UnAufgefordert Nr. 28

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Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni 28 50 Pfennig Für Nichtstudenten I 00% Aufschlag Am Zeitungskiosk für alle 70 Pf. 10. Juli 1991 Außerdem: Intervi ew mit FU- Präsident (S.I0/11), \Vas wird aus der Fo rschung? (S.4), Jazz (S.12), u.v.a.m.

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Das ist Ausgabe Nummer 28 der Studentenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin vom 10. Juli 1991.

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Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni

28 50 Pfennig Für Nichtstudenten I 00% Aufschlag Am Zeitungskiosk für alle 70 Pf. 10. Juli 1991

Außerdem:

Interview mit FU-Präsident (S.I0/11),

\Vas wird aus der Forschung? (S.4),

Jazz (S.12),

u.v.a.m.

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2 • RE-AKTIONEN

Entscheidung "Brie" war kein Käse

Nochmal zum Fall M. Brie. In der UnAURJEFORDERTNr. 26 war ein benzerreißender Nachruf zu lesen. Der Autor liegt allerdings falsch mit der Annahme, die "behördli­chen Wissenschaftsbeherrscher" wären für seine Suspendierung ver­antwortlich. Schon in einer friihe­ren Nummer der Studentenzeitung war ja zu lesen, daß die "Unzumut­barkeit" von dem Ehrenausschuß der Universität der HUB festgestellt wurde.

Mirgibt es zu denken, daß er und auch andere, für die nach einer Einzelfallpriifung solche Empfeh­lungen gegeben wurden, nicht von sich aus die Konsequenzen ziehen.

Entweder wir wählen Selbstver­waltungsorgaue und erkennen ihre Tätigkeit an, oder wir lassen es andere tun und andere treffen die Entschei­dung.

Übrigeuds die Überzeugung, niemandem persönlich persönlich geschadet zu haben, trifft auf fast alle ehemaligen MfS-Mitarbeiter und Funktionäre zu, jedenfalls habe ich noch keinen anderen kennengelernt Aber irgendwie hat es doch 40 Jahre lang funktioniert, und irgendwer muß doch ein bißeben dazu beigetragen haben?

Carola Sommer

Barmherzige Zeichen

(UnAUF) Der Pflegenotstand an der Charite spitzt sich immer mehr zu. Der große Lohnunterschied saugt die Schwestern förmlich nach Westberlin, zumal das weni­ger werdende Personal-logischer Weise - immermehr ackern muß für das bißeben Geld. Auf höhere Tarife hin angesprochen, philo­sophierte ein Vertreter der Se-

~GEFORDERT Nr. 28

Editorial Also, eigentlich sind Editorials ja nur ein Spiegel der Eitelkeit der jeweiligen Chefs (s. UnAUF 24), aber diesmal wollten wir wirklich eins machen. Ehrlich! Der Wunsch unseres Lesers und der Redaktion war zu mächtig, aber, aber - nachdem wir heute in der Hauptmensa zu Mittag zu essen versucht haben, kriegen 'Wir's einfach nicht hin. Es gab nämlich noch 'was und uns deshalb fast nicht' mehr. Also wieder kein Editorial. Die Chefs

natsverwaltung für Gesundheit: "Die guten Willens sind, werden ein Zeichen sehen, die es nicht sind, wollen es nicht sehen."

Forschis nicht im OFF (UnAUF) Die Zukunft der For­schungsstudenten und Aspiranten scheint für 's erste abgesichert. Im bestätigten Haushaltsplan der Uni sind für ihre Stipendien 8,44 Millionen Mark vorgesehen. Herz­lichen Glückwunsch!

Und noch'n Editorial

Zwei Anlässe haben wir nun doch ,ein richtiges Editorial zu schreiben. Erstmal hat unsere bisherige Druckerei Zensur ge­übt, indem sie bei denN acktfo­tos der vorigen Ausgabe die schlimmen Stellen mit Herz­chen überklebt hat (wichtig zu Verständnis der S. 16). Das war uns Anlaß, es mit einer anderen Druckerei zu p)"obieren.

Zweitens ist diese Nummer wahrscheinlich die letzte, bei der Heiko Fritsch als Redakteur fungierte. Jetzt endlich wird sich herausstellen, wer von den bei­den "leitenden Redakteuren" für das unappetitliche Chaos in der Redaktion verantwortlich war. Ändert sich nichts, ist hf freige­sprochen. Wird es noch unor­dentlicher auch.

Die richtigen Chefs

Die Geschichte zur Gegenwart

In der Debatte uni die Berliner Universität 1802 wurde folgender bemer­kenswert-aktueller Gedanke formuliert: "Um aber Fonds zu erhalten, so hat man mehrere Mittel. Eines der vorzüglichsten ist: die vielen Universitäten abzuschaffen und in eine zu verbinden . ... Dadurch könnte mit der Zeit viel erspart werden, weil mehr als die HälftedeiPersonals wegfiel und dadurch die andere sowohl weit besser besoldet als auch auf neue Anstalten verwendet werden könnte. ImAnfange müßtemanfreilich noch das ganze Personal erhalten, aber nach und nach ließe man es ausgehen und gäbe den übrigen Zulage. " Der besondere Witz dieser Aussage wird dadurch noch verschärft, daß der Verfasser ein Mann namens Erhard war ...

(nachzulesen in: J.B. Erhard: Über die Einrichtung und den Zweck der höheren Lehranstalten. aus: Gelegentliche Gedanken über Universitäten. Hrsg. v. E. Müller, Leipzig 1990: 30)

~Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Universität. Erstmals erschienen am 17. November 1989. Redaktjon: Heiko Fritsch (k.w. - künftig wegfallend), Falko Hennig (leitende Redakteure); Stefan Deutscher, Uwe Tiglir (verantwortlich für diese Ausgabe) ; Thomas Gensch, {Andreas Hoppe} , {Uta Irnke}, {Birgit Kolbe}, Mattbias Kolbe, {Jens Kracheel} , Robert Kraft, {Susanne Müller(h.c.)}, Kattin Neubaus, Malte Sieber. ~ Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 0-1086 Berlin; Hauptgebäude Raum 3022, Tel. 2093 2288 Herauswerfer: Studentenrat der Humboldt-Uni Berlin, Unter den Linden 6, Berlin 1086, Tel. 2093 2645; INFObüro: Hauptgebäude Raum 2016 Redaktjonsschluß: 4. Juli 1991 Satz: wir selbst ~Type-Design Lizenz: (36a) 5077B beim Magistrat von Berlin gedruckt auf Recycling-Papier Nachdruck, auch auszugsweise, ist ausdrücklich erwünscht. Wir bitten aber um Quellenangabe und Belegexemplar. Für alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung in angemessenem Umfang. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Kürzel werden nur von Redaktionsmitgliedern verwendet. Die nächste Ausgabe erscheint voraussichtlich im neuen Sernster. Die Redaktions­sitzungen sind öffentlich. Nächste am 11. Juli 199 1, 20 Uhr, im Cafe "Freudenhaus", Lotturnstr. 9, Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: ebendann oder später K2liU4 BfG, M.Kolbe, 2624780300, BLZ 100 101 11

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~GffORDfRT Nr. 28 UN. INTERN • 3 ••

KOMMISSionsKOPPE -sie leben hoch! Den Personal- und Strukturkommis­sionen ist es nicht gelungen, der Universität einen entscheidenden Schub in Richtung Glaubwürdig­keit zu geben. Ohne in Abrede zu stellen, daß die gewählten Mitglie­der, zumindest der Teil, der an den Sitzungen auch teilgenommen hat, erhebliche Anstrengungen aufgewen­det haben. Leider gab es einige Klagen gegen studentische Mitglieder, de­ren Wille nur zur Wahl, nicht aber zur ermüdenden Kommissionsarbeit reichte. Oder wußten sie gar nicht, daß sie Kandidat waren? Auch die

Es wollen auch immer weniger Leute wissen sten Vorhaben mit der Humboldt-Universität taten ein Übriges. Aber auch objektiv hatte die PSK ihre Grenzen, die sie schnell er-reichte. Zum einen wäre da die gute alte Bekannte Zeit zu nennen. Auf jener ruhmreichen Konzilstagung am 13.12.1990 unter dem Schwert der

beim alten geblieben ist, daß die alten Chefs auch die neuen sind und ... Wiederum andere sehen den Beginn der Ungerechtigkeit erst im Jahre 1989, als der gute und einsatzstarke Sektionschef oder Parteisekretär ( or whatever) von .den schon immer Unzuverlässig-unbequemen mit dem

Schmutz I desPolitbü- Was tut die PSK eigentlich?

I Abwicklung (Welches da-

ros (oder seiner ehrlichen Arbeit unter dem Bannerdesselbigen) beworfen wur­de. Viele ecwarteten Struktureiltschei-dungen für den Fachbereich, das

Forschungspo­

mals noch die seelige Barbara schwang, um es wenig später Herrn Erhardt auf die Füße fallen zu lassen, der solcherart beflügelt noch weitaus "mutigere" Rechtskonstruk-

ich bin auch nur Kind meiner Zeit.) an der Humboldt-Universität im Jahr zuvor, schreitet der PSK-Mechanis­mus (Dynamik wäre das falsche Wert) exorbitant schnell voran. Nicht zu vergessen, daß ohne Rektor Fink der Koloß Konzil wohl kaum zuge­stimmt hätte. -Ach der Rektor, er trug überall sein Scherflein bei, obwohl nicht nur Überzeugendes überliefert ist. Egal, er ist ein Vor­bild in (basis )-demokratischer Kul­tur, das die FAZJWelt auch nicht mit halbmonatlichen Stasiandeutungen kaputt machen kann.

Vorgänge in der grauen, roten Vorzeit tential usw. Dies alles mußten die PSK in Un-

tionen zur Grund- I lage seiner Poli-

Herr Erhardt hat ein Problem

anderen Kommissionsmitglieder dürften in ihrer wissenschaftlichen Arbeitmehr als nur behindert gewe­sen sein. Der Zeitaufwand lag bei durchschnittlich einer bis andert­halb Stunden pro Bewertetem! Warum nun so wenig Effekt bei so viel Mühen? Zum einen waren die Erwartungshaltungen der anderen Universitätsangehörigen zwar breit gestreut, vom angeekeltem Abwen­den bis zur tribunalhaften Abrech­nung für vierzig Jahre "Unterdrük­kung der Arbeit an der Universität", jedoch werden nur die wenigsten die Richtlinien der PSK gelesen haben. Sie zerfleddern sich zwar den Mund, lassen ihren persönli­chenAbneigungenfreien Lauf, was den "Kommissionären" verboten ist, wissen aber gar nicht, was nach den Satzungen überhaupt möglich ist. Die Kornmissionsmitglieder selbst wußten erst nach ihrer Wahl so recht, auf welchen Altar sie sich gelegt hatten. Zwar stammen die Richtli­nien vom 4.1.1991, aber wer sie gelesen hat, muß schon ein gerade­zu naturwissenschaftliches Abstrak­tionsvermögen besitzen, um all die Streitfälle zu konstruieren, denen er sich nach der Wahl gegenüberseben würde. Der erhebe seine Hand, der sich aus diesen Gründen der Wahl nicht gestellt hat. Kurz und gut den Erwartungshal­tungen wurde nicht entsprochen. Die Unzufriedenheit wächst. Die einen sehen neue Ungerechtigkeit entste­hen, die noch nicht einmal die alte Ungerechtigkeit vergessen macht. Andere hängen der medienpräsen­ten Stimmung nach, daß ja alles

kenntnis fast aller Randbedingun­gen (die Zahl der jetzigen Fachbe­reichsmitglieder war ziemlich ge­nau bekannt, Leistungsfähigkeit von "Mensch und Maschine" (Orro

