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Pflügers Archiv 277, 502--512 (1963)

Aus dem Biologischen Institut Madaus, Köln

Untersuchungen zur Wirkung kardiotoner Steroide und ihrer Lokalisation auf verschiedene

tubuläre Ionentransporte in der Niere mit besonderer Berücksichtigung der Kalium-Transportmechanismen

Von GÜNTHER VOGEL» WALTRAUD KRöGER und URSULA TERVOOREN

unter Mitarbeit von MANFRED KOLZER lind GERLIND ROTT

Mit 3 Textabbi]dungen

(Eingegangen am 6. März 1963)

Am Erythroeyten hemmen kardiotone Steroide in geeigneter Kon- zentration die Natriumpumpe 11, bei Zufuhr in eine Nierenarterie, Applikation direkt in das Tubuluslumen oder bei Durehströmung isolierter Nieren mit glykosidhaltigen Perfusionsflüssigkeiten steht die Steigerung der Natriumausscheidung durch Hemmung sowohl der proximalen als auch der distalen Natrinmreabsorption im Vordergrund der Wirkung*. Modus, Richtung und Lokalisation der Beeinflussung tubulärer Kaliumtransporte, insbesondere eines möglichen distalen K+-/H+-Na+-Austauschmeehanismus durch herzwirksame Glykoside, können derzeit noch nicht als abgeklärt betrachtet werden, desgleichen die Frage nach einem möglichen Einfluß auf den Calciumtransport. Als Beitrag zur Klärung der aufgeworfenen Probleme bieten sich unter anderem die folgenden Versuchsanordnungen an :

1. Perfusion isolierter Nieren in aufeinanderfolgenden Perioden mit cardenolidfreier und -haltiger Flüssigkeit verschiedener (steigender) Glykosidkonzentrationen bei Analyse von glomerulärer Filtrationsrate (GFR), filtrierten, rückresorbierten und/oder sezernierten Mengen (absolut und in Prozent der filtrierten) von 2qa +, K+ und Ca++. Bei unter- schiedlicher Wirkung auf die genannten Elektrolyttransporte werden sich deren glykosidbedingte relativen Änderungen mit steigender Glykosidkonzentration unterschied]ich ändern müssen bzw. einige Transportleistungen werden, andere werden nicht beeinflußt.

2. Stop flow-Versuche mit Analyse der Konzentrationsmuster für die genannten Elektrolyte und eine die Flüssigkeitsbewegung markierende Substanz (z. B. Innlin) vor und nach Zufuhr eines kardiotonen Steroids in die A. renalis von Hunden.

2,8ù5,7,9~12--14,16--18

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Wirkung kardiotoner Steroide auf die Nierentubuli 503

Methodik :Die Versuche zu 1. wurden an künstlich perfundierten isolierten Nieren von

:Rana ridibunda durchgeführt (Zahl der Versuche siehe Tabelle, zur Technik der Perfusion siehelS). Die Nieren wurden in der ersten Perfusionsperiode mit modi- fizierter Ringer-Lösung durchströmt, in der zweiten, darauf folgenden Periode enthielt die Perfusionsflüssigkeit 0,8.10 -6 Mol/1 Conva]latoxin (CT), die dritte, darauffolgende Perfusionsperiode wurde mit einer Flüssigkeit durchgeführt, deren CT-Gehalt 6,4 • 10 -6 Mol/1 betrug. Die aortale und renoportale Flüssigkeit enthielt je 40 mg/100 ml Kreatinin (Kreatinin, zur Kreatininbestimmung im Blut, Merek AG, :Darmstadt), die GFR wurde als Kreatinin-Clearance bestimmt. ])as Glykosid befand sich in beiden Perfusionsflüssigkeiten. ConvMlatoxin (Dr. Madaus u. Co., Köln-Merheim) wurde in Äthanol vorgelöst, die Äthanol-Endkonzentration über- stieg nicht 0,5 VoL°/«. Gemessen bzw. berechnet wurden folgende Größen." Harnfluß, GFR, Na+-, K+- und Ca++-Ausscheidung, rüekresorbiertes (absolut und in Prozent .des filtrierten) Na +, K + und Ca ++, wenn notwendig, auch die sezernierten Mengen von K+.

