UnAufgefordert Nr. 119

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Die S April I tudentinn

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Das ist Ausgabe Nummer 119 der Studentenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin vom 17. April 2001.

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Die S Apr i l

I tudentinn

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. . i. Neu

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Editorial Oh, wie schon. Der Frühlin ist da und eben kommt der Florian* vom Lafayette mit einer Flasche Moet e i Chandon in die Redaktionsräume Es gibt noch Hoffnung. vorhin war die BAföG-Empfänger-Frakti der Redaktion da und kreischte: ,,Macht mal was Sozialkriti- sches." Ja, ja, die Armen. Gut, dass sie bald wieder weg müssen Die müsse ja noch abends in der Kneipe arbeiten oder ihren Kindern die Hipp-Gläse warm machen. "Die haben es wirk- lich schwer", sagt Benjamin von* und guckt auf seine neuen Budapester Schuhe. ,,Ja, wirk- lich, die haben es richtig schwer!" ,,Dann lasst uns was Arm-Reiches machen", meint Flori- an*. ,,Mit viel Emotion", ruft Ariane*. ,,Stellt Euch vor: Ich habe gestern einen gesehen, der muss noch Kohlen schleppen." ,,Das gibt es?" ,,Ja!" ,,NEIN!!" ,,DOCH!!!" ,,Du pass auf, Ariane*. Du machst eine Live-Reportage von dem Kohlen-Träger.' ,,Geil4', stöhn Benjamin von*. ,,Wisst Ihr, was wir dann machen?! Ariane* schickt alle zwanzig Minuten eine SMS, wie es dem Kohlen-Träge geht, und das drucken wir so ab. Das gab's noch nie.u ,,Geni- al!" Florian* schenkt nach. ,,Warum wollen die eigentlich jetzt was Sozialkritisches?", fragt Benjamin von* zwischen zwei Züge einer frisch angeschnittenen Cohiba. ,,Nun hö doch mal aur , schimpft Ariane*. ,,Die Kinder in Afrika haben auch immer Hunger, selbst wenn kein Live-Aid-Concert ist!" ,,Jetzt verwechselt Du.aber die Parameter!" ,,Na gut." Elke* kommt herein. ,,Hallöchen Was macht ihr." ,,Was Sozialkritisches übe arme Studen- ten.' ,,Geile Scheiße Mit Tränen? ,,Ja, voll den Sozialkitsch!" ,,Mit einer Hart-am-Leben- Reportage?" ,,Ja! Ariane* kennt einen. Kohlen-Träger!' ,,Ist nicht wahr!" "DOCH!" ,,NEIN!!" ,,WAHNSINN!!! Das schicken wir ein fü den Theodor-Wolff-PreisSm Florian* schenkt nach. ,,Aber Kinder, wir brauchen noch was fü die Zielgruppe!'' ,,Was haben wir denn?" ,,Ich habe einen anonymisierten Bericht übe '-", der behauptet, ein Stupa-Mitglied zu sein." "Nein!" ,,DOCH!!" ,,ABGEKUHLT!!!" ,,Toller Schocker fü die Zielgruppe/ ,,Was ist noch da?" ,,Ein Rätse auf Seite 44." ,,Weiter?" "Leserbriefe aus der Zone." ,,Hat die jemand Korrektur gele- sen?" ,,Was noch?" ,,Neue Projekttutorien!" ,,Isses wahr?!" ,,Ja!' "Haben wir das exklusiv?" ,,Elementary, my dear Watson!" Benjamin V.* zerdrück die halbgerauchte.Cohiba . ,,Ich habe übrigen noch was", ruft Elke*. ,,Nicht noch einen Sozialschocker. Das könne wir dem Leser nicht zumuten!'' "Nein, eine Ratgeberinfo übe Steuererkl~rungen im Grundstudi- um." ,,Nein?!" ,,DOCH!" ,,HER DAMIT!!" Florian* schenkt nach.

UnAufmdordert April 2001

* Name von der Redaktion geänder '-" anonymisierter Studentenpolitiker

Kleine aufsteigende Ralltreppe bietet:

Mitfahrgelegenheit f i r alle StudentInnen7 die erstmals '

recherchieren, interviewen und layouten wollen. Ein Meister ist noch nicht vom Himmel gefal- ,

len, aber wir bieten Euch den Einstieg. Wenn Ihr also

neugierig seid auf Journalismus an Eurer Universität

dann besucht die groß Redaktionmitzung am 30.04.017

um 1 8-00 Uhr im Raum 3022. Hier treffen wir uns auch

jeden Montag um 18.00 Uhr zur Redaktionssitzung.

Ihr seid herzlich eingeladen!

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Inhalt Njuhs, Kommentar, Bauvorhaben 5

,,Es ist schwierig, ja!" 8 HU-Präsiden Jürge Mlynek übe die Hochschulverträg

Ausleihstatus; Abbestellt 9 Die Berliner Bibliotheken stehen vor der Pleite

Die Leute hinter den Listen des Stupas

Kippt der Osten? 11 Rechtsruck an den Universitäte Ostdeutschland

X Die armen und die reichen Studenten 12

,,Die Realitäte werden verdrängt 17 Die PDS-Abgeordnete Maritta Böttche zum neuen BAfö

Bin ich reich? - Bin ich arm? 18 Studieren zwischen Sekt und Selters

Jenseits des Hörsaal ... 20 Was Professoren übe arme Studenten denken

Njuhs, eMail aus...

Projekttutorien an der HU - Berlin

Raider heiß jetzt Twix Der Master bringt den Talar zurüc

Spezial Studieren in ... Paris

Njuhs 2 6

Onomastische Friedhofspfleger 2 7 Jürge Udolph erklärt warum man heißt wie man heiß

schwarz auf weiß neue Büche 28

Wer braucht eigentlich ... das Institut fü Transakustische Forschung

K Njuhs, Weggehen

kinoclub

Oscar Fur Nunderkindev Das diesjährig SehSüchte-Festiva in Potsdam

Kein Shoppen - Kein Ficken Neuropolis - Studentisches Theater in Berlin

MUT â‚ leise

Herzblut: Ein Interview mi t Subway t o Sally

schwarz auf weiß neue Büche

Metropolen in Europa: Wolfurt i n Österreic

Katechismus des Studenten W11

Tips & Termine Rätse Liebesbriefe Impressum

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Kein Interesse am Rechnungshof

1 Zeit andere Problemei8, sagte die Spre- cherin der Senatsverwaltung Kerstin Schneider auf Anfraqe. Das Präsidialam

Nach Abschluss der Prüfunge des Ber- l iner Landesrechnungshofes bei den Asten vonTU, FU, FHTW und beim RefRat der HU haben die Berichte des Rech- nungshofes einigen Wirbel ausgelöst Zwar gelobten bis jetzt alle untenuch- ten Studentenvertretungen, die in den Berichten aufgezeigten Mänge in der Haushaltsführun und -verwendun9 zu beseitigen (siehe die letzten UnAufs), je- doch sorgen Ungenauigkeiten der Rech- nungsprüfe dafür dass insbesondere der RCDS den Asten weiter ,,umfangreiche Ausgaben fü nicht hochschulbezogene Zweckew zu Lasten legt und dies mit Bei- spielen unterlegt, die genau diesen Vor- wurf nicht belegen. So hat der AStA der F H W 1998 eine Rechnung übe 4.352 Mark fü einen Besuch im Berliner Lu- xushotel ,,AdIon1' abgerechnet. Allerdings nicht, wie vermutet, um damit die eige- ne Selbstherrlichkeit zu demonstrieren, sondern, so Finanzreferent Markus Weyh vom AStA der FHW, um dort gemein- sam mi t Vertretern der Wirtschaft die Vorbereitung eines WirtschaftsSym- posiums an der Fachhochschule zu be- sprechen. Auch der Vorwurf, der Finanz- refefcnt des MfRats der HU habe sich rechtswidrig bereichert, ist falsch. Der Rechnungshof hatte bei seiner Prüfun nicht erkannt, dass die im Haushalt aus- gewiesenen Honorare nicht fü eine Per- son, sondern fü das gesamte Finanz- referat (drei Mitarbeiter) gelten. Bei den eigentlichen Adressaten der Rechnungs- hofberichte, den Uni-Leitungen und der Senatsverwaltung fü Wissenschaft, sind die Berichte bisher jedoch noch nicht wahrgenommen worden. ,,Wir haben zur

Magister mit Kredit Das Bundesbildungsministerium bietet seit dem I. April Studenten in der Ab- schlussphase ihres Studiums einen zins- günstige Kredit. Das Darlehen wird übe eine Laufzeit von bis zu 24 Mona- ten gewähr und beträg monatlich 300 Euro (587,75 Mark). Der Kredit, den das Ministeri m in Zusammenarbeit mi t der 'L Deutschen usgleichsbank und dem BumJesverwaltungsamt gewährt soll Studenten in besonderen Situationen, wie bei der Finanzierung besonderer Ex- kursionen, Praktika im Ausland oder bei der Beschaffung teurer Studienmate- rialien helfen. Die Rückza'hlun muss nach vier Jahren in monatlichen Raten von 120 Euro erfolgen, der Zinssatz be- t a g t 6,lQ Prozent. Mehr Informationen

~ie~Bildungskommission der von den Grüne getragenen Heinrich-8011-Stif- tung hat in einem Ende M2rz vorgestell- ten Konzept angeregt, dass Eltern mi t einem Bildungskonto den spätere Le- bensunterhalt ihrer Kinder und mögli che Gebühre währen der Ausbildung finanzieren sollen. M i t dem wgenann- ten Bildungssparen sollten die Eltern möglichs schon vom ersten Lebensjahr ihrer Kinder an beginnen. Grundsätzlic

1 sollen aber alle Bildungsangebote vom Kindergarten bis zum Abitur und die erste Berufsausbildung frei von Gebüh ren bleiben. An den Hochschulen soll es jedoch nach Meinung der grüne Bil- dungspolitiker ein System von Bild- ungssparen, Bildungskonten und -gut- scheinen geben. Das Bildungssparen solle vom Staat ebenso begünstig wer- den wie das Bausparen. Der Kommissi- On gehöre unter anderem die ehema- lige Berliner Schulsenat~r in Sybille Volkhokz und Jens eich an. Die SPEI hat unterdessen angekündigt dass sie an ihrem Verbot von Sludienge-, bühre fUr das Erststudium festhalten will. Auf dem SPD-Parteitag im Novem- ber in Nürnber wolle die Partei einen entsprechenden Leitantrag beschließen der auch weiterhin ein gesetzliches Verbot der Gebüh im Rahmen einer Novelle des Hochschulrahmengesetzes fordert. rn

a f e s s ~ r e n protestieren hdb& &L % deutsche Hochschulprofessoren

haben Ende Mär in einer vierseitigen Anzeige in dm &ankfurter Allgemeine Zeitumjn (FAZ) gegen die R n e zur Dienst- rechtsrefortn der Runcksqkrung prote- s t i e Falls die Bundesregierung ihre Plä ne nicht sofort zurücknehme so die Pro f~soren~ drcthe den Universitäte eine Abwanderung ihrer Spitzenkräfte Hinzu komme ein ~ ~ e r ~ à ¼ t u n ~ s d e f i z i t ' da die Plän des Bundesbildungsministeriums eine Gehaltsabsenkung der Hoehschulleh- rer um monatlich 1.500 Mark voehen. Diese Vorwürf wurden seitens des Mini- steriums als ,,unseriÖs und ,,falschn zu- rückgewiesen Die 1.500 Mark niedrigere Gehaltsstufe sei lediglich eine Unter-

grenze, die nicht unterschritten werden dürfe Unterdessen hat Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn angekündigt nicht auf dem von ihr geforderten "Verbot" der Habilitation zu bestehen. Zwar solle der Nachweis der Qualifikati- on fü das Profusoreh-Amt in Zu- kunft übe d e geplante Junior-Pro- fessur erfolgen, eine Habilitation sei aber zudem weiterhin m6glich. Der Deutsehe Hochschulverband, der die Anzeigenaktim in der FAZ orga- nisiert hat, kündigt fü die zweite Aprilhälfi weitere Aktionen dieser, Art an, wenn die Forderungen der Professoren nicht gehör würden Eine vierseitige Anzeige in der FAZ kostet rund 240.000 Mark.

U.nAufgahrde~ April 2001

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Jm Mai a u f ~ & ~ ~ t d k ~ l

Die Studentenrät der Universitäte Jena, Leipig und Halle planen gemein- sam mi t dem Freien Zusammenschluss der Studentenschaften (fzs) fü den 16. Mai einen bundesweiten Aktionstag, um so die ,,Studiensituatimen in Deutsch-

, ' , ' ),

landu zu verbessern. Geplant seien de- zentrale Frotestaktio~en an möglichs vielen t 4 o c h w h ~ I s ~ d o r t e n . Mt dem Aktionstag solle, so Markus Lormz vom Studentenrat Leipzig, ,,gegen neoliberale Hmhscitulpotitik, gegen die geplante Ein- führun von Studiengebühre und ge: gen Einschränkunge der Verfassten Studierendenschaft d u r a neue Hoch- schulgesetze i n dem Länder protestiert werden", Die Kourdination des Aktions- tages liegt beim f s und beim Studm- tenrat in Leipzig.

Lust und Frust in Adlershof 69 neue Firnen haben stch im Jahr 2000 in M l m h o f angesi+It. Damit arbeiten jetzt i ~ g e s a m t 358 Firnen mi t etwa 3.600 Mitarbeitern am Wissenschafts- und Wirts&a&Wndofl Adl~rshaf umi erwirtschaftetefi hier im vergmgenen Jahr einefi Umsatz von 750 Miliiofien Mark. Damit Mi, m Wirtschaftssenator Wolfgang Eranoner (CDU), Adlwshf ein ,,Motov fü das weitere Wirtschafts- wachstum der gesamten Hauptstadt- region", Aikrdings miisse der Staridort i n den nachsten Jahren mit weniger För dergeldern auskommen, was sich haupt- sächlic auf dik Infrastruktur auswirken werde. Der kiU-UniVe~itätSleitUnt &&t

inzwischen der wachsende Frust ihrer Mitarbeiter in Adlershof Sorgen. Diese fühle sich schon heute ,,weit weg vom Rest der Unp und mi t ihreh Problemen allein gelassen. So grassiert unter den ,,Adlershofernu die Angst, dass die S- Bahn ihren Takt der Züg nach Adlers- hof verlänger Mnnte, ebenso sei die geplante Verlängerun der StraBenbahn wiederabgesagt worden. Die Uni-Leitung m6chte zur Hebung der Moral @b dem Somme~ernester auch L&weranstaltun- gen der t3eisteswissenschaften in Adlers- hof durchführen um kein weiteres Ge- füh der Istdation aufkommen zu lassen. Bisher gibt es jedoch noch keine Ange- bote fü derartige Veranstaltungen. rn

Regionale Aligemeinpolitik Dem Refefentlnnenrat (RefRat) der Humboldt-Universitä ist bei seinem Be- mühe um ein allgemeinpolitisches Mandat fQr die Studentenschaft ein Teilerfolg gelungen. Das BerJiner Ver- waltungqericht hat Anfang Mär einen Qrdnungsgeldantrag der Kläge in H ~ h e von m.000 Mark auf 5.000 Mark redu- ziert. Die Kläger elf Studenten der HU, die seit nunmehf anderthalb Jahren ge- gen allgemeinpiitische Außerunge des RefRats, des Sttidenbflparlaments und seiner Publikationen klagen (siehe die letzten UnAufs), hatten Artikel und An- zeigen in der RefRat-Zeitung ,,HUch!" und Aufrufe des StuPas und des RefRats zu Demonstrationen gegen die NPD als Verstoà gegen die im Novcmber 1999 verhängt einstweilige Anordnung ge- sehen, konnten sich damit jedoch vor Gericht nur teilweise durchsetzen. So sah das Gericht eine Satire übe die CDU-Vorsitzende Angela Merke1 als all- . gemeinpolitische Äußerun nicht je- doch einen von den Kläger ebenfalls inkriminierten Artikel übe den Vorsit- zenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel. Auch die Aufrufe des RefRats und des Studentenparlaments zu De- monstrationen gegen einen NPD-Auf- marsch vor der Uni wertete das Gericht nicht als Allgemeinpolitik. Diese Aufru- fe, so das Gericht, fallen vielmehr unter einen räumlic ausgeweiteten Hoch- schulbereich, der nicht als allgemeinpo- litisch anzusehen sei. Der RefRat hat nun auch gegen das Restordnungsgeld von 5.000 Mark Beschwerde eingelegt. Dies sei notwendig, so Bi l l Hiscott vom RefRat, um die ,,Widersprdche, in die sich das Gericht jetzt verwickelt hat, zu klären'

Apri l 200 1 U n A u f g e f o r d e r i

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schimmer fü einen Erhalt des Stu- dentendorfs. Damit könnt auch die sich Uni-Bibliotheksbaustopp

. Sowohl der Neubau einer Universitäts bibliothek fü die TU als auch der fü die HU gehen nicht voran. Die Turbu- lenzen bei der Ausschreibung des Neu- baus fü die TU (der Ausschreiber hatte klar eine Berliner Baufirma im Einzugs- bereich der Bankgesellschaft Berlin be- vorteilt) haben zu einer unabsehbaren Verschiebung des Baubeginns und noch nicht überschauba Mehrkosten geführt Sollte sich der Beginn des Neubaus so verzögern dass fü die TU nicht vorge- sehene Mietkosten entstehen, will die Universittit das Land Berlin f i i r die ent- standenen Kosten haftbar machen. Auch der Neubau der HU-Unibibliothek kann nicht wie vorgesehen dieses Früh jahr beginnen. Zum einen beharrt die Senatsbauverwaltung auf der Ausschrei- bung eines Architektenwettbewerbs (der bisherige Architekt kommt aus Hamburg), zum anderen sperrt sich die Bahn, ein fü den Bau beniltigtes Grundstüc ohne wei- teresfreizugeben. Der Neubau solLan der Geschwister-Scholl-StraEe hinter den S- Bahn-Böge errichtet werden. Aus ihrem jetzigen Standort muss die Unibibliothek bis spätesten 2005 ausziehen.

anbahnende Wohnheimkrise in Berlin gelös werden. Nach Angaben des Stu- dentenwerks stehen in der Stadt wegen nicht mögliche Sanierungen von Wohn- heimen aufgrund der Kürzunge des Se- nats ab Juli keine freien Wohnheimplätz mehr zur Verfigung. Studenten von der Selbstverwaltung des Dorfes haben dem Senat im Mär ange- boten, das Dorf mit seinen übe 1.000 Wohnheimplätze fü den symbolischen Preis von einer Mark zu kaufen und selbst zu sanieren. Schlachtensee wurde in den 50er Jahren zum größt Teil aus US-

Studentendori

Usbekische Lernhilfen und Schlachtcnsce

finnische Löwe Spenden errichtet, ein Verkauf sollte dem Senat 23 Millionen Mark bringen. Die Studenten haben fü ihre Kaufplän ein Konzept vorgelegt, mit dem sie nachwei-

Personalia: Ayfer Durdu, Studentin am In- stitut fü Afrika- und Asienwissenschaf- ten, hat einen der ersten Preise fü "Gute Lehre" an der HU gewonnen. Durdu hat Videoclips zum Erlernen von Ÿar und Usbekisch entwickelt. Eberhard Conradi, emeritierter Leiter der Klinik fü Physio- therapie der Charitk, hat den Orden ,,Fin- nischer Löwe erhalten. Die Auszeichnung bekam er fü seinen Einsatz fü die K r - derung der Saunakultur in Deutschland. Günte Storck, Vorstandsmitglied der Schering AG und Senator der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie weiterer Stiftungen, ist neues Mit- glied des Kuratoriums der HU. Storck folgt der bereits 1999 ausgeschiedenen Dag- mar Schipanski, die jetzt Wissenschafts- ministerin in Thüringe ist. @

jot

sen, dass sie das Dorf im Gegensatz zum Studentenwerk kostendeckend und so- gar gewinnbringend betreiben können Allerdingsvermuten die Studenten, dass sich der Senat intern bereits auf einen Investor geeinigt habe, obwohl.dieser erst kurz vor Ostern bestimmt werden sollte. Johannes Prüfhe von der Selbstverwal- tung hofft, trotzdem mit dem studenti- schen Konzept Erfolg zu haben. ,,Falls Berlin unsere eine Mark nicht reichtu, so PrüUncr ,,haben wir auch noch Spender i n der Hinterhand." Eine endgültig Entscheidung übe die Zukunft des Studentendorfs ist noch vor der politischen Sommerpause im Juli geplant. a

Studentenkommune Schlachtensee Nachdem Berlin den Verkauf des Stu- dentendorfs Schlachtensee beschlossen hat, gibt es nun doch einen Hoffnungs-

UnAufgefordert Apr i l 200 1

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HU-Präsiden Jürge Mlynek übe die Verhandlungen zur Verliingerung der Hochschulverträg

UnAuf: Herr Mlynek, am 5. April haben Sie die Verhandlun- gen zur Verlsngerung der Hochschulverträg bis 2005 abge- schlossen. Wie ist es denn gelaufen?

Mlynek Wir haben versucht, uns mi t der Senatsverwaltung fü Wissenschaft auf einen fü beide Seiten tragfähige Kompro- miss zu einigen. Aber die Senatsverwaltung muss dann noch mit dem Finanzsenator sprechen und die Situation der Finan* Zen in Berlin ist gegenwärti bekanntermaße außerordent lich schwierig.

Wie sieht der Kompromiss aus?

Wir haben uns auf eine Erhöhun der Mittel fü die Personal- kosten geeinigt, wahrscheinlich wird es hier ein Plus um 1,5 Prozent geben. Weiter gibt es bei den Sachausgaben einen Inflationsausgteich; angedacht ist hier 1 Prozent. Darübe hin- aus sollen die zusätzliche Pensionskosten erstattet werden.

Klingt nicht so toll! Eigentlich brauchen die drei ~niversi tä ten i n den nächste drei Jahren zirka 350 Millionen Mark zusätzlich

Es ist schwierig, ja. Und in der Tat brauchen wir zusätzlich Investitionsmittel. Hier haben wir in den letzten Jahren nur 18 Millionen Mark erhalten, das reicht nicht. Wir brauchen deut- lich mehr, weil wir dringend Gerät ersetzen und Gebäud in- stand setzen mŸsse und weil an allen drei Universitäten an TU und FU mehr als an der HU. in den nächste Jahren eine Welle von Neuberufungen beginnt. Das alles wird von der Wissenschaftsverwaltung als Problem erkannt, hoffentlich er- kennt dies auch der Finanzsenator.

Wie groà sind Ihre Sorgen?

Die Sorgen sind groß Die Politik in Berlin wird Prioritäte set- zen müssen Wissenschaft ist fü Berlin einer der wichtigsten

Zukunftsfaktoien. Neue Arbeitsplätz in Berlin entstehen wissenschaftsbasiert, Wissenschaft in Bertin ist ein Wirtschafts- faktor, dies muss die Stadt begreifen. Und - es klingt zwar abgegriffen, bleibt aber notwendig - Berlin braucht eine Visi- on als Wissenschaftsstadt.

Sie haben m i t ihren ~ o l l e ~ e n von FU und TU beim Regieren- den Bürgermeiste vorgesprochen. Wil l Diepgen den Hoch- schulen jetzt helfen?

Wir haben mi t Diepgen übe die Möglichkei eines Lehrstuhl- erneuerungsprogramms gesprochen. Berlin hat 'mit den jetzt anstehenden Neyberufungen eine einmalige Chance, sich fü die nächste zwanzig, dreißi Jahre als Wissenschaftsstandort zu profilieren. Hierfü sollte der Senat von Berlin zusätzlich Beträg zur Verfügun stellen, um so Spitzenberufungen zu ermb@lichen.

Die Senatsverwaltung wi l l einen Teil ihrer Mit tel leistungs- bezogen vergeben. Da schneidet die HU nicht so gut ab.

Die Humboldt-Universitä steht auf der Basis des jetzt bewer- teten Zahlenmaterials, dies betrifft die Jahre 1996-1998, in der Tat nicht so gut da. Hier haben wir offensichtliche Defizite in der Lehre und bei der Einwerbung von Drittmitteln gehabt, das werden wir 8ndern müssen um nicht zum Nettozahler fü die beiden anderen Universitäte zu werden.

Ihr anderes Problem heiß Charit6. Die SPD wil l 150 Mill io- nen Mark bei den Unikliniken sparen.

