahnsinnserlebnis, der Wechsel vom Clubmusiker zu einem Ozzy Osbourne-Bassisten, der auf einmal in Wembley spielt. Und das innerhalb von zehn Tagen. Ich hatte damals noch nicht mal einen Pass! Ich dachte: „Oh Gott, die schmeissen mich wieder raus, weil ich keinen Pass habe!“ Aber Sharon nahm mich mit zum Passbüro, wo wir über Nacht einen bekamen. Es war trotzdem nicht ganz einfach für mich, meine Familie zurückzulassen. Mein Grossvater hatte damals Krebs und ihn und meine Familie, mein ganzes Leben zu verlassen, um mit Ozzy in ein Flugzeug zu springen, mit ihm in einem Schloss zu wohnen und all die Songs bis Wembley zu lernen, war wirklich eine grosse Herausforderung für mich. Ich dachte, wenn ich das schaffe, dann schaffe ich alles! Seitdem erkläre ich den Leuten bei Bedarf, dass ich durch die „Ozzy Osbourne Finishing School“ gegangen bin (lacht). Er hat mir soviel beigebracht und Zakk ist mein Nachbar, wir haben viel Kontakt zueinander. Und heute, nach diesem Interview, probe ich mit Alice In Chains, links daneben proben Black Sabbath und rechts von uns sind Heart. Bei einem Musikliebhaber kann dieser Satz einen Ohnmachtsanfall auslösen. Ja, es sind fast alle Leute unter dem selben Dach, mit denen ich in der Vergangenheit gespielt habe! Du probst mit deiner Band, gehst nach rechts und verbringst Zeit mit Ann und Nancy Wilson von Heart, um danach Geezer Butler an der Kaffeemaschine zu treffen. Wir haben echt viel Spass, es ist wie eine grosse Familie für mich. Heart wurden gerade in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen und ich glaube, Jerry spielt mit ihnen. Das wird eine ziemlich grosse Party! Ich weiss gar nicht, wo die letzten 22 Jahre geblieben sind. Ich dachte, ich mache das für vielleicht ein oder zwei Jahre und gehe dann nochmal zurück in die Schule, aber jetzt stehe ich hier und bereite mich schon wieder auf die nächste grosse Tour vor (lacht). 36 37

FESTIVALS

VORSTADT SOUNDS, ZÜRICH

www.vorstadt-sounds.ch24.-25.5.2013

Programm:BABA SHRIMPS, NAVIGATOR,

MNEVIS, BETAPARTNER, KATHARINA BUSCH, LUMINÈRES DE

L'ESPACE, THE NEW GLASSES, MY HEART BELONGS TO CECILIA

WINTER, WOLFMAN, METTI WETTI, THOSE WICKED HOURS, THE

FRIDGE, NICK PORSCHE, MY NAME IS GEORGE u.v.m

Preise: 1 Tag 20.-/2 Tage 35.- (nur Abendkasse)Camping: NeinParkplatz: Nur wenige öffentl. Parkplätze, ÖV benutzen

NEUCHATEL OPEN AIRwww.festineuch.ch

30.5.-2.6..2013Programm:

KLAXONS, BOYS NOIZE LIVE, VITALIC VTLZR, PSY4 DE LA RIME, SÉBASTIEN

TELLIER, HEIDI HAPPY, NAS, WAX TAILOR, TRICKY, STEPHAN EICHER, ORELSAN, OLIVIA RUIZ, DUCHESS

SAYS uvm

Preise: 1-Tagespass 68.- / 1-Tagespass SO 58.- / 2-Tagespass DO-FR 130.- / 2-Tagespass SA-SO 109.- / 3-Tagespass 159.- / 4-Tagespass 239.-Camping: Ja, pro Tag 5.-Parkplatz: Nein. Nur öffentliche Parkmöglichkeiten im Ort.

INTERLAKENwww.greenfieldfestival.ch

13.-15.6.2013Programm:

RAMMSTEIN, QUEENS OF THE STONE AGE, THE PRODIGY,

NIGHTWISH, SLAYER, SKAP-P, AIRBOURNE, BAD RELIGION,

WITHIN TEMPTATION, STONE SOUR, BULLET FOR MY VALENTINE,

DANKO JONES, TORBONEGRO, GRAVEYARD, JENNIFER ROSTOCK,

SALTATIO MORTIS, RED FANG, SLAG IN CULLET uvm

Preise: 198.- inkl. 10.- Mülldepot. Memberticket 350.-Camping: Ja. Wohnwagen 30.-Parkplatz: Ja. 10.- für alle Tage

SCHÖNENBÜHL/WOLFHALDENwww.rockthewolves.ch

15.-16.6. 2013

Programm:THE SWEET, FABIAN ANDERHUB

uvm

Preise: KostenlosCamping: JaParkplatz: Ja, kostenlos

ZÜRICH, VOLKSHAUSwww.starclick.ch/acts/Earshakerday

20.6. 2013

Programm:COAL CHAMBER, ASKING ALEXANDRIA, CLUTCH, THE SWORD, CHELSEA GRIN,

THE ACACIA STRAIN uvm

Preise: 58.- Camping: Nein Parkplatz: Nein

Das älteste Open Air der Schweiz

Programm:ANNA ROSSINELLI, C.H., DODO & THE LIBERATORS, FALLOUT, THE

LIMIT, BLUE ON BLACK, SMAFT uvm

Preise: 2 Tage 50.- (nur lokale VVK-Stellen) Camping: Ja, gratisParkplatz: Ja, gratis Gratis-Shuttlebus vom Bahnhof/Stadt Bischofszell

BISCHOFSZELL (TG)www.openairbischofszell.ch

25.-26.5.2013

BAD RAGAZwww.quellrock.ch

21.-22.6.2013

Programm:THE BASEBALLS, PEARLBREAKERS,

FAMARA, VELVET TWO STRIPES, THE PEACOCKS, 77 BOMBAY

STREET, GUSTAV uvm

Preise: 2-Tagespass 78.- / 1-Tagespass FR 43.- / 1-Tagespass SA 55.- (Abendkasse + ca. 7.-)Camping: Ja. Kostenlos aber 20.- MülldepotParkplatz: Ja, begrenzt. 10.- pro Fahrzeug

RAPPERSWIL - JONAwww.bluesnjazz.ch

28.-30.6.2013Programm:

MIKE & THE MECHANICS, STEFANIE HEINZMANN, PHILIPP FANKHAUSER, EDDIE PALMIERI, 2CELLOS, SHARON

CORR, JESSY MARTENS, MALINA MOYE, AYNSLEY LISTER, FABIAN

ANDERHUB, GERRY MCAVOY'S BAND OF FRIENDS, GEORG SCHROETER &

MARC BREITFELDER, SAMMY RIMINGTON, TUBA SKINNY uvm

Preise: Tages-Tickets: CHF 50.-/60.- Festival-Pass: CHF 90.-/110.-Camping: neinParkplatz: nur öffentliche, kostenpflichtige Parkplätze

ZELL (LU)www.openquer.ch

5.-6.7.2013

Programm:STEFANIE HEINZMANN, SLAM&HOWIE, MAXXWELL,THE VIBES, CHANNELSIX, ERICA ARNOLD, ROLLING TONGUES,

PILEDRIVER, LIVE WIRE

Preise: Tages-Tickets: CHF Festival-Pass: CHF 44.-Camping: Ja, im Preis inbegriffenParkplatz: Ja, im Preis inbegriffen

InseratSET

3838

FESTIVALS

VORSTADT SOUNDS, ZÜRICH

www.vorstadt-sounds.ch24.-25.5.2013

Programm:BABA SHRIMPS, NAVIGATOR,

MNEVIS, BETAPARTNER, KATHARINA BUSCH, LUMINÈRES DE

L'ESPACE, THE NEW GLASSES, MY HEART BELONGS TO CECILIA

WINTER, WOLFMAN, METTI WETTI, THOSE WICKED HOURS, THE

FRIDGE, NICK PORSCHE, MY NAME IS GEORGE u.v.m

Preise: 1 Tag 20.-/2 Tage 35.- (nur Abendkasse)Camping: NeinParkplatz: Nur wenige öffentl. Parkplätze, ÖV benutzen

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KLAXONS, BOYS NOIZE LIVE, VITALIC VTLZR, PSY4 DE LA RIME, SÉBASTIEN

TELLIER, HEIDI HAPPY, NAS, WAX TAILOR, TRICKY, STEPHAN EICHER, ORELSAN, OLIVIA RUIZ, DUCHESS

SAYS uvm

Preise: 1-Tagespass 68.- / 1-Tagespass SO 58.- / 2-Tagespass DO-FR 130.- / 2-Tagespass SA-SO 109.- / 3-Tagespass 159.- / 4-Tagespass 239.-Camping: Ja, pro Tag 5.-Parkplatz: Nein. Nur öffentliche Parkmöglichkeiten im Ort.

INTERLAKENwww.greenfieldfestival.ch

13.-15.6.2013Programm:

RAMMSTEIN, QUEENS OF THE STONE AGE, THE PRODIGY,

NIGHTWISH, SLAYER, SKAP-P, AIRBOURNE, BAD RELIGION,

WITHIN TEMPTATION, STONE SOUR, BULLET FOR MY VALENTINE,

DANKO JONES, TORBONEGRO, GRAVEYARD, JENNIFER ROSTOCK,

SALTATIO MORTIS, RED FANG, SLAG IN CULLET uvm

Preise: 198.- inkl. 10.- Mülldepot. Memberticket 350.-Camping: Ja. Wohnwagen 30.-Parkplatz: Ja. 10.- für alle Tage

SCHÖNENBÜHL/WOLFHALDENwww.rockthewolves.ch

15.-16.6. 2013

Programm:THE SWEET, FABIAN ANDERHUB

uvm

Preise: KostenlosCamping: JaParkplatz: Ja, kostenlos

ZÜRICH, VOLKSHAUSwww.starclick.ch/acts/Earshakerday

20.6. 2013

Programm:COAL CHAMBER, ASKING ALEXANDRIA, CLUTCH, THE SWORD, CHELSEA GRIN,

THE ACACIA STRAIN uvm

Preise: 58.- Camping: Nein Parkplatz: Nein

Das älteste Open Air der Schweiz

Programm:ANNA ROSSINELLI, C.H., DODO & THE LIBERATORS, FALLOUT, THE

LIMIT, BLUE ON BLACK, SMAFT uvm

Preise: 2 Tage 50.- (nur lokale VVK-Stellen) Camping: Ja, gratisParkplatz: Ja, gratis Gratis-Shuttlebus vom Bahnhof/Stadt Bischofszell

BISCHOFSZELL (TG)www.openairbischofszell.ch

25.-26.5.2013

BAD RAGAZwww.quellrock.ch

21.-22.6.2013

Programm:THE BASEBALLS, PEARLBREAKERS,

FAMARA, VELVET TWO STRIPES, THE PEACOCKS, 77 BOMBAY

STREET, GUSTAV uvm

Preise: 2-Tagespass 78.- / 1-Tagespass FR 43.- / 1-Tagespass SA 55.- (Abendkasse + ca. 7.-)Camping: Ja. Kostenlos aber 20.- MülldepotParkplatz: Ja, begrenzt. 10.- pro Fahrzeug

RAPPERSWIL - JONAwww.bluesnjazz.ch

28.-30.6.2013Programm:

MIKE & THE MECHANICS, STEFANIE HEINZMANN, PHILIPP FANKHAUSER, EDDIE PALMIERI, 2CELLOS, SHARON

CORR, JESSY MARTENS, MALINA MOYE, AYNSLEY LISTER, FABIAN

ANDERHUB, GERRY MCAVOY'S BAND OF FRIENDS, GEORG SCHROETER &

MARC BREITFELDER, SAMMY RIMINGTON, TUBA SKINNY uvm

Preise: Tages-Tickets: CHF 50.-/60.- Festival-Pass: CHF 90.-/110.-Camping: neinParkplatz: nur öffentliche, kostenpflichtige Parkplätze

ZELL (LU)www.openquer.ch

5.-6.7.2013

Programm:STEFANIE HEINZMANN, SLAM&HOWIE, MAXXWELL,THE VIBES, CHANNELSIX, ERICA ARNOLD, ROLLING TONGUES,

PILEDRIVER, LIVE WIRE

Preise: Tages-Tickets: CHF Festival-Pass: CHF 44.-Camping: Ja, im Preis inbegriffenParkplatz: Ja, im Preis inbegriffen

InseratSET

3838

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE 14. Juli

LOCARNO, PIAZZA GRANDE

DIE TOTEN HOSEN 6. Juli

DEPECHE MODE 9. Juli

ZUCCHERO 10. Juli

ZZ TOP & KROKUS 4. Juli

www.moonandstars.ch

MARK KNOPFLER 11. Juli

GREEN DAY 8. Juli

BRYAN ADAMS 12. Juli

AMY MACDONALD& GLEN HANSARD 5. Juli

SANTANA 7. Juli

InseratDELTA SAINTS

www.fclommiswil.ch

DAS Schweizer Musikmagazin

Jetzt im Abo !!!

6 x TRACKS Frei HausSFr. 20.-

Wer TRACKS künftig mindestens 1 Jahr lang nach Hause geliefert bekommen möchte,

schickt einfach eine

E-Mail mit dem Betreff Abo-Service an [email protected]

oder eine Postkarte an:

TRACKS, Postfach 108, 4323 Wallbach

Und damit wir wissen wer ihr seid und was ihr am liebsten hört, teilt uns doch bitte auch euer

Geburtsjahr und eure(n) Lieblingsband/-künstler mit.

Unbedingt vermerken, ab welcher Ausgabe die Zustellung erfolgen soll

Alle Abo-Bestellungen nehmen automatisch am Wettbewerb auf Seite 64 teil. Gebt euren Wunschpreis bei der Bestellung an.

ZÜRICH, DOLDERwww.liveatsunset.ch

10.-21.7. 2013

Programm:STEPHAN EICHER 10.7. BRYAN ADAMS 11.7. NATALIE COLE 12.7. KENNY ROGERS 13.7. HUGH LAURIE 14.7. DEEP PURPLE 15.7. EARTH, WIND & FIRE16.7. NENA 17.7. HELGE SCHNEIDER 18.7. STING 19.7. MARK KNOPFLER 20.7. GIANNA NANNINI 21.7.

40

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE 14. Juli

LOCARNO, PIAZZA GRANDE

DIE TOTEN HOSEN 6. Juli

DEPECHE MODE 9. Juli

ZUCCHERO 10. Juli

ZZ TOP & KROKUS 4. Juli

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MARK KNOPFLER 11. Juli

GREEN DAY 8. Juli

BRYAN ADAMS 12. Juli

AMY MACDONALD& GLEN HANSARD 5. Juli

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Programm:STEPHAN EICHER 10.7. BRYAN ADAMS 11.7. NATALIE COLE 12.7. KENNY ROGERS 13.7. HUGH LAURIE 14.7. DEEP PURPLE 15.7. EARTH, WIND & FIRE16.7. NENA 17.7. HELGE SCHNEIDER 18.7. STING 19.7. MARK KNOPFLER 20.7. GIANNA NANNINI 21.7.

40

Tom Marcozzi, leidenschaftlicher Gitarrist und dem Blues zugetan, ist als Musiker besonders in der Solothurner Region bekannt, wo er zusammen mit seinem Blues Express die beliebten Blue Mondays im Kofmehl beschallt. Seit ein paar Monaten hat er nun in Gerlafingen einen eigenen Laden, in dem exklusive Gitarren, vornehmlich rare und State of The Art Gibson Les Pauls angeboten werden. Ausserdem ist Marcozzi europäischer Generalimporteur/-vertreter der edlen amerikanischen Kelton Swade Vintage Stratocaster und Telecaster Modelle.

hh. Direkt an der Autobahnausfahrt Gerlafingen im Bolacker Industriegebiet gelegen, ist Prime Guitars angesiedelt. Etwas suchen ist angesagt, denn der Laden liegt im Haus Nummer 12 im Sub-Parterre und hat keine Schaufenster. Ist man jedoch die Treppen herabgestiegen, tritt man in ein helles, gemütliches Ladenlokal, in dem als erstes die mit edlen Whiskeys gut bestückte Bar auffällt und die an der Wand aufgehängten sechssaitigen Schätze. Das Besondere an Prime Guitars und wodurch sich der Laden von den Mitkonkurrenten unterscheidet, erklärt Tom Marcozzi: „Das sind zum einen die Kelton Swade Gitarren, die in Handarbeit in Nashville hergestellt werden und die es sonst nirgendwo in der Schweiz gibt und zum anderen die exklusiven Les Paul Modelle, von denen es nur sehr wenige gibt und die nur vereinzelt in der Schweiz erhältlich

PRIME GUITARS

sind.“ Und dabei handelt es sich um Replicas der be-rühmten und begehrten 1959er Baureihe (kosten im Original heute um SFr. 250'000.-), die von Gibson in limitierten Stückzahlen neu aufgelegt werden. Und hier bietet Prime Guitars die Besten der Besten, denn Tom lässt sich nicht einfach eine Gitarre schicken, son-dern prüft jedes einzelne Instrument direkt beim Importeur auf Herz und Nieren, bevor er es in seinen Laden holt. Die Kundschaft für diese Instrumente ist allerdings überschaubar, denn bei Preisen zwischen 8000 und 10'000 Franken kann sich nicht jeder solch eine Gitarre leisten. Aber das ist von Marcozzi auch durchaus so gewollt, denn Prime Guitars legt grossen Wert auf das Besondere und Exklusive. Immerhin konnten schon in den ersten Wochen nach Eröffnung einige dieser hochpreisigen Schätze an den Mann gebracht werden. „Ausserdem, „ sagt Tom,“ wenn ich mir überlege, wie viele verschiedene Gitarren ich in den letzten zwanzig Jahren gekauft und wieder verkauft habe, davon hätte ich mir locker zwei oder drei dieser Modelle leisten können und die würde ich dann heute immer noch spielen. Als Gitarrenliebhaber kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich sagt, jetzt will ich das Instrument fürs Leben haben. Mein Baby, das ich nie mehr hergeben will. Und hier

Für die, die das Besondere lieben

hängen solche Babys!“ Dazu gehören auch die von Mr. Kelton Swade (der sich selbst als Künstler und nicht als Gitarrenbauer bezeichnet) fabrizierten Fender-Vintage-Modelle, die, glaubt man Experten und Musikern wie Keith Urban, Vince Gill und/oder Johnny Hiland, die Originale in den Schatten stellen. Jede dieser Gitarren ist ein in sorgfältiger Handarbeit hergestelltes wunderschönes und hochqualitatives Einzelstück.Von den Kunden wird ausserdem geschätzt, dass sich Marcozzi für

jeden viel Zeit nimmt und sein grosses Fachwissen und den einen oder anderen Experten-Tipp bei einem edlen Drink an der gemütlichen Bar gern weitergibt. Besuchen kann man Prime Guitars von Montag bis Freitag zu den normalen Ladenöffnungs-zeiten. Wenn man vorhat, sich länger mit den Instrumenten zu befas-sen, empfiehlt es sich, vorher mit Tom Marcozzi einen Termin zu vereinba-ren, denn so ist gewähr-leistet, dass der Chef selbst für persönliche Gespräche und Beratun-gen zur Verfügung steht.

PRIME GUITARS Bolacker 12

4563 Gerlafingen

www.primeguitars.ch

Mobile: +41 (0)79 351 56 51

Phone: +41 (0)32 675 45 20

DADA ANTE PORTASBad Weeds Grow TallGadget

BONNIE & THE GROOVE CATSGo Cat GoEigenverlag

THE HILLBILLY MOON EXPLOSIONDamn Right Honey!Freed/Irascible

hug. Es ist schön zu sehen, wie diese Band aus Luzern beharr-lich und unaufgeregt ihren Weg geht und sich von Album zu Al-bum um einen Zacken steigert – was angesichts ihres Genres Pop kein Leichtes ist. Die Love-bugs haben vorgemacht, wie man mit Pop-Musik ohne neue Ideen langsam, aber sicher untergehen kann. «Bad Weeds Grow Tall», das inzwischen siebte Album von Dada Ante Portas, ist schlicht und einfach makellos. Damit ist die Welt nicht neu erfunden, das ist aber auch nicht der Anspruch. Wer also die frühen Lovebugs moch-te und am Radio gerne Pop mit Niveau hören möchte: Hier ist die Alternative.

hug. Grundsätzlich eine gute Idee: Rockabilly mit schweizer-deutschen Texten. Das kommt in der hiesigen Szene so gut wie gar nicht vor, weil es vor lauter Den-Vorbildern-treu-bleiben-Müssen gar niemanden in den Sinn kommt. Diese Kombo aus dem Aargau liefert mit ihrem Debüt eine weitere mögliche Erklärung, wieso Dialekt in die-ser Sparte so selten vorkommt: Er ist sehr schwierig in die Musik einzubetten. Sängerin Sandra behilft sich des öftern regelrechter Knittelverse und macht das Ganze dadurch holprig, und sie streut darüber hinaus immer wieder englische Phrasen ein, die dann neben dem Dialekt doppelt schräg und

deplatziert wirken – gemeint waren sie wohl eher als Aus-druck von Coolness. Dass der Sound an sich dann des öftern eher an Schaukelpartys im Bierzelt erinnert denn an ast-reinen Rockabilly, macht die Sache auch nicht einfacher. Kurz: Mission nur halb com-pletet. Aber «Go Cat Go» ist ein mutiger Anfang. Wir empfehlen der Band also, dranzubleiben an ihrer Sache. Und den Hörern empfehlen wir einen Klick auf die Internetseite: Da gibt's eine schwedische Rezension zu lesen.

CAROLINE CHEVINHey WorldSony

hug. Sie habe das eigentlich gar nicht beabsichtigt, sagt die in Zürich lebende Luzernerin zu ihrem dritten Album, dass sie nämlich die ganz grosse Wir-betrachten-den-Zustand-der-Welt-Retrospektive auf Band singt. Aber nun hat es sich so ergeben, und das ist ganz in Ordnung so. Denn mit dem philosophischen Tiefgang hat auch ihre Musik an Tiefe und Ausdruck gewonnen: Der lockerleichte Radiopop ihrer ersten beiden Alben ist viel-seitiger, ernsthafter und eigen-ständiger geworden, man merkt der Sängerin an, dass sie etwas zu sagen hat – und das tut sie, ohne sich aufzudrängen. Gut gemacht! Auch wenn der Aus-ruf «Hey World» wegen seiner grenzenlosen Erstaunungs-Naivität genauso der totale Ablöscher ist wie «Hey Girl» oder «Hey Boy» oder «Hey irgendwas» (ausser natürlich «Hey Stupid»).

LINA BUTTONCopy & PastePhonag

hug. Mit ihrem Debüt hob sich die in Zürich lebende Thur-gauerin mit ihrem gemütlichen, aber souveränen Soul-Einschlag wohltuend von den üblichen Frauenpopstimmen ab – jetzt hat sie genau diesen (Northern) Soul-Einschlag verschärft und intensiviert und einige ganz knackige, lüpfige Songs ge-schaffen, das freut uns. Auch ihre eher Pop- und Radio-orientierten Songs sind griffiger geworden – umso besser. Lina ist auf einem guten Weg. Jetzt sollte sie noch ihr Englisch perfektionieren. Nicht, dass ihre Aussprache schlecht wäre, aber man hört hin und wieder, dass sie ihr Englisch in der Schule gelernt ist. Das dämpft ein bisschen die Freude an ihrer schönen, klaren Stimme.

hug. Auf ihrem siebten Album geht's das Zürcher Trio locker an und konzentriert sich vor allem auf federleicht schwingenden Rockabilly, der tönt wie aus einer uralten Zeit und bei dem durchaus Violine und Saxophon zum glasklaren Gesang von Emanuela Hutter mitspielen. Man stellt sich dazu gerne vor, wie man in einem Cadillac Coupe de ville cruist und von keinerlei Eile getrieben ist. Das ist ausgesprochen positiv ge-meint – zumal die Band schon lange genug im Geschäft ist und viel zu sorgfältig arbeitet, als dass sie sich die Blösse geben würden, halbherzigen Rockabilly zu spielen. Was uns aber fehlt: Dazwischen geht's zwar immer wieder etwas griffi-ger zu und her, das tut dem Album gut, aber der übermütige Schalk und schlaue Coverver-sionen, wie wir sie von Hillbilly Moon Explosion gewohnt sind und besonders lieben, fehlen dermal. Macht aber nichts: Wir mögen diese Band sowieso.

ZENOWe Are InfiniteGoldon/Irascible

hug. Schön zu sehen, dass im Zuge von angesagten Alternativ-

jetzt unter neuem Namen Musik, die so klingt, als würden die Pet Shop Boys die oben genannten Bands zusammenführen. Produ-ziert hat übrigens Mastermind Roli Mosimann, der einst die Young Gods zur Perfektion brach-te. Geht eigentlich unter das Label Sparten-Pop, macht aber umso mehr Freude, auch wenn die Band ihre Lieder durchaus noch einen Zacken verdichten könnte.

