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Triage Systeme in der Kinderklinik Fachreferat von Marina Ponkratz

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Triage Systeme

in der Kinderklinik Fachreferat von Marina Ponkratz

01.02.2016 Seite 2

Triage Systeme in der Kinderklinik

Inhalt

Einführung

Geschichte der Triage

Vor- und Nachteile

Verschiedene Systeme

Manchester Triage System

Umsetzung in die Praxis

Fazit

Quellenangaben

Einführung

Einführung

Warum triagieren, haben wir nicht schon genug Arbeit?

Jährlich steigende Patientenzahlen in den Kindernotfallambulanzen

Oft Kinder mit Bagatell Erkrankungen/ Verletzungen

Schnellerer Zugang zum Gesundheitssystem erwartet

Patientenaufkommen nicht planbar

Erstkontakt immer mit Pflegekraft

Art „Triage“ findet bereits statt, aber intuitiv

Mitarbeiter mit unterschiedlicher Erfahrung

Oft „Bevorzugung“ von Patienten die mit Rettungsdienst gebracht werden

Das ernsthaft erkrankte Kind muss aus der Gruppe wartender Patienten

zuverlässig und rasch erkannt werden und diesem absolute

Behandlungspriorität zuteil werden

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Geschichte der Triage

Geschichte der Triage

Definition: Triage (franz. „trier“) bedeutet „sortieren“

Triage während des ersten Weltkriegs in Frankreich

1789 erste Triage Ambulanzen in Paris (klinisch)

1792 Triage System für Verwundete Soldaten auf dem Feld (präklinisch)

1993 – 1999 entwickeln Australien, GB, Kanada und USA jeweils eigene Systeme

Länder wie Portugal, Niederlande, Belgien, Schweden und Spanien ziehen nach

2004 führt Hamburg ein Triage System in der Notaufnahme ein

2007 Gründung des deutschen Netzwerks zur Ersteinschätzung

2009 Einführung des Manchester Triage Systems in allen österreichischen

Notfallambulanzen

2011 Landesweite Einführung in der Schweiz, allerdings unterschiedliche Systeme

In Kinderkliniken bisher erst wenig Umsetzung, aber steigende Nachfrage

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Vor- und Nachteile

Vorteile

Standarisiertes System um Patienten zu kategorisieren

Nachvollziehbar und transparent

Dokumentierbar (Regress Ansprüche)

Qualitätssichernd

Informationen gehen nicht verloren

Frägt alles relevant medizinische bereits beim Erstkontakt ab

Fördert Patienten und Angehörigen Zufriedenheit

Reduziert Wartezeiten

Erhöht Mitarbeiterzufriedenheit

Verbessert Arbeitsabläufe

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Nachteile

Erhöhter Schulungsaufwand der Mitarbeiter

Spezielles Computergestütztes Programm

Geringer Mehraufwand an Zeit

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Verschiedene Triage Systeme

Präklinische Triage

System zur schnellen Kategorisierung bei Katastrophen, Massenanfall

von Verletzten, Militärbereich und Rettungsdienst

Ziel: überleben möglichst vieler Patienten bei langfristig reduzierten

Ressourcen

Bergesichtung

Behandlungssichtung

Transportsichtung

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Klinische Triage

System des Risikomanagements zur Patientenflusssteuerung

Ziel: überleben möglichst aller Patienten bei kurzfristig reduzierten

Ressourcen

Australasian Triage Scale (ATS)

Manchester Triage System (MTS)

Canadian Triage and Acuity Scale (CTAS)

Emergency Severity Index (ESI)

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Australasian Triage Scala

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Canadian Triage and Acuity Scale

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Emergency Severity Index

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Manchester Triage System

Manchester Triage System

Nutzung in GB, Angloamerikanischen Ländern, deutschsprachiger

Raum

Symptom orientiert, Algorhythmen basiertes System, ohne Diagnosen

Hauptbeschwerde wird Präsentationsdiagrammen zugeordnet

Schlüsselindikatoren wie Schmerz, Lebensgefahr, Blutverlust,

Bewusstsein, Temperatur und Krankheitsdauer

Dringlichkeitsstufen, mit Farbcode

Definierte maximal akzeptabel Zeit bis zum

Behandlungsbeginn durch Arzt

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Manchester Triage System

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Nummer Name Farbe Max. Ziel zeit

1 Sofort Rot 0 min

2 Sehr dringend Orange 10 min

3 Dringend Gelb 30 min

4 Normal Grün 90 min

5 Nicht dringend Blau 120 min

Manchester Triage System

Abdominelle Schmerzen bei

Erwachsenen Fremdkörper Rückenschmerz

Abdominelle Schmerzen bei Kindern Gastrointestinale Blutung Schreiendes Baby

Abszesse und lokale Infektionen Gesichtsprobleme Schwangerschaftsprobleme

Allergie Halsschmerzen Schweres Trauma

Angriff Zustand nach Hautausschläge Selbstverletzung

Asthma Herzklopfen Sexuell erworbene Infektion

Atemnot bei Erwachsenen Hinkendes Kind Stürze

Atemnot bei Kindern Hodenschmerzen Thoraxschmerz

Auffälliges Verhalten Irritiertes (auffälliges) Kind Überdosierung und Vergiftung

Augenprobleme Körperstammverletzung Unwohlsein bei Erwachsenen

Besorgte Eltern Kollabierter Erwachsener Unwohlsein bei Kindern

Betrunkener Eindruck Kopfschmerzen Urologische Probleme

Bisse und Stiche Kopfverletzung Vaginale Blutung

Chemikalienkontakt Krampfanfall Verbrennung/ Verbrühung

Diabetes Nackenschmerz Wunden

Durchfälle und Erbrechen Ohrenprobleme Zahnprobleme

Extremitätenprobleme Psychiatrische Erkrankungen

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Manchester Triage System

Fallbeispiel:

Freitag 21:06 Uhr, Kindernotfallambulanz

Ein junges Paar kommt mit ihrem 7 Monate alten Säugling in die Kindernotfallambulanz.