W AALKES) schon nicht mehr) lei­sten. Mehr noch die angeblichen Randbedingungen änderten sich ständig, die Gerüchteküche brodel­te - ideale Voraussetzungen für unbeschwerte und objektive Kom­missionsarbeit! Aufmunternde Po­litikeräußerungen über ihre ureigen-

0

tik macht.), wo L_ __________________ ...J

die unter ständigem Mitglieder­schwund leidende Gruppe der Stu­denten die Idee der ZPSK/PSK in die Diskussion warf, war eigentlich schon klar, daß der zeitliche Rah­men und die Dynamik der äußeren Prozesse (Senatswahl, Senatseingrif­fe, Akademie-Evaluierung des Wis­senschaftsrates, Stasivorwürfe, das Benzin wird !eurer ... ) einander wi­dersprechen. Und verglichen mit dem Tempo der "inneren Erneuerung" (Ich bitte um Entschuldigung, aber

Comic: Gary Larson

Die Wahlen zu den PSK's fanden Ende Januar in den Fachbereichen statt. Die Kommissionsarbeit hat wohl nirgends vor Ende Februar be­gonnen. Aber auch die Mittel, die den PSK in die Hände gelegt wur­den/werden konnten (bürgerliches Gesetzbuch), sind unzureichend, um die Vergangenheit aufzuklären. All die geheimnisvollen, nicht nachvoll­ziehbaren Vorgänge und Entschei­dungen in der grauen, roten Vorzeit, die dunklen Kanäle der Informatio­nen, die Karrierekrücken, die Kampf­gruppenbereitschaft für den Reise­kader, der FJA-Postenübemahme für den Professorentitel (allenfalls sta­tistisch nachzuweisen) können mit dieser Kommission nicht geklärt werden. Und sollten sie wohl auch nicht. Es wollen auch immer weni­ger Leute wissen. Der Zeitpunkt eines gesellschaftlichen Diskurses über die Vergangenheit ist schon mehr als ein Jahr vorbei, viele ha­ben den Umbruch inzwischen voll­zogen, denken nicht mehr nach, sondern voraus. Dieser Aspekt der PSK, der im studentischen Antrag durchaus eine Rolle gespielt hat, ging es doch den Studenten darum, nicht nur gegen die Abwicklung zu sein, sondern gleichzeitig auch als gnädig Spätgeborene diese Univer­sität auf einen Weg zu bringen, den die Gesellschaft schon nicht mehr gehen konnte- den Weg der Ausein­andersetzung mit der eigenen Ge­schichte - ist unwiederbringlich verloren. Was tut die PSK eigent-lich? Sie hat einen Soll-Stellenplan erarbeitet oder 111 ..

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Kommissionsköppe ... Hgchschulrahmengesetz im Senat

zumindest verabschiedet (wenn doch (27. 6.1991) Struktur und Berufungs-wieder nur ein paar Fachbereichs- kommissionen gewählt. Drei West-gurus darüber nachgedacht haben), professoren, drei Ostprofessoren den die ZPS K nochmals modifiziert (eventuell mit eingeschränktem hat und der dem Senator nicht aus- Stimmrecht, sie sind ja keine Pro-nehmend gut gefällt. Deshalb hat er fessoren im Sinne des Hochschul-einen eigenen, der aus dem Hum- rahmengesetzes), ein wissenschaft-boldtvorschlag mit nur einer Grund- lieber Mitarbeiter und ein Student rechenart erstellt wurde, nämlich (JA, dafür hat Rudi Dutschke 1968 mit der Subtraktion. Außerdem geKÄMPFT!!). Diese legen als erstes erarbeitet die PSK für alle am Fach- eine Sollstruktur fest und entschei-hereich Beschäftigten Empfehlun- den dann über die weitere Verfah-gen über die prinzipielle Eignung. rensweise. Die kann im Extremfall Das heißt dann: "Weiterbeschäfti- so aussehen. Alle Professorenstei-gung empfohlen, Weiterbeschäfti- len im neuen Sollplan werden aus-gung nicht empfohlen wegen fach- geschrieben. Die Ostprofs dürfen lieber Bedenken, Weiterbeschäfti- sich natürlich auch bewerben, mit gung nicht empfohlen wegen Be- ihnen werden das aber zwanzig bis denken bezüglich der persönlichen achtzig Auswärtige tun. Setzen wir Integrität". In welche Gewissens- einmal objektive Entscheidungskri-konflikte man da stürzt, wenn man terien voraus (Idealfall), gibt es bis wirklich mal Nein sagt, kann sich auf marginale Ausnahmen immer wohl jeder vorstellen. Und als Stu- zwei bis drei, die einfach besser dent ist man da sicher noch unbe- sind, als der bisherige Professor. schwerter (oben schon erwähnter Die neue Kommission führt dann KOHL-EFFEKT). .------------- diese Berufungsver-Meist sind diese fahren durch - nor-E

Peter is watehing you mpfehlungen mal anderthalb Jah-

noch nicht bis L_ ___________ __j re, sollen verkürzt werden auf ein Jahr (interne Infor­mation). Wenn die neuen Professo­ren dann da sind, sollen die alten laut Einigungsvertrag "wegen Mangel an Bedarf' gekündigt wer­den. Die Klagen vor dem Verfas­sungsgericht sind heute schon ge­schrieben und am Endekönnte alles beim alten bleiben.

zum letzten Pförtner erstellt. Work in progress. Daß total überarbeitete Kommis­sionsmitglieder, die meist noch in anderen Kommissionen oder in Ab­teilungsräten, Gewerkschaft etc. das Werk der Erneuerung betreiben, in der PSK nach zwei, drei Stunden zur kritischen Masse angereichert· sind, ist unvermeidlich. Spätestens dann werden die Erinnerungen her­ausgekramt undKonstruktives muß harterstritten werden. Und wenn es nur das Ende der Sitzung ist. The principle PlrrER is watehing You! Zum Schluß noch ein Ausblick. Und damit zu Herrn Erhardt. Herr Er­hardt hat ein Problem - eine Hum­boldt-Universität, die womöglich bald wieder Kaiser-Wilhelm-Uni­versität heißen wird, direkt zwischen Bundeskanzlersitz und Bundeskanz­lermacht (Bundestag, äh Reichstag) gelegen. DER kommt da jeden Tag vorbei. Daher dieser Wunsch zum (nicht-goldenen) radikalen Schnitt. Das kann ich rein menschlich ver­stehen. Und ich sehe auch, daß es Fachbereiche gibt, an denen die "innere Erneuerung" vorbeigehen wird/würde, die es eigentlich aber besonders nötig haben. Nur, was können denn z.B. die Naturwissen­schaften dafür. Noch in diesem Monat werden nach der Annahme des Er­gänzungsgesetzes zum Berliner

Wirklich beim alten? Wohl kaum. Fakt ist, die Lehre wirdunter diesen Prozessen leiden, die Unsicherheit für den Professor (Kann ich die Prüfung zu meiner Vorlesung noch durchführen? Und nächstes Jahr?) und die Unsicherheit für den Stu­denten (Ist diese Prüfung für mich in zwei Jahren überhaupt noch rele­vant oder beginne ich dann bei Null?) wird zu massiven Abwandemugen von Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern UND Studenten füh­.ren. Und es werden die Dümmsten nicht sein, um es undramatisch auszudrücken. Vielleicht sollten wir uns wirklich der FU anschließen, dann ändert sich auch nicht soviel. Und morgen ist wieder PSK-Sit­zung und alle gehen hin ...

gontard

Unser Rechtschreib-Programm kannte ZPSK (noch) nicht und bot

~:=~ ;:;P(l~" a~ Komktö

unAUFGEFORDfRT Nr. 28

HUB von 0 auf (-)100 Die Bewernmg der Forschung - sprich Evaluation - soll ein Kriterium da­für sein, ob dieUni erhaltenswert ist oder nicht. Die Frage so gestellt, of­fenbart sofort den Widerspruch zu Erhardts Vorstellungen, denn wo angeblich, bis auf Bereiche wie Medizin, Mathematik oder Geschich­te, lediglich Lehre betrieben wurde, soll nun eine besonders gute Hoch­schule entstehen.

ben sich natürlich Erleichterungen, die dringend notwendigen Anschaf­fungen setzen allerdings den unver­meidlichen Papierkrieg voraus. Über Dritt- oder Bundesmittelläuft nicht alles, hier ist auch der Senat gefragt. Ein schwerwiegendes Problem, so Prof. Glaser, sei im Moment v.a. die Abwanderung junger Mitarbeiter. Angesichts der noch völlig unkla­ren Umstrukturierungspläne des

Biophysik: Die Kreuzung von Zebra und Schottenrock

Was ist dran an dieser Behauptung, fragte ich Prof. Glaser, Leiter des Instituts für Biophysik und Dekan der Fakultät Mathematik/Naturwis­senschaften. Er verwies zunächst auf den Forschungsbericht 1989/90 des Fachbereichs Biologie und be­trachtet es als eine "Mär", daß For­schung allein auf die Akademie der Wissenschaften, wo sich die weni­ger konformen Wissenschaftler zurückziehen "durften", konzentriert blieb. So stellte man erstaunt fest, daß das Niveau der ostdeutschen Hochschulen doch besser sei als ihr Ruf. Abzuwarten ist noch, was die Evaluation außer Pauschalurteilen ergibt. Das kleine Institut für Biophysik, 1970 aus Bestrebungen besseren interdisziplinären Verständisses als Lehreinrichtung gegründet, kann auf immerhin 75 Publikationen u.a. in den international führenden Zeit­schriften verweisen. Obwohl Prof. Glaser den Stand der zur Verfügung stehenden Technik als völlig "un­terkritisch" bezeichnete, wurde dennoch auf dem technologieinten­siven Gebiet "Biophysik des mem­brannahen Raumes" international mitgeforscht. Wie üblich bastelte man fehlendes Gerät, soweit mög­lich, selbst zusammen. Jetzt erge-

Senat?rs nutzt so mancher die Gele­genheit dem drohenden Chaos zu entschwinden und etwas für seinen "Lebenslauf' zu tun. Das Institut ergriff daher auch die Initiative und stellte in Kooperation mit der Physik der HUB und der Medizin der FU einen Antrag auf Förderung eines Graduiertenkollegs - eine Art Ersatz für das wegfallen­de Forschungsstudiurn. Die so ge­schaffenen Doktorandenstellen wären zudem eine auch finanzielllukrati­ve Allgelegenheit Evaluieren schön und gut - im Vor­feld der Ergebnisse aber ein nicht gerade belebender Prozeß. Oder doch? Binnen 8 Wochen nach Be­kanntgabe brachen an der HUB 54 Forschunsstudenten und Aspiran­ten ihre Promotionsvorhaben ab. Es ist zweifelhaft, ob der Verlust zumindest kompensiert werden kann. Was zieht schon an diese Uni, außer gutbezahlte freie Professorenstel­len? Schließlich trägt gerade der Mittel­bau einen Hauptteil Forschung. Ist die Evaluierung am Ende gar um­sonst? Es steht nicht gut um die "Musteruniversität" a la Erhardt, es sei denn er versteht unter Qualität etwas anderes als Lehre und Forschung. rk

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~Nr.28 UNGEPFLEGT • 5

Pastorale im Morgengrauen "Da sprachen etliche unter sei­

nen Jüngern untereinander: Was ist das, das er sagt zu uns .. Wirwissen nicht was er redet... Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; "(Job. 16, 17 .. 19)

In der Kleinstadt, aus der ich komme, hatten wir einen Nachbarn, der war Augenarzt. Er war der Typ von Mann, der aus Tradition Sonn­tags zur Kirche geht und zu dunkel­blauen Anzügen weinrote Krawat­ten trägt. Sehr schlank von Gestalt, sah man trotz grauer Haare und Brille noch den Jungen von früher in dem eine Spur zu weichen Gesicht. Er hatte diese helle Stimme, die beim Schreien leicht schrill wird und umkippt. Er schrie selten, denn in unserem Ort war er ein wichtiger Mann, und wenn er in sanftem Oberlehrerton dozierte, hörten ihm die Leute in einer Mischung aus Bewunderung und Unsicherheit zu. Er war diese Art Mann, die man leicht unterschätzt und die es weit bringen. Unsere Mütter hatten sich immer so einen Schwiegersohn gewünscht.

