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Pöhlau · Werner Gesund essen bei Multipler Sklerose

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Pöhlau · WernerGesund essen bei Multipler Sklerose

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Dr. Dieter Pöhlau ist Chefarzt der Klinik für Neurologie an der Kamil-lus-Klinik in Asbach/Westerwald, an der seit über 40 Jahren schwer-punktmäßig Patienten mit MS behandelt werden. Sein langjährigesklinisches und wissenschaftliches Anliegen ist die Verbesserungder Lebensqualität von MS-Betroffenen, u. a. durch Einsatz vonmedikamentösen und nichtmedikamentösen Therapien, sowie derVerbesserung der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen.

Gudrun Werner ist Diplom-Oecotrophologin.Sie hat über sieben Jahre als Ernährungsberaterinin einem Fachkrankenhaus für Multiple Skleroseund andere Nervenleiden gearbeitet und beschäftigtsich seither mit der Ernährung bei MS.

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Dr. med. Dieter PöhlauGudrun Werner

Gesund essen beiMultipler SkleroseWie die richtigen Fettsäuren die Krankheit positiv beeinflussenWelche Nahrungsmittel Ihnen bei Beschwerden helfenMit über 70 köstlichen Rezepten

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Liebe Leserinnen und Leser 9

Warum Ernährung bei Multipler Sklerosewichtig ist 11

Sich vernünftig zu ernähren, ist sinnvoll 12– Nährstoffe – wie viele wovon? 12

– Kohlenhydrate 13

Der glykämische Index 13

– Eiweiß 15

– Fette 16

Arachidonsäure 19

Omega-3-Fettsäuren 20

– Vitamine 24

Vitamine als Antioxidanzien 24

– Spurenelemente 30

Eisen 30

Jod 31

Selen und andere antioxidativeSpurenelemente 31

Zink 31

– Ballaststoffe 32

Ballaststoffe halten den Darm auf Trab 33

– Flüssigkeit 34

Verdauung – Weg der Nahrung im Körper 35

Zu viele oder zu wenige Pfunde 37– Was tun bei Übergewicht? 37

– Die überflüssigen Pfunde loswerden 38

Energiereduzierte Mischkost 39

Schneller satt werden undlänger satt bleiben 40

Fett: die Menge entscheidet 40

Kalorien sind nicht gleich Kalorien 40

– Untergewicht: so nehmen Sie zu 44

Oh je, Verstopfung! 46– Abführmittel: nichts für den

Dauergebrauch 46

Stimulierende Mittel 47

Gleitmittel 48

Osmotische Abführmittel 48

Quellmittel 48

Medikamente zur Verbesserungder Darmbewegung 48

– Natürliche Hilfe für den Darm 49

Strategien mit Fatigue umzugehen 50– So schonen Sie Ihre Energie 51

Ernährung – was Sie jetzt wissen sollten

»Das schmeckt mir richtig gut!«

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Wenig Bewegung fördert Osteoporose 52

MS-Diäten – was davon zu halten ist 54– Vegetarische Kost 54

– Diät nach Dr. Fratzerund Dr. Hebener 55

– Diät nach Dr. Swank 55

– Evers-Diät 56

– Grahams Vorschläge zur Diätund Nahrungsergänzung 57

– Allergenfreie Diäten 58

– Glutenfreie Diät 58

– Entzündungshemmende Ernährung 59

– Myelin-Diät 59

– Darmsanierung und Darmentgiftung 60

– Diäten – worauf es wirklich ankommt 60

Nahrungsergänzungsmittel:hilfreich oder zu vernachlässigen? 62– Arzneimittel oder Nahrungs-