Zu 2. Für die stop flow-Versuche wurden 15--25 kg schwere weibliche Bastard- hunde in Nembutalnarkose (25 mg/kg i.v.) verwendet. Der linke Ureter wurde von einem suprapubischen Medianschnitt aus dargestellt und katheterisiert, der Ka- ~heter möglichst weit ins Nierenbecken eingefüttrt. Darauf wurde von einem Flanken- schnitt aus die linke Niere freigelegt, die Arterie dargestellt und der Ureter so weit nierenwäßs wie möglich ligiert, um den Katheter zu fixieren. Zur Messung der GFR erhielten die Tiere Inulin (Inulin puriss, pyrogenfrei, Deutsche Laevosan- Gesellschaft, C.F. Boehringer & Soehne GmbH, Mannheim) als Vorinjektion 50 mg/kg, 20 min später begann die i.v. Inulin-Dauerinfusion 0,7 mg/kg, min 0,5 ml/Tier - min. Etwa 30 min später wurden 40 g Mannit als 200/0ige Lösung~Tier injiziert, anseMießend begann eine Inulin- (Dosierung siehe oben) Mannit-Dauer- infusion (1--2 g/Tier • min, i0--20°/0ige Lösung). Nach Einstellen eines konstanten ttarnflusses (8--12ml/Niere.min) und Harnabnahme zur Bestimmung der Konzentrationen bei freiem Harnfluß wurde der Ureter 6 min abgeklemmt, danach erfolgte Abnahme von wenigstens 25 Harnproben zu je ca. 0,6 ml. Später wurden 9,09 • 10 -s Mol/kg ~± 50 #g/kg CT langsam in die linke A. renalis injiziert. 10 und 40 min nach Injektion erfolgte wiederum Ureterokklusion und Abnahme von Harn- proben wie oben und bei freiem Harnfluß. In der Mitte jeder Okklusionsperiode wurde Blut aus der V. jugularis gewonnen. In Blut- und Harnproben wurden bestimmt: Inulin, modifiziert nach DICK u. DAWES ~ sowie Na +, K+ und Ca ++ tlammenphotometrisch mit einem Gerät ,Eppendorf '° der Fa. Netheler und Hinz, Hamburg. Einige Versuche wurden unter Kaliumbelastung durchgeführt. Hier erhielten die Tiere gleichzeitig mit der Inulin-Vorinjektion 15 mg/kg KCI 0,202 mMolK+/kg, später mit der laufenden Inulin-Mannit-Infusion 2,2~mg KC1/kg. min ~ 0,03 mMol K+/kg • min i.v. Insgesamt wurden 18 Versuche an 9 Hunden durchgeführt, davon 8 Versuche mit KC1-Dauerinfusion an 4 Tieren.

Ergebnisse

Zu 1. Unte r den vorliegenden Versuehsbedingungen (siehe Tabelle) k o m m t es un te r der Wirkung von CT zu einer konzentr~t ionsabh~ngigen Steigerung von Harnf luß und GFR, dami t auch der filtrierten ~ e n g e ffir Mle geprüften Elektrolyte. Die durch CT bedingte dosenabh~ngige Steigerung der G F R beträgt etwa 200/0 der Kontrol len. Die Nat r ium- ausseheidung steigt un te r CT von 1,7 auf 8 , 7 # M o l / m i n . kg, das re- sorbierte Na+ erniedrigt sieh un te r der CT-Wirkung von 830/0 auf 290/0

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50B GÜNT:g:EI~ VOGEL, WALTI~AUD ]~RÖGEI~ und U~scL~ TERVOOREN:

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Wirkung k~rdiotoner Steroide ~uf die Nieren~ubuli 505

des filtrierten. Die glykosidbedingte t temmwirkung auf die N~trium- rückresorption ist s tark ausgeprägt, im gleichen Sinne - - allerdings nich~ in dem gleichen Ausmaß -- wird die Rüekresorption von Ca ++ beeinBußt.