Wissenschaftssenator Erhardt kommt aus Schwaben und späte-

Senator Erhardt an der Charite lachen, seit der Charite die mies bezahlten Pflegekräfte weglaufen. Die neue Äntliche Direktorin Rei­singer macht ein Pokerface. Man setzt sich.

Wir übergehen die Eingangs­schmeicheleien beider Seiten, von denen nur das Senatorenwort an

den Berliner Medien und der intri­genfreudigen Westberliner Uni­Lobby.

Nächstes Thema - Ptlegenotstand. Wie oft in letzter Zeit die Chirurgen der Klinik das Messer weglegen mußten, weil keine Station ihnen die Blessierten abnehmen kann,

Sparsames Schwabendoppel, willkommen daheim. Foto: Fisahn

Mau:"Wir müssen Sie alle entla­sten", zarten Doppelsinn enthält. Der sieht das wohl auch nicht ganz so und geht sogleich in medias res. Was dran sei am Geschwatze über

"Niemand denkt daran, Hand

wissen wir nicht. Immerhin sind von 1598 Stellen im Pflegebereich z.Z. rund 330 nicht besetzt, und keine Moralpredigthältdas Schwe­stemvolk, wenn es überhaupt im Beruf bleibt, davon ab, im besser bezahlenden Westen zu arbeiten. "Erst kommt das Fressen und dann die Moral." Erhardt fmdet das völlig in Ordnung, von wegen neue Freiheit und überhaupt. Allerdings müsse nun Geld her, um den Trend zu kip­pen. Erdenkt da an "außertarifliche Zulagen" und entwickelt kühne Ideen von einer Umverteilung des Gehal­tes der unbesetzten Stellen auf die Gebliebenen. Über Tarifangleichun­gen mag der Senator so recht nicht reden. Die Oberin zieht hilflos die Schultern hoch. Vielleichtdenkt sie

stens seit den Ergänzungsgesetz­entwürfen aus seiner Kanzlei und dem pressewirksamen Entlassungs­rumpeldipumpel an der Charite mag ihn dort wohl niemand mehr unter­schätzen.

Es ist recht früh an diesem 28.

an die Charite zu legen!"

nehmen. Erhardt scheint überrascht. Da ist er von seinen westdeutschen Medizinern wohl mehr Kassen-Ethik gewohnt. Immerhin versichert er, mit Gesundheitssenator Luther über Tarifangleichungen zu reden - für die Schwest~rn. versteht sich. Im "Mittelbau" gäbe es ohnehin zu viele Gehaltsempfänger. Und überhaupt muß ja der Koalitionspartner noch gefragt werden. Daß Studenten bei vernünftiger Bezahlung den Pflege­bereich erheblich entlasten könn­ten, darauf kommt niemand.

Kurz vor dem Rundgang wird noch über das anstehende Berufungs­verfahren debattiert. Wer sich bis hierher durch den Artikel gequält hat, soll vor den Einzelheiten einer Streiterei bewahrt bleiben, diedoch nur die Insider verstehen. Wie man es anstellt, daß bei den Berufungen auf die Professorenposten der Cha­rite auch ein paar heimische Kolle­gen zu halten sind, ist allerdings auch nur dann interessant, wenn man die letzten 40 Jahre Klinikarbeit nicht pauschal unter Diktatur ab­bucht. Und die Persilscheine der Gauckbehörde brauchen die Ein­heimischen dann auch noch. Das Übetpriifungsverfahren läuft bereits seit Monaten, und die fehlenden Ergebnisse lähmen ganz empfind­lich jede akademische Aktivität an der Fakultät, wie z.B. die Wahl der Geschäftsführenden Leiter der Kli­niken.

Wie sich nach einem Okay der Behörde ein Ostprofessor bei einer Bewerbung um eine C4-Professur gegen einen Westkollegen durch­setzen soll, der von Publikationsli­sten bis Kongreßauftritten logischer­weise einiges mehr auf die Waage bringt, ohne darum gleich wirklich besser zu sein, bleibt offen. Genau­so wie das gar nicht diskutierte Pro-

Juni. Acht Uhr dreißig soll die Visi­te des Senators beginnen - Vorle­sungszeit Die Nähe des S-Bahnho­fes ignorierend, kommt Erhardt erst nach Ablauf des akademischen Viertels mit einem Dienstrnercedes auf's Gehöft geglitten . Alle sind ganz erschrocken, als er so plötzlich in blau und weinrot erscheint. Der Senator lächelt. Der Rektor nicht. Dekan Mau, seit seinem Herzin­farkt auf dem Hamburger Ärztetag vor Monaten erstmals wieder unter uns, zeigt eine eher verhalten posi­tive Miene. Die Oberin - Herrin über das Pflegepersonal - schaut fmster drein . Sie hat auch nichts zu

Zusammenlegungen von Uni-Kli­nika in Berlin? Nix, antwortet der Senator. Und:"Niemand denkt dar­an, Hand an die Charite zu legen!" Also jedenfalls er nicht. (Der neue FU-Präsident ist da ja anders gehört worden.) Aber Berlin habe kein Geld, einen Haufen Schulden und Politi­ker mit einem unstet suchenden Blick für Einsparungsmöglichkeiten. Da müsse man schon verstehen, daß auch heilige Kühe wie die Charite mal zum Thema einer Schlachtung werden. So sei halt die Freiheit -lehrt der Senator. Müsse man aber nicht so ernst nehmen. Gegen den politischen Druck, der so eigentlich gar nicht da sei, soll die Charite aber dennoch schnelle Strukturve­ränderungen setzen. Daß die Klinik positive Publicity nötig hat, damit trägt der Senator hier nur Eulen nach Athen. Allerdings schwer vor­stellbar bei dem Stasijagd-Klima in

Berufungskommission ... ,

an die 70 Kündigungen im Pflege­bereich, die für die nächste Zeit an­gekündigt sind. Jemand bemerkt, daß bei Gehaltsangleichungen im Pflegedienst eine Schwester soviel bekomme wie ein Arzt. Das müsse für die Funktionstüchtigkeit der Klinik hingenommen werden, läßt sich die Ärztliche Direktorin ver-

''damit Ruhe einkehrt''.

blem, daß ja zu DDR-Zeiten manch gute Medizinerinnen wegen man­gelndem Klassenstandpunkt erst gar nicht zu akademischen Würden ka-men und trotz Hingabe im "Mittel­bau" versauerten. Senator Erhardt will die Berufungs-kommission, die ge­trennt von der der 111 ..

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6 • UNIINTERN

Pastorale im ...

Uni arbeiten soll, jedenfalls "sehr bald einsetzen, damit Ruhe einkehrt''. Und als Chef der Kultusminister­konferenz will er den Innenminister Schäuble (auch ein Schwabe) be­drängen, die Überprüfungen durch die Gauckbehörde zu beschleuni­gen. Daß damit die Enthüllungs­skandale ein Ende haben, glaubt wobl, nur der Unbedarfte. Der Vor­schlag jedenfalls, klare Vorruhe­standsregelungen zu publizieren, um damit einen Teil der Professoren mit unreiner Vergangenheitsweste ohne großes Trara zum Abtritt zu bewegen, nimmt der Senator ohne größere Reaktion zur Kenntnis.

Die ganze Zeit bleibt Erhardt der pastoral-souveräne Dienstherr, nur bei einer Bemerkung des Rektors, mit dem neuen Ergänzungsgesetz wären die Unigremien ja nur noch Makulatur, fällt er ein wenig aus der Rolle und schimpft auf eine nicht näher bezeichnete 3. Person Singu­lar, die ihm immer wieder das Le­ben sauer macht, weil sie ihn so falsch versteht. Die Charite-Füh­rung hält sich zurück, denn mit des Senators rechter Hand, Senatsrat Strehl, muß am gleichen Tag noch der neue Pflegesatz verhandelt werden.

"Denn es geschieht alles um Euretwillen, damit die über­schwengliche Gnade durch die Danksagung vieler noch reicher werde zur Ehre des Herrn. [Kor.]" Amen. Corin Farr

UnAktualisiert (UnAUF)Beim BAFöG wird sich vor der Sommerpause,

wie es aussieht, nichts ändern. Der Bundestag hatte im Juni beschlos­sen, den ostdeutschen Studenten endlich auch das Recht auf Aktua­lisierung der elterlichen Einkom­mensverhältnisse ab dem 1: Au­gust zu gewähren. DerSPD-domi- . nierte Bundesrat wies bisher die­ses BAFöG-Änderungsgesetz zu­rück mit der Begründung, man müsse das daraus resultierende höhereBAFöGrückwirkend ab 1. Januar '91 zahlen. Außerdem ver­langt die SPD eine Angleichung des ostdeutschen BAFöG-Grund­bedarfssatzes von 500 auf 540 DM an den westdeutschen. Kommt es nicht zu einer Klärung zwischen Bundesrat und Bundestag, geht

~GEFORDERT Nr. 28

Demokratischer Grabenkampf seine avisierten Stellenzahlen nicht zur Diskussion stellen, sondern gleich vom Berliner Abgeordneten­haus - also defacto im Gesetzessta­tus - absegnen lassen. Darin werden die Wissenschaftsstellen von der­zeit 2675 * auf 1740 gekürzt. Von 641 Lehrstühlen sollen 530 bleiben. Das geplante Verhältnis von befri­steten und unbefristeten Mitarbei­tern soll dann 80 zu 20, oder konkret 986 zu 224,- betragen. Das heißt zwar 570 unbefristete mehr, je­doch 1394 der 1618 unbefristeten Stellen werden gestrichen. Diese willkürlichen Zahlen stießen bei den Humboldt-Vertretern auf schärf­sten Protest. Die Landeshochschul­strukturkomission soll nun Senats­und ZPSK-Entwurf bis zur näch­sten Kuratoriumssitzung miteinan­der vergleichen und sich ein Urteil bilden. Erst dann kann der Stellen­plan vom Landesparlament abge­segnet werden.

Kuratorium: Neustrukturierung vertagt

Das neue Hochschulergänzungs­gesetz regelt in seinen Paragraphen nur sehr dürftig die Neustrukturie­rungen der Hochschulen. Die ei­gentlichen Maßnahmen werden auf dem Verordnungswege eingeleitet. Und so war auf der zweiten Kurato­riumssitzung der HU ein Vorstoß des Wissenschaftssenators zu erwar­ten.

Obwohl die Neustrukturierungs­diskussion wegen den verspäteten

Vorlagen von Senat und Universität formal verschoben wurde, kam es doch im Verlauf der Sitzung zu einer Debatte, bei der sich zwei Modelle gegenüberstanden- das sogenannte das Senatsmodell des Überhangs­kapitels und das Umschichtungs­modell der Zentralen Personal- und Strukturkomission der HUB.