ergänzungsmittel? 62

– Nahrungsergänzungsmittel,die sinnvoll sind 65

Verzichtbare Nahrungssupplemente 65

Orientierungshilfen im Küchenalltag

Gut organisiert kochen 68– Orientierungshilfe pro Tag 68

– Richtig einkaufen 69

Tiefkühlkost – muss es immerfrisch sein? 69

Lassen Sie es sich schmecken 71– Umgang mit Fett 72

Was »kaltgepresst, nativ« bedeutet 73

Was »raffiniert« bedeutet 73

– Kleines Pflanzenöl-Lexikon 74

Frühstücksideen

Alles für einen gelungenen Startin den Tag 78– Müsli 78

– Fruchtaufstrich 80

– Erdbeeraufstrich 80

– Linsenaufstrich 82

– Pikanter Gemüsequark 82

– Beerige Buttermilch 84

Ernährung – was Sie jetzt wissen sollten

Inhalt

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– Aprikosenmilch 84

– Sommerfrucht-Smoothie 86

Kalte und warme Kleinigkeiten

– Schafskäsetaschen 90

– Pizzawaffeln 90

– Blattsalat mit Radieschen und Mais 92

– Blumenkohlsalat mit Apfel 93

– Feldsalat mit Birne 93

– Chinakohlsalat mit gekeimtem Roggen 94

– Grünkernsalat 96

– Möhrensalat mit Sesam 98

– Paprikasalat 99

– Sauerkrautsalat 99

– Selleriesalat 100

– Sojasprossensalat 100

– Vinaigrette – der Klassiker 102

– Joghurtdressing 102

– Avocadodressing 103

– Kartoffeldressing 103

– Gorgonzoladressing 103

– Tomatensalat mit Kresse 104

– Gazpacho 106

– Kartoffelsuppe 106

– Tomatensuppe 107

– Zwiebelsuppe 107

– Kürbiscremesuppe 108

– Ofenkartoffeln mit Leinölquark 110

– Kartoffelsalat 111

Warme Hauptgerichte

– Pellkartoffeln mit Grüner Sauce 114

– Überbackene Kartoffeln 114

– Spinatcannelloni 116

– Chili sin Carne 118

– Gemüsesuppe mit Semmelklößchen 119

– Steckrübensuppe 120

– Sellerieschnitzel 120

– Gemüseauflauf 122

– Hirsotto 122

– Grünkerneintopf 124

– Spitzkohleintopf 124

Rezepte

»Das schmeckt mir richtig gut!«

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– Gemüselasagne 125

– Grünkernbratlinge 126

– Grünkern-Kartoffel-Auflauf 126

– Ratatouille 128

– Hirse-Champignon-Auflauf 128

– Rosenkohlauflauf 130

– Vegetarischer Linseneintopf 130

– Sauerkrautauflauf mit Kidneybohnen 132

– Polentaschnitten 133

– Gefüllte Zucchini mit Tomatensauce 134

– Tomatensauce 134

– Fleischlos in die Grillsaison 136

– Gegrillter Feta 136

– Obstspieße 136

– Fischspieße 138

– Gemüsespieße 138

– Fischragout mit Vollkornreis 140

– Lachs im Zucchinibett 140

– Eingelegte Heringe Hausfrauenart 142

– Fischfilet auf Gemüse 142

– Lachslasagne 144

– Rotbarschfilet unter Senfhaube 146

Desserts und Süßspeisen

– Carobquark mit Kirschen 150

– Süßes Hirsedessert 150

– Rote Grütze mit Vanillequark 152

– Bananensorbet 152

– Aprikosencreme 154

– Bratäpfel 155

– Gefüllte Orangen 156

– Joghurteis 156

Kuchen, Gebäck und Brot

– Käsekuchen ohne Boden 160

– Apfelkuchen 162

– Pflaumenkuchen 162

– Süße Apfelwaffeln 164

– Vollkornbrot mit Hefe 166

– Müslistangen 168

Adressen, die weiterhelfen 170

Rezept- und Sachverzeichnis 171

Rezepte

Inhalt

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Liebe Leserinnen und Leser

Sie möchten mit Ihrer Ernährung alles richtig machen.Sie haben den Wunsch, Ihr Wohlbefinden und auch

den Verlauf Ihrer Erkrankung durch die Ernährung günstigzu beeinflussen. Sie möchten unnötige Belastungen durchfalsche Ernährung vermeiden. Ihr Arzt oder Ihre Ärztinwird Ihnen bestätigen, dass dies eine gute Idee ist. Die täg-liche Nahrungsaufnahme, die Art und Menge der Speisen,hat natürlich einen großen Einfluss auf den Körper undseine Funktionen.