Bereits Unter Kontrollbedingungen betr~gt die Rückresorptionsrate von Ca++ nur 440/0 des filtrierten. Die Beeinflussung der Ansscheidungs- meehanismen für K+ ist weniger gut überschaubar. Unter Glykosid- wirkung kommt es dosisabhängig zu einer Steigerung der Menge von aus- gesehiedenem K + bis maxi- mal 100°/o. Von 20 Kontroll- o,3 nieren zeigen 6 ein Über- ~. wiegen der ausgeschiedenen E K+-Menge über die f l tr ierte ; F- K+ wird auch durch tubu- läre Sekretion ausgeschie- _% o,~- den. Mit steigender Glyko- sidkonzentration in den Per- fusionsflfissigkeiten steigt ~ o,3 auch die Zahl jener Nieren, bei denen die ausgeschiedene g, s K+-Menge größer als die filtrierte ist. Jene Kontroll- nieren, die weniger K + aus- scheiden als filtriert wird, reabsorbieren per saldo 230/0 des filtrierten K+, dieser Prozentsatz erniedrigt sich unter Glykosidwirknng auf 14 und 15°/0, wobei eine

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Abb.1. Korrelation von ~atrimm- zu Kalium-Aussehei- dung (s~ollmin • kg) fsr Kontrollnieren [ x x x x ] und solche, die mit Convallatoxin-haltiger Perfusionslösung (0,8 [ t • • • ] - -6,4 [ o o o o ] . 1 0 -s~lol/1) durchströmt wurden. Unter allen Versuchsbedingungen entspricht einer gegebenen Steigerung der Ausscheidungsrate von :~atrium

die gleiche von Kalium

Dosel» bzw. Konzentrat ionsabhängigkeß nicht erkennbar ist. Die glykosidbedingte Mehrausscheidung von K + ist demnach weder aus der Zunahme der Menge von filtriertem K +, noch ans der glykosid- bedingten Rückresorptionshemmung allein zu erklären. Die - - als Mittelwerte berechnete und in diesen erkennbare - - Steigerung der K+-Ansscheidung unter Glykosideinfluß kommt dadurch zustande, daß - - dosenabhängig - - mehr Nieren mehr K + sezernieren. Die Korrelation der K+- und Na+-Ausscheidung, wobei beide Größen in #Mol/min • kg ausgedrückt sind, zeigt (siehe Abb. 1): Einer mittleren Na+-Ans- scheidnngsrate bei den nnbehandelten Kontrollen von 2 #Mol/min- kg entspricht eine solche für K+ von 0,3/~Mol/min. kg. Steigt unter dem Einfluß von 0,8 • 10 ._8 Mo]/1 CT die N~+-Ausscheidung auf6 #Mol/min .kg, so erhöht sich die K+-Ausseheidungsrate auf 0,45 t tMol/min-kg. Bei weiterer Steigerung der Na+-Ausscheidung durch 6,4" 10 -8 Mol/1 CT auf im Mittel 9 #Mol/min • kg, erhöht sich die Ausscheidungsrate für K +

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.506 GÜNTHER VOGEL, WALTRAUD K]aöGER u n d UI~SUL~ TERVOOt~EN:

ùauf 0,6 #Mollmin • kg. Alle Punkte, wobei jeder Punkt den Wert einer Perfusionsperiode darstellt, gruppieren sich um eine einzige Regressions- gerade, d. h. unabhängig von der An- oder Abwesenheit von Glykosid in der Perfusionsflüssigkeit ist die Ausschcidungsrate von K+ eine Funktion ùder Na+-Ausscheidungsrate. Wenn die glykosidbedingte Itemmv~_rkung

ausschließlich einen mit-

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Abb.2. I(onzentrationsmaster im stop flow-Versuch. Inulin {mg/100 rot), Natrium (mMol/1) und Calcium (ml~ol/1) vor [ . . . . . ] und 10 min nach [ ] Injektion von 9>09.10 -s 1~[ol ,Convallatoxin in eine A. rena]is des Hundes. Zweigipfliger Verlauf der Inulin-Konzentrationskurve, Parallel-Verschie- bung der Konzentrationsmuster nach Convallatoxin von Inul in nach unten sowie :Natrium und Calcium nach oben