Der Senat möchte eine neue Stellenstruktur neben der alten auf­bauen. Die neuen ( undeigentlichen zukünftigen) Stellen sollen durch die Berufungs- und Strukturkomis-

das Gesetz in den Ausschuß zu­rück. Mit einer neuen Entschei­dung wäre dann aber erst frühe­stens Ende September zu rechnen. Sobald das Gesetz durch ist, müßte dann beim BAFöG-Amt ein sol­cher Aktualisierungsantrag nach­gereicht werden

Cht:rrile needs charity! (UnAUF) Pflegenotstand im Kran­kenhaus als Chance für abgebrann­te Medizinstudenten. Seit Anfang der Woche existiert mit einem Ex­tratarifvertrag für etwa 9 Mark pro Stunde wieder die Möglichkeit, durch Pflegedienste geregelt da­zuzuverdienen. Die genauen Modalitäten waren zu Redakiionsschluß noch Gegen­stand zäher Verhandlungen und sind telefonisch bei der Oberin der Charite zu erfragen. Tel.-Nr.: 286-2101.

sionen ausgeschrieben werden, wäh­rend das vorhandene Lehrpersonal mit 60% Cl bzw. C2-Lohnes einem Überhangkapitel zugeordnet wird. Diese Stellen erhalten einen Ver­merk "künftig wegfallend", d.h. ei­gentlich nur, daß wenn der Beschäf­tigte eines Tages geht, diese Stelle wegfällt. Wie das Land Berlin sich diese Doppelstellenstruktur bei der ohnehin problematischen Finanz­situation leisten soll, ist fraglich.

Der beim Kuratorium anwesende Staatssekretär von der Finanzver­waltung hielt sich bedeckt. Und so drängt sich die Vermutung auf, daß sich die K.W.-Vermerke schnell in eine Kündigung "mangels Bedarf' umwandeln könnten.

Beim ZPSK-Modell sollen die geplanten Professuren soweit wie möglich ersteinmal mit fähigen WIS­senschaftlern aus den eigenen Rei­hen besetzt werden. Wissenschaft­lerstellen, die nicht in den neuen Strukturplan passen, müssen inner­halb der nächsten fünf Jahre abge­baut werden. Ältere Leute werden weiterbeschäftigtViel gerühmter Vorteil dieses Entwurfs: Statt 2000 Lebrstellenbewerbungen, brauchen in den nächsten dreiJahren nurrund lOOOgeprüftwerden.Dasmachtdie Berufungsarbeit wesentlich gründ­licher.

Eigentlich wollte der Senator

Ebenso wurde der Senatsvor­schlag der Cl- bzw. C2-Besoldung unter Beibehaltung der alten Ar­beitsverhältnisse abgelehnt und vorläufig in die Haupt- und Perso­nalkommmission des Kuratoriums verwiesen. Die Einordnung der Wissenschaftler in den Bundesan­gestellten-Tarif (Ost) enthalte be­deutend mehr sozialen Rückhalt als das Senatsangebot, begründeten Hurnboldt-Verteter diese Entschei­dung. Die Rückweisung ging aber deshalb nur so unproblematisch, weil die umstrittene Vorlage zu den Kuratorium zugestellt wurde.

Das erste Geplänkel im demo­kratischen Grabenkampf ging für die Humboldts trotz Uneinigkeit in den Reihen recht gut ab. Künftig wird man aber lernen müssen, daß zu politischem Durchsetzungsver­mögen mehr gehört als Abstauber-t reffer durch säumige Senatsvorlagen. ha.ef.

(*eigentlich sind"s nur 2.594- aber psst!)

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lk~AUFGEFORDERT Nr. 28

"Keiner hat heute das Recht, sich abzuwenden." Gedanken zum Institut für Geschichtswissenschaften am Ende des Semesters.

Das Institut für Geschichtswis­senschaften hat sich während der zeitweiligen Abwicklung in eine selbst auferlegte Lethargie und Passivität eingewickelt. Jetzt, da die Rech­nung wieder mit dem Wirt gemacht werden muß, jetzt, da gezeigt wer­den könnte, daß die imtner wieder lauthals herausgerufene Eigener­neuerung auch an diesem Institut Früchte trägt, muß zum Erschrek­ken aller festgestellt werden, daß der Baum nicht nur keine Früchte trägt, nein, der Baum ist überhaupt noch nicht angepflanzt worden.

Profs verschwanden in der Versenkung

Nachdem im Februar die Ab­wicklung des Instituts "endgültig" per Gerichtsurteil abgesegnet und kurz darauf durch den Senator unter Beteiligung der Universität die Struk­tur- und Berufungskommission eingesetzt wurde, erlahmte die letz­te kleine Regung in Sachen Verän­derung. Die meisten Professoren waren 'eh schon lange in der Ver­senkung verschwunden, die restli­chen folgten ihnen. Mit dem Mittel­bau sah es nicht anders aus. Zu den Studierenden etwas zu sagen, wür­de mir den Zorn auch dieser Gruppe noch zuziehen... Kurzum: es ge­schah nichts. Die einen verkrochen sich hinter schwer wegzudiskutie­renden psychologischen Argumen­ten, die anderen schauten sich in der Versicherungsbranche um, einige hofften, und andere gingen sich an einer anderen Uni einschreiben. Übrig blieb ein freundlicher Umgangston im Vordergrund und ein denunzia­torischer im Hintergrund. Als die Abwicklung nun zu Unrecht erklärt wurde, sah es in den ersten Tagen so aus, als würde die gesamte Besat­zung einen Sieg, resultierend aus eigenen Aktivitäten, feiern .

Die Mitschuld der Studierenden

Doch es wurde nicht gefeiert. Statt dessen wurde nun versucht, eine-neue PSK zu installieren, die auch allmählich ihre Arbeit aufnimmt. Alles geht weiterhin zu langsam, zu zählebig. Und daran sind jetzt nicht zuletzt die Studierenden Schuld, was

hier einmal gesagt sein muß. Von einigen Studierenden kamen zwar in den letzten Wochen einige schwer­wiegende Vorwürfe gegnüber ihren eigenen Vertretern, so daß wenig­stens zu hoffen war, die Kritiker würden sich nun selbst aktiv einmi­schen. Doch weit gefehlt. Nicht nur, daß für alle möglichen Gremien Studierende fehlen (ganz zu schwei­gen von unterstützender Arbeit), auch Informations- und Diskussionsver­anstaltungen etwa zur Arbeit der SBK oder zu einer neuen Studie­nordnung werden kaum besucht. So wird weiter in der Gerüchteküche

gekocht werden, und die wenigen aktiven Studierenden werden ohne Rückhalt, ohne Rückkopplung ihre Hand nach eigener Diktion bei Abstimmungen heben müssen.

Von der Masse der Probleme, die die Universität und insbesondere das Institut für Geschichtswissen­schaften bewegen oder betreffen, also von der qualitativen Absiche­rung des nächsten Semesters über eine neue Studien- und Prüfungs­ordnung bis zur Auseinandersetzuung mit der Vergangenheit, sollen zwei noch(mals) kurz andiskutiert wer­den.

I Funkstille

Eigentlich sollte man erwarten dürfen, daß der Auseinandersetzung mit dem Gewesenen an einem Ge­schichtsinstitut besondere Aufmerk­samkeit geschenkt wird. Weit ge­fehlt. Seit dem Kolloquium im November, welches zudem von "Auswärtigen" Imtuert wurde, herrscht Funkstille gegenüber der

eigenen Geschichte. Es gibt zwar ein paar Studierende, die gemein­sam mit einer Mitarbeiterin versu­chen, einiges der Vergessenheit zu entreißen, aber ihre Arbeit kann nicht als Alibi für das Schweigen des Instituts herhalten. Will sich das In­stitut eine Glaubwürdigkeit erarbei­ten, wird dies nicht geschehen kön­nen, ohne gleichzeitig die Diskus­sion um die eigene Vergangenheit zu eröffnen und offensiv zu gestal­ten.

Ein anderer Punkt ist und bleibt die eigentliche Veränderung. Verän­derung darf und kann nicht Neube-

ginn heißen, so als wäre vorher lediglich ein weißer namenloser Fleck vorhanden gewesen. Veränderung muß als komplex und prozeßhaft verstanden werden, muß Brüche gleichermaßen wie Kontinuitäten beinhalten.

Bei beidem sollte der oben als Überschrift gewählte Ausspruch von Walter MARKOV, den dieser auf die Zeit nach 1945 formulierte, als ka­tegorischer Imperativ gelten. Nur wenn sich alle oder sehr viele betei­ligen, wird es möglich sein zu ver­hindern, einerseits eine Kopie der Nachkriegsvorgänge innerhalb der Geschichtswissenschaft m den Westzonen darzustellen und glei­chermaßen andererseits als Platt­form für das herzuhalten, was damals dort unterlassen wurde.

Das heikle Thema der Personal­veränderungen ist hinlänglich be­kannt, auch die vorgeschlagenen

ANMERKUNGEN:

Kriterien. Zum Abschluß ein kurzer Blick

Historie: Die Entnazifizierung

in die Historie: Eine tiefgreifende Entnazifizierung hat die westdeut­sche GeschichtsWissenschaft nicht erlebt, wenn man von einigen vorü­bergehenden Entlassungen und Suspendierungen absieht. In Bay­ern wurde z. B. die Entscheidung der amerikanischen Militärregierung beklagt, "eine bloße Wiederherstel­lung und keine tiefgreifende Re­form der Universität betrieben zu haben ." Es wurdedamals orientiert, "zwischen formaler Parteimitglied­schaft und tatsächlicher nationalso­zialistischer Gesinnnung zu unter­scheiden."

Auf die Verhältnisse der Gegen­wart gebracht muß dies heißen, zwischen formalen Bekenntnissen und Teilnahme an Repressionen zu unterscheiden. Anlehnen könnte man sich auch an die dann untersagte Unterstützung der Zunft, wenn man "den Nationalsozialisten die Ein­setzung in die Professur ohne fach­liche Qualifikation verdankte."

Insgesamt aber muß jetzt daran gegangen werden, selbst zu refor­mieren. Denn auch heute könnte wie damals der grundsätzliche Un­terschied "im Vergleichmitanderen Bereichen des öffentlichen Dien­stes darin" bestehen, daß diese Aufgabe größtenteils von den Hoch­schulen selbst erledigt werden könn­te. Der Historiker Gerhard Ritter schrieb damals in einem seiner Briefe, daß er an einem universitären "Be­reinigungsausschuß" mitarbeitete, "der sich der schwierigen Aufgabe unterzog, diskreditierte Kollegen von der Universität zu verweisen."

Daß diese Aufgabe tatsächlich größtenteils von den Universi­tätsangehörigen gemacht werden muß, sollten die Wendungen der letzten Wochen genügend gezeigt haben. Davon ist auszugehen, selbst wenn bei Erscheinen schon wieder eine neue eingetreten sein sollte. Carpe diem 1.-S. Kowalczuk

[I] Walter Markov: Zwiesprache mit dem Jahrhundert. Dokumentiert von Thomas Grimm. Berlin, Weimar 1989, S. 146 [2] G. Ritter ist nicht mit dem Vorsitzenden der SBK Geschichte G. A. Ritter zu verwechseln ... ! [3] aus: W. Schulze: Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945. München 1989, S.l21- 144

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10 • UNINTERN unAUFGEFORDERT Nr. 28

.. Warum nicht eine Uni in Berlin? .. Interview mit dem Präsidenten der Freien Universität Berlin (FU)