Nur wenige andere Einflüsse – vielleicht noch Atmung,Bewegung und Entspannung – beeinflussen das körper-liche und seelische Wohlergehen so stark wie die Ernäh-rung. »Essen und Trinken halten Leib und Seele zusam-men.«

Daher gehört die Ernährung unbedingt zu den Themen, mitdenen Sie sich gut auskennen sollten. Die richtige Ernäh-rung verbessert das körperliche Leistungsvermögen unddie Stimmung, sie unterstützt die Funktion der Organe,sorgt für einen intakten Blutkreislauf und beugt Stoff-wechselerkrankungen vor. Wer sich richtig ernährt, ver-meidet Übergewicht und seine Folgen (z. B. Gelenkver-schleiß) wie auch Untergewicht.

Sie fragen sich sicher auch, ob die richtige Ernährung denVerlauf Ihrer Multiplen Sklerose oder die Erkrankung IhrerPartnerin, Ihres Freundes oder Ihrer Bekannten günstig be-einflussen kann. Ob weniger Schübe auftreten, deren Kon-sequenzen glimpflicher ausfallen und die Heilungsprozes-se besser und schneller ablaufen. Wir sind der Meinung,dass die Ernährung dazu einen wichtigen Beitrag leistet.

Betrachten Sie die optimale Ernährung, wie sie in diesemRatgeber vorgestellt wird, als ein Schlüsselelement Ihrer

Behandlung, auf das Sie ebenso wenig verzichten solltenwie auf wirksame Medikamente, körperliche Aktivitätnach Ihren Möglichkeiten, Entspannung und seelischenAusgleich. All dies zusammen kann die gewünschtenWirkungen bringen.

In diesem Ratgeber stellen wir Ihnen zunächst die ver-schiedenen Nährstoffe vor. Dabei beschäftigen wir unsausführlich mit den Nahrungsfetten und den Antioxidan-zien, die für die richtige Ernährung bei Multipler Skleroseeine wesentliche Rolle spielen. Sie erfahren, was die Er-nährung bei Darmträgheit, Über- und Untergewicht,schneller Erschöpfbarkeit (Fatigue) und Osteoporose aus-richten kann. Im Anschluss daran erhalten Sie einen Über-blick über die sogenannten MS-Diäten. Mit dem bis dahinerworbenen Wissen können Sie schon selbst prüfen, wasvon den einzelnen Diäten zu halten ist. Unsere Meinungdazu erfahren Sie auch.

Das Ziel des Ratgebers ist praktische Hilfe im Alltag. Daherwerden die Ernährungsempfehlungen des ersten Teils ineinem ausführlichen Rezeptteil in die Tat umgesetzt.Zahlreiche schmackhafte und gesunde Gerichte veran-schaulichen Ihnen den Genuss, um den es beim Essen geht.

Wir haben versucht, verständlich, objektiv und problem-bezogen, aber auch mit »Herzblut« zu informieren. Wirhoffen, Ihnen ein wenig helfen zu können, und würden unsfreuen, Ihre Erfahrungen kennenzulernen, um selbst dazu-lernen zu können.