einander gekoppelten Na+-K+-Austauseh be- t raf e, dann w~re nicht eine Regressionslinie zu erwarten, sondern zwei: für nicht mit Glykosid behandelte Nieren müßte die Steigerung der Aus- scheidungsrate fiir K+ bei einer gegebenen Steige- rung von Na+ weitaus größer sein als bei mit Glykosid behandelten Tieren oder: in der ge. wählten Darstellung müßte die t~egressions- linie der glykosidbehan- delten Nieren flacher ver- laufen als die der nicht unter Glykosideinfluß stehenden.

Z u 2. Die Wirkung einer langsamen (2--3 min) Injektion von 50 #g/kg ~-- 9,09 Mol • 10 -s CT/kg in eine A. renalis des Hundes auf die Konzentrations-/Ausseheidungsmuster von Inulin, Na + und Ca++ im stop flow-Versueh ist der Abb. 2 (Darstellung typischer Einzelversuche in Abb. 2 und 3) zu entnehmen. Die Plasmakonzentrationen von Na+ und ,Ca ++ andern sich nach Glykosidinjektion nicht. Sie betragen für Na + und ,Ca++ vor und nach CT 148 bzw. 2,3 mMo]/1. 10 min nach Convalla- toxinzufuhr ist das Konzentrationsmuster von Na+ parallel nach der höheren Konzentration v•rsehoben, die Na+-Konzentration bei freiem Harnfluß und das distale Minimum sind nach CT 3--4mal höher als vor Behandlung. 30--40 min sparer ist erneut eine Parallelversehiebung des Ausscheidungsmusters von Na+ erfolgt, jedoch in l~ichtung auf den Ausgangswert vor Behandlung, was Ausdruck der abklingenden Glykosid- wirkung ist. Die Konzentrationsmuster von Ca++ verhalten sich wie die von Na +. Na+-, K +- und Ca++-Konzentrationsmuster wurden (siehe _Abb. 2 und 3) in absoluten Werten, nicht als Clearance-Quotienten dar-

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gestellt, da die Clearance-Quotienten keinen wesentlich anderen Kur . venverlauf ergeben und CIearanee-Quotienten ~ 1 auch für K+ nie: erreehnet wurden.

Auch an der Hundeniere sind die für K + gewonnenen Daten viel- f/fltiger als die für Na+ und Ca++ gemessenen. In der Mehrzahl der Versuche konnten wir einen distalen K+-Gipfel nicht nachweisen, wobei sich Hunde in reiner Mannit-Diurese oder mit zusatzlicher K+-Be- lastung, deren Wirkung sich in einem gegenüber der Norm (4,8 mMol/1 vor CT; 5,2 mMolll nach CT) deutlich erhöhten K+- Plasmaspiegel (6,5mMol/1 vor CT; 8,5 mMol/1 nach CT) zeigte, gleich ver- halten. Das Konzen- trat ionsmuster von K + ähnelt dem von Na + bzw. Ca ++ bei einem ausge- prägten distalen K +- Minimum. Die CT-Wir- kung auf das K+-Konzen- trat ionsmuster ist unter- schiedlich je nachdem, ob sich die Tiere in reiner

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Abb. 3. ]~ntspricht Abb. 2. Konzcntrationsmuster von Kalium vor und 10 min nach ConvallatoxinApplikation 9,09 - 10 -81~ol. Oberes Bild: Versuch w~hrend Kalium-Belastung (KC1- Dauerinfusion). Deutlich erhöhter Xaliumspiegel im Harn, nach ConYallatoxin-Applikation verschieb~ sich das Kalium- Konzentra~ionsmuster nach unten. Unteres Bild: Convalla- toxin-Wirkung auf Xalium-Konzenbrationsmuster während reiner ~anrät-Diurese: Das Kalium-Konzentrationsmnster