Ja, aber keiner kann erklären wie diese Summe zustande kommt und wo gespart werden soll. Trotzdem bleibt diese Zahl eine Bedrohung fü die Universitätsmedizi in Berlin. Wir werden die jetzt wieder beginnenden Planspiele um eine medizinische Hochschule oder um eine weitere Fusion jedoch nicht mitspie- len. Die Charite ist und bleibt integraler Bestandteil der Hum- boldt-Universität

\Bjiebe eine Schließun des FU-Klinikums Jenjamin Franklin" ... es gute Argumente gibt. Ich denke, beide Klinika

sollten sich - wo möglic - noch stärke vernetzen. In diesem Punkt sollten sich beide Häuse noch einmal zusammensetzen und Synergieeffekte sowie ihre Einsparpotentiale überprüfe Diese Gespräch müsse wir aus Eigeninteresse, aber auch an- gesichts des politischen Drucks führen Denn nicht nur die SPD, auch die CDU möcht offenbar im Klinikbereich weiter sparen.

Herr Mlynek, Sie sind jetzt seit sechs-'Monaten Präsiden und haben i n dieser 2eit ausgiebig Gelegenheit gehabt, die sehr eigenen politischen Verhältniss Berlins kennenzuler-

l nen. Haben Sie den Umzug nach Berlin schon bereut?

Mir geht es eigentlich ganz g u t Ich habe den Wechsel bisher nicht bereut. Stören ist allerdings die Unberechenbarkeit der politischen Verhältnissei Berlin. Es ist nicht so leicht, sich auf das zu verlassen, was öffentlic kundgetan wird. Deswegen sind auch die Hochschulverträg fü uns sehr wichtig: Sie geben uns das Stüc Planungssicherheit, was sonst fehlen würde

Wir danken fü das Gespräch  Die Fragen stellten jo t und trp.

April 2001 UnAufBrfordwÃ

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Die Berliner Bibliotheken stehen vor der Pleite

einen Zeitschriftenartikel fŸ ein Seminar zu finden, kann leicht zur Auch die Berliner Stadtbibliothek mi t ahren Odyssee werden. Wenn man Glüc hat, dauert die Recherche einen Tag ihren zahlreichen Bezirksbibliotheken

Zeitschrift ist nicht abbestellt. Zukünfti wird die Situation noch kata- ist seit Jahren.vom Sparzwang betrof- er werden, denn die Bibliotheken müsse weiter sparen. fen und kann die Beständ nicht hal-

ten. ,,Der Zustand ist absolut kritischu, iversitätsbibliothe der Humboldt-Universitä muss im sagt Generaldirektorin Claudia Lux, .in vielen Bibliotheken

n Haushaltsjahr 540 Zeitschriftentitel abbestellen. Bei wird reines Krisenmanagement betrieben." Das gelte auch aben fü Monographien müsse gegenübe 1999 mehr fü die Berliner Universitätsbibliotheken die kaum noch

2 s zwei Millionen Mark eingespart werden. handlungsfähi seien. Wenn die Politik nicht umgehend rea- Die Senatsverwaltung kürz seit drei Jahren den Etat - bei giere, warnt Lux, entstünde irreparable Schäde fü die Bi-

\ gleich bleibenden Personalkosten. Also bleibt fü die Biblio- bliotheken, die auch den von Politikern aller Parteien ge- thek Jahr fü Jahr weniger Geld zur Beschaffung von Bücher rühmte ,,Wissenschaftsstandort Berlin" zunehmend ad und Zeitschriften. Zudem qibt es bei vielen Zeitschriften ein absurdum führe würden

legen, was" wir abbestellen", sagt der Direktor der Universitäts bibliothek der HU, Milan ~u la ty . ,,An Neubestellungen ist gar nicht zu denken." Da wirken auch die 500.000 Mark, die er fü 2001 zusätzlic erhalten hat, nur wie der Tropfen auf den hei- ße Stein. Letztlich bedeutet dieser Zuschuss lediglich, dass etwas weniger Titel abbestellt werden müssen Der Erwerbungs- etat fü die Bibliothek ist seit 1993 von zirka 11 Millionen Mark auf jetzt 4,5 Millionen Mark gesunken. "Das ist zuviel zum

, Sterben und zuwenig zum Leben", klagt Bulaty. Damit sei auch I die Qualitat der universitäre Ausbildung in Gefahr, dies scheine

aber kaum jemand wahrzunehmen. ,,Warumm, fragt sich Bulaty, "werden in Deutschland eigentlich nie die Bibliotheken in den Uni-Rankings bewertet? In den USAsind die Bibliotheken maß geblich fü das Ansehen der Hochschule, dort sehen auch die Professoren die Bibliothek als zentralen Punkt der Universi- tat." In Deutschland gebe es dagegen kaum Interesse fü den katastrophalen Zustand der Bibliotheken, obwohl dies in den Augen Bulatys einer der maßgebliche Faktoren u.a. fü die extrem lange Studiendauer in Deutschland ist.

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stärkste von Preiserhöhunge und Kursschwankungen betrof- Lux hofft auf ein Umdenken in der Politik. Doch trotz des &sind. meinsamen Protestes der Bibliotheken und des Börsenver

deutschen Buchhandels Ende letzten Jahres unter- Stu-dienqualitä gefährde die politische Seite bisher kaum etwas. Gewiss, es gibt

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1, "Die Situation hat sich so zugespitzt, wieder Notprogramme (der Bundestag hat Ende Mär

wieder eines auf den Weg gebracht), jedoch, so Lux' Forde-

Preissteigerung von bis zu 20 Prozent, die Verlage we- gen ihrer Monopolstellung auf dem Markt den Biblio- theken aufdrücke können So beläuf sich der Preis fü manchesZeitschriftenabo pro Jahr auf 20.000 Mark und mehr.

Auch durch den seit der Einfiihrung des Euro per- manent hohen Dollarkurs entstehen Mehrkosten in Höh von bis zu 30 Prozent, da viele Titel aus dem englischsprachigen Ausland, besonders aus den USA, zu Dollarpreisen eingekauft werden müssen Wenn nicht gut ein Drittel des Etats der Universitätsbiblio . thek der HU. das sind rund 1,5 Millionen Mark, von der i Semens-~tiftung getragen würde ginge gar nichts \mehr. Allerdings werden die Siemens-Gelder nicht gleichmäß auf alle Zweigbibliotheken verteilt, son- dern gehen nur an die Fachbereiche, die auf der Liste der Stiftung stehen. Da der restliche Etat jedoch zu gleichen Teilen verteilt wird, kommt es zwangsläufi zur Benachteiligungen einzelner Zweige.

Besonders prekä ist die Situation fü die Natur-

rung, müss die Politik umdenken und endlich begreifen, dass die Finanzierung von Bibliotheken eine wesentliche Aufgabe von wissenschaftsorientierter Politik ist. Umdenken müsse ihrer Meinung nach aber auch die Professoren, die immer noch viel zu wenig Verständni fü die Bibliotheken an ihren Hochschu- len haben. Viele Professoren haben ihre eigene Netzwerke, in denen Büche erworben werden. Die Bibliotheken, die auch von den Studenten genutzt werden, kommen in diesen Netzwer- ken kaum vor. Die Universitstsbibliotheken sollten daher in Zukunft von den oft ,,willkürliche Entscheidungen der Uni- versitätsleitungen freigestellt werden und unabhängi übe ihre Etats entscheiden können

Milan Bulaty möcht auf das langsame Umdenken nicht mehr warten: .Wenn alle Studenten sich wehren würden" sagt er und schaut hoffnungsvoll auf den Baukran vor seinem Bürofenster ,,dann würd das Problem am effektivsten in die Öffentlichkei

wissenschaften, da gerade dort die Zeitschriften eine zentrale Rolle spielen, diese gleichzeitig aber auch am

getragen und die politische Seite müsst reagieren. "ro

UnAufgeÇordor April 200 1

siehe auch Kommen-

tar auf Seite 6

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hir.ter den List>en Stupa-Mitglieder, mangelnde Transparenz und Information

Die Stupa-Wahlen haben es wieder einmal deutlich gemacht: Nur ein Bruchteil StuPa etwas zu erreichen, schätz er der Studierenden ist am politischen Leben ihrer Uni interessiert. Als Grund nen- ,,realistisch gesehen", wie er betont, ge- nen viele Studenten mangelnde Transparenz und Informationen übe die uni- ring ein. Er bedauert, dass Anträg sei- internen Vorgänge "Was machen die eigentlich?" fragen sich viele, ,,warum ma- ner Liste of t verschoben oder von der chen die das überhaupt?" oder: ,,was sind das fü Menschen, die wir da w5hlen Tagesordnung genommen werden. ,,Oder sollen?" Deshalb wollte die UnAuf ein paar "Gesichter" hinter den Namen auf den sie werden erst gar nicht besprochen, Listen vorstellen, die sich um unser Geld streiten, und sie selbst erzähle lassen. sehr demokratisch", beklagt er, "aber die

In den Semesterferien ein Stupa-Mitglied fü ein Interview zu gewinnen, ist ein recht schwieriges Unterfangen. Natürlic sind nur sehr wenige und diese nur sehr selten überhaup da. Und die, die dann da sind, wollen nicht so gerne interviewt werden. Immerhin fanden sich kurz vor Redaktionsschluss doch noch zwei willige Opfer: Jonas von der Linken Liste möcht seinen vollen Namen lieber nicht nennen. Heute ist er trotz Seme- sterferien schon seit acht Uhr morgens im Büro obwohl er kaum geschlafen hat. Er sitzt schon zum zweiten Mal im StuPa, reingeraten ist er da aber eher zufällig Denn vorher war er schon RefRat-Mitglied, und da haben ihn die Leute von der Linken Liste gefragt, ob er nicht fü sie kandidieren wolle. Und das hat er gemacht. "Vorher hatte ich vom Stupa noch nichts gehört, erzähl er, ,,aber dann habe ich schon Interesse be- kommen, als ich selbst dabei war."

Er hat sich aber eigentlich nie Illusionen gemacht, im StuPa viel erreichen zu können ,,Das StuPa hat keine wirklichen Möglichkeite der Einflussnahme", meint Jonas. Zwar verfüg es übe einen höhere Finanzrahmen und könn Protest- resolutionen verabschieden, aber das sei es dann auch schon so ziemlich.gewesen. Als negativ bewertet er, dass das StuPa von Einzelpersonen, aber auch von ganzen Listen als politische Bühn genutzt werde. Dies stör ihn besonders, wenn die "Rech- ten" so die Beschlussfähigkei untergraben. Fü die Zukunft würd Jonas sich wünschen dass dem StuPa mehr Mitspra- cherecht in den Gremien zuteil würde Er ist sich sicher: ,,Das würd auch die Wahlbeteiligung erhöhen.

Motivationsprobleme Andreas Rotter ist Stupa-Mitglied fü den RCDS, den Ring Christlich-Demokratischer Studenten. Er studiert im achten Semester Medizin und ist schon seit 1998 dabei. Damals haben ihn auf dem Weg zur Mensa Nord Leute vom RCDS angesprochen und ihm einen Flyer in die Hand gedrückt worauf aufgelistet war, wofü die 150 Mark Semester- gebühre verwendet werden (100 Mark fü Einschreib- gebühren 40 Mark Beitrag fü das Studentenwerk und nur 10 Mark fü die Verfaßt Studentenschaft). ,,Das hat mir nicht so gefallen und da habe ich denen dann eine Kontakt- eMail geschrieben" erzähl er. Auch die anderen Ziele, die sich der RCDS auf die Fahnen geschrieben hatte, gefielen Andreas; außerde fand er die Leute nett. So trat er dann auch in den RCDS ein und lieà sich für StuPa aufstellen und wurde auch gleich in selbiges hineingewählt Bis Fe- bruar diesen Jahres hat er den RCDS geleitet. Fü die gerade vergangenen Wahlen hat er sich trotz abnehmender Moti- vation noch mal aufstellen lassen und wurde auch wieder gewählt ,,Eigentlich könnt die Zeit besser genutzt wer- den", sagt Andreas, denn er arbeitet gerade an seiner Dok- torarbeit.

Die Chancen des RCDS, mit seiner niedrigen Sitzanzahl im

rechts-links-Spielchen kennt man ja, da wird nicht immer nur sachlich vorgegangen."

Fü ihn ist das StuPa in erster Linie "ein Instrument, das den Studenten in die Hand gegeben wird, um mit etwas Geld was zu organisieren." Schwer findet er es, seine ,,Wählerschaft zu motivieren, denn selbst Freunde und Kommilitonen sind schwer an die Wahlurnen zu treiben. "Der Durchschnittsstudent, der wahrscheinlich den RCDS wähle würde interessiert sieh nicht dafür was im Stupa geschieht." Den linken Listen falle es leich- ter, ihr Klientel zu motivieren.

Legitimation des StuPa in Frage gestellt Fü die Zukunft findet Andreas wichtig, dass die Popularitä des Stupa steigt, und bekannter wird, was dort geschieht. Er ist sicher, dass das die Wahlbeteiligung erhöhe würde ,,Mal ein zweistelliger Betrag wär schon schön, meint er sarka- stisch und lacht, und mi t 30.000 bis 60.000 Mark Wahlkampf- budget kann man das seiner Meinung nach durchaus errei- chen. ,,Bei einer Vertretung, die von nur 7 Prozent oder 8 Prozent gewähl wurde, halte ich es fü fraglich, inwiefern sie legitimiert ist, die Gemeinschaft zu vertreten", fugt er hin- zu. "Dieses Problem geht allerdings in der Arroganz derer unter, die die Stimmen haben." Trotzdem häl er seine StuPa- Arbeit fiur wichtig und sinnvoll: ,,Das Feld anderen zu über lassen, geht schließlic auch nicht." m

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Apri l 200 1 UnAufgefordert

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Kippt An ostdeutschen Hochschulen bekennen sich immer mehr Studenten zu rechten Einstellungen

Übe einige Sachen kann Markus Lorenz nur noch laut lachen. Wenn der Mann- heimer Geschichtsstudent wieder einmal gefragt wird, ob er denn mi t Uniform i n die Universitä geht, findet er das nur noch lustig. ,,Ich schneide mir nicht m i t der Rasierklinge durchs Gesicht, trage keine Uniform und renne auch nicht m i t einem Säbe durch die Gegend." Lorenz, der seit drei Semestern an der Universitä Leip- zig studiert, ist Mitglied i n zwei Burschenschaften. 1993 trat er in Heidelberg der ,,Allemanniau bei, die sich dem ,,echten Studentenleben" widmet und als ein eher liberaler Männerbun gilt. 1996 wechselte Lorenz nach Jena und wurde hier Mitglied der ,,TeutoniaU, die sich stolz zu den ,,UrburschenschaftenU zähl und der Kritiker vorwerfen, i n Jena 1999 am 20. April eine ,,FÜhrergeburtstagsfeier ver-

mehr Akzeptanz entgegen gebracht." An der Universitä in Greifswald gibt es seit einem Jahr eine Studentengruppe der NPD. Unter dem Namen ,,national- demokratischer Hochschulverband" ver- sucht man, Studenten der rechtsradi- kalen Partei zuzutreiben. In Jena gehöre Burschenschaften fest zum Universi- tätsallta und haben sich auch in der rechten Szene der Stadt fest etabliert.

anstaltet zu haben.

Immer mehr Studenten, sagt der Konstanzer Soziologe Tino Bargel, bekennen sich zu nationalen und konservativen Posi- tionen und engagieren sich in entsprechenden Vereinen. Und sie werden von den übrige Studenten zunehmend akzeptiert. Markus Lorenz ist seit Oktober letzten Jahres Referent fü Hochschulpolitik im Studentenrat [StuRa) in Leipzig. ,,Sicher gab es eine Schrecksekunde im StuRaU, sagt Lorenz, ,,aber dann haben die mich akzeptiert." Jetzt", ergänz seine Co- Referentin Anja Pohl, "stehen wir hinter Markus." Zumal Lo- renz nicht zum Klischee-Burschenschaftler taugt. Dass Bur- schenschaften in der Öffentlichkei kritisch gesehen werden, kann er verstehen, weil viele der Vereine sich in der Tat kon- servativ bis rechtsradikal äußer Und die zunehmenden rech- ten Einstellungen unter Studenten findet er ,,beängstigend" ,Dies gilt aber nicht fü unseren Studentenrat."

Das glauben andere Studentenschaften nicht. Fü sie hat der StuRa Leipzig mit der Wahl eines Burschenschaftlers eine Grenze des guten Geschmacks überschritten Fü den Referentenrat der Humboldt-Universitä [HU) war die Wahl Lorenz' Anlass, sich aus dem Bündni ostdeutscher Studen- tenschaften (0.s.t.) zurückzuziehen andere Studentenvertre- tungen drohen Lorenz mit Hausverbot, falls er an ihrer Hoch- schule auftaucht.

Alles nur ein Sturm im Wasserglas? Mitnichten, Hauptsäch lich an ostdeutschen Hochschulen, das belegen die Untersuchungen Bargels, nehmen national-konser- vative und rechtsradikale Einstellungen unter Stu- denten zu. 1995 waren es noch drei Prozent an den westdeutschen Hochschulen und fün Prozent an den ostdeutschen Hochschulen, die sich offen zu (wAten Haltungen bekannt haben. Drei Jahre sp&ter waren es bereits fün bzw. acht Prozent. Hin- zu kommt die Gruppe der Symphatisanten, die an den ostdeutschen Fachhochschul.en mit 17 Prozent besphde~ hoch ist. Insgesamt, so Bargel, bekann- ten steh 1998 an den ostdeutschen Universitäte 17 Prozent offen oder verdeckt zu national-koni servativea Haltungen, 1995 waren es noch 13 Pro- zent, die Zahlen im Westen tagen bei acht bzw. elf Prozent. "DerTrend geht weiter", warnt Bargel. Eine erste Auswertung seiner jüngste Umfrage im Jahr 2000 habe ergeben, dass die Zahlen abermals um ein bis drei Prozentpunkte gestiegen seien. Und, so Bargel weiter, währen es bisher so war, dass rech- te Einstellungen in den ASten kaum zu spüre wa- ren, gewinnen konservative und rechte Studenten- gruppen auch hier langsam Einfluss. ,,Ihnen wird

- Die Burschenschaft ,,JenensiaU arbeitet mi t dem ãThüring Heimatschutz" zu-

sammen, den die Thüringe Polizei zur militanten rechten Sze- ne Thüringen zählt Regelmäß kommt es in der Stadt zu Zusammenstöß zwischen linken Studenten und Burschen- schaftlern. Im Mai 1999 boten Burschenschaftler des Bundes ,,Arminian' linken Studenten Prüge von .Mann zu Mann" an.

Den Studentenvertretungen im Osten fäll zu diesem Rechts- ruck ihrer Kommilitonen wenig ein,,,Es sind jetzt wohl irgend- welche NPDIer an der Uni", sagt Christoph Schulze vom Stu- dentenrat der Universitä Greifswald, .aber die ignorieren wir." In Jena gibt es zwar immer wieder Aktionen einer "autonomen Antifa-Gruppe" gegen die Burschenschaftler, doch vom Stu- dentenrat der Uni ist zu diesem Thema kaum etwas zu hören ,Viele Ost-Studentenvertretungen", sagt Danikl Kretschmar vom Referentenrat der HU, ,,übe sich nur in sachorientierter, pragmatischer Politik innerhalb der Hochschule und geben damit wichtige Räum fü die Rechten frei. Der Pragmatismus im Osten kombiniert sich so mit dem Rechtsruck seiner Stu- denten." Es sei in der Tat so, bestätig auch Bargel, dass es in den neuen Länder immer noch eine sehr eng gefasste Mei- nung von studentischer Politik gibt. ,,Das darf nicht so blei- ben", sagt ausgerechnet der Buschenschaftler Lorenz, ,,wer, wenn nicht wir, soll darauf achten, dass Hochschulen keine rechten Hochburgen werden?" rn

Jot

Die gesamte Fachliteratur

UnAufgefwderà Apr i l 2001

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uã die R u t h e n >

Deutsche Hochschulen sollen wieder Ausbildungsstätte fü Eliten werden - zunächs verschärfe sich jedoch nur die sozialen Gegensätz unter den Studenten

Benutzte Statussymbole Fdhigkeit der Bewegung im sozialen Raum, wichtige Soft Skills

Leistungsmasse Ist der auf eine Dezimale gerundete Mittelwert des Sozialen Kapitals, bezogen. auf ein Zwiilftel des Produktes kultureller Fähigkeite und finanzieller Möglichkeite

Anwesende Sozialpartner

1 Sozial schwache mit hoher Valenz

Privatuni- versitäte

April 2001 UnAufg^ttrdd

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Fü Uta*, 29 Jahre alt, könnt derTag jetzt schon mal dreißi Stunden haben. Noch vierTage hat die Biologiestudentin, um ihre Diplomarbeit fertigzustellen. Ihr Sohn Martin, zwei Jahre alt, kann nicht in den Kindergarten, er ist krank. Die EC-Karte ist gesperrt, der Dispo mi t

. 1.200 Mark überzogen Vom Sozialamt kommen knapp 1.000 Mark im Monat, die Eltern geben nichts, sondern sagen bloi3: "Werde endlich fertig!" Ist Uta arm? Florian, 22 Jahre alt, studiert in London an der European Business School. Seine Wohnung liegt in der berühmte Baker Street, Auto und Kreditkarte sind selbstverständlich Gerade war er zu einem Prakti- kum in Chile und jetzt streitet er schon wieder m i t seiner Freundin Anna. Sie wil l nicht zu ihm in die Baker Street kommen, weil sie dann schon wieder eine Travelcard fü die U-Bahn kaufen muss. ,,Kann nicht jeder so viel Geld habenu, sagt Anna, die von Hamburg nach London gezogen ist und hier an der University o f London ein Studium durchzieht, das der Vater bezahlt Ist Anna arm und Florian reich? 1.300 Mark braucht Ralf, 24 Jahre, im Monat zum Leben. Der Informatikstudent an der Humboldt-Universitä muss neben dem Studium arbeiten gehen, weil das BAfö nicht reicht. "Das soll mir mal jemand erzählen" schimpft Ralf, ,,wie man mi t 900 Mark im Monat Miete, Lebensmittel und die Kosten fü das Auto bezahlen soll." "Aber," füg Ralf hinzu, "mir geht es nicht so schlecht Andere sind i rmer dran." Ist Ralf reich?

Der Bettelstudent mit Markenkleidung Wer ist arm und wer ist reich unter den Studenten? ,,Eigent- lich wissen wir das nichtu, sagt der Soziologe Tino Bargel, der an der Universitä Konstanz die Arbeitsgruppe Hochschul- forschung leitet. Die Konstanzer Hochschulforscher, die wie ihre Kollegen von der ~ochschul-lnformations-System GmbH (HIS) seit Jahrzehnten die sozialen'Eckdaten der Studenten durch- leuchten, haben bisher kaum nach den sozialen Unterschieden zwischen den Studenten gefragt. Denn eigentlich, so Bargel, findet eine soziale Selektion' bereits vor dem Studium statt. Nach wie vor, das belegt auch die aktuelle Sozialerhebung der

HIS, kommen nicht einmal 15 Prozent der Studenten aussozial- schwachen Elternhäusern wogegen übe 40 Prozent der Mit- tel- und Oberschicht entstammen (siehe Kasten). Nachdem sie diese soziale Auswahl überstande haben, mischen sich die Studenten zu einer scheinbar soziale homogenen Gruppe. ãDi Universit3tM, sagt der Berliner Volkskundler holfgang Kaschuba, .ist ein kontrollierter sozialer Raum. Die Studenten sind sich dessen bewusst, das hei§t soziale Unterschiede sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen." Sicher gibt es Orte, an denen reiche und arme Studenten auf den ersten Blick zu erkennen sind. Wer die Universitä in St.

ÃÃ

'Dieser und die Na-

men der folgenden

Studenten wurden

von der Redaktion

geändert

soziale Lage der Studente

haftlichen und sozialen Lage der Studenten durch. täte und Fachhochschulen vertreten. Der Berufsstatus der Väte i t te der neunziger Jahre gab es insgesamt 192.000 Studienanfänge in Mütte ist aber auch in anderer Beziehung aufschlussreich: Studien

etwa gleich groß Gruppe der Angestelltenkinder stellte dagegen eine hochschulen haben hingegen viel häufige Eltern, deren Berufe unteren eifach höher Beteiligung, nämlic 41 Prozent. Und die im Vergleich Statuskategorien zugeordnet sind (,,Facharbeitera).

azu kleinen Gruppen der Beamten- und Selbständigenkinde stellte mit Die eigentliche soziale Auslese, das belegen die Untersuchungen der 5 Prozent die größ Gruppe unter den Studienanfängern Auf den er- HIS seit Jahren, f indet bereits vor dem Studium statt. Aber auch wäh

. .