UnAUF: Sie sind der neue Präsi­dent der FU. Was halten Sie von folgendem Vorschlag: Die F U wird aufgelöst und als eine Abteilung der Humboldt-Universitiit (HU) wei­tergeführt? Gerlach: Das fänd ich so abwegig wie das umgekehrte. UnAUF: Und wie ist dann die Äu­ßerung in der Berliner Zeitung zu­stande gekommen, die ja . etwas anderes besagt? Gerlach: Sie verwechseln jetzt die Nachricht der Berliner Zeitung mit dem, was ich gesagt habe. Eine bestimmte Bemerkung zu einer Überlegung über die Zukunft der zwei Hochschulen wurde so gedeu­tet, daß die FU die HU schluckt. Daran denke ich nicht. UnAUF: Also eine Ente? Gerlach: Das ist falsch. Wenn man davon spricht, daß sich die zwei zusammentun sollten, dann verste­he ich, daß man im Osten, wo man sowieso psychologisch belastet ist, das nur als Eingliederung versteht. Man meint, die wollen ja nur, daß wir ein Teil von ihnen werden. Das ist nicht mein Anliegen. UnA UF: Auch die Vereinigung von Deutschland hieß Vereinigung. Doch von der DDR ist kaum etwas übrig geblieben. Gerlach: Ich habe mit der FU im großen nicht gesprochen. Ich mute aber den Kollegen und Studenten, die bis jetzt da sind, zu, sich zu vereinigen, mit Ihnen gemeinsam die gleichen Studienbedingungen zu haben. Ich meine eine Vereinigung, bei der es uns im Westen schlechter geht als bisher und Ihnen besser. UnAUF: Sie sind aber gegen Be­strebungen der HU und auch des Wissenschaftssenators, die HU in eine Uni mit hoher Qualität zu ver­wandeln? Gerlach: Sie meinen dieS Iiehwor­te Elite- und Massenuniversität Das istein anderes Problem. Das setzt ja zwei Universitäten voraus. Ihre Frage geht ja auf die Äußerung "Warum nicht eine Universität in Berlin?" zurück. Wenn man die Vereinigung angeht und sieht die Größe der Stadt, ist es zunächst das normalste, daß man mindestens zwei Universitäten hat. Natürlich gibt es noch TU, HdK, Kunsthochschule Weißensee. Aber nehmen wir mal die, die jetzt im

Selbstretuschierter Präsident der FU

Gegenüberoder Nebeneinander be­sonders im Mittelpunkt stehen. Die Lage ist so, daß die HU keine ver­gleichbare Kapazität wie die FU hat, weder von der Größe, noch von der Leistungsstärke. Es war doch in erster Linie eine Unterrichtungsan­stalt Gewichtigere Wissenschaft und Forschung lief vor allem in den Akademien. UnAUF: Ich willihnen widerspre­chen. In besti11unten Bereichen hat­te und hat die HU einiges zu bieten. Gerlach: Jetzt verstehen wir uns miß. ICh will gar nicht bestreiten, daß Personen mit Kapazität vorhan­den sind. Nur: Die Funktion der Hochschule in den gesellschaftlich verwendbaren Bereichen wie Öko­nomie, Recht usw. war mehr die einer Unterrichtungsanstalt Was Sie sagen gilt vielleicht für Philoso­phen, Mathematiker ... UnAUF: Aber auch Infonnatiker. Gerlach: Daß aber die Akademie die Wissenschaft besonders konzen­trierte, und nicht, wie bei uns, Lehre und Forschung in der Universität verbunden sind, und die Hochschu-

len überwiegend Ausbildungsfunk­tionen hatten, das macht die Uni­versitäten so unterschiedlich. Die Situation der Einigung hat sich ja nun so ergeben, daß da eine Univer­sität nach westdeutschen Muster entstehen soll. Das ist politisch vorgegeben. Es gibt vor allem Aufbauprobleme drüben. Wäre es eine Stadt gewe­sen, vor 20 Jahren, dann wären längst, wie in Konstanz und Ulm, neue Universitäten gegründet worden. Wäre selbst Humboldt eine etablier­te Universität. Vielleicht wäre die FU damals noch so klein gewesen, daß man sie gleich integriert hätte. Aber heute ist eine andere Situa­tion. Die öffentliche Kasse steht nur begrenzt zur Verfügung. Das führt dazu, daß die Dynamik der Vereini­gung hier besonders schnell geht. Was in Bayern ist, das erfahren die Thüringer oder Sachsen nur so all­gemein. Und kein Mensch sagt in Bayern: "Wir strengen uns für gemeinsame Lebensverhältnisse über das Steueraufkommen hinaus an."

Hier in Berlin aber, wo der Status im Westteil bisher sehr subventioniert war, da fällt der Subventionsanteil weg. Und es kommt die erhebliche ökonomische Last hinzu, den Ost­teil schneller anzugliedern und auf eine gleiche Ebene zu bringen. Das bedeutet für dtm Westteil, daß wir, im VerhlÜtnis zu früher, sehr viel schlechter dran sind. Und auch schlechter als die anderen westdeut­schen Universitäten heute. Die haben nur ganz wenige Kürzungen hinzu­nehmen. Was uns hier abverlangt wird, ist eine politische Roßkur. Man verspricht, wir machen zwei Universitäten. Die FU ein bißeben kleiner, die HU stark und gut. Wir richten auch eine Chemie da ein, ein unglaublicher Kostenaufwand. Wir werden die Charite sanieren, vier -fünf Milliarden Aufwand. Unglaub­licher Geldbedarf. Wenn manjetzt an der FU, sozusa­gen als Notopfer Vereinigung, er­heblich Geld einsparen muß, dann geht es hier schon an die Substanz. Die juristische Bibliothek z. B. hat gegenwärtig nur noch einen Geld­betrag zur Verfügung, der dem von 1973 entspricht. Die Preissteigerung der Literatur, die Ausweitung der Sortimente sind überhaupt noch nicht berücksichtigt. Wenn das hier passiert, damit Hum boldt wächst, kriegt Humboldt trotzdem noch nicht genug Geld, um seinerseits eine mindestens gleich gute juristische Bibliothek aufbau­en zu können. UnAUF: Dieses Problem wäre bei einer Uni gelöst? Ich sage es mal handwerklich: Wenn man für eine Arbeit einen Hammer braucht, dann kann man nicht zwei verschiedene Hämmerchen an ver­schiedenen Orten nehmen, das ist dann nichts . Deshalb sage ich: Laßt uns doch eine Universität machen! Das ist dann nicht die Freie, die Humboldt schluckt, sondern eine Universität. Z. B. können sich die Juristen aus der HU mit denen der FU zu einem Fachbereich Recht verbinden. Dann setzen wir die in die HU. Die Öko­nomen sitzen hier an der FU neben den Juristen. Wenn das juristische Gebäude frei wird, können die sich ausbreiten mit den Ökonomen von Humboldt und bilden den ökonomi-

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ÜIAUFGEFORDERT Nr. 28

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'Die Arbeit der FU-Studenten darf doch nicht in einer Reise nach hier bestehen.'

sehen Fachbereich der Berliner Uni­versität. UnAUF: Eine ernsthafte Konkur­renzfürdie Massenuniversität,Jür die die FU ein Beispiel ist, wäre doch sehr nützlich. Gerlach: Wenn man das Geld hätte, könnte man zwei starke Unis eta­blieren. Aber wenn man gegenwär­tig eine Einrichtung von der Quali­tätder FU beiihnen drüben aufbaut, brauch man unglaublich viel Geld. Sie werden nicht genug kriegen, um es wirklich gut zu machen, und wir werden so beschnitten, daß wir es nicht mehr wie bisher machen kön­nen. UnAUF: Aber dann werden doch die Fehler, an denen die FU krankt, in größerem Umfang fortgeführt. Gerlach: Da kann man sich von außen gut drüber aufregen. Ich möchte dabei an der FU nichts beschönigen. Wirmüssen auch überlegen, welche Bereiche nicht fortgeführt werden können. Denn auch eine Universi­tät wird ja nicht im Geld schwim­men. Es wird an der FU nicht bleiben wie es ist. Auch hier wird es Einschrän­kungen geben. Aber nicht in der schlimmen Weise, wie sie sonst drohen. Wenn sich bei der juristi­schen Bibliothek dieS ludentenzahl hier um die Hälfte vergrößert, heißt das ja nicht, daß man auch die Hälf­temehr Bücher braucht. Man müßte nur ausweiten und nicht ganz neu bauen. Trotzdem hätten die Studen­ten hier dann schlechtere Lesever­hältnisse. Aber sie hätten keine schlechten, da das Buchmaterial im Prinzip da ist. Und Sie, von der HU, hätten mehr, als Sie in der gleichen Zeit kriegen könnten. Man kann nicht von heut auf morgen eine funktio­nierende Bibliothek aus der Erde

thek kann doch auch so von Stu­denten verschiedener Unis genutzt werden. Gerlacb: Das können Sie doch nicht ernsthaft machen, daß die tägliche Arbeit von Humboldt-Studenten in einer Reise nach hier besteht oder umgekehrt! Erstens wären dann nicht genug Plätze da, zweitens wann sollen die Studenten denn dann in die Vor­lesung gehen? Es läuft doch so, daß man in die Vorlesung geht, dann in die Bibliothek. Das braucht räumli­che Nähe. Bei meinem Vorschlag streitet man sich dann innerhalb der selben Universität um das Geld Hum­boldt hat gegenwärtig zu Recht das Gefühl, es muß geholfen werden. Wir im Westteil denken: Gern hel­fen, aber doch nicht auf Kosten der Substanz! Niemandem ist gedient, wenn

. Humboldt wächst, aber nicht gut genug, und wir reduziert werden unter ein für die Universitätnötiges Niveau. So denke ich, daß eine Zusammenführung der Unis die Qualität der Einrichtung erhält, nur die Zahl der Studenten und Lehr­kräfte größer wird. Für diejenigen, die in der HU sind, bleiben möchten und bleiben können, macht es kei­nen Unterschied. Wer bei der HU bleiben kann, würde natürlich auch bei einer Uni bleiben. Eine Einspa­rung an Lehrlcräften und damit Sparen wäre dann auf Kosten derer mög­lich, die aus dem Westen an die HU kommen sollten. Die Vision, die dahinter steht, ist, daß es dann Ost und West gleichermaßen betrifft. UnAUF: Aber die Chance, reinen Tisch zu machen, die vielleicht an der HU besteht, wird doch mit einer Uni-Vereinigung vertan. Gerlacb: Wo glauben Sie denn kommt im Westen die Reformkraft

stampfen. her? Unsere Probleme sind nicht UnAUF: Eine existierende Biblio- vergleichbar mit Ihren, aber auch

bei uns gibt es Studienreformpro­bleme hinten und vorn. Glauben Sie die Hochschullehrer, die zu Ihnen aus dem Westen kommen, werden die Reform pflegen? Eine neue Uni­versität zu bilden ist so unendlich schwierig, aber wir an der FU sind bereit zu sagen: Auch bei uns muß viel passieren. Mein Vorschlag ist pragmatisch. Er führt natürlich im Ergebnis zu einer viel zu großen Universität. Wer hindert uns aber, in zehn, zwölf Jahren, wenn mehr Geld da ist, zu überlegen, wie wir nun aus- und neugliedern? UnAUF: Das kloppt doch nicht. Wenn man eine große Uni hat, diese dann wieder zu trennen. Gerlacb: Also was man jetzt macht ist eine unglaubliche Roßkur. War­um soll in zehn Jahren eine sinnvol­le Trennung nicht mehr möglich sein? Man hat dann Zeit, kontinu­ierlich zu planen. UnAUF: Neulich war an der HU eine Podiumsdiskussion mit Er­hardt, Fink, einem Studentenrats­sprecher und anderen, bei der die Meinungen nur in Nuancen unter­schiedlich waren. Man war sich eigentlich einig. Gerlacb: Aber wenn Sie die Finan­zentscheidungen des Landes Berlin ernst nehmen, können Sie nicht versprechen, daß die HU gut aufge­baut wird und die FU nur ein wenig spart. Das geht gleichzeitig nicht. Die Ausweitung einer vorhandenen Einrichtung um 20, 30 % ist doch billiger, als der Neuaufbau eines Instituts. Im übrigen: Daßman sich bei der Diskussion "eigentlich ei­nig" war, verdeckt die sachlich -po­litischen Unterschiede in inhaltli­cher Sicht: Dem Senator ist gewiß an einer anderen Uni gelegen als den meisten Vertretern der HU. Darüber soll man sich an der HU keine Illusionen machen.