Pop-Bands wie Of Monsters And Men, Spleen United oder dem Solisten Calvin Harris auch eine Schweizer Band auf gleichem Niveau mitmischt. Das Trio Zeno aus Wallbach war bisher als Venetus Flos bekannt und macht

CRAZY TRAINFire Trailwww.crazytrainmusic.com

hh. Vier Songs legt der Sänger/ Gitarrist Achim Brugger mit sei- ner Band Crazy Train auf seiner Debüt-EP vor. Und es geht dabei mächtig rockig zur Sache. Die Band bewegt sich musikalisch in der Schnittmenge von Bluesrock und Hardrock und dürfte in erster Linie Fans von Popa Chubby, Philip Sayce und gleichgelager-ten Bluesrockern ansprechen, wobei Crazy Train eine Spur giftiger zu Werke gehen. Die aggressiven Gitarren sind sehr dominant im Soundbild, was etwas auf Kosten des „Unten-rum“-Drucks geht – gleichwohl ballert der Sound, von Many Maurer und Achim Brugger produziert, amtlich aus den Boxen. Zu Bruggers Veröffent-lichungspolitik gehört, in kürze-ren Abständen EPs mit vier Songs rauszubringen, von denen einer jeweils ein Remake sein soll. An-gesichts von unzähligen Klasse-songs aus über fünf Rock'n'Roll-

Jahrzehnten darf allerdings die Frage erlaubt sein, weshalb Brug-ger für sein Debüt ausgerechnet auf „Fire“ von Hendrix zurück-greift. Dieser Song wurde in-zwischen dermassen oft gecovert, dass man schon fast von Leichen-fledderei sprechen muss. Immer-hin schaffen es Crazy Train, hier eine eigene Note einzubringen, was aber im Endeffekt trotz guter Interpretation nichts nutzt, denn

ausgelutscht bleibt ausgelutscht und an das Original kommt ohnehin niemand heran. Für künf-tige Werke wünschen wir uns deshalb, dass die Band auf Origi-nale zurückgreift, die nicht zum Standardrepertoire fast jeder Amateurkombo zählen. Für die Qualität von Crazy Train spricht, dass die eigenen Songs wesent-lich spannender als „Fire“ rüber-kommen und durchaus über-

raschende Momente vorweisen, beispielsweise gute Harmonie-Chorsätze. Auch die Band rockt ordentlich und kräftig und gibt mit diesem Vortrag ein Verspre-chen auf schweisstreibende Liveshows. Fazit: ein gelungenes Debüt, mit dem sich die Band in der heimischen Szene etablieren dürfte und gleichzeitig ein gros-ses Versprechen auf künftige Taten abgibt.

THE SENSORYChewing The GunIrascible

hug. Soulmusik ist eine schwierige Sache. Ähnlich wie beim Blues machen ein nicht mit Linealen messbares Lebensgefühl und ein ebenso nicht quantifizierbares Gespür für Dramatik in Herzensdingen den Unterschied zwischen

BLUES EXPRESS

42 43

Tom Marcozzi, leidenschaftlicher Gitarrist und dem Blues zugetan, ist als Musiker besonders in der Solothurner Region bekannt, wo er zusammen mit seinem Blues Express die beliebten Blue Mondays im Kofmehl beschallt. Seit ein paar Monaten hat er nun in Gerlafingen einen eigenen Laden, in dem exklusive Gitarren, vornehmlich rare und State of The Art Gibson Les Pauls angeboten werden. Ausserdem ist Marcozzi europäischer Generalimporteur/-vertreter der edlen amerikanischen Kelton Swade Vintage Stratocaster und Telecaster Modelle.

hh. Direkt an der Autobahnausfahrt Gerlafingen im Bolacker Industriegebiet gelegen, ist Prime Guitars angesiedelt. Etwas suchen ist angesagt, denn der Laden liegt im Haus Nummer 12 im Sub-Parterre und hat keine Schaufenster. Ist man jedoch die Treppen herabgestiegen, tritt man in ein helles, gemütliches Ladenlokal, in dem als erstes die mit edlen Whiskeys gut bestückte Bar auffällt und die an der Wand aufgehängten sechssaitigen Schätze. Das Besondere an Prime Guitars und wodurch sich der Laden von den Mitkonkurrenten unterscheidet, erklärt Tom Marcozzi: „Das sind zum einen die Kelton Swade Gitarren, die in Handarbeit in Nashville hergestellt werden und die es sonst nirgendwo in der Schweiz gibt und zum anderen die exklusiven Les Paul Modelle, von denen es nur sehr wenige gibt und die nur vereinzelt in der Schweiz erhältlich

PRIME GUITARS

sind.“ Und dabei handelt es sich um Replicas der be-rühmten und begehrten 1959er Baureihe (kosten im Original heute um SFr. 250'000.-), die von Gibson in limitierten Stückzahlen neu aufgelegt werden. Und hier bietet Prime Guitars die Besten der Besten, denn Tom lässt sich nicht einfach eine Gitarre schicken, son-dern prüft jedes einzelne Instrument direkt beim Importeur auf Herz und Nieren, bevor er es in seinen Laden holt. Die Kundschaft für diese Instrumente ist allerdings überschaubar, denn bei Preisen zwischen 8000 und 10'000 Franken kann sich nicht jeder solch eine Gitarre leisten. Aber das ist von Marcozzi auch durchaus so gewollt, denn Prime Guitars legt grossen Wert auf das Besondere und Exklusive. Immerhin konnten schon in den ersten Wochen nach Eröffnung einige dieser hochpreisigen Schätze an den Mann gebracht werden. „Ausserdem, „ sagt Tom,“ wenn ich mir überlege, wie viele verschiedene Gitarren ich in den letzten zwanzig Jahren gekauft und wieder verkauft habe, davon hätte ich mir locker zwei oder drei dieser Modelle leisten können und die würde ich dann heute immer noch spielen. Als Gitarrenliebhaber kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich sagt, jetzt will ich das Instrument fürs Leben haben. Mein Baby, das ich nie mehr hergeben will. Und hier

Für die, die das Besondere lieben

hängen solche Babys!“ Dazu gehören auch die von Mr. Kelton Swade (der sich selbst als Künstler und nicht als Gitarrenbauer bezeichnet) fabrizierten Fender-Vintage-Modelle, die, glaubt man Experten und Musikern wie Keith Urban, Vince Gill und/oder Johnny Hiland, die Originale in den Schatten stellen. Jede dieser Gitarren ist ein in sorgfältiger Handarbeit hergestelltes wunderschönes und hochqualitatives Einzelstück.Von den Kunden wird ausserdem geschätzt, dass sich Marcozzi für

jeden viel Zeit nimmt und sein grosses Fachwissen und den einen oder anderen Experten-Tipp bei einem edlen Drink an der gemütlichen Bar gern weitergibt. Besuchen kann man Prime Guitars von Montag bis Freitag zu den normalen Ladenöffnungs-zeiten. Wenn man vorhat, sich länger mit den Instrumenten zu befas-sen, empfiehlt es sich, vorher mit Tom Marcozzi einen Termin zu vereinba-ren, denn so ist gewähr-leistet, dass der Chef selbst für persönliche Gespräche und Beratun-gen zur Verfügung steht.

PRIME GUITARS Bolacker 12

4563 Gerlafingen

www.primeguitars.ch

Mobile: +41 (0)79 351 56 51

Phone: +41 (0)32 675 45 20

DADA ANTE PORTASBad Weeds Grow TallGadget

BONNIE & THE GROOVE CATSGo Cat GoEigenverlag

THE HILLBILLY MOON EXPLOSIONDamn Right Honey!Freed/Irascible

hug. Es ist schön zu sehen, wie diese Band aus Luzern beharr-lich und unaufgeregt ihren Weg geht und sich von Album zu Al-bum um einen Zacken steigert – was angesichts ihres Genres Pop kein Leichtes ist. Die Love-bugs haben vorgemacht, wie man mit Pop-Musik ohne neue Ideen langsam, aber sicher untergehen kann. «Bad Weeds Grow Tall», das inzwischen siebte Album von Dada Ante Portas, ist schlicht und einfach makellos. Damit ist die Welt nicht neu erfunden, das ist aber auch nicht der Anspruch. Wer also die frühen Lovebugs moch-te und am Radio gerne Pop mit Niveau hören möchte: Hier ist die Alternative.

hug. Grundsätzlich eine gute Idee: Rockabilly mit schweizer-deutschen Texten. Das kommt in der hiesigen Szene so gut wie gar nicht vor, weil es vor lauter Den-Vorbildern-treu-bleiben-Müssen gar niemanden in den Sinn kommt. Diese Kombo aus dem Aargau liefert mit ihrem Debüt eine weitere mögliche Erklärung, wieso Dialekt in die-ser Sparte so selten vorkommt: Er ist sehr schwierig in die Musik einzubetten. Sängerin Sandra behilft sich des öftern regelrechter Knittelverse und macht das Ganze dadurch holprig, und sie streut darüber hinaus immer wieder englische Phrasen ein, die dann neben dem Dialekt doppelt schräg und

deplatziert wirken – gemeint waren sie wohl eher als Aus-druck von Coolness. Dass der Sound an sich dann des öftern eher an Schaukelpartys im Bierzelt erinnert denn an ast-reinen Rockabilly, macht die Sache auch nicht einfacher. Kurz: Mission nur halb com-pletet. Aber «Go Cat Go» ist ein mutiger Anfang. Wir empfehlen der Band also, dranzubleiben an ihrer Sache. Und den Hörern empfehlen wir einen Klick auf die Internetseite: Da gibt's eine schwedische Rezension zu lesen.

CAROLINE CHEVINHey WorldSony

hug. Sie habe das eigentlich gar nicht beabsichtigt, sagt die in Zürich lebende Luzernerin zu ihrem dritten Album, dass sie nämlich die ganz grosse Wir-betrachten-den-Zustand-der-Welt-Retrospektive auf Band singt. Aber nun hat es sich so ergeben, und das ist ganz in Ordnung so. Denn mit dem philosophischen Tiefgang hat auch ihre Musik an Tiefe und Ausdruck gewonnen: Der lockerleichte Radiopop ihrer ersten beiden Alben ist viel-seitiger, ernsthafter und eigen-ständiger geworden, man merkt der Sängerin an, dass sie etwas zu sagen hat – und das tut sie, ohne sich aufzudrängen. Gut gemacht! Auch wenn der Aus-ruf «Hey World» wegen seiner grenzenlosen Erstaunungs-Naivität genauso der totale Ablöscher ist wie «Hey Girl» oder «Hey Boy» oder «Hey irgendwas» (ausser natürlich «Hey Stupid»).

LINA BUTTONCopy & PastePhonag

hug. Mit ihrem Debüt hob sich die in Zürich lebende Thur-gauerin mit ihrem gemütlichen, aber souveränen Soul-Einschlag wohltuend von den üblichen Frauenpopstimmen ab – jetzt hat sie genau diesen (Northern) Soul-Einschlag verschärft und intensiviert und einige ganz knackige, lüpfige Songs ge-schaffen, das freut uns. Auch ihre eher Pop- und Radio-orientierten Songs sind griffiger geworden – umso besser. Lina ist auf einem guten Weg. Jetzt sollte sie noch ihr Englisch perfektionieren. Nicht, dass ihre Aussprache schlecht wäre, aber man hört hin und wieder, dass sie ihr Englisch in der Schule gelernt ist. Das dämpft ein bisschen die Freude an ihrer schönen, klaren Stimme.

hug. Auf ihrem siebten Album geht's das Zürcher Trio locker an und konzentriert sich vor allem auf federleicht schwingenden Rockabilly, der tönt wie aus einer uralten Zeit und bei dem durchaus Violine und Saxophon zum glasklaren Gesang von Emanuela Hutter mitspielen. Man stellt sich dazu gerne vor, wie man in einem Cadillac Coupe de ville cruist und von keinerlei Eile getrieben ist. Das ist ausgesprochen positiv ge-meint – zumal die Band schon lange genug im Geschäft ist und viel zu sorgfältig arbeitet, als dass sie sich die Blösse geben würden, halbherzigen Rockabilly zu spielen. Was uns aber fehlt: Dazwischen geht's zwar immer wieder etwas griffi-ger zu und her, das tut dem Album gut, aber der übermütige Schalk und schlaue Coverver-sionen, wie wir sie von Hillbilly Moon Explosion gewohnt sind und besonders lieben, fehlen dermal. Macht aber nichts: Wir mögen diese Band sowieso.

ZENOWe Are InfiniteGoldon/Irascible

hug. Schön zu sehen, dass im Zuge von angesagten Alternativ-

jetzt unter neuem Namen Musik, die so klingt, als würden die Pet Shop Boys die oben genannten Bands zusammenführen. Produ-ziert hat übrigens Mastermind Roli Mosimann, der einst die Young Gods zur Perfektion brach-te. Geht eigentlich unter das Label Sparten-Pop, macht aber umso mehr Freude, auch wenn die Band ihre Lieder durchaus noch einen Zacken verdichten könnte.

Pop-Bands wie Of Monsters And Men, Spleen United oder dem Solisten Calvin Harris auch eine Schweizer Band auf gleichem Niveau mitmischt. Das Trio Zeno aus Wallbach war bisher als Venetus Flos bekannt und macht

CRAZY TRAINFire Trailwww.crazytrainmusic.com

hh. Vier Songs legt der Sänger/ Gitarrist Achim Brugger mit sei- ner Band Crazy Train auf seiner Debüt-EP vor. Und es geht dabei mächtig rockig zur Sache. Die Band bewegt sich musikalisch in der Schnittmenge von Bluesrock und Hardrock und dürfte in erster Linie Fans von Popa Chubby, Philip Sayce und gleichgelager-ten Bluesrockern ansprechen, wobei Crazy Train eine Spur giftiger zu Werke gehen. Die aggressiven Gitarren sind sehr dominant im Soundbild, was etwas auf Kosten des „Unten-rum“-Drucks geht – gleichwohl ballert der Sound, von Many Maurer und Achim Brugger produziert, amtlich aus den Boxen. Zu Bruggers Veröffent-lichungspolitik gehört, in kürze-ren Abständen EPs mit vier Songs rauszubringen, von denen einer jeweils ein Remake sein soll. An-gesichts von unzähligen Klasse-songs aus über fünf Rock'n'Roll-

Jahrzehnten darf allerdings die Frage erlaubt sein, weshalb Brug-ger für sein Debüt ausgerechnet auf „Fire“ von Hendrix zurück-greift. Dieser Song wurde in-zwischen dermassen oft gecovert, dass man schon fast von Leichen-fledderei sprechen muss. Immer-hin schaffen es Crazy Train, hier eine eigene Note einzubringen, was aber im Endeffekt trotz guter Interpretation nichts nutzt, denn

ausgelutscht bleibt ausgelutscht und an das Original kommt ohnehin niemand heran. Für künf-tige Werke wünschen wir uns deshalb, dass die Band auf Origi-nale zurückgreift, die nicht zum Standardrepertoire fast jeder Amateurkombo zählen. Für die Qualität von Crazy Train spricht, dass die eigenen Songs wesent-lich spannender als „Fire“ rüber-kommen und durchaus über-

raschende Momente vorweisen, beispielsweise gute Harmonie-Chorsätze. Auch die Band rockt ordentlich und kräftig und gibt mit diesem Vortrag ein Verspre-chen auf schweisstreibende Liveshows. Fazit: ein gelungenes Debüt, mit dem sich die Band in der heimischen Szene etablieren dürfte und gleichzeitig ein gros-ses Versprechen auf künftige Taten abgibt.

THE SENSORYChewing The GunIrascible

hug. Soulmusik ist eine schwierige Sache. Ähnlich wie beim Blues machen ein nicht mit Linealen messbares Lebensgefühl und ein ebenso nicht quantifizierbares Gespür für Dramatik in Herzensdingen den Unterschied zwischen

BLUES EXPRESS

42 43

A.SPELLWhere The Strange Creatures LiveEverest/Prolog/Godbrain

grossartigem und langweiligem Soul aus. Die meisten Bands beider Genres scheitern, weil ihnen eines von beiden oder bei-des fehlt. Das lässt sich beim Debüt dieser Schaffhauser Band gut beobachten: Die spielen ih-ren Soul ganz ordentlich, manchmal kommt man dabei

hug. Da horcht der Freund neuer Musikhorizonte erfreut auf. Diese Band öffnet neue Räume, und das ist enorm spannend: Da dribbelt ein Tabla, da schwebt eine Bassklarinette, da runkelt ein Bass, da entfaltet sich ein Synthesizer, und mittendrin Nadja Stollers klarer, kühl-melancholischer Gesang. Im Detail: Der in Kamerun geborene Schweizer Jan Galega Brönni-mann (Blasinstrumente, Elek-tronik) arbeitete schon mit Grössen wie Nils Petter Molvaer und Pierre Favre zusammen; der Südafrikaner Ronan Skillen (Rhythmus, Didgeridoo) spielte schon für Johnny Clegg und Rodriguez; und die Thuner Sängerin und Multiinstrumen-talistin Nadja Stoller haben wir

sogar ins Mitwippen, aber oft fehlt dieser letzte Zacken, der den kleinen grossen Unter-schied ausmacht. Aber wie gesagt: Ein ordentlich guter Anfang, die Band sollte unbe-dingt dranbleiben und sich bei Labels wie Tru Thoughts, Freestyle oder Unique melden: Da wären sie bestens aufgeho-ben. Und wer sich für Soul in-teressiert, sollte an The Sensory sowieso dranbleiben.

mit ihrem zauberhaft-eigenwilli-gen Debüt «Alchemy» in bester Erinnerung. Gemeinsam schaf-fen die drei auf ihrem Band-Erstling dichte, wummernde Tracks, die sich jederzeit in jede Richtung entwickeln können. Vielleicht könnte man dem Trip Hop sagen. Oder Experimental. Oder New Style Electronica. Aber jeder dieser Begriffe würde ihre Musik nur unzulänglich beschreiben. Man sollte sich das dringend mal anhören.

DEZMOND DEZ

Verlornigs ParadiesOptik Schweiz/Prolog

hug. Das ist erstaunlich: Seit zehn Jahren macht Dezmond Dez Rap, war eine Zeitlang ein Protégé von Kool Savas, und nun klingt sein Solo-Debüt wie das eines fortgeschrittenen Anfängers: Die Reime sind zwar mit vielen Worten vollgestopft und erreichen dadurch ein gewisses Tempo, doch immer wieder holperts in der Rhythmi-sierung, im Versmass und in der Atmung zwischen den Sät-zen. Der Inhalt der Texte ist okay, aber am Ende, naja, kaum von Bedeutung. Und warum Dez sein ganzes Album mit banalen, mageren Klimper-Beats der Marke «Selber machen fürs Kinderzimmer» füllt, bleibt schlicht unverständ-lich. Schade. Man merkt, dass Dez gutes Potential hätte, aber leider hat er daraus nichts gemacht.

TAFSLandgangNation

hug. Wie unglaublich sicher sich der Basler Tafsquad nach 15 Jahren Bandgeschichte in verschiedenen Musikstilen

bewegt, zeigt die erfreuliche Tatsache, dass die Rap-Jungs auf ihrem neuen Album absolut treffsicher mit Klischees ver-schiedenster Musikstile spielen. Zum Beispiel der Track «Päirätts», in dem sie mit ganz grosser Kelle anrühren und locker Piratengesänge und Piratenfilmmusik-Handörgeli-melodien einstreuen, ohne den Spannungsbogen zu unterbre-chen. Mehr noch als auf ihrem letzten Album «Gschwäll» (auch das war schon grossartig) und den Alben davor bedienen sich TAFS nach Belieben des Dance-floors, des Rocks, des Techno und des Pops, um daraus wuch-tigen, schnellen, witzigen Hip Hop zu bauen, der immer wieder mit förmlich explodierenden Bässen unterlegt wird (Sub-woofer empfohlen!). Dabei leisten sich TAFS immer wieder kleine Scherze wie diesen im erwähnten Track «Päirätts»: Mitten in einem Vers wird Rapper TAZ unterbrochen: «mach nomal zrugg» – Scratch – Reim von vorne. Wohltuend und leider viel zu selten im Schweizer Rap ist an diesen Piraten-Spielereien die gülden Selbstironie: «Dr Ernscht isch nid in unserer Crew – also frog mi nid, wo er blibt.» Der langen Lobrede kurzer Sinn: Kaufen!

BATTALION

Set The Phantom Afirewww.battalionmilitia.com

lg. Die Zürcher Band konnte bereits im Jahre 2010 mit ihrem Debüt „Underdogs“ beim Thrash Metal affinen Publikum punkten, doch der Suizid von Gitarrist und Gründungsmitglied Cyril Etzens-perger sorgte im gleichen Jahr für einen herben Rückschlag. Nach Komplettierung des Line-Ups mit Clode Hürlimann haben Battalion auch das zweite Al-bum namens „Set The Phantom Afire“ wiederum in Eigenregie veröffentlicht. Angesichts der Qualität des Albums ist es eine Unverschämtheit, dass Battalion nicht bei einem (vernünftigen) Label gelandet sind. Musikalisch hört man ganz klar alte Metallica („Buried Nation“) und Testament heraus, doch sind auch Einflüs-

se von Slayer („Dead Men Tell No Tales“, „Bomber“, „Oppres-sion Department“) und Iron Maiden (zum Beispiel beim magistralen Titelsong) nicht zu verleugnen. Super ist auch der fast schon hardcorelastige Track „Mullet Head“ (passender Titel...). Die coole und old-schoolige Produktion von V.O. Pulver tut sein Übriges zum gelungenden Album. Somit ganz klar Daumen hoch für Battallion.

InseratMUSICLAND LUZERN

rk. Der Bandname entstand durch gemeinsames Brainstorming und Mixen verschiedener Ideen. Er steht für „Phono“, den Ton, der zusammen mit dem Wort „flakes“ die Leichtfüssigkeit ihrer Musik darstellt. Die vier Musiker sind keine Neulinge, denn in dieser Formation stehen sie schon seit gut drei Jahren auf der Bühne. Obwohl sie noch kein Album auf dem Markt hatten, löste ein kurzer Auftritt mit nur zwei Songs in San Francisco eine Welle aus, die sich die Band kaum vorstellen konnte. Es folgten weitere Konzerte beim Burning Man vor 50'000 Leuten, aber auch im legendären Viper Room.Kurze Zeit später schwappte ihre Musik über die Grenzen nach Mexiko, gefolgt von einer mehrwöchigen Tour. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis die Band ihr Debut aufnehmen konnte, denn laut Sängerin Melanie musste die Label- und Promofrage geklärt werden. Das Album war bereits vor der Mexikotour entstanden und entsprechend heiss war die Band auf die Veröffentlichung. Der Titel „7.30 and Edinburgh“ steht für die Adresse, an der die Band eine Woche wohnte und eine besonders prägende und lustige Zeit erlebte. Angst vor einem Scheitern hat die Band nicht, denn es ist ihnen bewusst, dass sie nicht auf der Massenwelle surfen und mit sehr kleinen finanziellen Mitteln hantieren. Sie wünschen sich allerdings einen Achtungserfolg, trotz des geringen Budgets.„Josephine“ ist die erste Single, zu der es auch ein Video gibt. Die

„7.30 and Edinburgh“ heisst das Debütalbum der Zürcher Phonoflakes, das seit dem 12. April in den Läden steht und die Musikfans mit 12 Songs beglückt. Es ist ein abwechslungsreiches Werk der alternativen Rocktruppe aus dem Limmattal mit viel Fröhlichkeit, Melodie und einer fesselnden Stimme. Die Songs sind bis ins Detail ausgeschmückt und bringen für jeden Geschmack etwas mit: Für die Tanzflächeneroberer, die Kopfschwingenden, wie auch die verträumten Geniesser. Doch wer sind diese Phonoflakes?