UnAufgefordert April 200 1

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April 2001 UnAufwrdort

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Gallen besucht, wird schon beim Einparken auf dem studenti- schen Parkplatz spüren hier unter den Reicheren der Wohlha- benden gelandet zu sein. Die Gebüh auf dem Parkplatz mit Alpenpanorama beträg fü Studenten sechs Franken (knapp sieben Mark). Pro Stunde, nicht proTag. Und an mancher Fach- hochschule spür man, dass der täglich Kampf ums Geld zum Alltag gehört Jeder vierte, so hat Bargel ermittelt, fLuhlt sich hier "finanziell stark belastet': An den Universitäte ist es nur jeder fünfte Auch außerhal der Universitä gibt es feste Vor- stellungen übe die armen und reichen Studenten. lm lnternet finden sich Hunderte von Seiten, die Glossen übe die ,,armen Bettelstudenten" enthalten oder das ,,ultimative Billig-Ange- bot fü unsere Studentenu anpreisen. Dem gegenübe steht die Werbewirtschaft, die längs vom ,,opinion Leader" Student schwärmt der als gut gebildeter, kritischer und entscheidungs- bewusster Konsument gilt (siehe Kasten Seite 14). Das sind jedoch Klischees, die mit der oft unterschiedlichen Wirklich- keit studentischen Lebens kaum etwas zu tun haben. "Viele möchte die Universitä gern als einen Ort gleicher Lebens- weisen sehenu, sagt Kaschuba. "Doch auch hier kämpfe so- ziale Gruppen miteinander, gibt es ein sehr waches soziales Bewusstsein der Studenten und lassen sich viele Statussymbo- le finden, mit denen sich Studenten voneinander abgrenzen und ihre soziale Zugehörigkei verdeutlichen." Kaschuba hat mit einer Gruppe von Studenten der Humboldt-Universitä im letzten Semester die sozialen Codes der Studenten untersucht. Die reichen von der Auswahl der lacken bis zu den Uhren. Taschenmarken sollen of t das eigene Einkommensvermöge verdeutlichen und in den meisten Fächer entscheidet die Qua- l itä der eigenen Lernmittel Übe die Zugehörigkei zu einer sozialen Gruppe. Bei den Kunsthistorikern ist es die Fähigkeit sich all die Kataloge auch kaufen zu können bei den Medizi- nern ist es der Wert des Stethoskops und der Jurist mi t Geld hat die Gesetzeskommentare zu Hause im Büchemga stehen, statt sich mit seinen Kommilitonen in der Bibliothek um die raren Büche zu raufen.

Der Reichtum, ins Ausland zu gehen

Hat er diese Stufe geschafft, entscheidet der kulturelle Habi- tus und die sozialen Fähigkeiten wie man studiert und was man aus seinen Möglichkeite macht. Am deutlichsten zeigt sich dies bei der Fähigkeit einen Teil des Studiums im Ausland zu absolvieren." Es sind die sozial Begüterte und die Studen- ten aus Bildungsbürgerfamilien die vorwiegend im Ausland studieren. Andere verzichten auf den Auslandsaufenthalt, weil sie es sich nicht leisten könne oder es nicht in ihr Bild eines Studiums passt. Nicht wenige stehen auch unter dem Druck ihrer Eltern, die das Studium ihrer Kinder gerade so finanzie- ren könne und deswegen wünschen dass die Kinder mög lichst schnell studieren. ,,Aber die Fähigkei im Ausland zu stu- dieren", so der Darmstädte Soziologe Michael Hartmann, ,,ist gemeinsam mit der sozialen Herkunft entscheidend fü die Chancen nach dem Studium." Wer schmal studiert, so Hart- mann, bleibt sozial auch schmal. Das war schon immer so. ,,Rei- che Studentenu, sagt der Berliner Wissenschaftshistoriker Rüdigervo Bruch, ,,waren stets reisende Studenten. Man ging ins Ausland, um sich zu bilden und anderen zu zeigen, dass man sich das leisten kann. Universitäte wurden bis in das neunzehnte Jahrhundert auch aus dem Grund aufgebaut, um die reichen, also die ausländische Studenten anzulocken. Die Ausbildung der Landeskinder blieb dagegen lange Zeit unin- teressant.- In vielen Staaten hat sich daran bis heute nichts geändert Sich ein Auslandsstudium leisten zu können gilt vie- lerorts als oberstes Privileg, welches darübe hinaus die eige- nen Chancen fü einen sozialen Aufstieg enorm vergrößer Mit Einschränkungen warnt Hartmann. Seit mehreren Jahren un- tersucht er die sozialen Aufstiegschancen derjenigen, die in der Wirtschaft Karriere machcn wollen. Sein Fazit: ,,Ohne eine sozial betuchte Familie irn Hintergrund hat man keine Chan- ceaU Sechzig Prozent der Manager in den oberen Positionen der deutschen Wirtschaft kommen aus Familien mit einem hohen Sozialprestige, nur 3ußers selten geläng jemandem der Auf- stieg in diese Spitzengruppe. Und die Personalberatung Hedirick ₠Struggels hat jüngs festgestellt: ,,Leistung ist kein Diffe- renzierungsmerkmal der Elite mehr, wohl aber die soziale Her- kunft."

Hinter diesen feinen Unterschieden verschwinden oft die gro- ße finanziellen Differenzen. ,,Leute, die Escada traqen kön In Zukunft das Prinzip der Auslese nen, werden sich damit kaum an der Universitgt zeigen", sagt Die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn findet das Kaschuba. Die soziale Selektion am Einstieg des Studiums schrecklich. Damit wieder mehr Kinder aus sozial schwachen schafft in der Tat eine sozial relativ homogene Gruppe. Was Familien studieren können hat sie gegen viel Widerstand ihre bleibt, sind die kulturellen Brüche die aus der unterschiedli- BAföG-Refor durchgeboxt, die in den Augen anderer freilich chen sozialen Herkunft resultieren, im Laufe eines Studiums nur ein Reförmche ist (siehe Kasten Seite 16 und Interview an Schärf zunehmen und vor dem Eintritt.in das Berufsleben Seite 17). Und sie möchte dass in Deutschland wieder eine zu einem neuen Auslesefilter werden. ,,Es ist ein einfaches Prin- ,,Leistungs~lite" gebildet wird, bei der "nicht Geld, sondern zipn, erklär Bargel. ,,Das Leistungsvermögen der soziale Hin- Begabung, Fähigkeiten Engagement und auch Disziplin und tergmnd und das Geschkcht entscheiden in dieser Reihenfol- Verantwortungssinn" die Kriterien sind. Unter diesen Schlag- ge übwdi Chance e i m bkdschen, ein Studium aufzunehmen. wörtern verkürz auf den Mega-Begriff ,,Mehr Wettbewerb",

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U n A u f g e f o r d e ~ April 2001

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läuft~gegenw3rti die M r m der Hochschulen, die eigcqXli& auch dem wzialen Ungleiehgewicht ihrer Studenten ein Ende bereiten w14. Rwh währen die Bundesregierung mit tioer MfM-Reform und e h r Anhebua~ dct $ e W M - w übe Stipendien um 40 Pment die ~~~e~~ Bam will, wird sich an den iiwhschulen k m etwas W i r bssen 4nzwMm mehr als M m e s e d Wm,m- Iich ihren BA%G-Anspruch wet+akb:Ni&t weil s iew &mq sind, die biirokratixhen Antrage wa&&ikt~f s@kdem W1 BA@@ längs ein soziales M&o ist Jkh, Du bekommst Hast Du esdenn n6tigT - Dieser ist nkht m&se d t ~ w unter Studentenl BAfe gilt als Intugriff s d b !khdche. lm Austausch iiber die soziale Lage, hat üarge bei seinen Stw dien festgestellt, gibt es zunehmende Gesprkhstabus unter den Studenten, die von der iloch~chule - unbewusst &er bewusst - ausgenutzt werden. Professoren bemerk- zwar häu fig die unterschiedLiche soziale Lage ihrer Studenten, sehen

Was sich beim BAfö änder

Lange wurde diskutiert, jetzt wurde endlich etwas geän dert. Zum ersten April is t die seit 1999 angekündigt BAföG Reform in Kraft getreten. Kein gutes Datum, denn fü man- che ist das, was die Bundesregierung da auf den Weg gebracht hat, n icht mehr als ein Aprilscherz. Zwar sagt Bundesbil- dungsministerin Edelgard Bulmahn, m i t der jetzigen Reform sei das ,,SparfÖg8 beendet und ,,BAfö wird endlich wieder eine Ausbildungsförderung auf die sich Studenten verlas- sen können" doch Kritiker wie der Präsiden der Hochschul- rektorenkonferenz, Ktaus Landfried, bleiben dabei: Auch mi t der neuen Reform sei das BAfö nicht besser geworden, ,,in den letzten 20 Jahren wurde BAfö komplett an die Wand gefahren". VVas hat sich geändert Der Förderungshöchstbetr steigt um rund zehn Prozent von 1.030 Mark auf 1.140 Mark( das Durch- schnitts-BAfö wird so von 640 auf 750 Mark steigen. Das Kindergeld wird aus der Berechnungsgrundlage heraus genom- qen und kommt den Geförderte zugute. Die Einkommens- grenze fü eine BAföG-Vollförderu steigt bei einem ~ h e ~ a a r nit zwei studierenden Kindern von 2.900 Mark auf 3.900 Mark. i i nzu kommen die Vereinheitlichung von Ost und West, Ver- Jesserungen fü Studierende m i t Kindern, die Gesamtrück ~ahlungsbegrenzung auf 20.000 Mark und die Möglichkeit län 2er als zwei Semester m i t BAföG-Förderu im EU-Ausland zu itudieren. Die Bundesregierung rechnet mit 80.000 zusätzlic 3efÖrderte0 insgesamt werden so 445.000 Studenten BAföG ~erecht igt sein. I i e CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat der Reform im Bun- destag und Bundesrat zwar zugestimmt, doch geht den Kon- servativen die Änderun nicht weit genug. Sie fordern un- ter anderem, dass auch die Schweiz m i t i n die Lände aufgenommen wird, in denen ein Auslandsstudium geförder wird. Auch sollen die Freibeträg fü Waisenrenten und Wai- sengelder weiter angehoben werden. Die PDS möchte dass

unterstützt sonst seien die beschlossenen Verbesserungen nicht bezahlbar. Allein in Berlin ist in den nächste Monaten mi t 5.000 zusätzliche Anträge zu rechnen, das kostet den sowieso klammen Haushalt der Stadt zusätzlich 20 Mi l l io- nen Mark. Doch eine stärker Beteiligung des Bundes wird es ebenso wenig geben wie das einstmals geplante Sockelmodell der SPD, das jedem Studenten einen Grundbetrag von 400 Mark zugesteht und dafü den Eltern Kindergeld und Steuerfreibe- träg streicht. Das war Bundeskanzler Gerhard Schröde zu teuer. Er glaubte außerdem dass die meisten Familien diese Freibeträg fest fü die Finanzierung ihrer Eigenheime einge- plant hätten Größt Manko auch nach der aktuellen BAföG-Novell wird bleiben, dass immer weniger Studenten BAfö wollen, obwohl sie ein Anrecht darauf haben. 1998 erhielten 225.000 Studen- ten Geld vom Staat, einen Anspruch hätte aber 375.000 Stu- denten gehabt. Die Bundesregierung glaubt, viele Studenten würde BAfö nicht beantragen, weil sie sowieso nur eine sehr geringe Förderun erhielten oder aber ihre Ansprüch falsch einschätzten Bei vielen Studenten hat BAfö aber wegen der damit verbundenen Bürokrati und des scheinbaren Prestige- verlustes inzwischen einen schlechten Ruf. Das wil l die Regie- rung mit einer millionenschweren Werbekampagne (,zDas neue BAföG einfach, besser, schneller") ändern Als r,BAföG-Bot schafter" hat Bulmahn den Schlagersänge Guildo Horn ge- wonnen, der ab Semesterbeginn von Plakaten rufen w i r d : . , , ~ ~ erieichst Dein Ziel!" Dazu gibt es einen BAföG-Rechne im lnternet (www.bmbf.de) und eine gebührenfrei BAföG-Hotline ' :

0800-223 63 41. Der Leiter des Berliner BAföG-Amtes Andreas Brickwell, rä :

allen Studenteng schnell zu beantragen, weil rückwirken nicht mehr gezahlt wird. !,Wer im April nicht beantragt, kriegt auch '

in diesem Monat kein Geld." (Info-Telefon des Berliner BAföG

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!I Die Realitäte werde Maritta Böttche übe Armut an den Hochschulen und das neue BAfö

UnAufi Frau Böttcher gibt es Armut an den deutschen Uni- versitäten

Böttcher Es gibt eine allgemein anerkannte Armutsdefinition, die sogenannte relative Armutsgrenze. Die liegt derzeit bei 1.425 Mark. Diese Definition ist weltweit anerkannt, auch zum Bei- spiel von der UNESCO.

Also sind alle Studierenden arm.

Genau so ist es. Studierende, die monatlich diese 1.425 Mark zur Verfügun haben, könne sich heute glücklic schätzen Doch welcher Studierende weià schon, ob er arm ist oder sich arm fühle soll? Studierende haben im Verhältni zu anderen eine soziale Aufstiegsperspektive und sie haben einen familiä ren Kontext, der sie vor einer realen sozialen Verelendung be- wahrt oder schützt Sie profitieren auch von gewissen sozialen Vergünstigungen günstige Krankenversicherungen und sol- chen Sachen wie Eintrittsermäßigung oder Semestertickets. Außerde kennen Studierende ihre Rechte besser und könne sie demgemä auch besser artikulieren und somit erstreiten. Insofern sind nicht alle Studierende arm ... ... zumal die meisten Studierenden aus der sogenannten so- zialen.Mittelschicht kommen. Also doch keine Armut an der Universität

Doch, trotzdem. Abgesehen von der Tatsache, dass es einer Gesellschaft Sorgen bereiten muss, wenn an ihren Hochschu- len eine soziale Auslese stattfindet, gibt es Gruppen ,,armer Studierendef'. Zum Beispiel ausländisch Studierende, die kei-

' ne Erwerbsarbeit nebenbei aufnehmen dürfe oder keine be- kommen. Oder chronisch Kranke oder Studierende mit Kindern. Also Studierende, die aufgrund ihrer eigenen persönliche Lage einen Sonderstatus haben, den sie nicht selbst verschuldet haben.

Die Politik ignoriert diese Gruppen seit Jahren.

Ja, leider werden diese Realitäte verdrängt obwohl es immer wieder Warnungen von Wissenschaftlern gibt. Meistens wer- den diese Untersuchungen nach dem Lesen abgetan: ,,Gott, da will sich mal wieder jemand wichtig machen."

Die PDS fordert aber auch wenig Änderung sondern ruf t nur nach mehr staatlicher Finanzierung.

Ja, ja, diesen Ruf kenne ich: ,,Wollen Sie denen denn bis zum Sankt Nimmerleinstag Förderun geben? Dieser Vorwurf ist doch eine Ersatzdiskussion! Solange in einer Gesellschaft ge- duldet wird, dass sich nur ein Drittel der Bevölkerun eine gute Bildung leisten kann, so lange erwarte ich in dieser Gesell- schaft auch keine wirkliche Wende in der Bildungspolitik. Lei- der auch nicht von Rot-Grün Eigentlich hatte die Bundesre- gierung gleich zu Beginn zum Beispiel eine BAföG-Refor versprochen. Was ist dabei herausgekommen: eine Reparatur- novelle, die ,,Reformn genannt wird.

Aber die Regierung sagt, sie ist m i t dem neuen BAfö am Beginn einer große Bildungsreform.

Nun ja, nicht mal die Höchstsät wurden wie geplant erhöht Trotzdem hat die PDS dieser Novelle zugestimmt, weil so we- nigstens die, die.BAfö erhalten, etwas mehr in die Tasche

,

bekommen. Aber es ist kei- ne Reform, es ist die 21. Novelle des Gesetzes und Frau Bulmahn wär ehrli- cher gewesen, wenn sie gesagt hätte ,,Es ist uns nicht gelungen."

Frau Bulmahn sagt aber, dass jetzt 80.000 Studie- rende mehr als bisher BAroG erhalten werden. Sie erklär sogar das Pro- blem Armut unter den Studierende jetzt als fü weitgehend behoben.

Da kennt sie offenbar die Lage nicht. Sicher, fü Stu- dierende mit Kindern wur- de mit dieser Novelle et- was getan. Auch die jetzt erfolgte Nicht-Mehr-An- rechnung des Kindergel- des, was schon schizophren genug war, ist ein Schritt in die hochschulpolitische richtige Richtung. Aber das reicht nicht. Die PDS schläg ein Sprecherin der PDS- Sockelmodell vor, dass jedem Studierenden einen Grundsockel Bundestagsfraktion.

von durchschnittlich 500 Mark garantie rt...

... und als nicht finanzierbar gilt.

Das hat sogar die FDP in einer Studie widerlegt. Nein, letztlich hör man immer wieder ein Argument im Bundestag: Wenn wir wirklich etwas änder wollten, dann müsste ja zig Geset- ze geänder werden. Die Verantwortlichen sind eigentlich zu faul, das zu ändern was geänder werden muss.

Es fehlt also eine politische Lobby fü die Ausbildung.

Das ist genau der richtige Begriff. Diese Lobby gibt es nicht. Und das Gefährlich daran ist, dass sich zwar,alle anscheinend Sorgen machen, wie es in Deutschland weitergeht, aber keiner wirklich konsequent an einem Konzept arbeitet, das verschie- dene Entwicklungen berücksichtigt

Die jetzige BAföG-Refor wurde auffallend o f t m i t der Not- wendigkeit begründet wieder eine ,,Leistungselite" schaf- fen zu wollen. Erleben wir die Rückkeh eines alten Etite- Den kens?

Ich halte das fü eine sehr gefiihrliche Entwicklung, weil sie die Kreativitä lähmt Das Prinzip, junge Leute nur auf ihrever- wertbarkeit hin zu trimmen, förder nur eine Schmalspuraus- bildung, die genau das erFüllt was die Leute von mir verlan- gen, aber im Ergebnis nur einen Schmalspuridioten und keinen kreativen Menschen schafft. Wir müsse im Gegenteil jungen Menschen wieder Lust ma- chen auf Studieren. Und wir brauchen einen neuen gesellschaft- lichen Konsens quer durch alle Parteien übe die Aufgaben von Bildung in diesem Land.

Wir danken fü das Gespräch B! Das Interview führte a f und jo t

UnAufgdordart April 2001

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,,Jeder kämpf fur sich allein!" - Katja will Ärzti werden, und das um jeden Preis!

Katjas Tag beginnt früh Um sieben Uhr klingelt der Wecker. Frühstüc der Hund muss raus, Sachen zusammensuchen, mit dem Fahrrad zur Uni. Viertel nach Acht beginnt die erste Vorlesung, es folgen zwei weitere, Dann ist Mittag und ab 14:OO Uhr gibt es vier Stunden lang Kurse und Seminare. Nach sechs Uhr geht es nach Hause. Jetzt wär Zeit zum Lernen, der Hund müsst auch noch mal vor die Tür Man könnte aber nach dem Studium kommt erstmal der Job. Katja arbeitet bei einem große Berliner Lebensmittelunternehmer im Kundensewice und muss aufgeregte Anrufer beruhigen, denen die Pizza unter dem Deckel wegschimmelt. Das geht bis neun Uhr abends, erst dann kann der Hund raus. Nach zehn Uhr ist dann noch etwas Zeit zum Lernen, das Bett wartet bis weit nach Mitternacht.

Katja studiert Medizin an der Charite und in ihrem Alltag er- fähr sie jeden Tag aufs Neue, was es heißt mit wenig Geld das Studium zu organisieren. Die Monate vor dem Physikum, der hkirtesten aller Medizinprüfungen waren die Hölle Lernen, ar- beiten, lernen und m Ende des Monats die Sorge, dass die Bank gerade jetzt den Dispo-Kredit reduziert. Drei Wochen vor der Prüfun hat sie dann Urlaub genammen, um nur noch zu lernen. ,,Es war die Hölle" sagt Katja. ,,Ich habe mich minde- stens einmal am Tag gefragt: Ist das sinnvoll?"

. Das Studium der

kannst." Katjas Stethoskop bewegt sich in der unteren Preisklasse. ,,Da haben mir Professoren schon den Tipp gege- ben: ,,Kaufen Sie sich mal was Anstän d i g e ~ . ~ Knapp 4.000 angehende Medi- ziner studieren gegenwärti an der Charite und die wenigsten von ihnen, so der Leiter des Büro fü Studienan- gelegenheiten, Burkhard Danz, haben eine ausreichende Finanzierung ihres Studiums. ,,Ich werde jedes Jahr überrann

von Studierenden", so Danz, ,,die nach Möglichkeite der Finan- zierung suchen.'' Einmal im Jahr veranstalten Studenten der äl teren Semester einen Bücherbasar auf denen sie die ,,schwarze1' und die ,,blaue Reihe" verkaufen, zwei Buchsammlungen mi t Testfragen fü die gefürchtete Multiple-Choice-Prüfunge am Ende des Studiums. Bei dem Basar sei es jedesmal "brechend voll", erzähl Danz, denn neu kosten die Reihen je 300 Mark. Das kann sich kaum jemand leisten und die wenigen, die sich die Reihen neu kaufen und deren Gerät edel sind, fallen schon auf. ,,Wer Medizin studiert", so Danz, ,,ist in einem Studium der klei- nen, aber wichtigen Unterschiede."

l'mmer nur Zeit fur das Allernotwendigste Da muss schon alles klappen, um nicht ins Trudeln zu geraten. Katja wollte und will sich nicht in dieses Korsett aus möglichs perfekter Anpassung an das Studium zwänge lassen. Nach dem Grundstudium ging sie fü ein halbes Jahr nach Nigeria, um dort in einem Krankenhaus zu arbeiten. Von hier brachte sie ihren Hund mi t und die Erkenntnis, dass das Leben aus mehr besteht als aus einer engen Uni und dem ständige Druck zum Lernen. ,,Ich will auch nicht an der Uni arbeiten. In dieser Welt aus Leistungswillen und strenger Hierarchie verengt man doch nur seinen eigenen Horizont.'' Ihr Freundeskreis ist Katja min- destens so wichtig wie das Fortkommen im Studium. Diese Haltung, die so gar nicht dem Bild des fleißige und strebsa- men Medizinstudenten entspricht, zwingt, immer nur an das Eine zu denken. ,,Ich musste mir stets Gedanken machen, ob das Geld reicht, und natürlic wollte ich auch meine Eltern nicht enttäuschen.' Oft war nur der Gedanke ,,Jetzt musst Du Dich durchbeißen und dann blieb doch wieder nur Zeit fü das Allernotwendigste.

Diese newliche Anspannung, vermehrt um den Prufungs- Stress, forderte seine Opfer: Zweimal ist Katja durch das Physi- kum gefallen und das bringt jetzt neue Probleme. Weil sich die finanzielle Situation ihrer Eltern geänder hat, wär Katja nun BAföG-berechtigt Da sie aber zweimal durch eine Prüfun ge- fallen ist, streicht ihr das Gesetz den Anspruch. Auch ihr Ver- trag fiir ihren bisherigen Job ist ausgelaufen. Wenn ihre Ein- sprüch gegen den Bescheid des BAföG-Amte nichts bringen, wird wohl nur ein neuer Job aus der Finanzkrise helfen. Und dann kann sie auch ihre Zukunftsplän vergessen. Noch ein- mal wollte sie ins Ausland, fi ir ein halbes Jahr nach Straßburg Das ist wichtig, sagt sie, fü den Lebenslauf und das eigene Wissen. 1st sie neidisch auf die, die diese Probleme nicht ha- ben? ,,Nein, weil mir das auch nicht weiterhilft. Und andere haben diese Probleme auch. Die muss jeder fü sich selbst lö sen. Hier Kampft jeder fi ir sich allein."

