unenDliche innere ruhe - Lepel & Lepel Architektur ... · Ambo Die Stele markiert den Sprechort....

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02|11 CUBE Das Düsseldorfer Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart ARCHITEKTUR Leuchtpunkt am Derendorfer Firmament – Das Lighthouse in Düsseldorf DESIGNHOTEL Radisson Blu Media Harbour Hotel – Italienisches Design mit Liebe zum Detail ARCHITEKTUR Spannendes Spiel mit den Ebenen – Ein archetypisches Haus HAUSTECHNIK Alles nur Fassade? Nachträgliche Wärmedämmung in der Diskussion

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Architektur Leuchtpunkt am Derendorfer Firmament – Das Lighthouse in Düsseldorf

Designhotel Radisson Blu Media Harbour Hotel – Italienisches Design mit Liebe zum Detail

Architektur Spannendes Spiel mit den Ebenen – Ein archetypisches Haus

hAustechnik Alles nur Fassade? Nachträgliche Wärmedämmung in der Diskussion

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ÖFFENtLICHE BAUtEN

Die Evangelische Lutherkirche liegt südlich des Düsseldorfer Zentrums, nahe der Universität, in der Kopernikusstraße. Sie wurde im Jahr 1927 vom Düsseldorfer Architekt Julius Stobbe errichtet. Der denkmalgeschützte Gebäudekom-plex steht beispielhaft für sakrale Architektur der zwanziger Jahre und weist eine Vielzahl expres-sionistischer Details auf. Nach dem Wiederaufbau erfuhr das Lutherhaus immer wieder Umbauten und Funktions- beziehungsweise Nutzungsän-derungen in teilbereichen. Dies hatte zur Fol-ge, dass ein einheitliches Gestaltungs- und Er-schließungskonzept nicht mehr erkennbar war. Die heutige Lutherkirche war als Gemeindesaal erbaut worden, dessen Bühne zum Altarraum umfunktioniert wurde. Daraus ergaben sich un-terschiedliche Probleme, die durch den Entwurf behoben wurden: Die Distanz zwischen Gemein-de und Pastor wurde durch die neue Podestanlage überwunden. Dem Altarraum wurde durch die Flexibilität der Möblierung seine ehemalige Funk-tion als Bühnenraum zurückgegeben.

Im Zuge der Sanierung der Kirche durch den Architekten Andreas Brechtel aus Köln wurde

hebt die Raumgrenzen des Altarraumes zugun-sten eines atmosphärischen Lichtraumes auf.

PrinzipalstückeAlle Stücke basieren auf der Urform des Men-schen: der Stele. Darsteller im Kirchenraum: Im weiten durch Weiß und Licht abstrahierten Altar-

2009 ein künstlerischer Wettbewerb zur Neuge-staltung des Altarraumes ausgelobt. Aufgabe war die künstlerische Neugestaltung und Positionie-rung der Prinzipalstücke, die eine Variabilität und Flexibilität des Raumes ermöglichen sollte. Der Wunsch der Gemeinde war es, den Altar freiste-hend und beweglich (verschiebbar) zu gestalten, um Konzert- und Podiumsveranstaltungen genü-gend Raum geben zu können. Der Entwurf des Architektur- und Innenarchitekturbüros Lepel & Lepel überzeugte das Preisgericht und beauf-tragte die Lepel plus Generalplanungsgesellschaft mbH mit der Durchführung der Leistungen. Im April 2010 wurde der neu gestaltete Altarraum mit einem Gottesdienst und anschließender Feier in Gebrauch genommen.

Der mit dem red dot design award 2011 ausge-zeichnete Wettbewerbsbeitrag von Lepel & Lepel umfasste neben der Neugestaltung der Prinzipal-stücke zusätzlich den Entwurf einer Podestanlage, die die starke trennung zwischen Altarraum und Gemeinde überwindet. Dabei führt insgesamt überstrahlende Helligkeit durch Licht und reines Weiß den Duktus des Kirchenraumes weiter und

unenDliche innere ruhe Fotos: Jens Kirchner

Die evangelische lutherkirche in Düsseldorf

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ÖFFENtLICHE BAUtEN

raum sind sie als Figuren des „Liturgischen Spiels“ auszumachen. Alle neueingebrachten Elemente sind aus weißem Beton gegossen und gesäuert und erhalten so eine griffige Oberfläche.

AltarDer Altar ist das Zentrum des Altarraumes. Er besteht aus zehn Holzplatten und zehn Betonst-einen. Die Ausrichtung der Elemente geschieht an einem kreuzförmigen Stahl, der alle Schichten durchdringt. Das Abtragen des tisches ist ein

einfacher, fast archaischer Vorgang: Schicht um Schicht werden Holzplatten und Betonsteine aufgehoben, an der Rückwand nebeneinander aufgestellt und bilden so einen adäquaten Büh-nenraum. Den skulpturalen Abschluss bildet die Bibelauflage, die als Schlussstein auf der obersten Platte aufliegt.

AmboDie Stele markiert den Sprechort. Sie bietet dem Sprechenden Halt ohne ihn von der Gemeinde abzuschirmen. Der Beton wurde in einem Stück gegossen und enthält alle Aussparungen für tech-nische Erfordernisse wie Ablagen oder tonanlage.

taufbeckenDer bescheidene nahbare Gestus der dritten Figur bestärkt die beständige Annäherung an das taufgeschehen. Das taufbecken trägt den taufspruch der Gemeinde: „ICH HABE DICH BEI DEINEM NAMEN GERUFEN. DU BISt MEIN.” Der Schriftzug ist mit Hilfe einer com-putergefrästen Schalung im Rand des Beckens ausgespart. Die Gewichtsverteilung innerhalb der Stele ermöglicht eine Aufstellung ohne zusätzliche Verankerung.

PodesteDen drei liturgischen Orten werden drei Podeste zugeordnet: taufe, Verkündigung, Abendmahl.

Die vorhandene Stufenanlage wird aufgefüllt, sodass der Altar aus der tiefe des Altarraumes nach vorne zur Gemeinde rückt. Alle teile wur-den präzise aufgemessen, komplett vorgefertigt und oberflächenbehandelt und vor Ort an einem tag montiert.

Wer die Lutherkirche also betritt, der spürt sofort diese besondere Atmosphäre: Weiß, Licht und eine unendliche innere Ruhe.

www.lepel-lepel.de