PHONOFL KESA

Wahl fiel der Band nicht schwer: „Der Song bekommt am meisten Feedback und kam bisher immer und überall gut an. Er erreicht das Publikum jedes Mal.“ Alle vier sind Vollblutmusiker und leben dies auch ambitioniert aus. Musik ist hier mehr als nur ein Hobby und nimmt einen grossen Teil der Freizeit ein, da die Band mit viel Herzblut und Geduld alles selbst in die Hand nimmt. Das Team funktioniert und ist perfekt eingespielt, was sich auch auf dem Debüt widerspiegelt. Produzent Matthias Hillebrand-Gonzalez leistete seinen Beitrag dazu, indem er das Beste aus dem Quartett hervorholte, sie forderte und ein geschultes Gehör für die Vocals bewies. Ausserdem steuerte er ein paar aussergewöhnliche Gimmicks bei: Eine zur Sitar umgebaute Gitarre und ein Metronom, das mit Wassertropfen funktioniert. Phonoflakes sind mit „7.30 and Edinburgh“ bereit für den nächsten Schritt. Dieser darf auch gerne wieder über die Grenzen hinaus gesetzt werden. Die Voraussetzungen dazu bringen die vier Limmattaler mit. Ob Melanie dabei auf einen Bonus als Frau zählen kann, spielt für sie keine Rolle, obwohl sie es bedauert, dass es in ihrem Genre nach wie vor wenig weibliche Gesellschaft gibt. Mit ihrem Debüt bringen uns die Zürcher eine frische Brise Sommermusik für die nächste Cabriofahrt. Wer aber die Energie der Vier richtig spüren möchte, sollte sich eines der Konzerte nicht entgehen lassen.

hh. Der Innerschweizer Musiker und Filmemacher Luke Gasser mag die härteren Sounds. Auf seinem neuen Album bewegt er sich in den späten 60ern/frühen 70ern in der (groben) Schnitt-menge von Rolling Stones und Faces, was gleich der Opening-Track „Riots“ mit dem an „Street Fighting Man“ erinnern-den Keith Richards-Riff klar macht. Zudem präsentiert er mit „Factory Girl“ ein Stones-Cover. Und Gasser macht das alles verdammt gut, seine Songs sind keine Plagiate oder plumpe „Fälschungen“, sondern atmen ausnahmslos den Geist unverfälschter, ehrlicher Rock-musik im Sinne vorgenannter Vorbilder und überzeugen auf ganzer Linie. Dabei weisen sie Tiefgang und Charme auf und grooven allerbestens. Das ist auch ein grosser Verdienst sei-nes bestens harmonierenden Rhythmusgespanns, bestehend aus dem ex-Schmetterband Drummer Thomas Wild und Bassisten Thomi Imhof. Gasser selbst macht hier einen sehr amtlichen Job, nicht nur als Sänger hat er mächtig zugelegt, auch die Saiteninstrumente hat er voll im Griff und bläst ausser-dem eine echt scharfe Harmoni-ka. Natürlich darf ein Duett mit Spezi Doro Pesch nicht fehlen („Horizon“), wobei ausgerech-net dieser Song zu den wenigen Schwachstellen auf „Retribu-tion“ gehört. Insgesamt aber liefert Gasser hier ein wirklich starkes Album ab, mit dem Fans traditioneller Rocksounds bes-tens bedient werden.

LUKE GASSERRetributionFastball/Soul Food

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A.SPELLWhere The Strange Creatures LiveEverest/Prolog/Godbrain

grossartigem und langweiligem Soul aus. Die meisten Bands beider Genres scheitern, weil ihnen eines von beiden oder bei-des fehlt. Das lässt sich beim Debüt dieser Schaffhauser Band gut beobachten: Die spielen ih-ren Soul ganz ordentlich, manchmal kommt man dabei

hug. Da horcht der Freund neuer Musikhorizonte erfreut auf. Diese Band öffnet neue Räume, und das ist enorm spannend: Da dribbelt ein Tabla, da schwebt eine Bassklarinette, da runkelt ein Bass, da entfaltet sich ein Synthesizer, und mittendrin Nadja Stollers klarer, kühl-melancholischer Gesang. Im Detail: Der in Kamerun geborene Schweizer Jan Galega Brönni-mann (Blasinstrumente, Elek-tronik) arbeitete schon mit Grössen wie Nils Petter Molvaer und Pierre Favre zusammen; der Südafrikaner Ronan Skillen (Rhythmus, Didgeridoo) spielte schon für Johnny Clegg und Rodriguez; und die Thuner Sängerin und Multiinstrumen-talistin Nadja Stoller haben wir

sogar ins Mitwippen, aber oft fehlt dieser letzte Zacken, der den kleinen grossen Unter-schied ausmacht. Aber wie gesagt: Ein ordentlich guter Anfang, die Band sollte unbe-dingt dranbleiben und sich bei Labels wie Tru Thoughts, Freestyle oder Unique melden: Da wären sie bestens aufgeho-ben. Und wer sich für Soul in-teressiert, sollte an The Sensory sowieso dranbleiben.

mit ihrem zauberhaft-eigenwilli-gen Debüt «Alchemy» in bester Erinnerung. Gemeinsam schaf-fen die drei auf ihrem Band-Erstling dichte, wummernde Tracks, die sich jederzeit in jede Richtung entwickeln können. Vielleicht könnte man dem Trip Hop sagen. Oder Experimental. Oder New Style Electronica. Aber jeder dieser Begriffe würde ihre Musik nur unzulänglich beschreiben. Man sollte sich das dringend mal anhören.

DEZMOND DEZ

Verlornigs ParadiesOptik Schweiz/Prolog

hug. Das ist erstaunlich: Seit zehn Jahren macht Dezmond Dez Rap, war eine Zeitlang ein Protégé von Kool Savas, und nun klingt sein Solo-Debüt wie das eines fortgeschrittenen Anfängers: Die Reime sind zwar mit vielen Worten vollgestopft und erreichen dadurch ein gewisses Tempo, doch immer wieder holperts in der Rhythmi-sierung, im Versmass und in der Atmung zwischen den Sät-zen. Der Inhalt der Texte ist okay, aber am Ende, naja, kaum von Bedeutung. Und warum Dez sein ganzes Album mit banalen, mageren Klimper-Beats der Marke «Selber machen fürs Kinderzimmer» füllt, bleibt schlicht unverständ-lich. Schade. Man merkt, dass Dez gutes Potential hätte, aber leider hat er daraus nichts gemacht.

TAFSLandgangNation

hug. Wie unglaublich sicher sich der Basler Tafsquad nach 15 Jahren Bandgeschichte in verschiedenen Musikstilen

bewegt, zeigt die erfreuliche Tatsache, dass die Rap-Jungs auf ihrem neuen Album absolut treffsicher mit Klischees ver-schiedenster Musikstile spielen. Zum Beispiel der Track «Päirätts», in dem sie mit ganz grosser Kelle anrühren und locker Piratengesänge und Piratenfilmmusik-Handörgeli-melodien einstreuen, ohne den Spannungsbogen zu unterbre-chen. Mehr noch als auf ihrem letzten Album «Gschwäll» (auch das war schon grossartig) und den Alben davor bedienen sich TAFS nach Belieben des Dance-floors, des Rocks, des Techno und des Pops, um daraus wuch-tigen, schnellen, witzigen Hip Hop zu bauen, der immer wieder mit förmlich explodierenden Bässen unterlegt wird (Sub-woofer empfohlen!). Dabei leisten sich TAFS immer wieder kleine Scherze wie diesen im erwähnten Track «Päirätts»: Mitten in einem Vers wird Rapper TAZ unterbrochen: «mach nomal zrugg» – Scratch – Reim von vorne. Wohltuend und leider viel zu selten im Schweizer Rap ist an diesen Piraten-Spielereien die gülden Selbstironie: «Dr Ernscht isch nid in unserer Crew – also frog mi nid, wo er blibt.» Der langen Lobrede kurzer Sinn: Kaufen!

BATTALION

Set The Phantom Afirewww.battalionmilitia.com

lg. Die Zürcher Band konnte bereits im Jahre 2010 mit ihrem Debüt „Underdogs“ beim Thrash Metal affinen Publikum punkten, doch der Suizid von Gitarrist und Gründungsmitglied Cyril Etzens-perger sorgte im gleichen Jahr für einen herben Rückschlag. Nach Komplettierung des Line-Ups mit Clode Hürlimann haben Battalion auch das zweite Al-bum namens „Set The Phantom Afire“ wiederum in Eigenregie veröffentlicht. Angesichts der Qualität des Albums ist es eine Unverschämtheit, dass Battalion nicht bei einem (vernünftigen) Label gelandet sind. Musikalisch hört man ganz klar alte Metallica („Buried Nation“) und Testament heraus, doch sind auch Einflüs-

se von Slayer („Dead Men Tell No Tales“, „Bomber“, „Oppres-sion Department“) und Iron Maiden (zum Beispiel beim magistralen Titelsong) nicht zu verleugnen. Super ist auch der fast schon hardcorelastige Track „Mullet Head“ (passender Titel...). Die coole und old-schoolige Produktion von V.O. Pulver tut sein Übriges zum gelungenden Album. Somit ganz klar Daumen hoch für Battallion.

InseratMUSICLAND LUZERN

rk. Der Bandname entstand durch gemeinsames Brainstorming und Mixen verschiedener Ideen. Er steht für „Phono“, den Ton, der zusammen mit dem Wort „flakes“ die Leichtfüssigkeit ihrer Musik darstellt. Die vier Musiker sind keine Neulinge, denn in dieser Formation stehen sie schon seit gut drei Jahren auf der Bühne. Obwohl sie noch kein Album auf dem Markt hatten, löste ein kurzer Auftritt mit nur zwei Songs in San Francisco eine Welle aus, die sich die Band kaum vorstellen konnte. Es folgten weitere Konzerte beim Burning Man vor 50'000 Leuten, aber auch im legendären Viper Room.Kurze Zeit später schwappte ihre Musik über die Grenzen nach Mexiko, gefolgt von einer mehrwöchigen Tour. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis die Band ihr Debut aufnehmen konnte, denn laut Sängerin Melanie musste die Label- und Promofrage geklärt werden. Das Album war bereits vor der Mexikotour entstanden und entsprechend heiss war die Band auf die Veröffentlichung. Der Titel „7.30 and Edinburgh“ steht für die Adresse, an der die Band eine Woche wohnte und eine besonders prägende und lustige Zeit erlebte. Angst vor einem Scheitern hat die Band nicht, denn es ist ihnen bewusst, dass sie nicht auf der Massenwelle surfen und mit sehr kleinen finanziellen Mitteln hantieren. Sie wünschen sich allerdings einen Achtungserfolg, trotz des geringen Budgets.„Josephine“ ist die erste Single, zu der es auch ein Video gibt. Die

„7.30 and Edinburgh“ heisst das Debütalbum der Zürcher Phonoflakes, das seit dem 12. April in den Läden steht und die Musikfans mit 12 Songs beglückt. Es ist ein abwechslungsreiches Werk der alternativen Rocktruppe aus dem Limmattal mit viel Fröhlichkeit, Melodie und einer fesselnden Stimme. Die Songs sind bis ins Detail ausgeschmückt und bringen für jeden Geschmack etwas mit: Für die Tanzflächeneroberer, die Kopfschwingenden, wie auch die verträumten Geniesser. Doch wer sind diese Phonoflakes?

PHONOFL KESA

Wahl fiel der Band nicht schwer: „Der Song bekommt am meisten Feedback und kam bisher immer und überall gut an. Er erreicht das Publikum jedes Mal.“ Alle vier sind Vollblutmusiker und leben dies auch ambitioniert aus. Musik ist hier mehr als nur ein Hobby und nimmt einen grossen Teil der Freizeit ein, da die Band mit viel Herzblut und Geduld alles selbst in die Hand nimmt. Das Team funktioniert und ist perfekt eingespielt, was sich auch auf dem Debüt widerspiegelt. Produzent Matthias Hillebrand-Gonzalez leistete seinen Beitrag dazu, indem er das Beste aus dem Quartett hervorholte, sie forderte und ein geschultes Gehör für die Vocals bewies. Ausserdem steuerte er ein paar aussergewöhnliche Gimmicks bei: Eine zur Sitar umgebaute Gitarre und ein Metronom, das mit Wassertropfen funktioniert. Phonoflakes sind mit „7.30 and Edinburgh“ bereit für den nächsten Schritt. Dieser darf auch gerne wieder über die Grenzen hinaus gesetzt werden. Die Voraussetzungen dazu bringen die vier Limmattaler mit. Ob Melanie dabei auf einen Bonus als Frau zählen kann, spielt für sie keine Rolle, obwohl sie es bedauert, dass es in ihrem Genre nach wie vor wenig weibliche Gesellschaft gibt. Mit ihrem Debüt bringen uns die Zürcher eine frische Brise Sommermusik für die nächste Cabriofahrt. Wer aber die Energie der Vier richtig spüren möchte, sollte sich eines der Konzerte nicht entgehen lassen.

hh. Der Innerschweizer Musiker und Filmemacher Luke Gasser mag die härteren Sounds. Auf seinem neuen Album bewegt er sich in den späten 60ern/frühen 70ern in der (groben) Schnitt-menge von Rolling Stones und Faces, was gleich der Opening-Track „Riots“ mit dem an „Street Fighting Man“ erinnern-den Keith Richards-Riff klar macht. Zudem präsentiert er mit „Factory Girl“ ein Stones-Cover. Und Gasser macht das alles verdammt gut, seine Songs sind keine Plagiate oder plumpe „Fälschungen“, sondern atmen ausnahmslos den Geist unverfälschter, ehrlicher Rock-musik im Sinne vorgenannter Vorbilder und überzeugen auf ganzer Linie. Dabei weisen sie Tiefgang und Charme auf und grooven allerbestens. Das ist auch ein grosser Verdienst sei-nes bestens harmonierenden Rhythmusgespanns, bestehend aus dem ex-Schmetterband Drummer Thomas Wild und Bassisten Thomi Imhof. Gasser selbst macht hier einen sehr amtlichen Job, nicht nur als Sänger hat er mächtig zugelegt, auch die Saiteninstrumente hat er voll im Griff und bläst ausser-dem eine echt scharfe Harmoni-ka. Natürlich darf ein Duett mit Spezi Doro Pesch nicht fehlen („Horizon“), wobei ausgerech-net dieser Song zu den wenigen Schwachstellen auf „Retribu-tion“ gehört. Insgesamt aber liefert Gasser hier ein wirklich starkes Album ab, mit dem Fans traditioneller Rocksounds bes-tens bedient werden.

LUKE GASSERRetributionFastball/Soul Food

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Gleich mit einem Live-Album geben die Nordwestschweizer Metaller Fire Rose ihr Debüt. Ein ungewöhnlicher Schritt, dienen Live-Platten doch in erster Linie dazu, nach diversen Studioplatten den Fans eine Art von „Best Of“ in Konzertatmosphäre zu geben.

hh. Immerhin hat die Gruppe bereits um die fünfzig Konzerte in ihrer vierjährigen, derzeitigen Besetzung absolviert, für ein reguläres Studioalbum hat es dennoch nicht gereicht. Den Grund erklärt Gitarrist Simon Giese: „Weil wir einfach nicht vorwärts machen.“ Und Bassist Adi Thommen ergämzt lachend: “ Deshalb kommt das zweite Album jetzt vor dem ersten.“ Aufgenommen wurde ein Gig als Support der Southern Rocker Molly Hatchet vom Dezember 2012 im Z7. Den finalen Schliff bekam das Werk in der Schweizer Metalschmiede, dem Little Creek Studio von V.O. Pulver. Nachbehandelt wurde allerdings nichts, nur sehr wenige Kleinigkeit ausgebessert. „Wir wollten den Live Charakter unbedingt beibehalten, deshalb haben wir praktisch alles so gelassen, wie wir es im Z7 gespielt haben“, sagt Simon. Der harte Kern von Fire Rose sind die beiden Gitarristen Simon

Giese und sein Bruder Florian, sowie Sänger Andi Bosshard, die sich seit Kindesbeinen an kennen. Später kamen Adi Thommen und Drummer Daniel Klopp hinzu. Ihre gemeinsame Liebe gilt dem melodischen Metal, Simon ist beispielsweise grosser Scorpions Fan. Das Livealbum werden sie in erster Linie über ihre Homepage www.firerose.ch vertreiben und an gigs verkaufen. „Der hauptsächliche Grund für dieses Album war, dass wir Veranstaltern unsere Musik vorstellen können und sie dann gleich einen Eindruck bekommen, wie die Band live klingt“, meint Adi in der Hoffnung auf möglichst viele künftige Konzerte. Der Plan könnte durchaus aufgehen, denn die hier enthaltenen neun Songs inkl. einer über achtminütigen, eigenständigen Version des Purple-Klassikers „Smoke On The Water“ knallen mächtig und die Band beweist Frische und grosse Spielfreude.

LIVE31. August 2013

Diegten, Boom Open Air

FIRE ROSEWild Lifewww.firerose.ch

1. Intro2. Light Of Hope3. Fire 'N' Ice4. Don't Need Somebody5. We Are Wild6. I Love You7. Tequila8. Devil On High-Heels9. Smoke On The Water

ReReleases, Best Of, Tributes

DAVID BOWIE Aladdin SaneEMI

STEVIE RAY VAUGHAN & DOUBLE TROUBLE Texas Flood – 30th Anniversary Legacy Edition (2 CD)Sony

hh. Über « Texas Flood », dem Debütalbum des texanischen Gitarrenwunders aus dem Jahr 1983, müssen wir hier keine weiteren Worte verlieren. Das Album sollte inzwischen jeder Gitarren- und Bluesfan im Re-gal haben – es ist der Klassiker dieses musikalischen Genres schlechthin und das hier ent-haltene unsterbliche „Pride And Joy“ dürfte der wohl meist-gecoverte Song des Bluesrocks sein. Erstaunlich, das sei noch zu dem Original-Album anzu-merken, ist dabei, dass die Platte auch 30 Jahre nach Ver-öffentlichung rein gar nichts von ihrer Faszination verloren hat – sie besticht nach wie vor (auch im Vergleich mit zeitge-nössischen Bluesrock-Platten) durch den einzigartigen Mix aus Virtuosität, Aggression, Melodie und dem punktgenau-en, meisterlich groovenden Vortrag des Trios. Was diese Spezial-Edition aber zu einem Muss für jeden Fan macht, ist der auf der zweiten CD enthal-tene, bislang unveröffentlichte Konzertmitschnitt aus der Ripley's Music Hall, Philadel-phia vom 20. Oktober 1983. Stevie Ray zeigt sich hier in absoluter Höchstform, was im gleichen Mass auch über seine Band (Tommy Shannon –bs-, Chris Layton –dr-) zu sagen ist. Neun Songs, darunter die auf dem Studioalbum enthaltenen „Testify“, „“Pride And Joy“, „Texas Flood“, „Love Struck Baby“, „Tin Pan Alley“ und „Mary Had A Little Lamb“ + die drei Hendrix-Remakes von „Voodoo Child“ und „Little Wing“ in Kombination mit „Third Stone From The Sun“ sorgen für ein Live-Erlebnis der Extra-Klasse. Der Sound ist direkt, transparent, hat mächtig Schmackes und weckt den sehnsüchtigen Wunsch, bei diesem Konzert dabei gewesen

sein zu dürfen. Es ist definitiv eines der besten Live-Dokumen-te, die von diesem einmaligen Gitarristen als Tonkonserven erhältlich sind und darf unter keinen Umständen in einer gut sortierten Plattensammlung fehlen. Zudem ist das 24-seitige Booklet sehr schön gemacht und enthält neben vielen Fotos auch ausführliche Liner-Notes, verfasst vom renommierten US-Publizisten Ashley Kahn.

hh. 40 Jahre nach Erstveröffent-lichung kommt „Aladdin Sane“ nun in remastertem Gewand wie-der zu neuen Ehren. Und das ist mehr als gerecht, denn das Al-bum gehört zweifellos zu den herausragenden Werken des britischen „Flashkids“ (wie Bowie damals genannt wurde). „Aladdin Sane“ war 1973 der Nachfolger von „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“, das Bowie's Durchbruch auf breiter Front bedeutete und als eins der be-deutendsten Alben der Rock-geschichte gilt. „Aladdin Sane“ war Bowie's erste No.1 Platzie-rung in den britischen Charts und das Cover zierte seinerzeit wohl jede Posterwand der eng-lischen Rockfans und unterstrich Bowie's Status als Galionsfigur des Glamrock. Das Album gehört zusammen mit „The Man Who Sold The World“ (1970) und dem Cover-Album „Pin Ups“ (1973) zu den rockigsten Werken des Meis-ters, wobei Songs wie „Time“, „Drive-In-Saturday“, „Lady Grinning Soul“ eine Brücke zu vorgängigen Alben wie „Hunky Dory“ oder „Ziggy Stardust…“ schlugen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war „Aladdin Sane“ Bowie's bis dato reifstes und ausgefeiltetes Werk und be-geisterte nicht nur Popfans, son-dern zog mit Klassikern wie „The Jean Genie“, „Cracked Actor“ oder „Panic In Detroit“ auch Liebhaber härterer Klänge in seinen Bann. Ein echter Knaller war zudem das Stones-Remake von „Let's Spend The Night

Together“. Herausragend auch die Arbeit von Gitarrist Mick Ronson, der mit seinem eigenen sleazigen Stil dem Album einen nachhaltigen Stempel aufdrück-te und spätestens jetzt zu einer wahren Kultfigur in der Rock-szene aufstieg. Sorgfältig remas-tert wurde das Album von Ray Staff, der den Originalaufnah-men einen neuen Glanz und grosse Transparenz verpasste. „Aladdin Sane“ wurde ausser-halb von England und den USA, wo es mit Gold ausgezeichnet wurde, seinerzeit in der restli-chen Welt sträflich unterbewer-tet, was man allerdings auch von den grossen Vorgänger-Alben sagen muss. Erst im Nachhinein wurden Bowie's Frühwerke als das gewürdigt, was sie tatsäch-lich waren: Meilensteine der Musikgeschichte! Und „Aladdin Sane“ ist davon einer der am hellsten strahlenden Juwelen. Wunderbar, dass dieses Album nun auch in „modernem“ Sound erhältlich ist und dabei immer noch die grosse ursprüngliche Faszination ausstrahlt. Cover, Innenhülle (mit Songtexten) und Label sind dem Original nachempfunden.

EMILYEmilyRPM/Cherry Red

rp. Emily Bindiger war gerade mal 16-jährig als sie 1972 ihr Debütalbum veröffentlichte. Die Amerikanerin hatte die acht Songs selber geschrieben und mit der Unterstützung von Dy-nastie Crisis (Band von Michael Polnareff) in Frankreich aufge-nommen. Ihr einziges Album er-schien auch nur in Frankreich, auf Pathé. Der Grund dafür hat mit ihrem Engagement in der französischen Show «Double V» zu tun. Dort wurde Emily vom Produzenten Patrice Fabien (arbeitete später u.a. mit Shakin Street und Edith Nylon) entdeckt. Auf den acht Songs greift sie auf den Folk und Ba-rockpop der Sechziger zurück, orientiert sich aber auch an damals aktuellen Stilen. Der Abschluss «Old Lace (To John)» enthält Elemente des Artrocks.

Das Album schlug trotz offensichtlicher Qualitäten keine hohen Wellen. Emily ging nach der Veröffentlichung mit Leonard Cohen auf Tour und sang auf seinem Album «New Skin For The Ceremony». Auch danach blieb sie der Musik treu und sang später u.a. auf den Filmsoundtracks von «Donnie Brosco», «Everyone Says I Love You» oder «The Hudsucker Proxy».

hh. Die Songs dieser CD lesen sich wie ein Lynyrd Skynyrd Best Of. Das ist alles dabei, was die Fans der Southernrocker lieben. Und die Liste der Künstler, die mit diesem Album Lynyrd Skynyrd Tribut zollen, dürfte ebenfalls für ein lockeres Zungeschnalzen sorgen: The Outlaws, Blackfoot, Molly Hatchet mit Charlie Daniels, Canned Heat, Atlanta Rhythm Section, Great White, Pat Travers, Walter Trout, Black Oak Arkansas, Rick Derringer, Jason McMaster, Sky Saxon sowie die beiden ex-Skynyrds Ed King und Artimus Pyle. Praktisch alle halten sich dicht an die Originalvorlagen dieser Klassiker des Südstaaten-Rocks, obwohl die Persönlichkeit der verschiedenen Musiker durchaus herauszuhören ist. Über Sinn und Zweck eines solchen Albums kann man sicher streiten, gehören die meisten Songs dieses Albums immer noch zum Live-Repertoire des Originals und sind zudem auf diversen „Best Of“-Scheiben mehrmals vorhanden. Trotzdem macht es Spass zu hören, wie diese Cracks mit dem Skynyrd Material umgehen, zumal es qualitativ keine Ausfälle gibt. Ein perfektes Album für unterwegs im Auto oder für das nächste Garten-Barbecue.