verschiebt sich nach oben

Mannit-Dinrese befinden oder ob zusätzlich KC1 infundier~ wird. Bei Tieren in reiner Mannit-Diurese erhöht sich nach CT die K+Konzen- trat ion bei freiem Harnfluß, bei den K+-belasteten Tieren sinkt die K+-Konzentration bei freiem Harnfluß. Entsprechend wird bei den Tieren in Mannit-Diurese das K+-Konzentrationsmuster nach der Seite der höheren Konzentration, bei K+-belasteten nach der Seite der niedrigeren Konzentrat ion parallel verschoben (Abb. 3). Eine etwaige - - quant i ta t iv erfaßbare - - Hemmung der distalen K+-Sekretion - - K+-Konzentrations - erniedrigung im Harn - - ist demnach nur für ]ehe Nieren anzunehmen, die auf das hohe K+-Angebot mit einer Stimulierung der distalen Se- kretion antworten.

Diskussion Unter den vorliegenden Bedingungen werden die geprüften Elek~ro-

ly~~ransporte in den künstlich perfundierten isolierten Frosehnieren 33*

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.508 GÜNTHER VOGEL, ~VALTRAUD I(RöBER und URSULA TERVOORE~:

durch CT unterschiedlich beeinflußt: Die Reabsorption von Nu+ wird s tark gehemmt, weniger stark die von Ca++. Die Beeinfiussung der Kal iumtransporte ist schwerer zu beurteilen, da Resorptions- und Sekretionsvorgänge gleichzeitig ablaufen. Die Korrclation der Na+ zu K+-Ausscheidung bei unbehandelten und unter Glykosideinfluß stehen- den Nieren ist gleich: In allen Versuchen - - Nieren unter Glykosid- einfluß stehend oder nicht - - ist einer best immten Steigerung der Aus- scheidnngsrate von Na+ die gleiche Steigerung der Ausscheidungsrate von K + korreliert. Dabei erhöht sich mit zunehmender Glykosidkonzen- t rat ion in der Perfusionsflüssigkeit die Zahl jener Nieren, die mehr K + ùausscheiden als filtrieren (K+-Sekretion). Da CT die K+-Reabsorption hemmt (siehe Tabelle), dürfte die per saldo überwiegende K+-Sekretion so zustande kommen, daß die Resultante aus gehemmter K+-l~ück- resorption und nicht gehemmter -Selcretion einen Zustand ergibt, bei dem die Menge des ausgeschiedenen K + größer als die des filtrierten ist. Unter physiologischen Bedingungen ist eine Sekretion von K+ durch Amphibicnnieren offensichtlich nicht obligatorisch. Dafür sprechen frühere Befunde 19, nach denen eine K+-Sekretion durch die isolierte Froschniere vor allem bei erhöhtem K+-Gehalt in der Perfusionsflüssigkeit auftr i t t . Auch BoTm 1 fand bei Mikropunktion der Nephronen von Iqecturus nur in Ausnahmefällen Hinweise für die Existenz einer K+-Se- kretion. Die Versuche an der Froschniere gestat ten keine Aussage über tue Lokalisation der durch herzwirksame Glykoside bedingten Wir- kungen. Sie zeigen, daß die Na+-Reabsorption stark gehemmt wird, weniger die Reabsorption von Ca++ und noch weniger die von K+. Eine ausschließliche Hemmung der dist»len Na+-Reabsorption ist allerdings aus quanti tat iven Gründen nicht diskutabel : wenn unter 6,4 • 10 -6 Mol/1 CT nur noch ca. 300/0 des filtrierten Iqa + rüekresorbiert werden, muß auch .der proximale Na+-Rücktransport betroffen sein. Ein in Abhängigkeit vom Funktionszustand der Niere mehr oder weniger tätiger K+-Se - kretionsmechanismus scheint durch CT in den geprüften Konzentrat ionen ùdagegen nicht inhibiert zu werden. Die vorliegenden Versuche können nicht als Beweis für die Existenz eines miteinander gekoppelten und durch Herzglykoside hemmbaren Na+-/K+-Austauschmechanismus gewertet werden.