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Bin I

Nadine hat mit ihrem Job neben dem Studium unglaublich viel Geld verdient

,Ich habe absolut keinen Bezug zu Geld", sagt Nadine, als wir sie im AStA-Bür rigkeiten ergaben sich eher mit den Pro- der Technischen Fachhochschule Berlin (TFH) besuchen. ,,Ich weià eigentlich nie, fessoren, denn mi t einigen von ihnen wie mein Kontostand ist." Die Glückliche könnt man denken, die muss wirklich bekam sie im Job zu tun und konnte dar- reich sein und sich um Geld keine Sorgen machen. Dabei sieht sie gar nicht so aus, übe entscheiden, ob deren Berechnun- wie man sich jemanden vorstellt, der im Geld schwimmt. Im Gegenteil. Eigentlich gen richtig waren oder nicht. ,,Die fan- wirkt sie eher unscheinbar und ganz normal: blond mi t Brille und Nasenring, im den das nicht so witzig und ich musste verwaschenen Baumwollhemd und Jeans. Ganz so einfach ist es in ihrem Fall aber mir ein paar blöd Bemerkungen anhö auch nicht, denn Nadine weià ihren Kontostand eher deshalb nicht, weil sie we- ren", erzähl sie. ,,Wenn man in den Wir- nig Geld ausgibt. kungskreis der Profs hineingerä und mit-

kriegt, dass sie nicht ganz so intelligent Als sie ihr Bauingenieurwesen-Studium vor zehn Semestern sind, wie sie sich verkaufen, hat man schnell ein Problem." begann, bekam sie zunächs BAfö und blieb mietfrei bei ih- Deshalb nahm sie auch erstmal eine Auszeit vom Studium. Von ren Eltern wohnen. Währen eines Praktikums bei einer Bau- der Baustelle landete Nadine im AStA der TFH, heute ist sie firma hatte sie dann Glück Der Polier wurde krank und ehe sie Vorsitzende des Gremiums. Fragen, ob das so sinnvoll fü ihre sich versah, hatte Nadine die Verantwortung übe mehrere Bau- Zukunft sei, hat sie nicht. ,,Warum soll ich unbedingt Karriere stellen und arbeitete zunächs als Vertretung des Poliers und machen?" späte als Bauführerin Dafü bekam sie 70 Mark die Stunde, Sie wohnt weiterhin im Haus ihrer Eltern und lebt von den das waren dann oft übe 5.000 Mark im Monat. Resten ihrer Ersparnisse und der Aufwandsentschädigun als

Trotzdem, sagt sie, habe sich ihr Lebensstil nicht verändert AStA-Vorsitzende. Ihr Job bei der Baufirma ruht, obwohl der Außer dass sie faktisch keine Freizeit hatte. ,,Ich habe das Geld Vertrag noch besteht. Gegenwärti hat sie auf diese Arbeit auch im Prinzip nicht ausgegeben," sagt sie, ,,ich habe mein Auto keine Lust, denn das würd wieder eine 60-Stunden-Woche finanziert, das ich brauchte, -um auf die Baustellen zu kom- bedeuten. Ihr Auto steht seit einem halben Jahr auf dem Park- men, das war's." Einkaufen mag sie sowieso nicht. Sie blieb platz neben der Hochschule. Es ist kaputt und fü eine Repara- auch bei ihren Eltern wohnen und gönnt sich keinen Urlaub. tur wil l Nadine jetzt kein Geld ausgeben. Wenn uberhaupt, leistete sie sich Büche oder mal ein Essen Ihre Chancen, nach dem Studium eine feste Stelle bei der oder einen Kinobesuch. ,,Ich hätt andererseits auch gar keine Firma zu bekommen, sieht Nadine realistisch: "Ich denke, dass Zeit gehabt, Geld auszugeben", erzähl sie, denn neben dem ist marktsituationsbedingt. Ich habe mitbekommen, wie schnell 60-Stunden-Job absolvierte sie weiterhin 32 Semesterwochen- sich die Situation von einem Tag auf den anderen änder kann stunden an der Hochschule. Das hieà oft, sich voher um sechs und plötzlic Leute entlassen werden." Sie weià auch gar nicht, Uhr morgens auf der Baustelle mit dem Polier zu treffen, um ob sie uberhaupt wieder dort arbeiten möchte Was fü sie in der um acht Uhr in der Vorlesung sein zu können Nach der Uni um Zukunft wichtig ist? ,,Dass mir die 16:OO Uhr fuhr sie wieder zur Baustelle, Feierabend hatte sie Arbeit Spaà macht und ich nicht um 21 :00 oder 21 :30 Uhr, freie Wochenenden waren die Aus- meine Zeit absitze", wünsch sie nahme. Das Geld hat fü sie dabei keine Rolle gespielt. ,,Aber sich. ,,Und ich will nicht dauernd es stimmt schon, damals war ich nicht ganz unarm." rechnen müssen. Sie überleg kurz:

Dass finanzielle Überlegunge das Hauptkriterium fü die ,,Aber ich spiele auch mit dem Ge- Wahl einer FH seien und dort demnach hauptsächlic Leute danken, erst mal noch eineTischler- aus sozial schwachen Familien studierten, häl sie fü ein Kli- lehre zu machen." schee. Prestigeverhalten unter den Studenten gäb es aber auch kaum. und die ,,reichen Söhnchen seien an der TFH die Ausnahme. "Die gehen doch gleich auf 'ne Privatuni."

Die Entscheidung, an der TFH zu studieren, fällt Nadi- ne, weil sie ,,keine Lust hatte, den ganzen Tag im Bür zu sitzenVußerde gefielen ihr die große Vorlesungen an der TU nicht. An der TFH, wo die Professoren die einzel- nen Studenten kennen, fühl sie sich wohler. Fü sie war zudem wichtig, ein absehbares Studienziel vor Augen zu haben und "schnell fertig zu werdenxas wollten auch ihre Eltern.

Warum soll ich Karriere machen? Seit Nadine jedoch auf dem Bau gearbeitet hat. fäll es ihr schwer, sich wieder an den Unialltag zu gewöhnen .Man merkt plötzlich dass das, was die einem hier er- zihlen, nicht viel mi t der Realitä zu tun hat." Ihr Ver- haltnis zu den Kommilitonen hat sich,.obwohl solch ein Job schon eher die Ausnahme bildet, durch ihre gutbe- zahlte und verantwortungsvolle Tätigkei nicht verändert den meisten hat sie davon auch gar nichts erzählt Schwie-

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es Hörsaals. . Wie Professoren übe die soziale Lage der Studenten denken

Universitäte sind in vielen Kapfen mi t dem Klischee eines anonymen Massenbe- kämpfe hart mit der Existenz", pflichtet triebes behaftet Eine Lernmaschine, die mtiglichst gut funktionieren soll. Da bleibt Kollegin Nickel bei. Wichtig sei eine stabi- den Professoren kaum Zeit, auf jeden Einzelnen einzugehen. Wer vor ihnen sitzt - le Partnerschaft, fehle diese, würd das ob ihn Geldsorgen plagen oder eher der Stand des eigenen Aktiendepots - das Studium teilweise extrem leiden. bleibt unbekannt. Oder etwa nicht? Wie viel bekommen Professoren an der Hum- Eine Mödlichkeit den Studierenden in boldt-Uni wirklich m i t von ihren Studenten?

,.Als Lehrender gehe ich erst einmal von Existenzbedingungen aus, die es den Studenten ermöglichen ihr Studium zu absol- vieren", erklär Helmut Wiesenthal, Professor fü gesellschaft- liche Interessenvermittlung am Institut fü Sozialwissenschaf- ten. Aber leider sei dies selten der Fall. Natürlic sehe man, dass die meisten Studenten neben dem Studium arbeiten müs sen und sich kaum voll auf ihr Studium konzentrieren können

Problem ,,Teiizeitstudentenu ,Viel bekommen wir leider nicht mit", sagt auch der Physiker Lutz Schön Ihm falle aber auf, wenn Studenten am Vorabend lang gearbeitet hstten und v6llig übermüd in den Veranstal- tungen säße ,,Da kommt auch schon mal jemand in seiner Nachtwäehterunifor i n die Vorlesung." Auch die Phege- pädagogi Jutta 8eier sieht: ,,Viele Studenten haben einen Job, um sich übe Wasser zu halten." Der Erziehungswissenschaftler Jürge Diederich spricht gar von ,,TeilzeitstudentenXr kenhe niemanden, der nicht jobben wurde. Nur, wer jobbt, hat davon nicht nur Nachteile, meint die Soziologin Hildegard Maria Nik- kel. Ein Job bringe immer auch Erfahrungen fü die Studenten, die sie späte weiter nutzen können Besonders wer den Beruf des Lehrers anstrebt, solle möglichs vielfältig Erfahrungen sammeln, sagt Lutz Schön der in der Physik Lehranrtsstudenten betreut. Das gelte eigentlich fur Studenten aller Studien- richtungen, sagt dazu ganz staatsmännisc HU-Präsiden Jür gen Mlynek. Übe das Problem der ãTeilzeitstudenten müss nach seiner Meinung viel offensiver diskutiert werden. ,,War- um machen wir aus der Not nicht eine Tugend", fragt Mlynek. Wenn es mehr 'spezielle Studienangebote fü Studen- ten mi t Job gebe, so der Präsident lasse sich doch Studium und Arbeit wesentlich gewinnbringender fü den Studenten verbinden.

Akute 6el(feorgen ihrer Studenten merken die Pro- fessorcfl dagegen nur indirekt, zum Beispiel, so Hel- mut Wisenthal, "wenn ich um Terminverlegungen und Fristverlängerunge gebeten werde." Hier kommt er den Studenten gern entgegen, weil er die Proble- me der Studenten ahnt; So sieht es auch Jutta Beier: .Wir sind ziemlich kulant. Teilweise sind auch Termi- ne außerhal der Prüfungszeite möglich damit der Student nicht ein ganzes Jahr warten muss", erklär die Medizinerin. Auch würde Studenten of t den Wunsch äußer keine Veranstaltung<n auf den Frei- tag z u legen, da sie an diesem Tag arbeiten müssten ergänz Lutz Schön

Hildegard Nickel sieht ein weiteres Problem bei der Finanzierung von Exkursionen. Viele Studenten-könnte Studienfahrten über Wochenende nicht bezahlen, da würd es teilweise an kkinen Beträge scheitern. Und die Bezuschussung solcher Fahrten sei oft nicht mög lich. Als ,,dramatische Sondetfäfle bezeichnet Jürge Diederich alleinerziehende Mütte im Studium. *Einige

Geldnöte unter die Arme zu greifen, bie- te t ihre Einstellung als studentische

Hilfskraft. "Neben vielen anderen Kriterien wird auch die fi- nanzielle Situation der Bewerber bedacht", erklär der Wirt- schaftswissenschaftler Ulrich Kamecke. Dies ist oft wohl auch aus studentischer Sicht der ausschlaggebende Grund, sich auf eine Hiwi-Stelle zu bewerben, hat Jürge Mlynek beobachtet. ,,Mir fitllt auf, dass die Tätigkei der Hiwis an der HU stärke als an meiner alten Universitä in Konstanz von den Studenten zur Finanzierung des Lebensunterhalts genutzt wird. Wissen- schaftliche Gründ spielen hier wohl o f t eine untergeordnete Rolle." Aber, so Kamecke, wirtschaftliche Gründ dürfe bei der Stellenvergabe nicht allein entscheidend sein.

Mit dem Porsche zur Uni Reiche Studenten fallen den Professoren allerdings kaum auf. Wer gut begüter ist, würd damitnicht kokettieren, lautet die verbreitete Meinung. ,,Bei uns fähr keiner mit dem Porsche vor", sagt Lutz Schon und Jutta Beier vermutet gar: "Ich glau- be, die sind alle nicht reich." Dass es sich reich unbedingt Itich- ter studiert, glauben die wenigsten Dozenten. ,,Wenn man nicht jobben muss, hat man vielleicht mehr Muß fü das Studium", denkt Lutz Schön Aber zuviel Reichtum kann sogar hinderlich fü das Studium sein, meinen einige seiner Kollegen. Helmut Wiesenthal: ,,Ohne den wirtschaftlichen Stachel, sich qualifi- zieren zu müssen kann man nichts erreichen." Und Ulrich Kam- ecke ergänzt ,,Zu reich zu sein ist ein Nachteil, weil man es nicht mehr nöti hat, ordentlich zu studieren. Wer nicht so reich ist, weià dagegen noch, wofü er studiert." Â

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Schon vor 1997 Jahren waren Farni" Ã in fernen

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Auswahl espräch an der F ! Die Freie Uni Berlin hat als erste deutsche Hochschule einen Teil ihrer Bewerber fur den BWL-Studiengang selbst ausgesucht. Im Rahmen eines Auswahlges präch ver- gab der Fachbereich Wirtschaftswissen- schaften 20 Prozent der Studienplätze Die übrige 80 Prozent wurden weiterhin durch die ZVS vermittelt. Mindestens je zwei Professoren prüfte im Gespräc die Motivation, Eignung und das Interesse des Bewerbers am spätere Berufsfeld. Mi t 50 Prozent wog dieser Teil am schwersten. Der Durchschnitt der Abiturnote (40 Prozent) und eine schon geleistete Berufsausbildung oder -tä tigkeit waren weitere Entscheidungs- kriterien bei der Auswahl. Auch Zusatz-

qualifikationen wie Sprachkenntnisse, Rhetorik und soziales Engagement spiel- ten eine Rolle. Der Dekan der Wirtschafts- wissenschaftler Prof. Georg Schreyögg ,,Angehende sollten fit in Englisch sein, sollten gut rechnen könne und sollten redegewandt sein." rn Staatsbibliothek endlich online Es ist soweit: Die Beständ der Staatsbi- bliothek kann man jetzt online recher- chieren. Damit entfäll zugleich das lä stige Ausfülle der Leihzettel fü die beiden Häuse der Stabi. Leider ist der Katalog der Staatsbiblio- thek noch nicht in den Bestand des Ko- operativen Bibliotheksverbundes Berlin- Brandenburg aufgenommen. Dies soll

Mitte des Jahres geschehen. . Wichtig ist die Möglichkei der Online- Recherche vor allem im Hinblick auf die Schließun des Hauses 2 in der Potsda- mer Straß von Juli bis Oktober. Die Be- ständ könne dann weiterhin recher- chiert und bestellt werden. Der Katalog findet sich unter http:// stabikat.staatsbibliothek-berlin.de/.

24-Stunden-Bibliothek Die Uni Konstanz bietet als erste groß wissenschaftliche Universalbibliothek Deutschlands ab diesem Semester einen 24-Stunden-Betrieb an. Montags bis freitags ist sie durchgehend, samstags von 9:00 bis 23:OO Uhr, sonntags von 9:00 bis 20:OO Uhr geöffnet B

wb, do

Betreff: Via Berlin! Datum: Do, 17 April 2001 16:23

. Von: jan An: [email protected]

Wenn man nach Berlin kommt, denkt man keineswegs an Ru+- kehr. Es gibt doch in einem anderen Land ein Zuhause und die Familie, die dort auf dich wartet, die sich ihre armen Augen nach dir aus* das Telefonmissbraucht und Telekom-Konzerne ver- dienen W Aber inBerlin -isst &R die ganze Welt Es bleibt beim Spiel ,,du und ~erlin". mmg vermagman abernicht einfach unter einen

. Hut zu bringen, was,sich(eider erst* herausstellt In den er- st@ Monaten a u f t der verwarte Student übe die Berliner Stra- ße im undankbaren Rausch des Optimismus, der die ganze Stadt sclywlos verschlungen hat, vorbei an explodierenden Bauwesen, oputentcn Restaurants und Ca% Es gekrt zum Alltag, die Stra- knbahinen zu verwechseln und in unbekannten Regionen zu lan- den, aus denen man erst nach einigen StŸnde den Weg nach Hause wiederfindet Der ordentliche ãStudententourist"^uch nach vertrauenswdrdigen R e i h r e m , um gleich danach einzusehen, dasssich Berlin dem Gedgchtnis seiner Einwohner erfolgreich ent-

zogen hat Auf Knien erbettelt der Verzweifelte Hinweise und Rat- schlage von wrbcihastenden Berlinern, aber er verharrt wie vor dem Turm zu Babel, ohne es zu wagen aufeustehen. Die Oeschich- te i i i hier doch auf der Strak?... ~nqea~htet dessen witlzt sich das ~ro§st~tlebe im ~empo einer schwadronierenden Lokomotiveweiter ŸberseineGeschicht hin- weg. Welchen Zug du nimmst, ist unklar, weil es inBerlin an jeder Ecke einen Bahnhof gibt, den du wenigstensfitçmatbcti'ete wirst Mochtest duzR zum Kino gehen, musst du zuerst zum Bahnhof. Auch um frische Milch zu ,,koofen", es 'gehtw'aber den Bahn- hof. Du bist dir Im klaren darüber dass cs deinBahnhof ist und die anderen Leute nur Passagiere sind. Aber wenn du dich vei3p3tet hast und obendrein vor Müdigkei umfitlst, musst du dennoch zum Bahnhof, auf dem du wie auf einem verlorenen Posten stehst - und dann denkst du: Bedin, ich hasse dich. Nach langer Zeit - du bist nicht mehr in Berlin - kennst du viele St rakn und hast eine Menge 8ahnMfc gesehen - immer i m glei- chcm Tempo, immer irn gleichen Schritt. Und du fragst dichhob beim letzten Mal, alsdu irgendwo zu Besuch warst, nichtein Stück chen Berlin durchschimmerte ..., diese Strak, dieses Mal: Berlin, ich liebe dich, egal, wo du bist B

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n der HU Sommersemester 2001

Das Verhältni von Kultur, Anthropolo'- gie und Ökonomi im Werk von Kar1 Marx, Philosophische Fakulst I, Institut fü Philosophie Kontakt: Andeas Bürge Tel.: 442 19 86, [email protected] Leopold Wonneberger T&: 29 49 31 41, [email protected]

Orte der SelbstreprBsentanz Philosophische Fakult3t I, Institut fü Europäisch Ethnologie Kontakt: Sabine Ktein Tel.: 448 39 50, [email protected] Sabine lmeri Tel.: 426 03 53, +

[email protected]

U.S.Culture in the Sixties Philosophische Fakultat II, Institut fü A@isti k und Amerikaflisttk

Kontakt: Attja Kaotz, eMail:

Queere Texte? K&nen aus der Beschitf- tigung rnit der Konstruktion weiblicher und msnnlicher Homosexualitä neue li- teratlirwissenschaffficfteLesarten ent- wickelt werden? - Philosophische F a k u l a II, Institut fü Neuere'deutsohe Literatur Philosoph"ische FakukSt IH, Gender Studies Kontakt: Sven Glawion Tel.: 27 57 38 38, sven.glawion@student hu-berlin.de Cindy Janicke Tel.: 292 51 25, [email protected]

Das kollektivierte Subjekt und seine In- szenierung Philosophische Fakultä III, Institut fü Sozialwissenschaften

Fortsetzung vom Wintersemester 2000/ 2001

Beweidung mit Pferden? Einsatzmöglich keiten von große Pflanzenfressern in der Landschaftspflege Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultä I, Institut fur Biologie Kontakt: Stephanie WalkTel.: 29 00 47 34, [email protected] Martina Bresch Tel.: 44048964, [email protected]

Estland, Lettland, Litauen - drei Länder eine Einheit? Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultä 11, Institut fü Geographie Kontakt: Antje Bruns, Susanne Dähner Konstantin Kreiser Tel.: 292 93 12, [email protected]

Erkenntnistheoretische und ethische Fra- gen an die heutige Psychologie und ihre praktische Bedeutung Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultä II, Institut fü Psychologie Kontakt: Thomas Dalliige, [email protected] Nico Czinczoll, Dana Ifflaender

Biologische Archäologi - Praxisori- entierte Betrachtungen zum Zusammen- spiel von bodenkundlichen Aspekten, Botanik, Zoologie und ihre Bedeutung fü die Archäologi Philosophische Fakultä I, Institut fü Ge- schichtswissenschaften, Ur- und Frühge

schichte Kontakt: Sibylle Günthe Tel.: 44 00 90 12, [email protected] Ivonne Baier Tel.: 29 00 05 41

Das Kino der VR Polen. Filmische Nega- tion der historischen Narration Philosophische Fakultä I, Institut fü Ge- schichtswissenschaften Kontakt: Stefan Meyer Tel.: 85 07 66 19, [email protected]

Ethnographie der Abschiebehaft Philosophische Fakultä I, Institut fü Europäisch Ethnologie Kontakt: Tobias Schwarz, [email protected]

Kinderkulturen - wer wird mein Held? Kinder im Kino Philosophische Fakultä I, Institut fü Europäisch Ethnologie Kontakt; Uta Rinklebe Tel.: 444 51 98, [email protected]

Regionale, nationale und übernational Selbstbilder in Nordeuropa Philosophische Fakultä II, Nordeuropa- Institut Kontakt: Jan Stampehl Tel.: 44 73 24 04 [email protected], Katharina Woellert Tel.: 624 42 27, kmwoellert@ hotmail.de Kuba im Spiegel seiner Musik Philosophische Fakultä 11, Institut fü Romanistik

Kontakt: Lena Ruthner t~~a.flirth,~rQhotmail.com Albrer t t Wiesener Tel.: 44 05 74 09.

Witz, Humor und Ironie - zur Struktur sozialer Intef3ktionssysteme Philosophische Fakultgt III, Institut fü Soziatwtssertschaften Kontakt: Christian Schmidt-Wellenburg Tel,? 42 08 82 79 Holger Herkle Tel.: 69 81 73 94

Sexy Bodies -Körperpolitike in Tanz und Performance Philosophische Fakultä III, Institut fü Kultur- und Kunstwissenschaften Kontakt: Katja Kynast Tel.: 44 71 42 79, [email protected] b t j a Kailer Tel.: 61 30 81 74, kai1ereiezedat.b-berlin.de

Kontakt: Jorge V. Tamayo Tel.: 69 51 81 86, [email protected]

2000. Zurüc in die Zukunft - Utopien und Zukunftsentwürf in Hispanoamerika Philosophische Fakultä 11, Institut fur Romanistik Kontakt: Rike Bolte Tel.: 44 67 52 88

Theaterkritik Philosophische Fakultä III, Institut fü Kultur- und Kunstwissenschaften, The- aterwissenschaftl Kulturelle Kommuni- kation Kontakt: Nina Peters Tel.: 44 04 96 91, Anna Poeschel Tel.: 44 65 33 56 Das Projekttutorium findet in den Räu men des Seminars fü Theaterwissen- Schaft/ Kulturelle Kommunikation in der Sophienstr. 22a statt.