VARIOUS ARTISTSPride Of The South –All Star Tribute To Lynyrd SkynyrdMusic Avenue

ReReleases, Best Of, Tributes

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LUCINDA WILLIAMS

ip. Merkwürdigerweise spielt das Alter meistens nur auf den Schreibtischen derjenigen Leute eine Rolle, die das grosse Geld in einem Künstler wittern. Dass das bezahlende Publikum dies häufig ganz anders sieht, haben humorigerweise oft die Überraschungssieger verschiedener Castingformate bewiesen. Lange genug blieb auch Lucinda Williams der grosse Erfolg verwehrt. Zwar liebten sie die Kritiker und Insider, aber so richtig durchstarten konnte die 1953 in Louisiana geborene Sängerin erst nach einer bereits über 20jährigen Karriere 1998 mit ihrem fünften Album „Car Wheels On A Gravel Road“. Und das trotz Grammy Award für den besten Countrysong 1994, „Passionate Kisses“. Selbst Genrekollegin Emmylou Harris zeigte sich darüber verwundert: „Sie ist ein Beispiel für das Beste, was Countrymusik zumindest behauptet zu sein. Aber aus irgendeinem Grund wird sie nicht wahrgenommen. Ich habe das starke Gefühl, dass der Countrymusik dadurch etwas entgeht.“ Gut' Ding braucht manchmal eben sehr viel Weile und der Country-Folk wurde glücklicherweise doch noch mit Williams' roher, klagender Stimme komplettiert. Und dabei hat sie sich ihre Ecken und Kanten bewahrt, denn sie fürchtet nichts mehr, als diese zu verlieren. Lucinda Williams schreibt ihre Songtexte mit Bedacht und bis zum äussersten Rand der inhaltlich ehrlichen Schmerzgrenze. Viele ihrer Songs sind zum grossen Teil autobiografisch und befassen sich mit dem Tod von Freunden und Familie, aber auch mit zerbrochener Liebe, die ein ständiger Begleiter Williams' war, bevor sie ihren jetzigen Mann und Manager Tom Overby traf. Den übrigens vollkommen aus der Luft gegriffenen Vorwurf der Langsamkeit beruht einerseits auf der Unkenntnis darüber, dass das Repertoire der Musikerin zu einem beachtlichen Teil aus ziemlich rockigen Nummern besteht, und nicht nur aus den Balladen, für die sie bekannt wurde. Andererseits lässt sich Williams aber auch gerechtfertigt Zeit für Studioaufnahmen. Die Vollblutmusikerin ist das Reisen gewohnt, denn bereits als Kind hat sie mit ihren Eltern, einem Dichter und einer Pianistin, in Mexiko und Chile gewohnt und ist nach eigener Aussage sowieso lieber unterwegs, als sich in ein Studio zu setzen. Ihr Songwriting erledigt sie am liebsten mit Gitarre und Laptop in ihrer Küche und

Abgabetermine erinnern sie daran, dass sie lieber einen Zahn zulegen sollte, als sich mit perfektionistischen Details aufzuhalten. Anfang des Jahres befand sie sich übrigens tatsächlich im Studio, um die rund 40 Songs auszusortieren, die sie in letzter Zeit geschrieben hat, und die sich an den Southern Soul Künstlern Clarence Carter und Dan Penn orientieren. Ihre schwere Südstaatenzunge und ihr charakteristisches Auftreten hat zu vielen Spekulationen über etwaigen Drogenkonsum geführt. Dem setzt sie offen entgegen, dass sie gerne ein Glas Wein trinkt, für Konzerte und Aufnahmen aber keinen Alkohol anrührt, da ihre Stimme zu empfindlich sei. „Ich muss leben wie eine Nonne, wenn ich singe. Obwohl ich manchmal gerne einen Drink hätte, wenn ich keinen Tee, Kaffee oder kein Wasser mehr sehen kann“, gibt sie zu. Die Zeit zwischen den Studioaufenthalten überbrückt Williams auch gerne mit Kollaborationen aller Art. Die Liste der Musiker, mit denen sie bisher arbeitete, reicht gefühlt einmal um den Erdball: Elvis Costello, Steve Earle, Willie Nelson, Ray Davies, aber auch genrefremde Künstler wie die Folkpunker Flogging Molly oder Hanoi Rocks-Fronter Michael Monroe reihen sich nahtlos aneinander. Das Time Magazine hat Lucinda Williams als „America's best songwriter“ geadelt. Das, und kein Stück weniger, gibt es im Zürcher Kaufleuten am 8. Juni 2013 zu sehen. Dann lässt die Grande Dame des Country-Folk, lediglich von ihrem Gitarristen Doug Pettibone begleitet, für einen „Intimate Evening“ in ihre Seele blicken.

An Lucinda Williams' Ecken und Kanten stösst sich manch einer blaue Flecken: Zu alt, zu langsam, zu langweilig. Aber glücklicherweise findet Musik, vor allem die gute, oft weit jenseits der Hitparaden statt und straft die Nörgler Lügen, die meinen, sie wüssten alles besser. Lucinda kann davon ein Lied singen. Oder zwei.

America´s Best Songwriter

LIVE8. Juni 2013

Zürich, Kaufleuten

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LUCINDA WILLIAMS

ip. Merkwürdigerweise spielt das Alter meistens nur auf den Schreibtischen derjenigen Leute eine Rolle, die das grosse Geld in einem Künstler wittern. Dass das bezahlende Publikum dies häufig ganz anders sieht, haben humorigerweise oft die Überraschungssieger verschiedener Castingformate bewiesen. Lange genug blieb auch Lucinda Williams der grosse Erfolg verwehrt. Zwar liebten sie die Kritiker und Insider, aber so richtig durchstarten konnte die 1953 in Louisiana geborene Sängerin erst nach einer bereits über 20jährigen Karriere 1998 mit ihrem fünften Album „Car Wheels On A Gravel Road“. Und das trotz Grammy Award für den besten Countrysong 1994, „Passionate Kisses“. Selbst Genrekollegin Emmylou Harris zeigte sich darüber verwundert: „Sie ist ein Beispiel für das Beste, was Countrymusik zumindest behauptet zu sein. Aber aus irgendeinem Grund wird sie nicht wahrgenommen. Ich habe das starke Gefühl, dass der Countrymusik dadurch etwas entgeht.“ Gut' Ding braucht manchmal eben sehr viel Weile und der Country-Folk wurde glücklicherweise doch noch mit Williams' roher, klagender Stimme komplettiert. Und dabei hat sie sich ihre Ecken und Kanten bewahrt, denn sie fürchtet nichts mehr, als diese zu verlieren. Lucinda Williams schreibt ihre Songtexte mit Bedacht und bis zum äussersten Rand der inhaltlich ehrlichen Schmerzgrenze. Viele ihrer Songs sind zum grossen Teil autobiografisch und befassen sich mit dem Tod von Freunden und Familie, aber auch mit zerbrochener Liebe, die ein ständiger Begleiter Williams' war, bevor sie ihren jetzigen Mann und Manager Tom Overby traf. Den übrigens vollkommen aus der Luft gegriffenen Vorwurf der Langsamkeit beruht einerseits auf der Unkenntnis darüber, dass das Repertoire der Musikerin zu einem beachtlichen Teil aus ziemlich rockigen Nummern besteht, und nicht nur aus den Balladen, für die sie bekannt wurde. Andererseits lässt sich Williams aber auch gerechtfertigt Zeit für Studioaufnahmen. Die Vollblutmusikerin ist das Reisen gewohnt, denn bereits als Kind hat sie mit ihren Eltern, einem Dichter und einer Pianistin, in Mexiko und Chile gewohnt und ist nach eigener Aussage sowieso lieber unterwegs, als sich in ein Studio zu setzen. Ihr Songwriting erledigt sie am liebsten mit Gitarre und Laptop in ihrer Küche und

Abgabetermine erinnern sie daran, dass sie lieber einen Zahn zulegen sollte, als sich mit perfektionistischen Details aufzuhalten. Anfang des Jahres befand sie sich übrigens tatsächlich im Studio, um die rund 40 Songs auszusortieren, die sie in letzter Zeit geschrieben hat, und die sich an den Southern Soul Künstlern Clarence Carter und Dan Penn orientieren. Ihre schwere Südstaatenzunge und ihr charakteristisches Auftreten hat zu vielen Spekulationen über etwaigen Drogenkonsum geführt. Dem setzt sie offen entgegen, dass sie gerne ein Glas Wein trinkt, für Konzerte und Aufnahmen aber keinen Alkohol anrührt, da ihre Stimme zu empfindlich sei. „Ich muss leben wie eine Nonne, wenn ich singe. Obwohl ich manchmal gerne einen Drink hätte, wenn ich keinen Tee, Kaffee oder kein Wasser mehr sehen kann“, gibt sie zu. Die Zeit zwischen den Studioaufenthalten überbrückt Williams auch gerne mit Kollaborationen aller Art. Die Liste der Musiker, mit denen sie bisher arbeitete, reicht gefühlt einmal um den Erdball: Elvis Costello, Steve Earle, Willie Nelson, Ray Davies, aber auch genrefremde Künstler wie die Folkpunker Flogging Molly oder Hanoi Rocks-Fronter Michael Monroe reihen sich nahtlos aneinander. Das Time Magazine hat Lucinda Williams als „America's best songwriter“ geadelt. Das, und kein Stück weniger, gibt es im Zürcher Kaufleuten am 8. Juni 2013 zu sehen. Dann lässt die Grande Dame des Country-Folk, lediglich von ihrem Gitarristen Doug Pettibone begleitet, für einen „Intimate Evening“ in ihre Seele blicken.

An Lucinda Williams' Ecken und Kanten stösst sich manch einer blaue Flecken: Zu alt, zu langsam, zu langweilig. Aber glücklicherweise findet Musik, vor allem die gute, oft weit jenseits der Hitparaden statt und straft die Nörgler Lügen, die meinen, sie wüssten alles besser. Lucinda kann davon ein Lied singen. Oder zwei.

America´s Best Songwriter

LIVE8. Juni 2013

Zürich, Kaufleuten

48 49

Americana/Roots/Country CD

TURNPIKE TROUBADOURSGoodbye Normal StreetBlue Rose

TYRONE VAUGHAN DowntimeMusic Avenue

hh. Das Quintett aus Oklahoma, das hier sein drittes Album vor-legt, verleiht seinem Country-rock durch dominanten Einsatz von Fiddle und Banjo einen bodenständigen und traditionel-len Charme. Dabei rocken die Jungs ganz anständig, erinnern mitunter an The Outlaws („Be-fore The Devil Knows We're Dead“). Die Songs sind durch-weg stimmig und bieten einige Überraschungsmomente. Die Gratwanderung zwischen alter-nativem Country und Rock gelingt vorzüglich und resü-miert in einer sehr empfehlens-werten CD für Freunde von Countryrock abseits der hoch-glanzpolierten Nashville-Main-stream-Ware. „Goodbye Normal Street“ hat tolle Songs, hohe Qualität und macht Spass.

Schmalz und Zuckerguss. Dabei versteht es Produzent Ed Valauskas, Thibauds Stimme natürlich und intim klingen zu lassen, wie er überhaupt das ganze Werk in einen warmen, druckvollen und transparenten Soundmantel kleidet. „Water-fall“ transportiert eine Menge Gefühl, zeigt bewusst Ecken und Kanten und hat tolle Songs, die von einer amtlich groovenden Band bestens intoniert werden. Eine sehr schöne Platte, an der besonders Americana-Fans und Liebhaber von amerikanischem Singer/Songwriter-Rock grosse Freude haben werden.

TODD THIBAUD

WaterfallBlue Rose

hh. Im Laufe der letzten zwan-zig Jahre hat sich der in Boston lebende Todd Thibaud in der internationalen Americana-Szene etabliert und dank über-wiegend guten Platten eine Menge Fans gewinnen können. Auch sein neues Album „Water-fall“ bietet wieder gewohnten Thibaud-Sound vom Feinsten. Straight und kräftig im Klang, griffige Songs und tolle Hook-lines in den Refrains machen aus den 12 enthaltenen Songs eine runde, in sich stimmige Sache. Gitarren dominieren und Thibaud zeigt sich einmal mehr als ausdrucksstarker Sänger mit einem grossen Gespür für eingängige Melodien ohne

ELLIOTT MURPHY

It Takes A Worried ManBlue Rose

hh. Der amerikanische Singer/ Songwriter hat sich in seiner langjährigen Karriere einen respektablen Ruf erarbeitet, ohne jedoch die breite Masse von seiner Kunst zu überzeu-gen. So blieb Murphy bis heute mehr oder weniger ein Insider-tipp, was sich mit seinem neu-en Album auch nicht ändern dürfte. Trotz engagierter Texte und auch einige gute Songs fehlt dem guten Mann das ge-wisse Etwas und die spezielle Ausstrahlung, die ihn in eine höhere Liga katapultiert hätten. Sein neues Album reiht sich da nahtlos in seine Discografie ein, soll heissen, alles ist gut ge-meint und engagiert vorgetra-gen, hat zweifellos die von Murphy bekannten Qualitäten – aber es zündet nicht wirklich. Da spielen vergleichbare Acts wie John Hiatt, Steve Earle oder Tom Petty schon in einer ande-ren Liga. Nichtsdestotrotz ist „It Takes A Worried Man“ beileibe kein schlechtes Album. Es wird Murphy-Fans nicht enttäu-schen, aber auch keine neuen dazugewinnen.

MARK BENDERGreat Small StuffBMG

hh. Der deutsche Singer/ Songwriter Mark Bender legt hier sein erstes englischspra- chiges Album vor und präsen-tiert Country zwischen tradi-tionell und modern, wobei der

New-Country überwiegt. Ben-der lässt sich seine Songs schreiben, warum auch immer – denn das er durchaus weiss wie es geht, beweist er mit sei-nen deutschen Songs. Jeden-falls hat er auf diesem Album 12 Fremdkompositionen auf-genommen, die durchweg Qualität haben. Bender selbst präsentiert sich als guter Sän-ger, der aber stets darauf ach-tet, stimmlich nicht zu viel Gas

zu geben. Das ist schade, denn einige der Songs bieten sich an, hier mal etwas die Sau rauszu-lassen und damit die sichere Mainstream-Schiene zu verlas-sen und ein paar persönliche Emotionen einzubinden. Spe-ziell in den Balladen ist ein gewisser (auf Dauer störender) Schmalz-Faktor nicht zu über-hören. Benders Band spielt souverän und gekonnt, allen voran Dietmar Wächtler an der Steelguitar. Die Produktion ist warm und transparent und hält mühelos mit den meisten Nashville-Outputs mit. Fazit: „Great Small Stuff“ ist ein gutes Country-Album, dass sicher seine Fans finden wird. Für künftige Werke wünschen wir allerdings, dass Bender Mut zum Risiko beweist und stimm-lich mehr Persönlichkeit und Emotionen, sprich: Eier zulässt, denn sonst bleibt seine Musik zwar schön aber beliebig und austauschbar.

SLIM CESSNA'S AUTO CLUB SCAC 102

An Introduction For Young And Old EuropeGlitterhouse Records

mey. Die 1992 in Denver, Colo-rado gegründete Formation Slim Cessna's Auto Club wird geführt von den beiden Lead-sängern Slim Cessna (The

Denver Gentlemen) und Jay Munly (16 Horsepower). Es ist schwierig die Musik dieser Band genau zu charakterisie-ren. Unter dem Begriff Alter-nativ Country verbergen sich mittlerweile Stile wie: Ameri-cana, Country-Folk, Southern Gospel, Gothabilly und Religiö-ser Country Punk usw. In den beiden letzten Stilsparten be-wegen sich SCAC 102. Wild und ungezügelt kommen ihre Songs daher. Ihre Texte schaf-fen den Spagat zwischen biblisch-religiösen Glaubens-bekenntnissen, fantastischen Geschichten über Gewalt und Liebe, Storys über Hoffnung und Glaube und das verpackt in aberwitzige Texte, Melodien und Songstrukturen. Erholung für die Ohren ist auf diesem Album nicht angesagt. Die „schrägste, heisseste und beste Alternativ Country Punk Live Band Amerikas“ bedient ihre Hörer mit einer vollen Ladung freakigen Country-Folk-Punk Songs. Auf dem vorlie-genden Album werden Slim Cessna und Jay Munly von Lord Dwight Pentacost, Danny Pants Grandbois, Robert Ferbrache, The Peeler, John Rumley, Shane Trost, Ordy Garrison und Chad Johnson unterstützt. Sie erzeugen einen teils irrwitzigen, schnellen, aber doch immer transparenten Soundteppich. Die fünfzehn Songs sind nicht einfach zu konsumieren. Die winkligen, teilweise kantigen Arrange-ments fordern genaues Hin-hören. Die Belohnung sind immer neue Einblicke in die Abgründe des riesigen musika-lischen Schmelztiegels. Als Bonus befindet sich eine DVD mit 17 Live Songs die im April 2012 im Lion Liar's in Denver Colodado aufgenommen wurden. SCAC 102 ist keine Band für den musikalischen Normalverbraucher. Da braucht es schon eine Portion schräge biblisch Country-punkig ange-hauchte Ader, um den kompak-ten Sound und den Texterguss der Songs zu verstehen und zu schätzen.

mey. Mit Tyrone Vaughan be-glückt uns das jüngste Mitglied der Vaughan Family. Tyrone Vaughan ist der Sohn von Jimmie und folglich der Neffe des grossartigen Stevie Ray „SRV“ Vaughan. Sein Debut Album „Downtime“ siedelt sich zwischen kantigem Texas Rock mit Country Einflüssen und bluesigem Garage Rock an. Tyrone Vaughans musikalische Wege kreuzten sich natürlich immer wieder mit denen der Familienmitglieder. Auftritte mit Stevie Ray's Double Trouble oder mit seinem Vater prägten seinen Musikstil. Auch weitere musikalische Zusammenarbei-ten mit der Piano Legende Pinetop Perkins oder mit Billy Gibbons beeinflussten den Weg von Tyrone. Alle diese mensch-lichen und musikalischen In-puts verbinden sich auf seinem Album und servieren uns einen vielschichtigen Cocktail. Mit dem Titeltrack „Downtime“ beginnt Tyrone Vaughan seine Tour durch verschiedene Stil-richtungen mit einem rockigen Song mit treibender Mandoline und schönen Steel Licks. In „Next Stop Texas“ wird weiter gerockt, wobei die Country Einflüsse hier auch nie ganz verloren gehen. „Buzz Kill“ ein origineller Country-Rock Song mit tragender Fiddle und

schönen Gitarrenriffs. Die Stimme von Tyrone Vaughan bewegt sich gekonnt in den tieferen Regionen passend zum Groove der Songs. Eine knackige Fender Strat erkenne ich auf „She Could Have Had Anything“. Sie verleiht diesem Song den Vaughan Touch, er-scheint aber nie als Stevie Ray Kopie. Schon auf dem ersten Album zeigt uns Tyrone eine Eigenständigkeit, die als ge-wagt gewertet werden darf. Manch anderer würde sich mehr an den prägenden Stilen der bekannten Familienmit-glieder halten. „Wanna Hear You Sing“ als Ballade und „The House Feels So Empty“ be-schliessen dieses Album. Hier kurvt Tyrone nochmals quer durch den Garten der Country und Honky-Tonk Musik. Auf „Downtime“ vereinen sich ein talentierter Musiker mit einer vielseitigen Band und einer guten Produktion zu einem gelungenen Debüt. Alles Voraussetzungen, die für die Zukunft hoffen lassen.

TERRI CLARK ClassicBare Track Rec.

mey. Neues von der kanadi-schen Country Singer/Song-writerin? Nein! Mit „Classic“ veröffentlicht Terri Clark eine

CD, auf der ausschliesslich alte Country Perlen neu interpre-tiert werden. Aber das auf eine tolle Art und Weise. Keiner der Songs klingt angestaubt, erfri-schend und modern präsen-tieren sich die elf Tracks auf diesem Album. Terri Clark

(CCMA Award Female Artist 2011) beginnt das Album mit dem Anfang der Originalver-sion von „It Wasn't God Who Made Honky Tonk Angels“ mit Kitty Wells Stimme. Bei der zweiten Strophe blendet der Song in die neue Version über. Hier zeigt sich, wie sich die moderne Countrymusik gewan-delt hat. Treibende Beats und tolle Chorgesänge vervollstän-digen das Spiel der Fiddle und der Steelguitar. Kraftvolle ori-ginelle Gitarrensolos bilden das Sahnehäubchen. „Love Is A Rose“, im Original gesungen von Linda Ronstadt und Neil Young, folgt als getragene

Country-Folk Interpretation, die von Terri Clark sehr schön gesun-gen wird. Das Duett „How Blue“ gesungen von Terri Clark zusam-men mit Reba zeigt zwei passende Stimmen, die sich wunderbar er-gänzen. Der Klassiker „Golden Ring“, im Original von Tammy Wynette und George Jones, wird hier von Terri Clark im Duett mit Dierks Bentley neu gesungen. Auch bei diesem Song fällt die Harmonie der beiden unterschied-lichen Stimmen positiv auf. Was nun folgt ist das absolute High-light auf diesem Album. Delbert McClinton's „Two More Bottles of Wine“ wird süffig straight und ohne Schnörkel präsentiert. Natür-lich darf auch das im Original von Patsy Cline gesungene „Leavin' On Your Mind“ nicht fehlen. Als Version mit Bandbegleitung sowie als Bonustrack nur mit Akustik Gitarre untermalt, hören wir Terri Clark's warme gefühlvolle Stimme. „I'm Movin' On“ singt sie zusam-men mit Dean Brody. Ein toller grooviger Song, der mit vielseiti-ger Gitarrenarbeit ergänzt ist. Hier ist wieder einmal die erste Garni-tur der Nashville Studiomusiker in Hochform zu hören. „Classic“ erfüllt meine Erwartung an eine Hommage an frühere Tage. Terri Clark's Stimme vermag in allen Songs zu überzeugen. Deshalb Daumen hoch – kaufen – hören – in Erinnerungen schwelgen.

Americana/Roots/Country CD

50

Americana/Roots/Country CD

TURNPIKE TROUBADOURSGoodbye Normal StreetBlue Rose

TYRONE VAUGHAN DowntimeMusic Avenue

hh. Das Quintett aus Oklahoma, das hier sein drittes Album vor-legt, verleiht seinem Country-rock durch dominanten Einsatz von Fiddle und Banjo einen bodenständigen und traditionel-len Charme. Dabei rocken die Jungs ganz anständig, erinnern mitunter an The Outlaws („Be-fore The Devil Knows We're Dead“). Die Songs sind durch-weg stimmig und bieten einige Überraschungsmomente. Die Gratwanderung zwischen alter-nativem Country und Rock gelingt vorzüglich und resü-miert in einer sehr empfehlens-werten CD für Freunde von Countryrock abseits der hoch-glanzpolierten Nashville-Main-stream-Ware. „Goodbye Normal Street“ hat tolle Songs, hohe Qualität und macht Spass.

Schmalz und Zuckerguss. Dabei versteht es Produzent Ed Valauskas, Thibauds Stimme natürlich und intim klingen zu lassen, wie er überhaupt das ganze Werk in einen warmen, druckvollen und transparenten Soundmantel kleidet. „Water-fall“ transportiert eine Menge Gefühl, zeigt bewusst Ecken und Kanten und hat tolle Songs, die von einer amtlich groovenden Band bestens intoniert werden. Eine sehr schöne Platte, an der besonders Americana-Fans und Liebhaber von amerikanischem Singer/Songwriter-Rock grosse Freude haben werden.

TODD THIBAUD

WaterfallBlue Rose

hh. Im Laufe der letzten zwan-zig Jahre hat sich der in Boston lebende Todd Thibaud in der internationalen Americana-Szene etabliert und dank über-wiegend guten Platten eine Menge Fans gewinnen können. Auch sein neues Album „Water-fall“ bietet wieder gewohnten Thibaud-Sound vom Feinsten. Straight und kräftig im Klang, griffige Songs und tolle Hook-lines in den Refrains machen aus den 12 enthaltenen Songs eine runde, in sich stimmige Sache. Gitarren dominieren und Thibaud zeigt sich einmal mehr als ausdrucksstarker Sänger mit einem grossen Gespür für eingängige Melodien ohne

ELLIOTT MURPHY

It Takes A Worried ManBlue Rose

hh. Der amerikanische Singer/ Songwriter hat sich in seiner langjährigen Karriere einen respektablen Ruf erarbeitet, ohne jedoch die breite Masse von seiner Kunst zu überzeu-gen. So blieb Murphy bis heute mehr oder weniger ein Insider-tipp, was sich mit seinem neu-en Album auch nicht ändern dürfte. Trotz engagierter Texte und auch einige gute Songs fehlt dem guten Mann das ge-wisse Etwas und die spezielle Ausstrahlung, die ihn in eine höhere Liga katapultiert hätten. Sein neues Album reiht sich da nahtlos in seine Discografie ein, soll heissen, alles ist gut ge-meint und engagiert vorgetra-gen, hat zweifellos die von Murphy bekannten Qualitäten – aber es zündet nicht wirklich. Da spielen vergleichbare Acts wie John Hiatt, Steve Earle oder Tom Petty schon in einer ande-ren Liga. Nichtsdestotrotz ist „It Takes A Worried Man“ beileibe kein schlechtes Album. Es wird Murphy-Fans nicht enttäu-schen, aber auch keine neuen dazugewinnen.