Asbach, Sommer 2009

Gudrun Werner Dieter Pöhlau

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Vorwort

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Warum Ernährung bei Multipler Sklerose wichtig ist

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Warum Ernährung bei Multipler Sklerose wichtig ist

W er an Multipler Sklerose erkrankt ist, hat die glei-chen Gründe wie ein Gesunder, sich optimal zu er-

nähren. Durch die Erkrankung kommen jedoch weitereGründe hinzu. Zunächst geht es – wie bei Gesunden – da-rum, die Folgen schlechter Ernährung zu vermeiden. Dazuzählen Übergewicht und Untergewicht. Übergewicht ent-steht dann, wenn mehr Energie aufgenommen als ver-braucht wird. Der Energieverbrauch hängt dabei stark vonder körperlichen Aktivität ab. Wer diese einschränkt oderdurch die Multiple Sklerose einschränken muss, nimmtleichter zu als jemand, der im Beruf schwer arbeitet odernach Feierabend Sport treiben kann.

Die Folgen einer falschen Nahrungsauswahl treffen eben-falls Gesunde und Kranke. Während sie sich bei Gesundenvielleicht erst nach Jahrzehnten als Arteriosklerose oderVerschleißerscheinungen bemerkbar machen, können einefalsche oder einseitige Ernährung oder ein Mangel an be-stimmten Vitaminen die Symptome und wahrscheinlichden Verlauf einer Multiplen Sklerose ziemlich unmittelbarbeeinflussen.

Ein weiterer Grund, auf die Ernährung besonders zu ach-ten, ist die schnelle Ermüdbarkeit (Fatigue genannt), dieden meisten Multiple-Sklerose-Betroffenen nur zu gut be-kannt ist. Diese Fatigue hat viele Ursachen (siehe S. 50), diebei jedem etwas unterschiedlich sind. Aber es lohnt sichimmer zu prüfen, ob die Optimierung der eigenen Ernäh-rung zur Linderung beitragen kann.

Auch Auswirkungen der Multiplen Sklerose auf die Funk-tion der Verdauungsorgane lassen sich durch die richtigeErnährungsweise positiv beeinflussen. Ein »träger Magen«,der sich mit Völlegefühl und Übelkeit bemerkbar macht,kommt mit kleinen, leicht verdaulichen Mahlzeiten besserzurecht als mit deftigen Großportionen. Darmträgheit oderVerstopfung ist eine recht häufige Plage bei MultiplerSklerose. Als Ursache kommen Medikamente infrage, vorallem solche, die zur Entspannung der Blase eingenommenwerden, aber auch andere, z.B. Antispastika. Daneben wir-ken sich eine zu geringe Zufuhr von Ballaststoffen und einezu geringe Trinkmenge negativ aus, und natürlich wird dasProblem dann verstärkt, wenn jemand sich wenig bewegenkann.

tipp

Die richtige Ernährungsweise hat nichts mit Entbehrung,Mangel und Krankenkost zu tun. Ganz im Gegenteil:Gesund ist lecker und lecker ist oft auch gesund!

Warum Ernährung bei Multipler Sklerose wichtig ist

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Sich vernünftig zu ernähren, ist sinnvoll

Die Ernährung hat etwas Zweckmäßiges: Der Menschisst und trinkt, um zu leben. Er nimmt mit seiner Nah-

rung das auf, was er neben der Atemluft zum Aufbau undzur Erhaltung seines Körpers benötigt. Der Mensch vonheute lebt nicht unbedingt (nur), um seine Nahrung zuerwerben, wie das über weite Strecken der bisherigenMenschheitsgeschichte der Fall war. So hat das Essen, diegemeinsame Mahlzeit, auch heute noch eine besondereBedeutung: kein Festtag ohne Festmahl und kein Groß-ereignis ohne Gala-Dinner.