Foto: sehr alt

UnAUF: Was würden Sie sagen sind die Hauptschwächen der FU? Gerlach: Vieles hat sich einfach so ergeben, eine gründliche Struktur­reformdebatte hat es nicht gegeben, die Lehrreformfrage ist im argen. Man müßte mal fragen: Welches sind die Bereiche, die gut funktio­nieren? UnAUF: Welche sind das? Ger lach: Ich ahne einiges, ich kann es Ihnen aber nicht sagen. In der Rolle als Präsident kann ich nicht mit ungefährem Wissen einen be­stimmten Fachbereich oder ein bestimmtes Institut nennen. UnAUF: Dann umgekehrt: Wel­che sind sehr gut? Gehrlacb: Das istdie Widerspiege­lung davon. UnAUF: Steht bei Reform- und Strukturdiskussionen vielleicht die Massenuniversität als solche zur Disposition? Ger lach: Ich hoffe nicht. Das dürf­ten Sie, als Student aus dem Osten, eigentlich erst recht nicht fragen . Die Universitäten sind natürlich zu voll und zu groß. Aber wenn sie sagen, das soll eine Elite sein, mei­nen Sie, hier ist keine. Darüber la­chen wir nur. Denn wir sind in so vielen Bereichen gut, daß wir den Vergleich nicht zu scheuen brau­chen. Die Zukunft der Massenuni­versität ist eine Grundlage des demokratischen Bildungsstaates. UnAUF: Vergleiche zu ziehen, ist ja heute auch nicht möglich. Gerlacb: Humboldt ist doch nicht die einzige Uni. Humboldt kann doch nicht eine einmalige Uni in Deutsch­land werden und Verhältnisse ge­setzlich abgesichert bekommen, die eine unverantwortliche Privilegie­rung gegenüber den anderen wäre. Mit welchen Recht eigentlich?

Gespräch itihrte F.

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12 • UNAUFHÖRLICH

Zorn in der Heldenstadt Die 15. Leipziger Jazztage - von einem jazzsüchtigen Seelsorger

Ein Jingle bei DT-64 kündigte göttliche Namen für meine Jazzoh­ren an. Ichverfluchte die gehabte und jetzige Gesellschaftsordung, Gott unddie Welt, weil ohne Knetekeine (Jazz)Fete. Nun sagte doch der Moderator im Radio an, daß es Karten für·sage und schreibe 5 Mark (West) gäbe! Alter Mann in Rom! Es ge­schehen noch Zeichen und Wunder!

Freitag Nachmittag - " .. . nach Süden, nach Süden" (Lift) - vorm Schkeuditzer Kreuz Stau. Benny Wallace, Chick Corea warten!! Aktion Grünstreifen - über die Döl:fer rein in die graue City. Durch ein Wunder des Herrn ... rein in die Leipziger Oper.

Kurzer Abriß : Die zum Glück letzten Töne von

ITCHY FINGERS MEETS VOKAL SUMMIT sind das erste, das wir hören. Die ersteren, vier weiße reeds-player, die ihr zwar gutes Handwerk vorzeigten, aber pur "weiß" spielten. Also no soul - no blues und nix. Obwohl die vier hochkarätigen Sängerinnen ein summit (Gipfeltreffen) zu organi­sieren versuchten. Meiner Meinung nach eine vom Kommerz bestimm­te Vereinigung von guten Namen, um diverse Jazz-Festivals abzugra­sen.

Pause - Zeit für für ein Getränk oder eine Werbepackung der Spon­soren. Zeit für komische Gefühle diesen imp. Ausbeutern gegenüber; die zwar deine Karten billig mach­ten, aber sonst schwulenfeindliche Senatoren unterstützen und (leider) heutzutagekein Cocain mehr in ihre Gewässer mischen, obwohl sie sich noch danach nennen, diese Verbre­cher! Pausenende.

Nun "Glatze" der PA-Besitzer und Co-Techniker hatte den Rausch­pegel auf ein Minimum geregelt. Wer hätte gedacht, daß die Selbst­bauboxen, über die früher die Zenit­Blueser lärmten, noch zu solchen Ehren kommen. BENNY WALLA­CE, Starsaxophonist mit Gurken­hals rotzte in sein Tenorhorn, daß es eine Freude war. Raste über die Opernbühne und brachte den Aqua­rellvorhang zum Flattern, den man sich, schien es, bei Nabucco oder der Zauberflöte ausgeborgt hatte. Er brachte wunderbare Mitspieler

mit. Mit vielen Soli brillierte der Mann im zimtbraunen Anzug lER­RY KAHN, der mit der riesigen Halbakustikgitarre zu verwachsen schien. Einen urbanen Grundtton an der Großmutter (Kontrabaß) steu­erte der erfahrene BILL HUNTING­TON bei. Der einzige Schwarze in der Band, ALVIN QUEEN an den drums, hatte solch ein breites Grin-

sen und sah sonst auch Eddy Mur­phy täuschend ähnlich. HUNTING­TaV und QUEEN bildeten eine solide Basis für Improvisationen von KAHN und Großmeister WAUACE, der sein Tenor selbst bei Ansagen wie eine Liebende fest umklammerte und von Blues bis Avangarde allen Stilen seine Meinung blies.

Wer glaubte, daß Hochgefühlließe sich nicht steigern, war einer Täu­schung_ erlegen. Der Topfakt kam noch. Inzwischen 50jährig entert CHICK COREA die Rampe. Mit seinen ebenfalls junggebliebenen Mitspielern lOHN PATITUCCJ, dem Kontrabassisten und DAVE WECKL am Schlagwerk, weiß er auch in der elektrischen Variante seiner Band zu begeistern. Heute abeil.d abet akustisch. Was soll ich lange schrei­ben, er ist einer der Götter am Jazzhimmel,.unddas bewies er auch. Nur das Management, das sich an CH/CKbestimmtdumm unddähm­lich verdient, sehrniß die Leute vom halblegalen Fersehkanal Leipzigs aus

der Oper. But that's Buisiness!

Zweiter Tag. Kennen Sie Dead Metal? Kennen Sie die Steigerungs­form von "Am Brutalsten", "Am Aggressivsten", "Am Lautesten"? Bei Schallplatten dieses Genres steht z.B. hinter dem Namen des Men­schen, den man sonst Sänger nen­nen würde, nicht etwa vocal oder ·

voices; da kann man dann Dinge lesen wie: noises, growling, groom­ling, rumpfzz .. .

Man stelle sich also vor. Man ist im Freistaat Sachsen, sitzt in der Oper zu Leipzig neben anderen bärtigen Jazzfreaks (jetzt kann man lockerer sitzen) unter die sich ein gewisser Jugendsenator K. (früher Jesus von hinten, heute SPD) ge­mischt hat. (Wie sitz man jetzt?) Hört also plötzlich jene Geräusche (Dead Metal), dirigiert von einem Mann in military look, ab und zu in ein junges Altsaxophon prustend; da weiß man: Jetzt ist es passiert. Nicht Helmut ist in der Stadt. ZORN ist bei den Helden! lOHN ZORN ekklektischer Epileptiker, Zitaten­zitierer, der genialste Verscheiß.;rer der Musikwelt. Der Bursche, der in einem Stück Coltrane, Ricky King, Napalm Dead, Debussy, King Sunc ny Ade, Varese, Ceage und und und hervorzaubert, zum Orgasmus bringt und abmurkst ist" ... aber lustig meine Damen und Herren!" Manchmal sind

~GffORDfRT Nr. 28

die Stücke länger als zwei Minuten. Wir hatten Riesenspaß und sie; die Musiker hatten fun. Der ZORNige hatte noch exzellente Mitspieler mitgebracht. Am Baß FRED FRITH (Film "Step across the border"), WAYNE HORVITZ, keyboards (The President), BIU FRISEU Gitarre, am swing-hardcore-drumstick, lOEY BARON. Alle Musikanten dieser band(e) nennen sich Nacked City. Nach diesem New York "drüben in Amerika" (City)

Wer mal am aqua orgasma nip­pen will; die neueste Scheibe der

"Nackten" um John heißt Torture Garden.

Umbaupause. Ich habe Hunger und Durst und alles, laufe zum Dönerstand vbr der Moritzbastei, vorbei am Masurium, wo Professor Unsittes Bilder durch die Scheiben kreischen. An einer Bank davor steht "BILD lügt für sie".An einer Later­ne - nein?! Gott hilf! Aber es war nur eine Puppe die dort hängt. Sie hatte eine Schild um: Deutsche Einheit -Ich war dabei.

Verstehen Sie die Leipziger? Ich ging wieder zurück zur Oper.

Eigentlich wollte ich mir nie wieder nichts mehr anhören , aber für 5 Mark!?

WORLD MUSIC hatte man als nächstes PR01EC1iert. Im Rekla­me-Programmheft stand darüber: "Anfangs eine 15köpfige Band sind heute noch dabei Jener und Dieser." Jedenfalls klärte uns der Bassist von den 5 Übriggebliebenen auf, daß diese Musik mit sozialen uns politi­schen Spannungen zu tun hat (na

I

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tk!AUFGEFORDERT Nr. 28

so was!) und erzählte auch noch, daß in den ?Ogern so einiges kaputt gemacht worden ist. Bei ihm? In der Musik? In Leipzig? Zum Glück verstanden die zwei Musiker aus Indien kein Deutsch.

Mit anderen, die noch ZORN im Bauch hatten, holten wir Wein und spielten Haschen mit den Platzan­weiserinnen des Opernhauses, so­lange bis der Wein alle war und LESTER BOWlE mit seiner Brass Fantasy uns in die braven Stuhlrei­hen lockte.

IC-, quatsch, MC Hammer muß den Altmeister schon mal gesehen haben, wie er im GUtzergewand über die Bretter fegt. Bekannt durch das Art Ensemble of Chikago gehört BOWlE zu den typischen Vertretern der ''Great Black Music". übrigens das erste mal, daß mir Schwarz­Rot-Gold gefiel, die Band in Schwarz und Rot gkleidet, Meister BOWlE in goldenem ArztkitteL

3. Tag: Daß in den DDR-Free­Jazz-Garderoben schon früher flei­ßig gekifft wurde - nun jetzt haben wir den Beweis. Eine Bandnamens 10/NT-AD-VENTURE. Große Namen von "uns". Nur der sehr rockig zuschlagende Westberliner Österreicher PETER HOLLINGER hat wenig in der DDR gelebt. Die Posaunenbrüder BAUER, CONNY auch am Baß, Schlips-D/ESNER und 10 SACHSE teilten mit dem Publi­kum dasd Abenteuer von Leipzig, Vergangenheit, Zukunft .. .

Am Sonntag ging das Vorhaben der Veranstalter; ein ruhiges zwi­schen zwei wilde Kinder zu setzen; auf. C4RlA BIEY und STEVE SWAL­LOW sahen sich in die Augen und legten ihre Herzen auf das Holz der Oper "und ringsum wirds still" (Schiller?).

Die vorbestrafte FamilieA/RTO MORE/RA - FWRA PURIM schick­te fünf vor zwölf erhöhte Gagenfor­derungen und durfte dafür zu Hause bleiben. Die 15. Leipziger Jazztage servierten dafür zum Schluß einen relaxten GONZALO RUBALCABA am Klavier. Seine Band- noch jün­ger als er (26) - wartete nur auf das Ende seiner Soli ab, um der Oper zu zeigen wer hier aus Cuba kommt.

Laut Veranstaltern soll es ja auch nächstes Jahr zu 99% wieder'Jazz­tage in Leipzig geben. Das eine Prozent, die unklaren Sponsoren, kriegn mir bis dahin ooch noch -newohr? Priester

UNAUFGEFÖRDERT • 13 .