Internet fü Blinde Philosophische Fakultä IV, Institut fü Rehabilitationswissenschaften Kontakt: Katja Grimm Tel.: 20 93 43 93, Veranstaltungsort: Abt. Blinden- und Sehbehinderteqpädagogik Georgenstr. 36, 10099 Berlin, Raum 311

Integration von Kindern mit Behinderung im Sp~~rtunterricht - eine "realisierbare Utopie"? Philosophische Fakultä IV, Institut fü Sportwissenschaft Kontakt: Elisabeth Lippert Tel.: 42 08 84 34, [email protected]

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Raider Die Einfuhrung neuer Studienmodelle belebt alte Rituale und schafft neue Verdienstquellen

Der Startschuss fü eine neue Zeit fiel 1998 an der University o f Leeds. Dort stand die Talare sogar ganz kaufen!" Das ko- Isa Ungruh, Mitarbeiterin, des Auslandsamtes der Fachhochschule Bremen, und stet 250 Mark pro Stück schaute bewegt auf ihre Schäflein Studenten an der FH Bremen, die als frischge- Aber wenn Frau Ungruh Pech hat, ha- backene Absolventen des neuen Bremer "Master in Business Studiesu an einer ben zumindest die Berliner Hochschu- echt britischen Abschlusszeremonie m i t Talar, Schärp und Hut teilnehmen durf- len bald kein Geld mehr fur die Akade- ten. Leeds war die Partnerhochschule fur den neuen Studiengang und als Isa mikerumhänge Denn zunächs müsse Ungruh in stolz gerührt Master-Gesichter guckte, war ihr klar: ;Das mach' ich die neuen Master- und Bachelor-Stu- in Deutschland jetzt auch!" diengäng geschaffen werden und da-

vor hat die Politik als neue Erfindung Ein Jahr späte war es soweit. Frau Ungruh gründet die Firma die Akkreditierung der Studiengäng durch eine vom bun- ,Talaris", den ersten Talar-Verleih fiur deutsche Hochschulen. desdeutschen ,,Akkreditierungsratu beauftragte "Akkre- Fü 65 Mark pro Tag könne sich Hochschulen bei ,,Talarisl' ditierungsagentur" gestellt. Diese Agenturen verlangen fü die Talare, Hüt und Schärpe ausleihen und damit ihre Ab- Beglaubigung des Neuen in einem neuen Studiengang im solventenfeiern zu richtigen Events a la Oxford oder H a ~ a r d Schnitt 25.000 Mark. Geld, welches die Hochschulen nicht aufpeppen. Der besondere Trick dabei: Die Schärpe gestaltet haben und die zuständig Senatsverwaltung getreu dem Mot- Frau Ungruh nach Wunsch gemä den Hochschulwappen und to ,,Wir machen Reform, ihr bezahlt!" den Unis nicht geben -farben exklusiv fur jede Hochschule extra. will. ,,Das muss man sich mal vorstellen", schimpft HU-Vize-

Die Banken, von denen Frau Ungruh Geld haben wollte, fan- präsiden Heinz-Elmar Tenorth, ,,Jetzt sollen wir schon Geld den ihre Geschäftside ,,sehr seltsam" und wollten keinen Kre- ausgeben fü etwas, was es noch nicht mal gibt. Soweit wa- dit geben. Leider nur Beweis fü die Rückständigke der deut- ren wir bisher noch nicht!" Andere Bundeslände haben die sehen Wirtschaft, denn wer seine Absolventen heute mit Akkreditierung ihrer neuen Studiengäng wenigstens nach de- ,,Talaris" verabschiedet, der zeige, so Ungruh, dass bei ihm ,,In- ren Start gestellt, nur Berlin häl an einer Zulassung vor Be- novation nicht nur übe das Angebot, sondern auch übe einen ginn fest. Niemand, der Böse dabei denkt, aber fü Agentu- in Deutschland zukunftsweisenden ren wie die ,,Zentrale Evaluations- und Abschlussservice" geboten wird. Weil Akreditierungsagentur" in Hannover (ZEvA) nämlic auch die ewigen Alt-68er ist das einfach verdientes Geld. Allein die bei ,,Talarisl' mit ihrem Uralt-Hauer Umwandlung der acht Studiengäng der "Unter den Talaren, Muff von 1,000 Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fa- Jahren" keine Punkte mehr holen: kultä kostet die HU WO.000 Mark. ,Frühern so Frau Ungruh, ,,frühe Das war ein Sonderpreis. Sicher ist in den Sechzigern wollte man die damit verbundene ,,finanzielle keine Eliten mehr. Jetzt wer- Belastung nicht zu verkennen", den Leistung und Elite lieà Wissenschaftsstaatsse- auch in Deutschland kretä Josef Lange der HU wieder geförder und Ende Februar ausrichten und sie müsse auch ge- machte gleich einen Lö würdia werden." sungsvorschlag: ,,Die Hoch- <

Und weil wirkliche Eliten nur da sind, wo Neues aufscheint und Neu- es geförder wird, gilt Frau - - Ungruhs Umhang-Service Reiten will keiner von dem Rum- nur fü die neuen Master- und mel um Master und Bachelor las- Bachelor-Studiengänge Zum sen, denn damit, so Tenorth ,,ver- einen, weil ,,die Zeiten des Di- änder wir die Welt. Es ist fast wie ploms längs vorbei" sind, zum Revolution." ~ n d e 1 9 9 9 , a l s Frau anderen, weil dort ein Markt ist, Ungruh i n Bremen die ersten bei dem scheinbar jeder etwas Schnittmuster fü ihre Talare zu- holen kann: ,,Als die ganzen sammenstellte, schimpften in Ber- Master-Programme auflebten, l in drei Universitätspräsident auf dachte ich, jetzt mach' ich das die geplante Einführun neuer Stu- mit den Talaren, da muss doch diengänge ,,Es ist völli unverständ was zu machen sein." Offen- lieh", rief damalsTU-Präsiden Hans- sichtlich, denn gut ein Jahr nach Jürge Ewers, ,,wie heute alle auf Firmenstart haben schon sechs Bachelor und Master abfahren. Das Hochschulen und Institute Ta- ist doch eine einzige Mogelpak- lare bestellt. Auch aus der kung." Wie die Zeiten sich än Humboldt-Uni kamen zwei --. dern! Bestellungen, ,,die wollten

rn jot

schulen sollen sich zur Bereit- stellung der entsprechenden

Mittel verpflichten." Trotz dieser Widrig- und Windig-

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Liebeserklärun der Dichter und Künstle an die "Hauptstadt der Welt"

Besonderen zu:Da der Mythos Paris mehr als hundert Jahre 2 f t hatte, sich zu verfestigen, gibt esgenŸgen Menschen, nennen wir sie einmal ohne Jede Wertung ,,Touristen", denen der gesunde Mensdienverstand in dieser Stadt abgeht. Sie haben keine WcJlichkeit, den Mythos zu entlarven. Sie trinken morgens Cafe Creme, abends wird gebechert und nach zwei Wachen ist das Konto leer. Dir hingegenbkibt aur der Rück zug in die abgelegenen Nischen einer Großstad Die Metro gehör dazu. Keine andere Stadt hat so schön Metroeingsnge wie Paris, doch das verglast Du schnell, wenn Du in einen Menschenstrom hereingerissen wirst, der jeden Tag etwa drei Millionen Menschen auftaugt und durch eine irrwitzige unter- irttische Schattenstadt be%wiert. Solltest Du Dich jemals in Deinem Leben alleine gefühl haben, dann ist diese Erfahrung eine sichere Heilung. Gleiches trifft auf die ersten Sonntage des Monats zu, an denen die Museen keinen Eintritt verlangen. Der budgetbewusste Student steht dann verkatert auf undfin- det sich wwigr@iter in einer große Metisehtntraube wieder, etwa vertiere Louwe oder (tem Cen'tre Seeroes bo idou . Die . Unter alten StMW M keine3 meisten Gratis-VergflUgungm, eine ~ahlfnaeh erk kill es zum B&@W oder da&vCTsefttl~w Rumsitzen auf dem Montmartre, liimgen Dir nach @testens drei Monaten wegen des regelmä ßi einschlatjendeir§esuehe zum Halse heraus (siehe auch: Besuch aus Deutschland). Die Croissants sind Dir zu stereotyp

geht . Paris ist ein gro§e &btiothckssaal, der von d y Sehe durch-$ çM"word aft Crtme fehtt Dir das Geld und Du be- Wal* Benjamin ginnst, ganzen Aufwand zu ärgern den Du fŸ

dieses Kauf genommen hast. Es ist vieHeteht ein handfester Studentenmythos. Da gehst ins

Wohnen in Paris eterpreise auch in schfech- Iwitzplatzes liegen, befin-

mg in Paris in dem selben Teu-

jedenMargen Onmengett Ca

rdkm würde (erfolgverspre- Nicht, dass es grundsBtzliche Binw eilà ImOtotiilienagmtur). Stu-

sehr zahlreichen Wohn~e- die sich km Beispiel an Heinrich Heim (ER Citt

fch der Wohnungsmarkt aufgrund Studenten in einen Risikofaktor

dehnten Aufenthalt inder etastigen .

dem am Fehlen et

Du eine oder ade fr* mit kartiist, tteftn sattlest Du jetzt ernst t e r t h . tioffftuftg besteht bis zum Schtass. 1 , t - ,

> P . . ,

~adhr, khen , " 2 ' - 3 . * 1.' '

haben eine wbUi fwde E e verstärke kanqe-zu'einem scheinbar U P& bis Dir

Dein gesunder MeiKChBiverstand stmlisiert/dasi fcs nicht aufrechtzilerhaltew ist Auf Paris trifft diese Feststellung irn

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J . ', <>*, ' 6 ' ' f

Bdrokraten nicht wissen, was sie Dir antwor- ten sdllen, çta~Mfe sie Dir etwas von DÈteWutz Frafizösi sehe BŠrokrate sparen sich das. Sieverbinden Dich kalt mit

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der Warteschleife, wohl wissend, dass es aus dieser kein Ent- rinnen gibt. Wer sich nicht als photogen empfindet, muss lei- den. Zwöl Passfotos gehöre bei jedem Kontakt mit französi schen Schreibstuben ins Survival-Pack. Dazu eine internationale Geburtsurkunde, eine aktuelle Stromrechnung, Wasser und Nahrung fi ir einen Tag und, fi ir den Notfall, zwei Röhrche Valium.

Erasmus Die angebotenen Sprachkurse sollten Erasmusstudenten nur besuchen, wenn sie andere Sprachen als französisc lernen möchten Zum Umfang der sagenumwobenen Erasmus-Zuwen- dung ist zu sagen: Ja, sie existiert wirklich, aber die etwa 200 Mark monatlich decken lediglich die ~berziehun~szinsen der ersten drei Monate in Paris.

Besuch aus Deutschland Wohnung in Laufweite des Gare du Nord suchen. Lade grund- sätzlic nur Freunde ein. die das erste Mal in Paris oder bereits angefixt sind. Wer den Eiffelturm, den Louvre und die Champs Elysees bereits kennt, läss sich schwerlich hinter dem Ofen hervorlocken. Und der Platz hinter dem Ofen nimmt etwa 25 Prozent Deiner Wohnung ein. Um sich vor ungebetenem Be- such zu schützen sollte man sich von seinem Immobilienmak- ler mehrere Kopien des Grundrisses der Wohnung holen. Rein in den Umschlag, Adresse und Marianne .drauf, den Absender nicht vergessen und ab in den Postkasten. Das reicht eigent- lich aus.

Arbeitskampf Verhaltensweisen: morgens Radio hören Den halbstündige Staumeldungen folgen die Streikmeldungen. Solltest Du im morgendlichen Radiokauderwelsch die Redewendung ,,mauve- ment social" aufschnappen, ist Deine Tagesplanung hinfällig Entgegen der sich aufdrangenden Assoziation bedeutet sozia- le Bewegung, dass sich nichts mehr.bewegt. Auße Dir. Und all den anderen Parisern. Eine andere Möglichkei besteht darin, sich eine Wohnung in Laufweite der Universitä zu besorgen. Damit verschiebt sich der Problembereich allerdings nur (siehe auch: Besuch aus Deutschland).

Studieren in Paris In aller Regel erledigt sich die Frage, an welcher Uni Du studie- ren möchtest bereits bei der Abgabe Deiner Bewerbung fü ein Stipendium". Das wird Dich nicht davon abhalten, Dich an anderen Unis umzutun, denn zufrieden wirst Du mit Deiner Uni unter Garantie nicht sein. Die sagenumwobene Sorbonne (Paris IV) bietet fü die klassischen Geisteswissenschaften ei- nen hochqualifizierten, wenn auch sklerosen Lehrkörper Ein Verhältni zwischen Studenten und Professoren existiert nicht. Kulturwissenschaftlich geht es an der Sorbonne Nouvelle (Pa- ris III) wie bei einer 68er-Gründun zu. Interessant fü Roma- nisten und Kulturwissenschaftler ist hier

und hat gute literaturwissenschaftliche Seminare, wird Dich aber wegen der menschenfeindlichen Umgebung irgendwann in den Suff und damit in den Ruin treiben. Bleibt noch ,

Nanterres, eine Art Pariser FU, die besser ist, als ihr Ruf. Willst Du etwas fü Deinen Lebenslauf tun oder befindest Du Dich bereits auf der Zielgeraden Deines Studiums, empfiehlt es sich, mi t einem wissenschaftlichen Projekt an der Eco~e des Hauts Etudes en Sciences Sociales (EHESS) vorstellig zu werden. Studierst Du Politik und willst Dich fü immer von den Sor- gen der Arbeitssuche befreien, dann gehe zur SciencePo, ei- ner Karriereschmiede fü Politologiestudenten!

Archive Der Zentralismus hat gewiss seine Nachteile. Flächendeckend Inkompetenz zum Beispiel. Eines aber muss man dem Zentra- lismus lassen. Alle wichtigen wissenschaftlichen Archive, alle guten Bibliotheken kannst Du bequem mit der Metro errei- chen. Nur rein kommst Du nicht. Als Student wird Deine wis- senschaftliche Ernsthaftigkeit bis zur Abschlussarbeit von den Torhüter der französische Bildung aufs Schärfst geleugnet. überhaup gleichen viele Horte des hohen Wissens eher Tem- peln. Das erklär sich aus der Tatsache, dass die französische Staatspräsidente wie ihre Vorbilder, die absolutistischen Kö nige, Denkmäle fü die Nachwelt schaffen wollen. Mitterands Denkmal ist die gleichnamige neue Nationalbibliothek. Da er sie noch zu Lebzeiten einweihen wollte, wurde der Bau stark forciert. Nun befindet sich die Bibliothcque National fast stän dig in irgendwelchen Havariesituationen, was mit dem undich- ten Dach beginnt, sich übe Systemabstürz der Kataloge fort- setzt und mi t Ÿberflutete Kellern endet. So schaffte es Mitterand posthum, Benjamins Vision von den durchströmte Bibliothekssäle Wirklichkeit werden zu lassen.

bi, raa das Institut d'Allemand in Asnikres, in .-- dem ein deutsch-französische Studienzyklus, die Licencel MaTtrise Franco-Alle- mande, angeboten wird. Paris VIII in St. Denis ist ebenfalls aei-

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*bwei&flthmm dq %%Mt q l e n

nS ve~chfossenen For- sehungstiim abläuft Organisiert wird d@iyNa,m, die h Rahmen des ,,Wissen-

m k r l i n " stattfindet, von dw , , ~ s s e ~ c h a f t i m Dialog GmbH" (widj, einer gemeianützigen bundesyei- ten Initiatke % q k * d i g m g von W $ey&@fl W @sgikehek t$e Qfiter anderem den WisenscbWtandort Ber- [in h e r vermarkten soll. Bis Ende April will ein &mWium u n t e r M i Q 4 $ s , W - Pdsidenbn Jihgen Miynek @r dir Nacht ~ m h u ~ p c q & t e s i 6 ~ die sieh e b t iemi ts rim Rahmenthema ,,Lebens- wismschaftmM widment andererseits i n der Art ihrer Pr&sentation ,,neue Wege zeigen, die Sinn und Zweck der Arbeit dem interessierten Laien transparent und verstsndlich machenm. Das vollständig Programm der Nacht gibt es ab Mitte Mai unter: www.wissenschaft-im-dialog.de

3 0 . W Briefe, 2.000 Ekiefachreib@c, I 0 Jahre Arbeit - das sind die €&dat der ak tud len vo lumir i@se~ Werkedition d w t s c k r LiWaturwi$senseh&. Dies- ml ~ h t es um die Brüde Jakob und

'

WiiheLm Grimm* &ie ein Leben lang, un- zertrennlich an der deutschen Sprache und ihrer Kultur geforscht haben und dabei entsprechend viele Briefe schrie- ben. Nach jahrelanger Wühlarbei ist jetzt der erste Band der "vielbändige kritischen ~esamtausgabe~ des Brief- wechsels der Grimmbrüde erschienen.

Herausgegeben wurde der Band zum Stückprei von 98 Mark von dem Wup- pertaler Germanisten Heinz R6Ileke. %oordiniert hat diese Forschungsarbeit die ,,Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel" an der ~uiboldt -un ivers i tät die m i t der Grimm-Bibli~thek als Zentrum der ~ r i m m - ~ o t s c h u n ~ ' ~ i l t . Wer sich den Band nicht kaufen will (und kann), kann im lnternet nachlesen, warum Wilhelm seinen Bruder Jacob ,,mein l ieber Schatz" nannte. Informationen unter: www.grimmnetz.de M

Geschichte der Politologie R @ k t k h zu-den Kürzunge am Qtto- Sub+bt i tw$ der Freien Universitä ist jetzt die erste umfassende Darstellung

, aber die Pditdagie in D t u W h l m d er- s c h h m Qer bchumer Politologe Wil- helm %Leck belegt m i t seiner Studie, weiche k n t u r e n und Konjunkturen die Politikwissenschaft seit ihrem Entstehen im Mittelalter kennzeichnen. Bleek spart nicht die lnstrumentalisierung des Fa- ches im Nationalsozialismus und in der DDR aus und beschreibt den mühsamen aber letztlich erfolgreichen Wiederauf- bau des Faches nach 1945 in West- deutschland. Sein Handbuch dient all denen, die auf der Suche nach dem Sinn der Politologie sind, und es sollte jenen zur Lektür empfohlen werden, die übe die Entbehrlichkeit eines Faches nach- denken, ohne dasdie Entstehung des er- sten deutschen Nationalstaates kaum denkbar qewesen w2re. Bleek, Wilhelm: "Geschichte der Politik- wksmschaft in Deutschlanda, Münche 2001 [CH. Beck), 78,50 Mark.

fitcologen sind lieb Ein ,,positives Wir-Gefuhl" und ein sen- sibles,,,Müllverhalten beeinflussen nachhaltig das Konsumverhalten der Bewohner eines Wohngebietes. Zu die- sem überraschende Ergebnis kommt

ein Forschungsprojekt an der Techni- schen Universität Psychologen, Ar- chitekten und Ökonome haben zwei Jahre lang zwöl Berliner und zwei nie- derländisch Wohnquartiere untersucht, das Müll und Konsumverhalten der Bewohner erfasst und den Umgang der Einwohner beobachtet. Nur wenn die Interessenlagen der Bewohner eines Viertels übereinstimmen die soziale Lage eines Quartiers einigermaße hoch ist und die Nachbarn aufgrund einer großzügig Architektur großzà gig miteinander umgehen k6nnen, sei ein funktionierendes Nachbarschafts- verhältni m6glich. Ebenso wichtig sei auch das Mü~lverhal t~n Nur wer öko logisch seinen Mül entsorgt, könn ein guter Nachbar sein, urteilen die TU- N issen~cha f t le~ Mit diesem beeindruk- kenden Plädoye fü kleinbilrgerliche Wohnzellen @ollen die Wksenschaft- ler HandlungsempfchJungen fü Kom- munen erarbeiten. Infos unter: www,wohrtach.tu-berlin.de

Online-Studenten quatschen zuviel Die Bertelsmann-Stiftung und die Heinz Nixdorf Stiftung haben mi t einer Befra- gung von rund 5.0W Offline- und 350 Online-Studenten herausgefunden, dass letztere viel häufige ihren Professor kon- taktieren als erstere und noch viel häu figer als die lnternet-Muffel mi t ihren Kommilitonen übe das Studium reden. Beide Stiftungen haben gerade das Pru- jekt ,,virtusu {virtuelle Studienumgebung) entwickelt, mi t dem Studenten eine vir- tuelle Alternative zum Studium an der Hochschuie geboten w ~ d e n sdl. Gegen- wärti wird das Projekt an der Wirt- schafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultä der Universitä Köl getestet. ln- formationen unter: www.virtus.uni- koeln.de

fl, jo t

,

Physik Chemie Biologie Landwirtschaft Geogra- phie Zoologie &nglischsprachige Originalliteratur

Apri l 2001 UnAufgeforded

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Carcenac-Lecornte

u.a. (Hg.):

Steinbruch Deutsche

Erinnerungsorte.

Annäherun an eine

deutsche

Frankfurt 2000

58 Mark

E. Francois und Hagen Schulze (Hg.)

Deutsche Erinnerungsorte 1

Münche 2001

68 Mark

Mammutprojekt: FU sucht Erinnerungsorte - und findet sie doppelt Im Jahre 1984 erschien der erste Band der ,,Lieux de memoire" des französische Historikers Pierre Nora. Inzwischen sind es sie- ben. Unermüdlic suchte und sammelte Nora die ,,Erinnerungsorte" Frankreichs, fand Nationalistische, Erhabenes, Alltägliches von der Trikolore bis zum Baguette. Ihn interessierten die Fixpunkte, an denen sich das institutionalisierte Gedenken ebenso wie die Erinnerung der einzelnen Mitglieder einer Gesellschaft festmacht. Da keine einheitliche ~rinnerung besteht (und in einer modernen Gesellschaft auch gar nicht bestehen kann), braucht die Gemein- schaft Orte, an denen sie das gewünscht Erinnern festmachen kann: Erinnerungsorte als ,,Gedächtnisprothesen". der momen- tarien Konjunktur von ,,Ged¤chtnisges<;hichte beeinflussten No- ras Bänd auch Historiker in Deutschland und anderen Länder Europas. In Berlin haben die Professoren Etienne Frangois und Hagen Schulze 1995 an der FU mit dem Projekt ,,Deutsche Erinnerungsorte" begonnen. Ein Mammutunternehmen: Renom- mierte Autorinnen und Autoren schreiben an drei Bände mit übe 100 Beiträge in 18 Kapiteln wie ,,ReichM, ,,Volk", ,,Disziplin", ,Freiheitu oder ,,Gemüt' Der erste ist soeben erschienen und wurde auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt, die anderen folgen im Herbst. Vom Fuhrerbunker übe "68" und .Wir sind das Volk" bis zur D-Mark ist allesvertreten, was als Erinnerungsort taugen könn te. Groß Ãœberraschungen ungewöhnliche umstrittene oder ver- gessene Erinnerungsorte bleiben bei dieser Auswahl jedoch aus. Doch dafü gibt es einen Ableger: Wem das groß Erinnern nicht reicht, kann zum Band "Steinbruch Deutsche Erinnerungs- orte"greifen, in dem Studenten und Doktoranden Schutzes die etwasabwegigeren Bereiche bedienen: Maria Sibylle Mcrian und Rosa Luxemburg stehen hier, Kart May mi t Pierre 8dce und Alt-Heidetberg. Teilweise sind die Beiträg von sdhan- kender Qualit , garantieren aber interessante Diskussionen dar- über was - und warum gerade das? - einen Erinnerungsott ausmacht. Im E'mteitungsaufsatz von Constanze Carcenac- Lecomte findet man auch die Entstehungsgeschichte des ,,gro- ße Projekts" aus Noras Arbeiten direkter und kürze erklhrt als i n diesem selbst. Demnächs stehen - hoffentlich alle - Bänd in den Bibliotheken, und dann kann jeder f i r sich übe Sinn oder Unsinn dieses Mammutprojekts entscheiden. Denn: Ist die Sammlung (beziehungsweise Konstruktion) solcher na- tionalen, vorgeblich Gemeinschaft stiftenden Orte nicht etwas Archaisches, einem zusammenwachsenden Europa Entgegen- stehendes? Andererseits könnte die nationalen Bestands- aufnahmen als Zwischenschritt zu einem noch größer Projekt taugen: der gesamteuropäische Erinnerung, falls es sie jemals geben wird. Gearbeitet wird schon daran: Letztes Jahr wurde im Anschluss an ein Seminar zu ,,Europäische Erinnerungsorten" ein Projekttutorium an der FU ins Leben gerufen. Dessen Diskus- sionen und Ergebnisse sind im Internet unter http://userpage.fu- berlin.de/~wigbotd/lieux/ abrufbar. Â

J P ~

Wolfgang Benz

Geschichte des Dritten Reiches"

288 Seiten mit zahlreichen Abbildungen

Münche 2000

44 Mark

Geschichte des Dritten Reiches Weit mehr als 50.000 Büche und wissenschaftliche Aufsätz sind seit 1945 zu den zwöl Jahren der Naziherrschaft erschie- nen. Doch mit der Flut an Informationen steigt nicht unbe- dingt das Verstehen einer Epoche der Gewaltherrschaft, die von der Mehrzahl der Deutschen nicht nur toleriert, sondern auch mitgetragen wurde. Eine Kontroverse, die in jüngste Zeit fü Schlagzeilen sorgte, hatte der amerikanische Historiker Daniel Jonah Goldhagen ausgelöst In seinem Werk: "Hitlers willige Vollstrqcker" vertritt er die These, dass der Holocaust erst mi t Hilfe der ,,ganz gewöhnliche Deutschen" machbar und durchführba wurde. Goldhagen entlarvt die Opfer als Tä ter, die sich an der Judenverfolgung passiv oder aktiv beteilig- ten. Ein Thema, dass die Nation bewegte und einmal mehr in zwei Lager spaltete. Es besteht also noch Diskussionsbedarf. Und der dürft steigen, angesichts solch brisanter Themen wie der schleppenden Entschädigun fü Zwangsarbeiter auf der einen Seite und dem steigenden Rechtsradikalismus auf der anderen. In diesen ~usammenhang stellt Woifgang Benz, Hi- storiker und Leiter des ,,Zentrums fÅ Antisemitismusforschung" an der TU-Berlin sein neuestes Werk: "Geschichte des Dritten Reichesxer Autor wendet sich an Leser, ,,die knapp, aber zu- verlässi informiert sein, die Erkenntnisse der historischen Wis- senschaft fü das eigene Urteil nutzen, aber den Aufwand der Gelehrsamkeit nicht nachvollziehen wollen", heiß es im Vor- wort. Und genau dieses Ziel hat der Historiker mit seiner Dar- stellung erreicht. Akribisch beschreibt Benz den Aufstieg der "Deutschen Arbei- terpartei", die am 5. Januar 1919 von dem Werkzeugschlosser Anton Drexter und dem Journalisten Kar1 Harrer gegründe wur- de und seit Februar 1920 den Namen ,,Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei" führte Der Gefreite Adolf Hitler war seit dem Spätsomme 1919 ihr Werbeobmann und wurde im Juli 1921 in einer außerordentliche Mitgliederversammlung zum unumschränkte Vorsitzenden gewählt Die weitere Entwicklung der Partei, und die politischen Tagesereignisse werden in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt und nie losgelös von der wirtschaftlichen Entwicklung betrachtet Chronologisch werden die zwöl Jahre nationalsozialistischer Schreckensherrschaft auf- gerollt - von der ,,nationalen Revolution" übe die ,,Krise und Durchsetzung der Macht" bis hin zum "Totalen Krieg" und dem Mord an der jüdische Bevölkerung Der Text enthäl keine An- merkungen und Quellenbelege. Ãœbe weiterführend und ver- tiefende Literatur und neueste Studien informieren die Hinwei- se am Ende des Bandes. Ein wesentliches Element der Darstellung sind die Bilder. Die Illustrationen, darunter viel Propagandama- terial aus der NS-Zeit, sollen den Text nicht erläutern sondern vielmehr eigene Informationen übe das Dritte Reich vermitteln. Das Buch von Wolfgang Benz erhebt sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit es ist aber ein solides Nachschlagewerk auf dem heutigen Forschungsstand. Â

ix

April 2001 U n A u f W r d e H

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Wer braucht e ig ... das Institut fur Transakustische Forschung

Ist die Schwerkraft durch Musik aufhebbar? Wie klingt Gemüse Oder Hunderte alte Flügel Am Anfang standen Fragen übe Fragen - unbeantwortet. Die Fra- gen, der Forschungsgegenstand des Instituts, die Transakustik war schon immer da - nur hat sich niemand dafü interessiert. Es gab keine Wissenschaft, welche sich m i t solchen Fragen beschäftig hätte und sie ging auch niemandem ab. Doch im Jahr 1998 haben sich Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen und Lebenswelten (Physik, Musik, Tanz, Elektrotechnik, Medizin, Psychologie, Dich- tung, Theater, etc.) zusammengetan und in Wien das Institut fü transakustische Forschung aus der Taufe gehoben.