Die Nahrungsaufnahme, die wir heute im Alltag oft achtlosnebenbei, zwischen zwei Telefonaten oder vor dem Fern-seher erledigen, hat dennoch etwas von ihrer rituellen Be-deutung bewahrt: Sie bringt uns zusammen in geselliger

Runde, ist ein Genuss und damit eine sichere Quelle für(mehr) Lebensqualität. Essen kann ungetrübte Lebens-freude sein. Auch dies sollten Sie beachten, wenn von rich-tiger und falscher und von den Chancen einer gesundenErnährung die Rede ist. Die Ernährung hat zwar etwasZweckmäßiges, aber sie ist auch selbst ein Zweck unseresDaseins. Sich vernünftig zu ernähren, das ist sinnvoll!

Von ihrer zweckmäßigen Seite her betrachtet, hat dieErnährung drei Ziele:z Zufuhr von Energiez Zufuhr von sogenannten essenziellen Nahrungs-

bestandteilen, die der Körper nicht selbst herstellenkann, wie z.B. Vitamine

z Zufuhr von Ballaststoffen und Flüssigkeit

Nährstoffe – wie viele wovon?

Zur Aufrechterhaltung aller Lebensvorgänge benötigen wirEnergie, die mit der Nahrung aufgenommen wird. Die dreiEnergieträger in der Nahrung sind Kohlenhydrate, Eiweißeund Fette. Die Energie, die sie liefern, wird in Kilojoule oderKalorien angegeben, womit eigentlich immer Kilokalorien(1000 Kalorien) gemeint sind. 1 Kilokalorie (kcal) ent-spricht 4,18 Kilojoule (kJ).

Die folgende Übersicht zeigt den biologischen Brennwertder Nährstoffe. Fett hat bei gleicher Menge mehr Kalorienbzw. Kilojoule als Eiweiße oder Kohlenhydrate.

Energiegehalt der Nährstoffe

Nährstoff Energiegehalt pro Gramm in Kalorienbzw. Kilokalorien (kcal)

Energiegehalt pro Gramm in Kilojoule (kJ)

Fette 9,3 kcal 40 kJ

Eiweiße 4,1 kcal 17 kJ

Kohlenhydrate 4,1 kcal 17 kJ

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Die beiden wichtigsten Energielieferanten der Nahrungsind Kohlenhydrate und Fette. Eiweiße liefern zwar auchEnergie, dienen aber überwiegend dem Baustoffwechselund nicht so sehr dem Energiestoffwechsel des Körpers.Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt,

dass die gesamte Energiemenge, die an einem Tag zu-geführt wird, zu etwaz 55 bis 60 Prozent aus Kohlenhydraten,z 30 Prozent aus Fetten undz 10 bis 15 Prozent aus Eiweißen

bestehen soll.

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate sind als Zucker- und Stärkestoffe vor allemin pflanzlichen Nahrungsmitteln, aber auch in Milch undMilchprodukten enthalten. Die in der Nahrung vorkom-menden Kohlenhydrate sind fast ausschließlich aus denEinfachzuckern (Monosacchariden) Glukose, Fruktose undGalaktose aufgebaut. Einfachzucker sind kleine Moleküle,die zu riesigen Molekülen zusammengebaut sein können(sogenannte Polysaccharide). Besonders kohlenhydratreichsind Kartoffeln, Getreideprodukte (Mehl, Brot, Gebäck, Nu-deln, Reis), Süßigkeiten und Obst. Je nach ihrer Molekül-größe werden Kohlenhydrate unterschiedlich schnell vonEnzymen vor allem im Mund und Dünndarm gespaltenund aus dem Darm in den Körper aufgenommen (resor-biert). Kleine Zuckermoleküle werden schnell zu Glukoseund anderen Einfachzuckern abgebaut, die rasch in denBlutkreislauf gelangen und dem Körper zur Energiegewin-nung zur Verfügung stehen. Kohlenhydrate sind die wich-tigsten Energieträger, deshalb werden die kohlenhydrat-reichen Nahrungsmittel auch als »Grundnahrungsmittel«bezeichnet.

tipp

Am besten nehmen Sie mehr als die Hälfte aller IhrerKalorien über Kohlenhydrate auf.