Promovieren - mit NaFöG-Stip? Promotionsstipendium des Landes Berlin

Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin einzureichen. Antragsformu­lare sind im ReferatNachwuchsför­derung, Zimmer 437, Altes Palais, erhältlich. Sprechzeiten sind: Diens­tags 8.00 - 12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr,

Seitdem 14. Mai istdie Verordnung vom 22.04.91 zur Änderung der Nachwuchsförderungsverordnung · von 1984 rechtsgültig. Damit liegen eindeutige rechtliche Grundlagen vor, nach denen sich

(UnAUF) Der Koordinierungs­rat der Studentlnnenschaften bietet noch Plätze für folgende internationale Sommertreffen: * Finnische Sportfooeration der Studentinnen 10. - 16.9. Kosten: 150 $ + Reisekosten Wander- und Paddeltouren durch Lappland Hauptsprache: Englisch * Rurdam, Woffelsbach (bei Aachen) Allgemeiner dt. Hochschul ver­band. Darmstadt 27.08.-5.09. Wassersport, Fahrradtour, in­tern. Kontakte, Austausch von Infos usw. Kosten: 250,- DM Hauptsprache: Englisch Wer Interesse hat, melde sich beim KoRa, Clara-Zetkin-Str. 26, Raum 200 c (rechter Rü­ge!), Tel. 20315282.

auch an der Humboldt-Universität zu Berlin leistungsfähige Interes­senten um ein Promotionsstipen­dium bewerben können. Anträge auf die Gewährung eines Promotionsstipendiums sind an den

Copy-Center

Babelplatz 1 1086 Berlin Tel.: (0372) 208 27 22

Donnerstags -Uhr,

13.00 - 15.00

Freitags 8.00 - 12.00 Uhr. Der letzte Termin für die Beantra-gung von Promotionsstipendium nach dem NachwuchsfOrderungs­gesetz von Berlin(NaFöG) istder 18. Oktober 1991 (Ausschlußfrist). M. Pragst Das N aFöG-Gesetzestext ist einzu­sehen im Foyer der Kommode, In­formationen im Referat Nachwuchs­förderung (siehe oben, Tel.: 2093 2508). Bisher wurden an der Humboldt­Uni 20 deratige Anträge gestellt, wovon 4 bewilligt sind. Dies ent­spricht etwa der Erfahrung einer 1 :5-Chance, natürlich statistisch gesehen. Praktische Bestätigung bedarf noch, ob die Sachkostenpau­schale von 200 DM monatlich ohne die 60%ige Minderung nach dem Mantelgesetz zukünftigen N aFöG­Stipendiaten der Humboldt-Uni gezahlt wird. Ansonsten: Viel Er-folg! rk

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Page 14: UnAufgefordert Nr. 28

14 • UNAUFGERISSEN

Berlin wird Regierungssitz - Sch( ön/ei Be)*

''Vor die Wahl zwischen Unrecht und Unordnung gestellt, entscheidet sich der Deutsche rür das Unrecht."

J. W. v.Goethe

Im Fall Bonn/Berlin traf dieser Spruch ausnahmsweise mal nicht zu. Es wird bald das absolute Umzugschaos beginnen. Das mte Berlinwird nun also doch richtig Hauptstadt und das arme(?) Bonn darf wieder in die Bedeutungslosigkeit versinken, in die es gehört.

Besonders interessant war die Be­schleunigung der Entscheidung durch die SPD. Sie faselte immer wieder so schön über einen Volksentscheid wegen der Hauptstadtfrage. Nun haben regierende Parteien vor (fast) nichts einen größeren Horror als vor einem selbstentscheidenden Volk. Das könnte ja merken, daß es das Sinnvollste ist, wenn es über wich­tige Fragen selbst entscheidet. Womit nicht gesagt werden sollte, daß es wichtig wäre, ob das beste politi-

• sehe Kabarett Deutschlands nun in Bonn oder in Berlin sitzt. Aber für Entscheidungen über das b,ei,getre­tene Gebiet ist es wohl doch besser, wenn die ParlamentArier in Berlin sitzen. Da sind sie von den realen Problemen im Osten Deutschlands wenigstens physisch nicht so weit weg.

In Berlin spekulieren derweilen alle so vor sich hin. Die Spekulanten teilen endgültig Kreuzberg unter sich auf. Der FmanzsenaTor Berlins wird versuchen, das Loch im Haushalt mittels Ersetzung der Berlin-Zula­ge durch eine Hauptstadt-Zulage zu stopfen. Für Humboldts hätte das den Vorteil, daß sich Berlin dann eigentlich problemLos drei kom­plette Unis leisten könnte. Und ich spekuliere, ob ich jetzt schon aus Berlin flüchte oder erst, wenn die Olympiade über Berlin kommt.

Als erstes stört natürlich die latente Gefahr, daß mensch nichtsahnend durch Berlin läuft und auf nüchter­nen Magen z.B. Dr. Helmut Kohl trifft. (Aber diese Gefahr ist wohl

unAUFGEFORDERT Nr. 28

Hiddensee zwischen Natur und Touristenmassen

Hiddensee, nur 18 km lang und wenige hundert Meter breit, befin­det sich unmittelbar vor der West­küste der größten deutschen Insel, Rügen.

Obwohl sie in Größe und Gestalt durchaus mit vielen der friesischen Inseln vergleichbar wäre, ist sie doch erheblich reizvoller als diese, be­dingt durch eine völlig andersartige Entstehung. Hier befindet sich die größte noch erhaltene anthmpogen geschaffene Küstenheide der deut­schen Ostseeküste, hier kann man durchs Hügelland strolchen, das mit blühenden Ginsterbüschen, fruch­tendem Sanddorn und einer typi­schen Trockenrasenflora eine Fund­grube für jeden auch nur einigerma­ßen Naturinteressierten darstellt.

Ausgedehntes Salzwiesenland und immer wieder neu entstehende Schwemmsandgebiete sind weitere Bausteine zum Mosaik "Hiddensee".

Zusammen mit einer geradezu wohltuenden Ländlichkeit unter­scheidet das diese Insel von den Nordseeinseln wie Sylt oder Nord­erney. Wer hier nach Geschäftsstra­ßen, Golfplätzen oder häßlichen Hotelquadern sucht, wird erfolglos bleiben.

eher machen könnte, um wenigstens die einzige noch bleibende Einnah­mequelle, Tourismus, abzusichern. Doch - es wäre unverantwortlich,

zum Beispiel den Hauptort Vitte zu einer Art Westerland zu machen. Ein Kompromiß muß gefunden werden, der Hiddensee in seiner Ein­zigartigkeit erhält und trotzdem ge­nügend Gäste anlockt, den Einhei­mischen ihr Auskommen zu sichern.

Mit dafür zu sorgen, daß der Insel ein zwar zahlenmäßig kleines aber treues, naturinterssiertes Pu­blikum erhalten bleibt, ist Hauptan-

liegen der "Natur-·

Hiddensee ist eben anders schutzge­

als alle anderen Inseln. sellschaft

Die Frage ist, wie lange das so bleiben wird .. !

L-------------------------------~------------~Hiddensee und Boddenlandschaft", die im De-

Nachdem der FDGB, Arbeitge­ber vieler Hiddenseer, aufgelöst wurde, und auch das Fischereige­werbe lange nicht mehr so einträg­lich ist, wie vor der sogenannten "Wende", geht es auch den Insula­nern immer schlechter. So ist es nur rechtens, darüber nachzudenken, wie man die Insel attraktiver für Besu-

eher theoretisch, da Helmut gewiß der Eiergehalt der östlichen Luft zu hoch ist.) Noch störender ist damit wohl die Anhäufung von grünen Männchen, die auf die ach so kost­baren Politiker aufpassen müssen. Ein abschreckendes Beispiel für solch grüne Ansammlungen konnte mensch vor kurzem in Berlin schon bewun­dern, als sich irgendwelche KSZE­Außenminister trafen. Der Herr Baker hatte für eine kurze Fahrt durch

zember '90 von Greifswalder Stu­denten und Hiddenseern gegründet und inzwischen als gemeinnütziger "e.V." eingestuft wurde. Erreichen wollen wir dies, indem wir in Zu­sammenarbeit mit dem Nationai­parkamt (Hiddensee ist Teil des Na­tionalparks "Vorpommersche Bod­denlandschaft"), den Urlaubern und nicht zuletzt auch den Einheimi-

Berlin einen Konvoi, und rund um den Alex war es auch so schön grün wie früher, zu Erich's Zeiten. Aber wie früher kann "der Mob in Berlin das Parlament" wieder "in seiner Entscheidungsfreiheit einengen" (Zi­

tat eines CSU-Politikers). Da kann ich nur hoffen, daß der Mob das nicht nur kann, sondern es auch kräftig tut. bakunin

*) Zutreffendes bitte streichen

sehen das Besondere der Insel nahe­bringen.

Dazu haben wir ein Informations­zentrum mit Postern, Aquarium,

Diorama und Kinderecke eingerich­tet und bieten bis Oktober Führun­gen durch die verschiedenen Teile der Insel an. Unter anderem sind dabei naturkundliche Exkursionen durch die Dünenheide und den Dom­busch, Salzwiesen- und Vogelstim­menführungen.

Wir sind sehr daran interessiert, weitere Mitarbeiter oder gar Mit­glieder zu gewinnen, die bereit sind, in diesem Sommer und/oder der Folgezeit bei der Betreuung von Führungen und unserer Ausstellung mitzuhelfen.

Vorkenntnisse sind dazu nicht nötig, Interesse und Engagement um so mehr. (Leider muß die Verpfle­gung selbst bezahlt werden.)

Selbstverständlich sind uns auch Spenden sehr willkommen.

Kontaktadresse: Naturschutzgesellschaft Hiddensee und Boddenlandschaft, z.H. Thorsten Harder, Neumorgen­straBe ??,0-2200 Greifswald

Page 15: UnAufgefordert Nr. 28

~QRDfRT Nr. 25

I Das (fast) letzte Wort I Zeitung europaweit

Er kam unerwartet. Direkt aus dem Nichts an die Redaktionstür. Wartete einige Stündchen. Ach, was sage ich, einen kleinen Tag sogar. Um über Nacht entdeckt zu werden. Denn überN acht kam ich - und mit mir seine Stunde. Der Zettel strahl­te.Icb sah ihn. Las ihn. Undstrahlte nicht mehr. Es war spät. Es regnete. leb sollte anrufen. Möglichst bald. Leidensgenossen wollten uns ken­nenlernen. Der aktive Kern der Pariser Studentenzeitung "Sorbonne(s) Nouvelles". Pflichtgefühl trieb mich. In den Regen. AufTelefonsuche. Im Prenzlauer Berg. Die Sache bekam einen sportlichen Aspekt. Ich be­kam nasse Haare. Rief an. Verein­barte ein Treffen zur nächsten Re­daktionssitzung. ICH BEREUE NICHTS!

Zwei Tage später kamen die Fran­zosen in die Redaktion. Und Leben. Stimmengewirr. Lachen. Neue Ideen. Unser Leser hat ja kaum noch wel­che, der andere auch nicht. Und wir?- Na ja ...

Aber die Naiven haben einen Schutzengel. Und wir wieder Ein­fälle. Zeitung, Zeitung; europaweit. Englisch können wir schließlich. Französisch erkennen wir. Russisch - auch schon gehört. Wir erwarten Europa '92. Ob's kommt?

Erstmal kommen wir. Wie Phö­nix aus der Flasche. Oder aus dem Mustopf. Jedenfalls ist der Kopf dicker als der Hals. Und es wird eine gemeinsame Ausgabe von "Sorbonne(s) Nouvelles" und "UnAUF' geben. Irgendwann im Oktober, oder so.

"Sorbonne(s) Nouvelles" kommt monatlich heraus. Hat 32 Seiten. Hat ähnlich viele Redakteure. Ähn­lich wenige Aktive.. . Aber mehr Käufer. Und mehr Verkäufer. Und ist ziemlich gut. Wie "UnAUF'. Sollte noch besser sein. Wie auch

"UnAUF'. Sagt die Chefm. Nicht mehr wie "UnAUF'. Eine eindrucks­volle Frau, die Chefin!