Und das macht laut Eigendefinition folgendes: ,,Das i f taf ist eine Plattform fü gehörbildend Kunst/Wissenschaft und au- ditive Phänomenologie Es untersucht die Grenzen zwischen Akustik und ihren Tangentialgebieten: Wissenschaft und Kunst, Alltag und Forschung, Klang und Geräusch Ton und Licht, akustischen und anderen Perzeptionsmöglichkeiten. Das i f taf setzt sich selbst also bewusst zwischen alle Stühl und hat seit seinem Bestehen mi t einem große Problem zu kämpfen ,,Das transakustische Paradoxon besteht darin, dass sich die Transakustik per se der Definition entzieht und etwas darstellt, das möglicherweis gar nicht ist." Etwas, das von sich aus verschwommen zwischen den (vermeintlich) klar umkreisten Wissenschafts- und Kunstgebieten liegt, Esst sich nicht auf einen Punkt bringen. Desto wichtiger ist der Enthu- siasmus und der Einfallsreichtum, m i t dem der Materie zu Leibe gerück wird. So haben die verschiedenen Forschungs- gebiete des i f taf illustre Blüte getrieben. Das ,,Erste Wiener Gemüseorchester beispielsweise ist aus dem Bereich ,,vege- tabile Klangforschung" entstanden. Gespielt wird ausschließ lich auf Gemüse Damit soll der Grenzbereich zwischen Mu- sik und Geräusche im Kochalltag ausgelotet werden. Gemüs muss nicht mehr zur ausschließliche ,,Befriedigung des Fresstriebes" herhalten.

Ständig Grenzüberschreitunge gehöre zum Programm des iftaf. Schließlic soll der ,,Hörwinkel" eine der wichtigsten Größ in der Terminologie derTransakustlk, beharrlich erwei- tert werden. Analog zum ,,Blickwinkel", der individuellen ,,Per- spektive", soll die Subjektivitä des Hören gezeigt werden.

Um die Transakustik einer möglichs breiten Öffentlichkei nahe zu bringen, werden monatliche Hearings mit sprechenden Namen wie ,,Mundmusik" d e r "Magendampf veranstaltet. Dass das Publikum dabei durchaus aktiv teilnehmen soll, beweist das

Hearing ,,Flügelfriedhof" In einer Halle, in der mehrere hundert Klaviere auf ihre endgültig Beseitigung warteten, wurde vom iftaf eine Trauerfeier fü die ausran- gierten Tasteninstrumente abgehalten. Pianistlnnen wareneingeladen, Trauer- lieder zu spielen, um den Flügel und ih- rem Friedhof die letzte Ehre zu erweisen.

In affentlichen Aktionen bezieht das iftaf auch Stellung zur österreichische

Regierung. Dies ist beispielsweise geschehen am 18. Mär die- sen Jahres. Im Rahmen der Aktion ,,Soundpolitisierung - Mit Transistorradios und Ghettoblaster gegen Blau-Schwarz", die zusammen mit anderen Organisationen auf die Beine gestellt wurde, war die Wiener Bevölkerun aufgefordert, mitsamt ihren Radios zum Heldenplatz (bei der Hofburg - Kanzlersitz) zu kom- men, um dort mit Musik des freien Radios Orange ihren Unmut übe die Regierung auszudrücken

Alles Banane Die eigenen Strukturen des iftaf spiegeln die politische Ein- stellung wieder. Hierarchische Strukturen werden abgelehnt, die einzelnen Abteilungen stehen gleichwertig nebeneinander. Das iftaf ist nicht universitä organisiert, sondern ist nach dem Vorbild eines offenen ~etzwerks aufgebaut - Menschen aus unterschiedlichsten Berufen arbeiten interdisziplinä an der Ausformulierung der Transakustik.

Wie die ,,exaktenu Wissenschaften bedient sich auch das iftaf desExperiments. ,,Da wir nicht den unerfüllbare Anspruch nach Objektivierbarkeit verfolgen, sind auch ,zweifelhafte1 Methoden erlaubt", gibt sich das iftaf pragmatisch. In der Ab- teilung ,,Kleptoakustik" werden konsequent die als ,,veraltetu betrachteten Bestimmungen des Urheberrechts, die eine freie Verwendung fremder Kläng verbieten, ignoriert. So ist aus Aufnahmen von Stücke Anton Bruckners durch freies Colla- gieren das Werk ,,Antonm entstanden.

Hier wird Wissenschaft mit Mitteln der Kunst betrieben - und umgekehrt. Dennoch schlagen manche Experimente fehl - wie jenes zur Aufhebung der Schwerkraft durch Musik. ,,Aber auch gescheiterte Experimente könne einen hohen trans- akustischen Wert haben", meint das iftaf. W

Iftaf im Netz:

www.iftaf.org

Zahlreiche Hearings

sind auf CD unter dem

eigenen Label

.iftaf.rec" erschienen.

U n A u f g e f o r d e r t April 2001

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Berliner Bäderkultu In diesem Sommer werden viele Studen- ten, die sich sonst im Freibad vom Ferienjob oder der Hausarbeit erholten, auf dem Trockenen sitzen. Schuld daran ist, dass viele Bäde diesen Sommer erst gar nicht geöffne werden, denn die Ber- liner Bäder-Betrieb stehen k u ~ vor dem finanziellen Aus. Vom Land BerLin konti- nuiertich unterfinanziert, würd das Un- ternehmen ohne die Sparmaßnahme im Sommer Konkurs anmelden müssen Hilf- los müsse sieh die Besucher den dra- stisch eingeschrsnkten Offnungszeiten anpassen, die Schließun vieler Bäde und die daraus folgende Überfüllu der anderen hinnehmen. Doch was ist die Al- ternative? Bei Erhöhun der Eintrittsprei- se wär eine Gleichberechtigung aller sozialen Schichten hinsichtlich der Bäd erbenutzung nicht mehr gewährleistet Wenn sich also ein Betrieb, der imSinne der Öffentlichkei agiert, nicht selbst trägt müsst eigentlich das Land Berlin einspringen und finanzielle Hilfe leisten. Doch die Kassen sind leer. Warum, wird hoffentlich gerade herausgefunden.

Frische Filme ... ... der unabhängige Art gibt es vom 26. April bis zum 2. Mai 2001 wahlweise im Acud, fsk oder Central zu sehen. Britische

Filme, die in Deutschland noch keinen Verleih haben, also ,,the hottest stuff from the UK, bekommt ihr zu norrrplen Kino- preisen zu sehen. Besonders ans Herz ge- legt sei Euch der Film ,,The Low Down" mit Cutie Aidan Gillen, der in England schon wahre Begeisterungsstürm auslö ste. lm Gegensatz zur Berlinale baut das Festival schon aus finanzidlen Gründe nicht auf das Einfliegen der ,,Starsu, son- dern auf Filme. Wer trotzdem seine Gla- moursucht befriedigen mkhte, stelle sich doch bitte zur Verleihung des deutschen Filmpreises vor die S t a a t s ~ r . ~ . ,,BritspottingU geht unter der Koordina- tion von Lehramtsstudent Carsten Mell- wig mittlerweile in sein zweites Jahr und wird immer größe Das Festival hat eine eigene Website, arbeitet eng mit der Bri- tischen' Botschaft bzw. dem British Council zusammen und wird im Mai auch in Hamburg stattfinden. Zur diesjährige Eröffnungspart wird Newcomer Maxi- milian Heckergewohnt verschroben auf- spielen- Danach gibt es ein Buffet, Frei- bier und gute englische Popmusik.

Hinter der Webadresse www.fresh- mi1k.t~ verbirgt sich kein Bestellservice fü weiß Getränke sondern hippes Ber- liner lnternetfernsehen. Hier kann man hinter die Kulissen der glitzernden

Großstadtbüh kucken und sehen, was dahinter ist: Nichts. Es gibt ein Film- magazin, Sextipps von Dr. Dot und das eher berüchtigt als berühmt Prada I3 Meinhoff-Duo. Jaja, ganz recht nach der Terroristin und der Modemarke. Warum? Ist doch egal. Die zwei herzallerliebst anzuschauenden Giriies sind die Mitte- Version von Jeanie 13 Jeanie auf FAB und haben dementsprtchend auch mehr zu sagen als vorgeschriebene Pramotion- sprüch fü Kinofilme. Dem Sende- konzept folgend sind sie fü unsmit ih- rer Digi- oder was auch immer -Cam im Berliner Nachtleben unterwegs, nerven Promis auf Premierenparties und versu- chen, rauszufinden, was HipHopper so alles in ihrer Tasche tragen. Lustig an- zuschauen, das. Allgemein wirkt das Ganze dennoch recht unmotiviert und wie der clevere Einfall zweier Damen dank Begleitkamera und investigativem Anspruch Akkreditierungen fü coole Parties abzugreifen. Sei's drum. Abso- lu t hitverdächti ist ihr Interview mit Ariane Sommer. Darin erzähl diese er- schreckend unironisch von ihrer Schau- spiellaufbahn bei ,,GZSZM und ihrem neuen Fernsehformat. Außerde tref- fen wir Jana Pallaske wieder, die dem Maskottchen von Kitty-Yo Turbit Mar- Zahn zeigt.

dk

Sonntagsbrunch in Berlin Der Rettungsanker der ,,MS Völkerfreundschaft Am Sonntagmorgen gähnend Leere im Kühlschran und der Geldautomat rück gerade noch den letzten grüne Schein heraus? Die ,,MS Völkerfreundschaft in der Sch6nhauser Al- lee 20 ist der Rettungsanker! h n l&OO bis 16:OO Uhr bietet die kleine Kneipe im baltischen Ambiente ftir gerade mal 5 Mark das typische Berliner Frühstücksbüf im Miniformat an. Überraschenderweis ist das Lokal nicht überfül wie ,,No- vember" & Co. am Kollwitzplatz. So läss sich die besonders verschlafene Atmosphär des Berliner Sonntags mal wieder verspüren

Frühstück im Fischladen Wer filetierte Melonen, Lachs, getrocknete Tomaten und Körner brötche nicht missen möchte soll weiterhin in sein zwanzig- Mark-Brunch-Stammlokal gehen. lm Fischladen (Rigaer Straß 83) gibt es jedoch kein Allerorts- Sonntags-Brunch. Die Atmosphär ist entspannt und wer will, kann nach dem ausgiebigen Frühstü einen kräftige Furz las-

Sen, ohne mit Msen Blicken gestraft zu werden. Wer keinen Furz lassen möchte so l l t i den anderen diese Mi3glichk@it einräumen ohne brüs kiert zu sein. Neben der Toleranz fkir die verschiedenen Eisgewohneheiten ist Geduld eine Kardinaltugend. Es klappt vielleicht nicht jede Bestellung beim ersten Anlauf, doch die Preise sprechen fü sich und entschädige fü alle Verzögerungen Den Kaffee gibt es schon fü eine Mark fünfzi und Orangensaft fü zwei Mark. Das Interieur hat kiassischen Krähenfuà Stil, ist also zweckmäß und frei von übliche Friedrichshainer Ein- richtungen beim Allerorts-Sonn- tags-Brunch. Noch Platz frei hinter den Ohren? Aufschreiben, merken und ausprobieren! M

nw, t rp

UnAufgefordert Apri l 2001

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da geschieht und nicht mehr essen will oder schlafen. In diesem Moment legt sich der Schalter um, der normal von unnormal, g&nd von krank trennt. Pad will ktimpfen und rennt doch nur gegen Wgnde. Ais seine unbändig Kraft in Aggwion umschlägt wird er in die Anstalt eingewiesen. Das heiBt, er wird durch Me- dikamente ruhiggestellt und zu den anderen verrückte gesperrt. Die Dialoge in der Klapse (iil8ndisch: kleppi) entbehren sicher nicht,einer gewissen Komik. Gleichzeitig wird einem jedoch die bedrückend Ausweglosigkeit der Situation bewusst, denn es gibt keine Heilung fü Paul. Er daif zwar ab und zu nach Hause, um seine Elteh zu besuchen. W h dann fürchte man die ganze Zeit den &ichsten Ausbruch. Näh entsteht durch das Mitleid. der Eltern, das ihn aber nicht erreicht Von seinen Freunden ,,drau- ßen ist ihm nur einer geblieben: Rögnvald der ihn läss wie er ist, ihn mit ans Meer nimmt und sagt: ,,Die Klapse ist überall Nur dass man sie nicht sieht." Paul wird entlassen, als es keinen Grund mehr gibt, ihn weiter in der Anstalt zu behalten. Era&it&in einer Fabrik, die Draht-

Verrückthei tu t nicht weh. Man merkt sie kaum. Langsam schleicht sie SM in ein Leben und vemhiebt dessen Koordina- ten fBr immer. Von jetzt an folgt der Mensch &setzen, dii er nicht gamtht ha t Eiqebuhgen und Affekten. Seine Umwelt kann nur hilflm zusehen und ist &r&ränderun ebenso awge- liefert w k der Betroffene selbst. ,,Wir sind doch d ie Engd, En-

. gel des Ufiiversums: D k m W klingt band, ~ielleicht etwas kitschig. Er schkf3t alle Menschen ein. Auch die, die anders sind. Abgerutscht In die Schizophrenie zum Beispiel. Wie hul. Er, der schon .immer anders war: M a k und Mlagzeuger. Eh Künstler der noch bei seinen Eltern lebt und ein Mädche liebt. Zu sehr liebt Und alleingelassen wird. Der nicht begreifen will, was ihm

zäun herstellt Welch geiuogehes Gleichnis, denn mit jedem Tag wird der Zaun, der ihn.von den anderen trennt h~her~und eine Rückkeh zur NormalitSt unmt5glicher. Seine Wohnung ist eigentlich nur ein Fenster zum Rausspringen inmitten einer Bctmwüste,. ,,Engel des Universums" ist ein isländische Film des Regis- seurs Fridrik Thor Fridriksson nach dem gleichnamigen Roman von Einar Mar Gudmundsson, der die Geschichte seines Bru- ders a~fgeschrieben hat. Dieser lebte jahrelang in Kleppur, der bekantktesten Nervenheilanstalt lslands. Die, Filmmusik stammt von "Sigur Ras: Regie: Fridrik Thor Fridriksson, Kinostart: 12. April 2001

bei zu be1assen:vom unerfahrenen Muttersöhnche zum Mann im besten Alter, vom naiven Twenty- something zum Fleischer, der meint, am besten zu wissen, wie man mit Frauen umgeht. Einer ist dabei merkwürdige und eigentümliche als der ande- re. Und dann gibt es da noch die Frauen des Dorfes: allesamt starke Persönlichkeiten die den Männer haushoch Uberlegen sind und nicht einmal auf die Idee kommen, sich mit ei,nem der Supersingles einzulassen. Und genau DAS ist das Problem. Die Männe beschließe eines Abends im Pub, eine Kontaktanzeige aufzugeben. Doch nicht im Lokalblatt, sondern in Mlami Beach, denn nur amerikani- sche Frauen sind "richtigem Rauen. Von diesem h e n t an ist in Donqal nichts mehr so wie vorher: die Männe bretzeln sich auf, färbe sich die Haare, machen Sport - unser Mutter- sahnchen versucht sogar noch schnell, seine Unschuld zu ver- lieren. Doch werden die Amerikannerinnen jemals eintreffen? Der Film erzähl mit viel liebe und Humor von den Schwäche seiner Protapnisten, die am Ende feststellen, dass das, was sie gesucht haben, die ganze Zeit direkt neben ihnen war. Er erzähl von dem allzu menschlichen lrrgIau4env dass irgendwo anders alles besser ist und von der %rstellung, dass man sich irre an- strengen, verbiegen und veränder muss, um glücklic zu sein, Das ist alles sehr lustig anzusehen, weil es durch die Eigenheit der Charaktere nie langweilig wi.rd. Dieser Film schreckt vor nichts zurück nicht vor Peinlichkeit, nicht vor Trauf~keit, nicht vor der Wahrheit. Das Leben ist nun mal kein film. Wenn es jedoch so w-är wie in diesem, dann wär es ein schöne Leben. Kapiert? Egal. Angucken - möglichs in der Originalversion, Regie: Aileen Ritchie, Kinostart: 19. April 2001 H

dk

N'W die Geschichte ist wichtig, sondern wie sie erzähl wird. D+ ~ ~ i ~ k Newcomer-Regisseurin Aileen Ritchie läss sich Zeit, ahne dahei'tangweilig zu werden. Gut, der Ausgang der Stwy isf whersehbar. Doch das kann die besondere Qualitä dieses R h nicht mindern. Besetzt mit irischen Landsleuten und Laien ist man in ,,The closer you get" immer.wieder von den M i n e n der Protagonisten überrrascht Das Setting ist à œ ~ r s c h w b a ~ ein Kaff an der irischen Küste ein Pub, ein Fri- smfmd dqe fiebcherei. Doch gerade diese Begrenztheit der %a%pl~lz$ gibt den Figuren den Raum, den sie brauchen und

Besondere Aufmerksamkeit schenkt männliche Stereotypen, ohne es da-

April 2001 UnAu fgo fo rdo r t

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Oscar fü Wun 30. Internationale Studentenfilmtage: SehSücht vom 26. April bis I. Mai 2001 in Potsdam

Das sojährig Jubiläur bildet dieses Jahr den Schwerpunkt des Festivals, unter in das Potsdamer Filmfest integriert - ein anderem werden die besten Filme der letzten 30 Jahre in der Retrospektive wieder eigenständi organisiertes Forum fü Fil- aufgeführt me von Studierenden existierte nicht

mehr - bis 1995 einige Studierende der Seit 1972 findet alljährlic das studentische Filmfest statt,zu Hochschule fü Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF) die Ostzeiten allerdings unter dem Titel ,,FDJ-Studententage" be- Studentenfilmtage zum ersten Mal unter dem Namen Seh- kannt. Wurden anfangs ausschließlic Filme von Studierenden Sücht veranstalteten. Seitdem ist die Anzahl der teilnehmen- der Babelsberger Filmhochschule (HFF) gezeigt, so nahm die den Filmemacherinnen und Filmemacher, Besuchern und Spon- Beteiligung internationaler Filmhochschulen stetig zu.Zunächs soren stetig gestiegen. Waren es im letzten Jahr allein 8.000 waren die Filmtage der Freien Deutschen Jugend ein Geheim- Besucher, so werden dieses Jahr bis zu 10.000 erwartet. Die tipp - hier konnten Filme gesehen werden, die späte nie wie- SehSücht bieten einen Raum fü Filme von Studierenden und der öffentlic aufgefiihrt wurden. Von offizieller Seite waren vor allem fü Low-Budget-Produktionen, ungeachtet der Gen- die Filmtage zwar nicht erwünscht wurden aber geduldet. Mitte res, Formate oder Längen Damit könne die Filmemacherin- der Siebziger hatten sich die FDJ-Filmtage zum größt stu- nen und Filmemacher ihre Arbeiten einem große internatio- dentischen Filmfestival Osteuropas entwickelt. Seit 1986 wur- nalen Publikum präsentieren ohne sich an Kino- oder den auch Filme aus den westlichen Länder gezeigt. Fernsehformate anpassen zu müssen

Nach 1989 fanden die Studentenfilmtage noch zweimal Dieses Jahr freuten sich die Organisatorinnen und Organi- statt, doch die Zahl der Filmemacherinnen und Filmemacher satoren besonders übe die Rekordzahl von 750 eingesendeten aus den sozialistischen Länder sank. Die Veranstaltung wurde Filmen und übe die vermehrten Einsendungen aus Skandina-

vien. Ostasien. Mittelamerika und den ost- 1 europäische Ländern Unter diesen Filmen

wird i i n e fünfköpfi Jury 150 Filme au>wäh len, die vom 26. April bis I. Mai auf dem mit Tradition behafteten Babelsberger Studio- geländ und erstmalig auch im neuem Gebäu de der HFF gezeigt werden.

Die besten Filme aus den Kategorien Spiel- . , Dokumentar- und Animationsfilm werden von einer namenhaften Jury, bestehend aus Regis- seuren, Produzenten und Filmkritikern, deren Zusammensetzung bei Redaktionsschluss noch geheim war, prämiert Zusätzlic werden ein Multimediapreis sowie ein Produzentenpreis verliehen. Es gibt zwar keinen Bäre oder Os- car, dafü aber den Wunderkind-Award zu ge- winnen, der von Wolfgang Joop gestaltet wur- de und von diesem auch überreich werden wird. Der Gesamtwert der Preise liegt bei übe 55.000 Mark. lm letzten Jahr wurde der Film ,,Havanna mi amor" von Uli Gaulke, der späte regulä im. Kino lief, mit dem Dokumentarfilrn- preis ausgezeichnet. Ebenso fand der Spielfilm ,,Oi Warningu einen Filmverleiher und lief meh- rere Wochen erfolgreich in deutschen und in- .ernationalen Kinos.

Der &werbungsschluss ist fü dieses Mal zwar schon abgelaufen, aber ihr könn bei den im Rahmenprogramm stattfindenden Work- shops (z.B. Schauspiel in Verbindung mit Tanz oder Klang/Sound), Podiumsdiskussionen (un- ter anderem mit dem Thema: Kurzfilm fertig - was nun?) und den zahlreichen Parties Erfah- rungen mit internationalen Filmsüchtige aus- tauschen und Ideen fü die SehSücht 2002 finden.

Das genaue Programm fiir dieses Jahr und weitere Informationen gibt es unter: www.sehsuechte.de.

Karo Marschler

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Neuropolis - Studentisches Theater in Berlin

1999 riefen engagierte Studenten der HU das Festival ins Leben. Es ging und geht auch heute noch darum, das uber die Stadt verstreute, stu- dentische Theater einmal im Jahr an einem Ort zusammenzuführen Neuropolis soll ein Ort des Austauschs und der Kommunikat ion sein. Gleichzeitig bietet das Festival eine Plattform und somit die Möglichkeit eine breitere Öffent lichkeit zu erreichen.