Aus den nach sechsminutiger Ureterokklusion gewõnnenen Konzen- t ra t ionsmustern lassen sich mit Sicherheit nur Aussagen zur Lokalisation von tubulären Transporten und pharmakologischen Wirkungen darauf in den Sammelrohren und den distalen Tubuli machen. Die nach In- jektion von CT in eine A. renalis gewonnenen Konzentrat ionsmuster ~zeigen, daß tIerzglykoside die distale Na-Reabsorption stark beein- flussen. In den proximalen Tubuli ist - - entsprechend dem maximal erzeugbaren Na+-Gradienten von ca. 45 mMol/1 - - mit einer Na+-Kon -

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zentration von 100 mMol/1 zu rechnen. Das distale Na+-Minimum vor CT-Zufuhr beträgt im Mittel 8,5 mMol/1, nach CT 43,8 m~ol/1. Daraus folgt, daß der distale Na+-Reabsorptionsmechanismus durch Glykoside gehemmt värd, über eine mögliche Beeinflnssung des proximalen Na+- Transportes lassen die vorliegenden Daten keine sichere Aussage zu. Daß kardiotone Steroide mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die proximale Na+-Reabsorption hemmen können, zeigen - - unveröffentliehte - - Versuche an Hunden, denen 2 ,3 .10-s Mol CT/min in eine A. renalis infundiert wurde. Dabei kann während einer 120minütigen Infusions- periode bis zu 35°/o des filtrierten Na + ausgeschieden werden, ein Betrag, der schwerlich über eine ausschließliche Hemmung der distalen Na+- Reabsorption erldärbar ist. Die Konzentrationsmuster von Ca++ ver- halten sich vor und nach Zufuhr von Glykosid wie die von Na +, so daß für beide Transporte entweder der gleiche Mechanismus postuliert oder an- genommen werden muß, daß Herzglykoside zwei verschiedene Mechanis- men gleichermaßen beeinflussen6,1°, 21.

Ein distaler K+-Konzentrationsgipfel alsAusdruck einer K+-Sekretion ist im stop-flow-Versueh am Hund von den Versuchsbedingungen abhängig. Während W ~ ~ E ~ et al. 2° auch während Mannit-Diurese den distalen K+-Gipfel nachweisen konnten, war er bei der gleichen os- motischen Diurese in den Versuchen von JA~~IX~ u, Bv, I~H~~g s nicht gegeben. Letztere benutzten zur Berechnung der Clearanee-Quotienten die U P / R a t i o von Inulin und fanden entsprechend unseren Werten bei Mannit- und NaC1-Diurese den Kalium-Clearance-Quotienten stets < 1, während er bei Zufuhr von Na~SQ, KC1 und Acetazolamid äuf > 1 anstieg. In unseren Versuchen verhielten sich unter K+-Belastnng stehende Nieren nach Glykosidzufuhr anders als solche, die sich aus- schließlich in osmotischer Diurese befanden: bei letzteren bewirkte CT eine Steigerung der K+-Konzentration bei freiem Harnfluß, das K+-Kon- zentrationsmuster wurde nach oben verschoben, bei unter K+-Belastung stehenden Nieren wurde die K+-Konzentration bei freiem Harufluß gesenkt, das K+-Konzentrationsmnster wurde nach unten verschoben. Wir deuten dieses Verhalten durch die Armahme, daß die unter den Bedingungen der K+-Belastung stimulierte distale K+-Sekretion durch Convallatoxin iuhibiert wird. Bei Nieren in reiner Mannit-Diurese betrifft die Hemmwirkung von CT vorwiegend die K+-Reabsorption. Nur wenn die K+-Sekretion stimuliert ist und damit quanti tat iv in Erscheinung tr i t t , was bei physiologischem K+-Angebot der Niere nicht gegeben ist 15, wird eine Hemmung der distalen K+-Sekretion deutlich. Das unterschiedliche Verhalten der K+-Ausscheidung nach CT wird demnach als durch unterschiedliche Funktionszustände der Niere bedingt ge- deutet. Auch WrLD~ u. HowAgn ~2 erhielten unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Beeinflussung der K+-Konzentrationsmuster nach

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öl0 GÜNTHER VOGEL, W~-LTRAUD KRöGER und UI~suL~- TERVOOREN:

Ureterokklusion durch Ouabain, eine Erklärung der Variabilität ihrer Ergebnisse wurde nicht gegeben.