So fuhr ich also nach Paris. Eine eindrucksvolle Stadt Mindestens ein Semester wert. Oder mehr. Auch darum die gemeinsame Nummer. Zu allerlei Themen, wie:

- ~tudentenaustausch, Gastsemestern etc. dort und hier,

-einem Abriß der Geschichte- nein, nein - von Studentensyndikaten

dort und Studentenrat hier, - Gedanken zur Zukunft der Uni

(hier!), von dort aus betrachtet, -Informationen zu NC, Stip, Kredi

ten etc. dort und -ja, ja - hier, - usw., hier und dort.

Aus Paris auch die Idee einer eu­ropäische Nummer. Zur europäischen Einheit 1992. Im Januar 1992. Na, oder im Februar. Mit Beteiligung aus dem Osten. Lublin, Iasi, Bud­pest. Aus dem Westen. Wien, Paris, London, Helsinki, vieleicht Rom. Aus dem Einheits-Experiment. Berlin.

Eine Heidenarbeit. Mitarbeit ist gewünscht. In "UnAUF' wie im Speziellen.

Erste Themenideen:

- Austauschprogramme kreuz und quer,

- Vorstellen der Uni-Organisation, und -modelle,

- Kompatibilität der Abschlüsse -Finanzierung des Studiums (Stip,

Kredit, Jobs) - Analyse der Brotpreise und des

Buropaweiten Allgemeinen Stu dentischen Desinteresses (EASD)

- usw. (USW.)

Näheres wird veröffentlicht wer­den, uNauf. Informationen, Anfra­gen, Gebote und · Schokolade bitte an Stefan von der Red. stecher

Hier könnt Ihr ein besondersschönes Foto aus einer alten UnAUFGEFORDERT einkleben (6,7cm x 4,5cm).

Viel Spaß!

Wer hat Lust, ... Theater zu spielen?

Ab Oktober gibts an der HUB eine StudentenbÜhne.Zur Erwärmung wird ab 1.10. bis zum Semesterbe- · ginn ein Workshop mit Körperer­wärmung, Etüdenspiel etc. stattfin­den. Wer Interesse hat, melde sich bitte schriftlich bei Uta Schorlemmer im StuRa (HG, 2016) oder Hufelandstr. 44, 1055 Berlin.

Vorkenntnisse wünschens­wert, aber nicht Bedingung. Gefordert Interesse und En­gagement zweimal pro Wo­che. Entlöhnung und Zeit könnenmitdem SillRage­klärt werden.

Interessenten melden sich bitte bei: M.Binioszek Raum 2016 o. 3022 HG. Zwischen 10 und 15 Uhr.

DIVERSES • 15

tßa6yCon­Programm

Do 11. 15.00 ?.~:!derw.l ~ - -'-1#11 ·· -18.00 Wint.,.aoe :. __ ,

-~-20.00 ~~~ht~·.!!..~ 22.00 ~~~~:! .. tou

Fr 12. 15.00 ~=.,~ ~ -<-u.... •• --18.00 HimrneiUberderWüM• 0 :....-o .. __ _

~-20.00~~~= 22...00 Elf Uhr nachts/P .. rrot te tou

J .-. -~s-.---

0.00 Die Verachtung- Le ~~ 0 .,.. _ _"_, ;ou"-'c. -~

Sa 13. ~~:~ ~a~=~dde;r~l~ _. .. -,..., '''"; ' ":"- "···-.-·

20.00 ~-:~"=~a~!!;!. ,. 22.00 Schlltger" UFA-Z.it

~ C>'"..:: ... -...~--~- ...... _.....__...vcr-.-_ 0.00 Stuart-w.bbs-S.O.

2. Abenteuer: Der M•nn tm Keller ~/. ...... :: ....... ~-·-· .. ......-6. Abenteuer. Oie Toten erwaehen ~- " ....... ,_. -, ............. , .......... ~ ..... : .. .. ""-.....-:----- .. --. ....., ... _...

So 14.15.00 ~=~~~ -v-_, , ....... 18.00 HimmefüberderWüste

20.00 O•e Ole•e,.ne Ze•t ·.· " - .. ;:~..-~ -"""·--·

22..00 :g Metropolis ,.

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15.00 A BeaondereKennzetehen: keiM • ...,.......~ ...... ;:[, .... - ........... ...__.E-toloo-

20.00 ~ ~~~;;;~:..~~~--~-

22.00 ~~-~:.~!:!:~'-fOU

Di 16. 15.00 ~=...~.t~t~~~~ 18.00 Htmmel über der WUste

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20.00 ~~~~~.!.~$ {.r .................. ...a.~-~

22.00 EH Uhr nechts!Pterrot le lou o. _ _ ....,._,__...w~

M.l 17. 15.00 WtehetratetmenetnenKörug . :.=.~-~bgv

1a00 H1mmej ÜbercterWUste D t..n ,,"..... ......... --.. ~.-

20.00 Die Verachtung- Le M•pris IIK'>-------... -­Dbnool .. ....___,.~-~ ----'2200 H1mmelüberderWüate o-o.cn-..---

Do 1a :~oo ~~~·Orvng ---18.00 Teoreme-c..om.tneo.rliebe D ...._~ ~"'-'< ---20.00 40qm0.~ Qonl.,

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Fr 19 15.00 O..gro&e~ . :.=..."-'a--~

18.00 mi~hulmeiater'O..Karsten ~':.:::.---~-

20.00 IR! Hetdelberger R~nu ::=.,~,;~.",._,__~

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Sa 20. 15.00 ~B~.~e~hwOrung

18.00 ~· Waldwtnter ~":=..;:-......."._ Eao.c-

20.00 ~~"::::;.~~-~~~-~&f~elberg 22.00 0!~ Geterwallv

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So 21 15.00 0~ große Kaaever-scttwOrunR . :..:::....-...:.--z--18.00 ~ Ketn Ärger mit et.oo.tra

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20.00 Heidi

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Mo22. 15.00 ~~~,:'~·&«o o-~ ... 18.00 Verveßt m1r me~ne l,..udei meht

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20.00 Em Madchenvon 16''= R;;...o--.. t' ...,.. Sc_ E:r-......,_... ---22.00 Teorama-G.ometneOerlJebe o- ...... s--os.o--.-..,..:

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18.00 t.oreme-Geometneck-t"u.t. o ......._:~~t-.s..----.

20.00 Gastmahl der Liebe 22.00 Teo,-.ma-GeometneOeru.be

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Page 16: UnAufgefordert Nr. 28

lkiAUFGEFORDERT Nr. 28

VON EINER, DIE AUSZOG, DAS SUDELN ZU LERNEN Zur Zensierung unserer letzten Kunstseite

Es war einmal ein kleines Mädchen, das Phallo­kratin werden wollte. Oder Sexistin. Hart mußte sie sein, um in die Liga der Phallo­kratlnnen und Sexistinnen aufgenommen zu werden. Mutig und hart. Eine der vielen Mutpro­ben forderte sogar ein vorgetäuschtes Überwech­seln auf die Seite der Feministlnnen/Gleichbe­rechtigerinnen. Die Anforderungen für die Aufnahmeprüfung waren in dem Land, in dem das Mädchen wohnte, sehr, sehr leicht zu erfüllen: Gestalte ein künstle­risch-sexistisches Produkt, das zensiert wird. In dem Land, in dem die Anforderungen für die Aufnahme niedergeschrieben worden waren, war das viel, viel schwerer. Aber just zu der Zeit, in der sie· ihr fertiges Kunstwerk an eine der landesüblichen Frauen­zeitschriften abschicken wollte, gingen viele Menschen auf die Straße und riefen: "Wider die Zensur!", und das Land und die Frauenzeitschrift starben. Letztere veröffentlichte ihr Kunstwerk auf der Titelseite ihrer allerletzten Ausgabe.

Beobachter an der Spree Heute: Was ist Postmoderne und eine kleine Kritik am RCDS

Am leichtesten ist die Definition der Postmoderne in der Architektur. Dort ist es postmodern, wenn ein Gebäude nicht rational zu erklären­de Unsinnigkeiten aufweist. Ein Beispiel: ein Wolkenkratzer, in dem ein Würfel von der Größe eines Zimmers einfach fehlt und dann dieser Würfel vor dem Wolkenkratzer liegt, vielleicht mit einer Palme drin oder so. Oder: Ein Hochhaus, das am oberen Ende eine Verzierung wie eine gigantische Chippendale-Tru­he aufweist. Wie gesagt sehr ein­fach. Aber schon bei der Kunst wird

es schwierig. Eine Leiter mit einem Besen drauf, der einen umgekehr­ten Eimer an die Decke presst, und das ganze in einem leeren Zimmer, das ist ein Beispiel für die Kunst. Empfohlen sei allen Interessenten die Metropolis-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. In der Litera­tur sind feministische und ungenau­mystische Bücher Beispiele dafür. Auch Erörterungen über die "Risi­kogesellschaft" kann man in diese Ecke stellen. Die Gemeinsamkeit ist sicher am ehesten noch, daß man es aufgegeben hat Rezepte oder

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Und nun mußte sie, da sie plötzlich auch dem Land angehörte, das die Prüfungsordnung zur Aufnahme in die Liga geschrieben hatte, einse­hen, wieviel Schweiß, Arbeit und Tränen notwen­dig waren, um aufgenommen zu werden. So sann sie auf eine List. Sie steckte ihre gesamte Tücke in den Aufbau eines kleinen Zeitungsprojekts. Und gab sich einen Namen, der symbolisch für ihr späteres Handeln werden sollte: casa nova. Sie wußte, daß sie sehr lange b!auchen würde. Ein und ein halbes Jahr dauerte es, bis sie ihren sexistischen und phallokratischen Verstand so weit geschärft und entwickelt hatte, daß er ein un­geheuerliches Abbild gebären konnte. Es wurde ein Erfolg auf ganzer Linie. Das Mädchen wurde Vorsitzende der "Arbeitsge­meinschaft Junge Phallokratlnnen in der BDS" (Bundesvereinigung deutscher Sexistlnnen). Zwei Druckerinnen nahmen sich das Leben. Die Zei­tung blühte auf. Das Bild zeigt sie beim Entwurf einer neuen Kunstseite. casa nova

Mitteilungen in seinem Werk zu haben. Man macht es, weil man es macht. Man schiebt nicht mehr unsinnige Popanze als Vorwand vor sich her, als da wären: Fortschritt, Gesellschaft, Schönheit, Nation, Staat. Durch eine Kunstausstellung dieser Art geht man hindurch, wir durch einen verwilderten Park mit überrankten und verfallenen Sta­tuen und Skulpturen. Da fragt man ja auch nicht, was die Natur einem damit sagen wollte, daß sie gerade den Baum da wachsen lies und diese Statue dort verfallen. Man genießt es, findet dort ein lauschiges- oder hier ein unangenehmes Fleckchen.

Für einen bestimmten Artikel, den ich diesem Blatt einst lieferte, erntete ich Lob vom RCDS. Leider

kann ich den RCDS nicht loben. Von seiner politischen Einstellung weiß ich nichts, tippe aber auf CDU. Ist mir auch egal.

Nicht egal ist mir aber dieser fiese, heuchlerische und denunzia­torische Haufen, der sich vor eini­gen Wochen anläßtich einer Podiums­dillkussion mit dem Herrn Wissen­schaftssenator als RCDS präsentier­te. Greinende Petzen mit Pickeln und scheußlicher Yuppi-Kleidung, die sicher schon in der Schule die unbeliebtesten der Klasse waren. Anbiederisch an jeden Erwachse­nen der CDU, ohne Rückgrat oder einer Spur von Stolz. Das ist natür­lich nur ein oberflächlicher Ein­druck, den ich allerdings nicht ver­tiefen möchte. F.

DAS ALLERLETZTE