Hinterhofatmosphär Neuropolis 2001: An acht Tagen hatte die Stu- diobühn ihre Pforten geöffne und an acht Ta- gen gab es ein volles Haus. Studentisches Thea- ter stöà auf Interesse, ist Bestandteil des Berliner Theateral l tags und mach t auch Spaß Die Rahmengestaltung vor Ort führt den Besucher uber das Hinterhofflair in ein athmosphärische Foyer m i t bequemen Sofas, entspannter Musik und freundlicher Bar. Die allabendlichen Publi- kumsgespräch boten Zeit und Raum fü Diskus- sionen, Austausch, Kritik und Lob. Das studenti- sche Organisationsteam hatte gute Arbeit ge- leistet! Und sie haben es geschafft, die sehr un- terschiedlichen Produktionen in ein ausgegliche- nes Programm zu arrangieren.

Zweimal Shakespeare eröffnet das Festival. Zuerst ,,OtheIlad' (HU): die Handlung des Stük kes wurde in die Zwanziger Jahre versetzt und die Personage einem Geschlechtertausch unter- zogen. Ein spannendes Experiment, das durch einen Perspektivwechsel Klischees und Rollen- muster aufdecken wollte. Dies gelang der ln- szenierung nicht, der slapstickartige Sti l blieb an der Oberfläch und die Figuren flach und ohne Leben.

Es folgte ,,Romeo und Julia", eine Produktion des Seminars fü Theaterwissenschaft an der HU [Rezension UnAuf 116). Die Gruppe, die sich aus cinem Dramaturgie-Seminar konstituierte, be- itach durch Ensemble-Spiel und zeigte in ihrer Heterogenitä und i m anschließende Publi- kumsgespräc die fruchtbaren Stärke studen- tischen Theaters: Engagement, gegenseitiges Ler- nen, Austausch und Offenheit.

Neue Stück von Berliner Unis Am folgenden Abend wurde dann Frischfleisch geliefert, sieben Kurzstück von diversen Berli- ner Unis. Ein abwechslungsreicher Abend, der von klassischem Sprechtheater uber Perfor- mance bis zu revueartigen Stücke vieles bot. Die Bandbreite und die Experimentierfreude al- ler Beteiligten schufen eine wunderbare Atmo- sphäre Die Highlights des Abends, wie ,,Bild- hauer ₠Hobbybastler Michael" (HU), motivierten das Publikum zu stürmische Applaus.

Als nächst feierte die Bühnenadaptio des Buches ,,Aimee und Jaguar" Premiere. Die Ge- schichte der beiden Frmen Felice und Lilly, die in der NS-Zeit ihre Liebe zueinander entdeck- ten, ist bekannt. Die Inszenierung setzte kaum

Vom 2. bis 10. Februar 2001 fand das studentische Theaterfestival Neuropolis bereits zum dritten Mal statt. Ort der Veranstaltungen war die Studiobühn des Seminars fu r Theater- wissenschaf't/Kulturelle Kommunikation der HU i n der Sophienstraß in Berlin-Mitte. Unter der Schirmherrschaft der Schaubühn am Lehniner pla& zeigten Studierende der Humboldt-Universitä (HU), der Freien Universitä (FU), der Hochschule fur Schauspiel- kunst "Ernst Busch" Berlin (HfSEB) und der Hochschule der Künst (HdK) ihr Können

April 200 1 U n A u f g e f o r d e d

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neue Akzente, schaffte es nicht, den Protagonistinnen Leben einzuhauchen und die Zuschauer fü deren Entwicklung zu interessieren. Schade!

M i t ganz einfachen Mitteln und spannenden Schauspiele- rinnen spielte die lnszenierung "Mythen geschäl und erzählt (HdK) manch aufwendigere Produktion an die Wand. Sieben Frauen saße im Halbkreis auf der Bühne trugen Kopftüche und schglten Kartoffeln und dann ging es los: aus ihren Sehn- süchte und Phantasien entsponnen sich Geschichten, anti- ke Mythen wurden leidenschaftlich vorgetragen, erzahlt, mit- erlebt. Das starke Ensemble lebt von seiner Vielschichtigkeit und schaffte es, das Publikum zu begeistern. Eine klare, sehr gute Inszenierung mi t energiewichem, rhythmischem und phantasievollem Spiel.

Am Donnerstag und Freitag zeigten die Studenten der HfSEB, was sie können Den Anfang machte ,,Das Märche von Schneewittchen" der Abteilung Puppenspiel, die das Grimmsche Märche ins Berlin der Vorwende-Zeit versetzte. Die Koppelung Märche und Realitä durchzog das Stüc und daraus entstand eine Spannung, die Kontraste schuf: Kind- heit-Erwachsensein, Mann-Frau, Ost-West ... es ging um Dif- ferenzen in diesem revueartigen Abend der erstklassigen Esther Nicklas.

,,Brim", basierend auf der dramatischen Vorlage von The- resia Walser, folgte noch am selben Abend. Ein großartige Text, der einen Abgesang auf die Sprache und auf den öf fentlichen Raum als Stätt der Begegnung und Kommunika- tion feiert. Die Figuren warten, sie wollen endlich ankommen in der Welt der Erwachsenen, in der Geborgenheit der Fami- lie, in der Ehe und gleichzeitig fürchte sie sich davor. Die lnszenierung vermochte dies zu vermitteln, aber sie war zu zaghaft, zehrte von der starken dramatischen Vorlage und wurde ihr nicht immer gerecht.

Blutige Medea-Inszenierung Das fragmentarische Stüc ,,Träne aus Blut: Medea" fügt vier Bearbeitungen des Medea-Stoffes zusammen. Der Man- tel des Mythos wurde abgestreift und Medea als facetten- reiche, hin- und hergerissene, leidende Frau vorgestellt. Die lnszenierung definierte nicht eine neue Medea, sondern schul Freiraum. Beeindruckend war die schauspielerische Leistung von Judith van der Werff und die Dichte der lnszenierung.

Als Abschluss folgte die Produktion ,,Generation Berlin' (FU). Das Stüc ist angesiedelt in der Berliner U-Bahn, wa typische Vertreter dieser Stadt aufeinander treffen. Die Gruppe ,,theater baustelle Berlin" wollte das Lebensgefüh und die ldentitätssuch junger Menschen in Berlin vermitteln. Leidet blitzten nur selten überzeugend Emotionen durch, die ln- szenierung entsprach insofern einem Berlinerischen Lebens- gefühl als dass sie krampfhaft trendy und sehr unecht da- . . . - - - - ,, .W 0,

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Experimentierfreude begrenzt Resümee Inhaltlich ging es immer wieder um die Auseinan- dersetzung mit Rollenklischees, um den Geschlechterkampf; das Ich im Pool von Beziehungs- und Machtkonflikten, die Sehn- sucht nach Wärm und Geborgenheit, das Scheitern. Berlin als Schaffens- und Lebensstätt wurde ebenfalls thematisiert. Ein- zig die Experimentierfreude vieier Inszenierungen lieà zu wün schen übrig teilweise präsentiert sich das studentische Thea- ter sehr konventionell.

Dennoch: Neuropolis 2001 war ein Erfolg und hat die selbst

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gesetzten Intention erfüllt Die gezeigten Produktionen wa- ren vieifälti und boten einen repräsentative Ausschnitt, was sowohl Inhalte als auch Umsetzung und Qualitä betraf. Die Existenzberechtigung des Festivals spiegelte sich nicht nur in der hohen Zuschauerzahl, auch die Nachfrage studentischen Theaters von Seiten der Macher besteht, Die Neuropolis-Ver- anstalter mussten sogar Produktionen ablehnen.

Es verbleibt der Blick in die Zukunft des Festivals: Veran- stalter ist das theaterwissenschaftliche Seminar an der HU. Das Ende dieses Studienganges zum Beginn des Winterseme- Ster 2001/2002 wurde im Juli 2000 vom Akademischen Senat beschlossen. Den bis dahin immatrikulierten Studenten wird Vertra~ensschutz an der HU gewährt da bleibt zu hoffen, dass dieser auch den Erhalt des Festi~ais umfasst. rn

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Stereophonics, Just Enough Education to Perform" Ash, Jree all angels"

Erschienen bei V2 records Erschienen bei edel records

Im Handel bereits erhältlich Im Handel bereits erhgltlich.

. .. U ber die Einsamkeit von Journalisten M r . Writer" heiß die erste Single aus dem neuen Album der Stereophonics. Laut Sänge Kelly Jones, der alle Texte selbst schreibt, ein Statement übe Musikjournalisten: ,,Je- mand sagte mir mal, dass ein Journalist, der ein Album nach ein- oder zweimaligem Höre bespricht, eigentlich nur übe sich selbst schreiben kann." Also dann mal los. Das erste Mal begegneten mir die Stereophonics i m Sommer 98. Da- mals hört ich ihr Debütalbu "Ward gets around" täglic rauf und runter. Es war ein trauriger Sommer und die Phonics meine einzigen Verbündeten Egal, ob die Texte von Koffer- räumen Mädche auf Brücke oder Orangenbäume han- delten, hatte ich das Gefühl das's Kelly Jones genau das sang, was ich gerade fŸhlte Jetzt liegt das neue Album der Phonics i n meinem CD-Player. Was ich sagen kann, sie sind immer- noch genauso traurig-schö wie früher Zur eindringlichen Stimme von Kelly Jones kann man eben nicht fröhlic im Zimmer herumspringen. Also wenn die Welt schlecht und das Leben sinnlos scheint - Stereophonics höre und sich verstanden fühlen M

Engel seid befreit! Ash rocken das Haus. Das weià man spätestens nachdem man sie live erlebt hat und hinterher die blauen Flecken zählt Außerde spielt niemand so sexy Bass wie Mark Hamilton! Dass sich eine gute Show und gute Songs jedoch nicht ausschließen beweisen Ash auf ihrem neuen Album ,Free All Angels". Jeder Track ein Feuerwerk an Ideen und so rund wie Musik nur sein kann, ohne überproduzier zu klin- gen. Ihren ruppigen Teenagercharme haben die vier Iren des- halb noch lange nicht verloren, dafü musikalisch an Farbe gewonnen, ohne sich selbst untreu zu werden. Auch sie ha- ben wunderbare Balladen aufgenommen, wie zum Beispiel ,,Somedaym, das mi t fast orchestralen Sounds aufwartet. Es sind Songs voll m i t offensivem Optimismus. Der perfekte Soundtrack fü den Sommer, in dem Du Nächt durchtanzt, jemanden küsst den Du gar nicht küsse wolltest, dann auf dem Fahrrad nach Hause fährs und bei offenem Fenster einschläfst Â

"Berlin macht Schule", ãFamilienangelegenheite aus Berlin"

(Lieblingslied Rccords)

Im Handel bereits erhältlich

Ganz Berlin ist ein Sampler Berlin ist hip. Musik aus Berlin auch. Und da es nicht um eine bestimmte Band geht, sondern um Berlin, werden Songs ge- sammelt. So entstehen Sampler. Der bekannteste dürft ,,Ber- lin macht Schule" sein, der sich auch gleich anmaßte die Exi- stenz einer Bewegung herbeizureden. Wenn schon, denn schon. Aber egal. Die üblich-verdächtig und charts-erfahrenen Pop- Perlen von P wie Paula bis Z wie Zwei-Raum-Wohnung sind alle dabei. Songs, die definitiv jede Party retten. Auf die Samm- lung seiner Lieblingslieder beschränk sich George Lindt, der extra dafiir ein Label gründete Die ,,Familienangelegenheiten aus Berlin" haben sicher einen höhere Authentizitätsgrad doch will man das überhaupt Ich bin mir da nicht so sicher, denn den ganzen Abend authentische Berliner Musik zu hören kann doch ganz schö nervig werden. Wie wir wissen ist Berlin voll von Spinnern jeder Couleur, aber will man diesen alltägliche Wahnsinn auch noch aus den heimischen Boxen diöhne hö ren? Mi t seinen 34 (!) Tracks ist das Album definitiv zu lang. Hier ein paar Hörproben Max Goldts Beitrag "Schuhe" klingt, als würd Papa zu Breakbeats das Musikantenstadl mitbrabbeln, Blixa Bargelds Schmachtarien sind auch nicht jedermanns Sa- che und erinnern irgendwie an den ,,Traumzauberbaum". Hip ist DAS ganz bestimmt nicht! ,,City Boyu dürft die Hymne aller zugezogenen Möchtegern-Metropolite werden und fü die. die es noch nicht wussten: Terranova sind die neuen Mas- sive Attack. Hmmm! Recorder sehen nett aus und das reicht. Quarks sind die unantastbaren Koryphäe Berliner Wohn- zimmermusik und Contriva machen Süße-kleine-Jungs-Po Weitere Interpreten haben so klangvolle Namen wie ,,Das Holz", ,Ich schwitze nie", ,,Mutteru, ,,NeoanginU oder ,,Laub". Ihr habt also die Wahl: Kunst oder Kommerz? '

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Freizeit Arbeit D Camping D Survival Discountladen Greifswalder Str. 2 1 6 Mo-Fr. 10.00-1 9.00 Sa. 9.00-1 4.00

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,Die Aussenseite des

Elementes W 10"

Januar 2001

104 lose Seiten

15 Mark

Himmel Jan Wagner

Probebohrung im Himmel

Berlin 2001 80 Seiten

24 Mark

HU-Absolvent debütier auf der Buchmesse Wär Jan Wagner zum Beispiel Popmusiker, könnt dieser Ar- tikel wie folgt beginnen: Nach Jahren, in denen der 29jährig Berliner Musiker sein eigenes kleines und feines, aber wirt- schaftlich höchs ungesichertes Label betrieb und nur in Fach- kreisen Anerkennung geschenkt wurde, hat er es jetzt geschafft. Er bekommt einen,Plattenvertrag eines ,,majorsl' und darf end- lich sein erstes eigenes Album auf den Markt werfen. Die Er- folgsgeschichte eines sympathischen Idealisten. Erst folgen bundes-, dann europaweite Tourneen, Interviews in den ein- schlägige Blätter und fette Einnahmen. Doch Jan Wagner ist Schriftsteller und Übersetzer 1971 wurde er in Hamburg geboren, studierte in Dublin und an der Hum- boldt-Uni Anglistik und Germanistik und hat einen Großtei seiner Zeit in den vergangenen Jahren in die Literaturschachtel ,Die Aussenseite des Elementes" gesteckt, eines literarischen Phänomen zwischen Anthologiereihe und Kunstobjekt in ei- nem simplem braunen DIN A 4-Karton. Ein Liebhaberprojekt internationaler Lyrik und Prosa abseits vordergründige Vermarktungskriterien ist diese Schachtel; deren zehnte Aus- gabe soeben erschienen ist. Der Ruf der Schachtel hat seinem Macher geholfen: Der Berlin Verlag wurde auf Wagner aufmerksam, dort erscheint jetzt sein Debütban ,,Probebohrung im Himmel", der auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde. Ein bemerkenswertes Wagnis des- halb, da Jan Wagner Gedichte schreibt. Ausgerechnet Lyrik musste es sein, diese unvermarktbarste Form der Literatur, und keine popkulturellen ,,Soloalben".ie Verlagswelt sieht heute so aus, dass man sich fü so etwas rechtfertigen muss. Ist ,,Probeboh- rung im Himmel" also einfach ein schö gemachtes, bibliophil erfreuliches und trotz seines akzeptablen Preises garantiert un- verkäufliche Produkt, das allein die ãstree credibility", die Szene- glaubwürdigkei des Verlags beförder soll? Das wär zu einfach. Denn Jan Wagner schreibt Lyrik fü Lyrik- muffel, humor- und liebevolle, leise ironische und einfach schö ne Gedichte, und die Tatsache, dass der Band nur 80 Seiten umfasst, hat den unschätzbare Vorteil, dass er überal hin mitgenommen werden kann, falls man gerade einer Zufuhr in- neren Schmunzelns bedarf. Beispiele gefällig Bitte sehr: Un- ter der Überschrif ,,Gaststuben in der Provinz" scharrt Wag- ner es, in vier Zeilen und einer Beobachtung einen Roman zu erzählen dessen Protagonisten die Fussballspieler auf dem Mannschaftsfoto sind: "lächelnd helden, die sich die rostigen nage11 im rücke ihrertrikots nicht anmerken lassen." Die Stur- heit seines heimatlichen Norddeutschlands hat er in die Worte gefasst: ,,im langen riedgras kauern die kirchen aus weißem rauhen stein: aus schmalen fenstern blicken/ sie unverwandt und trotzig in den himmel,/ wartend darauf, dass gott als er- ster blinzelt." So unverkäuflic könnt der Band dann vielleicht doch nicht sein, er wurde bereits in der FAZ entsprechend ge- feiert - sei's drum, hier wird jemandem zu Recht ein Forum gegeben, der sich bereits zu Anfang seiner literarischen Lauf- bahn ganz und gar der Lyrik verschrieben hat. M

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Rubinstein"

K6ln 2000, 272 Seiten,

38 Mai*

Der Schmerzenstanzer Mit ,,Dolores Et Imperio. Die drei Leben des Sylvin Rubinstein" liefert der "Sternu-Reporter Kuno Kruse einen ungewöhnliche Zugang zur Geschichte der Holocaust-Opfer. Bemerkenswert ist die Verbindung der Tanzgeschichte der Weimarer Republik mit dem Schicksal eines jüdische Geschwisterpaares währen und nach der Zeit des Nationalsozialismus. Hier wird das Leben der Zwillinge Maria und Sylvin Rubinstein erinnert, die als uneheliche Kinder einer jüdische Tdnzerin und eines Offiziers des russischen Zaren im galiztschen Polen auf- wachsen. Nach einer strengen Ballettausbildung erobern sie als Flamenco-Tanzpaar ,,Dolores Et Imperiom in den dreißige Jahren die bedeutenden.Varietes Europas. M i t der Machtüber nahme durch die Nationalsozialisten wird das Geschwistergliick zerbrochen. Es folgen Warschauer Ghetto, Folter und Unter- grund. Im Zuge der Judenverfolgung in Polen verschwinden 1941 Mutter und Schwester spurlos in Ostgalizien. Rubinstein überlebt weil ihn der Wehrmachtsoffizier Kurt Werner schütz und ihn 1942 als Zwangsarbeiter nach Berlin bringt. In seiner Trauer übe den Tod Marias läss er Sylvin ,,Imperiou und ,,Do- lores" Maria Rubinstein zu einem Menschen werden. Rubin- stein tanzt nun auch als Flamenco-Tänzeri ,,DoloresU verklei- det auf den deutschen Varietbbühne der Nachkriegszeit weiter. Heute lebt er zurückgezoge in Hamburg, St. Pauli. Der Schmerz übe den Verlust der Schwester ist unveandert groß Um Ma- ria nah zu sein, schlŸpf er täglic in üppig Rüschenkleide und tanzt Flamenco. Jede Nacht besucht sie ihn im Traum, jede Nacht quäle ihn Zerrbilder vom Warschauer Ghetto. Der 88-jährig Rubinstein hat sich den oft belastenden Fragen des Autors übe Wochen hinweg ausgesetzt. Kono Kruse hat mit Hilfe von Archivrecherchen, Reisen und Literatur die Anek- doten, Namen, Orte und Gesichter verortet und ergänzt Dabei ging es ihm ,,nicht um Beweisführungen sondern um eine hi- storische Einordnung des Subjektiven". Obwohl die Biographie kein Beitrag zur aktuellen Holocaust-Debatte sein soll und es auch nicht ist, liefert sie trotzdem einen Zugang zur Geschich- te des Holocaust, der darübe hinaus unkonventionell ist. Kruses Buch sticht nicht nur hervor, weil er einer der wenigen Au- toren ist, die Kultur als Aufhänge gew3hlt haben, um das Trau- ma des Holocaust zu beschreiben. Die Biographie ist nicht klas- sisch in dem Sinne, dass ihr Aufbau durch die Zeiteinteilung des Lebens chronologisiert wird. Die Erzählunge des alten Tänzers die ständi zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln, bestimmen den Rhythmus des Buches, reiße in den Strudel seines Lebens hinein. Rubinstein erzählt nicht Kruse. Kruse lenkt den Strom der Geschichten und steuert den Fokus auf die unzählige Kleinigkeiten, ohne in Detailverliebtheit und Banalitä abzugleiten. Als historische Quelle ist die Biographie problematisch. Zeit, Trauer und Wunschvorstellungen haben die Erinnerungen Rubinsteins zu einer Mischung aus Fiktion und Realitä heranreifen lassen. H

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Metropolen in W

.Mir Wolfurter" - ein Blick nach Alemannien

Wolfurt - nur du alleine sollst meine Heimat sein bei Tag und Nacht - hey! neuen Dorfplatz - in Rot. Warum der Wir sind Provinz, zweifellos. Sechs Kilometer vom Bodensee und der Landes- rot ist, weià eigentlich niemand - re- hauptstadt Bregenz entfernt, an der Ostseite des Rheintals liegen wir, am Fuà giert werden wir schwarz-grün Das po- der ansteigenden Berge. ,,Wiru ist Wolfurt, ein Dorf m i t knapp 8.000 Einwoh- litische ,,Grün könne wir uns heute nern. Wenn ich auf dem Dachboden meiner Großmutte stehe, sehe ich nach deshalb leisten, weil man das biologi- Deutschland, genauer nach Lindau und Friedrichshafen. Die Schweizer Berge sche schon vor bald 30 Jahren großflà sehe ich sowieso. chig zugebaut hat. Aber intell igent!

Wolfurt beherbergt nämlic den gröà Wolfurt ist Vorarlberg und damit Österreich Wir sind Provinz, ten Güterbahnho Westösterreich und ist somit der Verkehrs- wie gesagt, aber Provinz as Provinz can. So gab's bei uns mal knotenpunkt im Dreilandereck. Und dann hat sich aus einer zwei Burgen, das heiß eine Burg und ein SchlW, das kann ehemaligen Zahnradschmiede der heute größ Seilbahn- und nicht jedes dahergelaufene 8.000 Einwohner-Kaff von sich be- Sesselliftkonzern der Welt entwickelt. Die beiden bringen, ne- haupten. Apropos Kaff: Der Name ,,Wolfurt" taucht erstmals ben anderen 328 Betrieben, natüriic auch ihre Steuern. Und 1219 in einer Urkunde auf. Er kommt von ,,wohle Furtu, also mi t dem Qeld wird gebaut. sbviel wie ,,gute Furt", ein guter Übecgan übe einen Fluss, in So sind wir jetzt erst kürzlic mit dem Dorferneuerungs- unserem Fall die Bregenzer Ache, den zweitgr6ßte Fluss Vor- preis der EU ausgezeichnet worden. Statt den Vorschläge ei- arlbergs. Wir haben also durchaus Geschichte. Und heute sind niger Planer zu folgen, die ins Dorfzentrum als einzig richtige wir mi t rund 8.000 Einwohnern Marktgemeinde und zähle zu Lösun ein Einkaufszentrum hinklotzen wollten, hat man sich den größt Gemeinden des Landes. Doch zurüc zu den Bur- fü lockere Bebauung und Renovierung alter Häuse entschlos- gen. Von jener einst stolzen Raubritterburg Kojen stehen zwar sen - und fü einen roten Dorfplatz. Dort gibt es jetzt jede nur mehr zu erahnende Grundmauern. Das Schloss steht aber Woche einen Bauernmarkt mit allem, vom Schafspelz bis zum heute noch und wird bewohnt von Frau Schindler. Sie ist 75 Ziegenkäse und kauft alle paar Jahre einen neuen,&r+, mit dem sie Zudem haben wir ein neues Haus fü unsere gut 70 Vereine dann durch den Ort kurvt."Und Frau Schinder in ihrem Porsche gebaut Das heiß nicht =neues Vereinshaus", sondern ,,Cubus", sieht überhaup nicht provinziell aus! weii'$%&&ner klingt Damit saugen wir jetzt erfolgreich ande-

Damit wir uns selbst besser unterscheiden kbnen, kate- ren S&&m Land dieVeranstaltungen ab, wie 2.6. Maturabälle gorisieren wir uns nach Herkunftsvierteln. Um sich im Dorf- Konzerte uad~o-weiter. Sogar die Misterwahl war schon einmal leben zurecht zu finden, sollten mindestens drei Menschen- bei uns. Und m n ' s in der Landeshauptstadt nix mehr zu trin- sctà rSg unterschieden werden: ,,Rickabacherw (die Leute, die ken gibt, kommt man sicher noch im Wolfurter ,,Number One" um den Rickenbach wohnen, den Bach selbst hat man sction zu einem Bier. Jaja - Nix Provinz, Urbanität meine Lieben. M vor Jahren gut verstaut), .Dörfler (Bewohner von Wolfurt- mh Downtown, ungefäh zwischen Kirche und ~ a u ~ t s c h u l e ) und ,,Ächler (Bewoh- ner des Viertels an der Bregenzer Ache - dem, wir erinnern uns, zweitgrößt Fluss Vorarlbergs).