mehr wissen

Das Kohlenhydrat-Einmaleins

z Die Kohlenhydrat-Zufuhr soll dem Energieverbrauchdes Körpers angepasst sein. Wer sich wenig bewegtund wenig Energie für Muskelarbeit benötigt, sollteauch nicht zu viel Kohlenhydrate essen.

z Bevorzugen Sie kohlenhydratreiche Nahrungsmittel,die ausreichend Ballaststoffe (nicht verdauliche Pflan-zenfasern, siehe S. 33) enthalten, z. B. Vollkornbrotstatt Weißbrot.

z Bevorzugen Sie Lebensmittel, aus denen die Kohlen-hydrate langsam freigesetzt werden. Sie führen zueinem langsameren Anstieg des Blutzuckers.

Der glykämische IndexZuckerhaltige Lebensmittel (Süßspeisen, Kuchen, Schoko-lade usw.) und noch stärker zuckerhaltige Getränke (Limo-naden, Nektare, Säfte) führen zu einem schnellen Anstiegdes Blutzuckers. Der Körper reagiert darauf mit einerschnellen Freisetzung des Hormons Insulin aus der Bauch-speicheldrüse. Insulin führt zu einer Steigerung der Gluko-seaufnahme in Muskel- und Fettzellen und zu Kohlenhy-dratspeicherung in Form von Glykogen. So senkt das In-sulin den Zuckerspiegel rasch wieder und hat dabei sogareinen überschießenden Effekt, sodass der Blutzuckerspie-gel unter den Ausgangswert sinkt. Genau in diesem Mo-ment stellt sich der Hunger wieder ein. Insulin steigert aber

Sich vernünftig zu ernähren, ist sinnvoll

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nicht nur die Glukoseaufnahme, sondern fördert gleichzei-tig die Fettspeicherung und hemmt den Fettabbau. Bei ho-hem Insulinspiegel schreit Ihr Körper: »Fett speichern! Fettspeichern!«

Nach dem Verzehr von Lebensmitteln, aus denen die Koh-lenhydrate langsamer freigesetzt werden, steigt auch derBlutzuckerspiegel langsamer an. Die schnelle und über-schießende Insulinreaktion bleibt aus und damit auch dasprompte Hungergefühl. Bei Übergewichtigen hat sich dieUmstellung auf Nahrung mit niedrigem glykämischen In-dex (siehe unten) als wirksame Maßnahme zur Gewichts-reduktion erwiesen. Zu den Lebensmitteln mit langsamerFreisetzung zählenz Misch- oder Kleiebrot, Vollkornbrot,z Vollkornnudeln, Naturreis,z Hülsenfrüchte, frisches Obst und Gemüse.

Der glykämische Index eines Lebensmittels zeigt an, ob eszu einem schnellen oder langsamen Anstieg des Blutzu-ckerspiegels führt. Dabei wird die Blutzuckerwirksamkeiteines Lebensmittels mit derjenigen von Glukose (Trauben-zucker) verglichen, die einen glykämischen Index von 100hat. Für Ihre Ernährung sollten Sie Nahrungsmittel vorzie-

Glykämischer Index verschiedener Nahrungsmittel

Lebensmittel glykämischer Index Lebensmittel glykämischer Index

Malzzucker (im Bier) 110 Nudeln 55

Glukose (per Definition) 100 Mischbrot 50

Kartoffelchips 95 Naturreis 50

Popcorn 85 grüne Erbsen 50

Haushaltszucker 75 Vollkornnudeln 40

Schokoriegel 70 Vollkornbrot 35

gekochte Kartoffeln 70 Hülsenfrüchte 35

Graubrot 65 frisches Obst 30

Bananen 60 frisches Gemüse 15

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hen, die einen glykämischen Index unter 60 haben, dennsie führen nicht zu einer überschießenden Insulinproduk-tion mit kurzfristigem Hungergefühl.