MARK BENDERGreat Small StuffBMG

hh. Der deutsche Singer/ Songwriter Mark Bender legt hier sein erstes englischspra- chiges Album vor und präsen-tiert Country zwischen tradi-tionell und modern, wobei der

New-Country überwiegt. Ben-der lässt sich seine Songs schreiben, warum auch immer – denn das er durchaus weiss wie es geht, beweist er mit sei-nen deutschen Songs. Jeden-falls hat er auf diesem Album 12 Fremdkompositionen auf-genommen, die durchweg Qualität haben. Bender selbst präsentiert sich als guter Sän-ger, der aber stets darauf ach-tet, stimmlich nicht zu viel Gas

zu geben. Das ist schade, denn einige der Songs bieten sich an, hier mal etwas die Sau rauszu-lassen und damit die sichere Mainstream-Schiene zu verlas-sen und ein paar persönliche Emotionen einzubinden. Spe-ziell in den Balladen ist ein gewisser (auf Dauer störender) Schmalz-Faktor nicht zu über-hören. Benders Band spielt souverän und gekonnt, allen voran Dietmar Wächtler an der Steelguitar. Die Produktion ist warm und transparent und hält mühelos mit den meisten Nashville-Outputs mit. Fazit: „Great Small Stuff“ ist ein gutes Country-Album, dass sicher seine Fans finden wird. Für künftige Werke wünschen wir allerdings, dass Bender Mut zum Risiko beweist und stimm-lich mehr Persönlichkeit und Emotionen, sprich: Eier zulässt, denn sonst bleibt seine Musik zwar schön aber beliebig und austauschbar.

SLIM CESSNA'S AUTO CLUB SCAC 102

An Introduction For Young And Old EuropeGlitterhouse Records

mey. Die 1992 in Denver, Colo-rado gegründete Formation Slim Cessna's Auto Club wird geführt von den beiden Lead-sängern Slim Cessna (The

Denver Gentlemen) und Jay Munly (16 Horsepower). Es ist schwierig die Musik dieser Band genau zu charakterisie-ren. Unter dem Begriff Alter-nativ Country verbergen sich mittlerweile Stile wie: Ameri-cana, Country-Folk, Southern Gospel, Gothabilly und Religiö-ser Country Punk usw. In den beiden letzten Stilsparten be-wegen sich SCAC 102. Wild und ungezügelt kommen ihre Songs daher. Ihre Texte schaf-fen den Spagat zwischen biblisch-religiösen Glaubens-bekenntnissen, fantastischen Geschichten über Gewalt und Liebe, Storys über Hoffnung und Glaube und das verpackt in aberwitzige Texte, Melodien und Songstrukturen. Erholung für die Ohren ist auf diesem Album nicht angesagt. Die „schrägste, heisseste und beste Alternativ Country Punk Live Band Amerikas“ bedient ihre Hörer mit einer vollen Ladung freakigen Country-Folk-Punk Songs. Auf dem vorlie-genden Album werden Slim Cessna und Jay Munly von Lord Dwight Pentacost, Danny Pants Grandbois, Robert Ferbrache, The Peeler, John Rumley, Shane Trost, Ordy Garrison und Chad Johnson unterstützt. Sie erzeugen einen teils irrwitzigen, schnellen, aber doch immer transparenten Soundteppich. Die fünfzehn Songs sind nicht einfach zu konsumieren. Die winkligen, teilweise kantigen Arrange-ments fordern genaues Hin-hören. Die Belohnung sind immer neue Einblicke in die Abgründe des riesigen musika-lischen Schmelztiegels. Als Bonus befindet sich eine DVD mit 17 Live Songs die im April 2012 im Lion Liar's in Denver Colodado aufgenommen wurden. SCAC 102 ist keine Band für den musikalischen Normalverbraucher. Da braucht es schon eine Portion schräge biblisch Country-punkig ange-hauchte Ader, um den kompak-ten Sound und den Texterguss der Songs zu verstehen und zu schätzen.

mey. Mit Tyrone Vaughan be-glückt uns das jüngste Mitglied der Vaughan Family. Tyrone Vaughan ist der Sohn von Jimmie und folglich der Neffe des grossartigen Stevie Ray „SRV“ Vaughan. Sein Debut Album „Downtime“ siedelt sich zwischen kantigem Texas Rock mit Country Einflüssen und bluesigem Garage Rock an. Tyrone Vaughans musikalische Wege kreuzten sich natürlich immer wieder mit denen der Familienmitglieder. Auftritte mit Stevie Ray's Double Trouble oder mit seinem Vater prägten seinen Musikstil. Auch weitere musikalische Zusammenarbei-ten mit der Piano Legende Pinetop Perkins oder mit Billy Gibbons beeinflussten den Weg von Tyrone. Alle diese mensch-lichen und musikalischen In-puts verbinden sich auf seinem Album und servieren uns einen vielschichtigen Cocktail. Mit dem Titeltrack „Downtime“ beginnt Tyrone Vaughan seine Tour durch verschiedene Stil-richtungen mit einem rockigen Song mit treibender Mandoline und schönen Steel Licks. In „Next Stop Texas“ wird weiter gerockt, wobei die Country Einflüsse hier auch nie ganz verloren gehen. „Buzz Kill“ ein origineller Country-Rock Song mit tragender Fiddle und

schönen Gitarrenriffs. Die Stimme von Tyrone Vaughan bewegt sich gekonnt in den tieferen Regionen passend zum Groove der Songs. Eine knackige Fender Strat erkenne ich auf „She Could Have Had Anything“. Sie verleiht diesem Song den Vaughan Touch, er-scheint aber nie als Stevie Ray Kopie. Schon auf dem ersten Album zeigt uns Tyrone eine Eigenständigkeit, die als ge-wagt gewertet werden darf. Manch anderer würde sich mehr an den prägenden Stilen der bekannten Familienmit-glieder halten. „Wanna Hear You Sing“ als Ballade und „The House Feels So Empty“ be-schliessen dieses Album. Hier kurvt Tyrone nochmals quer durch den Garten der Country und Honky-Tonk Musik. Auf „Downtime“ vereinen sich ein talentierter Musiker mit einer vielseitigen Band und einer guten Produktion zu einem gelungenen Debüt. Alles Voraussetzungen, die für die Zukunft hoffen lassen.

TERRI CLARK ClassicBare Track Rec.

mey. Neues von der kanadi-schen Country Singer/Song-writerin? Nein! Mit „Classic“ veröffentlicht Terri Clark eine

CD, auf der ausschliesslich alte Country Perlen neu interpre-tiert werden. Aber das auf eine tolle Art und Weise. Keiner der Songs klingt angestaubt, erfri-schend und modern präsen-tieren sich die elf Tracks auf diesem Album. Terri Clark

(CCMA Award Female Artist 2011) beginnt das Album mit dem Anfang der Originalver-sion von „It Wasn't God Who Made Honky Tonk Angels“ mit Kitty Wells Stimme. Bei der zweiten Strophe blendet der Song in die neue Version über. Hier zeigt sich, wie sich die moderne Countrymusik gewan-delt hat. Treibende Beats und tolle Chorgesänge vervollstän-digen das Spiel der Fiddle und der Steelguitar. Kraftvolle ori-ginelle Gitarrensolos bilden das Sahnehäubchen. „Love Is A Rose“, im Original gesungen von Linda Ronstadt und Neil Young, folgt als getragene

Country-Folk Interpretation, die von Terri Clark sehr schön gesun-gen wird. Das Duett „How Blue“ gesungen von Terri Clark zusam-men mit Reba zeigt zwei passende Stimmen, die sich wunderbar er-gänzen. Der Klassiker „Golden Ring“, im Original von Tammy Wynette und George Jones, wird hier von Terri Clark im Duett mit Dierks Bentley neu gesungen. Auch bei diesem Song fällt die Harmonie der beiden unterschied-lichen Stimmen positiv auf. Was nun folgt ist das absolute High-light auf diesem Album. Delbert McClinton's „Two More Bottles of Wine“ wird süffig straight und ohne Schnörkel präsentiert. Natür-lich darf auch das im Original von Patsy Cline gesungene „Leavin' On Your Mind“ nicht fehlen. Als Version mit Bandbegleitung sowie als Bonustrack nur mit Akustik Gitarre untermalt, hören wir Terri Clark's warme gefühlvolle Stimme. „I'm Movin' On“ singt sie zusam-men mit Dean Brody. Ein toller grooviger Song, der mit vielseiti-ger Gitarrenarbeit ergänzt ist. Hier ist wieder einmal die erste Garni-tur der Nashville Studiomusiker in Hochform zu hören. „Classic“ erfüllt meine Erwartung an eine Hommage an frühere Tage. Terri Clark's Stimme vermag in allen Songs zu überzeugen. Deshalb Daumen hoch – kaufen – hören – in Erinnerungen schwelgen.

Americana/Roots/Country CD

50

DVD DVD

die Laufzeit um ein Viel-faches sprengen. Aber auch so ist der Film äusserst unterhaltsam, informativ und kurzweilig gemacht – es gibt jede Menge Lacher und Rossi beweist durch-weg trockenen britischen Humor. Kommentiert wird das Ganze von Kollegen wie Brian May, Paul Weller, Jeff Lynn, Andy Scott (The Sweet), Jim Lea (Slade), Joe Elliott, Scott Gorham und Kenny Jones (Faces). Dazu gibt es jeweils Einspielun-gen alter Live-Auftritte, die eindrücklich zeigen, was für eine hammerharte, rohe und dreckige Rockband Quo in den frühen 70ern waren, gesegnet mit einem ungeheueren Groove. Der Film endet mit dem Wieder-sehen der alten Gefährten vor den Shepperton Studios.Und da beginnt die Bonus-DVD, nämlich mit den Proben der Original-Quo in eben diesen Studios. Lancaster und Rossi haben sich nach jahrzehntelangem bitteren Streit wieder lieb. Besonders dem von seiner Krankheit sichtlich gezeich-neten Lancaster ist anzu-sehen, wie sehr ihn diese Reunion freut. 45 Minuten lang ist der Betrachter dann bei den Proben (für einige anstehende Konzerte des Original Line Ups) dabei und erlebt die Band ungeschminkt, direkt und ehrlich. Da wird nichts beschönigt, alle Schwächen und auch Stärken der Band kommen, wie auch der gemeinsame Spass, authen-tisch rüber. Rossi strahlt jederzeit eine Lockerheit und Souveränität aus, da gehört der eine oder andere schludrig gespielte Ton wahrhaftig zum Programm.

STATUS QUO

Hello Quo (2 DVD)

Studiocanal

hh. Satte fünfeinhalb Stun-den erstklassige Unterhal-tung bieten die beiden DVDs in diesem Paket. DVD 1 zeigt den offiziellen Film von Alan G. Parker, eine Biografie der britischen Boogie-Rocker von den Anfängen als Unter-haltungsband in englischen Feriencamps bis zur aktuel-len Wiedervereinigung der Originalmitglieder Francis Rossi, Rick Parfitt, Alana Lancaster und John Coghlan.Der Film entspricht in weiten Teilen dem Buch „Die Status Quo Autobiografie“, die Rossi und Parfitt zusammen mit dem britischen Musik-journalisten Mick Wall verfasst haben und die wir allen Fans, die es etwas genauer wissen wollen, dringend empfehlen. Sie ist, wie auch dieser Film, sehr unterhaltsam und wie es nun mal mit Büchern so ist, wesentlich ausführlicher als die Filmversion. Beispiel: Der Film zeigt, wie Status Quo das Live Aid Festival mit „Rockin' All Over The World“ eröffnen und eine durchaus gute Vorstellung geben. Im Buch gibt es zu diesem An-lass erstaunliche Infos von Rossi selbst, nämlich, dass er zu diesem Zeitpunkt schwer Koks- und Alkohol-abhängig war und bis zum Bühnenrand von den Roadies gestützt werden musste, da er nicht mehr alleine laufen konnte. Gleiches gilt für Parfitt, der sich ebenfalls vor dem Auftritt massiv die Kante gab. Aber um die ganzen Anekdoten, die die beiden Quo-Vorstandsmitglieder in ihrem Buch erzählen, im Film unterzubringen, würde

In dieser Beziehung ähnelt Rossi Keith Richards – den Jungs gehen falsche Töne mittlerweile am Arsch vorbei, sie müssen nieman-dem mehr etwas beweisen – Rock'n'Roll pur, wen interessiert der Rest! Und genau das macht sie so charmant. Die „alten“ Quo rocken jedenfalls immer noch amtlich zusammen, der Groove stimmt und die holprigen Passagen werden sicher bis zum ersten Auftritt geglättet sein. Es zeugt für das Selbstver-ständnis der Band, dass sie eben auch diese „Schwach-stellen“ zeigen. Generell kommt jedoch mächtig Freude beim Betrachten der Proben auf und dass die Band noch jede Menge Dampf drauf hat, beweist die Version von „In My Chair“ – das rollt und groovt, dass es eine wahre Freude ist.Danach gibt es eine 70minütige Wanderung von Lancaster und Rossi durch Purley, wo die beiden aufwuchsen, während Parfitt derweil auf Hayling Island zusammen mit den Harrison-Twins, mit denen er in grauer Vorzeit die Band The Highlights hatte, in Erinnerungen schwelgt. Zusätzlich noch ausführ-liche Interviews mit Rossi und Parfitt, sowie den Filmemachern, runden das Paket ab.„Hello Quo“ ist ein tolles Stück britische Rock'n'Roll-Geschichte, unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Minute und nicht nur Quo-Fans dringend zu empfehlen.

hh. Die zwei grössten Probleme zu dieser Veröffentlichung sind: 1) Wie packt man eine 50-jährige Geschichte über das Phänomen Rolling Stones in einen gut zweistündigen Film und 2) was bietet der Film, das der Fan nicht schon aus den vielen existierenden Stones-Bio-Filmen kennt?Zu 1: das gelingt hier nur in sehr rudimentären Zügen. Wer sich mit der Geschichte der „grössten R'n'R Band der Welt“ nicht besonders auskennt, bekommt hier zwar einen groben und durchaus infor-mativen Überblick, der jedoch grosse Teile der Bandgeschichte auslässt und speziell die letzten zwei Dekaden sträflich vernach-lässigt. „Strafmildernd“ sei aller-dings gesagt, dass ein ausführli-cher Bandbio-Film über die Stones wohl jeden zeitlichen Rahmen eines Films sprengen und ein abendfüllendes Programm mit mehreren Fortsetzungen bedeuten würde. Zu 2: Nichts! Sieht man einmal von den beiden Live-Titeln „Satisfaction“ und „I'm Alright“ aus dem Jahr 1965 ab, die aber auch schon in anderen Versionen zu sehen sind und die aktuellen Kommentare der Musiker aus dem Off („no cameras allowed“), wobei es mitunter schwerfällt, die Stim-men den Personen zuzuordnen. So richtet sich „Crossfire Hurri-cane“ in erster Linie an Musikfans, die die Geschichte von Jagger, Richards & Co in bewegten Bildern per „Schnelldurchlauf“ erfahren möchten. Diesen Anspruch erfüllt das Werk denn auch im Grossen und Ganzen recht ordentlich, wobei besonders die bandprägende Zeit bis Mitte/Ende der 70er ausführli-cher behandelt wird. Die Stones waren die Bad Boys der Beat-Ära und lieferten den Soundtrack zu den britischen Teenager-Rebellio-nen der 60er, wie sie auch ein gewichtiger Teil des Endes der Love&Peace-Ära (Altamont) waren.

THE ROLLING STONES Crossfire HurricaneEagle Rock/Musikvertrieb

Brian Jones wird ungeschönt aber respektvoll portraitiert, sein Nachfolger Mick Taylor eher am Rande erwähnt und Ronnie Wood hätte man ebenfalls etwas mehr Zeit widmen können. Überraschendes vermag der Film nicht zu bieten, was aller-dings auch erstaunen würde, denn über die Band wurde mitt-lerweile schon alles erzählt und gezeigt. So stammen denn auch viele Sequenzen aus bereits veröffentlichten Filmen und in die Abteilung „bislang noch nicht gesehen“ können höch-stens einige schnell geschnit-tene Interview-Passagen und Band-/Musikerfotos gezählt werden. Ärgerlich dagegen sind die verschiedenen Live-Snippets, da praktisch kein Song ausge-spielt wird. Unterm Strich bleibt ein empfehlenswerter und unter-haltsamer Film für alle, die noch nichts über die Stones im Video-Regal haben. Alle anderen, die sich mit der Stones-Historie gut bis sehr gut auskennen, dürften von „Crossfire Hurricane“ auf Grund seiner Oberflächlichkeit enttäuscht sein und legen lieber „Exile On Mainstreet“, „Charlie Is My Darling“, „Cocksucker Blues“, „Gimme Shelter“ oder „Shine A Light“ in den DVD-Player.

IRON MAIDEN Maiden England '88EMI

mv. Darauf haben Maiden Fans nun lange warten müssen. Einerseits veröffentlichen Iron Maiden auf dieser Doppel-DVD nun endlich das geniale "Maiden England" VHS Video von 1989 in guter DVD Qualität, andererseits erscheint darauf als Bonus aber auch die langersehnte Fortset-zung der "History Of Iron Mai-den". Der dritte Teil dieser gran-diosen History-Dokumentation deckt diesmal die Zeit von 1986 bis 1989 ab und liefert einen

spannenden und eindrucks-vollen Einblick in die damals schon riesige Maschine "Iron Maiden", wie immer mit aktuel-len Interviews mit Band und Management. Die Veröffentli-chung der beiden Klassiker-Alben "Somewhere In Time" und "Seventh Son Of A Seventh Son" und die dazugehörigen Mammut -Tourneen sind natürlich das Hauptthema der 40 Minuten-Doku, welche wie schon auf den Vorgänger-DVD's absolute Pflicht ist für Maiden Fans. Die 5 Videoclips aus dieser Zeit, "Wasted Years", "Stranger In A Strange Land", "Can I Play With

Madness", "The Evil That Men Do" und "The Clairvoyant", sind natürlich ebenfalls enthalten und erstrahlen in restaurierter Pracht. Der Hauptteil ist aber natürlich das ausverkaufte Konzert in der Birminghamer N.E.C. Arena vom November 1988 während der "Seventh Son Of A Seventh Son World Tour". Die grosse Produktion (geniales Stage Set mit Eisbergen und einem wie immer coolen Eddie), eine traumhafte Setlist mit seither selten gespielten Songs wie "Killers", "Moonchild", "Still Life", "Seventh Son Of A Seventh Song", "The Prisoner" oder "Infinite Dreams" und eine sehr

spielfreudige Band auf schwin-delerregendem Niveau bieten fast zwei Stunden lang alles was das Maiden Herz begehrt. Und hier gibt es nun im Gegensatz zur ursprünglichen VHS Version sogar das komplette Konzert zu sehen, also auch die bisher unveröffentlichten Zugaben "Running Free", "Run To The Hills" und "Sanctuary". Als wäre das nicht genug, enthält die Bonus DVD auch noch das 1987 erschienene VHS Video "12 Wasted Years", welches bislang noch nicht offiziell auf DVD erhältlich war. Dies war damals die erste Video-Dokumentation über Maiden und zeigt viel Archivmaterial, Interviews und Live-Aufnahmen von der Bandgründung bis 1987. Und hier jetzt endlich auch mit Untertiteln vorhanden. Zusätz-lich zu dieser Doppel-DVD wird natürlich auch eine Doppel-CD und eine Doppel-Picture Disc als Konzertsoundtrack erschei-nen. Der perfekte Appetithap-pen für die anstehende Iron Maiden Welttournee, welche in Sachen Setlist und Produktion an diese Show angelehnt sein wird. As always, Up The Irons !

GAMMA RAYSkeletons And MajestiesEar Music

mv. Die neue Gamma Ray DVD wurde ausgerechnet in der Schweiz, nämlich im Z7 in Pratteln, mitgeschnitten. Coole Sache für uns Schwei-zer Fans. Und die Band bie-tet mit "Skeletons And Majesties - Live" wirklich viel für ihre Fans. Fast 4 Stunden Laufzeit kann sich sehen lassen. Der Hauptteil besteht natürlich aus dem über zwei-stündigen Konzert im Z7, welches wie der Titel schon andeutet viele Überraschun-gen in Sachen Setlist bot und manch lang verstaubte Perle wieder zum Vorschein brachte. So machen vor allem selten bis nie gespielte Songs wie "The Spirit", "Gamma Ray", "Men, Mar-tians and Machines", "Any-where In the Galaxy" oder "Dethrone Tyranny" viel Spass. Zudem kamen mit "Watcher In The Sky" (stand auf der ersten Iron Saviour Platte) und den beiden im Unplugged-Gewand gespiel-ten "Rebellion In Dreamland" und "Send Me A Sign" auch ganz besondere Fan-Schmankerl auf diese DVD. Bei "Time To Break Free", "A While In Dreamland" und dem abschliessenden "Future World" erscheint dann sogar noch ex-Kürbis-kopf Michael Kiske am Gesang, was für Gamma Ray/Helloween Fans dieses Livedokument endgültig zum Pflichtkauf macht. Obwohl Kiske gerade bei "A While In Dreamland" gnadenlos im-provisiert, man sieht den beiden ex-Helloween Mem-bers den Spass an der Sache an und nur darum sollte es gehen bei Konzerten. Das ganze Konzert versprüht enorm viel Spielfreude. Der Sound ist ebenfalls sehr gut, das Publikum geht für Schweizer Verhältnisse gut

InseratSAXO

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DVD DVD

die Laufzeit um ein Viel-faches sprengen. Aber auch so ist der Film äusserst unterhaltsam, informativ und kurzweilig gemacht – es gibt jede Menge Lacher und Rossi beweist durch-weg trockenen britischen Humor. Kommentiert wird das Ganze von Kollegen wie Brian May, Paul Weller, Jeff Lynn, Andy Scott (The Sweet), Jim Lea (Slade), Joe Elliott, Scott Gorham und Kenny Jones (Faces). Dazu gibt es jeweils Einspielun-gen alter Live-Auftritte, die eindrücklich zeigen, was für eine hammerharte, rohe und dreckige Rockband Quo in den frühen 70ern waren, gesegnet mit einem ungeheueren Groove. Der Film endet mit dem Wieder-sehen der alten Gefährten vor den Shepperton Studios.Und da beginnt die Bonus-DVD, nämlich mit den Proben der Original-Quo in eben diesen Studios. Lancaster und Rossi haben sich nach jahrzehntelangem bitteren Streit wieder lieb. Besonders dem von seiner Krankheit sichtlich gezeich-neten Lancaster ist anzu-sehen, wie sehr ihn diese Reunion freut. 45 Minuten lang ist der Betrachter dann bei den Proben (für einige anstehende Konzerte des Original Line Ups) dabei und erlebt die Band ungeschminkt, direkt und ehrlich. Da wird nichts beschönigt, alle Schwächen und auch Stärken der Band kommen, wie auch der gemeinsame Spass, authen-tisch rüber. Rossi strahlt jederzeit eine Lockerheit und Souveränität aus, da gehört der eine oder andere schludrig gespielte Ton wahrhaftig zum Programm.