Zusammenfassung Von der Frage ausgehend, welche tubulären Ionen~ransporte durch

tterzglykoside in welcher Richtung und in welchem Ausmaß beeinflußt werden, wurden die tubulären Transporte für 1Na+, K + und Ca ++ unter Einwirkung verschiedener Konzent ra t ionen des tterzglykosids Con- vallatoxin an der künstlich perfundierten isolierten Froschniere ana- lysiert. Die Frage nach der Lokalisa~ion der Glykosidwirkung wurde in stop flow-Versuehen vor und nach Injektion von 9,09. i0 -8 Mol/kg Convallatoxin i~ eine A. renalis von Hunden geprüft.

An der Frosehniere hemmen kardiotone Steroide dosenabh~ngig vorwiegend die 1Na+-Reabsorption, weniger stark die von Ca++. Zwar wird die Rückresorption von K + -- nicht dosenabh£ngig -- ebenfalls gehemmt, unter Glykosideinfluß steigt indes der Prozentsatz jener 1Nieren, bei denen die ausgeschiedene K+-Menge gröI~er als die filtrierte ist. Diese Befunde werden so gedeutet, daß die Reabsorptionsvorg~nge für die geprüften Ionen gehemmt werden, nicht dagegen eine mögliche -- nicht obligatorische -- K+-Sekretion.

Nach Applikation von Convallatoxin in eine A. renalis von Hunden resultiert eine Parallelverschiebung der Konzentrationsmuster der geprüften Substanzen wie folgt : Inulin nach unten, Na+ nach oben, Ca++ nach oben. 1Na+ und Ca ++ verhalten sich so £hnlich, daß ihre Maniptùierung in einem gemeinsamen Transportmechanismus diskutiert wird.

W/~hrend Mannit-Dittrese verschiebt sich als Folge der Convallatoxin- Wirkung das I(+-Konzentrationsmuster nach oben, bei 1Nieren, deren K+-Sekretion durch i.v. Infusion von KC1 stimuliert war, nach unten.

Die Versuche an der Froschniere geben keine Hinweise für die Be- antwortung der Frage nach der Lokalisatioa der Glykosidwirkung; die stop flow-Experimente an der ttundeniere gestatten lediglich eine Aus- sage über Glykosidwirktmgen im distalen Tubulus und in den Sammel- rohren. 1Nach den dazu vorliegenden Daten hemmen Iterzglykoside in der geprüften Dosis die distalen Reabsorptionsvorg~nge für Na+, K+ und Ca ++. Die Tatsache, daß unter den Bedingungen einer reinen Mannit- Dinrese das K+-Konzentrationsmuster nach oben verschoben wird, bei stimulierter distaler K+-Sekretion -- i.v. KC1-Dauerinfusion -- dagegen nach unten, werden wie folgt gedeutet: W~hrend nicht stimulierter distaler K+-Sekretion wird diese entweder nicht beeinflußt bzw. ihre Hemmung entzieht sich aus quantitativen Gründen dem 1Nachweis. W~hrend K+-Belastung, bei stimulierter distaler K+-Sekretion, kommt es dagegen zur I-Iemmtmg dieses Vorganges bzw. die Hemmung wird aus quantitativen Gründen nachweisbar. Die Möglichkeiten der Beeinflussung

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Wirkung kardiotoner Steroide auf die Nierentubuli 511

de r t u b u l ~ r e n K+-Transpor~e d u rch k a r d i o t o n e Stero ide s ind vieffäl t ig, die E rgebn i s se s ind v o n d e n V e r s u c h s b e d i n g u n g e n u n d d e m jewei l igen F u n k t i o n s z u s ~ a n d der Niere abhäng ig .

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