Nach einer Portion Hülsenfrüchte (niedriger glykämischerIndex) steigt der Blutzucker (Blutglukose) deutlich weniger

an als bei Zufuhr der gleichen Menge an Kohlenhydratenaus Brot oder Cornflakes (höherer glykämischer Index).Auch der Grad der Verarbeitung spielt eine Rolle: Nicht er-hitztes Getreide (z.B. Getreideflocken) hat einen deutlichgeringeren glykämischen Index als erhitztes Getreide inVollkornbrot.

Eiweiß

Das Eiweiß (Protein) der Nahrung wird in Magen und Darmin seine Grundbausteine, die Aminosäuren, gespalten undin dieser Form in den Körper aufgenommen. Der größte Teilder Aminosäuren wird zum Aufbau von körpereigenenEiweißen verwendet. Die 20 Aminosäuren, die der Körperin Proteine einbauen kann, werden auch proteinogeneAminosäuren genannt. Es gibt Aminosäuren, die dermenschliche Körper nicht selbst bilden kann und mit derNahrung zuführen muss. Sie werden als essenzielle Ami-nosäuren bezeichnet. Aber auch die meisten anderen Ami-nosäuren gehen in den Eiweißaufbau über. Nur die »über-schüssigen« Aminosäuren werden zur Energiegewinnungverbraucht. Die meisten Funktionsmoleküle des Körperssind Eiweiße:z Enzyme und Hormonez Immunglobuline (Antikörper), Blutgerinnungsfaktorenz Transporteiweiße (u.a. für den Fetttransport)z Speichereiweiße (u.a. für die Eisenspeicherung)z Struktureiweiße (z. B. in den Muskeln und Sehnen)

Als Faustregel für den Tagesbedarf gilt:ungefähr 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körperge-wicht. Bei 60 Kilogramm Körpergewicht wären dies rund50 Gramm. Doch keine Sorge, mit einer ausgeglichenen,gesunden Kost ist die Empfehlung leicht umzusetzen.

mehr wissen

Das Eiweiß-Einmaleins

z Nahrungseiweiß wird in unterschiedlichen Mengen zuKörpereiweiß umgebaut. Nahrungseiweiße sind biolo-gisch umso hochwertiger, je mehr essenzielle Amino-säuren sie liefern (biologische Wertigkeit). Eiweißetierischer Herkunft (Fleisch, Milch, Eier, Fisch) sind indiesem Sinne hochwertiger als Eiweiße pflanzlicherHerkunft. Die verschiedenen Nahrungseiweiße ergän-zen sich gegenseitig und erhöhen so die biologischeWertigkeit. Gute Kombinationen sind z. B. Kartoffelplus Ei, Getreide plus Milch oder Bohnen plus Mais.

z Da aber tierische Lebensmittel mehr Fette und vorallem mehr Arachidonsäure (eine Vorläufersubstanzvon Entzündungsbotenstoffen, siehe S. 20) enthaltenals pflanzliche, sollte mehr als die Hälfte der Nah-rungseiweiße aus Pflanzen stammen. Neben einheimi-schen Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen, Linsen) sindbesonders Sojabohnen und daraus hergestellte Pro-dukte (z. B. Tofu) wertvolle Eiweißlieferanten. AuchVollkorngetreide und Kartoffeln enthalten Eiweiß,Kartoffeln zwar nur 2 Gramm pro 100 Gramm, dochKartoffeleiweiß hat einen hohen Anteil essenziellerAminosäuren.

z Beachten Sie auch, dass mit tierischem Eiweiß (fettesFleisch, Wurst, Käse) oft zusätzlich unerwünschtesFett und Cholesterin zugeführt werden.

z Eine Eiweißüberernährung, wie sie beispielsweisezum »Muskelaufbau« propagiert wird, führt ohne sehrintensives Muskeltraining nicht zu einer Zunahmeder Muskelmasse und ist nicht empfehlenswert.

Sich vernünftig zu ernähren, ist sinnvoll

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