STATUS QUO

Hello Quo (2 DVD)

Studiocanal

hh. Satte fünfeinhalb Stun-den erstklassige Unterhal-tung bieten die beiden DVDs in diesem Paket. DVD 1 zeigt den offiziellen Film von Alan G. Parker, eine Biografie der britischen Boogie-Rocker von den Anfängen als Unter-haltungsband in englischen Feriencamps bis zur aktuel-len Wiedervereinigung der Originalmitglieder Francis Rossi, Rick Parfitt, Alana Lancaster und John Coghlan.Der Film entspricht in weiten Teilen dem Buch „Die Status Quo Autobiografie“, die Rossi und Parfitt zusammen mit dem britischen Musik-journalisten Mick Wall verfasst haben und die wir allen Fans, die es etwas genauer wissen wollen, dringend empfehlen. Sie ist, wie auch dieser Film, sehr unterhaltsam und wie es nun mal mit Büchern so ist, wesentlich ausführlicher als die Filmversion. Beispiel: Der Film zeigt, wie Status Quo das Live Aid Festival mit „Rockin' All Over The World“ eröffnen und eine durchaus gute Vorstellung geben. Im Buch gibt es zu diesem An-lass erstaunliche Infos von Rossi selbst, nämlich, dass er zu diesem Zeitpunkt schwer Koks- und Alkohol-abhängig war und bis zum Bühnenrand von den Roadies gestützt werden musste, da er nicht mehr alleine laufen konnte. Gleiches gilt für Parfitt, der sich ebenfalls vor dem Auftritt massiv die Kante gab. Aber um die ganzen Anekdoten, die die beiden Quo-Vorstandsmitglieder in ihrem Buch erzählen, im Film unterzubringen, würde

In dieser Beziehung ähnelt Rossi Keith Richards – den Jungs gehen falsche Töne mittlerweile am Arsch vorbei, sie müssen nieman-dem mehr etwas beweisen – Rock'n'Roll pur, wen interessiert der Rest! Und genau das macht sie so charmant. Die „alten“ Quo rocken jedenfalls immer noch amtlich zusammen, der Groove stimmt und die holprigen Passagen werden sicher bis zum ersten Auftritt geglättet sein. Es zeugt für das Selbstver-ständnis der Band, dass sie eben auch diese „Schwach-stellen“ zeigen. Generell kommt jedoch mächtig Freude beim Betrachten der Proben auf und dass die Band noch jede Menge Dampf drauf hat, beweist die Version von „In My Chair“ – das rollt und groovt, dass es eine wahre Freude ist.Danach gibt es eine 70minütige Wanderung von Lancaster und Rossi durch Purley, wo die beiden aufwuchsen, während Parfitt derweil auf Hayling Island zusammen mit den Harrison-Twins, mit denen er in grauer Vorzeit die Band The Highlights hatte, in Erinnerungen schwelgt. Zusätzlich noch ausführ-liche Interviews mit Rossi und Parfitt, sowie den Filmemachern, runden das Paket ab.„Hello Quo“ ist ein tolles Stück britische Rock'n'Roll-Geschichte, unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Minute und nicht nur Quo-Fans dringend zu empfehlen.

hh. Die zwei grössten Probleme zu dieser Veröffentlichung sind: 1) Wie packt man eine 50-jährige Geschichte über das Phänomen Rolling Stones in einen gut zweistündigen Film und 2) was bietet der Film, das der Fan nicht schon aus den vielen existierenden Stones-Bio-Filmen kennt?Zu 1: das gelingt hier nur in sehr rudimentären Zügen. Wer sich mit der Geschichte der „grössten R'n'R Band der Welt“ nicht besonders auskennt, bekommt hier zwar einen groben und durchaus infor-mativen Überblick, der jedoch grosse Teile der Bandgeschichte auslässt und speziell die letzten zwei Dekaden sträflich vernach-lässigt. „Strafmildernd“ sei aller-dings gesagt, dass ein ausführli-cher Bandbio-Film über die Stones wohl jeden zeitlichen Rahmen eines Films sprengen und ein abendfüllendes Programm mit mehreren Fortsetzungen bedeuten würde. Zu 2: Nichts! Sieht man einmal von den beiden Live-Titeln „Satisfaction“ und „I'm Alright“ aus dem Jahr 1965 ab, die aber auch schon in anderen Versionen zu sehen sind und die aktuellen Kommentare der Musiker aus dem Off („no cameras allowed“), wobei es mitunter schwerfällt, die Stim-men den Personen zuzuordnen. So richtet sich „Crossfire Hurri-cane“ in erster Linie an Musikfans, die die Geschichte von Jagger, Richards & Co in bewegten Bildern per „Schnelldurchlauf“ erfahren möchten. Diesen Anspruch erfüllt das Werk denn auch im Grossen und Ganzen recht ordentlich, wobei besonders die bandprägende Zeit bis Mitte/Ende der 70er ausführli-cher behandelt wird. Die Stones waren die Bad Boys der Beat-Ära und lieferten den Soundtrack zu den britischen Teenager-Rebellio-nen der 60er, wie sie auch ein gewichtiger Teil des Endes der Love&Peace-Ära (Altamont) waren.

THE ROLLING STONES Crossfire HurricaneEagle Rock/Musikvertrieb

Brian Jones wird ungeschönt aber respektvoll portraitiert, sein Nachfolger Mick Taylor eher am Rande erwähnt und Ronnie Wood hätte man ebenfalls etwas mehr Zeit widmen können. Überraschendes vermag der Film nicht zu bieten, was aller-dings auch erstaunen würde, denn über die Band wurde mitt-lerweile schon alles erzählt und gezeigt. So stammen denn auch viele Sequenzen aus bereits veröffentlichten Filmen und in die Abteilung „bislang noch nicht gesehen“ können höch-stens einige schnell geschnit-tene Interview-Passagen und Band-/Musikerfotos gezählt werden. Ärgerlich dagegen sind die verschiedenen Live-Snippets, da praktisch kein Song ausge-spielt wird. Unterm Strich bleibt ein empfehlenswerter und unter-haltsamer Film für alle, die noch nichts über die Stones im Video-Regal haben. Alle anderen, die sich mit der Stones-Historie gut bis sehr gut auskennen, dürften von „Crossfire Hurricane“ auf Grund seiner Oberflächlichkeit enttäuscht sein und legen lieber „Exile On Mainstreet“, „Charlie Is My Darling“, „Cocksucker Blues“, „Gimme Shelter“ oder „Shine A Light“ in den DVD-Player.

IRON MAIDEN Maiden England '88EMI

mv. Darauf haben Maiden Fans nun lange warten müssen. Einerseits veröffentlichen Iron Maiden auf dieser Doppel-DVD nun endlich das geniale "Maiden England" VHS Video von 1989 in guter DVD Qualität, andererseits erscheint darauf als Bonus aber auch die langersehnte Fortset-zung der "History Of Iron Mai-den". Der dritte Teil dieser gran-diosen History-Dokumentation deckt diesmal die Zeit von 1986 bis 1989 ab und liefert einen

spannenden und eindrucks-vollen Einblick in die damals schon riesige Maschine "Iron Maiden", wie immer mit aktuel-len Interviews mit Band und Management. Die Veröffentli-chung der beiden Klassiker-Alben "Somewhere In Time" und "Seventh Son Of A Seventh Son" und die dazugehörigen Mammut -Tourneen sind natürlich das Hauptthema der 40 Minuten-Doku, welche wie schon auf den Vorgänger-DVD's absolute Pflicht ist für Maiden Fans. Die 5 Videoclips aus dieser Zeit, "Wasted Years", "Stranger In A Strange Land", "Can I Play With

Madness", "The Evil That Men Do" und "The Clairvoyant", sind natürlich ebenfalls enthalten und erstrahlen in restaurierter Pracht. Der Hauptteil ist aber natürlich das ausverkaufte Konzert in der Birminghamer N.E.C. Arena vom November 1988 während der "Seventh Son Of A Seventh Son World Tour". Die grosse Produktion (geniales Stage Set mit Eisbergen und einem wie immer coolen Eddie), eine traumhafte Setlist mit seither selten gespielten Songs wie "Killers", "Moonchild", "Still Life", "Seventh Son Of A Seventh Song", "The Prisoner" oder "Infinite Dreams" und eine sehr

spielfreudige Band auf schwin-delerregendem Niveau bieten fast zwei Stunden lang alles was das Maiden Herz begehrt. Und hier gibt es nun im Gegensatz zur ursprünglichen VHS Version sogar das komplette Konzert zu sehen, also auch die bisher unveröffentlichten Zugaben "Running Free", "Run To The Hills" und "Sanctuary". Als wäre das nicht genug, enthält die Bonus DVD auch noch das 1987 erschienene VHS Video "12 Wasted Years", welches bislang noch nicht offiziell auf DVD erhältlich war. Dies war damals die erste Video-Dokumentation über Maiden und zeigt viel Archivmaterial, Interviews und Live-Aufnahmen von der Bandgründung bis 1987. Und hier jetzt endlich auch mit Untertiteln vorhanden. Zusätz-lich zu dieser Doppel-DVD wird natürlich auch eine Doppel-CD und eine Doppel-Picture Disc als Konzertsoundtrack erschei-nen. Der perfekte Appetithap-pen für die anstehende Iron Maiden Welttournee, welche in Sachen Setlist und Produktion an diese Show angelehnt sein wird. As always, Up The Irons !

GAMMA RAYSkeletons And MajestiesEar Music

mv. Die neue Gamma Ray DVD wurde ausgerechnet in der Schweiz, nämlich im Z7 in Pratteln, mitgeschnitten. Coole Sache für uns Schwei-zer Fans. Und die Band bie-tet mit "Skeletons And Majesties - Live" wirklich viel für ihre Fans. Fast 4 Stunden Laufzeit kann sich sehen lassen. Der Hauptteil besteht natürlich aus dem über zwei-stündigen Konzert im Z7, welches wie der Titel schon andeutet viele Überraschun-gen in Sachen Setlist bot und manch lang verstaubte Perle wieder zum Vorschein brachte. So machen vor allem selten bis nie gespielte Songs wie "The Spirit", "Gamma Ray", "Men, Mar-tians and Machines", "Any-where In the Galaxy" oder "Dethrone Tyranny" viel Spass. Zudem kamen mit "Watcher In The Sky" (stand auf der ersten Iron Saviour Platte) und den beiden im Unplugged-Gewand gespiel-ten "Rebellion In Dreamland" und "Send Me A Sign" auch ganz besondere Fan-Schmankerl auf diese DVD. Bei "Time To Break Free", "A While In Dreamland" und dem abschliessenden "Future World" erscheint dann sogar noch ex-Kürbis-kopf Michael Kiske am Gesang, was für Gamma Ray/Helloween Fans dieses Livedokument endgültig zum Pflichtkauf macht. Obwohl Kiske gerade bei "A While In Dreamland" gnadenlos im-provisiert, man sieht den beiden ex-Helloween Mem-bers den Spass an der Sache an und nur darum sollte es gehen bei Konzerten. Das ganze Konzert versprüht enorm viel Spielfreude. Der Sound ist ebenfalls sehr gut, das Publikum geht für Schweizer Verhältnisse gut

InseratSAXO

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DVD

einfach ganz grosse Klasse, das Konzert nimmt einen gefangen von A-Z. Bonamassa selbst versteht es hier einmal mehr Massstäbe zu setzen und zwar nicht nur technisch, sondern vor allem in der Kombina-tion von Gefühl und Seele – was auch auf seinen Gesang übertragen werden kann. Es ist ein eindrück-liches Erlebnis, diesem Ausnahme-musiker in der erhabenen Kulisse des Wiener Opernhauses bei der Arbeit zuzusehen. Das Publikum zeigt sich ergriffen und begeistert, immer wieder gibt es stehende Ovationen. Musikalisch kommen speziell bei „Ballad Of John Henry“ und „Richmond“ Erinnerungen an ein anderes grandioses (jedoch sträflich unterbewertetes) Unplugged-Werk hoch: Robert Plant's & Jimmy Page's Unledded-Album „No Quarter“.Die Kameraführung ist ruhig und fängt stets die richtigen Momente ein, die Schnitte sind unaufgeregt und songdienlich und der Ton ist ebenfalls von Feinsten. Auf DVD 2 gibt es Einblicke in das „Making Of…“ der Doku, sowie Interviews mit Musikern und Produzent Kevin Shirley. Von Bonamassa ist man inzwischen gewöhnt, dass alles was er macht, allerhöchsten Qualitäts-kriterien entspricht, egal ob aku-stisch oder elektrisch, bluesig oder hart rockend. Dieses Konzert macht da keine Ausnahme, ist ein weiteres Juwel in seiner Karriere. „An Acoustic Evening…“ reiht sich nahtlos ein in Bonamassa's hervorragende Live-Dokumentatio-nen wie „Live At Beacon Theatre“ und „Live At Royal Albert Hall“ – ein unverzichtbares Muss für jeden Liebhaber echter, unverfälschter und anspruchsvoller Musik. Man darf sich glücklich schätzen, per dieser DVD/Blu Ray an solch einem Ereignis teilnehmen zu können und das mit Wiederholungsgarantie! Ganz grosses Kino.

JOE BONAMASSAAn Acoustic Evening At The Vienna Opera House Provogue

hh. Kevin Shirley hatte mal wieder eine Idee. Der Bonamassa-Spezi und Produzent animierte seinen Schützling ein akustisches bzw. unplugged Live-Album aufzunehmen und das Ganze gleich noch als Film der inzwischen riesigen Fangemeinde des Gitarren-gotts anzubieten. Als Aufnahmeort wählten sie das ehrwürdige Wiener Opernhaus. Mit dem Südafrikaner Lenny Castro (Percussion), der zu den gefragtesten Studiomusikern zählt und bereits mit den Stones, Clapton, Toto, Stevie Wonder, Fleetwood Mac und den Chili Peppers gearbeitet hat, dem irischen Star-Banjo-Spieler Gerry O'Connor, dem Tastenvirtuosen Arlan Schierbaum, dessen Arbeitszeugnis Namen wie Buddaheads, Richie Kotzen oder Eddie Money beinhaltet und dem schwedischen Nyckelharpa-Experten Mats Wester wurden „hochprozentige“ Musiker angewor-ben. Lediglich drei Tage hatte das Gespann, um sich die 22 hier enthalte-nen Songs aus dem Bonamassa-Repertoire drauf zu schaffen, bevor es auf die Bühne ging. Bonamassa sitzt zentral inmitten einer Batterie von Akustik-Gitarren und startet solo fulminant mit „Palm Trees, Helicopters And Gasoline“, bevor im nächsten Song „Jelly Roll“ O'Connors Banjo dazukommt. Im folgenden „Dust Bowl“, ein er der besten Bonamassa-Songs überhaupt, scharen sich auch die restlichen Musiker um den Chef und so geht es weiter durch eine faszinierende „Bonamassa-Best-Of“-Auswahl. Ein Beweis nicht nur für die herausragende Klasse der beteiligten Musiker, sondern vor allem für die Qualität der Songs ist, dass alle Titel ausnahmslos perfekt in akustischen Versionen funktionieren und einen grossen Glanz ausstrahlen. Es ist beeindruckend, mit wieviel Hingabe und Einfühlungsvermögen die Songs interpretiert werden, die Gänsehaut-momente beim Betrachter folgen Schlag auf Schlag. Das alles ist ganz

ab und auch die Kameraführung ist zum Glück nicht hektisch oder zu nervös wie bei vielen heutigen Live-Mitschnitten. Als Bonus gibt es ein weiteres Konzert aus Bochum (6 Songs, ebenfalls mit Michael Kiske als Gast), einige Interviews sowie eine witzige und interessante Zeitreise in die frühen Tage der Band (aus VHS Zeiten, alte Videoclips, TV Reportagen und andere lustige Sachen, lohnt sich). Vor allem Kai Hansen beweist immer wieder, dass er viel Humor hat und in der Metal-Szene längst eine Ikone geworden ist.

NEAL MORSELive MomentumInsideOut

hh. Neal Morse, der mit seinen beiden ex-Bands Spock's Beard und Transatlantic neben Dream Theater die Speerspitze des Progressive Rock bildet, ist ein wahrer Workaholic. Neben der Reunion von Transatlantic (2009) veröffentlichte er zusammen mit der als Supergroup gewerteten Flying Colors im letzten Jahr eine CD und ist auch unter eigenem Namen mächtig Liveaktiv. Die vorliegende Doppel-DVD (auch als Package zusammen mit 3 CDs erhältlich) basiert auf seiner letztjährigen Studioplatte „Momentum“ und wurde anlässlich eines New Yorker Konzerts m itgeschnitten. Dabei sind seine langjährigen Mitstreiter Mike Portnoy (ex-Dream Theatre) an den Drums und Bassist Randy George. Die rest-lichen Musiker hat Morse per Youtube gecastet und speziell Gitarrist Adson Sodré hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, diesen Namen sollte man sich unbedingt merken. Geboten wird ein Konzert auf allerhöchstem musikalischen Niveau, was allerdings bei Neal Morse und Mike Portnoy nicht anders zu erwarten war. Portnoy ist neben Neal Morse definitiv der Star der Show und auch im Ton dominant nach vorn gemischt. Zu Recht, muss man sagen, denn was der ehe-malige Dream Theater Boss technisch drauf hat, sorgt einmal mehr für ungläubiges Staunen. Stets auf den Punkt, dabei fernab jeglicher Jazz-Frickeleien sondern hart und direkt spielt er auch die kompliziertesten Tracks mit einer beispiel-losen Leichtigkeit. Auch wenn das ganze Konzert musikalisch allererste Sahne ist, bleibt doch zu bemerken, dass sich auf Dauer die Songstruk-turen und Arrangements wiederholen und vorher-sehbar sind. Das soll aber keinesfalls eine Schmä-erung dieser herausragenden Band-leistung sein, die vom Publikum entsprechend gewürdigt wird und beim Chef selbst deutliche Spuren von Stolz und Rührung ob der Leistung seiner Mitmusiker hinterlässt. „Live Momentum“ ist musikalisch grosses Kino, Fans von Wegbe-reitern wie Yes, King Crimson oder Gentle Giant, die mit Neal Morse oder seinen früheren Bands nicht vertraut sind, können hier blind zugreifen. 54

LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

THE DARKNESS, GINGER WILDHEART

Zürich, Komplex 10. 3.2013 Fotos: Ian Keates

hh. Nach der Reunion des schrillen Quartetts um „Nachtigall“ Justin Hawkins und der brillanten aktuellen CD „Hot Cakes“ durfte man gespannt sein, wie sich der Briten-Vierer live schlagen würde. Trat die Band vor ihrem Split noch in den grossen Arenen auf, müssen sie nun kleinere Brötchen backen bzw. verlorenes Terrain wieder zurückerobern. Immerhin war das Komplex gut gefüllt.Den Auftakt besorgte der ex-Hanoi Rocks, -Quireboys Gitarrist/ Sänger GINGER WILDHEART mit seiner Band. Die High-Energy-Mischung aus Punk, Rock'n'Roll und poppigen Gesangslinien, die nicht nur auf Grund von der (guten) blonden (Backing-)Sängerin an eine harte Ausgabe von Blondie erinnerte, sorgte für gute Laune. Der Sound allerdings war unterirdisch und schmerzhaft laut, so verkam die Show zu einer brachialen Knüppelorgie, in der ausser Drums und Gesang alles im Lärm unterging. Schade, denn die Band hat einiges zu bieten, was jedoch in diesem Inferno nur zu erahnen war.Dann startete der Headliner. Und wie es sich für diese Band, die Entertainment, Spass und musikalisches Können gleichwertig gewichtet, gab es eine Rockshow mit unvergleichlichem Unterhal-tungswert. Zwar war der Sound besser als bei der Support-Band, von einem wirklichen akustischen Erlebnis war aber auch hier nicht zu sprechen. Speziell Justin Hawkin's Gitarre und damit der Hauptteil der Soli, war nur schwer im Gesamtsound auszumachen. Gleiches gilt für das Drum, von dem ausser Snare und Kickdrum

nichts zu hören war. Immer-hin passte der Lautstärken-Level. Von der ersten bis zur letzten Note präsentierte sich das Quartett in blendender Spiellaune und Top-Form. Speziell Justin Hawkins sorgte mit pausenlosen wilden Showeinlagen und kernigen, schwarzhumorigen Sprüchen für allerbeste Laune im Publikum und begeisterte ebenso als Gitarrist wie auch als Sänger, der keine Probleme zeigte, seinen exaltierten Gesangs-stil auch live ohne nennens-werte Einbrüche rüber zubringen. Nach seiner durch zu viele ungesunde Substan-zen bedingten Auszeit, präsentierte sich Justin Hawkins im schwarz/weiss

gestreiften „tiefdecolletierten“ Strampelanzug fit wie ein Turnschuh. Gesprungene Spagate im David-Lee-Roth-Stil, Kopfstand auf dem Drumpodest und unaufhörliches Gerenne und Gespringe über die ganze Bühne – Hawkins zeigte, wer der Weltmeister im Posing ist. Dass dabei die Musik nicht zu kurz kam, ist ein weiterer Beweis für die grosse Klasse der gesamten Band, die stets songdienlich, knochentrocken und punktgenau die zahlreichen Darkness-Hits durch die Boxen hämmerte. Herausragend und für den riesigen Humorfaktor der ganzen Show bezeichnend auch das angekündigte „Drum-Solo“, bei dem sich Justin und Drummer Ed Graham für 1-2 Minuten tief in die Augen schauten und ansonsten reglos verharrten. Solche Drum-Soli lieben wir! Das Publikum feierte ausgelas-sen und während des ganzen Konzerts flogen BHs, Hemden und T-Shirts auf die Bühne. So war es trotz Abschreibung bei der Soundqualität eine überaus gelungene Rockshow, die in dieser Form einzigartig sein dürfte, jedem Besucher ein breites Grinsen ins Gesicht meisselte und unbedingt nach Wiederholung verlangt.

lg. Obwohl nicht als Headliner auf dieser Tour dabei, sondern mit dem mittleren Slot betraut, sind offensichtlicht viele für die New Wave Of British Heavy Metal Legende Angel Witch (1977 gegründet) angereist, welche 1980 mit ihrem Erstlingswerk eine der prägenden Scheiben der NWOBHM veröffentlicht hat und damals mit Iron Maiden in den Startlöchern stand, um die Welt zu erobern. Doch das Schicksal lässt sich nicht voraussehen und während die eisernen Jungfrauen nun die grösste Metal-Band der Welt sind, hat Kevin Heybourne (voc./git.) mit Angel Witch zahlreiche Höhen und Tiefen durchgemacht und erst letztes Jahr mit dem nunmehr vierten Studioalbum "As Above, So Below" einen würdigen Nachfolger zu "Angel Witch" geschaffen. Doch alles der Reihe nach: Erstmals heizen die jungen Schweden von Enforcer dem recht gut besuchten Kiff mit ihren kurzen,

GRAND MAGUS, ANGEL WITCH, ENFORCERAarau, Kiff 15. Februar 2013 Fotos: Manuela Widmer

reinrassigen Heavy-Metal Hymnen mit Speed-Metal-Anleihen kräftig ein und laden zum kollektiven Kopfschütteln ein. Die Setlist umfasst Songs aller drei Alben "Into The Night", "Diamonds" und dem brandneuen "Death By Night". Ein kurzweiliger Gig.Dann schlägt die Stunde von Angel Witch und es ist soweit mit dem ersten Auftritt in der Schweiz. Mit Will Palmer am Bass, Andrew Prestidge an der Schiessbude und live verstärkt mit Bill Steer (ex-Carcass) an der Gitarre folgt ein triumphaler Empfang für Angel Witch. Es wird praktisch das ganze Debüt gespielt (es fehlen lediglich die einzig chartnotierte Single "Sweet Danger", "Free Man" und "Devils Tower"), zudem werden die Single B-Seite "Dr. Phibes", der absolute Klassiker "Baphomet" sowie "Dead Sea Scrolls" und "Guillotine" vom aktuellen Album zum Besten gegeben. Unglaublich, wie zahlreiche Fans offenbar auf diesen Moment gewartet haben und alle Texte mitsingen. Beim letzten Song "Angel Witch" gibt es kein Halten mehr und das ganze Kiff singt "You're An Angel Witch, You're An Angel Witch". Kevin Heybourne macht zwar einen auf cool, doch kann dieser umjubelte Auftritt nicht an ihm vorbeigegangen sein. Was für eine Show!Grand Magus haben die undankbare Aufgabe, nach Angel Witch auf die Bühne gehen zu müssen. Wenn auch der Gig des schwedischen Trios um Frontmann JB hervorragend ist, können Grand Magus den Energielevel von Angel Witch nicht halten. Zum einen liegt das an den getragenen Songs, welche mehr in Richtung Dio

oder sogar einen doomigen Einschlag haben. Zum anderen geniessen Grand Magus nicht den Kult einer Ausnahmeerscheinung wie Angel Witch. Macht aber gar nichts, denn der Gig geht sehr gut ab und präsentiert Highlights der letzten Alben "The Hunt", "Hammer Of The North" und "Iron Will". Schliesst man die Augen, könnte man meinen, noch nicht bekannte Songs aus der Black Sabbath Periode von Heaven And Hell/Mob Rules serviert zu bekommen. Ein sehr solider Gig.Im Fazit kann von einen sehr gelungenen Konzertabend gesprochen werden (mit dem absoluten Highlight Angel Witch). Und das Kiff in Aarau, eines der schönsten Musikklubs in der Schweiz, scheint sich zu einem neuen Etablissement für Metal-Feinschmecker zu mausern.