Sie sind sehr aufgeregt und machen sich große Sorgen um ihr Baby. Dieses schlafe

bereits seit 6 Stunden und will nicht recht wach werden. Auf die Weckversuche der

Eltern öffnet das Kind die Augen, schläft aber schnell wieder ein. Die Eltern berichten,

ihr Sohn habe die letzten Tage schlecht getrunken und seit nachmittags fühle er sich

etwas wärmer an.

- Hautfarbe blass - rekt. Temp. 37,9° C

- Hypoton - reagiert auf Ansprache mäßig

- Windel trocken - halonierte Augen, eingesunkene Fontanelle

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Manchester Triage System

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Manchester Triage System

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Umsetzung in der Praxis

Kinderklinik Dritter Orden, München

Einführung des MTS in der Kindernotfallambulanz 2011

Pforte nimmt Daten des Patienten auf und leitet die Familie in Wartebereich

Meldet dann telefonisch an Kinderambulanz den Neuzugang

Innerhalb der ersten 10 min wird Pat. In separaten Räumlichkeiten triagiert und

erste Vitalparameter werden erhoben

Dann je nach Kategorie Weiterbehandlung

Ärztliche Behandlung innerhalb der vorgeschrieben Zeiten sei gut machbar

Anfangs mit Farbkarten – schlechte Erfahrungen

Computergestützte Variante „AQUA“ seit ca. 1 Jahr

Einzige Schwierigkeit, Wartezeiten korrelieren öfters (grün – orange)

Generell sehr hohe Zufriedenheit mit diesem System

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Klinikum Kempten, ZINA

Einführung des MTS seit Inbetriebnahme ZINA im September 2013

Schreibkraft am Empfang nimmt Daten des Patienten auf und leitet diesen ins

Wartezimmer

Notfallkoordinator sieht neuen Patient auf der PC Maske

Innerhalb der ersten 10 min wird Pat. in den eigens dafür vorgesehenen Triageraum

geholt

Notfallkoordinator beginnt mit Triage und kategorisiert den Patienten

Dann je nach Kategorie Weiterbehandlung

Nachtriage nur selten nötig

Max. Wartezeiten können meist gut eingehalten werden

Computergestützte Variante von AGFA fügt sich ins ORBIS ein

Ebenfalls sehr hohe Zufriedenheit mit diesem System nach anfänglichen Bedenken

der Pflegenden aber auch der Ärzte

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Triage Systeme in der Kinderklinik

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Fazit

Fazit

Validierte 5 Stufen Systeme garantieren effektive und individuelle Behandlung

Sollten flächendeckend angewendet werden

Insbesondere bei Kapazitätsengpässen strukturiertes Vorgehen – Patientensicherheit

Speziell geschultes gut ausgebildetes Personal unabdingbar

Jüngere Kinder können Beschwerden noch nicht verbalisieren

Haben spezielle Bedürfnisse auf die feinfühlig eingegangen werden muss

Triage Systeme sind hervorragende Möglichkeit eigenen Blick, Intuition und Erfahrung

fachlich belegen zu können.

Leider noch viel zu wenig Umsetzung in den Kinderkliniken in Deutschland

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Triage Systeme in der Kinderklinik

Vielen Dank

für Ihre

Aufmerksamkeit

Quellenangaben

www.wikipedia.org

www.orgl.org

www.ersteinschaetzung.de

www.cjem-online.ca

www.aerzteblatt.de

www.kinder-und-jugendmedizin-online.de

www.springer.com

www.thieme.de

www.swiss-paediatrics.org

www.agfahealthcare.de

Ersteinschätzung in der Notaufnahme, HUBER Verlag,

3. Auflage

Persönliches Gespräch mit Herr Thomas Wetzelstein,

ZINA Kempten

Telefonisches Gespräch mit Frau Schulz und Sr.

Theresa, Klinikum Dritter Orden, München

Fortbildung Uniklinik Ulm: Einführung „Ersteinschätzung

in der Notaufnahme“

Abbildungen

S. 6: Triage während des ersten Weltkrieges in

Frankreich, www.wikipedia.de

S.13: australasian Triage, www.ersteinschaetzung.de

S.14: canadian triage and acuity system,

www.ersteinschaetzung.de

S.15: emergency severity Index,

www.ersteinschaetzung.de

S.18: Manchester Triage System,

www.ersteinschaetzung.de

S. 19: Manchester Triage System

www.ersteinschaetzung.de

S. 21: Handlungsschema „besorgte Eltern“

www.ersteinschaetzung.de

S. 22: Schmerzmeter, aus „Ersteinschätzung in der

Notaufnahme“, HUBER Verlag

S. 23: Verbreitung Manchester Triage System,

www.ersterinschaetzung.de

S. 27: Triagierungsbeispiel aus ORBIS

S. 30: privates Foto, Marina Ponkratz

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