Wer jetzt nun ,,Ächler oder "Ricka- bacher" ist, wird am klarsten am ersten Sonntag nach Aschermittwoch, dem ,Funkensonntagn. Da stellen wir, wie alle Vorarlberger, irgendwo im Dorf einen Scheiterhaufen auf, setzen eine Hexe auf die Spitze, verbrennen das ganze Zeug und essen ,,Funkaküachle (Fun- kenküchlein) ,,Schübling (Bockwurst), und saufen Bier und Glühwein Weil jetzt aber nun ein Funken fü 8.000 Leu- te eindeutig zuwenig ist, gibt es zwei - eben den Ächle und den Rickabacher, den einen am Samstag, den anderen am Sonntag. Ist jemand auf beiden Funken anzutreffen, gilt er schon beinahe als Kosmopolit.

Auch musikalisch könne Dörfle und Rickabacher unterschieden werden - so singt jeder sein eigenes Neujahrslied (aus der Dörfle Version stammt die Unterüberschrift)

Seit ein paar Jahren haben wir einen

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Page 41: UnAufgefordert Nr. 119

Den ISIC gib- beim RefRat der Humboldt-Universität

Page 42: UnAufgefordert Nr. 119

8 und Termine Ringvorlesungenl Vortragsreihen

Universitätsvorlesunge und Ringvar- ~ e s ~ d c h s k r e i s Geschichte der Berliner Iesungen standen bis zum b&kion$- U n i m t t t i t e n schluss nicht vollständ M. Hauptgebtiude, Raum 31 20b Informationen ab Vorksung$beginn im Mittwochs d6:OO Uhr Veranstaltungskalender der HU: 18. April www.hu-berlin.de Furchtbare Medizin? NSForschung ge-

gen Menschlichkeit Berliner Studien zum Jiidischen Recht Referent: Prof. Dr. Siegfried Prokop vergleichendeszur vordef~siatlschcn, jü lnformtionm: Pref. Dr. Roland Köhler d i s s h ~ und römische Rethtsgexhichte 296 14 50 J

Referent: Prof, Dr. Reuven Yarm, Israel 23, Mai Veranstalter: Juristische Fakult3t Thema: Die nationale Problematik in der Unter den Linden 9 Sowjetunion - in der postsowjetischen

' ab 17. April Historiographi~ 1O:W bis 12:W Uhr in Raum 435 Refrrefit: Prof. Dr* Horst Schiitztcr T4:Oà bis 16:OO Uhr in Raum 210 Hauptqebäude Raum.312fJb . - Informationen: Prof. Dr. Ben6hr: 2093- 33791-351 5

Vortt@ge1 Diskussion, Kong~sse

22. April und dem fzs. Interessierte k6nnen sich Tee-Kurs beim Referat fü Hochschulpolitik infor- Mori Ogai Gedenkstätt mieren: 2093-261 41-2603 Luisenstraß 39 12:OO Uhr Infos: 394 68 42 26. April

Antrittsvorlesung von Prof. Wandtke 20. - 22. April Copyright und virtueller Markt in der ln- Seminarwochenende zu Studienstruk- formationsgesellschaft oder das Ver- turen, Wissenschaftskritik und zum Lan- schwinden des Urhebers im Nebel der deshochschulgesetz, Postmoderne Veranstaltet vom RefRat der HU Berlin Veranstalter: Juristische Fakultä

... studentische Mitglieder rur die Kommission Lehre und Studium des Akademischen !Senats.

Die Kommission fü Lehre und Studium (LSK) ist eine stän dige Kommission des AkademTschen Senats. Sie berä ihn bei der Einrichtung bzw. Aufhebung von Studiengänge und beschließ tibef Studien- und Prüfungsordnungen Darübe hinaus befasst sie sich mit alle^ grundGtz1ichen und fächerübergreifend Fragen von Lehre und Studi- um. So diskutiert sie zentrale Elemente gegenwartiger Studienreformbemühunge und begleitet die Evaiuation von Studiengangen.

Die Zusammensetzung der LSK ist im Vergleich zu sonst ÜMiche professoralen Mehrheiten eine ganz besondere: Hier stellen die Studierenden die Hälft der 16 Mitglieder. Damit ist die LSK sowohl von ihren Aufgabengebieten als auch von der Besetzung ein idealer Ort fü uns Studie- rende, unser Studium an dieser Universitä mitzugestalten.

[email protected] nico.czinczoll@rz.~u-berlin'de

Auswahl an Universit3tsvorlesungen an der Freien Universitä Berlin. Weiteres unter: www.fu-berlin.de/w/allg/

ab 17. April Der Protestantismus - Ideologie, Konfes- sion oder Kultur? Habelwhwerdter Allee 45, Hörsaa 2 Dienstags, 18100 bis 2O:OO Uhr

ab 19. April Kunst als Strafe - Zur Ästheti der Dis- ziplinierung Institut fü Theaterwissenschaft Grunewaldstr. 35, Berlin-Steglitz Donnerstags, 18:OO bis 20:OO Uhr

~tgebäude Senatssaal h r

lnfos: 2093-3301

3. Mai Vortragsreihe: Berufsfelder fü Histori- ker, Philosophen, Ethnologen und Bibli- othekswissenschaftler, Thema: Politik in E- und Öffentlichkeitsarbei Hauptgebäude Raum: HS 3059 18:OO Uhr

April 200 1 U nAufg&mderi

Page 43: UnAufgefordert Nr. 119

3. Mai Mosse-Lectures

. Thema: Das Unbewusste der Archive Referent: Boris Groys, Professor fü Kunstwissenschaft, Hochschule fü Ge- staltung Karlsruhe Mosse-Zentrum Schützenstraà 25, Raum: Atrium 19:OO Uhr Infos: 20196-7771-651

9. Mär bis 6. Mai ,,Translated Acts" - Körper und Perfor- mance-Kunst aus Ostasien In Zusammenarbeit m i t dem Queens Museum of Art, New York Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee I 0 10557 Berlin Tel.: 39 78 71 75 Di - So 1l:OO bis 19:OO Uhr www.h kw.de

5. April uSymphonie aus der wilden Welt" Claas WillekeIDaniel Cordes Theater am Halleschen Ufer Berlin Hallesches Ufer 32 10963 Berlin 20:OO Uhr [email protected]

20. April - 20. Juni 2. Berlin Bienn?lefü Zeitgenössisch Kunst Übe 40 Künstle aus 28 Länder prä

Tipps und Term Einstein-Forum:

8. Mai Immigration and Nation-Building Yael Tamir, Professorin der Philosophie, Te1 Aviv University und ehem. Ein- wanderungsministerin des Staates lsra- el, im Gespräc mit Werner Schiffauer Professor fü Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie, FrankfurtIOder Haus der Kulturen der Welt Infos: 0331-27 17 80

22. Mai Blickwechsel - Perspektiven der Wissen- schaft: Wissenschaftsgeschichte Silvan Schweber, Professor of Physics. Brandeis univkrsity, Waltham, Ma. Jürge Renn, Direktor am Max-Planck- Institut fü Wissenschaftsgeschichte, Berlin, Gesprächsleitung Prof. Dr. Ger- hard Ertl, Berlin. lm Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek, Potsdamer Str. 33, 19:OO Uhr

Ausstellungen, Konzerte:

sentieren ihre Werke Ausstellungsorte: Kunst-Werke Berlin, Postfuhramt Einige Projekte werden im öffentliche Raum stattfinden. Parallel zur Ausstel- lung gibt es an den Wochenenden ein Rahmenprogramm mit Filmvorführunge und Diskussionen Auguststraß 69 10117 Berlin Tel.: 284450-441-58 www.berlinbiennale.de

3. Mai ,,MoMA von DSchnebeI Farbe, Form, Figur - Musik im Dialog Regie: Christian Kesten Kammerensemble Neue Musik Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal 20:OO Uhr

ab 13. Mai ,,Europas Mitte um 1000" Eine Deutsch-Polnisch-Slowakisch-Tsche-

Sozial kmnpetent in die Praxis W=m= Ein Trainhgsprogmmm filr den

\ erfol@qichen Bewfdnstieg. Trai mim im ~ommersemester 2OOf

chisch-Ungarische Wanderausstellung Martin-Gropius-Bau Stresemannstraß 110 10963 Berlin Tel. 030 - 2548 61 I 1 www.em 1OOO.de Di-Fr, So 1O:OO bis 20:W Uhr, Sa 1O:OO bis 22:OOUhr

15. Mai Schwartzsche Villa: ,,Zeitgenössisch Kammermusik" Kompositionen von Alfred Goodman, Holger Münzer Erich Fried, Ud0 Agnesens Info: 801 21 05 eMail: [email protected] www.kultur-netz.de/zeitgenoessische- kammermusi k

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+ Hausarbeit + Abschlussarbeit + Dissertation + Korrekturlesen + Layout + Lektorat + Prüfungsvorbereitun -

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UnAuf~efordert April 200 1

Page 44: UnAufgefordert Nr. 119

Film, Theatec Lesungen

Historikerkino an der FU Berlin: Immer donnerstags in der Koserstraß 20, U-Bhf. Podbielskiallee, Informationen unter www.fu-berlin.de/fmi/fsi/kino.html

19. April Filmreihe Topographie der Macht MAviatricenn (1999) - Die Stars der Stalinschen Luftfahrt Ein Film von Regine ~ " h n und Eduard Schreiber Brecht-Haus Chausseestr.125 2O:OO Uhr

20. April Film: "Sansibar oder der letzte Grund" Regie: Bernhard Wicki Drehbuch: Wolfgang Kirchner

. Brecht-Haus Chausseestr.125 20:OO Uhr

20., 27. April, 5. Mai 3 Lesuogen zum literarischen Expressio- nismus vorgetragen von Veit Stiller und Henrik Andersen Themen: ,,...der Städt Schultern knak-

ken ..." - Leben im Berlin der expressioni- stischen Autoren "Welt, wie du taumelst" - Krieg und Expressionismus "Faszinati- on des Abnormalen 1 des Wahnsinns" Kunst- Et Kulturzentrum Brotfabrik Prenzlauer Promenade 3 13086 Berlin Tel.: 471 40-011-02 Jeweils 21 :OO Uhr

1. bis 24. Mai . 38. Theatertreffen Berlin Veranstaltungsorte: Berliner Ensemble, Volksbühne u.a. Es werden neue Theatertexte in Urle- sungen vorgestellt. . Karten: 2548-9100 www.berlinerfestspiele.de

7. Mai Jour Fixe der Freien Volksbühn e.V. Gespräch mit Gäste von Berliner Büh nen Coupk-Theater Hohenzollerndamm T77 10713 Bertin Tel: 864 130 63 19~30 Uhr

Da ist er, der April, und schon gleicht dii geamke Mtselredaktion dem allgemein verrufenen Aprilwetter. Dii R#i%lpreimedabteilung wurde von schwerwiegender Frühjahrsmüdigk iiber- wältigt die Mlselpreisbcschaffingsabteftung Windet sich dagegen noch immer im tiefsten Winterschi$f. T@, und der q e f , der weiJt h Siiden - das $ernster sei hart gewesen und so... Nun.liegen s?&Rä~lpreiwemndabteilun und fiätselpreisbachafifigmbteilun in den Haaren, weil sie nkht kl8ren Mnnen, ob denn jemand den letzten Rätselp~iqewinner den ihnen z u g W t e n RStseIpreis g e s c K i hat. Der Kitselkonstruktionsab- teilung bleibt nichts weiter übrig als darauf zu hofTen, daà die milden Frühlings : lüft den Zank davon wehen werden, und so widmet sit sich in stiller Erwar- tung - des Frühlings des Friedens und des Chefs - einer neuen R3tselkonstruktion. Gesucht werden &griffe mi t jeweils f i inf Buchstaben, die im Zahlenfeld begin- nend im Uhrzeigersinn verlaufen. Das L6sungswort findet sich im Kreis in der Mitte, und damit geht's beschwingt in den April.

1. leise ein wenig verknoten, 2. Violas große Bruder, 3. sportlich in die Knie gehen, 4. die den Sauerstoff zum Leben nöti haben, nennt man so, 5. mit den Zug im.Keller, 6. lautstarke 0egleiterscheinung Überhijhte Fluggeschwindigkeit, 7. klingt fast so wie LGge, dieses Lob, 8. neben dem Land eines der Erkwntnisobjekte d s wiobegierigen Reisenden.

L&sung aus unhf llk: 1. Disput, 2. H8sW 3. Storno, 4. Glorie, 5. Aether, C i Methan, 7. Etalon, 8. Kralle, 9. allein, 10. ~ e t e n i ~ Li3sungswort: Sparthalle

April 2001 U n A u f W r d e r t

Page 45: UnAufgefordert Nr. 119

Zum Rettungsring Nr. 10 Liebe Rettungsring-Redaktion, als ich im vergangenen Oktober mit meinem Studium begon- nen habe, fühlt ich mich wie eine Maus in einer Elefantenherde. Wenn ich beim Suchen der Räum etwas länge brauchte und entsprechend langsamer lief, wurde hinter mir gleich gestöhnt Wenn ich in Seminaren Altsemestler zu bestimmten Dingen befragte, wurde ich manchmal verständnislo angeschaut und bekam unbefriedigende Antworten. Da bekam ich den Rettungsring in die Hand und las Seite drei. Die Welt sah plötzlic anders aus. Ich fuhlte mich nun auch zugehöri und verstanden. Es war erleichternd zu wis- sen, dass es auch allen anderen so ging wie mir. Mein Auftre- ten in der Uni war nun selbstbewusster und mein Schlaf wie- der ruhiger! Vielen, vielen Dank fü die lieben und aufbauenden Worte,

Eure Diana

Zur UnAuf 117 allgemein: Liebe Liebesbriefredakteurin, am Sonnabend muà ich die neue UnAuf-Ausgabe übersehe haben. Ein Lapsus, ich bekenne es. So fand ich sie dann erst am Montag zu frühe Stunde und leider kommt meine Ant- wort auf Ihre Zeilen zur Redaktionssitzung nicht mehr zu- recht. Währen der U-Bahnfahrt danach habe ich als treuer Leser, soweit die Zeit reichte, einige Seiten durchbuchstabiert. Bis zur Stunde hat der Wechsel zu WiWi nicht genervt. Schon frü um 8 nahrhafte Atzung, und Weine sind immer am Tre- sen. Ein Prosit. Erquickliche und gelehrsame Semesterferien!

Helmut Schinkel

Liebe Liebesbriefredakteurin, ein Nachtrag, ein Abgesang auf die Professorenmensa. Kellne- rin Marion schrieb mir, Adlershof, wohin man sie abschob, sei

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,,voll scheiße" Ich fühlt mir ihr. Küchenmeisteri Roswitha, jetzt an der FHTW, suchte ich auf, traf sie aber frü 7h nicht an. Dichterpech.

H.

Zu ,,Rechter Geist in Jena", UnAuf 11 7 Auf die infamen Behauptungen in dem Artikel möcht ich nicht weiter eingehen, der Beitrag entlarvt sich selbst als Machwerk. In der Sache sind mir allerdings zwei Bemerkun- gen wichtig: Die Universitä Jena befasst sich, seitdem dies mit dem Fall der Mauer überhaup möglic ist, mi t der histo- risch-wissenschaftlichen Aufarbeitung ihrer eigenen Ge- schichte, insbesondere auch der des sogena'nnten ,,Dritten Reiches'' und der SED-Diktatur. Die Aufklärun des Falls ,,Jussuf lbrahim" geschah auf eigene Initiative, wenngleich in der Schlussphase mi t erheblicher öffentliche Anteilnah- me. Die Friedrich-Schiller-Universitä hat damit einen nicht unmaßgebliche Beitrag zur fundierten Aufarbeitung von Euthanasie-Verbrechen und der Verstrickung deutscher Hoch- schullehrer geleistet. Sicher bedarf dieses Thema auch an- dernorts noch gründliche Aufklärung ein jeder kehre vor seiner eigenen Haustür Der Streit um den Honorarprofessor Günte Zehm hat damit nichts zu tun. Indes empfinden wir es als Ausdruck eines frei- heitlich-demokratischen Selbstverständnisses das Grundrecht auf freie Meinungsäußeru auch derjenigen zu schützen die mit ihren Auffassungen am Rande des legitimen Spektrums rangieren, jedoch damit nicht gültig Gesetze verletzen oder gegen die Verfassung verstoßen Fü diese Grundrechte setzen sich in Jena alle Hochschulangehörige - Studenten und Pro- fessoren - ein, denen zwar inhaltlich die Äußerung Herrn Zehms zuwider sind, die jedoch genügen Differenzierungs- vermöge besitzen, um oberflächlich - und letztlich demo- kratiefeindliche Diffarnierungskampagnen abzulehnen. Hinge- gen ist eine inhaltliche, intellektuelle Auseinandersetzung mit den Thesen Herrn Zehms unerlässlich

Wolfgang Hirsch, Pressesprecher der Universitä Jena &

I Wissenschafisberatung fü Studierende & Nachwuchswis~nschaftler/innen

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0 Betreuung von Dissertationen, Diplom- und Magisterarbeiten Hilfe bei Planung und Organlsat#on von Forschungsprojekten

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Dr. phil. Virginia Penrose Kantstraß 162 D- I0623 Berlin fon: 0 3 0 1 8 8 6 7 7 6 3 1 fax: 0 3 0 1 8 8 6 776 2 7

e-mail: in foav ip-wb.de h ~ p : l l w . v i p - w b . d e

U n A u f g e f o r d e r t Apri l 2001

Page 46: UnAufgefordert Nr. 119

Hallo liebe UnAufgefordert-Redaktion, in eurer Njuhs-Rubrik äuBer sich jo t übe Gunter Zehm und die Friedrich-Schiller-Universität Nach meinen Beobachtun- gen t r i f f t er hier ein vorschnelles Urteil, dass zum Teil auf falschen Behauptungen beruht. Zunächs zu Professor Zehm: Zehm wurde nachweislich nicht von der BRD freigekauft. Zehm floh vor dem Mauerbau übe Berlin in den Westen. Zehm hat nicht seit 1990, sondern erst seit 1993 eine Ho- norarprofessur i n Jena. Schwerwiegender als Zehms Kolumnistentätigkei fü die Junge Freiheit, eine Fortset- zung seiner Arbeit bei WELT und Rheinischem Merkur, wiegt m.E. die Mitarbeit an einer ,,Festschriftn fü David Irving, aus dem rechtsextremen Arndt-Verlag. Diese wird bei jo t jedoch nicht einmal erwähnt Zur FSU: Ich sehe keine Hinweise dafür dass die FSU eine rechte Hochburg ist. Im Studentenrat sind keine ausgewiese- nen Rechtsextremen vertreten, in diesem StuRa sind von 26 Sitzen 7 an den RCDS oder RCDS-nahe Personen vergeben, 3 Sitze gehen an die Antifaschistische Hochschulgruppe. Der RCDS fiel bei uns bisher nicht durch politische oder gar rechts- extreme Äußerung in den Sitzungen auf. Ein Antrag zur Unterstützun einer Zehm-Informationsveranstaltung der AntiFaHG wurde mi t den Stimmen von RCDS-Mitgliedern beschlossen. Die Universitätsleitun hat im Fall Ibrahim im Gegensatz zum Stadtrat Jena nicht erst nach massivem Druck

. von au§e gehandelt, sondern bereits 1992 durch einen Senatsbeschluss klargestellt, dass eine Ehrendoktorwürd mit dem Tod des Geehrten, so auch bei Ibrahim, erlischt. Als das

Thema Ibrahim und die Benennung der Kinderklinik in die Diskussion kam, hat die FSU eine Untersuchungskommission eingesetzt, die eindeutig feststellte; dass Ibrahim nicht ir- gendwie in die Euthanasieverbrechen verstrickt war, sondern Kinder wissentlich zur Tötun nach Stadtroda überwiese hat. Unmittelbare Folge des Untersuchungsberichts war, dass der Namenszusatz Jussuf Ibrahim an der Kinderklinik der Univer- sitä ersatzlos gestrichen wurde. Eine Geschichtskommission arbeitet derzeit die gesamte Universitätsgeschicht auf. Bis 2008 soll ein Abschlussbericht vorliegen, wir dürfe auf wei- tere unschön Ergebnisse gefasst sein. Die Uni-Leitung hat das Problem, dass Zehm zwischen seiner Kolumnisten- und Lehrtätigkei eine strikte Trennung einhält Rechtsextreme Äu ßerunge an der FSU sind von Zehm nicht bekannt. Jena im Südoste zu sehen, ist geographisch gewagt. Grundsätzlich Rechtsextremes Potential ist an der FSU durchaus vorhan- den. (...) Ein Vorfall aus einem Geschichte-Proseminar ist mir ebenfalls bekannt. (...) Dem müsse wir ins Auge sehen und entgegentreten. Hierfü ist Information notwendig. Im Fall Zehm erfordert diese Information aufwendige Recherchen. Eine Rückfrag bei uns hätt zumindest die ärgste Schwä chen des Beitrags verhindern können In dieser Form dient er nur einer Radikal-Linken zur Selbstversicherung, dass Rechts- extremismus scheinbar keinen interessiert. ,,Informationen", die selbst einer vorsichtigen Überprüfu nicht standhalten, werden von kaum jemandem ernst genommen. Mi t kollegialen Grüße

Oliver Potengowski

Impressum' U nAufgefordert Die Studentinnen- und Studentenzeitung der Humboldt-Uni.

Erstmals erschienen am 17. November 1989

Herausgeberin: Studentlnnenparlament der HU

Verantwortliche Redakteure fiir diese Ausgabe: Hark Machnik (hm), Martina Stüt (mast), Nadja Willner (nw), Alexander Florin (afl.

Redaktion: Janina Thiel (aal), Andreas Stirn (ast), Annika Waldbaus (aw), Barbara Braun (bb), Björ Stumpe (bj), Manfred Zeller (bob), Christine Holbach (ch), Caroline Wimmer (cw), Denise Klink (dk), Dorothee Luke (do), Frank Lehmann (fl), Jenny Schlüte (jes), Beatrix Altmann (ix), Johannes Freund (jofl, Jens Schley (jot), Jan Sternberg (jps), Kirsten Matthes (kma), Boris Kruse (kru), Martin Hartmann (mh), Carmen Mayer (may), Nena Heydenreich (nh), Rene Kabelitz (okk), Martin Raasch (raa), Julia Roth (ro), Solomom Bergen-Bartel (sbb), Steffi Hensel (sh), Franziska Weber (sie), Steffen Vogel (SV), Tim Blöth (tim), Oliver Tripp (trp), Ulfert Köppe (uk), Wolfram Baier (wb), Xenia Dudek (xen).

Verantwortlich fiir Anzeigen: Frank Lehmann, Jens Schley

Titel: Martin Raasch (raa)

Satz und: Marco Rahn (maat)

Illustration: Ralph Hauser, Markus Witzel

Kürze dürfe nur von Redaktionsmitgliedern verwendet werden. Alle Artikel geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. .

Kontakt: Humboldt-Universitä zu Berlin Unter den Linden 6, 10099 Berlin Hauptgebäud Raum 3022 Tel.: 2093-2288, Fax: 2093-2754 E-Mail: [email protected]

öffentlich Redaktionssitzungen: montags um 18.00 Uhr im Raum 3022

Belichtung: Medienraum des RefRat

Druck: FATA MORGANA Verlag, Brunnenstr. 181, 10119 Berlin

gedruckt auf ~ e c ~ c l i n ~ p a p i e r im Trockenoffsetverfahren, Auflage: 5.000

Fü alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung in angemessenem Umfang. Nachdruck nach vorheriger Nachfrage möglich Wir bitten um Quellenangabe und Belegexemplar. Die Redaktion behäl sich vor, Leserinnen- und Leserbriefe gekürz zu veröffentlichen

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:.26. Mär 2001 Redaktionsschluss der Nr. 120: 7. M a i 2001 UnAufgefordert Nr. 11 9 erscheint am 17. April 2001.

April 200 1 U n A u f g e f e r d e r t

Page 47: UnAufgefordert Nr. 119

WOHNEN IST LEBEN

Page 48: UnAufgefordert Nr. 119

- Wir bieten Studienmöglichkeite und Sprachkurse im Ausland

- Wir repräsentiere staatlich anerkannte Universitäte

- Wir bieten Ihnen einen kostenlosen Beratungsse~ice

I nformationstag Samstag, 12. Mai, 1l :OO-16:OO

Hegelplak I I Eingang Dorotheenstraß

(hinter Humboldt-Hauptgebäude