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LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

THE DARKNESS, GINGER WILDHEART

Zürich, Komplex 10. 3.2013 Fotos: Ian Keates

hh. Nach der Reunion des schrillen Quartetts um „Nachtigall“ Justin Hawkins und der brillanten aktuellen CD „Hot Cakes“ durfte man gespannt sein, wie sich der Briten-Vierer live schlagen würde. Trat die Band vor ihrem Split noch in den grossen Arenen auf, müssen sie nun kleinere Brötchen backen bzw. verlorenes Terrain wieder zurückerobern. Immerhin war das Komplex gut gefüllt.Den Auftakt besorgte der ex-Hanoi Rocks, -Quireboys Gitarrist/ Sänger GINGER WILDHEART mit seiner Band. Die High-Energy-Mischung aus Punk, Rock'n'Roll und poppigen Gesangslinien, die nicht nur auf Grund von der (guten) blonden (Backing-)Sängerin an eine harte Ausgabe von Blondie erinnerte, sorgte für gute Laune. Der Sound allerdings war unterirdisch und schmerzhaft laut, so verkam die Show zu einer brachialen Knüppelorgie, in der ausser Drums und Gesang alles im Lärm unterging. Schade, denn die Band hat einiges zu bieten, was jedoch in diesem Inferno nur zu erahnen war.Dann startete der Headliner. Und wie es sich für diese Band, die Entertainment, Spass und musikalisches Können gleichwertig gewichtet, gab es eine Rockshow mit unvergleichlichem Unterhal-tungswert. Zwar war der Sound besser als bei der Support-Band, von einem wirklichen akustischen Erlebnis war aber auch hier nicht zu sprechen. Speziell Justin Hawkin's Gitarre und damit der Hauptteil der Soli, war nur schwer im Gesamtsound auszumachen. Gleiches gilt für das Drum, von dem ausser Snare und Kickdrum

nichts zu hören war. Immer-hin passte der Lautstärken-Level. Von der ersten bis zur letzten Note präsentierte sich das Quartett in blendender Spiellaune und Top-Form. Speziell Justin Hawkins sorgte mit pausenlosen wilden Showeinlagen und kernigen, schwarzhumorigen Sprüchen für allerbeste Laune im Publikum und begeisterte ebenso als Gitarrist wie auch als Sänger, der keine Probleme zeigte, seinen exaltierten Gesangs-stil auch live ohne nennens-werte Einbrüche rüber zubringen. Nach seiner durch zu viele ungesunde Substan-zen bedingten Auszeit, präsentierte sich Justin Hawkins im schwarz/weiss

gestreiften „tiefdecolletierten“ Strampelanzug fit wie ein Turnschuh. Gesprungene Spagate im David-Lee-Roth-Stil, Kopfstand auf dem Drumpodest und unaufhörliches Gerenne und Gespringe über die ganze Bühne – Hawkins zeigte, wer der Weltmeister im Posing ist. Dass dabei die Musik nicht zu kurz kam, ist ein weiterer Beweis für die grosse Klasse der gesamten Band, die stets songdienlich, knochentrocken und punktgenau die zahlreichen Darkness-Hits durch die Boxen hämmerte. Herausragend und für den riesigen Humorfaktor der ganzen Show bezeichnend auch das angekündigte „Drum-Solo“, bei dem sich Justin und Drummer Ed Graham für 1-2 Minuten tief in die Augen schauten und ansonsten reglos verharrten. Solche Drum-Soli lieben wir! Das Publikum feierte ausgelas-sen und während des ganzen Konzerts flogen BHs, Hemden und T-Shirts auf die Bühne. So war es trotz Abschreibung bei der Soundqualität eine überaus gelungene Rockshow, die in dieser Form einzigartig sein dürfte, jedem Besucher ein breites Grinsen ins Gesicht meisselte und unbedingt nach Wiederholung verlangt.

lg. Obwohl nicht als Headliner auf dieser Tour dabei, sondern mit dem mittleren Slot betraut, sind offensichtlicht viele für die New Wave Of British Heavy Metal Legende Angel Witch (1977 gegründet) angereist, welche 1980 mit ihrem Erstlingswerk eine der prägenden Scheiben der NWOBHM veröffentlicht hat und damals mit Iron Maiden in den Startlöchern stand, um die Welt zu erobern. Doch das Schicksal lässt sich nicht voraussehen und während die eisernen Jungfrauen nun die grösste Metal-Band der Welt sind, hat Kevin Heybourne (voc./git.) mit Angel Witch zahlreiche Höhen und Tiefen durchgemacht und erst letztes Jahr mit dem nunmehr vierten Studioalbum "As Above, So Below" einen würdigen Nachfolger zu "Angel Witch" geschaffen. Doch alles der Reihe nach: Erstmals heizen die jungen Schweden von Enforcer dem recht gut besuchten Kiff mit ihren kurzen,

GRAND MAGUS, ANGEL WITCH, ENFORCERAarau, Kiff 15. Februar 2013 Fotos: Manuela Widmer

reinrassigen Heavy-Metal Hymnen mit Speed-Metal-Anleihen kräftig ein und laden zum kollektiven Kopfschütteln ein. Die Setlist umfasst Songs aller drei Alben "Into The Night", "Diamonds" und dem brandneuen "Death By Night". Ein kurzweiliger Gig.Dann schlägt die Stunde von Angel Witch und es ist soweit mit dem ersten Auftritt in der Schweiz. Mit Will Palmer am Bass, Andrew Prestidge an der Schiessbude und live verstärkt mit Bill Steer (ex-Carcass) an der Gitarre folgt ein triumphaler Empfang für Angel Witch. Es wird praktisch das ganze Debüt gespielt (es fehlen lediglich die einzig chartnotierte Single "Sweet Danger", "Free Man" und "Devils Tower"), zudem werden die Single B-Seite "Dr. Phibes", der absolute Klassiker "Baphomet" sowie "Dead Sea Scrolls" und "Guillotine" vom aktuellen Album zum Besten gegeben. Unglaublich, wie zahlreiche Fans offenbar auf diesen Moment gewartet haben und alle Texte mitsingen. Beim letzten Song "Angel Witch" gibt es kein Halten mehr und das ganze Kiff singt "You're An Angel Witch, You're An Angel Witch". Kevin Heybourne macht zwar einen auf cool, doch kann dieser umjubelte Auftritt nicht an ihm vorbeigegangen sein. Was für eine Show!Grand Magus haben die undankbare Aufgabe, nach Angel Witch auf die Bühne gehen zu müssen. Wenn auch der Gig des schwedischen Trios um Frontmann JB hervorragend ist, können Grand Magus den Energielevel von Angel Witch nicht halten. Zum einen liegt das an den getragenen Songs, welche mehr in Richtung Dio

oder sogar einen doomigen Einschlag haben. Zum anderen geniessen Grand Magus nicht den Kult einer Ausnahmeerscheinung wie Angel Witch. Macht aber gar nichts, denn der Gig geht sehr gut ab und präsentiert Highlights der letzten Alben "The Hunt", "Hammer Of The North" und "Iron Will". Schliesst man die Augen, könnte man meinen, noch nicht bekannte Songs aus der Black Sabbath Periode von Heaven And Hell/Mob Rules serviert zu bekommen. Ein sehr solider Gig.Im Fazit kann von einen sehr gelungenen Konzertabend gesprochen werden (mit dem absoluten Highlight Angel Witch). Und das Kiff in Aarau, eines der schönsten Musikklubs in der Schweiz, scheint sich zu einem neuen Etablissement für Metal-Feinschmecker zu mausern.

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LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

BRITISH LION, ZICO CHAINZürich, Komplex 26.02.2013 Foto: Michael Vaucher

HELLOWEEN, GAMMA RAY, SHADOWSIDE

Pratteln, Z7 04.03.2013 Fotos: Sonja Vaucher

mv. Wer hätte gedacht, dass Iron Maiden Mastermind Steve Harris nach all den Jahren doch noch mal auf Solopfaden wandern würde. Doch sein erstes Soloalbum "British Lion" spaltete die Fangemeinde und rief teils vernichtende Kritik hervor. Die Musik war halt eben nicht an Iron Maiden angelehnt sondern pure Rock Musik mit alternativen Anleihen und ohne viel Schnörkel. Dass Steve nun sogar noch durch die Clubs Europas tingelt zeugt von viel Mut und Entschlossenheit, das Soloding konsequent durchzuziehen. Auf die Club-Show im Komplex 457 in Zürich durfte man daher sehr gespannt sein, schliesslich kann man Steve Harris seit vielen Jahren nur noch in riesigen Hallen oder Open Air Arenen bestaunen. Doch leider zog es schlussendlich dann doch nur eine kleine Schar Hardcore Maiden Fans in den Club zur British Lion Show. Zuerst gab's mit Zico Chain noch eine Vorband, welche mit ihrem modernen Rock alles versuche, die kleine Anzahl Fans zum Mitmachen zu animieren. Der Sound war zwar gut und die Band gab sich alle Mühe, aber da es von Maiden Shirts im Publikum nur so wimmelte, war mit dieser Art Musik leider nicht allzu viel zu holen für Zico Chain. Die geschätzten 100 Fans spendeten anständig Höflichkeitsapplaus, echte Begeisterung sieht aber anders aus. Dann wurde die Bühne cool mit den British Lion-Bannern und Backdrop dekoriert und Steve Harris enterte mit seinen Freunden Richard Taylor (Gesang), David Hawkins (Gitarre), Grahame Leslie (Gitarre) und Simon Dawson (Drums) die kleine Bühne. Von Anfang an mit viel Spielfreude und Elan rockten die Mannen los, als wäre die Halle mit tausenden Fans gefüllt. Die ersten Reihen ging gut ab und feierten natürlich vor allem Steve total ab, welcher endlich mal ganz aus der Nähe beobachtet werden konnte. Und die kleine Kulisse schien ihn überhaupt nicht zu demotivieren, er wirkte gut gelaunt, souverän und cool, gleichzeitig auch sympathisch wie eh und je. Die Band hatte als Setlist ja nur ein Album zur Verfügung, und dieses wurde dann auch konsequent komplett gespielt. Dazu gab's noch einige weitere vermutlich neue oder nicht auf dem Album platzierte Songs sowie eine Coverversion des UFO Klassikers "Let It Roll". Wer Iron Maiden Songs erwartet hatte, war sicher enttäuscht. Diese hätten aber irgendwie auch nicht in diese Rockshow und zu diesem Sänger gepasst. Dafür wurden die

Songs des "British Lion" Albums einiges mitreissender und geiler als auf dem Album dargeboten. Tracks wie "A World Without Heaven", "Us Against The World" oder "The Chosen Ones" kamen echt gut und gerade einige nicht auf dem Album vorhandene Songs waren auch hervorragend und werden hoffentlich in Zukunft noch veröffentlicht werden. Alles in allem ein sehr cooles Konzert, dass sicher die Erwartungen nach dem CD Release übertraf und leider nicht die verdiente Publikumsbeachtung erhielt. Eine weitere Tour von British Lion in diesem Rahmen ist wohl eher nicht zu erwarten. Im Juni kommt Steve dann aber mit Iron Maiden zurück in die grossen Hallen und Arenen Europas, wo ihn dann verdientermassen wieder ganz andere Massen bejubeln werden.

mv. Genial, dass das Hammer-Package Helloween & Gamma Ray noch einmal zusammen eine Tour durchzog. Wer nämlich dieses geniale Billing vor einigen Jahren verpasste, konnte nun doch noch die Hamburger-Metal-Vollbedienung nachholen. Und diejenigen, welche schon damals das geniale Package genossen, freuten sich umso mehr auf die Wiederholung. Als Opener spielten zuerst aber noch die Brasilianer

Shadowside. Die Band mit Sängerin legte sich ordentlich ins Zeug, spektakulär oder wirklich beeindruckend war die Show aber nicht. Es fehlte definitiv noch an richtig packenden Songs und auch der Gesang der Dame war öfters mal nicht ganz in der Spur. Zum Schluss gab's dann sogar noch ein Cover (Ace Of Spades von Motörhead), welches

irgendwie überhaupt nicht zum Rest des Sets passte. Egal, die sehr zahlreichen Fans warteten eh alle längst gespannt auf Gamma Ray. Das Z7 war fast voll, als Kai Hansen und seine Sidekicks mit voller Power loslegten. "Anywhere In The Galaxy" oder die selten gespielte Hymne "Gamma Ray" brachten sofort super Stimmung in die Halle. Zudem wurden zwei ganz neue Songs vorgestellt ("Master Of Confusion" und "Empire Of The

Undead"). Leider dauerte der Gig nur eine knappe Stunde, viel zu wenig für diese Band, welche eigentlich als Co-Headliner hätte fungieren sollen. Egal mit den finalen "Future World", "To The Metal" und "Send Me A Sign" versprühte die Band gute Laune ohne Ende und setzten den Massstab hoch an für die Kürbisköpfe. Diese liessen sich aber heute auch nicht lumpen und brachten eine toll gestaltete Bühne, viel Licht, guter Sound und eine sehr geile Setlist mit. Nach den beiden neuen Songs "Wanna Be God" und "Nabataea" zum Einstieg kam schon "Eagle Fly Free", einer der ganz grossen Helloween Klassiker, zum Zug. Und sofort war klar, Andi Deris hatte heute einen verdammt guten Tag erwischt. Er sang den Song vermutlich so gut wie noch nie (meist scheiterte er in der Vergangenheit kläglich daran) und auch bei weiteren schwierigen Kiske Songs wie "I'm Alive" oder "Dr. Stein" hielt die Stimme heute. Der Mann wird mit dem Alter immer besser.

Helloween boten dann Songs aus allen Phasen der Karriere, wobei vor allem die schnellen Sachen wie "Steel Tormentor", "Straight Out Of Hell" oder "Power" ordentlich krachten und Spass machten. Mut bewiesen die Jungs mit dem Spielen der neuen Ballade "Hold Me In Your

Arms", welche aber einfach auch zu gut ist, um sie nicht auch live zu bringen. Chapeau ! Das Schlagzeug-Solo hätte man sich dafür sparen können, noch so viele geile Songs aus der riesigen Helloween Diskografie wären dafür zur Auswahl gewesen. Alles verziehen, zum Schluss drehten die Kürbisse dann nämlich so richtig auf und Kai Hansen gesellte sich auf die Bühne, um ein fulminantes Medley mit seinen alten Kumpels zu zocken: "Halloween" (!), "How Many Tears" (!!), "Heavy Metal (Is The Law)" (!!!). Und dies erst noch mit Kai am Gesang, da stiegen nicht nur bei mir Freudentränen auf. Das Publikum ging steil, es war aber auch etwas ganz Besonderes und man fühlte sich total in die 80er zurückversetzt. Zum Rausschmeisser "I Want Out" gesellten sich dann noch die restlichen Gamma Ray Jungs auf die Bühne und die ganze Meute feierte eine grosse Party. Klar, dass die Halle kochte und man nur schwer Abschied nahm. Helloween und Gamma Ray zusammen sind weiterhin eine explosive Mischung !

hh. Wie sich die Zeiten ändern! Konnte die Amerikanerin bei ihrem letzten Konzert in Zürich die Zuschauermenge noch bequem mit einem Auge überblicken, war ihre diesjährige Show schon Wochen vorher ausverkauft. Auch wenn das Konzert aus Sicht von Beth unter keinem guten Stern stand, sie war gesundheitlich ziemlich angeschlagen und musste alle Interviewtermine absagen, liess sie sich davon nicht unterkriegen und zog das Konzert trotzdem durch. Pünktlich um 20h betrat sie die Bühne und zeigte sich überwältigt vom ausverkauften Kaufleuten-Saal. Ihre grosse Freude darüber war nicht aufgesetzt, sondern kam spontan und ehrlich rüber. Mit ihrer bodenständigen und publikumsnahen Ausstrahlung hatte sie damit das Publikum von der ersten Minute auf ihrer Seite und würde begeistert begrüsst. Bis zur Mitte des Konzerts merkte man ihr den schlechten Gesundheitszustand nicht an, Beth Hart sang und spielte sich souverän durch ihr Programm, das aus Songs ihres aktuellen Albums „Bang Bang Boom Boom“, älteren „Hart-Klassikern“ und einigen ausgesuchten Covern von beispielsweise Billy Holiday bestand. In der zweiten Hälfte merkte man ihr die grosse Anstrengung jedoch an, ihre Stimme verlor etwas an Kraft, ohne jedoch die Intensität vermissen zu lassen. Auch ihre harte, raue Seite, in der sie normalerweise ihre Nähe zu Janis Joplin massiv auslebt, musste zurückgefahren werden. Drückte sie dennoch ein paar Mal das stimmliche Gaspedal durch, wurde sie frenetisch bejubelt. Beth bedankte sich dafür immer wieder mit sympathischen Gesten. Ihre Band, die sie nun schon seit einigen Jahren begleitet, agiert souverän, technisch brillant und stets songdienlich und im Dienst der Chefin. Dabei erhielt jeder Musiker seinen eigenen Spot, den sie mit hoher Qualität ausfüllten. Das Publikum honorierte die Solopassagen mit spontanem Beifall, speziell ihre beiden Gitarristen sorgten für grosse Begeisterung. Wenn Beth

BETH HARTZürich, Kaufleuten 2.4.2013 Foto: Ian Keates

zwischendurch allein am Piano Songs vortrug, machte sich sofort eine überaus intime Stimmung bis in die letzte Reihe breit, ein Beweis wie sehr diese Ausnahmekünstlerin ihr Publikum in den Bann ziehen kann.Trotz gesundheitsbedingter Abstriche war es einmal mehr ein fesselndes Konzert. Die vielen Besucher, die Beth Hart hier zum ersten Mal live erleben durften, haben von diesen Abstrichen jedoch nichts mitbekommen. Offensichtlich ist die hübsche Künsterlin selbst angeschlagen immer noch um viele Klassen besser als die meisten ihrer Mitbewerberinnen bei bester Gesundheit. Obwohl es verständlicherweise keine Zugaben gab , verliessen alle Besucher höchst zufrieden ein begeisterndes Konzert.

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LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

BRITISH LION, ZICO CHAINZürich, Komplex 26.02.2013 Foto: Michael Vaucher

HELLOWEEN, GAMMA RAY, SHADOWSIDE

Pratteln, Z7 04.03.2013 Fotos: Sonja Vaucher

mv. Wer hätte gedacht, dass Iron Maiden Mastermind Steve Harris nach all den Jahren doch noch mal auf Solopfaden wandern würde. Doch sein erstes Soloalbum "British Lion" spaltete die Fangemeinde und rief teils vernichtende Kritik hervor. Die Musik war halt eben nicht an Iron Maiden angelehnt sondern pure Rock Musik mit alternativen Anleihen und ohne viel Schnörkel. Dass Steve nun sogar noch durch die Clubs Europas tingelt zeugt von viel Mut und Entschlossenheit, das Soloding konsequent durchzuziehen. Auf die Club-Show im Komplex 457 in Zürich durfte man daher sehr gespannt sein, schliesslich kann man Steve Harris seit vielen Jahren nur noch in riesigen Hallen oder Open Air Arenen bestaunen. Doch leider zog es schlussendlich dann doch nur eine kleine Schar Hardcore Maiden Fans in den Club zur British Lion Show. Zuerst gab's mit Zico Chain noch eine Vorband, welche mit ihrem modernen Rock alles versuche, die kleine Anzahl Fans zum Mitmachen zu animieren. Der Sound war zwar gut und die Band gab sich alle Mühe, aber da es von Maiden Shirts im Publikum nur so wimmelte, war mit dieser Art Musik leider nicht allzu viel zu holen für Zico Chain. Die geschätzten 100 Fans spendeten anständig Höflichkeitsapplaus, echte Begeisterung sieht aber anders aus. Dann wurde die Bühne cool mit den British Lion-Bannern und Backdrop dekoriert und Steve Harris enterte mit seinen Freunden Richard Taylor (Gesang), David Hawkins (Gitarre), Grahame Leslie (Gitarre) und Simon Dawson (Drums) die kleine Bühne. Von Anfang an mit viel Spielfreude und Elan rockten die Mannen los, als wäre die Halle mit tausenden Fans gefüllt. Die ersten Reihen ging gut ab und feierten natürlich vor allem Steve total ab, welcher endlich mal ganz aus der Nähe beobachtet werden konnte. Und die kleine Kulisse schien ihn überhaupt nicht zu demotivieren, er wirkte gut gelaunt, souverän und cool, gleichzeitig auch sympathisch wie eh und je. Die Band hatte als Setlist ja nur ein Album zur Verfügung, und dieses wurde dann auch konsequent komplett gespielt. Dazu gab's noch einige weitere vermutlich neue oder nicht auf dem Album platzierte Songs sowie eine Coverversion des UFO Klassikers "Let It Roll". Wer Iron Maiden Songs erwartet hatte, war sicher enttäuscht. Diese hätten aber irgendwie auch nicht in diese Rockshow und zu diesem Sänger gepasst. Dafür wurden die

Songs des "British Lion" Albums einiges mitreissender und geiler als auf dem Album dargeboten. Tracks wie "A World Without Heaven", "Us Against The World" oder "The Chosen Ones" kamen echt gut und gerade einige nicht auf dem Album vorhandene Songs waren auch hervorragend und werden hoffentlich in Zukunft noch veröffentlicht werden. Alles in allem ein sehr cooles Konzert, dass sicher die Erwartungen nach dem CD Release übertraf und leider nicht die verdiente Publikumsbeachtung erhielt. Eine weitere Tour von British Lion in diesem Rahmen ist wohl eher nicht zu erwarten. Im Juni kommt Steve dann aber mit Iron Maiden zurück in die grossen Hallen und Arenen Europas, wo ihn dann verdientermassen wieder ganz andere Massen bejubeln werden.

mv. Genial, dass das Hammer-Package Helloween & Gamma Ray noch einmal zusammen eine Tour durchzog. Wer nämlich dieses geniale Billing vor einigen Jahren verpasste, konnte nun doch noch die Hamburger-Metal-Vollbedienung nachholen. Und diejenigen, welche schon damals das geniale Package genossen, freuten sich umso mehr auf die Wiederholung. Als Opener spielten zuerst aber noch die Brasilianer

Shadowside. Die Band mit Sängerin legte sich ordentlich ins Zeug, spektakulär oder wirklich beeindruckend war die Show aber nicht. Es fehlte definitiv noch an richtig packenden Songs und auch der Gesang der Dame war öfters mal nicht ganz in der Spur. Zum Schluss gab's dann sogar noch ein Cover (Ace Of Spades von Motörhead), welches

irgendwie überhaupt nicht zum Rest des Sets passte. Egal, die sehr zahlreichen Fans warteten eh alle längst gespannt auf Gamma Ray. Das Z7 war fast voll, als Kai Hansen und seine Sidekicks mit voller Power loslegten. "Anywhere In The Galaxy" oder die selten gespielte Hymne "Gamma Ray" brachten sofort super Stimmung in die Halle. Zudem wurden zwei ganz neue Songs vorgestellt ("Master Of Confusion" und "Empire Of The

Undead"). Leider dauerte der Gig nur eine knappe Stunde, viel zu wenig für diese Band, welche eigentlich als Co-Headliner hätte fungieren sollen. Egal mit den finalen "Future World", "To The Metal" und "Send Me A Sign" versprühte die Band gute Laune ohne Ende und setzten den Massstab hoch an für die Kürbisköpfe. Diese liessen sich aber heute auch nicht lumpen und brachten eine toll gestaltete Bühne, viel Licht, guter Sound und eine sehr geile Setlist mit. Nach den beiden neuen Songs "Wanna Be God" und "Nabataea" zum Einstieg kam schon "Eagle Fly Free", einer der ganz grossen Helloween Klassiker, zum Zug. Und sofort war klar, Andi Deris hatte heute einen verdammt guten Tag erwischt. Er sang den Song vermutlich so gut wie noch nie (meist scheiterte er in der Vergangenheit kläglich daran) und auch bei weiteren schwierigen Kiske Songs wie "I'm Alive" oder "Dr. Stein" hielt die Stimme heute. Der Mann wird mit dem Alter immer besser.

Helloween boten dann Songs aus allen Phasen der Karriere, wobei vor allem die schnellen Sachen wie "Steel Tormentor", "Straight Out Of Hell" oder "Power" ordentlich krachten und Spass machten. Mut bewiesen die Jungs mit dem Spielen der neuen Ballade "Hold Me In Your

Arms", welche aber einfach auch zu gut ist, um sie nicht auch live zu bringen. Chapeau ! Das Schlagzeug-Solo hätte man sich dafür sparen können, noch so viele geile Songs aus der riesigen Helloween Diskografie wären dafür zur Auswahl gewesen. Alles verziehen, zum Schluss drehten die Kürbisse dann nämlich so richtig auf und Kai Hansen gesellte sich auf die Bühne, um ein fulminantes Medley mit seinen alten Kumpels zu zocken: "Halloween" (!), "How Many Tears" (!!), "Heavy Metal (Is The Law)" (!!!). Und dies erst noch mit Kai am Gesang, da stiegen nicht nur bei mir Freudentränen auf. Das Publikum ging steil, es war aber auch etwas ganz Besonderes und man fühlte sich total in die 80er zurückversetzt. Zum Rausschmeisser "I Want Out" gesellten sich dann noch die restlichen Gamma Ray Jungs auf die Bühne und die ganze Meute feierte eine grosse Party. Klar, dass die Halle kochte und man nur schwer Abschied nahm. Helloween und Gamma Ray zusammen sind weiterhin eine explosive Mischung !

hh. Wie sich die Zeiten ändern! Konnte die Amerikanerin bei ihrem letzten Konzert in Zürich die Zuschauermenge noch bequem mit einem Auge überblicken, war ihre diesjährige Show schon Wochen vorher ausverkauft. Auch wenn das Konzert aus Sicht von Beth unter keinem guten Stern stand, sie war gesundheitlich ziemlich angeschlagen und musste alle Interviewtermine absagen, liess sie sich davon nicht unterkriegen und zog das Konzert trotzdem durch. Pünktlich um 20h betrat sie die Bühne und zeigte sich überwältigt vom ausverkauften Kaufleuten-Saal. Ihre grosse Freude darüber war nicht aufgesetzt, sondern kam spontan und ehrlich rüber. Mit ihrer bodenständigen und publikumsnahen Ausstrahlung hatte sie damit das Publikum von der ersten Minute auf ihrer Seite und würde begeistert begrüsst. Bis zur Mitte des Konzerts merkte man ihr den schlechten Gesundheitszustand nicht an, Beth Hart sang und spielte sich souverän durch ihr Programm, das aus Songs ihres aktuellen Albums „Bang Bang Boom Boom“, älteren „Hart-Klassikern“ und einigen ausgesuchten Covern von beispielsweise Billy Holiday bestand. In der zweiten Hälfte merkte man ihr die grosse Anstrengung jedoch an, ihre Stimme verlor etwas an Kraft, ohne jedoch die Intensität vermissen zu lassen. Auch ihre harte, raue Seite, in der sie normalerweise ihre Nähe zu Janis Joplin massiv auslebt, musste zurückgefahren werden. Drückte sie dennoch ein paar Mal das stimmliche Gaspedal durch, wurde sie frenetisch bejubelt. Beth bedankte sich dafür immer wieder mit sympathischen Gesten. Ihre Band, die sie nun schon seit einigen Jahren begleitet, agiert souverän, technisch brillant und stets songdienlich und im Dienst der Chefin. Dabei erhielt jeder Musiker seinen eigenen Spot, den sie mit hoher Qualität ausfüllten. Das Publikum honorierte die Solopassagen mit spontanem Beifall, speziell ihre beiden Gitarristen sorgten für grosse Begeisterung. Wenn Beth

BETH HARTZürich, Kaufleuten 2.4.2013 Foto: Ian Keates

zwischendurch allein am Piano Songs vortrug, machte sich sofort eine überaus intime Stimmung bis in die letzte Reihe breit, ein Beweis wie sehr diese Ausnahmekünstlerin ihr Publikum in den Bann ziehen kann.Trotz gesundheitsbedingter Abstriche war es einmal mehr ein fesselndes Konzert. Die vielen Besucher, die Beth Hart hier zum ersten Mal live erleben durften, haben von diesen Abstrichen jedoch nichts mitbekommen. Offensichtlich ist die hübsche Künsterlin selbst angeschlagen immer noch um viele Klassen besser als die meisten ihrer Mitbewerberinnen bei bester Gesundheit. Obwohl es verständlicherweise keine Zugaben gab , verliessen alle Besucher höchst zufrieden ein begeisterndes Konzert.

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KONZERTKALENDER

60

präsentiert

20.6. Zürich, Komplex 457

19.6. Zürich, Komplex 457

KONZERTKALENDER

61

22.5. Zürich, Kaufleuten

23.6. Zürich, Hallenstadion

TANITA TIKARAM

LUCINDA WILLIAMS

8.6. Zürich, Kaufleuten

STEVE WINWOOD

2.7. Zürich, Volkshaus

16.8. Zürich, Plaza

9.11. Zürich, Hallenstadion

präsentiert

A CRASHED BLACKBIRD CALLED

ROSEHIP

23.5. Düdingen, Kilbi Bad Bonn

29.6. St. Gallen Open Air

ADLER

8.10. Winterthur, Gaswerk

ALICIA KEYS

15.6. Zürich, Hallenstadion

ALTER BRIDGE

9.11. Zürich, Hallenstadion

AMPLIFIER

2.5. Pratteln, Galery

3.5. Luzern, Schüür

AMY MACDONALD

5.7. Locarno, Piazza Grande

ANDREAS GABALIER

15.11. Zürich, Hallenstadion

BAP

7.6. Luzern, Schüür

9.6. Solothurn, Kofmehl

12.6. Pratteln, Z7

BARN OWL

6.5. Fribourg, Fri-Son

BASCHI

15.5. Zürich, Exil

BEYONCE

17.5. Zürich, Hallenstadion

BIG COUNTRY

27.5. Basel, Sommercasino

BLACK FLAG

16.5. Zürich, Dynamo

BLUE

7.6. Bern, Bierhübeli

BON JOVI

30.6. Bern, Stade de Suisse

BONNIE RAITT

9.7. Zürich, Kongresshaus

BRITISH SEA POWER

19.6. Zürich, Komplex Club

BRUCE SPRINGSTEEN

3.7. Genf, Stade

BRUNO MARS

23.10. Zürich, Hallenstadion

BRYAN ADAMS

12.7. Locarno, Piazza Grande

CARMEL

28.5. Pratteln, Galery

CAROLINE CHEVIN

3.5. Lyss, Kufa

17.5. Zug, Chollerhalle

CELTIC WOMAN

26.10. Zürich, Hallenstadion

C.H.

25.5. Bischofszell, Open Air

CHICA TORPEDO

18.5. Pratteln, Galery

CHRIS DE BURGH & BAND

6.6. Luzern, KKL

CHRISTINA STÜRMER

4.5. Zürich, Kaufleuten

CITY & COLOR

10.6. Zürich, Komplex 457

COUNT BASIE ORCHESTRA

17.5. Luzern, KKL

DEAD BY APRIL

22.5. Pratteln, Galery

DEAD CAN DANCE

3.6. Zürich, Kongresshaus

15.7. Zürich, Live At Sunset

DELILAHS, BITCH QUEENS

22.5. Zürich, Eldorado

DELTA SAINTS

16.8. Zürich, Plaza

DEPECHE MODE

7.6. Bern, Stade de Suisse

9.7. Locarno, Piazza Grande

DEVIL DRIVER

14.8. Winterthur, Salzhaus

DIETER MEIER

4.5. Schaffhausen, Kammgarn

DIE TOTEN HOSEN

6.7. Locarno, Piazza Grande

DR. CRANKNSTEIN

4.5. Uster, Rock City

24.5. Emmenbrücke, Viscose Bar

EARSHAKER DAY: CLUTCH, ASKING

ALEXANDRIA, COAL CHAMBER etc

20.6. Zürich, Volkshaus

ELEMENT OF CRIME

13.6. Solothurn, Kofmehl

14.6. Zug, Chollerhalle

EROS RAMAZOTTI

12.+13.5. Zürich, Hallenstadion

ES BRENNT - WAS TUN

18.5. Münchenstein, Schützen

FABIAN ANDERHUB

4.5. Pratteln, Galery

FIRE ROSE

31.8. Diegten, Boom OA

FLEETWOOD MAC

13.10. Zürich, Hallenstadion

FOREIGNER

31.7. Zug, Arenaplatz

GEORGE BENSON

11.7. Zürich, Kongresshaus

GIANNA NANNINI

14.5. Luzern, KKL

GOV'T MULE

9.7. Zürich, Kaufleuten

GREEN DAY

8.7. Locarno, Piazza Grande

GRIZZLY BEAR

26.5. Zürich, Kaufleuten

HATEBREED

25.6. Basel, Sommercasino

HEATHEN

25.6. Pratteln, Galery

IRON MAIDEN

22.6. Zürich, Hallenstadion

JETHRO TULL'S IAN ANDERSON

10.5. Zürich, Kongresshaus

11.5. Basel, Musical Theater

JIMMY CLIFF

14.6. Zürich, Volkshaus

JOE COCKER

22.5. Zürich, Hallenstadion

31.7. Zug, Arenaplatz

JONAS & MASSIVE ATTRACTION

18.7. Pratteln, Galery

JOSH GROBHAM

31.5. Zürich, Hallenstadion

JUTTA WEINHOLD BAND

1.6. Pratteln, Galery

KISS

20.6. Zürich, Hallenstadion

KOOL SAVAS

3.5. Schaffhausen, Kammgarn

KORN

19.6. Zürich, Komplex 457

KROKUS

2.5. Zürich, Volkshaus

9.+11.5. Solothurn, Kofmehl

4.7. Locarno, Piazza Grande

LANCE LOPEZ

23.5. Pratteln, Galery

LEECH | JOAN & THE SAILORS

30.5. Luzern, Schüür

LIMP BIZKIT

18.6. Zürich, Komplex 457

LINA BUTTON

11.5. Zug, Chollerhalle

LISA STANSFIELD

23.5. Zürich, Kaufleuten

MANU HARTMANN

10.5. Pratteln, Galery

MARC SWAY & BAND

3.5. Bern, Bierhübeli

4.5. Zürich, Volkshaus

MARK KNOPFLER

11.7. Locarno, Piazza Grande

MEGADETH

29.5. Fribourg, Fri-Son

MICHAEL SCHENKER

15.5. Basel, Grand Casino

MONSTER MAGNET

12.8. Luzern, Schüür

MOTHER RAZORBLADE

4.5. Winterthur, Gaswerk

MRS. GREENBIRD

16.5. Zürich, Komplex 457

MÜSLÜM

17.5. Schaffhausen, Kammgarn

MURDER BY DEATH

20.5. Zürich, Komplex Klub

NATACHA

7.6. Pratteln, Galery

NATURALLY 7

30.5. Zürich, Kaufleuten

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE

14.7. Locarno, Piazza Grande

NEKTAR

15.8. Pratteln, Galery

NICKELBACK

10.11. Zürich, Hallenstadion

NITS

10.5. Schaffhausen, Kammgarn

11.5. Wetzikon, Scala

OLD BLIND DOGS

1.6. Schaffhausen, Kammgarn

OLLY MURS

8.10. Zürich, Volkshaus

OMAR SOULEYMANN

7.5. Fribourg, Fri-Son

ONE DIRECTION

16.5. Zürich, Hallenstadion

OY

11.5. Fribourg, Fri-Son

PARAMORE

11.6. Zürich, Komplex 457

PATENT OCHSNER

15.5. Fribourg, Fri-Son

PATRICIA KAAS

16.11. Zürich, Kongresshaus

PETER GABRIEL

8.10. Genf, Arena

PILEDRIVER

29.6. Lommiswil, FC Lommiswil

5.7. Zell LU, Open Quer

8.9. La Neuveville, Fetes de Vin

12.10. Luzern

PINK

21.5. Zürich, Hallenstadion

PRONG

25.6. Luzern, Schüür

REGGAE FESTIVAL 2013

24.5. Luzern, Schüür

RIHANNA

29.+30.6. Zürich, Hallenstadion

ROBBEN FORD BAND

3.7. Zürich, Kaufleuten

ROCKY VOTOLATO

23.5. Zürich, Komplex 457

ROGER WATERS "THE WALL"

11.9. Zürich, Letzigrund

RUSSKAJA

16.5. Schaffhausen, Kammgarn

SANTANA

7.7. Locarno, Piazza Grande

SAXON

23.6. Luzern, Schüür

24.6. Solothurn, Kofmehl

SEPULTURA

17.5. Aarau, Kiff

SEVEN

4.5. Kirchberg, Eintracht

10.5. Köniz, Kulturhof

11.5. Zug, Galvanik

63.7. Kestenholz, St. Peter Sunset

20.7. Bern, Gurten Festival

7.8. Schaffhausen, Stars In Town

24.8. Arbon, Summerdays

SHAKRA

24.5. Vilters, Rockfestival

SINEAD O'CONNOR

29.5. Zürich, Volkshaus

SLAM & HOWIE

11.5. Brütten, Festival

29.6. Interlaken, Trucker Festival

2.8. Gränichen, Open Air

16.8. Mannried, Chilbi

14.9. Herzogenbuchsee, Schlacht

21.9. Oberarth, Horseshoe Bar

STATUS QUO

14.9. Zürich, Hallenstadion

STEFF LA CHEFFE

8.5. Luzern, Schüür

STEREOPHONICS

13.6. Zürich, Komplex 457

STILLER HAS

29.5. Luzern, Schüür

TAME IMPALA

14.8. Zürich, Komplex 457

TANITA TIKARAM

22.5. Zürich, Kaufleuten

TESTAMENT

19.6. Solothurn, Kofmehl

THE FORCE

7.9. La Neuveville, Fetes du Vin

THE PEARLBREAKERS

8.6. Gams, Blues-/Rockfestival

21.6. Bad Ragaz, Quellrock

3 DOORS DOWN

20.6. Zürich, Komplex 457

TOTO

23.6. Zürich, Hallenstadion

TRAUFFER

4.5. Aeschlen, Chilbi

9.5. Burgdorf, Das Zelt

28.6. Kölliken, Jugendfest

TREEKILLAZ

25.5. Stans, Senkel

5.7. Moosegg, Woodrock

6.7. Niederried, Moonrock

10.8. Giswil, Teff Treff

UNEARTH

27.6. Basel, Sommercasino

URIAH HEEP

21.6. Solothurn, Kofmehl

WALLIS BIRD

30.5. Schaffhausen, Kammgarn

ZENO

1.6. Brugg, Stadtfest

1.6. Hallau, Grüschfang Open Air

ZUCCHERO

5.5. Zürich, Hallenstadion

7.5. Genf, Arena

10.7. Locarno, Piazza Grande

ZZ TOP

4.7. Locarno, Piazza Grande

DEEP PURPLE

KONZERTKALENDER

60

präsentiert

20.6. Zürich, Komplex 457

19.6. Zürich, Komplex 457

KONZERTKALENDER

61

22.5. Zürich, Kaufleuten

23.6. Zürich, Hallenstadion

TANITA TIKARAM

LUCINDA WILLIAMS

8.6. Zürich, Kaufleuten

STEVE WINWOOD

2.7. Zürich, Volkshaus

16.8. Zürich, Plaza

9.11. Zürich, Hallenstadion

präsentiert

A CRASHED BLACKBIRD CALLED

ROSEHIP

23.5. Düdingen, Kilbi Bad Bonn

29.6. St. Gallen Open Air

ADLER

8.10. Winterthur, Gaswerk

ALICIA KEYS

15.6. Zürich, Hallenstadion

ALTER BRIDGE

9.11. Zürich, Hallenstadion

AMPLIFIER

2.5. Pratteln, Galery

3.5. Luzern, Schüür

AMY MACDONALD

5.7. Locarno, Piazza Grande

ANDREAS GABALIER

15.11. Zürich, Hallenstadion

BAP

7.6. Luzern, Schüür

9.6. Solothurn, Kofmehl

12.6. Pratteln, Z7

BARN OWL

6.5. Fribourg, Fri-Son

BASCHI

15.5. Zürich, Exil

BEYONCE

17.5. Zürich, Hallenstadion

BIG COUNTRY

27.5. Basel, Sommercasino

BLACK FLAG

16.5. Zürich, Dynamo

BLUE

7.6. Bern, Bierhübeli

BON JOVI

30.6. Bern, Stade de Suisse

BONNIE RAITT

9.7. Zürich, Kongresshaus

BRITISH SEA POWER

19.6. Zürich, Komplex Club

BRUCE SPRINGSTEEN

3.7. Genf, Stade

BRUNO MARS

23.10. Zürich, Hallenstadion

BRYAN ADAMS

12.7. Locarno, Piazza Grande

CARMEL

28.5. Pratteln, Galery

CAROLINE CHEVIN

3.5. Lyss, Kufa

17.5. Zug, Chollerhalle

CELTIC WOMAN

26.10. Zürich, Hallenstadion

C.H.

25.5. Bischofszell, Open Air

CHICA TORPEDO

18.5. Pratteln, Galery

CHRIS DE BURGH & BAND

6.6. Luzern, KKL

CHRISTINA STÜRMER

4.5. Zürich, Kaufleuten

CITY & COLOR

10.6. Zürich, Komplex 457

COUNT BASIE ORCHESTRA

17.5. Luzern, KKL

DEAD BY APRIL

22.5. Pratteln, Galery

DEAD CAN DANCE

3.6. Zürich, Kongresshaus

15.7. Zürich, Live At Sunset

DELILAHS, BITCH QUEENS

22.5. Zürich, Eldorado

DELTA SAINTS

16.8. Zürich, Plaza

DEPECHE MODE

7.6. Bern, Stade de Suisse

9.7. Locarno, Piazza Grande

DEVIL DRIVER

14.8. Winterthur, Salzhaus

DIETER MEIER

4.5. Schaffhausen, Kammgarn

DIE TOTEN HOSEN

6.7. Locarno, Piazza Grande

DR. CRANKNSTEIN

4.5. Uster, Rock City

24.5. Emmenbrücke, Viscose Bar

EARSHAKER DAY: CLUTCH, ASKING

ALEXANDRIA, COAL CHAMBER etc

20.6. Zürich, Volkshaus

ELEMENT OF CRIME

13.6. Solothurn, Kofmehl

14.6. Zug, Chollerhalle

EROS RAMAZOTTI

12.+13.5. Zürich, Hallenstadion

ES BRENNT - WAS TUN

18.5. Münchenstein, Schützen

FABIAN ANDERHUB

4.5. Pratteln, Galery

FIRE ROSE

31.8. Diegten, Boom OA

FLEETWOOD MAC

13.10. Zürich, Hallenstadion

FOREIGNER

31.7. Zug, Arenaplatz

GEORGE BENSON

11.7. Zürich, Kongresshaus

GIANNA NANNINI

14.5. Luzern, KKL

GOV'T MULE

9.7. Zürich, Kaufleuten

GREEN DAY

8.7. Locarno, Piazza Grande

GRIZZLY BEAR

26.5. Zürich, Kaufleuten

HATEBREED

25.6. Basel, Sommercasino

HEATHEN

25.6. Pratteln, Galery

IRON MAIDEN

22.6. Zürich, Hallenstadion

JETHRO TULL'S IAN ANDERSON

10.5. Zürich, Kongresshaus

11.5. Basel, Musical Theater

JIMMY CLIFF

14.6. Zürich, Volkshaus

JOE COCKER

22.5. Zürich, Hallenstadion

31.7. Zug, Arenaplatz

JONAS & MASSIVE ATTRACTION

18.7. Pratteln, Galery

JOSH GROBHAM

31.5. Zürich, Hallenstadion

JUTTA WEINHOLD BAND

1.6. Pratteln, Galery

KISS

20.6. Zürich, Hallenstadion

KOOL SAVAS

3.5. Schaffhausen, Kammgarn

KORN

19.6. Zürich, Komplex 457

KROKUS

2.5. Zürich, Volkshaus

9.+11.5. Solothurn, Kofmehl

4.7. Locarno, Piazza Grande

LANCE LOPEZ

23.5. Pratteln, Galery

LEECH | JOAN & THE SAILORS

30.5. Luzern, Schüür

LIMP BIZKIT

18.6. Zürich, Komplex 457

LINA BUTTON

11.5. Zug, Chollerhalle

LISA STANSFIELD

23.5. Zürich, Kaufleuten

MANU HARTMANN

10.5. Pratteln, Galery

MARC SWAY & BAND

3.5. Bern, Bierhübeli

4.5. Zürich, Volkshaus

MARK KNOPFLER

11.7. Locarno, Piazza Grande

MEGADETH

29.5. Fribourg, Fri-Son

MICHAEL SCHENKER

15.5. Basel, Grand Casino

MONSTER MAGNET

12.8. Luzern, Schüür

MOTHER RAZORBLADE

4.5. Winterthur, Gaswerk

MRS. GREENBIRD

16.5. Zürich, Komplex 457

MÜSLÜM

17.5. Schaffhausen, Kammgarn

MURDER BY DEATH

20.5. Zürich, Komplex Klub

NATACHA

7.6. Pratteln, Galery

NATURALLY 7

30.5. Zürich, Kaufleuten

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE

14.7. Locarno, Piazza Grande

NEKTAR

15.8. Pratteln, Galery

NICKELBACK

10.11. Zürich, Hallenstadion

NITS

10.5. Schaffhausen, Kammgarn

11.5. Wetzikon, Scala

OLD BLIND DOGS

1.6. Schaffhausen, Kammgarn

OLLY MURS

8.10. Zürich, Volkshaus

OMAR SOULEYMANN

7.5. Fribourg, Fri-Son

ONE DIRECTION

16.5. Zürich, Hallenstadion

OY

11.5. Fribourg, Fri-Son

PARAMORE

11.6. Zürich, Komplex 457

PATENT OCHSNER

15.5. Fribourg, Fri-Son

PATRICIA KAAS

16.11. Zürich, Kongresshaus

PETER GABRIEL

8.10. Genf, Arena

PILEDRIVER

29.6. Lommiswil, FC Lommiswil

5.7. Zell LU, Open Quer

8.9. La Neuveville, Fetes de Vin

12.10. Luzern

PINK

21.5. Zürich, Hallenstadion

PRONG

25.6. Luzern, Schüür

REGGAE FESTIVAL 2013

24.5. Luzern, Schüür

RIHANNA

29.+30.6. Zürich, Hallenstadion

ROBBEN FORD BAND

3.7. Zürich, Kaufleuten

ROCKY VOTOLATO

23.5. Zürich, Komplex 457

ROGER WATERS "THE WALL"

11.9. Zürich, Letzigrund

RUSSKAJA

16.5. Schaffhausen, Kammgarn

SANTANA

7.7. Locarno, Piazza Grande

SAXON

23.6. Luzern, Schüür

24.6. Solothurn, Kofmehl

SEPULTURA

17.5. Aarau, Kiff

SEVEN

4.5. Kirchberg, Eintracht

10.5. Köniz, Kulturhof

11.5. Zug, Galvanik

63.7. Kestenholz, St. Peter Sunset

20.7. Bern, Gurten Festival

7.8. Schaffhausen, Stars In Town

24.8. Arbon, Summerdays

SHAKRA

24.5. Vilters, Rockfestival

SINEAD O'CONNOR

29.5. Zürich, Volkshaus

SLAM & HOWIE

11.5. Brütten, Festival

29.6. Interlaken, Trucker Festival

2.8. Gränichen, Open Air

16.8. Mannried, Chilbi

14.9. Herzogenbuchsee, Schlacht

21.9. Oberarth, Horseshoe Bar

STATUS QUO

14.9. Zürich, Hallenstadion

STEFF LA CHEFFE

8.5. Luzern, Schüür

STEREOPHONICS

13.6. Zürich, Komplex 457

STILLER HAS

29.5. Luzern, Schüür

TAME IMPALA

14.8. Zürich, Komplex 457

TANITA TIKARAM

22.5. Zürich, Kaufleuten

TESTAMENT

19.6. Solothurn, Kofmehl

THE FORCE

7.9. La Neuveville, Fetes du Vin

THE PEARLBREAKERS

8.6. Gams, Blues-/Rockfestival

21.6. Bad Ragaz, Quellrock

3 DOORS DOWN

20.6. Zürich, Komplex 457

TOTO

23.6. Zürich, Hallenstadion

TRAUFFER

4.5. Aeschlen, Chilbi

9.5. Burgdorf, Das Zelt

28.6. Kölliken, Jugendfest

TREEKILLAZ

25.5. Stans, Senkel

5.7. Moosegg, Woodrock

6.7. Niederried, Moonrock

10.8. Giswil, Teff Treff

UNEARTH

27.6. Basel, Sommercasino

URIAH HEEP

21.6. Solothurn, Kofmehl

WALLIS BIRD

30.5. Schaffhausen, Kammgarn

ZENO

1.6. Brugg, Stadtfest

1.6. Hallau, Grüschfang Open Air

ZUCCHERO

5.5. Zürich, Hallenstadion

7.5. Genf, Arena

10.7. Locarno, Piazza Grande

ZZ TOP

4.7. Locarno, Piazza Grande

DEEP PURPLE

Wunschartikel auf eine Postkarte schreiben und einsenden an:

TRACKS -Wettbewerb-, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an:

[email protected] Die Gewinner werden ausgelost

KONZERT-TICKETS:

22. Mai 2013Zürich, Kaufleuten

8. Juni 2013Zürich, Kaufleuten

9. Juni 2013Zürich, Komplex 457

20. Juni 2013 Zürich, Komplex 457

23. Juni 2013Zürich, Hallenstadion

2. Juli 2013 Zürich, Volkshaus

je 2 x 2 Tickets für

TANITA TIKARAM

LUCINDA WILLIAMS

KORN

3 DOORS DOWN

TOTO

STEVE WINWOOD

Herausgeber: Hanns Hanneken

Redaktionsanschrift: TRACKS Magazin Postfach 108 CH- 4323 Wallbach T +41 61 861 03 73 [email protected] www.tracks-magazin.ch

Erscheinungsweise: 2-monatlich (6 Ausgaben/Jahr)

Auflage: 30'000

Verlag: Friedrich Reinhardt Verlag Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 50 F +41 61 264 64 88

Chefredaktor: Hanns Hanneken (hh)

Ständige Mitarbeiter: Philippe Chappuis (pc)Erika Moser (em)Inga Pulver (ip),

Marion Gross (mg) Martin Eyer (mey)

Regina Kühni (rk)Christian Hug (hug)

Michael Vaucher (mv)Robert Pally (rp)Laurent Giovanoli (lg)

Nadine Lehtinen (nl) Marko Lehtinen (leh)

Ian Keates (Foto) Rockpearl&Bluesdrop (Foto) Daniel Strub (Foto)

Inserate: Beatrix Schmocker [email protected] T +41 (0)79 797 35 81 Druck: Reinhardt Druck Basel Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 64 [email protected]

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